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[GM] die Seeschlange
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10.08.2003, 02:54 #26
Scipio Cicero
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Genial, einfach nur genial. Dieser Frost hatte wirklich potenzial, so etwas hätte Scipio nicht einmal dem Waffenmeister zugetraut, doch er wurde so eben eines Besseren belehrt. Nach kurzer Zeit hatte Nienor alle Gefangenen lautlos befreit und nun war es Zeit schnell einen Plan aus zu tüfteln und das möglichst so, dass die Piraten vor der Tür nichts davon mitbekamen.
Während einige geradezu selbstmörderische Pläne entstanden, die vielleicht in einem Märchen hätten funktionieren können. Natürlich waren auch gute Ideen dabei, doch irgendwie konnte nichts so recht überzeugen. Zumindest Scipio nicht, der sich aus der Diskussion weitgehend heraushielt und selber nachdachte.
Der Waldstreicher konnte sein Gehirn deutlich pochen hören, irgendwie ging es ihm immer noch nicht so gut, doch die Entschlossenheit hatte erneut ein Feuer in ihm entfacht. Langsam und bedächtig hatte sich der schwarze Krieger erhoben und seinen Blick auf die Tür gerichtet. Sein linker Arm bewegte sich auf Augenhöhe und mit einem leisen, schabenden Geräusch befreite er seinen Dolch aus der Umarmung seiner Armschiene. Einige Sekunden fuchtelte er damit wild in der Luft herum, lächelte zufrieden und ließ die Hand wieder sinken. Er konnte es noch, der Dolch war in seinen Händen immer noch ein effektives Mordinstrument, dem sicherlich einige Piraten zum Opfer fallen würden.
Die anderen hatten inzwischen bemerkt, dass ihr Begleiter noch eine Waffe hatte, gut versteckt in einer Einkerbung der Armschiene. Wenn man nicht wusste, dass dort ein Dolch war, konnte man wohl auch unter die Schiene fahren, ohne etwas zu bemerken. Ein nettes extra, in der Tat. Jetzt allerdings galt es zu handeln. Eine Waffe war ein idealer Ansatz für eine Flucht, doch konnte ohne eine genaue Planung vieles schief gehen.
Also, was sollen wir jetzt machen? Ich selber würde am liebsten warten, bis der Koch wieder kommt, so tun als ob wir noch gefesselt wären und bevor er merkt dass einer fehlt spring ich hinter der Tür hervor und ramme ihm meinen Dolch durchs Herz. Das ganze kann ich auch lautlos machen, also fliegen wir nicht gleich auf. Sein Körper fällt nicht gleich zu Boden wenn ich ihn stütze und ich kann ihm den Mund zu halten, um ihn am schreien zu hindern. Eigentlich kann dabei fast nichts schief gehen. Irgendwer einwende?
Während die anderen noch einmal darüber nachdachten und versuchten noch etwas Besseres zu finden, ließ sich der Waldstreicher in eine Ecke fallen. Schweiß perlte langsam seine Stirn herab und wurde gierig von seiner Zunge aufgenommen um mit der Flüssigkeit das trockene Blut auszuwaschen, dass den Gildenlosen schon lange störte. Auch den Speichel nutzte er, doch wirklich sauber wurde er nicht, da auch der Rachen und die Nase vollkommen verklebt waren. Ein schreckliches Gefühl, doch es half nichts. Irgendwann würde er schon wieder trinken können und bis dahin, musste das reichen was er hatte. Dann allerdings fiel ihm noch etwas ein, das gelbe Gebräu aus der Zitadelle? Panisch tastete er in seiner Rüstung danach und er hatte Glück. Der unbekannte Trank war noch immer an seinem alten Platz, dem wohl besten Versteck, das er die Windrüstung innehatte. Trotzdem grenzte es beinahe an ein Wunder, dass er nicht gefunden worden ist. Stumm betrachtete der Waldstreicher mit starren Blick die mysteriöse Flüssigkeit, die im schwachen Licht, das von außen in den Schiffskerker drang, leicht leuchtete. Hin und her floss es bei dem leichten Schütteln, Scipio war vollkommen davon gefesselt, doch als er gerade den Verschluss öffnen wollte, um davon zu trinken, unwissend was er bewirkte, beugte sich der Magier zu ihm runter.
Was ist das , fragte er eher uninteressiert, doch mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck.
Nichts,...nur einen Trank,...ich hab ihn,...gefunden,...vor einiger Zeit. Nichts Besonderes.
Scipio wusste genau, dass er sich jetzt verraten hatte und er steckte das Fläschchen wieder weg. Sein Umhang verbarg die Stelle vor dem Magier, der ihn immer noch etwas seltsam ansah.
Na gut, wenn es nichts Besonderes ist.
Langsam erhob sich der Mann und ging wieder zu den anderen. Eigentlich musste ihm der Gildenlose dankbar sein, schließlich wusste er nicht, was der Trank bewirkte. Es hätte alles Mögliche sein können, eventuell auch sein Todesurteil.
Dann allerdings gesellte sich auch Scipio wieder zu seinen Gefährten, auch wenn er die Blicke nicht mehr von diesem Magier lösen konnte. Er wusste etwas, das eigentlich nur er wissen sollte...
10.08.2003, 11:20 #27
Superluemmel
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"Ich bin dagegen", warf Frost ein, nachdem sich minutenlang niemand mehr zu Scipios Vorschlag geäußert hatte.
Bisher hatte der schwarzgepanzerte Waffenmeister nur still in einer Ecke gesessen und war der Diskussion über den Ausbruchsversuch gefolgt. Jetzt erhob er sich von seinem Platz, strich mit der Linken ein paar Falten in seinem Umhang glatt und näherte sich dem Kreis der Versammelten. Seine rechte Hand lag weiterhin irgendwo in den Schatten des wallenden, schwarzen Stoffes verborgen, sein Gesicht wirkte wie aus Stein gehauen, zeigte keinerlei Regung, keinen Schmerz, überhaupt kein Gefühl. Frosts Stimme hatte wieder den gewohnten ruhigen, seltsam leisen Tonfall angenommen, beinahe als fürchtete er, ein zu lautes Wort könnte die Schmerzen in seiner Hand zu neuem Leben erwecken.
"Ich bin der Meinung, wir sollten jegliches Töten vermeiden, solange es sich nicht vermeiden lässt. Überlegt mal, wir sind nur noch eine Handvoll Leute. Einerseits können wir uns einen offenen Kampf kaum leisten, andererseits solltet ihr auch bedenken, wer das Schiff steuern soll, wenn niemand mehr am Leben ist. Die Piraten haben vielleicht schwere Verluste erlitten, aber dennoch sind sie uns zahlenmäßig überlegen."
Mit ruhigen Schritten begann der Waffenmeister, zwischen den Versammelten langsam auf und ab zu gehen, während sein Zeigefinger über den kurzgeschorenen Bart am Kinn kratzte.
"Versteht mich nicht falsch, ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir es schaffen könnten, das Schiff zu übernehmen. Doch würden bei dem Versuch mindestens drei von uns ihr Leben lassen. Das Schiff mit einem halben Dutzend Leuten zu steuern, stelle ich mir etwas schwierig vor."
Plötzlich blieb der Krieger stehen. Sein Blick war starr auf einen Punkt knapp unterhalb der Decke gerichtet, als ob dort ein Plan mit genauen Anweisungen zur Flucht hängen würde.
"Ihr habt das Gespräch gehört", fuhr er nach kurzem Überlegen fort, "Für mich hat es sich nicht unbedingt so angehört, als ob sich diese Koris allzu gut mit dem Kapitän verstehen würde. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit... - Nur gibt es da ein Problem."
Frost löste seinen Blick von der Decke und lenkte ihn über die Gesichter der Versammelten.
"Offensichtlich habe ich ihren Freund auf dem Gewissen."
11.08.2003, 21:35 #28
Scipio Cicero
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Scipio wusste genau, auf was Frost hinauswollte, denn diese Piratin konnte ihnen sämtliche Arbeit abnehmen. Sie konnte den Kapitän nicht leiden, das konnte man ihren Worten ohne Zweifel entnehmen und eben diese Abneigung konnte ihre Rettung sein.
Wie allerdings Frost gesagt hat, würde sie ihnen nicht helfen, solange der Mörder ihres Freundes unter ihnen war. Lange grübelte die Gruppe darüber, bis schließlich der Waldstreicher das Wort erhob.
Sie hasst Frost und den Kapitän ebenso, weil er sein Leben verschonen und ihn lediglich als Sklave verkaufen will. Sie will ihn tot sehen, nichts anderes scheint ihre Wut besänftigen zu können.
Das wissen wir schon lange. Was soll uns das jetzt bringen? , kam von einem der anderen.
Die Augen von Scipio schienen kurz aufzublitzen.
Wir müssen Frost töten.
Bist du wahnsinnig geworden? Wir werden niemanden von uns töten, damit die anderen entkommen können.
Wieder war nicht auszumachen, wer gerade gesprochen hatte, doch das war ziemlich egal.
Ein breites Grinsen zeichnete sich langsam auf dem Gesicht des Kriegers ab und er begann leise zu kichern.
Natürlich töten wir ihn nicht wirklich. Nur zum schein, es soll so aussehen. Passt auf, ich erklär euch kurz meinen Plan.
Sobald die Piratin wieder an unserem Gefängnis vorbeikommt, mache ich ihr den Vorschlag, ihren Freund für sie zu rächen. Dabei tue ich so, als würden die anderen nichts davon wissen. Ich versuche also mir meine Freiheit mit dem Tod eines meiner Kameraden zu erkaufen. Dafür soll sie eine Meuterei anzetteln, schließlich hasst sie den Kapitän ebenfalls und sie ist sicherlich nicht der einzige. Ihr habt doch alle gehört, dass ihn seine Mannschaft nicht interessiert. Wenn sie ihren Anführer stürzt und selbst das Kommando übernimmt, wird Frost denselben Tod sterben, wie ihr Freund. Vor ihren Augen werde ich ihm den Dolch zwischen die Panzerplatten, doch nicht in seinen Körper, stechen und dann muss alles nur noch nach Schmerzen aussehen. Wenn unser Waffenmeister so tut, als wäre er überrascht, dann wird sie es uns sicher abkaufen. Zur Krönung werfe ich ihn noch über die Reling in das tosende Meer, allerdings werdet ihr anderen schon den zusammengeknoteten Seilen, die vorher unsere Fesseln waren, am Fenster bereit stehen, an denen er sich festhalten kann. Niemand wird etwas merken, die Piratin wird eine Meuterei gegen ihren gehassten Kapitän anzetteln und ich werde euch in der Zeit aus dem Kerker hier befreien. Frost solltet ihr bis dahin bereits zurück in das Schiff gezogen haben, wir holen uns unsere Waffen und sobald die Meuterei vorbei ist, werden die Piraten so wenige sein, dass wir sie problemlos besiegen können, ohne Verluste zu nehmen.

