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27.01.2004, 19:04 #126
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Errol verschleppte Aeryn ins Mienental. Schritt um Schritt zog er sie mit sich, während sich ihre Miene immer mehr verdüsterte. Die Spuren, die sie im Schnee hinterließen schienen Errol nicht zu kümmern…

Doch wer sollte ihnen schon folgen. Es war weniger als eine Hoffnung, daß jemand ihr Verschwinden bemerkt hatte. Weniger als ein Funken, und gar nichts, wenn man einen Funken verstand hinzu fügte.

Spuren im Schnee führen an Dir vorüber…

Frostklare Nächte im Mondenschein…
28.01.2004, 22:30 #127
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Seit dem der Fremde zu ihnen gestoßen war, hatte die Kriegerin beharrlich geschwiegen, jedoch verfolgte sie aufmerksam das Gespräch zwischen den beiden. Vielleicht ergab sich eine Möglichkeit zur Flucht. Vielleicht wurde der Fremde aber auch zu ihrem Verbündeten und würde sich gegen Errol wenden. Sicher hatte er bereits die Fesseln an ihren Händen gesehen.

»Also was sagst du? Wir machen uns ein Feuer und dann erzählst du mir, was es mit deiner Begleiterin auf sich hat.«
- Dumak –

Doch als die beiden sich ans Feuer setzten, schalt sich Aeryn eine Närrin, daß sie geglaubt hatte, der Mann würde ihr helfen. Eher schien er völlig gleichgültig, wenn auch neugierig interessiert an ihrer Geschichte zu sein.

Ihr Blick ging in die Dunkelheit. War dort draußen noch jemand, der sich an ihren Namen erinnerte?

Sie verdrängte diesen Gedanken… vielleicht könnte sie durch die Unachtsamkeit der beiden entkommen. Trunken von Ale würden sie am Feuer einschlafen…sie würde sich losreißen und laufen….

Die Nacht rief nach ihr.
29.01.2004, 15:58 #128
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Die Worte Errol´s explodierten förmlich in Aeryn´s Kopf. Ihre dunklen Augen funkelten wild.

Haussklavin?

Ein lauter, heller Schrei, der all ihren Zorn ausdrückte, gellte über die Felsen. Mit einem Ruck versuchte sie sich loszureißen. Wahllos griffen ihren Hände einen der Äste die neben dem Lagerfeuer lagen und schlugen in blinder Wut nach Errol, im Versuch ihm möglichst am Hinterkopf zu treffen, um ihn so bewußtlos zuschlagen.

Ein blinder rasender Angriff, gelenkt von Wut und Zorn…

… unkontrolliert heiß, wie das Feuer in ihrem Inneren, welches nach Rache, Vergeltung…und Freiheit verlangte.

FREIHEIT!

Sie war Aeryn, Tochter des Borias, Kriegerin der Wildnis und Getreue Lee´s.

Sie war KEINE SKLAVIN!
30.01.2004, 18:05 #129
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Der Nebel hing tief über dem Tal und verschmolz zu einer grauen Masse aus Schnee, Matsch und Bergen. Winter eben.

Aeryn hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Immer wieder hatte sie versucht an den Fesseln zu zerren, mit der einzigen Folge, daß sich das Seil in die Haut ihrer Handgelenke geschnitten hatte. Sie hatte alles gesehen und gehört, doch keiner der beiden hatte sich um sie
gekümmert.

Errol, dieser kleine miese Wicht hatte die Kriegerin für 35 Goldstücke den Fremden verkauft und seinen Auftraggeber verraten. Nur das sie die Genugtuung darüber nicht so recht genießen konnte.
All ihre Wut hatte sie in den Knebel gebrüllt, während das Feuer in ihren inneren mit jedem Wort der beiden heißer und heißer wurde. All dies hatte ihre Lage immer mehr verschlimmert. Denn statt auf sich aufmerksam zu machen, hatte sie sich immer wieder verschluckt.

Während der Morgenstunden döste sie vor sich hin, doch als Bewegung in den Fremden kam, war sie schlagartig wach.

Sie beobachte ihn genau. Als er näher kam spannten sich ihre Muskeln an. Täubchen? Die junge Frau schnauft wütend. Sofort schlugen die Flammen in ihrem Inneren wieder hoch. Und seine nächsten Worte gossen reines Öl hinein.

