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Das alte Herrenhaus am Fjord
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03.02.2004, 00:25 #26
Burath
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Burath war in der Eingangshalle angekommen und sah über den blank geputzten Marmorboden hinweg zu einem weiteren Treppenaufgang der wohl in die Gemächer führte. Von der Amazone hatte er einiges über diese Bauten erfahren, doch verhielt sie sich ihm gegenüber noch immer zurückhaltend und verschlossen. Wohlmöglich sollte er sich glücklich schätzen das sie ihn überhaupt in ihrere Gegenwart duldete. Auch die Waffen die plötzlich seinen Körper zierten bedurften einiger Erklärung. So hatte sich Burath Dinge wie "Elender Dieb" und "Schänder" an den Kopf werfen lassen müssen und spürte ein weiteres Mal den kalten Stahl einer Klinge an seinem Hals. Jedes mal wenn er vor diesem Weibsbild stand war die Stimmung gereizt und angespannt. Bald einem Vulkan gleich der kurz vor dem Ausbruch stand. Burath wäre nicht überrascht gewesen, würde irgendwo im Schatten ein Schütze mit gespanntem Bogen lauern und nur darauf warten den Pfeil auf ihn feuern zu dürfen. Das Argument er könne ihr im Falle eines Angriffs so besser zur Seite stehen hatte jedoch seine Wirkung erzielt, auch wenn die Amazone ihn als Antwort nur schulterzuckend und im vorbeigehen mit einem strengen Blick musternd verloren zwischen den Säulen im Thronsaal stehen lies.

Das Haupthaus hatte mittlerweile wieder einiges von seinem einstigen Glanz zurückgewonnen. So waren Schutt, Dreck und Staub entfernt, Möbelstücke erneuert und wieder aufgestellt worden. Burath lächelte zufrieden in Erwartung der baldigen Fertigstellung der Arbeiten an diesem Gebäude. Seine Schritte hallten durch die Halle und gesellten sich unter das Knistern des Feuers welches die Räumlichkeiten in gedämpftes Zwielicht tauchte. An einem Fenster im oberen Stockwerk hatte er Platz gefunden, sich auf dem Fensterbrett niedergelassen und den Blick hinaus auf den wunderschönen Nachthimmel gerichtet. Leises Pfeifen mischte sich unter das Rauschen des Meeres, Töne die etwas Sehnsüchtiges in sich bargen und vom Wasser in die Ferne getragen wurden.
03.02.2004, 16:38 #27
Burath
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Silberne Schuppen glänzten unter einem engmaschigen Netz, verzweifelt zappelten Körper unter der Decke aus zusammengeflochtenen Striken und Seilen im vergeblichen Versuch ihrem Ende zu entgehen. Wölfe hatten die Beute gewittert und folgten schwanzwedelnd dem Netz welches über den Steg hin zum Bootshaus gezogen wurde. Burath versuchte sie mit Flüchen und Beschimpfungen zu vertreiben doch brachen seine Worte unter dem Messer zwischen seinen Zähnen und endeten letztendlich in einem unverständlichem Brummen. Eisiger Wind fegte über die kleine Insel und zog die einzelnen Wassertropfen zu langen Linien über seinen nackten Oberkörper. Allein der benötigten Anstrengung für diese Unternehmung hatte er es zu verdanken, dass er nicht am ganzen Leibe zitterte.

Ebenso war die Aussicht auf ein gutes und reichhaltiges Abendessen mehr als Motivation genug für diese Schinderei in eisiger Kälte. Am Bootshaus angekommen ließ Burath das Netz fallen und lockerte seine verspannten Muskeln. Das Messer fand den Weg zurück in die Scheide und der Stoff des ärmellosen Hemdes schmiegte sich wieder an seinen Oberkörper. Während der Mann geradewegs auf das Herrenhaus zusteuerte klackte auch die Schnalle des Waffengürtels der sich über seine Hüften legte. Mit einem schrillen Pfiff zog Burath die Aufmerksamkeit der Wölfe auf sich und deutete mit einer knappen aber verständlichen Handbewegung in Richtung der anderen Gebäude. Allein würde er die Meute hier sicher nicht zurücklassen aber er wollte die Amazone holen die durchaus ihren Teil für das Abendessen beizutragen hatte.
03.02.2004, 21:32 #28
blutfeuer
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eigentlich sollte es hier dunkel, einsam und unberührt sein. dem war aber nicht so.

schon von weitem hatte blutfeuer die fußspuren gesehen und es hing der zarte geruch eines feuers aus kiefernzapfen in der luft.

blutfeuer war vor wochen schon einmal im alten herrenhaus gewesen und hatte interessiert und ein bisschen wehmütig beobachten können, wie die wildnis sich die insel zurück eroberte. aber jetzt war hier jemand.

"legt alles gepäck ab und versteckt euch. ich werde erst mal erkunden, was hier los ist. schnee ist ein tückischer verräter und ich will wissen, wer hier nächtigt. ich muss die insel von der wasserseite betreten. nur so komm ich ungesehn rein in den hof. also verhaltet euch ruhig und wartet. und wenn es lange dauert, macht euch keine sorgen. wenn ich in not gerate, werde ich euch eine botschaft schicken."

sie legte ihr gepäck ab und lief geduckt ins dichte uferschilf, das der wintersturm zu sonderbaren wirbeln zusammengerupft hatte. nach kurzer zeit war die amazone verschwunden und es war nichts mehr von ihr zu hören.
03.02.2004, 21:58 #29
elpede
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Weg war sie.

