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26.05.2003, 15:34 #101
Lehna
Beiträge: 397
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Na wunderbar. Schon wieder einer, der etwas wissen wollte, was sie selbst nicht wusste. War ja so klar...
Warum hatte Tak sie unbedingt am Leben lassen müssen? Irgendwie war seitdem alles fast noch schlimmer als vorher. Ständig bekam sie eines auf den Deckel von Leuten, die Tak suchten. Nicht einmal in der Burg war sie mehr sicher...
"Ja... Und nein, ich weiß nicht wo er steckt oder was er vorhat und was weiß ich..."
Ein wenig Verzweifllung schwang in ihrer Stimme mit, während sie den Mann an der Wand musterte. Lederne Rüstung, breiter Hut, ein Haufen Waffen. Nicht gerade der Typ Mensch, dem man gerne im Dunkeln begegnete, nicht einmal wenn man aus der schlimmsten Gegend von Gorthar stammte...
26.05.2003, 15:57 #102
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Ihr Blick folgte der dünnen Rauchfahne, die von der glühenden Spitze der Jägerpfeife in die Höhe stieg, sich in den Wirbeln der Luft kräuselte und schließlich aufzulösen schien. Sie fühlte sich müde, so unendlich müde. Nicht körperlich, es war keine Müdigkeit die man mit Schlaf beseitigen konnte. Es kam ihr fast schon lächerlich vor - da hatte sie nun das Glück und lebte noch, statt neben elf anderen Leuten mit aufgeschnittener Kehle die Radischen von unten zu betrachten, und dann war sie deswegen für praktisch jeden irgendwie verhörenswert. Alle wollten nur wissen warum, warum, warum... Dabei wusste sie es doch selbst nicht.
"Ich weiß es nicht...", antwortete sie leise, aber sie bezweifelte, dass der Raucher auf dem Schemel damit zufrieden sein würde.
"Ich habe damals für diesen Kult gearbeitet. Unser Auftrag lautete, einen Störenfried aus der Taverne zu werfen. Nachdem der Störenfried dann alle abgeschlachtet hatte, wollte er von mir ein paar Informationen über den Kult. Ich habe ihm gesagt was ich wusste... Er hat noch gesagt ich hätte Talent oder soetwas... Und dann ist er einfach auf das nächste Häuserdach gesprungen und verschwunden..."
Sie schwieg, ihr leerer Blick war auf die Zimmerdecke gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Eine Fliege landete auf ihrer Hand, sie machte sich nicht die Mühe das Insekt zu verscheuchen. Wozu auch, es würde ohnehin wiederkommen. Genau wie all diejenigen, die sie nach Tak befragten. Wie die Fliegen zur Scheiße...
26.05.2003, 16:33 #103
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lehna lächelte schon fast ein wenig amüsiert, der Kerl hörte sich genervt an. Er hatte sich wohl mehr erhofft...
"Finden? Finden kannst du ihn garnicht, das habe selbst ich schon kapiert. Im Gegenteil, er hat dich bereits gefunden..."
Sie wendete den kopf und sah zum Fenster, an dem es sich ein dicker Rabe bequem gemacht hatte und ins Zimmer blinzelte. Ihr Lächeln wich einem leisen, spöttischen Lachen, obwohl es ihr dabei vorkam als würde ihr jemand Holzpflöcke in den Brustkorb rammen. Als der Rabe mitbekam, dass er emerkt worden war, hüpfte er vom Fensterbrett, breitete die nachtschwarzen Schwingen aus und flatterte über die Dächer Gorthars davon.
"Wohnsitz hat er keinen.", fuhr sie fort, ihre Stimme klang trocken und sachlich, wenngleich sie noch immer nicht sonderlich laut sprach, aus Angst vor den Schmerzen, die ihre gebrochenen Rippen verursachen könnten.
"Zumindest würde mich das wundern. Und Familie... Bei Innos, ich hoffe nicht, einer von der Sorte reicht mir eigentlich. Was Freunde und bekannte betrifft weiß ich nur von zweien. Ein Mann namens Frost, ein sonderbarer Kauz. War wohl mal Taks Lehrmeister, allerdings scheint Tak nicht mehr allzu viel von ihm zu halten. Und dann ein junger Waldstreicher, der von Tak ausgebildet wurde. Aber der weiß auch nicht viel über seinen ehemaligen Lehrer."
Sie schwieg kurz und dachte nach.
"Weißt du, auf diese Art wirst du ihn niemals finden. Und wenn doch, dann nur eine Sekunde bevor du seine Klinge im Rücken hast. Tak hat keinerlei Schwierigkeiten damit, dir auszuweichen, so wie du vorgehst."
Wieder ein kurzes, ein wenig gequält klingendes Lachen.
"Aber vielleicht... Was willst du überhaupt von ihm?"
26.05.2003, 17:16 #104
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Vielleicht habe ich den sogar. Und wie ich schon sagte, ihn finden kannst du vergessen. Du schätzt ihn falsch ein, glaube ich... Du müsstest seine Denkweise verstehen. Und seine Handlungen. Seine Vergangenheit und sein Familienstand werden dir nichts bringen. Ich will nicht behaupten, dass ich aus ihm schlau werde, aber in der letzten Zeit ist mir doch einiges klar geworden... Vor allem, dass Tak ein Ziel hat."
Lehna schwieg kurz, auch der Kopfgeldjäger sagte nichts.
"Du kannst ihn nicht finden, also musst du warten bis er zu dir kommt. Aber das wird er ohne einen guten Grund nicht tun. Finde sein Ziel, finde es vor ihm, und er wird sich vielleicht stellen. Ich vermute, du findest dieses Ziel irgendwo beim Kult, doch es ist nicht der Kult selbst. Die Kultisten sind für ihn nur die Bauern in seinem Schachspiel... Genau wie du. Wenn du willst, dass er dich beachtet, solltest du dich in etwas größeres als einen Bauern verwandeln."
26.05.2003, 17:52 #105
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Der Kult."
Lehna seufzte leise.
