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25.06.2003, 04:26 #1
Sengert
Beiträge: 102
Vorstellungen: Die Garde Innos' -
Name: Sengert
Alter: 26
Rang: Bürger
Nebenskill: Händler
Waffe: keine
Rüstung: Feiner Zwirn
Sonstiges: Siegelring

Aussehen:
Sengert ist von ausgesprochen durchschnittlicher Statur. Er ist kaum groß, schmächtig gebaut, hat einen etwas zu großen Kopf und glatt anliegende Haare

Eigenschaften:
-positiv: Eitel, redegewandt, intelligent, überlegen
-negativ: (-)

Vorgeschichte:
Mit einem Schiff im Hafen von Khorinis angekommen, weiß niemand so richtig, mit wem er es eigentlich zu tun hat, wenn er dem aufrechten, gerade gewachsenen und überaus gut gekleideten jungen Mann begegnet, der es auf der Überfahrt nach Khorinis offenbar sogar geschafft hat, dem Kapitän des Handelsschiffes seine Kajüte abzuschwatzen.
Nur soviel ist sicher: Sengert kommt von weit her. Seit seiner frühesten Jugend ist der Sohn eines Lehrers auf den Umgang mit Zahlen getrimmt.

Im jugendlichen Alter von 15 Jahren erbte Sengert das ansehnliche Vermögen seines alleinstehenden Onkels, in dessen Stadthaus er aufgewachsen war und mit Mutter und Vater eine der oberen Etagen bewohnte. Als der Vater es jedoch wagte, sich mit Sengert über die Aufteilung des sonntäglich von der Mutter gebackenen Marmorkuchens zu überwerfen, sah der junge Erbe sich gezwungen, seine Eltern des Hauses zu verweisen. Niemand weiss, was aus dem beliebten Lehrer und seiner Frau geworden ist. Böse Zungen behaupten, der Vater sei bereits wenige Monate nach dem Streit mit Sengert an Skorbut gestorben und die Mutter anschliessend einem gemeinen Zuhälter anheim gefallen.

Wie dem auch sei, Sengert war durch die Erbschaft ein vermögender Mann geworden, hatte sich durch zwar verbotene, aber überaus erfolgreiche Geschäfte als Geldverleiher einen Namen gemacht und führte ein für Außenstehende sorgloses Leben. Er bewegte sich in gesellschaftlich anerkanntesten Kreisen und ging selbst beim Bürgermeister der Stadt als offenbar gern gesehener Gast ein und aus.

Doch eines Tages, scheinbar ohne jede Not, veräusserte Sengert sein reiches Haus und all seine Güter. Niemand wusste, was den gutaussehenden, wohlhabenden jungen Mann dazu veranlasst hatte, man konnte es sich nicht erklären. Und bereits am nächsten Morgen war Sengert aus der Stadt verschwunden. Kein Mensch ahnte, wohin sein Weg ihn führte: Als Gast an Bord eines durchschnittlichen Handelsschiffes, auf großer Fahrt in eine völlig fremde Welt. Khorinis.

zugelassen
25.06.2003, 15:26 #2
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis # 14 -
Als das Schiff im Hafen anlegte, bedankte sich Sengert bei dem Kapitän freundlich für dessen bequeme Kajüte, die er dem wohlhabenden Passagier gegen ein geringes Entgelt bereits zu Beginn der langen Überfahrt zur Verfügung gestellt hatte. Dann drehte er sich mit ernster Miene um und schritt über die Planke von Bord.
Das war also Khorinis. Eine nach Fisch und faulem Tang riechende Kloake. Sengert stand am Kai und schaute, die Sonne im Rücken, das Hafenviertel der Stadt hinauf. Hütte an Hütte reihte sich dort. Kein erbaulicher Anblick. Und die Menschen, die hier umherstanden. Sie waren so... Sengert zog seine Weste und sein feines Jackett zurecht ...so schmutzig!