Und nicht nur sie, auch Arco hatte sich verabschiedet, wie elpede feststellte, als er die Umgebung absuchte. Er wusste, was das zu bedeuten hatte : Wölfe waren in der Nähe. Arco legte sich nicht mit einem Rudel an, wenn er alleine war. Zu zweit oder dritt war das kein Problem für den Leitwolf, elpede´s Wölfe neigten zur Dominanz, denn sie stammten von den stärkeren Schneewölfen ab, die man fast nur in Gebirgen und Eiswüsten antraf.

elpede nahm den Bogen in die eine und einen Pfeil in die andere Hand. Falls sie wirklich angegriffen werden würden, hätten sie wohl kaum eine Chance, aber kaum eine Chance bedeutete, dass man nicht kampflos aufgeben musste. Leila folgte seinem Beispiel, als er ihr kurz und leise seine Vermutung schilderte. Langsam tasteten elpede´s Augen die Dunkelheit ab.
03.02.2004, 22:34 #30
Burath
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"Ich würde nicht einmal daran denken" Die feingeschliffene Klinge strich wie ein kalter Eiszapfen über Elpede's Kehle, so fest das er es kaum wagte zu atmen. Sein Blick glitt hinüber und entdeckte ein Paar geschnürte Fellstiefel, eine weite Hose an deren rechtem Knie eine kleine Metallplatte eingearbeitet war, dann die lange Klinge und den dazugehörigen Schwertarm der den Weg zu einem langen breiten Grinsen bildete. Burath musterte den Mann vor sich aus funkelnden Augen. Der Schein des Mondes ließ seine Haut verblassen, verdeutlichte aber die Tätowierungen die sich über seinen gesammten linken Arm zogen. Die Frau die nur unweit von Elpede in Stellung gegangen war sprang auf und hielt nun ihrerseits den Bogen auf Burath gerichtet, hielt aber ganz schnell inne in der Bewegung als Melyssas Dolch in ihren Rücken berührte.

Die Amazone und der Einzelgänger waren gerade dabei gewesen ihre ausgenommenen Fische zu braten und anschließend zu verzehren, als sie vom Gejaule der Wölfe und ihren aufgstellten Ohren alarmiert worden waren. Ein fremder Wolf hatte sich zu nah an die Gebäude gewagt und die Aufmerksamkeit der hier heimischen Wölfe auf sich gezogen. Doch noch etwas erregte sie. So sehr sich die beiden auch angifteten, in einem solchen Moment waren die Streitigkeiten schnell vergessen und ein selbes Ziel machte sich in ihren Köpfen breit, spannte ihre Muskeln und pumpte Adrenalin durch ihren Körper. Sie würden dieses Herrenhaus nicht ungeschützt lassen.

Sie arbeiteten sich nicht über die Brücke und das Torhaus in das Waldstück, sondern wählten selbst den unangenehmeren Weg durch das Wasser und gingen zu zwei Seiten einen größeren Bogen durch die massiven Baumstämme. Burath schritt leicht geduckt durch den Schnee von Schatten zu Schatten und hatte kurz darauf die beiden Lauernden gefunden. Nun sah er strengen Blickes hinunter zu dem einen und bedachte die andere mit dem leichten Anflug eines Lächelns.
"Was wollt ihr hier?"
03.02.2004, 22:56 #31
elpede
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Die Tatsache, dass er eine Klinge an der Kehle hatte, machte ihm nur wenig Sorgen, denn im Gegensatz zu demjenigen, der sie führte, wusste er, dass sich blutfeuer in der Nähe befinden musste, denn er hatte sie nicht erwähnt, was bedeutete, dass er sie nicht entdeckt haben konnte, denn wer sich so geschickt heranzuschleichen verstand, dem wäre auch blutfeuer nicht entgangen.

"Oh", bemerkte er in spöttisch freundlichem Ton, "Wir hatten uns überlegt, dass wir uns mal ein bischen in die Wildnis setzen und schauen, ob uns jemand besuchen kommt. Und wie wir jetzt sehen, funktioniert es. Ich hoffe, ihr habt ein wenig Tee mitgebracht."

Hoffentlich tauchte blutfeuer bald mal wieder auf. elpede mochte es nicht, wenn sich jemand an ihn heranschlich und ihm eine Klinge an den Hals setzte.

"Würdet Ihr vielleicht die Gütigkeit besitzen, Eure Klinge von meinem Hals zu entfernen ? Ich habe mich heute schon rasiert."

Ein leises Rascheln, das elpede vertraut erschien, und auch der Fremde schien es gehört zu haben.

"Und keine Sorge, der Wolf hinter Euch wird Euch dann nichts tun."
03.02.2004, 23:06 #32
blutfeuer
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blutfeuer hatte ihre füße vorsichtig durch das wasser geschoben, um keine gerausche zu machen. dann sah sie auch schon die fackeln im hof des alten herrenhauses leuchten. und die wölfe!

sie standen nebeneinander und starrten alle in die selbe richtung - genau zum verstecke ihrer beiden schüler.

"verdammter mist. das ging ja gründlich schief."

leise fluchte blutfeuer vor sich hin. da hatte die ganze heimlichtuerei ja wohl keinen sinn mehr. eher setzte sie noch was drauf.

blitzschnell riss sie die schriftrolle mit der blutfliege heraus und jagte sie über die wölfe, die erwartungsgemäß wie verrückt nach dem vieh zu springen begannen. blutfeuer raste über den hof, riss eine fackel aus der halterung und rannte zur brücke.