„Du machst ab jetzt, was ich sage. Klar?“
- Dumak -

Die Kriegerin würgte schwer unter dem Knebel. Niemals!, wollte Aeryn rufen, doch nur ein paar unverständliche Laute röchelte sie. Von einem Nicken keine Spur. Gleichzeitig bäumte sich ihr Körper auf, soweit wie die Fesseln es zuließen. Hätte sie gekonnt, hätte sie Dumak in diesem Moment in der Luft zerrissen.

Als ihr in ihren dunklen rehbrauen Augen blickte, sah er ungezähmte Wildheit und ein Feuer, welches seines gleichen suchte.

Unberechenbar.
30.01.2004, 18:35 #130
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Die Kriegerin röchelte schwer. Ihr heißblütiges Temperament wogte sie ein Nebel herum und trübte ihren Blick für das offensichtliche. Statt sich von seinen Drohungen beeindrucken zu lassen und vorerst so zu tun, als habe sie sich ihm völlig ergeben, um dann später einen Moment zur Flucht zu nutzen, kämpfe sie verbissen und mit ungebrochener Willenstärke um ihre Freiheit.

Als sein Atem ihr Gesicht berührte, drehte sie den Kopf so weit wie es ging weg, und dann plötzlich schlagartig in seine Richtung, so als ob sie versuche nach ihm zu schlagen.

Deutlich konnte er sehen, daß es ihr keinen Augenblick länger gefallen würde, an den alten Baumstamm gefesselt zu sein, schon gar nicht tagelang und von der Aussicht auf Snapper schien sie auch wenig zu halten.

Ebenso wenig, änderte sie ihr wildes Verhalten, die Versuche sich in den Fesseln aufzubäumen. Beim Anblick des Messers, schien die Kriegerin zwar für einen Moment inne zuhalten, aber er konnte sie auch getäuscht haben. Doch als es verschwand, verdoppelte Aeryn ihre wahrhaft verzweifelten Versuche um freizukommen.

Aussichtslos.

Röchelnde Laute in den Knebel stellten noch immer in Frage, daß er tatsächlich etwas zu sagen hatte.
30.01.2004, 19:00 #131
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Vielleicht war die Stille schlimmer als seine Drohungen. Auch wenn sie nicht glaubte, daß er ihr etwas antun würde… mit dem Messer… daß er sie jedoch hungern lassen würde, traute sie ihm zu… ohne kraft, ganz schwach, würde er sie dann eines Tages dorthin tragen können wo hin er sie haben wollte.

Nein!

Wieder eine Reihe röchelnder Laute.

Nein, das würde sie nicht zulassen. Sie würde selber gehen, mit hocherhobenen Kopf und stolzgeschwellter Brust.

Sie war Aeryn, die Tochter des Borias, die Kriegerin der Wildnis.

Lieber auf den Füßen sterben, als auf den Knien leben.

Die Kriegerin nickte Dumak zu.

So sanft und lächelend, so gut es durch den Knebel ging, als würde sie seine Einladung zu einem Picknick annehmen.
30.01.2004, 19:37 #132
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Scheinbare Ruhe ging von der Kriegerin aus, als Dumak das Seil durchschnitt, welches sie an den Baum fesselte. Sofort versuchte sie die Hände zu bewegen, doch als sie feststellte, daß sie noch immer hinter dem Rücken gefesselt waren, hielt sie inne. Das Feuer in ihrem Inneren loderte hell, viel zu hell, so daß er den Schein ihrer Wut in ihren Augen sehen konnte.

Sie versuchte auf die Füße zu kommen.
30.01.2004, 20:08 #133
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Seine Hand wies ihr den Weg.

Nach Norden.

Raus aus dem Mienental.

Nach Norden.

Unsicher, ob der langen Zeit des Liegens in dem kalten Schnee setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ihre Stiefel hinterließen schlürfende Abdrücke im Schnee. Immer wieder mußte sie aufpassen nicht zu fallen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, den lang war das Seil nicht, welches ihre gefesselten Füße mit einander verband. Doch sie würde ihm nicht die Genugtuung geben und stürzen.

