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[GM] Das Herz des Feuers
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17.02.2003, 19:54 #1
Superluemmel
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[GM] Das Herz des Feuers
Kühle Luft umspielte die Gestalt des Mannes am Bug des Schiffes und ließ seinen weiten Mantel auf und ab hüpfen. Einem Rammsporn gleich zerteilte der Schiffsrumpf die dunklen Wasser, ließ zu beiden Seiten tiefe Wellentäler entstehen und überschüttete von Zeit zu Zeit die Frontpartie mit einem Sprühregen aus salzigem Meerwasser.
Die Gestalt dort vorne schien die unregelmäßige Dusche jedoch nicht zu stören, nein, sie schien sie geradezu zu genießen.
Ja, er genoss es.
Für ein paar Sekunden schloss Frost die Augen, sog langsam die kühle Nachtluft in seine Lungen. Das Bild des vollen, goldgelb über den Wassern stehenden Gestirns brannte noch frisch auf seinen Netzhäuten, ein stiller Hoffnungsbote umgeben von der Einsamkeit des Alls.
Es war ein guter Beginn für eine Reise. Die geschlossene Reinheit des Mondes sollte gleichsam auf den Kreis der Gefährten wirken, sie für die bevorstehenden Gefahren zusammenschweißen und ebenso vollständig wieder zurück ins Licht führen. An einem Vollmond begann die Reise, zum Vollmond soll sie auch wieder enden. So war es in seiner Heimat stets Brauch gewesen, wenn der Weg bis hinter die Berge führen sollte.
In einem stillen Salut hob Frost seine Feldflasche dem Erdtrabanten entgegen, prostete ihm schweigend zu und kippte einen Teil des Inhalts über seinem Brustpanzer aus. Es war nicht viel Gift, aber dennoch genug, dass sich seine Hand für einige Minuten um die hölzerne Reling verkrampfte, während der Krieger mit gesenktem Kopf weiterhin dastand und das aufkommende Schwindelgefühl niederzukämpfen versuchte.
Schließlich wurde er von einem Ruf aus dem Heck aus seinen Gedanken gerissen.
"Welsche Rischtung, Schkipper?", paffte Theorwulf zwischen zwei Zügen aus seiner frisch gestopften Pfeifer hervor.
Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck der Ruhe und Zufriedenheit, den Frost zum ersten Mal auf seinen Zügen entdeckt hatte. Er sah seltsam... erfüllt aus. Scheinbar war er mit dem Schiff mehr als zufrieden.
Ohne auf die Frage direkt einzugehen, versenkte Frost seine Hand in seiner Tasche, nur um wenige Augenblicke später einen in ein schwarzes Tuch eingewickelten Gegenstand zu Tage zu fördern. Mit spitzen Fingern zupfte er ein Stück des Tuches zur Seite.
Im nächsten Moment schoss ein heller, haarfeiner Lichtstrahl aus dem Bündel und deutete nach Süden. Frost sog scharf die Luft ein. Er hatte beinahe vergessen, wie intensiv das Licht des Kristalls schien. Eilig deckte er den Lichtfänger wieder sorgfältig ab und verbarg das Prisma in seiner Tasche.

"Hättest das Ding nich nen Moment länger dabehalten könne? So kann ich nich garantiere, dass wir in die exakte Richtung schippern."
Frost wandte sich von dem Bild des bleichen Mondgesichtes ab und wanderte in Richtung Heck.
"Von Zeit zu Zeit werden wir den Kurs überprüfen. Hier auf dem offenen Meer ist mir das Risiko einer Entdeckung durch eine Orkgaleere zu groß. Die Axtwedler würden von dem Lichtfänger angelockt werden wie die Fliegen vom Dung."
Theorwulf schien dagegen nichts einzuwenden zu haben, jedenfalls paffte er genüsslich an seiner Pfeife. Frost schlenderte weiter zu seinem Gepäck, rückte seinen Rucksack seinen Bedürfnissen entsprechend zurecht und ließ sich dann mit dem Rücken dagegensinken. Leise seufzend löste er die Schwertscheide vom Gürtel, zog ein Bein leicht an und bettete den Eisbrecher in seinem Schoß. Aus einem halb wachen Auge behielt er den Rest der Gruppe im Blick, während er dem anderem etwas Ruhe gönnte. Seltsam, der Don schien doch nicht etwa Gefallen an dem Paladin zu finden....
