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Hochwasserbetroffene hier?
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15.08.2002, 22:05 #1
GülleMüller
Beiträge: 472
Hochwasserbetroffene hier?
hi
erstmal mein Beileid an alle Betroffenen des Jahrhunderthochwassers der Elbe und Donau.
Sinn dieses Threads ist es eine Antwort auf die Frage zu erhalten: Haben die (noch laufenden) Spendenaktionen für euch(die btroffenen) etwas gebracht?

Ich möchte hiermit auch jeden aufrufen ein kleine Spende abzugeben. Die öffentlich Rechtlichen zusammen mit dem Budeskanzler Gehard Schröder und den privaten Mediengesellschaften haben Spendenkonten bereitgestellt.

Weiterhin würde ich auch gern das Für und Wieder zu materiellen Spenden ausdiskutieren, weil ich der Meinung bin, daß es kein Gegenargument zu finanziellen Spenden geben kann...

Vielleicht findet sich auch mal der ein oder andere Helfer ein, der hier auch seine Eindrücke/Wünsche preisgeben möchte. Ich persönlich habe gerade mit Bauarbeiten an unserem Haus zu tun, weshalb ich mich erst Anfang nächster Woche zum Sandsackschleppen melden kann (was ich auch tue, aber ich glaub dann bringts nicht mehr viel)...

cu
ein tief betroffener
GüMü

[EDIT]
Sollte vielleicht nochmal hervor gehoben werden: Selbst eine Spende von 5€ hilft!
Also, einfach mal eine Ausgabe der PCGames/Gamestar überspringen und so Existenzen retten!
[/EDIT]
26.08.2002, 12:32 #2
shadow14
Beiträge: 505
Bin Betroffener
Von Geld hab ich aber noch nix gesehen!

Hi Leute!

Hat sich schon einer gewundert, weil ich so lamge nix mehr von mir hören ließ? Das liegt daran, das in meiner Heimatgemeinde Grafenwörth (Ö), an der Stelle wo Kamp und Donau zusammen fließen (beide Flüsse führten 2-Mal (!) kurz hintereinander extremes Hochwasser!!!!!!) um die 500 Haushalte inklusive meinem unter Wasser gesetzt wurden. Zum Glück hat ein Trupp der örtlichen Feuerwehr, der auch ich angehöre, in einer Blitzaktion unseren gesamten Hausrat auf den Dachboden evakuiert.

Hier eine kleine Historie der Ereignisse:

Am 07.08.02 schwillt der Kamp nach schweren Unwettern in ganz Nord-Niederösterreich bedrohlich an und tritt anschließend durch mehrere Dammbrüche aus seinem Flussbett und überflutet mehrere Ortschaften von Zöbing bis Krems und von Spitz bis Winkl. Annähernd 40.000 Menschen werden in den nächsten Tagen evakuiert und die Feuerwehren verzweifeln angesichts der schier unkontrollierbaren Lage. Unser Feuerwehrhaus wurde kurzerhand zum hafen umfunktioniert um dort mit Sturmbooten des österreichischen Bundesheeres eingeschlossene Personen zu evakuieren.
Zur Spitzenzeit sind 1143 Feuerwehrleute, 800 Bundesheersoldaten, etwa 500 freiwillige Helfer und 87 Beamte der Exekutive im Raum Grafenwörth im Einsatz.

Als einige Tage später der Kamp erneut anschwoll und nun auch die Donau den höchsten Stand seit Menschengedenken, brachen erneut die Dämme und erst in den vergangenen Tagen konnten wieder alle Menshcen in ihre Häuser zurück! Mehr als 2 Wochen nach Beginn der Katastrophe. Allein im Raum Grafenwörth entstand in etwa ein Schaden von 200 Mio. Euro!

Falls gewünscht folgen Bilder und/oder ein Auszug aus dem Funkprotokoll der FF Grafenwörth, um sich ein Bild von den Ereignissen zu machen.

P.S.: Sachspenden:

Pro: Nützt wirklich was! Die Leute kriegen sofort Ersatz für das was sie verloren haben! Wir haben Sofas, Kühlschränke, Handy´s und sogar ganze Autos bekommen!!!!!!!

