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08.03.2004, 21:44 | #326 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Sumpflager #21 -
Das war also der Sumpf. Die Stege knirschten, als Doooom seine barfüßigen Füße darauf legte. Ahhhh, endlich wieder hier. Lang, lang ist’s her, irgendwie hat es mir ja doch gefehlt. Die Selbstgespräche, die der Mann vor ihr führte zeugten nur davon, wie wohl er sich doch hier fühlen musste, doch für Enzanie wirkte es verständlicherweise noch alles sehr fremd. Aber nicht so fremd, denn einen Sumpf kannte sie, doch nicht solche Stege und auch nicht diese Holzhütten. Sie sahen alle extrem brüchig aus und das Holz wirkte sehr alt, morsch und teilweise schon mit Wurmstich, doch anscheinend waren alle Häuser hier so. Die eine oder andere Hütte kam noch an ihnen vorbei, doch weiterhin blieb es bei Holzhütten. Meistens sogar ohne Tür oder jegliche andere Schutzeinrichtung. Gab es hier etwa keine Diebe? Wäre wohl zu schön um wahr zu sein, aber wie sonst konnte man sich diesen Luxus leisten. Es gab aber auch freie Grasflächen, auf denen man sicher wunderbar entspannen konnte. Immer wieder kamen ein paar Männer an ihnen vorbei, auch sie trugen meistens einen kahl rasierten Kopf und grüßten Doooom, wobei sie sich immer vorbeugten und etwas vom Schläfer erzählten. Er musste wirklich eine sehr hohe Position innehaben, anders war dies nicht zu erklären. Viele Männer schienen unter ihm zu stehen und das zeugte von einer Macht, die sie dem Baal gar nicht zugetraut hatte. Doch eigentlich widmete sie sich viel mehr der Landschaft, oder besser des Lagers. Einige dieser Rockträger, die dieselben Beschriftungen oder Bemalungen hatten wie auch auf der Robe des Baals, arbeiteten an ihren komischen Holzhütten und hämmerten auf diese ein, andere saßen gemütlich auf dem Boden einer Graswiese und schienen an irgendetwas zu saugen, ehe sie kurze Zeit darauf etwas weißen Dampf, oder Rauch in die Luft steigen ließen. Enzanie war so gebannt davon, dass sie Doooom glatt fragte. Sag mal, was machen die drei Männer da vorne? Der Baal drehte sich kurz um und grinste kurze Zeit später tief. Nun ja, eine unserer Freuden im Sumpf, eine Wasserpfeife. Es ist sehr entspannend an ihr zu paffen. Es macht den Kopf leichter und die Sorgen weniger. Enzanie hatte zwar nicht so richtig verstanden, was er gemeint hatte, aber sie konnte es sich ungefähr denken. Die beiden gingen weiter und kamen zu einer weiteren, windschiefen Hütte, doch hiervor stoppte der Baal und kramte nach zweiminütiger Suche einen bronzenen Schlüssel heraus, denn diese Hütte hatte eine Tür. Tja, hier wohne ich und du wohnst hier in gewisser weise auch. Unsere Sachen sind hoffentlich noch da. Eigentlich wohne ich als Baal in der Pyramide, aber diese Hütte ist auch sehr bequem und gut zum untertauchen. Ich hab hier schon als Novize gepennt. Komm rein. Sie betraten gemeinsam die Hütte und dann sah sich die etwas überforderte, junge Frau erst mal um. In den letzten paar Minuten war soviel Neues auf sie herunter gekommen, das musste sie erst mal alles verarbeiten und dann fragte Doooom schon wieder was. Man hab ich einen Durst, am liebsten ein leckeres Bier aus der Sumpftaverne. Oh ja, aber das geht ja ni…oder doch? Sag mal Enzanie, hast du was gegen ein leckeres Bier einzuwenden? Ungläubig sah sie den Baal, der eben noch etwas nicht verstehbares gebrabbelt hatte mit großen Augen an, in denen man schon sehen konnte, dass sie absolut hilflos war. Bier? Was ist das denn schon wieder? |
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10.03.2004, 14:43 | #327 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Sumpflager #21 -
In der Taverne war es ganz schön trocken, die Luft schien geradezu zu brennen und es war sehr stickig. Nichts desto trotz ließen einige dieser Novizen einen Qualm aus ihren Mündern entweichen, wie sie es sonst nur von Feuer kannte. Sie hatten kleine Stängel in der Hand, die mit jedem Zug ein Stückchen kleiner wurden. Fasziniert beobachtete sie dieses Schauspiel, doch der Geruch war alles andere als annehmlich. Es war ein geradezu unangenehmer Geruch, der sich da in ihren Lungen festigte, weswegen sie auch versuchte nur hinzusehen und nichts einzuatmen, was sich in dieser engen Taverne aber kaum vermeiden ließ. Doch es war eine sehr familiäre Stimmung, es gab viel Gerede, als hätte man sich viel zu erzählen und doch ähnelten sich die Leute immer ein wenig. Sie hatten zum Beispiel alle dasselbe an und auch ihre haarfreie Frisur war gleich. Dennoch hatte jeder unterschiedliche Gesichtszüge, so wie sie es gewohnt war von Menschen. Einige wirkten älter, Andere wiederum jünger. In der Taverne war ein Kommen und Gehen, Leute verließen sie, Andere kamen wieder herein. Dabei waren nicht nur diese Stängel typisch, sondern auch immer wieder Krüge mit einer Flüssigkeit, die der Wirt am Tresen aus einem Fass zapfte. War dies etwa dieses Bier? Enzanie war sich nicht so sicher, als Doooom endlich zu ihr kam. Ein wenig nervös war sie ja schon, doch der gemütliche Baal brachte auch noch zwei dieser ominösen Krüger mit. So, bitteschön. Das ist unser echtes Sumpfgebräu, echtes Bier. Versuch es, es schmeckt köstlich. Der Mann stieß seinen Krug gegen den ihrigen und nahm einen tiefen Schluck, nachdem die Hälfte des Kruges leer war. Danach nahm auch sie das riesige Trinkgefäß in die Hände und führte es an die Lippen. Als sie den ersten Schluck nahm, war das Gebräu noch sehr fremd. Sie kannte es nicht. Doch der Geschmack entwickelte sich langsam. Es war ein sehr herber Geschmack und sie hatte Mühe das schwere Gebräu überhaupt runterzuschlucken. Nach ein paar weiteren Schlücken gab sie es auf. Das Gebräu hatte sich schon schwer in ihrem Magen gelegt und außerdem fiel es ihr schwer die Flüssigkeit herunterzuschlucken. Dennoch schmeckte es nicht schlecht, doch eben nicht ganz ihr Ding. Ja nicht schlecht, aber irgendwie nichts für mich. Gibst du mir den Schlüssel für die Tür? Ich würde lieber wieder zurückgehen. Du kannst aber ruhig hier bleiben, ich find mich schon zurecht. So ungewohnt ist das hier alles gar nicht, nur eben…anders. Der Baal stimmte zu und gab ihr den alten Schlüssel, danach bestellte er noch einen Krug mit diesem komischen Inhalt. Enzanie indes verschwand wieder aus der Taverne, die ihr ein wenig merkwürdig war… |
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11.03.2004, 17:31 | #328 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Sumpflager #21 -
Der Rundgang war schön gewesen, jetzt konnte sie sich wenigstens ein ungefähres Bild darüber machen, wie dieses ominöse und fremde Sumpflager aussah. Zwar würde es sicher noch lange Zeit kosten, bis sie all diese Leute verstehen konnte und auch das, was sie taten, doch im Großen und Ganzen war sie eigentlich ganz zufrieden mit dem bisherigen Geschehnissen in der neuen Welt. Khorinis nannten sie sie alle. Ein komischer Name. Das die Pyramide einst von Leuten aus Jharkendar erbaut wurde, das war eine tolle Entdeckung und machte sie auch ein klein wenig stolz zu diesen vergangenen Volk zu gehören, doch die Chance jemanden aus ihrer Zeit hier zu treffen, die existierte dennoch nicht. Es gab immer wieder Situationen, da musste sie schmunzeln, denn diese Menschen hier führten alle ein ziemlich lockeres Leben. Alles schien sich um diesen einen Schläfer zu drehen, doch die meisten spannten hier lange aus. Für sie wirkte es manchmal wie ein Urlaub, denn die Leute hier führten. Harte Arbeiten sah man kaum, einzig und alleine die Novizen, die auf den Feldern arbeiteten, die sahen arg geschunden aus. Enzanie hatte sich schon einiges hier "geleistet" Auf ihrem Rundgang bekam sie die Möglichkeit gegen einen der Novizen im Schwertkampf zu kämpfen, unter der Aufsicht des Baals hatten die Männer zu einem Kampf zugestimmt, als ob sie es nicht wagten ihm zu widersprechen. Zu der Verwunderung der meisten, die sich um die kleine Kampfesfläche versammelt hatten, war der Kampf rasch entschieden, doch nicht der kahl rasierte Novize mit dem Rock gewann, sondern sie. Und das eindeutig. Die meisten sahen kritisch hinter den beiden her, als sie wieder verschwanden, nur wenige hatten einen anerkennenden Blick für sie übrig und der Novize durfte extra Einheiten schieben, aber das kannte sie ja schon von früher, es war hier wohl genauso wie bei ihnen. Doch damit kam sie klar. Im Übrigen tat ihr auch die Luft im Sumpf gut, die klare Luft mit dem würzigen Beigeschmack, der sich geradezu in die Lungen sog. Ja, sie mochte das Lager gut leiden. Aber komisch war es trotzdem. Schon den ganzen Tag über war sie jedoch nachdenklich. Der Baal hatte sie gebeten um die Hütte herum zu warten, wollte noch einige sehr, sehr wichtige Dinge regeln, Enzanie verstand dies, hatte er wohl einiges zu sagen, nachdem er mit ihr aus der alten Welt kam. Deswegen wartete sie unter einem Baum, auf einer feuchten Wiese. Daneben