"hedaaaaa! es brennt, feuer!"

wenn das nichts half, dann müsste sie eben den hof anstecken.
03.02.2004, 23:29 #33
Burath
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Vom plötzlichen Schein lodernen Feuers das bizarre Schatten auf die Schneckedecke und hölzernen Säulen zauberte sowie den beunruhigenden Ausrufen war sich Burath seiner Position in diesem Kräftemessen nicht mehr ganz so sicher. Der Wolf hinter ihm bereitete ihm keine Sorgen. Würde er angreifen so war zumindest die Gefährtin des Mannes unter ihm dem Tode geweiht und er selbst wohl auch. Aber die Frau welche dem Herrenhaus mit einer Fackel bewaffnet nun näher war als Burath selbst trieb seine Stirn in sorgengeschwungene Falten. Entweder die Situation eskalierte und mehrere Leichen würden in ihrer Blutlache den Boden zieren und das Herrenhaus in Flammen stehen, oder sie fanden einen Kompromiss der beide Seiten zu einem Waffenstillstand bewegte.

Von beiden Möglichkeiten war er nicht sonderlich angetan, tendierte letztendlich aber mehr zum Versuch eines Kompromiss.
"Euren Bögen legt ihr einen Fuß weit vor euch auf den Boden und dem sabbernden Vieh hinter mir verdeutlichst du, dass es sich etwas anderes zum Nachtmahl suchen soll. Wenn eure Freundin da drüben ihre Fackel niederlegt so werden auch wir die Waffen zurücknehmen." Nachtdem Burath diesen Vorschlag auch der Frau im Hofe Herrenhauses lautstark deutlich gemacht hatte wartete er kühl auf eine Reaktion. Er würde töten wenn es nötig war, dennoch zog er das Schlachtfeld zum Sterben vor..
03.02.2004, 23:40 #34
blutfeuer
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"das hört sich schon ganz gut an, bruder." blutfeuer kam langsam näher, in der einen hand hielt sie jetzt locker den bogen und die andere befühlte die runen. so weit sie das erkennen konnte, waren es zwei leute. und der wortführer ein mann, also leichte beute für ihre magie. und wenn nicht in den büschen noch etliche leute versteckt waren, dann würde die sache sicher ein annehmbares ende finden.

blutfeuer bemühte sich, den schwachen lichtschein des feuers immer so hinter sich zu haben, dass sie zwar erkennen konnte, was vor ihr für leute waren, diese aber im gegenlicht möglichst wenig erkennen konnten.

da sie den bogen nur locker in der hand hielt, ging für den mann vor ihr offensichtlich keine gefahr von ihr aus. er machte seiner bekannten klar, dass er sich um die beiden kümmern würde, während sich melyssa um die frau hinter seinem rücken kümmern sollte.

melyssa erhob sich zu voller größe und kam langsam auf blutfeuer zu.

gegen das licht konnte sie natürlich nicht viel erkennen, aber blutfeuer erkannte plötzlich ihre schwester.

"ich glaubs ja nicht ... was machst du denn hier? .. ich bins, blutfeuer."
03.02.2004, 23:58 #35
elpede
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Klasse. Ein Familientreffen. Das wurde ja immer schöner. Warum waren sie nicht einfach zum Haus gegangen ? Das hätte ihnen jedenfalls eine Menge nervenaufreibenden Stress erspart, dachte elpede.

Ermutigt durch die Tatsache, dass blutfeuer die zweite Frau kannte - und die elpede erst jetzt bemerkt hatte, womit ihm auch klar war, dass Leila wohl aus einem anderen Grund, als purer Angst, nicht geschossen hatte, denn er hatte sie nicht sehen können, da sie sich schräg hinter ihm befunden hatte -, schob elpede die Klinge des Fremden einfach weg, der offenbar zu überrascht gewesen war, um das selbst zu tun.

elpede drehte sich um und grinste den Fremden an. "Dieser Wolf ist sehr wählerisch, was seine Fressgewohnheiten betrifft." Außerdem war jener schon längst nicht mehr da, denn als blutfeuer erstaunt die Fremde begrüsst und elpede die Klinge beiseite geschoben hatte, sah er keine Gefahr und somit auch keinen Grund mehr, bei seinem Herren zu bleiben, zumal das Rudel Wölfe noch immer in der Nähe war, auch wenn die Tiere gerade mit einer Blutfliege spielten, wie man im Licht der Fackeln erkennen konnte.

elpede schulterte seinen Bogen und schritt auf die beiden Amazonen zu. "Freut mich, dass ihr euch so schnell erkannt habt", meinte er in seinem üblichen, sarkastischem Ton. "Wo sind die Schlafzimmer ? Ich bin müde", wandte er sich wieder an den Fremden, der hinter ihm stand, "Aber vorher könnte ich noch einen kräftigen Schluck vertragen, sonst bekomme ich wieder Albträume", fuhr er fort, während er einen flüchtigen Blick Richtung blutfeuer warf.
04.02.2004, 00:27 #36
Burath
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Im Nachhinein bereute es Burath nicht zugestochen zu haben. Ein blutiges Gurgeln aus der Kehle des Mannes wäre ihm lieber gewesen als dessen Tonfall. Aber wer konnte schon die Zukunft vorausahnen. Vielleicht bot sich ihm eines Tages doch noch die Gelegenheit in den Genuss davon zu kommen. Ausdruckslos schob er sein Schwert zurück in die Scheide am Gürtel, spähte mit scharfen Blicken durch die Baumstämme hindurch und wandte sich anschließend wieder seinem neugewonnenen Freund zu dem er ein Lächeln schenkte das selbst der Tod nicht besser vollbrachte.

