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[GM] Der Gletscher
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10.02.2003, 15:14 #351
Arson
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Verfluchter Schneesturm!
Schwer atmend stapfte Arson durch den beinahe kniehohen Schnee, das Helmvisier geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt sah er mehr nach einem massigen Roboter aus als nach einem lebenden Menschen. Allein die zwischen den Atemschlitzen hervorquellende kristallisierte Luft gab Hinweis auf den Mann hinter den dicken Platten aus silbrigem Stahl. Feine Lichtlanzen spiegelten sich in den glänzenden Rüstungsteilen, in der weißen Hölle aus Eis kaum mehr als ein blasses Schimmern, ein mattes Abbild der durch ein Meer aus schmutziggrauen Wolken hindurchblinzelnden Wintersonne.
Der Paladin hatte sich ans Ende der kleinen Bergsteigertruppe fallen lassen, einerseits weil er so nicht auf seinen Rücken aufpassen musste, andererseits aber auch dem ganz praktischen Grund, dass der schwere Eisenpanzer in dieser unwirtlichen Umgebung zu einer wirklichen Belastung wurde. Die Rüstungen der Streiter Innos waren für den Kampf an der Front konzipiert, weder lange Wanderungen noch abschüssige Gebirgspfade gehörten zu den Spezialitäten eines Kriegers in solch einer Büchse aus Stahl. Trotzdem war es dem jungen Bauerssohn bisher gelungen, mit seinen deutlich leichter gepanzerten Gefährten Schritt zu halten, die langen Jahre auf den Feldern seines Vaters sowie das harte Training während der Gefangenschaft hatten ihn mit einer gewissen ausdauernden Kraft gesegnet, die hitzige Verbissenheit eines jugendlichen Zugbullen, schnaubend und schwitzend, doch niemals wirklich vollends erschöpft.
Wie lange ihre Wanderung wohl noch dauern würde?
Während Arson sich durch eine weitere Schneewehe watete, dachte er an seine Templerfreundin. Hoffentlich überstand die brüchige Hütte der alten Frau diesen unheiligen Schneesturm. Der Krieger Innos wollte sich erst garnicht ausmalen was passieren würde wenn sie von ihrer Jagd zurückkehrten und nichts als zerbrochene Bretter und erfrorene Menschenleiber vorfanden. Nein, ausgeschlossen, die Unterkunft war sicher solide genug, um diesem lauen Lüftchen zu trotzen. Kein Grund zur Sorge, wirklich nicht.
Das mulmige Gefühl im Magen des Paladins wollte trotzdem nicht weichen. Geistesabwesend griff er nach dem Knauf seines Schwertes. Das vertraute Gefühl der Waffe an seinen Fingern hatte eine beruhigende Wirkung, gab Arsons Herzen die Möglichkeit, sich von diesem unbegründeten Anflug von Sorge zu befreien. Sie würden diesen Luzkan finden, ihn töten und dann schnellstmöglich zurückkehren. Innos würde schon dafür sorgen, dass sein Diener das Herz des Feuers sicher und wohlbehütet erreichen würde...
10.02.2003, 16:15 #352
Superluemmel
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Ein Glück, dass ihn die Winter des hohen Nordens gegen die Kälte abgehärtet hatte. Nicht dass es nicht kalt war, nein, hier auf dem Gletscher herrschten Temperaturen die niedrig genug waren, jegliche Flüssigkeit binnen Sekunden zu Eis erstarren zu lassen.
Auch Frost hatten den Kragen hochgeschlagen und schützte sein Gesicht mit einem Tuch gegen den schneidenden Wind. Nur die dunklen Augen blitzten hinter dem Sehschlitz hervor.
Denn der Wind war das eigentliche Problem.
Nicht genug damit, dass er das Fortkommen deutlich behinderte. Falls die stets hungrigen Klauen des Gletscherwindes eine ungeschützte Hautstelle finden sollten, fraßen sie sich tief in den vor Hitze strahlenden Körper hinein um ihm auch den letzten Funken Lebenskraft zu entziehen.

Plötzlich ging Frost leicht in die Knie und hob die Hand.
Eine kurze Handbewegung lenkte den Blick seiner Gefährten auf einen Punkt zu ihrer Linken.
Mitten in der Hölle aus Schnee und Eis zeichnete sich ein breiter Schemen ab, der sich langsam den Hang hinaufbewegte.
Ein Luzkan.
Augenblicklich griffen die Kämpfer zu den Waffen, während die beiden Magier sich wohl mental darauf vorbereiteten, ihre vernichtende Magie zu entfesseln. Auf einen Handwink Frosts hin folgte die Gruppe dem Schatten hinter der Nebelwand. Als sie sich der Stelle näherten, an der das Biest vor kurzem noch gestanden hatte, konnten sie die charakteristischen, langgestreckten Spuren eines Luzkan erkennen.
Angespannt folgte die Gruppe den Spuren bis hinter eine Schneewehe, hinter der sie urplötzlich endeten.
Verwirrt sah sich Frost um, konnte aber nichts entdecken.
Der Totengräber schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

"Habt ihr gesehen, wo er hin ist?", fragte der Krieger in die Runde hinein, erntete aber nur Kopfschütteln.
Zornig ging Frost zu der Stelle zurück, an der die Fährte endete. Der Boden war seltsam aufgelockert, untypisch für einen Gletscher....
Eine Erinnerung flammte in Frosts Gedächtnis auf.
Aufgelockerter Schnee, die Schmieden von Ironia....
"Arson, runter!"
Die Erkenntnis kam einen Wimpernschlag zu spät.
Hinter dem Paladin explodierte der Schnee in einem Geysir aus Eisklumpen und feinen Schneefragmenten, überschüttete die Gefährten mit einem Bombardement aus emporgeschleudeter Schneemasse.
Ein ohrenbetäubendes, tiefes Brüllen ließ den Erdboden erzittern, ein mehr als vier Schritt hohes Ungetüm bäumte sich auf die Hinterläufe auf, gewaltige Grabklauen zerteilten zischend die Luft.
Horn krachte scheppernd auf Stahl, der Innoskrieger wurde einfach von den Füßen gehoben und landete einige Schritt entfernt im Schnee.
"Angriff!", schrie der Waffenmeister über das Tosen des Sturms hinweg, der Eisbrecher sprang in seine Hand, ein glitzernder Dorn, bereit zu töten.
Der Luzkan fackelte nicht lange und stürmte augenblicklich einer Dampfwalze gleich in die Reihen der Menschen, Rücksicht auf das eigene Leben war ihm ein Fremdwort.
Ein sachtes Vibrieren des Bodens, Frosts Kopf ruckte herum.
Gerade noch rechtzeitig um die Klaue des verschollenen Luzkans zu erkennen, die mit der Geschwindigkeit eines Ballistengeschosses auf ihn zuraste.
10.02.2003, 17:06 #353
Tak
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Tak dankte seiner Schutzgottheit - wer auch immer das sein mochte, wahrscheinlich irgend ein Erzdämon - dafür, dass er nicht an der Spitze der Gruppe marschiert war, als Sekunden nach dem Angriff der Luzkans nicht nur der Paladin sondern auch Frost durch die Luft segelten. Dolle aussichten, jetzt war noch Tak mit den beiden Schwarzmagiern auf den Füßen. Na ja, immerhin waren es ein paar Augenblicke später Tak, die beiden Schwarzmagier und acht Skelette...
Rostige Zweihänder wurden mit schabenden Geräuschen aus alten Waffenhalterungen gezogen, ohne zu zögern fächerten die Skelette sich auf und streckten ihre schartigen Schwerter den Luzkans entgegen. Eine der Schneebestien richtete sich auf die Hinterbeine und stieß ein ohrenbetäubendews Brüllen aus - hoffendlich lockte sie damit nicht noch ein paar andere Totengräber an. Tak hatte zum ersten Mal das Vergnügen, einen Luzkan in seiner vollen größe zu bestaunen - und er hätte gerne darauf verzichten können...
Die Luzkans griffen an, schossen auf die Skelette zu und zerschmetterte das erste, als wäre es aus sprödem Ton, bevor dieses auch nur eine kleine Chance zum zuschlagen bekam. Doch vom Ableben ihres Kumpels unbeeindruckt attackierten jetzt die übrigen Untoten, schwangen ihre alten Waffen durch die sturmgepeitschte Luft und vergruben die rostzerfressenen Klingen im bis jetzt makellos weißen Fell eines Luzkans. Blut tropfte in den Schnee und färbte ihn hellrot, der Totengräber schrie wütend auf und wirbelte herum, seine wuchtigen Schläge zerschmetterten zwei weitere Skelette. Tak griff jetzt zu seinen Wurfmessern und schleuderte sie mit aller Kraft auf die rasende Bestie, doch obwohl alle drei Wurfwaffen ihr Ziel trafen und im Körper des Luzkans steckenblieben, schien dieser sie garnicht zu bemerken. Wie Berserker wüteten die Schneebestien unter den Dienern der Dämonenbeschwörer, ein Skelett nach dem Anderen wurde dahin zurückgeschickt, wo es hergekommen war. Der Kampf war kurz und ziemlich einseitig, nach der Vernichtung des letzten Skelettes duckte sich ein Luzkan zum Sprung, seine von blutdurst erfüllten Augen fixierten die beiden ZuXler. Tak packte seinen Speer mit beiden Händen und ging ebenfalls in die Hocke, mit den Füßen Halt suchend...
Der Luzkan schnellte nach vorn, ein gewaltiger Satz katapultierte ihn über ein paar neuerliche, eben erscheinende Skelette hinweg auf seine Beute zu, höchstens ein Meter fehlte noch, als dem Raubtier plötzlich ein Waldläufer in die Seite prallte, dabei einen langen Speer in dessen Fell stieß und den Luzkan aus seiner Flugbahn warf. Ohne nach dem Aufprall richtig mitzukriegen, was eigendlich gerade los war, segelte Tak ein Stück zusammen mit dem Luzkan durch die Luft, instinktiv packte er das lange, weiche Fell der Schneebestie und suchte an selbigem Halt, während er seinen Speer immer tiefer in die Flanke des Tieres bohrte. Keine Sekunde später krachten der waldläufer und der Totengräber in den Schnee, die Bestie stieß einen gequälten und zugleich ziemlich wütenden Schrei aus. Der Hang war an dieser Stelle ziemlich steil, was zur Folge hatte, das die beiden ineinander verschlungenen Kontrahenten ein kurzes Stück durch den Schnee kullerten, bevor sie schließlich an einer flacheren Stelle liegenblieben...
Während der zweite Luzkan erneut dabei war, Skelette kaputtzumachen, versetzte Tak seinem Gegner einen Tritt gegen die Schnauze, um sich die Zeit zu erkaufen, die er benötigte, um auf die Beine zu kommen, doch es reichte nicht aus. Die Schneebestie war schneller auf den Läufen, ihre tödliche Klaue raste auf Tak zu und traf krachend in seine Hüfte. Rote Flecken explodierten vor den Augen des Waldläufers, den neuerlichen Flug bekam er nicht mehr richtig mit, beim Aufprall nahm ihm der hochgeschleuderte Schnee die Sicht. Er hörte nur noch, wie der Luzkan näherkam...
10.02.2003, 18:40 #354
GlutaeusMaximus
Beiträge: 4.745

