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Das Land Gorthar (Südland)
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06.02.2003, 22:21 #351
Tak
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Gelangweilt stieß Tak den magischen erzbrocken, der vor ihm auf denm hölzernen Tisch lag, mit dem Finger an. Das bläuliche Gestein kullerte über die Oberfläche des Tisches, stieß gegen die andere Hand des Waldläufers, wurde von dieser wieder in die entgegengesetzte Richtung gestoßen. Nur kurze Ruhepausen gönnte Tak dem erzbrocken, um ein paar Schlucke aus seinem mit Wein gefüllten Becher zu nehmen. Er hatte zwar weiß Gott schon besseren Wein getrunken, aber der hier war immerhin besser als garnichts...
Der Erzbrocken war gerade auf dem Weg zur Tischkante, als eine Hand auf ihn herabstiß, ihn zunächst gänzlich bedeckte, ihn dann fast zärtlich zwischen Daumen und Zeigefinger einklemmte und in die Höhe hob. Fasziniert betrachtete Tak die feinen blauen Adern, die das Gestein durchzogen, während er den Brocken drehte und wendete, um alle Seiten zu begutachten...
Flüchtig, eher zufällig, fiel der Blick des Waldläufers auf die leicht bekleidete Tänzerin. Hübsch hübsch, diese Statur war sicherlich recht gut beeinflussbar mit Hilfe von Magie. Ja, genau, ein gutes Versuchsobjekt für Mutationsexperimante...
Eine Weile brütete der Gildenlose über seinen Plänen zum 'modifizieren' von Tänzerinnen, irgendwann war der Trubel allerdings vorbei. Tak riss sich kurzzeitig von seinen Gedanken los, sein Blick wanderte über die Visagen der Leute hier drin. Ein ganzer Haufen verschiedener Typen, große, kleine, alte, junge. Sie grölten, besoffen sich oder stopften Essen in sich hinein, zudem verursachten sie ein ziemliches Gedränge. Menschen... Einmal mehr fiel Tak auf, wie sehr er Menschenmassen hasste...
"Hey, du, kenn ich dich nich?"
Tak drehte sich um, die Stimme kam ihm tatsächlich bekannt vor. Und wirklich, es war der Kapitän, der sie zum Herzen des Feuers schippern wollte.
"Ja." antwortete der Waldläufer trocken und ergriff kurz die ihm hingestreckte Hand.
"Das hier sind die anderen Verrückten, die mitfahren wollen."
Der Kapitän nickte.
"N' Abend, meine Herren..."
06.02.2003, 22:40 #352
GlutaeusMaximus
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Maximus hatte von der Tänzerin nicht viel mitbekommen und das war wohl auch besser so. Hatte er doch schon Probleme mit Frauen in normalen Klamotten. Er hatte noch immer Alpträume dank der Dame aus dem Sumpflager die vor einiger Zeit nackt im Refektorium gesessen war...

Der Grund seiner verminderten Aufnahmefähigkeit, seiner eingeschränkten Sichtweite und mittlerweile erbärmlichen Rhetorik, war der geschäftstüchtige Wirt. Als Maximus seinen Beutel mit Gold auf den Tisch gestellt hatte um ein Bier zu zahlen huschten die Augen des Wirtes sofort über den prallgefüllten Behälter. In einem Augenblick hatte der Wirt die darin enthaltene Goldmenge geschätzt und berechnet wie viel Getränke er dem Gast dafür bringen konnte.

Und so war die Sichtweite des Schwarzmagiers schon auf ungefähr sechs Fuß gesunken als die leichtbekleidete Dame den Tisch betrat. Mittlerweile war er bei vier Fuß und der Beutel bereits halb leer. Ihm gegenüber nahm der Kapitän platz und besprach irgendetwas mit Tak und dann auch mit Frost. Dem Hohepriester war ziemlich heißt, er zog die Kutte runter und saß nun in seiner Priesterrobe da. Wenn der Don das konnte...

Von dem Gespräch im gegenüber bekam er reichlich wenig mit, auch nicht mehr das der Wirt nicht mehr dem Umweg über Maximus machte um sich für die Getränke zu bezahlen. Besonders kräftig waren Bier und Wein hier zwar nicht, aber die Menge machts...
06.02.2003, 23:01 #353
Superluemmel
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Abschätzend musterte Frost den Mann, den Tak als Kapitän angeheuert hatte. Sah recht abgewildert aus, sein rechtes Auge schien beständig auf seinem Gesprächspartner zu hängen, während sein linkes von einem geradezu unheimlichen Eigenleben erfüllt war.
Es war die meiste Zeit über in Bewegung, ruckte von einem Gesicht der Runde zum nächsten, kam niemals völlig zur Ruhe. Das Rechte hingegen strahlte nur matt vor sich hin, man konnte beinahe denken, es sei eingeschlafen.
Erst bei genauerem Betrachten fiel Frost auf, dass es sich um ein Glasauge handelte. Allerdings um ein wirklich exzellent gefertigtes Imitat. Sogar die Iris glich dem seines Vorbilds bis aufs kleines Detail, würde es sich bewegen hätte er es glatt für echt gehalten.

"Ihr seid also der Kapitän, der uns sicher bis zum Herzen des Feuers bringen kann", begann Frost das Gespräch.
"Theorwulf mein Name", stellte sich der Seemann vor.
"Geb'ns mir ein Schiff und ich bringe sie überall hin."
Die Stimme des Kapitäns war fest und rauh. Er schien durchaus von sich überzeugt.
"Man nennt mich Frost", sprach der Waffenmeister und rückte seinen Mantelkragen zurecht. Trotzdem entging ihm nicht, wie die Augenbraue des Kapitäns ein kleines Stück nach oben rutschte.
"Meinen Schüler Tak habt ihr ja schon kennengelernt. Das sind meine Begleiter Don-Esteban, Glutaeus Maximus und Samantha", stellte er die Gefährten der Reihe nach vor.
"Ich hoffe ihr seid euch bewusst, dass es sich um eine Reise ohne Wiederkehr handeln könnte?"

Frost behielt das Gesicht Theorwulfs genau im Auge. Gespannt wartete er auf irgendeine Regung, das kleinste Wimpernzucken, ein unbewusstes Stirnrunzeln.
Doch der Kapitän lachte nur herzhaft.
"Schaun se mal", meinte er und klopfte mit der offenen Hand sanft auf die Tischplatte.
"Ich hab mein' Schieber im Kriesch verloren. De Scheisskerle ham mir'n Loch in Rumpf geballert, bevor ich auch nur ablegen konnte. Seitdem bin ich nur noch ne halbe Seele. Die verfluchden Landradden hier schlachen mir auf de Magen, ich brauch wieder richtige Seeluft zum Atmen, nich diese Brise, der noch der Gestank von Orkscheisse anhaftet."
Nette Ausdrucksweise.
Allerdings konnte Frost nur zu gut verstehen, was der Seebär meinte. Er brauchte nur daran zurückdenken, wie hilflos und nackt er sich vorgekommen war, als er nicht mehr die gewohnten Hornplatten seiner Rsütung am Leib spürte.

"Ich kann euch für eure Dienste nicht viel geben -"
"Ach, hören's doch auf mit diesem Krempel", unterbrach ihn Theorwulf und ließ die Hand hörbar auf den Tisch klatschen.
"Das hat mir ihr Schüler da auch scho erzählt. Mir isses egal, was dabei für mich rausspringt. Ich mach das nich wege dem Gold, ich mach's wege dem Schiff. Und falls se wirklich drauf bestehen, könne wir immer noch nach der Reise über den Preis rede."
Der Waffenmeister nickte nur still.
"Nun gut, ihr scheint es ernst zu meinen. Wir brechen morgen früh auf, für Proviant ist gesorgt, falls ihr noch etwas spezielles braucht, müsst ihr selbst dafür sorgen. Vorerst geht es in Richtung Gletscher, dort wartet ein Luzkan nur darauf, von mir erlegt zu werden. Trefft uns morgen zum Sonnenaufgang vor der Taverne."
Etwas mitten in dem Gewühl schien Frosts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Für einen kurzen Moment erschien ein Ausdruck der Trauer in seinen Augen, doch dann wurde er von derselben Ausdruckslosigkeit ersetzt, die er auch schon im Boot an den Tag gelegt hatte.

Ohne den Blick abzuwenden stand Frost auf.
"Entschuldigt mich bitte."
Einen Moment später war der Krieger in dem Getummel verschwunden.
Eine steife Brise ließ den Mantel des Waffenmeisters auf und ab tanzen, als er kurze Zeit später einen kleinen Hügel nahe der Gortharfeste erreichte. Direkt an der Klippe blieb er stehen, starrte mit leerem Blick in die Ferne.
Leise rauschend brachen sich die Wellen gute zwanzig Schritt unter ihm an der steil abfallenden Felsformation. Die sanft gewellte Hügellandschaft des Meeres nahm seinen gesamten Sichtbereich ein, wurde nur von der Schwärze des Nachthimmels durchbrochen. Irgendwo dort draußen schob sich ein mächtiger, schwarzer Schatten über den Horizont, eine stille Standarte der orkischen Bedrohung.
Kaltes Sternenlicht brach sich in den eisblauen Pupillen des Kriegers, seine Haare sprangen im Takt des Windes sanft auf und ab. Trauer lag in seinem Blick, in Gedanken befand er sich ebenfalls in Gorthar, zu einer anderen Zeit, zu einem anderem Zweck.