17.02.2003, 22:35 #2
Tak
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Regungslos saß Tak in einer dunklen Ecke auf dem Schiff, in seinen Umhang gehüllt, lediglich seine Augen waren in steter Bewegung. Sein Blick huschte über das Deck, von einem Gruppenmitglied zum Anderen, zum Mond und zu den wellen. Der kühle Seewind zerzauste die Haare des Waldläufers, was ihn aber nicht weiter störte, ebenso wie die Spritzer salzigen Meerwassers, die ab und zu in seinem Gesicht landeten.
Nun waren sie also auf dem Weg zum Herzen des Feuers. Und warum? Weil ein Waffenmeister ein neues Schwert brauchte. Die spinnen, die Waffenmeister... Tak war Frosts Schwert jedenfalls herzlich egal, und irgendwie schien es, als würde das so ziemlich allen anderen hier so gehen. Die beiden Schwarzmagier würden sich kaum für eine Waffe interessieren, eher für das Wissen dieses Inselfuzzis, und der Paladin hatte garantiert auch andere Pläne. Tak fragte sich zwar derzeit noch, wie diese Pläne wohl aussahen, allerdings war das nicht das Thema, das ihn beschäftigte - der Paladin würde schon noch zeigen, was er vorhatte, und dann würde er wahrscheinlich 'entfernt' werden. Auch Frosts Vorhaben war kein großes Thema für Tak, sollte er doch sein Schwert schmieden wenn es ihm Spaß machte. Viel eher interessierten den Waldläufer die beiden Schwarzmagier...
Deren Pläne waren wohl klar - das Wissen dieses Inselmagiers wollten sie studieren, und das war genau das, was auch Tak selbst vorhatte. Schon desöfteren hatte sich der Gildenlose gefragt, ob die Magier eine Behinderung darstellen würden, aber bevor sie das Herz des Feuers nicht erreicht hatten, würde sich das nicht mit Gewissheit sagen lassen. Falls ja, würde es keine einfache Aufgabe sein, die Schwarzmagier aus dem Weg zu räumen - der Don mochte zwar gelegendlich etwas zerstreut wirken, als würde er hinterm Mond gleich links wohnen, aber das änderte nichts an der Tatsache, das er über Kräfte gebieten konnte, denen Tak nicht viel entgegenzusetzen hätte, wenn dem Magier die Zeit gelassen wurde, seine Macht zu entfesseln. Und Maximus war dem Meister des dunklen Zirkels in dieser Hinsicht ebenbürtig. Zwei schwierige Fälle also...
18.02.2003, 10:12 #3
Arson
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Fröhlich schwappte das grünlich glitzernde Meer gegen die uralten Holzplanken des Bootes, trug das reich verzierte Gefährt über einen unendlich anmutenden Teppich aus wogenden Saphiren. Die gleißende Sonne hatte ihr rötliches Morgenkleid bereits gegen das strahlende Orange des Mittags getauscht.
Tief sog Arson die salzige Luft in seine Lungen, genoss die belebende Wirkung, die die frische Kälte auf seinen an stickige Höhlen und muffige Grabnischen gewöhnten Körper hatte. Fasziniert lehnte er an der Bugreling und beobachtete das verwirrende Spiel der Wellen unter ihm. Hinter ihm erhob sich das gigantische Massiv des eisigen Gletschers, sturm- und windumtost wachte er mit eisigem Blick über die sich vor ihm erstreckenden Ländereien, ein kalter Monarch, so alt wie die Zeit und gnadenloser als der schrecklichste Tyrann, sollte es ein Sterblicher wagen seine kristallene Krone zu erklimmen. Für die Reisenden jedoch war er lediglich zu einem winzigen Punkt in der Ferne geschrumpft.
Selbst die Erinnerungen an den schrecklichen Kampf gegen die Kinder des Eises, die mächtigen Luzkanbestien, konnten die Laune des Paladins nicht trüben. Er war auf See! Für den jungen Bauerssohn hatte allein der Gedanke an eine Reise über die Weltmeere den verlockenden Beigeschmack des Abenteuers. Und dann erst dieses Schiff! Aalglatt und pfeilschnell schnitt sein scharfer Rumpf durch die weichen Wellenhügel, angetrieben durch die Kraft des Windes trug es seine menschliche Fracht unaufhaltsam ihrem Ziel entgegen - zumindest hoffte Arson das. Bisher hatte ihm niemand gesagt, wo dieses
Herz des Feuers zu finden war. Nun ja, zumindest hatten seine Gefährten schon entsprechende Anweisungen an den bärbeißigen Kapitän gegeben.
