World of Gothic Archiv
> Rollenspiel [Q] Das Land Gorthar # 7 |
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07.01.2004, 19:27 | #151 | ||||||||||||
Irock von Elladan Beiträge: 1.476 |
„Welch frevelhafter Gedanke treibt dieses heruntergekommene Pack dazu an die Vertreter Innos und Adanos auf Erden und ihre Helfer anzugreifen! Sind sie denn vollkommen vom Blick Beliars in die Finsternis geführt worden?“ Hätte es keinen so wesentlichen Grund gehabt, wäre Irock niemals so laut geworden. Die fürchterliche Kälte hatte bereits seinen Verstand angefressen und dazu war sowieso kein Gedanke daran zu verschwenden mit diesen Wilden einen Kompromiss zu schließen. Also dauerte es nicht lange und auch der hohe Wassermagier sammelte seine magischen Energien und ließ sie als Eislanzen auf den Gegner zu fliegen. Noch nie hatte er mit seiner Magie einen Menschen getötet, doch nun war es so. Er wirkte einige Zauber des Eiskristalls und ließ manch einen der Banditen mit erfrorenen Gliedmaßen zu Boden gehen. Immer wieder gingen magische Eislanzen von ihm aus, die die Mengen des Gegners ebenso wie die Waffengewalt seiner Gefährten zersprengte. Es war eine ansehnliche Gruppe an heruntergekommenen Halunken, die wohl schon so manches Leben auf dem Gewissen hatten, dies gerechtfertigte die Härte, mit der Dorriens Leute gegen sie angingen. |
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08.01.2004, 13:29 | #152 | ||||||||||||
Snizzle Beiträge: 2.405 |
Die Zeit des Kampfes war nun also gekommen. Viele der Banditen hatten sich gleich am Anfang auf die Snizzles Mitstreiter gestürzt und verwickelten diese in den Nahkampf. Der Magier hatte sich etwas abseits postiert und versuchte die Banditen anhand der Stimmen zu erkennen um sie mit einem gezielten Feuerball erwischen zu können. In diesem Getümel war dies jedoch alles andere als eine leichte Aufgabe. Die Schreie der Angreifer und Verteidiger waren laut, zu laut um einzelne Stimmen heraus hören zu können. Wenn Snizzle seine Gegner doch nur sehen könnte... Ein Schrei ertönte in der Nähe des Feuermagiers. Schon spührte Snizzle die Anwesenheit des Banditen in direkter Nähe, es blieb ihm nur der Nahkampf. Schnell hatte der Magier seinen Dolch zur Hand, da führte sein Gegner auch schon die erste Attacke aus. Gerade so konnte Snizzle den Schlag von der rechten Seite abwehren und seinen Gegner etwas zurückweichen lassen. Es war wie ein Gefühl, das Snizzle kämpfen ließ. Den nächsten, auch den übernächsten Schlag parrierte er. Ein Bandit war es wohl nicht gewohnt einem Magier im Kampf Mann gegen Mann unterlegen zu sein. Die nächste, wutentbrannte Attacke des Angreifers folgte... und damit auch die letzte. Snizzle drehte sich zur Seite hin weg und stieß mit dem Dolch zu. Er traf den Banditen, der durch die Wucht des unerwarteten Schlages zu Boden geschlagen wurde, im Rücken. Das Duell war vorbei. Die Gefährten Snizzles kämpften noch immer gegen die Angreifer. Diesmal wollte der Magier allerdings nicht noch einmal in den Nahkmapf übergehen. Was mit einer Waffe funktioniert musste mit der Magie Innos ja erst Recht gehen. Er nahm seine Rune in die Hand und konzentrierte sich. Ein Zischen und Knallen später war der Schrei eines Banditen zu hören. Durch seine Blindheit hatte er also nicht an Treffsicherheit eingebüßt, er musste lediglich auf seinen Instinkt vertrauen. Erneut zischte ein Feuerball... und traf sein Ziel. Ein weiterer Übeltäter ging mit lautem Geschrei zu Boden. Auch von den Seiten hörte Snizzle die Schreihe der Sterbenden. Dieser Kampf neigte sich für die Banditen dem Ende zu, solange keine Verstärkung eintreffen würde. |
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09.01.2004, 20:09 | #153 | ||||||||||||
Livia XI Beiträge: 347 |
Ein letzter Feuerball jagte auf eine Banditen, der anschließend stumm umfiel. Da er der letzte Überlebende war, der sich nicht wie die anderen Feiglinge in die Wälder verdrückt hatte, schossen alle Magier auf ihn, von Dorrien durchstachen ihn Pfeile und der Ritter beschäftige ihn mit seinem Schwert. Kurz darauf war Stille um sie herum. Alle Krieger nutzten die Pause und atmeten erstmal tief durch. Doch gönnte der Feuermagier ihnen keine lange Pause: "Jemand verletzt? Nein? Gut! Wir müssen weiter, rasch, bevor noch mehr aufkreuzen." Alle anderen murrten, doch blieben ihnen wohl nichts anderes als weiter zu marschieren. Dorrien hatte eh schon wieder einen großen Vorsprung. |
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11.01.2004, 16:43 | #154 | ||||||||||||
Longbow Beiträge: 4.035 |
Schon seit Tagen liefen sie nun durch diese öde Landschaft, ohne ein wirkliches Ziel in Sicht. Diese Gesuchten konnten überall sein, sie zu finden war fast unmöglich. Und er selbst hatte eigentlich andere Pläne, nämlich endlich diese Horrorgedanken loswerden. Er wollte wenigstens das versuchen, was Shakuras ihm empfohlen hat, doch dazu musste er erstmal weg von hier. Er beschloss, Snizzle einfach nach einer Teleportrune zu fragen. Mit dem Boot dauerte es ihm jetzt zu lange. „Ähm, Snizzle, ich hab da einen Wunsch, den Ihr mir sicher erfüllen könnt.“ „Der wäre?“ „Ich muss zurück nach Khorinis, genau genommen ins Minental. Habt Ihr eine Teleportrune dorthin?“ „Ins Minental nicht, aber ins Kloster. Doch wieso wollt Ihr plötzlich weg?“ „Ich muss einfach, bitte, gebt sie mir, als Verbündeten und Freund. Werd Eure Großzügigkeit auch zu schätzen wissen.“ Snizzle schaute ihn fragend an. „Könnt Ihr auch Runen benutzen?“ Das muss man lernen? Er dachte, das geht ganz einfach. „Ähm, nein, ich hab es zumindest noch nie gemacht.“ „Dann geht das auch nicht. Aber nimmt diese Spruchrolle. Die anzuwenden ist ein Kinderspiel.“ Er reichte ihm ein Pergament, auf dem irgendwas drauf stand. „Okay, ich danke Dir!“ Long beschloss, von Ihr auf Du zu wechseln. „Sobald wir uns wieder sehen, werde ich Dir deine Großzügigkeit erwidern. Viel Erfolg bei eurer Suche noch.“ „Dir ebenso.“ Long schaute sich noch zu den anderen um. Alle liefen vor ihnen, keiner hatte ihr Gespräch bemerkt. Selbst Livia war endlich mal von ihrem Lehrer abgekommen. Der Ritter beschloss, sich klang heimlich zu verdrücken, um weiteren Diskussionen zu entgehen. Als sie an einem Waldrand vorbei liefen, setzte er sich schnell von der Gruppe an und verschwand zwischen den Bäumen. Dort rollte er wieder das Pergament auf und las die Schrift: Zum Heiligen Kloster Innos’ Toll, und nun? Wie kam er dahin? Eigentlich hatte er erwartet, dass da eine Art Anleitung stand. Schnell schaute er aus dem Wald in der Hoffnung, Snizzle noch zu sehen, doch die Gruppe war längst weg. Er nahm wieder das Papier in die Hand und schaute es sich noch mal genauer an. In der Tat, nichts außer diese vier Worte. Vielleicht musste er sie einfach sprechen? „Zum Heiligen Kloster Innos’“ Hoffnungsvoll wartete er kurz, doch geschah nichts. „Ich will zum Heiligen Kloster Innos’!“ Nichts. Na toll, wie sollte das nun weiter gehen? Er lief ein paar Schritte gerade aus, in der absurden Hoffnung einen Magier über diese eintönige, verschneite Landschaft laufen zu sehen. Plötzlich verschwand aber diese Landschaft zu einer bunten Wand. Um ihn herum fing alles an zu wackeln, überall blitze es kurz auf und ehe er sich versah, holperte er gegen die Pforte des Klosters. Er kippte nach hinten um und kämpfte kurzzeitig ums Bewusstsein. Doch dann sah er schon das Gesicht von Pedro. „Alles in Ordnung, Ritter?“ „Ja, ja, mir geht’s gut.“ Er rappelte sich hoch und schaute sich um. War er hier wirklich vorm Kloster? Doch der Gedanke war überflüssig, Pedro und die Pforte bewiesen es ausreichend. Der Novize streckte seine Hand aus und verlangte wie immer die Waffen. Long gab sie ihm murrend und durchtrat dann das Kloster. Sicher, von da kam er erst ein paar Tage zuvor und er hatte ein anderes Ziel, doch brauchte er erstmal was zum Essen. |
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25.01.2004, 21:59 | #155 | ||||||||||||
Aylana Beiträge: 243 |
… Fast wie in Zeitlupe fiel die junge Frau auf die Knie. Ihre Kräfte waren erschöpft, ihre Ausdauer vollkommen aufgebraucht. Zuviel war geschehen auf ihrem Weg, zuweit war sie ohne pause gegangen. Sanft schloss sich ihre Faust und vergrub sich im Boden, schweiß tropfte von ihrer Stirn auf den Kalten Boden. Der Wind schlug ihre Kapuze nach hinten, zerzauste ihr Langes Haar. Schnell und Tief war ihr Atem, doch ihre Lungen schienen einfach nicht genug Luft aufnehmen zu wollen. Doch sie war soweit gekommen, nun war nicht der richtige Zeitpunkt um einfach umzufallen. Mit letzter Kraft erhob sich das zarte Wesen vom Boden und lehnte gegen einen einzelnen Baum. Eine Hand hielt ihre verletzte Schulter, aus der immer wieder einzelne Tropfen des Roten Lebenssaftes herauströpfelte. Konnte dies das Ende sein? War hier ihr weg zu ende? Nein! Mit neuem Mut bestückt setzte sie ein Bein vor das andere, langsam aber sicher setzte Aylana ihren Weg fort. Doch bei jedem Schritt spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Schulter, ihre Beine waren beinahe taub und ihr Gesicht brannte von der Kälte des Eisigen Windes. Seit Monaten schon durchquerte die junge Frau dieses unbekannte Gelände und auf jeden Tag neu fragte sie sich ob es überhaupt ein Ende gab. Und es war nicht nur die Kälte, die dieses Abenteuer so schlimm machte, sondern viel mehr die Trommeln, die Schreie und das unbekannte das vor ihr lag. War dieses Land so groß? Konnte sie nicht endlich die lang ersehnte Stadt erreichen? Oder gab es diese Überhaupt? Solangsam zweifelte Aylana an ihrem eigenen Verstand, oder eher der Karte dieses Landes. Doch kurz bevor sie bereit war aufzugeben, erschien eine Flagge am Horizont. Schnell beschleunigten sich ihre Schritte, fast wie von einer Fremden Macht angezogen. Nach etlichen Tagen des Dunklen Waldes erreicht sie endlich das Ende dieser Hölle. Große Stadtmauern erhoben sich vor ihr, Flaggen wehten zärtlich im Wind. Unglaubwürdig starrte Aylana auf Gorthar, konnte es wahr sein, hatte sie es tatsächlich geschafft? Fast wie in Trance gingen ihre Beine darauf zu, eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter, es war geschafft. Dabei wusste sie noch immer nicht wie es dazu kommen war. Plötzlich war sie in mitten eines Waldes aufgewacht und nun war es vorbei. Warum und Wieso, war ihr unklar und vielleicht war es auch nicht wichtig. Sie war einfach nur glücklich wieder eine Stadt zu sehen, andere Menschen… Mit Schmerz verzerrtem Gesicht betrat sie die Stadt, es war schon Dunkel und die Straßen waren von einem einzigen großen Schatten überzogen. Überaus erschöpft lies sich Aylana in einer kleinen Gasse auf einer mauer nieder. Während ihr Herz laut vor sich hin Pumpte, versuchte sie endlich einmal wieder Ruhe zu finden. Ihr ganzer Körper lag Flach oben auf der mauer, komplett im Schatten versteckt, weswegen sie auch sehr sicher war das niemand hierher sehen würde. Ihr Mantel umhüllte den ganzen Körper und auch einen Teil des Gesichtes, ohne dieses Stück Stoff wäre ihr Leben wohl schon beendet gewesen, die Kälte der Nacht hätte ihren Tot bedeutet. Aylana war glücklich, endlich hatte sie wieder die Zivilisation erreicht, nur ein Teil zu ihrem vollkommen Glück fehlte noch. Um diesen einen Teil zu finden, würde sie wirklich alles geben, selbst ihre Leben. Doch ob es wirklich möglich war, war ungewiss. Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, Sterne funkelten Zart am Himmelszelt. Daneben stand der fast vollendete Mond, welcher einen Teil seines Lichtes auf die Erde unter ihm warf. Aylana versank mit geöffneten Augen in Träumen, ihr Blick war leer und nichts aussagend und doch waren ihre anderen Sinne überaus Aktiv und nahmen jede kleinste Bewegung auf. Umso Länger ihr Blick gen Himmel gerichtet war, umso mehr wurde ihr Bewusst wie sehr man von einer Person abhängig sein konnte. Doch trotzdem versuchte sie all ihre gedanken und Gefühle zu verbergen, zu verstecken vor sich selbst und vor anderen, meistens gelang ihr dies auch. Schließlich begann die Mauer Kalt zu werden, Aylana sprang geschickt herunter und suchte in den Straßen eine Taverne oder Ähnliches. Erst nun viel ihr auf das die Straßen wie leer gefegt waren, nur in der Ferne waren einige verzerrte Stimmen zu hören, die sich jedoch irgendwo in den Gassen verloren. Kurz darauf, nach einigen Abbiegungen, erreichte sie ein kleine Taverne nahe dem Hafen. Die junge Frau trat ein, das erste was ihr widerfuhr waren einige Neugierige Blicke von den Männern. Es schien nicht oft zu geschehen das junge Frauen alleine hier eintraten. Aylana entschied sich für einen kleinen Tisch in der Ecke der Schänke. Das einzige was sie wollte war eine Flasche Wasser, das reichte vollkommen, vorerst. Immer noch waren Blicke auf sie gerichtet, Aylana ignorierte diese und Trank derweil genüsslich ihr Wasser. Obwohl es nur Wasser war schmeckte es hervorragend, es war das beste was sie seit langem Getrunken hatte. Die Flasche Wasser hatte nicht sonderlich lange ihrem Durst stand gehalten, doch kaum hatte sie das Getränk entleert trat ein Mann vor ihren Tisch und grinste. Aylana warf ihm einen kurzen Blick zu, erhob sich dann und drängelte sich an ihm vorbei, nebenbei entwaffnete sie den armen Mann noch bevor dieser nach dem Schwert greifen konnte, natürlich lies Aylana den schweren Goldbeutel des Mannes auch nicht hängen. Als die Hand des Mannes an seinen Gürtel fuhr schaute er verwirrt zu Aylana, welche schon in der Tür stand. „Was macht so eine Hirnlose Raupe wie du mit einem solch schönen Schwert?“ Klirrend viel das Eisen zu Boden und die junge Frau verlies die Taverne mit einem Grinsen im Gesicht. Hinter ihr ertönten wütende schreie und man konnte hören wie er das Schwert erhob. Aylana kümmerte sich nicht weiter um den Geistig Behinderten Mann, sondern verschwand um einige Biegungen auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. |
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26.01.2004, 21:23 | #156 | ||||||||||||
Aylana Beiträge: 243 |
