World of Gothic Archiv Alle Beiträge von Lehna |
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17.06.2003, 19:22 | #226 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Schwärze, nur Schwärze. Nun ja, sie konnte noch etwas sehen, aber sie konnte es nicht mehr verarbeiten. Sie hätte also genausogut blind sein können, es hätte keinen Unterschied mehr gemacht. Ihr Gehirn war viel zu sehr damit beschäftigt, wirre Bilder und Gedanken zu erzeugen und nebenbei noch den Schmerz zu erzeugen. Natürlich, der Schmerz musste sein. Für das, was sie sah, hatte ihr Verstand keine Zeit mehr, aber der Schmerz durfte nicht fehlen, er musste überall sein... Aber der Schmerz war noch lange nicht das Schlimmste. Es waren die Gedanken. Wirr und ungeordnet waren sie, Erinnerungen, hauptsächlich Erinnerungen. Doch nicht ihre eigenen. Erinnerungen an finstere Zeiten, erinnerungen an durchlebte und gelebte Alpträume, die den Sinn darzustellen schienen, Hass, Verzweiflung und abgrundtiefe Leere. Und Esteron... Wo war er? Warum war er nicht da wenn sie ihn dringender brauchte als jemals zuvor? Die Dunkelheit wurde kurzzeitig abgelöst durch die Erinnerungen an den jungen Wanderer, sein freundliches Lächeln, seine sanfte art. Daran, dass er ihr immer geholfen hatte, immer bei ihr gewesen war und sie niemals verlassen hatte in der letzten Zeit. Und jetzt war er weg, und sie war wieder allein... Allein? Irgendwie war sie doch garnicht allein. Ganz und gar nicht. Wieder glitten ihre Gedanken dorthin ab, wo sie nicht hinwollte. Es schien ihr, als würde irgendwer und irgend etwas ihr all diese Bilder in ihren Kopf pflanzen und damit etwas zu erreichen suchen... |
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17.06.2003, 20:04 | #227 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #2 -
Ich bin aber wirklich falsch eingegtragen. Bin Amazone, nich Tochter. ;) |
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18.06.2003, 17:47 | #228 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna krallte sich verzweifelt in Kriegers Rüstung fest, seine Art sie zu transportieren verursachte beizeiten höllische Schmerzen. Trotzdem brachte sie kein verständliches Wort über die Lippen. Ihr Kopf schlenkerte kraftlos hin und her, sie wimmerte leise, während sie sich irgendwie festzuhalten versuchte. Aber sie war zu schwach, ihre Finger glitten immer wieder ab, konnten keinen Halt finden. Ihre Schulter brannte wie Feuer und auch ihr Kopf schmerzte, als wäre ein Troll darauf herumgehüpft. Kalter Schweiß bedeckte ihren zitternden Körper, ein dünner Speichelfaden hing aus ihrem Mundwinkel. Konnte das alles nicht endlich aufhören? Sie verdrehte die Augen, nicht viel mehr als das Weiße war von selbigen noch zu sehen hinter ihren halb geschlossenen Lidern. Wirre Bilder beherrschten nach wie vor ihre Gedanken, auch wenn sie nicht mehr ganz so wirr waren wie gestern noch. Aber sie konnte die Anwesenheit von irgend etwas... anderem... immer stärker spüren. Als wären ihre Gedanken nicht mehr allein ihre Gedanken. Was war mit Esteron? Wo steckte er? Bei der Inquisition? Die anderen stoppten, hatten wohl irgend etwas gefunden. Sie wurde vorsichtig zu Boden gelassen und in Kriegers Mantel eingewickelt. Sie schluchzte leise. Esteron... Sie brauchte ihn, jetzt dringender als jemals zuvor. Wo war er nur? Warum war er nicht bei ihr...? Plötzlicher Schmerz durchfuhr sie, schien von ihrem Bauch auszugehen. Es fühlte sich an, als würde irgendwer sich daran machen, ihre Eingeweide herauszureißen. Ihre Hände verkrampften sich, sie krümmte sich zusammen, stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus. „Sie... sind da...“ Ihre Worte waren kaum verständlich, aber im nächsten Augenblick wusste ohnehin jeder was gemeint war. Lautes Geschnatter hallte von den Bäumen wieder, flappend zerteilten dünne Lederschwingen die Luft. Lehna krümmte sich auf dem Boden zusammen, als wollte sie mit dem Untergrund verschmelzen, legte schützend die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte ängstlich... Sie konnte die Anwesenheit der Dämonen förmlich spüren. Und es waren nicht nur die kleinen Späher diesmal... |
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18.06.2003, 20:04 | #229 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Heißer Schmerz durchfuhr ihren Arm wie ein Fegefeuer, fraß sich ihre Schulter herauf, schien die ohnehin schon schmerzende Wunde noch zusätzlich aufzumuntern. Lehnas Körper zuckte unkontrolliert, sie wälzte sich auf dem Boden herum und presste den Arm an ihren Körper, kalter Schweiß vermischte sich mit ihren Tränen, die zwischen den zusammengekniffenen Augenlidern hervorquollen. Zum Schreien war sie schon nicht mehr in der Lage... Sie sind die Feinde! Sie tun es dir an! Sie riss den Kopf herum, öffnete kurz die Augen. Satura stand vor ihr, das Schwert in ihrer Hand war blutbesudelt. Es handelte sich um das zähe, dunkle Blut eines Dämonen. Dein Blut! Ihre linke Hand grub sich krampfartig in das weiche Erdreich, zischend entwich die Luft zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hindurch. Leicht blutiger Speichel lief ihr aus den Mundwinkeln. Es tat so weh... Wie die Hölle... Wo war Esteron? Warum half ihr denn niemand? Sie wollen dir nicht helfen! Sie fügen dir die Schmerzen zu! Hilf dir selbst! Erneut öffnete sie kurz die Augen, starrte auf Satura. Starrte auf den schuppigen, schwarzen Körper des Dämonen, der die Amazone böse musterte. Sie umkreisten sich lauernd, der Dämon griff an. Satura wich aus, ihre Klinge schoss vor und bohrte sich in die Seite des Höllenwesens. Lehna schrie auf. Es war, als würde ihr jemand glühendes Metall in die Hüfte stoßen. Nein, sie hielt das nicht mehr aus... Ihr Fuß schnellte mit unerwarteter zielgenauigkeit vor, traf Satura in der Kniekehle und ließ die überraschte Amazone auf den Waldboden stürzen. Guuuuuuuut so! Ewas in ihr kreischte in wilder Freude... |
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18.06.2003, 20:45 | #230 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
DU HAST VERSAGT! Sie schrie, ihr gesamter Körper schien in Flammen zu stehen. Nicht nur ihr Körper, auch ihr Geist. Dunkelheit brach über sie herein, verschlingend, tödlich, sie konnte nicht entkommen. War das der Tod? Sie zuckte krampfhaft, ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handballen bis dünne Blutrinnsale heruntertropften. Du hast versagt! Du bist tot, tot, tot! Tooooooooooot bist du! Es war der Tod. Allmächtig, immer anwesend. Endlich griff er auch nach ihr, und entkommen konnte sie nicht. Esteron... Zu deinem Glück ist es nicht DEIN Tod. So plötzlich wie sie aufgetaucht hatte verschwand die Dunkelheit, der Schmerz zog sich zurück und auch dieses... etwas... in ihr. Sie spürte, wie es sich zurückzog, jedoch nur um sich auf die Lauer zu legen. Die letzten Minuten kamen ihr wieder in Erinnerung. Sie hatte Satura zu Fall gebracht. Sie hatte den Dämon unterstützt, ihre Gefährtin verraten, versucht sie zu töten. "Nein..." Ihr nach dem Schreien überraschtes Schweigen wurde nun abgelöst durch ein entsetztes Schluchzen. Was hatte sie da nur getan? Sie hatte Satura verraten, nicht nur Satura, sie hatte alle verraten. Gardiff, Krieger, Leon und Esteron... Sie krümmte sich auf dem Waldboden zusammen, als könnte sie dadurch einfach vor den Blicken der anderen verschwinden. Sie zitterte, wimmerte leise, Tränen der Verzweiflung liefen ihre Wangen hinunter. Warum nur? "Ich... ich... habe ihn gespürt, seinen Schmerz..." Sie hob nicht den Kopf, wagte es nicht die anderen anzusehen. "Seinen Tod, Satura, ich... und... und... etwas ist mir mir..." |