Die anderen nickten zustimmend und der Waldstreicher wandte sich noch einmal kurz zum Waffenmeister.
Du hast den gefährlichen Teil dabei erwischt. Keine Sorge, ich werde den Dolch nur so zwischen die Panzerplatten deiner Rüstung rammen, dass er stecken bleibt, dich aber nicht verletzt. Ansonsten musst du versuchen das Seil zu erreichen, dürfte aber doch kein Problem sein, oder?
Nachdenklich schüttelte der dunkle Krieger den Kopf. Scipio konnte nur staunen, wie selbstlos er sein Leben riskierte. Entschlossen stand er da, hatte keine Angst davor, bei seiner baldigen Aufgabe umkommen zu können und strahlte, vielleicht ohne es zu wollen, eine Motivation aus, wie sie der Waldstreicher schon lange nicht mehr gespürt hatte. Der Wille in diesem Mann war stark, stärker als man auf den ersten Blick vermutete. Was musste man wohl in seinem Leben alles durchmachen, um eine solche Erfahrung zu erlangen? Vielen Menschen blieb solcher Mut auf ewig verwehrt, nur wenige erlangen jemals ein solches Potenzial. Scipio wusste nicht, ob es eines Tages so weit bringen würde, doch hoffte er es inständig. Ein wahrer Krieger stand vor ihm, der die gesamte Gruppe in seinen Schatten stellte. Langsam schloss der Waldstreicher die Augen.
Dann mal los. Jeder weis was er zu tun hat. Frost...
Der Waffenmeister blickte kurz auf und sah dem Mann vor ihm genau in die Augen. ...viel Glück.
Dann ging die Gruppe, bis auf Scipio in eine Ecke und begann lautstark zu tratschen. Doch insgeheim, wollten sie nur so tun, als wären sie abgelenkt und nicht auf den Gildenlosen an der Tür konzentriert.
Mehrere Stunden warteten sie nun auf die Piratin, irgendwann musste sie doch hier vorbei kommen. Wirkliche Wachen gab es glücklicherweise nicht, nur hin und wieder kam jemand vorbei und drohte mit den schlimmsten Dingen, wenn die Abenteurer nicht leiser würden. Unbeeindruckt davon minderen sie die Lautstärke jedoch nur immer so lange, bis der Seeräuber wieder verschwunden war.
Irgendwann, war es dann soweit. Scipio begann aufgeregt mit der Zunge zu schnalzen, was den anderen Andeutete, dass die Frau hierher unterwegs war. Der Tanz konnte beginnen...
Gerade als sie an der Tür vorbei ging begann der Waldstreicher sie auf sich aufmerksam zu machen.
Hey, du. Komm doch kurz etwas näher. Ich habe einen Vorschlag für dich, der dich sicher interessieren wird.
Was könntest du mir schon Vorschlagen. Befreien werde ich dich nicht und du hast keine Wertsachen mehr, die für mich interessant wären, also sei still, ich habe etwas Besseres zu tun.
Gerade wollte die Freibeuterin weitergehen, als der Gildenlose ihr mit einem belustigten Gesicht leise hinterher zischte.
Und ich dachte, dir liegt etwas an deinem verstorbenen Freund.
Schlagartig fuhr die Frau wieder herum und ging mit ihrem Gesicht so nahe an das des Gefangenen, dass er sogar ihren Atem spüren konnte.
Halt deinen verdammten Mund, du dreckiger Bastard. Was verstehst du schon davon, wenn einer deiner Freunde feige ermordet wurde und du dich nicht rächen darfst.
Der blanke Hass sprach aus ihr und spiegelte sich auch in ihrem Gesicht wieder. Am liebsten hätte sie den Waldstreicher wohl auf der Stelle getötet, doch der grinste ihr weiterhin schamlos ins Gesicht.
Wusste ich doch, dass du interessiert bist. Du hast ihn geliebt, richtig? Wirklich eine Schande, dass Frost ihn ins Meer geworfen hat.
Was willst du Mistkerl von mir? Hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu demütigen?
Die Worte kamen nur zwischen ihren Zähnen hervor, die sie fest zusammengebissen hatte. Innerlich und äußerlich bebte sie in ihrer unbeschreiblichen Wut.
Ich will dir helfen, mehr nicht. Dafür allerdings möchte ich meine Freiheit. Die anderen sind mir egal, sie bedeuten mir nichts. Ich verstehe deinen Schmerz...
Nein, das tust du nicht, du Schweinehund.
Die Piratin unterbrach ihn, immer noch schwer atmend.
Du willst sehen, wie er stirbt. Er soll vor deinen Augen in den Fluten versinken und ebenso leiden wie dein Freund. Nur will das dein Kapitän nicht zulassen. Ihm ist seine Mannschaft egal, selbst wenn ihr alle sterben würdet, wäre ihm das egal. Er würde jeden von euch opfern, ums ein Leben zu retten und nicht das kleinste bisschen Reue empfinden. Du hasst ihn auch, den der Tod deines Freundes war für ihn belanglos. Ein weiterer Toter, ein Mann, den er einfach ersetzen kann. Ihn interessiert nicht, dass du ihn geliebt hast, für ihn war dein Freund Dreck. Für ihn bist du Dreck. Alle anderen sind für ihn Dreck, mehr nicht. Er will dir deine Rache nicht gönnen, weil er lieber ein paar Goldmünzen bei einem Sklavenverkauf bekommt, als den Mörder deines Freundes zu bestrafen. Dann wird er weiterleben und vielleicht als Sklave entkommen oder freigelassen und sorglos damit davonkommen, dass er ihn getötet hat, während du weiterhin zusehen musst, wie deinem Kapitän die Mannschaft egal ist.
Worauf willst du hinaus?
Lass mich frei und veranstalte eine Meuterei Gegend en Mann, der den Mörder deines Freundes einfach so davonkommen lassen will. Dafür werde ich vor deinen Augen Frost töten. Er wird eben so sterben wie er gemordet hat. Die anderen kannst du dann als Sklaven verkaufen, sie sind belanglos.
Wie bist du überhaupt freigekommen?
Ich konnte die fesseln lösen, jemand hatte sie unachtsam nicht richtig zugebunden.
also sind die anderen auch frei?
Ja, aber sie wissen nichts von meinen Plan. Sie sind in ihre Gespräche vertieft.
Wie soll ich wissen, ob ich dir vertrauen kann?
Ein leises Lachen entkam der Kehle des Waldstreichers.
Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Aber überleg doch, was könnten ich und Frost gegen ein ganzes Schiff voll mit Piraten ausrichten und das ohne unsere Waffen? Das einzige was ich will ist frei sein. Setzt mich im nächsten Hafen ab und ihr werdet nicht mehr von mir hören. Ihr müsst mir einfach vertrauen, oder wollt ihr dass euer Freund nicht gerächt wird. Wollt ihr ihm die letzte Ehre verwehren?
Scipio trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick durch die Gitterstäbe frei. Im Licht des Mondes, das durch das kleine Fenster in den Kerker schien, saß Frost und sah verträumt auf den Sternenhimmel, der immer wieder von Wolken gestört wurde.
Der ungebändigte Hass ließ die Piratin gerade zu fanatisch werden. Wenn Blicke töten könnte, wäre Frost bereits tausend Tode gestorben und würde auf ewig in der Hölle die größten Qualen leiden, die sich selbst die Götter nicht vorstellen könnten. Doch zum Glück war dem nicht so.
Sieh in dir an, wie er da sitzt. Er wirkt beinahe glücklich, sorgenlos. Er weis, dass er nicht sterben wird, solang der jetzige Kapitän das Kommando innehat. Es ist so einfach. Lass mich und ihn frei. Wir gehen aufs Deck, er hat keine Ahnung, von dem was ihn erwartet und wird dann von seinem anscheinenden Freund getötet. Ganz plötzlich ohne Vorwarnung. Er wird genauso sterben, ebenso leiden wie dein Freund. Alles was du tun musst, ist dich zurück lehnen und beobachten, wie er stirbt. Du willst es, probier es nicht zu leugnen. Ich bin keine Gefahr für eine ganzes Schiff voller Piraten. Dann beginnst du eine Meuterei und tötest mit deinen eigenen Händen den Kapitän. Dann kann die Seele deines Freundes auf ewig glücklich sein. Willst du ihm nicht die letzte Ehre erweisen? Willst du nicht? Doch, du willst. Gesteht es dir ein. Kämpf nicht dagegen an. Sieh ihn dir an, den Mörder. Du willst es. Du willst es! Du willst es!!!
Tränen bildeten sich in den Augen der Frau, als sie kraftlos zusammenbrach. Ihr Zorn, ihre Wut, alles ließ sie verzweifeln. Es war wohl zu viel für sie. Schluchzend blieb sie erstmal vor der Tür sitzen und versuchte sich einige Minuten lang zu beruhigen, doch Scipio redete erbarmungslos weiter. Stachelte sie an, bis sie schließlich aufstand und einen Schlüssel aus ihrer Tasche nahm. Hastig schloss sie auf, wischte sich nebenher die Tränen aus den Augen und ihr hasserfüllter Blick kehrte wieder zurück.
Knarrend öffnete sie die Tür und warf neues Licht in den Kerker.
Gut gemacht. Du wirst es nicht bereuen. Nur noch wenige Minuten und du wirst deine Rache genießen können.
Frost komm raus. Ihr anderen bleibt hier. Schnell komm. Die anderen bewegten sich nicht von der Stelle und Frost ging ohne zu zögern aus dem Raum. Man erkannte, dass die Piratin sich beherrschen musste, ihm nicht an den hals zu springen, doch die Vorfreude heilt ihre zitternden Hände zurück. Ein Häufchen elend, wie der Waldstreicher fand. Schade, dass er sie so ausnutzen musste, doch es half nichts.
Langsam gingen sie auf das Deck, kein anderer Pirat kam ihnen entgegen. Als sie an eine Kammer kamen, gab sie dem Waffenmeister seine Waffen und alles andere was er bei sich gehabt hatte wieder. Wahrscheinlich wollte sie so ihr Befriedigung steigern. Schließlich war diese Aktion mehr als nur eine Genugtuung für sie und sie wollte alles voll auskosten. Dann waren sie oben angekommen. Sie standen genau über dem Kerker. Die Freibeuterin hatte sich in einiger Entfernung auf den Boden gesetzt und erwartete das folgende aufgeregt die heiß ersehnte Rache.
Unmerklich öffnete Scipio den mund einen Spalt und flüsterte so leise, das der Waffenmeister, der versuchte einen etwas verwirrten Eindruck zu machen, es gerade einmal hören könnte.
Es geht los, die anderen dürften das Seil bereits hinaus gehängt haben. Der Mond scheint auf diese Seite, du solltest es also problemlos erkennen können.
Dann zückte Scipio mit einem schnellen Handgriff seinen Dolch und rammte sie dem dunklen Krieger mit aller Kraft in die Seite, wobei er darauf achtete, ihn nicht zu weit in die kleine Lücke zwischen den Panzerplatten zu schieben. Frost stöhnte auf, begann schwer zu atmen. Der Dolch hielt, doch ließ er ihn zum Schein noch eine Weile leiden. Langsam wand er den Dolch hin und her, es sollte wirklich so aussehen, als würde der Mann leiden. Die Piratin feuerte ihn dabei lautstark an und sprang in ihrem Wahn wild herum, ließ dabei allerdings nicht eine Sekunden den Blick von der dramatischen Szene.
Dann, nach etwa einer halben Minute, warf der Waldstreicher den anscheinend gemeuchelten gegen die Reling. Laut Schrie dieser auf und krümmte sich vor Schmerzen, während er ungläubig auf den kleinen Waldstreicher starrte, der langsam auf ihn zukam.
Schlag ihn so fest du kannst, los. Kreischte die Piratin, begann dann jedoch sofort wieder eine Wahnsinnige zu lachen.
Es half nichts, der Waldstreicher war gezwungen, zu tun, was sie sagte, sonst würde sie vielleicht die Meuterei lassen. Also holte er weit aus und trat mit seinem Fuß hart in Frosts Magen, der nun wirklich aufstöhnte. Es war nicht leicht, doch musste Scipio es hinter sich bringen und so schlug er immer und immer wieder auf den Mann vor ihm ein.
Als er dann begann Blut zu erbrechen hörte Scipio auf. Schließlich wollte er ihn nicht wirklich töten, die Frau würde sich damit zufrieden geben müssen. Etwas unsanft nahm er den geschwächten Körper auf seine Schultern und flüsterte ein letztes Mal in das Ohr des Waffenmeisters.
Tut mir Leid, dass du das ertragen musstest, aber ich musste es tun. Gleich hast du es geschafft und kannst dich ausruhen. Viel Glück, Frost.
Stumm nickte der Waffenmeister, dann warf er ihn über die Reling und die See verschlang gierig den edlen Krieger. Die Piratin dagegen schrie jetzt noch lauter und lief los.
Meuterei! Meuterei! Stürzt den Kapitän! Hahahaha!!!
Scipio jedoch blieb stehen. Er sah noch immer in die Fluten. Wo blieb Frost. So schwer verwundet war er nicht gewesen, er hatte doch noch genickt. Dann, kam eine Hand aus dem Wasser, sie trieb genau auf das Seil zu. Sie griff danach, doch traf nur ins Leere. Wieder und wieder versuchte er das Seil zu erreichen, doch er schaffte es nicht. Selbst wenn er es hatte rutschte es ihm sofort wieder aus den Händen. Dann, ein letztes Mal griff der Waffenmeister und packte das Seil und konnte halten. Eine zweite Hand erschien und zog kräftig am Seil, bis ein Kopf aus dem Wasser sah. Der Blick des Kriegers traf den von Scipio und schwenkte dann das Schiff entlang.
Komm schon, du schaffst es.
Doch der Waffenmeister schüttelte den Kopf, eine riesige welle kam auf ihn zu, traf ihn, verschluckte, umschloss ihn vollkommen. Als sie vorbei war, hing der Gildenlose nicht mehr am Seil. Das Meer hatte ihn zu sich genommen. Die tiefen des unendlichen Ozeans hatten ihn erbarmungslos verschlungen. Irgendwie hinter dem schiff wurde er nun in die Tiefe gerissen.
Ungläubig starrte Scipio in das schwarze Wasser, auf dem sich der Mond spiegelte. Der Wind pfiff ums eine Ohren und brachte den salzigen Geschmack zu ihm. Das durfte nicht war sein. Einige Minuten blieb er regungslos stehen und wagte es nicht zu blinzeln. Die Schreie der meuternden Piraten, die aufeinander prallenden Schwerter, er konnte nichts davon hören. Es zog an ihm vorbei, bedeutungslos. Der Plan war fehlgeschlagen, es sollte nicht so sein. Wie konnten die Götter das nur zulassen? Wo lag der Sinn? Wieso musste er jetzt sterben? War es so falsch, sein Leben zu riskieren? War es so falsch, ein furchtloser Krieger zu sein und für seine Kameraden dem Tod ins Auge zu sehen? Wenn es über den Abgrund des Todes eine Brücke gab, wieso musste sie jetzt brechen? Wieso nur? Musste der Tribut an das Meer, an die Götter für das Leben der anderen wirklich so aussehen? War es eine Strafe, weil sie die liebende Frau für ihre Pläne benutzt hatten? Die Antwort darauf wussten wohl nur die Götter...und der Waffenmeister selber. Auch unten im Kerker war es still geworden. Wie gut, dass sie nicht mit Ansehen mussten, wie er gestorben ist. Wie sich der Waldstreicher doch wünschte, auch dort unten zu sein und nichts gesehen zu haben, doch diese schrecklichen Bilder würden ihn wohl für immer verfolgen. Der Tod einer Legende, so starb ein Krieger. Er hatte sein Leben geopfert und das für das Leben seiner Freunde. Ein ehrenvoller Tod, zumindest das war ihm noch gewährt worden. Eine würdige Belohnung für ein Leben, das von Heldentaten, von großen Schlachten, Siegen und Niederlagen erfüllt war. Ein Leben, nach dem viele strebten, streben und streben werden, doch nur wenige Leute wird es geben, die so waren wie der Waffenmeister. Wie viele würden ihn jemals überflügeln, wie viele haben es je getan?
Das alles nur, damit die anderen die Mission zu Ende bringen können. Die Seeschlange, sie mussten sie jetzt einfach töten. Das würde ihr Tribut sein, sie waren es dem Krieger allesamt schuldig. Sie würden nicht ruhen, bis das Seeungeheuer leblos in den Fluten versinken würde und wenn es sie das Leben kosten würde, es gab keinen Zweifel, dass auch die anderen so dachten.
Der leichte Wind wehte die Haare aus dem Gesicht des Gildenlosen und machte dem Mondlicht Platz, um die die Dunkelheit aus den entschlossenen Augen zu vertreiben.
Langsam öffnete Scipio den Mund, ein letztes Mal sah er in der Ferne den Eisbrecher aufblitzen und eine einsame Träne glitzerte im schwachen Schein des Vollmonds.
Frost
12.08.2003, 14:55 #29
Nienor
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Auf dem Schiff war währenddessen die Meuterei in vollem Gange. Die Anhänger der Piratin kamen aus ihren Löchern und sammelten sich im Vorschiff, trieben die Getreuen des Captains immer weiter über das Deck zurück, auf das Heck zu. Wilde kämpfe entbrannten, wie vor wenigen Tagen auf dem Handelssegler. Doch waren jetzt nicht friedliche Seeleute das Ziel der Piratenklingen, sondern ihresgleichen selber.
Und nun zeigte sich, daß die Piraten keine Gnade kannten. Ohne mit der Wimper zu zucken, wurden die eiogenen Kameraden hingemetzelt. Und wo sie nicht durch die Überraschung schnell besiegt wurden, wurde ein längerer, erbitterter Kampf daraus.
Die Fronten waren schnell klar. Offenbar war jedem bewußt, wo er hingehörte. Klirrend sprangen sich die Waffen an, funkenstiebend wurden Schwertklingen aneinander gedroschen. Hier kämpfte ein geschmeidiger Pirat mit zwei kurzen, geraden Klingen gegen einen bulligen, einäugigen Typen mit einem gebogenen Krummschwert. Furchterregend sahen sie allesamt aus. In ihren wild zusammengestellten Kleidern, mit Waffen, die sie irgendwann einmal einem Feind abgenommen hatten, wirbelten sie über das Deck, im Bestreben, dem jeweils anderen, mit dem sie vor wenigen ASugenblicken noch die Koje und das Essen getilt hatten, die Kehle aufzuschlitzen.
Mitten im Getümmel die Piratin, die ihren Männern Befehle zu schrie:

"Kesselt sie ein. Da der Käpt'n. Überlasst ihn mir!"
Mit vor Wut und Hass funkelnden Augen stürzte sie sich auf ihn, drosch achtlos einen in ihre Bahn springenden Kämpfer beideite, so daß diser aufheulend und im Gesicht getroffen auf die Decksplanken niederstürzte. Ein anderer Pirat versetzte ihm den Todesstoß mitten in den Brustkorb, doch konnte der sich nicht lange darüber freuen, denn ein weiterer, zu weelcher Fraktion er gehörte, war unklar, traf ihm beim Ausholen mit einem Kettenmorgenstern donnernd an der Schläfe. Krachend zerbarst der Schädel und verteilte rotes Blut und weißes Hirn auf Deck. Der Körper des Piraten sackte zusammen.
Der Morgensternschwinger drehte sich um, um nachzusehen, was seine Waffe beim Schwungholen behindert hatte. Der Augenblick der Unachtsamkeit reichte aus, um einem Gegner die Gelegenheit zu geben, ihm mit dem Säbel quer über den Bauch zu ziehen. Der gelende Schmerzensschrei des Getroffenen hallte allen in den Ohren. Blut quoll aus der Kleidung hervor und mit volelr wucht schleuderte er seinen Morgenstern auf den Piraten, der ihn verletzt hatte. Der Morgenstern verhedderte sich auf seinem Weg zum Kopf des Angreifers jedoch in einer Schot und da der Pirat voller Panik nicht loslies, sondern weiter an seinem Morgenstern zog, schwenkte das Segel ein wenig herum, als die Schot angezogen wurde. Das andere Ende der Rah traf einen noch recht unbeteiligten Piraten an der Schulter. Er wurde gegen einen mitten im Kampf befindlichen Kollegen geschubst, der so ins Straucheln kam und von seinem Gegner einen schlag gegen den Hals erlitt. Blut spritzte und ein Wutschrei erscholl. Der Getroffene richtete sich auf und versuchte, in Berserkerart alles niederzumetzeln, was ihm im Weg war. Den Unglücklichen, der durch die ihn getroffene Rah gestrauchelt war, traf es als ersten. Alle anderen sprangen schnell zurück, um dem Bereich des tötlichen Säbels zu entkommen.
All das entging der Piratin, als sie auf das Achterdeck eilte, hier und da einem Kämpfer auswich oder unter seinem Hieb hindurchtauchte. Sie hatte nur ein Ziel. Den Kapitän. Er sollte büßen.
Gefasst und mit gezückter Waffe empfing er sie.

"Na mein Täubchen, versuchst du es jetzt auf die harte Tour?"
Das süffisante Grinsen des Piratenkapitäns traf auf das zur stahlharten Maske erstarrte Gesicht der Frau.
"Deine Sprüche kannst du dir sparen, jetzt wird abgerechnet", kam die Antwort, schnell wie ein geworfenes Messer. "...für alles", presste sie noch zwischen den Zähnen hervor.
Dann griff sie an. Unerwartet, da keine ihrer Bewegungen auf diesen Sprung hingedeutet hatte und doch erwartungsgemäß, denn sie war offensichtlich nicht zum Plaudern gekommen. Schnell schmolz die Distanz dahin, zu schnell mochte man meine, doch der Kapitän war nicht umsonst Kapitän geworden. Mit allen Wassern gewaschen machte er gleichzeitig einen Schritt zur Seite und hielt plötzlich seinen Degen in der Hand. Ein scharfes Zischen durchschnitt die Luft und am Ärmel der Piratin war eine dünne Blutspur zu erkennen.

"Es ist wie beim Stierkampf: Zuerst muß man den Gegner reizen, damit er wild genug wird." Der Kapitän schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
"Ich bin nicht für ein romantisches Gespräch hergekommen."
Die Verletzung ar nicht tief, die Wunde war nicht mehr als ein kratzer. Schnell kam der Vorstoß, kaum daß sie ausgesprochen hatte stieß sie mit ihrem Schwert nach vorn. Der Kapitän sprang im letzten Moment beiseite und wehrte ihre Klinge mit seinem Degen ab.
"Nicht schlecht. Du lernst dazu."
"Schnauze."
"Oh, solche Worte aus dem Munde einer Dame."
Statt einer Antwort begann der Angriff nun erst richtig. Hiebe und Stiche prasselten auf den Kapitän nieder, der nun keine Zeit mehr für Wortspielchen hatte. Stattdessen war er damit beschäftigt, die Klinge seiner Gegnerin von sich abzuhalten. Langsam wich er zurück und ließ die hiebe prasseln, wich hier und dort aus, blockte ab. Irgendwann wäre diese Attacke vorüber und dann würde seine Stunde kommen. Er wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Reling stand. Schnell wand er sich aus der Situation und entwisch zur Seite. Die neue Konstellation nutzte er für einige schnelle Hiebe, von denen wenigstens einer traf. Eine kleine Wunde an der Seite war die folge. Doch nichts ernsthaftes. Die Piratin war wie eine Katze, ahnte fast die Bewegungen ihres Gegners voraus. Erneut trafen die Hiebe im Sekundentakt auf den Degen des Kapitäns. Voll konzentriert bewegten sich die Gegner schweigend über das Achterdeck, das ansonsten frei von anderen Kämpfern war.
Mit dem Fuß schmiß der Kapitän ein kleines Wasserfässchen um und stieß es der Piratin vor die Füße. Doch diese setzte leichtfüßig darüber hinweg.