"Im Thronsaal wurde eine Tafel aufgestellt. Dort findest du gebratenen Fisch und Amazonengebräu. Wenn dir das nicht reicht dann geh dir selbst etwas jagen. Schlafen kannst du auch gleich dort. Sicherlich nicht so bequem wie ein Himmelbett aber sicher angenehmer als blanker Stein unter freiem Mondschein in eisiger Kälte." Burath ließ ihn mit einem kurzen, abschließenden Nicken bei den Amazonen stehen die sich angeregt unterhielten und schritt durch das Torhaus über die Brücke, einige verwirrt rumstehende Wölfe mit sich winkend. Wenige Augenblicke später folgte auch der Rest.
04.02.2004, 10:52 #37
elpede
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Freunde würden er & der Fremde in diesem Leben nicht werden, dessen war elpede sicher. Dabei hatte der Fremde keinen Grund, so unfreundlich zu sein, schließlich war er es, der harmlose Wanderer - also ihn und Leila - in der Nacht hinterhältig überfallen und bedroht hatte. Wenn jemand unfreundlich sein durfte, dann elpede. Das Fazit der letzten Nacht war, dass elpede sich für die nächste Reise wieder mit allen drei Wölfen umgeben würde, denn deren Aufgabe auf so einer Reise war es, ihm unangenehme Überraschungen vom Hals zu halten, beziehungsweise ihn vor selbigen zu warnen. Wären in der letzten Nacht alle drei Tiere bei ihm gewesen, hätte es der Fremde wohl nicht geschafft, sich an ihn heranzuschleichen. Seine Wölfe verfügten über einen ausgezeichneten Sinn für Gefahr, und sie waren mindestens genauso leise unterwegs, wie eben jener Fremde.

Nun war der Tag bereits lange angebrochen, und im Licht der Sonne, das immer wieder durch Wolken getrübt wurde, sah die Welt schon wieder ganz anders aus. elpede saß vor dem Haupthaus und sortierte seine Sachen. Die Gegend wirkte irgendwie verlassen, nichts war zu sehen, nichts war zu hören, außer dem Rauschen des nahen Meeres. Von den Wölfen, die sich hier gestern noch zahlreich getummelt hatten, war keiner da. Obwohl kaum Sympathien für Fremden vorhanden waren, hatte elpede ihn in der letzten Nacht beobachtet, wie er mit den Tieren umging. Vermutlich verstand er etwas davon, wenn auch nicht so viel, wie elpede.

Ein leichter Regen setzte ein und ließ den Wolfszüchter seine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt lenken. Er stand auf und nahm den Bogen, den blutfeuer ihm gegeben hatte, in die Hand. Vorsichtig und langsam spannte er die Sehne, nachdem er einen Pfeil gezogen und angelegt hatte.
04.02.2004, 13:57 #38
blutfeuer
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die halbe nacht hatten die beiden amazonen über alte zeiten geplaudert und sich ausgetauscht über alte bekannte. melyssa freute sich mit blutfeuer, dass es hummelchen offenbar sehr gut getroffen hatte und die kleine von jamira war wohl irgendwie bei den banditen untergekommen. eine sehr passende wahl, wie beide lachenc feststellten, vor allem, wenn man an den sehr ehrenwerten und ordnungshütenden vater der kleinen dachte.

burath kam der amazone auch irgendwie bekannt vor und als er zugab, auch gefangener der barriere gewesen zu sein, wich die anfängliche anspannung und auch die männer hatten sich auf einen friedlichen konsenz geeinigt. elpede wurmte es natürlich immer noch, dass er eine fremde klinge an der kehle gespürt hatte, aber auf jeden fall drohte hier keine gefahr.

das nachtquartier war erträglich gewesen, auf jeden fall schützte es vor regen und wind. das feuer im kamin war warm und ausreichend, dass die sachen bis zum nächsten morgen trocknen konnten.

sehr früh hatte blutfeuer dann das anwesen durchsucht nach verwertbaren überbleibseln. dabei fielen ihr im schuppen die holzteller in die finger.

"wunderbar, mit solchen teilen hat auch krieger das bogenschießen gelernt. die requiriere ich gleich mal für mich."

sogar ein dickes bündel pfeile fanden sich noch in der waffenkammer, in der ansonsten nur schrottberge lagerten.

"so ein verlassenes haus ist schon ein trauriger anblick."

melyssa wies sie darauf hin, dass das alte gästehaus offensichtlich öfter besucher hatte und es sich eingebürgert hatte, dass man dort holz und ein wenig brot in einem steintopf mit deckel hinterließ.

"das ist eine gute idee. vielleicht brauchen wir in stunden der not ja auch mal so eine zuflucht."

dann rief die amazone ihre beiden schüler zu sich und sie begannen mit dem training.

