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14.06.2003, 01:57 #201
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Natürlich, üben."
Sie kicherte aus irgend einem unerfindlichen Grund.
"Üben. Üben, üben, üben. Das hat Bernd auch immer gesagt. Kennst du Bernd?"
Sie zögerte kurz und lachte dann plötzlich.
"Nein, natürlich nicht. Tja, wirst ihn auch nicht mehr kennenlernen. Er ist tot. Sie sind alle tot, tot, tot..."
Plötzlich schoss ihre Hand zum Griff ihres Schwertes, sie glitt katzengleich an Gardiff vorbei und stand einen Augenblick später vor ihm, ihre Bewegungen waren trotz des Alkohols und der Krautstengel schnell und fließend. Das Mondlicht spiegelte sich auf dem kalten Metall ihrer Waffe.
"Bernd meinte immer: 'Wenn du üben willst, dann versuch das Unschaffbare zu schaffen.'"
Sie sah dem Waldstreicher in die Augen, ihr Blick war herausfordernd, kampflustig, genau wie ihr Grinsen...
14.06.2003, 02:35 #202
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Natürlich."
Ansatzlos schnellte sie nach vorn, die dünne Erzklinge zerschnitt pfeifend die Luft. Gardiff riss sein Schwert hoch und parierte den ersten Angriff ohne große Mühe, schabend glitten die Waffen aneinander ab, als Lehna sich zur Seite warf. Ihr Lehrmeister sprang ebenfalls zur Seite, die Klingen blieben in Kontakt miteinander, Gardiff versuchte ihr Schwert nach unten zu drücken. Lehna wusste, dass sie bei einem solchen Kräftemessen unterliegen würde und zog sich mit einem schnellen Schritt nach hinten zurück.
Leicht geduckt tänzelte sie um Gardiff herum, doch im Gegensatz zu Esteron ließ dieser ihr keine Zeit und griff an, gerade so konnte sie seinen von links kommenden Schlag abwehren. Der Waldstreicher riss seine Waffe hoch um sie einen Augenblick später wieder niederfahren zu lassen, Lehna sprang zur Seite und stach zu. Allerdings war Gardiff schnell genug, um ihre Waffe zur Seite zu schlagen.Die junge Frau folgte dem dadurch entstandenen Schwung, wirbelte um die eigene Achse und schlug von der anderen Seite her zu, jedoch nur um erneut auf die abwehrbereite Klinge des Waldstreichers zu stoßen...
Erneut sprang sie einen Schritt zurück und grinste Gardiff an. Immerhin, er verstand sein Handwerk um einiges besser als Esteron - und griff schob wieder an. Seine Klinge beschrieb einen seitlichen Bogen durch die Luft, doch statt den Schlag abzuwhren ließ sich Lehna nach hinten fallen, stützte sich mit der freien Hand auf den Waldboden und riss ihre Beine hoch. Gardiffs Schwert zerschnitt nur die Luft über ihr, einen Augenblick später keuchte der Waldstreicher überrascht, als ihre Stiefelsohlen in seiner Magengegend landeten. Der Schwertkampflehrmeister beugte sich nach vorn, um die Wucht des Treffers abzufangen und sprang einen Schritt zurück, Lehna zog die Beine an, stieß sich mit der Hand vom Boden ab und stand schon wieder sicher auf den Füßen.
Sie lächelte Gardiff herausfordernd an und schnellte im nächsten Augenblick erneut nach vorn...
14.06.2003, 03:16 #203
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Ui, das war nicht ganz so geschickt gewesen...
Lehna zögerte jedoch nicht, als Gardiff sie umgestoßen hatte, sondern sprang sofort wieder auf die Beine. Ihr Lehrmeister ließ ihr jetzt allerdings kaum Zeit sich vorzubereiten, bevor er schon wieder angriff. Seine Hiebe kamen schnell und waren schwer vorherzusehen, die beiden umkreisten sich leichtfüßig, ihre Waffen führten ihren Tanz im fahlen Mondlicht auf, in schneller Folge ertönte das Klirren des Stahls...
Gardiff hatte die Schwierigkeit ziemlich hochgesetzt inzwischen, daran selbst anzugreifen konnte Lehna nicht mehr wirklich denken, viel zu sehr war sie damit beschäftigt sich verbissen gegen ihren Lehrmeister zu verteidigen. Sie war ihm wohl doch noch nicht so ganz gewachsen... Aber aufgeben? Nö.
Als Gardiff mal wieder von der Seite her zuschlug ließ sich Lehna ein weiteres Mal nach hinten fallen, wieder zerschnitt die Waffe ihres Lehrmeisters nur die Luft. Die junge Frau stützte sich diesmal mit beiden Händen auf den Boden, riss die Beine hoch und kam nach einem Überschlag ein Stück entfernt von Gardiff wieder auf die Füße. Sie zögerte nicht sondern sprang ansatzlos in die Höhe, schnappte sich mit der Linken einen tief hängenden Ast und schwang in Gardiffs Richtung, wobei sie nach dem Waldstreicher trat. Dieser allerdings wich ihrem Tritt aus, also ließ sie los und drehte sich in der Luft um die eigene Achse, sirrend zerschnitt ihre rasiermesserscharfe Erzklinge die Luft - um dann klirrend auf Gardiffs erhobene Waffe zu treffen...
14.06.2003, 03:27 #204
Lehna
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UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #2 -
Hab Einhand geübt.

Rang: Amazone
Skills: Schleichen 1, Einhand 1
14.06.2003, 04:01 #205
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht ließ sich Lehna auf ein weiches Moospolster fallen und versuchte wieder einigermaßen zu Atem zu kommen, der Kampf hatte sie doch ziemlich aus der Puste gebracht.
"Danke... Ich werd mich bemühen...", brachte sie noch hervor und wischte eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Hm, das war die selbe die sie andauernd nervte. Vielleicht sollte sie diese Locke mal abschnippeln. Oder auch nicht, Esteron mochte sie nämlich...
Lehna grübelte noch ein wenig über die Lockenproblematik nach, bis sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, dann erhob sie sich langsam, sammelte ihr Schwert auf und ging zu Krieger und Esteron, die sich etwas abseits ins Gras gesetzt hatten. Sie ließ sich von dem Sumpfler einen Krautstengel geben und kuschelte sich dann an Esteron, der seinen Arm um ihre Schulter legte und sie an sich drückte, wobei er ihr irgendwelche Komplimente betreffs ihrer Kampffähigkeiten machte. Sie hörte allerdings nur noch mit halbem Ohr zu, und kurz nachdem sie den Krautstengel aufgeraucht und die Kippe ins feuchte Gras geworfen hatte garnicht mehr, weil sie dann nämlich eingeschlafen war...
14.06.2003, 15:40 #206
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Lehna blinzelte, schlug verschlafen die Augen auf. Sofort wurde sie vom hellen Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne geblendet. Bei innos, scheinbar hatten sie gewaltig verpennt - der hell strahlende Himmelskörper hatte den Zenit schon überschritten.
Sie setzte sich langsam hin, musterte den noch friedlich vor sich hin schnarchenden Esteron neben ihr. Der Kerl musste ja einiges intus haben. Nun ja, wenn man Krieger so ansah - der lag merkwürdig verdreht auf einer dicken Wurzel...
Sie gähnte ungeniert und streckte alle Viere von sich, blinzelte noch ein paar mal und rieb sich kurz die Augen. Nochmal blinzeln. Hmm ja, jetzt sollte der Sehapperat einigermaßen funktionieren.
Sie küsste Esterin kurz auf die Wange, wovon dieser nicht gerade viel mitbekam, und erhob sich dann langsam...