So langsam fand das Gefühl der Lebendigkeit wieder zurück in ihren Körper. Sie hatte gegessen, getrunken, gut geschlafen und immer noch genug Geld um es sich noch eine Weile gut gehen lassen zu können. Doch was würde das bringen? Sollte ihr Leben nun hier in dieser Stadt ablaufen? Die andere Wahl war allerdings zurück nach Khorinis zu gehen, doch dort würde sie ihr Glück sicherlich auch nicht finden. Immer mehr kamen ihr die Zweifel auf ob ihr Glück jemals zu ihr Finden wird, oder andersrum. Dabei war es bestimmt das Einzige Glück auf dieser Welt das Füsse besaß und bestimmt irgendwo durch die Welt lief. Das alles hatte sich Aylana gedacht als sie Aufgewacht war, natürlich war es schon wieder Dunkel, aber das war sie junge Frau ja gewöhnt. Ihren Schlafrythmus hatte sie nun vollkommen verloren, falls ihr so etwas überhaupt einmal gehört hatte. Na ja, in der Nacht war es sowieso viel einfacher jemand zu Bestehlen um sich selbst ein klein wenig zu bereichern. Schließlich aber befand sie sich wieder auf den Straßen von Gorthar wieder, im Gegenteil zum letzten mal waren die Straßen nicht vollkommen ausgestorben. Sondern einzelne Menschen liefen ihr immer wieder über den weg und zu ihrer Verwunderung wurde sie sogar von einigen Wenigen Ausnahmen begrüßt. Beinahe Erschrocken erwiderte Aylana die nette Begrüßung einer Älteren Frau, als Dankeschön lies sie der Frau sogar ihr Geld. Natürlich war diese alte Frau das einzige Wesen das es für nötig hielt die junge Frau zu begrüßen, wieso auch? Sie war ja auch nur ein langweilig weibliches Wesen das es nicht Wert war begrüßt zu werden in einer Welt in der die Männer regierten. Ach immer diese bescheuerten Vorurteile, Donnra sei dank waren nicht alle Männer so. Hatte sie gerade Donnra gesagt? Na ja, jeder verspricht sich mal. Aylana versuchte stets ihre Gefühle und Gedanken vor anderen zu verbergen, so auch jetzt. Ihre Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, der Bogen unter dem Mantel versteckt. Immer auf der Suche nach einen Ruhigen Plätzchen marschierte die junge Frau durch die Straßen und beobachtete die Nachtaktiven Leute bei ihrem tun. Nachdem Aylana nun schon einige male Komplett die Orientierung verloren hatte, erreichte sie schließlich wieder die gleiche Taverne wie die Nacht zuvor. Seufzend trat die junge Frau ein und wollte sich an einen Tisch setzen. Jedoch befand sie sich zu ihrer verwunderung plötzlich auf dem Boden, über ihr war der Mann von gestern. „So so du bestielst mich also, na warte!“ Der Mann grinste genau wie einen Tag zuvor, doch zum ekel’ der Frau begann er ihren hals zu lecken. Die anderen Leute in der Taverne verließen diese Fluchtartig, oder aber feuerten den Eckelhaften perversling an. Plötzlich drang etwas in Aylana ein… schnell und hart zugleich… Warum steckte dieser Fette Blödmann seinen Finger in ihren Mund? Wuchtig biss sie mit aller Kraft hinein bis das Blut daraus Spritzte. Der Mann sprang wutentbrannt auf, ebenso Aylana. Schnell verschaffte sie sich einen Schritt abstand und zog, beinahe Rekordverdächtig, den Bogen von ihrem Rücken, im selben Moment erreichte ihre andere Hand einen Pfeil. Sekunden Später stand die Pfeilspitze nur wenige Zentimeter von dem Gesicht des Mannes entfernt. Dieser hielt sich mit schmerz verzerrtem Gesicht den überaus Blutigen Finger und Knirrschte mit den Zähnen. „Verpiss dich…“ drang es überraschend aus Aylanas kehle. Andere Leute aus der Taverne fühlten sich wohl angesprochen und verließen die Taverne, so auch der Fette Blödmann. Total angeekelt verschwand Aylanas Bogen wieder auf ihrem Rücken, ebenso der Pfeil. Mit ihrem Mantel versuchte sie die Sabber des Mannes von ihrem Hals zu wischen und bestellte sich beim Wirt ein Glas wein, ja das war das richtige zum Abschluss dieses Sowieso total Bescheuerten Tages in einer sowieso total bescheuerten Stadt voll sowieso total bescheuerter… Manchmal hatte die Junge Frau das Gefühl sie wiederhole sich mit ihren Gedanken, allerdings kam ihr das wohl bloß so vor. Nachdem das Glas Wein entleert war und der Tag dadurch einigermaßen gerettet wurde, verließ sie die Taverne wieder mit einem schlechten gedanken an den Nächsten Tag in dieser Stadt. Immernoch war ihr selbst Unklar warum sie sich nicht das nächste Bott schnappte und zurück schipperte, das konnte ja nicht so schwer sein, aber irgendwas sagte ihr, das es falsch wäre, also blieb sie eben in dieser becknackten Stadt und wartete darauf das etwas passierte worauf die Junge Frau schon lange wartete, nur was war halt die Frage. Seufzend, schluckend und spuckend lief die ex-Amazone durch Gorthar, dann befand sie sich wieder an ihrer Vorherigen übernachtungsmöglichkeit. Solangsam bezweifelte sie das es hier mehr als nur die Taverne und dieses gebäude gab. Zumindest war noch nichts anderes Interessantes in der Stadt aufgetaucht, sehr seltsam. Ob die anderen sachen nur Tagsüber da waren? Ohne sich weitere Gedanken über ihre Gedanken zu machen trat Aylana in die Stube ein, winkte dem netten Mann hinter dem Thresen zu und ging wieder in ihre Zimmer, welches auch letzte Nacht ihre Unterkunft gewesen war. Schnell fielen die Klamotten und die Rüstung zu Boden und entblößten ihren beinahe vollkommen unbekleideten Körper. Dieser versank kurz darauf in der Wärme des Bettes, wo er wohl auch bis zum nächsten Morgen liegen bleiben Würde. |
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01.02.2004, 19:33 | #157 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Tristan sollte der Typ also heißen. Also schön ,dachte er, dann will ich diesem Tristan mal einen Besuch abstatten. Die Straßen und Pfade von Teljarsfeld waren noch immer schneeverweht, der Sturm von gestern hatte nur weitere weiße Pracht gebracht, es war nichts außergewöhnliches, dass es hier zu dieser Jahreszeit heftige Schneestürme gab, wahrlich nichts außergewöhnliches. Der Schnee fiel unter seinen Stiefeln, es kam ihm so vor, als ob diese jeden Tag enger und unbequemer werden sollten. Es war an der Zeit sie endlich auszutauschen, jahrelang hatten sie ihm gedient, doch jetzt waren sie kaputt und abgefranst, sie drückten sogar ein wenig. Er war größer geworden, in all den Jahren herangewachsen. Wenn er Glück hatte, dann würden seine Leiden bald erlöst. Obwohl man dies nicht als Leiden bezeichnen durfte, waren es doch lediglich Stiefel, die zu eng wurden. Es tat gut einmal wieder Schnee zu sehen, doch gestern war es einfach zu viel gewesen, dieser Schneesturm war ganz schön heftig gewesen und nun ja, da hätte einiges passieren können, wäre da nicht der freundliche Wirt gewesen. Immer mehr gewann er den Eindruck, dass es kein Zufall war, denn er glaubte nicht an Zufälle. Alles schon vorher bestimmt, der Weg, die Blätter und der Schnee. Die Welt war am laufen und er lief mit, die Uhren waren am ablaufen und zeigten an, dass seine Zeit kam. Doch war er am ablaufen, oder am anlaufen. Begann die neue Zeit oder verließ ihn das Leben? Lasst mich in Ruhe, ich muss mich auf andere Dinge konzentrieren. Die Geister, waren sie einmal verscheucht, gaben auf weiter auf Antworten zu pochen. Seine Schritte waren weich und zart, geschmeidig und ehrgeizig. Seine wehenden Haare kündeten von der Zukunft seines Ichs und schenkten der Welt Schönheit und angenehme Töne. Als er zum Marktplatz kam, er hatte ihn noch gut in Erinnerung und war deshalb nicht überrascht ihn zu sehen, stellte er verständlicherweise fest, dass heute kein Händler hier war. Entweder war heute einfach nicht der Tag, oder wohl eher lag es an dem Schneesturm von letzter Nacht. Doch heute war er nicht hier um zu kaufen, heute war er wegen Informationen hier. Er suchte Tristan und fand die vom Wirt beschriebene "windschiefe Hütte". Hab ich dich endlich gefunden Tristan. Er sprach wie zu einem alten Freund, dabei war es nur ein Fremder, ein unbedeutendes Individuum, auf dessen Hilfe er, Rociel, angewiesen war. Die Tür war im Gegensatz zum Rest der Hütte das Stabilste, was man hier antraf und so klopfte er dreimal an. Pock-Tock-Klock. Es dauerte nicht lange, da wurde am Schloss gedreht und die Tür aufgemacht, vor ihm stand ein etwa gleichgroßer Mann, doch dieser hatte breite Schultern, einen rauen Bart und sah sehr kräftig aus. Ja? Dieses Ja klang leicht genervt und so gar nicht angetan von dem Besuch, doch Rociel hatte keine Zeit zu verlieren und so entgegnete er nur kurz und knapp: R: Tristan? T: Der bin ich. Was wollt ihr von mir? R: Ich bin gekommen, weil der Wirt meinte, ihr hättet Informationen. T: Informationen über was? R: Informationen über die legendären Schneewölfe. T: Hm…in Ordnung, kommt rein, aber wehe ihr klaut hier was. Mit einem Schmunzeln trat er dann in die Hütte, als ob er so aussah, als ob er es notwendig hatte hier etwas mitgehen zu lassen. Doch die äußere Armut der Hütte war von innen nicht mehr zu sehen. Prächtige Felle hingen hier überall, edle Metalle waren an der ganzen Hütte verarbeitet und die Köpfe von ein paar seltenen Tieren zierten die Hütte. Der Mann musste wie er Jäger sein. Staunend sah er sich um, wurde dann zu einem Tisch gebeten und der Mann servierte heißes Wasser. Es war nicht unbedingt edel, aber es war der Situation da draußen durchaus angemessen. Dann aber lehnte er sich gegen eine der freien Stellen und zeigte auf ein reinweißes Fell, dass an die Wand genagelt war. Das ist ein Pelz eines Schneewolfes. Rociels Atem stockte, er ließ die Tasse mit dem heißen Wasser wieder auf den Tisch sinken und ging zu dem Fell. Er streichelte es, als ob das Tier noch leben würde und spürte, dass es unglaublich zart war. So ein Fell, es war unvergleichbar. Noch nie hatte er so etwas Zartes berührt, nicht einmal Seide war so weich. Es ist wunderschön, so wunderschön... Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich von dem Fell losreißen konnte, dann aber wandte er sich wieder dem Jäger zu. R: Woher habt ihr dieses Fell? T: Geschossen. In diesen Hängen. Vor zwei Jahren. Aber deshalb seid ihr doch nicht hier oder? R: Ich...ich...ich muss wissen, wo es noch Schneewölfe gibt, hier in diesen Hängen, an den Gipfeln dieses Gebirges ist meine letzte Hoffnung begraben. Ihr habt sie gesehen. T: Nun, ich kann euch helfen. Ihr wollt Schneewölfe schießen? Dann geht vom Dorf aus Richtung Norden. Bald werdet ihr einsame Hänge finden, schneebedeckt und kalt. Manchmal toben Schneestürme dort. Manchmal Lawinen. Die Wölfe leben dort. R: Richtung Norden...danke... Er verließ die Hütte wieder, das Gespräch hatte ihm geholfen, jetzt war er bereit sein Geheimnis Isabell zu offenbaren. Sie würde es sowieso erfahren, bevor er alle Zutaten zusammen hatte. Außerdem waren sie keine Schützen. Ihnen blieb nur der Nahkampf. Er würde ohne ihre Hilfe nicht gewinnen können. Mörder! Mörder! Mörder! Wenn du diese Wölfe tötest, dann tötest du vielleicht den letzten Bestand. Du Bastard, was bist du bloß für einer... Schweig still. Lass mich in Ruhe. Ich weiß, dass ich ein Mörder bin. Ein abscheuliches Wesen. An meinen Fingern klebt das Blut von unschuldigen Tieren und einem Menschen. Denkst du, ich weiß nicht, dass mich die Welt hasst. Die Folter an meiner Seele lässt mich morden. Ja, ich bin ein Mörder, ein verdammter Mörder, ich hasse mich dafür, doch nun habe ich mich für das Leben entschieden. Und das Leben bedeutet Opfer. Irgendwann werde ich dafür zur Verantwortung gezogen, oder ich mache es wieder gut. Das verspreche ich. |
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01.02.2004, 19:56 | #158 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Das Essen war warm, lecker und sättigend, doch irgendwie hatte sie gar keinen Hunger mehr. Er war ihr buchstäblich im Halse stecken geblieben. Jetzt waren sie hier, auf diesem Berg, oder besser gesagt auf einem Hang des Berges, der eigentlich ein großes Gebirge war und nun wusste sie nicht weiter. Was wollten sie hier bloß? Neue Kleidung hatte sie hier noch nicht gesehen, nur erfahren, dass morgen so was wie ein Markt hier war. Das dann anscheinend alle Händler kamen und sie versammelten, auf dem Marktplatz der kleinen Bergarbeitersiedlung und das dann wieder viele Geschäfte getätigt würden. Dennoch. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken hier zu bleiben. In den letzten Stunden hatte sie viel nachgedacht, weniger über Rociel oder das Essen hier, auch nicht über den Schneesturm und dieses Geheimnis, das sie hierher trieb, nein, es war anderer Natur. Isabell musste an Drakia denken, kein Heimweh und auch keine direkte Sehnsucht an ihre Heimatstadt, es war nur...so ein Gefühl. Egal wo sie auch gewesen sind, irgendwie war nichts so sehr vollkommen, als das sie sich wohlgefühlt hätte. Dabei lag es vielleicht am Winter, der all dies so hart machte, das Leben und auch die Gefühle. Sobald des Frühlings erste Knospen sprießen, würde sicher auch ihr Herz aufgehen. Die Taverne war warm, gut beheizt und bot großem Komfort gegenüber dem da draußen. Auf dem hölzernen Mobiliar saß es sich gut und Essen und Trinken war genug da, selbst die Betten waren weich und sie hatte nichts daran auszusetzen, doch da gab es dennoch Dinge, die eine Freude verhinderten. Tiefe Sorgenfalten gruben sich in ihre junge Stirn und regten zum grübeln an. Immer wieder drangen Bilder an ihr Auge, Bilder der vergangenen Zeit. Schöne und grausame Zeit zugleich. Die Schlacht um das Amulett und die Schizophrenie die sie in dieser Schmierenkomödie spielte und auch die Zeit danach. Immer wieder war es das Blut, das ihren Weg beflecken sollte. Sie sah es vor sich und wurde nur noch trauriger. Ab und zu lehnte sie ihre Hände vor und starrte auf sie, nur um sicherzugehen, dass kein Blut mehr auf ihnen war, sehr zur Verwunderung der anderen Gäste und dem Wirt. Dann aber sah sie wieder fort und wollte weg. Wie sie so über die Schwertklingen fuhr, da erkannte sie den Weg, der nur über den Kampf führen konnte. Langsam stand sie auf und ging wieder hoch zu ihrem gemeinsamen Zimmer. Isabell schloss nur die Tür hinter sich, schloss aber nicht ab. Als sie alleine in dem kleinen, rechteckigen Raum war, konnte sie es wagen die Klingen zu ziehen. Lautlos glitt der Stahl aus den Scheiden und blieb in ihren Händen willens. Auch an den doch sauberen Spitzen sah sie rotes Blut hängen und sah, wie es langsam auf den Boden tropfte. Plitsch, Platsch, Plitsch... Sie konnte die Tropfen gut hören, wie sie die Lache bildeten und wie bald schon ein Strom entstehen könnte. Aber sie verfiel dieser Versuchung, diesem Wahn nicht. Ruhig und gelassen wirbelte sie das Schwert herum, seitlich und präzise tauchte es unter allem hindurch, mit der Kraft der Gedanken ließ sie Gegner erscheinen und doch war sie grazil wie eine fliegende Feder eines weißen Adlers. Das ging eine ganze Weile so, immer wieder segelten die Schwertspitzen nur knapp an Wänden und anderen Dingen vorbei, doch nichts wurde beschädigt, nichts zerstört. Bis sie auf einmal einen Gegenpol spürte, eine Macht die sich lautlos genähert hatte und als sie ihre Augen wieder aufriss stand da ihr Bruder, eines ihrer Schwerter zielte auf seine Kehle, Zentimeter von Halsschlagader entfernt. Erschrocken ließ sie beide Klingen aus den Händen fallen und taumelte, doch ihre Hand und damit ihr Körper konnten nicht fallen, da Rociel sie im Fallen aufhielt. Was machst... du hier? |
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01.02.2004, 20:02 | #159 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Dich beobachten Schwester... Du hättest mich augenscheinlich töten wollen. War in deiner Vorstellung einer von vielen. Ein Teil der Masse, die du geschickt ausgeschaltest hast. Wie ein edles Raubtier reißt du. Hast eine Macht in dir, wie kaum eine vor dir. Und doch vergeudest du deine Kräfte an sinnlosem Fleisch. Du hättest mich töten sollen, hahahaha. Rociel lachte und doch war ihm mehr zum weinen zumute, denn er wäre liebend gern gestorben. Eine gerechte Strafe für seine Taten und für sein gescheitertes Leben, doch das Schicksal meinte es grausam mit ihm, wollte ihn lebend sehen. Noch eine kleine Weile, nicht mehr lange, aber ein bisschen. Zappeln lassen. Wie einen Köder am Haken. Er legte sich auf sein Bett und starrte die Decke an, ehe er auch sein Schwert aus der Scheide riss und wieder aufstand. Langsam aber sicher brachte er es in eine waagerechte Position zu seinem Schlagarm, so dass er aufrecht gerade sein Schwert in eine Richtung hielt. Dann schloss er die Augen und sah nach vorne. Wenn ich dich um einen Gefallen bitte Schwester, erfüllst du ihn mir dann? Isabells Aura war deutlich zu spüren, noch immer hatte sie Angst und war wie gelähmt aufgrund des Anblickes, als er so vor ihr stand, Zentimeter zur Schwelle ins Reich der Toten. Doch sie war noch immer im Rausch ihres eigenen Bannes und blieb so eiskalt auf den ersten Blick. Wie du wünscht. war ihre Antwort, kühl und knapp. Dann lege dein Schwert auf das meinige, auf das ich seinen Schmerz lindern kann. Er musste nicht lange warten, da war das Schaben von Stahl zu hören, aber er hatte die Antwort seines Wunsches längst gesehen. Er hatte gehofft sich zu irren, doch dem war nicht so. Nun steckte er sein Schwert zurück und auch Isabells Krummsäbel hatten hier nichts mehr zu suchen. Waffen waren an einem Ort wie diesem völlig unangebracht. Kalt waren ihre Wangen und das war selten bei seiner Schwester und nicht gut zu wissen, nichts zitterte an ihr, aber doch war sie verstört und nicht einmal seine scharfen Blicke brachten Wahrheit ans Tageslicht. Er streichelte ihre zarte Haut, ließ seine Fingerkuppen an ihrem Fleisch laufen und erst bei ihrem Ohr blieb er stehen. Wieso...denkst du an Blut? Welche Sorge blendet deinen Geist, dass du deine Waffen in die Vergangenheit schickst? Seine Stimme war nervös und bebte ängstlich, er fürchtete sich vor etwas, dass er nur zu gut kannte. Auch er war einst dem Wahnsinn verfallen und erkannte das Blut als Feind an. Es mussten noch viele sterben, bis er geheilt war. Er sah Isabell jetzt anders an. Legte seinen Spielerblick ab. Ja er hatte mit ihr gespielt, ein krankes Spiel, wie es nur von ihm kommen