"wir bleiben heut noch hier. ich hab diese teller gefunden und werde die jetzt anfangen zu werfen. das kommt dem ziemlich nahe, was ihr in der natur können müßt. schnell zielen und schnell treffen.

ach und noch was, wenn ihr merkt, ihr werdet den teller nicht treffen, dann schießt lieber nicht. macht euch das auch für die zukunft zu eigen. wir schießen nur auf eine beute, wenn wir sicher sind, sie auch wirklich zu erlegen. es ist gegen die ehre, ein verletztes tier zu hinterlassen. ein ehrlicher jäger muss ein verletztes tier unter allen umständen zur strecke bringen.

das kann gefährlich und mühsam sein. und darum schießen wir nur, wenn wir sicher sind auch treffen zu können. vergesst das nie. wir sind keine tierquäler und keine sportschützen wie die erzbarone oder die hohen adligen. wir schießen, weil wir das brauchen, das ein tier uns liefert. fleisch, fell, krallen, federn und so weiter.

aber genug geredet: los gehts. ich werde immer den namen desjenigen rufen, der mit schießen dran ist. der andere schießt dann bitte nicht."

blutfeuer stellte sich in einiger entfernung auf und warf den ersten tellen.

"EL!"
04.02.2004, 14:28 #39
elpede
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Ein paar Trockenübungen hatte er noch gemacht, ehe blutfeuer mit Leila im Schlepptau aus irgendeinem Winkel des Anwesens auftauchte und beschlossen hatte, dass es nun an der Zeit sei, das Treffen von beweglichen Zielen zu üben. Mit Tellern. Den ersten warf sie und rief seinen Namen, na ja, jedenfalls einen Teil davon.

Während er noch darüber nachdachte, ob er gemeint sei, richtete elpede den Bogen aus, so schnell er eben konnte, und schoß einen Pfeil ab, der mehr zufällig als gekonnt wunderbar in die Flugbahn des Tellers geriet und beim Zusammentreffen von diesem in der Mitte durchtrennt wurde, so dass er zerbrach und in zwei Hälften zerteilt zu Boden fiel, während der Teller seinen Flug fast unbeirrt fortsetzte und schließlich wieder von blutfeuer aufgefangen wurde.
04.02.2004, 16:04 #40
blutfeuer
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"jetzt wisst ihr vielleicht, was ich meine, wenn ich sage, mit dem herzen schießen. ihr habt keine zeit zum zielen. ihr müsst es spüren. wenn ihr jetzt zielen müsst, dann ist der vogel schon längst über alle berge.

das mit den tellern können wir noch ne weile weiter machen. diese holzteller halten ne menge aus und wenn ihr wirklich einen trefft, dann ist das schon eine leistung. wenn euer pfeil stecken bleibt, dann habt ihr den vogel erlegt."

blutfeuer stapelte den turm an tellern vor sich auf.

"zuerst werfe ich nur einfache flugbahnen. später wird das dann etwas komplizierter. ich denke doch, die zeiten von muskelkater und schmerzenden armen sollte vorbei sein. also können wir auch mehrere stunden hintereinander trainieren, ohne großartige pausen zu machen. nun zeigt mal, was ihr drauf habt. ab jetzt geht es immer abwechselnd, bis meine arme lahm werden."
04.02.2004, 16:58 #41
elpede
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Ach ja, da war ja noch etwas gewesen. Mit dem Herzen schießen und so. Da gab es nur ein kleines Problem. elpede war nicht der Typ, der sich auf sein Herz verließ. Er ging rational an eine Sache heran, er wog sorgfältig ab, bevor er etwas tat, und er verließ sich auf seine Sinne, scharfe Augen, gute Ohren, eine feine Nase und einen ausgeprägten Verstand. Damit war er bisher ganz gut zurechtgekommen, wenn es darum ging, etwas zu erreichen. Aber hier, das wurde ihm klar, würde er umdenken müssen.

Schweigend beobachtete er Leila, die nun an der Reihe war. Wie würde sie abschneiden ?
04.02.2004, 17:10 #42
Lei|a
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Die letze Nacht, hatte Leila etwas aufgeweckt, sie war schon so lange nicht mehr in Gefahr geraten. Oder besser, wurde sie bisher immer gleich wieder daraus befreit. Weder auf dem Hof, noch im Piratenlager war viel los und mit Gardiff zusammen hatte sie einen gute Beschütze gehabt. Blutfeuer war zwar auch gut, aber sie musste erstens auf zwei aufpassen, zweitens liess sie die beiden auch mal gerne alleine und drittens war sie eine Frau, was zwar nicht negativ war, aber halt eine andere Beziehung darstellte, denn Leila lebte bisher immer umgeben von Männern und wurde so auch mit denen fertig, mochte die einen von ihnen und fühlte sich in ihrer Gegenwart wohl, was bei Blutfeuer noch nicht so ganz klappte. Aber wer weiss, vieleicht wurden sie ja mal Freundinnen. Aber die gestrige Nacht liess Leila daran, zweifeln, denn diese Melyssa war ebensoeine wie Blutfeuer und ihr Auftreten erfreute Leila nicht gerade.
Nun aber nach einem zwar ungemütlichen aber dennoch ausruhenden Schlaf hiess es wieder trainieren.
Sie schossen den ganzen Nachmittag auf Blutfeuers Holzteller. Es war eine wirkliche Umgewöhnung auf bewegliche Ziele zu schiesen, doch nach einiger Zeit traf auch sie das ein oder andere mal. Das schnelle Zielen war wohl kaum das hauptproblem, das hatte sie sich schon vorher angeeignet, doch das zielen selbst und erkennen der Flugbahn war die Schwierigkeit, Leila verschoss einige Pfeile bis, sie selbst merkte ob es sich lohnte zu feuern oder nicht.
Doch so langsam wurde es dunkel und Leila fragte sich wie lange Blutfeuer noch kraft in ihrem Arm hatte, da sich ihre Kräfte auch langsam dem Ende zuneigten.
04.02.2004, 18:20 #43
blutfeuer
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irgendwann wurden auch blutfeuer die arme lahm.