war der Sumpf und ab und zu gingen Novizen, aber auch diese geheimnisvollen Baals und Templer auf den Stegen vorbei. Doch so richtig war sie gar nicht mehr da. Enzanie dachte viel über die Heimat nach, viel mehr, als sie eigentlich wollte. Sie hatte es sich alles viel einfacher vorgestellt, aber die Trauer war wohl doch nicht so leicht abzuschütteln. Es war trotz der neuen Erfahrung bitter zu wissen, dass man nie mehr zurück konnte. Die Geschichte, um all das, war mittlerweile in ihrem Kopf und sie fragte sich, ob es gut war, dass sie nun in dieser Zeit gelandet war, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn es diesen Zauber nie gegeben hätte. Irgendwann nachmittags kam Doooom dann zurück, setzte sich neben sie und atmete erst mal tief durch, ehe er Zeit hatte auf die Landschaft zu blicken. Kann sein, dass ich jetzt in nächster Zeit einiges zu tun bekomme. Ich muss noch einiges lernen und vielleicht nimmt mich unser Heiler als Schüler auf. Aber ich denke, ich sollte noch die Zeit haben dir die Insel zu zeigen. Fast war die junge Frau glücklich, dass er dies sagte, denn je mehr er zu tun hatte, desto weniger Zeit könnte er bei ihr sein. Vielleicht war es nicht so gut, wenn Doooom sie so sah. Es würde wohl noch länger brauchen, bis sie wieder in Ordnung wäre. Und auch diese Welt in vollen Zügen genießen. Gibt es noch weitere Lager auf der Insel?, fragte sie mit leerem Blick und toter Stimme. Ja sicher, viele sogar. Das größte dürfte die Stadt sein, die Stadt, die genauso heißt wie die Insel, wie Khorinis. Soll ich sie dir zeigen. Er hatte es gar nicht gemerkt, gut so, dachte sie sich. Hm-m. Sie nickte zu den zustimmenden Worten und stand wieder auf, klopfte sich die Rüstung ab und ging hinter dem Baal hinterher, der wieder zum Tor zurück schritt. Enzanie hatte diese Entscheidung eher gleichgültig getroffen, eigentlich gefiel es ihr im Sumpf, aber vielleicht würde sie diese Stadt ja etwas erheitern können. Sie war auch schon sehr gespannt, was die Menschen in dieser Welt unter einer Stadt verstanden… |
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21.03.2004, 16:18 | #329 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Wahlen -
Doooom Champ stressi Abbadon Carras |
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24.03.2004, 22:21 | #330 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Die Stadt Khorinis #30 -
Nun verweilte Enzanie schon seit zwei Tagen in dieser Stadt. Alleine. Doooom war nicht mehr da und mit seinem Weggang war auch Ruhe in das junge Mädchen eingekehrt. Es gab jetzt niemanden mehr, dem sie verpflichtet war, niemanden mehr, der sie zu irgendetwas anstachelte oder ihr neue Geschichten erzählte. Sie war manchmal glücklich, manchmal aber auch traurig darüber. Doooom war ein lustiger Mann, ein wenig untypisch zwar, aber durchaus liebenswert. Allerdings hatte er eben seine Verpflichtungen in seiner Gemeinschaft, die einem fremden Gott diente, was Enzanie niemals gekonnt hätte. Das ihr einstiges Zauberbildnis dies einst getan hatte, das konnte sie nicht mehr rückgängig machen, doch vor allem brauchte sie Zeit, Zeit um über einiges neu nachzudenken und Entscheidungen zu treffen, es waren wichtige Dinge, die in ihrem weiteren Leben anstanden. Sie hatte noch einige schöne Momente in Khorinis verbracht, der Name gefiel ihr ganz besonders, er klang richtig schön, wenn man ihn auf der Zunge schnippen wollte. Ein guter Name für eine Stadt, genau wie auch für eine Insel. Das Meer hatte es ihr hier aber ganz besonders angetan, es war ganz anders als bei ihnen in Jharkendar. Es hatte richtige Tiefe, war oft dunkelblau bis schwarz und manchmal stürmte es auch ziemlich heftig. Doch sie wusste auch, dass man dies nicht alles in zwei Tagen sehen konnte. Die meisten Menschen dieser Stadt waren überaus freundliche Menschen, auch das hatte sie in den zwei Tagen noch einmal vertiefen können. Aber sie hatte davor auch keine Zweifel daran gehabt. Wieso sollten sie auch nicht freundlich sein? Mit ein paar Händlern unterhielt sie sich sogar, es war ihr gelungen selbstständig auf die Leute zuzugehen und mit ihnen zu reden. Dass sie dabei so gut zurechtkam konnte sie selber kaum glauben, aber die fremde Sprache machte nur noch selten Schwierigkeiten. Vor allem aber wurde sie über den Sinn von Gold aufgeklärt. Dass man dieses Gold als Metall verwendete, das wusste sie schon längst, doch diese Bewohner waren verschwenderische Leute. Sie erzählten allen Ernstes, dass man bei ihnen mit Goldmünzen bezahlte. Für alles. Und dass das überall so sei. Sie wunderten sich sogar darüber, als Enzanie ihnen erklärte, dass man bei ihnen, hinter den Bergen, zwar auch mit Münzen handelte, aber diese aus Stein waren. Einfache Stein und Messingmünzen, aber doch nicht aus Gold. Gold war viel zu kostbar, als das man es so verschwenden konnte. Wenigstens wurde sie zweimal zum Essen eingeladen, was sie in der Zeit wenigstens etwas satt machte. Das einzige was sie nicht mochte waren ein paar komische Angebote von Herren aus dem Hafenviertel, so hieß nämlich das Viertel um das Meer herum. Sie wollte zwar nicht unhöflich sein und den Männern wehtun, aber der ein oder andere hatte sich dann doch ein wenig zu sehr "angenähert", das wollte sie auf keinen Fall. Trotzdem hatte sie noch viel lernen und diese Menschen und ihre Philosophien viel besser verstehen können. Nun allerdings hatte sie den Entschluss gefasst, sie wollte zuerst einmal wieder zurück in ihre Heimat, dort alleine kannte sie sich wirklich aus, dort musste sie ihre Entscheidung treffen. Im Kern ging es darum, was das nächste Ziel war, wo sie sich aufhalten wollte und wie sie mit fremden Menschen umgehen sollte, doch auch die Frage, ob sie überhaupt noch leben wollte, war noch nicht ganz verschwunden. So schön und lehrreich das alles doch war, so schmerzhaft waren die Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie war einfach kein Mensch aus dieser Zeit. So machte sich Enzanie auf, kurz nach dem Aufgang der Sterne am Nachhimmel, das Tor, durch das sie mit Doooom gekommen war, zu verlassen und sich auf den Heimweg zu machen. Sie kannte sich zwar nicht aus, hatte aber ein gutes Gedächtnis und wusste, wie Doooom und sie gegangen waren, eigentlich müsste sie es wieder finden. |
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25.03.2004, 18:49 | #331 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Rund um Khorinis #17 -
Es war ein sehr gutes Gefühl wieder in der freien Natur zu sein. Zwar war die Stadt auch ein sehr schöner Platz, doch man vermisste die Bäume und die Stimmen der Vögel doch sehr. Enzanie hatte sich schon ein wenig an den Weg gewöhnt, war er doch ganz gut begangen, tiefe Spuren verkündeten einen Wanderer und abgeknickte Äste zeugten von der Anwesenheit eines Tieres. Die Beobachtungen fielen ihr leicht, ging sie doch sehr langsam und erleichtert zurück in ihre Welt. Alle Zeit der Welt hatte sie dafür, wozu also hetzen. Im Gegenteil, es wäre schade gewesen, wenn sie nicht an den ein oder anderen Frühlingsblüten stehen geblieben wäre und dort ein wenig den Duft gerochen hätte. So viele Blumen, die es in Jharkendar nicht gab, alle fand man sie hier am Wegesrand. Sie kannte natürlich die Namen nicht, die die Einheimischen verwendeten, also gab sie den Pflanzen eigene Namen, einfach nach ihrem Aussehen. Namen wie Sonnenkelch, Grünblatt oder rote Fontäne fielen dabei und es machte ihr Spaß die herrliche Frühlingsluft einzuatmen. Es tat gut, ein wenig zu schlendern und sonst nichts zu tun. Einen letzten Blick warf sie der Stadt Khorinis noch zu, als sie schon ein Stückchen weit weg war, aber von einem Hügel aus die Mauern und Türme der Stadt in der Sonne spiegelten. Sie bereute es auf keinen Fall sich diese seltsame Stadt angesehen zu haben, denn es war eine sehr schöne Erfahrung gewesen, vor allem war es sehr lehrreich. Es gab Dinge, manchmal auch ganz kleine Sachen wie diese Pergamentrollen, auf so was wäre ihr Volk sicherlich nicht gekommen. Teilweise war es auch gar nicht möglich, da bestimmte Sachen fehlten. Und ein paar neue Tierarten durfte sie auch kennen lernen. Sie mochte Tiere sehr, sowohl zum essen als auch zum beobachten. Ein kleiner Bauer hatte ihr gezeigt, was Schafe waren und bei dem freundlichen, jungen Nahrungshändler bekam sie erklärt, was denn ein Scavenger war, dieses Wort, dass Doooom noch erwähnt hatte. Doch nun war es wirklich Zeit zu gehen und mit späterer Zeit ging auch sie schneller und achtete weniger auf die Umgebung. Auch wenn ihr diese ganze Insel gefiel, dieser neue Teil in ihrem Leben schon jetzt ans Herz gewachsen war, so schnell ging sie doch zurück zu den Bergen. Es war ein unbewusstes Laufen, ein Drängen zurück, Heimweh konnte es gut sein, aber vielleicht auch die Last der Dinge zurückgeben, keine Entscheidungen treffen, sich Zeit lassen. Auf ihrem Weg kam sie an dem Haus vorbei, dass