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19.06.2003, 13:24 | #231 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Langsam schlug Lehna die Augen auf, die Welt schien erst verschwommen, stabilisierte sich dann aber langsam wieder. Sie schluckte trocken, ihr Kopf dröhnte, als würde ein Troll darauf Polka tanzen. Auch ihre Schulter schmerzte noch immer. Sie versuchte sich ein wenig zu bewegen und in eine etwas angenehmere Sitzposition zu bringen, aber das scheiterte schon im Ansatz daran, dass sie ziemlich fest in einen Sack eingeschnürt war. Nein, kein Sack, in ihren Mantel... Nun ja, das Ergebnis war das selbe. Leon... Leon hatte sie so eingepackt, nachdem... Sie schlug die Augen zu. Nachdem sie Satura verraten hatte. Weil... was auch immer mit ihr los war. Was hatte die Amazone gesagt? Besessen? Lehna schüttelte langsam den Kopf. Wenn das stimmte, dann... Sie dachte lieber nicht weiter. Ihr Blick strich durch die kleine Höhle, blieb kurz auf Leon hängen. Er hasste sie, um einiges mehr als Frost. Sie wusste warum, aus dem selben Grund warum sie sich selbst manchmal hasste... Ihr Blick wanderte weiter, bis er abrupt auf einer zusammengesunkenen Gestalt hängenblieb. Das war... Esteron... Sie starrte ihn an, sein zerschlagenes Gesicht, die notdürftig geschienten Hände. Verdammt, was hatte er angestellt? Die Inquisition...? Ihre eigenen Schmerzen waren vergessen, unwichtig. Sie musste zu Esteron. Lehna ließ sich nach vorn kippen, versuchte, in den Mantel eingewickelt wie sie war, zu Esteron zu gelangen. Sie wand sich in ihren Fesseln, stieß sich von der Höhlenwand ab, schob sich ein paar Zentimeter vorwärts. Aber dabei blieb es dann auch, als sie die Höhlenwand nicht mehr erreichte kam sie keinen Millimeter mehr voran. Nach einer Weile blieb sie erschöpft liegen, starrte zu Esteron. Warum ließ man sie nicht zu ihm? Eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. Da war Esteron jetzt, hatte die Inquisition überlebt, und sie konnte ihn nicht erreichen... "Esteron..." |
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19.06.2003, 18:25 | #232 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"E - E - Esteron... I - Ich bin... es doch..." Geschockt starrte sie den jungen Wanderer an. Seine Worte waren für sie schlimmer als alles, was sie durchgemacht hatte während seiner Abwesenheit, ihr körperlicher Schmerz nichts dagegen, der Dämon in ihrem Geist völlig unwichtig. Du bist nicht Lehna. Du bist nicht real. Lass mich. "Esteron, ich bin doch... real... Esteron! Nein..." Tränen liefen ihre Wangen hinunter, das konnte doch nicht sein! Er wollte... dass sie wegging... Verzweifelt versuchte sie sich von ihren Fesseln zu befreien, ohne Erfolg. Leon hatte gute Arbeit geleistet. Sie schluchzte verzweifelt, Esteron konnte doch nicht wollen dass sie wegging! "Esteron, warum?" Sie musste irgendwie zu ihm. Koste es was es wolle, sie musste zu ihm. Sie wand sich in ihrem 'Sack', stemmte sich mit aller Kraft die sie noch aufbieten konnte gegen die Fesseln. Aber es hatte keinen Sinn. Irgendwann blieb sie völlig erschöpft liegen, wimmerte verzweifelt und sah mit tränenverschleierten Augen zu Esteron. Hatte er sie wirklich von sich gestoßen? "Nein... nein, nein, nein.... Esteron..." Ihre Worte gingen in einem unkontrollierten Schluchzen unter, ihr Körper bebte, sie rollte sich so weit es ging zusammen und weinte. Esteron... Er konnte sie doch nicht einfach so verstoßen? Warum nur? WARUM? Sie hasste diese Frage. Die Frage nach dem Warum... |
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19.06.2003, 20:01 | #233 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna versuchte sich aus Kriegers Umklammerung zu winden und zu Esteron zu gelangen, aber es war genauso sinnlos wie der Versuch, die Fesseln zu lösen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie der Templer die anderen Weckte, ohne sie dabei zu Esteron zu lassen. Verdammt, hatte er darum gebeten dass sie nicht mehr zu ihm kommen sollte? Wollte er sie loswerden...? Kraftlos ließ sich sie hängen, nur Krieger sorgte dafür dass sie nicht auf den Boden der Höhle plumpste, und wimmerte leise vor sich hin. Wenn Esteron sie loswerden wollte... sie konnte nicht mehr ohne ihn leben... Die anderen machten sich fertig, bauten eine Trage für Esteron, nach kurzer Zeit zogen sie weiter. Noch immer wurde Lehna von Krieger festgehalten , trottete willenlos mit ihm mit. Besessen... Und alleine... Lehna hob den Kopf ein Stück, als Satrura Krieger vorschlug, sie wieder zu fesseln. Besessen. Nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Sie sah die Amazone verzweifelt an. Satura, die sie hatte beschützen wollen. Satura, die von ihr verraten worden war... "Es... es tut mir so leid... Ich wollte das nicht!" Sie ließ den Kopf wieder kraftlos hängen. "Was ist mit Esteron?", fragte sie leise und schluckte, um dann wieder Satura anzusehen. "Warum wollte er dass ich weggehe?" Ihre Stime war nicht viel mehr als ein Flüstern, ihr Blick hatte etwas fast schon flehendes an sich. "Warum...?" |
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19.06.2003, 21:00 | #234 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna blieb kurz stehen und zögerte einen Moment. Ihr Blick huschte zwischen Krieger, Satura und Esteron hin und her. Schließlich folgte sie dem Templer langsam, nahm stumm nickend den Wasserschlauch entgegen und trank ein paar Schlucke. Wahrscheinlich hatte Krieger ja recht, hoffendlich hatte er recht. Dennoch dröhnten Esterons Worte in ihrem Kopf wieder, wollten nicht aus ihren Gedanken weichen. Geh weg. Sie ließ den Kopf hängen und trottete schweigend neben Krieger und Satura her. Die Amazone warf ihr immer wieder besorgt - misstrauische Blicke zu. Lehna wusste, warum... "Es ist im Moment... weg. Auf der Lauer.", meinte sie zögerlich, ein unsicheres Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht, wirkte unter den geröteten Augen aber irgendwie fehl am Platz. Nach einem längeren Marsch, bei dem nicht fiel geredet wurde, tauchte endlich die Silouette der Stadt am Horizont auf. Die Sonne versank bereits hinter den Luzkanzacken und tauchte die Szene in ein dunkles, oranges Licht. Die Stadt. Lehna seufzte leise. Sicher waren sie dort auch nicht... |