"das war schon ganz ordentlich. eure reaktionen sind besser geworden, obwohl mein tellerwerfen natürlich auch noch sehr simpel ist. immerhin stehe ich immer am selben fleck, ihr wisst also, aus welcher richtung das ziel kommt. morgen werde ich mal melyssa oder burath bitten, mir zu helfen, am besten beide. dannn kommen die teller aus unterschiedlichen richtungen.

gut finde ich bei dir leila, dass du den bogen auch mal sinken läßt, wenn die situation aussichtslos erscheint. das ist die richtige haltung. lieber dem tier seine gesundheit lassen als einen unsicheren schuss zur befriedigung des eigenen stolzes.

lasst uns essen gehn. es ist zu dunkel zum schießen. wir werden nachher mal über sehnen reden. überlegt euch mal, von welchen tieren die besten sehnen stammen könnten."
05.02.2004, 00:52 #44
Burath
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Platsch ... Platsch ... Platsch ...

Immer mehr kleine Steine tauchten hinab in das tiefe Grau des Meeres, kleine Strudel hinter sich her ziehend suchten sie ohne geringste Kursänderung den Weg nach unten auf den Grund. Der Mann der sie geworfen hatte stand am Ende des Steges, sich einige wenige Schweißtropfen von der Stirn wischend und mit den Augen den Mond fixierend. In diesem hellen Gebilde schien er etwas zu suchen. Wohlmöglich die Antworten auf viele Fragen die seine Vergangenheit und die Gegenwart aufgeworfen hatten.

Burath wusste das die alte Zeit, sein altes Leben nicht wieder zurückkehren würde. Ebeneso wenig würde er hier lange überleben sollte er stur alte Traditionen wahren und den Versuch anbringen einen Teil seiner Geschichte wiederzufinden. Stillschweigend betrachtete er die Tätowierungen die sich seinen gesamten linken Arm hinab bis zum Handgelenk zogen. Der Mond hatte seine Haut blass werden lassen und hob die schattenhaften Linien und Muster auf der Hülle die sein Fleisch schützte noch viel deutlicher hervor. Es waren Zeichen seiner Vergangenheit, die letzten Überbleibsel längst vergangener Zeit. Burath lächelte und warf auch den letzten Stein ins Meer..
05.02.2004, 16:31 #45
blutfeuer
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am frühen morgen saßen blutfeuer und ihre schüler am tisch und sprachen noch einmal über ihre ausrüstung.

"wir werden zunächst in die berge steigen. dazu solltet ihr euer gepäck vor schnee beschützen. vor allem die feuerzeuge sollten trocken bleiben und die decken zur nacht. und befestigt die pfeile gut, so dass sie nicht aus der pfeiltasche fallen. wo ihr die pfeiltasche tragt, müsst ihr selbst herausfinden. einige tragen sie auf dem rücken, andere an der hüfte. es kommt auch auf die form der pfeile an. viele benutzen eigentlich zu kurze pfeile, aber lange sind unhandlicher. das müßt ihr selbst entscheiden.

reden wir mal über sehnen. was denkt ihr denn, aus welchem material die sehnen sind? sie müssen sehr elastisch und trotzdem reißfest sein. die knoten, die die schlaufe schließen, mit der die sehne am holz befestigt wird, müssen so beschaffen sein, dass die sehne nicht abreißen kann. übrigens soll es auch völker geben, die schießen mit sehnen aus hanf, ich halte das aber für ein gerücht.

die sehnen, die ich empfehle, kommen von tieren, die ausdauernd schnell sind. die haben sehnen, die man mehrfach spalten kann und trotzdem noch haltbar sind. razoren liefern gute sehnen, aber auch die harpyien.

wenn ihr euch bogen aus der stadt kauft, schmeißt die sehnen weg oder nehmt sie zum schuhe zubinden. eure sehnen und eure pfeile macht ihr immer selbst. davon hängt euer überleben ab.

und noch was, hier in khorinis werden viele hübsch verzierte bögen verkauft mit intarsienarbeiten und solchen schnickschnack. das macht alles den bogen schwächer. die optimale biegung geht verloren und eure waffe büßt an elastizität ein. den schmuck überlaßt lieber eurem sonntagswams, nicht eurer waffe.

mein bogen ist aus siebenerlei holz. beim herstellen haben mir die dämonen das kastells geholfen und die schwarzmagierin meditate. sie zeigte mir in einer vision die bäume, die mir ihr holz geben würden. ich habe lange gesucht. im tiefsten blutfliegenmoor hab ich dann genau die lichtuung gefunden und die bäume gaben mir ihr holz.

im alten lager wurden dann hauchfeine bretter gesägt aus dem siebenerlei holz. verklebt und gepresst wurde es dann wieder im kastell. dort wurde der bogen auch zurechgeschnitten. poliert hab ich ihn dann selbst. und nun fasst mal an, was der für eine spannkraft hat und wie elastisch er ist. mit meinem bogen kann ich so weit schießen, wie das auge reicht, ich hole die vögel vom himmel und die forelle aus dem fluss. ich lasse ihn nie allein und er ist mein treuester begleiter."

die beiden prüften den bogen abschätzend und dehnten die sehne.