Maximus hatte wieder einmal alle beschworenen Skelette verloren und besann sich auf einen anderen Spruch. Er nahm den Zauberstab vom Gürtel und konzentrierte sich auf den Luzkan. Der schwarze Odem Beliars breitete sich von der Spitze des Stabs in alle Richtungen aus. Ein dunkler Schatten legte sich über den Boden und hatte auch bald den Luzkan erreicht. Der Magier war nicht mächtig genug dem Totengräber das Bewusstsein zu nehmen, aber immerhin bewegte sich der Luzkan nun nicht mehr. Er stand zitternd vor dem Hohepriester während sich die Magie schwarzen Ranken gleich seine gewaltigen Beine hochbewegte.

Dons verbleibende Skelette nutzten die Chance und hieben mit ihren rostigen Zweihändern auf das weiße Fell ein. Blutrote Flecken breiteten sich am ganzen Unterkörper der Bestie aus. Der Luzkan zitterte weiterhin, aber er rührte sich wieder und ging langsam in die Knie. Er schien eine Immunität gegen die dunkle Magie aufzubauen.

Maximus verstärkte den Spruch weiterhin, bis ihm trotz der Kälte der Schweiß auf der Stirn stand. Wie aus einer sprudelnden Quelle lief der dunkle Rauch nun aus dem Zauberstab hinaus und breitete sich aus.

Das Fell des Monstrums fing an den Stellen, wo es von den dunklen Ranken berührt wurde, an zu Rauchen und sich aufzulösen. Die dunkle Magie brannte sich durch das Fell in das Innere des Körpers, doch der Luzkan wurde nicht ohnmächtig. Lange würde Maximus den Spruch nicht mehr aufrechterhalten können. Er spürte schon die Erschöpfung...
10.02.2003, 19:03 #355
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Scheinbar hatten Maximus und er selber die gleiche idee gehabt. eine Armee der Finstenris war eigentlich fast immer ein ernstzunehmender Gegner. Und auch bei dem Luzkan sah es am anfang danach aus, als ob die Skelette nur eine gewisse Zeit auf den Gegner einzustechen und einzuhauen hatten, bis er tot im roten Schnee lag. doch der Luzkan war nicht umsonst eine der gefürchtetsten Bestien. Dank seiner Agilität und wohl auch seines dicken Fells überlebte er den vereinten Einsatz der acht Skelette. Aus vielen Wunden blutend, doch nicht wirklich schwer verletzt wischte er gerade den letzten der Knochenmänner beiseite, um sich dann mit angestauten Wut auf das nächste Opfer zu stürzen. Letztendlich war die Armee der Finsternis eine dumme Idee gewesen. Reize nie ein wildes Tier, hieß es immer. Genau das hatten die beiden Magier getan.
Im Hintergrund trafen die Knochen des letzten Skelettes mit einem Scheppern auf das Eis auf. Doch das Geräusch der auseinanderbrechenden Knochen, das ein eisiger Wind herüberwehte, wurde vom Brüllen des Luzkans übertönt. Jetzt duckte er sich zum Sprung. In den Augenwinkeln konnte der Meister des Zirkels erkennen, wie sich der Waldläufer Tak an den Luzkan heranschlich, in Stellung brachte. Jetzt nur nicht den Luzkan von seinem Ziel abbringen. Still stand der Magier hoch erhobenen Hauptes da uns sah der Bestie ins Gesicht oder besser in den Rachen, den es jetzt aufgerissen hatte, um sein fürchterliches Geheul erklingen zu lassen. Durch den Sturmwind drang es schauerlich ans Ohr. Und jetzt setzte das Monster zum Sprung an. Durch den wehenden Schnee sah man förmlich, wie sich die Nackenmuskulatur spannte, wie sich Muskeln strafften. Der Luzkan hob ab und sprang. Von links kam ein Schatten herangehuscht. Und kurz, bevor der Luzkan den Schwarzmagier erreicht hatte, wurde er aus seiner Bahn geworfen. Oder vielmehr abgelenkt. Ein Muskelberg wie diese Bestie wurde nicht einfach von einem Menschen abgedrängt, doch reichte der Aufprall, um den Sprung im Fluge abzubrechen. Der Luzkan kam irgendwo weiter unten am abschüssigen Hang auf dem Boden auf, orientierte sich neu. Brüllend suchten die scharfen Krallen Halt im Schnee. Tak hing an seinem Gegner fest und stach mit seinem Speer auf ihn ein. Hoffentlich hatte er mehr Glück, als die Skelette.
Doch jetzt mußte sich die anderen um den zweiten Angreifer kümmern. Hier half nur noch das stärkste Mittel. Bevor sich der Luzkan endgültig auf die beiden Schwarzmagier stürzte, traf ihn ein Schwerthieb in den Hinterschenkel. Der Paladin war wieder auf den Beinen und griff nun in den Kampf ein. Wenn der schwarzmagier ein Menschenfreund gewesen wäre, hätte er dies vielleicht mit Dankbarkeit registriert, so nutzte er einfach nur die gewonnene Zeit, um sich dem Beschwören eines Feuerdämons zu widmen. Dunkle Worte stieß er aus der Kehle hervor, haßerfüllt war ihr Klang. Seltsam laut erschien die Stimme, trotz des tosenden Sturmes, der dem Magier das Haar wild durchs Gesicht peitschte und die Robe weit aufbauschte, vernahmen die anderen die dunklen Worte der Macht. Nur beherrscht von den wahren Dienern Beliars, stieß er die Litanei aus, die einen der Dämonen aus Beliars Reich für eine begrenzte Zeit herbeirief und dem ihn beschwörenden Magier untertan machte. Die Wut, die diese Wesen durch die Störung ihrer Existenz zweifelsohne versprürten, sollte der Dämon gegen den Luzkan lenken. Das Pfeifen des Sturmes verstummte für einige Augenblicke: Selbst der Wind lauschte den Worten des Magiers, oder war es nur eine der natürlichen Pausen zwischen den Böen? Ein eigentümliches Rauschen kündigte die Ankunft eines der Herren der Finsternis an. Mitten im Schneegestöber war plötzlich ein Dämon zu sehen. Durch die zusammengeniffenen Augen hatte niemand mitbekommen, wo er so plötzlich hergekommen war. War er aus dem Eise gekommen? Oder vom Himmel herab? Ein lautes Wort, unverständlich für alle anderen und der Dämon stürzte sich auf den Luzkan. Hieb mit seinen Pranken auf den bulligen kopf der Bestie ein. Majestätisch wäre es vielleicht unter anderen Umständen zu nenenn gewesen, wie die beiden Giganten miteinander kämpften. doch jetzt zu diesem Zeitpunkt, mitten im heulenden Schneesturm, umgeben von Tod und Zerstörung, in einem Kampf auf des Messers Schneide war keiner so verwegen, hier auch nur irgendetwas majestätisch zu finden. Die volle Konzentration des Schwarzmagiers lastete darauf, den Dämonen zu kontrollieren. Denn solange er hier auf dieser Existenzebene weilte, war er ein Geschöpf, untertan dem schwachen Menschen, der ihn gerufen hatte.
10.02.2003, 19:32 #356
Superluemmel
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Stöhnend stemmte sich Frost auf die Knie, wischte sich mit dem Oberarm Schnee und Blut aus dem Gesicht. Rasselnd sog er die eisige Gletscherluft in seine Lungen, hustete qualvoll und spuckte Blut.
Übelkeit stieg in ihm auf, die Welt schwankte vor seine Augen wild hin und her während er keuchend nach Luft japste. Sein gesamter Brustkorb schien in Flammen zu stehen, irgendein unsichtbarer Sadist drosch wieder und immer wieder mit einem gewaltigen Schmiedehammer auf seine Rippen ein.
Durch träges Kopfschütteln versuchte der Waffenmeister, die Benommenheit und Kopfschmerzen zu vertreiben, bemerkte dabei durch einen roten Schleier einen von schwarzen Flammen umspielten Luzkan.
Verbissen presste er die Zähne zusammen, als ein stechender Schmerz durch seine rechte Hand fuhr, seinen gesamten Arm zu lähmen drohte. Blindlings fuhr seine unverletzte Hand durch den Schnee, fand zielstrebig den Griff des Eisbrechers.
Das Schwert als Stütze benutzend, arbeitete sich der Krieger in die Höhe und humpelte auf die Schneebestie zu. Auf halber Strecke strauchelte er, überschlug sich und kam torkelnd wieder auf die Beine. Die Schmerzen drohten ihm den Verstand zu rauben, glücklicherweise hatte er gestern eine Überdosis des Betäubungsgifts zu sich genommen. Anderenfalls wäre er schon längst in den verhassten Blutrausch verfallen.
Lautes Brüllen hallte Donner gleich über das Eis, als der Luzkan Maximus' Magie wie lästige Fliegen abschüttelte und seine tödlichen Grabschaufeln gegen den gerade erschienenen Dämon schwang. Die beiden ungleichen Kreaturen glichen beinahe zwei Boxern, die mit zwischen die Schultern gezogenen Köpfen aufeinander eindroschen.
Nur dass es hier um Leben und Tod ging.
Ein mächtiger Schwinger des Dämons ließ den Totengräber zurücktaumeln. Benommen schüttelte die Schneebestie den Schädel, funkelte die Kreatur Beliars aus tückisch blitzenden Augen an.
Dann sprang sie ohne Vorwarnung vor und schnappte nach dem geflügelten Höllenboten. Dunkles Blut tropfte auf das Eis, als sich die fast einen halben Schritt langen Fangzähne des Luzkan tief in das Fleisch gruben.
Trotz des Blutverlusts schien der Dämon den Schmerz gar nicht zu spüren und schlug weiter auf seinen ungleich größeren Feind ein.
Da erschien ein dunkler Schatten hinter dem Gletscherjäger.
Frost schloss die Augen, ging tief in die Knie, saugte den aufwallenden Schmerz wie ein Schwamm in sich auf. Er wusste, dass sein Körper einen hohen Preis für die geliehene Kraft verlangen würde, aber er hatte keine Wahl.
Weiß traten die Fingerknöchel unter seiner Haut hervor, der Schmerz drohte ihm die Besinnung zu rauben. Eine Adrenalinwelle schoss durch seine Adern, explodierte in seinem Inneren und fegte für kurze Zeit alle Schmerzen hinfort.
Schlagartig drückte der Krieger die Beine durch, sprang mit einem weiten Satz auf den Rücken des Luzkans.
Der Eisbrecher funkelte im schwachen Licht, ein lauter Aufschrei, dann rammte Frost die Klinge direkt in den Rücken des Totengräbers, lehnte sich mit seinem gesamten Gewicht auf das Heft des Schwertes.
Wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, klappte der Luzkan zusammen und rollte auf die Seite. Krachend sausten die Fäuste des Dämons auf den Schädel der Schneebestie nieder und besiegelten ihr Schicksal.
Einen Schmerzensschrei unterdrückend purzelte der Waffenmeister von seinem Rücken, überschlug sich ein paar Mal und blieb dann reglos liegen.
"Helft Tak...", presste er zwischen den Zähnen hervor.
"Die zweite Bestie... ist noch am Leben...."
10.02.2003, 20:30 #357
Tak
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Der kupferne Geschmack von Blut lag Tak auf der Zunge, Schmerz durchflutete seine Sinne. Doch er hatte keine Zeit dafür, deutlich vernahm er das Fauchen des Luzkans, und es klang ziemlich sauer. Der Waldläufer riss die ugen auf, einen Moment lang sah er garnichts, nur ein waberndes Etwas, dann festigte sich das Bild und sein Gehirn verarbeitete die empfangenen Impulse...
Den Schmerz ignorierend stieß Tak sich mit dem rechten Arm vom Boden ab und rollte ein Stückchen den Hang hinab, einen Herzschlag später krachte die Klaue des Luzkans dort hin, wo er gerade gelegen hatte. Der Totengräber zog die Klaue mit einem wütenden knurren ruckartig wieder heraus, wirbelte Steine und Schnee durch die Luft, sein Kopf ruckte herum und fixierte Tak, der versuchte, auf die Beine zu kommen. Die massigen Kiefer öffneten sich und entblößten eine Menge langer, spitzer Zähne, als der Luzkan dem Menschen seine Herausforderung entgegenbrüllte. Tak zog sein Schwert und konzentrierte sich auf die Schneebestie, alles andere um sich herum ignorierend. Die Augen des Waldläufers verengten sich zu Schlitzen, kalt erwiederte er den Blick des Luzkans...
Das mächtige Raubtier duckte sich zum Sprung, die kräftigen Muskeln zeichneten sich deutlich unter dem weißen, teilweise vom Blut rot gefärbten Fell ab. Der Luzkan fletschte noch einmal die Zähne, dann entlud sich die in seinem Körper aufgebaute Spannung und er katapultierte sich nach vorn. Wie das Geschoss einer Kriegsmaschine kam er auf Tak zugeflogen, der Waldläufer ließ sich seitlich nach hinten fallen und führte gleichzeitig einen Hieb gegen den Luzkan. Die Schneebestie war einen Tick zu langsam, um Tak zu erwischen, doch obwohl Taks Waffe einen Schnitt im Bauch des Raubtieres hinterließ, konnte auch der Gildenlose nicht die beabsichtigte Wirkung erzielen. Der Luzkan kam ein paar Schritte hinter Tak auf dem Boden auf und wirbelte mit erschreckender Agilität herum, ein paar Sätze und er hatte seinen Gegner erreicht. Tak schlug zu, sein Schwert traf die Schnauze des Totengräbers und hinterließen einen weiteren Schnitt, doch um selben Augenblick schnappte der Luzkan nach dem Waldläufer. Die kräftigen Kiefer schlossen sich um Taks linken Oberarm, die Schneebestie riss den Kopf herum und holte den Gildenlosen mühelos von den Füßen. Die wild gewordene Bestie sprang ein paar Schritte durch den Schnee, Taks Arm mit den Kiefern umklammernd wie mit einem Schraubstock, und schleuderte den Menschen durch die Luft. Schließlich ließ sie Tak los, der Waldläufer krachte auf den Boden und rollte noch ein paar Meter weiter, bevor er in einer seltsam verdrehten Haltung liegenblieb...
Tak fülte, wie Blut aus seiner Nase und seinen Mundwinkeln lief, wie es an der eiskalten Luft des Gletschers gefrieren wollte. Srine Augen starrten glasig auf den Luzkan, verfolgten unbeteiligt die Bewegungen der Bestie. Die rechte Hand des Waldläufers klammerte sich krampfhaft an den Griff seines Schwertes, die linke - war die überhaupt noch dran? Sein Atem ging schnell und rasselnd, die Kälte fraß sich langsam durch seinen Körper. Doch er spürte es nicht, weder die Kälte, noch den Schmerz...
10.02.2003, 21:48 #358
GlutaeusMaximus
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Der Schwarzmagier kniete keuchend am Boden. Aber sein Geist erholte sich schnell von den Strapazen der Magie, nach ein paar Atemzügen hatte er seine Energie wieder gesammelt. Körperlich war er noch fit, da er bis jetzt ja nur per Magie am Kampf teilgenommen hatte.