"Über den weiß ich wirklich nicht viel. Ich habe nur für ihn gearbeitet, wie du scheinbar auch, Mitglied war ich nie. Sie nennen sich selbst den 'Orden der aufgehenden Sonne', sind bereits recht einflussreich und rekrutieren die meisten ihrer Mitglieder im armenviertel, wo sie ein besseres Leben nach der Ankunft ihres komischen Erlösers versprechen. Angeführt wird er von einem Auserwählten, der laut den Kultfritzen eine Art Übermensch sein soll... Ich bin ihm allerdings nie begegnet. Zwei ihrer Stützpunkte in der Stadt kenne ich... Na ja, einer davon wurde vor kurzem von der Inquisition plattgemacht. Einen ihrer Anführer hier kenne ich. Und das der Kult mich sucht, aus dem selben Grund wie du. Viel mehr als allgemein bekannt ist kann ich dir also auch nicht sagen..."
26.05.2003, 19:00 #106
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Überraschung - ja!", knurrte Lehna und sah der Tür hinterher, die sich schon längst hinter dem 'Apotheker' geschlossen hatte. Wollte dieser Kopfgeldjäger sie verarschen? Wahrscheinlich half die Salbe des Quacksalbers genauso viel wie klares Wasser. Und die Finger dieses notgeilen alten Knackers hatten sich fast angefühlt wie Spinnenbeine...
Nun ja, sie hatte schon schlimmeres erlebt. Immerhin wollte hier jeder nur überleben, sogenannte 'Apotheker' stellten da keine Ausnahme dar.
Ihr Blick wanderte wieder zu dem kopfgeldjäger, der noch immer mit seiner Münze rumspielte. War er hyperaktiv oder wollte er damit angeben?
"Sonst noch Fragen? Ich könnte etwas zu trinken vertragen..."
26.05.2003, 20:58 #107
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lehna fing gerade so den Bierschlauch auf, bevor dieser gegen ihren Oberkörper prallen konnte, was ziemlich schmerzhaft hätte sein können. Sie zog den Korken heraus und trak langsam ein paar Schlucke, gar keine so einfache Angelegenheit im Liegen und mit ein paar gebrochenen Rippen. Einmal zu schnell schlucken und schon jagten diese undankbaren Knochen ihr erneute Wellen heißen Schmerzes durch den Körper...
Sie musterte stumm den Kopfgeldjäger, der noch an seinem eigenen Bier nuckelte. Sonderbarerweise fühlte sie sich bei ihm nicht bedroht, obwohl der Mann garantiert alles andere als ungefährlich war. Irgendwie sogar ein wenig sicher, zumindest sicherer als in der Burg, wo jederzeit ein Inquisitor auf die Idee kommen konnte, ihr noch ein paar Knochen mehr zu zerbröseln. Und sie wusste auch woran das lag - der Jäger war ein Geschäftssmann, weiter nichts. Kein Fanatiker oder Psychopath. Solange sie ihm bei seinen Geschäften ein wenig nützlich sein konnte, hatte sie kaum etwas zu befürchten. Und wenn sie Glück hatte (haha, der war gut, sie und Glück...), fiel vielleicht sogar für sie ein wenig ab. Wobei sie das doch eher bezweifelte, ein Wohltäter war der Kopfgeldjäger garantiert nicht. Das waren in dieser Gegend nur die Hirnamputierten oder die Kultisten...
Nach einiger Zeit brach der alte Krieger das Schweigen. Es schien fast sonderbar, sah er doch eigentlich nicht gerade gesprächig aus.
"Mit allem was sich so anbietet.", antwortete sie kühl. Ihr Blick wanderte zu der breiten ledernen Hutkrempe, dorthin, wo die Augen ihres Gesprächspartners sitzen mussten.
"Ich versuche einfach in diesem Dreckloch von Stadt zu überleben, da kann ich nicht wählerisch sein."
26.05.2003, 22:39 #108
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Ein Luzkan.", antwortete sie, als wäre das etwas völlig alltägliches. Der Kopfgeldjäger ließ sich natürlich wie immer nichts anmerken, er drehte nur weiter an seinen Tabakblättern.
"Dieser Waldstreicher, Taks ehemaliger Schüler... Ich bin seit einiger Zeit mit ihm unterwegs gewesen. Der hat sich in den Kopf gesetzt, unbedingt von Frost ausgebildet werden zu wollen. Frost hat verlangt, dass er vorher gegen einen Luzkan kämpft. Und der Trottel hat eingewilligt. Also hieß es, rauf auf den Gletscher. Da sind wir dann auf einen Soldatentrupp unter der Führung eines Inquisitors gestoßen und gleichzeitig auf einen Luzkan. Am Ende war ich eben nicht mehr ganz so gut drauf, und der Luzkan sah auch nicht gerade begeistert aus."
Noch immer kang ihre Stimme so, als würde man jeden Tag einen Luzkan aufschlitzen.
"Frag nicht warum ich mitgekommen bin, ich hab ohnehin nichts mehr zu verlieren."
27.05.2003, 14:08 #109
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Ausruhen. Weiterziehen.
Lehnas Blick wanderte durch das Zimmer. Die Strahlen der Sonne schienen mittlerweile wieder durch das Fenster herein, tauchten den kleinen Raum in ihr gelbliches Licht. Staubkörner führten ihen chaotischen, scheinbar keinen Gesetzen folgenden Tanz auf, die Geräusche der straße und des am morgen gut gefüllten Schankraums drangen deutlich und altbekannt an Lehnas Ohr. Lachen, das eher nach verzweifelten Hilferufen klang, das Gröhlen der Betrunkenen, das die Ausweglosigkeit ihrer Situation nicht überspielen konnte, Schreie, die niemanden kümmerten. Die Melodie des Armenviertels von Gorthar. Immer das selbe, traurige Lied, ebenso regellos und chaotisch wie der Tanz des Staubes, dennoch einem roten Faden folgend. Jedoch einem Faden, der nicht aus dem Labyrinth herausführte, sondern immer nur noch tiefer hinein. Weiter in die Dunkelheit, den Abgrund der Verzweiflung...
Wie immer hatte Lehna nur kurz geschlafen. Nur soviel wie nötig war. Wenn sie länger schlief kamen wieder die Träume, die Toten. Die Toten, die fragten nach dem Warum, dem Grund für ihr Ende. Die Toten, deren Fragen sie nicht beantworten konnte. Die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieben.
Der Mangel an Schlaf machte sich schon lange in Form von dunklen Ringen unter ihren Augen bemerkbar, doch das war ihr hundermal lieber als die Alternative. Zwar wusste sie, dass es Unsinn war, dem Auszuweichen, das sie nicht vor sich selbst und ihrer Vergangenheit fliehen konnte, dennoch wich sie davor zurück. Versuchte es zumindest. Sie konnte nicht anders.