"Hallo Lehna, schön dich mal wieder zu sehen... seit der Tavernenschlägerei im Sumpf mein ich!"
Himmel, was war das denn? Lehnas Hand zuckte instinktiv zum Griff ihres Schwertes, sie starrte die auf sie zukommende Amazone einen Moment lang an, als hätte sie soeben verkündet, dass sie die Vorhut der Marsmännchen darstellte, die die Erde in Besitz nahmen und dass Bush an der nächsten Friedensdemo beteiligt sein würde.
Dann aber erkannte sie die junge Frau, oder zumindest kam es ihr so vor. Richtig einordnen konnte sie das Gesicht noch imer nicht. Aber gefährlich war sie nicht, Lehna ließ ihre Hand sinken.
"Äh... Hallo...", stammelte sie noch immer ziemlich überrumpelt und sah die Amazone fragend an.
"Was machst du denn in Gorthar?", fragte sie, wahrscheinlich nur um etwas Zeit zu gewinnen, sich endlich wieder zu erinnern, was genau es mit der jungen Frau vor ihr auf sich hatte...
14.06.2003, 16:20 #207
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Die Wälder erkunden? Beachtliche Flora und Fauna? Irgendwie klang das für Lehna nicht gerade überzeugend. In Gorthar machten sich höchstens hoffnungslose Angeber, hoffnungslose Schwachköpfe oder hoffnungslose Selbstmörder auf den Weg, um die Wälder zu erkunden. Bei dem ganzen Gesindel das hier herumlief... Es wunderte sie schon selbst, warum sie während der ganzen Wanderung mit Frost nicht ein einziges Mal auf Banditen gestoßen waren. Nun ja, vielleicht hatte es ja an dem Waffenmeister gelegen...
Sie beschloss allerdings, das Thema des Grundes für Saturas und Leons Aufendhalt nicht weiter anzuschneiden und die Geschichte einfach mal zu 'glauben'. Wenn die beiden nicht die Wahrheit erzählen wollten, dann würden sie schon ihre Gründe dafür haben. Und Lehna hasste es, aufdringlich zu sein.
"Nein, Frost ist vor kurzem allein weitergezogen.", beantwortete sie die Frage der Amazone und nahm Leons Brot entgegen, wobei sie ihm dankend zunickte und sich ins Gras setzte.
"Er wollte zum Gletscher. Auf den Göttersitz. Weiß der Henker warum..."
Sie schwieg kurz und schnitt sich mit einem ihrer Dolche einen Kanten vom Brot ab, bevor sie den Laib an Satura weiterreichte und ihr dabei ernst in die grünen Augen sah.
"Und um ehrlich zu sein, ich rechne nicht damit dass wir ihn wiedersehen. Was er da vorhat ist schlichtweg Wahnsinn. Selbst für einen Mann wie ihn."
Sie sah sich kurz um zu esteron, aber der hatte nichts mitbekommen und schwebte wohl noch immer auf rosaroten Sumpfkrautwölkchen durch die Gegend.
"Frost hat uns... Na ja, eher Gardiff und Esteron... Aufgetragen, die Inquisition zu beschatten. Jetzt sind die beiden wild darauf den Auftrag auszuführen."
Lehna lächelte bemüht, ein wenig hilflos vielleicht.
"Auch Wahnsinn..."
14.06.2003, 16:50 #208
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Ich weiß nicht was Frost auf dem Gletscher will und wo der Kult steckt hab' ich auch keine Ahnung. Ist mir auch ganz recht so..."
Lehna überlegte kurz, ob sie Satura von der Begebenheit auf dem Hügel mit den Gepfählten erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es gab keinen Grund ihr davon zu erzählen, zumindest im Moment nicht. Zumal sie sich nicht sicher war, ob sie der Amazone wirklich trauen konnte.
"Die Inquisition... Nun ja, die ist wohl etwas zu weit gegangen. Hat ein paar dieser nutzlosen Ratsherren einen Kopf kürzer gemacht."
Sie seufzte leise. Da war er wieder, ihr Hass auf die Oberschicht, die Reichen und Mächtigen, denen sie einen großen Teil der Schuld für den bisherigen Verlauf ihres Lebens gab. Sie erinnerte sich an das, was Tak gesagt hatte. Irgendwie hatte Frost ehemaliger Schüler recht, egal wie wahnsinnig er war. Warum trauerte sie überhaupt um diese verfluchten Penner? Sie hatten doch nichts besseres verdient als den Tod. Sie verdienten doch selbst jeden Tag ihr Geld mit dem Tod anderer, nur nicht ganz so offensichtlich...
Lehna schüttelte langsam den Kopf. Sie sollte aufhören sich Gedanken über die Vergangenheit zu machen, zu einem Ergebnis würde sie ohnehin nie kommen. Was zählte war nicht der Weg, der hinter ihr lag, sondern der, den sie noch zu beschreiten hatte. Zusammen mit Esteron...
"Frost hat die Inquisitoren jedenfalls zusammen mit der Armee aus der Burg geworfen. Die fanden das nicht ganz so toll, haben ein paar Rekruten abgeschlachtet und sich in die Wälder verkrümelt. Jetzt will Frost eben dass wir die Hexenjäger aufspüren und beobachten."
Wieder ein trauriges Lächeln.
"Die anderen beiden sind Gardiff, ein Waldstreicher, und Krieger, ein Templer aus dem Sumpf. Daher das ganze Kraut. Und ja, die Feier gestern Abend war ganz lustig..."
14.06.2003, 17:19 #209
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Lehna kaute nachdenklich auf einem Stück Brot herum und sah zu Leon. Ihm war wohl klar, dass sie die 'Ausrede' in Bezug auf den Gorthar - Aufendhalt nicht wirklich geschluckt hatte. Danach fragen würde sie trotzdem nicht.
"Nein, ich kenne die hiesige Gegend gut genug. Ich begleite sie... vor allem Esteron..."
Sie grinste kurz ein klein wenig unsicher.
"Und Gardiff bringt mir zur Zeit den Umgang mit dem Schwert bei. Was die Inquisition betrifft habe ich keine Ahnung, wo die sich aufhalten könnte, die anderen ebensowenig. Gorthar ist groß. Von einem Inquisitor Dorrien habe ich auch noch nix gehört, aber das will nichts heißen. Der einzige von den Typen der mir etwas sagt ist Tannenberg. Den habe ich aber auch noch nie persönlich gesehen. Aber wenn dieser Dorrien ein Inquisitor ist, nun, dann wird er sich wohl bei den anderen aufhalten. Ich wüsste nicht wo er sonst sein sollte."
14.06.2003, 17:48 #210
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Wer allein auf den Göttersitz kraxeln will, der kommt nicht mehr zurück.", antwortete Lehna knapp, ihre Worten waren von einer fast schon erschreckenden Selbstverständlichkeit. Genausogut hätte sie sagen können, dass ein Stein eben herunterfiel, wenn man ihn hochhob und dann losließ. Ein Naturgesetz, das Gesetz des Gletschers.
"Esteron ist..."
Sie zögerte kurz und sah sich nach den drei Schnapsleichen um, die noch immer unbeweglich im Gras herumlagen und pennten.
"...für gewöhnlich ganz gut drauf.", beendete sie grinsend ihren Satz. Sie begann sich zu fragen, wie lange die drei Männer noch Kriegers Sumpfkrautvorrat weggeraucht hatten, nachdem sie selbst im Anschluß an den Trainingskampf mit Gardiff eingeschlafen war.