Der junge Mann besann sich, daß es ratsam sei, sich ein wenig in der unwirtlichen Gegend umzuschauen. Vielleicht gab es hier irgendwo seinesgleichen, Menschen mit Bildung und Anstand, die auf ihr Äußeres Wert legten und ein Niveau besassen, dass Sengerts Stand entsprach. Persönlichkeiten eben, die ihm wenigstens annähernd das Wasser... nun ja, er wollte nicht utopisch werden. Charaktere mit dem gewissen Etwas halt. Konnte es in einer solch tristen Stadt Menschen mit Klasse geben? Für's erste wäre jedoch auch ein Barbier genehm, der Sengert eine Crème für seine von der rauhen Seeluft fürchterlich trockenen Hände auftragen könnte.
05.07.2003, 18:54 #3
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis # 15 -
Sengert war es ziemlich egal, wo um alles in der Welt der Schlüssel in die Oberstadt zu finden war. Die Wachen, die ihn daran hinderten, sein wahres Reich zu betreten, waren jedenfalls unangenehm. Warum konnte irgendjemand etwas dagegen haben, einen gutaussehenden, ebenso wohlhabenden wie -riechenden jungen Mann in seine prominente Stellung vordringen zu lassen?

Der Händler war bemüht, seine Fassung zu wahren. Wahrscheinlich war es doch nötig, einen Barbier zu finden, um ihn mit der Pflege des fast schon als verwahrlost anzusehenden Körpers Sengerts zu beauftragen. Für Geld natürlich. Jeder hatte seinen Preis. Sengerts geplättete und noch immer gestärkte Hose hatte einen kleinen Fussel in Kniehöhe, wer sollte den entfernen? Würde sich Sengert etwa bücken müssen? Hier vor den Wachen zur gehobenen Klasse, zu der sich der wohlhabende Händler ohne weiteres zählen durfte? Niemals!

Doch Sengerts Hände bedurften dringender Pflege. Und was noch schlimmer anmutete: Sein Taint war durch die Tagessonne beinahe schon ruiniert. War denn unter all dem Gesindel kein anständiger Barbier zu finden? Sengert begann, die Stadt beinahe ebenso wie ihre unterprivilegierten Bewohner zu hassen. Er sehnte sich nach seinesgleichen.
07.07.2003, 18:52 #4
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis # 15 -
Die staubige Hose abgeklopft, den hässlichen Wachposten zugenickt und verlegen in den Himmel geschaut. Mehr brauchte es nicht, um die Stadt zu verlassen. Sengert war noch immer betrübt, dass man ihm den Zugang zur Oberstadt verweigert hatte, dem einzigen Ort, wo er Menschen mit Niveau erwartete. Doch nun je, es war halt nicht zu ändern.

Da stand er, der ebenso wohlhabende wie gutaussehende Kaufmann, vor dem Osttor der mehr als bescheidenen Stadt Khorinis und lugte in die nahe Wildnis. Ob es hier Tiere gab? Wilde Tiere? Vielleicht war es besser, Sengert besorgte sich eine Karte der Insel, bevor er einfach auf gut Glück loszog, die Insel zu erkunden und sein Ziel zu verfolgen. Doch es war weit, zum Hafenviertel zurück, zu dem kartenzeichnenden, gebrechlichen Widerling, der ihn aus offenbar alkoholisierter Kehle einen "feinen Pinkel" geschimpft hatte. Überhaupt, die Eigenart der primitiven Stadtburschen, einen jeden Herren mit "Du" anzusprechen, behagte Sengert ganz und gar nicht. Wo blieb da die gute Erziehung?

Nun, denn, Sengerts Füße brannten in den feinen Schuhen bereits am Stadttor. Wozu länger warten? Der Händler zog eine Goldmünze aus der Tasche und warf sie der Stadtwache vor die Füße, in den Staub. "Wappen." murmelte Sengert und machte sich nicht die Mühe, sich zu bücken, um den Taler wieder aufzuheben.

Sengert: "Also rechts entlang."
Wache: "Ja."
Sengert: "In Ordnung."
Wache: "Gut."