konnte. Ein abartiges Spiel, dass sich seiner widersprach, ein unmenschliches Spiel, dass sein Hass dem jungen Herzen abrann. Verfluchte dieses Spiel, krönte es doch nur seinen Hass zum König der drei Seelen. Jetzt sah er sie wieder verträumt an, mit Rociels unschuldigen Augen. Isabell hatte noch immer glasige Augen und kämpfte im Inneren, doch auch sie war schwach und unerfahren, gab sie schließlich auf. Auch in ihr erwachte die wahre Isabell erneut und bannte den bösen Geist. Besessenheit war grausam, doch noch viel grausamer war es, wenn man von sich selbst besessen war. I: Das Blut verfolgt mich. Klebend und geifernd an meinem Schwert und bald auch an meinem Herzen. R: Hör auf! Sprich nicht so Sternchen, ich will nicht, dass…dass du auch noch dem Dämon verfällst. I: Von welchem Dämon sprichst du? R: Als labile Seele wird er leichtes Spiel mit dir haben und dann wirst du zu dem, was ich einst gewesen bin. Irgendwann wirst du deine Lust nicht mehr stoppen können, deine Gier nach dem roten Elixier wird größer werden und du wirst dich verändern. Deine Macht ändert sich dann, nicht du selbst. Soll ich dir ein Geheimnis verraten. Du wolltest immer wissen, warum wir hier sind oder? I: Ja R: Ich...also, auch wenn du es nicht verstehst, aber ich bin hier, weil...also... I: Was hast du denn Bruder? R: Du wirst das nicht verstehen, ganz sicher nicht. Es ist nur… I: Warum willst du's mir nicht sagen? R: Es ist zu banal verstehst du…Ich möchte dir ein Geschenk bereiten, ein sehr gefährliches, wenn auch seltenes und wertvolles Geschenk. I: Ein Geschenk? Deswegen sind wir hier? R: Nun ja, nicht direkt. Es ist etwas komplizierter. Isabell, du hast keine Rüstung mehr und da dachte ich, ach verdammt, was soll der Mist eigentlich...Schwester, ich möchte dir die legendäre Rüstung beschaffen, von der du mir erzählt hast. Du hast gesagt, dass es unmöglich sei, aber in dem Moment wusste ich, dass ist das Geschenk, das ich dir mit meinem Blut erkaufen werde. Und deswegen sind wir hier. I: Du...du...du...du. Ach herrje, du willst Ashisou suchen? Wieso... R: Weil ich dich liebe. Und nur diese Rüstung wird mir versichern, dass du sicher bist, dass du Kryliyx vergessen kannst. Ich werde sie finden, die Schneewölfe, die Drachenschuppen und die Feuerwarane. Alle. Bald schon wird diese Rüstung deinen Körper zieren und dann, ja dann werden wir unser Schicksal suchen. Doch diese Aufgabe hat oberste Priorität und so war es mir nicht möglich diesen Ort zu meiden. I: Aber warum hier? R: Du weißt, ich war schon einmal hier. Hier gibt es Berge, die älter als alles andere in diesem Land sind, ich habe gehofft in dieser kalten Region die Schneewölfe zu finden und mein Glück hält an. Vorhin traf ich einen Mann, er hat mir einen Weg beschrieben, wo man noch immer welche findet. I: Du willst es also wirklich tun. R: Ja, aus tiefster Überzeugung. Aber ich will nicht länger ein Geheimnis daraus machen. Ich werde deine Hilfe brauchen, es ist deine Rüstung, ich habe meine längst gefunden. I: Du willst also wirklich dein Leben für diese eine Rüstung aufs Spiel setzen? R: Ja, so ist es. I: Und deswegen sind wir hier? R: Aye. I: Du bist ein Idiot... aber deswegen wirst du es auch schaffen. Ich bin bereit deinem Glauben auch zu glauben. Wenn du meinst, dass wir die drei Bestanteile bekommen, dann wird es so sein. Sanfte Küsse begleiteten ihn nun, auf dem Boden des kleinen Zimmers. Unbemerkt stattdessen blieb der gefährliche Wechsel der Seelen, sie waren beide mittlerweile befallen, wuchernd wie wachsende Lianen war die Krankheit in ihrem Körper. Die Zeit lief ihm davon. Bald brauchte er mehr. Aber jetzt war ihm alles egal, jetzt da er neuen Mut schöpfte und seine Schwester spüren konnte. Er wusste genau, dass die Suche nach der Rüstung, die sie Ashisou nannte, gefährlich werden würde, doch nur mit dieser Rüstung wäre ihr Leben in Sicherheit. Es war einst ihre und so sollte es wieder sein. Er stand zu seinem Wort, bezahlen würde er sie und zwar nicht mit schnödem Mammon, sondern mit seinem eigen Fleisch und Blut. Er war bereit es fließen zu lassen, würde er doch mit jedem Tropfen seine Schuld begleichen. Doch gleichzeitig wusste er auch, dass diese Suche der schwarzen Seite in ihm noch mehr Nährboden geben würde, seine Liebe zu den Wölfen, zu den Tieren, sie würde sich den Tod der Tiere teuer bezahlen lassen. Sehr teuer... |
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02.02.2004, 18:32 | #160 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Sonnenschein über den Bergen, irgendwo würde Schnee abtauen und die Flüsse und Bäche in Gorthar mit frischem Quellwasser tränken, solange bis wieder ein Schneesturm über dem gefürchteten Gebirge stürmen würde. Die Luft war bitter kalt und gab keinen Grund zur Hoffnung. Doch Hoffnung war ihr ständiger Begleiter, jeder Versuch sie abzulegen scheiterte, war es doch in ihnen verankert wie kaum woanders. Wo sie ohne sie wären? Es war ein Wahnsinnsunterfangen, das er da vorhatte, aber trotzdem glaubte sie an den Erfolg. Isabell würde sich nichts sehnlicher wünschen als endlich wieder an Ashisou zu kommen, doch es grenzte scheinbar an eine Unmöglichkeit. Sie traten dort an den Rand eines Abgrundes. Sie standen an der Grenze zu einer Mauer, durch die sie hindurchgehen mussten. Und doch schien sie zu schweben, wie eine Feder im Wind. Sie hielt sich das immer wieder vor Augen, fühlte es sich doch wirklich so an. Wie eine Feder im Wind... Der Marktplatz war genauso kühl wie auch jeder andere Platz im Freien, er war nicht besser und nicht schlechter als andere Plätze, doch im Innern einer warmen Taverne würde man sich sicher wohler fühlen, mit etwas Schinken und frischem Brot, einem warmen Wasser oder vielleicht auch einem anderen Getränk. Aber noch ging es. Der Markt war größer als jemals erwartet worden, er war sehr größer, erstreckte er sich doch in zahlreichen Nebengassen weiter. Isabell hatte den Generalauftrag bekommen nach warmen Wintersachen zu sehen, das was sie am meisten benötigten waren Kleider und Stoffe, sie hatten genug Gold für Essen, für Trinken und Waffen hatten sie auch. Aber was sie eben nicht hatten waren warme Kleider und diese würden sie sehr brauchen, wenn sie auch nur einen Hauch von einer Chance in den Gletschern haben wollten. Es gab viele Dinge zu erwerben, Nahrung und Waffen, sowie Werkzeuge lagen noch am höchsten im Kurs, doch drei Händler führten auch Kleidung, selbstverständlich warme Kleidung, denn etwas anderes wäre man wohl kaum hier losgeworden. Felle waren viel hier, aber auch andere Kleidung, in die Federn, Felle oder dicker Stoff verarbeitet wurde. Vieles interessante bot sich ihrem Auge, sie befühlte und sah sich die Sachen an. Die Händler waren freundlich zurückhaltend, die eine oder andere Parole kam auch hier über ihre Kehlen, doch es war nicht wie auf den Märkten in der Stadt, wo man immer angebrüllt wurde. Sie wussten, dass hier in Teljarsfeld nicht so viele Menschen waren. Doch der Markt war gut besucht, viele Bergarbeiter waren hier, war es doch unsicher, wann denn mal Markttag war, konnten doch durch Schneestürme und unwirsche Katastrophen die Märkte immer mal wieder ausfallen. Auch einige Frauen waren hier, es gab wirklich nicht viele Frauen hier oben, am Fuße des großen Gebirges, doch die die hier waren schienen sich tapfer zu schlagen. So suchte sie zwischen Bärenfellen und Schafswollkragen, zwischen Schattenäuferhosen und Wildfangpelz, zwischen Wolfspelzhüten und Harpyienleder. Es war nicht leicht sich zu entscheiden, besonders weil ihr Bruder weg war. Nur mal kurz weg, schau du weiter...hatte er gesagt, doch das war vor einer Viertelstunde. Sorgen machte sie sich nicht, im Gegenteil, Isabell war genervt von dieser Abwesenheit, wo war ihr Bruder nur schon wieder... |
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02.02.2004, 18:37 | #161 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
In seinem Gefühl sah es ziemlich düster aus, das hieß, sein Wettergefühl. Er rechnete in den nächsten Tagen mit einer Wetterverschlechterung, das hieß so viel wie Schnee oder Regen. Wobei er Schnee in diesen Höhenlagen eher sah als Regen. Sie mussten sie beeilen und noch heute aufbrechen. Am besten gestern, dachte er immer. Doch er war nicht nur wegen den Schneewolfpelzen hier, auch eine zweite Zutat erhoffte er sich hier zu finden. Er hatte keine Ahnung, wo man die Schuppen eines Drachen kaufen konnte und wie viel man dafür zahlen müsste, es war sicher nicht wenig. Nein, Drachen sind so alt und so selten, dass man sie wohl heutzutage nicht mehr lebend findet. Er glaubte an die Existenz dieser uralten, weisen und mächtigen Geschöpfe und er hatte großen Respekt vor ihnen. Nie würde er sich einem Drachen entgegenstellen, gäbe es keinen wichtigen Grund. Und damit waren nicht die Profitgier oder das Verlangen nach seinen Schuppen, der Ruhm und die Ehre oder andere Dinge gemeint, die einem Drachenerlegner zuteil wurden. Nein, er plante die Schuppen zu erwerben, endlich sollte ihm sein Gold einmal zu etwas zunutze sein. Wozu sollte er es sonst mit sich herumschleppen. Ob es überhaupt möglich war, Drachenschuppen zu erwerben, das wusste er nicht, doch er würde es versuchen. Wenn es einen Händler gab, dann hier, denn hier reisten die verrücktesten Kerle hin. Hier gab es Waren, von denen man in Khorinis nur träumen konnte, hier war das Paradies für Schmuggler und Schwarzhändler. Er hatte seine Hoffnung auf die zweite Zutat in die Hände dieser Leute gelegt, doch sollte es ein Geheimnis bleiben, zu viele Gefahren rankten sich darum. Drachenschuppen...ich muss irre sein. Diese Rüstung muss ein Geheimnis der Götter sein, wenn sie so etwas abverlangt. Ob es so was überhaupt noch gibt? Drachenschuppen? Na die Händler werden staunen, hoffentlich lachen sie mich aus. Aber nein, das wagen sie nicht. Sie werden eher staunen und ungläubig schauen. Warum fangen wir eigentlich nicht mit den Feuerwaranen an? Die habe ich zwar noch nie gesehen, doch ich weiß, dass es sie gibt. Das sie existieren. Aber nein, ich wollte es ja so. Hm...der Typ da vorne sieht ja seltsam aus. Trägt nen Scavengerskalp aufm Kopf. Komischer Vogel...aber seine Waren scheinen interessant. Tierhäute, seltsame Phiolen. Hm...könnte sein, dass ich meinen Mann gefunden habe. Oder zumindest eine Hilfe. Drachenschuppen sind hier jedenfalls nicht... Sagt guter Mann, führt ihr auch noch mehr als dieses Zeug? Wertvolleres Zeug... Die dicken Augenbrauen linsten hinter dem toten Kopf auf, scheinbar hatte man seine Konzentration gestört. Doch das machte nichts, hauptsache der olle Vogel war jetzt bereit ihm zu antworten. Er war sicher schon älter, aber nicht alt. Hatte etwas Verschlagenes und seine Augen blieben meistens verborgen. Doch er schien freundlich. Wertvoller? Wie wertvoller? Sehr wertvoller? Oder sehr wertvoller? Beim letzten Wort betonte er das sehr extra lange und schien gespannt zu sein. Rociel indes wurde vorsichtiger. Betrüger lauerten an jeder Straßenecke und so wollte er vorsichtig sein. Ihn haute niemand übers Ohr, auch kein mysteriöser Älterer. Ich rede von sehr, sehr wertvollerem Zeug. Dinge, die man mit Gold aufwiegt und in keiner Relation mit Vergleichbarem stehen, ich rede von alten Relikten, Trophäen, die man vergessen hat. Habt ihr Schuppen von Waranen? Er wollte zuerst einmal schauen, ob der Mann überhaupt etwas führte. Nö, hab ich nicht, entgegnete dieser fast ohne mit der Wimper zu zucken. Und wie sieht’s mit den Schuppen der legendären Feuerwarane aus? Wenn er diese auch nicht hatte, dann...na ja, die hatte er bestimmt nicht. Nö, hab ich nicht. Und wieder schien er beim falschen Händler gelandet zu sein, er wand sich enttäuscht ab und murmelte etwas von wegen: ob hier überhaupt jemand Schuppen führt? Aber selbst wenn, bestimmt keine Drachenschuppen..., da änderte sich der Ausdruck in dem schon wieder einschlafenden Gesicht des Mannes und er sprang auf, wobei er seinen Scavengerskalp verlor. Hey ihr?! Kommt mal mit. Der Mann, der ohne das Skalp ziemlich komisch aussah, hatte er doch eine Glatze, an der noch vereinzelt Haare hingen, führte ihn zurück zu seinen Stand und dann direkt in eine Gasse, wo es ziemlich leise und einsam war. Zur Sicherheit hatte er seine Gedanken schon bei seinem Schwertgriff, doch dann kam es etwas anders, eine unerwartet positive Wendung der Ereignisse... So, hier sind wir alleine. Ich kann euch helfen. Ich verstehe jetzt, was für Schuppen ihr sucht, Drachenschuppen nicht wahr? Also schön, manchen wir es kurz. Ich kenne jemand, der diese Schuppen verkauft. Er ist einer der berüchtigten Drachenjäger. Ich weiß nicht, ob er schon jemals einen erlegt hat, aber ich weiß, dass er Schuppen dieser Tiere besitzt. Ich bin bereit für ein geringes Entgelt seinen Namen und seine Adresse zu verraten. Er ist nämlich sesshaft geworden, müsst ihr wissen. Einhundert Goldstücke und mein Wissen gehört euch. Überlegt es euch, aber überlegt schnell. Rociel dachte kurz nach, natürlich konnte das auch ein fieser Trick sein, der Typ wäre sicher bald weg und wer weiß, ob er ihn noch jemals treffen würde, außerdem waren hundert Goldstücke nicht minder viel. Doch er musste es einfach riskieren, so viele Chancen würden sicher nicht mehr kommen, an derart seltene Informationen zu kommen. Also schön, öffnet eure Hand, hundert Goldstücke sollen euch gehören. Das mit der Hand war zwar extrem blöd, doch er konnte es sich nicht mehr leisten Ledersäcke wie nichts zu verschenken, das sah zwar besser aus, aber brachte nicht wirklich was. So behielt er sein Lederbeutelchen und gab nur 100 Münzen preis. In Ordnung. Hört zu. Der Mann von dem ich rede heißt Garez. Er ist ein komplizierter Typ, der euch übers Ohr hauen wird, aber das ist ja nicht mein Problem. Er wohnt in der Stadt Gorthar. Geht vom Tor aus zum Marktplatz. Danach geht ihr in die große Gasse, die Richtung Hafen führt. Wenn ihr die Taverne "Einäugiger Barsch" findet, dann findet ihr auch Garez. Er ist öfter dort Kunde als jeder andere, außerdem ist sein Haus direkt neben der Taverne. Ihr werdet ihn sicher finden. Zwar konnte Rociel unmöglich feststellen, ob es die Wahrheit war, die der Mann da gesprochen hatte, doch der Deal war perfekt, er musste sich darauf verlassen. Doch zuerst einmal mussten sie die Wölfe erlegen, ehe sie nach Gorthar zurückkehren konnten. Mit einem nickenden Zeichen ging er dann wieder, raus aus der Gasse und hin zum großen Platz. Er war zufrieden, jetzt brauchten sie nur noch die Pelze und Kleider. Vor allem seiner Schwester musste dicke Kleidung gekauft werden, ohne Rüstung wäre es kein Spaziergang und sie wussten nie, ob nicht doch ein Schneesturm früher kam, als gedacht... |