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19.06.2003, 23:46 | #235 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Innos. Der Gott, für den Esteron leiden musste... Die dämonische Existenz in ihr meldete sich wieder zu Wort, als Lehna die Kapelle betreten wollte. Sie zögerte kurz, warf einen kurzen Blick auf Satura, die hinter ihr stand und sie noch immer nicht aus den Augen ließ. Schließlich setzte sie ihren Fuß auf den marmornen Boden der Kapelle und trat langsam ins Halbdunkel des 'heiligen Bauwerks'. Die Wände wurden von glatten Säulen flankiert, lange Kerzen beleuchteten den Raum gerade so, dass man etwas erkennen konnte. Das schummrige Licht verlieh der Kapelle etwas fat schon majestätisches. Viel majestätischer sind die Bauwerke der Inquisiton. Und doch sind sie auf dem Blut tausender Unschuldiger errichtet worden. Für ein und den selben Gott. Innos... Lenha rieb sich eher unbewusst mit der Hand die rechte Schläfe, als könnte sie ihren 'unsichtbaren Gefährten' damit zurückdrängen. Der Dämon allerdings machte es sich gerade erst gemütlich, zupfte ihre Gedanken auseinander und tat was er wollte. Sie war nicht einmal ansatzweise stark genug, ihn daran zu hindern... Unsicher näherte sie sich dem Altar, auf dem Esteron aufgebahrt worden war. Wenn der junge Wanderer nicht ab und zu ein wenig atmen würde, könnte man ihn glatt für tot halten. Etwa einen Meter vor dem Altar blieb Lehna stehen, musterte ihren Geliebten eine Zeitlang. Sein Gesicht war zerschlagen und verschwollen, seine notdürftig geschienten Hände wirkten wie anklagende Aushängeschilder. ALLES FÜR INNOS! Wut stieg in ihr auf, Wut und unbändiger Hass. Innos. Diese verfluchten Heuchler, die sich 'heilige Männer' nannten. Sie ballte die Hände zu Fäusten, ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre Handballen und auch ihre Schulter meldete sich wieder zu Wort, aber sie achtete nicht darauf. Die Prister... Sie predigten Wasser und tranken Wein, die Erde der Weinberge war getränkt mit dem Blut der Bauern. Sie zerstörten und verletzten, um im nächsten Augenblick wieder Hilfsbereitschaft zu heucheln... "Innos, pah, wer glaubt schon an Innos!", hörte sie Krieger hinter sich. Viel zu viele taten das, viel zu viele. Innos war eine Lüge... Je größer die Lüge, desto eher wird sie geglaubt., feixte der Dämon in ihrem Verstand. Sonderbar, irgendwie kam ihr diese innere Stimme nicht einmal mehr ungewohnt oder gar fremd vor... Lehna trat an den Altar heran und strich Esteron behutsam mit der Hand über seine zerschlagene Wange. "Was musste ich da gerade hören?" Die Stimme eines alten Mannes. Wahrscheinlich irgen ein Kapellenheini. Ein Lügner. Sie drehte sich langsam um, musterte den alten Mann kalt, der gerade Krieger böse anfunkelte. Der Templer sah flehend zu Lehna, sein Gesicht hatte irgendwie eine grünliche Färbung angenommen. Lehnas Blick wanderte wieder zu dem Priester. "Innos ist eine Lüge." mente sie knapp, ihr Tonfall hatte etwas verächtliches. Sofort ruckte derKopf des Alten herum, er fixierte nun sie statt Krieger mit seinen kleinen Augen. Der Templer ließ erleichtert eine Rauchwolke aus seinem Mund steigen und machte dass er aus der Kapelle kam. "Wenn Innos keine Lüge wäre, wäre Esteron nicht in seinem Namen so zugerichtet worden.", redete Lehna weiter. SOLL ER ES SPÜREN! SOLL ER ES SPÜÜÜÜÜÜREN! HAAAAHAHAHAHA! "Soll er es spüren..." Es waren noch Lehnas augen, aber es war nicht mehr ihr Blick. Sie waren kälter als das Eis des Gletschers, dämonische Mordlust funkelte in ihnen. Vermischt mit etwas unterschwelliger Verzweiflung, Hilflosigkeit... "Spüre das Geschenk deines Gottes!", fauchte sie, der alte Mann wich verunsichert einen Schritt zurück. Lehna packte eine der schweren Innos - Statuen, fasste sie wie eine Keule und ging langsam auf den Priester zu. "Spüre es, fühle es! Innos ist eine Lüge!" Sie hob die Statue über ihren Kopf, im nächsten Augenblick wurde sie ihr aus der Hand gerissen. Sie wurde an den Armen gepackt, zurückgezogen und zu Boden gedrückt. Überrascht wandte sie den Kopf, sah in Saturas Gesicht. Lehnas gerötete Augen waren wieder nur noch ihre, sie leistete keinen Widerstand, während Satura sie festhielt. Ihre Wut war verflogen, Hilflosigkeit und Verzweiflung hatten wieder ihren Platz eingenommen. "Satura... Verzeih mir..." |
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20.06.2003, 01:29 | #236 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehnas Blick war starr auf den Boden gerichtet, auf dem sie kniete. Sie zitterte ein wenig. Satura... Sie wagte es nicht, der Amazone hinterher zu sehen. Schon wieder hatte sie sie enttäuscht. Und konnte nichts dagegen tun... Der Dämon in ihr war einfach zu stark, konnte ihre Gedanken hinfortspülen wie das Regenwasser den Straßenschmutz und die Kontrolle über ihr Handeln übernehmen. Wenn er es wollte, könnte er sie wahrscheinlich ohne weiteres vollständig kontrollieren. Aber dafür machte es ihm viel zu viel Spaß sie zu quälen... Dich quälen? Aber nein, ich will dir nur helfen dich zu befreien. Und ich könnte keineswegs einfach so die Kontrolle über dich an mich reißen. Noch nicht.... „Ach, halt die Schnauze...“ Sie merkte gar nicht, wie sie es laut aussprach, aber zum Glück bekam es auch niemand mit. Kurze Zeit hockte sie noch auf dem kalten Marmorboden, warf ein paar traurige Blicke auf Esteron, bevor zwei junge Männer mit der Kleidung von Novizen der Kirche Innos’ sich vor ihr aufbauten. Einer bat sie höflich ihnen zu folgen, Lehna reagierte zuerst nicht sondern sah die beiden nur mit großen Augen an. Diese verständigten sich mit einem kurzen Kopfnicken, postieren sich neben dem Mädchen und packten Lehna an den Armen, um sie vorsichtig, aber bestimmt hochzuziehen. Sie leistete keinen Widerstand, es hätte ohnehin keinen Sinn gemacht... Die Novizen führten sie in ein kleines, unscheinbares Haus etwas abseits der Kapelle. Einer der Beiden stieß die schwere, eisenbeschlagene Holztür auf. Eine Tür, die fast an die eines Gefängnisses erinnerte... Lehna wurde hereingeführt, die Einrichtung bestand lediglich aus einem Bett – immerhin sah es recht bequem aus – einem kleinen Tisch mit einer mit Wasser gefüllten Kanne und einem Becher darauf, einer Kommode und einem Buchständer ohne Buch. Eine einzelne Kerze erhellte den Raum zusammen mit dem durch das schmale, vergitterte Fenster fallenden Mondlicht. Einer der Novizen führte sie zum Bett und brachte sie mit sanftem Druck dazu sich auf selbiges zu setzen. Der junge Mann lächelte sie aufmunternd an, während sie ihm verunsichert in die Augen sah. „Ihr solltet schlafen. Morgen kümmern wir uns um Euer... Problem.“ Der Novize sah sie noch einen Augenblick an und verließ das Häuschen dann, vor der Tür wartete bereits sein Kollege auf ihn. Die Konstruktion aus Holz und Stahl fiel zu, ein schwerer Riegel wurde von außen vorgeschoben. Unsicher und etwas verängstigt durch die Gefängnisatmosphäre sah sich Lehna noch einmal in ihrem Zimmer um und wurde auch fündig. In der Ecke hing etwas an der Wand, das bisher hinter dem Buchständer verborgen gewesen war. Es sah aus wie... Zögernd erhob sich das Mädchen und tappte zur Ecke hinüber. Wollte sie wirklich wissen, was sich dort befand? Nun ja, jetzt war es zu spät noch darüber nachzudenken... Ihre Vermutung wurde zur Gewissheit. Es handelte sich um eine schwere, in der Mauer verankerte Kette, an deren Ende sich ein großer Stahlring befand – ein Ring, der dazu bestimmt war, sich um den Hals eines Menschen zu schließen... Lehna fuhr sich kurz mit der Hand über ihr Gesicht und drehte sich dann um, ließ sich auf das Bett fallen. Wo war sie hier? In einem getarnten Kerker? Fast ohne es zu merken entledigte sie sich ihrer Stiefel und streckte sich auf dem weichen Bett aus, ihr Blick war leer zur Decke hoch gerichtet. Esteron... Wenn doch nur Esteron hier wäre... |
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20.06.2003, 15:03 | #237 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - In der Kapelle des Innospriesters Glycolos...