sie auch schon auf dem Hinweg nicht betreten hatten. Von Fernem sah sie ein Schild, wie sie es oft in der Stadt gesehen hatte. Alle Häuser mit einem Schild waren meistens betretbar, doch da ihr Doooom nichts Näheres zu dem Gebäude erzählt hatte, wollte sie sich dort auch nicht umsehen. Überhaupt war die Insel so groß, dass sie noch längst nicht alles gesehen hatte, immer wieder zweigten Wege ab, oder man sah große Bäume in der Ferne wehen, was auf einen Wald schließen ließ. Sie ging wieder auf dem idyllischen Weg am See entlang, wo der scharfe Schnitt in ihrer Erinnerung lag, dort musste sie hochgehen. Danach musste die Brücke kommen und genauso war es auch. Nun stand sie nur noch wenige Schritte vom Lager dieser Gemeinschaft entfernt, bestimmt war Doooom irgendwo im Lager und hielt wichtige Reden oder arbeitete für das Wohl dieser Gemeinschaft. Bestimmt war er zu beschäftigt, als dass er sie empfangen könnte, aber ihr Entschluss zurückzukehren, der stand fest. Zurück nach Jharkendar, alles andere war natürlich noch nicht beschlossen. Sie hätte ihn gerne noch einmal gesehen, war es ja vielleicht das letzte Mal, irgendwie hatte er wohl doch mehr mit ihr zutun gehabt, als das auf sie wirkte. Schließlich war er einer der wenigen, die ein Geheimnis ihres Volkes kannten, doch auch hatte er gesehen, wie schlecht es doch sein konnte. Die beiden glatzköpfigen Männer sahen sie an, schienen ihr helfen zu wollen, zumindest hoffte sie das. Ein wenig hatte sie Respekt, denn diese Männer wirkten sehr stark und trugen auch dementsprechende Rüstung und Waffen, waren groß und wirkten mächtig, sie fürchtete sich nicht vor Männern, aber diese waren äußerst Respekt einflössend und das sollten sie wohl auch, da sie ja das Lager bewachten, so hatte Doooom es ja gesagt und das sie etwas bewachten, das so man auch so. Enzanie hatte nur in den leeren Weg geschaut, wollte sich aber nicht vom Fleck rühren, bis einer der Männer sie zögernd ansprach. “Stimmt etwas nicht mit euch? Ihr wart doch die, die mit dem ehrenwerten Baal Doooom gekommen war nicht wahr?“ Enzanie tröstete es etwas, dass diese beiden mächtigen Krieger ihr wohl nichts tun wollten und fasste ein wenig vertrauen. “Könnt ihr mir einen kleinen Gefallen tun? Ihr spracht schon von Doooom. Sorgt doch bitte dafür, dass ihn meine Worte erreichen. Er soll wissen, dass ich beschlossen habe in meine Heimat zurückzukehren und dass ich mich noch einmal bei ihm für alles bedanken will. Es war mir nicht vergönnt ihn noch einmal persönlich zu sehen und ich weiß noch nicht, ob dies jemals wieder der Fall sein wird. Richtet ihm das doch bitte aus, er weiß dann schon, von wem es kommt.“ Einer der beiden, der, der sie angesprochen hatte, nickte. “Geht in Ordnung. Ich denke, wir werden jemanden nach ihm schicken, er verweilt ja seit kurzem wieder hier.“ Erleichtert darüber wandte sich Enzanie dann von dem Eingang ab und ging weiter, selbst zu bedanken vergaß sie in ihrer Schwere, denn das machte ihr den Abschied nicht süßer. Eher bitter schmeckte es, als sie die letzten, gewohnten Meter ging, bis sie endlich durch den engen Gang, vorbei an den Felsen durchschritten hatte. Das einzige was sie noch tat war ihren blauen Enzian aus dem Haar zu nehmen, denn nun hatte sie keine Verwendung mehr für ihn… |
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27.03.2004, 10:50 | #332 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Dieser Gang, er war unglaublich. Enzanie war tatsächlich noch nie an diesen Stellen gewesen, doch eigentlich hätte er irgendjemand auffallen müssen, denn hier lag einst ihr großer Tempel, der Palast der Hauptstadt. Doch sie wollte sich damit nicht weiter grämen, war es doch nun mal Tatsache, dass es zu spät war. Niemals mehr würde ein anderer, den sie kannte, durch diesen Gang gehen und von der unglaublichen Pracht dahinter schwärmen können. Doch eigentlich hatten sie es nie gebraucht. Wozu sollte man schon in eine fremde, riesige Welt eintauchen, wenn man zuhause alles hatte. Eigentlich ging es ihnen wirklich immer gut, sie hatten keinen Grund zu klagen gehabt. Wieso also musste es passieren, dass niemand mehr lebte. Ihr Weggang konnte nicht entscheidend gewesen sein. Doch es hatte bestimmt etwas mit den schwarzen Künsten der Priester zu tun. Die machthungrigen Häuser, sie mussten sich endgültig einen Krieg geliefert haben oder eine Naturkatastrophe. Nur wie… Die Sonnenstrahlen streichelten ihre Haut sanft und zart, so dass man hoffen konnte, dass der bleiche Teint bald gebessert wäre. Sie war wirklich sehr blass geworden, die Jahrhunderte ohne die Sonne mussten schrecklich gewesen sein. Doch jetzt begrüßte sie jede neue Chance, ein wenig in ihr zu baden. Das Lichtbad war wirklich herrlich und sofort konnte Enzanie wieder lächeln, ihre Finger fuhren durch Gräser und schöne, grüne Pflanzen, die nun prall grün waren und sich auch zur Sonne streckten. In der Ferne bemerkten ihre unglaublich präzisen Blicke einen Adler, der über die Bergkuppen flog und mit ihrer linken Hand fuhr sie sich über die Brust, wo ebenfalls eines dieser Königstiere seinen Platz eingenommen hatte. Im Zeichen des Adlers waren sie in die Schlacht gezogen, hatten die Tiere gehuldigt und verehrt. Das Töten eines Adlers galt in Jharkendar als Delikt, das mit einer hohen Strafe belegt wurde. Mit verträumten Blicken ging die junge Frau weiter, weiter ins Landesinnere. Sie wusste schon, wohin sie wollte und langsam ging das Heimweh. Sie fühlte sich geborgen und sicher, daheim und doch allein. Schwere und Hoffnung hielten sich die Waage und ließen sie zu vielem nachdenken. |
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27.03.2004, 13:07 | #333 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Vor ihren Augen türmten sich wieder die Trümmer auf, die Trümmer des einstigen Palastes. Sie hatte sie schon gesehen, als sie mit Doooom hier zum ersten Mal vorbeigegangen war, doch noch immer saß der Schmerz tief. Er würde wohl sicher eines Tages vergehen, aber im Moment war es einfach noch zu frisch, als das es sie kalt gelassen hätte. Mit geduldiger und bebender Miene blieb sie an einem großen Trümmerhaufen stehen und hielt die Hand an den kalten Stein. Es war ein Gefühl, als ob sie noch immer hier wären, die ganzen Bürger und Menschen. Alles Einwohner und kulturelle Gläubige ihres Volkes. Sie ging weiter, immer noch von der Sonne gewärmt und geliebt, sah sie die aufgerissenen Steinplatten, dort, wo einst hunderte Menschen vorbeiliefen. Der große Platz, hier sah man den Opferungen zu, oder aber huldigte dem Herrscher. Manchmal fanden hier auch große Feste zu Ehren von Utzatekl statt. Sie sah noch immer, wie die Menschen über die Platten liefen, ihren Geschäften nachgingen und wild umher wuselten, wie sich einzelne Soldaten unterhielten und ein paar Bürger Neuigkeiten austauschten. Sie hatte es immer geliebt, wenn sie mal hier gewesen war. Nicht oft war dies der Fall, nur manchmal zu eben jenen Festen oder ganz selten um etwas einzukaufen. Oft aber hatten sie alles, die niedrigen Aufgaben wurden von Sklaven erledigt, die Diener gingen oft hierher, während sie sich meist im Sumpf aufhielt. Doch auch die Höhlengänge mussten oft sicher gehalten werden, da die Duruks dort hausten und ihre Boten oft angriffen. Unter ihnen befanden sich starke Kämpfer, mit eisenharten Panzerschuppen, die eine echte Gefahr darstellten. Dennoch war es ein spiritueller und kultureller Platz, es war der wahre Palast und mit nichts zu vergleichen, es war die archetektonische Blüte ihres Volkes, doch bis dahin hatte sie noch nie die große Pyramide gesehen, die Doooom ihr in seinem Lager gezeigt hatte. Sie beeindruckte sie noch ein Stückchen mehr. Ob der Mann jetzt in ihr war und auch nachdachte, so wie sie? Enzanie seufzte und nahm ein paar Kieselsteine von der Erde und schmiss sie in die Luft, weit und hoch flogen sie, kullerten irgendwo wieder herunter. Noch immer war es ziemlich kühl im Tal, sie vermutete nun stärker denn je, dass es Frühlingszeit war. Es war eine der besten Zeiten hier im Tal. Man konnte um diese Zeit so vieles machen. Doch auch gearbeitet werden musste viel. Die Bauern mussten ihre Felder bestellen. Und für die jungen Kämpfer kam nun die Zeit der Auslese. Immer im Frühjahr stellten die Kriegerkasten die besten Kämpfer bereit, die sich in ihrer Jugend einer dreijährigen Ausbildung verdient gemacht hatten. Sie dachte gerne daran, auch an ihre Ausbildung. Damals, vor langer Zeit…sie war das erste und einzige Mädchen gewesen, von den jungen Kriegern oft belächelt und von einigen geschätzt. Es war eine sehr harte Ausbildung und die Lehrmeister waren grausam unnachgiebig. Doch es war eine schöne Zeit. Als sie dann hier, nach bestandenem Ritual, standen und dem Herrscher huldigten und die Ehre bekamen sich als Krieger des Volkes zu bezeichnen, das war ein Riesenfest. Alles gab es da. Das Jahr, in dem sie diese Ehre zuteil wurde, war ihr letztes und aus dem Platz, wo sie wenige Tage danach zum letzten Mal war, war ein Ruinenfeld geworden. Immer noch schmerzte es, zog sie hinab in tiefe Tränentäler, doch dieses Mal wollte sie nicht weinen, wollte ihrer Heimat ehrenvoll gegenüberstehen. Es gab noch viel zu sehen, viel zu begutachten… |