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02.02.2004, 19:15 | #162 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Am Marktplatz trafen sie sich dann wieder. Rociel hatte Glück, dass es ein langer Markt war, kaum ein Händler hatte seinen Platz zur Mittagszeit geräumt und es schien nicht so, als ob dies vor dem späten Nachmittag jemand tun würde. Sie hatte zwischendurch einmal eine Pause gemacht. Die Händler hatten hier einen guten Umsatz, auch wenn nicht immer in Gold bezahlt wurde, ein paar Käufer, das konnte sie sehen, bezahlten ihre Waren auch mit Schmuggelware. Aber das war ihr herzlich egal, sie hatte inzwischen gefunden, was sie suchte. Bei dem größten Kleidungshändler wollte sie eine Bärenfellweste kaufen. Sie war weich, roch nicht mehr nach dem erlegten Tier und bot genügend Schutz. Es war ein überaus dickes und zähes Fell und es würde sicher sehr warm darunter sein. Dann hatte sie noch eine enge Bluse gefunden, fast mochte man es Korsett nennen. Eigentlich war es auch eins, aber eben nicht ganz. Man schnürte es hinten zu, es bestand aus einem lederartigen Material, dass als Fell einer ihr unbekannten Wurmspezies gehandelt wurde. Jedenfalls sollte dieser Fetzen den Oberkörper zusätzlich schützen. Dann hatte sie noch eine Hose gefunden. Sie war etwas ganz besonderes, denn in ihr wurden kleine Metallplatten eingearbeitet, aber nicht über den ganzen Teil, sondern nur über kleine Teile an den Knien und an dem Fußbereich. Das Material war aus Wolfspelz. Diese drei Teile sollten ihr diesjähriges Winteraussehen prägen, auf jeden Fall stand die Eleganz dem Nutzen in nichts nach, nur das klobige Bärenfell ließ sie unnatürlich rund erscheinen, doch das war bei dieser Expedition sicher nicht wichtig. Insgesamt waren die Sachen teuer aber erschwinglich, zweihundertdreiundvierzig (243) Goldstücke betrug der Preis. Ihr Bruder begutachtete die Sachen sehr kritisch, doch am Ende der Untersuchung wandte er sich ihr nur kurz zu und sagte lächelnd, du hast einen guten Geschmack. Dann verschwand auch er bei den Kleidungshändlern und sie folgte ihm langsam, musste sie doch die ganzen Sachen schleppen, dann angezogen hatte sie noch nichts davon. Rociel hetzte über die Stände und schien überhaupt keine Geduld mehr zu haben, wie unter Zeitnot beriet er sich kurz mit den Händlern und war immer wieder empört über die Preise. (Das ist doch dieser Schund nicht wert, für das Selbstgenähte soll ich zahlen?...) Doch dann half sie ihm bei der Suche und gemeinsam fanden sie recht schnell etwas Passendes. Da er noch seine Rüstung hatte und diese auch nicht hergeben würde, war die Suche einfacher, doch besonders im Unterleibsbereich statteten sie ihn vollkommen neu aus. Eine wahrlich dünne Hose war das einzige, was er trug, diese wurde nun durch eine dicke, warme Hose ersetzt, es war wieder Bärenfell, aber das eines Schwarzbären, so dass sich farblich nichts änderte. Dann noch eilte er wieder in Eile zum Rüstungshändler und kaufte sich Armschienen aus schwarzem Leder. Es waren mehr Armbänder, aber die Flächen, die außerhalb der verlängerten Rüstungsschiene lagen, waren auch nur durch sein dünnes Samthemd bedeckt. Am Ende bezahlte er für die beiden Teile sogar mehr als sie, nämlich zweihundertfünfzig Goldstücke, aber so richtig vergleichen konnte man das nicht. Dann aber schien schon wieder Eile angesagt zu sein, ohne wirklich zu wissen, warum sie eigentlich so hetzten, schleppte er Isabell wieder in die Taverne zurück. Stellt uns bitte Proviant und Feuerholz für drei Tage zusammen. Die Anweisungen an den Wirt wirkten knapp und planend, doch sie konnte nur milde lächeln, ehe sie schon weitergezogen wurde. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, war aber Schluss. Mit einem wütenden Blick, der mehr oder weniger glückte, wollte sie endlich wissen, warum sie es so eilig hatten und über die halbe Siedlung rennen mussten, doch alles was sie auf die Frage erntete war ein mieses Grinsen ihres Bruders, was sie noch wütender machte. Aber während er noch seine Sachen anlegte, schien er dann doch auf ihre Frage einzugehen, er hatte es also nicht ignoriert... Also ich hab mich schlau gemacht, gleich nach unserer erneuten Ankunft hier, werden wir abreisen und zwar nach Gorthar. Ich habe erfahren, dass es da einen Drachenjäger gibt, hast du gehört Schwester, einen Drachenjäger! Und was macht so ein Drachenjäger? Richtig, er verkauft die Schätze eines Drachen. Zumindest hoffe ich das, sonst drehe ich diesem dreckigen Wiesel den Hals um. Der Typ der mir die Informationen verkauft hat, weißt du... Also, ich hoffe stark darauf, dort die Schuppen kaufen zu können, denn wo soll man schon einen echten Drachen finden und dann noch erlegen? Hörst du mir überhaupt zu? Isabell nickte nur kurz, sie hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt, denn selbst wenn die Schneewölfe nicht ausgestorben waren und sie es schaffen würden die Feuerwarane zu erlegen, wie sollte man heutzutage noch Drachenschuppen bekommen. Ihre Rüstung war ein altes Geschenk, aber nicht selbst gemacht, dennoch hatte sie es erlernt, sie konnte sich noch gut an diesem einen Tag im Maisommer erinnern, an dem Tag, wo sie diesem Geschöpf begegnet war, das ihr diese Rüstung schenkte und ihr die Geheimnisse verriet. Ashisou war einzigartig, man würde sie nie kopieren können, aber wenn es wirklich gelingen sollte...dann würde ihre Schwester ebenfalls stark werden. Jetzt wurden ihre Augen ein wenig glasiger als zuvor, die Gedanken an Ashisou brachten Gedanken an Kryliyx und dieser war zwar besiegt, aber noch nicht vergessen. Und dann war da ja auch noch die Freude, vor allem war sie stolz so einen Bruder zu haben, auch wenn sie ihn manchmal hasste, natürlich nicht wirklich. Jaja, sicher Bruderherz, fahr nur fort, warum diese Eile? – Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich weiß, es könnte auch Irrglauben sein, aber ich spüre schlechtes Wetter. Das können wir uns nicht leisen, deswegen will ich so schnell wie möglich los, verstehst du? Isabell nickte, schlechtes Wetter war hier oben wirklich ein Problem, in den Höhenlagen wurde Luft dünn und Schnee zum tödlichen Weiß. Sie machte nun schneller, so dass sie schon bald in der Lage waren aufzubrechen. Es fiel schwer das gemütliche Dorf zu verlassen, sie hatte es richtig zu mögen gelernt, doch es blieb ihnen keine Wahl. Dieses Mal waren die Rucksäcke kleiner und leichter, aber dafür wichtig. Der Wirt wurde von Rociel bezahlt, für alle Dienste, die sie in Anspruch genommen hatten (60 Gold), danach verließen sie die Taverne und schon kurz darauf die Siedlung durch das nördliche Tor. Es war später Mittag, früher Nachmittag, als sie ihre Suche begannen, auf der Suche nach den legendären Schneewölfen, die längst nur noch in ihrer Erinnerung existierten... |
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03.02.2004, 18:10 | #163 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Bald schon wurde die kleine Bergarbeitersiedlung kleiner, hinter ihnen verschwand sie. Als sie die ersten Gletscher erreichten war es später Nachmittag. Der Weg war anstrengend aber in Ordnung gewesen. Ihre Stiefel sanken immer wieder tief im Schnee ein und sie hatten beschlossen sie vorrann zutasten. Der, der vorne lief, achtete auf Löcher im Schnee oder was auch immer und der Hintere achtete darauf, dass bei einer Gefahr gleich eine rettende Hand zur Seite stand. Zudem gab er Acht auf die Umgebung. Meistens war er vorne und nur selten hinten, doch an ihrem guten Anfang änderte das nichts. Sie waren in nördliche Richtung gereist, genau wie es dieser Tristan gesagt hatte. Wenn er die Wahrheit sprechen sollte, würden sie schon sehr bald auf die ersten gefährlichen Gletscher stoßen. Die Landschaft war wunderschön, der weiße Schnee und die malerischen Gebirgsspalten waren ein perfekter Kontrast, außerdem hielt sich der blaue Himmel, wurde aber immer wolkenbehangener und kündete schon einmal von einer nicht rosigen Zukunft. Natürlich würde es schneien, nicht regnen. Ein Schneesturm war das letzte, was sie gebrauchen konnten, zumal die Temperaturen jetzt schon unter Null waren. Es war bitterster und tiefster Winter und genau diese traumhafte Schneewüste hatte er sich oft erträumt, doch zugleich wusste Rociel auch, dass die Gefahr allgegenwärtig war. Sie durften nicht zu sehr genießen, durften sich nicht von dem Wintermärchen täuschen lassen. In den wenigen Pausen die sie machten, untersuchte er immer wieder ihre Rucksäcke. Sie hatten streng rationierte Nahrung für drei Tage bekommen, es war vom Wirt sehr ordentlich zusammengetragen wurden. Es war dieses Mal kein Brot dabei und das war sehr gut, denn dies würde sich in der Kälte nicht halten können. Trockenzwieback war ihr Mittel, er war genau das Richtige für so was. Dazu noch etwas Wurst und Käse, aber vor allem Eier. Sie mussten vorsichtig behandelt werden, durften keiner allzu großen Erschütterung ausgesetzt werden, doch darauf zu achten, dass war eine seiner zahlreichen Aufgaben. Und dann... dann war da noch sein Schwert. Das Dämonenschwert Tessaiga, er hatte großen Respekt vor dem Stück Stahl. Sein Mentor hatte über dieses Schwert gesprochen, als ob es ein Gott wäre, als ob es eine ultimative Waffe wäre. Doch die anfängliche Begeisterung war gewichen. Nun fürchtete er sich mehr davor. Er würde das Schwert nur im äußersten Notfall benutzen und erst mal bei Todesodem bleiben. Der Erzeinhänder hatte ihm immer gute Dienste geleistet und war ebenfalls eine tödliche Waffe, ja, er würde ihn weiter führen. Er hatte einfach noch zu großen Respekt vor dem Schwert, das nur ein Dämon tragen konnte. Auch dies beunruhigte ihn, ließ es ihn doch nur noch unmenschlicher wirken. Aber er war kein Dämon, auch wenn er oft mit sich haderte, er war und blieb ein Mensch. Er hatte die Stärken und Schwächen eines Menschen, doch dämonische Gedanken waren ihm fremd. Ein Irrglauben? Kurz vor ihrem längsten Stück an diesem Tage, machten sie eine sehr lange Pause von fast einer Dreiviertelstunde. Isabell spielte lange Zeit Harfe, er wurde wieder müde und musste an vieles denken. Diese Expedition, wie er es nannte, war ein unglaubliches Risiko. Niemand konnte garantieren, dass die Schneewölfe Gegner wären, denen man beikommen könnte. Besonders da sie keine Fernkampfwaffen besaßen. Und dann war da immer noch die Suche nach den Feuerwaranen. Er machte sich schon einmal Gedanken über ihren Aufenthaltsplatz und kam zu dem Ergebnis, das seine alte Heimat diese Tiere beherbergte. Das Minental. Aber dorthin wollte er nicht mehr zurück. Nie mehr. Es musste andere Wege geben. Doch eines nach dem anderen. Erst die Wölfe, dann die Drachen und dann sah man weiter. Ihre letzten Schritte an diesem Abend führten in einen unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang. Die Zeit schien hier still zu stehen, keine Bedeutung mehr zu haben. Was bedeutete schon Zeit, wenn man die Ewigkeit in seinen Augen sah, vor allem wenn man so etwas zu zweit genießen durfte. In diesen Momenten war selbst er abgelenkt, doch es wurde nicht ausgenutzt. Sie hätten noch weiter gehen können, doch sie wollten nicht denselben Fehler wie schon so oft machen. Kräfte sparen war hier die oberste Priorität, denn die sehr anstrengenden Marsche und die eisige Kälte kosteten Energie und Kraft. Doch Rociel war physisch und vor allem psychisch eisern, er war entschlossen diese Sache durchzuziehen, für Isabell. Und dann gab es da noch etwas, was ihnen in die Karten spielte, eine kleine Höhle. Sie war nicht sehr groß und sie bot auch nicht mal Platz, für sie ganz, es war mehr eine klitzekleine Wölbung des Berges. Doch es reichte, es war nur eine winzige Stelle die keinen Schnee hatte, doch dies sollte reichen für ein Feuer. |
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03.02.2004, 19:20 | #164 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Bald schon brannte in dieser Art Freiluftaussichtsplattformhöhle ein klitzekleines Feuerchen, dass sogar mit seiner Wärme den Schnee ein paar Zentimeter neben jeglichem Boden zum schmelzen brannte. Durch die Enge der Höhle wurde es sehr schnell warm und das war sicher auch das Ziel, dass sie verfolgten. Mit dem Brennholz musste sparsam umgegangen werden, reichte es doch gerade mal für drei Tage. Genau wie der Proviant. In der Dunkelheit der nun immer schneller kommenden Nacht schien auch der Tag hier zu enden. Bald schon warf das Feuer, kleine Schatten von sich, die immer größer wurden, je dunkler es wurde. Es war ein scheinbar normales Bild, zwei Menschen abends bei einem Feuer sitzend, das Schatten warf, doch das war es nicht. Es war wirklich ungewöhnlich, einfach nur so dazusitzen und etwas auf Zwieback und Schinken herum zuknabbern. Isabell dachte sich, dass es sicher besser wäre heute noch mehr zu essen als morgen und morgen mehr zu essen als übermorgen. Denn jeder Tag konnte schon der letzte sein und der Proviant könnte verloren gehen. Und außerdem waren die Sachen jetzt noch frisch, doch sie würden immer härter und gefrorener, desto länger sie warteten. Unter dem Knacken der Äste wurde es wieder leiser, man konnte nicht unbedingt gut liegen, doch es ging mehr schlecht als recht. Zwar stießen sie sich immer wieder an den Beinen des Anderen, doch wenigstens war es mehr oder wenig möglich auf dem Boden zu liegen. Ohne die Winterkleidung wären sie sicher schon längst erfroren. Besonders das Bärenfell bot sehr viel Schutz vor Kälte, war dafür alles andere als einfach zu handhaben und sehr schwer, zumindest für sie. Aber die Rüstung war noch ein wenig schwerer gewesen und so hatten sich Schulter und Rücken schon an das Gewicht gewöhnt. Und da der ohnehin nicht so schwere Rucksack immer leerer wurde, würde auch dieses Gewicht in den nächsten Tagen noch schwinden. Irgendwie schien es Zeit zu sein zu schlafen, doch sie fühlte sich gar nicht müde. Im Gegenteil, sie hatte dieses eine Ei aus dem Proviantrucksack genommen und sah es sich längere Zeit an. Nach einiger Zeit musste sie dann einfach fragen, denn eine Antwort fand sie nicht...Sag mal, wozu haben wir eigentlich die Eier dabei? Ich meine, hast du eine Pfanne? Oder wie sollen wir sie zubereiten? Ihr Bruder war in seinem Schatten kaum zu erkennen und regte sich auch nicht, fast schon war sie der Meinung, dass er sicher schon eingeschlafen war, doch dann höhnte ein leises Kichern aus seiner Schlafecke. Hrr...Hrrrr...Hahahaha...keine Pfanne...Wir haben Eier und keine Pfanne. Ich bin gerade am einpennen und dann erzählst du mir, wir haben keine Pfanne, harharhar. Tja, was soll ich sagen…du hast Recht. Ich habe mir selber noch gar nicht so die Gedanken drüber gemacht, aber du hast Recht. Tja. Das bedeutet wohl, dass wir weniger Proviant haben als gedacht und noch sparsamer sein müssen... Das war wohl wahr, sie mussten noch sparsamer sein. Doch noch hatte sie keinen Hunger, noch genug zu essen. Und man starb ja nicht gleich, nur weil man einen Tag nichts aß. Ein paar Tage ohne Nahrung würden sie es sicher aushalten, auch wenn die Anstrengung und die Kälte hier mehr Kalorien forderten als eine Wanderung im Tal, wo die Luft nicht so dünn war. Dennoch, noch war sie zuversichtlich. Der heutige Tag hatte ihr Selbstbewusstsein gegeben, auch wenn sie nicht seit dem Morgen unterwegs waren und noch keine Frostnacht in dieser Bibberkälte verbracht hatten, es war ein guter Anfang gewesen. Lange noch lag sie da, die Knie angewinkelt und die Arme unter ihren Kopf gebracht. Ein weiches Kissen war der verlängerte Teil ihrer Fellweste zwar nicht, doch wenigstens tat der steinerne Boden nicht so weh. Sie konnte immer noch nicht einschlafen, blieb noch eine Viertelstunde so wach. Mit dem Blick zu den Sternen, die am Nachthorizont standen, sie lag genau zum Eingang des kleinen Windschutzes, ihr Bruder davor. Mondlicht mochte auf seinem Körper scheinen, doch sein Gesicht sah man trotzdem nicht. Auch wenn sie damit rechnete, dass er schon lange schlief, fragte sie dann noch einmal, selbst wenn keine Antwort kam, war es ja nicht so schlimm. Sag mal Bruder, hast du dich schon mal gefragt, warum es so viele Sterne gibt? Lange Zeit wartete sie, doch Rociel sagte nichts mehr. Obwohl er noch wach war und die Augen offen, schwieg er still und ließ sie im Glauben er schlief. Vielleicht wäre ein Gespräch jetzt nicht so wichtig gewesen, als der Schlaf. Das Feuer knisterte leiser, Holz knackte um so lauter. Bald schon würde es ausgehen, so in zwei, drei Stunden. Doch bis dahin würden sie die Wärme noch haben und dann im Schlaf würden die warmen Pelze und Felle sie hoffentlich wärmen. Die erste Nacht hier oben, in den Gletschern, sie war so was wie eine Herausforderung an den Körper. Isabell legte sich jetzt auch endlich hin und versuchte zu schlafen, doch kurz bevor es dann gelang, hörte sie noch die Wölfe in der Ferne heulen. Ganz deutlich war das Wolfsheulen in ihrem Ohr zu klingen, anscheinend warteten sie schon. Das jedenfalls dachte ihr Bruder, der nun ebenfalls ganz wegnickte, er konnte viel besser einschlafen, schon immer. Sie waren an einen Punkt gekommen, wo es kein Zurück mehr gab, sie hatte sich für diese irre Expedition entschieden, ob sie heil heraus kommen würden, das stand in den nächtlichen Sternen, die funkelten wie die schönsten Edelsteine diesseits der Erdseite. Vielleicht wussten die Sterne ja Antwort auf diese Frage, doch für diese Nacht schwiegen sie, ließen dem ruhigen Gebirge seinen Schlaf... |