Kontra: Aber daon haben wir ganze Lagerhallen voll! Die Verteilung unter der Bevölkerung wird somit zu einem Kraftakt für unseren Bürgermeister! Außerdem können wir nicht alles anbringen...und wohin dann damit? Außerdem haben manche Sachen (ein Halbe Tonne Brot!) auch ein Verfallsdatum...
26.08.2002, 20:22 #3
Kra`Shak
Beiträge: 600

Das ist einfach ne Katastrophe bin zwar nit betroffen aber trozdem wünsche ich allen Leuten die Betroffen sidn viel glückund mein Beileid....
28.08.2002, 23:56 #4
GülleMüller
Beiträge: 472

hi,
quote:
Pro: Nützt wirklich was! Die Leute kriegen sofort Ersatz für das was sie verloren haben!

Jo, das finde ich nämlich auch, jedoch haben die Bürgermeister aus unserer näheren Umgebung behauptet, daß Sachspenden jetzt nicht angebracht sind.
*IRONIE* Klar, wenn man bares Geld bekommen kann...

Ich finde es nur absolut schlecht, daß der Typ, dem sein Benz abgesoffen ist meißt das gleiche bekommt, wie die Familie, die ihr Haus verloren haben. Gut, es ist ne Soforthilfe, aber die "wohlhabenden" Leute haben meißtens nochwas auf dem Konto.

Irgendwie reg ich mich zu schnell auf...
Aber n Tipp hätte ich noch an die Regierung (sowohl Ö als auch D) :
Nehmt Strafgefangene und spendet den Baufirmen n bisl Beton und schon ist der Aufbau der Katastrophengebiete schnell und billig(er?) erledigt!
Kann man bestimmt im Katastrophenfall machen... aber auf mich hört eh keiner...

Wie hat es bei euch eigentlich mit der Organisation geklappt? Hier(Sachsen/Anhalt speziell Dessau) soll es schlechter als schlecht gewesen sein, ich selbst hatte nur einen Tag mitgemacht. Die THW Leute dort haben auf jeden Fall nicht den kompetentesten Eindruck gemacht.

cu
GüMü

[EDIT]
Eine Sache muß ich aba noch loswerden: Hat jemand Interviews mit den Elbe-Anwohnern in Niedersachsen und Brandenburg gesehn? Ich hab mich weggeschmissen vor lachen, weil die ne zweierreihe Sandsäcke vor ihre Häuser gepackt und dann den Spruch abgelassen haben: '...Ich denke mal, wir haben alles Menschenmögliche getan. Nun heißt es abwarten...'(das war ca. 3-4 Tage vor der Flutwelle). Wie blöd kann man eigentlich sein? Denn scheinbar waren sie übermenschlich, als sie die Deiche während der Welle mit Folien abgesichert haben.
Grenzt meiner Meinung schon an Fahrlässigkeit gegenüber der Bevölkerung!
[/EDIT]
29.08.2002, 23:09 #5
shadow14
Beiträge: 505
Sandsäcke
...bringen auch nicht wirklich was! Richtig aufhalten können die garnix! Höchstens verzögern, aber es schaut halt besser aus, als wenn man garnichts tut! Als FW-Mann ist die Wartezeit, ob jetzt was passiert oder nicht die absolute Hölle. Du weißt das jeden Moment dein Haus einstürzen könnte, du bist voll bis oben (mit Schlamm natürlich ;) ), und rettest Leute aus den Fluten, die bereits alles verloren haben, bis auf ihr Leben , das sie dir verdanken...