14.06.2003, 18:14 #211
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Der Göttersitz ist der höchte Gipfel des Gebirges. Es gibt seltsame Legenden, die sich um ihn ranken, einige behaupten, die Götter hätten mal da oben gewohnt. Na ja, ich glaube diesem ganzen Zeug nicht wirklich, solange die Götter kein Lebenszeichen von sich geben, gehe ich davon aus, dass sie ohnehin nur ein Märchen sind. Fakt ist aber, dass die Luzkanzacken und insbesondere der Gletscher die mit Abstand tödlichste gegend von ganz Gorthar sind. Ich will garnicht wissen, was sich neben den Luzkans noch alles dort oben rumtreibt."
Sie schwieg wieder kurz, einmal mehr wanderte ihr Blick zu esteron und den anderen beiden Pennern. Und sowas wollte sich mit der Inquisition anlegen. Na das konnte ja heiter werden...
"Egal, für einen einzelnen Mann ist es mehr als genug.", wandte sie sich schließlich wieder an Satura.
"Rechne also nicht damit, Frost jemals lebend wiederzusehen."
Sie senkte kurz den Blick, überlegte, und sah dann wieder in die grünen Augen der Amazone.
"Das mit der Inquisition und dem Kult ist ne längere Geschichte. Kurz zusammengefasst - die Inquisition wurde vom Stadtrat als Unterstützung gegen den Kult angefordert, der durchaus gefährlich ist, hat ein paar Leute verbrannt und gepfählt, irgendwann ist ist dieser Oberinquisitor Tannenberg wohl durchgedreht und hat ein paar Stadträte abserviert. Frost is' nach Gorthar, hat sich die Armee geschnappt und ist ganz einfach in die Burg einmarschiert. Zumindest sah es so aus. Frag nicht nach Details, ich hatte wirklich andere Sorgen als ein paar Inquisitoren, die Stadträte umlegen."
Erneut legte sie eine Pause ein. Die stadträte. Hatten sie es anders verdient? Schon wieder stellte sie sich diese Frage. Ohne allerdings die Antwort darauf zu kennen.
"Der Kult will seinen komischen Erlöser rufen und das Unrecht von dieser welt tilgen. Aber wie gesagt, solange ein Gott kein Lebenszeichen von sich gibt werde ich nicht an seine Existenz glauben. Ich habe nur gegen Geld für den Kult gearbeitet, über seine Ziele weiß ich also auch nichts genaueres."
14.06.2003, 19:31 #212
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Für was wir sind?", fragte Lehna und sah Satura etwas überrascht an. Die Amazone schien selbst verwundert zu sein über das, was sie eben gesagt hatte. Seltsame Frau, diese Satura. Sie wirkte irgendwie abwesend, ab und zu schien es, als wäre sie mit sich selbst nicht ganz im Reinen. Eine Art innerer Zwiespalt vielleicht...
Nun ja, Lehna interessierte das nicht sonderlich. Sie wollte mit den Problemen wildfremder Leute nicht unbedingt etwas zu tun haben, davon hatte sie auch selbst genug.
"Also ich wäre ja dafür, ganz einfach die Inquisition in Ruhe zu lassen und in dieser Bergarbeitersiedlung zu bleiben, aber Gardiff und Esteron wollen nicht. Sie wollen unbedingt Frosts Auftrag erfüllen. Nun ja, da muss ich wohl mitkommen..."
Musste sie das wirklich? Würde Esteron sie für Frosts Aufgabe im Stich lassen, wenn sie ihm die Wahl ließ? Nein, garantiert nicht. Sie wusste, dass er in diesem Fall ihr folgen würde und nicht Gardiff oder dem Waffenmeister, der vielleicht ohnehin schon tot war. Doch es würde ihm trotz allem schwer fallen, und sie wollte dem jungen Wanderer das nicht antun, nach allem was er für sie getan hatte. Sein Weg war auch ihr Weg, und wenn sein Weg zur Inquisition führte, dann würde sie ihm folgen und ihn unterstützen so gut sie konnte.
Nachdenklich stocherte sie mit einem kleinen Stöckchen in der Wiese herum. Wenn die drei Kiffer andlich aufwachten würde es endgültig losgehen. Dann konnte sie nur noch hoffen, dass die Inquisition sich zu gut versteckte...
14.06.2003, 21:44 #213
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Sieh an, da lebt wer wieder.", kommentierte Lehna Esterons Auftauchen und lächelte den jungen Mann aufmunternd an, als dieser sich neben ihr auf einen Stein niederließ. Begeistert sah er ja nicht gerade aus, zog eine Schnute als gäbe es auf der Welt nur Mobber, die es auf ihn abgesehen hatten. Lehna legte ein wenig den Kopf schief, nahm dann ihre etwa halb volle Wasserflasche von ihrem Gürtel und reichte sie dem Wanderer.
"Spül mal deinen Mund aus, stinkt sonst so. Und ich habe eigentlich kein großes Interesse daran, von der Inquisition gerochen zu werden bevor wir in Sichtweite kommen..."
Die grinste ein wenig. Tztztz, Esteron und Krieger mussten tatsächlich noch eine ziemliche Party abgezogen haben in der Nacht. Und jetzt bekam der junge Mann gnadenlos die Rechnung präsentiert...
14.06.2003, 22:54 #214
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Nun gut...", meinte Gardiff und drehte sich um, um langsam in Richtung Wald zu schlendern. Lehna gab Esteron einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich erhob, die Hand des jungen Wanderers nahm und ihn hinter sich her zog, während sie Gardiff folgte. Lustlos trottete er über den weichen Boden. Zuletzt folgten Satura, Leon und Krieger, der das Schlusslicht bildete.
Lehna schien auch ein wenig genervt, vielleicht betrübt zu sein, als sie einen Blick auf den Himmel warf. Dunkle Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, verdrängten auch das letzte Licht des Tages. Mit einem dumpfen Grummeln in der Ferne kündigte sich ein Gewitter an...
Ihr Blick wanderte zu Krieger und wieder zu Esteron. Mit den beiden sollte es also auf Inquisitorenjagd gehen? Na wunderbar. Die Aussichten waren ja besser als sie sich erhofft hatte...
Sie seufzte leise und folgte Gardiff, der einfach durch den Wald ging, ohne eigentlich einen Plan zu heben, wo die Suche beginnen sollte...
15.06.2003, 00:22 #215
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Banditen. Na wunderbar. Genau das, was sie jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnten...
Sie ließ Esterons Hand los und ging langsam nach vorn zu Gardiff und Krieger, ohne jedoch ihre Waffen zu ziehen. Obwohl sie äußerlich ruhig wirkte war ihr gesamter Körper angespannt, bereit, jederzeit augenblicklich zu reagieren.
Sie musterte den Sprecher der Banditen kühl, er tat das selbe mit ihr, wobei sein Blick ein Stück unter ihrem Hals hängen blieb. Sie verdrehte kurz genervt die Augen, diese Gossenkinder waren doch alle gleich...
Sie ging langsam auf den Banditen zu, der sein Schwert erhob und die Spitze auf ihren Bauch setzte, wobei er sie geringschätzlich und ein wenig lüstern angrinste.
"Na, wie sieht's aus? Willst du den Anfang machen?"
Der Räuber hielt fordernd die Handfläche auf, Lehna nickte langsam.
"Will ich."
Plötzlich drehte sie sich zur Seite, den Banditen Schwertspitze zeigte ins lehre. Mit einem leisen Schaben verließen zwei geschliffene Dolche ihre ledernen Betten, im nächsten Augenblick stand Lehna neben dem Räuber und drückte ihm eine der Waffen an die Kehle, während ihr Knie hochschoss und den Schwertarm des Banditen traf, der sein Schwert überrascht fallen ließ.