Metall schabte hörbar an Metall, leise knarrend schwang die massive Tür auf. Ein leichter Windstoß begleitete den eintretenden Novizen ins Zimmer, zupfte an seiner Robe und seinem etwa schulterlangen schwarzen Haar. Lehna lag auf dem Bett und blinzelte den jungen Mann ohne reges Interesse an, er nickte ihr freundlich, ein aufmunterndes Lächeln umspielte seine Mundwinkel – doch es schien auf irgend eine Weise falsch zu sein. Aufgesetzt. Wie eine Maske. Wie Innos... „Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen?“, erkundigte sich der Novize. Obwohl sein Tonfall freundlich war, schien es ihn nicht wirklich zu interessieren. Er blieb in der Tür stehen, musterte Lehna prüfend und wartete. „Ja, danke...“, antwortete sie, obwohl sie wusste, dass es den Novizen eigentlich nicht juckte. Der junge Mann hatte kurzzeitig etwas ungeduldiges, vielleicht genervtes in seinem Blick. Lehna setzte sich langsam auf, schlüpfte in ihre Stiefel und ging dann ein wenig unsicher zur Tür. Ihr Begleiter wartete, bis sie draußen war, und verschloss das kleine Häuschen dann wieder, bevor er ihr mit einer knappen Handbewegung gebot, ihm zu folgen. Der Kies, mit dem der Weg bestreut war, knirschte unter den Schritten der beiden Gestalten. Der Novize führte Lehna um das Häuschen, in dem sie geschlafen hatte, herum, sie stellte fest dass das Gebäude wohl zweigeteilt war. Jedenfalls war es von außen mindestens doppelt so lang, und als sie das hintere Ende erreichten, befand sich in selbigem eine weitere Tür, die fast schon einladend geöffnet war. Ein zweiter Novize stand vor dem Eingang und nickte Lehna freundlich zu, während sein Ordensbruder das Mädchen mit sanfter Gewalt in den Raum schob. Erneut fiel eine schwere Eichentür krachend in den Rahmen, erneut wurde ein großer Riegel vorgeschoben. Lehna stand kurz hinter dem Eingang und sah sich verunsichert, wenn nicht ängstlich, um. Der Raum wurde von einigen großen Kerzen auf reich verzierten, goldenen Ständern in ein schummriges Licht getaucht, den Mittelpunkt bildete ein großer Holztisch. Feste Lederriemen waren an der massiven Holzplatte befestigt, eindeutig dafür bestimmt, Arme, Beine und Hals eines Menschen auf dem Gerät zu fixieren. In einer Ecke stand ein flaches Becken mit glühenden Kohlen, auf einem kleinen Tisch türmten sich zwei Bücherstapel, um die herum ein Haufen sonderbarer Instrumente angeordnet war. Die Wände waren mit heiligen Runen bedeckt, die wohl dazu dienen sollten, höllische Mächte zu binden. „Guten Morgen.“, begrüßte sie Glycolos und kam langsam auf sie zu. Die kleinen Augen des alten Mannes musterten sie eindringlich, sie wich seinem Blick aus. „Keine Angst Kleines, wir kriegen dich schon wieder auf die Beine.“ Das Lächeln des Priesters wirkte allerdings nicht gerade hilfsbereit, es sah eher aus wie das Grinsen eines Psychopathen, der sich auf den langsam, schmerzvollen Tod seines Opfers freut. Der Novize umfasste Lehnas Schultern und schob sie sanft, aber bestimmt zu dem Tisch in der Mitte des Raumes. Lehna leistete keinen Widerstand, legte sich auf die harte Holzplatte und wartete regungslos, bis der Novize ihre Füße, Handgelenke und am Ende auch ihren Hals mit Hilfe der Lederriemen auf dem Tisch fixiert hatte. Glycolos trat an sie heran, strich ihr mit seiner rauen Hand sanft über die Wange. „Keine Angst, das sind nur Sicherheitsvorkehrungen.“ Keine Angst? Machte der Kerl Witze? Da wurde sie auf einen Tisch gefesselt, alle grinsten wie Wahnsinnige und dann hieß es, keine Angst... Sie hatte Angst. Spürte, wie es ihr die Kehle zusammenschnürte. Glycolos ging langsam zu dem Tisch mit den Büchern und den sonderbaren Geräten, Lehna bog den Kopf so weit es ging nach hinten und folgte den Bewegungen des Magiers mit aufgerissenen Augen. Niemand wird so gefesselt, wenn er nicht leiden soll. Hehehehe, sie werden dich leiden lassen... Glycolos kam etwas später mit einem dünnen Buch in der Hand wieder zurück. „Also, zuerst müssen wir den Dämon dazu bringen, die Kontrolle über das Opfer zu übernehmen, soweit es ihm möglich ist.“ Der Novize nickte, Glycolos legte das Buch zur Seite. Stattdessen nahm er ein zusammengerolltes Pergament zur Hand, begann die Worte darauf vorzulesen. „Und Innos, in seiner allumfassenden Güte, schenkte den Menschen die Wärme, das Licht, die Wahrheit, die Gerechtigkeit...“ Die Inquisition... “Innos brachte ihnen die Fähigkeit, gerecht und frei von Vorurteilen die Wahrheit zu finden, die ungerechten zu richten und die Gerechten zu belohnen. Niemand, der unschuldig ist, wird durch Innos fallen...“ Lehna biss die Zähne aufeinander. Ihre Angst wich langsam aber sicher einer unglaublichen Wut. Esteron... Innos… Die Kirche… Die Inquisition… Wie sie all diese Lügen hasste, all die Heuchlerei von Gerechtigkeit, von der Unfehlbarkeit der Wahrheit. Die Wahrheit war doch, dass es diesen verfluchten Innos nicht gab, ihn nie gegeben hatte, und ihn auch nie geben würde! Und wenn doch, dann war er grausam, brutal, rücksichtslos. Ein Lügner, ein Heuchler, ein Dämon. Lehna ballte die Hände zu Fäusten. „Alles Lügen!“, zischte sie, ihr Blick richtete sich auf den Novizen, der sie misstrauisch beobachtete. Abgrundtiefer Hass stand in ihren Augen. Sie ließen Esteron leiden, sie lassen dich leiden, und sie reden von Gerechtigkeit! Sie predigen Wasser und trinken Wein, die Heiligkeit der Armut erfinden sie und schwimmen selbst im Gold! Sie bauen ihre Paläste auf dem Blut und dem Leid derer, die zu beschützen sie vorgeben. Haben sie etwas anderes verdient als den Tod, den sie bringen? Nein, sie hatten nichts anderes verdient. Esteron... Im Namen Innos war er so zugerichtet worden, und für eine ‚großzügige Spende’ würde ein Priester Innos’ ihn wieder zusammensetzen. Oh, diese gierigen, verlogenen Schweine... Sie begann an ihren Fesseln zu zerren, versuchte sich zu befreien. Der Lederriemen schnitt schmerzhaft in ihren Hals, drückte ihre Luftröhre zusammen, doch sie achtete gar nicht darauf. Diese verfluchten Hunde, die sich selbst ‚Diener der Wahrheit’ nannten, sie hatten nur den Tod verdient, nur den Tod... „Es ist so weit.“, meinte der Novize trocken, Glycolos nickte bestätigend. Der junge Ordensbruder drückte Lehna seine Hand auf den Mund und hielt ihren Kopf fest, sie starrte ihn voller Hass an, was ihn allerdings nicht weiter zu stören schien. Glycolos legte seine Finger an ihre Schläfen, murmelte einige leise Worte vor sich hin. Lehna bäumte sich in ihren Fesseln auf, als sie plötzlich eine weitere Präsenz in ihrem Geist spürte. Nicht noch einer... Der verfluchte Dämon reichte ihr schon aus. Und dann was es ausgerechnet dieser Lügner von Priester, der da in ihren Gedanken herumpfuschen wollte... GEH WEG! GEH, RAUS, VERSCHWINDE! Ich krieg’ dich schon... Niemals! Haahahahaha! Die Welt vor ihren Augen verschwamm, bald war sie nur noch ein undeutlicher Schemen, eine Ansammlung bunter Farben. Ihre Gedanken schienen so viel deutlicher zu sein, so viel realer. Nicht nur ihre Gedanken... Es schien ihr, als würde sich ihr Verstand in ein Schlachtfeld verwandeln. Der Magier streckte seine geistigen Fühler aus, versuchte das dunkle Etwas zu packen, doch das ließ nicht so einfach locker. Der Mentale Kampf tobte, ihre Gedanken wurden auseinandergerissen, Erinnerungen aus der Tiefe ihres Unterbewusstseins gezogen, reihten sich wild und ohne System aneinander. Ihre Hände verkrampften sich, sie wand sich in ihren Fesseln, panische Angst stand in ihren Augen, die blicklos in den Höhlen herumruckten. Kalter Schweiß perlte von ihrer Stirn, sie biss die Zähne aufeinander, während der Novize ihren Kopf eisern festhielt... Visionen von Tod und Verderben schossen durch ihre geplagten Gedanken, während das mentale Duell zwischen dem Magier und dem Dämonen andauerte. Ihr eigener Willen wurde zwischen den beiden Giganten förmlich zermalmt, in eine Ecke gedrängt, spielte keine Rolle mehr. Zumindest schien es so... Lehna! VERNICHTE IHN! Lehna, vertreibe ihn! VERNICHTE DEN HEUCHLER! Er belügt nur, er tötet, bringt Leid... Ich will dir nur helfen, ich will dich befreien! VERNICHTE IHN! Er lügt! Diese Bestie... Innos lügt. Glycolos schrie auf, taumelte nach hinten. Der Magier verlor das Gleichgewicht und stürzte, Blut lief in dünnen Rinnsälen aus seinen Ohren und seiner Nase. Sein Körper zitterte, er blieb keuchend liegen, unfähig sich zu rühren. Hyaaahaaaaaahahahahaha, er ist vernichtet! BESIEGT! „Meister, was ist los?