Aber es ist, wei Prinz Eugen von Savoyen gesagt hat: "Sie schreien nach uns Hilfe, wenn ihnen das Wasser in den Mund läuft...und sie wünschen uns vom Hals kaum als selbiges wieder verschwunden:
In der Tat regen sich manche Leute bei denen wir Kellerauspumpen waren darüber auf, das wir mit den Gummistiefeln durch die Wohnung traben! Wieder andere beklagen, das die Fahrzeuge des NÖ-Katastrophenhilfsdienstes (KHD - Jede Menge Feuerwehr!) wertvolle Parkplätze belegen!
Andere Leute wiederum denken, die Feuerwehr wäre eine private Wäscherei und stellen uns glatt die Wäschekörbe vor die Haustür!
(Haben wir auch gewaschen: mit B-Schlauch :D )

P.S.: Bei uns gibts Baumaterialien (Zement, Kies, Rollschotter,...) um bis zu 30 Prozent ermäßigt. Immerhin ein Anfang!
30.08.2002, 00:18 #6
GülleMüller
Beiträge: 472

Mir ging es vorallem um die Deiche, die bei richtiger Behandlung viel länger hätten standhalten können. Zumal die Welle insgesamt 1 - 1 1/2 Wochen vorher oberhalb der Elbe extrem gewütet hatte.
Klar kann man nicht mehr viel machen, wenn es einen überrennt, aber wie gesagt die wußten min. 1 Woche bescheid und das was sie innerhalb von 2-3 Tagen gemacht hatten hätten sie viel früher machen sollen.
Der Bereich Dresden bis Magdeburg hatte sowieso kaum ne Chance, weil dort neben der Flutwelle aus Tschechien auch noch der extreme Regen(innerhalb von 2 Tage ging der Jahresniederschlag der Region dort runter!) sein übriges getan hatte.

Aber ok. Besser is das jetzt nach vorn zu schaun und aus gemachten Fehlern zu lernen. Vor allem sollte man den Ausbau der Elbe und Donau nochmal überdenken, bzw. für genügend Auslauffläche im Falle einer erneuten Überschwemmung sorgen. Immerhin ist diese Fläche (jedenfalls an der Elbe) auf ca. 15% von vor 100 Jahren geschrumpft (worden), bei ständigem Ansteigen des Jahresniederschlages. Von einer Klimakatastrophe* würde ich zwar jetzt nicht sprechen, aber im Hinterkopf sollte man sowas schon haben. Gut kann der Schadstoffausstoß der Zivilisation ja nicht sein.

Den FWen aus beiden Katastrophengebieten kann man wohl keinen Vorwurf machen, die haben bestimmt mehr als sehr gute Arbeit geleistet! Deshalb finde ich es sehr informativ, daß du uns( oder zumindest mich ;)) an deinen Eindrücken teilhaben läßt.

In diesem Sinne: Respekt und Dank!

*Wenn keine Stadt an den Gebieten gewesen wäre hätte es bestimmt keine Sau gestört, obwohl es sicherlich ein Zeichen einer Klimaverschiebung sein könnte/wird.
03.09.2002, 13:15 #7
shadow14
Beiträge: 505

Hier eine genauere Chronik der Ereignisse, verfasst von HauptBrandInspektor Friedrich Ploiner, Einsatzleiter Grafenwörth

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

7.8.
Nach starken Regenfällen sind in den frühren Morgenstunden einige Auspumparbeiten durchzuführen. Um 07.30 Uhr wird dann die Hochwasser-Warnung durch die Bezirkshauptmannschaft durchgegeben.
Tagsüber werden weitere Keller ausgepumpt, Kontrollfahrten werden durchgeführt und Pegellatten am Kamp gesetzt.
Um 16.30 Uhr werden dann die Pumpen am Siel aufgestellt. Um Mitternacht bringt dann der Kamp schon eine Wasserführung von rd. 500 m3/sec.