Hier lag sein Grab.
Vor Monaten war er hier gestorben, gefallen im Kampf gegen den Machthunger Sorims, dem Magier der von der Macht von Artefakten korrumpiert worden war, welche niemals in die Hände eines Menschen gelangen sollten.
Und dennoch stand er hier.
Bis zum heutigen Tage hatte er sich noch nicht erklären können, warum er noch lebte. Irgendeine ihm unbekannte Macht hatte ihn aus Beliars Reich gerissen, zurück in die Welt der Lebenden.
Frosts Blick fiel auf die Handfläche seiner linken Hand.
Vor nicht allzu langer Zeit war diese Hand aus nicht viel mehr als dem bloßen Knochen bestanden. Ein Tribut an die Unterwelt, der Preis den er hatte zahlen müssen um dem Tode ein Schnippchen zu schlagen. Ruckartig ballte der Krieger die Hand zur Faust.
Jetzt war sie wieder lebendig, er spürte das pulsierende Leben in seinem Arm intensiver als je zuvor. Und dennoch, würde diese Kraft ausreichen, dem Dämon zu trotzen? Würde er gegen ihn bestehen, wenn es darauf ankam?
Begleitet von einem leisen Ploppen löste sich der Verschluss von Frosts Feldflasche. Langsam hob er den Behälter über seinen Kopf, dann kippte er den Inhalt aus.
Leise plätschernd ergoss sich die blutfarbene Flüssigkeit auf Frosts Rüstung, wurde binnen Sekunden gierig von ihr aufgesogen.
Ein starkes Schwindelgefühl schlug wie eine Flutwelle über Frosts Bewusstsein zusammen, ließ ihn benommen nach hinten taumeln.
Er spürte, wie sich ein Teil seiner Seele gegen das starke Gift auflehnte, der Dämon versuchte den Bann zu brechen, der sich zu erneuern drohte. Doch selbst die überirdische Kraft des Höllenwesens reichte nicht aus, sich der Wirkung des Tranks entgegenzusetzen.
Benommen lehnte Frost an einem nahestehenden Baum, versuchte seinen rasenden Puls zu beruhigen, einen klaren Gedanken zu fassen.
So extrem die Wirkung des Gifts auch sein mochte, es forderte seinen Tribut. Und jedes Mal wenn er diese Prozedur wiederholte, wurde der Dämon resistenter gegen die betäubende Wirkung. Die Abstände zwischen der Einnahme würden zunehmend dahinschmelzen, bis er freikam und seinen Geist in einem Tornado aus Wut und diabolischer Macht hinwegfegte.
Soweit durfte es nicht kommen.
Eine gute Stunde später verließ Frost das einsame Grab, suchte sich seinen Weg zurück in die still daliegende Stadt. Mit sich trug er einen länglichen, in ein Tuch eingeschlagenen Gegenstand.
"Irgendwann", dachte sich der Krieger, "Irgendwann...."
07.02.2003, 03:50 #354
GlutaeusMaximus
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Während der Kapitän noch irgendwelche Geschichten von früher erzählte näherte sich der Goldbeutel des Hohepriester der völligen Leere. Auch das entging den scharfen Augen des Wirtes nicht und er tischte Maximus zum 'Abschied' noch etwas Kräftigeres auf.

Der Schwarzmagier sackte in sich zusammen behielt aber erstaunenswerterweise all seinen Alkohol im Verdauungstrakt. Auch Samantha und Tak hatten genug von den Geschichten und nahmen den Hohepriester in de Mitte. Besonders schwer war Maximus trotz seiner 6 Fuß und 7 Zoll nicht. Das meiste Gewicht kam von der dicken Robe und der guten Füllung...

So hatten es die beiden auch nicht schwer ihn oben ihn eins der Zimmer zu verfrachten. Mit einem Krachen, und ohne den Magier auch nur ein einziges Mal aufzuwecken, ließen die Templerin und der Gildenlose Maximus aufs Bett fallen.

Auch Tak und Samantha begaben sich auf ihre Zimmer. Währendessen hörte sich Don die spannenden Geschichten des Kapitäns an und erwatete die Rückkehr der beiden Krieger. Arson betrat die Schänke als erster. Er schien guter Laune zu sein und trank sogar ein Bier mit dem Kapitän und dem Schwarzmagier bevor er auf sein Zimmer ging.

Um einiges später – als sich die dicken Schwaden in der Schänke schon fast wieder aufgelöst hatten und nur noch wenige Gäste einsam herumsaßen – kehrte auch Frost zurück. Auch der Kapitän war schon verschwunden. Der dunkle Krieger hatte nicht so ein fröhliches Gesicht wie der Paladin und so nickte Don ihm nur stumm zu und beide zogen sich auf ihre Zimmer zurück...
07.02.2003, 11:08 #355
Superluemmel
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Die ersten, goldenen Lichtlanzen stachen hinter den Hausdächern hervor, liebkosten die schlafende Stadt mit ihrer wärmenden Umarmung. Rauhreif glitzerte im Licht der tief stehenden Sonne, verwandelte Gorthar in eine funkelnde Kristalllandschaft.
Schnee knirschte leise unter schweren Stiefeln, ein einsamer Schatten schritt langsam durch die Gassen, trat schließlich nahe einem Brunnen ins Licht hinaus.
In weißen Atemwolken verließ die Luft die Lungen des Kriegers, ein leiser Seufzer war zu hören. Dunkelheit umgab seine Gestalt wie ein undruchdringlicher Schleier, selbst die Sonne schien sich von den mattschwarzen Panzerplatten unter dem weiten Mantel fernhalten zu wollen. Nur die in langen Strähnen über Gesicht und Schulter fallenden, silbergrauen Haare standen in krassem Kontrast zu seinem restlichen Äußeren.

Frost liebte diese Momente.
Um diese Zeit lagen die meisten Menschen noch seelig schlummernd in ihren warmen Betten, vergaßen für wenige Stunden die vor der Tür vorherrschende Kälte und den kräftezehrenden Arbeitstag.
Der Waffenmeister genoß die vollkommene Stille, die Ruhe der frühen Morgenstunden. Nur ab und zu wurde der Mantel des Schweigens von einer weißen Nebelwolke gelüftet, wenn eine kleine Schneelawine sich ihren Weg über die Kante eines der Dächer suchte und in die Tiefe stürzte.
Es war immer wieder ein beeindruckendes Schauspiel, die Geburt eines neuen Tages mitanzusehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, was der Tag bringen würde, ob er sich zum Guten oder zum Schlechten wenden würde.
Und ob man den Anbruch eines weiteren Tages überhaupt noch miterleben durfte.
07.02.2003, 13:46 #356
Samantha
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Das Hörnchen stand am Fenster und hoppelte aufgeregt quieckend auf der Stelle herum. Samantha grummelte in ihr Kopfkissen und drehte sich zur Seite. Was sollte dieser Lärm früh am Morgen? Konnte man sie denn nicht einmal ausschlafen lassen? Jetzt, wo es endlich mal wieder schön mollig warm um ihre kalten Füsse war.
Doch der kleine Fellknäul wollte einfach keine Ruhe geben. Seine Äuglein starrten neugierig nach draußen und sein buschiger Schwanz zuckte aufgeregt herum. Und dann noch dieses ohrenbetäubende Quieksen...
Samantha hatte genug. Sie griff nach ihrem Kissen und schleuderte es in Richtung Nervensäge am Fenster.
Das Hörnchen bemerkte das Geschoss zu spät, protestierend quäkend fanden Hörnchen und Kissen sich schließlich auf dem harten Holzboden wieder.

Samantha war jetzt aber trotzdem wach. Fluchend erhob sie sich und kleidete sihc an. Gut, es war ja auch schon hell draußen. Sicher hätte sie wieder verschlafen.
Die Templerin gähnte ausgiebig, packte dann ihre sachen zusammen und stieg die dunkle hölzerne Treppe hinab.
07.02.2003, 16:14 #357
Arson
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Leise raschelte das bräunliche Leder des groben Wamses, rau und kratzig glitten die grauen Haare des Innenfutters über Arsons nackte Brust, schützten den Oberkörper des Paladins vor der schneidenden Kälte des Winterwindes, der heiser heulend an den geschlossenen Fensterläden rappelte. Gewissenhaft knotete der junge Krieger die Bänder in der Halsgegend des Kleidungsstückes zusammen, zog es dann mit einigen schnellen Griffen in die richtige Position. Zufrieden mit seiner Arbeit ließ er sich auf das einfache Bett seines Schlafgemaches sinken, um sich seinen Stiefeln zu widmen. Während er die Füße in die schweren Konstruktionen aus Metall und Leder steckte, fiel sein Blick auf das am Fußende des bettes lehnende Schwert. Ein einzelner Sonnenstrahl hatte sich im goldenen Knauf der Waffe verfangen, sprenkelte die gegenüberliegende Wand nun mit weichen, warmen Lichttupfern. Lange Sekunden verharrte der hochgewachsene Kämpfer auf der groben Strohmatratze, starrte gedankenverloren auf das seltsame Muster aus gelblichen Punkten, dann stand er mit fast aphatischen Bewegungen auf, griff nach der ledernen Scheide und zog die Klinge mit einer ruckartigen Bewegung aus ihrem dunklen Heim. Nachdenklich musterte er das scharfe Klingenblatt, fuhr mit dem Daumen über den makellos geschliffenen Stahl. Seit seiner Ernennung zum Paladin hatte nicht ein einziger Tropfen Blut die schimmernde Waffe besudelt, keine Kerbe, nicht einmal eine winzige Unreinheit war auf dem Mordinstrument zu finden. Arson fragte sich, wie lange das jungfräuliche Metall sich seine glänzende Reinheit noch würde bewahren können. Bald schon würde die Klinge auf ihre unzähligen Schwestern treffen, sich klirrend und kreischend im Kampfe mit ihnen messen. Bäche von Blut und anderen Körperflüssigkeiten würden das silbrige Heft hinunterrinnen, bleiches Gebein unter der brutalen Kraft des singenden Stahls zersplittern. Dies war das Los der Paladine und ihrer Waffen. Sie mussten ihre Reinheit aufgeben, um die Unschuld der Schwachen zu bewahren, mussten töten, um Leben zu bewahren. Manchmal mussten sie sich mit den Geschöpfen Beliars verbünden, um das Werk Innos' zu vollbringen...
Ein hartes Klopfen an der Tür riss Arson aus seinen Gedanken.

