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[GM] Der Gletscher
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29.09.2002, 20:01 #51
Champ
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inzwischen hatte champ seinen schönheitsschlaf unterbrochen und richtete seinen oberkörper auf. die boote wurden jetzt von einigen gezogen. und er konnte im boot sitzen bleiben.
ja, so gefiel ihm die reise. genau so konnte es weitergehen.
aber es war sehr unwarscheinlich, dass sowas passieren würde. ganz sicher sollte er doch irgendwann selber laufen sollen.
da kam dem baal eine idee. ein pentagramm, dass man tragen konnte und sich an jedem beliebigen ort aufbauen liess. ja, genau sowas sollte man mal erfinden.
die idee gefiel champ immer besser. er sollte mal mit cor kalom und hundder drüber reden. dann entfiel dieses lästige laufen.
29.09.2002, 20:24 #52
stressi
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Stressi hatte das Seil ergriffen, dass ihm vom Boot aus zugeworfen wurde und zog nun schon einige Stunden das schwere Boot hinter sich her. Immer wieder liefen kleine Rinnsale in den Fluss und so hatte er auch bald nasse und sehr kalte Füße. Das Gletscherwasser war verdammt kalt.
Unangenehm war auch, dass der Fluss immer flacher wurde und die Boote immer häufiger auf Grund scharrten. Den Baal und den Schwarzmagier konnte man nicht mehr lange in den Booten lassen. Jetzt zählte jede Unze Gewicht.
Stressi rief Blutfeur zu, dass sie doch als Führer mal ein Machtwort sprechen solle. Die Magier sollten ihren Arsch mal aus den Booten bewegen.
Als die anderen die Forderung bekräftigten, bequemten sich auch die Beiden aus den Booten. Jetzt zogen sich die Boote wesentlich leichter. Aber lange würde auch das nichts mehr helfen. Der Fluss wurde immer flacher. Irgendwann mussten sie sich doch den ganzen Krempel auf die Schultern laden.
29.09.2002, 20:38 #53
Nienor
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Die Söldnerin hatte belustigt zugesehen, wie Stressis Schuhe sich durch das Wasser in ihre Bestandteile aufzulösen drohten. "Ihr Sumpfler mit euren Sandalen. Leg dir gutes Schuhwerk zu, wenn du noch vorhast, öfter durch die Barriere zu wandern." Nienor selber hätte sich Arbeitshandschuhe gewünscht. Langsam scheuerten die Seile, mit denen sie das Boot zog, doch an ihrer Haut. "Lange werden wir nicht mehr die Boote ziehen können. Dann werden wir alles selber tragen müssen." Und so sollte es auch kommen.
29.09.2002, 20:59 #54
Champ
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mürrisch stieg der baal aus dem boot und lief nebenher. im dunkel laufen war eigentlich gefährlich, aber es war sicher wichtig, gerade jetzt weiter zu laufen. wegen dem nebel unterliess champ es auch, magisches licht zu verwenden. das hätte wegen der streuung des lichts sowieso nichts gebracht.
nienors neckische bemerkung überhörte er absichtlich. woher sollte sie auch wissen, dass ein richtiger magier im normalfall nicht oder sehr wenig läuft ? da brauchte man eben kein besonders gutes, sondern bequemes schuhwerk.
aber interessant war nienor schon, stellte champ so in gedanken fest.
ob sie wohl eine der berühmten zweihandäxte des neuen lagers dabei hatte ? und sie vielleicht später sogar einsetzte ?
29.09.2002, 22:04 #55
blutfeuer
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der nebel wurde immer dicker, als die boote auf einmal beide auf sand liefen. es half nichts, es ging nicht mehr weiter.

blutfeuer versuchte, im nebel etwas zu erkennen. war da nicht ein haus? das war doch schon haus der alten frau, die sie schon bei ihrer ersten gletscherwanderung besucht hatten!

im gleichen moment öffnete sich auch schon die tür und ein fahler lichtschein versuchte, den nebel zu durchdringen.

die alte stand in der tür ihrer hütte und sah ihnen neugierig entgegen. natürlich hatte sie die kleine gruppe schon lange bemerkt. in dieser absoluten stille in der nähe des gletschers waren 8 mann natürlich auch nicht zu überhören. in dieser weiten flachen landschaft trug die luft trotz nebels jedes geräusch meilenweit.
29.09.2002, 22:05 #56
eine_alte_frau
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"Ach, ihr seid es schon wieder? Ich hatte euch gar nicht so schnell zurück erwartet. Hat euch etwa die Gletschermagie schon eingefangen?"