Die anderen Räuber hoben überrascht ihre Waffen, griffen jedoch noch nicht an. Lehna schüttelte langsam den Kopf.
"Ich denke wir sollten nochmal neu verhandeln...", meinte sie kühl und drückte die Klinge ihres Dolches etwas fester gegen den Hals des noch immer überraschten Räubers, während sie den zweiten Dolch locker in ihrer Linken kreisen ließ...
15.06.2003, 02:14 #216
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
So so, es wurde also ernst. Jetzt hieß es töten oder getötet werden, sein oder nicht sein... Na ja, und der übliche Quark eben.
Lehna hatte jetzt jedenfalls keine Zeit für Sentimentalitäten. Sie wirbelte herum, ihr Dolch hinterließ einen flachen, allerdings nicht weiter gefährlichen, Schnitt im Hals des Banditen. Unangenehmer war für diesen eher die Tatsache, dass sie ihr rechtes Bein hochriss und eine Sekunde später ihre rechte Stiefelspitze mit seiner Schläfe kollidierte. Der Bandit stürzte zu Boden.
Lehna verlohr keine Zeit, geschmeidig stieß sie sich vom Boden ab. Ein weiterer Räuber kam auf sie zugerannt, einen brutalen Streitkolben schwingend. Sie wusste, dass sie dem Kerl in Sachen Körperkraft nicht viel entgegenzusetzen haben würde, also musste sie mal wieder ihre Beweglichkeit ausnutzen.
Der Räuber schwang seine Waffe in einem hohen Bogen über seinem Kopf. Die junge Frau wich blitzartig zur Seite aus, Holz splitterte als der schwere Waffenkopf krachend gegen die Rinde eines Baumes prallte. Geschliffene Klingen blitzten kurz im Mondlicht, schienen einen Augenblick zu erstarren, dann brüllte der Bandit schmerzgepeinigt auf, ließ seines Streitkolben fallen und starrte entsetzt auf seine Schulter, in der Lehna einen ihrer Dolche bis zum Griff versenkt hatte. Ein wölfisches Grinsen verlieh dem Gesicht des Mädchens etwas raubtierhaftes, legte eine Seite an ihr offen, die Esteron bisher noch nicht kennengelernt hatte. Eine Seite, die Lehna selbst nur zu gern los wäre...
Mit einem Ruck riss sie ihre Waffe wieder aus der Schulter des Banditen, einen Augenblick später zuckte ihr Dolch erneut nach vorn, diesmal bohrte sich die Klinge in den Oberschenkel des Mannes. Wiederstandslos riss die einfache Leinenhose, die geschliffene Waffe schnitt durch Fleisch und Muskeln wie durch Butter, als Lehna ihren Dolch nach oben riss. Als sie nach hinten sprang und dem Räuber einen finalen Tritt gegen die Rübe verpasste, klaffte ein mindestens zehn Zentimeter langer und fünf Zentimeter tiefer Schnitt in seinem Bein. Wimmernd presste er die Hände auf die blutenden Wunden. Lehna bedachte ihn noch mit einem geringschätzigen Blick, der Kerl war erstmal ausgeschaltet...
Esteron führte sich unterdessen auf wie ein Wahnsinniger, schlug mit seinem Schwert um sich, rannte durch die Gegend. Die junge Frau schüttelte kurz den Kopf. Vielleicht sollte er das Kämpfen doch besser denen überlassen, die es konnten...
Sie rannte wieder ins Kampfgetümmel, vorbei an einem Banditen, scheinbar ohne ihn zu bemerken. Dieser, bewaffnet mit einem langen Holzknüppel, nutzte seine 'Chance' und schlug auf den Rücken der an ihm vorbeirennenden jungen Frau. Dummerweise musste er feststellen, dass seine Chance nur eine Illusion gewesen war, als lehna sich nach vorn warf, sich mit den Händen auf dem Boden abstützte und die Beine hochriss. Der Knüppel rauschte über ihr durch die Luft, die Sohlen ihrer Stiefel kollidierten unsanft mit dem Unterkiefer des Banditen. Dieser gab ein überraschtes Grunzen von sich und taumelte einen Schritt zurück, als Lehna nach einem Überschlag schon wieder auf den Füßen stand. Sie wirbelte herum, ihre Dolche schossen nach vorn - der kalte Stahl bohrte sich zielgenau in die Augen des Banditen. Der Mann brüllte auf, sprang entsetzt zurück. Er verlohr das Gleichgewicht, fiel haltlos nach hinten, wobei er seine Hände auf seine Augen presste. Blut und durchsichtiges Gelee sicherten zwischen seinen Fingern hervor. Gaffen würde der jedenfalls nicht mehr...
Ohne ihr Opfer noch eines weiteren Blickes zu würdigen drehte sich Lehna um, ließ ihren ungewöhnlich kalten Blick über den Kampfplatz streifen. Esteron hatte es tatsächlich geschafft einen Banditen niederzuschlagen. Hmm, nicht schlecht. Aber ob das reichen würde? Noch waren genug von den Typen da...
15.06.2003, 13:11 #217
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna saß einfach nur unter einem der Bäume, ihr Blick war ziellos ins Nichts gerichtet. Ihre Dolche lagen neben ihr im Gras, sie hatte die Klingen so gut wie möglich gesäubert. Trotzdem haftete ihnen noch immer der rötliche Schimmer des Blutes an. Sie spürte die kalte, rasiermesserscharfe Klinge ihres Schwertes an ihrem Hals. Die Waffe zitterte ein wenig, so wie ihre Hände zitterten, die sie hielten. Dennoch hatte die Berührung der Erzklinge etwas beruhigends an sich. Sie könnte es beenden, hier und jetzt, war sich selbst nicht völlig hilflos ausgeliefert...
Eine einzelne Träne glitzerte kurz in ihrem Augenwinkel, lief dann ihre Wange hinunter und tropfte auf den mit vertrockenen Tannennadeln übersähten Waldboden. Was war schon wieder mit ihr los gewesen? Sie kannte diesen Zustand viel zu gut, hasste ihn. Es waren Räuber gewesen, wahrscheinlich gewissenlose Mörder. Aber dennoch waren sie Menschen... Genau wie diese reichen Patrizier in der Stadt. Was hatte sie wieder getan? Sie wusste es selbst nicht. Sollte sie sich dafür feiern oder töten? Vielleicht hatte sie anderen das Leben geretet. Vielleicht. Doch würde sie es nie erfahren. Wäre es besser gewesen, die Banditen sofort zu töten? Ein schneller Schnitt und die Kehle war durch, keine Schmerzen mehr...
Sie spürte, wie etwas warmes ihren Hals hinunterlief. Die erzklinge hatte inzwischen einen dünnen Schnitt verursacht. Mit einiger Überwindung brachte sie sich selbst dazu, die Waffe ein kleines Stück von ihrem Hals zu entfernen.
Vielleicht war es doch besser, wenn sie einfach Schluss machte. Besser für sie selbst, besser für Esteron. Esteron...
Sie schloss die Augen und schluchzte leise. Esteron. Es musste für ihn schlimmer gewesen sein als tausend Schwerter. Würde sie ihm jemals wieder in die Augen sehen können? Das letzte Mal hatte sie es ihm nur erzählt, aber was waren schon Worte im Vergleich zu dem, was man sah? Würde er sie überhaupt noch sehen wollen?
Sie hatte Angst, Angst vor dem Ungewissen. Sie wollte seine Reaktion garnicht erleben. Was sollte er noch mit ihr anfangen? Er würde sie verstoßen. Und sie würde wieder allein sein...