"Herr Paladin? Seit Ihr wach?"
Die Stimme gehörte eindeutig einer Frau. Der Krieger vermutete, dass es sich um eine der Schankweiber handelte. Fast unwillig stieß er sein Schwert zurück in die Scheide.
"Ja, ich bin hier. Was gibt es?"
-"Es wird nach Euch verlangt. Ein Händler mit dem Namen Soharim sagt, Ihr hättet Schlittengespanne bei ihm bestellt."
Die Stimme der Frau wurde das dicke Holz der Tür gedämpft. Der junge Paladin stieß einen gedämpften Fluch aus, griff dann eilig nach seinem Brustharnisch.
"Sagt ihm, ich komme gleich."
Ohne sonderliche Eile legte Arson den Rest seiner Rüstung an, überprüfte jede Schnalle doppelt auf ihren korrekten Sitz, so, wie er es von Sludig gelernt hatte. Als er schließlich in den gedrungenen Schankraum trat, war er im Nu umringt von Soharim und seinen beiden Gehilfen. Der fettleibige Händler grinste bis über beide Ohren.
"Herr Paladin, schön, Euch wiederzusehen!"
-"Habt Ihr meine Schlitten?" Dem Hochgewachsenen Krieger war heute nicht nach müßigem Geschwätz zumute. Kommentarlos ließ er sich von Soharim versichern, dass sowohl Hunde als auch Schlitten vor den Stadttoren auf sie warteten.
"Sobald Ihr es wünscht, werde ich Euch hinführen, edler Herr."
Arson nickte, trat an einen der Holztische und setzte sich auf eine grob geschnitzte Bank.
"Wartet vor der Taverne. Wir werden Euch rufen lassen, sobald wir Eurer soweit sind."
Der Händler verneigte sich und verschwand durch die niedrige Eingangstür. Der junge Streiter Innos winkte nach dem Wirt und ließ sich sein Frühstück bringen - es gab Brot, Käse, kalten Braten und dazu Sauerbier, eine Mahlzeit, wie der Recke sie noch aus der Zeit als Bauerssohn gewöhnt war. Hungrig machte er sich über die Speisen her, während er auf den Rest der dunklen Gesellen, die sich Abenteurer schimpften, wartete.
07.02.2003, 17:47 #358
Superluemmel
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Irgendwann in den späten Abendstunden schwang die Tavernentür auf und der Paladin verließ sichtbar gut gelaunt die Taverne. Kurz nach ihm folgte der Rest der Abenteurergruppe.
Im Schatten der gegenüberliegenden Hauswand lehnte Frost, die Arme vor der Brust verschränkt, sein Fuß in regelmäßigen Intervallen auf den Boden trommelnd.
Die unverhohlene Zufriedenheit des Innosstreiters führte zu einer weiteren Verschlechterung von Frosts ohnehin schon angeschlagenen Laune. Dieser Kerl war ihm einfach zu selbstgefällig. Dem würde das Lachen schon noch vergehen.
Gerüchte verbreiteten sich schnell in der Stadt, ein kurzer Spaziergang über den Marktplatz genügte um sich über jegliche Vorkommnisse in Gorthar zu informieren. Neben den üblichen Kleinigkeiten wie Ladendiebstähle, Raubüberfällen, einem unehelichen Kind und dem restlichen Bürgergetratsche machten auch Gerüchte von einer vorübergehenden Auslaufsperre für den Hafen die Runde.
Der Waffenmeister konnte sich gut vorstellen, wer dafür verantwortlich war.

"Erst drängt ihr euch mir auf und dann verspätet sich auch noch unsere Abreise, weil ihr euch erst noch den Wanst vollschlagen müsst!", fauchte der Krieger den Paladin zur Begrüßung an.
"Wenigstens wart ihr geistesgegenwärtig genug, für Schlitten zu sorgen...."
An den Rest der Gruppe gewandt fuhr Frost fort.
"Ich habe mich mit dem Schlittenhändler unterhalten und vereinbart, ihm das Boot als Ausgleich für die Schlitten zu überlassen. Der größte Teil der Ausrüstung ist bereits verladen, fehlt nur noch euer eigenes Gepäck. Theorwuld steht schon bei den Schlitten, er wird uns bis zum Gletscher begleiten und bei der Hütte der alten Frau auf uns warten. Ich will ihn nicht im Kampf gegen eines der Gletscherbiester verlieren. Sobald ihr eure Ausrüstung verladen habt, ziehen wir los. Wir werden dem Verlauf des Flusses folgen, bis wir die Schlucht erreichen. Theorwulf berichtete, dass ab dort das Eis nicht sicher genug für eine Weiterfahrt wäre. Deshalb werden wir durch die Schlucht ziehen und dann weiter in Richtung Gletscher. Beeilt euch, wir haben schon genug Zeit verloren."
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sich Frost herum und schritt in Richtung Stadttor davon.
07.02.2003, 18:25 #359
Samantha
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Wie bestellt warteten bereits die Hundeschlitten hinter dem Stadttor. Die kleine Gruppe von Abenteurern stapfte durch den knöcheltiefen Schnee auf die Gespanne zu und begann das Gepäck aufzuladen.

Das Hörnchen hatte sich angesichts der riesigen wolfsähnlichen Viechern und ihren tiefblauen Augen eilig in Samanthas Rüstung versteckt. Eines der Tiere jedoch hatte das kleine Knäul gerade noch so davonschlüpfen sehen und beäugte nun aufmerksam mit schiefgelegtem Kopf die Templerin.
Samantha lächelte und tätschelte den Kopf des Hundes.
"Guter Kerl, du hast nichts gesehn", sie steckte ihm unauffällig ein Stück Scavengerschinken von ihrem Proviant zu. Der Rudelführer schmatzte zufrieden und warf seinen Kollegen böse Blicke zu, die schon neugierig herüberschauten und ebenfalls auf ein Leckerli hofften.

"Die Schlitten sind beladen, wir können aufbrechen!"
Samantha versicherte sich nochmals, dass ihr Gepäck auch nicht herunterfallen konnte unterwegs, dann ging sie hinüber um sich ebenfalls ein Plätzchen auf einem der Gespanne zu ergattern. Das Gepäck hatte zwei Schlitten in Anspruch genommen, daher blieben noch drei übrig um die sechs Menschen zu transportieren.
Samantha schwang sich zuversichtlich zu dem Paladin auf den Schlitten und nahm das Geschirr in die Hände. Die anderen arrangierten sich ebenfalls, sodass schließlich die beiden Gespanne mit jeweils zwei Menschen und die beiden Gepäckschlitten sich in Bewegung setzten. Vorneweg rutschten bereits die Kufen mit den beiden Waldläufern und dem alten Kapitän durch den Schnee.
07.02.2003, 19:42 #360
Superluemmel
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Die Landschaft verwandelte sich in eine einzige, weiße Masse als die Hundeschlitten an Fahrt gewannen und die Hauptstadt des gorthanischen Reiches hinter sich zurückließen.
Wolken aus Pulverschnee stoben hinter den Schlitten in die Höhe, schon nach kurzer Zeit begannen die Hunde zu hecheln, folgten aber dennoch ihrem Leittier. Dünne Wolkenfetzen hingen vor dem einzigen Lichtspender in der stockfinsteren Nacht, dennoch reichte der Lichtschein des Sichelmondes aus, den Gefährten ihren Weg zu beleuchten.
Wie erwartet teilte sich die Templerin ihren Schlitten mit dem Paladin. Der Don thronte auf dem einzigen, dreifach besetzten Gefährt, zusammen mit Glutaeus Maximus und dem Kapitän bildete sein Untersatz die Mitte der Formation. Die Gildenlosen hatten sich ebenfalls zusammengerottet und auf dem letzten Schlitten eingefunden.

Während Tak am Schaft seines Speeres herumfingerte, kümmerte sich Frost um die Steuerung des Schlittens.
Schon nach einer knappen halben Stunde hatten die Abenteurer den vereisten Flusslauf erreicht. Für einen Moment drohte der Schlitten auszubrechen, das Gewicht verlagerte sich stark auf eine Seite. Kreischend fuhren die stählernen Kufen über das Eis, dann brachte der Waffenmeister das Gefährt wieder unter Kontrolle.
Aus dem Augenwinkel sah er den Paladin, wie er versuchte sich an die Spitze der Gruppe zu setzen. Typisch, immer mussten diese Kerle den starken Mann markieren. Der Krieger kniff leicht die Augen zusammen, schob mit einer Schulterbewegung den Kragen seines Mantels ein Stück höher um seinen Hals gegen den eisigen Zugwind zu schützen.
Wahrscheinlich war dem Innoskrieger durchaus bewusst, dass der ehemalige General über diese Provokation nicht einfach hinwegsehen konnte. Mit einem schrillen Pfiff entwich die Luft zwischen Frosts an die Lippen gelegten Fingern, dann spornte er die Hunde zu schnellerer Fahrt an.
Irgendwie fühlte sich der Krieger an seine Kindheit in den Tundren rund um Hammerfoldt erinnert. Damals hatte er des Öfteren an kleinen Wettrennen mit Hundeschlitten teilgenommen.
Die Miene des Kriegers war ausdruckslos, als er nach wenigen Sekunden an dem Schlitten des Paladins vorbeizog. Immerhin konnte man sich nicht alles gefallen lassen. Und es wurde durchaus Zeit, dass jemand dem Gottesstreiter seine Grenzen aufzeigte.
07.02.2003, 20:36 #361
Don-Esteban
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Herrje, fuhren diese Männer da vorne tatsächlich ein Rennen? Der Don wußte, wo das endete: Ein Schlitten stürzte um, bei dem Versuch seines Führers, das Letzte aus dem Gespann herauszuholen und den anderen zu überholen. So würde es sicher auch diesmal kommen. Was wohl die Templerin davon hielt? Der Magier genoß lieber die Fahrt durch die Winterlandschaft. Verschneite Uferhänge begleiteten den Weg der Reisenden, manchmal hingen sie über und unter ihnen taten sich dunkle, schwarze Löcher auf. Doch ehe einer der Neugierigen hineinlugen konnte, waren die Schlitten schon vorbeigeflutscht. Weiter ging es, immer weiter den vereisten Fluß hinauf. Hinter jeder Biegung warteten neue Dinge auf das staunende Auge. Waren es einmal sanfte Hänge, die in Jahrtausenden von den Wassern des Flusses ausgewaschen wurden, konnte hinter der nächsten Biegung schon wieder ein hoher Felszacken auftauchen, bekrönt von einem gefrorenen Wasserfall, bestehend aus tausenden von Eiszapfen, die das Licht glitzernd zurückwarfen. Doch all dies bekamen die beiden Wettstreiter weiter vorne nicht mit.
Die kalte Luft schnitt in die Haut, die schnelle Fahrt ließ einen Wind ins Gesicht wehen, der schnell auskühlte. Der Schwarzmagier wickelte sich enger in seinen pelzbesetzten Umhang. So ließ es sich aushalten. Das weiße Haar flatterte im Wind, die Augen waren zu engen Schlitzen zusammengekniffen. Schlittenfahren war eine interessante Fortbewegungsart.
07.02.2003, 20:45 #362
Tak
Beiträge: 3.270