Und so bewegte sich der junge Magier elegant in großen Sprüngen den Hang hinab. Als er den Luzkan endlich im Schneegestöber ausmachen konnte beugte sich dieser schon über den Gildenlosen, der entweder ohnmächtig oder völlig erschöpft war. Er streckte zwar noch die Hand mit dem Schwert nach vorne aus, doch es lag keine Kraft mehr in dieser Aktion. Mühelos schlug der Luzkan die ausgestreckte Waffe mit seiner Pranke zur Seite.

Während der Hohepriester überlegte welche Magie angebracht war lenkte er die Aufmerksamkeit des Luzkans erstmal mit einer Schattenflamme auf sich. Der Totengräber schrie auf als ihn die schwarze Magie an der Flanke traf. Nachdem er im Geiste Tak von der Kategorie Gegner in die der Opfer verschoben hatte suchten seine kleinen Augen nach der Quelle dieses neuen Schmerzes. Als ihn die zweite Schattenflamme traf erspähte er Maximus.

Der Luzkan setzte zum Sprung an und der Hohepriester hatte sich endlich für eine Taktik entschieden. Von seinem letzten Kampf wusste er noch das weder Eis- noch Steingolem gegen diese Gegner viel anrichten konnten. Und der Feuergolem hätte sich damals durch den Gletscher geschmolzen. Doch jetzt befand sich Felsen unter der dünnen Schneedecke und so riskierte Maximus die Unterstützung eines Feuergolems.

Innerhalb eines Atemzuges stand der Golem auch schon vor dem Hohepriester, der ein paar Schritte zurück geschritten war. Der Luzkan war schon losgesprungen und so erwartete ihn am Ziel seines Sprunges kein Mensch sondern ein brennender Diener Beliars.

Mit seiner gewaltigen Masse knallte der Totengräber gegen den Golem und riss ihn zu Boden. Dampfwolken stiegen um die beiden herum auf und nahmen allen Zuschauern die Sicht. Mittlerweile waren Arson und Don-Esteban ebenfalls eingetroffen. Der Paladin hatte seinen Einhänder gezogen und wartete auf den richtigen Moment. Don kniete sich über den Gildenlosen und untersuchte den Arm auf die ihm typische sanfte Art.

Mittlerweile lag außer Wasserdampf noch etwas anderes in der Luft, der Geruch von verbranntem Fleisch und Fell. Grässliche Schreie waren zu hören und Bruchstücke des Golems flogen durch die Luft. Dort wo sie aufprallten schmolz der Schnee und die Bruchstücke sanken bis auf den Felsboden.