8.8.
Um ca. 02.00 Uhr wird per Sirene Katastrophenalarm gegeben. Zusätzlich werden die Bewohner der am stärksten gefährdeten Gebiete ( St. Johann, Hofgartensdlg und Dreifaltigkeit geweckt und mündlich über die Gefahr informiert.
Nachbarfeuerwehren werden alarmiert und mit dem Befüllen von Sandsäcken wird begonnen.
Nachdem der Kamp stark ansteigt, werden um 08.15 Uhr die Pumpen am Siel in Betrieb genommen, sowie zur Unterstützung der 1.und der 4. Zug der 19. KHD Bereitschaft und die Landesfeuerwehrschule angefordert. Mit 63 Feuerwehrpumpen und einer Pumpleistung von 91.000 l/min kann der Wasserstand soweit gehalten werden, dass um ca. 15.00 Uhr die Fallen beim Siel wieder geöffnet werden.
Zur Versorgung der Einsatzkräfte erfolgt im FF Haus durch den Versorgungsdienst des NÖ LFKdo.
Bis dann ab 16.00 Uhr von Westen her Wasser in das Ortsgebiet Grafenwörth eindringt und binnen kurzer Zeit die südlichen Ortsteile bis über 70 cm hoch flutet.
Ab dann werden erst mit Traktor, dann mit Zillen und später mit einem Radlader Personen aus dem Überflutungsgebiet evakuiert.
16 Feuerwehrmänner mit drei Einsatzfahrzeugen werden am Siel eingeschlossen und können erst um 03.30 Uhr per Radlader über Seebarn befreit werden.

9.8.
Erstmals werden Hubschrauber zur Erkundung eingesetzt. Die Feuerwehr-Sprenggruppe des Bezirkes Tulln wird dann per Hubschrauber zur Dammsprengung nach Theiss eingeflogen.
Damit das Wasser schneller abfließen kann, wird in St. Johann der Schutzdamm auf ca. 50 m Länge mittels Bagger geöffnet sowie ein Weg in der Nähe der Kläranlage vertieft.
KHD Einheiten aus den Bezirken Wien-Umgebung, Korneuburg und Gänserndorf unterstützen die örtlichen Einsatzkräfte.
Nachdem alle Zufahrten noch überschwemmt sind, werden die Hilfskräfte mitsamt dem Gerät auf Tranktoranhänger verladen und zu den Einsatzorten transportiert. Gleichzeitig kann auch die Bevölkerung mitfahren.
In St. Johann stürzt das 1. Haus ein (Linke Zeile), immer wieder werden Heizölaustritte gemeldet.

10. 8.
Die Aufräumungsarbeiten werden fortgesetzt, eine KHD Bereitschaft aus dem Bezirk Hartberg aus der Stmk. ist im Einsatz.
Tote Hirsche sind abzutransportieren, zu Gas- und Ölaustritten wird alarmiert. Nachdem die Pumpwerke zur Kläranlage außer Betrieb sind, muß der Kanal (in den Mühlkamp) ausgepumpt werden.





11.8.
Die Auspumparbeiten können durch den hohen Grundwasserspiegel nur sehr beschränkt durchgeführt werden. Die Feuerwehren pumpen die Keller leer, die Hausbesitzer können dann die Keller ausräumen, binnen kurzer Zeit sind aber die Keller wieder mit Grundwasser gefüllt.
Der Müll wird vor dem Haus deponiert und laufend mittels Traktoranhänger abtransportiert.
Laufend treffen schon Hilfslieferungen und Hilfsangebote ein, sodaß am Gemeindeamt eine Koordinierungsstelle eingerichtet wird Es treffen auch die ersten Einheiten des Bundesheeres ein. Der Damm in St. Johann wird durch Pioniere behelfsmäßig geschlossen.

12.8.
Am Siel wird seit tagen rund um die Uhr gepumpt, zur Unterstützung ist auch eine Spezialfirma aus Salzburg eingesetzt, welche alleine mit ihren Pumpen 1.100 l /sec. verarbeiten kann.
Nachdem durch wiederholte starke Regenfälle im Waldviertel eine nochmalige Hochwasserwelle angekündigt wurde, wird ab 15.00 Uhr mit der Evakuierung von St. Johann begonnen. Die Küche wird in den Veranstaltungsstadl verlegt, nachdem auch das Feuerwherhaus gefährdet ist.
In der Volksschule, und in der Hauptschule werden Notquartiere durch das Rote Kreuz errichtet.