"Pah, da mußt du schon früher aufstehen", war ihr einziger Kommentar.
"Für dich, meine Liebe, stehe ich sogar mitten in der Nacht auf."
"Was macht das für einen Unterschied, ob du schläfst oder wach bist. Du kämpfst wie ein toter Fisch."
"Oho, wir versuchen uns an lustigen Bemerkungen."
Dann war wieder Ruhe, die beiden Fechter wanderten wieder langsam über Deck, dabei unablässig Schläge austauschend. Wild wogte der Kampf. Unentschieden stand es und keiner errang einen Vorteil. Auch der Kapitän hatte nun einige leichte Blessuren. Der Käptn bekam einen herumstehenden eimer zu fassen und schleuderte ihn auf die Gegnerin.
"Hey, das ist hier fechten, kein Weitwurf."
"Ich wollte dir nur freie Bahn machen und etwas Gerümpel beiseiteräumen", kam umgehend die Antwort des Piratenkapitäns.
Die Piratin verzog ihren Mund:
"Und jetzt räum ich dich Gerümpel beiseite."
"Nicht so eilig. Fürs Gerümpelwegräumen ist immernoch der Käptn zuständig."
"Eben. Und das bin ich jetzt."
"Wenn du da mal nicht etwas zu voreilig bist."
Wieder verstummten beide. Dem Wortgeplänkel folgte das mit Waffen. routiniert wich der Kapitän zurück, war sich sicher, daß er den Kampf gewinnen würde. Noch nie hatte ihn jemand im Kampf besiegt. Und diese wütende Furie würde es auch nicht tun.
Da geschah das unfaßbare: Ein auf dem Deck vergessenes Seil spielte Schicksal. Der Kapitän trat darauf, wich einem Hieb seiner Gegnerin aus, kam aus dem Gleichgewicht und rutschte auf dem wegrollenden Seil aus. Mit einem Ausruf der Überraschung polterte er der Länge nach auf den rücken. Augenblicklich war die Piratin über ihm.

"Manchmal ist das Leben schneller zu Ende, als man denkt. Aber tröstet Euch, diese schlimme Erfahrung macht man nur einmal."
Und damit stach sie gnadenlos zu. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck verschied der Käptn. War er nicht der bessere gewesen? Hätte er nicht gewinnen müssen. Dann wurden seine Augen glasig. Er war tot.
"Der Käptn ist tot, ich bin die neue Anführerin. Wer sich mir anschließt, wird nicht nur verschont, sondern hat die Chance auf reiche Beute." Laut brüllte sie die Worte vom Achterschiff aus über das Deck.
13.08.2003, 11:57 #30
Taurodir
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Eine große, bittere Schlacht begann, viel Blut wurde an diesem Tage verloren, und viel Leben. Die Piraten, die vor diesem Kampf noch sich gut zu verstehen schienen, bekämpften sich nun gegenseitig, zwei Parteien hatten sich gebildet, und jede von diese, wollte die andere vernichten. Noch größer war diese Schlacht, als die vorherige, kein Wunder, dieses mal stürmten nicht alle auf wenige Krieger..
Der junge Paladin, der sich mit den anderen noch in ihrem Raum befand, hielt es nicht mehr länger aus. Die Neugier packte ihn, er fragte sich, ob Scipios Plan auch gelungen war. Doch wusste er auch, das sie diesen Moment ausnutzen sollten, um an ihre Waffen zu gelangen.

"Ich schau nach Scipio nach, währendessen wäre es gut, wenn ihr versucht, die Waffen zu besorgen, ich werde sicherlich auch mit einem dieser Säbel auf dem boden klar kommen."
Doch zu diesem Moment knallten die Schwerter des Käpt'ns und der Piratin gegeneinander. Ein Kampf folgte, mit großen Überraschungen. Beide kannten kein erbarmen, und beide schienen sich in dem Moment sehr zu hassen. Kalt waren diese Menschen, und wild, ohne Erbarmen...
Dennoch schlich der Krieger aus dem Raum hinaus, die Schmerzen aus seinem Bein waren verschwunden, schnell nahm er sich noch einen der Schwerter vom Boden, um sich zu schützen, falls einer dieser Piraten es auf ihn absehen würde.
Wo war nur der Gildenlose? Besorgt schaute er sich um, ihn müsste er endlich finden. Doch lange dauerte dies auch nicht mehr.

"Scipio", rief Taurodir ihm vom weitem schon zu "[I]Wo ist Frost? Hat dein Plan funktioniert?"
[I]Doch kam keine Antwort von ihm, etwas geschockt stand er gegenüber dem Paladin. Der Kommandant konnte es nicht glauben, gescheitert war wohl ihr Plan. Langsam wandte er sich ab von ihm, Taurodir konnte es nicht fassen, Frost, wieso er...

"Scipio, begib dich zu den anderen, die werden sicherlich deine Waffen haben. Es bekümmert mich auch sehr, dass ein solch großer Krieger von uns ist, doch gib ich ihn noch nicht ganz auf, ich glaube es nicht, dass der Waffenmeister tot ist. Wir sehen uns dann. Ich begib mich auch gleich wieder zu den anderen.."
In seinem Kopf strömte nur ein Gedanke, nachdem er den Gildenlosen hinter sich stehen lies, den Waffenmeister zu finden, er konnte sich nicht damit abfinden, dass dieser sein Leben so verloren haben würde.
Langsam rannte er durch die Reihen der kämpfenden, ohne auf sie zu achtne. Er hoffte nur, dass sich keiner ihm nun in den Weg stellen würde. Doch so dachte er falsch. Einer, dem er nicht zum ersten mal begegnete, hatte es wohl ganz auf den Paladin abgesehen, schon während des ersten Kampfes. Er war für die leichten Schmerzen auf seinem Hinterkopf verantworlich. Gnade hatte er mit ihm gehabt, und ihm am Leben gelassen, doch schien dieser ihn nicht ihn Ruhe zu gönnen. Eine wilde, dreckige Stimme hörte er von weitem, so dreckig, wie es der Pirat war, der auf ihn nun schritt.

"Da begegnen wir uns wieder. Und dieses mal werde ich euch töten."sprach er.
"Ihr wollt mich töten? Mit dem Leben habe ich euch verschont, Seeräuber, doch kennt ihr wohl nicht eure Grenzen."
"Seid still, elender Paladin", brüllte er ihm entgegen, "ihr könnt mich nicht mit eurer edlen Rüstung einschüchtern!"
"Edlen Rüstung? Ihr wisst wohl nicht worüber ihr spricht, Seeräuber. Ihr solltet nicht zu sehr auf die Rüstung achten, sondern eher darauf, weshalb ich sie trage. Viel Leid hab ich gesehen und miterlebt, und viele Kämpfe bestritten und gewonnen, doch bin ich kein Mensch, der gern leere Wort in die Luft versprüt. So zeigt mir, Narr, ob ihr dieses mal besser euren Säbel führen könnt als beim letzten mal."
Wütend schien der Kerl ihm gegenüber nun, erzörnt."Na wartet!!!",brüllte er laut und sprang auf den Paladin zu, der ihm schnell auswisch. Schnelle angriffe folgten nun des Pirats, die der Paladin aber mit Leichtigkeit abwehren konnte. Mit einer Bewegung, die der Seeräuber nicht erwartet hatte, drehte sich Taurodir um, und hatte somit genügend Zeit, um die Waffe aus den Händen des Mannes zu schlagen. Dieser kroch nun auf den Boden, und blickte mit großer Angst auf den Paladin, dessen Umhang im Wind wehte.
"Nein, tötet mich nicht. Bitte, ich fleh euch an. Ich hab eine Frau und zwei Kinder. Ich bitte euch, verzeith mir, ich würd sie zu gern wieder sehen."
Die Worte des Räubers erschienen dem Krieger als wahr, langsam stecke er sein Schwert in der Hand von ihm, und blickte zu ihm.
"Ihr sagt Frau und Kinder habt ihr, was verschwendet ihr eure Zeit dann hier? In solchen Gefahren, und in einem solch unehrenhaften Leben? So geht zu ihnen zurück nach diesem Kampf, ich verschone euch, zu einem letzten Mal."
Langsam wandte sich Taurodir von ihm ab, und schritt weiter seinen weg. Doch plötzlich, geschah etwas, was er nicht erwartet hatte. Leicht zu täuschen war er, auch dieses mal. Eine kalte Klinge spürte er in seiner rechten Schulter, die tief in seine Haut gedrungen war. Ein messer steckte tief fest, und sorgte für große Schmerzen. Ein lautes, kaltes Lachen war hinter ihm zu hören.
"Ihr Paladine seid doch leicht zu täuschen, doch für euch hat es heute ein Ende!"
Mit schnellen Schritten rannte der Seeräuber auf ihn, für einen Moment fehlte dem Kommandanten alle Kraft, doch ehe sein Gegner erreichte, gelang es ihm, seine Schmerzen zu vergessen, schnell drehte er sich um, kniete sich hin, und steckte sein Schwert tief hinein indes Körper seines gegners. Blut strömte dem aus dem Mund heraus, seine Kraft war dahin, und sein Leben auch. Leicht tauckelte er noch auf dem Boden, doch fiel er dann dahin.
Doch spürte der junge Paladin wieder die Schmerzen in seiner Schulter, langsam zog er das Objekt, was für die Qualen verantworlich war, aus seiner Schulter. Blut war zu sehen, mit welchem sein Umhang hinten beschmiert war. Ein wenig geschwächt, nahm er nun seinen Weg weiter, seine Augen sahen wieder einmal alles verschwommen, jedoch versuchte er, wieder zu sich zu kommen. Aber wurde er wieder zurück zur Realität geholt, durch eine kalte Frauenstimme. Die Piratin sprach laut in die Gegend, die Worte die sie rief, nahm der Paladin klar und deutlich entgegen. Der Käpt'n war tot, sie hatte gewonnen. Doch wie sollte all dies für Krieger, deren eigentliche mission eine andere war, weiter verlaufen?
14.08.2003, 01:54 #31
Scipio Cicero
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Scipio stand immer noch stumm da und blickte in die Ferne, in das Wasser, dort wo nur das Mondlicht die schwärze durchbrach. In den unendlichen Tiefen des Meeres, in den reisenden Fluten, zwischen Wellen, die alles verschlangen, trieb nun Frosts Leiche und das wegen dem leichtsinnigen Plan des Waldstreichers. Leichter Wind kam auf und der Umhang des Gildenlosen tanzte zu der traurigen Melodie, die das Rauschen des Meeres von sich gab. Langsam schoben sich Wolken vor den leuchtenden Vollmond und dort wo zuvor sein Licht war, blieb nur noch Finsternis zurück. Selbst die Natur schien zu bedauern, was geschehen war, denn heute war ein Held gestorben.
Von den Worten des Paladins wieder in die Realität zurückgeholt, versuchte Scipio sich wieder einigermaßen zusammen zu reißen. Er musste jetzt den anderen helfen, noch mehr tapfere Krieger sollten nicht wegen ihm sterben. Mit einem Sprung ließ er in Windeseile die Treppe hinter sich und so schnell er konnte rannte er unters Deck, Richtung Kerker, wo die anderen ihm schon entgegen kamen. Geistesgegenwärtig hatte Cole die Waffen des Waldstreichers mitgenommen und ohne ihren Spurt zu beenden rüstete sich dieser wieder aus. Ob sie wohl schon wussten, was mit Frost passiert war. Ihren Gesichtern war nichts dergleichen zu entnehmen, bis schließlich einer in der Gruppe das Wort ergriff:
Wie geht es Frost? Wir habend as Seil nicht selbst gehalten sondern festgebunden, es schien sicherer zu sein, außerdem konnten wir so Zeit sparen. Kämpft er etwa schon? Wir haben seine Waffen nicht gefunden.
Der Waldstreicher antwortete nicht und tat so, als hätte er es nicht gehört. Mit dieser traurigen Nachricht wollte er sie nicht schockieren, so kurz vor diesem entscheidenden Kampf.
Dann erreichten sie auch schon das Deck, das von Leichen und Blut getränkt war, wie man es nur auf den Schlachtfeldern eines Krieges vermutete. Die Piraten kannten selbst untereinander keine Gnade und kämpften mit einer Wildheit, die wahrscheinlich selbst einen Barbaren in erstaunen versetzen würde. Mit allen möglichen Waffen wurde den besten Freunden das Leben geraubt. Ob sie nun schnell einen Kopf kürzer gemacht wurden, oder minutenlang verbluteten, war dabei egal. Das Gebrüll war wohl noch in Drakia zu hören und überall leuchtete Blut und Schweiß in den Lichtern der wenigen fackeln. Vor den Augen der Gruppe wurde einem Mann eine Kette um den Hals geschlagen, der nun röchelnd, begleitet von dem lauten Gelächter seines Bezwingers, auf den Boden sank und an dem roten Lebenssaft erstickte, das er eigentlich erbrechen wollte. Diese Grausamkeit war einfach nicht mehr menschlich und während der Paladin schon lange mitkämpfte, griffen nun auch die anderen Abenteurer ein.
Scipio hatte sich bereits ein Ziel ausgesucht und zielstrebig ging er auf ihn zu, doch da wurde er plötzlich von der Seite angegriffen. Ein großer Kerl mit einer riesigen Axt kam auf ihn zugestürmt. Viele Narben und auch einige frische Wunden ließen einen starken Kämpfer erkennen, der wohl schon viele Schlachten geschlagen hat. Eine zerfetzte braune Hose, ein dreckiges dunkelgrünes Hemd und ein rotes Stirnband verbargen einen Körper, der vor Muskeln zu zerplatzen drohte, doch der kleine Waldstreicher stellte sich diesem wilden Stier unerschrocken entgegen und nahm seinen Speer vom Rücken. Gerade als der Freibeuter zuschlagen wollte ließ sich Scipio auf den Rücken fallen und stemmte beide Beine gegen den Bauch seines Gegners, den sein eigener Schwung nun vom Boden hob. Mit einem lauten Krachen schlug er hinter dem Gildenlosen auf und war erstmal einige Sekunden darüber erschrocken, was gerade passiert war. Dann allerdings rappelte er sich wieder auf um seine, inzwischen ebenfalls wieder aufgestandenen Gegner erneut anzugreifen. Die Axt vor seinen Körper gestreckt wollte er ihn anscheinend einen Stoß verpassen und so begann er erneut loszustürmen. Weit holte Scipio mit der ebenfalls weit von sich gestreckten Waranenzunge aus und schlug mit der Spitze die Axt zur Seite, nutzte den Schwung, drehte sich mit dem Rücken zu seinem Gegner der nur völlig ungeschützt in die zweite Klinge lief. Zum Glück für ihn war der Gildenlose nicht ansatzweise so stark und dadurch dass er den kleinen Mann mit sich riss, trug er lediglich einen kleinen Stich davon. Dann begann erst der eigentliche Kampf und hierbei schien Scipio unterlegen zu sein.
Die Schläge des Piraten waren zu hart um sie abzuwehren, also musste der Waldstreicher unablässig ausweichen, was sich vor allem deshalb als schwierig herausstellte, weil sein Gegner auch mit Händen und Füßen nach ihm schlug. Nicht jedem Hieb konnte der Krieger entkommen und so war auch er bald mit blutenden Wunden überseht. Er kämpfe nur halbherzig, ohne wirkliche Motivation. Seine Gedanken waren weiterhin bei Frost, der irgendwo, einige tausend Meter von ihnen entfernt, leblos im Meer umher trieb und nur darauf wartete, dass die Haie ihn in Stücke reißen.
Ein weiteres Mal holte der Seeräuber aus und ließ die Axt auf seinen Gegner schnellen, der diesmal jedoch mit aller Kraft dagegen hielt. Sein Speer konnte der fremden Klinge widerstehen und gab dem Waldstreicher nun eine Möglichkeit selbst anzugreifen. Das Bein des Piraten schoss nach vorne und leichtfüßig stand der Krieger nach einem kleinen Sprung darauf. Ein letztes, diabolisches Grinsen und vom Speer in seinen Armen gestützt lief er den Körper des Seeräubers nach oben und schlug mit den harten Stiefeln so fest er konnte gegen das Kinn seines Gegners. Ein Rückwärtssalto über die Axt des Gegners hinweg vollendete das spektakuläre Manöver. Wie er das geschafft hatte, wusste er dabei selbst nicht, doch der massige Körper des Piraten taumelte langsam nach hinten. Nun war es Zeit den Kampf zu beenden und die Spitze der Waranenzunge zerschnitt die Luft auf dem Weg zur Brust des Freibeuters, die mit einem Knacken der Rippen keinen größeren Widerstand bot. Das Herz wurde durchbohrt und ein weiterer ehrloser Kämpfer hauchte röchelnd sein Leben aus.
Mit einem Ruck zog Scipio seine Waffe wieder aus dem leblosen Körper und suchte sich einen neuen Gegner. Im Kampfrausch schaffte er es langsam, den Waffenmeister wenigstens einen Augenblick lang zu vergessen. Einen Augenblick lang...
14.08.2003, 04:50 #32
Nienor
Beiträge: 631