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28.03.2004, 11:12 | #334 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Vom großen Palast entfernt führten einige Wege durch die Insel, einer war direkt zum Sumpf angelegt, von da aus war es nicht mehr weit, bis zu ihrem Zuhause, doch es gab noch andere Wege, der Torbogen, durch den sie mit dem Baal gekommen war, er war nur einer von vielen Wegen. Enzanie kannte sich hier sehr gut aus, war der zentrale Palast doch mit Verbindungswegen nur so gespickt. Sie wollte nicht sofort zurück, sondern erst einmal zu den großen Schluchten schauen. Im östlichen Teil ihrer Heimat befanden sich große Schluchten, die oft mehrere Meter absackten, umrahmt von riesigen Steinwänden und wunderbaren Pflanzen, die fast das ganze Jahr über blühten und an den kahlen Steinwänden empor wuchsen. Mit langsamen Schritten schlenderte sie so Stück für Stück weg vom großen Palast, ging über steinerne Treppenstufen, die sie noch allzu gut kannte. Es war so, als ob sie erst gestern darüber gelaufen wäre, es schien alles so gewohnt zu sein, nur die Menschen fehlten, sie war alleine mit den Tieren hier zurückgeblieben. Als sie dann den großen, immergrünen Wiesen näher kam, wurde das schöne Bild durch dicke Felsquader und Brocken erschüttert. Immer waren diese Wiesen rein gewesen, als Gärten des Palastes hatten sie ihn umrahmt, doch jetzt befanden sich nur noch diese Steine darin und verschandelten sie. Trotzdem blühten sie weiter, mit ihren unzähligen Gräsern, Kleeblättern und Gänseblümchen, die sie auch oft Sonnenkerne nannten. Die Wiesen bildeten den Rand des Palastes, doch einige endeten auch an den Schluchten. Es gab nur einen Weg, der von hier aus zu ihnen führte, ehe sie sich in viele weitere aufteilten. Enzanie war nun am Rande des Hanges und sah mit schwerem Herzen hinunter. Der Ausblick war einfach wunderschön, während sich die Sonne auf den großen Farnblättern spiegelte wurde die gesamte Schlucht in ein prachtvolles, helles Gelb getaucht, die Schlucht zeigte sich von ihrer besten Seite. Zwei Lerchen flogen um die Wette und landeten auf ein paar steinernen Überresten des Wachhauses. Da unten stand es, ein kleines, steinernes Haus, eines von vielen, dass sie zum Schutze vor Tieren und möglichen Feinden eingesetzt hatten. Selbst dieses kleine Gebäude war vollkommen zerstört, die Decke war eingebrochen und die Mauern eingerissen. Enzanie seufzte nur einmal, dann lächelte sie zuerst den beiden Lerchen und dann der Sonne zu. Wenigstens sie sorgten dafür, dass Jharkendar ein wunderschönes Fleckchen blieb… |
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28.03.2004, 12:16 | #335 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Es war immer noch diese Schwere, die ihr das Leben schwer machten, diese einmalige und einzigartige Kultur, dieses Volk, ihr Volk, es sollte einfach verschwunden sein? Es war so bitter und so traurig, sie hatte nicht nur ihre Familie, ihre Freunde und ihre Bekannten verloren, nein, selbst das ganze Volk war verschwunden und mit ihm die einstigen Erinnerungen. Ruinen waren nun alles, was noch von ihnen kündete und Ruinen waren auch in ihrem Herzen zu finden. Sie hatte noch kein bisschen darüber nachgedacht, wie es weitergehen sollte, ob sie denn überhaupt noch leben wollte, doch der einzige Beschluss, den sie bisher gefällt hatte war, dass sie erst einmal ein wenig über ihre Heimat reisen wollte. Es war vielleicht nicht alles zerstört worden, vielleicht. Doch die Hoffnung war selbstredend gering, nach einem solchen Anblick wie dem des einstigen Stolzes der besten Architekten und Baumeister ihres Volkes war es wohl kaum mit den kleineren Gebäuden besser geschehen. Doch die Tempel, vielleicht standen sie ja noch, den Canyon hatte sie ja schon besucht, dort war alles wie immer…na ja, das war eine Lüge… In den Canyon wollte sie nicht mehr gehen, dort lag zu viel Schmerz von ihr. Dort hatte der ganze Leidensweg ja erst begonnen und ihre momentane Situation ward dort geboren. Enzanie wollte viel lieber an die Stellen, die sie auch schon früher geliebt hatte. Nur dort konnte sie in Ruhe nachdenken und sich ein wenig konzentrieren. Wie sollte man schon eine Entscheidung treffen, die so weitreichende Konsequenzen hatte. Die junge Kriegerin fürchtete sich vor dem Tod nicht, doch sie selber das Leben zu nehmen, das ihr gerade erst wieder geschenkt wurde, davor hatte sie Angst. Doch wenn man nicht mehr in diese Welt passte, wenn man mehrere Jahrhunderte alt war, wie sollte es dann bloß weitergehen… |
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28.03.2004, 14:02 | #336 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Eine kleine Schwalbe flog über ihrem Kopf und landete anmutig auf einem kleinen Felsvorsprung. Sie liebte die Vögel, denn sie waren so leicht und konnten fliegen. Es war sicher nicht leicht, immer in der Luft zu sein, doch man konnte sich vom Wind tragen lassen und die kühle Brise zwischen den Flügeln spüren. Überhaupt war ihre Heimat ein Reich der Tiere, in der man wirklich eine Menge Arten fand. Einige waren recht aggressiv, andere wiederum total harmlos. Genau wie diese Schwalbe, die sie fast zu beobachten schien. Wie sie durch den Verbindungsgang lief, dort, wo einst Wachen standen und patrouillierten, dort war nun nichts mehr als Sand und Erde. Platt getreten war einmal, denn die Natur hatte sich diesen Weg zurückerobert und kam mit schnellen Füßen voran, die Gräser sprießen wie auf grünen Wiesen und nur noch ein kleiner Pfad war übrig geblieben. Doch wenigstens hatte sich nicht alles verändert, der große, braune Steinfels war immer noch derselbe, die Gezeiten hatten ihn wohl in Ruhe gelassen und ihn nur minimal abgetragen, so dass aber keine Veränderung auffiel. Der Schatten fiel hier weit zu Boden, denn die Sonne ließ an diesem Tag nicht locker. Schönes Wetter war es, zweifellos, doch in Jharkendar schien oft die Sonne, es war keine Seltenheit Tage wie diese zu erleben. An den Hängen kreuzten sich mehrere Blumen, darunter auch ihr heiß geliebter Enzian, der hier in vielen Farben vorkam, am liebsten jedoch war ihr der rote Enzian, da dessen Blüte eine ganz besondere Farbe besaß und besonders ausdrucksvoll schimmerte. Doch auch andere herrliche Pflanzen, die sie in Khorinis nie gesehen hatte, blühten hier, wie die herrlichen Orchideen und die Blüten der Rankenpflanzen. Der Weg jedoch führte sie zunächst einmal in eine weitere, kleine Schlucht, über die sie sehr gerne gegangen war, da man hier immer sehr gut spielen konnte. Es war weniger gefährlich als im Sumpfgebiet, wo sich doch mehr gefährliche Tiere aufhielten als anderswo und im Canyon war es immer so schrecklich heiß und es gab nur wenige Orte zum verstecken. Heute jedoch kam sie nicht her, um zu spielen, sondern nur um traurig und wehmütig ihres Weges zu gehen. Es war bitter, wenn man mit ansehen musste, wie dieses Stück Land immer noch so friedlich dalag und es Orte gab, die sich nicht verändert hatten, wie große Teile des Landes so waren, wie früher und man ihr nur die geliebten Menschen und die schönen Gebäude genommen hatte. |
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28.03.2004, 18:24 | #337 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Die liebe Sonne war heute zu gütig zu ihr, doch irgendwann musste auch sie sich einmal verabschieden, doch es war ein langsamer Abschied, ging sie doch nur ein wenig weiter bergab und ließ so den strahlenden Glanz etwas verblassen, hell blieb es trotzdem noch und am blauen Himmel war es immer noch gelb. Nur den großen, brennenden Kern, den vermisste man nun deutlich. Es wurde auch ein wenig kühler, als die Sonnenstrahlen nicht mehr ihre Haut küssten, aber wenigstens hatte sie ja wieder die Rüstung, die sie dabei gut schützte. Doch für eine wirklich kalte Nacht war sie viel zu spärlich bekleidet, doch in den Frühlingsnächten war es selten kälter als zehn Grad. Enzanie kam wieder aus dem Schluchtengewirr heraus, hatte sich sogar ein wenig absichtlich verlaufen, nur um etwas länger von den großen Felswänden beschützt zu werden. Sie gaben ihr Sicherheit und Geborgenheit, niemand war so gerne hier wie sie. Doch es gab viele Plätze an denen sie gerne war und zu einem war sie nun unterwegs. Der kleine Waldsee, an denen der Baal und sie vor ein paar Tagen noch rasteten, er sollte ihr ein wenig Gesellschaft leisten. Außerdem wollte sie noch einmal zu diesen Piraten schauen. Auch wenn Doooom meinte, dass das nichts für sie war, so wollte sich Enzanie davon persönlich überzeugen. So ging sie nun den kleinen, schmalen Abhang hinunter und blickte auf das Wasser, das sich in der letzten Sonne spiegelte. Der Kadaver des Tiriki war noch immer da, ein wenig stank es nach verwesendem Fleisch, doch das machte ihr nichts aus, schließlich war es ganz natürlich, dass die Toten verwesten. Das Mädchen beugte sich viel lieber über das Wasser und sah sich an. Ihr Gesicht hatte sich wirklich nicht verändert, noch immer sah sie so aus, als ob es gestern gewesen wäre, als die große Zeremonie abgehalten wurde. War sie schön? Sie wusste es nicht. Nie hatte es ihr jemand gesagt. Als Kriegerin war es nicht wichtig schön zu sein, als Kriegerin musste man stark sein. Sie verwischte ihr Spiegelbild ärgerlich wieder und blickte stattdessen auf die felsigen Wände, die den See umrahmten. Der Schatten des Wassers sank fast jede Minute, es wurde wohl wirklich dunkel… |