"Ho, schaut, auf Steuerbordseite!" Lächelnd deutete Arson auf einige merkwürdige Erhebungen im ansonsten ebenmäßigen Meeresteppich. Schlanke, gräulich-weiße Fischkörper sausten durch die grünlichen Wellenkämme, schlossen zum Schiffsrumpf auf, um Selbigen dann schnatternd zu überholen. Der Paladin grinste. "Vogelfische. Adanos scheint uns wohlgesonnen!"
Ein spöttischer Blick streifte die Schwarzmagier. "Eine Tatsache, die man von Eurem Gott nicht behaupten kann. Edel muss der Herr sein, der seine Kreaturen auf die eigene Dienerschaft hetzt."
Rauschend und platschend schlugen die Wassermassen gegen den Schiffsrumpf. Nachdenklich musterte der heilige Krieger die beiden finsteren Magi, dann ergriff er erneut das Wort.
"Sagt, was treibt einen Menschen dazu seine unsterbliche Seele der ewigen Verdammnis preiszugeben? Welche Gedanken gehen Euch im Kopfe herum, Euch, deren Leben schon jetzt nicht mehr als ein dünner Faden ist, der letzte Schutz vor einer Unendlichkeit der Qual? Wie kam es dass Ihr das Licht und alle seine Geschöpfe verraten habt? Gier nach Macht? Nach Wissen? Oder war es vielleicht sogar nur ein dummer Zufall?"
18.02.2003, 17:48 #4
Don-Esteban
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Verwundert hatte der Schwarzmagier zugehört. Die Vogelfische hatten auch ihn für einen Moment in seinen Bann geschlagen. Ruhig hatte er dem Paladin gelauscht, während er den Zug der Fische beobachtete, die parallel zum Schiff dahinglitten. Mal über der Meeresoberfläche, mal darunter. Dann wandte er sich an Arson.
"Die eigenen Kreaturen gegen seine Dienerschaft hetzt? Was meinst du damit? Die Schwarzmagier sind nicht die Bediensteten Beliars. Er kommt sicher alleine zurecht und braucht keine Dienerschar. Wir sind immernoch unserem eigenen Willen verpflichtet. Er gewährt uns nur einen winzigen Bruchteil seiner Weisheit, deshalb werden wir nicht zu seinen Knechten. Doch durch das, was er uns zu lernen erlaubt, bindet er uns fester an sich, als mit irgendwelchen anderen Fesseln."
Einen kurzen Seitenblick auf den aufs Wasser starrenden Paladin später fuhr er fort. "Und was meinst du damit, daß er seine Kreaturen gegen uns hetzen würde? Greift dich ein Ork nicht an? Oder ein Schattenläufer. Sind nicht beides Geschöpfe Innos'? So wie wir auch? Nur, weil alles Leben durch den Hauch von Innos' Atem entstanden ist, wird es noch lange nicht friedlich nebeneinader existieren. Ansonsten bräuchtest du weder deine Rüstung, noch dein Schwert und könntest mich als gutes Beispiel nehmen." Der Magier breitete die Arme aus.
"Ich trage weder einen eisernen Panzer, noch führe ich eine scharfe Waffe. Sollte Innos nicht stolz auf mich sein?" Ein verhaltenes Lachen unterbrach seine Worte.
"Schon gut, das war rein rethorisch", schnitt er dem Paladin, der schon zu einer Entgegnung angesetzt hatte, das Wort ab. Er wurde wieder ernst. "Und was deine Behauptung angeht, daß wir Schwarzmagier dem Todesgott unsere Seele verschreiben müßten, ich weiß nicht, wo ihr soetwas gelehrt bekommt. Haben es die Streiter Innos' schon nötig, solcherlei Lügen über uns in die Welt zu setzen? Warum, frage ich dich, sollten wir ihm unsere Seele verpfänden? alles, was vergänglich ist, kommt doch letzten Endes zu ihm, zu Beliar. Innos bringt die Saat aus und Beliar fährt die Ernte ein."