Weiterziehen...
Vorsichtig befühlte sie ihre Rippen, sie schmerzten nicht mehr so sehr wie gestern und schienen auch irgendwie... 'heiler' zu sein. Einbildung? Oder der Heiltrank, den sie in der Burg bekommen hatte? An der Salbe des 'Apothekers' gestern dürfte es kaum liegen. Blieben also Einbildung und Heiltrank. Es gab wahrscheinlich nur eine Möglichkeit, das herauszufinden...
Langsam schob sie die Ellenbogen nach hinten, richtete den Oberkörper auf. Heißer Schmerz durchzuckte sie, doch war er lange nicht so stark wie sie es erwartet hätte. Sie hielt kurz inne, überlegte ob sie weitermachen sollte, und entschied sich dann dafür. Vorsichtig brachte sie sich in eine sitzende Position. Wenn sie sich nicht zu schnell und ruckartig bewegte, funktionierte das sogar ziemlich gut...
Ebenso vorsichtig schwang sie die Beine aus dem Bett, schließlich saß sie auf der Bettkante. Sieh an, der schlimmste Schmerz hatte tatsächlich nachgelassen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr Kopf wieder völlig in Ordnung war, und auch von den Schürfungen und blauen Flecken, von denen sie gestern noch reichlich besessen hatte, war nicht mehr viel zu sehen. Die Heilung ging wirklich rasch... Doch der Heiltrank.
Nachdem also zur Gewissheit geworden war, dass es sich nicht um Einbildung handelte, muste sie wohl überprüfen, wo ihre Grenzen lagen. Weiterziehen? Wenn sie sich nicht von der Stelle bewegen konnte, würde das mit dem weiterziehen nicht gerade einfach werden...
Langsam erhob sie sich, darauf achtend, dass sie dabei nur ihr gesundes Bein belastete. Schließlich stand sie vor dem Bett, spürte das grobe Holz des Bodens unter ihren nackten Füßen, konnte ihre Unterkunft zum ersten mal richtig betrachten. Ein billiges Zimmer, neben dem harten Bett befanden sich nur ein Schemel und ein kleiner (wobei 'klein' schon fast übertrieben war) Tisch darin. In der Holzleiste über dem Fußboden befanden sich einige Löcher, in sekundenschnelle huschte eine Maus von einem dieser Löcher in ein anderes. In der Ecke hing eine dicke Spinne in ihrem verstaubten Netz und wartete auf unvorsichtige Insekten. Nichts ungewöhnliches also, ein stinknormales Zimmer eines stinknormalen Gasthauses in dieser stinkenden Gegend.
Zögernd setzte sie ihr geschientes Bein einen Schritt vor. Ob das klappen würde? Hoffendlich. Wenn nicht, wenn sie stürzte... das könnte unangenehm werden. Aber kam es darauf überhaupt noch an? Wohl eher nicht. Wenn sie Glück hatte bohrte sich ein Knochensplitter ja in irgend ein Lebenswichtiges Organ und vorbei war's mit der Schinderei. Sie musste lächeln, ein verbittertes, unglückliches Lächeln.
Behutsam belastete sie ihr gebrochenes Bein, erst ein klein wenig, dann immer stärker. Der Schmerz blieb zunächst aus, länger sogar als sie es sich erhofft hatte. Schließlich kam er dann doch, allerdings nur langsam. Sie hielt kurz inne. Sollte sie es riskieren...?
Bevor sie sich die Frage beantworten konnte, handelte ihr Körper. Entschlossen hob sie ihr rechtes Bein vom Boden und setzte es kurz darauf ein Stück vor dem linken, gebrochenen, wieder auf. Das ergebnis überraschte sie selbst, zwar war es durchaus ein wenig schmerzhaft, aber sie konnte es aushalten. Wenn sie sich vorsichtig und nicht allzu schnell bewegte dürfte sie sogar längere Strecken gehen können...
Sie trat wieder einen Schritt zurück zum Bett und ließ sich behutsam auf selbiges nieder. Immerhin, die Heilung ging voran. Konnte es sein, dass sie doch ab und zu soetwas wie Glück hatte? Nun ja, bisher hatte sie nur Glück gehabt, um daraufhin vom nächsten Schicksalsschlag um so heftiger getroffen zu werden. Und irgendwie vermutete sie, dass es diesmal nicht ander sein würde.
Weiterziehen...
Wohin? Zusammen mit diesem Kopfgeldjäger Tak jagen? Hoffendlich nicht. Oder etwas noch unangenehmeres? Vielleicht. Sie schloss nichts mehr aus. Wer im Armenviertel von Gorthar etwas ausschloss, der lebte nicht lange genug um zu kapieren, dass alles sein konnte. Und vor allem das es immer noch schlimmer kommen konnte als es ohnehin schon war.
Jedoch blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten. Zu fliehen wäre aussichtslos gewesen. Widerstand war auch zwecklos, sie hätte nicht den Hauch einer Chance gegen ihren Entführer. Schon garnicht in ihrem derzeitigen Zustand.
Also legte sie sich wieder hin und wartete, ihr leerer Blick war auf die Decke gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren...
27.05.2003, 15:09 #110
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lehna blinzelte den Kopfgeldjäger an, musterte ihn kurz. Eine Spur von Unsicherheit stand in ihren Augen. Einen Moment lang tat sie garnichts, bevor sie sich schweigend erhob. Sie ging dabei langsamer und vorsichtiger vor als eigentlich nötig. Jetzt, wo es so weit war, hatte sie nicht wirklich Interesse daran, zu sehen, wo es hingehen sollte. Aber eine Wahl hatte sie auch nicht...
Langsam hinkte sie zur Tür, ohne Guthwulf dabei anzusehen.
"Darf ich erfahren wo es hingehen soll?", fragte sie leise, gefasst. Sie klang nicht so als ob sie irgend etwas erschrecken könnte, selbst wenn der Kopfgeldjäger ihr jetzt eröffnete, dass es direkt in die nächste Folterkammer der Inquisition gehen sollte...
27.05.2003, 20:01 #111
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Er sagte nichts. Natürlich sagte er nichts. Allerdings war das durchaus eine brauchbare Antwort - jetzt wusste sie zumindest, dass es, egal wohin genau es gehen sollte, sie wohl nicht gerade glücklich machen würde.Schweigend hinkte sie die Treppe hinunter in den Schankraum, registrierte es kaum, wie der Kopfgeldjäger den Betrunkenen niederschlug. Es spielte ohnehin keine Rolle...