13.8.
Nachdem neben dem Kamp nun auch die Donau eine stark steigende Tendenz aufweist, werden weitere Evakuierungen durchgeführt. Zum 2. mal innerhalb einer Woche muß Zivilschutzalarm per Sirene gegeben werden.
Die Pumparbeiten am Siel werden eingestellt, die Mannschaft wird aus Sicherheitsgründen abgezogen, die fallen bleiben aber geöffnet.
Im Laufe des Tages werden dann Seebarn, Jettsdorf und Grafenwörth zur Gänze evakuiert.
Einige Personen verbleiben auch nach längerem Zureden in ihren Häusern.


14.8.
Um ca. 02.30 erreicht dann die Donau den historischen Höchststand von 1087 dm Kienstock.
Mit drei Pionierbooten fährt dann die Einsatzleitung das Überschwemmungsgebiet ab.
Der Hochwasserschutzdamm bei St. Johann wird zwar nur geringfügig überflutet, aber die nur notdürftig verschlossene Dammöffnung ist teilweise wieder ausgeschwemmt worden.
Im Bereich der Mühlkampbrücke auf der S 5 Höhe Jettsdorf kommt es zu Auswaschungen, später reißt die Strömung sogar ein ca. 20 m breites Loch in die Straße und unterspült die Brückenfundamente. Erst einige LKW-Ladungen Steine können in der Nacht die Brücke retten.

15.8.
Die Pumparbeiten am Siel werden wieder aufgenommen, zusätzliche Pumpen werden installiert. Auch müssen neben der Kanalisation jetzt noch die Kellerräume der Kläranlage ausgepumpt werden, um die elektrischen Anlagen trockenlegen zu können.
Nachdem noch Sandsäcke gefüllt wurden, können mehrere LKW Ladungen in das östliche Einsatzgebiet mit BH-LKW transportiert werden.





16.8.
Das Bundesheer transportiert nun verstärkt den Müll auf das Zwischenlager am Rübenplatz. Mehrmals müssen im Morast hängengebliebene BH-LKW mit dem RLF per Seilwinde wieder flott gemacht werden.
Zur Vorbeugung wird verstärkt an die Einsatzkräfte Desinfektionsmittel ausgegeben, beim Eingang zur Versorgung muß jeder seine Hände desinfizieren.
Ein starker Gewitterregen über Grafenwörth mit ca 20 mm Niederschlag lässt das Hochwasser bis zu 10 cm steigen.

17.8.
Nachdem in den Nachtstunden endlich der Dammbruch nördlich von Haitzendorf ( eingesetzt über 30 LKW) geschlossen werden konnte, wurde ein Sinken des Wasserstandes beim Feuerwehrhaus sichtbar.
Zur Entlastung des Grundwassers wurde vorerst mit dem Abpumpen von Wasserseen im Ortsgebiet begonnen.
Die Meldung, dass ein Baukran sich neigt, konnte durch die Baufirma wieder dementiert werden.

18.8.
Mit verstärkten KHD Einheiten wurden in erster Linie Hochwasserseen abgepumpt, auch konnten schon einige Keller - zumindest teilweise - geleert werden.

19.8.
Wieder wurden diverse Auspumparbeiten durchgeführt, vermehrt war auch verdorbenen Tiefkühlfleisch ( teilweise unter Atemschutz) zu entsorgen.
Erstmals wurde versucht, den Sportplatz abzupumpen. Trotz großer Spezialpumpen abe vergeblich.
BH Soldaten schaufelten eine Schlammschicht vom Tennisplatz weg.

20.8.
In den Ortsteilen Hofgartensdlg, Anker, Dreifaltigkeit und Gartengasse wurden durch die KHD Einheiten mit ca. 250 Mann ein Großteil der Keller ausgepumpt.
Pumparbeiten am Sportplatz wurden wieder versucht - wieder vergeblich.

21.8.
Neben den weiteren Auspumparbeiten unterstützen FF Gruppen die Fa. Sedlmayer bei der Reparatur des beschädigten Kanalstranges in der Nähe der Kläranlage.
Die KHD Einheit aus Wr. Neustadt hatte einen Kanalspülwagen mitgenommen, sodaß im Überschwemmungsgebiet die Ortskanalisation gereinigt werden konnte.