Nein, das konnte sie nicht. Das würde sie nicht schaffen. Ihre Hände umklammerten den Griff ihres Schwertes wie im Krampf, die Klinge rückte wieder ein Stück näher an ihren Hals. Ein Ruck, alles wäre vorbei.
Aber es wäre feige...
Sie wollte vor sich selbst weglaufen, doch wohin? War das überhaupt eine Lösung?
Sie ließ ihr Schwert sinken. Nein, das war keine Lösung. Woher wollte sie wissen, was Esteron tun würde, oder die anderen? Umbringen konnte sie sich später auch noch. Aber nicht, bevor sie sich nicht dem gestellt hatte, was sie am meisten fürchtete - ihren eigenen Taten. Woher kam diese dunkle Seite in ihr überhaupt? War es ihre Ausbildung? Ihr Leben? Sie hasste Leute wie es diese Banditen waren, obwohl sie ihnen ihre Taten nicht übelnehmen konnte. Dennoch hasste sie sie. Genau wie sie sich selbst hasste...
Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihre Gedanken wurden mal wieder ziemlich wirr. Aber war dies alles hier nicht wirr?
Lehna rappelte sich langsam auf, ihre Beine wollten ihr zunächst nicht so ganz gehorchen. Sie sammelte ihre Waffen ein und trottete den Weg zurück, den sie gelaufen war, als auch die Banditen die Flucht ergriffen hatten.
Sie bog einen Ast zurück. Da waren sie. Saßen auf der Lichtung und warteten. Und auch die verletzten Banditen waren hier. Lehna schloss die Augen und schluckte. Die anderen dürften sie inzwischen bemerkt haben. Aber wie sollte sie ihnen etwas erklären, das sie selbst nicht erklären konnte? Angst schnürte ihr die Kehle zu, die Angst vor dem was kommen würde. Davor, das Esteron und die anderen sie wieder allein lassen würden. Eientlich hätte sie es auch garnicht anders verdient...
15.06.2003, 15:33 #218
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Im ersten Moment wusste Lehna nicht, wie sie reagieren sollte. Irgendwie war sie auf alles gefasst gewesen, aber nicht auf das, was sie sich am meisten erhofft hatte. Sie hatte es wohl nicht für möglich gehalten...
So blieb sie zunächst einfach nur stehen und sah Esteron mit großen Augen an. Interessierte es ihn überhaupt nicht, was eben passiert war? Nur das sie noch lebte? Irgendwie... sonderbar...
Sie schluckte, hob ihre leicht zitternden Hände. Dann ließ sie sich einfach nach vorn fallen, Esteron fing sie auf, sie schlang ihre Arme um seinen Hals, klammerte sich hilfesuchend an ihn. Ihre Finger krallten sich in die Ösen seines Kettenhemdes, sie drückte sich schluchzend an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Man könnte meinen, sie hätten sich seit ein paar Jahrzehnten nicht gesehen.
Ihr Körper bebte, Tränen kullerten ihre Wangen hinab.
"Esteron... Ich weiß nicht, was..."
Ihre Worte waren kaum zu verstehen, gingen schließlich in einem hilflosen Schluchzen unter...
15.06.2003, 17:47 #219
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna trottete schweigend und mit hängendem Kopf neben Esteron her, der dabei ihre Hand hielt. Ihre nassen Haare hingen ihr in Strähnen ins Gesicht, das Mädchen machte sich nicht die Mühe sie wegzuwischen. Der Regen hatte etwas beruhigendes an sich. Etwas reinigendes vielleicht...
Dennoch waren es nicht nur Regentropfen, die ihre Wangen befeuchteten. Die ganze Zeit weinte sie still vor sich hin, versuchte noch immer zu begreifen was sie da überhaupt getan hatte. Nicht nur den Banditen, vor allem Esteron. Wäre es nicht besser gewesen, sich einfach ausrauben zu lassen? Dann hätte Esteron das alles nicht miterleben müssen, nicht wissen müssen...
Sie fuhr sich mit der freien Hand über ihr Gesicht und schniefte leise. Andererseits... Jetzt wusste er, worauf er sich da einließ. Jetzt kannte er sie wirklich.
Sie selbst hatte allerdings das Gefühl, sich immer weniger zu kennen. Als gäbe es sie zweimal. So wie Esteron, Esteron und den General. Lehna und die Schlächterin...
Sie schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf. Wie sollte das nur weitergehen? Sie richtete sich selbst zu Grunde, und vor allem riss sie andere mit sich. Esteron zum Beispiel. Warum musste sie ihn unbedingt mit soetwas belasten?
"Es tut mir so Leid... Esteron... Ich will das alles nicht..."
Sie sah ihn kurz mit großen, traurigen Augen an, bevor sie ihren Blick wieder auf den Boden senkte. Sie suchten jetzt also die Inquisition, hatten schon eine Spur.
Vielleicht konnte sie ja etwas wieder gutmachen...
15.06.2003, 21:52 #220
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Mit leerem Blick beobachtete Lehna, wie sich Esteron auf den Rücken fallen ließ. Er wollte? Was?
Nein, nicht was. Irgendwie wusste sie, was er damit meinte. Die Frage war eher, warum. Überhaupt fragte sie sich bei Esteron ständig nach dem Warum. Aber wahrscheinlich würde sie die Antwort nie finden, genau wie so viele andere Antworten...
Sie starrte noch etwa eine halbe Minute lang in die Glut, wie Esteron es bis eben getan hatte, bevor sie ein kleines Stück nach hinten rutschte und sich neben ihn legte. Ihr Kopf ruhte auf Esterons Schulter, sie schmiegte sich eng an den jungen Wanderer. Eine Weile lagen sie einfach nur so da, Esteron starrte den Mond an, Lehna fing an gedankenverlohren an seinem Kettenhemd herumzuspielen, während sie versuchte, ihre Verwirrung einigermaßen in den Griff zu bekommen.
"Es tut mir Leid dass ich dich damit belaste, Esteron...", brachte sie igendwann leise heraus. Schon wieder fanden Tränen ihren Weg in ihre Augen.
"Ich... ich will nicht so sein wie ich bin. Ich dachte eine Zeit lang, ich wäre nicht so. Aber... Frost hat Recht. Einmal Abschaum, immer Abschaum."
Sie schluchzte leise, ihre Hände krallten sich in Esterons Kettenhemd fest.
"Es... es ist als würde ich die ganze Welt niedermachen. Als könnte ich mich damit rächen an denen, die irgendwo in ihren Paalästen hocken und vom Leid anderer leben, an denen, die einem mit einer Eisenstange die Seele aus dem Leib prügeln wenn man am Ende des Tages zehn Goldstücke zu wenig eingenommen hat, an denen, die in mir nichts anderes Sehen als... einen Gegenstand, der dazu da ist ihnen Nutzen zu bringen. In Augenblicken wie diesem mit den Räubern kommt alles zusammen..."
Sie schob sich ein Stückchen weiter hoch, legte ihren Arm um Esterons Hals, klammerte sich verzweifelt an ihn und weinte. Nein, sie konnte es ihm nicht antun so zu bleiben. Aber ihr Hass war zu tief verwurzelt, über die Jahre angewachsen und aufgestaut. Allerdings war er nicht stark genug, ihre Schuldgefühle zu verdrängen, die unablässig an ihr nagten und ihr den Rest gaben.
"Hilf mir..."