Die Wolken wurden immer größer, da sich die beiden Kontrahenten scheinbar auch noch herumwälzten. Maximus versuchte eine geistige Brücke zu den Gedanken seines Golems zu knüpfen, doch es war ihm nicht möglich. So blieb der Diener sich selbst überlassen und den Gefährten blieb nichts anderes übrig als das Ende dieses Zweikampfes abzuwarten...
11.02.2003, 09:58 #359
Arson
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Schwer atmend kauerte Arson um zerwühlten Schnee der winterlichen Berglandschaft, die Hände auf den Griff seines Schwertes gestützt sammelte er die noch verbleibende Kraft seines übel mißhandelten Körpers, wappnete sich für den Fall, dass er ein weiteres Mal in den blutigen Kampf eingreifen musste, der ihn fast das Leben gekostet hätte.
Durch einen Schleier aus Blut schaute der Paladin dem Gefecht zwischen Golem und Luzkan zu, wischte sich in unregelmäßigen Abständen über das Gesicht, um den roten Saft des Lebens aus seinem Blickfeld zu vertreiben. Die längliche Platzwunde über der rechten Braue des Kriegers brannte wie die Hölle selbst, pochende Kopfschmerzen machten jeden Gedanken zu einer Qual, unter der eingebeulten Rüstung protestierten gequetschte Rippen und eingerissene Musekelfasern gegen die brutale Behandlung durch ihren Herren, drängten den jungen Streiter des Lichts den Kampf abzubrechen, sein Schwert zu nehmen und nach Hause zu gehen. Arson ignorierte sie allesamt. Gebannt starrte er auf die nur wenige dutzend Meter vor ihm wallenden Nebelschlieren, versuchte durch den Schleier aus verdampftem Schnee und geborstenen Eisfragmenten einen Blick auf den eigentlichen Kampf zwischen den ungleichen Gegnern zu erhaschen.
Das ohrenbetäubende Gebrüll der riesigen Bestie, bis vor Kurzem noch lauter als das hohe Pfeifen des eisigen Winterwindes selbst, riss plötzlich ab, die mächtigen Erschütterungen, die den gefrorenen Gletscherboden zum Beben gebracht hatten, verebbten. Während die dichten Nebelschwaden langsam von den Fingern des Windes auseinandergetrieben wurden legte sich eine fast unnatürliche Stille über das blutige Eisfeld. Auch Arson hielt den Atem an, die blutigen Panzerhandschuhe fest um den Griff seiner Waffe gekrampft blickte er in den schwächer werdenden Nebel, den schmerzenden Kopf angefüllt mit überschlagenden Gedanken. Hatte der Golem gesiegt? War das Monstrum endlich tot? Oder war das Gegenteil der Fall, hatte selbst die Macht den mächtigen Hitzewesens der Bestie nicht Einhalt gebieten können?
Der mächtige schwarze Schatten, der sich nun langsam aus den undurchsichtigen Schleiern schälte, brachte den Abenteurern die letzte entmutigende Gewissheit. Durch ein gewaltiges Feld aus geschmolzenem Schnee und rutschigem Schlamm stapfte der Luzkan auf die verblüfften Gefährten zu, zwischen den mächtigen Kiefern bröselten die erkalteten Überreste des Feuergolems zu Boden. Von der ursprünglichen schrecklichen Schönheit des Tieres war nichts mehr übrig. Feuer, Asche und die unzähligen Hiebe und Stiche der menschlichen Krieger hatten das Monstrum auf eine Art entstellt, die ihm das Aussehen eines fleischgewordenen Alptraumes gab, ein Wesen in Dunkelheit geboren, in Schatten aufgezogen und mit Finsternis genährt.

"Bei Innos..." Der Paladin schauderte. Hatte es überhaupt einen Sinn weiterzukämpfen? Konnte diese übermenschliche Kreatur überhaupt besiegt werden?
Ein gequältes Grollen war die Antwort. Der Luzkan hatte sich den Gefährten bisher nur wenige Meter weit genähert, doch die Bewegungen seiner verkohlten Glieder schienen zusehends an Kraft zu verlieren. Schwankend und stolpernd tat er einige Schritte, der blutige Kopf pendelte hin und her, roter Geifer troff aus dem geborstenen Maul, dann brach das Monstrum zusammen, die Beine, unfähig den massigen Leiber weiter zu tragen rutschten zu den Seiten weg, die mächtige Brust schlug zu Boden. Ein rasselndes Röcheln erfüllte die eiskalte Bergluft.
Augenblicke der Stille vergingen, dann kam Arson langsam auf die Beine. Noch immer leicht benommen schwankte er auf den rissigen Schemen zu, das blutige Gesicht zu einer fast schon traurigen Maske verzogen. Der Luzkan rührte sich nicht, aus trüben Augen beobachtete er den verletzten Paladin, der schwarze Brustkorb hob und senkte sich in langsamen Atemzügen. Endlich erreichte der heilige Streiter das Biest, kam direkt vor der gewaltigen Schnauze des Bergbewohners zum Stillstand. Mitleidsvoll, doch ehrfürchtig wagte Arson es die gepanzerten Finger über den breiten Schädel des Tieres streichen zu lassen. Bei allen Göttern, welch prachtvolles Geschöpf sie hier oben, in den eisigen Höhen des Gletschers gefunden hatten! Der Lichtgefüllte hatte ein wahrhaft meisterliches Werk vollbracht, als er dieser majestätischen Kreatur den Atem des Lebens einhauchte. Wer waren sie, dass sie es wagten, den Tod in diese abgeschiedene Region der Welt zu bringen?

"Innos, vergib uns armen Sündern..."
Der Luzkan hatte sich noch immer nicht gerührt, sein röchelnder Atem ging nun stoßweise und gequält. Arson betrachtete die unzähligen Schnitt und Brandwunden. Das Tier litt zweifellos große Schmerzen.
Der Paladin hob sein Schwert. Silbrig blitzte die lange Klinge in der kalten Wintersonne, verharrte einen Augenblick reglos in der Luft, ein einzelner gefrorener Lichtstrahl, überwältigt von der unendlichen Macht des Frosts, auf ewig eingeschlossen in eine leblose Hülle aus Metall. Kraftvoll stieß Arson die Waffe herab, legte sein ganzes Gewicht in den einen, erlösenden Stich. Knackend durchbrach das Schwert die dicke Schädelplatte des Luzkans, bohrte sich tief in den Kopf des Wesens. Augenblicklich erstarb das gepeinigte Atemgeräusch, die Brust stand still und die trüb glimmenden Augen erloschen vollends.
Als Arson sich von dem verunstalteten Kadaver entfernte, hatte sich seine Miene wieder verhärtet. Das blutige Schwer hatte er im zerwühlten Schnee gesäubert, ein lautloses Schutzgebet auf den Lippen hatte er die rote Klinge sorgfältig saubergerieben. Nun steckte die scharfe Waffe wieder in der verzierten Lederscheide am Gürtel des heiligen Kriegers.
Seine Gefährten hatten sich inzwischen gesammelt, die beiden Schwarzmagier kauerten neben den verletzten Kriegern und schienen ihre Wunden zu versorgen. Es schien sie ziemlich übel erwischt zu haben, aber Arson vermutete, dass sie beide ohne Schäden überleben würden. Als er an den im Schnee liegenden dunklen Kämpfer herantrat, wirkte das Gesicht des Paladins wie aus Eis gehauen. Die dunkle Blutspur an Schläfe und Wange des Streiters bildete einen deutlichen Kontrast zu der von Kälte und Wind blass gewordenen Haut. In diesen von Schmerz und Schuldgefühlen gepeinigten Augenblicken hielt nur der Gedanke an seine Freunde und Ordensbrüder den jungen Krieger davon ab das Werk zu beenden, dass die beiden Luzkans begonnen hatten. Die Schuld am Tod dieser prachtvollen Geschöpfe seines Herrn lastete schwer auf seinem Gewissen.

"Ich hoffe das war es wert, ihr Narren."
Mit diesen Worten musste Arson sich abwenden, um seine brennende Wut unter Kontrolle zu zwingen. Beim Licht, sein Gott stellte ihn auf eine wahrhaft harte Probe.
11.02.2003, 13:04 #360
Superluemmel
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"Das war es", sprach Frost leise und fuhr mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche der Hornklaue, die er der erlegten Gletscherbestie abgeschlagen hatte.
Ein Teil der Seele des Gletschers als Preis für seine eigene.
Schwankend stand der Waffenmeister auf. Beim Sturz auf das steinharte Eis hatte er sich einige Rippen geprellt und die Hand ausgerenkt. Zwar hatte der Don sie wieder in die richtige Position zurückgedrückt. Kämpfen wollte er mit dieser Hand jedoch vorerst nicht riskieren.
Mit gemischten Gefühlen sah Frost zu dem Kadaver des Totengräbers zurück. Eine beeindruckende Schöpfung der Natur, perfekt an die Verhältnisse des ewigen Eises angepasst. Die kräftigen Läufe trugen den schweren Körper mit einer beachtlichen Geschwindigkeit über den glatten Untergrund, die gut armlangen Grabschaufeln gruben sich in Sekundenschnelle durch das dickste Eis. Nicht umsonst wurden die Luzkan als Könige des Gletschers bezeichnet.
Etwas unterschied diese Biester von den anderen Tieren. Waren es ihre dunklen, vor List sprühenden Augen?
Die Luzkan waren alles andere als plumpe Jäger. Obwohl ihre Muskelkraft und Masse eine direkte Feindkonfrontation locker zuließen, gingen sie ihr meistens aus dem Weg. Hier, in der vereisten Einöde der Luzkanzacken waren sie ihren Opfern stets einen Schritt voraus, wie die Abenteurer gerade eben erst am eigenen Leib gespürt hatten.
Es war besser, nicht leichtsinnig zu werden.
"Wir sollten hier verschwinden."
Frosts Stimme war nicht mehr als der eisige Wind, der stets über den weißen Körper des Gletschers pfiff.
"Die Kadaver werden wahrscheinlich bald weitere Biester anlocken. Wenn es soweit ist, will ich ehrlich gesagt nicht mehr hier sein."
11.02.2003, 14:33 #361
Arson
Beiträge: 687

Kurze Zeit später waren die fünf Abenteurer wieder unterwegs durch die weiße Winterlandschaft des weitläufigen Gebirges. Das Wetter hatte sich gebessert, der harte Sturm war verebbt. Schüchtern wagte die Sonne einen heimlichen Vorstoß, durchbrach an mehreren Stellen die dichte Wolkendecke, gab dem unwirtlichen Gletscher einen freundlicheren Anstrich, ließ die unendlich anmutenden Eiszungen aussehen wie aus einem einzigen gigantischen Kristall gehauen.
Ohne Eile stapfte Arson am Ende der kleinen Gefährtengruppe, die müden Augen konzentriert auf den schimmernden Helm gerichtet, den er sich halb unter den Arm geklemmt hatte, um die Innenseite der Kopfschale mit dem Knauf seines Schwertes zu bearbeiten. Die harte Kollision mit der Schaufelpranke des Luzkans hatte eine tiefe Delle in die Seite des stählernen Rüstungsteils gedrückt. Als der Paladin die Beschädigung bemerkt hatte, war ihm klar geworden, woher seine Platzwunde stammte. Es wunderte ihn, dass er überhaupt noch klar denken konnte, so mitgenommen wie der Helm aussah.