Nachdem der Kampf der Piraten untereinander begonnen hatte, strömten auch die ehemaligen Gefangenen aus ihrem Raum, um sich ihre Freiheit letztendlich zu erkämpfen. Anfängliches orientieren über die Lage - man wollte ja seine Kraft nicht am falschen Gegner verschwenden - wich nach und nach dem Beherztem Zugriff. Beim durchsuchen des Unterdecks hatten alle ihre Waffen wiedergefunden. Die Piraten hatten sie in einer Nachbarkammer achtlos hingeworfen, wo sie, falls die Gefangenschaft länger angedauert hätte, schnell in der feuchten Seeluft zu rosten angefangen hätten. Doch so hatte sich jeder schnell seine Waffen geschnappt und dann waren alle wie auf ein geheimes Kommando an Dedk gestürzt, um in den Kampf einzugreifen. Die Piraten staunten nicht schlecht, als sie sich plötzlich einhem neuen Feind gegenübersahen. Gerade hatte die neue anführerin den Tod des alten Käpt'ns verkündet, da tauchten die Abenteurer im Rücken der übriggebliebenen Truppe auf und hieben mit volelr Kraft und der Wut, die nur eingesperrte Kreaturen entwickeln mit ihren wiedergefundenen Waffen in die Schar derer, die der neuen Anführerin gerade ihre Treue versichern wollten.
Doch dazu kam es nicht, denn der Kampf entbrannte erneut. Und diesmal waren die Piraten, obwohl in der Überzahl, im Nachteil. Erschöpft, verwundet, unvorbereitet. So begann ihr letzter Kampf...
15.08.2003, 04:54 #33
Nienor
Beiträge: 631

Zum letzten Male an diesem Tage sollte der Kampf entbrennen. Wieder sprachen die Waffen, doch diesmal ging es nicht um einen neuen Piratenkapitän, es ging um das Leben der gefangenen selber. Durch den vorherigen Kampf, der allen Teilnehmern viel Kraft abvwerlangt hatte, waren alle Piraten nicht so ausgeruht, wie sie es noch zum Zeitpunkt des angriffes auf das Handelsschiff gewesen waren. Zwar hatten sich die restlichen Männer der Fraktion des alten Käptn’s der Gefolgschaft der siegreichen Piratin angeschlossen. Denn wozu sollte man noch für einen Kapitän kämpfen, der tot war? Doch handelte es sich dabei um nicht mehr als eine Handvoll Männer, die umringt von ihren Schiffsgenossen die Waffen hatten fallen lassen. Blutverschmiert, verletzt und nach Atem ringend standen sie da und waren dabei, ihrem neuen Käpt’n die Treue zu schwören. Was dieser Schwur wert war, hatte man eben gesehen.
Doch gerade, als sich die Überlebenden des Kampfes auf die neue Situation eingestellt hatten, kamen auf einmal die sicher verwahrt gegleubten Gefangenen an Deck gestürmt – noch dazu in voller Montur, mit all ihren Waffen. Ohne zu Zögern stürzten sie sich in den Kampf, die gezückten Schwerter in die Gruppe der Piraten hineinstoßend.
Schnell namen die kampferprobten Piraten den Kampf auf, noch waren sie in der Überzahl, vielleicht zwei-, vielleicht dreifach. Doch die Gefangenen kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Was hatten sie schon zu verlieren? Ihr Leben war als Gefangene nichts wert.
So hauten und stachen sie denn auf ihre Feinde ein, daß zumindest de Anhängern des toten Kapitäns nichts weiter übrig blieb, als sich erneut gegen eine Gegnerschar zu verteidigen. Doch diesmal Seite an Seite mit ihren Genossen, die sie eben noch abgeschlachtet hatten. Die erneute Gefahr schloß die Piraten fester zusammen, als es jeder Treueschwur getan hätte. Doch half es ihnen nicht. Jeder der eben ausgebrochenen Abenteurer kämpfte mit einer Entschlossenheit, die keinen Zweifel am siegeswillen zuließ.
Nienor sa nur aus den Augenwinkeln, wie der Magier seine Runen hervorzog um mit einem abründigen Lächeln einen Feuerball zu beschwören. An die Gefahr, das Schiff selber abzufackeln, dachte keiner. Doch der Anhänger Innos hatte seine Magie unter Kontrolle. Während sich sein Gegner unter furchtbaren Schmerzen auf dem Deck hin und her wand, entstellt von schrecklichen Verbrennungen, zog der Inquisitor seine Waffe und stürze sich schon auf den nächsten Piraten, der ihm mit hoch erhobener Axt entgegenkam.
Das die anderen ebenfalls starke Breschen in die Reihen der Feinde schlugen, bekam Nienor dann jedoch nicht mehr mit, denn mit einigen schnellen Schritten war sie am Zugang zum Achterdeck. Doch schon an der Treppe hinauf stürzte ihr die Piratin entgegen, die gezückte Waffe war noch rot vom Blut des toten Kapitäns. Nienor hatte ihr Schwert schon in der Hand. Klirrend trafen die waffen aufeinander. Keine der beiden Kontrahentinnen gab sich eine Blöße beim folgenden Kampf. Wie eben noch der alte Kapitän schritt jetzt auch die Piratin rückwärts, um ihre Gegnerin an eine ihr genehme Stelle zu dirigieren. Dabei vermied sie geschickt, auf das herumliegende Seil zu treten, daß dem Käpt’n letztendlich das Leben gekostet hatte. Diesen Fehler beging sie nicht. Nienor jedoch war nicht so wütend und ungestüm, wie die Piratin selber bei ihrem ersten Kampf vor kurzer Zeit. Mit überlegten Hieben und Attacken hielt sie die Piratin in Schach, ließ ihr keine Atempause. Anders als der Kapitän, der nun tot auf dem Deck herumlag, war keine der beiden Frauen an lockerer Konversation interessiert. Verbissen schwangen sie ihre Waffen, um der jeweils anderen einen Vorteil abzuluchsen. Doch Nienor setzte ihre Hiebe und Stiche so überlegt an, daß keinerlei Lücken in ihrer Deckung zu finden waren.
Der Kampf der Frauen zog sich nun schon einige Minuten hin. Auf dem Deck unter ihr kämpften die restlichen Gefährten und der Kapitän des Handelsschiffes mit den ihm verbliebenen Matrosen. Auch diese konnten ordentlich austeilen und ließen sich die Gerlegenheit, ihren Peinigern ihre Meinung zu sagen, nicht entgehen.
Nienor hatte die Piratin jetzt an die Reling gedrängt. Oder war diese zurückgewichen? So genau konnte das wohl keiner sagen. Gerade setzte sie zu einem angetäuschten Schlag an, um dann unter dem erhobenen Säbel der Piratin mit der eigenen Waffe hinwegzutauchen. Lange hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet, immer versucht, ihre Schläge möglichst weit oben anzubringen, so daß die Gegnerin ihre Deckung im unteren Körperbereich vernachlässigte. Gleich würde es soweit sein, sie würde den Stich ansetzen.
Da griff sich die Piratin plötzlich an die Kehle. Ein Pfeil hatte sich quer durch ihren Hals geschraubt und seine Spitze war an der anderen Seite wieder ausgetreten. Mit schreckgeweiteten Augen griff sich die Frau an die Wunde. Was spiegelte sich in diesem Moment mehr auf ihrem Gesicht? Das Grauen über die Erkenntnis, tötlich verwundet zu sein, zu wissen, daß es keine Retunng gab? Oder das Wissen, daß Nienor nun die Gelegenheit zum finalen Stoß hatte? So oder so, die Piratin hatte verloren. Nienor ließ ab von dem geplanten Stich. Ihre Gegnerin stürtze ächtzend zu Boden, aus ihrer Kehle drangen nur noch einige undeutliche Laute, gurgelnde Geräusche kündigten den kurz darauf herauslaufenden Schwall dunklen Blutes an. Noch einige Augenblicke lang bewegte sich der Körper der Piratin in krampfartigen Zuckungen, ihr Kopf kam schließlich direkt neben dem Oberkörper des von ihr getöteten Kapitäns zum Erliegen – ein Bild des Friedens, wie sie so nebeneinanderlagen. Wenn dan icht der häßliche Pfeil in ihrem Hals gewesen wäre, die Blutspur aus ihrem Mund und die tiefe Brustwunde des erstarrten Körpers des Kapitäns.
Nienor schaute auf. Unten auf dem Deck stand Scipio und hielt seinen Bogen in der Hand. Finster schaute er nach oben. Hatte er sich gerächt an der Piratin, die ihn hatte gewähren lassen, als er den Waffenmeister in den nicht beabsichtigten Tod hatte stürzen lassen? Vielleicht war es so, vielleicht nicht.
Jetzt sah Nienor, daß der Kampf entschieden war. Das Vordeck und das Hauptdeck waren übersät mit den Leichen der Piraten, dazwischen standen ihre Waffengefährten und Kapitän Jorge mit seinen Matrosen. Sie hatten gewonnen in einem harten Kampf, der letztendlich allen Piraten das Leben gekostet hatte. Hierbei hatte es keine gnade, kein Aufgeben und Anschließen an die gegnerische Partei gegeben. Es war ein Kampf um die nackte Existenz gewesen. Das Dasein als Pirat hatte für jeden einzelnen der Schiffsbesatzung auf dem Spiel gestanden. Doch waren die Piraten nicht gegen die vereinte Kraft der geschulten Kämpfer angekommen.

„Jetzt habt Ihr ein neues Schiff, Kapitän“, meinte Nienor erleichtert zu Jorge, der sich von der Gruppe gelöst hatte und ihr entgegenkam, das Achterdeck zu „entern“ und das Steuer zu übernehmen.
Er nickte ihr zu und schien über den Ausgang des Abenteuers, so wie es bis jetzt stand, zufrieden zu sein. Zwar war seine Ladung und sein altes Schiff hinüber – die Piraten hatten es, da es nach dem Sturm nicht viel mehr als ein Wrack war, im Meer treiben lassen. Doch hatte er ein neues, schnelleres und größeres Schiff nun unter seinem Kommando. Schnell verteilte er die Aufgaben an die Matrosen, die sich sofort um die Segel kümmerten. Die Waldstreicher und der Paladin warfen die Leichen der Piraten über Deck, der Magier machte sich mit sowas nicht die Finger schmutzig. Er wischte nur noch sein Schwert an der Bauchbinde eines der Piraten ab, ehe es wieder in der Scheide verschwand.

„Welchen Kurs soll ich einschlagen?“ Kapitän Jorge wandte den Kopf fragend zu Nienor, die neben ihm stand.
Nienor steckte ihr Schwert weg.
„Wir segeln nach Mondavia.“
„Aye, Kurs Mondavia. Wir haben guten Wind.“
Knarrend legte sich das Schiff auf den befohlenen Kurs, Jorge bändigte das hölzerne Ungetüm alleine mit der Kraft, die er für das Ruder brauchte. Bald war wieder eine gerade Kiellinie achteraus zu sehen, die in zwei gischtbekrönte kleine Wellen auseinanderlief. Das Schiff hatte neuen Kurs genommen.
„Ein schönes Schiff habt Ihr da, Kapitän.“
„Ja, ein schnelles Schiff. Bei dem derzeitigen Wind werden wir in spätestens einer Woche in Mondavia sein.“
15.08.2003, 10:40 #34
Taurodir
Beiträge: 3.553

Die Schmerzen in seiner rechten Schulter waren noch immer sehr groß, doch versuchte er die Zähne zusammen zu beißen, und niemandem davon zu erzählen, sollte er zurück in der Stadt sein, würde er sich gewiss heilen lassen.
Ihren ersten Kampf hatten sie verloren, doch wirkliche Schlacht konnten sie für sich entscheiden. Gnadenlos hatten sie diesmal alle gekämpft, und gnadenlos musste man auch gegen einen ehrenlosen gegner kämpfen.
Doch die Trauer, über den Verlust eines Kameraden, eher gesagt, eines großen Kriegers, steckte noch immer tief im Herzen des Paladins. Sie hatten zwar alle den Kampf überlebt, doch das Ereignis, was letzendlich für den Kampf entscheidend war, hatte einer mit seinem Leben gezahlt.
Während er gegen die Piraten gekämpft hatte, entwickelte sich jedoch seine Trauer in große Wut, ohne Erbarmen hatte der junge Paladin gekämpft, ohne Erbarmen hatte er seine Gegner zu Boden geworfen, und sie darauf getötet. Ja, er hatte die Kontrolle verloren...
Nachdenklich saß der Kommandant nun an einer ruhigen Ecke, wieder umhüllt in seinem Umhang. Die Leichen waren über Board geworfen, es schien so, als hätte sich jetzt alles zum gutem für die Gruppe entwickelt.
Doch schweiften die Blicke des Kriegers zu Scipio, er wusste, und konnte ahnen, wie sich dieser wohl fühlen würde. Später würde er ihm gewiss noch die ein oder anderen freundliche Worte schenken.
Aber dachte der Paladin selbst zu dem Moment über etwas nach, nicht über Telma, nein, diesmal über seinen Gott. Zweifel kam in ihm, zweifel über Innos, war das der richtige Gott, den er bisher angebetet hatte?
Es schien für ihn nicht so, viele Personen, die er für Lieb gewonnen hatte, verlor er. Nicht nur seine Eltern, nein, auch seine Freunde, seine Kameraden.
Ein Tod einer Person, die er gern hatte, war wirklich kein seltenes ereignis.
Doch so kamen wieder seine Gedanken zu Telma. Was wäre, wenn er die letzte Person, die er wirklich mit vollem Herzen liebte, auch noch ihr Leben verlieren würde? Nein, an so etwas, sollte er nicht denken, auch wenn es ihm so schien, als ob Innos bisher nicht auf seiner Seite war, doch da schweiften seine Gedanken, wieder an all die schönen Momente, sodass er zu dem Zeitpunkt, seinen Glauben nicht verlor..
Seine Augen vielen zu, müde war er durch den Kampf, sodass er dem Schlaf nicht entkommen konnte.

Ein neuer Tag begann wohl, begrüßt wurde er von den warmen Sonnnestrahlen, seine Augen erblickten ein nahezu perfektes Schiff, alle hatten jetzt wohl eine bessere Laune. Was würde sie aber in Mondavia erwarten? Hoffentlich, angenehme, und freundliche Bürger, nicht wie diese Seeräuber.
Langsam begab er sich fort von seiner Stelle, ein leichtes Zucken in seiner Schulter war noch immer zu spüren, doch zum glück blieb es bisher nur bei kleineren Schmerzen.
Taurodir wusste, wohin ihn seine Füße nun trugen, zum Gildenlosen, so wie er es sich gestern vorgenommen hatte, schritt er auf ihn zu.

"Grüß dich Scipio, freut mich dich wohlhabend zu sehen", rief er ihm schon von weitem her zu.
"Du hast gestern tapfer gekämpft, wie ein großer Krieger.
Doch weiß ich auch, was für eine Last du trägst momentan. Ich rate dir nur, wirf diese Last davon. Versuch jeden Gedanken daran zu verlieren, ich weiß, dass es schwer ist, doch vergiss nie, dass er als ein großer, und ehrenvoller Mann gestorben ist, der sich für uns trotz dem Bewusstsein dieser großen Gefahr, geopfert hat.
Ich kann mir denken, dass sein Wille nicht wäre, dass du an diesem Gedanken leidest, Scipio. Ich hoffe, das du meine Worte zu verstehen vermögst. Wir sehen uns später!"
Nicht wirklich wusste der Kommandant, ob seine Worte dem Gildenlosen auch wirklich eine große Hilfe war, nicht wirklich wusste er es, doch wusste er, dass er diese Worte einfach zu sprechen hatte, ehe er sie in sich erwürgen würde.
Wann würden sie wohl Mondavia erreichen? Er selbst wusste davon gar nichts, nicht sinnlos wäre ein Besuch beim Käpt'n. Doch erhörte er eine Stimme hinter sicher, die eines Matrosen.