Mit gesenktem Kopf trottete sie hinter ihrem Entführer her, folgte ihm durch die verwinkelten Gassen des Viertels, ohne auf das Geschehen um sie herum zu achten. Auch sie interessierte kaum jemanden, merkwürdige Gestalten gab es hier mehr als genug.
So erreichte das ungleiche Paar schließlich die Schneidergasse, wo der hagere Kämpfer sie sofort in eines der Geschäfte führte. Immerhin etwas, neue Sachen konnte sie gebrauchen... Nun ja, wer wusste schon wie lange noch. Es war unwahrscheinlich, dass ihr Begleiter etwas für sie ausgab, ohne dass er sich sicher war, das Geld wieder hereinzubekommen.
Noch immer sagte sie nichts oder sah irgendwen an, während sie in die Sachen schlüpfte. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet oder wanderte ziellos in der Gegend herum, stumme Verzweiflung stand in ihren Augen, die Angst vor dem, wovon sie wusste dass es kommen würde - aber nicht wusste, was genau es schließlich sein sollte.
Nachdem sie die Schneiderei wieder verlassen hatten, brach der Kopfgeldjäger das Schweigen mit einer seiner typischen, knappen Fragen, wobei er schon wieder anfing, an seinen Tabakblättern herumzufingern. Der Kult. Sie registrierte es eher nebenbei. Er wollte sie also beim Kult abliefern...
"Ich weiß es nicht.", antwortete sie leise.
"Ka... Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen? Falls sie dir nicht gerade ein paar tausend Goldstücke geboten haben, kann ich das Geld sicher irgendwie zusammenkratzen..."
27.05.2003, 20:49 #112
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lehna seufzte leise.
"Ich hoffe dass er nur ein paar Informationen will. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Typen nicht noch auf andere Ideen kommen. Meine letzte Begegnung mit diesen Kultheinis war jedenfalls nicht gerade angenehm... Na ja, Geschäft ist Geschäft, ich weiß."
Sie schwieg wieder und hinkte Guthwulf hinterher, der sie zielstrebig zum Stadttor führte. Sie bekam das allerdings erst dann richtig mit, als sie selbiges durchschritten und den Weg in Richtung Wald einschlugen. Die Sonne ging bereits unter, die Schatten wurden länger und am Horizont zeichneten sich als schwarze Silouetten die Bäume des Waldes ab.
"In den Wald?", fragte Lehna, sie klang ein wenig verwirrt. War sie auch, sie hatte den Kult bisher nur in der Stadt gesehen...
27.05.2003, 21:47 #113
Lehna
Beiträge: 397
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Verwirrt sah sich Lehna auf der Lichtung um. Warten? Warum zum Henker warten? Mitten im Wald? Was sollte hier schon sein...?
Sie hatte ihre Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da wurden ihre Fragen auch schon beantwortet. Sie hörte, wie ein schwerer Riegel zurückgeschoben wurde, im nächsten Moment schwang leise quietschend eine Tür auf. Noch bevor sie die Quelle des Geräusches ausmachen konnte, packte Guthwulf sie am Oberarm und zog sie ein Stückchen mit sich...
Kurz hinter dem Kopfgeldjäger betrat sie die unterirdische Festung des Kultes. Na wunderbar, wieder so ein Ort, den sie am liebsten nie kennengelernt hätte. Ein wenig Bewunderung, vor allem aber Angst machte sich in ihr breit, als sie die riesige Portalhalle betrat. Die Wachen auf den Stegen warfen den beiden Neuankömmlingen nicht weiter interessierte Blicke zu und ließen sie ohne weiteres passieren.
Guthwulf stapfte zielsicher durch die Gänge des dahinterliegenden Labyrinthes, scheinbar kannte er den Weg.
Der kopfgeldjäger führte sie zu einer kleinen Tür, die er ohne zu klopfen öffnete und in den dahinterliegenden Raum trat. Die winzige Höhle war mit ein paar wenigen Möbelstücken gefüllt. Hinter einem einfachen Schreibtisch mit einigen Schriftstücken darauf saß ein älterer Mann von kleiner, leicht untersetzter Statur. Er hatte die Haare, die er noch besaß, zu einem ordentlichen Scheitel gekämmt und unter seiner Nase befand sich ein kleiner Bart. Wie alle Kultisten in der Festung trug er einen schwarzen Mantel, der leicht staubig war, und ein paar Lederstiefel. Mit einem kühlen, abschätzenden Blick musterte er Lehna, Guthwulf schien er zu ignorieren, bis er sich dazu bequemte das Wort zu erheben.
"Sieh an Kleiner, du hast sie also gefunden. Und sogar mitgebracht. Aber... warum? Will sie dir nicht sagen was sie weiß?"
29.05.2003, 14:38 #114
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Sie stolperte, doch Reinhart riss sie mit einem brutalen Ruck an den Haaren wieder hoch und zog sie weiter hinter sich her. Es war schon fast wie ein Ritual geworden, das sich bei der Wurzel wiederholte. Sie stolperte manchmal schon absichtlich, hoffte auf den Schmerz, wenn Reinhart sie an den Haaren wieder hochzog. Der Schmerz lenkte sie einen Augenblick lang ab. Und selbst wenn es weniger war als eine Sekunde, dann hatte sich die Aktion schon gelohnt...
Langsam bewegte sich die Gruppe durch den nächtlichen Wald. Fünf Kultisten und Lehna. Nur ein Käuzchen beobachtete sie Szene, stieß seinen klagenden Ruf aus. Es klang fast wie ein Trauerlied, doch Lehna wusste, dass niemand um sie trauern würde. Ihr Leben interessierte niemanden, ihr Tod würde erst recht niemanden interessieren. Auch nicht, wenn er zu den grausamsten gehörte, die ein Mensch sterben konnte. Irgendwie passte das aber zu ihr...
Langsam lichtete sich der Wald, die dunkel und drohend in den Himmel ragenden Baumriesen machten Platz für diches Gestrüpp und jüngere Artgenossen. Lehna registrierte das garnicht weiter. Sie schluchzte vor sich hin, ihr Blick war verschleiert durch ihre Tränen. Sie stolperte hinter Reinhart her, der sie unerbittlich weiterzerrte. Der Griff des Kultisten war so gnadenlos wie das Schicksal, Widerstand war vollkommen Sinnlos. Sie konnte nur kapitulieren...