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28.03.2004, 22:25 | #338 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Der See wurde nun durch die Sterne erhellt, der pralle Mond befand sich in einer seiner schönsten Phasen und Enzanie blickte abwechselnd auf die Oberfläche des Wassers und zu den Sternen in den Himmel. Alles war so geblieben wie vor der Katastrophe, die Idylle ließ sich einfach nicht aus diesem Tal vertreiben, so sah noch immer alles so wunderschön aus. Nie sollte es vergehen, nie auch nur angekratzt werden, auch in den nächsten Jahrhunderten würde dieser See abends so daliegen und die schönen Zeiten feiern. Doch was war schon der schönste See, wenn es niemanden mehr gab. Früher waren sie ab und zu hier um zu baden, einige Kriegeranwärter hatten es sich getraut ihre Pflichten ab und an zu vernachlässigen, um im Sommer hierher zukommen. Enzanie gehörte auch zu diesen Übeltätern, auch wenn es sich nicht gehörte und Strafe darauf stand, dass war ihnen früher egal. Inzwischen dachte sie schon total differenziert über diese Vorfälle nach, dabei waren die letzten erst ein paar Wochen her, nur ein paar Jahrhunderte Zeit lagen dazwischen. Doch die Wochen, auf die sie nun zurückblickte, sie wirkten wie Jahre. Endlose Jahre. Vielleicht waren es ja sogar Freunde. Echte Freunde die sie verloren hatte, nur weil sie das Pech und gleichzeitig das Glück hatte die Tochter des obersten Kriegers zu sein, dem Leiter der Kriegerkaste. Sie hatte noch nie so richtig darüber nachgedacht, doch jetzt, jetzt wo sie nichts mehr unternehmen konnte, da war es scheinbar egal. Die lachenden Gesichter die hier umhertollten, ihre Schwerter zur Seite legten und einfach nur im Wasser platschten, zum Spaß einen Tiriki jagten und versuchten kleine Fliegen mit der Hand zu fangen. Die Gesichter, die hier oft einen kleinen Platz der Ruhe fanden, abseits des strengen Trainings. All die Gesichter sahen sie nun an. Es war schon etwas später geworden, doch die verträumten Sterne ließen sie ebenso wenig los, wie die schöne Wasseroberfläche. Doch endlich einmal kam sie zum nachdenken. Es war zum Glück nicht mehr kühler geworden und der lauwarme Wind, der aus dem Canyon kam, ließ ihr transparentes Seidentuch ein wenig umherziehen. Aber die Gesichter, sie blieben bei ihr. Der nette Ankum, der sie nie wegen ihres Geschlechtes gehänselt hatte, oder auch Tarek, von dem das erste ihrer sechs Messer bekommen hatte. Ein Geschenk, das sie heute noch an den Jungen erinnerte, in den sie auch ein bisschen verliebt war. Wer weiß, ob nicht noch was aus ihnen geworden wäre, wenn dieses Verbrechen nicht begangen worden wäre. Doch nun war alles zu spät, nun sah sie nur noch ihre lachenden Gesichter und sich selbst mitten drin. Unter ihnen war sie glücklich und nun…nun war alles anders, nur die Nacht, sie veränderte sich nie… |
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29.03.2004, 11:14 | #339 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Die Sterne waren gegangen, der blaue Himmel gekommen. Schlaftrunken war die junge Frau aufgewacht, hörte in ihrem Kopf die Stimmen der Ausbilder, wie sie die schlafenden Schüler hochjagten. Ein bisschen wollte sie noch schlafen, nur ein bisschen, doch sie hatte es nie geschafft. Und selbst heute nicht, selbst jetzt wo sie eigentlich so lange schlafen konnte, wie sie nur wollte, konnte sie nicht mehr einschlafen. Die ersten Singvögel hatten sich schon aufgemacht, ihr buntes Gefieder putzend, am See die ersten Tropfen am Tag trinken. Kleine Kreisringe im Wasser ziehen, mit den nassen Füßen auf die Äste eines vertrockneten Gestrüpps hin, von dort tropfte es ins Wasser, ließ die Kreisringe entstehen. Ihre Flügel ausbreiten, vom Partner und selbst auch waschen. Schmutz entfernen und lästige Parasiten wegpicken. Na, habt ihr gut geschlafen? Anscheinend… Enzanie redete gerne mit Tieren, sie waren so viel sanfter wie die Menschen und wussten zuzuhören. Mit ihren gelben Schnäbeln pickten sie auf der Erde, machten sich teils auch an dem Tirikikadaver noch zu schaffen. Für sie war das Fleisch noch immer genießbar. Doch lieber aßen sie etwas Frisches am Morgen, Würmer und Larven, die aber nicht immer leicht zu bekommen waren. Doch gerade jetzt im Frühling war Hochsaison für diese Tiere. Die Vögel würden schon nicht verhungern, in Jharkendar hatte es immer genug zu essen gegeben, für Tier und Mensch. Enzanie stand auf, leicht benommen, begrüßte sie den neuen Tag mit einem Handkuss an ihren Gott, an Utzatekl, der ihr diesen weiteren, schönen Tag schenkte. Der Himmel war strahlend blau, keine Wolke trübte ihn, so konnte man den Tag erstrecht mit einem Lächeln beginnen. Leider hatte sie nichts geträumt, oder zumindest konnte sie sich an nichts mehr erinnern, aber Träume mussten auch erst einmal geboren werden, langsam und stetig anwachsen, bis sie einem erschienen. Vielleicht würde es ja diesen Abend klappen. Die junge Frau bekam Lust auf ein Bad, es war schon wieder so schön warm, die Sonne zeigte sich zwar noch nicht so prall wie gestern, doch ihre Anwesenheit war deutlich zu spüren. Mit geschickten Zügen löste die die leichte Adlerrüstung vom Körper, den Gürtel aus der Haut des Alligators, ihr transparentes Tuch und ihre Unterbekleidung. Das Wasser nahm sie wie eine Tochter auf und Enzanie fühlte sich auch wie die Tochter des Sees. Das klare, immerblaue Wasser reinigte ihren Körper, wie lange schon musste er verstaubt sein, wie lange schon hatte er vor sich hin gefault… |
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29.03.2004, 12:02 | #340 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Das Bad hatte ihr gut getan, die silbrigen Wellen auf ihrer Haut, die saubere Flüssigkeit zwischen ihren Poren. Immer wieder war sie ein wenig in dem doch recht tiefen See getaucht, wie früher schon. Es gab einige Grotten hier unten, man konnte in sie hinein tauchen, wenn man denn genügend Luft hatte, doch das Problem hatten sie nie gehabt. Erinnerungen waren etwas schönes, man konnte so gut in ihnen schwelgen, doch diese Erinnerungen waren keine Schönen. Sie waren eher gemischt aus Bitterkeit und Trauer. Aber das Wasser hatte ganze Arbeit geleistet, man konnte seinen Körper waschen, man konnte Schmutz und Dreck von ihm nehmen, doch für sie war es mehr als nur ein einfaches Bad. Es war auch ein wenig die Reinigung von alten Gedanken. Man konnte die Zeit nicht zurück drehen, man musste das Erlebte genießen können. Der See war ein guter Freund und nahm sie immer wieder gerne auf, ein weiser, alter Mann, der ihr Ratschläge geben konnte, wenn sie nicht mehr weiter wusste. Doch auf die Lösungen musste sie selber kommen, diese Entscheidung konnte auch der See für sie nicht treffen. Als sie dem Wasser wieder entstieg, flogen ein paar kleine Vögel vor ihr, kleine, gelb gefiederte Vöglein, mit einem schwarzen Fleck auf dem Kopf. Sie sangen ein wenig und sorgten dafür, dass sie gar nicht mehr an die Erinnerungen denken konnte, da sie die Vögel zum lächeln brachten, teils auch zum grinsen. Frisch angezogen verließ sie die kleine Mulde dann, es war Zeit den Weg weiterzugehen. Die Vögel blieben zurück, tollten weiter um das Wasser und tranken ausgiebig. Wasser hatte sie auch getrunken, Wasser aus dem reinen See. Ganz still sah er von weiter oben aus, sogar ein wenig dunkel, da ein großer Berg seinen Schatten auf ihn warf. Die Vögel wirkten fast schon wie Ameisen, als sie da oben stand und mit einem Kopfschütteln über die kleinen Freunde drehte sie sich rum. Sie hatte den See nicht vergessen und er hatte sie nicht vergessen. Schon als sie mit Doooom dort war, hatte sie das gespürt. Wieder einmal nahm sie einen Teil von ihm mit, nur für ein paar Minuten, nur für begrenzte Zeit… Doch ihre Heimat wollte besucht werden und mit frischer Haut und nassen, glänzenden Haaren war sie bereit ihren Weg fortzuführen. Der Canyon kam jetzt schon gefährlich nahe, einzelne Sandkörner flogen um die Wette und am Horizont spiegelte sich stets die Luft. Die Hitze war wohl immer noch so grausam, aber seitdem kein Wasser mehr fließ, hatte sich dort eine wahre Wüste gebildet. So schlimm wie heute war es dort nie gewesen, als ob die Natur ein Stück ihrer Kultur mit einem riesigen Sandregen ertränken wollte. Es sollte verschwinden und vergehen und nie wieder so sein, wie es einst war… |