Der kalte Fahrtwind schnitt unangenehm über Taks Gesicht, verwandelte seine Ohren in Eisklumpen und brachte seine Frisur ganz schön durcheinander. Knirschend glitten die Kufen des Schlittens über Schnee und Eis, ab und zu ruckelte das Gefährt, wenn der Boden uneben war, das Trappeln der Hundepfoten und das Hecheln der Tiere vermischten sich mit dem Pfeifen des Windes. Kleine Schneeflocken fielen von oben herab und suchten die Abenteurer mit einer dünnen weißen Schicht gefrohrenen Wassers zu bedecken...
Während der Fahrt behandelte Tak seinen Speer noch mit dem Schleifstein, der er stets dabei hatte, um die Waffe für den bevorstehenden Kampf in möglichst gute Verfassung zu bringen. Sein Umhang flatterte fast senkrecht hinter ihm im Fahrtwind und verlieh dem Waldläufer beinahe das Aussehen eines geflügelten Wesens...
Plötzlich stieß Frost einen Pfiff aus, eine Sekunde später nahm die Geschwindigkeit des Schlittens zu. Tak sah ärgerlich zu dem Waffenmeister, als ihm die Schneeflocken plötzlich mit vermehrter Kraft ins Gesicht peischten, doch der stand nur ruhig vorne auf dem Schlitten und lenkte die galoppierenden Hunde. Als Tak einen Blick zur Seite warf, sah er den Schlitten des Paladins, der von Frost gerade überholt wurde. Der Innosfuzzi warf den Gildenlosen einen kurzen Blick zu, dann trieb er seine Hunde zur eile an. Der Schlitten des Paladins nahm Fahrt auf, doch Frost dachte nicht daran, seinen Vorsprung aufzugeben und beschleunigte weiter...
"Verdammte kleine Kinder..." fluchte Tak leise vor sich hin, während er mit zu Schlitzen verengten Augen das Rennen beobachtete. Der Schlitten der Schwarzmagier wurde jetzt auch schneller, aber wohl eher, um den Anschluss nicht zu verpassen, als am Rennen teilzunehmen. Mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit rasten die Gefährte durch die verschneite Pampa...
07.02.2003, 20:51 #363
GlutaeusMaximus
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Während sich die beiden tollen Krieger ein Rennen lieferten fiel der mit drei Mann überladene Schlitten zurück. Weder der Kapitän noch Maximus konnten besonders gut mit dem Schlitten umgehen und so wurde der Abstand zwischen den beiden Gruppen immer größer. Der Don war sich ja zu fein hier mitzuhelfen, wahrscheinlich würde der sich eh nur blamieren, dachte sich Maximus, unfähig körperliche Arbeit zu verrichten...

Der Schwarzmagier hatte nicht an Handschuhe gedacht. Bisher konnte er seine Hände immer in die weiten Taschen des Mantels stecken wenn’s kalt wurde, aber jetzt durfte er die Leinen nicht loslassen. Jedes Mal wenn sie eine Schneeverwehung durchfuhren stob der Schnee auf und wurde zum einen weißen Nebel der sich in jede Ritze der Kleidung legte um dort zu schmelzen. Eiskaltes Wasser lief dem Magier am Kragen hinab und unter die Robe.

Weit vor ihnen hatte sich das Rennen endlich entschieden. Frost hatte seine Führungsposition wieder inne. Das war auch um einiges sinnvoller, nachdem Arson den Weg nicht kannte... Jetzt war der befahrbare Bereich auf dem Fluss teilweise so eng, dass Überholmanöver unmöglich waren.

Frost drosselte das Tempo wieder etwas um den Hunden etwas Erholung zu gönnen und der Schlitten mit den beiden Schwarzmagiern und dem Kapitän konnte endlich wieder aufholen...
07.02.2003, 21:38 #364
Samantha
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"Mensch, verdammt! Ihr Männer habt einfach kein Händchen dafür!", Samantha schob Arson unsanft zur Seite und riß ihm die Leine aus der Hand, "wir hätten wunderbar überholen können. Wir hatten es schon fast geschafft, aber nein, die Feiglinge davorne mußten ja unbedingt den schmalen Flussweg einschlagen und du bremst lieber als aufs Ganze zu gehn..."
Arson hockte ohne eine Miene zu verziehen immer noch neben ihr und ließ das Gezeter der aufgebrachten Templerin stillschweigend über sich ergehen.

Samantha war es gewesen, die Arson und den Schlitten zu so einer rasanten Fahrt gedrängelt hatte. Es war so ein wundervolles Gefühl den eisigen Wind im Gesicht zu spüren, zu sehen wie der Schnee in jeder Kurve schwungvoll unter den kreischenden Kufen hervorspritzte. Aber leider hatten die Schneehunde doch etwas mit dem Gewicht der schweren Paladinrüstung zu kämpfen und brachten so den Herausforderern einen leichten Nachteil. Nun war das Rennen eh gelaufen, der Fluss suchte sich seinen halb zugefrorenen Weg dicht neben ihnen und die Berge drängten sie auf der anderen Seite zusammen. Außerdem hechelten die Hunde auch schon erbärmlich, lange hätten sie solch eine rasante Fahrt sicher nicht mehr durchgehalten.

Samantha lehnte sich zurück und stieß resigniert die Luft aus.
07.02.2003, 22:02 #365
Superluemmel
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Der Schlitten war zu schnell, um dem Loch im Eis noch ausweichen zu können.
Während die Hunde einfach mit einem Satz über den isch plötzlich auftuenden Aubgrund hinwegsetzten, fuhr der Schlitten mit einem Mal nur noch auf einer Kufe.
Frost Reaktion war nur seiner Kindheit im rauhen Norden zu verdanken. Im selben Moment, in dem er die Kluft im Eis bemerkte, verlagerte er sein Gewicht auf die noch am Boden haftende Kufe. Blitzartig ließ er mit der Linken die Zügel los, griff stattdessen nach der Flanke des Fahrzeugs. Sein rechter Stiefel kam hoch, schob sich auf der anderen Seite unter den Schlitten und hob ihn leicht an.
Das Ergebnis war eine schon fast groteske Haltung, nur noch auf einem Bein stehend und den Körper tief über das Eis gebeugt, versuchte er die Balance und gleichzeitig die Zügel zu halten.

Doch die Aktion zeigte Erfolg.
Ein ungehaltener Kommentar Taks drang an seine Ohren, als der Waldstreicher um seinen Halt kämpfen musste. Auf einmal schlitterte der Schlitten mit einer beachtlichen Seitenlage über das Eis, die Kante der Kufe hinterließ eine tiefe Rille im erstarrten Körper des Flusses.
Obwohl er fast all seine Aufmerksamkeit darauf lenken musste, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, wagte der Waffenmeister einen kurzen Blick über die Schulter. Seine Sorgen galten schon nicht mehr dem eigenem Gefährt, sondern vielmehr dem Lastschlitten, der ihm folgte.
Ein kräftiger Ruck, die Kufe kreischte gequält auf und schleuderte wie aus Protest einen Funkenschauer über das Eis, dann brach das Heck leicht aus, zog den nachfolgenden Schlitten aus der Gefahrenzone.
Schweiß perlte trotz der bitteren Kälte von Frosts Stirn, als er schließlich auch die zweite Kufe wieder auf dem Eis aufsetzen ließ.