Die Alte öffnete ihre Tür weit und bat die Gruppe herein.

"Ihr könnt gern bei mir übernachten. Die Hütte ist zwar klein, aber wir sind hier dicht am Gletscher. Neben dem kalten Hauch, den der Große Weiße ständig in das flache Land bläst, verirren sich nachts auch immer wieder einmal Luzkans bis hierher. Da ist es nicht gut, wenn man draußen ist. Diese riesigen Bestien haben nicht nur manches Vieh geholt. Sie sind unheimlich, erscheinen wir ein weißes Gespenst aus dem Nichts und sind schneller wieder verschwunden als man schreien kann.
Wollt ihr etwa schon wieder in den Gletscher?
Wie ich sehe, seid ihr dieses Mal etwas besser vorbereitet. Zumindest seht ihr so aus, als hättet ihr etwas wärmere Sachen an als bei eurem ersten Besuch."

Fachmännisch befühlte die Alte den Mantel von Blutfeuer, den sie sich über die Schultern geworfen hatte.

"Ja, das ist das beste, was es gegen die Kälte gibt. Das Fell dieser Bestie. Es ist schön, dass dir jemand so schnell daraus einen Mantel machen konnte."

und zu Yenai gewandt:

"Ach, der große Luzkan-Jäger hat ja auch einen Mantel daraus! Na, das wird die Brüder und Schwestern der weißen Bestie freuen. Sie kommen gern zu jemanden, der das Fell eines ihrer Brüder auf dem Leib trägt."
29.09.2002, 22:06 #57
blutfeuer
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blutfeuer sah, wie yenai zusammenzuckte, aber er wollte sich auf keinen fall seine furcht anmerken lassen.

die gefährten folgten der einladung der alten nur zu gern, erhofften sie sich doch noch einmal eine ruhige nacht inmitten von schützenden mauern. blutfeuer legte ihren pelz ab und übergab der alten ein paar der mitgebrachten lebensmittel. vor allem zucker und salz würden der alten sicher gefallen und ihr ein bisschen die zunge lockern. blutfeuer hatte viele fragen.
29.09.2002, 22:06 #58
eine_alte_frau
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Die Alte setzte einen großen Topf Wasser auf den Herd und meinte, dass das dann ja wohl für Tee reichen würde.

"Meine Hütte ist zwar klein, aber es wird eure letzte Nacht ohne Wachen und ohne diese Wahnsinnskälte sein. Macht es euch bequem und versucht so gut es geht noch einmal lange zu schlafen. Die Luzkans haben zwar auch schon Hütten zerschlagen, aber wenn er kommt, haben wir ohnehin keine Chance. Also nehmt das Schicksal hin, wie es für euch bereitet ist. Esst und trinkt und stärkt euch für eure schwere Wanderung.

Mit Blutfeuer rückte sie eng an das Feuer, sah sie der Jägerin doch an, dass diese viele Fragen hatte.
29.09.2002, 22:07 #59
stressi
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Auch Stressi nahm seinen Mantel und setzte sich zu den beiden Frauen. Er wollte unbedingt hören, was die Alte über den Gletscher erzählen konnte.
29.09.2002, 22:08 #60
blutfeuer
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"Bitte gute Frau, ich muss alles wissen, was man wissen muss über einen Gletscher. Was ist das für ein Ding? Was ist das für ein Riesenfluss, der hier plötzlich zu Eis geworden ist? Wird er eines Tages auftauen und die Welt ertränken?"
29.09.2002, 22:17 #61
eine_alte_frau
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Die Alte musste lächeln über so viel Unverstand. Nebenbei bereitete sie für alle Tee und teilte die Becher aus und begann zu erzählen.

"Ein Gletscher ist kein Fluss. Ein Gletscher ist nur Schnee. Schnee der seit Millionen Mondumläufen aufeinander gefallen ist, so dass er sich immer weiter aufeinander türmte. Der große Druck, der dabei auf den Untergrund wirkt, lässt den Schnee erst zu Eis werden, das dann immer härter wird. Irgendwann wird der Druck so groß, dass sich das Eis wieder verflüssigt. Und das fließt dann als Bach unter ihm hervor. Das ist der Bach, der euch jetzt zum Gletscher führt. Dieses Wasser ganz unten unter dem Gletscher bewirkt, dass das ganze Massiv schwimmt. Ein Gletscher ist also ein großer schwimmender Schneeberg."
29.09.2002, 22:18 #62
stressi
Beiträge: 1.158

Der Baal konnte nicht mehr an sich halten:

"Und woher weiß man das alles über den Gletscher? Wenn Ihr von Millionen von Mondumläufen erzählt, müsst ihr dafür doch Beweise haben.?"
29.09.2002, 22:19 #63
eine_alte_frau
Beiträge: 127

Die Alte lächelte.