Schließlich trat die Gruppe aus dem Wald heraus, sie befanden sich in der Nähe der Stadt und gingen weiter auf diese zu. Ein paar hundert Meter vor dem Stadttor befand sich ein Hügel der auf den ersten Blick mit seltsamen, kleinen Bäumen bewachsen zu sein schien. Auf den zweiten Blick erkannte man, dass es sich um auf große Holzpfähle gesteckte Menschen handelte. Der kühle Nachtwind trug den süßlichen Gestank der Verwesung zu den sich nähernden Kultisten.
"Na, riechst du das?", fragte Reinhart kalt, mit einem spöttischen Unterton.
"Tja Kleines, so wirst du auch bald duften."
Der Kultist lachte voll grausamer Vorfreude, seine Kumpanen fielen mit ein, abgesehen von Vlad, den Dämonenbeschwörer, der wie immer mit leerem Blick die Umgebung musterte und in Gedanken versunken zu sein schien.
"Bitte nicht...", flehte Lehna schwach, doch sie wusste, dass sie genauso gut versuchen könnte einem Stein Gefühle beizubringen. Reinharts Antwort bestand lediglich darin, dass er sie unsanft nach vorn stieß. Ihre Worte vergingen in einem verzweifelten Schluchzen. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen, sie strauchelte. Doch bevor sie stürzen konnte, packte eine kräftige Hand ihre Haare und riss sie wieder hoch. Wie immer. Nur das inzwischen schon dieser süße Augenblick des Vergessens ausblieb...

Es dauerte nun nicht mehr lange, bis die Gruppe den Hügel erreicht hatte, auf dem Inquisitor Tannenberg über zwanzig Kultisten hatte pfählen lassen. Es schien keiner mehr zu leben, wenn man genau hinsah erkannte man, dass einige erstochen worden waren. Der letzte Dienst, den ihre Ordensbrüder diesen Unglücklichen hatten erweisen können.
Reinhart warf Lehna unsanft zu Boden. Ihr Blick wanderte zu den Gepfählten, sie beobachtete wie ihre kraftlosen Gliedmaßen im Wind schaukelten, sah in ihre schmerzverzerrten Gesichter, ihre leeren Augen, in denen noch immer die Qual ihrer letzten Stunden geschrieben stand. Welche Bestie konnte sich nur soetwas ausdenken? Die Toten schien sie zu rufen, es kam ihr vor als würden diese Unglücklichen sie willkommen heißen in ihrem Kreis. Ein makaberes Empfangskommitee, das sie einlud den Schmerz zu spüren, die Verzweiflung in Hilflosigkeit der letzten Stunden oder - wenn sie Pech hatte - der letzten Tage. Ihr war fast, als würde sie schon jetzt dazugehören...

"Na los, holt uns nen Pfahl! Da wir keinen neuen haben, müssen wir wohl einen gebrauchten nehmen."
Reinhart verzog seine Lippen zu einem wölfischen Grinsen, während Vlad einen Zombie beschwor, der zu einem der Pfähle wankte und begann, ihn aus der Erde zu ziehen. Unterstützt von Brandor schaffte es der Untote auch, den Halt des Pfahls im Boden zu lockern.
Reinhart stieß dem schluchzenden, zitternden Mädchen vor seinen Füßen seine Stiefelspitze in die Rippen und musterte sie kalt.
"Hey Lehna, ich weiß nicht, magst du es nicht von hinten? Ich frage mich warum du so ein Theather machst, dir dürfte hier eigentlich nichts passieren was du nicht schon einmal... 'geschäftlich' erlebt hast."
Der Kultist brach in ein sadistisches Gelächter aus, Lehna registrierte es jedoch kaum. Überhaupt war sie praktisch nicht mehr zu klaren Gedanken fähig. Sie starrte nur noch die Leichen an, starrte in ihre gebrochenen Augen, die wie Brunnen zu einer anderen Welt wirkten, zu einer Welt unvorstellbarer Qual...

Mit einem dumpfen Aufschlag landete einer der Gepfählten auf dem Gras, als Brandor und der Zombie es geschafft hatten, die hölzerne Stange aus der weichen Erde zu ziehen. Reinhart nickte kurz, woraufhin Brandor den Pfahl packte, während Marder und Darius sich die Arme des Toten packten und begannen, ihn von dem Hinrichtungsgerät zu ziehen. Langsam glitt der Pfahl aus dem Körper des des Kultisten heraus, Blut tropfte zu Boden, ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Schließlich kam die Holzstange frei, ihr Opfer klatschte auf den Boden. Lehnas Blick wanderte über den Pfahl, den Brandor fast triumphierend in den Händen hielt. Sein oberes Ende war bedeckt mit Blut und es schien ihr fast, als würden auch Teile der Innereien des toten Kultisten daran kleben...
Ohne Vorwarnung kam ihre Galle hoch, sie übergab sich kurzerhand vor Reinharts Stiefel. Es folgte als Antwort ein brutaler Tritt in ihre Hüfte, der sie auf den Rücken drehte. Doch sie spürte das kaum, sie wusste nur noch eines, sie musste hier weg. Nur hier weg...
Schluchzend drehte sie sich wieder um, versuchte verzweifelt von den Kultisten und den Gepfählten wegzukriechen. Ihr Fluchtversuch wurde allerdings sofort von Reinhart vereitelt, der ihr einfach seinen Kampfstiefel auf den Rücken setzte und sie zu Boden drückte. Sie kämpfte dagegen an, doch es war sinnlos. Der Kultist packte sie an der Sulter und zog sie in eine sitzende Position hoch, bevor er vor ihr niederkniete. Sein eisiger Blick traf den ihren, er grinste böse...
"Manfred meinst, du würdest unvollständig aussehen ohne deine Dolche. Ich muss ihm recht geben. Und jetzt sieh mal, was ich hier habe..."
Er griff unter seinen Umhang und hielt ihr im nächsten Moment ihren alten Ledergürtel unter die Nase. Ihre beiden Dolche steckten in ihren Scheiden, wie schon seit über sechs Jahren.
"Einer unserer Leute von der Stadtgarde war so nett, die Dinger aus der Burg zu holen."