So ging die Kriegerin, geknebelt, gefesselt, doch ungebrochen und mit Stolz und Feuer in ihrem Blick.

Rehbraune Augen.
31.01.2004, 19:10 #134
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Die Kriegerin hatte sich nicht ein einziges Mal zu ihrem Peiniger umgedreht, den ganzen Tag war sie dem Weg gefolgt. Stumm ob des Knebels. Schon lange hatte der Schmerz in ihren Mundwinkeln keine Bedeutung mehr. Es war nur noch die Erinnerung daran.

Keinerlei Widerstand war mehr in ihrem Verhalten auszumachen. Fast hätte man meinem können, ihre Schritte waren besonders behände, trotz des Seils, als wolle sie um jeden Preis verhindern zu stürzen. Um ihm keinen Ärger zu machen? Um möglichst schnell dort anzukommen, wo er mit ihr hinwollte? Denn Angst schien sie nicht vor ihm zu haben…

Aeryn stand mit dem Rücken an der Felswand, als Dumak ihr etwas zu essen anbot. Ihr Blick fiel auf die Schale.

Als er den Knebel gelöst hatte, wich der unglaubliche Druck auf ihren Kiefer. Nur ein dumpfer Schmerz blieb zurück.

Die Kriegerin nickte.
31.01.2004, 20:01 #135
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Die Kriegerin antwortete ihm nicht. Jede Bewegung des Unterkiefers entfachte den Schmerz auf neue, doch sie mußte essen, wollte essen, mußte bei Kräften bleiben, damit sie weiterhin aufrecht ihrem Schicksal entgegen gehen könnte.

Löffel um Löffel fütterte er sie.

Sie ertrug die Demütigung still und mit ungebrochenen Stolz in ihrem Blick. Wenn er in ihre rehbrauen Augen sah, konnte er es sehen. Doch würde er sich darüber Gedanken machen?

Ihre Zeit würde kommen. Stumm trank sie den nächsten Löffel Suppe aus seiner Hand.
01.02.2004, 17:26 #136
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Das Brot war hart und schwer zu kauen. Mit den Knien hielt sie das Brot fest, während ihre Zähne sich fest in den Kanten schlugen. Hart, aber immer hin Brot. Die Zeiten waren zu schlecht um besseres zu verlangen. Auch die Nacht auf dem kalten Höhlenboden war unbequem gewesen, doch auch hier hatte sie schon schlimmeres erlebt. Doch auf Dauer war auch dies hier kein Zustand. Sie hatte genug von dem Spiel.

»Keine Angst, meine Vögelchen, ich rede nur von dem langen Weg, den wir beide noch zu gehen haben.«
- Dumak -

Täubchen, Zuckerschnute, Vögelchen… Die Kriegerin schnaufte verächtlich. Sie beobachtete wie er seine Sachen zusammenpackte. Ihre rehbrauen Augen fixierten ihn.

Mit einem Ruck stieß sie sich von der Felswand ab, gegen die sich gelehnt hatte und kam so schwankend auf die Beine. Ein neuer Tag. Es war Zeit es hinter sich zu bringen. Er würde sie weiterverkaufen, vielleicht… vielleicht auch nicht…?

„Komm her, und binde das Seil zwischen meinen Füßen, etwas auseinander, damit ich gehen kann. Es wird Zeit, die Sonne ist bereits lange aufgegangen.“

Ihre Stimme war rau, heiser, befehlsgewohnt. Wer immer diese Kriegerin auch war, sie strahlte trotz der Fesseln eine ungebrochene Autorität aus.
01.02.2004, 18:02 #137
Aeryn
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Im Minental # 6 -
Aeryn lächelte kalt, als er sie auf den Pfad stieß. Mit kurzen Schritten begann sie sich ihren Weg zu suchen. Ihren Weg...

„Aeryn!“, antworte sie ruhig, während sie weiterschritt. „Ich bin die Tochter des Borias, Kriegerin der Wildnis.“

Stolz lag in ihrer Stimme.