Die Blau- und Grautöne des Flusslaufes wurden in immer kürzeren Abständen von dunklen Flecken durchbrochen. Tückische Löcher und Risse im Eis, die zu schnellen Reisenden leicht zum Verhängnis werden konnten. Da hob sich ein dunkler Umriss gegen das monotone Weiß des Umlandes ab.
"Dort vorne ist die Brücke!", rief Frost über seine Schulter hinweg.
"Runter von dem Eis und nach rechts in die Schlucht! Es ist zu gefährlich, noch länger auf dem Fluss zu bleiben! Wir fahren weiter, bis wir das Hügelland hinter der Schlucht erreichen!"
Der Krieger wusste nur zu gut, was hinter der Schlucht auf sie warten würde. Dort lag die Ebene, in der das Heer Kaszan Toras' auf das der Freiheitskämpfer der Kolonie geprallt war.
Keine zehn Pferde brachten den Waffenmeister dazu, in dem von dem Kampf der beiden Sphärendämonen zerfurchten Land zu nächtigen. Er war weiß Gott kein abergläubischer Mensch, aber diese Ebene war selbst ihm nicht geheuer.
07.02.2003, 23:33 #366
Tak
Beiträge: 3.270

Die Fahrt ging zügig voran, auch wenn die Hunde inzwischen langsam müde wurden. Die zerklüfteten Hänge der Schlucht flogen fast an den Reisenden vorüber, während der mittlerweile dicht fallende Schnee Schlitten, Gepäck und Passagiere unter einer dicken, weißen Decke begraben wollte...
Mit einer blitzartigen Bewegung schoss Taks Speer zur Seite und daraufhin sofort nach oben, bevor der Waldläufer seine Waffe zufrieden wieder weglegte. Schnell näherten sich die Schlitten dem Tal der Schlacht um Gorthar, jener zerfurchten, gepeinigten Ebene, auf der vor garnicht alzu langer Zeit viele Soldaten Gorthars und der Gefangenen ihr Leben gelassen hatten. Tak konnte sich gut an diese Schlacht erinnern, dieses Massaker, als ein verrückter Magier sonstwas entfesselt hatte...
Die Schlucht wurde breiter, dahinter offenbarte sich eine Landschaft, deren Narben selbst unter der dicken Schneedecke erkennbar zu sein schienen. Spitz wie Dornen schälten sich einige Felsen aus dem dichten Schneegestöber, woanders waren tiefe Gräben in den Boden gerissen und geschmolzenes Gestein zu strickförmiger Schlacke erstarrt. An einigen Stellen ragten rostige Waffen oder Rüstungen aus dem Schnee, die Toten lagen ineinander Verschlungen auf dem Boden, die knöchernen Finger um die Griffe schartiger Schwerter geklammert, so als ob ihr Kampf niemals enden würde. Auf den laublosen Baumleichen, die Skelettartig in den grauen Himmel ragten, saßen einige Raben und putzten ihr Gefieder, sie schienen die Anwesenheit des neuen Futters zu spüren...
Raben?
Tak kniff die Augen zusammen und betrachtete die großen schwarzen Vögel erneut. Schien es nur so oder hatte einer wirklich zwei Köpfe...?

Mit einem ruhigen, monotonen Geräusch glitten die Kufen der Schlitten über den Schnee, Frost drosselte die Geschwindigkeit, es sah fast aus, als würde der Waffenmeister dies nicht einmal wirklich mitbekommen. Er schien instinktiv zu handeln, um so lange wie möglich wegzubleiben von diesem Schlachtfeld. Die Hunde schienen der selben Meinung zu sein, sie wurden immer nervöser, je näher sie der Ebene kamen, sie verfielen vom flotten Galopp in einen gemütlicheren Trab, während ihre Nasen ständig die Umgebung sondierten. und tatsächlich, irgend etwas musste hier sein...
Der Griff des Waldläufers um seinen Speer wurde fester, seine scharfen Augen beobachteten die Gegend, damit ihnen keine Regung entgehen konnte. Tak spürte sie, irgend eine sonderbare Macht, eine mächtige Energie, die den ganzen Ort zu durchdringen schien. Und er war sich sicher, das es den Anderen genauso ging. Hier war nicht nur die Natur krank, es schien, als sei das Gefüge zwischen den Welten, die dünne Grenze zwischen Wahrheit und Wahnsinn, hier brüchiger als irgend wo anders...
"Beeiling, ich will dieses verfluchte Schlachtfeld möglichst vor Einbruch der Dunkelheit hinter mir haben!" rief Frost den Anderen zu und trieb seine Hunde einmal mehr zur Eile an. Hächelnd zogen die Tiere an, der Schlitten glitt schneller über die Schneedecke. Tak zog sein Schwert und stieß es mit einer schnellen Bewegung nach unten in, als er es wieder aus dem Schnee zog steckte ein menschlicher Schädel auf der Klinge. Tak betrachtete diesen kurz, murmelte "Eindeutig Sumpfi...", und ließ den Knochen hinter dem Schlitten wieder zu Boden fallen...
08.02.2003, 09:51 #367
Arson
Beiträge: 687

In zügigem Tempo glitten die Schlitten durch das unendliche Meer aus weißer Kälte, störten die ewige Ruhe der im Eis begrabenen Seelen der Toten durch das knarzende Hundegeschirr, das japsende Hecheln der gräulichen Tiere und die knappen Befehle ihrer Herren. Je weiter die Abenteurer in die frostige Wüste eindrangen, desto schneidender wurde das kühle Lied des Windes, die feinen nadelspitzen seiner luftigen Finger hatten sich in scharfe Rasierklingen verwandelt, versuchte die Haut von den Gesichter der Reisenden zu schälen.
Arson hatte das Visier seines Helms heruntergeklappt, starr und unbewegt starrte das stählerne Antlitz des Rüstungsstückes auf die im Eis steckenden Zeugen eines längst vergangenen Krieges, gaben dem Paladin das gefühllose, unmenschliche Aussehen einer lebendig gewordenen Statue. Allein die durch die Luftschlitze dringenden Atemluftwolken verrieten dass sich ein lebendes Wesen in dieser schimmernden Schale aus schweren Eisenlegierungen befand.
Während des temporeichen Wettrennens noch hatte der hochgewachsene Krieger vergnügt in den Wind gelacht und seinen Hundeschlitten, ein Gefährt, dass er freilich zum ersten Mal in seinem Leben lenkte, mit mehr Glück als Verstand um enge Kurven und zwischen scharfkantigen Hindernissen hindurch manövrierte. Rüstung eines Paladins hin oder her, der ehemalige Bauerssohn zählte kaum zwanzig Sommer und war im Grunde seines Herzens immer mehr ein ziemlich großer, ziemlich breit gebauter Junge geblieben. Aus eben diesem Grunde hatte sich die Laune des Kämpfers auch binnen Sekunden verdüstert, als die Schlitten die ersten erfrorenen Überreste einstmals tapferer Krieger passierten. Hatte das Helmvisier zuvor die ausgelassene Heiterkeit des Streiter Innos' verborgen, so verdeckte sie nun die Betroffenheit in den Augen des Mannes. Er wusste nur allzu gut, dass hier viele seiner ehemaligen Lagergenossen lagen, Templer, Novizen und vielleicht sogar der ein oder andere Baal, dahingemetzelt von der Wucht eines mächtigen Gegners, gestorben in den eisigen Höhen des Gletschers, unbesungen, doch nie vollends vergessen.
Der Paladin schlug das Zeichen des
Lichts und wandte sich der Schlittenführung in Person seiner Templerfreundin zu. Auch Samantha schien der Anblick nicht gänzlich unberührt zu lassen, immer wieder blickte die Kriegerin zur Seite und musterte die im eisigen Boden steckenden Waffe und Rüstungsteile.
Endlich hatte die Gefährten das Schlachtfeld hinter sich gelassen, das unebene Ruckeln der über Kadaver und sonstige Überreste holpernden Schlitten verwandelte sich wieder in das wunderbar leichtfüßige Gleiten in einem ruhigen Meer aus aufwirbelnden Schneewolken. Erst jetzt begann Arson sich zu fragen, was genau sie eigentlich hier oben suchten. Irgendein Tier. Lurkan? Luzkan? Was, bei allen Göttern, sollte das sein? Würde die unsterbliche Seele des Berges seine weiße Decke bald über sechs weitere im Eis gestorbene Leichen ausbreiten dürfen? Die Zeit würde es zeigen.
08.02.2003, 10:26 #368
Tak
Beiträge: 3.270

Tak wunderte es fast, dass das Schlachtfeld sie so ohne weiteres hatte passieren lassen. Misstrauisch warf der waldläufer einen blick zurück, fast erwartete er, dass irgend etwas sie verfolgte, es nicht zulassen konnte, das die Sterblichen so ungeschoren davonkamen. Doch da war nichts...
Das Hecheln der Schlittenhunde und die selten gewechselten Worte der Reisenden waren die einzigen Anzeichen von Leben in dieser Eiswüste. Tak wandte sich wieder nach vorn, bald würden sie ihr Ziel erreicht haben...

Bellen, Bellen in der Ferne, unnatürliches Geheul drang leise an die Ohren das Waldläufers. Die Geräusche schienen vom Schlachtfeld zu kommen, Tak drehte sich noch einmal um. Immer noch nichts. Dennoch, auch die anderen schienen es bemerkt zu haben, fast alle warfen kurze Blicke nach hinten...
Getrappel, irgend etwas rannte durch den Schnee, hinter ihnen. Knurrend, hechelnd verfolgte es seine Beute. Nein, nicht eines, mehrere. Wölfe? Vielleicht.
Tak packte seinen Speer und behielt den Bereich hinter ihnen jetzt ständig im Auge. Dann tauchten sie auf...
Riesige Biester, vier Stück, rannten über den Schnee als wäre er Steinhart, sie hatten gewisse Ähnlichkeit mit Hunden - und auch wieder nicht. Jedes der Tiere war mindestens doppelt so groß wie der größte Hund, den Tak bisher gesehen hatte, und sie waren garantiert keine natürliche Spezies. Einer der Hunde hatte zwei Köpfe, die beide geifernd mit ihren langen, gelblichen Zähnen nach den Abenteurern schnappten. Ein peitschenartiger Schwanz befand sich am anderen Ende des Monsters, zuckte durch die kalte Luft und wirbelte den Schnee in kleinen, weißen Staubwölkchen auf. Drahtiges, grau - braunes Fell bedeckte den ausgemergelten Körper des Tieres, an einigen Stellen war es abgeschabt und legte die dunkle, ledrige Haut darunter frei.
Der zweite Hund war allerdings noch seltsamer, er trug überhaupt kein Fell mehr, sondern eine schuppige, reptilienartige Haut. Sein Schwanz war gespalten wie die Zunge einer Schlange, lange, spitze Knochenstacheln ragten aus dem Körper des Tieres. Die eckzähne des Wesens waren unnatürlich verlängert, ähnlich denen eines Säbelzahntiegers, aus drei Augen starrte es die Abenteurer böse an. An seiner linken Seite hing ein fünftes Bein, allerdings war es nicht wirklich ausgewachsen, es schien lose am Tier herumzubammeln und keine Funktion zu erfüllen. Die anderen beiden Schlachtfeld - Hunde konnte Tak nicht genau erkennen...
Der Waldläufer spürte, wie der Schlitten beschleunigte, wie Frost die Zughunde einmal mehr zu Höchstleistungen anspornte. Doch die Schlachtfeld - Bruten kamen näher...
08.02.2003, 11:48 #369
GlutaeusMaximus
Beiträge: 4.745