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04.02.2004, 08:39 | #165 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Früh am Morgen gab er auf, die Kälte hatte mehr oder weniger gewonnen und zwang ihn nun zum aufwachen. Das Feuer war wie erwartet erloschen, irgendwann in der Nacht, die Glut hatte zwar noch eine Weile gelodert, doch auch sie war nun vollkommen weg. Um ihn herum war es wieder eisig kalt. Schnee lag nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und am frühen Morgen waren kalte Winde aufgezogen, die sich selbst durch seine warme Kleidung fraßen. Er hätte gerne noch geschlafen, doch durch die Anspannung und dem extrem knapp bemessenen Zeitplan war er ganz froh darüber so früh am Morgen aufgewacht zu sein. Da er sowieso am "Ausgang" ihres Unterschlupfes lag, ging er ein paar Schritte nach draußen und lockerte seine müden Beine, seine Arme und auch den Nacken, der bei diesem Freiluftschlaf immer gefährdet war sich zu verspannen. Als er dann wieder fit war, sah er ein wenig in die Richtung, in die sie nun mussten. Der Schnee war natürlich nicht weg und auch die dünne Luft hatte sich gehalten. Und doch blieb ihnen die gute Sicht durch den blauen Himmel erhalten. Die weißen Wolken waren noch dichter geworden und schon bald würden sie die letzten großen blauen Flecken da oben schlucken. Sie mussten sich wirklich beeilen. Noch immer musste er viel an Dinge denken, die nicht primär etwas mit ihrer Expedition zu tun hatten, er musste zum Beispiel an diese Gestalt denken. Auf dem Berg im Minental, sie kündete von der Zukunft. Er hatte damals etwas versprochen, die SIEBEN zu suchen. Und jetzt war er von seinem Ziel viel weiter entfernt als je zuvor. Er spürte, wie langsam seine Kraft stärker wurde und doch fühlte er sich schwach. Als ob seine Zeit ablaufen würde, als ob ihn jemand jagen würde. Doch war es der Tod? Oder war es nur etwas anderes, etwas was man besiegen konnte? Jedenfalls hatte er nicht vergessen, was Pator ihm da gesagt hatte, auf dem Schicksalsberg. Und es war tatsächlich sein Schicksal es anzunehmen. Doch die Mühlen mahlten langsam. Er umfasste das Amulett des Wissens an seinem Hals und spürte nur, wie sehr es doch bebte, er nahm Todesodem und erblickte das Amulett, dass in die Klinge eingearbeitet wurde und dann sah er weit in die Ferne... Mit einem Seufzen steckte er das Schwert wieder zurück, ließ das Amulett wieder um den Hals fallen und baumeln, ehe er zurück zu seiner Schwester ging. Mittlerweile hatte sie die Kälte wohl auch geweckt, auf jeden Fall war sie wach, als er nun zu ihr trat. Morgen Schwester. Und wie hast du die erste Nacht in dieser eisigen Kälte erlebt? Isabell schien im Gegensatz zu ihm noch müde zu sein, vielleicht war sie ja auch einfach so aufgewacht und hatte keine Probleme mit der Kälte, die wie reiner Schmerz an der Haut zerrte. Während sie ihr Haar glatt strich fand sie dann die ersten Worte an diesem Tage. Es ging, ich lebe ja noch. Aber warum bist du schon so munter? – Weiß nicht, ich konnte nicht mehr schlafen, meine Haut ist eingefroren. Lass uns kurz frühstücken und dann losgehen ja? Wir haben keine Zeit zu verlieren, die Wolken werden dichter und der Proviant wird knapper. Mit einem Nicken stimmte sie ihm zu und rieb sich die letzten Schlafkörner aus den Augen, die sie so oft zum blinzeln brachten. Nach dem kärglichen Mahl waren sie zwar wenig gesättigt, doch es würde reichen, zusammen mit viel Wasser ergab es ein sinnvolles Frühstück. Dann aber gingen sie weiter. Es war schön ein paar Schritte zu gehen, doch die Anstrengung in dem teilweise sehr tiefen Schnee war enorm. Wieder galt es Acht zu geben, nicht in Löcher oder Spalten zu fallen. Ruhig zu bleiben und auf die lauernde Umgebung zu achten. Die Gegend wirkte zwar sehr friedlich, man erkannte kaum Tiere, außer den ein oder anderen Vogel, aber das täuschte. In diesen Gipfeln lebten durchaus Tiere, aber die meisten hielten jetzt wohl ihren Winterschlaf, was ihnen äußerst zugute kam. Doch Rociel war auf jeden Fall gewappnet, seine Hände waren mehr bei seinem Schwertgriff als in der Luft, Vorsicht war für ihn wichtiger als Nachsicht. Aber die ersten Schritte blieb es ruhig, die ersten Gletscher ließen sie ohne Erfolg oder Niederlage hinter sich, doch dann kamen sie in ein tiefer gelegenes Gebiet, das von zwei großen, unregelmäßig angeordneten Felsplatten eingekeilt wurde. Rociel spürte, dass hier etwas auf sie warten sollte, doch was dies war, dass konnte er nicht sagen... |
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04.02.2004, 20:17 | #166 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Es war schon komisch, aber sie fror immer noch nicht. In der Nacht war der Schlaf angenehm gewesen, sie hatte sogar etwas geschwitzt. Und auch jetzt musste sie nicht zittern oder frieren, einzig alleine im Gesicht war die Kälte spürbar, ihre Ohren waren zum Glück durch die Haare geschützt, aber der Rest bekam den eisigen Wind ab. Zum Glück war es kein starker Wind, sondern nur eine sanfte Brise, aber deswegen wurde es kein Stück angenehmer. Nun sollte also der zweite Tag anstehen und noch immer wusste sie nicht, ob sie überhaupt eine Chance auf Erfolg haben würden, denn bis jetzt hatte sie noch keinen Hauch von einem Schneewolf gesehen, nicht mal ein normaler Wolf war zu erspähen. Doch diese Spalte in die sie jetzt kamen, sie gab all ihren bisherigen Bemühungen neue Hoffnung. Sofort bemerkten sie es beide, es war nicht schwer zu erkennen, denn die Spuren waren noch frisch. Die Pfoten hatten sich in den weißen Schnee gedrückt und hinterließen eine deutlich sichtbare Spur, die genau in diesen Spalt führte. Das es die Abdrücke von Wölfen waren, daran gab es keine Zweifel. Ihre Augen leuchteten hell auf, geblendet vom Jagdfieber und vom Wahnsinn ihrer Mühen ging es weiter, immer ein Auge auf die Spur und dann wieder auf den Schnee und immer noch sicherte einer das Gebiet, während der Andere mehr auf das, was vor ihnen lag, achtete. So ging das eine ganze Weile, vergessen waren die Landschaft oder der Himmel, das Wetter und die Kälte, die immer noch eisig und eisern unter null Grad lag, jetzt zählte nur noch dieser eine Weg. Es war kaum überraschend, doch die Falle schnappte mehr oder weniger nicht zu. Sie hatten sich kurz zuvor abgewechselt und Isabell ging nun vorne. Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, da tappte sie ohne Sicherung in das Schneeloch. Ein tiefes Loch war da, der Schnee hauchdünn darüber und so rutschte sie hinein, konnte im letzten Moment aber noch Rociels Hand ergreifen. Das Loch war gut fünf Meter tief und hätte sicher zu einigen Problemen geführt, sowohl in Hinsicht auf die Knochen als auch auf die Frage, wie man da wieder rauskommen sollte. Doch noch war es ja gut gegangen. Isabell klopfte sich den Schnee von Brust und Beinen, doch damit war ihre kleine Pechsträhne noch nicht vorbei. Als ob die Wölfe es gemerkt hätten, dass jemand in das Loch getreten war, stürmten zwei von ihnen heran, ihr Knurren war schon lange zuvor zu hören und gab ihnen genug Zeit sich in Stellung zu bringen. Sie hätten es sich fast denken können, dass die hochsensiblen Tiere ihre Witterung aufgenommen hatten, doch eigentlich war es Glück das sie hatten, würden sie doch nun sehen, ob es hier wirklich noch Legenden gab. Angespannt war die Situation, sie waren weg von den Löchern, hatten sich an eine Stelle gebracht, wo der Schnee nur dünn den Boden bedeckte, wo man gut stehen und kämpfen konnte. Sie hatte beide Schwerter gezogen, denn bei unbekannten Gegnern auf fremdem Terrain konnte man sich keine Spielereien leisten. So warteten sie, doch man enttäuschte sie nicht, ihre Wartezeit betrug nicht lange, keine halbe Sekunde nach dem Einbruch in das Loch war es dann soweit... |
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04.02.2004, 20:21 | #167 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Die beiden Dolche waren nicht mehr in ihren Stiefelscheiden, sondern hingen straff an seinem Gürtel, er hatte wie auch seine Schwester keinen Wert auf Überraschungen gelegt und war bestens vorbereitet, die Hand lag schon am Griff und wartete nur noch auf den Gegner, doch die immer lauter werdenden Geräusche verstummten schnell wieder. Doch es blieb nicht ruhig, denn während sie in beide Richtungen des Spalts starrten, tauchten auf einmal vor ihrer Nase die beiden Wölfe auf. Sie waren wie unsichtbar, das weiße Fell passte sich an die Schneedecke an und erschwerte die Sicht auf irgendwelche Körper. Einzig die Pfoten, die Nase, der Mund und die Augen waren nicht weiß, sondern schwarz, der restliche Körper glänzte in der Farbe des Schnees. Die Wölfe bildeten ein Pärchen und waren nicht zerstreut, ihre Wut und vielleicht auch ihr Hunger ließen sie schneller angreifen als gedacht und sobald sie losrannten, sobald hatte er wieder Probleme sie zu sehen. Seine Augen waren gut, doch diese Tiere konnten sich mit dem Schnee bestens tarnen und das taten sie auch. Etwas hilflos blickte er sich um, sah kurz zu Isabell und warnte mit bloßem Augenkontakt zur Vorsicht. Dann wurde es tatsächlich still und Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte. Dann aber schwebte ein Adler über den Spalt, sein Schrei schien der Anstoß für die Schlacht zu sein und in der Tat, im Schutze der Tarnung rannten die Wölfe los. Er konnte kaum etwas erkennen, vor allem nicht, wer wo war. Doch trotz aller Vorsicht rannte er nach links, um die Wölfe zu trennen, so hatte jeder nur einen Gegner zu erledigen. Er war angespannt, sah immer wieder aufgespritzte Schneedünen, da sprangen kleine Stücke in die Luft, doch wer dachte, dass man den Wolf so leichter sehen konnte, der täuschte. Entweder war er zu schnell, oder zu geschickt, alleine durch die Bewegung konnte man keinen Wolf vernehmen. Schon so oft hatte er sie gelehrt bekommen und einige Male ihre Anwendung geübt, doch er war noch lange kein Meister dieser Kampfart, dennoch sah er auch heute nur diese eine Möglichkeit. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf den Punkt vor ihm, langsam und möglichst lautlos zog er die Klinge aus der Scheide. Locker und leicht umfasste er den Griff seines Schwertes mit beiden Händen, atmete tief und klar, in seinem Kopf wurde es still, die Konzentration nahm zu und er sah nicht mehr mit den Augen, sondern er sah mit den Ohren. Lauschend auf das Hecheln des Wolfes und den aufwirbelnden Schnee entstanden in seinem Kopf Bilder, die sich zu einem Gesamtbild formten, ein schwarzer Tunnel mit einem schnell näher kommenden Subjekt. Er war gut, äußerst gut sogar, doch Angst trübte das Hören, er war sich nie sicher, ob es nicht schon zu spät war und ob das Bild, das er vor sich sah, nicht nur eine Einbildung sei, doch er vertraute sich und lauschte weiter. Als das Geräusch lauter wurde, so sah er auch den weißen Fleck näher kommen, als dann Schnee neben ihm platt getrampelt wurde, öffnete er die Augen wieder und vollstreckte die Waffe. Es war kein Angriff im Sinne eines Schlages, der zum Tode führen sollte, doch es hatte bewirkt, dass der Wolf zurückgewichen war. Und jetzt half ihm auch kein Schnee mehr, hatte er doch eine überdeutliche Spur hinterlassen. Das Schwert tanzte seinen ganz eigenwilligen Tanz, dennoch blieb es geschmeidig in seinen Fingern, nun führte er wieder mit einer Hand, der Rechten. Als die Spitze nur einen Wimpernschlag danach auf den Wolf zustürmte hielt dieser den Schlag auf, in dem er mit den Zähnen die Spitze aufhielt. Mit einer großen Kraft zog er die Klinge nun an sich, doch seine Hand ließ nicht los. Schnell reagierte er und zog mit der freien Hand einen Dolch aus dem Gürtel und diesem Angriff war der Wolf hilflos ausgesetzt. Denn nun ergoss sich Blut aus dem Mund des edlen Tieres, dessen wahre Schönheit er noch nicht bewundern durfte, der Dolch war durch den Nacken gegangen und hatte diverse Blutbahnen offen gelegt. Es war ein schneller Tod, ohne Schmerz, ohne Leid, doch er empfand kein Mitleid, keine Selbstschuld, er konnte keine Sekunde und keinen Gedanken für das tote Tier verschwenden, denn er musste Isabell helfen. Seine Schwester war noch immer in einen wilden Kampf verwickelt, an eine der zwei Wände gedrängt verteidigte sie tapfer, gegen die Doppelklingenverteidigung kamen die scharfen Zähne des Wolfes nicht an, doch so wirklich stabil sah das auch nicht aus. Er gab sich ganze fünf Sekunden um die Situation zu beurteilen, dann eilte er mit erhobener Klinge auf den ebenfalls fast unsichtbaren Wolf zu. Diese Tiere waren schlau und hatten einen unglaublichen Spürsinn, der zweite Schneewolf ließ sich nicht einfach und leicht von hinten erlegen, nein er endete seine Angriffe und machte die Fliege, doch so schnell gab Rociel nicht auf an das Fell zu kommen, er hatte noch immer den blutigen Dolch in der Hand und zielte nun auf etwas, worauf man nicht zielen konnte. Der erste Wurf ging daneben, landete der Dolch doch nach langem Flug im Schnee aber so lange wartete er nicht ab, zog sofort den zweiten und warf diesen ebenfalls in die Richtung, in die er den Wolf vermutete. Nennt es Glück, nennt es Verstand, jedenfalls streifte dieser Dolchwurf das Fleisch des Weißen und hinterließ eine äußerst auffällige Blutspur. Als sie ihn erst mal eingekreist hatten, schien es ein leichtes Spiel zu werden, doch es passierte noch mehr, als eigentlich sollte. Der Wolf hatte nicht nur gute Sinne, sondern auch äußerst viel Kraft, so wehrte er sich nach wie vor energisch gegen drei Schwerter, doch als sie ihn endlich soweit hatten, dass er schon aus nun mehr zwei Wunden blutete war es an der Zeit den letzten Schlag zu setzen, doch in Rociels Kopf hämmerte ein Hammer, er konnte dieses unschuldige Geschöpf nicht töten, zu gemein waren sie, erst der Dolch, dann das Ausbluten und jetzt sollten sie in töten... Hatte er vorhin noch keine Skrupel gehabt, da die Situation vollkommen anders war, so befiel ihn nun das schlechte Gewissen und in dem Moment, wo er zuschlagen sollte, versagte der Schlagarm. In dem Moment machte der Schneewolf einen letzten Versuch und sein Maul mit den nagelspitzen Zähnen raste auf ihn zu, er konnte nur mit zitternder Hand hinsehen, wie das Maul in einem Moment auf ihn zuhielt, doch im letzten Moment, wirklich im allerletzten, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter vor seinem Hals, durchdrang ein heulendes Geräusch den Spalt. Der Wolf sank zu Boden und eine Blutlache breitete sich aus, färbte den Schnee rot. Isabells Krummschwerter waren parallel in die Bauchdecke des Tieres eingedrungen – hatten ihm so das Leben gerettet. Er lehnte seinen Kopf zurück, schloss die Augen und atmete auf. Danke Schwester war alles was er in dem Moment sagen konnte, dann ging er zu dem ersten Tier zurück und setzte sich auf einen herausragenden Stein, den er vom Schnee befreite. |