22.8.
In St. Johann wurde ein beschädigtes Haus abgerissen, 71 Mann vom KHD führen Pumparbeiten durch.
Nachmittag wurde mit einem Festakt die BH-Einheit aus dem Burgenland am alten Sportplatz verabschiedet.
Aus Kärnten kamen die Feuerwehren Völkendorf und Lendorf freiwillig zum Kat-Einsatz.
(Völkendorf übernachtete im Sitzungssaal, Lendorf in der LFS Tulln)



23.8.
Seitens der Einsatzleitung wurde das Auspumpen eines bereits "Stinkenden" Hochwassersees bei den 4 Häusern in der Sandlstrasse organisiert. Neben Spezialpumpen der OMV waren noch die Feuerwehren BTF Voith AG und FF Propstdorf dort eingeteilt.

Einige freiw. Helfer aus Wien waren im FF Haus einquartiert. Nachdem diese in den Morgenstunden in einem Gasthaus in Grafenwörth zu randalieren begannen, musste sogar die Gendarmerie eingreifen.( Daraufhin erhielten alle Helfer dieser Organisation im FF Haus Hausverbot !)

24.8.
Der 1. Zug der 19. KHD Bereitschaft führte noch einige Auspumparbeiten durch, ein weiterer Versuch den Sportplatz abzupumpen, wurde wieder erfolglos abgebrochen.

25.8.
Im Laufe des Vormittag konnten die Aufräumungsarbeiten eingestellt werden, auswärtige Feuerwehren waren keine mehr angefordert worden.
Um 16.oo Uhr wurden die freiwilligen Helfer von der Küche verabschiedet (jeder erhielt eine Urkunde vom BFK)

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<

Der Inhalt deckt sich vielleicht nicht mit meinem Post von oben, das liegt daran, das nun die Zählungen und Statistiken fertig gemacht wurden.


Fragen (wenn´s viele sind) reinposten oder (bei Einzelanfragen) an mich mailen: mploiner@hotmail.com.

Für Bilder:
Homepage der FF Grafenwörth
Kommen vielleicht erst gegen Ende der Woche.
04.09.2002, 04:36 #8
GülleMüller
Beiträge: 472

Erneuten Dank an dich, für die Bereitstellung der Infos.

Allerdings muß ich mich erstmal berichtigen: einen Tag nachdem ich das letzte Posting(30.08.2002 um 01:18) gemacht habe, hatte ich durch den MDR erfahren, daß doch Strafgefangene für Aufraümarbeiten eingesetzt wurden/werden.
Weiterhin gibt es auch hier Ermäßigungen auf Baustoffe, für Betroffene (die Baumärkte geben diese Stoffe zum Einkaufspreis weiter, also machen sie eigentlich 0 Gewinn. z.T. sogar Verlust,da)Anfahrtskosten).

So, nun zu meinen Fragen:
1. Gibt es schon eine Schadenssumme für das gesamte Katastrophengebiet?
2. Wurde bereits politisch ein Finanzkonzept dafür aufgestellt? (Ich hab mit der ö. Politik nicht viel zu tun)
3. Habt ihr auch das Problem als "Müllentsorger" mißbraucht zu werden? (hier treffen massenweise überlagerte Lebensmittel, defekte Elektrogräte,... ein)
4. Gibt es bei euch regelmäßig Probealarm, oder sonstige Vorbereitungsmaßnahmen für die Zivilbevölkerung?
5. Wie schauts(schaute es) allg. mit Plünderungen aus?


Hintergrund meiner Fragen 4 ist, daß hier keine Sau was mit ner Sirene anfangen könnte, wenn es überhaupt noch eine gibt. Hoffentlich ändert sich da was, vielleicht auch durch den neuen MeteoSat.