"Hey, verehrter Paladin, nicht kurz war euer Schlaf, mehrere Tage schien ihr von dieser Welt davon zu sein, und zu schlafen. Es freut mich jedoch, mein Herr, euch nun wieder munter auf den Beinen zu sehen."
"Ja, danke", sprach er zu ihm ein wenig verwundert.
Was hatte er ihm gesagt? Mehr als einen Tag hatte er geschlafen? Woran lag das nur? Sicherlich war er müde gewesen, doch so müde auch nicht. Lag es vielleicht sogar an seiner Wunde? Hatte er diese unterschätzt? Fragen stellten sich in seinem Kopf, Fragen, die er selbst nicht beantworten konnte..
15.08.2003, 13:45 #35
Scipio Cicero
Beiträge: 1.638

Schon zum zweiten Mal hatte es der Paladin geschafft den Waldstreicher aufzumuntern. Die Leute aus der Garde schienen ja teilweise doch ganz ordentlich zu sein.
Trotzdem war Scipios Seelenfrieden immer noch nicht ganz hergestellt, zu viele Fragen quälten ihn. Er hatte die Piratin getötet, all seine Wut auf sie war in diesem Pfeil vereint gewesen, doch war es die richtige Entscheidung. Rache für ihren Freund hatte sie um den Verstand gebracht, an nichts anderes hatte sie mehr gedacht und auch als der Mörder ebenfalls getötet worden war, hat sich ihr Zustand nicht viel gebessert. Viele ihrer Kameraden und ihren Kapitän hatte sie auf dem Gewissen, sie wollte all ihren Schmerz, ihr Leid und ihre Verzweiflung mit Blut aufwiegen. Doch wie viele Leben hätte sie noch nehmen müssen, bis ihr Blutdurst ein Ende gefunden hätte? Wahrscheinlich wäre sie nie zur Ruhe gekommen und hätte bis zu ihrem eigenen Ableben sinnlos weitergemordet, weil manche Dinge, so schrecklich sie auch sind, einfach passieren und Leid einfach nicht mit weiterem Leid auszulöschen ist. Hätte die Seeräuberin noch weitere Leute getötet, würden sie unter denselben Umständen leiden wie sie und ebenfalls beginnen sinnlos zu morden. So entsteht ein Teufelskreis und meist gibt es kein entkommen mehr, man verfällt früher oder später dem Wahnsinn und geht elend zu Grunde.
Und drohte bei dem Gildenlosen nicht dasselbe? Hatte sich nicht auch er für den Tod von Frost, an dem die Piratin größtenteils Schuld hatte, blutig gerächt. Einen Pfeil hatte er ihr durch den Hals gejagt, gnadenlos und mit der Absicht, sie noch lange daran ersticken zu lassen. In dieser Hinsicht unterschied ihn nicht allzu viel von der Seeräuberin.
Auch hatte er weiterhin in Gedenken an den Waffenmeister andere Freibeuter getötet, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Zwar waren sie ehrlose Gauner, die es nicht anders verdienten, andererseits dachte sich der Waldstreicher eigentlich doch etwas dabei, wenn er einen Menschen tötete.
Scipio war kein grausamer Killer, der seine Gegner möglichst langwierig und mit großen Qualen tötete, das sicher nicht, doch hatte sich der Waldstreicher seit kurzem immer mehr verändert. Ob wohl seine Rüstung etwas damit zu tun hatte? Vielleicht war es doch nicht so spurlos an ihr vorbei gegangen, dass sie von so vielen Erzdämonen getragen wurde und eine Art Fluch belastete ihn nun, begann langsam und beinahe unmerklich seine Seele in Besitz zu nehmen, sie zu manipulieren. Das war natürlich nicht auszuschließen, also entschloss sich Scipio nach diesem Abenteuer ins Kastell zu gehen und alles überprüfen zu lassen. Schon oft wurden ihm dort gute Dienste erwiesen, warum nicht noch ein weiteres Mal.
Wie dem auch sei. Langsam begann der Waldstreicher wieder ruhiger zu werden, denn er wusste, dass sein Zorn ihn nur behindern würde. Frost war tot und wie Taurodir schon gesagt hat, war es sicher nicht im Sinne des Waffenmeisters, dass sich der junge Krieger sich deshalb innerlich selbst so zerfetzte.

Etwas zögernd befreite der Gildenlose seinen blassen, mageren Körper von der edlen Rüstung, ließ die Waranenzunge achtlos auf dem Bett liegen, ebenso wie seinen Umhang. Nur den Windfetzer nahm er mit, er wagte es nicht sch von seinem Dämonenschwert zu trennen. Fast nackt ging er ans Deck und ließ sich vom kühlen Meereswind sanft streicheln. Ein schönes Gefühl nach so langer Zeit wieder einmal frei beweglich zu sein und nicht eine Rüstung mit sich herumzuschleppen, wenn sie auch noch leicht war und die Bewegungen in keiner Weise einschränkte. Seine Haut hatte schon lange zu lange nur noch den kalten, dämonischen Stahl gespürt und nicht die frische Luft, die man doch eigentlich nie zu schätzen weis. Jetzt hatte er nur noch zu befürchten, dass Nienor ihn so sieht...
16.08.2003, 20:02 #36
Nienor
Beiträge: 631

Nach all den Turbulenzen, dem furchtbaren Sturm und den nicht minder furchterregenden Piraten war das Wetter in den letzten Tagen den Abenteurern gewogen. Er Wind wehte stetig und und vielfältigen Gefahren der See verschonten die Gefährten. Auf geradem Kurs durchscnitt der scharfe Bug des Schiffes das Wasser des Meeres, zerteilte die Wellen und ließ die Gischt in Flocken am Rumpf vorbeifliegen. Delphine tauchten auf, um das Schiff für eine Weile zu begleiten und dann wieder abzudrehen. Nienor lehnte sich über die Reling, um ihnen nachzusehen. Der salzige Geruch des Meeres durchtränkte alle, Kleidung, Haare, Segel, alles schmeckte und roch nach Meer. Der Himmel war von auseinandergefächerten Streifen dünner Wolken bedeckt, die wie die Wellen des Sandes auf dem Grund einer seichten Bucht aussahen. Wenn die Sonne am Abend unterging, leuchteten die Wolken erst gelb und später rot auf, bis sie, tiefrot entflammt den Tag verabschiedeten. Das Schiff kreuzte weiterhin über das Meer. In dieser Zeit hatten die Abenteurer einen Plan entwickelt, den sie nun umzusetzen gedachten.
Am sechsten Tage rief der Ausguck Land aus. Der Besatzung bot sich nach einer Weile, als das Schiff so nahe an die vor ihm liegende Landmasse gesegelt war, daß man sie auch von Deck aus sehen konnte, ein ungewohnter Anblick. Der Käpt’n hatte auf Grund der am Horizont liegenden Wolke schon vorausgesagt, daß bald Land in Sicht kommen würde. Und nun sahen alle den schmalen Streifen am Horizont, der zuerst nur wie Dunst aussah, sich jedoch beim Näherkommen Stunde um Stunde als wirklich entpuppte.
Am Nachmittag des selben Tages sah man dann die Küste in aller Deutlichkeit, denn das Schiff fuhr parallel an ihr entlang. Felsige Abschnitte wechselten sich mit kurzen flachen Abschnitten ab. Der Kapitän hantierte mit irgendwelchen nautischen Instrumenten und brummte etwas in seinen Bart, schien aber zufrieden zu sein. Und dann, am Abend fuhren sie in eine große Bucht ein, an deren Ufer sich eine große stadt erstreckte.

„Ist das Mondavia?“, fragte Nienor.
Der Kapitän bejahte.

„Ich war schon lange nicht mehr hier. Aber für gewöhnlich stellen sie jedem fremden Schiff einen dolmetscher zur Seite, der die Händler bei ihren Geschäften begleitet und darauf achtet, daß die Geschäfte mit rechten Dingen ablaufen.“
„Und wird es funktionieren?“ Nienor war skeptisch.
„Warum sollte es nicht. Ihr habt doch die Piraten gehört, die brauchen dringend Nachschub.“
Das Schiff fuhr in den Hafen ein. Die Abenteurer konnten sich jedoch nicht am Anblick der großen, weißen Stadt erfreuen, die sich an den Berghängen emporzog, denn sie waren unter Deck, wo sie sich auf die Durchführung des Planes vorbereiteten. Strahlend weiße Häuser bildeten in sich geschlossene Stadtviertel, überragt von den runden Kuppeln der Tempel, die mit Ornamenten geschmückt waren, meist aus blauer Keramik.Mit höchter Kunstfertigkeit waren die Türme der Tempel erbaut, schmal und spitz ragten sie in den Himmel, so daß man glaubte, sie würden jeden Moment einstürzen. Doch war alles so fest gegründet, daß diese Gefahr nicht bestand. Zwischen den Wohnquartieren blühten Bäume, die neben dem Grün ihrer Blätter verschiedenfarbige Blütten hervorgebracht hatten. Blau in allen Variationen, ebenso rot. Manche der bäume waren über und über mit Blüten bedeckt. Es lag ein leicht süßlicher Duft in der Luft, der die herbe salzige Seeluft bald verdrängte. Je näher das Schiff dem Hafen kam, desto intensiver wurde dieser Duft. Vereinzelt erhoben sich hohe fremdartig aussehende Bäume, die aus einem langen, kahlen Stamm bestanden, der an der Spitze in einen Bausch grüner, langer Blätter überging. Einige der Stämme neigten sich abenteuerlich über Hauswände und Abgründe. In den Straßen Mondavias wimmelte es vor Leben, hier schienen sehr viele Menschen zu wohnen, Drakia war ein kleines Dorf dagegen und selbst Khorinis wirkte armselig gegen die Größe und Pracht dieser Stadt. In bunte Kleider gehüllt schritten, liefen und rannten die Bewohner Mondavias durch die Gassen, Straßen und über die Plätze, erstiegen die engen, steilen Treppen, die zu den Vierteln direkt am Hang führten und blieben ehrfurchtsvoll vor dem Palast der Serifen stehen. Die Serifen waren, so hatte Jorge den Abenteurern mitgeteilt, die Oberhäupter Mondavias. Sie bestimmten über das Schicksal der Stadt.
Das Schiff legte an einem der zahlreichen Kais an. Die von den Matrosen herabgeworfenen Leinen wurden von zahlreichen Helfern auf der Kaimauer aufgefangen und schnell vertäut. Als die Planke vom Bord auf das Kai gelegt worden war, schritten sofort zwei Männer über sie auf das Schiff. Der eine, ein wichtig aussehender Mann, schlank und groß, eingehüllt in ein weites Gewand, daß nur aus einem Tuch zu bestehen schien, sagte eingie Worte zur Begrüßung, die allerdings niemand verstand. Die Sprache war fremdartig, bestand aus tief in der Kehle gebildeten Reiblauten, die kurz und abgehackt hervorgestoßen wurden.
Kapitän jorge ließ seinerseits eine Begrüßung hören, die den zweiten Mann, der das Schiff betreten hatte, dazu veranlaßten, ihn ihm bekannter Sprache die Worte des ersten zu übersetzen.

„Willkommen in Mondavia, Möge Adh-Anos seine Hand über euch halten. Magie zu benutzen ist ohne Erlaubnis des Rates nicht erlaubt. Handel zu treiben ist ohne Dolmetscher nicht erlaubt.“ Dann verneigte er sich und blieb stumm.
„Es ist mir eine Ehre, hier sein zu können und meinen Fuß auf Mondavias Boden setzen zu dürfen.“ Auch der Käpt’n rang sich somit ein paar Höflichkeitsfloskeln ab.
Der Dolmetscher übersetzte die Worte und sein Vorgesetzter, wohl der von den Serifen für den Hafen eingesetzte Kommandant nickte zufrieden. Dann entfernte er sich wieder, die Waffen an seiner Seite, ein kostbares Schwert, über und über mit Verzierungen bedeckt, und ein etwas kürzerer Dolch, ebenfalls prunkvoll verziert, klapperten gegen ein unter dem Gewand verborgenes Kettenhemd, als er von Deck schritt.
Jorge hingegen wandte sich an den Dolmetscher.

„Ich möchte handeln.“
„Begebt Euch zur Hafenkomandantur, dort wird Euch der Schaba-asch gegen das nötige Entgelt von zweihundert Tugrii die dafür benötigten Papiere aushändigen. Um welche Art von Waren handelt es sich?“
„Menschen. Ich habe gehört, Ihr sucht nach dem Mißgeschick mit Ormutan neue Quellen für den Dienst an Adh-Anos.“
Der Dolmetscher, wie alle hier ein etwas dunkelhäutigerer Typ, wurde noch ein wenig dunkler.
„Für diese Unhöflichkeit wurden andere schon selbst zum Opfer. Zum Opfer ihrer eigenen Überheblichkeit. Ormutan ist kein Problem für uns. Erwähnt diesen Namen nicht mehr, wenn Ihr hier in Frieden wieder fortsegeln wollt.“
Dann fragte er noch einmal nach: „Ihr habt also Menschen anzubieten? Mondavia nimmt nur die beste Ware. Wenn Ihr uns Minderwertiges anzubieten habt, seid gewarnt. Mondavia läßt nicht mit sich spaßen.“
„Was ich anzubieten habe, IST beste Ware. Wo muß ich die erlaubnis beantragen, diese verkaufen zu dürfen?“
Die Stimme des Dolmetschers wurde honigsüß. „Dafür braucht Ihr keine Erlaubnis, dies wickelt Ihr gleich mit mir ab. Zeigt mir Eure Ware und ich werde alles erforderliche in die Wege leiten.“
Jorge nickte und führte den Dolmetscher nach unten, unter das Deck.
Vor dem Schiff hatten unterdessen etwa zehn Wachen Aufstellung genommen. Sie mußten einem heimlichen Wink des Dolmetschers gefolgt sein.
18.08.2003, 10:48 #37
Taurodir
Beiträge: 3.553

Mondavia, die Stadt schaute wirklich beeindruckend aus, noch nie war der Paladin bisher hier gewesen, doch wusste er jetzt schon, das er diesen Anblick nicht leicht vergessen könnte, doch war ihm dieser Blick noch für eine weile gegönnt, da die Gruppe mit ihrem Plan unterm Deck begann.
All seine Schmerzen waren davon, ordentlich hatte er sich ausgeruht, ehe sie bis hierher kamen, doch hörten seine Ohren nun neugierig den Worten der anderen zu.
Sie waren angekommen, ihr Schiff wackelte nur noch ein wenig hin und her durch die Wellen, ansonsten standen sie still.
Schritte waren zu hören, doch erhörte man auch schon die Stimme des Käpt'ns, der Verlauf ihres Planes begann wohl schon, nur zu hoffen, dass auch alles klappen würde, wie es sich die Krieger vorgestellt haben.
Der junge Paladin wusste gewiss nicht, wie viele Männer sich wohl da oben nun befanden, doch schien Jorge einen recht sicheren Eindruck zu machen, sicher, und klare Worte sprach er, doch gewiss auch ein wenig vorsichtig.
Nicht allen Worten konnte Taurodir folgen, nur schwer ertappten seine Ohren den ein oder anderen Satz, kein Wunder, sie befanden sich ja auch unterm deck. Auch andere spitzten ihre Ohren, um den ein oder anderen Worten zu lauschen.
Doch schien dann das Gespräch vorwegs beendet zu sein, Schritte waren zu hören, Schritte, die sich ihnen näherten.

"Sie kommen schon, ich bin ja schon mal gespannt", sprach der Paladin ruhig in die Runde.
Große Sorgen machte er sich nun nicht, auch wenn er ab und zu am Zweifeln war, ob alles klappen würde, sollte es nicht, sollte ihr Leben gewiss als Gefangene enden, oder gleich mit dem Tod.
Ruhig wurde es wieder, nur die Schritte waren noch immer zu hören, doch dann waren die Umrisse von Personen zu sehen.

"Gespannt bin ich, ob eure Ware auch wirklich so gut ist, wie ihr es sagt", sprangen die Worte des Dolmetschers in die Ohren des Paladins. Der würde sich gewiss wundern. Die Schritte stoppten, sie hatten die Gruppe erreicht, zunächst blickte der Mann ein wenig verwundert in die Runde, sein Mund blieb zunächst für eine weile offen, doch dann begann er wieder zu reden.
"Ihr habt mir wahrlich nicht zu wenig versprochen, sogar ein Paladin."
Der Kerl begab sich einige Schritte näher zum Krieger, und blickte ihm tief in die Augen, was Taurodir selbst gewiss nicht verstand, eine seltsame Reaktion war diese in seinen Augen..
"Also gut, ihr habt mir gesagt, dies sei beste Ware, und wenn ich mir eure Gruppe hier anschaue, dann kann ich euch nur zustimmen, dass diese Krieger wohl nicht aus schlechtem Holz sind. Dann lasst uns alles weitere noch hier klären, später bringen wir sie zunächst ins Gefängnis..."
Ins Gefängnis? Was sollten sie nur im Gefängnis, sein Leben würde der Paladin gewiss nicht in solch einem Kerker verbringen, doch wartete er zunächst noch ab, was folgen würde. Der Dolmetscher, eher gesagt, der Händler, schien großes Interesse zu haben, bisher klappte ja eigentlich alles, so wie man es sich vorgestellt hatte.
19.08.2003, 22:01 #38
Nienor
Beiträge: 631