„Und wer bist du?“

Über ihnen wölbte sich der Himmel,
02.02.2004, 19:34 #138
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Mittlerweile waren Aeryn und der Fremde ein eingespieltes Team. Fesseln zum Schlafen fest, zum Gehen an den Füßen lockerer, dafür aber mit einem Seil eng zusammengebunden, so daß die Kriegerin nur kleine Schritte machen konnte. So kommen sie, wo immer ihr Entführer mit ihr hin wollte, nur langsam vorwärts, aber sie kamen vorwärts. Onars Hof lag hinter ihr, ebenso das gesamte Mienental. Wohin ging es nun? Khorinis? Die junge Frau wußte es nicht.

In der Dämmerung hielt er sie an, stehen zu halten. Er suchte ein wenig Feuerholz zusammen und begann unter einem windgeschützten Felsenüberhang ein Lagerfeuer zu entfachen.

Aeryn beobachtete ihn. Wann immer er seinen Blick in ihre Richtung wandte, bemerkte er es deutlich. Aber vielleicht konnte er ihren Blick auch in seinem Rücken spüren, wenn er sich umwandte?!

„Scipio,“ ihre Stimme forderte seine Aufmerksamkeit, „erzähl mir wo Du mich hinbringst? Du wirst mich wohl kaum Deiner Frau vorstellen wollen, oder?!“ Die Kriegerin grinste. Glaubte sie wirklich, er wäre verheiratet, oder wollte sie ihm entlocken, was er mit ihr vorhatte? Nein… Seit Tagen schritt sie mit so viel Würde, wie er ihr zustand, den Weg, den er für sie wählte. Den Kopf stolz erhoben, die Schultern gestreckt. Dem Schicksal entgegenblickend, statt ihm demütig zu begegnen.
02.02.2004, 20:05 #139
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Wäre das nicht das Hanfseil gewesen, welches seine Fasern tief in ihren Handgelenke fraß, hätte sie fast über sein albernes Lachen, amüsiert schmunzeln könnte. Aber so erregten seine Worte nichts. Einzig vielleicht ihren Trotz, doch den hätte er in diesem Moment sowieso nicht mehr steigern können.

Die Kriegerin schwieg. Seine ausweichenden Antworten hatte ihr mehr verraten, als eine kurze klare Antwort, einen Namen, einen Ort. So aber haspelte er rum, fing dann endlich an zu kochen. Die junge Frau lehnte sich gegen die Felswand, um den Rücken etwas zu entspannen. Wie bemerkte sie das Fehlen ihres Amuletts und zum ersten Mal war sie froh darüber es verloren zu haben. Es ruhte auf sicher irgendwo im Wald, in Freiheit, und würde nicht diesem Fremden in die Hand fallen.

Scipio. Glaubte er wirklich, daß sie annahm, daß es sein wahrer Name war? Sie dagegen brauchte sie auf dieser Welt nicht zu verstecken. Wer immer sie forderte, dem würde sie sich stellen.

Ungeduldig wartete sie auf das Abendessen.
04.02.2004, 18:57 #140
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Gierig schlang Aeryn den Hirsebrei in sich herein, den Dumak, in dem er den Kopf neben ihrem Kopf schief hielt, auf ihre Lippen tropfen ließ. Das Zeug war zähflüssig und klebrig und geschmacklich vielleicht nicht das Beste, aber es war nahrhaft. Und sie mußte essen, wollte essen. Sie würde ihre Kräfte brauchen.

Plötzlich hielt der Fremde inne und entfernte den Topf. „Sag mir, wovon träumst du? Was ist dein Ziel?“

Ihre Zunge tastete nach den letzen Resten des Hirsebreis, als seine Worte durch ihren Kopf wanderten. Zuerst schwieg sie, denn was gingen ihn ihre Träume an? Außerdem, wovon würde er träumen, wenn seit Wochen seine Handgelenke auf seinen Rücken gefesselt wären?

Doch… vielleicht war es gerade das Absurde dieser Situation, was sie ehrlich antworten ließ...

Erst nur langsam, mit rauher Stimme, begann die Kriegerin zu sprechen.

„Das Land aus dem ich komme, auf Euren Karten nicht verzeichnet und kaum jemanden aus dem Königreich Myrtana bekannt, unterscheidet sich in vielen Dingen von diesem hier und doch sind einige Dinge gleich. Und meiner Überzeugung nach, werden sich diese Dinge, so weit mich meine Füße auch auf dieser Welt tragen mögen nicht ändern.“

Die junge Frau stieß sich von der Felswand ab und begann einige Schritte umher zu laufen.