“ Der Novize ließ von Lehna ab, war zu sehr auf den Magier fixiert, als das er mitbekam, wie der Lederriemen, der Lehnas rechtes Handgelenk festhielt, mit einem peitschenden Knall riss. Das Mädchen zögerte nicht lange, befreite ihre linke Hand, ihren Hals. Sie befand sich vollständig im Bann des Dämonen, ihr eigener Wille war in die Ecke gedrängt worden, konnte nur entsetzt beobachten... „Sie... glaubt dem Dämonen eher als Innos...“, röchelte der alte Priester und schluckte schwer. Der Novize versuchte ihm auf die Beine zu helfen... Lehna stützte sich mit einer Hand auf den Tisch, stieß sich mit dem Beinen vom Boden ab. Im nächsten Moment schnellten ihre Füße vor, trafen wuchtig die Hüfte des ahnungslosen Novizen. Der junge Mann schrie entsetzt auf und taumelte zur Seite, verlor das Gleichgewicht. Er prallte gegen das Kohlebecken in der Ecke, riss es scheppernd um, die glühende Kohle rollte über den Fußboden. Glycolos starrte voller Entsetzen auf Lehna, die seinen Blick voller dämonischem Hass erwiderte. Sie griff sich einen der Kerzenständer, zog mit einem Ruck die Kerze herunter. Ein langer, spitzer Dorn kam zum Vorschein, achtlos warf sie die Kerze zur Seite und schnellte ansatzlos nach vorn. Der Novize, der sich gerade aufrappeln wollte, stieß einen kurzen, überraschten Schrei aus, als sich der lange Dorn zielgenau in seinen Brustkorb bohrte... Lehna riss ihre ‚Waffe’ mit einem Ruck aus dem zuckenden Körper, stieß erneut zu. Knackend brach der Schädelknochen, die Spitze bohrte sich in die Stirn des Novizen. Seine Hände verkrampften sich in der letzten Sekunde seines Lebens, dann sackte der junge Mann in sich zusammen. Glycolos hämmerte gegen die schwere Tür. „Mach auf, bei Innos, MACH AUF!“ Lehnas Kopf ruckte herum, sie verzog die Lippen zu einem diabolischen Grinsen, dass so gar nicht zu ihr passen wollte. Das Mädchen wirbelte herum, landete mit einem geschmeidigen Sprung auf der Tischplatte und war mit einem weiteren Satz bei dem Priester, der zu einer Statue erstarrt zu sei schien. Der Dorn des Kerzenständers näherte sich bedrohlich seinem Hals, Lehna grinste böse und voller sadistischer Vorfreude... Der schwere Riegel wurde zurückgeschoben, der blonde Novize, der vor der Tür gestanden hatte, öffnete selbige und lugte herein. „Was ist de...“ Er kam nicht dazu die Frage zu beenden, bevor der Fuß des schweren, verzierten Kerzenständers wuchtig mit seiner Schläfe kollidierte. Der junge Ordensbruder wurde zur Seite geschleudert, prallte gegen die eisenbeschlagene Eichentür und sackte zusammen wie eine Puppe. Blut lief aus einer Platzwunde an seiner Schläfe, sammelte sich an seinem Kinn und tropfte ins Gras. Lehna schenkte ihm keine weitere Beachtung, sie packte Glycolos am Arm und zog ihn hinter sich her, den blutigen Kerzenständer noch immer in der Hand haltend. Kurz nach dem Verlassen des Exorzismus – Raumes blieb sie stehen und starrte dem Priester kalt in die Augen. Trotz der dämonischen Kälte war jedoch auch etwas unterschwellig hoffnungsloses, verzweifeltes in ihrem Blick. Die Reste ihrer tatsächlichen Persönlichkeit... „Wo ist Esteron?“, zischte sie und hob drohen den Kerzenständer. „Du heilst ihn. Sofort.“ |
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20.06.2003, 17:15 | #238 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna hielt inne. Satura? Das Mädchen spürte förmlich, wie sich der Dämon mit einem Mal zurückzog. Sie wusste auch, warum – nicht, weil er Angst hatte um seine Existenz, sondern weil er ihr so die größten Schmerzen zufügen konnte... Sie ließ Glycolus los, der Priester machte sofort dass er Abstand gewann. Lehna blieb eine Zeit lang einfach stehen. Ihr Blick wanderte zu dem Magier, zur Kapelle, zu den beiden kleinen Häuschen neben der Hauptkapelle und schließlich zu dem blutbesudelten Kerzenständer in ihrer Hand. Eine Weile starrte sie ihn an wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit, wie ein magisches Artefakt unglaublicher Macht. Dann ließ sie ihn ins Gras fallen. Als der Kerzenständer nicht mehr ihre Hand berührte, schien auch ihre Kraft mit einem Schlag zu verschwinden. Sie kippte nach vorn, fiel auf die Knie und stützte sich notdürftig mit den Händen im Gras ab. Sie zitterte als würde sie sich in einem Kühlschrank befinden, ihr Magen rebellierte, sie würgte ein paar Mal und beförderte schließlich etwas Magensäure auf den Boden vor ihr. Sie hatte die beiden Novizen umgebracht... Ihre Finger gruben sich krampfhaft in die weiche Erde, sie schluchzte verzweifelt. "Ich... ich..." Es schien ihr, als würde mal wieder alles über ihr zusammenbrechen. Nur noch Schmerz, Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung blieben übrig. Nicht einmal Esteron war da... Lehna hockte auf der Wiese, krümmte ihren bebenden Körper und vergrub das Gesicht in ihren Händen und weinte völlig verzweifelt. Sie war zu schwach, um dem Dämon irgend etwas entgegenzusetzen, er konnte ihren Willen so leicht brechen wie einen dünnen Ast, wenn er es wollte. Sie würde wahrscheinlich keine Chance haben, ihn jemals in den Griff zu bekommen, ihn zu kontrollieren oder gar loszuwerden. Er würde immer weitermachen, weiter und weiter, sie immer tiefer in den Abgrund aus Schmerz und Hoffnungslosigkeit stürzen, ganz wie es ihm gefiel. Er hatte sie Novizen töten lassen, wen würde sie als nächstes umbringen weil der Dämon es wollte? Kleine Kinder? "WARUM?" Sie schrie diese Frage geradezu heraus, doch sie wusste, dass sie nie eine Antwort erhalten würde. Zumal es nicht einmal ihre Frage war, es war die Frage, die ihr mittlerweile fast zwanzig Tote stellten, immer und überall, egal wo sie sich befand. Und sie würde die Antwort niemals geben können, weil sie die Antwort selbst niemals erhalten würde... "Satura, hilf mir..." Sie schluchzte hilflos, sah die Amazone dabei nicht an. Sie konnte jetzt niemanden ansehen, am wenigsten Satura, die Frau, die sie als erstes verrate hatte, weil der Dämon mit ihr machen konnte was er wollte. "Töte mich endlich..." |
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20.06.2003, 18:00 | #239 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna nickte nur stumm und versuchte, sich einigermaßen auf den Beinen zu halten, während Satura sie hinter sich her in das Zimmer zog, in dem sie vor dem missglückten Exorzismus übernachtet hatte. Inzwischen waren einige Novizen aufgetaucht, eifrig rückten sie die Möbel in dem kleinen Zimmer um. Tisch und Bett tauschten die Wand, so dass der eiserne Halsring jetzt auf dem Bett lag. Satura führte Lehna zu selbigem, das Mädchen setzte sich, etwas später legte sich das kalte Metall um ihren Hals, mit einem leisen Klicken drehte ein Novize den Schlüssel herum, das Schloss rastete ein. Der Ordensbruder bedachte Lehna noch mit einem misstruischen Blick, sie saß zusammengesunken auf dem Bett, hatte ihr Gesicht wieder in den Händen vergraben und weinte leise vor sich hin. Glycolus trat in die Tür, musterte die Besessene noch einmal. "Wenn du etwas brauchst, ruf einfach. Es wird immer ein Novize vor der Tür stehen." Das Mädchen wandte ihm den Kopf zu, die schwere Kette klirrte leise. "B - Bitte kümmert Euch um Esteron..." Der alte Priester nickte kurz. "Natürlich." Er wartete noch einen Augenblick, bevor er den Raum verließ. Die Tür knarrte leise, landete dann mit einem dumpfen Ton im Rahmen. Schabend glitt der schwere Riegel von außen vor. Lehna hob ein wenig den Kopf. Sie war allein. Allein... Das Mädchen legte sich auf das Bett, der eiserne Ring um ihren Hals störte sie nicht einmal, irgendwie hatte er etwas fast schon berugihendes an sich. So konnte sie wenigstens niemanden umbringen - hoffendlich... Sie zog die rauhe Leinendecke über ihren zitternden Körper, rollte sich zusammen und wimmerte leise vor sich hin. Hoffendlich war wenigstens Esteron bald wieder gesund, ohne ihn würde sie all das nicht durchstehen können... |