Zitternd streckte sie die Hand nach ihren Waffen aus. Ihre Dolche, ihre einzigen Freunde, ihre einzigen Begleiter. Wenn sie schon sterben musste, dann wollte sie wenigstens nicht allein sein in ihren letzten Augenblicken. Doch Reinhart zog die Hand zurück und lächelte spöttisch.
"Nein meine Teure, die gibt's erst wenn du schon auf dem Pfahl steckst. Und vorher müssen wir die noch die Hände zusammenbinden, damit du nicht etwa auf dumme Gedanken kommst und deinem Leben zu früh ein Ende setzt."
Der Kultist lachte einmal mehr, während er die Dolche hinter sich auf den Boden legte.
"So, und jetzt ist es Zeit das wir wieder zum Ernst des Lebens zurückkehren. Tut mir Leid, aber deine Kleidung dürfte dabei recht hinderlich sein. Überhaupt, eigendlich bist du doch viel zu schade für diesen ganzen Stoff, hehehe..."
Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte Reinhart ihr das Leinenhemd über den Kopf gezogen. Sie reagierte nicht, saß einfach nur zusammengesunken da und weinte, wie schon seitdem Manfred ihr Schicksal angeordnet hatte. Reinhart hielt plötzlich inne, sein Blick wanderte über ihren nackten Oberkörper, seine rechte Augenbraue rutschte ein Stück nach oben.
"Hmm, vielleicht sollten wir doch nicht gar so schnell weitermachen. Die Nacht ist noch jung..."
Grinsend zog er seine Handschuhe von den Fingern, berührte fast schon sanft ihre Brust, sie leistete nach wie vor keinen Wiederstand. Alles war besser als auf den Pfahl gesteckt zu werden, alles. Auch wenn sie wusste, dass Reinhart unbeirrt mit der Hinrichtung fortfahren würde, nachdem er seinen Spaß gehabt hatte...
29.05.2003, 14:45 #115
Lehna
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RPG - Absprachen # 2 -
Dämon? Wo sollte dabitte ein Dämon herkommen? Die einzigen Dämonen Dort sind der Vollstrecker und der Giftmischer. Und die befinden sich beide innerhalb des Turms.

gez.
Inquisitor / Tak
29.05.2003, 18:37 #116
Lehna
Beiträge: 397
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Der Lärm eines Kampfes drang an ihre Ohren, doch Lehna registrierte das kaum noch. Sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie in Kürze auf einem Pfahl stecken würde, und das nichts und niemand etwas daran ändern konnte. Sie wartete praktisch nur noch darauf, dass alle Kleinigkeiten und Formalitäten erledigt wurden...
Plötzlich packte irgendwer ihre Hände und zog sie hoch. Sonderbar, Reinhart war es nicht, der hatte einen ungleich härteren, brutaleren Griff. Sie hob kurz den Kopf - und ihre geröteten Augen erblickten das Gesicht von Frosts Begleiter Esteron, der irgendwie geschockt auszusehen schien. Er verlohr allerdings keine Zeit und zog sie in Richtung Wald. Lehna versuchte ihm so schnell wie möglich zu folgen, sie begriff zwar noch nicht so ganz was überhaupt los war, aber Esteron war trotz allem besser als diese Kultisten. Hoffte sie zumindest...
Sie folgte dem jungen Mann ein Stück in den Wald, irgendwann hielt er an. Erschöpft ließ sich Lehna auf die Knie sinken und sah verwirrt zu esteron, der ihr seinen Mantel um die Schultern legte. Noch immer schluchzte sie, Tränen liefen weiterhin ihre Wangen hinunter. Scheinbar begriff sie die Situation noch garnicht...
29.05.2003, 19:40 #117
Lehna
Beiträge: 397
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lehna beobachtete, wie Esteron eine Schneise ins Unterholz hieb. Ganz langsam begann sie zu begreifen, was überhaupt passiert war. irgendwer hatte die Kultisten angegriffen, wahrscheinlich Frost, zumindest wäre dies aufgrund Esterons Anwesenheit die logischste Schlussfolgerung. Der junge Wanderer hatte die Möglichkeit genutzt und brachte sie weg, weg von den Kultisten, weg vom Kampfgeschehen, weg von den Gepfählten...
Glück?
Hatte sie tatsächlich Glück gehabt?
Wahrscheinlich nicht. Sie hatte nie Glück. Wer wusste schon, was Esteron von ihr wollte. Und vor allem Frost. Am Ende würde der Waffenmeister sie wahrscheinlich an die Inquisition ausliefern.
Doch im Moment interessierte sie das kaum. Angesichts dessen, dass sie scheinbar doch nicht gepfählt werden würde, waren ihr Esterons Pläne erst einmal ziemlich egal. Hauptsache sie kam weg von hier...
Nachdem Esteron damit fertig war, sich durchs Unterholz zu schnetzeln, nahm er wieder ihre Hand und zog sie sanft auf die Füße, wenig später ging es weiter durch den Wald. Genau in die entgegengesetzte Richtung, in die die Schneise im Gebüsch führte. Im ersten Augenblick war Lehna aufgrund dieser Tatsache noch einmal etwas verwirrt, ihr Verstand arbeitete noch ein wenig träge. Kein Wunder angesichts der Ereignisse. Nach ein paar Metern wurde ihr allerdings klar was esteron damit bezwecken wollte, besonders wenn sie beobachtete wie vorsichtig der Wanderer sich durch das Gebüsch bewegte. Also machte sie so gut wie möglich mit, was ihr jetzt, nachdem sie einigermaßen die Fassung wiedergewonnen hatte, keine allzu großen Schwierigkeiten mehr bereitete. So bewegte sich das Paar durch den Wald ohne Spuren zu hinterlassen, die ein ungeübtes Auge ohne weiteres Entdecken könnte...

Nach einer Weile erreichten sie eine Lichtung, in deren Mitte sich ein großer Felsbrocken erhob. Esteron führte sie in eine Höhle ein kleines Stück abseits, die scheinbar sein Ziel darstellte.
Erschöpft ließ sich Lehna auf den Boden sinken. Sie musterte Esteron, ihre Augen waren gerötet und leicht angeschwollen. In ihren Haaren hatte sich Schmutz verfangen, sie zitterte noch immer ein wenig.
"Danke...", brachte sie leise heraus.
30.05.2003, 15:17 #118
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 - Unterdessen in einer kleinen Höhle im Wald...