Und so stakste Sengert, gut gekleidet und mit leider viel zu rauhen Händen, mit denen er noch einmal flüchtig seinen steifen Kragen richtete, aus der Stadt hinaus in die Wildnis.
09.07.2003, 17:25 #5
Sengert
Beiträge: 102
Rund um Khorinis #9 -
Ein brennender Schmerz kroch das linke Bein des gutaussehenden Händlers hinauf. Wie ein Feuer, das jemand im Schuh eines Menschen entzündet, fühlte es sich an und Sengert war dieser Wucht eines argen und grausamen Gefühls nicht zu widerstehen im Stande. Zwar biss er auf die Zähne und sog zischend Luft durch die kaum geöffneten, schmerzverzerrten Lippen, doch schließlich konnte er es nicht mehr aushalten. Von einem nahen Baumstumpf zupfte er eilig das grüne, feuchte Moos, das sich darauf befand. Dann wischte er mit der offenen Hand ein paar Mal über die Schnittfläche der ehemaligen Buche. Keinen Augenblick zu spät war er mit dieser flüchtigen Reinigung fertig, die jedoch zwingend erforderlich war, wenn man sich seine teure Kleidung nicht endgültig ruinieren wollte.

Sengert setzte sich vorsichtig auf den Baumstumpf und öffnete vorsichtig seinen linken Schuh. Die Qualen, die der stattliche junge Mann dabei erlitt, sie ließen sich nicht in Worte fassen. Vorsichtig und ganz ganz langsam zog der erfreulich wohlhabende Kaufmann das weiche Leder von seinem geschundenen Fuß.

Ein etwa erbsengroßer, runder Kieselstein purzelte aus dem Schuh. Sengert war glücklich über die augenblickliche Erlösung. Hier, unweit der Stadt, würde er noch einen Augenblick rasten, etwas tiefer im Gebüsch, selbstredend. Wer wusste schon, welch Schurke sich sonst noch seiner Habe zu bemächtigen gedachte?
11.07.2003, 20:58 #6
Sengert
Beiträge: 102
Rund um Khorinis #9 -
Der Fehler auf der Seele des Händlers lag schwer. Den er suchte, würde er finden. Kein Schmerz, kein Gezatter würde ihn je daran hindern. Es galt, der Ordnung halber, den Frieden zu wahren. Kein Hieb, kein Stich drang in des Scavengers Fleisch. Flucht oder Sieg war hier längst nicht die Frage. Sengert nahm die Beine in die Hand und begann zu laufen. Und nur kurze Zeit später hatte der gefiederte Kopffüßler die Verfolgung aufgegeben.

Entspannt blieb der reiche Kaufmann stehen. Das Abbild einer Taverne prägte sich auf seine Netzhaut, nichts weiter als ein zweiter blinder Fleck in seinem Kopf. Den er suchte, würde er finden. Früher oder später. Man kannte ihn. Wenigstens in dieser Frage war Sengert sich sicher. Vernichtung, Bann der Gefahren. Begriffe, derer sich ein tumber Kaufmann nicht gewiss werden konnte ohne fordernden Belang. Niemand außer dem Tode würde seine Jagd beenden. Und so setzte Sengert seine Suche fort. Getrieben ohne Not, mit ausgeschaltetem Bewusstsein. Den er suchte, würde er finden.
11.07.2003, 21:24 #7
Sengert
Beiträge: 102
Lagerfeuer für allg. Gespräche über die Gilde #6 -
Herzlichen Glückwunsch, Sir Iwein. Nirgendwo läßt sich das besser feiern als hier in Reih und Glied.;) Ich wünschte, ich wär auch schon in der Garde...
11.07.2003, 21:45 #8
Sengert
Beiträge: 102
Lagerfeuer für allg. Gespräche über die Gilde #6 -
@Emyar + Chaos13:
Ich komme gerne zu Euch, wenn ich darf:D
11.07.2003, 21:51 #9
Sengert
Beiträge: 102
Lagerfeuer für allg. Gespräche über die Gilde #6 -
Nenee, Moment, ich bin ein ZA;)
Will Euch nicht verarschen oder so
11.07.2003, 21:58 #10
Sengert
Beiträge: 102
Lagerfeuer für allg. Gespräche über die Gilde #6 -
Danke Jungs;)
Will hier auch nicht lange den Geheimniskrämer machen, aber ich sags Euch vorab mal gleich: Sengert ist ein unerträglicher Pedant:D
(Werde mich mal bei einem Verantwortlichen melden. )
12.07.2003, 00:58 #11
Sengert
Beiträge: 102
Anmeldung in der Garde Innos' #2 -
Ich möchte bitte in die Garde:)
Ach ja, bitte, ohne Scheiß:D
12.07.2003, 14:45 #12
Sengert
Beiträge: 102
DGI Avatare & Signaturen #3 - Re: JP_Walker's Signatur
quote:
Zitat von Gorr
...deswegen verlange ich dass es unverzüglich entfernt wird.
Sollte das nicht geschehen kenne ich auch noch andere Wege das durchzusetzen...