16.06.2003, 00:43 #221
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna schluchzte leise vor sich hin, drückte sich an Esteron, hielt sich an seinem Kettenhemd fest. Einmal mehr fragte sie sich, warum er all das für sie tat. Womit sie seine Liebe verdient hatte. Es gab so viele andere Mädchen auf der Welt, die nicht getötet und verstümmelt hatten...
Dennoch ließ er sie nicht allein, nicht einmal jetzt. Warum auch immer er das tat, sie wusste nicht wie sie ihm ihre 'Schuld' jemals wieder zurückzahlen sollte. Aber nicht einmal das wollte er ja...
Sie sagte nichts mehr, lag einfach nur neben ihm. Sie fröstelte ein wenig, als der kühle Nachtwind über ihre vom Regen völlig durchnässte Kleigung strich, versuchte sich noch etwas enger an Esteron zu kuscheln um ein wenig mehr von seiner Wärme abzubekommen.
Langsam beruhigte sie sich, ihre Tränen versiegten nach und nach. Zurück blieb eine sonderbare Leere. Keine Trauer, keine Angst, nichts. Sie lauschte Esterons ruhigem regelmäßigem Atem, ihr Blick wanderte ziellos durch die Dunkelheit.
Irgendwo da draußen lauerte die Inquisition...
Es überraschte sie selbst, warum war sie plötzlich auf die Inquisition gekommen? Vielleicht, weil die Inquisition wohl die nächste Prüfung darstellen würde für sie und Esteron. Den nächsten Krater, der sie verschlingen konnte...
"Nein, wird er nicht...", antwortete sie plötzlich auf Esterons letzten Satz. Wie lange war der nun schon her? Eine viertel Stunde? Es war unwichtig. Was spielte Zeit schon für eine Rolle? Keine...
16.06.2003, 03:44 #222
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Ziemlich allein im Wald...
Lehnas Hand tastete sich suchend durch das feuchte Gras, durch die vertrockneten Nadeln. Doch sie fand nichts. Nur Gras und Schmutz...
Sie riss die Augen auf. Esteron lag nicht neben ihr. Gehetzt sah sie sich um, suchte den Wald mit ihren Blicken nach dem jungen Wanderer ab. Doch sie fand nichts. Angst breitete sich ihn ihr aus, schnürte ihr die Kehle zu, während sie sich hektisch aufrichtete. Erst jetzt merkte sie, das Esteron sie mit seine Mantel zugedeckt hatte. Eine nette Abschiedsgeste...?
Nein, das konnte nicht sein. Ihr Kopf ruckte herum, sie drehte sich auf der Stelle herum. Alle schliefen, nur Esteron fehlte. Der Wald um sie herum war dunkel, dicht, groß. Er schien bereit zu sein, jeden sofort zu verschlingen, der sich zu weit näherte...
"Esteron?"
Ihre Worte waren nicht mehr als ein panisches Flüstern. Nichts. Kein Rascheln, kein Zweig knackte, kein Esteron kam zwischen den Bäumen hervor. Ihr Puls beschleunigte sich, ihre Angst vereinte sich mit Panik. Wo war er? Er konnte doch nicht einfach weg sein! Nach allem was passiert war...
...hatte er sich wohl doch aus dem Staub gemacht. Natürlich hatte er das. Wer wollte schon mit einer Schlächterin zusammen sein?
Plötzlich rannte sie los, in eine zufällige Richtung. Sprang über einige Büsche, achtete nicht auf den Untergrund, kümmerte sich nicht um ihre Umgebung. Sie musste Esteron finden...
Die lief immer tiefer in den Wald, ohne sich umzusehen. Sie spürte nicht, wie dünne Äste in ihr Gesicht peitschten und spitze Dornen an Esterons Mantel zerrten. Eine ihrer Locken verfing sich an einem Ast, sie riss sich los ohne auf den Schmerz zu achten, rannte weiter. Sie musste ihn finden, es konnte doch nicht sein dass er sie allein gelassen hatte...
Einfach so...
Nein, sie konnte nicht mehr allein sein. Sie musste Esteron finden. Obwohl sie wusste, dass sie es garnicht verdient hatte dass er mit ihr zusammen war. Dass er wahrscheinlich genau das richtige tat...
Tränen liefen ihre Wangen hinunter, sie schluchzte unkontrolliert, wobei sie weiterrannte. Nein, das durfte einfach nicht sein. Er konnte sie doch nicht im Stich lassen, ohne ihr auch nur zu sagen dass er ging. Er war nicht nur weg, er hatte sie im Ungewissen gelassen...
Sie wusste nicht, wie lange sie durch den Wald gehetzt war, bis sie die kleine Lichtung erreichte. Aber sie wusste, dass sie nicht weiter konnte. Erschöpft ließ sie sich auf die Knie sinken, sah sich noch ein letztes Mal um. Doch der Wald war genauso leer, kalt und bedrohlich, wie auch am Lagerplatz der Gruppe.
Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, krümmte sich zusammen. Ihr Körper bebte, der Strom ihrer Tränen schien immer schlimmer zu werden. Das konnte nicht sein... Sie hatte ihn verlohren...
"Esteron..."
Sie musste weiter. Musste ihn finden. Sie versuchte sich aufzurichten, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst, völlig entkräftet stürzte sie der Länge nach auf den Boden. Dreck geriet in ihren Mund, sie spuckte ihn aus, zog sich weiter. Kroch auf den Wald zu. Sie musste Esteron finden. Er konnte doch nicht einfach weg sein... Nein, das durfte einfach nicht sein...
Ihre Hand fuhr über einen Baumstamm, suchte in der Rinde nach Halt, fand keinen. Erschöpft hob sie den Kopf, doch nur den Wald sah sie. Nur den Wald...
"Esteron..."
Sie schluchzte verzweifelt, ihre geröteten Augen starrten zum Himmel. Zum Mond. Der Krater hatte sie verschlungen...
Völlig am Ende rollte sich Lehna auf dem nassen Boden zusammen, schlang Esterons Mantel eng um ihren zitternden Körper und weinte.
Sie war allein...
16.06.2003, 14:02 #223
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Irgendwo anders im Wald, orientierungslos, allein, verzweifelt...
Lehna presste sich eng an die Ringe des Baumes, es schien fast als wollte sie mit der Pflanze verschmelzen. Ihre Hände umklammerten krampfhaft den Griff ihres Schwertes, die Erzklinge schimmerte ein wenig im Licht der wenigen Sonnenstrahlen, die durch das. Ihr Atem ging flach und schnell, ihr Herzschlag dröhnte ihr wie eine Kompanie Soldaten in den Ohren. Wenn ihr Geruch sie nicht verriet, würde ihr Herz es tun...
Mit vor Angst geweiteten Augen suchte sie die Gegend gehetzt nach irgend einem Ausweg ab, doch sie fand keinen. Nur Büsche und Bäume gab es.
Sie hörte, wie der Schattenläufer geräuschvoll die Luft einsog, seine Pranken auf die weiche Erde setzte. Ein Stöckchen zerbrach leise unter dem Gewicht des Raubtieres. Lehna konnte die Anwesenheit des Schattenläufers förmlich spüren, höchstens fünf, sechs Meter trennten sie von der gewaltigen Bestie. Kalter Schweiß lief ihre Stirn hinunter, sie versuchte das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken, schaffte es aber nicht ganz. Panische Angst schnürte ihr die Kehle zu, schien ihre Innereien zerquetschen zu wollen. Sie spürte das Verlangen danach, einfach wegzurennen, weg von diesem Wald, weg von dieser Kreatur...