Lehna kauerte in einer dunklen Ecke im hinteren Teil der Höhle, wie Esteron es wollte. Sie zog den Mantel des Wanderers enger um ihren Körper, dennoch fror sie ein wenig, die Wände waren feucht und kalt. Ihr Blick wanderte ziellos über die rissige Höhlenwand, über das Moos und die Flechten, die das verwitterte Gestein zu ihrem Lebensraum erkoren hatten. Ab und an bewegte sich etwas, wahrscheinlich kleine Insekten.
Sie lauschte Esterons Schritten, wie er vor die Höhle trat um nach Verfolgern Ausschau zu halten. Wie er etwas später wieder hereinkam und sich ebenfalls etwas tiefer in die Höhle zurückzog.
Er versicherte, dass er ihr nur helfen wollte so gut er konnte und versuchte, Augenkontakt herzustellen, doch sie wich seinem Blick aus, starrte nur auf den Boden vor ihren Füßen.
"Natürlich willst du das.", antwortete sie leise, unterschwelliger Zweifel schwang in ihrer Stimme mit.
"Aber warum?"
Jetzt sah sie Esteron doch kurz an, scheinbar war er überrascht durch diese Frage. Bevor er allerdings etwas erwidern konnte sprach Lehna bereits weiter.
"Ich danke euch für eure Hilfe... Dir und Frost. Was wollt ihr dafür haben? Ich kann euch kaum etwas geben..."
30.05.2003, 16:42 #119
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 - Im Wald...
Lehnas sah wieder zu Boden.
"Nichts.", murmelte sie leise, kaum hörbar. Irgendwie wollte sie Esteron nicht so recht glauben. Wobei, eigentlich wollte sie ihm glauben, aber sie konnte es einfach nicht.
"Nein, nicht Gardiff. Ein Kopfgeldjäger. Eigentlich war er auf der Suche nach Tak, aber dann ist er scheinbar irgendwie auf die Idee gekommen, dass der Kult sich für mich interessieren könnte. Tat er dann auch... Und Manfred... ist verrückt geworden... und... und..."
Sie verstummte. Eine einzelne Träne tropfte auf den kalten Boden der Höhle.
"Aber warum hat Frost das getan? Er... verachtet mich doch..."
30.05.2003, 17:10 #120
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Sie schwieg. Es kam ihr vor, als würde diese Frage über ihrem Genick hängen wie ein Damoklesschwert. Die Frage nach ihrer Vergangenheit, ihrer Geschichte. Die Frage nach dem warum, die Frage, die sie verfolgte schon seit viel zu langer Zeit. Warum verachtete Frost sie? Esteron hätte genausogut fragen können, warum sie sich selbst verachtete. Sie fürchtete die Antwort, vor allem die Reaktion auf die Antwort. Scheinbar hatte Frost seinem Begleiter noch nichts über sie erzählt... Aber wenn er es erfuhr, wie würde er reagieren? Genauso wie Frost? Würde er sie auch der Stadtgarde oder gar der Inquisition ausliefern wollen? selbst wenn sie es ihm nicht erzählte, früher oder später würde Frost es ihm eröffnen...
"Wegen meiner Vergangenheit.", antwortete sie leise. Sollte doch Frost den Rest erzählen. Sie konnte es nicht.
30.05.2003, 17:33 #121
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Unwichtig. Ihre Vergangenheit war unwichtig.
Sie seufzte leise, wie sehr wünschte sie sich, dass es tatsächlich so wäre. Aber ihre Vergangenheit war leider alles andere als das, verfolgte sie, trieb sie in den Wahnsinn. Und andere stocherten in ihrer Vergangenheit wie die Fliegen in einer eiternden Wunde. Vielleicht war Esteron ja doch anders als die anderen Menschen...
Vielleicht. Aber das hatte sie schon desöfteren gedacht. Immer war sie letztendlich angeschissen worden. War es auch diesmal so? Der junge Wanderer wirkte so... ehrlich...
"Ich weiß es nicht.", antwortete sie auf seine Frage hin, zögerte kurz.
"Vielleicht ist Frost ja schon tot. Warum hat er allein fünf Krieger angegriffen?"
30.05.2003, 18:07 #122
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Noch einer?"
Sie hob überrascht den Kopf. Warum zum Henker prügelte sich plötzlich alle Welt um sie? Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt? Und wie viele Leute waren wegen ihr umgekommen in den letzten Stunden?
Vielleicht wäre es besser gewesen, Frost und die anderen hätten sie ihrem Schicksal überlassen, oder sie zumindest getötet sobald die Kultisaten weg waren, wenn sie ihr schon unbedingt helfen wollten. Aber so... Es hatte ein Gemetzel gegeben, sie wollte garnicht wissen wie viele gefalleb waren. Wegen ihr. Immer wieder wegen ihr. Sie musste es schon garnicht mehr selbst tun, der Tod folgte ihr bereits wie ein stiller Gefährte...
Sie legte den Kopf auf ihre angezogenen Knie und schluchzte leise. Warum? Warum konnte sie nicht einfach ein ganz normales, unauffälliges Leben führen? Ein Leben, das niemanden interessierte?
Schritte. Lehna schreckte auf, auch Esteron hatte es gehört. Frost?
Ein hagerer Körper schälte sich aus der Dunkelheit. Einen Hut auf dem Kopf, ein Ledercape über den Schultern. Der Kopfgeldjäger...
Verzweifelt drückte sich Lehna möglichst weit in die dunkle Niesche in der sie saß. Sie hielt den Atem an, ihr Herz raste, mit vor Angst aufgerissenen Augen folgte sie den Bewegungen des Kopfgeldjägers...
30.05.2003, 19:17 #123
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Völlig verwirrt starrte sie Guthwulf hinterher. Was hatte der Kopfgeldjäger da gerade fallen gelassen? Zweihundertfünfzig Goldstücke? Dazu ein kurzes Schwert mit einer schlanken Klinge und einem langen Griff. Scheinbar stammte die Waffe nicht aus Khorinis. Sie hatte bereits ähnliche Schwerter gesehen, derartige Waffen wurden soviel sie wusste in den östlichen Reichen hergestellt.
Und ihre Dolche hatte der Kopfgeldjäger auch mitgebracht...