Zufrieden war der Dolmetscher wieder gegangen. Vorher hatte er jeden genau betrachtet, geprüft, ob ihre Zähne gesund waren und ihre Verfassung überprüft. Wie Vieh waren sie behandelt worden. Nienor hatte alles über sich ergehen lassen. Es blieb ihnen ja nichts weiter übrig. Der Plan, der einmal gefasst worden war, sollte auch ausgeführt werden.
Nicht lange war es ruhig unter Deck, dann drangen die schritte mehrerer Mänenr an die Ohren der Abenteurer. Wider kam jemand die Treppe, die ins Unterdeck führte, nach unten. Diesmal waren es mehrere Soldaten, bewaffnet mit Schwert, Lanze und Schild, gekleidet mit einem Kettenhemd, darüber die weite Tracht der Menschen von hier. Auf dem Kopf eine Kettenkapuze, deren Ringe auf den Schultern endeten, wo sie locker auflagen. Darüber eine turbanartige Kopfbedeckung. Ruppig stießen die Soldaten die Gefangenen nach oben aufs Deck und dann vom Schiff hinunter. Vorher wurden allen an den auf dem Rücken zusammengebundene Händen kurze Seile geknüpft, an denen jeder Soldat einen Gefangenen vor sich her führte.
Der Steg, der vom Schiff nach unten auf das Kai des Hafens führte, wippte bedenklich, als ihn die Gruppe in einer eng zusammengedrängten Reihen hinabschritt, doch er hielt. Auf dem Kai selber stapelten sich Waren in Kisten, Fässern und Ballen. Immer wieder mußte die Gruppe um Hindernisse laufen, wurden die Gefangenen um Kistenstapel geführt. Die Soldaten herrschten hin und wieder einen unachtsamen Hafenarbeiter an, der ihnen in die Quere kam. Diese machten erschrocken, daß sie weg kamen. Mit klirrenden Waffen trieben die Soldaten die Gefangenen weiter. An vielerei Schiffen kamen sie vorbei. Hohe, mit aufragenden Decksaufbauten, vielen Masten und noch mehr Segeln, die jedoch jetzt alle eingerollt waren, kleine, wenidge, schnelle und langsame, Frachtkähne und Kriegsschiffe. Und der gesamte Hafen war erfüllt von den Rufen der Arbeiter, die hier ein Schiff vertäuten und dort eins aus seiner Verankerung lösten. Zwischendrin immer wieder Kolonnen mit Trägern, die in nicht endenwollendem Strom die Waren aus den dicken Bäuchen eines von sonstwoher stammenden Schiffes holten und über schwankende Stege in eines der am Rande des Hafens stehenden Warenhäuser trugen. Lautes Geschrei wechselte sich ab mit rhythmischem Singsang, wenn Männer an einem Tau zogen, ein Segel hißten oder eine Ankerwinde bedienten.
Minutenlang wurden sie so durch den Hafen geleitet, fest im Griff der Soldaten. Endlich velrießen sie das Hafengelände und tauchten in die Stadt selber ein. Diese war durch eine hohe, weiße Mauer vom Hafen getrennt. Nur einige Tore stellten die Verbindung mit dem Hafen her. Sobald die Gruppe durch das Tor getreten war, verschluckte sie der Schatten der hochaufragenden Häuser. Diese waren in mehreren Stockwerken gebaut, weiße und glatte Wände, nur von Fensterlöchern durchbrochen ragten auf und verwandelten die Straßen und Gassen in schattige Schluchten. Die Menschen, von denen diese Straßen bevölkert wurden, sprangen schnell beiseite und drängten sich, wenn die gasse so schmal war, daß sie keine andere möglichkeit bot, in die Türbögen der Hauseingänge. Die Gruppe, an ihrer Spitze der Beauftragte der Serifen, der Dolmetscher, bahnte sich unbeirrbar ihren Weg und niemand hielt sie auf. Hin und wieder fing Nienor den Blick eines im Schatten eines Baumes sitzenden Greises oder eine spielenden Kindes auf. Waren die blicke der Kinder von Staunen geprägt, von dem Wissen, den Spielkameraden etwas interssantes erzählen zu können, so waren die der alten Männer das Gegenteil. Aus müden Augen betrachteten sie die vorüberziehende Gruppe und die runzeligen Gesichter ließen für den kurzen Zeitraum des Vorbeigehens keine Emotionen erkennen.
Der Weg führte bergan, teilweise über Treppen, die mal flach, mal steil waren. Nienor fiel auf, daß kaum Frauen unterwegs waren. Vielleicht erklärte das die erstaunten Blicke mancher, wenn sie sie sahen. Plötzlich hielt der Dolmetscher an. Sie waren vor einem großen Gebäude angekommen. Das kleine Tor stand in keinem Verhältnis zur Höhe der Mauer. Der Dolmetscher sagte etwas zu den davorstehenden Wachen in seiner Sprache und diese öffneten das Tor. Die Gruppe schritt hindurch – und befand sich im Gefängnishof. Der Zug bog ab und der Weg führte eine Treppe hinunter, in ein Kellergeschoß, das einer Kasematte ähnlich war. Nach vielen Biegungen, Abzweigungen und Geschosswechseln hielten sie vor einer Tür. Eine Wache öffnete sie und die Gefangenen wurden in einen Raum gestoßen. Ein kleines Fenster in großer Höhe schickte einen kleinen Lichtstrahl auf den Boden. Nienor sah fauliges Stroh. Die Tür schloß sich mit lautem Quietschen hinter ihnen. Sie waren gefangen.
21.08.2003, 08:43 #39
Taurodir
Beiträge: 3.553

Nur ein Funkeln Licht strömte hinein in die Dunkelheit, nur ein Licht schien ein Zeichen von Hoffnung zu sein.
Nicht zum ersten mal waren die Abenteurer Gefangene, so langsam wurde es zu einem Gefühl, an welches man sich wohl gewöhnen sollte.
Die Stadt hinterließ vom inneren einen noch schöneren Eindruck als zuvor, zugern würde der Paladin nun durch die Straßen ziehen und sich alles ganz genau ansehen, doch blieb ihm nur auf den Weg zu ihrem Kerker ein solcher Anlick gegönnt.
Wie lange sie wohl hier sitzen würden, keiner schien es zu wissen, nachdem man sie in ihrem Kerker allein ließ, geschah bis dahin noch nichts. Nur wenige Gespräche folgten, doch bisher blieben noch die meisten ruhig, da so der Verlauf ihres Planes aussehen sollte.
Doch Taurodir hatte nicht dieses Gefühl gern, eingesperrt zu sein, getrennt von allem, und das noch, obwohl sie nichts getan hatten.
Wenn man ihnen doch nur einen ordentlichen Raum gegeben hätte, einen mit einer wunderschönen Aussicht auf die Stadt, doch schließlich waren sie ja Gefangene, und für diese zählte ja rein gar nichts.
Nicht selten seufzte der junge Paladin, doch versuchte auch er sich noch ruhig zu verhalten.
Die Stunden gingen dahin, Stunden, die man als Verschwendung in seinem Leben bezeichnen könnte. Stunden, in denen sicht nichts getan hatte, nur, dass einer der Wachen sich kurz besuchte, um ihnen essen zu geben.
Na ja, immerhin sah dieses besser aus als auf dem Schiff, sogar Brot hatten sie bekommen. Und allmählich verspürte Taurodir einen etwas größeren Hunger, und sollte es zu einem Kampf kommen, wäre es gewiss nicht sinnlos, sich vorher ein wenig zu stärken.
Langsam nahm er ein Stück vom Brot, und biss dann kräftig hinein, sogar Wasser gab es, anscheinend wollten sie ja, dass die Gruppe einen ordentlichen Eindruck hinterlassen sollte, um gut handeln zu können.
Jedoch reichten dem Krieger wenige Schlücke, ehe ihn die Müdigkeit wieder einholte. Noch einmal blickte er in die Runde, ihnen allen schien es gut zu gehen, alle warteten nur darauf, dass sich nun langsam was tuen würde.
Der Kommandant schloß lansam seine Augen, und saß schlafend in seiner Ecke. Schwer war es einzuschätzen, wie lange er wohl geschlafen hatte, als plötzlich wieder Schritte zu hören waren. Waren es wieder Wachen, die ihnen was zu essen geben wollte? Auf jedenfall war der Paladin nun wach, und spitzte neugierig seine Ohren.
Ein lautes Gequietsche war zu hören, jemand öffnete von außen die Tür ihres Kerkers.
Mehrere Gestalten schritten hinein, auch der Dolmetscher war wieder anwesend. Schien es nun weiter zu gehen? Taurodir hoffte es nur zu sehr, noch mehrere Stunden hier in der Dunkelheit würde er sicher nicht aushalten können.

"Es ist nun an der Zeit, betäubt sie gleich, hier das Zeug. Wir sollten den momentanen Wind ausnutzen"
Ein Murmeln des Dolmetschers war zu hören, doch klar waren die Worte nicht zu erhören. Doch drückte dieser noch dem einen Kerl was in die Hand.
Was folgte wohl jetzt? Hoffentlich würde jemand ihnen alles erläutern...
24.08.2003, 08:56 #40
Taurodir
Beiträge: 3.553

Was nun folgte, bereitete gewiss kein lächeln auf dem Gesicht des Paladins vor. Eher gesagt, wusste er nicht mal, oder bekam es kaum mit, was passierte, da viel zu schnell gehandelt wurde.
Zwei Männer schritten noch hinein, der ersten schritt direkt auf ihn zu, dann fielen ihm die Augen zu. Nichts war mehr. Nichts war zu hören, und auch nichts zu sehen. War er vielleicht tot? Nein, dafür fühlte er zu viel schmerz noch.
An das letzte, an was sich der Paladin erinneren konnte, war nur, dass ihm einer dieser Männer irgendein Zeug gegeben hatte, irgendetwas, was ihn wohl betäubt hatte.
Doch wie es den anderen ging, konnte er gewiss nicht wissen. Doch erlitten diese dasselbe Schicksal. Ab und zu gelang es Taurodir noch, was klares vor seinen Augen zu erkennen, ganz wirkte wohl die Betäubung noch nicht, doch als es ihm wieder gelang, seine Augen zu öffnen, befanden sie sich nicht mehr im Kerker, sondern in der Nähe des Meeres. Wohin wollte man sie nur bringen? Wollten diese Kerle sie wirklich an die Haie verfüttern? Doch wiese befanden sich dann noch seine Waffen bei ihm?
Fragen strömtem wieder einmal in seinem Kopf, zu einem ungünstigen Zeitpunkt aber, da dadurch seine Kopfschmerzen umso höher getrieben wurde.
Wieder war es ihm schwarz vor den Augen. Jedoch war dann ein Schmerz zu spüren, sein Körper fiel glatt auf etwas. Mit großer Mühe versuchte er noch mals die Augen zu öffnen, drehte sich um, und erkannte nur die Körper der anderen. Hoffentlich waren diese noch am Leben. Sie befanden sich auf einem kleinen Boot, wohin sie dieses hinführen sollte, konnte sich der Kommandant natürlich nicht vorstellen.
Doch zum dem Zeitpunkt begann wohl nun die richtige Wirkung der Droge. Bisher war es ihm schwarz vor den Augen gewesen, doch nun wurde es ihm dazu noch sehr heiß.
Das bild vor sich wechselte sich von blau zu grün, von grün wieder zu gelb, doch klares war nicht mehr zu erkennen. Seine Ohren erhörten nur noch einlautes Piepsen, schmerz...
Während der Paladin, und auch gewiss seine Kameraden großes zu leiden hatten, begab sich das kleine Boot immer weiter tief ins Meer hinein. Den Sinn, weshalb sie auf einem kleinen Boot "rausgeworfen" wurden, sollten sie wohl noch früh genug erfahren, wenn sie es in solch einem Zustand überhaupt erfahren könnten.
27.08.2003, 02:02 #41
Nienor
Beiträge: 631

Heiß brannte die Sonne auf das Gesicht Nienors. Verquollene Augen öffneten sich langsam und wurden sofort wieder geschlossen, als die Sonne unbarmherzig weiße Flecken auf die Netzhaut brannte.
"Oh mein Kopf."
Rissig waren die Lippen, die die Worte aussprachen. Mühsam hob Nienor ihre Hand, um sich gegen das blendende Sonnenlicht zu schützen.
"Is mir schlecht."
Das schaukelnde Boot trug nicht gerade zur Verbesserung der Lage bei. Die schlimmen Kopfschmerzen verursachten einen brummenden Schädel, wie eine durchzechte Nacht mit Sadors billigstem Fusel. Der Mund war ausgetrockent und die Zunge klebte am Gaumen. Jede Bewegung schmerzte. Das Haar klebte wirr am Kopf und die wenn Nienor die Augen öffnete kreisten helle Ringe unablässig in ihrem Blickfeld.
Nur langsam konnte sie sich orientieren. Sie waren auf dem Meer, ringsum weit und breit kein Ufer zu sehen. Neben ihr lagen die anderen der Gruppe. Allesamt in einem Boot mit verkeiltem Ruder und gehißtem Segel. Der Wind wehte stetig und trieb das kleine Schiffchen über die Wellen, so daß es auf und nieder tanzte und so für zusätzliche Übelkeit bei seinen Passagieren sorgte.

"Was ist passiert? Wieso sind wir auf einmal auf See."
"Weißt du nicht mehr? Unser Plan", antwortete ihr die Stimme des Paladins aus dem Hedk des Bootes. Er war wohl auch aufgewacht.
"Plan? Ach, DER Plan. Ich wünschte, wir wären nie auf die Idee gekommen."
"Wir?"
Nienor schwieg.
"Sie haben uns irgendwas gegeben, irgendein Rauschmittel."
"Und das sind jetzt die Nachwirkungen. Wir sollten möglichst bald wieder voll zu uns kommen. Denn wenn das hier tatsächlich klappen sollte, dann wirds bald sehr ungemütlich.
Zum Glück haben sie uns unsere Waffen mit ins Boot gelegt."
Nienor nahm sich ihr Schwert und ihren Bogen. Auch der Köcher mit dem Pfeilbündel lag daneben.
29.08.2003, 10:06 #42
Taurodir
Beiträge: 3.553

Einige Stellen schmerzten ihn noch sehr, den anderen ging es gewiss nicht besser, doch durften sie sich nun nicht hier ausruhen, sonst würden sie noch wie viele andere als Futter enden...
Dem Paladin war noch immer schwindelig, zum Glück reichte es, mit seiner Gefährtin Nienor zu reden, doch dann vergaß er für einen Moment, und stand genauso wie sie auf, um die Waffen zu holen.
Im Grunde hatte er nur sein Paladinschwert, und seinen Dolch bei sich gehabt. Beide nahm er zu sich, sein Schwert jedoch hielt er jetzt schon feste in der Hand, als ob er ahnen konnte, dass ihre Aufgabe, eher ihr Ziel, sich schon bald nähern würde.
Während er versuchte, auf den Beinen zu stehen, was ihm teilweise gelang, kamen neben Nienor und ihm, nun auch endlich die anderen wieder zu sich. Die selben Gesichter, so wie er es auch tat...
Allmählich wurden sie bereit, bereit für den Kampf, der wohl gleich folgen würde, bereit fürs Ende, oder bereit für einen neuen Anfang, niemand konnte es wissen, wer sollte auch schon wissen, was sie nun erwarten würde, wie auch, keiner hatte es ja bisher zu Gesicht bekommen.
Der Paladin hoffte nur, dass dieses Seeungeheuer doch nicht so riesig sein würde, wie erzählt würde. Doch könnte es doch nur einem riesigen Meerfisch gelingen, ein Schiff anzugreifen, und dieses sogar zu besiegen.
Wie sollte denn aber nun einer Gruppe, hier mit ihren Schwertern, und Bögen, erschöpft, und noch ein wenig in den Sinnen verwirrt, es gelingen, dieses gefürchtete Seeungeheuer zu besiegen, wo doch einige Besatzungen schon scheiterten?
Taurodir wusste, sie könnten es, solange sie nicht aufgeben sollten, und daran dachte wohl nicht einer der anwesenden...
Wind wehte ihnen ins Gesicht, die Umhänge flogen wieder hoch, und runter. Außer dem Rauschen der Wellen, und dem des Windes, und einigen Vögeln, die wohl aus Angst davon flogen, war nichts mehr zu hören. Stille.
Die Gruppe wartete, die Zeit verging.

"Wo bleibt es denn nur? Nicht, dass wir umsonst hier warten,"erhörte der junge Kommandant noch. Ja, so langsam konnte man doch Zweifel haben, außer dem Zeichen der Vögel, die aus Angst davon geflogen waren, geschah nichts. Entweder es lauerte vor ihnen, und wartete nur darauf, sie überraschend anzugreifen, oder es war wieder davon. Das letztere war nicht zu erhoffen.
Die Blicke streiften von allen nur aufs weite Meer, doch außer den Wellen noch immer nichts zu sehen. Leere, einsam und verlassen, standen sie hier, bisher vergebens wartend auf das Seeungeheuer.
Doch dann, zum selben Moment, und zur selben Stelle, richteten sich die Augen der Gefährten. Manchen blieb der Mund offen, laut mussten sie staunen. Riesige Wellen waren weit in der Ferne zu sehen, Wellen, die nun auf sie zukamen. Doch war vor den Wellen noch etwas zu ersehen, etwas spitztes, was herausguckte, der Jagdlehrmeister konnte es nicht genau erkennen von dieser weite aus. Nur war er sich sicher, das Wesen war hier, und es kam direkt auf sie zu!
Umso näher es kam, umso größer erschienen doch manch Augem die Wellen, doch ehe diese erreichten, verschwanden sie urplötzlich. Weg waren die Wellen, für einen Moment war wieder nur Leere zu sehen vor den Augen. Jedoch begann ihr Boot zu wackeln, mit großer Kraft mussten sich die meisten festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und vom Boot zu fallen. Doch ehe das eine getan war, geschah doch schon das nächste.
Hinter ihnen erschienen wieder große Wassermengen, etwas sprang aus dem Wasser hoch hinaus, ganz in der Nähe von ihnen, mit einem lauten Brüllen, sodass einem die Ohren weh tuen konnten. Was war es? Genau war es noch nicht zu erkennen, jedoch schien das Seeungeheuer nicht in guter Laune zu sein. Doch durften sie nicht verspeist werden, nein, sie wollte dem hier ein Ende setzen, feste hielt der Paladin sein Schwert in der Hand, und blickte nun hoch zum häßlichen Wesen, mit Hass gefüllt waren die Augen von Taurodir nun. Der Kampf begann soeben...
03.09.2003, 17:32 #43
Nienor
Beiträge: 631