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06.02.2004, 17:16 | #168 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Sie musste ein wenig keuchen, die Anstrengungen des Kampfes waren heftiger als erwartet, doch auf den Knien lehnend und tief Luft holend konnte schon bald ein geregelter Sauerstoffhaushalt gewährleistet werden. Ihre blutigen Schwerter und das Blut im Schnee ließen die einst so schöne Landschaft unwirsch erscheinen, nun lag auch hier der Tod, schwebte über ihren Köpfen, aber nicht um sie zu holen. Es waren andere, die wieder einmal an der Reihe waren. Isabell machte sich nicht so viele Gedanken über den Tod der Tiere, sie sah es berechnend. Sie war auch tierlieb und sah sie gerne, doch sie wusste eine klare Grenze zu ziehen, anders als ihr Bruder. Sie wollte nicht unbedingt auf dieser einen Aktion drauf rumhacken, doch noch immer war sie verwirrt. Diese Schwäche war selten, man sah Rociel nicht oft in Schwäche, nur wäre es fast tödlich, oder zumindest sehr gefährlich geworden und das machte ihr Angst. Den toten Wolf vor ihr realisierte sie erst viel später. Dann aber sah sie zu dem Tier. Es war tatsächlich ein Schneewolf. Das Fell war rein weiß, ohne Flecken, ohne Schmutz, ohne Kerben. Es war auch keine Farbe, sondern echte Naturfärbung. Der Wolf lag nun tot da, für immer, er würde nie mehr aufstehen können, nichts mehr spüren. Es war kalt, das Fleisch war kalt und auch das Fell wurde kalt. Das Blut, entweder in den Boden versickert oder langsam erkaltend. Doch Insekten und Aasfresser gab es hier nicht. Noch nicht. Das Fell war genau wie bei Ashisou, es war weich, flauschig und zäh. Sie war verwirrt, konnte man doch niemals damit rechnen so einen Wolf wirklich zu finden. Es war wirklich so, Schneewölfe galten als potenziell ausgestorben, es gab sie einfach nicht mehr. Alle sagten das, doch alle irrten sich. Isabell wünschte diesen Wölfen, dass sie auch noch in ein paar Jahren bestanden, doch gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie mit dem töten nichts, aber auch gar nichts dazu beitrugen, im Gegenteil, sie beschleunigten nur ihre Ausrottung. Und auch Isabell musste sich vorhalten lassen, aus niederen Beweggründen zu handeln. Sie wollte das edle Fell nur für eine Rüstung, es gab keinen echten Sinn. Wahrscheinlich war es das, das ihren Bruder so bedrückt machte. Und natürlich seine Bewunderung für die vierbeinigen Tiere, schon früher hatte er ihr verboten sie zu töten. Tiere schützen erschien ihr in ihren Augen seltsam und ungewohnt, denn kaum ein Jäger nahm wirklich Rücksicht auf sie. Eigentlich nahm niemand Rücksicht auf sie... Sie seufzte, dann aber nahm sie den Wolf am Kragen und schleifte ihn Richtung Rociel, die Zunge hing dem Tier aus dem Maul und hinter ihr hinterließ es eine blutige, rote Spur. Aber es half ja alles nichts, es musste getan werden. Mit ziemlich geknickter Haltung und trauriger Mine empfing ihr Bruder sie, kniend vor dem ersten Wolf, das Fell vom Körper lösend, seine Hände blutverschmiert, in der Hand sein scharfes Messer. Wie viele brauchen wir noch?, war alles was er sagen konnte, natürlich nicht mit einem hoffnungsvollen Unterton. Drei war die knappe Antwort ihrerseits, denn fünf Felle brauchten sie für eine Rüstung, die ihren Massen entsprechen sollte. Die Menge, sie hatte sie im Kopf, kannte jeden einzelnen Bauschritt dieser besonderen Rüstung. Fünf Felle waren eine ganze Menge, besonders gegen diese Tiere, die viel aggressiver und geschickter waren als die normalen Waldwölfe. Ihre Schönheit zeigte sich erst in ihrer Stillform, dann wenn sie nicht angriffen und ihre potenziellen Ziele oder auch Opfer töten wollten. Doch dementsprechend schwer war es auch sie zu erlegenen, aber mit zweien war der erste Anfang gemacht, nun galt es nur noch zu hoffen, dass bald die nächsten kamen. Auch wenn ein wenig Ruhe gut getan hätte, ihre Vorräte würden sich in sechsunddreißig (36) Stunden aufgebraucht haben, in spätestens zweiundsiebzig (72) sollten sie wieder im Lager sein. Kommst du gut voran? war die wenig hilfreiche Frage und ihr Bruder ließ sich Zeit mit der Antwort, erst setzte er den letzten Schnitt durch die Haut des Wolfes. Das erste Fell ist ab, sei so gut und reinige meine Waffen im Schnee, hier ist ein Tuch zum abwischen. Gesagt, getan, so hatte sie wenigstens etwas zu tun. Ihr Bruder tat ihr leid, musste er doch noch die übelsten Aufgaben übernehmen, aber sie hatte einfach keine Ahnung von diesen Fähigkeiten. Das es seine Entscheidung war hier zu sein, das war jetzt nur sekundär. Nach ein paar Minuten war auch das zweite Fell des Wolfes vom Körper getrennt, Rociel reinigte es ebenfalls im Schnee, um wenigstens etwas das Blut abzubekommen. Auch die beiden Dolche und sein Schwert strich sie mit Hilfe des Tuches im Schnee ab, ihre Schwerter auch. Bald hatte sich der Boden rot gefärbt, nur noch selten war mehr weiß als rot zu erkennen, das Blut der Wölfe würde noch lange hier von dem Kampf zeugen, genau wie ihre Kadaver, die aber bei hungrigen Tieren bald beliebt werden würden. Sie mussten sich nicht mal mehr durch das Fell arbeiten... Sie gingen weiter, Rociel trug die Felle, die nicht minder viel wogen, sie hatte nun die Verantwortung und musste dieses Mal besser aufpassen, noch einmal durfte sie nicht in eine Bodenfalle treten, die erste umgingen sie geschickt. Es dauerte keine fünf Minuten, als der Spalt dann eine radikale Gradänderung vernahm und irgendwie hatte sie es schon geahnt… |
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06.02.2004, 19:45 | #169 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Vorsicht Rociels Stimme bebte, als er die Felle ungeschickt fallen ließ und nach hinten in den Schnee kippte. Vor ihnen standen vier Wölfe, sie waren gut zu erkennen, denn an ihren Mündern klebte das Blut eines erlegten Bären. Ja, ein Bär, erlegt von vier Wölfen. Eigentlich unmöglich, doch diese Wölfe waren keine normalen Tiere. Ihre Schönheit war mit immenser Kraft und enormer Intelligenz verbunden. Das Blut tropfte ihnen manchmal noch in einzelnen Bahnen aus dem Mund, färbte auch hier den Schnee, der vielleicht noch ein paar Meter hoch war, doch durch die Kälte teilweise gefroren und hart wie Stein. Sie blickten gierig zu ihnen, am Anfang noch wogten sie zwischen der bisherigen Beute und den zwei neuen, doch schon bald hatte der Anführer der vier die Felle ihrer toten Brüder und Schwestern gesehen und mittels einem Knurren die anderen darauf aufmerksam gemacht. So vermutete er jedenfalls den enormen Wandel der Situation. Seine Schwester hatte da besser reagiert, war auf den Beinen geblieben und hatte die Schwerter gezückt. Auch er stand jetzt wieder, keine Sekunde erlaubte er sich diesen Bestien eine Schwäche zu zeigen. Diesmal wollte er nicht der Gejagte sein, der Jäger im Fell des Schafes, das ein Wolf sein wollte. Doch der letzte Kampf war reines Glück und jetzt hatten sich die Wölfe freilich verdoppelt. Es war schon so gut wie verloren, bevor der Kampf begann. Aber Kämpfe waren nie verloren, auch wenn sie so aussahen. Die Kraft Innos wird uns leiten, der Glaube ist unsere Stärke. Innos è con noi. Sehe nicht mit blindem Auge, sondern sehe mit wachem Sinne. Seine Gedanken waren schwer und verwirrt, doch noch bevor der Kampf beginnen sollte wurde es still, eine Hülle aus reiner Ruhe umgab seinen Kopf, ließ ihn klare Gedanken fassen. Der Gedanke an Tessaiga fiel, doch mit eisernem Willen zog er doch seinen alten Freund. Das Schwert vibrierte in den Händen und zog ihn zu den Wölfen. Der Blutgeruch lag in der Luft. War das der Bär, die Münder der Wölfe oder war das sein Schwert? Es lag kein Blut mehr darauf, doch es hatte noch immer den Geruch der Gefallenen an sich. Isabell bewegte sich langsam zurück zu ihm, erst als sie schon fast da war, fragte er sich, was das sollte. Sie stand nun mit ihm Seite an Seite und die Wölfe waren stehen geblieben. Ihre Pfoten waren mit spitzen Nägeln übersäht, diese kratzten sie nun im Schnee und wollten sie wohl bald in ihre Feindeskörper rammen. Doch auch die aufgerissenen Mäuler waren kein beruhigender Anblick, aber das alles hatten sie schon hundert Mal hinter sich. Es war keine neue Situation, doch jedes Mal war es ein neues Risiko dabei abzukratzen. Außerdem jagten sie hier keine Ratten, sondern Legenden… Was soll das, was machst du hier verdammt?, flüsterte er leise, denn er wollte die Wölfe nicht noch mit lautem Geschrei aggressiver machen. Wir haben nur zusammen eine Chance oder?, war die ebenfalls sehr zart-leise Antwort seiner Schwester. Ein Nicken ging über seinen Kopf, sie hatte Recht, es machte keinen Sinn die Angreifer zu teilen, auch zu zweit wären sie überfordert. Also musste schnell ein Plan her, denn die Wölfe ließen sich außergewöhnlich lange Zeit mit ihrem Angriff, flohen aber auch nicht um Verstärkung zu holen. Sie wollten ihre Beute nicht alleine lassen und sie hatten Hunger und sie waren so blutdurstig, wie er es einst war. Wäre er das jetzt immer noch, dann wäre dies seit mehreren Minuten das Grab von vier Schneewölfen, doch er war nicht mehr so. Und er bereute es nicht. In Ordnung. Hör zu, wir... Eben noch hatte er einen Plan, wollte ihn seiner Schwester ausbreiten, da ging ein unglaublich lautes Graulen über den beiden Spaltwänden und wurde noch lauter zurückgegeben. Der Leitwolf hatte zum Angriff gerufen, einige Meter trennten sie nun noch von dem Menschenpärchen und in weniger als zehn Sekunden sollten es keine Meter mehr sein. Rociel wusste, jetzt war es zu spät für kluge Sprüche und strategische Pläne, jetzt zählten nur noch Innos und die Klingen. In einer zwei Meter entfernten Reihe standen sie und erwarteten den Angriff. Wie erwartet stürmten die Wölfe getrennt, doch nicht zwei zu zwei, sondern drei Stück kamen auf ihn zu, darunter aber nicht der Leitwolf. Die drei Wölfe hatten Schwierigkeiten ihre optimale Tarnung zu halten, da die roten Blutmünder sie verrieten, doch das half nichts. Die ersten Angriffe wehrte er ab, doch dann schlugen sie ihm das Schwert aus den Händen. In dem Moment, wo er das Schwert verlor, war er geschockt, denn dies war so was wie eine Höchststrafe, eine unglaubliche Schwäche, doch er wusste, er durfte jetzt keinen Trübsal blassen. Mit einem Tritt in die Magengrube wehrte er den darauffolgenden Angriff des einen Wolfes ab, ehe er blitzschnell in die Hocke ging und die Dolche in seine Hände glitten. Noch ehe er sich versah spürte er einen heftigen Schmerz in seinem linken Unterarm, Blut rann rasend über die Haut und die Nerven sendeten unaufhörlich bitteren Schmerz. Doch sein Adrenalin war zu hoch, nur kurz spürte er den Biss noch, dann schon wurde es unwichtig. Mit einem rasanten Umdrehen rammte er dem Wolf den Dolch in den Hals und ließ ihn nun bluten – nur starb der dabei – danach machte er zwei Ausfallschritte und stand nun den Zwei anderen gegenüber. Während er mit den beiden kleinen Dolchen zwei mal zwei Zahnreihen abblockte, sah er seine Schwester zu Boden gehen, nur kurz zuckte es in seinem rechten Augapfel, dann schon bekam ein weiterer Wolf einen Tritt in den Magen, was zwar nicht störte, ihm aber Zeit verschaffte – Sekundenzeit. Er wusste, dass es zu spät war, sah ein, dass diese Niederlage unabdingbar war, dennoch musste er den Wahnsinn Realität werden lassen. Er opferte den nächsten Angriff des noch verbliebenen Wolfes und konzentrierte sich so für diesen einen Wurf, der Dolch überwand die Zeit und die Luft, ehe er den Bauch dieses Leitwolfes verunstaltete, was diesen aber nur Sekunden davon abhielt seine Tat zu vollenden, doch auch dieser bekam einen Tritt und Isabell stand wieder. Sie schien unverletzt, nicht jedoch er, denn natürlich hatte der Wolf vor ihm seine Chance gewittert – aber nicht genutzt. Drei lose Zähne lagen auf dem Boden und er erinnerte sich an den Stoß an seiner Brust, die ihn fast das Gleichgewicht genommen hätte. Doch er hatte keine Zeit nachzudenken, später würde er sich an nichts mehr erinnern können. Aber mit Dolchen – nun nur noch einem – zu kämpfen war hoffnungslos gegen diese Mördertiere. Trotzdem konnte er dem wiedererwachten Zweiten ausweichen, nur um einen Wimpernschlag später den Zahnlosen entgegenzutreten, der immer noch viele Zähne hatte. Es waren immer noch zwei Wölfe und er hatte EINEN DOLCH. Sein Schwert lag nur wenige Meter entfernt im Schnee, aber der Weg wurde versperrt von weißen Bestien. Inzwischen war auch seine Tierliebe nicht mehr da, auch wenn er sie nicht töten wollte, so kannte er doch kein Erbarmen. Doch weder sein Blutdurst, noch eine Amoktat folgten. Er blieb wie immer. Ein Fehler? Nun, sicher nicht, doch die Situation wurde immer schlechter, denn hier handelte es sich nicht um Minuten, sondern um Zehntelsekunden. Man konnte nicht denken, man musste instinktiv handeln, man musste schneller sein. Sein Arm blutete noch immer stark, er hatte schon eine Menge Blut verloren und das merkte man, denn dieser Arm wurde langsam kalt und taub, doch noch hielt er ihn. Der Boden war noch roter als der zuvor, es war ein einziges Blutbad und es mochte einfach kein Ende nehmen…es gab kaum mehr Hoffnung... |
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06.02.2004, 21:33 | #170 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Zack, wieder war der Angriff nur knapp am Doppelblock der Klingen gescheitert. Sie konnte sich keinen einhändigen Block leisten, das war gegen diesen Druck, der hinter den Zähnen stand, unmöglich, es würde sie wegreißen. Zack, ein weiterer Angriff der nur mit Mühe und Not abgewehrt werden konnte. Der Wolf war wirklich stark, doch es war nur einer. Ihr Bruder hatte es mit drei zu tun, jetzt noch mit zwei. Es sah nicht gut aus, sie sah fast nichts von ihm, hörte aber immer noch das Knurren der Wölfe hinter sich. Es war schwierig etwas aufzuschnappen, die Konzentration lag jetzt ganz bei diesem Leitwolf. Als sie einmal zu lange rüberschaute, da fiel sie und ohne diesen Dolchwurf wäre es Schluss, Aus, Ende mit dem werten Leben gewesen. Er war wie aus dem Nichts gekommen und sie konnte nicht sehen, welchen Preis Rociel dafür zahlte. Doch obwohl es die Bauchdecke aufriss und im Körper des Wolfes stecken blieb, zog dieser den Fremdkörper einfach raus und machte weiter, als sei nichts gewesen. Er blutete stark, der Boden war schwarz, doch er wurde immer stärker. Keine Schwäche, keinen Schwachpunkt, Gegner wie Menschen, wie ein dunkler Fluch in weißem Gewand, so erschien es ihr. Zack, ein ungezählter Nächster. Wieder taumelte sie nach hinten und hatte Sekunden für den nächsten, doch dieser Kampf konnte so nicht weitergehen, ihre Kräfte schwanden, es kostete einfach zu viel Kraft und immer wieder sackten die Füße in den Schnee ein. Isabell versuchte es, versuchte aus dieser nimmermüden Angriffswelle hinaus zu kommen, doch es gelang nicht – noch nicht. Es war der x-te Angriff, der auf die Schwerter niederging, ungezählt und unerklärbar mit einer Kraft, die von keinem Wolf je gekommen wäre, da taumelte der Wolf, nur eine einzige Sekunde, doch diese nutzte sie zur Flucht. Auch wenn sie nicht wusste, ob er schneller war und ob sie nicht eher zuschlagen hätte sollen, so rannte sie in die Richtung ihres kämpfenden Bruders und musste mit Schrecken ansehen, wie sein linker Arm immer steifer wurde, rot gefärbt war und Blut an ihm herunterlief. Aber sie blieb nicht erschrocken stehen – ihre Lebensrettung. Denn hinter ihr eilte der Leitwolf hinterher, schwach und langsamer, doch auf derselben Stufe wie auch sie. Bruder, was ist mit dir? Ihre Worte nach voller Hast und mit keuchendem Atem folgten, als sie schon näher kam, da ertönte eine geschwächte Stimme schon fast mit ihrem letzten Wort und sie schrie nur: Mein Schwert, ich brauche mein Schwert, schnell, ich halte diese Angriffe keine Sekunde länger! Mit gehetzten Blick sah sie sein Schwert auf dem Boden liegen, mitten im Schnee, rundherum Blut, aber nichts auf der Klinge. Dann aber hörte sie den Atem des Leitwolfes näher kommen und rannte, was das Zeug hielt. Als sie die Klinge erreichte, ließ sie eines ihrer Schwerter fallen und hob es auf, gerade als sie es in seine Richtung schmiss sprang auch der Leitwolf auf sie zu. Sie konnte den Angriff zwar mit größer Kraftanstrengung abwehren und auch ihren zweiten Tharek’Il aufnehmen, doch das nur, weil der Wolf nun geschwächt war. Ob der Wurf gelang, sah sie nicht mehr, denn jetzt begann alles von vorne. Die Kraft des weißen Riesen war nur minimal schwächer und sie baute immer mehr ab, doch weiterhin hielt sie sich gegen ihn wacker. Es gelang sogar noch im Tumult der Hektik einen Treffer zu landen, mitten im Gesicht sorgte sie für die sofortige Erblindung des rechten Auges, da einfach ihre Schwertspitze darin steckte, doch der Wolf schien unbesiegbar, kämpfte weiter und mit noch mehr Wut im Bauch... |