"Die Beweise liefert uns der Gletscher ausreichend. Sehr einmal hier auf dem Kaminsims."

Die Alte erhob sich und räumte einige Gegenstände herunter, um sie den aufmerksam Lauschenden zu zeigen.

"Das hier ist ein Stück eines Menschenschädel oder der eines Affen. Ihr werdet unschwer erkennen, dass er nicht aussieht wie ein heutiger Schädel. Und das hier sind uralte Steinwerkzeuge. So etwas Primitives benutzt schon seit Menschengedenken niemand mehr. Außerdem finden sich auch immer wieder Teile von Pflanzen, von denen noch nie einer gehört hat. Also wir Gletscherbewohner kennen unseren großen Weißen. Was er oben verschlingt, spuckt er unten irgendwann wieder aus."

Die Alte legte ihre Fundstücke wieder auf den Kaminsims und setzte sich wieder.
29.09.2002, 22:19 #64
stressi
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"Heißt das, man könnte theoretisch dem Fluss folgen, der aus dem Gletscher kommt und damit tief in ihn vordringen?"

[i]Stressi glaubte gerade eine Möglichkeit entdeckt zu haben, wie man ungefährdet zu den Ruinen vordringen könnte, ohne sich mit Luzkans herumschlagen zu müssen.
29.09.2002, 22:20 #65
eine_alte_frau
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"Wenn man Glück hat, kann man in der Höhle tief in den Gletscher hineinlaufen.

Andererseits war das aber oft das Unglück für viele neugierige Abenteurer. Ihr könnt euch vorstellen, dass es kein Entrinnen gibt, wenn das Eis von oben nachrutscht. Und irgendwann rutscht es immer nach! Dann entstehen im Eis tiefe Rissen, von denen man den Eindruck hat, sie würden bis in den Bauch der Erde reichen. Das ist die zweite große Gefahr, die auf euch im Gletscher wartet – diese tiefen Schluchten im Eis.

Immer deckt der nachfolgende Schnee sie zu und der ahnungslose Wanderer läuft ohne es zu wissen auf einer sehr brüchigen Schneedecke. Wer einmal in solch eine Eisspalte gestürzt ist, kommt nie wieder zurück, es sei denn in der Form wie der arme Kerl da oben."

Die Alte deutete auf den Schädel über ihrem Kamin.
29.09.2002, 22:21 #66
blutfeuer
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blutfeuer musste noch mal nachhaken:

"der weg unter dem eis entlang ist zu gefährlich sagt ihr? hat es denn schon mal jemand geschafft? ist schon mal jemand auf diesem weg zu den ruinen gelangt?"
29.09.2002, 22:21 #67
eine_alte_frau
Beiträge: 127

"Meines Wissens hat es noch niemand geschafft. Aber wer kann das schon genau wissen! Weißt du Kindchen, ich frage mich immer, woher die Menschen all diese Sachen wissen, wenn noch niemand zurückkam.

Tatsache ist, diese Ruinen gibt es. Und sie wurden ja nicht im Eis erbaut. Irgendwann gab es da Fels in den die Festung geschlagen wurde. Und irgendwann ist sie im Eis versunken und wurde auf immer von ihm umschlossen.

Seht euch nur die merkwürdige Form des Göttersitzes an. Er überspannt die Stelle, an der der Gletscher beginnt wie eine Welle. Das konnte aber nicht schon immer so sein, sonst hätte sich der Gletscher dort nicht bilden können. Ich sagte euch ja, dass Gletschereis aus Schnee besteht. Mir scheint, als hätte der Fels eines Tages dem Druck des Eises nicht standhalten können und hat sich einfach nach vorn geneigt. Seither fällt dort oben kein Schnee mehr und das Eis ist dort kristallklar. Damit soll man in der Tiefe die Ruinen sehen können.