„Nur die Starken werden leben und die Schwachen untergehen. Der einzelne mag noch so schwach sein… eine Gruppe vermag schon eher Stärke zu zeigen… kämpft sie aber gegen Heerscharen von Schwachen, geführt nur von einem Klugen Kopf, so wird auch diese untergehn´n.“

Ihre Worte klangen ruhig, doch ihre Kehle war durstig und ihre Stimme wurde immer kräztiger länger sie sprach.

„Ich war noch sehr jung als ich bereits die ersten Männer führte. Männer meines Vaters, dem Krieger Borias. Unser Leben war reich und die Raubzüge seiner Männer stets erfolgreich.“

Sie brach ab, als sie merkte wie vertraulich ihr Ton geworden war. Doch statt zu schweigen änderte sich ihr Tonfall nur leicht und sie erzählte von ihrem Vater, der sie das Kriegshandwerk gelehrt hatte… und schloß mit den Worten… „Doch Macht und Verrat paarten sich. Borias ist tot und die Zeit, in der ich seinen Namen zurück in unsere Lande trage noch nicht gekommen.“

Es folgte einige wirklich derbe Flüche. In der Zeit des Erzählens war sie bis zum Rand der Höhle gewandert. Nun drehte sich die Kriegerin zu ihm um.

Die Strahlen der ungehenden Sonne tanzen ihn ihren kastanienbraunen Haaren und brachten die langen Strähnen zum Glänzen und zum Funklen. Gleich ihren Augen, ihren schönen Augen, in denen so viel Kraft und Stärke lag.

„Der Ruf des Söldnerherrn Lee´s ließ mich schließlich zu Onars Hof finden. Bist du Lee schon begegnet? Hast Du ihn gesehen?“

Sie gab ihm keine Gelegenheit zu antworten. Nichts war mehr von der widerspenstigen Frau geblieben, die er gefesselt an einen Baumstamm kennengelernt hatte. Dort vor ihm stand, gebadet in den Strahlen der Abendsonne, eine Kriegerin, eine wilde Schönheit, welche die Gefangenschaft, in der er sie hielt nicht zu schaden schien, im Gegenteil, gleich einer Blume, von Wasser genährt, stärkte er ihren Charakter und ihre Willenskraft. Tag für Tag ging sie Schritt für Schritt einem gar ungewissen Schicksal entgegen.

„Lee verkörpert Kraft und Stärke. Sein Wort hält die Söldner zusammen, gib ihnen Kraft und Einigkeit.“

Die Kriegerin blickte ihm direkt in die Augen.

„Du dagegen kämpfst allein. Allein bist du schwach.“ Sie ließ ihre Worte auf ihn wirken, sprach erst nach einer Weile weiter. „Du hast mich nach meinem Traum gefragt, ich will Deine Frage ehrlich beantworten, Fremder.

„Ich bin stark, doch auch ich bin für den Moment allein. Ich habe mich Lee angeschlossen, aber viele meiner Beobachtungen zeigen mir, daß nicht alles so ist, wie es sein könnte. Wenn das Schicksal es will, werde ich vor ihn treten und die Antworten fordern, seine Stärke fordern oder ich werde Männer um mich scharen, die meiner Stärke folgen werden.“

Und die Sonne versank am Horizont…
04.02.2004, 20:45 #141
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Aeryn lehnte mit dem Kopf gegen die kalte Felswand, um für einen Moment die Schultern zu entspannen, aber den gewünschten Effekt erzielte sie nicht. Sie würde hart trainieren müssen, um diese Verspannungen zu lösen. Sie würde… sie brach ihre Gedanken ab. Und zum ersten Mal in all der Zeit der Gefangenschaft kamen ihr Zweifel.

„Menschenhandel bringt mit am meisten Gewinn neben dem Waffenhandel. Glaub mir, ich kenn mich da aus!“
- Dumak -

Menschenhandel. Nun hatte er ihr also verraten, was er mit ihr vorhatte. Innerlich seufzte sie. Geriet sie wirklich in die Skaverei, waren ihre Chancen die Freiheit zu spüren denkbar schlecht. Mit etwas Glück würde sie vielleicht dem Freudenhaus entgehen. Vielleicht die harte Arbeit in einer Miene. Auch von geheimen Kampfarenen hatte sie gehört, in denen die Reichen ihre Sklaven gegeneinander kämpfen ließen und darauf ihre Wetten abschlossen. Die junge Frau stellte sie vor, wie sie im heißen Sand der Arena gegen ein Untier stritt und verlor.