"wir gehn jetzt los. wir werden uns zuerst in der sonne ansehen, wie das schießen so geht, wenn man gegen die sonnen im schnee bestehen muss und dann werden wir in eine sehr dunkle felsschlucht gehn und überprüfen, ob wir da auch noch was erkennen. zum schluss des heutigen tages versuchen wir eine harpyie zu erjagen und werden bei jagdglück morgen die sehnen verarbeiten.

alles in freier natur."

blutfeuer packte ihr bündel, umwickelte die bein mit schaffellen, die sie mit kräftigen bändern sicherte und zog sich helle handschuhe an,

irgendwie sah sie umwerfend aus. man kannte blutfeuer meist in braunem leder aber heute trug sie einen schneeweißen anzug aus drachenschuppen.

"das sind die schuppen meines babys, des gletscherdrachen."

auf die neugierigen blicke der anderen meinte sie, dass das ne typische lagerfeuergeschichte wäre und sie die heute abend erzählen würde.

dann verließ die gruppe die insel des ehemaligen amazonenlagers.
06.02.2004, 14:31 #46
Burath
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Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt hielt Burath seine Werke dem Himmel entegegen und musterte sie eindinglich. Er trat einen Schritt durch einen Haufen von Holzspähnen nach draußen, schirmte mit der freien Hand sein Sichtfeld vorm grellen Sonnenlicht ab und prüfte die Holzschwerter auf Risse, Unebenheiten oder Dellen. Ein erleichterter und zufriedener Seufzer bestätigte den Erfolg seiner Arbeit. Mehrere Übungsschwerter, die keinerlei Mängel aufwiesen, waren nach stundenlanger Schnitzei in seinen Händen entstanden. Burath hatte sie mit präziser Genauigkeit gefertigt, ganz so als hing sein weiteres Leben von diesen Übungsschwertern ab.

Es waren drei Waffen unterschiedlicher Größe. Eine die bald einen Fuß Länge aufwies, die andere etwa einen Arm lang war und das letzte Stück die Größe eines Langmessers hatte. Doch eine Besonderheit wiesen sie alle auf. Sie waren samt Heft ganz leicht geschwungen und recht dünn im Vergleich zu normalen Klingen. Eher vergleichbar mit einem fernöstlichem Schwert.

Es war nun an der Zeit alten Gewohnheiten nachzugehen, die Vorbereitung um dem Weg zur Erfüllung seiner Bestimmung gewachsen zu sein und einstiges Können wieder aufleben zu lassen. Burath ging zu Boden und stützte seinen Körper auf den eingeknickten Beinen. Das größere Holzschwert lag bereit rechts neben ihm. Er nahm einen tiefen Atemzug, schloss die Augen und faltete die Hände vor sich zusammen. Lange verharrte Burath in dieser Position, gleich einer Statue umgeben vom Rauschen des Meeres und Pfeifen des Windes..
07.02.2004, 22:04 #47
Burath
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Laub wehte über den Hof, getragen vom eiskalten Wind der über die Insel fegte und ein Trauerlied sang. Luftmassen strichen über Burath's Harre und formten es zu bizarren Bildnissen die einer ständigen Änderung unterlagen. Doch war dieses in diesem Augenblick auch die einzige Bewegung. Burath selbst stand wie versteinert mittig im Hof des Herrenhauses, die Beine gegen den Boden gestemmt und sein Übungschwert beihändig in einer Linie zum rechten Bein führend. Unter seiner Haut brannte es wie heißes Schmiedefeuer, gespannte Muskelstränge die sich deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten und schon seit Stunden ihren Dienst verrichteten, diesen nun aber zu verweigern versuchten. Ein einzelner glitzernder Schweißtropfen perlte über seine Stirn, einen Atemzug später hob sich das nachgebaute Schwertblatt horizontal auf die Höhe seiner Augen.

Stunden waren vergangen seitdem Burath die Meditation beendet hatte und in Verbindung mit verschiedensten Schritten, Sprüngen und anderen Bewegungen Luftmassen zerschnitt. Laub knisterte unter seinem rechten Stiefel der sich einen halben Schritt weit nach vorn geschoben hatte um dem Rest des Körpers genügend Halt zu geben. Noch immer umklammerten beide Hände das Heft, führten es nun aber vor seinen Bauch und wiesen die Spitze der hölzernen Klinge auf den Hals des imaginären Feindes. Zwei Lidschläge später wirbelte das Holzschwert über seinen Kopf, scherte nach rechts aus und beschrieb eine halbskreisförmige Bewegung hin zur linken Hüfte.