Die Hunde kamen bedrohlich nahe an den letzten Schlitten heran. Während Maximus versuchte die Zügel zu halten und die immer panisch werdenden Schlittenhunde zu beruhigen steckte der Don die Hand in den Beutel mit den Runen und tastete nach der richtigen. Dann schleuderte er dem nächsten dieser Monstrositäten eine Ladung schwarz Magie entgegen. Der Hund wurde an der Flanke getroffen und stoppte kurzzeitig in seiner Verfolgungsjagd. Aber nicht um aufzugeben oder sich ein schwächeres Opfer zu suchen...

Er streckte beide Köpfe in den Himmel und startete ein schauerliches Geheul das von den fernen Felsen widerhallte. Widerhallte? War das wirklich ein Echo das sie da vernahmen? Es klang eher nach einer Antwort.

Plötzlich vernahmen sie ein Kreischen von oben und bevor sie überhaupt den Blick nach oben gewandt hatten stürzten sich die Krähen wie fallende Steine auf den letzten Schlitten. Maximus und Don duckten sich instinktiv aber der Kapitän wich zur Seite aus und verlor das Gleichgewicht...

Maximus reichte ihm noch die Hand, doch der alte Mann stürzte bei voller Fahrt vom Schlitten. Schnell hatte er sich wieder aufgerappelt und lief dem Schlitten schreiend hinterher während die Hunde ziemlich schnell aufholten...

Don hatte sich nun komplett umgewandt und suchte schon nach dem nächsten Zauber während Maximus dabei war die Hunde zum Halt zu zwingen...
08.02.2003, 12:50 #370
Arson
Beiträge: 687

Bei Innos, was war das!? Mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen starrte Arson auf die schwarzen Höllengestalten, die Augenblicke zuvor aus einer Wolke aus berstendem Schnee und Eis an den Flanken des Schlittenzugs aufgetaucht waren. Die Augen des Paladins waren unter dem dunklen Helmvisier weit aufgerissen, während sein paralysierter Geist die Ereignisse zu verarbeiten suchte. Endlich klärten sich das aufgewühlte Gedankenmeer, während der junge Krieger sein Schwert zog, hielt er sich mit der linken Hand weiterhin am Holz des dahinrasenden Schlittens fest. Ein knapper Blick über die Schulter zeigte dem hochgewachsenen Recken, dass die Hunde aufgeholt hatten, dem letzten, leicht überbeladenen Zuggespann bedrohlich nahe kamen. Das schmutziggraue Himmelszelt hatte sich verdunkelt, unzählige kleine schwarze Leiber verdreckten die blasse Sonnenscheibe mit ihren finsteren Federschwingen.
"Langsamer!"
Der Ausruf war an Samantha gerichtet. Die Templerin reagierte mit gewohnter Präzision und verlangsamte die rasante Fahrt, während Arsons geistige Fühler nach seinen Runensteinen tasteten. Noch während der Schlitten langsam zurückfiel blitzte es in den dunklen Sichtschlitzen des Paladinhelmes bläulich auf. Die Luft in der nächsten Umgebung der gepanzerten Faust des Kriegers begann zu flimmern, feine Dampffetzen leckten an der silbrigen Rüstung, tausende winziger Eiskristalle, die durch die Wärmeentwicklung des Zaubers in feinem Nebel vergingen. Binnen weniger Sekunden hatte Arson seinen Zorn kanalisiert, ihn in die äußersten Spitzen seiner Finger getrieben, schürte dort das alles verzehrende Feuer des Lichts.
Die schwarzen Bestien kamen in Sicht. Der Schlitten des jungen Kriegers und seiner wagemutigen Gefährtin war nun auf gleicher Höhe mit dem letzten Nachzüglergespann. Wuterfüllt fixierte Arson eines der dunklen Höllenbiester mit seinen gleißenden Pupillen, die Augenbrauen vor Konzentration so fest zusammengezogen, dass es fast schon schmerzte. Heiß und heftig schlug der Atem des Paladins gegen die Innenseite seines Visiers, verflüchtigte sich in weißen Dampfwolken durch die kleinen Luftschlitze. Diese unheiligen Geschöpfe wagten es die Erde des wahren Gottes mit ihrer Existenz zu besudeln!

"Für Innos!"
In einem extatischen Zustand stieß Arson die Hand nach vorn, trennte den pulsierenden Energieball von seiner geistigen Lebensquelle, schickte ihn seinen Feinden entgegen. Krachend schlug die gleißende Konzentration aus purer Lichtenergie in den schwarzen Körper der vordersten Höllenbestie ein, fraß sich unter explosionsartiger Geräuschentwicklung in den dunklen Leib des Monstrums. Ein Schrei so tief und finster wie die Eingeweide der Erde selbst entstieg der unheiligen Kehle der Schattenkreatur, bläuliche Flammen schlugen aus der aufgerissenen Flanke des Ungetüms, vermischten sich mit einem Schwall dunklem Blut. Die schiere Wucht des Zaubers warf den Höllenhund zurück, ließ ihn in einer Wolke aus aufgewühltem Schnee und zersplitterten Eisfragmenten verschwinden. Zufrieden knurrte Arson ein knappes Dankgebet, wandte sich dann an die Templerin.
"Einer weniger! Jetzt..."
In diesem Moment erwischte etwas Dunkles die Kufen des Schlittens. Krachend gab die hölzerne Konstruktion nach. Die rechte Speiche brach weg und das dahinrasende Gespann verwandelte sich in ein zappelndes Knäuel aus jaulenden Hunden, splitterndem Holz und keuchenden Menschen. Arson fühlte sich von unsichtbaren Händen gepackt und durch die Luft geschleudert. Sekundenlang schienen die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben, leicht und ungehindert schwebte der Krieger durch das eisige Chaos. Der harte Aufprall presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Mit der Wucht eines Ambosses krachte der hochgewachsene Kämpfer auf den gefrorenen Boden, rollte haltlos durch den spritzenden Schnee. Irgendetwas streifte seinen Schulterpanzer, prallte jedoch an den stählernen Platten der Rüstung ab. Kostbare Augenblicke blieb der Streiter Innos reglos zwischen den Trümmern seines Schlittens liegen, dann kam Bewegung in die gepanzerten Glieder. Ächzend stemmte er sich in die Höhle, wühlte sich aus einer Decke aus kristallisiertem Wasser an die Oberfläche. Schnee rieselte aus jeder Ritze seiner Rüstung, die klamme Kälte des Winters schlug ihre Zähne nun auf durch das gefütterte Lederwams unter dem Eisenpanzer. Orientierungslos und noch immer durch den Aufprall paralysiert stolperte Arson zwischen den Schlittentrümmern umher.
"Samantha!"
Bei Innos, wo war seine Freundin? Er musste sie finden, und zwar schnell. Schon jetzt konnte er das donnernde Gebell der Höllenbestien durch den Schleier aus dichtem Eisnebel hören. Sie kamen, um der verletzten Beute endgültig den Rest zu geben. Sie würden einen hohen Blutzoll zahlen müssen, das schwor sich der Paladin, während er weiter nach seiner Gefährtin suchte.
08.02.2003, 13:25 #371
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Zwei dicht hintereinander folgende, schrille Pfiffe, dann wurden die Zughunde langsamer.
Doch die heranhetzenden Kreaturen aus einer fremden Dimension kannten keine Gnade und gewährten erst recht nicht genug Zeit um den Schlitten erst zum Stillstand kommen zu lassen.
Die Knie des Kriegers knickten ein, dann stieß er sich von dem noch immer rasenden Gefährt ab. Im Flug bog Frost seinen Körper nach hinten, riss schlagartig die Beine nach oben und setzte mit einem Salto über seinen Schüler hinweg.
Schnee knirschte, die darunterliegende Eisplatte gab mit einem lauten Knacken nach, als das gepanzerte Knie des Waffenmeisters den Boden berührte. Ohne den aufwallenden Schmerz in seinem Kniegelenk zu beachten, rollte sich Frost über die Schulter nach hinten, presste die flache Hand fest auf das Eis und drückte sich nach oben. Noch bevor seine Stiefel den Boden berührten, blitzte bereits die Klinge des Eisbrechers kampfeslustig in seiner Hand.