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29.03.2004, 19:15 | #341 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Enzanie stand lauernd am Wegesrand und sah sich um. Ein kleiner Tiriki stand alleine auf weitem Feld und hatte sie noch nicht gesehen. Normalerweise hätte sie sofort zugeschlagen, wenn sie denn ungestört gewesen wäre, doch zwei Vögel lenkten sie schon wieder ab. Ihr Gesang war zwar ganz schön, doch momentan störte er nur. Trotzdem versuchte sie sich zu konzentrieren, doch gerade, als sie schon eines ihrer Messer parat hatte, wurde der Vogel, der keine Flügel mehr hatte, bzw. die nur noch verkümmert waren, aufgeschreckt und rannte davon. Zu schnell, um hinterher zu rennen. Ein paar Vögel hatten sich an ihn geklebt und ihn mit ihrem aufgeregten Geschrei aufmerksam gemacht. Welche zwei das waren, das hatte sie ja mittlerweile rausbekommen. Trotzdem lächelte die junge Frau nur sanft, zwar hatte sie durchaus Hunger, doch die Reste ihres Essens in der Stadt lagen noch ganz gut. Außerdem hatte sie noch ein bisschen Speck an den Hüften, der durchaus weggehen durfte. Vielleicht sah sie das auch nur so, was andere wiederum nicht verstehen konnten, aber sie war sehr kritisch zu ihrem eigenen Körper und wenn ihr etwas nicht gefiel, dann gab sie das auch zu. Und ihre Hüften gefielen ihr eben nicht so ganz. Das Essen war zwar weg, doch ein anderer rückte in ihr Blickfeld. Sie sah wieder die große Holzpalisade, die sie bisher gar nicht wahrgenommen hatte, nur einmal flüchtig hingesehen hatte und dann ganz schnell wieder weg. Der Mann, der davor als Wache stand, er war noch immer derselbe und Enzanie überlegte, ob sie noch einmal zu ihm hingehen sollte. Eigentlich war er wirklich nicht sehr freundlich gewesen, doch so schlimm wie Doooom sagte, konnten diese Piraten doch gar nicht sein…jedenfalls hatte sie keine Angst, sondern war neugierig, was sich hinter der Palisade befand, in die man ja nicht einmal reinschauen konnte. Mit neugierigen Blicken und einem Lächeln auf den Lippen versuchte sie dann, auf den Mann zuzugehen, der sie zwar eines Blickes, oder auch zwei, würdigte, aber kaum die Miene verzog. |
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29.03.2004, 22:53 | #342 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Du schon wieder? Und wo ist dieser Robenträger? Enzanie schaute ein wenig hilflos daher, denn scheinbar suchte der glatzköpfige Mann ihren ehemaligen Begleiter. Tut mir leid, aber der Baal ist nicht mehr bei mir, ich hoffe das ist nicht schlimm… Undschuldig verzog sie ein wenig das Gesicht und hoffte, dass der Mann nicht sauer deswegen war, doch seine Miene wurde nun durchaus…belebter, jedenfalls verlor er seinen grimmigen Schatten. Schlimm? Ach was, dieser Vogel war ohnehin merkwürdig. Seit wann tragen Männer denn Röcke, war das so ein Magier oder was? Ach, die spinnen doch alle. Der Mann fasste sich an den rauen Bart und schaute wieder genauer zu ihr. Röcke? Hm, ich dachte, das wäre eine Robe. Aber ich kann dir sagen, was er ist. Er ist ein Baal! Das hat er mir erzählt, weißt du. Wieder musterte sie dieser große, starke Mann und ein wenig hatte sie ja schon Angst vor diesen Blicken, die ihren Körper da gierig abtasten. Das Weiße in den Augen kam dabei besonders zum Vorschein, doch das war gar nicht so schlimm. Baal? Was ist dat denn für ein Mist? Enzanie musste lachen, sie konnte es sich einfach nicht verkneifen. Hihi, also ich erklär’s dir in Ordnung? Also, Doooom hat es mir selber gesagt, so ist nämlich sein Name weißt du. Also, er hat gesagt, dass ein Baal so was wie ein mächtiger Mann ist. Er muss immer viel reden und große Verantwortung tragen. Er ist sehr mächtig in seiner Gemeinschaft und viele Leute liegen ihm zu Füßen, wenn er vorbeikommt. Aber ich glaube er ist auch ein Priester. Ich habe nämlich ein wenig Angst vor Priestern, aber nur ein bisschen… Jetzt war es der Pirat, der auflachte, allerdings klang sein Gelächter viel lauter und kräftiger als ihre kleine Stimme. Scheinbar hatte sie ihn gut unterhalten, denn er konnte ziemlich lange lachen und irgendwie musste sie dabei auch mitlachen, sie mochte es eben, wenn Menschen glücklich waren. Ha-Ha-Ha…dieser kleine Kerl…zu Füßen, hohoho, das muss ich mir mal vorstellen, huhuhu, köstlich. Aber du gefällst mir Mädchen, dieses Magiergesocks ist wirklich unausstehlich, aber irgendwie glaub ich gar nicht, dass es sie gibt, ich hab zumindest noch keinen gesehen, anscheinend trauen die sich alle nicht an mich heran. Enzanie lächelte erneut und ging dann zuversichtlich auf das geöffnete Tor in der Palisade zu, doch auf einmal schreckte der lachende Pirat hoch und wurde wieder ernst. Hey Moment mal, was willst du eigentlich hier? Sie blieb abrupt stehen und sah zu dem Mann auf. Also eigentlich dachte ich, dass ich mich vielleicht mal umsehen könnte…wenn ihr nichts dagegen habt… Auf einmal wurde sie ganz klein und bekam wieder ein wenig Angst, aber dafür konnte sie jetzt ein paar andere Männer sehen, die schon auf das Tor sahen. Tja, das kostet dich aber einhundert Goldstücke, wir müssen schließlich auch von etwas leben… Traurig blickte Enzanie zu Boden, wusste sie doch, dass sie damit nicht dienen konnte. Aber ich hab doch gar kein Gold, nicht ein Stück. Gerade wollte der Pirat, der etwas nach Fisch roch, etwas antworten, da hörte sie eine kräftige Männerstimme von hinten, aus dem Lager jenseits der Palisade kommen. Hey Henry du alter Gauner, lass das Mädchen schon rein, wäre doch schade drum nicht wahr? Der Mann, der also Henry hieß, drehte sich rum und schrie nur wütende Töne zu seinem Kameraden. Halt’s Maul Brandon, du verdammter Säufer! Enzanie verstand zwar nicht viel von ihren Floskeln, aber sie glaubte, dass das so etwas wie ihr freundschaftlicher Umgangston war, noch immer stand sie da und hoffte. Also gut, meinetwegen Mädchen, du kannst rein, ohne Gold, aber pass auf die Kerle auf, das sind rohe…hey, jetzt hau doch nicht gleich ab…arrghhh verdammt und ich sag noch Nein, aber diese Idioten... Enzanie aber hatte das gar nicht mehr gehört, sie war wieselflink an dem Piraten vorbei und mitten ins Lager hinein, endlich durfte sie mal schauen, was es hier so gab…sie war super aufgeregt und gespannt… |
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30.03.2004, 13:43 | #343 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Kleine Holzhütten standen da, sie sahen gemütlich aus. Um sie herum lag weißer Sand, sie kannte den weißen Sand, war sie doch früher oft hier gewesen, doch nur hier war er so schön hell. Die Sonne färbte ihn golden und ließ hunderte Kristalle zwischen den kleinen Sandkörnern aufblitzen. Einzelne Palmen standen hier, spendeten in der prallen Sonne einzelne Schattenplätze und sie trugen sogar Früchte, die man essen konnte, doch viel besser noch trinken. Doch nun wollte sie erst mal zu den Männern gehen, die dafür gesorgt hatten, dass sie überhaupt hier sein durfte. Sie trugen alle dieselbe Kleidung wie die Wache an der Palisade und schienen auch alles Piraten zu sein, doch so schauerlich wie Doooom erzählte wirkten die gar nicht, sondern eher wie ein geselliger Haufen, der viel lachte. Hey Mädchen, setz dich zu uns und verrat uns doch mal, wer du bist und was du hier eigentlich verloren hast, ich meine, so ganz allein… Enzanie lächelte den Wortführer an und nahm auf einem Stück Holz Platz. Eigentlich war sie immer sehr ehrlich, aber dass sie ein Nachfahre des alten Volkes von Jharkendar war, das würden diese Menschen bestimmt nicht glauben und vielleicht war es auch besser so, wenn dies erst mal geheim blieb. Sie setzte zu einem freundlichen Blick auf und antwortete listig. Ich heiße Enzanie und ich war schon mal hier, vor ein paar Tagen. Mich hat es einfach interessiert, was aus dem Perlenstrand geworden ist, ich war…lange nicht mehr hier. Aber der Mann am Tor wollte Gold von uns haben, aber ich habe kein Gold. Kein Stück. Die Männerrunde, bestehend aus vier Personen, blickte sie fragend an und fast meinte sie schon geglaubt zu haben, dass sie durchschaut wurde, zumindest ein wenig, doch dann lachten die Männer wieder und sie lachte mit, eine wirklich heitere Gesellschaft, die sich hier unten versammelt hatte. Doch sie wollte aufpassen, denn Doooom hatte sie ja gewarnt nichts Falsches zu tun. |