Gischt schäumte auf und übergoss die Insassen des kleinen hölzerrnen Bootes mit feinen Wassertropfen. Wäre dies die gischt der Brandung an einer felsigen Küste gewesen, so wäre dies sicher noch ein lauschiger Abend geworden, doch sie befanden sich mitten auf dem Meer, weit und breit kein Ufer in Sicht und kein kompass an Bord. Und vor ihnen bäumte sich, die schaumbekrönte Wasserwand vor sich herschiebend und so das kleine Schiffchen fast zum kentern bringend der mächtige Leib einer Seeschlange, deren Körper sich in den unendlichen Tiefen des Ozeans verlor, Die Wellen des Meeres, sonst im ewigen säuseln ihrer gleichförmigen Bewegungen versunken, verstummten. Glatt lag es da, der Wind hatte sich selbst fortgeweht, eine Wolke schob sich noch vor die Sonne, wohl aus eigener Kraft, da jegliche Luftbewegung aufgehört hatte. Wollte selbst die Sonne nicht sehen, was hier aufgetaucht war? Wollte sie sich verstecken?
Der Wellenkamm brach sich und die Wasserfluten stürzten über dem Boot zusammen und durchnässten die Insassen. Wer jetzt noch nicht wach gewesen war, entkam nun nicht mehr dem heraufziehenden Grauen der Realität. albträume mochten schöner erscheinen, wenigstens hatten sie ein Ende, wenn man die Augen aufschlug. Doch dies war das Ende aller Träume.
Nienor verschlug es die Sprache. Verzagend krampfte sich ihre Hand um ihr Schwert an der Seite, daß sie wieder angelegt hatte, nachdem sie es im Haufen der im Boot liegenden Waffen gesehen hatte.
Schuppige Haut ragte aus dem Meer, überwuchert von Moos und mit Muscheln, die sich festgesaugt hatten, bedeckt. Wasser rann wie Flüsse über die tiefen Riefen des Körpers, nur daß es Salzwasser war und kein hell plätschernder Quell, wie er aus den Bergen kam. Ein dumpfer Laut ließ die Menschen im Boot erzittern. Nienor hielt sich die Ohren zu. Mittlerweile hatte sich die schwarze Wolke fast gänzlich vor die Sonne geschoben und eine unnatürliche Finsternis legte sich auf das Meer, verschluckte den Horizont und ließ lange, schwarze Schatten entstehen.
Von langen, baumdicken Barten rann noch mehr Wasser herab, daß sich teilweise ins Boot ergoß und es tief in die fluten drückte.
Wie sollten sie gegen einen solchen Koloß ankommen? Unendlich erschien seine Größe. Wo endete der Körper, wo began nder Kopf? Wie tief reichte die Scjlange ins Meer hinab? Viele klafter, Meilen gar?
Knochenkämme stellten sich auf und ließen so den vermeintlichen Rücken erkennen, der Körper bog sich fiel dabei immer schneller, stürzte geradezu dem Wasser entgegen und es war nur eine Frage von Augenblicken, bis der gewaltige Leib wieder vollends mit dem Wasser vereint war, aus dem er stammte. Ein Regen abgefallener Muscheln, durchsetzt mit den letzten Sturzbächen von auf dem Rücken des Untiers zurückgehaltener Wassermassen ergoß sich als vorletzte Plage über die als Opfer auserkorenen Abenteurer, ehe der gigantische Körper wieder ins Wasser zurückfiel und dadurch eine schreckliche Welle erzeugte, die das Boot ein weiteres mal fast zum Kentern brachte. Nienor und die anderen hielten sich an der Bordwand fest, um nicht hinausgeschleudert zu werden.
Viel Zeit zum verschnaufen blieb nicht. Bald würde das Ungeheuer wieder auftauchen und womöglich seinen Angriff starten.
05.09.2003, 12:24 #44
Taurodir
Beiträge: 3.553

Taurodir hielt sich mit aller Kraft fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und aus dem Boot zu fallen, eher er als leichte Beute fürs Seeungeheuer enden würde. Die Beine schmerzten, die Augen erblickten nicht wirklich klares, noch fiel es ihnen schwer, alles klar zu erkennen, und alles zu realisieren.
Doch nahmen sofort wieder alle Krieger, ohne lange zu überlegen, ihre Waffen in die Hand, als das letzte Stück des Viehes ins Wasser wieder hineintauchte. Jedoch verloren sie auch so wieder ein wenig die Orientierung? Wo war es denn nun? Sicher war dem jungen Paladin eines, das Biest spielte mit ihnen, es war klar im Vorteil, und diesen Vorteil versuchte es klar auszuspielen.
Die Blicke streiften wieder sofort aus offene Meer, doch wurde es durch die Regentröpfen nun noch schwerer fürs Auge, etwas zu erkennen. Aber es dauerte nicht lang, bis der Angriff folgen sollte. WIeder erblickten die Abenteurer ihren Feind, das Biest, welches wieder auf sie zuschwamm, mit einem hohen Tempo. Was hatte es aber vor? Wollte es das ganze Boot rammen, mit dem riesigen Körper? Gelingen könnte es, doch erfreuen sollte dies den Paladin und seine Kameraden bestimmt nicht.
Wie sollten sie das Ungeheuer denn besiegen? Taurodir selbst fiel nichts ein, nein, er hatte doch nur Nahmkampfwaffen bei sich. Doch Nienor, ja, sie, und auch andere hatten doch einen Bogen bei sich gehabt. Hoffentlich würden die Pfeile tief in die Haut eindringen, hoffentlich, ehe sie im Maule der Bestie enden würde.
Diejenigen, die im Besitz eines Bogens waren, nahmen schnell ihre Waffe in die Hand, einen Pfeil dazu, und fixierten ihre Blicke in Richtung der Welle, die ein wenig schwierig zu erkennen war. Die ersten Pfeile zischten durch die Luft, hoffnungsvoll schaute der junge Paladin hinterher, der sich im Moment noch ein wenig nutzlos vorkam. Aber vielleicht würde sich dies ja noch ändern.
Die ersten fielen nur ins Wasser, nichts hatte es gebracht, das Biest näherte sich noch immer auf sie. Die Spitze, die herausragte, wurde allmählich größer und größer, und bedrohlicher. Doch wieder kamen Pfeile als eine Antwort, doch gelang es wohl nun, dass ein Pfeil sein Ziel traf. Es steckt in der Haut drin, doch half es auch, den Gegner nun zu behindern? Oder würde dieses solch einen kleinen Pfeil nur ignorieren? Viel Zeit zum Überlegen hatten man nicht, der Paladin nahm sein Schwert wieder in die Hand, die andere Hand war schon griffbereit seinen Dolch zu ziehen. Mit allen Waffen würde er kämpfen, die er bei sich besaß. Er konnte ahnen, dass doch nur ein Pfeil noch nicht half, es würde auf sie zukommen, und ihr Boot rammen, jedoch gab man noch nicht die Hoffnung auf, dass dies nicht geschehen würde.
Regentropfen, die von der Stirn aus, hinunter dem Auge floßen, wurden vom Gesicht weggewischt. Doch fielen schon die nächsten einem in den Blick.
Der Kommandant war bereit, andere schienen es auch zu sein, während noch ein oder zweie weiter das Biest mit Pfeilen beschoßen. Das Rauscheln der Welle wurde für die Ohren lauter und lauter..

"Es kommt, die Pfeile helfen nicht, haltet euch lieber gut fest!"
06.09.2003, 00:52 #45
Nienor
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Eine Art Bugwelle, die mit hoher Geschwindigkeit durch das Meer pflügte und die ansonst eher ruhige wasseroberfläche aufwühlte, näherte sich. In ihrem Kielwasser blieb dunkle Gischt zurück, die sich auf den Kronen der auseinanderlaufenden Wellen tummelte. Noch immer lag eine eigenartige Dunkelheit über dem Meer, die Wolke, dunkler als alle bisher gesehenen Regen- oder Sturmwolken, verschluckte das Licht der Sonne förmlich. Wollte Adanos nicht, daß Innos sah, was passierte?
Die Welle wuchs zu beachtlicher Höhe heran und plötzlich brach sie auf und der Oberkeifer des Untiers tauchte daraus auf. Noch war sie eine Bogenschußweite entfernt, doch schon begann man, die tiefen Riefen und Runzeln der Haut zu erkennen. Wild hingen Fetzen von Schuppen und nochenkämmen heraus, an den Seiten gingen lange, dicke Barten ab, die sich im Wasser verloren und jede eine eigene Welle hinter sich herzog. Nienor und Taurodir standen am Bug ihres kleinen Bootes und harrten der Dinge, die da kommen mochten.
Die Kämpferin hatte ihre gedankenb ausgeschaltt, versuchte, sich nur noch auf den bevorstehenden Kamopf zu konzentrieren, suchte eine Lücke in der Verteidigung des Gegners, doch schien ihr alles, was sie unternehmen konnte, lächerlich gering. Gegen einen solchen Riesen des Meeres konnte sie nicht ankomen. Hoch wie der Himmel war die schlange, wenn sie sich aufrichtete, Ihr Maul konnte ganze Häuser verschlingen, ihr Körper große Kriegsschiffe mit einem Schlag des Schwanzes zermalmen und durch ihre Kiemen strömten Wasser und große Fische gleichermaßen hindurch.
Doch trotzdem zog Nienor ihren Bogen, legte einen der schwarzen Pfeile aus ihrem Köcher ein und spannte ihn. Sirrend zischte der Pfeil davon, in gerader Flugbahn direkt auf das Maul des Monsters zu, daß sich in rasender Geschwindigkeit näherte. Doch der Pfeil, der irgendwo zwischen zwei Schuppen steckenblieb, hatte die Größe eines Zahnstochers. Hatte das Untier überhaupt bemerkt, daß es beschossen wurde? Unscheinbar ragte der dünne, gefiederte Schaft des Pfeiles irgendwo über dem Maul in die Luft. Wer nicht genau hinsah, übersah ihn sicher. Und es gab allen Grund, nicht auf diesen kleinen, dünnen Pfeil zu achten, denn nun öffnete das Seeungeheuer sein Maul, klappte es auf und es wuchs, wurde immer höher, Wassermassen strömten hinein wie eine Springflut und verloren sich darin, der riesige Rachen, bewehrt mit mannshohen spitzen Zähnen, die wie eine Reihe weißer Krieger den Eingang der in unergründliche Tiefen führte, bewachten, schreckten jeden Angreifer ab. Wild wehten die Knochen- und Hautlappen, die den Eindruck der Lefzen noch verstärkten, herum, als der Oberkörper des Ungeheuers in die Höhe fuhr. Es richtete sich auf, um dann herniederzufallen und das Boot mit seinem gewaltigen Körper zu zermalmen. Pfeifend fiel der massige Körper herab, um das winzige Boot zu zermalmen.

"Spring!"
Nienor konnte nur noch dieses eine Wort brüllen, dann war sie auch schon selbst gesprungen, um sich vor dem zerquetschtwerden. Rauschendes Wasser umfing sie, schlug über ihr zusammen und riß sie in die Tiefe. Die aufgewühlten Massen bildeten Strudel, die den Körper der Gildenlosen in alle Richtungen zu zerren schienen, nur nicht nach oben. Stille herrschte im Inneren des Ozeans. Ein paar verirrte Luftblasen kulelrten an ihrem Körper hinauf und zeigten an, wo oben war. Nienor hingegen schwebte, unfähig, sich in irgendeine Richtung zu bewegen, kopfüber im Wasser, Spielball der vielfältigen Strömungen.
Plötzlich stieß sie an etwas festes, hartes. Instinktif grif sie danach und ihre Hände rutschten von einer rutschigen schicht ab. Der Körper des Untiers. Nein, nur seine auswüchse. Dumpf und leise, wie unendlich weit entfeernt drang das Krachen, das das splittern der Bootsplanken verursachte, an ihre Ohren. Wild wehten ihre langen Haare in der, dem Wind des Sommers gleichzusetzender Strömung, verfingen sich in den Stacheln der Rüstung, schwebten vor dem Gesicht umher und behinderten die Sicht. Wie in Trance griffen ihre Finger immer wieder an den Körper der Seeschlange, suchten Halt und fanden ihn schließlich.
Doch nur an einer der langen, an den Wurzeln baumdicken Barten hielt sie sich fest, ließ sich nun mitschleifen von dem durch gewaltige Kräfte gesteuerten Körper.
Reichte die Luft? Würde das Untier nun abtauchen in die unendlichen Tiefen, in denschwarzen Ozean, in finstere Meeresgründe?
Oder wieder ganz nach oben kommen, um seine Beute einzusammeln?
07.09.2003, 17:33 #46
Cole
Beiträge: 2.773

Das Glück war nicht auf seiner Seite. Schon seid einem Tag trieb er nun im Wasser und hoffte irgendwann an Land gespült zu werden. Cole war kurz davor das Bewußtsein zu verlieren. Er hatte mit seinem Leben schon abgeschlossen. Alles schien verloren. Schon seid ihrem Aufbruch hatte er das Gefühl gehabt das irgendetwas schief gehen würde. Aber das er sterben würde, das hätte er nicht gedacht. Aber noch war er nicht tot und er wollte es auch nicht so weit kommen lassen. Er würde es schaffen. Glücklicherweise waren die Wellen nicht so hoch und er konnte sich über Wasser halten. Das salzige Wasser trieb ihn Tränen in die Augen doch er glaube in der Ferne etwas andere als Wasser zu sehen. Aber vieleicht war es nur ein Trugbild. Aber es war seine letze Hoffnung.
08.09.2003, 12:43 #47
Taurodir
Beiträge: 3.553

Die Augen des Paladins streiften nur nach oben, hoch zum Himmel, hoch, zur Rettung. Durch seine schweren Rüstung gelang es ihm nicht aus eigener Kraft hochzuschwimmen. Allmählich wurde ihm die Luft zu knapp, umso schwächer wurde er auch, und umso weiter fiel er hinunter in die Tiefe des Meeres. Seine Ohren wurden voll, das letzte bisschen Luft war dahinverschwunden. Nun quälte sich der Paladin nur noch, es schien keine Rettung mehr zu geben, vor ihm wurde es nur noch schwarz, dann fielen ihm auch ganz die Augen zu. Er spürte, dass er am Sterben war. Am Ende seines Lebens, jedoch kämpfend.
Ein trauriger Blick, sein Körper strömte weiter hinunter, er fühlte sich leer, einsam, und verlassen. Die letzten Gedanken, die er bringen konnte, waren nur die, an seine Geliebte. An ihr Gesicht, an ihre warmen Händen, an ihre Wärme, nach der er sich so sehr nun sehnte.
Dann wars still, jeder Gedanke war dahingeloschen. Er war bewusstlos, zwar noch am Leben, aber in wenigen Sekunden wohl nicht mehr.
Doch unerwartet, und ohne das er es selbst mehr spüren konnte, packten ihn zwei kräftige Arme, zwei Arme, die mit aller Kraft nun versuchten, ihn wieder hoch zu bringen, hoch, ans Leben. Es war der Käpt'n, der es war, der nun mit allem versuchte, Sekunden zu retten, und somit sein Leben. Hoch schwomm er, aber nur langsam, durch die Rüstung war der Paladin nur eine große Last. Doch gab Jorgan nicht auf, nein, er kämpfte, und gab noch mals alles, bis der Moment kam, und sie wieder Luft atmen konnten. Kräftig atmete Jorgan, doch Taurodir lag selbst nur still an einem Holzbrocken ihres Bootes.

"Na los Junge, komm wieder zu dir, gib nicht auf, kämpfe, kämpfe für das, was du liebst. Für das, was du noch erreichen möchtest. Sei ein Kämpfer, und kein Aufgeber!"
Worte wurden zu ihm geworfen, die er nicht wahrnahm, jedoch einen Satz, der klar und deutlich war, leuchtete ihm in sein gehör rein. "Sei ein Kämpfer, und kein Aufgeber" sagte ihm der Mann, der ihm mit allem Bemühen das Leben gerettet hatte.
Kraft kam wieder hoch, Kraft war wieder zu spüren, nur wenig fürs erste, doch hatten ihm doch die Worte des Käpt'ns wieder zum Leben gerufen. Er war wieder bei Bewusstsein, er war wieder ein Krieger, ein Kämpfer, er war wieder motiviert, motiviert, zu leben...
Langsam öffnete er die Augen, jedoch sah er wieder einmal alles verschwommen, und sei er doch nun mit seinem Kopf überm Wasser, strömten von Oben noch immer Regenmassen, zwar weniger als zuvor, doch noch immer genügend, einem die Sicht zu erschweren oder gar ganz zu versperren.
Dem jungen Paladin war gewiss kalt, aber wollte er wieder ans schöne denken, nicht ans kalte, ans schlechte. Er hatte wieder eine Chance, eine Chance zu leben, und zu kämpfen, und ihre Aufgabe zu erledigen, gemeinsam mit Nienor und den anderen Kriegern, die noch da waren..
Doch als ihm der Gedanke an die Kriegerin kam, stellte sich auch zugleich eine Frage.
Wo war sie? Mit großem Behümen schaute er auf die Gesichter aller, die am Leben waren. Der Gildenlose war zu sehen, die anderen Männer noch auf, doch fehlten doch zwei gesichter. Nicht nur das, seine ehemalige Schülerin, nein, Cole, ein stolzer Krieger, war nicht zu sehen. Hatte er den Angriff nicht überlebt? War es für ihn zuende gewesen?

"NIENOR, NIENOR!", erhörten seine Ohren. Viele Männer brüllten in die Gegend, bei all der Sorge nach ihr, vergaßen sie doch alle eines, das Ungeheuer. Doch von diesem war momentan genauso wenig wie von der Kriegerin zu sehen. Einigen fielen schon Tränen die Wangen hinunter, hatten sie die Kommandantin schon aufgegeben? Der Paladin selbst wollte dies genauso wenig glauben, wie er es bei Frost auf dem Schif tat.
Nein, sie könnte, eher gesagt, sie dürfte nicht tot sein.