Sie schloss kurz die Augen und schluckte, drückte die kalte Erzklinge ihres Schwertes eng an ihren Körper. Noch hatte der Schattenläufer sie nicht bemerkt und schlich an dem Baum vorbei, hinter den sie sich versteckte. Vorsichtig, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, rutschte Lehna ein Stück den Baum herum, um nicht doch noch von dem Raubtier erspäht zu werden. Die presste die Lippen aufeinander, versuchte sich selbst einigermaßen zu beruhigen. Ein Unterfangen, dass ihr nicht so ganz gelingen wollte...
Der Schattenläufer blieb stehen. Lehna hörte, wie er schnupperte. Sie hielt die Luft an und schloss die Augen, jederzeit meinte sie zu hören, wie das Tier sich ihrer Position näherte, sie entdeckte, ihren Kopf mit einen Hieb seiner Pranken zerschmetterte und seine schraubstockartigen Kiefer sich um ihren Hals schlossen.
Aber nichts geschah.
Nach einer weile ging der Schattenläufer weiter, doch nicht in Lehnas Richtung sondern weg von ihr. Sie wagte es wieder Luft zu holen, blieb aber an den Baum gepresst stehen. Die Schritte des Raubtieres entfernten sich, waren bald nicht mehr zu hören...
Lehna blieb unbeweglich stehen, wartete. Sie wusste nicht auf was, sie wartete einfach und drückte sich gegen die Rinde. Wie lange sie das tat konnte sie auch nicht sagen. Minuten? Stunden?
Jedenfalls nicht ewig. Irgendwann sackte sie einfach kraftlos zusammen, ihr Schwert entglitt ihrer Hand und plumpste neben ihr ins Gras. Sie rutschte den dem knorrigen Stamm hinunter, blieb hocken, stützte ihre Ellenbogen auf ihre Knie und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Sie schluchzte verzweifelt, spürte erneut die warmen Tränen auf ihren Handflächen. Warum nur? Warum hatte Esteron nicht einmal etwas gesagt, bevor er gegangen war?
Seit gestern Nacht, als sie einfach ohne zu überlegen in den Wald gestürmt war, hatte sie weder geschlafen noch etwas gegessen oder getrunken. Sie fühlte sich schwach, erschöpft, war allein und hilflos. Die Orientierung hatte sie schon längst verlohren, sie stolperte durch den Wald wie ein Blinder durch ein Labyrinth...
Trotzdem würde sie weitersuchen, auch wenn ihre Vernunft sagte das es Schwachsinn war, sie würde weiter nach Esteron suchen bis sie irgendwann kraftlos zusammenbrach und abkratzte, wenn sie nicht vorher von einem anderen Schattenläufer, ein paar Snappern, einem Wolfsrudel, einer Räuberbande oder sonstwas erwischt wurde...
Sie zog Esterons Mantel enger um ihren zitternden Körper, das Kleidungsstück erschien ihr fast wie ein Strohhalm im reißenden Fluss, wie ein Heiligtum. Ihre letzte Erinnerung an Esteron, mehr würde sie wahrscheinlich nicht mehr von ihm sehen, bevor sie hier im Wald verreckte...
Mühsam rappelte sie sich auf, ließ ihren verschwommenen Blick über die Umgebung streifen. Wo sollte sie jetzt hin? Sie wusste es nicht, woher auch. Einfach irgendwohin. Zu Esteron...
Sie schniefte leise, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, anschließend sammelte sie ihr Schwert auf und trottete leicht torkelnd weiter. Sie musste ihn finden, unbedingt...
16.06.2003, 21:40 #224
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Irgendwo im Wald, orientierungslos, verzweifelt und dummerweise nicht mehr allein...
Mit einem Satz hechtete Lehna über den Felsbrocken hinweg, das Geräusch schnell schlagender Lederschwingen kurz hinter ihr. Mit den Händen zuerst kam sie auf den Waldboden auf, heißer Schmerz fuhr vom Handballen ausgehend ihren rechten Arm hinauf, sie ignorierte ihn und rollte sich nach vorne ab, im nächsten Augenblick stand sie schon wieder auf den Füßen. Mit einer fließenden Bewegung riss sie ihr Schwert aus der Scheide, wirbelte herum. Die bläulich schimmernde Erzklinge beschrieb einen eleganten Halbkreis, ein schrilles Kreischen ertönte, als sich die rasiermesserscharfe Waffe in den schwarzen, geflügelten Körper des Wesens bohrte, das ihr gefolgt war. Grünliches Blut spritzte auf den Waldboden, ein tiefer Schnitt verunstaltete den Bauch der Kreatur. Wie ein Stein plumpste sie zu Boden, zuckte noch, ihre scharfen Klauen bohrten sich ins weiche Erdreich...
Lehna bekam davon nichts mehr mit, sie hatte sich schon längst umgedreht und rannte weiter. Nun ja, wirklich rennen konnte man das eigentlich nicht mehr nennen, sie war schon lange völlig am Ende ihrer Kräfte angelangt. Stoßweise sog sie die Luft in die Lungen, ihr Atem glich eher einem gequälten Keuchen. Alle zwei, drei Schritte geriet sie ins stolpern, es wunderte sie schon selbst dass sie nur selten wirklich stürzte...
Das Flattern hinter ihr wurde lauter, kam näher. Gehetzt sah sie sich um, und da waren sie, geflügelte kleine Teufel brachen zwischen den Bäumen hervor, mindestens zehn Stück. Sie keckerten und kreischten in Erwartung ihrer Beute...
Lehnas Fuß verhakte sich hinter einer Wurzel, der Schwung trug sie nach vorne. Sie ruderte wild mit den Armen, versuchte das Gleichgewicht zu behalten, doch es war zu spät. Mit einem dumpfen Aufprall schlug sie der Länge nach auf dem Waldboden hin. Panisch riss sie den Kopf wieder hoch, spuckte etwas Schmutz aus und drehte sich um, ihre Verfolger kamen unaufhaltsam und viel zu schnell näher. Sie versuchte sich aufzurappeln, doch ihre Beine versagten ihr im ungünstigsten Augenblick den Dienst und knickten wieder ein. Ihre geröteten Augen weiteten sich vor Angst, sie konnte nicht mehr entkommen...
Das erste der Wesen schoss direkt auf sie zu, streckte die nadelspitzen Krallen aus, um ihr Gesicht zu bekommen. Blitzartig stieß ihre Erzklinge nach vorn, fast widerstandslos durchdrang die rasiermesserscharfe Waffe die Haut des geflügelten Dämons. Sein eigener Schwung jagte dem kleinen geflügelten Teufel Lehnas Schwert bis zum Heft in den Leib, die Klinge trat hinten in einem kleinen Schauer dünnflüssiger, grünlicher Blutstropfen wieder aus dem Körper. Das Wesen stieß ein eher erbostes denn schmerzerfülltes Kreischen aus, die Klauen zuckten trotz allem noch nach Lehnas Gesicht. Sie konnte den Kopf nicht rechtzeitig zur Seite reißen, die Klauen des Dämonen hinterließen drei dünne Kratzer an ihrem Unterkiefer...
Das war jetzt allerdings Lehnas kleinstes Problem. Völlig unbeeindruckt vom Ableben ihres Artgenossen stürzten sich jetzt gleich mehrere der Wesen auf sie, schlugen ihre kleinen, aber scharfen Zähne in ihre Arme, krallten sich an ihren Schultern und ihrem Kopf fest. Sie schrie auf, versuchte panisch die Viecher abzuschütteln, doch die krallten sich nur noch fester an sie. Eines der Wesen ruckte an ihrem linken Arm herum, schlug seine Zähne in das weiche Fleisch. Sie schaffte es, den Griff ihres Dolches zu erreichen, riss die Waffe aus der Scheide und stieß zu. Die Kreatur ließ augenblicklich von ihr ab, taumelte quietschend zurück, während ihr widerwärtiger Lebenssaft aus der Stichwunde tropfte. Lehna riss den Dolch hoch, rammte ihn einem Weiteren Dämonen in den Kopf, der seine Krallen gerade in ihre rechte Schulter schlug. Der Treffer tötete die Kreatur augenblicklich, wie ein lebloser Sack plumpste sie herunter.