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21.06.2003, 12:20 | #240 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehnas Hand zitterte, die schwere Kanne wäre ihr fast entglitten, als sie den Tonkrug mit dem klaren Wasser füllte. Obwohl sie sich bemühte, schwappte ein wenig über den Rand des Kruges und ladete auf der Tischplatte. So nach vorn gebeugt, wie sie auf dem Bett saß, drückte der schwere Eisenring unangenehm gegen ihren Hals und machte das Atmen teilweise nicht ganz so einfach. Mit einem dumpfen Aufschlag wurde die Kanne wieder auf den Tisch gestellt, Lehna war schon fast erleichtert, das Gewicht nicht mehr halten zu müssen. Mit ihrer jetzt freien Hand zog sie den Eisenring ein wenig nach vorn und trank dann ihren Becher leer, bevor sie sich erschöpft wieder auf das Bett legte. Ihre vom Weinen geröteten Augen starrten leer an die Decke, ohne einen Punkt zu fixieren, wurden von dunklen Ringen untermalt. Sie hatte in den letzten Tagen kaum geschlafen und auch diese Nacht kein Auge zugetan, die meiste Zeit hatte sie in stiller Verzweiflung vor sich hin geweint. Das einfache Kopfkissen war mittlerweile völlig durchnässt mit ihren Tränen. Wo war Esteron? Hatte der Magier ihn nicht heilen wollen? Langsam drehte sich sich auf die Seite, der rauhe Eisenring um ihren Hals hatte mittlerweile einige gerötete Stellen auf ihre Haut gescheuert, aber das merkte sie kaum. Sie rollte sich wieder zusammen, ihre Gedanken waren bei Esteron, während der Dämon irgendwo in ihrem Unterbewusstsein lauerte... "Esteron..." Das Mädchen begann wieder leise zu wimmern. Es war ihr einfach zu viel, wenn Esteron nicht bald etwas von sich hören ließ würde sie noch zu Grunde gehen an ihrer Verzweiflung und Einsamkeit. Sie wunderte sich selbst, dass sie es überhaupt schon so lange ausgehalten hatte. Aber viel länger durfte es nicht mehr dauern... |
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21.06.2003, 14:15 | #241 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - In der Kapelle...
"Esteron?" Lehna hob den Kopf ein wenig, sah hoffnungsvoll zur Tür. War er endlich da...? Einen Moment später zerschlug sich ihre Hoffnung jedoch, es war Leon der da vor der Tür stand. Sie hörte, wie der schwere Riegel zurückgeschoben wurde, leise knarrend schwang die Tür auf. Verunsichert sah sie Leon an, als er auf sie zukam. Was wollte er? Leon gehörte nicht gerade zu den Leuten, die sie mochten, und Lehna konnte es ihm nicht verübeln. Es war ihr sowieso ein Rätsel, warum noch immer jemand zu ihr hielt... Der junge Dieb musterte sie mit einer seltsamen Mischung aus Mitleid und Misstrauen, er griff zum Dolch in seinem Gürtel und zog ihn heraus. Lehna betrachtete die schlanke, scharfe Klinge ängstlich und hoffnungsvoll zugleich. Hatte Leon beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen? Es schien fast so - und irgendwie wusste sie nicht so recht, ob sie sich nicht vielleicht darüber freuen sollte... Der Dieb kniete sich vor dem Bett nieder, hielt ihre Schulter fest und die Klinge seines Dolches langsam zu ihrem Hals, wobei er etwas zu suchen oder zu überprüfen schien. Nein, sie wollte noch nicht sterben! Zumindest nicht jetzt, nicht ohne zu wissen was mit Esteron war. Es wäre feige Flucht. Sie würde Esteron im Stich lassen, das konnte sie nicht tun, er brauchte sie, genau wie sie ihn brauchte. Zumindest hoffte sie das... Wenn es nicht so war, dann konnte Leon sie ruhig töten, wenn sie ihm nicht die Arbeit abnahm vorher. Aber bevor sie nicht wusste, was mit Esteron war, konnte sie nicht einfach verschwinden... Das Mädchen riss sich los und rutschte über das Bett weg von Leon, presste sich zitternd gegen die kalte Wand und rollte sich zusammen in dem Versuch, ihren Hals damit vor seinem Dolch zu schützen. Leon blieb ruhig und folgte ihr, nahm vorsichtig ihren Arm weg und sah sie an. "Ich tu dir nichts... Ich werde nur das Schloss aufbrechen." Das Schloss aufbrechen? Lehna sah ihn überrascht an, gleichzeitig keimte ein wenig Hoffnung in ihr auf. Aber warum sollte ausgerechnet Leon sie befreien wollen? Aber scheinbar meinte er es ernst. Der Dieb nahm das Schloss ihres Halsringes, erneut näherte sich der Dolch. "Esteron ist nicht weit.", ergänzte er noch und lächelte, Lehna reagierte nicht. Die schlanke Klinge des Dolches schob sich in das eiserne Schloss, Leon begann mit dem Dolch herumzuhebeln. Es war nicht ganz einfach, bei dem schweren Halsring handelte es sich nicht gerade um eine Truhe, bei der man Problemlos hebeln konnte, und ganz ohne war das Schloss auch nicht, aber der junge Dieb ließ nicht locker. Irgendwann - Lehna wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, sie hatte nur auf die offene Tür gestarrt und an Esteron gedacht - zersprang das Schloss mit einem metallischen Klirren. Sie sah Leon dankbar an, als er vorsichtig die schwere Halsfessel öffnete und dann fast schon angewidert auf das Bett fallen ließ. Irgendwie ein sonderbares Gefühl, ohne das Gewicht am Hals... Lehna zögerte einen Augenblick, es schien, als müsste sie erst die Situation begreifen, dann krabbelte sie langsam vom Bett herunter und stand auf. Leon ging bereits zur Tür, sie folgte ihm, wobei sie noch etwas unsicher auf den Beinen war. "Wo... Wo ist Esteron? Noch in der Kapelle?" |
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21.06.2003, 14:32 | #242 | ||||||||||||
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Gildenquest: Die Katakomben des Klosters -
DER BÖSE IST NICHT DER WÄCHTER! Der Wächter ist der untote Magier. Siehe erster Post des Threads... Der Böse is einfach 'n Dämon. Dämon, und fertig. |
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21.06.2003, 16:44 | #243 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Ihre Frage beantwortete sich einen Monent später von selbst, als Leon zur Seite trat und den Blick freigab auf zwei Männer, die langsam aber sicher um die Ecke der Kapelle bogen. Es waren Krieger und... Esteron! Lehna war, als würde eine tonnenschwere Last von ihr genommen. Ohne zu zögern rannte sie los, dummerweise achtete sie dabei nicht auf die Türschwelle. Es kam wie es kommen musste, sie blieb hängen, der Schwung trug sie nach vorn und sie schlug der Länge nach auf den Kiesweg. Den Schmerz beachtete sie jedoch garnicht, unterstütz von Leon rappelte sie sich so schnell es ging wieder auf und stolperte weiter auf Esteron zu. Wenn Krieger sie nicht im letzten Moment aufgehalten und auf den Zustand ihres Geliebten hingewiesen hätte, hätte sie sich einfach an seinen Hals geworfen - nun ja, glücklicherweise gab es ja noch den aufmerksamen Templer... "Esteron..." Trotz allem umarmte sie den jungen Wanderer, wenn auch wesendlich vorsichtiger als sie es gern getan hätte. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie ihn fast nicht mehr loslassen wollte. Sie küsste ihn sanft auf die Wange, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schluchzte leise. "Esteron... Warum bist du weggegangen? Tu das nie wieder..." |