Und noch einen Hinweis zu 3.: Falls jetzt jemand auf die Idee kommt sowas auszunutzen (gerade als Firma), der sei an dieser Stelle gewarnt. Es sind schon Nachforschungen angestellt worden, welche diesen Leuten Vorsatz zur Ausnutzung außergewöhnlicher Ereignisse nachweisen soll, womit Geldstrafen bis zu 50.000€ (glaub ich zumindest) verbunden sind.
Es sollen (nach bisher unbestätigten Aussagen) Lebensmittel mit einem Haltbarkeitsdatum vom 01.12.2000 angeliefert worden sein. Zwar halte ich das für Übertrieben (welcher Betrieb hortet so lange Waren?) allerdings ist es schon schlimm genug, daß man erst alles durchchecken muß, bevor es weitergegeben werden kann.

genug geschrieben,
cu
GüMü

ps: Hab jetzt erst gelesen, daß du das Funkprotokoll publizieren kannst/darfst. Kannst du es mir via Mail schicken?
04.09.2002, 05:17 #9
Araril
Beiträge: 66

Hi
Ich bin zwar auch nicht direkt betroffen weil ich in Halle an der Saale wohne. Die Saale an der ich wohne wird auch manchmal überflutet weswegen ich genau weiß welch elend und welche wut die leute haben.

@shadow14
Mein Beileid
05.09.2002, 18:11 #10
shadow14
Beiträge: 505
Antworten
1. Die Schadenssumme aus ganz Österreich ist nicht bekannt, aber man schätzt etwa 2 Milliarden €. Was mir angesichts der Tatsache das allein in Grafenwörth 100-200 Millionen € Schaden sind allerdings etwas unrealistisch erscheint.

2. Unser "Konzept" besteht derweil darin, dass sich die Regierungsparteien nun über den Ankauf von Abfanglägern und eine Steuerreform 2003 streiten. Unser Finanzminister will das gesamte Geld das für die beiden Projekte ausgegeben werden sollte in Hochwasserhilfe stecken, aber aus politischen Gründen stellt sich die Parteispitze dagegen.

3. Von Firmen und Unternehemen haben wir großteils nur hochwertige Ware erhalten. Allerdings scheinen einige Privatpersonen zu denken, das sie zusammen mit dem Hochwassermüll auch gleich den Sperrmüll entsorgen könnten (bei uns wird der Hochwassermüll abgeholt).

4. Jedes zweite oder dritte Jahr ist aus Konsequenz aus dem Reaktorunfall in Tschernobyl eine Zivilschutzalarm-Probe. Aber die meisten Leute scheinen einfach vergessen zu haben, was die Signale bedeuten, was in unzähligen Anrufen in der Einsatzzentrale resultierte.

5. Bei uns sorgt ein Spezialkommando der Gendarmerie mit 87 Beamten für den Schutz von leerstehenden Häusern. Während der Katastrophe konnte das Bundesheer während einer Patroillenfahrt gar einen Osteuropäer stoppen der mit einem Boot zu Plünderungen ausgerückt war!
Zum Glück gabs noch keine größeren Vorfälle.

Zum F Kommt sobald ich deine EML-Adresse weiß (im Profil kommt die Meldung das du keine EML´s über gwc erhalten willst), allerdings darfst du dir nicht zu viel erwarten. Da zwischenzeitlich ein unheimliches Chaos war, wurden manchmal ganze Tage in einem Absatz abgehandelt. Ich schick´s dir trotzdem.
05.09.2002, 22:28 #11
Tritoch
Beiträge: 31

Ich wünsch auch den betroffenen viel Glück weil das letzte mal war bei uns die ganze Altstadt überflutet und das ganze Arbeitsamt war zu gelaufen aber wie das bei uns war hatten wir nochmal Glück und das Wasser hat bis zu unserem Haus nicht geschafft:D
06.09.2002, 01:36 #12
GülleMüller
Beiträge: 472

hai,
mailsache ist gefixt, aber zur Info: techno-monk@gmx.de ist die aktuelle.


quote:
allerdings darfst du dir nicht zu viel erwarten

klar...
Aber ich bin schon froh, wenn mal ein Einsatz so dargestellt wird, wie er passiert ist und nicht von privaten (und mittlerweile auch staatlichen) Sendeanstalten als "Schritte in den Weltuntergang" dargestellt werden.
Es gibt da natürlich auch noch die andere Seite, die solche Sachen herunterspielen (z.B. daß kleinere Tornados in Deutschland als Sturm abgestempelt werden. Die Leute aus NRW und zuletzt auch hier in Sachsen/Anhalt (war glaub ich in Wittenberg) waren davon bestimmt mehr als überrascht, obwohl es nix neues ist, daß in Dtl. ca. 8x im Jahr Tornados der Stufe 1 auftauchen ).