Die anderen Dämonen ließen plötzlich von ihr ab, schwangen sich wieder in die Höhe, jedoch nur um sich auf den umliegenden Bäumen niederzulassen und ihr Tun mit ihren leblosen Augen zu beobachten.
Lehna streifte den Kadaver des Dämonen von ihrem Schwert und rappelte sich hektisch auf, kam unsicher auf die Beine. Sie spürte, wie ihr Blut an ihrer Haut und ihren Haaren klebte, vermischt mit Schweiß und Schmutz. Ihr Atem ging pfeifend, als sie sich wieder in Bewegung setzte...
Sie fuhr herum, als sie hinter sich den Flügelschlag einer der Bestien vernahm, doch es war zu spät. Sie bekam gerade noch mit, wie ein großes schwarzes Etwas auf die Zukam, dann klatschte es auch schon in ihr Gesicht und riss sie um. Sie spürte, wie sich die spitzen Zähne gnadenlos in ihren Hals bohrten, schrie verzweifelt auf. Sie roch den Gestank der Bestie, spürte wie die klebrige Zunge das Blut aufleckte, das aus ihrer Wunde quoll. Gleichzeitig stieß sie mit dem Schwert und dem Dolch von unten zu, die Waffen bahnten sich mühelos ihren Weg durch den pelzigen Körper, rissen ihn hoch. Doch er schien nicht loslassen zu wollen, Lehna schrie erneut, diesmal vor Schmerz, als die kleinen spitzen Zähne ihren Hals weiter aufrissen...
Sie warf den Kadaver zur Seite, kämpfte sich wieder auf die Füße. Die übrigen Dämonen beobachteten sie von den Bäumen aus, einige hüpften auch über den Boden langsam auf sie zu. Die Viecher versuchten sie einzukreisen...
Verängstigt wich sie langsam zurück, Tränen der Verzweiflung liefen ihre Wanden hinunter, hinterließen dünne saubere Bahnen in ihrem mit Dreck und Blut verschmierten Gesicht. Die Dämonen keckerten und quietschten voll freudiger Erwartung...
Worauf sie gewartet hatte merkte Lehna bei ihrem nächsten Rückwärtsschritt, als ihr Fuß keinen Boden mehr fand. Mit einem überraschten Schrei stürzte sie nach hinten, schlug einen Augenblick später unsanft auf dem steinigen Boden auf und rollte sich überschlagend den steilen Abhang hinunter. Heißer Schmerz durchfuhr sie, als sich die Klinge ihres eigenen Schwertes in ihre linke Schulter bohrte. Sie ließ ihre beiden Waffen los, während sie weiter haltlos durch den Staub kullerte...
Schließlich endete ihr Sturz so schnell wie er begonnen hatte, und zwar mit einem harten Stoß gegen ihre Rippen, hervorgerufen durch einen im Weg liegenden Felsbrocken. Sie stöhnte schmerzgepeinigt auf, blieb einige Sekunden lang reglos liegen, während die Welt vor ihren Augen einen wilden Tanz aufführte. Das schadenfrohe Gackern der Dämonen riss sie aus ihrer 'Ruhe', sie stemmte sich keuchend mit letzter Kraft hoch, hustete trocken und schmerzhaft den Staub aus, den sie geschluckt hatte. Ein plötzlicher Brechreiz brachte sie dazu, ein paar Mal zu würgen und letztendlich etwas Magensäure auf dem staubigen Boden zu verteilen. Mehr hatte sie schon lange nicht mehr intus...
Unsicher brachte sie sich in sitzende Haltung, ihr Blick fiel auf die langsam näherrückenden Dämonen. Mit letzter Kraft schob sie sich von dem Felsbrocken herunter und kauerte sich in eine daneben befindliche Nische. Sie zog ihren letzten Dolch aus der Ledernen Scheide, ihre Hände klammerten sich verkrampft an den lederumwickelten Griff der Waffe. Zitternd presste sie sich gegen den Fels in ihrem Rücken, zog ihre Beine an ihren Körper und wimmerte leise, Tränen befeuchteten einmal mehr ihre Wangen. Die Dämonen rückten langsam näher...
Das war dann also das Ende. In eine Felsspalte gekauert würde sie von einer Horde blutgieriger geflügelter Dämonen zerrissen werden.
Sie schluchzte verzweifelt, ihr Körper bebte.
"Esteron..."
17.06.2003, 00:53 #225
Lehna
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Langsam schlug Lehna ihre brennenden Augen auf, die Welt vor ihr schien wie hinter einem verschwommenen Schleier verborgen zu sein. Viel mehr als ein paar Konturen konnte sie nicht ausmachen. Aber es waren keine dieser geflügelten Bestien...
Sie spürte einen sonderbaren bitteren, aber nicht unangenehmen Geschmack in ihrem Mund, irgend etwas lag auf ihrer Zunge. Sie konnte es zunächst nicht identifizieren, aber irgendwie war ihr das auch egal. Außerdem fühlte sie eine sonderbare Taubheit, die Schmerzen die sie aufgrund ihrer Verletzungen erwartet hatte, waren nicht da. Oder zumindest nur sehr schwach vorhanden...
Ihr Blick wanderte ziellos durch die Gegend, mit etwas Mühe vermeinte sie einige menschliche Gestalten ausmachen zu können. Ihre Vermutung wurde kurz darauf zur Gewissheit, als jemand beruhigend auf sie einzureden begann. Lehna verstand die Worte nicht so ganz, aber sie kannte die Stimme. Sie gehörte einer jungen Frau, die sich vor kurzem der Gruppe angeschlossen hatte. Die aus der Sumpftaverne... Nur der Name wollte Lehna einfach nicht einfallen. Aber irgendwie spielte das jetzt auch keine große Rolle.
Sie hob ein wenig die Hand, so gut sie eben konnte, was nicht mehr besonders viel war. Wenn sie nicht schon vorher am Ende ihrer Kräfte angelangt war, dann war sie es jetzt.
"Wasser...", brachte sie mühsam hervor, mehr als ein leises Krächtsen war es allerdings nicht. Ob sie es verstanden hatten? Hoffendlich. Sie hate nichts mehr getrunken seit sie begonnen hatte, Esteron zu suchen.
Aber scheinbar hatten sie verstanden, eine Hand schob sich unter ihren Nacken und hob ihren Kopf ein wenig an, etwas später wurde ein Wasserschlauch an ihre aufgesprungenen Lippen gesetzt. Der kühle Inhalt ergoss sich in ihren ausgetrockneten Mund, wirkte für ihre rauhe Kehle wie Schmieröl. Gierig trank sie, fast schon zu gierig, einmal war sie nahe dran zu husten, weil sie sich fast verschluckt hätte. Als sie endlich einigermaßen zufrieden war, ließ sie kraftlos den Kopf zurücksinken und schluss die schmerzenden Augen. Viel sehen konnte sie ohnehin nicht.
"Wo... wo ist Esteron?", fragte sie leise, immerhin schon ein ganzes Stück deutlicher. Esteron...
Erneut schnürte ihr Angst die Kehle zu. Wo war er? Er konnte sie doch nicht einfach allein gelassen haben.
Oder doch?
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