Die Abenteurer erreichten die Hütte der alten Frau ohne weitere Zwischenfälle. Zu Arsons Erleichterung stellte die Bewohnerin der windschiefen Holzkonstruktion keine Fragen über den Zustand der Zurückgekehrten. Anscheinend waren sie nicht die ersten Krieger, die blutig und mehr oder minder schwer verletzt an ihre Türe klopften.
Im engen Wohnraum warteten heißer Tee und dunkles Brot auf die Männer. Der junge Paladin machte sich nicht die Mühe seinen Panzer abzulegen, hatte der schwarze Kämpfer Frost doch eben verlauten lassen, dass es schon bald weiter gehen würde. Arson fragte sich, wozu sie den Frieden dieser abgelegenen Bergregion überhaupt störten. Wollten seine Gefährten vor Beginn ihrer Reise noch ein paar Trophäen für ihre Kaminsimse sammeln? Der Streiter Innos' traute seinen Kameraden so ziemlich jede Hinterhältigkeit zu, doch wie eine fröhliche Jagdgesellschaft sahen die schwarzen Gestalten beim besten Willen nicht aus.
Ein knapper Ruf riss den hochgewachsenen Krieger aus seinen Gedanken. Es ging los. Prüfend stülpte er seinen Helm über den Kopf und verzog zufrieden das Gesicht. Auch wenn er die Delle nicht vollständig hatte entfernen können, so ließ sich die eiserne Schale nun zumindest wieder problemlos tragen. Festen Schrittes eilte der Paladin vor die Hüttentür, um sich den übrigen Abenteurern anzuschließen. Gemeinsam traten die Männer an den breiten Brunnenschacht heran, der sie nach Frosts Angaben hinab in eine unterirdische Höhle bringen sollte. Der heilige Streiter war fast sicher, dass dort unten in der Tiefe weitere Monstren auf die Gefährten warteten. Falls er jemals von diesem Abenteuer zurückkehren sollte, würde Einskaldir für mindestens einen Monat seinen Geschichten lauschen dürfen.
11.02.2003, 17:32 #362
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Ich werde als Erster runtergehen", kündigte Frost den bevorstehenden Abstieg an.
"Das letzte Mal war der Wächter ziemlich wütend. Falls er bis zu diesem Teil des Höhlensystems vorgedrungen sein sollte, werde ich es wohl als Erstes herausfinden. Sobald ich sicher unten angekommen bin, ziehe ich zwei Mal am Seil. Wünscht mir Glück."
Sprach es und stürzte sich in die wogende Schwärze des Brunnenschachtes. Nach einigen Metern des Fallens schlang sich der Waffenmeister das Seil um den Arm und bremste den Sturz allmählich ab. Die Reibungshitze war in den ledernen Handschuhen deutlich zu spüren, schon nach kurzer Zeit nahm Frost seine Stiefel dazu, um vollends zum Stillstand zu kommen.
Der Himmel war nur noch als winziger, runder Fleck weit über ihm zu erkennen, völlige Finsternis umgab den Krieger. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinen Eingeweiden aus, als er den Abstieg forsetzte. Was, wenn er geradewegs in die gierigen Fangärme des Wächters hinabstieg?
Schnell verdrängte Frost den Gedanken. Wahrscheinlich hatte sich das Monster schon längst wieder in sein Loch zurückgezogen. Immerhin war sein letzter Besuch schon einige Monate her.
Trotzdem stoppte der Gildenlose nach einiger Zeit des stillen Kletterns, um in seinem Rucksack herumzukramen. Glücklicherweise hatte er in weiser Voraussicht die Fackeln griffbereit in einer Schlaufe eingehängt, bevor er den Abstieg begann.
Fauchend erwachte die Fackel zu flackerndem Leben, ein einsamer Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit des Schachtes. Einem Kometen in der Atmosphäre gleich löste sich das loderne Holzstück aus seinem Griff, stürzte mit einem feurigen Schweif in die Finsternis.
Funken sprühten, als die Fackel zischend auf dem feuchten Brunnengrund aufschlug. Erleichtert atmete Frost auf.
Nur noch wenige Meter und kein Wächter zu sehen.
Der Krieger beeilte sich, das letzte Stück zu bewältigen und gab dann das vereinbarte Signal.
11.02.2003, 18:26 #363
Samantha
Beiträge: 12.569

Samantha hatte sich erstmal ordentlich ausgeschlafen, bis die bunt zusammengewürfelte Gruppe wieder erfolgreich zurückgekehrt war und auch schon wieder zu neuen Abendteuern aufbrach. Der Templerin jedoch wurde es langsam etwas kalt in dieser Einöde. Zu allem Übel hatte sich das Hörnchen nun auch noch einen Schnupfen eingefangen und hing nun schlapp über dem Zapfenkorb und gab ab und an ein leises Niesen von sich. Hoffentlich würde es nicht daran eingehen. Aber die alte Kräuterhexe hatte das Tierchen bereits mit Grünzeug vollgestopft, trotz bitterer Gegenwehr und einiger schmerzhafter Bisse.

Samantha selbst ging es schon wieder viel besser. Hier in der Hütte war es warm und ihre Wunde war schon gut verheilt. Nur noch ein großer Verband an ihrem Oberarm erinnerte an die Verletzung, aber der würde auch bald wieder runterkönnen.
Zuversichtlich erhob sich Samantha aus dem Bett und setzte sich an den Tisch, wo ihr die freundliche Alte schon einen heißen Tee bereit gestellt hatte.
11.02.2003, 21:36 #364
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Nachdem der Gildenlose im Brunnen verschwunden war und das vereinbarte Signal, zweimaliges Zupfen am Seil, gegeben hatte, griff Don Esteban nach dem Tau und hiefte sich über den Brunnenrand. Seltsamer Eintieg. Am Grunde eines Brunnens erwartete man doch eigentlich Wasser. Doch wer wußte, was hier kommen würde? Langsam hangelte sich der Magier nach unten. Die Füße um das Seil geschlungen, so daß er je nach Druck schneler oder langsamer herabglitt. Die Arme griffen in stetem Takt untereinander am Seil entlang und so glitt der Schwarzmagier immer weiter in die schwarze Tiefe. Hier unten wehte kein kalter Wind, so daß es schon fast gemütlich zu nennen war, abgesehen von der ungewöhnlichen Lage hier, mitten an einem baumelnden Seil, das, wenn man nicht aufpasste, wild zu schwingen begann und den Magier an die harten Wände zu schleudern drohte. Einmal, am Anfang des Abstieges, war dies passiert und die Erfahrung ließ ihn vorsichtig werden. Langsam und vorsichtig glitt das Seil nach oben. Es hatte den Anschein, als ob der Magier still stand und das Seil nach oben durchreichte, doch das war natürlich eine Täuschung. Plötzlich wichen die Wände des Brunnenschachtes zurück, das glatte, kalte und zuerst mit Eis bedeckte, später feuchte Gestein machte einer Höhle Platz. Und da unten brannte auch eine Fackel. Frost hatte sie wohl zur Orientierung angezündet. Nur noch wenige Klafter und auch der Don war unten angelangt. Ein kurzer Sprung und der Boden hatte ihn wieder. Ein seltsam vertrautes Gefühl, festen Untergrund an den Sohlen zu spüren.
Schweigend riß er zweimal am Seil, um dem Nächsten den Abstieg zu ermöglichen. Dann schweifte der Blick umher, um zu erfassen, was der Schein der Fackel in Frosts hoch erhobener Hand enthüllte.
11.02.2003, 22:23 #365
Tak
Beiträge: 3.270

Tak warf einen kurzen Blick in den Brunnen, ziemlich tief unten konnte er ein schwaches Glimmen ausmachen, wohl die Fackel, die Frost entzündet hatte. Der Waldläufer warf erst einmal seinen Speer in den Brunnen, falls er einen von den beiden da unten traf hatte derjenige eben Pech gehabt. Anschließend packte er das Seil und sprang in die runde Öffnung. Glücklicherweise hatten die Schwarzmagier ihn nach dem Kampf mit dem Luzkan wieder einigermaßen zusammengebaut, so waren ein paar unterschwellige Schmerzen das einzige, was Tak noch behinderte, während er den Brunnen hinunterraste. Das Seil hatte nur geringen kontakt mit seinen Lederhandschuhen, jedenfalls bis Tak beschloss, das er genug gefallen war und zupackte. Er verlangsamte den Sturz, erst mit den Händen, dann auch mit den Füßen. Ein wenig später kam der Waldläufer mit einem Ruck endgültig zu Stillstand, ein Blick nach unten allerdings zeigte ihm, dass es nur noch ein paar Meter waren, so ließ er das Seil los und sprang, bevor er, unten angekommen, zweimal an selbigem zog.
11.02.2003, 23:23 #366
eine_alte_frau
Beiträge: 127

Die alte Frau hatte den Reisenden ihren Segen gegeben, obwohl sie nicht sicher war, dass diese Angelegenheit etwas war, das einen Segen verdiente.