Ihre Zunge fühlte sich an wie ein Grabstein auf dem Grund ihres Mundes. Warum ließ er sie nicht trinken? Wasser… sie brauchte Wasser…

Sie bewegte sie probeweise in der Dunkelheit, doch die engen Fußfesseln ließen ihr für den Moment noch nicht mal den Bewegungsspielraum um irgendwie aufzustehen.

Hatte sie draußen auf den Hinweg nicht einen Bach gesehen?

„Wenn Du mich verdursten läßt, wirst du kein gutes Geschäft mehr machen, Fremder Scipio!“
06.02.2004, 19:21 #142
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Aufmerksam lauschte die Kriegerin jedem Geräusch. Sie hörte seine Schreie! Och jeder Versuch aufzustehen, misslangt. Schließlich gelang es ihr auf die Füße zu kommen, doch sie konnte nicht gehen. Viel zu eng hatte er ihre Beine zusammengebunden. Sie lauschte… dann…plötzlich… schien die Gefahr vorüber.

Ein Hund!

Sein Hund? Egal…. Schritte… er kam zurück!

Doch nicht allein… Das Schwarze Biest folgte ihm. Aeryn schenkte ihm keine Beachtung.

Der Fremde brachte ihr Wasser!

Das kalte kühle Naß rann, gleich einem Stürzbach ihrer ausgetrocknete Kehle herunter. Gierig schluckte sie so viel wie er ihr zustand.

Später ließ sie sich zurück an die Felswand sinken. Es war sicher bereit weit nach Mitternacht. Sie zwang sich zu schlafen, doch diese Nacht fand sie keine Ruhe. Sie ihm gegenüber von der Kraft und Stärke der Männers Lee´s gesprochen. Doch wo waren sie, seine Söldner? Hatte überhaupt jemand bemerkt, daß man sie verschleppt hatte. Sly, Trulek? Aber jemand anders? Nein…

Ihr fielen die Zeilen eines Liedes wieder ein. Die Melodie war kalt und rau. Leise begann sie zu singen. Ihre Stimme klang rau und hallte sanft über die Wände der Höhle.


Unter den Toren im Schatten der Stadt,

schläft man gut wenn man sonst keine Schlafstelle hat.

Keiner der Fragt nach woher und wohin

und zu kalt ist die Nacht für die Söldner.


Hei Ho ein Feuerlein brennt,

kalt ist die Nach für die Söldner.

Hei hei hei ho ein Feuerlein brennt,

zu kalt ist die Nacht für die Söldner


Silberne Löffel und Ketten im Sack,

legst Du besser beim Schlafen dir unters Genack.

Zeig nichts und sag nichts, die Messer sind stumm

und zu kalt ist die Nacht für die Söldner.


Greif nach der Flasche doch trink nicht zu viel.

Deine Würfel sind gut aber falsch ist das Spiel.

Spuck in die Asche und schau lieber zu

und zu kalt ist die Nacht für die Söldner.


Rückt dir die freundliche Schwester zu nah.

Ist es nur für die Wärme mal hier und mal da.

Keiner im Dunkeln verliert sein Gesicht

und zu kalt ist die Nacht für die Söldner.


Geh mit der Nacht eh Frühnebel steigt.

Nur das Feuer glimmt stumm und das Steinpflaster schweigt.

Las nichts zurück und vergiss was Du sahst

denn die Sonne bringt bald die Söldner.


Hei ho das Feuer ist aus.

Bald kommen die Söldner.

Hei hei hei ho das Feuer ist aus.

Bald kommen die Söldner.


Ihre Stimme verklang. Es war Mitternacht und der Mond stand hell am Himmel.
06.02.2004, 20:47 #143
Aeryn
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Der Piratenthread #2 -
Also mir gefällt Nordwind!
07.02.2004, 12:59 #144
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Die Kriegerin erwachte noch vor Morgengrauen. Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, jeder Faser schien gerissen. Die Kälte des Höhlenbodens schien sich einmal durch ihr ganzes Sein gefressen zu haben.