Die Fische entfernten sich wieder vom Schiff. Sie hatten wohl woanders einen Schwarm kleiner Fische ausgemacht, auf den sie Jagd machen würden. Die Fische wurden dafür durch Möven abgelöst, die jetzt die Begleitung übernahmen.
"Sollte es da nicht sogar erlaubt sein, sich zu fragen, warum Innos überhaupt angebetet wird? Sollten wir nicht lieber Beliar um gnade bitten, unser Leben noch etwas zu verlängern, damit unsere Körper, vielleicht auch unsere Seelen nicht gar zu früh in sein Reich eingehen?"
Und um diesem wahrhaft ketzerischen Gedanken etwas die Spitze zu nehmen, meinte er: "Zumindest ist verständlich, daß Beliar nicht sonderlich beliebt ist. Er fordert unbarmherzig seinen Tribut und fährt egal, welcher Tag ist, egal, wen es trifft, seine Ernte ein.
Wir Schwarzmagier haben lediglich erkannt, welche Bedeutung Beliar hat. Das ist alles. Wir verpfänden ihm weder unsere Seele - ich wüßte überdies gar nicht, wie das ginge, noch fangen wir an, mit den Feinden der Menschen zu paktieren. Sonst würde ich jetzt im Lager der Orks den Kriegsplan gegen Myrtana oder ein anderes Reich ausarbeiten."
Die Möven-Eskorte hielt sich neben dem Schiff und stieg und fiel mit dem Wind. Mit wenigen Flügelschlägen hielten sich die Vögel in der Luft. Interessiert beobachtete Don Esteban ihren Flug.
18.02.2003, 18:44 #5
Arson
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Das war ja ein wahrer Roman, der sich da von den Lippen des Magiers ergoss. Leicht irritiert musterte Arson den dunkel gekleideten Mann und überlegte ob er ihm zustimmen oder für seine ketzerischen Worte auf der Stelle hinrichten sollte. Er entschied sich für die dritte Möglichkeit und nahm sich vor, den Wahrheitsgehalt der Ausführungen zu prüfen.
"Wenn Ihr glaubt, Innos ließe die Seelen seiner treuen Streiter ungeschützt in das finstere Reich des Todes hinabsteigen, so irrt Ihr gewaltig. Im Gegensatz zu den unendlichen Heeren der Sünder werden wir nicht auf ewig Qual und Schmerz verspüren müssen. Die Verdammnis ist nicht vorbestimmt, Schwarzmagier. Wer den Pfad des Lichts erwählt, der wird gerettet werden."
Ähnliche Worte hatte der Bauerssohn seit seinen Kindertagen fast täglich zu hören bekommen, die Silben kamen leicht und fließend, eine durch endlose Routine eingeprägte Lebensweisheit.
"Und was die Orks angeht..." Der heilige Krieger lächelte. "Wären sie Geschöpfe meines Herrn, würde seine Magie sie nicht verletzen können. Doch sie sind verdorben, böse und primitiv, durch und durch besudelt vom Atem der Finsternis. Die Gegenwart des gesegneten Lichts bedeutet ihren Tod. Haben Eure Bücher Euch dies nicht verraten können?"
Das humorlose Gelächter des Paladins bellte kurz über das Schiffsdeck, dann wandte er sich ab und griff nach einem lose herumschwingenden Seil, welches sich, getrieben von der Kraft des Windes, aus der Befestigung des Segels gelöst hatte. Mit schnellen Griffen brachte er das kleine Malheur wieder in Ordnung, blickte dann den langen Mast hinauf, die Hand schützend an die Augen gehalten. Die oberen Vertäuungen schienen nach wie vor einwandfrei. Während er prüfend an den dicken Seilen zurrte, dachte Arson über die Worte des Magiers nach. Wenn die dunklen Zauberkünste ohne jedwede Gegenleistung verschenkt wurden, was brachten die unheiligen Magi dem Fürsten der Unterwelt dann für einen Vorteil? Warum sollte er darauf erpicht sein, gewöhnliche Sterbliche teil an seiner Macht haben zu lassen? Nein, irgendwo musste der Haken liegen, Beliar war weder gütig noch lag ihm etwas an dem Schicksal einzelner Individuen. Vielleicht hatte der böse Einfluss der Hölle die Hirne dieser Magier schon derart zerfressen, dass sie tatsächlich dachten, sie wären frei. Irgendwann würde der Herr der Dunkelheit seine wahren Absichten offenbaren, doch dann war es für diese armen Sünder bereits zu spät.