Aber das können natürlich auch Märchen sein, denn der Mensch erzählt viel. Und wenn er nichts mehr zu erzählen hat, dann beginnt er in das Reich der Fabel auszuweichen.

Ich kann euch nicht sagen, was wahr und was falsch ist. Auf jeden Fall rate ich euch dringend die Idee mit dem Fluss sofort zu vergessen. Ich habe nämlich wirklich schon Menschen gesprochen, die sich verabschiedet haben um von unten in den Gletscher einzusteigen. Von denen kam nie wieder einer zurück."
29.09.2002, 22:22 #68
stressi
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Champ hatte etwas von seinem Sumpfkrautvorrat spendiert und die Hütte füllte sich jetzt mit dem angenehmen Duft der Stängel, zu denen auch die Alte nicht nein gesagt hatte.

Stressi musste aber noch mal nachfragen:


"Aber es müssen doch schon Leute in den Ruinen gewesen sein, woher wüsste man sonst davon. Welchen Weg haben die genommen?"
29.09.2002, 22:23 #69
eine_alte_frau
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"Nun, sie werden wohl den mühsamen und nicht minder tödlichen Weg über das Eis gewählt haben. Der General Toras war ja auch gerade dort. Allerdings ist er mit einer großen Gruppe aufgebrochen, aber zurück kam er nur mit einer Handvoll seiner Leute."
29.09.2002, 22:23 #70
blutfeuer
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"ja, den haben wir getroffen und auch so ein riesiges, häutiges, schwarzes und lappiges ungeheuer, das ihm aus dem gletscher gefolgt war. später hat mir einer seiner leute erzählt, dass das ein wächter aus den ruinen gewesen sein musste. er wollte das wieder zurück holen, was toras aus den ruinen geholt hatte."
29.09.2002, 22:24 #71
eine_alte_frau
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"Über die Ruinen weiß ich nicht viel. Die Ruinen sind ein Mythos, der wohl irgendwo an der Wiege der Menschheit geboren wurde. Man spricht von sagenhaften Reichtümern und mächtigen magischen Artefakten, aber auch von schrecklichen Fallen und grausamen Wächtern.

Diese Ruinen tief unter dem Eis wurden in den uralten Zeiten wohl erschaffen, damit einige wenige Menschen den Göttern näher sein konnten als andere. Darum erbauten sie ein Festung oder einen Tempel – genau weiß das keiner – direkt zu Füßen des Göttersitzes. Dort erhoffte man sich in seltsamen Ritualen die besondere Gunst der Götter erringen zu können.

Ich weiß nicht, was davon wahr ist. Die Götter hat nie jemand gesehen. Die Festung ist im Eis versunken und von den Bewohnern berichten nur noch Legenden und Lieder.

Tatsache ist aber, dass der Göttersitz sich über die Ruinen geneigt hat. Und das ist ja schon seltsam genug. Ihre Geheimnisse haben jedenfalls die alten Bewohner mit in ihr eisiges Grab genommen.

Wenn es stimmt, dass dieser alte General Kaszan Toras in den Ruinen gewesen ist, dann hat er mit Sicherheit die Götter herausgefordert. Die werden schon ihren Grund gehabt haben, dass es heute nur noch Ruinen tief unter dem Eis gibt. Und wenn er die Götter herausgefordert hat, dann wird es sicher noch gefährlicher, dort hineinzusteigen.

Ach Kindchen, ich kann dir nur raten, lass ab von deinem Unterfangen. Mir wird ganz bange nur bei dem Gedanken daran."
29.09.2002, 22:25 #72
blutfeuer
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blutfeuer hatte den erzählungen aufmerksam gelauscht. die alte hatte ihr viele hinweise gegeben, aber der entscheidende fehlte noch, wie kam man rein in die festung oder diesen tempel unter dem eis?

als sie diese frage stellte, schüttelte die alte nur den kopf. sie kannte keine lösung, sie hatte nicht einmal eine vorstellung davon.

"aber wenn kazsan toras drin war, muss es doch einen eingang geben!"

blutfeuer starrte gedankenverloren in die flammen und legte ein paar hölzchen nach. man musste also einfach losgehn und die probleme vor ort lösen. es gab keinen anderen weg.
29.09.2002, 22:30 #73
Champ
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hier schaltete sich der baal ein, der bisher geduldig zugehört hatte.