Schlimme Zeiten in einer schlimmen Welt. Die Templerin des Schläfers hatte ihr genau erzählt, was draußen los war, dass sie immer noch Gefangene waren, obwohl es die Barriere nicht mehr gab.

Nun war das Land also fest von Orks umklammert. Das war schlimm, denn die Orks waren brutal und erheblich stärker als die Menschen. Der einzige Grund, weshalb die Orks noch nicht Herr über die Menschen waren, lag darin, dass die Menschen Gefühle wie Treue und Anstand kannten und zusammenhielten. Dieses Gefühl und die höhere Intelligenz hatten bisher noch immer verhindert, dass die Orks alles in die hand bekamen.

"Sag mal, Kindchen, was willst du aber hier bei den Abenteurern? Du bist eine Frau. Du solltest solche Strapazen nicht auf dich nehmen. Es ist gut, dass du nicht in den Brunnen gestiegen bist. Dort unten wartet der Tod und der läßt sich nur schwer besiegen."

Die Templerin erzählte ihr von der Expedition und ihrem Ziel und dass sie jetzt traurig wäre, dass es wohl nichts würde mit dem Heldentum und strahlenden Trophäen.

"Was willst du denn für Trophäen? Soll ich dir mal etwas von meinen Schätzen zeigen? Und die hab ich nicht im Kampf errungen. Der Gletscher speit sie regelmäßig aus. Es sind Schätze längst vergangener Tage. Ich habe Schwerter, die sind so alt wie der Gletscher, also geschmiedet in den Geburtsjahren der Menschen. Würdest du mir erlauben, dir ein Schwert zu schenken?"

Die Alte ging an eine Truhe und wälzte den schweren Deckel in die Höhe. In der Truhe lagen allerlei Geräte, sorgfältig in Tücher gehüllt um sie zu schützen und wohl auch vor neugierigen Blicken zu bewahren. Zielsicher griff die Alte nach einem Bündel, nahm es heraus und wuchtete das auf den Tisch, was sie herausgenommen hatte.

Augenblicklich war es totenstill im Raum. Das Hörnchen saß mit gesträubtem Pelz da und hatte vor Schreck seinen Zapfen fallen lassen. Die Schlittenhunde hatten sich erhoben und drängten sich in einer Ecke zusammen. Sie starrten auf das Schwert, dass die Alte jetzt auswickelte und fingen leise an zu fiepen.
12.02.2003, 11:05 #367
Samantha
Beiträge: 12.569

Stille erfüllte die Hütte. Ein leises 'Plopp' war das einzige Geräusch, als das Hörnchen mit offenen Mäulchen und starren Augen den Zapfen auf die Kaminfliesen fallen ließ. Aus der Ecke drang das leise Winseln der Schlittenhunde.

Samantha hatte die Teetasse auf halbem Weg zurück zum Tisch in der Luft erstarren lassen und blickte nun mit offenen Mund auf den Einhänder, den die alte da eben aus dem unscheinbaren Bündel gezogen hatte. Die Klinge schimmerte siegessicher im Schein des Feuers, die feinen Verzierungen am Griff zeugten vom Hang zum liebevollen Detailreichtum des Vorbesitzers. Die Aura des Schwertes zog die gesamte Hütte in seinen Bann.

Die Templerin zuckte zusammen, als das feuchte Feuerholz im Kamin ein Knacken von sich gab. Sie war wie erstarrt, so hatte das Schwert sie in seinen Bann gezogen. Sie spürte seine Macht, die Schlachten die es schon geschlagen hatte, das Blut, welches es vergossen hatte. Ehrfürchtig erhob sie sich und kam ein paar Schritte auf die Alte mit dem Schwert zu.

"Beim allmächtigen Schläfer! Welch ein einmaliges Stück!"
12.02.2003, 11:40 #368
eine_alte_frau
Beiträge: 127

"Ja Mädelchen, das Schwert ist ein besonderes Geschenk vom Gletscher. Es war schon merkwürdig. An dem Tag, an dem ich am Fluss stand und das Schwert im Wasser sah, herrschte eine seltsam gedrückte Stimmung. Nie zuvor und nie danach hingen die Wolken so tief am Himmel. Und gerade, als ich meine Hand ausstreckte, fuhr ein Blitz in die Klinge und sie leuchtete glühend auf. Danach sprühte sie eine Weile selbst funkelnde Blitze um sich. Dann beruhigte sie sich und die Wolken verzogen sich am Himmel.

Ich hab in dem Moment gewusst, dass ich warten müßte mit dem Schwert, bis die richtige Besitzerin käme, denn dass das ein Schwert für eine Frauenhand ist, war ja auch klar. Nimm es mal in die Hand. Ich habe das Gefühl, das Schwert könnte dich gesucht haben."

Samantha griff zögernd zu der Waffe und nahm sie in die Hand. Im selben Moment knallte ein gewaltiger Donner vom Himmel und die Templerin stand einen Moment in einem Blitzgewitter. Die Tiere in der Stube kreischten auf und dann erloschen die Flammen im Kamin. Nach einigen Minuten, in denen man nichts weiter als das Knistern der Blitze hörte, ging das Feuer wieder an.

"Na bitte, wenn das kein Zeichen ist."
12.02.2003, 11:56 #369
Arson
Beiträge: 687

"Herr, warum hast du deinen Dienern keine Flügel geschenkt..."
Mißmutig blickte Arson in den gähnenden Schlund des Brunnenschachtes. In der Hand hielt er das grobe Seil, welches seine Gefährten vor ihm in die dunklen Tiefen dieses unterirdischen Gewölbes befördert hatte. Sollte er sein Leben wirklich diesem vergleichsweise dürrem Stück gezwirbelten Hanf anvertrauen? Nachdenklich betrachtete der Paladin die Fingerglieder seines linken Panzerhandschuhs. Man brauchte kein Experte in Sachen Physik zu sein um sich auszumalen, wie hoch die Chancen standen in einem schweren Gebilde wie der Stahlrüstung des heiligen Kriegers den Boden des Schachtes sicher zu erreichen. Andererseits, hatte er eine Wahl?
Seufzend schlug Arson das Zeichen des
Lichts vor der Brust, dann schwang er vorsichtig die Beine über den Brunnenrand. Langsam, Zentimeter für Zentimeter ließ er sich in den schwarzen Schlund hinabgleiten. Bedrohlich knarrte das Seil zwischen seinen Fingern.
"Innos, mein Vater, Schöpfer des Lichts und Bewahrer des Lebens..."
Inbrünstig flüsterte der junge Paladin das Gebet in die Finsternis während er sich vorsichtig immer weiter nach unten rutschen ließ. Die Scharniere seiner Rüstung klapperten.
"...führe deine Diener aus der Finsternis, vergebe den Sündigern auf dass..."
Mit einem trockenen Knacken barst das Seil. Arson hatte das Gefühl, schwerelos zu werden, das lose Hanfgebilde noch immer umklammert versuchte er seinen Körper so zu drehen, dass der unvermeidbare Aufprall so sanft wie möglich sein würde.
Scheppernd krachte der heilige Streiter auf den harten Steinboden, unsichtbare Fäuste pressten seinen Brustkorb zusammen, trieben die lebensspendende Luft aus seinen Lungen. Brackiges Wasser und staubige Gesteinssplitter spritzten durch den schummrigen Höhlenschacht, prallten klickend und klackend gegen die groben Wände des unteririschen Tunnels.
Sekundenlang lag Arson einfach nur reglos in der Finsternis, in den Händen das zerrissene Seil, und wartete auf die Schadensmeldungen seines Körpers. Bis auf ein schmerzliches Stechen in der Rückengegend wollte sich jedoch keine weitere Pein einstellen, so dass der Paladin schließlich schnaubend auf die Füße kam. Ein schmales Grinsen lag auf den rauhen Lippen des Recken als er das nutzlos gewordene Hanfgewirr von sich warf.

"Ich hoffe die Alte hat ein gutes Gehör."
Der Paladin lächelte belustigt in die Dunkelheit. Das nächste Mal würden die genialen Planer dieses Abenteuer sicher an stabilere Seile denken.
12.02.2003, 11:58 #370
Samantha
Beiträge: 12.569

Samantha war erschrocken zusammengefahren angesichts des Donnerns und Blitzens. Sowas hatte sie ja noch nie erlebt. Was mochte es sein, was dieses Schwert so mächtig werden ließ?
Samantha hatte nur eine Erklärung dafür.

"Der Schläfer selbst muss dieses Eisen geschmiedet haben", brachte sie fast tonlos hervor, ihr Blick lag immer noch ehrfürchtig auf der Klinge in ihren Händen. Sie spürte, wie ihre Kraft in ihre Arme schoss und sich in ihrem Körper ausbreitete, als hätte das Schwert genau sie gesucht und würde nun Besitz von ihr ergreifen.

Das Hörnchen war beim ersten Blitz schon mit einem Kopfsprung in die Zapfen geflüchtet. Zitternd kauerte das kleine Tierchen nun auf dem Grund des Korbes, machtlos angesichts dieser übermenschlichen Naturgewalten. Der ganze Korb erzitterte und fiel schließlich zu Boden. Das Hörnchen kullerte heraus, quiekte erschrocken auf als es sich seiner Deckung beraubt sah und flüchtete Samanthas Bein hinauf und verkroch sich in ihrer Rüstung.