Bläuliche Flammen schlugen aus der Flanke des einen Höllenhundes, für ein paar Momente zuckten noch seine Hinterläufe, sein Kopf hob sich in einer letzten Anstrengung, dann lag er still.
Die zweite Kreatur hatte von seinem ursprünglichem Ziel, dem Kapitän, abgelassen und stürzte nun mit geifernden Lefzen auf den verunglückten Schlitten zu.
Von der Templerin war nichts zu sehen, der Paladin war vollauf damit beschäftigt, nach seiner Reisegefährtin zu suchen.
Wenigstens schien er etwas von Kameradschaft zu verstehen....
Die Nacht zur Seite des zweiköpfigen Ungetüms schien sich zu verdichten, Gestalt anzunehmen. Das Stakatto von schweren Stiefeln auf eisigem Untergrund hallte durch die Dunkelheit, die Rufe des Paladins und das Knurren des Hundes schienen einen unheimlichen Chorus anzustimmen.
Gestalt gewordene Schwärze schälte sich aus der Umarmung der Nacht, ein verschwommener Umriss schloss zu der Höllenkreatur auf, überbrückte mit einem weiten Satz die restliche Distanz und warf das Biest zu Boden.
Frosts Unterschenkel schlossen sich in einer Zangenbewegung um den Hals des einen Kopfes, drückten unbarmherzig zu und warfen das Biest beim Landen aus dem Gleichgewicht. Vom Gewicht des Hundes mitgerissen, stürzten die beiden ungleichen Gegner und rollten in tödlicher Umklammerung über den Boden. Ein Jaulen übertönte das Schlagen der ledernen Schwingen der Raben, dann verbiss sich der zweite Kopf in Frosts Seite während der andere noch immer versuchte, sich aus dem mörderischen Zangengriff zu befreien.
Grausamer Schmerz schoss durch Frosts Körper, die dolchartig blitzenden Fänge des Hundes zerfetzten seinen Mantel, schlossen sich mit der Unbarmherzigkeit eines Schraubstocks um seinen Brustkorb.
Mit einem wütenden Aufschrei fasste Frost den Eisbrecher mit beiden Händen, hackte in blinder Wut auf der an den Boden genagelten Höllenkreatur herum.
Das Knurren des Hundes verwandelte sich in eine gepeinigtes Winseln, dunkles Blut besudelte den Schnee, bestialischer Gestank wehte Frost ins Gesicht. Immer und immer wieder durchschlug die Ironiaklinge die ledrige Haut, zerteilte Knochen und Fleisch gleichermaßen, trieb mit jedem Hieb die Kreatur näher an die Schwelle des Todes.
Im Todeskampf zuckte der Hund wild herum, verstärkte dabei noch seinen Druck auf Frosts Brustkorb.
Der Krieger japste nach Luft, er glaubte seine Rippen knacken zu hören.
Wie ein Berserker drosch er auf das Vieh ein, trieb die mittlerweile blutbesudelte Klinge durch das Genick des Köters.
Das Knurren des Höllenhundes erstarb, taumelnd kam Frost auf die Beine, der zerstückelte Kadaver des Hundes verlor seinen Halt und klatschte in den blutgetränkten Schnee....
08.02.2003, 13:31 #372
Samantha
Beiträge: 12.569

Samantha hatte noch vergeblich versucht, den Schlitten zur Seite zu manövrieren, aber es war schon zu spät. Holz splitterte auf, Hunde jaulten, als der Karren in immer noch fast voller Fahrt seine eine Kufe verlor und schließlich mit einem lauten Krachen weitergezogen wurde und dann in sich zusammenfiel.
Samantha hatte den Halt verloren. Sie spürte, wie der Schlitten unter ihr auseinanderbrach. Ihre Hände suchten hilflos Halt am Geschirr der Hunde, doch dieses hatte sich längst mit dem freigewordenen Gespann verschreckter Hunde davon gemacht.

Die Templerin kam unsanft im Schnee auf und sah auch schon einen Balken der Schlittenkonstruktion auf sich zukommen. Unweigerlich prallte das schwere Holzstück auf sie zu, traf sie an der Schulter und ließ ihr schwarz vor Augen werden. Bewußtlos wurde Samantha weitergeschleudert, bis sie schließlich auf der halb eingebrochenen Eisfläche des Flusses zum Stillstand kam. Reglos lag sie da.
08.02.2003, 14:58 #373
Tak
Beiträge: 3.270

Na toll, da setzte sich der Schlittenlenker einfach ab ohne die Hunde anzuhalten...
Tak kletterte so schnell wie möglich nach vorn und griff sich die Zügel der Hunde, er verlangsamte den Schlitten und wendete schließlich. Einen Moment lang beobachtete der Waldläufer die szenerie, missgestaltete Bestien sprangen knurrend und fauchend durch den Schnee, große schwarze Vögel - wohl Raben oder Krähen - flatterten zwischendrin herum und attackierten die Abenteurer mit ihren scharfen Schnäbeln. Der Paladin schleuderte irgendwelche Lichter durch die Luft, aber viel brachte das nicht mehr - die missgestalteten Hunde waren schnell, zu schnell, und wichen den magischen Geschossen, die daraufhin im Schnee landeten und das gefrohrene Wasser schmelzen und verdampfen ließen...
"Lauft!" rief Tak den Schlittenhunden zu und schülltelte an den Zügeln. Der schlitten nahm wieder Fahrt auf, schnell und schneller raste das Gefährt auf den Kampf zu. Taks Hand schloss sich fest um den Schaft seines Speeres, wie eine Lanze streckte er die Waffe nach vorn und visierte das Vieh mit der Schuppenhaut an...
Der lärm des Kampfes übertönte das Hecheln der Schlitenhunde bei weitem, einige der Raben stießen auf den Waldläufer herab, als er auf das Geschehen zuraste. Tak stach mit dem speer in die Luft und erwischte tatsächlich einen der Vögel, aber sofort wurde seine Aufmerksamkeit wieder von etwas anderem beansprucht. Vom Schuppenhund, um genau zu sein...
Der Schlitten raste jetzt mit einem Abstand von höchstens einem Meter an der Bestie vorbei, das konnte sich Tak nicht entgehen lassen. Er sprang vom Schlitten und stieß dabei mit dem Speer zu, die Waffe bohrte sich mit enormer Wucht in die Flanke des Tieres. Der missgestaltete Hund wurde umgerissen, eine Sekunde später landete Tak auf dem Tier, wobei er ihm die eisenbeschlagenen Sohlen seiner Stiefel in den Brustkorb rammte. Der Hund quietschte auf vor Schmerzen, krachend brachen einige der Rippen der Bestie. Noch immer auf seinem Opfer stehend riss Tak seinen Speer wieder aus dem Fleisch des Hundes, holte aus um erneut zuzuschlagen - aber dazu kam es nicht. Mit ungeahnten Kräften stieß das Ungetüm sich vom Boden ab, richtete sich auf und schleuderte den Waldläufer dabei durch die Luft wie eine Strohpuppe. Wütend brüllte die Bestie ihre Wut heraus, ihr Kopf ruckte herum und fixierte seinen Gegner, die langen, tödlichen Reißzähne glänzten fast im fahlen, silbrigen Licht des Mondes...
Tak gelang es, sich während seines Fluges so zu drehen, dass er mit den Füßen aufkam. Als der Gildenlose den Boden berührte, knckte er mit den Beinen ein, um die Wucht des Aufpralls zu kompensieren. Gleichzeitig stieß er den Speer nach vorn, in erwartung des Angriffes seines Feindes...
Der mutierte Hund knurrte böse, Geifer tropfte zu Boden, als er zum Sprung ansetzte. Eine Sekunde später katapultierte er sich nach vorn, auf den Waldläufer zu, der mit zusammengekniffenen Augen im Schnee saß und wartete. Plötzlich, fast im selben Augenblick wie der Hund, sprang auch tak nach oben, drehte sich um die eigene Achse und schlug zu. Die scharfe Klinge seiner Waffe traf den Kopf des Untieres, der Hund jaulte auf, Blut spritzte zu Boden und hinterließ hellrote Spritzer im aufgewühlten Schnee. Die wucht des schlages riss den Schlachtfeld - Hund zur seite, sein Körper drehte sich noch im Flug und krachte dann in den Schnee. Das gefrohrene Wasser stob nach allen Richtungen weg und verdeckte den Körper des Hundes mit einer Ladung Pulverschnee, doch das Monstrum war noch lange nicht am ende. Schneller als Tak es lieg war sprang es wieder auf die Pfoten, schüttelte den Schnee ab und fixierte den Waldläufer mit seinen drei Augen. Der linke Reißzahn war abgesplittert, das Monstrum blutete aus einigen tiefen Wunden, doch es schien den Hund nicht im geringsten zu stören. Er duckte sich und rannte los, um Tak mit einem angriff von unten außer Gefecht zu setzen, doch zuvor wirbelten in kurzen Abständen drei silbriege Metallsplitter durch die Luft, Wurfmesser um genau zu sein. Das erste glitt einfach an der harten Schuppnhaut des wiedernatürlichen Tieres ab, das zweite ebenfalls, aber Nummer drei hinterließ einen tiefen Schnitt in der Schnauze des Hundes. Nicht gerade das Ergebnis, das Tak sich erhofft hatte, aber zumindest etwas...
Der Hund schoss auf Tak zu, er riss sein Maul auf und entblößte eine Menge langer, spitzer Zähne. Tak sprang im letzten augenblick zur seite, der Hund raste an ihm vorbei, in dem Moment rammte der waldläufer dem Ungetüm mit einer schnellen Bewegung seinen Speer in die Seite. Der Hund jaulte einmal mehr und wirbelte unerwartet schnell herum, mit ungeheurer Kraft riss es dem Waldläufer den Speer aus den Händen. Die Waffe, die in seinem Körper steckte, ignorierend stürzte sich die Bestie einmal mehr auf seinen Feind, und diesmal war er etwas zu langsam. Tak warf sich zur seite und riss dabei sein Schwert aus der scheide, doch die Pfote des Hundes traf ihn an der Schulter. Die langen Krallen hinterließen gut sichtbare Spuren in der Rüstung des Waldläufers und eine der Panzerplatten drohte sich zu lösen, als die Lederriemen durchtrennt wurden. Der Waldläufer wurde nach hinten gerissen und flog mit unbeabsichtigem Kurs durch die Luft, bis er kurze Zeit später - ebenfalls unbeabsichtigt - auf dem Rücken im Schnee landete. Der Hund ging sofort wieder zum Angriff über, Tak rollte sich zur Seite, das Maul seines Gegners grub sich dort, wo er gerade gelegen hatte, in den pulvrigen Schnee. Sofort drehte Tak sich wieder zurück, sein schwert sauste durch die Luft und bohrte sich in den Hals des Hundes, jaulend ging sprang dieser nach hinten und entriss Tak seine zweite Waffe...
Der Hund taumelte leicht und warf den Kopf hin und her, kratzte mit den Pfoten an seinem Hals herum, um Taks Schwert aus selbigem herauszubekommen. Der Waldläufer unterdessen rappelte sich auf und Griff zu seinem zweiten Schwert, wenn er das auch noch verpulverte hätte er "nur noch" einen dolch und die in seine Rüstung eingearbeiteten Handgelenkklingen...
Aber die brauchte er niht mehr. Während der Hund krampfhaft versuchte, Taks Hauptschwert aus seinem Hals zu bekommen, griff der Gildenlose an. Er hob seine Waffe über seinen Kopf, rannte auf den Hund zu, und das letzte was dieser sah war die Spitize des Schlitzers, die sich einen Herzschlag später tief in sein drittes Auge bohrte. Tak trieb seine Waffe durch den Schädel des Hundes hindurch und drehte das Schwert noch ein paar Mal, obwohl das zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr nötig gewesen wäre...
08.02.2003, 15:11 #374
GlutaeusMaximus
Beiträge: 4.745