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06.02.2004, 21:38 | #171 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Als er die ersten Töne seiner Schwester hörte, schöpfte er Hoffnung, erstens war sie am Leben und zweitens hatte sie wohl die Muse um noch zu reden, doch als das Schwert dann zwei Meter von ihm entfernt landete und erneute Kampfgeräusche zu hören waren, schwand auch dieser kleine Lichtblick. Doch da er mittlerweile kurz vor einer Ohnmacht stand, keine Chance gegen die zwei Weißen hatte und sowieso mit einem kleinen Dolch auf diese Entfernung gegen diese Mauern von Zähnen nichts ausrichten konnte, war alles egal. Er atmete ein letztes Mal Sauerstoff, er dem einen den Dolch vors Gesicht hielt, dem anderen versuchte zu treten und sich so eine Lücke erkämpfte, diese wurde noch einmal mit wildem Rumgehampel gehalten, was ausreichte um einen letzten Sprung zu machen. Er flog mehr oder weniger durch die Luft, hatte er doch keinen Schwung, keinen Anlauf, keine Flügel... Als er wieder auf dem Boden landete und einatmete, da war es neue Luft, die sein Herz am schlagen ließen, doch er atmete nicht nur ein, gleichzeitig flog der Griff des alten Freundes in seine Hände und zertrümmerte den Schädel des Vorderen der Beiden. Es war unglaublich, aber das Schwert hatte...[...]... Nun blieb dieser weiße Wolf stehen. Diese Bestie, dieses Kraftpaket. Es war stehen geblieben, stoppte jeden Angriff und ging rückwärts. Sein Arm zitterte, seine Hände zitterten. Das Schwert bog sich hin und her, immer wieder wurde es der Gewalt eines Bebens untergeordnet, das durch seine Adern ging. Seine schweißverklebten Haare tanzten nun fröhlich. War es Wind? Nein, es war Windstille... Dann aber stoppte das Zittern und wunderbarer Stahl kam zum stehen. Der Wolf, nun nicht mehr gebannt, fletschte alles, was er noch hatte, denn es war der mehr oder weniger Zahnlose. Dann kam die Rache für die zwei toten Kameraden, nun kam die Rache für drei fehlende Zähne, nun kam die Rache für das Eindringen in die Hoheitsbereiche, nun kam die Rache für den Tod der anderen beiden. Das weiße Edeltier sprang... Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden, Stunden zu Tagen... Dann aber ließ sich die Ewigkeit dieses Sprunges bitten, der Wolf landete auf Rociel. Die erste Tatze strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Die zweite Tatze segelte fünf Zentimeter über seinem linken Auge weg. Die erneute erste Tatze verfehlte sein rechtes Auge knapp. Die erneute zweite Tatze hinterließ einen dünnen Abdruck auf seinen Wangen. Die wieder erneute erste Tatze schnitt ein Haarbündel. Die wieder erneute zweite Tatze blieb zwischen dem Nasenbein stecken, wenige Millimeter vor seinem linken und rechten Auge prangerte ein Nagel Sie waren gefallen und zum erliegen gekommen. Warmes Blut ergoss sich über seinen gesamten Oberkörper, wovon er aber nichts merkte, doch an seinem Kinn hing die rote Zunge des Wolfes und war warm und kühl zugleich. Vorsichtig wie nie zuvor hob er die linke Pfote hoch, sein Sehlicht behielt er. Jetzt lag da dieser Wolf auf ihm und sah ihn aus toten Augen an. Jetzt, jetzt empfand er wieder Liebe zu diesem Tier. Sein angewinkelter Arm hievte den Kadaver hoch, im Bauch des Tieres steckte sein Schwert, das im Sprung schon den Körper durchbohrt hatte und trotzdem kämpfte der Tote weiter, bis zum Aufprall. Es war blutrot und es gab keine freie Stelle mehr, an der es nicht rot war. Gerade wollte er sich um den Wolf kümmern, da drang ein Klingengeräusch zu ihm. Seinen Wahnsinn hatte er zwar verloren, nicht aber seine Treue. Wieder war ein Wolf von ihnen eingekesselt, doch er kam keine Minute zu früh, denn Isabell fiel zu Boden, als er da war, anscheinend hatte sie nur noch darauf gehofft, war mit Kräften und Geiste am Ende, konnte keinen Finger mehr rühren, doch auch für ihn waren die letzten Meter eine Qual, immer noch schwebte seine Ohnmacht über ihn. Er konnte hinter Isabells Körper den Angriff abwehren, den Wolf ein paar Meter weglocken, doch dann...die Augen wurden schwer und dann...fiel das Schwert erneut aus der Hand, mitten im Kampf verlor er jegliche Kraft und fiel, nicht ganz bewusstlos, noch nicht ganz, er stand an der Schwelle. Doch mal ganz abgesehen davon, dass die Situation abstrus war und sie wie auf dem Präsentierteller lagen, war da ein Dolch. Es war sein Dolch. Todeszyklus. Es war der Dolch, den der Leitwolf herausgezogen hatte... Als sich dieser dann von seiner Beute abwandte und sich der weiter entfernten Isabell näherte, da war wohl so was wie die letzte Kraft aufgetaucht. Kaum an Kräften rettete er sich vor dem Schlaf und zog sich zu diesem Stück Stahl, der Wolf ließ sich Zeit, hatte er doch jetzt alle besiegt. Das war sein Todesurteil, denn Rociel brauchte sehr lange, um den einen Meter entfernten Dolch zu erreichen. Doch dann, er nahm ihn, richtete seinen Körper auf, zog sich auf den Knien hoch. Langsam beugte sich sein Körper nach hinten, hielt das Gleichgewicht und zitternde Hände ließen einen zitternden Dolch los. Der Wolf blickte in dem Moment nach hinten, als er zu Boden ging, als der Dolch kam. Er konnte nicht mehr, fiel vorn herüber in den blutigen Schnee, doch während er fiel, sah er die blauen Augen der weißen Seele, der Legende. Er sah seine Worte in den Augen. Sah keinen Hass, keine Boshaftigkeit, nein, der Weiße bedankte sich bei ihm, er war sogar froh diesen ehrenvollen Kampf gehabt zu haben. Dann krachte sein Kinn auf den Schnee – schmerzhaft – und er wurde nun vollkommen ohnmächtig, was auch niemand mehr ändern konnte, in dem Moment des Aufschlages krachte eine Stahlspitze in die Schädeldecke, ließ so alles mögliche knacken, was es da Knackbares gab, eine Blutfontäne erging über Isabells Körper und der Wolf, er hatte keine Kraft mehr...der Unbesiegbare, der Übermächtige, das MYTHOS war tot. Tot, tot, tot. Dann war es ruhig. Kein Geräusch mehr, nichts. Der Spalt war tot, alles war tot. Kein Wind wagte es, keine Sonne wagte es, kein Unwetter wagte es. Nur der Himmel wagte es und Innos, der sicher wagte. Es war aus. Schluss. Vorbei. Tot. Mausetot. |
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07.02.2004, 10:47 | #172 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Isabell kam erst spät zu sich, es mussten Minuten verstrichen sein, bis sie wieder die Kraft hatte ihre Muskeln zu bewegen. Sie hatte ganz leise geatmet, durch ihre zarte, süße Nase kam nur wenig Luft in die Lungen hinein und auch sonst merkte der Körper nichts mehr, was um ihn herum geschah. Sie hatte auch physische Schmerzen, obwohl sie nicht verwundet wurde. Ihr Herz zog sich nun zusammen, ihre Brust schmerzte. Wie ein ungewöhnlich starker Druck presste sich etwas gegen sie, als sie sich versuchte zu erheben. Der Körper hatte noch genug Energie, noch genug Kraft, war noch nicht zu sehr geschwächt. Konnte sich bewegen. Die Kälte war nun immer deutlicher zu spüren, auch wenn sie noch immer dampfte. Der Schweiß war hier gefroren und auch sonst war keine Wärmequelle mehr vorhanden. Wenn Blut vergossen wurde, dann war es nun erkaltet. Ihre Finger streckten sich zu ihren Schwertern, die Ummantelung der Griffe gab ihr Sicherheit. Doch es war kein Kampf mehr auszutragen, alles war zuende, alles war vorbei. Ihre Augen sahen noch wenig, ihre Gedanken mussten zu viele Bilder verarbeiten. Der Schnee, der kalte Schnee. Das Blut und die Kadaver. Endlich stand sie wieder, auf beiden Beinen, zwar noch etwas wacklig, aber ohne hektische Bewegungen hielt sich ihr Körper ganz gut. Es war nur eine Schwäche gewesen, keine Ohnmacht, keine wirkliche. Aber jetzt wanderten ihre Blicke über alles, sie konnte Rociel nicht sehen, nicht hören, nicht spüren. Ihr Bruder... Sie suchte den Schnee nach ihm ab, langsam und mit weit aufgerissenem Mund. Angst war in ihren Falten zu lesen, die Haare unwirsch und schmutzig. Verklebt und blond. Blonde Haare? Welche Seltenheit an diesem Tage. Nicht schöner und nicht schlechter als sonst, aber dennoch etwas besonderes. Sie sah den Leitwolf, den großen weißen Leitwolf, der nun da lag. Um ihn herum war im Radius von einem Meter der Boden dunkel gefärbt und doch lag er noch immer wie eine Schönheit da. Sein Gesicht schien glücklich zu sein, doch konnte ein Toter wirklich glücklich sein? Der Dolch, der zwischen den Augen prangerte schien dem zu wiedersprechen. Sie verschwendete keine Gedanken an ihn, wo war nur Rociel? Dann endlich sah sie ihn, sein Körper lag im Schnee, sein Gesicht ebenfalls. Er rührte sich nicht mehr, war blutüberströmt. Auch um ihn war es rot geworden. Oh nein, Bruder! In ihrem Kopf zerfiel Glas und Kristall, ein Spiegelbild seines Antlitzes zerbrach in tausend einzelne Teile. Sie rannte, nein strauchelte mehr zu ihm. Immer noch schwach und ohne Augen für die Welt stolperte sie über den Kadaver eines anderen Schneewolfes, sie fiel kopfüber in den Schnee und schlitterte zu ihm. Doch auch dies hinderte sie nicht. Mit wiedererwachten Kräften zog sie ihren Körper nach vorne, schleifte sich zu dem Leblosen. Als sie ihn endlich erreichte sah sie das volle Ausmaß der Katastrophe, sah die Wunde in seinem Arm, sah keine Regung mehr in ihm. Ihre Augen wurden glasig und füllten sich mit Tränen, im Inneren bebte es. Sie traute sich nicht und doch überwand sie ihre Angst. Mit eiskalten Händen umfasste sie seine Wangen und drehte seinen Kopf vorsichtig herum. Aus dem Mund ihres Bruders war Blut entwichen und eine kleine Rinne ging vom Mundwinkel bis zum Kinn. Er hatte eine Wunde an der Schläfe und seine Rüstung hatte sich dunkelrot gefärbt. Für einen Moment zerbrach nicht nur sein Spiegel, auch ihr Herz knackte bedrohlich, dem Zerbersten nahe. Doch dann spürte sie Leben in ihren Händen, ihre beiden eiskalten Hände erfüllten sich mit Wärme und ein angenehmes Gefühl ging durch ihren Körper. Neue Energie das Geschenk dieser Wohltat. Da wusste sie, dass er noch lebte, sie lächelte und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht. Doch sie wusste, dass sie schnell handeln musste. Sie nahm eines der Tücher und reinigte die Wunde. Wasser gab es hier genug, doch sie nahm den Schnee nur zur Kühlung, das Wasser kam aus ihren Vorratskrügen. Als die Wunde gesäubert war und unter dem roten Arm wieder seine blasse Haut zum Vorschein kam, nahm sie ein sauberes Tuch und band es fest um die Wunde. Als provisorischer Verband sollte es reichen, zumindest bis sie in die Siedlung zurückgekehrt waren. Dann nahm sie vorsichtig das erste Tuch noch mal und säuberte es, ehe sie mit frischem Wasser das Blut aus seinem Gesicht strich. Wie ein zerbrechliches Stück Kristall ging sie mit seinem Gesicht um, wollte nichts zerstören. Noch immer spürte sie weder Regung, Atem oder Leben, nur sein Puls schlug schwach. Sein Herzmuskel war unter der Brust zu spüren. Doch die Wunde an der Schläfe machte ihr Sorgen, viel Blut hatte er verloren. Zuviel? Sie konnte nichts weiter tun, als zu warten, ein wenig seine Rüstung putzen, aber keine echte Hilfe mehr sein. Dabei reichte es schon, dass sie da war... Mit ihrem Zeigefinger strich Isabell durch sein Gesicht, fuhr sanft über die leicht geöffneten Lippen und verspürte das ungewöhnliche Verlangen ihn zu küssen. Sachlich und kühl gab sie ihrem Verlangen Halt, doch dadurch wurde es nur noch größer. Irgendwann konnte sie nicht mehr an sich halten und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss... |
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07.02.2004, 14:31 | #173 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
W: Du hast dich wacker geschlagen. R: Ich habe nur wieder getötet. W: Aber dennoch wirst du immer stärker. R: Mag sein, aber was bringt mir diese Stärke, wenn sie dem Tod ein Diener ist? W: Nicht dem Tod. Sie ist dein Diener. R: Ich will das aber nicht, Leid, Schmerz und Verderben. W: Niemand will das und doch ist es das natürlichste auf der Welt. R: Hast du es gewusst? Das dein Ende nahte? W: Nein. Ich bin voller Erwartung in den Kampf gegangen. R: Hm, verstehe. W: Aber es ist noch nicht vorbei. R: Nein... W: Noch lange nicht. R: Ja... W: Mach dir keine Gedanken, es war deine Bestimmung. R: Meine... du also auch. W: Ja! Ich auch. R: Kennst du den Ausgang? W: Den Ausgang deines Krieges nicht. Den Ausgang deiner Schlacht ja. R: Ich habe euch nicht ausgerottet? W: Nein, unserer gibt es viele. Wir sind nicht nur in Gorthar. R: Das ist schön. W: Ich muss jetzt gehen. Für mich ist die Zeit gekommen. Aber du, mein Fürst, wirst deinen Weg weitergehen. Ich möchte, dass du mich nicht enttäuschst. R: Ich werde mein Bestes geben... Der weiße Wolf verschwand in der Dunkelheit, einem wabernden, schwarzen Wasser. Rociel hingegen sah ihm noch eine ganze lange Zeit nach, ehe er sich umdrehte. Während es hinter ihm schwärzer denn je wurde, ward es vor ihm immer heller. Weiße Milch, so schien es fast. Er tauchte in Wasser und schwamm zurück zum anderen Ufer. Doch als er aus dem Wasser auftauchte waren seine Augen voller Wasser und geblendet von der Sonne. Eine Gestalt lag vor ihm, sie sah aus wie ein Mensch. Er kannte diese Gestalt, auch wenn sie mehr wie einzelne Blätter die im Sonneschein funkelten aussah, so mochte sein Gehirn doch glauben, dass es ein Mensch war. Er spürte, wie sie immer näher kommen wollte und dann spürte er auch eine warme Brise auf seinen Lippen. Worte drangen an sein Ohr. ...Idiot...verdammter...auf..mach...deine...Augen...bitte... Er spürte, wie es anfing zu regnen an diesem See, wie er einen Tropfen abbekam und noch einen und einen dritten. Doch es waren salzige Tropfen, die da auf seine Haut fielen. Woher kannte er diese Gestalt nur? Er versuchte sich zu erinnern, doch es gelang nicht – bis die Sonne verschwand. Nicht mehr geblendet war ein Schatten vor ihm, dieser Schatten hatte langes Haar und die Gesichtszüge kannte er auch. Er fühlte sich sicher, auch wenn er sie nicht kannte. Eine Frau? Sofort zuckte es durch seinen Körper, als er begriffen hatte, dass es eine Frau war und keine einfache menschliche Gestalt. Isabell! Mit dem Ruf nach ihrem Namen strömte auch weiteres Blut aus seinem Mund, doch seine blinden Augen durchwanderten einen rasanten Tunnel, ehe sie in der Realität aufschlugen. Sofort beugte sich sein Oberkörper nach oben, keine Anzeichen von Schwäche, Lähmung oder Orientierungsverlust. Natürlich war er verwirrt, sah auch so aus. Er blickte sich mit großen, fragenden Augen um. Kein Gedächtnisverlust, aber ein ungewohnter Gefühlsverlust. Schon kurz darauf spürte er seine Nase in ihren Haaren, ihren Kopf an seinem Hals, ihre Arme hinter seinem Rücken. Dann aber sah er zu seinem Arm. Zwar mit dunklem Tuche verbunden, spürte er nun den Schmerz. Er hatte ihn fast nie beim Kampf gespürt, doch jetzt wurde er real. Doch er war geschwächt. Die meisten Nerven waren kaputt, zerstört, zerbissen. Es war eine sehr tiefe Fleischwunde, doch es würden keine Lähmungen bleiben, bei guter Pflege dürfte er in ein, vielleicht zwei Wochen wieder fit sein. Bist du in Ordnung Schwester. Geht's dir gut? Er sah eine Menge Blut, zuviel Blut, doch ihr schien es gut zu gehen. Alles andere wäre auch eine Katastrophe gewesen, er erinnerte sich wieder an die letzten Bilder vor seinem Kollaps. Es war nicht zu spät. Und Rociel wusste zu gut, dass Innos selber diesen Dolch geführt hatte, denn er selber konnte es nicht gewesen sein. Isabell rückte wieder ein Stückchen nach vorne, lächelte und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Schweigen? Natürlich, er verstand schon, was sie meinte. Dann küssten sie sich erneut, aber dieses Mal war er bei Bewusstsein und diese warme Brise auf den Lippen, die er gespürt hatte, jetzt wusste er endlich, was das gewesen sein musste. Er legte seine Hand auf ihre Wangen und gab ihr einen zweiten Kuss, doch die Realität holte sie schon bald wieder ein. Das Blut, das Schlachtfeld, die Kadaver. Und dann kam auch noch der Wind zurück, lange hatte er sie gemieden, doch nun wurde er wieder stärker und außerdem neigte sich der Tag seinem Ende zu. Er bat sie um Hilfe, hochzukommen, auch wieder auf eigenen Beinen zu stehen, stand dann mit wackligen Beinen da. Konnte jedoch schon bald wieder die Kraft spüren, die zurückkam. Sein linker Arm war etwas taub, er konnte die Finger zwar bewegen, doch schnelle Bewegungen waren nicht mehr drin. Er hielt ihn vorsichtshalber