„Kalt ist die Nacht für die Söldner…“

Die junge Frau blinzelte und öffnete die Augen gänzlich. Während ihr Blick durch die Höhle wanderte stellte sie fest, daß sich an ihrer Situations nicht verändert hatte. Nichts… außer den Hund der dazugekommen war und nun zusätzlich ein Auge auf sie haben würde. Innerlich fluchte sie.

In der Nacht hatten sie Alpträume gequält. Sie war wieder auf dem Hof gewesen, hatte sich selbst mit Badure beim Zweithandtraining gesehen. Dann sah sie sich um ihr Leben kämpfen, dann Stunden später, wie er sie zu Boden warf, sein Schwert ihren Schädel traf… und sie sah sich wieder aufstehen. Blut in ihren Augen, doch entschlossen bis zum letzten zu kämpfen. Der nächste Schlag jedoch riß sie in die Finsternis.

Und im Schnee lag der geschundene Körper einer jungen Kriegerin.

„Gehen in Ketten zum Richtplatz dahin,
ganz starr war der Blick, nur getrübt ward ihr Sinn.
Steigen die hölzernen Stufen empor,
und bald ist es gescheh'n um die Söldner.“

Doch der Blick der Kriegerin hatte sich auch in der langen Zeit der Gefangenschaft nicht getrübt. Unbändiger Zorn loderte wie Flammen in ihren rehbrauen Augen. Die ständigen Fesseln, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, hatten ihre Muskeln geschwunden, doch ihre Sinne geschärft.

Wenn es einen Weg aus dieser Hölle gab, dann würde sie ihn finden. Rachedurst erwachte in ihren Adern. Es gab einige Menschen, die ihren Weg nicht ganz folgenlos gekreuzt hatten.

Tief schnitten sich die Fesseln in ihren geschundenen Handgelenke. Der Schmerz riß sie zurück in die Wirklichkeit.

Tagträume.

Alpträume.

Der Kriegerin Stimme erklang rau und heiser als sie begann zu singen.

„Doch eines Tages da wussten sie schon,
Der Krieg bringt kein Geld, nur der Tod ist ihr Lohn.
Werden gerichtet, bald knüpft man sie auf
und dann ist es vorbei mit den Söldnern.“
07.02.2004, 15:09 #145
Aeryn
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Rund um Khorinis #15 -
Ihre Gedanken rasten fieberhaft, während sie seinen Worten zuhörte. Sie versuchte die Hände in den Fesseln zu bewegen, doch mehr als ein Muskelzucken ihres Unterarms wurde nicht daraus. Da ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren konnte er es noch nichit einmal sehen. Einzig die Fasern des Seils schnitten tiefer in ihre Haut.

Der Schmerz durchzog ihren Körper. Langsam wandte sie ihren Blick zu ihm. Die Kriegerin antwortete ihm nicht, einzig der Blick ihrer Augen durchdrang ihn. Fast schien es so als suche sie selber Antworten, in seiner Frage, einen Anhaltspunkt, daß er es erst meinte, daß er sie nicht mehr verkaufen wolle und nicht nur ein übles Spiel mit ihr spielte.

Doch was hatte er stattdessen mit ihr vor?

Der Kriegerin rehbrauer Blick lag ruhig auf ihm.
08.02.2004, 14:34 #146
Aeryn
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Onars Hof # 15 -
Erst klein, dann immer größer werdent, die Statur einer Kriegerin im Schnee. Langsam Schritt für Schritt zog sie dem Hof entgegen auf dem Lee und seine Männer Stellung bezogen hatten.

Ihre Gedanken wanderten umher, während sie rechts den großen Teich hinter sich ließ und auf den Weg zwischen den Feldern einbog.

So vieles war geschehen. So viele Fragen, die beantwortet werden mussten…

Die letzten Meter zum Hof hinauf wurde ihr Schritt wieder kraftvoller. Den kleinen Hügel hinauf. Mit einem hellen Pfiff ließ sie Lee wissen, daß sie wieder auf dem Hof war. Die Kriegerin schritt bis zum Haupthaus und sprach eine der Wachen an.