An dem Schlitten der beiden Hohepriester flimmerte die Luft. Zu beiden Seiten des Gefährts wurden Kreaturen aus dem Reiche Beliars beschworen. Unter Dons Kontrolle materialisierte sich ein gewaltiger Feuerdämon und griff auch sofort einen der mutierten Höllenhunde an.

Sein jüngerer Kollege hatte vier Skelette beschworen die nun den mittlerweile völlig erschöpften Kapitän zum Schlitten schleiften und sich dann um das Gefährt positionierten um auch die Hunde und das Gepäck zu schützen.

Maximus zog seinen Kampstab aus dem Gepäck und stürzte sich selber in die Schlacht. Seite an Seite mit dem Feuerdämon und einem der Skelette bekämpfte er die immer zahlreicher werdenden Gegner. Besonders effektiv war der Kampfstab in den Händen des Magiers nicht, aber er bewegte sich so gewand das er zumindest mehr austeilte als er einstecken musste.

Auf dieser Ebene lebten aber nicht nur mutierte Vögel und Wölfe sondern auch weitaus gefährlichere Kreaturen...

Das Eis erzitterte und den stampfenden Schritten eines schwarzen Bärs. Zumindest war das was da auf sie zukam entfernt mit einem Bär verwandt. Die Kreatur war ungefähr sechzehn Fuß hoch und pechschwarz. Die normalerweise natürliche Tarnung schien bei diesem Monstrum wohl nicht mehr nötig zu sein.

Der Bär stapfte auf den Schlitten mit Don und dem Kapitän zu. Der Schwarzmagier rief den Dämon zurück zu sich und Maximus war alleine mit dem Skelett und zwei Wölfen. Während sich der Knochenkrieger ritterlich opferte und die Wölfe ablenkte eilte Maximus zurück zum Schlitten um den anderen Beiden beizustehen.

Der Bär war auf wenige Schritte an das Gefährt herangekommen und die Skelette erfüllten ihren Auftrag ohne mit der nicht vorhanden Wimper zu zucken. Die verbliebenen drei stürmten auf das schwarze Monstrum zu. Don dirigierte den Dämon hinter den Bär um der Kreatur in den Rücken zu fallen.

Die gewaltigen Pranken waren indessen damit beschäftigt Knochen zu zertrümmern. Die leichten Skelette flogen weit durch die Winterlandschaft und zerprallten an den Felsen. Schnell hatte Maximus vier Neue beschworen die sich wieder opferten um die Aufmerksamkeit des Monstrums von den Menschen abzulenken.

Dons Feuerdämon hieb mit seinen Pranken auf den Hinterkopf der Kreatur ein und fügte ihm tiefe Fleischwunden zu. Doch das war für den Bären, der mittlerweile über die Skelette hinwegtrampelte, soviel wie ein pickender Vogel für uns. Auf Dauer tödlich wenn man nichts tut, aber in einer Schlacht nur nebensächlich.

Maximus wollte einen Feuergolem beschwören verwarf die Idee aber wieder bei dem Gedanken auf welchem Untergrund sie sich hier befanden. Er entschiede sich für einen Eisgolem der auf den Bären zustapfte und sofort versuchte seinen Gegner einzufrieren. Aber dich Macht des Golems reichte nicht für so ein großes Wesen aus.

Der Bär schlug auf die Eiskreatur ein und große Brocken flogen durch die Luft. Der Eisgolem kannte weder Schmerz noch Furcht und kämpfte weiter, aber früher oder später würde auch er unterliegen und der Bär kam immer näher an den Schlitten heran...
08.02.2003, 15:45 #375
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Eines der bläulichweißen Geschosse des Paladins schoss einem Kometen gleich durch die Nacht, prallte mit einem gleißenden Blitz auf den Körper eines der todbringenden Raben. Das Vogelwesen wurde aus der Luft gefegt, blaue Flammen züngelten an seinem Federkleid empor. Inmitten einer Schneewolke krachte das Biest in das weiße Kleid des Winters, ein letztes, schwaches Krächzen dann rührte es sich nicht mehr.
Frosts Knie wurden plötzlich weich, die Spitze des Eisbrechers ritzte das Eis zu seinen Füßen, kraftlos sank er auf die Knie.
Wie durch einen Schleier sah er die von unheiliger Magie korrumpierten Kreaturen auf die Gefährten zuhetzen, bereit ihre messerscharfen Fänge in das warme Fleisch zu vergraben, jegliches Leben durch ihre Mordlust zu ersticken.
Es war wie damals, vor unzähligen Monden.
Grelle, in eine feste Form gezwungene Magie schoss in einer weiten Kreisbahn über das Schlachtfeld, kollidierte mitten in einer Menschenansammlung mit dem Boden. Schlagartig bahnten sich die astralen Ströme ihren Weg in die Freheit, Freund wie Feind wurde von der mörderischen Druckwelle wie Blätter im Wind davongeschleudert.

Benommen hob Frost seine Hand an die Stirn, versuchte mit wildem Kopfschütteln die Geister der Vergangenheit zu verdrängen.
Einmal aus ihrem tiefen Schlummer gerissen, stiegen die Erinnerungen wie dichter Nebel vor seinem inneren Auge auf, überschwemmten sein Bewusstsein mit einer Flut an Bildern von Tod und Verderben.
Gepeinigt schrie der Krieger auf.
Er ertrug es nicht mehr. Die Erinnerungen lähmten sein Denken, hinderten ihn zu reagieren. Sie trieben ihn an den Rande des Wahnsinns, drängten ihn dazu, sich in den gierig aufgerissenen Schlund zu stürzen, sämtliche Schmerzen zu vergessen und sich ganz dem Irrsinn hinzugeben.
In seiner Verzweiflung klammerte sich der Waffenmeister an einen Quell nie versiegender Kraft, dem Zentrum aller zerstörerischen Triebe, seinen größten Feind.
Brüllend erwachte seine zweite Seele aus ihrem Schlummer, griff mit feurigen Klauen nach seinem Geist, fegte auf ihrem Weg sein Bewusstsein fort wie einen Windhauch. Wut kochte in Frosts Herzem, unbändiger Zorn über den Schlaf in den der Dämon gezwungen worden war, verzehrte auch den Rest seiner Verzweiflung.

Frosts Augen glühten vor Hass und wildem, ungestillten Blutdurst.
Langsam stand der Waffenmeister auf, fixierte den Schwarm der Killerraben und stürmte mit einem tiefen Grollen auf sie zu.
Eine Spur aus Funken hinter sich herziehend, glitt die Spitze des Eisbrechers über das Eis, kam in einem weiten Bogen hoch und zerfetzte auf seinem Weg Knochen, Federn und Haut gleichermaßen.
Ohne seinen Lauf zu bremsen stürmte Frost geradewegs durch den Vogelschwarm hindurch, direkt auf den riesenhaften Bären zu.
Schwerfällig drehte sich das tapsige Ungetüm herum, hob drohend die Pranken udn stieß ein dröhnendes Knurren aus, als es den Angreifer bemerkte.
In seinem Kampfrausch dachte der Waffenmeister nicht einmal daran, abzubremsen.
Die gigantischen Pranken schnellten nach vorne, versuchten den mickrigen Menschen zu packen um ihn dann zu zermalmen.
Für den Bruchteil einer Sekunde rutschte Frost über das Eis, ging leicht in die Knie und katapultierte sich nach vorne.
Um eine Haaresbreite verfehlten ihn die todbringenden Klauen, wuchtig krachte Frosts Fuß gegen den Brustkorb des Riesenbärs, ließ das Biest nach hinten taumeln. Im Moment des Aufpralls drückte er den Fuß nach unten, katapultierte sich auf diese Weise ein Stück in die Höhe und wiederholte mit dem anderem Bein die Bewegung.
Der Bär brüllte vor Schmerz und schüttelte sich wie ein vor dem Kopf gestoßener Stier.
Noch immer in der Luft wurde Frost von seinem Schwung über den breiten Schädel des Tieres getragen, vollführte einen kompletten Salto und lehnte sich dann mit seinem gesamten Gewicht auf den Griff seines Schwertes.
Einem Fallbeil gleich schoss der Eisbrecher mitsamt seinem Träger senkrecht nach unten - direkt auf das Genick des mutierten Bären zu.
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