Dennoch interessierte sie jetzt in erster Linie Esteron. Sie erhob sich, obwohl ihr ihre Beine noch nicht so ganz gehorchen wollten. Während sie ängstlich den dunklen Wald vor der Höhle im Auge behielt, stakste sie langsam zu dem jungen Mann, der noch immer zusammengesackt auf dem Boden lag und irgendwie verwirrt aussah.
"Esteron? Er... Geht es dir gut?"
Sie blickte besorgt zu ihm hinunter. Sonderbar, schon wieder einer der sich wohl für sie hatte opfern wollen. Sie fragte sich immer mehr, warum diese Leute das taten. Scheinbar war der unbekannte zweite Angreifer tatsächlich der Kopfgeldjäger gewesen. Ausgerechnet ein kopfgeldjäger, dabei interessierte es diese Leute doch für gewöhnlich als allerletztes, was mit ihren Opfern geschah, wenn nur die Belohnung stimmte...
Sie kniete sich vor Esteron nieder, musterte ihn noch immer mit einem besorgten Blick.
"Verdammt, warum tut ihr das...?"
30.05.2003, 21:10 #124
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
"Wert...?"
Sie sah Esteron einen Augenblick lang verwirrt an, als wäre er ein kleines grünes Männlein mit Fühlern. Dann schloss sie kurz die Augen und schluckte. Na toll, da schien mal zur Abwechslung jemand mehr in ihr zu sehen als ein Stück Dreck, und sie benahm sich natürlich so, als wäre Esteron der letzte Wahnsinnige dieser Welt...
Ein schüchternes Lächeln umspielte kurz ihre Lippen.
"Nein, er hat mir nichts getan. Er hat nur etwas... hiergelassen. Ich weiß nicht, es sieht fast so aus als wollte er sich damit bei mir entschuldigen. Zweihundertfünfzig Golstücke, die Hälfte des Kopfgeldes, das er für mich kassiert hat. Ein Schwert.... ich weiß nicht wo er es her hat... und meine Dolche."
Ihr Blick wanderte mal wieder ziellos über den Boden, während Esteron sich aufrappelte und schließlich hinsetzte. Sie erhob sich schließlich und ging zu den Dingen, die der Kopfgeldjäger liegengelassen hatte. Ihre Hände zitterten leicht, als sie sich um die Griffe der beiden Dolche schlossen. Mit einem leisen, schabenden Geräusch glitten die Waffen aus ihren ledernen Scheiden. Sie fühlte sich, als hätte sie nach langer Zeit einen Teil von sich selbst wiedergefunden...
Die Luft sang ein trauriges Lied, als die geschliffenen Klingen mit erstaunlicher Geschwindigkeit in ihren Händen herumwirbelten, blitzartig zur Seite und nach vorn stießen, bis sie mitten in der Bewegung erstarrten und sie die Arme sinken ließ.
"Tja, Esteron. Meine Vergangenheit."
Sie wusste, dass der Wanderer kurz hinter ihr stand, doch sie drehte sich nicht um. Sie bückte sich wieder und steckte die Dolche sorgfältig zurück in die ledernen Scheiden, dann hob sie langsam das Schwert auf, das Guthwulf mitgebracht hatte. Die drehte es vor ihren Augen herum, das Mondlicht brach sich kalt im polierten Stahl. Stahl? Das Metall der Klinge schimmerte leicht bläulich.
"Erz...", murmelte sie, mehr zu sich selbst denn zu esteron. Prüfend fuhr sie mit dem Daumen die Schneide entlang, sie spürte nicht wie sie sich schnitt. Doch als sie den Finger wieder wegnahm perlte ein roter Blutstropfen aus einem fast unsichtbaren Schnitt. Beinahe fasziniert beobachtete sie das Schauspiel. Ein Erzschwert...
Kurze Zeit später führte sie einige Hiebe durch die Luft. Die waffe lag gut in der Hand und war sehr leicht, wenn man sie mit Gardiffs altem Schwert verglich. Gardiff... Was der wohl gerade anstellte? Vielleicht könnte er ihr ja zeigen wie sie mit ihrer neuen Klinge umgehen musste.
Wie sie mit dieser Waffe andere Leute töten konnte...
Lehna presste einen leisen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Sollte das Töten ihr Beruf werden? Sollte sie so enden wie dieser Kopfgeldjäger? Nein... Dazu war sie nicht fähig. Sie würde daran zerbrechen. Das tat sie ja ohnehin schon...
Plötzlich schien die Waffe garnicht mehr leicht zu sein, der Griff entglitt ihren Fingern, leise klirrend fiel das Schwert auf den Höhlenboden. Sie zog Esterons Mantel enger zusammen und senkte den Kopf.
"Glaubst du, Frost taucht bald wieder auf?", fragte sie leise, ohne sich zu dem jungen Mann umzudrehen. Frost. Sie ertappte sich schon dabei, dass sie sich Sorgen machte um Frost. Obwohl sie vor allem einfach nur Angst hatte vor ihm. Davor, dass er sie der Inquisition übergeben würde.
"Frost... wird mir doch nichts tun, oder?"
30.05.2003, 22:14 #125
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Sie nickte nur zu Esterons Bemerkung Frost betreffend. Ihr war fast nicht bewusst, wie fest sie das Schwert mit ihrer Hand umklammerte. Es wirkte trotz allem irgendwie beruhigend, eine solche Waffe zu besitzen. Sie fühlte sich nicht ganz so hilflos...
Letztendlich setzte sie sich zu Esteron, ihr war genau genommen ohnehin ziemlich egal wo seine Finger landeten. Sie würde es wahrscheinlich als Gegenleistung für ihre Rettung ansehen, auch wenn Esteron versichert hatte dass er nichts dafür wollte - Geschäft blieb Geschäft...
Allerdings rechnete sie nicht damit, dass Esteron sein Wort brechen würde. Er hatte etwas Ehrliches an sich, das sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wahrscheinlich war er ihr deswegen zu Beginn so sonderbar vorgekommen. Aber sie begann ihm zu vertrauen...
Ja, tatsächlich. Auch wenn sich ihr Unterbewusstsein, ihre Instinkte dagegen sträubten. Sie davor warnten, erneut auf einen dieser verfluchten Schwindler reinzufallen. Trotzdem begann sie ihm zu vertrauen...
Schließlich setzte sie sich zu ihm.
"Ich glaube ich muss nochmal zurück zum Schlachtfeld. Ich will schließlich nicht ewig mit deinem Mantel rumrennen..."
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