lasch nach unten. Sie mussten nun langsam wieder zurückkehren, diesen Weg hier vergessen und wieder weitermachen. Es war eine Impression, doch auch sie war nichts weiter. Noch einmal sah er zu dem toten Leitwolf. Er hatte sich dieses Gespräch nicht eingebildet. Es war wirklich. Er fühlte sich besser, nicht mehr als Mörder, nicht mehr als Vernichter. Doch das Blut klebte nach wie vor an seinem ganzen Körper. Und würde auch nie mehr vom Schwerte weichen. Ich habe diese Toten bezahlt. Und die Währung war mein eigenes Blut, dachte er in sich, als er nun die Augen des Leitwolfes schloss, wie er es auch bei allen anderen Wölfen tat. Er wollte ihnen ein anständiges Ende geben, wollte sie vergraben. Nicht unter der Erde, dazu reichten die Mittel nicht, aber unter dem Schnee, es sollte weißer Schnee sein, der ihr Fell ersetzte. Hilfst du mir Schwester. Bitte kümmere dich um unsere Ausrüstung, die Reinigung der Waffen und begrabe die gehäuteten Wölfe unter Schnee. Ich werde wieder...arbeiten... In Ordnung Bruder, überlass das mir, ich kümmere mich drum. Und dann tat er seine schreckliche Arbeit und nahm das Messer und schnitt einem Wolf nach dem anderen diese wunderbaren Felle vom Leib. Auch dem Leitwolf. Sie brauchten fünf Felle und hatten sechs, doch Rociel hatte etwas anderes mit diesem einen, legendären Fell vor. Es mochte ekelhaft, grausam, unnatürlich oder einfach nur abstoßend sein, doch für ihn war es das ganz im Gegenteil. Indem er mit dem Fell des großen Wolfes umherlief würde er immer bei ihm sein. Nicht nur in seinen Gedanken, denn in seinem Herzen war kein Platz für jemanden anderen als Isabell. Er wollte es endlich war machen. Neue Stiefel. Das Fell würde ihn wärmen und perfekte Stiefel hervorbringen. Er würde sie schätzen und so noch mehr mit den Tieren verbinden. Außerdem brach er noch die Zähne und Krallen des großen Wolfes. Die anderen ließ er in Ruhe, es war Schwäche, mangelnde Kraft, aber auch nur Anstand. Den Wolf, das Tier, das er am meisten schätzte hatte er am übelsten zugerichtet, als er nun unter weißem Schnee verschwand. Doch es war nur noch eine leblose Hülle. Ein Jäger war er, doch kein gewissenloser. Die Macht des Wolfes war seine Seele und diese würde auf ewig in seinen Stiefeln weiterleben, in seinen Zähnen, in seinen Krallen. Und genau das war die Philosophie, die hinter dem steckte. Er blickte sich noch einmal um, als sie schon ein paar Meter gegangen waren. Er sprach ein Gebet für die toten sechs Seelen, dann aber erlosch jeglicher Gedanke, jetzt ging es auch für sie wieder ums Überleben und ums Weiterkommen. Er trug drei Felle, Isabell auch. Er hätte auch alle genommen, doch dazu war seine Hand noch nicht belastbar. Bald schon war der Spalt Geschichte und damit auch die Schneewölfe. Era oltre. Possono nel resto di pace. |
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08.02.2004, 12:19 | #174 | ||||||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die Nacht war bitter kalt gewesen, ihre geschundenen Körper waren nun nicht mehr so widerstandsfähig wie noch zuvor, doch es waren nur zwei Tage, zwei grausam lange Tage gewesen. Als sie diesen kleinen Felsspalt erreichten, da wo sie auch auf ihrem "Hinweg" übernachteten, da waren sie froh, da ging ihnen ein Licht auf und als sie ihre gesamte restliche Nahrung verspeisten, ging es ihnen schon fiel besser. Doch mitten in der Nacht begann es zu schneien, so wie es ihr Bruder gesagt hatte, schlechtes Wetter zog an. Ihre Situation war dennoch nicht schlecht, sie waren mehr geschützt, als sie es verdient hatten, ein Feuer brannte unter ihnen, denn trockenes Holz hatten sie noch genug und eben jener Restproviant, der geteilt wurde und ihnen wieder etwas an Kalorien und damit Energie zurückgab, die sie verloren hatten. Doch an Schlaf war kaum zu denken. Lange Zeit blieben sie wach und erzählten sich ihre Gedanken und Gefühle der letzten Stunden, stellten Fragen und lauschten tiefen Antworten. Dabei versorgte sie immer wieder seine Wunde mit frischem Wasser und reinigte den Verband. Eine dünne Schicht hatte sich schon gebildet, die weiteren Blutauslauf verhinderte, doch das war nur der Anfang und längst noch keine Heilung. Als sie dann doch irgendwann einnickten, stellten sie die Rucksäcke vor den Eingang und ließen nur eine kleine Schicht für die Luft. Es war eine geschickte Sache, denn etwas Besseres konnten sie nicht tun, aber dass ihre Glieder am nächsten Morgen klamm und kalt, ja gar frostig waren, das konnten sie nicht verhindern. Isabell ging es überhaupt nicht gut, doch die Nahrung begann zu wirken und verschaffte den Muskeln neue Elastizität. Geschmeidig war anders, der Schneefall von letzter Nacht hatte neuen, frischen, anstrengenden Schnee gebracht und so war es kein Wunder, dass sie noch langsamer vorankamen. Die Felle die sie trugen waren eine weitere Belastung, sie waren schwerer als erwartet, aber sie hatte schon Ewigkeiten keine Erinnerungen mehr an sie gehabt, nicht mehr mal das Gefühl. Aber diese weiche Oberfläche, diese glatten Haare, sie sorgten schon bald für Erinnerungen. Nach diesem Kampf hielt sie alles für möglich, dachte aber auch offen über ein Ende nach. Denn sie kannte die Feuerwarane, hatte gesehen, welche tödliche Kraft in ihren Schlünden inne wohnte. Sie hatten die Seele der Drachen und konnten Feuer speien, wenn sie es nur wollten. Diese Echsen hinterließen verbrannte Erde und verbranntes Gras und waren der Tod für alles Lebende, das sich ihnen näherte. Es war nicht im Ansatz zu erahnen, was sie dafür tun mussten an diese Schuppen zu kommen. Es müssten mindestens drei tote Warane sein, denn ihre Schuppen waren neben dem Fell der Schneewölfe der Hauptbestandteil. Nach dem diese Wölfe so schwer, beinahe tödlich gewesen wären, wollte sie nicht dran denken, was die Seelen der Drachen mit ihnen machen sollten. Aber ihr Bruder würde nie aufgeben, nicht mehr jetzt und der Ehrgeiz steckte an. Sie musste zugegen ebenfalls gefesselt zu sein, von der Vorstellung die Exoten dieser Erde zu jagen. Das war mehr als eine Expedition, das war ein Abenteuer und das hatte sie sich in den letzten Wochen so sehr gewünscht. Nur die Gedanken an den eigenen Tod passten da nicht, ihre Unsterblichkeit war am Wackeln und das vergossene Blut ihres Bruders waren mehr als nur ein Attribut an die Schneewölfe, es war viel mehr ein Zeichen ihrer Verletzbarkeit. Noch immer haftete das Blut des großen, weißen Wolfes an ihr, einige Gesichtspunkte waren noch rot, die Haare waren bei beiden verdreckt und verklebt und vor allem ihr Bärenfell hatte es übel mitgenommen, die Haare des Felles waren all klebrig rot. Auch ihrem Bruder ging es nicht anders, aber wenigstens ihre Waffen waren sauber. Doch die Sauberkeit interessierte sie nur sekundär, alles was sie sich wünschte war ein warmes Bad, eine warme Mahlzeit und ein gutes Bett für eine Nacht. Mehr brauchte sie nicht, doch dies alles konnten sie nur in Teljarsfeld bekommen und dort hin waren sie unterwegs. Es war sicher ein Erfolg, sie fühlte sich gut wieder lebend in dieses Dorf zurückzukehren, mit Beute und ihrem Leben, es war ein Gefühl der Selbstbestätigung, doch dies alles bedeutete nicht so viel. Sie hatten ein paar Wölfe getötet, gut, aber die echten Feinde waren immer die der eigenen Rasse. Isabell verschwendete einen Gedanken an Kryliyx, immer wenn sie an ihn dachte war das ein Glückspiel der Gefühle, denn mal war sie stolz und mal sehr traurig, nur ihre Angst hatte sie verloren. In dem Moment, wo sie seine Rüstung ins Meer schmiss hatte sie sich endgültig von ihm getrennt. Dieses Mal dachte sie mit einem Grinsen an ihn, ja sie verhöhnte ihren einstigen Herren und war sich selbstsicher. Bald schon werde ich Ashisou wieder tragen, meine Waffen sind an meiner Seite und meine Gedanken sind stärker als je zuvor. Nun Dämon, sollte ich dich jemals wiedertreffen, wirst du schon sehen, was du davon hast. Sie lachte in sich hinein und die tiefschwarzen Haare verbargen dieses Lachen, doch nicht vor ihrem Bruder. Er ist tot, klang es neben ihr und ließ das Lachen verstummen und zu einem bleichen Gesicht erhärten. Isabell blieb stehen und sah dem Weitergehenden nach, der aber lachte nun seinerseits und blieb ebenfalls unter wehenden Haaren verborgen. Das Mythos ist tot, der große weiße Wolf, hahaha. Erleichtert atmete sie durch und machte sich auf ihm zu folgen. Für einen Moment hatte sie ernsthaft gedacht, dass Rociel wusste, was sie gedacht hatte, aber das war ja unmöglich... hätte sie mal sein Gesicht gesehen... Die Pausen wurden länger und die Landschaft änderte sich. Immer noch war es weiß, umrahmt von den grauen Riesen dieses Gebirges. Doch es wurde angenehmer, wärmer, sonniger. Kleine Sonnenstrahlen kamen in der Tat heraus, sie wärmten die geschundene Haut und taten sehr gut, auch für das Wohlbefinden. Vor ihnen machte sich ein abschüssiges Gebiet breit, doch sie atmeten durch. Zwar würden sie noch einmal aufpassen müssen nicht zu stolpern, doch als Belohnung sahen sie schon den Rauch aufsteigen. Noch einen Kilometer, dann hatten sie es geschafft, die Siedlung kam näher und schon bald würden sie da sein. Erleichterung in den beiden Gesichtern, blutig kamen sie zurück, äußerst blutig. Doch auch mit den Fellen, sogar mehr als erwartet. Der Abstieg auf dem abschüssigen Geröll gelang, sie halfen sich so gut das mit jeweils drei schweren Wolfsfellen eben ging. Am Ende atmeten sie erleichtert durch und gaben sich einen kurzen Kuss, kurz bevor sie das Lager durch das Tor betraten, durch das sie vor etwas mehr wie zwei Tagen gegangen waren. |
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08.02.2004, 15:24 | #175 | ||||||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Die Torwache machte zurecht große Augen, als sie die beiden "Heimkehrer" erblickte, sofort wurde um Verstärkung gerufen, da sie einen Großangriff vermuteten, bei all dem vielen Blut, dass an ihren Körpern hafteten, doch Rociel beschwichtigte schnell, dass ihnen niemand auf den Fersen war, dass die Kämpfe längst vorbei waren. Einige Leute versammelten sich um das Pärchen, kamen aus ihren Häusern und sahen die mehr oder weniger geschundenen Körper des Jägerpaares. Auch der Jäger Tristan kam aus seiner windschiefen Hütte, lag sie doch gar nicht so weit entfernt von dem Tor. Als er sie so sah, musste er sofort an die Schneewölfe denken und als er dann die weißen Prachtfelle in ihren Händen sah, kam er sofort auf sie zu. Ihr habt es also wirklich geschafft ja? Habt euer Ziel vollendet und die legendären Schneewölfe besiegt...und seid noch am Leben. Das verdient Respekt. Ihr seid ein würdiger Jäger. Bitte, lasst mich euch beim tragen helfen. Die keuchende Stimme überschlug sich fast und Rociel hatte nichts gegen die Abnahme der Felle, solange sie nicht damit den Besitzer wechselten, aber das würde schon nicht passieren. Der Mann war ein Vertrauter geworden, mehr oder weniger zumindest. Er besaß genug Kredit bei ihm. Auch wenn die Sache mit dem Drachen noch nicht nachgeprüft wurde, aber eben genau das wollten sie in der nächsten Zeit tun. Ja bitte, wenn ihr die Güte hättet uns die Felle in die Taverne zu bringen wäre das sehr nett, auch wenn ihr noch die drei meiner Schwester nehmen würdet, wäre ich euch sehr verbunden. Es war ein erhabenes Gefühl die Gewichte zu verlieren, es war doch sehr schwer gewesen die Hände immer so zu halten, dass die Felle dort Platz fanden. Man konnte es nicht mit normalen Wolfspelzen vergleichen, die Schneewölfe waren gut eineinhalb Mal so groß, wie große Waldwölfe. Und besonders der große Leitwolf hatte eine Größe, die an die eines jungen Mannes erinnerte. Jetzt aber hatten sie wieder freie Arme, er spürte noch immer die Blicke neben sich, einige Menschen tuschelten über die blutverschmierten Menschen, doch die meisten stießen Lachen und Grölen aus und freuten sich, dass mal wieder was los war. Rociel lächelte ein paar Leuten zu, doch eigentlich nahm er sie gar nicht war, er war froh, dass er es hier her geschafft hatte und dass es jetzt wieder aufwärts gehen würde. Hier würde er ordentlich seine Wunde behandeln können und auch das bekommen, was er brauchte, neuen Proviant. Er würde Wasser bekommen und auch ein Bett, doch das war alles nicht so wichtig, wichtiger war ihm, dass er seinem ehrgeizigen Ziel ein Stückchen näher gekommen war. Es schien unmöglich eine ausgestorbene Rasse zu finden, es war geschafft. Noch nie war er in seinem zweiten Leben als Krieger so schwer verletzt worden und doch war es nur ein Kratzer, über den Andere nur lachen können. Er würde es schon überstehen, man sollte sich nun nur nicht zu viele Gedanken über diese Verletzung machen, viel mehr war es wichtig, dass sie weiterhin ehrgeizig blieben und weiter hart arbeiteten. Sie betraten nach kurzem Wege die Taverne, die meisten Leute waren zurück in ihre Hütten gegangen, nur wenige hatten wirklich gegafft und keiner war in irgendeiner Form böse, nur die Diensthabende Wache bekam einen Tadel, da sie einen Angriff vermutet hatte, doch eigentlich ist Vorsicht ja besser als Nachsicht oder? In der Taverne suchte er sich den erstbesten Stuhl und ließ sich darauf fallen, nach ihm kamen seine Schwester und Tristan die Türe hinein. Der Wirt war etwas erschrocken, beim Anblick des ganzen Blutes konnte man dies durchaus verstehen. Was ist denn mit euch passiert? Das sieht ja schlimm aus... - Halb so schlimm, ein kleiner Kratzer im Arm, mehr nicht, beruhigt euch doch wieder ja. Ob das wirklich zur Beruhigung half, das wusste er nicht, doch es tat irrsinnig gut wieder mal auf einem Stuhl zu sitzen. Rociel wandte sich zu seiner Schwester, die immer noch stand anstatt sich auch hinzusetzen und blickte mit Verwunderung auf ihre schwarze Haarpracht. Er hatte sich gewundert, war er doch auch in gefährlichen Zeiten ein ausgesprochen guter Beobachter, es war sehr seltsam, die Haarfarbe von blond zu schwarz, doch er hatte sich an diesen Zaubertrank gewöhnt. Seine Schwester sah genau so schön aus wie immer und er mochte sich nicht vorstellen, was er ohne sie nur tun würde, obwohl der Gedanke vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen war. Was willst du jetzt tun? Zuerst hatte sie gar nicht verstanden, dass er sie meinte, aber dann wünschte sie sich sehnsüchtig ein Bad. Ein warmes Bad. Ich möchte dieses Blut loswerden. Und dann will ich diesen Tag vergessen. Ja, ein Bad hätte er auch gut nehmen können, doch seine Schwester sollte ruhig bekommen was sie wollte, wie es aussah hatte er mit Tristan noch einiges zu bereden und außerdem hatte er Hunger, einen RIESENGROßEN HUNGER. Und da man auch hier unten gut essen konnte, ließ sich das alles miteinander vereinbaren. Baden konnte er später noch. Ließe sich das machen, ein Zuber und warmes Wasser Wirt? – Gebt mir eine Viertelstunde und ich zaubere euch zudem noch ein Essen. Aber dann will ich alles wissen! Rociel nickte nur und sah sich schon einem langen Erzählertag ausgesetzt, doch das war ihm mehr Recht als alles andere. In dieser gemütlichen Stube hockend, mit etwas Essen und Trinken und genügend Feuerholz, das war schon was. Heute sollten sie diesen Luxus noch haben, denn morgen Nachmittag wollte er schon wieder weiter. Ja er war schon wieder in Gedanken bei der Rückkehr nach Gorthar, denn die Zeit drängte. Das Schicksal...ich habe es Pator versprochen. Ich nehme meine Bestimmung an und vereine die SIEBEN, doch große Gefahren ziehen auf, die Welt schläft nicht und auch meine Jäger sind erwacht. Ich weiß nicht, aber sie werden nicht mehr lange warten. Es wird mehr als nur Menschen in diese Schlacht ziehen und es werden weniger sterben, als gedacht, doch sollten die Amulette fallen...so fällt auch die Hoffnung auf den Gral. Und meine Hoffnung auf das Tal, das wir Paradies nannten. Auf die schwerelosen Wolken und auf den Frieden. Die Rüstung ist ein kostbarer Zeitraub, doch der Meister hat noch nicht gerufen, doch die Zeit drängt. Ich spüre, dass es nicht mehr lange sein wird... |
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