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30.03.2004, 14:11 | #344 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Perlen? Der Strand ist voller Perlen? Sag, wo sind sie? Die junge Frau grinste in die Fünferrunde und sah angestrengt, bis alle Blicke sich auf sie forciert hatten, dann lachte sie wieder auf und beendete ihr kleines Spiel. Aber es gibt doch gar keine Perlen am Strand. Ich nenne ihn nur so, weil der Sand so schön weiß ist, wie tausende kleiner Perlen, wisst ihr. Die Männer sahen sich verdutzt an, wurden sie doch schon lange nicht mehr so reingelegt, einige nahmen ihre Krüge und tranken einen Schluck, oder auch zwei, oder drei, dann war wieder ein anderer dran, der etwas wissen wollte von ihr. Sag mal, Enzanie, was ist das für ein Tier auf deiner Brust? Sie sah kurz zu dem stolzen Adleremblem und fuhr kurz darüber, die Stärke und Eleganz dieses Tieres war einzigartig und unverwechselbar. Der Königsvogel. Der höchste von allen. Wir nennen ihn: Adler. Aber jetzt möchte ich auch etwas fragen. Sogar sehr vieles. Verratet mir doch mal, wie ihr heißt und was ihr hier macht. Und was ist eigentlich dieses Lager? Was ist Rum und warum opfert ihr es diesem Poseidon? Wo finde ich diesen Greg? Hoffentlich sind das nicht zu viele Fragen, aber ich weiß eben so wenig über euch und dieses Lager und so… Enzanie wollte die armen Männer ja nicht gleich überrumpeln mit so vielen Sachen, aber ihr fielen tausend Dinge ein, die sie so gerne erklärt bekommen hätte, die sie nie gesehen hatte. Die Piraten lachten, stöhnten und tranken, doch dann wurden sie wieder ein wenig ruhiger. Also Mädchen, ich bin Brandon, vielleicht haste das von Henry schon gehört. Der mit dem grimmigen Gesicht ist Morgan…hey, schau nicht so, du siehst doch auch aus wie jeden Tag Regenwetter, hähähä. Der da heißt Bones, lass dich ja nicht von seinen freundlichen Blicken verführen. Ach ja und mein Sitznachbar ist… - Garett! Wenn du mal was brauchst und es bezahlen oder tauschen kannst, dann komm zu mir, für ein Geschäft hab ich immer Zeit. – Ähm ja, so ist er unser Lagerverwalter. Egal, was wir hier machen weiß ich selber nicht so genau, rum sitzen, Würfeln, Rum vernichten, hähähä. Also, was Rum ist kann ich dir sagen, aber wer Poseidon sein soll, das weiß ich nicht. Der einzige dem wir dieses edle Wasser opfern ist unser Rachen. Willst du mal ein Schluck probieren? Trink aber nicht zuviel, das ist siebzig Protzentiger! Enzanie nickte freundlich und übernahm den großen Krug von Brandon, der neben ihr saß. Ganz schön schwer war das Ding, doch das schreckte sie nicht. Sie war stolz, dass man ihr anbot mal von diesem berühmten Rum zu kosten und nahm freudig einen riesigen Schluck von dem Zeug, das wie Wasser aussah. Nur wenige Momente blieb es in ihrem Mund, einen Teil hatte sie schon heruntergeschluckt, kratzend den Rachen herunter war es geflossen. Doch nun erkannte sie es ganz deutlich und spuckte das übrig gebliebene Zeug in ihrem Mund schnell wieder aus. Bei den großen Mächten, das war ja Feuerwasser… |
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30.03.2004, 16:25 | #345 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Feuerwasser nennst du das? Hähähä, eine gute Bezeichnung für unser geliebtes Getränk, für unseren Rum. Jetzt weißt du ja, was das ist. Hochprotzentiger Alkohol, für jemand der nicht viel davon verträgt ist damit ganz schnell Schluss. Aber ich fahr mal fort. Greg ist unser Anführer, der Chef, der Boss. Der Oberpirat, verstehst du? Wir handeln in seinem Auftrag, er bekommt die meiste Beute. Wenn es denn mal Beute gibt verstehst sich…dieses Lager ist dazu da, um einen Zufluchtsort zu haben, ein Ort, an dem wir leben können, ohne die Männer des Königs fürchten zu müssen… Enzanie sah ungläubig zu dem Piraten und unterbrach ihn mitten im Satz. Dem König? Welcher König denn? Die Piraten brachen in schallendem Gelächter aus und konnten sich fast nicht mehr einkriegen, doch für sie war das leider gar nicht so lustig, da sie nicht mitlachen konnte. Bones sprach dann immer noch im Lachen. Hihihi, den König kennt sie nicht…hihihi…also Kleine, der König heißt Rhobar, oder Rhobar II? Egal, auf jeden Fall sind seine Männer hinter uns her, weil wir nicht immer ganz legal unterwegs sind. Wir überfallen Schiffe und plündern sie aus, manchmal nehmen wir auch Geiseln und fordern dann Lösegeld für sie. Doch in letzter Zeit konnten wir das vergessen, denn der Orkkrieg macht uns schwer zu schaffen, es kommen einfach keine Schiffe mehr. Zudem hat unser Kapitän unser letztes Schiff…na ja, nicht so wichtig. Aber inzwischen haben wir ein neues Schiff, damit werden wir schon bald wieder in See stechen. Und dann wird uns auch der König nicht aufhalten und auch nicht seine lächerlichen Männer, denen zeigen wir’s. Die Männer hoben ihre Krüge in die Luft und brüllten voller Inbrunst: Jawohl! Danach stießen sie wieder ordentlich an und tranken dieses schreckliche Zeug, dieser Rum, er war nichts für sie. Dieses Feuerwasser konnten die Braumeister ihres Volkes nämlich auch herstellen und da war die Wirkung noch ein bisschen härter, sie hatte einmal die Erfahrung machen müssen, machen dürfen… Wenn du willst, dann führ ich dich ein bisschen durch unser Lager und zeige dir unser Schiff Enzanie. Garett schien einer der Ruhigeren zu sein, zumindest trank er auch nicht so viel, wie die anderen. Doch egal wer es gewesen wäre, so ein Angebot hätte sie auch so nicht ausgeschlagen, denn sie wollte schließlich wissen, was nun am Perlenstrand alles war. Klar, gerne komm ich mit. Die beiden erhoben sich und verließen die lustige Runde und während ihr noch der ein oder andere Blick nachschwebte, führte sie Garett zum Strand. |
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30.03.2004, 18:32 | #346 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Also unsere Hütten kennst du ja jetzt. Das da vorne, die Hütte auf den hölzernen Pfählen, die gehört unserem Anführer. Wahrscheinlich sitzt er gerade wieder drin und grübelt über irgendetwas nach, na ja, lieber nicht stören. Komm mit, jetzt zeig ich dir das Schiff, eigentlich hättest du es schon sehen müssen. Enzanie sah mit großen Augen den Strand entlang und jetzt sah sie da wirklich etwas. Etwas Riesiges. Das war also das Schiff der Piraten. Toll sah es aus, richtig schick. Wäre es ein Mann…aber nein, es war ja nur ein Schiff. Dennoch hatte sie schon lange nichts mehr so aufregendes wie dieses Schiff gesehen, es gab viele neue Dinge und Gegenstände, die sie nicht kennen konnte, aber das war wirklich fantastisch. Das ist richtig schön euer Schiff. Und damit könnt ihr auf dem Meer fahren, mit ganz vielen Menschen? Toll. Das ist wirklich toll. Ich weiß nicht, was ich sagen soll… Garett schien ziemlich stolz auf ihr Schiff zu sein, hielt er doch seine Hände an die Seiten und reckte die Brust heraus, während er auf das Schiff sah, wie seine Augen im Wettbewerb mit ihr um die Wette strahlten. Ja, das ist es. Leider hat es noch keinen Namen, aber das wird bald geklärt werden. Enzanie sah den freundlichen Piraten mit großen Augen an. Einen Namen? Garett blinzelte gegen die Sonne zu ihr hin, so dass sein Gesicht in dem Moment gar nicht zu erkennen war. Ja, wir geben unserem Schiff immer einen Namen. Jedes Schiff hat einen Namen. Enzanie verstand, hatte sie wieder etwas neues gelernt und das obwohl sie solche Schiffe gar nicht kannte. Auf jeden Fall war die Bauart nicht mit dem Bau der kleinen Boote zu vergleichen, die ihr Volk zum Fischen baute. Garett führte sie noch weiter, unter anderem zu einer kleinen Höhle, wo der Schnapsbrenner Samuel seine Werkstatt hatte. Sie gingen noch eine lange Zeit den weißen Perlenstrand entlang, bis sie wieder zum Lager zurückkehrten. Es war noch immer so schön hier, so schön wie noch vor der Zeit. Der Sand, so rein und unbefleckt, das Wasser schimmerte azur. Die kleinen Riffe luden zum sonnen ein und die Muscheln ergaben tollen Schmuck. Die Palmen spendeten Schatten satt und der Horizont bot am Abend einen einmaligen Ausblick. Zurück im Lager fiel der wuselnden Frau gleich ein weiteres Objekt auf, das sie nicht kannte, aber zum Glück war ja Garett bei ihr. Sag mal, was ist das denn? Der Pirat drehte sich suchend um, fand aber erst nichts. Was meinst du denn? Danach präzisierte Enzanie das Ding, in dem sie mit dem Finger darauf zeigte. Dieses Ding zwischen den Bäumen da… Garett lächelte milde und wusste anscheinend sofort, was gemeint war. Du meinst meine Hängematte? Ja, ein Tuch zwischen zwei Palmen gespannt. Irrsinnig bequem. Wenn du willst, kannst du dich reinlegen, pass aber auf, dass du nicht runter fällst. Ich muss jetzt wieder zurück zu meinen Kunden, also, man sieht sich. Das Mädchen blickte dem stämmigen Mann noch einige Zeit hinterher, dann aber zog diese Hängematte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein richtiger Kampf von dem Fass in dieses Tuch zu klettern, aber sie schaffte es. Anfangs wippte es total und sie kam sich total hilflos vor, aber schon bald hatte sie den Bogen raus und verstand, dass man sich nicht zu sehr bewegen durfte. Als das auch erlernt war, lehnte sie sich in der angenehmen Matte zurück und sah zu den Palmenblättern, die über ihr wehten und wurde langsam müde… |