Die Templerin wurde kurz abgelenkt, wandte sich dann aber gleich wieder zu der Alten.
"Sagt gute Frau, was wollt ihr für dieses Schwert?"
Die Alte jedoch stapfte vor zum Kamin und entfachte das Feuer neu. "Es ist deines, Kindchen. Das Schwert hat dich gesucht, es gehört dir."
Samantha konnte ihr Glück kaum fassen. Mit leuchtenden Augen strich sie über die Klinge und steckte sie dann schließlich vorsichtig ein. Es war ein gutes Gefühl das mächtige Schwert an ihrer Hüfte zu spüren.

Sie bedankte sich ausgiebig bei der Alten, für das Schwert und für die Versorgung, und beschloß dann zurück in ihr Lager zu ziehen. Sie sehnte sich nach dem feuchten warmen Sumpf, wirklich erstaunlich wie sehr sie doch an diesem Morast hing.
Sie packte ihre Sachen zusammen, lieh sich einen der Hundeschlitten und verabschiedete sich von der Alten, nicht aber ohne zu versprechen, irgendwann einmal wiederzukommen.
Und bald darauf war nur noch eine weiße Schneewolke zu sehen, die hinter den Kufen des Hundeschlittens in Richtung Gothar davonstob.
12.02.2003, 13:24 #371
Superluemmel
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Für ein paar Augenblicke hatte sich ein schwaches Triumphgefühl in Frost breit gemacht.
Dann stand der Paladin auf und ließ seine Hoffnungen wie Seifenblasen zerplatzen. Verdammt.
So beschränkte er sich auf einen schnippischen Kommentar.
"Habt ihr ein Glück, dass wir die Höhlen auf einem anderem Weg verlassen werden. Sonst hättet ihr den Schacht wieder nach oben klettern dürfen, um ein neues Seil aufzutreiben."
Wenigstens hatte Arson das Schlusslicht der Gruppe gebildet, sodass es endlich weitergehen konnte. Wie ein einsames Irrlicht tanzte die Fackel durch die Finsternis, die mattschwarze Rüstung Frosts ließ den Eindruck entstehen, sie würde wirklich schweben.
Durch die Tropfsteinhöhle ging es, lange Stollen hinab immer tiefer in das Erdreich hinein. Je weiter sie in den Leib der Erde vordrangen, desto intensiver wurde ein seltsamer Geruch, leicht süßlich schlich er sich in ihre Lungen.
Nur das Tappen der Stiefel auf dem Fels, das leise Scharren von Hornplatten, das Rascheln einer Robe oder das Klirren der stählernen Rüstung des Paladins durchbrachen die bedrückende Stille. Das an ein heimeliges Kaminfeuer erinnernde Prasseln der Fackel versuchte vergebens der Luft die Spannung zu entziehen, die Versuche wurden jedoch immer schwächer je weiter die Fackel herunterbrannte.
Spätestens seitdem sie die Stollen betreten hatten, waren auch Frosts letzte Zweifel, dass die Legende doch nur ein Horax sei, verschwunden.
Schließlich, nach einer schieren Ewigkeit, blieb der Waffenmeister am Eingang zu einer größeren Höhle stehen. Seine linke Hand verschwand in der Schwärze des Mantels, schmiegte sich um den lederumwickelten Griff des Schwertes.
"Hier liegt der Eingang zum Grab", flüsterte er.
"Der Wächter liegt in dem Loch verborgen, ich weiß nicht wie tief es in die Erde hineinreicht. Momentan scheint er zu ruhen, aber seid gewarnt, er spürt die Anwesenheit von Magiern."
12.02.2003, 14:09 #372
Samantha
Beiträge: 12.569

Leise zischend suchten sich die Kufen ihren Weg durch den lockeren Schnee. Hechelnd trabten die hellen Hunde vorwärts, die eisblauen Augen zielstrebig zum Horizont gerichtet. Der Schnee unter ihren Pfoten knirschte leise und das Geschirr klimperte an ihren Körpern.

Samantha saß aufrecht mit wehendem Haar vorn auf dem Schlitten und trieb die Hunde vorwärts. Neben ihr auf der Holzbank hüpfte das Hörnchen fröhlich auf und ab, die rasante Fahrt schien ihm außerordentlich gut zu gefallen. Die Templerin dagegen genoß die Reise nur zweitrangig, immer wieder drehte sie den Kopf herum und fixierte den Horizont, um etwaige Gefahren früh zu erkennen. Ihre Hand lag fest auf dem Griff ihres neuen Einhänders. Sie spürte das Kribben in den Fingern, fühlte seine Macht auf ihrer Haut. Das Schwert würde sie beschützen, dessen war sie sich sicher. Sobald sie zurück im sumpf war, mußte sie dem Schläfer danken für seine großzügige Gabe.

Hoffentlich würden sie noch vor Einbruch der Dunkelheit den Fjord erreichen.
12.02.2003, 17:20 #373
Arson
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Mit einem leisen Schleifen glitt Arsons Klinge aus ihrem ledernen Bett, fest umschlossen von gepanzerten Fäusten blitzte die lange Waffe im zuckenden Licht der Fackel. Vorsichtig trat er in den weitläufigen Höhlenraum, blickte sich mit konzentriert zusammengekniffenen Augen um. Nun, wo war dieser Wächter?
Dann sah er es. In der Mitte der unterirdischen Aushöhlung schien sich die Schwärze zu verdichten, zwischen den zersplitterten Überresten einer enormen hölzernen Konstruktion gähnte ein beachtliches Loch. Tödliche Stille herrschte in der dunklen Höhle, die feinen, bleich über den Boden kriechenden Gasschwaden gaben dem Raum die unheimliche Atmosphäre einer enormen Totenstätte.