Aber damit wird man wohl leben müssen.

quote:
..Jedes zweite oder dritte Jahr ist(...)eine Zivilschutzalarm-Probe

Krass, daß letzte mal, daß ich sowas miterleben durfte war in der DDR. Zwar gibt es heute in öffentlichen Gebäuden bei uns sowas auch( in Schulen min. jedes Jahr 1x) aber als Zivilschutz würd ich das nicht bezeichnen. Mal sehen, wann sie alte DDR-Zivilschutzmaßnahmen endlich übernehmen. Mit dem StaSi-System klappts ja auch. Aber das war ja soooooooo schlecht.... (ich frag mich bis heute, wie ich das überleben konnte ;))


Zu deiner 2. Antwort: Oh ja, das wird in Deutschland auch nochmal was. Aus Gründen, die ich nie verstehen werde, hatte Verteidigungsminister AD Scharping den Kauf von ~70 Militärtransportflugzeugen (vom Typ Boing glaub ich) zugesagt. Die Anschaffungskosten dürften das doppelte der Hochwasserschäden übersteigen. Kann man nur hoffen, daß dieses Flugzeug erst viiiiiel später fertiggestellt wird, als geplant...
Was mich an der ganzen Sache am meißten anko*** ist, daß die Sparmaßnahmen in Deutschland nun völlig umsonst gewesen sind. Die Staatsverschuldung wurde gesenkt, dann kam die Flut und nun wird man wieder Verschulden. Super.
Vor allem wenn man bedenkt, daß der Steuerzahler 4 Jahre Mehrbelastungen aufnehmen mußte, welche nun nochmals ansteigen.

Dürfte den Betroffenen aber wenig jucken, versteh schon...

@Normen: Kannste dich an die große Regenwelle (war glaub ich die größte Regenmenge nach der Wende, so 98/99 rum) erinnern? Da stand die Rennbahn unter Wasser und vom Boulevard kam die ganze Suppe als reißender Strom zum Markt runter. Außerdem war der Riebeckplatz (vorallem die Fußgängerunterführung) komplett abgesoffen.
Das war echt Hammer. Selbst hier (Richtung Bruckdorf raus) schoß das Wasser aus der Toilette und sonstigen Abflüssen.
Wenn du dir das jetzt nicht in einer Höhe von 5-10 cm sondern 80cm-3m denkst, weißt du in etwa was in den Hochwassergebieten an der Elbe(wird so auch in Österreich gewesen sein) losgewesen ist.

[EDIT]
axo,noch ne Frage (*löcher): Wird eigentlich noch über den Ausbau der Flußbetten diskutiert oder steht es fest, daß sie weiter Ausgebaut werden? Die Politiker hier haben zwar drauf gedrängt die Elbe auszubauen(SPD) aber ein gemeinsamer Konsens ist noch nicht gefunden worden.
[/EDIT]
07.09.2002, 09:05 #13
Bran
Beiträge: 1.194

ich glaub, alle hochwasserbetroffenen ist der pc und die internetleitung abgesoffen!

doch, ein vielleicht Hochwasserbetroffener ist hier: Diego | R@PC
der musste hinfahren wasser abpumpen, der ist nämlich feuerwehrmann aus leidenschaft und er hat schon viele menschenleben gerettet;)
07.09.2002, 09:19 #14
Araril
Beiträge: 66

@GülleMüller
Ja, kann mich aber nur noch dunkel daran erinnern!!!
Unser Sozi Lehrer hat uns schon viel davon erzählt. Obwohl der redet ja sowieso die ganze Zeit von der Verganenheit. Rohrbomben explosionen und so ihr versteht :D
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