Doch der Krieger hielt nicht inne in der Bewegung, sondern drehte mit seiner Hüfte mit und ging zeitgleich immer weiter in die Knie, riss das Schwert in einem letzten Anflug eines energiegeladenen Impulses während einer vollen Drehung in Brusthöhe mit herum und stoppte das Schwert in schräger Haltung die seine Seite und den Ellebogen vor Angriffen deckte. Langsam wich Luft aus seiner Lunge, das Funkeln seiner Augen ermattete und Burath sackte auf die Knie. Lange war er seinen Übungen nachgegangen, hatte sich an den Rand der Ohnmacht gequält doch nun forderte die Anstrengung ihren Preis. Nun war es allein sein Übungsschwert welches dem den nötigen Halt gab damit er sich aufrecht halten konnte. Schwarze Schatten wogten über seinen glasigen Blick und formten ein Spiel von schattenhaften Wesen. Am ganzen Leib vor Erschöpfung zitternd sah Burath hinauf zum Mond und lachte..
08.02.2004, 00:16 #48
Melyssa
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Sie saß neben dem Amboss. Der Mond leuchtete fahl in die offene Schmiede, von deren Gerätschaften der Staub entfernt worden war. Es sah wieder so aus wie damals, als alles noch in Ordnung gewesen war. Man konnte meinen gleich kommt eine Horde fröhlicher Amazonen aus dem Nebengebäude, die Gesichter zu einem Lachen gezogen und die Augen voller Freude. Doch nichts von dem war übrig geblieben. Die fröhlichen Gesichter, sie blieben aus. Lediglich ein paar alte Blätter fegten über den leeren Hof und wurden vom aufkommenden Sturm mitgerissen. Fern vom Strand her konnte man die hohen Wellen hören, wie sie auf die Felsen schlugen und daran zerbarsten. Irgendwo oben am Haupthaus klapperte ein Fensterladen und riß sich schließlich los, um scheppernd über den Hof zu wehen.

Sie waren wieder fort. Endlich war Ruhe eingekehrt. Die Ruhe, die das verlassene Gebäude verlangte. Es war komisch, sie hatte sich gefreut dass ein paar Leute gekommen waren, eine alte Schwester sogar. Doch irgendwie freute sie sich auch dass sie wieder weg waren. Es störte die Stimmung, die dieses Gebäude ausstrahlte und mit sich brachte. Eine Stimmung von Einsamkeit und Verlassenheit. Es war verlassen worden. Ein Schicksal, mit dem nicht nur dieses alte Mauerwerk zu kämpfen hatte.

Die Amazone legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Es mochte seltsam erscheinen, wie sie dort auf dem Boden neben dem Amboss hockte und so ganz in sich selbst versunken war. Eine Haarsträhne wehte ihr sanft ins Gesicht, geschützt vom Sturm war in der Schmiede nur ein weicher Wind zu spüren.
Marlow kam auf leisen Pfoten heran. Er spürte die nachdenkliche Stimmung seiner zweibeinigen Freundin und schmiegte sich eng an sie. Die Augen waren halb geschlossen, doch seine Ohren flogen immer wieder herum. Der Sturm gab allerhand ungewohnte Geräusche von sich, die keine vollständige Ruhe zuließen.
08.02.2004, 00:37 #49
Burath
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Burath hatte sie lang beobachtet. Stillschwiegend hatte er im Schatten gesessen, eine jede ihrer Bewegungen verfolgt, die wohlgeformten Linien ihres Körpers als Silhouette im Angesicht des Mondes wahrgenommen und gleichzeitig genossen. Flacher Atem presste sich zwischen seinen Zähnen hindurch, starke Finger strichen über muskolöse Oberarme die einen herben aber kaum wahrzunehmenden Geruch von Meersalz auf sich hatten. Die Amazone hatte ihn nicht gesehen. So waren es allein zwei funkelnde Augenpaare die aus sanfter Dunkelheit hervortraten.

So saß er hier. Wenige Schritte entfernt von seiner Retterin, dem einzigen menschlichen Wesen welches mit ihm diese Insel bewohnte. Mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen verfluchte er des Schicksals Spiel. Für kurzen Augenblick schloss er die Augen, sog die frische Nachtluft in seine Lungen, lauschte dem dezenten Pfeifen des Windes und dem dominierenden Rauschen des Meeres. Noch immer an einer Wand in der Schmiede gelehnt sitzend pfiff Burath ein leises und kaum hörbares Liedchen..
08.02.2004, 00:54 #50
Melyssa
Beiträge: 742

Sie war völlig in sich gesunken. Ihre Gedanken wanderten, zurück in die Vergangenheit. Das Leben, das hier einst geherrscht hatte. Man meinte es würde jeden Augenblick zurückkommen und doch war kaum einen Augenblick später klar, dass dies nie wieder so eintreffen würde, wie es mal gewesen war. Vertieft war sie in die Gedanken an ihre Schwestern. Erinnerungen an ihr Wesen, Selenia, die anderen von ihrem geheimen Bund. Alle waren sie verschollen und womöglich ins Reich von Donnra eingekehrt. Sie glaubte nicht daran, sie in diesem Leben nochmal wieder zu sehen. Sicher waren sie jetzt an einem glücklicheren Ort. An einem Ort, den sie irgendwann auch einmal betreten würde. Doch dafür hatte es noch Zeit.

Eine Berührung ließ sie kurz zucken. Es war der Kater, der sein weiches Fell an ihren Oberschenkel drückte. Ein Lächeln umspielte ihre weichen Lippen und sie streckte die Hand aus, um dem Tier sanft über den Kopf zu kraulen.
Ihre Gedanen schweiften wieder ab, als sie erneut etwas aus den Träumereien riß. Es war eine Melodie, ganz leise, und doch so nah. Die junge Frau hob den Kopf und öffnete die Augen. Bisher hatte sie gedacht sie war allein, doch dort drüben aus dem Schatten kam dieses leise Pfeiffen mit dieser wunderschönen Melodie.
Sie lauschte eine Weile, bis das Lied wieder verstummte, so plötzlich wie es gekommen war. Sie lächelte in die Dunkelheit hinein.

"Eine schöne Melodie..."
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