Prima Idee, hier ist JP_Walkers ICQ-Nummer:
174968218

So hätte ich es jedenfalls an Deiner Stelle gemacht
13.07.2003, 13:51 #13
Sengert
Beiträge: 102
Taverne "Zur toten Harpyie" #2 -
Das Knacken und Rascheln zwischen den trockenen Bäumen beeinträchtigte die Konzentration des Händlers, der einsam durch die Wiesen und Wälder der Insel Khorinis gestapft war und sich seit einiger Zeit in unmittelbarer Nähe einer Taverne aufgehalten hatte. Nicht, daß er nicht das Bedürfnis hatte, mehr Schlaf als nur wenige Minuten lang unter irgendeinem alten Baum zu bekommen. Und keinesfalls war es so, daß Sengert weder Hunger noch großen Durst verspürt hätte. Nein, es hatte einen anderen Grund, daß der gutaussehende junge Mann die Taverne, die er bereits am Vortag entdeckt hatte, noch immer nicht betreten hatte. -Nun ja, vielleicht waren es auch zwei Gründe.

Zunächst einmal war da der Pöbel, der sich üblicherweise in Tavernen dieser Bauart herumzutreiben pflegte. Trinker, Raufbolde und einsame, schmutzige Weiber. Wahrlich nicht die Gesellschaft, die ein wohlhabender Mann mit Niveau gerne um sich scharte.
Doch da war etwas anderes, eine andere Sache, die den dürstenden und mittlerweile in der hochstehenden Sonne schwitzenden Mann daran hinderte, den Schankraum des Gasthauses zu betreten. Immer und immer wieder, die ganze Nacht bereits und seit dem Morgen auch wieder den halben Tag, war Sengert vorsichtig um die Taverne zur Toten Harpyie herumspaziert. Herum und nochmal herum. Spähte hier durch ein Fenster, verbarg sich dort vor dem Eingang, um ja nicht entdeckt zu werden. Man sah es ihm vielleicht wirklich nicht auf den ersten Blick an. Aber Sengert war schrecklich schüchtern.
14.07.2003, 17:21 #14
Sengert
Beiträge: 102
Beförderungen #3 -
Glückwunsch zur Beförderung, Heavenis.:)

@Yenai: 1000 Dank:D
14.07.2003, 18:02 #15
Sengert
Beiträge: 102
Geburtstage #2 -
Herzlichen Glückwunsch, Clay!
Wünsche Dir ne Riesentorte und Konfetti, bis der Arzt kommt:D
15.07.2003, 17:50 #16
Sengert
Beiträge: 102
Rund um Khorinis #9 -
Sengert war's genug von all der Lauferei, dem Ducken, dem Ausweichen, dem Träumen und dem Hungern. Ganz von allein und völlig ohne Not entschied er sich spontan, sein Versteck hinter der Taverne "Zur Toten Harpyie" zu verlassen und sich auf den Rückweg in die Stadt zu begeben. Einige der Gräser hier in der Gegend waren dem Händler inzwischen sogar vom Geschmack her bekannt, auch wenn er ihre Namen nicht kannte. Doch wusste er wenigstens, ob in ihren Adern Wasser floss oder ob man seinen Durst an ihnen nicht löschen konnte. Von Baumlaub wollte Sengert lieber gar nicht reden. Bitter das Zeug.