"Hat denn keiner sie gesehen? Weiß nicht einer von euch, was nach dem Angriff geschah?"
Es folgten keine Antworten, stille, und blickte, die sich nach unten widdeten.
Taurodir schwomm besorgt mit Jorgan gemeinsam herum, um einen Funken von ihr finden zu können, doch vergebens. Wie sehr sie doch auch alle in Gefahr stecken mögten, wie sehr sie doch alle verletzt sein sollten, und wie sehr doch die Situation aussichtslos erschien, wollte der Paladin nur eines, dass sie am Leben war, dass die Person, die die Bestie stoppen wollte, am Leben war.
Doch wurde sowohl Taurodir als auch Jorgan von ihren Gedanken gerissen durch lautes Gebrülle!

"Ahhh, schaut dort, es bildet sich wieder eine große Welle. Das Monster, es kommt auf uns zu!!" [/I]
Das Seeungeheuer war nicht davon, es war noch da, und großen Hunger schien es in den Augen des Krieger Innos zu haben. Wieso kam denn nur alles so? Wieso erschien denn kein Freuderuf, dass man Nienor gefunden hatte? Wieso kam alles so, wie es kommen sollte?
Bei all dem wusste der Paladin nur eines, sich für die Taten der Bestie zu rächen, für die, die er getötet hatte. Für Nienor!
Seine Hand griff ins Wasser, zu seiner Waffe, die er noch bei sich trug.

"Männer, zieht euren Waffen, lasst uns einen letzten, ehrenvollen Kampf liefern!"
Waffen wurden gezogen, Schwerter, jedoch nur wenige Bögen. Die Welle kam immer näher, doch umso weiter erschien einem die Kriegerin.
Sie befanden sich im Wasser, das Vieh hatte einen erheblichen Vorteil, doch niemand wollte ohne zu kämpfen sein Leben hier geben.
Der junge Kommandant versuchte sich hoch zu einem Stück Brett zu kämpfen, um von dort runter auf die Bestie zu springen. Doch während er sich hochquälte, geschah etwas, was wohl keiner erwartet hatte.
Die Bestie war klarer zu sehen, doch war da an ihr nicht noch was anderes zu erkennen?
27.09.2003, 03:35 #48
Nienor
Beiträge: 631

Gurgelnd strömte die salzige Flut des Meeres um Nienors Körper, verwirbelte ihre Haare und zerrte an ihr. Doch fest umschlossen die Hände der Kriegerin die armdicke Barte des Seeungeheuers und an ihr wurde sie durch das Wasser geschleift und in unregelmäßigen Abständen gegen den massigen Leib der Schlange gepresst.
Es ging wieder nach oben. In unablässiger Bewegung strebte das Untier wieder der Wasseroberfläche entgegen. Jetzt merkte Nienor auch, daß ihr die Luft zum Atmen fehlte. Bislang war sie durch die wirbelnden Wasserströme, die am Körper des Schuppentiers entlang strömten, vollkommen beansprucht worden.
Aus tiefer Dunkelheit, die die mutigen Ausläufer des in die unstete Tiefe vordringenden Lichts gierig verschluckte und nur verschwommene Bilder des sich spiralförmig windenden Schlangenkörpers preisgab, strebte das Monster nun empor zum Licht an der Wasseroberfläche. In sich gleichmäßg windenden Bahnen floß der langgestreckte Leib förmlich dem Licht entgegen, umspielte die mit dünnen Fingern in die Tiefe tastenden Lichtstrahlen und würde bald die Wasseroberfläche erreichen.
Das war auch höchste Zeit. Mittlerweile konnte sich Nienor auf nichts anderes, als auf ihre leere Lunge mehr konzentrieren. Die letzten Blasen Atemluft waren schon vor langer Zeit ihren Lippen entwichen. Die wilde Bewegung des riesenhaften Leibes der Schlange hatte den Blasen jedoch keine Chance gelassen, ruhig in senkrechten Bahnen nach oben zu gleiten.
Endlich, der Kopf des Ungeheuers durchstieß die Wogen des Meeres. Der massige Körper wurde hinterher gezogen und so tauchte immer mehr der Schlange auf, ließ die Wellen erzittern und einen wirbel entstehen. In wildem Kampf stürzten sich die Wassetrmassen aufeinander, gaben dabei tiefe Wellentäler frei und erreichten schwindelerregende Höhen.
Seitlich am Körper des Ungeheuers, winzig, kaum zu sehen, hing Nienor an einer der langen Barten, die vom Maul ausgingen und parallel zum Hals den geschuppten Körper begleiteten. Endlich wieder Atem schöpfen! Tief füllten sich die Lungen mit der salzigen Luft. Nie war ihr der Geruch und der Geschmack der Meerluft köstlicher, willkommener erschienen, als jetzt. Jetzt ging die Kriegerin auch daran, sich fester an die Auswüchse des Tieres zu klammern. Durch die chaotischen Bewegungen des Ungeheuers wurde dies jedoch zum fast unmöglichen unterfangen. Hatte die Schlange etwa bemerkt, daß an ihr ein kleiner Parasit hing? Wohl nicht. Zäh klammerte sich die Kriegerin an den riesigen Körper des Monsters, versuchte Halt zu finden und dabei ihre im Kopf umherwirbelnden Gedanken zu ordnen. Fast kam es ihr vor, als würde eine Stimme von außen zu ihr sprechen, in ihren Kopf eindringen und sich mit eigenen Gedanken vermischen. Wie sonst sollte sie sich erklären, daß sie auf einmal wußte, was es zu tun galt?
Das Horn... Das Horn mitten auf dem Maul der Seeschlange. Es ragte etwa 5 Fuß in die Höhe. Sie mußte es erreichen. Im Horn saß die Kraft. Nicht im riesigen Herzen, daß tief unten, unter Wasser im Leib des Ungeheuers pochte, das Blut Fässerweise durch den Körper pumpte und vermutlich so groß war, wie ein Haus. Was hätte dort ein Schwert ausgerichtet? Nichts.
Langsam tastete sich die Kriegerin vor, klammerte sich an Schuppen, Falten, den Hornkamm. Trotz aller wilden Bewegungen schaffte sie es, sich vorzuarbeiten, drang immer weiter vor und war bald hinter den langen gedrehten Hörnern angelangt, die den Kopf krönten und eine so furchtbare Waffe gegen Schiffe aller Art waren. Was durch eine Kopfbewegung mit diesen Hörnern zerschmettert wurde, zerstob zu kleinen Einzelteilen. Ob Schiffsplanken, Floß oder Decksaufbauten, nichts hielt der brachialen Gewalt stand.
Fast in Reichweite befand sich das einzelne Horn mitten auf dem breiten Maul.
Die Bewegungen des Monsterkopfes waren abrupt und mehrmals wäre Nienor um ein Haar hinunter in die tosende Gischt des aufgewühlten Meeres gefallen. Ein beherzter Sprung brachte Nienor schließlich an die begehrte Trophäe. Dieses Horn müßte sie nur abhauen. Doch jetzt war sie im Blickfeld der Bestie, die instinktiv versuchte, die an ihr klebende Klette abzuschütteln und sich in wilden Bewegungen hin und her wand. Doch Nienor hielt fest, griff nach ihrem Schwert und es gelang ihr, es aus der Scheide zu ziehen. Als die gerade zuschlagen wollte, glitt sie jedoch bei einer besonders heftigen Bewegung aus und verlor den Halt, rutschte über die glatte Fläche des schuppenbedeckten Maules und... konnte sich im letzten Augenblick festhalten. Wütend schnappte die Bestie nach dem an ihrem Maul herumbaumelnden Leckerbissen. Doch die unkoordinierten Bewegungen, geboren aus rasender Wut verfehlten ihr Ziel. Nochtdestotrotz wurde die Kämpferin wild umhergeschleudert. Auf einmal ließ sie los und flog durch die Luft, landete jedoch wieder auf dem Maul und umschloß das aufragende Horn. Um das geistesgegenwärtig festgehaltene Schwert schloß sich nun ihre Hand fester. Anvisieren, ausholen und zuschlagen waren eins. Tief ging der Hieb, so als ob das Horn an dieser Stelle besonders weich sei, um gut abgeschnitten werden zu können. Noch einmal und dann noch ein drittes Mal wurde das Schwert gegen das Horn geschwungen. Dann brach es plötzlich mit einem hellen Klirren in zwei Teile. Die klinge glitt am Körper des Monsters ab und fiel tief unter Nienor ins Wasser, wo sie sich auf die lange Reise zum Grund des Ozeans machte. Der nutzlos gewordene Griff wurde von der Kriegerin in hohem Bogen weggeworfen. Sie klamemrte sich jetzt mit beiden Händen an das Horn. Doch das war schon so angeschlagen, daß es das Gewicht nicht mehr aushielt. Die fahrigen, ruckartigen Bewegungen der Seeschlange taten ihr übriges. Mit dem zusätzlichen Gewicht der Kämpferin war die Verbindung zu schwach und das Seemonster entledigte sich selbst seines Horns, zusammen mit Nienor, die, das Horn fest umklammert, ins Meer fiel. Die Schlange bäumte sich in ihrem Todeskampf nocheinmal auf, peitschte die wogen, die dadurch noch einmal zu gewaltigen Wellenbergen und –tälern geformt wurden, Gischt regnete wie Schnee von den sich brechenden Spitzen der Wellen herab, dann fiel der Körper der Schlange nach unten und kam mit großer Wucht auf der Wasseroberfläche auf. Nienor wurde durch den entstehenden Sog ein weiteres Mal in die Tiefe gerissen.
27.09.2003, 11:36 #49
Taurodir
Beiträge: 3.553

"Ja, das war doch die Kommandantin!", riefen einiger Stimmen neben dem Paladin her. Ja, allmählich war er sich dabei auch sicher, dass etwas, was sich feste an der Schlange festhielt, könnte niemand außer der Kriegerin sein. Doch schwand das Bild, und die Schlange zugleich, noch vor wenigen Sekunden sah er sie doch, sie schien zu kämpfen, jedoch schwand die große Welle, die Bestie und somit auch Nienor vor den Augen der Männer. Sie waren wieder tief im Meer, lange zu überlegen hatte Taurodir nicht, feste nahm er in die eine Hand den Griff des Schwertes, nahm dann kräftig Luft, und sprang dann von seiner Position aus, hinein ins Wasser. Seine Augen nahmen noch andere Männer wahr, die sich auch mutig ins Wasser begaben, um die mutige Frau von diesem Ungeheuer zu retten. Sie wussten natürlich alle nicht, was geschehen war, ob sie noch lebte, doch hofften sie, sie zu finden, ehe es zu spät sein würde.
Die Augen des Paladins begannen zu brennen, schwer war sein Körper, wodurch er umso schneller tiefer in den Ozean gelang, doch umso tiefer er sich befand, umso heftiger begannen ihm die Augen zu brennen, und die Ohren zu schmerzen, diese würden ihm fast platzen. Die Sicht im Wasser war zu schwer, doch gab er nicht auf, weiter zu blicken. Jedoch stellte sich die Frage, ob die Luft, die er überm Wasser eingeatmet hatte, auch noch reichen würde. Vielleicht würde es den Krieger selbst das Leben kosten, doch daran dachte er nicht mehr. Weiter schwamm er im Wasser, blickte besorgt herum, doch weit in der Ferne sah er die Seeschlange, wessen Körper tiefer und tiefer ins Meer fiel. War das Biest besiegt? Doch wenn ja, wo war denn Nienor? Sie müsste sich in der Nähe befinden, und hoffentlich noch am Leben.
Mit letzter Kraft versuchte der Paladin bis zum Seeungeheuer zu gelangen, es waren wohl langsam die letzten Seekunden, die er im Ozean aushalten könnte. Allmählich begann er Wasser zu schlucken, und seine Arme wurden müder und müder. Die Bestie erschien ihm nun noch größer, man konnte den ganzen Körper erblicken, welches sich über mehrere Meter hinwegstreckte.
Der Blick des Kriegers streifte nach oben, zum Licht, zur Luft, jedoch erblickte er dort noch was anderes. Ein winziger Punkt im Vergleich zur Seeschlange, dies könnte nur die Kommandantin sein. Oder war es ein Stück Holz von ihrem Schiff? Lang galt es nicht zu überlegen, und der Paladin müsste bald auch wieder Luft in die Lungen bekommen. Mehr und mehr Wasser schluckte er hinunter, und schwamm nun weiter hoch, zu einem Ziel, mit der letzten Hoffnung, dass es die Frau sein würde, die bis zuletzt gekämpft hatte.
Nun begann aber erst die wirkliche Qual für Taurodir, das hinunterschwimmen war sicher leicht gewesen, doch durch die schwere Paladinrüstung, hatte er größes Bemühen, sich nach oben zu begeben. Und die Zeit tickte gegen ihn.
"Ich muss es schaffen, ich darf nun nicht aufgeben", sprach er zu sich selbst in seinem Inneren. "Kämpfe, gib nicht auf, hoffnung besteht noch!"
Der winzige Punkt wurde größer, und ein Mensch war in voller Größe zu ersehen. Die Augen schien geschlossen zu sein, doch was in den Händen hielt, war nicht zu übersehen. Es ähnelte einem Horn, dem Horn der Bestie, welches ihr Schiff zerstört hatte. Nienor befand sich wenige Meter enfernt von ihm, und schien nicht mehr bei Bewusstsein zu sein. Noch einmal biss der Krieger Innos die Zähne zusammen, vergaß das Gewicht, welches er hochzuschwimmen hatte, und streckte seinen Arm zur Kriegerin aus. Geschafft, er hatte ihren Arm festgepackt, doch spürte zugleich, dass das Gewicht hochstieg. Er war zwar hochgeschwommen, doch noch immer befanden sie sich mitten Ozean, viele Meter wären noch zu überqueren, ob die Luft, die sich noch in den Lungen befand, reichen würde?
Wieder wurde es dem Paladin schwarz vor Augen, für einen Moment überlegte er, das Horn, welches Nienor festhielt, davon zu werfen, doch sah man ihr an, dass ihr dies äußerst wichtig war.
Sein eigenes Schwert befand sich schon längst in den Weiten des Ozeans, doch war dies nur ein geringer Unterschied. Hilflos kam er sich wieder einmal vor, jedoch bemühte er sich, an die Oberfläche heranzukämpfen. Seine Augen blickten nur noch hoch, zur Sonne, dessen Licht, zur Rettung.
Geblubbere war aus seinem Mund heraus zu sehen, viel Wasser musste er einschlucken, doch packte ihn dann selbst wieder ein kräftiger Arm. Ein ziemlicher bekannter, kräftiger Griff, zog ihn nach oben. Jemand, der ihm bei diesem Kampfe schon einmal das Leben gerettet hatte. Doch rettete dieser nun das Leben beider, vom Paladin und von der Kommandantin.
Wasser wurde ausgespuckt, und dagegen Sauerstoff eingeatmet, endlich Luft, endlich halt an einem Stück Holzbrett. Er hatte es überlebt, in Sicherheit schienen zu sein. Ohne Kraft kam er sich vor, doch würde diese schon bald wieder zurückkommen.

"Jorgan", hustete Taurodir zunächst "du bist wirklich der Mann zur rechten Zeit. Wieder einmal verdanke ich dir das Leben!" Doch streifte sein Blick dann zur Kriegerin, deren Arme das Horn umklammert hatten.
"Doch was ist mir ihr, hat sie es überlebt?", fragte er den Käpt'n besorgt.
"Ich weiß es nicht, ich selbst bin besorgt, doch warte mal, hörst du sie nicht atmen?"
Der junge Paladin spitzte seine Ohren, ja, sie schien wirklich zu atmen, ein Zeichen von Hoffnung, sie war am Leben!
Erleichtert senkte er seinen Kopf, und sammelte nun erst einmal Kraft, müde und erschöpft war er..
10.10.2003, 23:44 #50
Nienor
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Die Wellen hatten die beiden Überlebenden nicht verschluckt. Wie von irgendeinem gütigen Gott gesandt tauchte ein Schiff am Horizont auf, das sich als das ehemalige Piratenschiff unter dem neuen Kapitän Jorge entpuppte. Endlich, nach endlos erscheinender Zeit wurden sie beide hochgezogen und an Bord gebracht. Hier konnten sich alle von den Strapazen des Kampfes erholen.
»Jorge, dich schickt der Himmel« , seufzte Nienor halb ertrunken. In der Hand hielt sie noch das seltsame Horn des Untiers umklammert.
»Der Himmel?«, lachte der Käpt'n. »Ja, da kann was dran sein. Der Wind wehte mich hierher. Wie ich sehe, habt ihr das Ungeheuer tatsächlich besiegt.«
Er zeigte auf den dunklen Schatten im Wasser, den dahintreibenden Kadaver der Seeschlange.
Nienor nickte matt. Taurodir hinter ihr konnte auch nicht viel mehr von sich geben. Die See hatte an den Kräften der beiden gezehrt.

Tage waren vergangen. Sie hatten sich erholt, ihre Ausrüstung war getrocknet und die feine Salzschicht, die das Seewasser hinterlassen hatte, war abgebürstet worden. Das Schiff machte gute Fahrt und weder ein Sturm, noch Piraten ließen die Reise gefährlich werden. So würde bald Drakia, der Ausgangspunkt der Reise wieder in Sicht kommen.
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