"mich würde ja eher mal interessieren, was es mit diesen schneebestien auf sich hat. immer wird hier von den biestern geredet, als wären sie der absolute schrecken. kannst du uns noch etwas dazu erzählen?"

champ steckte sich erneut einen schwarzen weisen an und forderte die alte auf, weiterzuerzählen.
29.09.2002, 22:35 #74
Nienor
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Nienor hatte es sich in der Enge der Hütte so gemütlich gemacht, wie es nur ging. Als sich alle in das kleine Haus gezwängt hatten, war es so voll, wie in einer khorinischen Kneipe zur Hochzeit des Königs. Die Alte machte Tee und blutfeuer überfiel sie zum Dank dafür mit ihren Fragen. Die Söldnerin lauschte gespannt auf die Antwort des Mütterchens. Was es mit dem Gletscher auf sich hatte, wollte sie nämlich auch gerne wissen. Und dann diese merkwürdigen Luszkans. Sie erinnerte sich noch an eine Begegnung mit einem dieser Ungetüme während der Reise nach Ironia. Sicher wußte die alte Frau noch mehr über diese urtümlichen Geschöpfe.
29.09.2002, 22:41 #75
eine_alte_frau
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"Der Luzkan ist mindestens doppelt so groß wie ein ausgewachsener Mann und manchmal auch drei mal so groß, wenn er sich aufgerichtet hat. Er ist das absolut größte und tödlichste Ungeheuer, dass ihr euch überhaupt vorstellen könnt.

Seine vorderen Klauen sind zu gewaltigen Grabschaufeln umgeformt, mit denen er sich biltzschnell im harten Schnee vergraben kann. Seine gewaltigen Hauer, die du dir in etwa wie die eines wilden Ebers vorstellen kannst, sind fast armlang. Mit ihnen durchfurcht er den Schnee, so lange er noch auf allen Vieren ist und dich angreift. Es ist die Waffe, mit der er seinen Gegner aufspießt.

Die Luzkans jagen nachts, manchmal in Gruppen, aber auch allein. Sie ernähren sich von den wenigen Tieren, die über den Gletscher laufen um von einer Seite zur anderen zu gelangen. Vielleicht ernähren sie sich ja aber auch von der Dunkelheit oder dem uralten Eis.

Am Tage vergraben sie sich im Schnee und lauern auf ihre Opfer. Vielleicht schlafen sie ja auch. Den Gletscher verlassen sie nur selten, weil sie auf den Schnee angewiesen sind. Wir glauben, sie vertragen kein Sonnenlicht, Licht scheuen sie wie die Pest. Deshalb sieht man sie am Tage auch kaum. Wenn man allerdings auf sie trifft, sind sie auch bei Tage tödlich.

In die Ebene kommen sie nur, wenn es bei uns schneit und sehr selten bei der Jagd hinter einem unserer Tiere her.

Den Luzkan kann man nur am Tage jagen, weil er dann halbblind ist oder aber, wenn man ein altes krankes Tier erwischt hat. Starke Tiere sind so schnell, dass der Mensch keine Chance hat, ihren gewaltigen Waffen zu entkommen"

Die Alte fasste das Fell von Blutfeuers Mantel an.

"Diese Felle sind hochbegehrt. Bei uns darf ein einfacher Mann das Fell nicht behalten, sondern muss es bei Hofe abliefern. Dafür gibt es auch eine beachtliche Belohnung. Trotzdem kenne ich niemanden, der einem Luzkan noch einmal begegnen wollte, wenn er einmal einen getötet hatte.

Die Luzkan-Jäger sagen, man würde die Götter versuchen, wenn man sein Glück noch einmal so herausfordern würde. Jeder Luzkan-Jäger ist in unseren Augen so etwas wie ein Heiliger. Die Götter haben ihm persönlich ein Lächeln geschenkt in Form eines besonders wertvollen Trophäe, eines toten Luzkans.

Nun wisst ihr alles was ich weiß. Ihr solltet schlafen, der Morgen dämmert schon herauf. Ihr könnt ja noch einmal den Schäfer am Fuß des Gletschers befragen. Vielleicht kann er euch ja noch etwas über die Schneebestie erzählen. Ich kann euch weiter nicht helfen."

Die Alte hüllte sich in ihre Decke und dann fiel ihr Kinn auf die Brust. Im Nu war sie eingeschlafen und auch die anderen Mitglieder der Gruppe versuchten noch etwas Schlaf zu finden. Morgen hofften sie die letzte Nacht zu Fuß des Gletschers zu verbringen, bevor ihre große Expedition begann.
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