Eine ganze Weile war der mürbegewordene, aber noch immer gerade Haltung bewahrende und erfreulich frisch lächelnde junge Kaufmann unterwegs, als er auch schon das Stadttor von Khorinis erblickte. Einer der beiden Männer, die davor Wache standen, grinste Sengert hämisch an. Es war tatsächlich dieselbe unglückliche Kreatur, die hier bei Aufbruch des Händlers bereits ihre Ausdünstungen der Umwelt preisgegeben und immerhin eine Goldmünze von Sengert erhalten hatte. Eine einzige lächerliche Münze. Der Händler grinste verächtlich, als er sich der Wache mit stolzen Schritten näherte.
17.07.2003, 20:22 #17
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis #16 -
"Long... wer???" Sengert hatte das Nuscheln der Wache kaum verstehen können, doch der Rüpel in Uniform weigerte sich, für die immerhin drei Goldstücke, die er eingestrichen hatte, seine Information noch einmal zu präzisieren. So war der distinguierte junge Kaufmann leider gezwungen, sein Glück in dieser Stadt auf's Neue alleine zu finden.

Doch immerhin, eines hatte ihm die Wache verraten. Auf die Frage, wer in dieser verkommenen, armseligen Ortschaft für Recht und Ordnung sorge und der richtige Ansprechpartner für Belange von Recht und Anstand sei, hatte Sengert einen Namen zur Antwort erhalten. Den Namen dessen, der ihn mit sicherer Hand in das Obere Viertel der Stadt führen würde, zu Menschen mit Anstand, Bildung und Niveau. Seinesgleichen.

Den Namen dieses fremden Wohltäters, ausgestattet mit feinen Manieren und zartem Äußeren, würde Sengert nie wieder vergessen. Jedenfalls dann, wenn er ihn erstmal richtig kennen würde. "Long... und weiter?" Doch die Wachen ignorierten den anmutigen Händler. Bestien!

Und so spazierte Sengert hastig in die Stadt, immer Ausschau haltend nach einem vertrauenerweckend ausschauenden Menschen, der ihm seine alles entscheidende Frage beantworten konnte: "Kennt Ihr einen gewissen Hauptmann Longboot? "
17.07.2003, 21:32 #18
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis #16 -
Endlich einmal wieder war das Glück auf Sengerts Seite. Er hatte den Mann gefunden, der ihn trocken und sicher ins Obere Viertel der Stadt bringen konnte, wie es hieß. Die Tage, in der sich der gutaussehende Kaufmann hier unten durch den Pöbel winden musste, waren nun endgültig gezählt. Spontan zog Sengert eine Goldmünze aus seiner Westentasche. Doch aufgeregt, wie er war, rutschte ihm der Taler durch die Finger und fiel vor dem stattlichen Hauptmann in den Staub. "Das ist für Euch", lächelte Sengert aufrichtig, "Ihr dürft sie aufheben und behalten."

Ohne die Reaktion seines Gegenübers abzuwarten, warf Sengert seinen Kopf in den Nacken und legte sich theatralisch seinen Handrücken auf die erhitzte Stirn: "Stolzer Hauptmann Longboot, Ihr seid mein Retter. Mir wurde geheißen, Ihr könnt mir Zugang zur Oberstadt verschaffen." Sengert seufzte tief. "Ach bitte, helft mir. Ich folge Euch treu, wenn Ihr mir nur diesen einen Wunsch gewähren wollt."
17.07.2003, 21:48 #19
Sengert
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Die Stadt Khorinis #16 -
"...Mein Name ist Sengert, Kaufmann in Khorinis!" Hatte er das eben selber gesagt? Sengert konnte es kaum fassen. Niemals hätte seine ausnehmend gute Erziehung es zugelassen, daß er einen ehrbaren Offizier anlog. Er war zwar Kaufmann, doch in Khorinis hatte er seinen Beruf ja noch gar nicht ausgeübt. Zwinkernd blickte Sengert auf die im Staub liegende Münze. Dieser Hauptmann war ein Mann von Ehre. Sein Tonfall war ein wenig grob, doch unter seiner rauhen Schale steckte sicherlich ein weicher Kern.