"Vom Regen in die Traufe." Brummend schlug der junge Paladin das Zeichen des Lichts, tastete sich dann jedoch weiter über den rauhen Steinboden, das Schwert stets vor sich haltend, ein schmaler Strich verdichteter Schwärze in einer Welt des Dämmerlichts. Die Energie seiner Runen hatte der Krieger deaktiviert, ruhig und bewegungslos schlummerten die geistigen Fühler des Kriegers in seinem Schädel. Im Vergleich zu den unheiligen Schwarzmagiern musste seine eigene mentale Ausstrahlung verhältnismäßig gering sein, doch wollte Arson das Risiko einer Entdeckung trotzdem so gering wie möglich halten.
Langsam und so leise wie nur irgend möglich machte die kleine Abenteurergruppe sich an die Durchquerung der Höhle, leicht aufgefächert, doch immer so nah beisammen, dass der eine seinem Nebenmann notfalls zur Seite stehen konnte. Minuten der Spannung verstrichen, die leblose Stille wisperte vom leisen Hallen der Stiefel und den gedämpften Atemzüge der Menschen.
Während der Paladin mit konzentrierter Miene dafür sorgte, dass ein Fuß lautlos vor den anderen gesetzt wurde fragte er sich, was sie eigentlich hier unten suchten. Überhaupt hatte diese ganze Mission bisher relativ wenig mit dem Herzen des Feuers, jener geheimnisvollen Insel des Ketzers Rothenberg, zu tun. Wollten seine Gefährten etwa so lange durch eisige Schneehöllen und finstere Katakomben kreuchen bis ihr unliebsamer Kamerad aus dem Orden des Lichts von einem der zahllosen Monstrositäten gefressen wurde? Wenn es so war, dann musste er sie enttäuschen, den immerhin...
Ein dumpfes Grollen unterbrach Arsons Gedankengänge. Ein leichtes beben ging durch die Höhle, winzige Gesteinsfragmente rieselten von der Decke, polterten klickend über den unebenen Boden. Die Gefährten hielten inne und lauschten. Augenblicke der Anspannung vergingen, dann ebbte das Rumoren ab und verschwand schließlich vollends.
Arson atmete auf und setzte seinen Weg fort.
Er hatte kaum zwei Schritt getan als die Höhle plötzlich zu explodieren schien. Ein gewaltiger Ruck lief durch den uralten Stein, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Bersten. Die Mitte der Katakombe schien sich zu wölben, dicke Felsbrocken wurden durch die Luft katapultiert, gefolgt von bizarren, schlangenartigen Schatten. Das eben noch pechschwarze Loch schien nun zu leben. Irgend
Etwas bewegte sich dort im Zentrum der dämmrigen Höhle und schlug mit zahllosen Gliedmaßen um sich. Schon sauste das erste Tentakel auf den Paladin zu, wurde jedoch von der scharfen Klinge seines Schwertes mühelos durchtrennt. Dunkle Flüssigkeit spritzte in heißen Schwällen aus dem windenden Stumpf. Im Nu war die abgestandene Luft mit beißendem Gestand erfüllt, bleiche Staubwolken trieben durch den weitläufigen Raum. Arson hob sein Schwert und ging leicht in die Knie. Er wusste, dass der erste Angriff des Wächters auf seine Person eher als ein Unfall zu bezeichnen war, ein ungezielter Hieb mit einem der langen Tentakelarme. Sollte die Bestie einen zweiten Versuch wagen, das schwor er sich, so würde ihr Blutzoll hoch sein. So sperrig seine schwere Stahlrüstung bei der Kletterpartie auch gewesen war, so nützlich würde sie dem Krieger nun sein. Die spitzen Eisendornen und das enorme Gewicht des Panzers würden dem Paladin die nötigen Vorteile verschaffen die er brauchte, um sein Schwert effektiv zu führen. Bei Innos, er würde dem Wächter schon beibringen, dass Metall äußerst schwer im Magen lag.
12.02.2003, 23:10 #374
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Schweigend war auch der Schwarzmagier an der Seite der anderen durch die dunkle, nur von der Fackel des Waffenmeisters und einer von ihm selbst beschworenen Lichtkugel - sie glitt vor ihm durch die Luft - erhellten Höhle geschritten. Der Boden war eben, so daß das Vorwärtskommen keine Mühe machte. Einige Zeit war vergangen, die Stille wurde nur durch die gleichmäßigen Schritte der Abenteurer und durch das monotone Tropfen irgendwelcher Wasseradern unterbrochen.
Da, plötzlich ein Brüllen, ein dunkler Laut, aus unbekannten Tiefen zu ihnen emporgedrungen, ließ er das Mark in den Knochen erstarren. Schauerlich von den Höhlenwänden zurückgeworfen verhallte das Grollen nur langsam. Die Gefährten waren bewegungslos an Ort und Stelle verharrt. Das war also der Wächter? Sie hatten ihn wohl gefunden. Oder hate er sie gefunden? Was erwartete die Gruppe hier unten. In momenten wie sochen zweifelte der Magier jedesmal daran, ob es klug gewesen war, sich auf Reisen wie diese zu begeben. Eigentlich lag ihm doch nichts an Abenteuern. Viel lieber studierte er die Bücher mit dem Wissen aus alter Zeit. Aber nein, irgendwie ertappte er sich immer wieder bei diesem Gedanken. Und das bedeutete, daß er sich erneut auf einer Reise befand, die ungeahnte Gefahren für ihn bereit hielt. Doch das Ziel war diesmal verlockend. Dieser Rothenberg schien nach dem, was der Magier bislang gehört hatte, eine wahre Wundergestalt gewesen zu sein, überquellend seine Phantasie, Ideen über Ideen. Konnte man sich die Gelegenheit, in seinem aufgezeichneten Wissen zu lesen, entgehen lassen? Nein!
Und deshalb hielt Don-Esteban auch das unheilvolle Grollen aus, das die nahende Ankunft eines monströsen Gegners ankündigte. An seiner Seite befanden sich hoffentlich genügend erfahrene Leute, die der Philosophie der Schwarzmagier nach für ihn kämpfen würden. Der Gedanke daran zauberte in dieser Düsternis ein für die anderen unsichtbares Lächeln auf die schmalen Lippen des Dämonenbeschwörers.
Doch das blieb im Gesicht hängen, als plötzlich Arson, der Paladin, der neben ihm gespannt und aufmerksam einherschritt, von einer Tentakel, die aus dem Nichts zu kommen schien, angegriffen wurde. Gleichzeitig ertönte ein wildes Geheul, daß sich wieder an den Wänden der Höhle brach und von allen Seiten auf die Abenteurer einstürzte. Und damit nicht genug, schleuderten auch noch Felsbrocken durch die Höhle und trafen den Unglücklichen, der im Wege stand. Instinktiv drehte sich der Magier weg und hob die Arme, um den kopf zwischen den Händen zu schützen. Augenblicklich erlosch das magische Licht. Als der Steinregen vorbei war, sah man, nur noch erhellt von Frosts Fackel einen zuckenden Tentakel auf dem boden, der sich hin undherwand und dabei nach Arsons Bein schnappte, sich daran festzusaugen versuchte. Seltsam, selbst jetzt noch, war alles auf die Vernichtung des Angreifers ausgerichtet. Verächtlich schob der Paladin den Fangarm mit einem Fußtritt von sich.
Die Kampfpause währte nicht lange. Wieder ein Brüllen, so laut, daß es in den Ohren schmerzte. Entschlossen faßte der Beschwörer an die Rune, die er nun zum Werkzeug seiner Macht auserkoren hatte. Die gemurmelten Worte einer alten, haßerfüllten Sprache gingen im Lärm des Kampfes unter. Bleich schimemrte seltsamer Nebel, der jeden Beobachter unwillkührlich hätte zurückschrecken lassen. Doch hier und jetzt beobachtete keiner den Magier bei der Ausübung seiner düsteren Rituale. Der Nebel verdichtete sich und nach wenigen Augenblicken standen vier Skelette um den Hohepriester herum, bereit, seinem Befehl zu folgen und sich willenlos in den Kampf zu stürzen, der sie ein weiteres Mal töten würde. Schwerter klirrten, als sich jedes der Skelette auf die im Dunkeln nicht abzuschätzende Bestie stürzte und an vier verschiedenen Stellen an ihr herumstocherten, Tentakel abtrennten und tiefe Schnitte hinterlassend ihre die Zweihänder in das seltsam weiche Fleisch eindringen ließen. Der Magier trat zurück. Jetzt kämpften andere für ihn. Doch er benötigte die volle Konzentration, um seine Geschöpfe, seine Diener zu befehligen. Um ihnen die nötige Substanz zu geben, die sie kämpfen ließ. Trotz der geistigen Anstrengung bemerkte er, daß so viele Tentakeln auch abgeschlagen wurden, immernoch neue herankamen und die Angreifer in Schach hielten, umfaßten und wegschleuderten. Bald war das erste Skelett auf diese Art verloren.
Der Magier war jedoch nicht der einzige, der sich in den Kampf stürzte, oder besser, der andere für sich in den Kampf stürzen ließ. Die beiden Gildenlosen ließen sich nicht lumpen und hatten ihre Waffen gezogen. Der Paladin hieb ebenfalls kräftig drein und auch Maximus, sein Magierkollege murmelte irgendeinen hoffentlich höchst effektiven Spruch.
13.02.2003, 13:15 #375
Arson
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Schreiend schwang Arson sein Schwert in weitem Bogen durch die stickige Luft, den kalten Griff der Waffe fest umklammert spürte er, wie das scharfe Metall sich schmatzend durch einen weiteren Tentakelarm fraß. Das weiche Material, aus dem die glitschigen Fangarme der bizarren Unterweltbestie gefertigt waren, bot dem glitzernden Stahl kaum Widerstand. Platschend fiel das zuckende Tentakelende zu Boden, wand sich qualvoll über den inzwischen rutschig gewordenen Stein, bis die schweren Kampfstiefel des Paladins dem verebbenden Leben endgültig ein Ende setzten. Der heilige Krieger blickte sich um, hob seine Waffe und entging nur knapp dem peitschenden Schlag eines weiteren Fanggliedes. Einen Augenblick später ruckte die silbrige Klinge seines Schwertes nach vorn, schwarze Körperflüssigkeit spritzte durch die Höhle und ein weiteres Tentakel zog sich verstümmelt zurück.
Schweren Schrittes stapfte Arson über den bebenden Steinboden, die Augenlider zu schmalen Schlitzen verengt, die Atemzüge kontrolliert, regelmäßig und tief. Das Helmvisier hatte der Krieger geöffnet um besser sehen zu können, da die Fangarme des massigen Wächterwesens ohnehin zu keiner übermäßig präzisen Attacke fähig zu sein schienen. Die Miene des Paladins zeugte von höchster Konzentration, immer wieder riss er sein Schwert herum, schwang sie gegen heimtückisch heranschlängelnde Fangarme, rückte dabei beständig gen Höhlenzentrum vor. Dick und unförmig quoll der widerlich schleimige Körper der Bestie aus dem großen Loch im dunklen Gestein, stieß dabei eine endlose Abfolge übelkeitserregender Klick- und Schmatzlaute aus.
Arson grinste angestrengt in die Dunkelheit. Ob das Ungeheuer die anrückende Gefahr bemerkte? Der Paladin hoffte es, da die Vorstellung an ein sich vor Angst windendes Biest ihm ein wohliger Gedanke war.
Zusammen mit einer Truppe aus stummen Skelettkriegern hatte sich der Krieger Innos dem Zentralleib des Monstrums genähert, und obwohl sie nur noch wenige Meter vom ersehnten Ziel trennten, schien der Widerstand nicht stärker zu werden. Die heranzuckenden Tentakel waren zahlreich, doch nicht zahlreich genug um den scharfen Klingen der Schwertkämpfer erfolgreich Paroli bieten zu können.

"Ja, vorwärts!"
Arson konnte es kaum erwarten. Heißblütig schlug er um sich, schwang seine Waffe gegen die Fangarme des Feindes. Stahl traf auf Gelee - ein ungleicher Kampf. Endlich erreichten die ersten Skelettkrieger den Hauptkörper, begannen kraftvoll auf das zuckende und schreiende Biest einzustechen. Der Paladin beeilte sich, nachzukommen, doch hielten ihn die Tentakel noch immer auf. Verdammt, wie gern würde er persönlich den finalen Hieb führen!
Einen Augenblick später war er heilfroh, zu langsam gewesen zu sein. Das offensichtlich gequälte Winden und Wälzen des Wächters riss plötzlich ab, in einer unglaublich geschmeidigen Bewegung drehte die Bestie seinen Kopf und riss das gewaltige Maul auf. Riesige, messerlange Reißzähne blitzten im Dämmerlicht. Brüllend schoss die Kopfpartie des Wesens nach vorne, erreichte die stoisch kämpfenden Skelettkrieger und schnappte zu. Unzähliger Knochen brachen mit einem einzigen, trockenen Knacken, weißer Staub wirbelte durch die Luft und die Schwerter der untoten Krieger fielen scheppernd zu Boden.
Verblüfft und erschrocken wich Arson zurück, die Augen noch immer ungläubig aufgerissen. Dieses Biest hatte ihnen eine Falle gestellt! Offensichtlich vermochten Schwerthiebe der zähen Organmasse des Ungeheuers keinen Schaden zuzufügen, trotz der harten Attacke der nun vernichteten Skelettkrieger zeigte sich keine Wunde, nicht einmal ein einziger Schnitt auf der Oberfläche des Zentralkörpers.

"Bei Innos...Magie! Greift es mit Magie an!"
Langsam ließ sich der Paladin weiter zurückfallen, schloss sich schließlich der Gruppe seiner Gefährten an. Während er die Tentakel mithilfe seines Schwertes daran hinderte, nach den beiden Schwarzmagiern, auf die sie es offensichtlich abgesehen hatten, zu ergreifen, hoffte er dass die beiden Magi noch genug geistige Energie sammeln konnten, um den wurmartigen Monsterkörper aus seine Zauberrestienz zu testen.
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