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21.06.2003, 19:31 | #244 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna blieb unschlüssig stehen, ihr Blick huschte hin und her zwischen dem wartenden Krieger und Esteron, der erschöpft auf dem Boden hockte. Sie konnte ihn doch nicht einfach allein lassen, in seinem Zustand... "Lehna, nun komm endlich!" Krieger fasste das Mädchen am Arm und zog sie hinter sich her, zwar nicht grob, aber doch ohne Widerstand zuzulassen. Sie warf noch einen letzten Blick auf Esteron, der versuchte wieder auf die Beine zu kommen, dann bog Krieger mit ihr in eine Seitengasse ein. Lehna sah sich noch einmal um, aber von Esteron war natürlich keine Spur mehr zu sehen, so lief sie also mit hängendem Kopf hinter dem Templer her. Nicht einmal verabschieden können hatte sie sich... Krieger rannte weiter durch die Gassen Gorthars, erst nach einige Minuten verlangsamte er das Tempo ein wenig, um sich verwirrt umzusehen. Scheinbar wusste er nicht, wo es weiterging... Im selben Moment bog eine Gestalt um die Ecke, ein schlanker junger Mann – Leon. "Hier seid ihr also...", brachte der Dieb heraus und sah die beiden etwas verwirrt an. "Wo ist Esteron?", fragte er verwundert, doch Krieger zuckte nur mit den Schultern. Lehna wartete einen Augenblick, bevor sie einfach loslief. "Hee, wo willst du hin?", rief Krieger überrascht und nahm zusammen mit Leon die Verfolgung auf. "Aus der Stadt, denke ich...", antwortete sie nur und führte den Templer in ein Gewirr verwinkelter Gassen. Die Häuser wurden zusehends kleiner und schäbiger, die Wege schmutziger. Der Gestank von Müll erfüllte die Luft, es schien ihren Begleitern als würden sie direkt in ein Labyrinth laufen. Lehna allerdings steuerte zielstrebig zwischen den meist baufälligen Hütten hindurch, bog ab ohne nachzudenken und achtete schon fast nicht mehr auf ihre Umgebung, bis sie abrupt auf dem Hinterhof eines verfallenen Steinhauses stehen blieb. Das Gebäude sah unbewohnt aus, die morsche Tür hing schief in den Angeln, einige Büschel Grads und Moos bedeckten die fast fensterlose Mauer. Ohne zu zögern stieß Lehna die Tür auf, es grenze fast an ein Wunder, dass sie dabei nicht einfach aus den Angeln gerissen wurde. Ein widerlicher Verwesungsgestank schlug dem Mädchen entgegen, ließ sie kurz zurückschrecken, bevor sie endgültig den Raum betrat. Spärlich fiel etwas Licht durch zwei schmale Fenster ins Innere des Gebäudes, die meiste Sonne kam durch die Tür herein – und erhellte eine nicht gerade angenehme Szene. Der aus verrotteten Holzdielen bestehende Boden war übersäht mit Schmutz und einigen scheinbar menschlichen Ausscheidungen. Lehnas Blick wanderte kurz über die chaotische Szene, blieb in der linken Ecke hängen. Dort war der Quell des überwältigendes Gestanks – eine halb verweste menschliche Leiche lag auf dem Boden, eine Wolke dicker Fliegen brummte um sie herum. Viel war nicht zu erkennen, und Lehna war nicht gerade unglücklich darüber... "Schnapsleiche...", brachte sie mühsam hervor, in der stinkenden Hitze des Raumes fiel selbst das Sprechen schwer. "Passiert hier manchmal." Sie wandte sich der rechten Seite des Hauses zu, in deren hinterer Ecke sich keine Leiche befand, sondern ein senkrecht in die Tiefe führender, quadratischer Schacht. Eine rostzerfressene Leiter ermöglichte den Abstieg, den Lehna auch sofort begann. "Es geht in die Kanalisation, von hier aus ist es nur ein kurzes Stück bis zum Abfluss etwas außerhalb der Stadt.", erklärte sie noch kurz und kletterte dann nach unten, ohne weiter auf ihre beiden Begleiter zu warten... |
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21.06.2003, 20:02 | #245 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Am ende des stinkenden Tunnels wurde langsam ein Licht sichtbar, Lehna drosselte das Tempo um Leon nicht abzuhängen. Aus der gefährlichen Zone waren sie ohnehin raus - in der Kanalisation suchte die Garde nicht einmal die schlimmsten Psychopathen. Und wahrscheinlich auch keine Besessene... "Satura?", fragte sie auf Leons Einwurf hin und sah ihn kurz an. Er blickte mit einem seltsamen Funkeln in den Augen zurück. Wut? Lehna drehte sich wieder um, allzu viel schien sich an Leons Einstellung ihr gegenüber nicht geändert zu haben. Und sie verstand ihn noch immer... Sie verdrängte die aufkommende Traurigkeit so gut es ging, jetzt war nicht die richtige Zeit dafür. "Was ist mit Satura?" |
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21.06.2003, 20:30 | #246 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Verraten? Warum sollte ich dich verraten?" Lehna sah Leon kurz unsicher an, bevor sie weiterredete. Er erwiderte ihren Blick nicht und irgendwie war sie ganz froh darüber. "Ich... Ich danke dir für deine Hilfe, und..." Leon drehte sich nicht zu ihr um, musterte nur noch immer prüfend den Wald, sie schwieg. Verraten... Verraten würde ihn höchstens der Dämon. Dieser verfluchte Dämon... Sie seufzte leise, Leon und Krieger schienen inzwischen eine Fährte gefunden zu haben. Die beiden setzten sich in Bewegung, aufGrund von Leons Verletzungen nicht ganz so schnell wie sie es gern hätten, Lehna folgte ihnen schweigend. Satura wollte zur Inquisition. Sie hob kurz den Blick, betrachtete den Wald, der sich als schwarze Silouette vom blutrot gefärbten Himmel abzeichnete. Der Wald war früher so friedlich gewesen, jetzt wirkten die Bäume eher wie eine Warnung für übermütige Abenteuerer - 'Hier beginnt das Gebiet der Banditen, Inquisitoren und Dämonen!' Die Dämonen... Hoffendlich begegneten sie nicht den Dämonen. Nur zu gut konnte sich Lehna an die unfassbaren Schmerzen erinnern, die sie erlitten hatte, als Satura den angreifenden Dämon getötet hatte. Körperliche Wunden waren nicht entstanden, aber der Schmerz war höllisch gewesen. Genau wie das, das ihn hervorgerufen hatte... |
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21.06.2003, 21:13 | #247 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna schloss ihre Hände um das amulett wie um ein Heiligtum - und in gewisser Weise war es das ja auch. Saturas Leben hing davon ab... Sie betrachtete einen Moment lang Leon, der mit gesenktem Kopf auf dem Felsen saß und über irgend etwas nachzudenken schien, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Wenigstens gab er ihr noch eine Chance, das war auch nicht gerade alltäglich. Sie würde nicht versagen, sie durfte nicht versagen... "Ich... danke dir für das Vertrauen.", murmelte sie leise. Sie war sich selbst nicht sicher, ob sie dieses Vertrauen überhaupt verdient hatte. Nun ja, sie vielleicht schon - aber sie war ja nicht allein... Sie drehte sich langsam um und hängte sich die Kette mit dem Amulett um den Hals. Das Licht der untergehenden Sonne, das sich inzwischen mit dem blassen Schein des Mondes vermischte, spiegelte sich matt auf dem Anhänger. Lehna stapfte in Richtung Wald, Krieger ging neben ihr. Fast verträumt nahm das Mädchen das amulett und betrachtete es etwas näher. In die glatte, sibrig glänzende Oberfläche war eine stilisierte Sonne geritzt, acht sich schlängelnde Strahlen gngen von ihr aus. In der Mitte der Sonnenscheibe prangte ein menschlicher Schädel. Das war also das Symbol der Inquisition... Fast schon angewidert steckte sie das Amulett wieder in ihren Ausschnitt und beschleunigte ihre Schritte ein wenig. Sie mussten Satura finden, bevor sie den Inquisitoren in die Hände fiel - und ihr Vorsprung war gewaltig. Aber Lehna durfte nicht versagen. Eine zweite Chance würde sie nicht erhalten... |