Oha! Nun schaute ihn der Hauptmann ernst und fragend an. Und Sengert war ja ganz in seine Gedanken vertieft gewesen. Was hatte der stattliche Offizier da gerade... Jedenfalls erwartete er offenbar eine Antwort.
"Ähm, ja sicher, Herr Hauptmann Longboot. Selbstverständlich. Natürlich, ganz ohne jeden Zweifel, Ihr habt ja so recht!"
19.07.2003, 01:16 #20
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis #16 -
Den er suchte, musste er finden. Da war es wieder, dieses Bewusstsein, das den Kaufmann packte und auf sein Ziel ansetzte, seinen Willen klärte und ihm die Gewissheit gab, nicht ohne Grund hier zu sein. Sengerts Miene verfinsterte sich augenblicklich. Jegliches freundliche Gefühl, jede Überheblichkeit wich im Bruchteil einer Sekunde. Nichts Liebenswertes zeichnete mehr die Züge des weichen Gesichtes nach. Und nicht einmal ein Topf voller Gold oder eine Dose seidiger Handcreme würde den Händler aus dieser kurzen Trance reißen. Die Kurskorrektur war vollzogen. Woher auch immer sie kommen mochte. Den er suchte, musste er finden.

"Gebt mir endlich eine Schaufel und lasst uns nicht länger hier herum stehen." Sengert blickte Longbow ernst und tief in die Augen. Der Hauptmann bekam nihct die Gelegenheit zu verstehen, welche Wandlung in seinem Gesprächspartner vorging. Doch wie der Fremde das Dach putzte, wollte er schon gerne mit eigenen Augen sehen.
19.07.2003, 01:47 #21
Sengert
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Die Stadt Khorinis #16 -
Der Hauptmann ließ sich nicht lumpen und hob Sengert, der eigentlich nur kurz eine Pause einlegen wollte, um sein offenes Schuhband zu verknoten, mal eben auf das Dach der Kaserne. Dunkelheit herrschte hier oben, Sengert sah kaum seine Hand vor Augen. So versuchte er, durch geschicktes Ertasten seiner Umgebung herauszufinden, wohin er sich sicher bewegen konnte. Da er keine Lust verspürte, sich zu bücken, benutzte er zum Tasten allerdings die etwas klobige, schwere Schaufel.

"PENG!"

Von der Schaufel ungeschickt und hart getroffen, verabschiedete sich ein ehedem die Kaserne behütender Dachziegel in der Dunkelheit und polterte krachend vor dem Gebäudeflügel zu Boden. Sengert, der seine Aufgabe gewissenhaft zu erledigen gedachte, blickte sich kurz nach seinem Hauptmann um, doch da es so dunkel war, konnte er ihn nicht wirklich sehen. "Soll ich hier?" flüsterte Sengert, um niemanden, der vielleicht unter seinen Füßen schlief, zu wecken, und ließ erneut die schwere Schaufel auf das solide Dach krachen. Und wieder zerbarst ein Ziegel. Immerhin, dieser fiel nicht auch noch vom Dach.
19.07.2003, 03:29 #22
Sengert
Beiträge: 102
Die Stadt Khorinis #16 -
Stundenlang polterte und klopfte Sengert mit der schweren Schaufel auf dem Dach umher. Es wäre hilfreich gewesen, wenn der Hauptmann ihm einen Besen zur Verfügung gestellt hätte, anstatt hämisch grinsend und mit trotzigem Stand dem Händler bei seinem nächtlichen Werk zuzuschauen.

Sengert hatte kein Einsehen, wieso es nötig war, ein Drittel des Daches der Kaserne zu reinigen, doch schabte und schlug er Klumpen um Klumpen von dem trockenen Moos von den matten Ziegeln, warf Steine und sogar einen alten Stiefel in den alten Sack, den Longbow ihm zur Verfügung gestellt hatte. Nur schmutzig wollte er nicht werden.