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31.03.2004, 19:48 | #347 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Die Nacht war über das Land hereingebrochen, als die junge Frau wieder ihre Augen erhob. Sie war doch tatsächlich in dieser Hängematte eingedöst, hatte einfach geschlafen. Peinlich war ihr das ein wenig, musste es doch einen miserablen Eindruck gemacht haben, doch ein wenig war sie auch froh, ein wenig geruht zu haben, denn es war eine sehr bequeme Liegegelegenheit und die Palmenblätter hatten wirklich eine sehr beruhigende Wirkung auf ihren Schlaf. Nun aber war es dunkel und die ersten Fackeln wurden im Lager der Piraten entzündet. Es roch nach etwas Leckerem, auf jeden Fall etwas zu essen und das lockte die hungrige Enzanie erstrecht aus der schönen Unterkunft, die sogar richtig witzig war, wenn man nur wusste, wie man wippen musste. Hin und her zuwippen, mal hoch hinaus, mal wieder herunter, dabei die Augen geschlossen halten und an nichts außer der Schwerelosigkeit denken, das war wunderbar. Von der Schwere hatte sie ohnehin in den letzten Stunden nicht viel mitbekommen, denn das Lager ließ sie endlich mal wieder an andere, lustigere Dinge denken. Es wurde eine Menge gelacht und gealbert und ein wenig kam ihr das alles bekannt vor. Wohl auch zu Recht, zum Teil waren sie doch alle noch Kinder, auch wenn man anders wurde. Jedenfalls machte es Enzanie nichts mehr aus alleine unter Männern zu sein, zumindest hatte sie bis jetzt noch keine Frau gesehen. Der Respekt war zwar noch immer da, doch eine gewisse Distanz war überwunden und die Männer eher als gute Menschen gesehen. Von einer Sekte war hier keine Spur, aber vielleicht hatte das Doooom auch nur verwechselt. Vielleicht sah er es ja auch einfach als Sekte, wenn man eine solche Gemeinschaft hatte und dass die Piraten Schiffe plünderten und Menschen entführten, das fand sie auch nicht sonderlich toll, doch war es jetzt egal, schließlich wollte zu Abend gegessen werden. Es gibt Fischsuppe, Bill hat gekocht. Lass es dir schmecken Enzanie und nimm dir soviel du willst, bei den Piraten gibt es immer zwei Dinge genug. Fisch und Rum! Sie nickte freundlich lächelnd zu Garett, doch ihr Dank galt auch den anderen Piraten. Die einstige Fünferrunde war auf ein Duzend Männer und sie angestiegen und alle warfen mindestens zwei Blicke auf die fremde, junge Frau. Doch das störte sie nicht, im Gegenteil, Enzanie wollte diese Stunden noch genießen, denn es sollten erst mal ihre letzten sein. Sie musste nämlich noch weiter, Jharkendar wartete auf sie. |
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31.03.2004, 21:14 | #348 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Piraten-Lager hinter den Bergen -
Die Suppe war gegessen, zweimal hatte sie nachgenommen, die Piraten verfielen wieder in einen Rausch von Lachen und Trinken. Bill, dem Koch, ein sehr, sehr junger Mann, aber sicher noch vier, fünf Jahre ältere als sie, hatte sie persönlich gedankt und mit ihm ein paar freundliche Worte ausgetauscht. Er war sehr nett und zuvorkommend und ihr auf Anhieb sympathisch. Einen Dank, da das Essen ausgezeichnet geschmeckt hatte. Fischsuppe, so etwas hatte sie noch nie gegessen. Fische kannte sie, aber das man daraus auch noch eine Suppe machen konnte, war ihr neu. Das Wasser war auch sehr gut gewürzt wurden und Bill sagte ihr, dass sie diese Gewürze noch von einem alten Überfall hatten. Aber das war ihr egal, auf jeden Fall hatte es lecker geschmeckt und schon wieder durfte sie etwas Neues kennen lernen, dieses Mal jedoch mal was zu Essen. Danach wurde die Rune immer geselliger, es wurde immer mehr gelacht und gescherzt, auf diesen König wurde geflucht und alte Seemannslieder angestimmt, bei denen die meisten mitschunkelten. Enzanie hatte an diesem Abend auch eine Menge gelacht, doch von diesem Rum die Finger gelassen. Ein bisschen Wasser hatte sie getrunken, nippte nun an dem zweiten Krug davon, doch so richtig Durst hatte sie nicht mehr. Die meisten Piraten waren trotz des hohen Konsums von Rum nicht klein zukriegen, nur wenige verließen den Ort um das Lagerfeuer früher als sie und gingen in die Hütten, oder Richtung Strand. Doch nach einiger Zeit hatte sie genug gesehen. Die Erfahrungen reichten ihr erst mal und so verließ sie leise und unbemerkt das Lager. Sie sagte nicht auf Wiedersehen, wollte sie die feiernden Männer doch nicht stören, oder unmötigerweise auf sich aufmerksam machen, nur Bill war ihr gefolgt, denn anscheinend war er noch nüchtern und auch nicht so in Feierlaune. Du gehst schon Enzanie? Sie nickte und bestätigte seine Vermutung, denn es war wirklich Zeit. Es wird Zeit für mich zu gehen, aber ich komme gerne mal wieder, ganz bestimmt. Sie ging durch die Lücke in der hölzernen Palisade, während die Sterne auf ihr braunes Haar schimmerten und ließ das Lager der Piraten hinter sich. |
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01.04.2004, 14:53 | #349 | |||||||||
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Hinter den Bergen #2 -
Die Nacht in einer schönen, sandigen Mulde verbracht, den Tag mit einem kräftigen Gähnen begonnen. Noch immer lag ihr die Fischsuppe im Magen, sie würde sie wohl für einige Zeit satt halten, doch trotzdem naschte sie ein paar Beeren, die an einem Strauch hingen, der in der Nähe eines kleinen Wasserloches stand. Sie war nun schon sehr nah am Canyon, doch eigentlich wollte sie gar nicht mehr dahin. Aber der Tag bei den Piraten hatte ihr gut getan. Von wegen verrückte Sektenmitglieder. Das waren alles ganz nette Menschen, zumindest hatte sich keiner so verhalten, wie sie es von einem Sektenmitglied erwartete. Aber wer weiß, vielleicht war das ja auch nur eine Tarnung, eine von zwei Seiten. Sie wusste es nicht und eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen. Lieber wollte sie den Tag genießen. Sie hatte sich vom Canyon und seiner heißen Wüste und dem braunen Sand abgewandt und war zu einem ihr sehr bekannten Ort gekommen. Der Wachturm an der Küste. Hier war es schön und niemand war mehr da. Seltsam war es, hier gingen früher immer zwei der Krieger auf und ab, hielten Wache auf und vor dem Turm. Man konnte hier weite Teile des Landes überblicken und weit auf das Meer schauen. Sehr schön war es hier. Enzanie war bis auf die oberste Plattform geklettert, dort wo der Wind kräftiger pfiff und man sich oft festhalten musste. Doch heute war der Wind ruhig und so war es auch das Meer. Nur ein laues, warmes Lüftchen wehte ihr durch die braunen Haare, während sie sich an einen Pfeiler gelehnt hatte und hinab sah. Es war gefährlich, denn hier oben gab es keine Sicherungen, ein Sturz wäre wohl mehr als schlecht ausgegangen, doch Enzanie konnte diese Gefahr gut abschätzen. Stattdessen blickte sie aufs Meer und schloss immer mal wieder die Augen, während sie kleine Wiesenbeeren auf der Zunge zergehen ließ, von den Zähnen zermalt und zerquetscht, floss der süßliche Saft durch ihren Rachen in den Magen, wo er die wichtigsten Nährstoffe herausfiltern würde und ihren Blutbahnen zufügen sollte. Irgendwann hatte sie das mal gelernt, doch es war ihr egal, schmeckte sie doch nur die Süße des Lebens und war doch nicht in der Lage in vollen Zügen glücklich zu sein… |
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01.04.2004, 18:58 | #350 | |||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Hinter den Bergen #2 -
Während die junge Frau auf das Meer herausschaute, hatte sich unbemerkt ein Adler neben sie gesellt. Es war ungewöhnlich, denn normalerweise hielten diese stolzen Tiere immer ein wenig Abstand zu Menschen, man sah sie nur in der Luft oder aber bei einen ihrer seltenen Pausen. Oder aber wenn sie gerade Beute geschlagen hatten. Doch jetzt bemerkte auch Enzanie das stolze Tier, wie es sich ihr langsam näherte. Sie blickte erstaunt auf den Vogel, der bei ihrem Volk als Heiligtum verehrt wurde. Er sah selbst am Boden noch gewaltig aus, mit den gespreizten Flügeln in der Luft war er aber erst in seiner wahren Pracht. Sie wunderte sich, aber irgendwie sahen seine gelben Pupillen und die restlichen Augen wie die Augen ihres Vaters aus. Zumindest bildete sie sich das ein. Als ob er in Form eines Adlers zurückgekehrt war und sie nun bei ihrer Entscheidung unterstützen wollte. Passen würde es zu ihm, denn ihr Vater war schon immer ein aufrechter, ehrlicher Mann gewesen. Eine Wiedergeburt im Körper des heiligen Adlers war da durchaus vorstellbar. Doch zuerst einmal hüpfte das Tier auf einen höher gelegenen Stein, um das Meer zu sehen, obwohl der Adler das Meer doch jeden Tag sehen konnte, wenn er in der Luft seine Bahnen drehte. Doch sie sah nun auch dorthin, auf den blauen, schillernden Fleck, zusammen mit dem Tier, was eine Ehre für das Mädchen darstellte. |
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