„Sagt Lee, er möge mich rufen, so er Zeit für mich hat.“ Ihre Stimme rau und heiser. Langsam wandte sie sich ab und begann den Hof nach Badure abzusuchen.
08.02.2004, 16:07 #147
Aeryn
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Onars Hof # 15 -
Aeryn strich rastlos über den Hof. Doch von Badure war keine Spur. Sie frage die Wachen, doch die zucken nur mit den Schultern. Schließlich wandte sie sich ab. Sie würde essen und schlafen müssen, bevor sich sich auf die Suche machte. Und wo würde sie Sly finden? Gorr? Trulek?

Die junge Frau wandte sich der Taverne zu. Drinnen war es angenehm war, fast zu warm für jemanden der seit Wochen nur Schnee und Eis gewohnt war.

Für einen Moment stand sie mitten im Raum, ließ den Blick schweifen. Nur betrunkene und versoffene Männer. Der Anblick widerte Aeryn an.

Sie wandte sich zum Wirt und verlangte mit rauher Stimme einen heißen Eintopf und ein frisches Ale.

Während sie wartete fiel ihr Blick auf den Mann in dem Brokatumhang.

Das Haar der jungen Kriegerin war von einem dunklen Braun. Wilde Strählen schlingerten ihr ungebändigt ums Haupt. Aeryn war schlank und von hochgewachsener Statur, ihr Körper weiblich und vom Kampf gekräftigt, gleich einer wilden ungezähmten Schönheit. Sie trug abgewetzte Lederkleidung, darüber eine Lederrüstung. Über ihre Schultern wand sich ein Fuchsfell.
08.02.2004, 16:46 #148
Aeryn
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Onars Hof # 15 -
Die Kriegerin setzte sich. Der Eintopf roch verlockend. Sie nickte ihm freundlich zu, tauchte den Löffeln in die Suppe und rührte langsam um. Dampf stieg auf und vermischte sich mit dem süßen Geruch des Krauts, welches der Mann rauchte.

„Mein Name ist Aeryn, Fremder. Ich bin die Tochter des Borias, Kriegerin der Wildnis und Getreue und Freiheitskämpferin Lee´s!“ sprach sie rau zu ihm. Ihre Stimme klang heiser. Heiser, wild… und frei.

Und frei das war sie. Unberechenbar.

Erst jetzt fielen dem Fremden weitere Dinge an ihr auf. An den Handgelenken trug sie schwere Verletzungen, Abdrücke wie von Fesseln, sie sich ihr tief ins Fleisch geschnitten hatten und blutige Wunden hinließen, welche nun frisch verkrustet war. Ebenso Schrammen, Kratzer, kleinere Wunden…. Eine Platzwunde direkt über der Stirn, ebenso frisch blutig verkrustet, scheinbar auch noch gar nicht so lange her. Und schließlich Abdrücke von Seilen, auf den kniehohen Lederstiefeln der jungen Kriegerin.
08.02.2004, 17:01 #149
Aeryn
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UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #3 -
Aeryn hat bei Angroth Einhand 1 gelernt!

http://forum.gamesweb.com/forums/sh...176#post3252176

(Danke Don, fürs Suchen!)
08.02.2004, 17:12 #150
Aeryn
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Onars Hof # 15 -
Deutlich vermochte man zu sehen, wie ausgehungert die Kriegerin war. Sie ließ die Suppe nur wenig abkühlen, dann begann sie auch schon zu essen. Die Schmerzen die bei jedem Heben des Armes sich durch ihre Schultern zogen, versuchte sie aus dem Zentrum ihres Bewusstseins zu verbannen. Sie zwang sich regelrecht zu essen, denn sie mußte wieder zu Kräften kommen. So viele Fragen, mussten beantwortet werden.

Die Kriegerin hielt inne und musterte den Mann ihr gegenüber genau. Er sah ihre unbeändige Wildheit in ihren rehbrauen Augen, aber auch den Zorn, als er sie auf die Geschenisse ansprach.

Sie wollte gerade ansetzten zu erzählen, als Misstrauen ihm offen entgegenschlug. „Wer seit ihr?“ Was immer sie auch erlebt hatte, ihr Vertrauen in die Menschheit schien bitter enttäuscht.
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