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21.06.2003, 22:27 | #248 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Stille. Das erste was Lehna am Wald auffiel war die totale, beängstigende Stille. Nur die Geräusche, die Krieger und sie selbst verursachen, waren zu vernehmen. Selbst der Wind schwieg. Als würde der Wald etwas erwarten, die ruhe vor dem Sturm... Oder im Auge des Sturms. Krieger hatte aus herumliegenden Ästen und trockenem Gras zwei Fackeln gebastelt – Feuer hatte er als Sumpfler wegen seiner Krautstengel ja immer dabei. Immerhin waren sie so nicht noch neben der Stille der kompletten Dunkelheit ausgesetzt, die andernfalls wohl hier geherrscht hätte. Die Wolkendecke war ziemlich dicht in dieser Nacht, und das Blätterdach tat sein übriges, um jeden Lichtstrahl vom Boden abzuhalten. Schweigend gingen die beiden Wanderer mit weit ausholenden Schritten nebeneinander her, näherten sich schnell der Stelle, an der die Inquisition gelagert hatte. Und doch hatte Lehna ständig das Gefühl, als würden sie ewig brauchen, viel zu lange. Außerdem waren sie nicht allein... Es war eine Gewissheit, keine Vermutung. Die Stille, all das hätte zwar jeden auf die Idee gebracht, dass da etwas sein könnte, aber Lehna wusste es, Woher auch immer. Nun ja, es waren schließlich ihre... Verwandten? Ihr Blick fiel auf ihren Waffengurt, der noch immer von Krieger durch die Gegend getragen wurde. Wenn die Dämonen angriffen, würde sie sich nicht verteidigen können. Aber das war auch gar nicht nötig, sie würden ihr nichts tun, schließlich war sie eine von ihnen... Sie schüttelte ein wenig den Kopf, ein trauriges, verbittertes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Der einzige Feind, den sie zur Zeit wirklich fürchtete, war in ihr selbst. Sie konnte nichts gegen ihn tun, er alles gegen sie. Sie war ihm völlig ausgeliefert... Eine Weile wanderten die beiden schweigend durch den Wald, Lehna beobachtete ohne reges Interesse die verzerrten Schatten, die das Licht ihrer Fackeln hervorrief. Bis einer der Schatten sie aus rotglühenden Augen anstarrte. Das Mädchen blieb stehen, starrte zurück. Es war, als würde sie einem alten Freund in die Augen blicken, sie stellte fest, dass sie dieses Zusammentreffen schon...freute... „Da sind sie.“, stellte Lehna trocken fest und rührte sich nicht. Lautlos bewegte sich der schwarz geschuppte Körper aus dem Schatten des Baumes, die zähen Muskelstränge hoben sich bei den geschmeidigen, fast schon eleganten Bewegungen deutlich unter der Haut ab. Die dreifingrigen Hände mit den langen Hornklauen fuhren scheinbar ohne Ziel über den mit trockenen Nadeln und Blättern übersäten Waldboden. Der Schädel der Bestie ruckte herum. Erst zu Lehna, dann zu Krieger. Wieder kurz zu Lehna. Dann fixierter er Krieger. Schabend glitt dessen Schwert aus der ledernen Scheide an seinem Gürtel... |
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21.06.2003, 23:34 | #249 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Lehna starrte verwundert auf den Waffengurt in ihrer Hand, dann auf Krieger und schließlich auf den Dämon. Sie spürte, wie sich in ihrem Geist etwas regte, in freudiger Erwartung des Leides. Fast reflexartig zuckte ihre Hand zum Griff ihres Schwertes... Im letzten Moment riss sie ihren Arm zurück und schleuderte den Waffengurt von sich, in irgend ein Gebüsch. Verdammt, war Krieger wahnsinnig ihr in dieser Situation Waffen in die Hand zu drücken? Verstand er nicht, dass sie damit eher ihn töten würde als den Dämon? Der Kampf begann, Krieger schoss vor und versenkte sein Schwert in der Schulter es Dämons. Glühender Schmerz durchzuckte Lehnas Arm, wanderte hoch zu ihrer Schulter. Sie taumelte zuck, die Fackel entglitt ihrem Halt und landete auf dem Waldboden. Das Mädchen drückte den schmerzenden Arm an ihren Körper, wich in gebückter Haltung weiter zurück. Ein dünner Speichelfaden tropfte zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie spürte, wie sich die unheilige Existenz in ihrem Geist regte, seine Fühler nach ihren Gedanken ausstreckte und begann, in ihrem Verstand zu wühlen. „Geh doch endlich weg...“, brachte sie mühsam hervor, obwohl sie wusste dass es sinnlos war. Aber nein, Kleines, wir sind doch Freunde... Immer weiter drang der Dämon vor, während neue Schmerzen sich zu denen gesellten, die ihren Arm zu lähmen schienen. Schmerz explodierte in ihrem Brustkorb, als würden ihre Rippen brechen, auf ihrem Kopf schien ein Troll zu tanzen. Sie schrie auf, ihre Beine versagten ihr den Dienst. Lehna sackte haltlos zusammen, krümmte sich schmerzgepeinigt auf dem Waldboden. Sie wollen dir nicht helfen. Wir sind doch deine Brüder... Er nicht... Sie spürte, wie sie nicht nur über ihren Körper die Kontrolle verlor. Ihr Kopf ruckte herum, mit einem undefinierbaren Blick fixierte sie Krieger. Dieser spannte seinen Bogen und jagte dem Dämon einem Pfeil in den Nacken. Erneut schrie Lehna auf, warf den Kopf nach hinten und streckte ihren Körper ruckartig aus. Ihre Hände gruben sich in den weichen Waldboden. Sollte das das Ende sein? Nein, du kannst Satura noch retten, doch nicht mit IHM zusammen... Töte ihn... Ihr Körper zuckte unkontrolliert, verzweifelt versuchte sie, wenigstens gegen den Dämon in ihrem Verstand anzukämpfen. Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen... Ein neuerlicher Schmerzensschrei, ihr linkes Auge setzte plötzlich aus, sah nichts anderes mehr als Schwärze. Krieger hatte dem Dämon ein Auge ausgeschossen. Und gleichzeitig auch ihr... TÖTE IHN! Kalter Schweiß tropfte von ihrer Stirn, als sie sich mühsam aufrappelte, die Schmerzen ignorierend. Sie krallte sich im Waldboden fest, zog sich vorwärts. Langsam kroch sie über die vertrockneten Nadeln und Blätter, mit einem einzigen Ziel vor den Augen – ihrem Waffengurt. Sie musste ihn erreichen... Musste dem Schmerz ein Ende setzen... Musste Satura retten... Ohne ihn… Sie streckte die zitternde Hand aus, ihre Finger schlossen sich um den Griff ihres Schwertes. Mit einem Ruck wurde die Erzklinge von ihrer Scheide befreit. Lehna wälzte sich herum, starrte auf Krieger. Er musste sterben, für Satura... Für Satura, für die Mission, für das Vertrauen! „Nein, niemals...“ Sie hielt inne, die Klinge ihrer Waffe hing starr und unbeweglich in der Luft. „Niemals, ich werde Krieger nicht verraten, ich werde Leon nicht enttäuschen und Satura nicht im Stich lassen...“ Der Dämon in ihrem Inneren schien aufzuschreien, zu toben. Langsam öffneten sich ihre Finger, mit einem leisen Aufschlag landete ihre Waffe auf dem Waldboden. Neuerliche Schmerzenswellen durchfuhren ihren Körper, sie krümmte sich schreiend und wimmernd zusammen. Das Etwas in ihrem Verstand hatte sich zurückgezogen, sie riss die Augen auf, betrachtete Krieger einen Moment lang mit einem um Vergebung flehenden Blick, bevor sie sich wieder über den Waldboden wälzte. Die Schmerzen waren zu schlimm, sie wollte etwas tun, doch die konnte es nicht... Tränen liefen ihre Wangen hinunter, vor Schmerz, Verzweiflung, Hilflosigkeit. Sie würde versagen... |
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22.06.2003, 00:48 | #250 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
„Leon...“ Die Schmerzen, die der inzwischen tote Dämon verursacht hatte, klangen nach dessen Ende schnell ab, dafür schmerzten Leons Tritte um so mehr. Körperlich hatte sie schon wesendlich schlimmeres erlebt, aber darum ging es auch gar nicht... Sie krümmte sich wimmernd zusammen, als sein zweiter Tritt ihre Rippen traf, hob kraftlos die zitternde Hand, als wollte sie nach im greifen, und ließ sie wieder sinken. Lehna zuckte kurz, als der dritte Tritt des jungen Diebes sie traf, sie hob den Kopf und sah ihm verzweifelt in die Augen. Sie hatte versagt, hatte ihre Chance vertan, nicht genutzt... „Leon...“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als Leon sich neben ihr auf die Knie sinken ließ. Unsicher suchte ihre Hand den Weg über den Boden zu ihm, jedoch bereit, sich jederzeit wieder zurückzuziehen. Sie schluchzte verzweifelt, Tränen tropften auf die trockenen Blätter unter ihrem Kopf, sie wagte es nicht, Leon anzusehen. „Ich kann nichts dafür... Es tut mir Leid, es tut mir so Leid, aber ich kann nichts dafür... Leon... Bitte verzeih mir...“ |
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