Die Finger bei der Arbeit weit von dem Stiel der alten Schaufel gespreizt, das feine Jackett durch anmutige Bewegungen vor Schaden durch den schmierigen Schmutz des jahrzehntelang bewucherten Daches geschützt, vollendete der schwitzende, aber stolze Händler sein Werk innerhalb weniger Stunden. Longbow sah es mit Verwunderung. Und daß der Fremde noch immer zumindest äußerlich sauber wirkte, ärgerte den Hauptmann doch ziemlich. Soeben wollte er seine Aufgabe für den, den er für seinen neuesten Bewerber befunden hatte, noch einmal präzisieren, als dieser plötzlich vor ihn trat: "Herr Hauptmann, etwa ein Drittel des Daches ist sauber."

Und noch während Sengert in der Dunkelheit sein spöttischstes Gesicht aufzusetzen versuchte, weil seine Kleider so schön sauber geblieben waren, stieß er gegen die Fackel und begann sogleich, diese zu klonen, indem er selber Feuer fing. Lichterloh brannte augenblicklich der feine Zwirn, den der intelligente Händler am Leibe trug und heizte selbigem mehr ein als ihm lieb war.

Um es kurz zu machen, einen schäbigen Lachanfall Longbows später stand Sengert mit freiem, im Dunkel der fortgeschrittenen Nacht weiß leuchtenden Oberkörper auf dem Dach der Kaserne der Garde von Khorinis. "Mach Dir nix draus." Longbow lächelte und klopfte seinem Schützling aufmunternd auf die verschwitzte Schulter. "Es ist spät, Zeit zu schlafen. Ich zeig Dir, wo Du die Nachtverbringen kannst. Und benimm Dich anständig."

Sengert tat, als habe er die letzte Bemerkung nicht gehört. Banause!
20.07.2003, 17:24 #23
Sengert
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Beförderungen #3 -
Glückwunsch den Beförderten, viel Spaß weiterhin:)
25.07.2003, 18:21 #24
Sengert
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Die Stadt Khorinis #16 -
"Mein Name ist Sengert. Ich bin Mitglied der Garde Innos'. Ich muß unbedingt hindurch. So laßt mich doch endlich in die Oberstadt!" Eine kleine Ader an der Schläfe des Kaufmanns pulsierte bedrohlich. Doch die Wachen waren unerbittlich. "Hör zu, Freundchen: Seit fast einer Woche kommst Du mehrmals täglich hier vorbei, erzählst uns, Du seist wer-weiß-wie-wichtig und raubst uns unsere Zeit. Es langt jetzt! Wenn Du wirklich ein Mitglied der Garde bist, dann diene ihr auch und laufe hier nicht dermaßen..." Die Wache musterte den Fremden, der außer einer piekfeinen Stoffhose nur ein zerfetztes und offenbar angesengtes Unterhemd trug, voller Abscheu. "...unangemessen umher. Du bist eine Schande für die ganze Gilde!"

Bei diesen harten Worten zuckte Sengert zusammen. Dieser bewaffnete Taugenichts von einer weniger als durchschnittlichen Wache hatte sich doch selber allenfalls im Eiltempo in der Garde hochgeschlafen! Und nun wagte es dieser Verschnitt eines krummgehenden Soldaten, ihn, einen Sengert von reinem Blute, zu tadeln? Na warte, Bürschchen, das würde er seinem Hauptmann Longboot erzählen!

Die Wache unterbrach die stillen Hassgedanken des Kaufmanns jäh: "Und nochwas, Sengert oder wie immer Du Dich schimpfst: Wir werden Hauptmann Longbow von Deinem Benehmen hier Meldung machen, wenn Du noch einmal versuchst, unbefugt ins obere Viertel zu gelangen!"
30.07.2003, 20:12 #25
Sengert
Beiträge: 102
Abwesenheiten #2 -
Ich werde voraussichtlich noch bis zum Wochenende abwesend sein.
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