Der junge Kämpfer schlug das Zeichen des
Lichts und wandte seine Aufmerksamkeit erneut den Segeltauen zu.
18.02.2003, 20:06 #6
Superluemmel
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Interessiert lauschte Frost der kleinen Theologiediskussion des Dons mit dem Paladin.
Seltsam, dass sich die Beiden noch nicht ernsthaft in die Haare gekommen waren. Ab und zu hatte es fast den Anschein, als ob der Innosstreiter scharf am Überlegen war, ob er nun den Quell der Ketzerei zum Verstummen bringen sollte. Der Don jedoch schien genau kalkulieren zu können, wie weit er gehen durfte. Ständig war dieses Funkeln in seinen Augen zu sehen. Man hatte stets den Eindruck, als ob der Mann ein Stück mehr wusste als man selbst.
So schwer es ihm auch fiel, Frost musste ebenso dem Paladin ungewollt Respekt zugestehen. Zwar hatte er sich der Gruppe in Khorinis regelrecht aufgedrängt, war ihr jedoch kaum zur Last gefallen. Im Gegenteil, dieser Mistkerl hatte sich nicht einmal in den Kämpfen zurückgehalten sondern war stets an vorderster Front gestanden. Ehrlos war er sicher nicht.
Vielleicht hasste er ihn deshalb so sehr.
Einen Moment lang spielte der Waffenmeister mit dem Gedanken, sich in die Diskussion einzumischen. So schön die Thesen der Zwei waren, sicherlich hatte noch keiner der Beiden den Tod am eigenem Leib erfahren. Bei diesem Gedanken heftete sich Frosts Blick ungewollt auf seine linke Hand. Die Erinnerung war noch frisch. Er wusste noch zu gut, welch ein Gefühl, welch Agonie es gewesen war, die eigene Haut in schwarzer Asche vom Wind davongetragen zu sehen, hilflos mitanzusehen, wie sich das eigene Fleisch langsam von den Knochen pellt um sich mitsamt allem Leben vom Körper zu lösen.
Solche Schmerzen hätte nie ein Mensch erfahren sollen. Hastig verdrängte der Krieger die Erinnerungen aus seinem Kopf, verbannte sie zurück in den tiefen Abgrund aus dem sie emporgestiegen waren.
Die Vergangenheit sollte ruhen, und das besser lange.
Ein Seufzer entglitt seiner Kehle, als sich der Krieger aufraffte, die Schwertscheide packte und langsam über das Schiff schritt. Schließlich führte ihn sein Weg zu dem Don. Der Priester stand einsam an der Reling und schien Gefallen an den ständigen Wegbegleitern des Schiffes, den Möwen, gefunden zu haben. Für ein paar Sekunden lang blieb Frost ebenfalls stehen und beobachtete die zierlichen Tiere, dann trat er neben den Magier und lehnte sich auf die Reling.

"Ich weiß, die Frage kommt etwas spät, aber.... Was erhofft ihr euch eigentlich von dieser Reise? Ihr seid doch bestimmt nicht meinetwegen mitgekommen. Da gäbe es wichtigeres im Kastell zu tun. Hat euch der alte Drang nach Abenteuern wieder eingefangen? Steckt euch noch immer der Waldläufer im Leibe?"
18.02.2003, 20:13 #7
Don-Esteban
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Daß er den Paladin von irgendetwas überzeugen konnte, glaubte der Magier nicht. Zu tief saßen bei ihm wohl die eingeimpften Vorbehalte, daß ihm seine Lehrmeister und Kameraden und wohl fast alle, die er bisher in seinem Leben getroffen hatte, immer und immer wieder vorgekaut hatten, bis er ihre Litaneien übernommen hatte, ohne noch weiter darüber nachzudenken. Nein, wer frei sein wollte vom Zwang einer festgelegten Meinung, der konnte kein anhänger Innos' werden. Zu festgelegt war alles, was mit dem Glauben an ihn zusammenhing. Diente doch der Innos-Kult dem Machterhalt des Königs, der Beherrschung des Volkes, das sich von den Magiern unablässig berieseln und von den Paladinen einschüchtern ließ.
Eine Kiste erkohr sich der Schwarzmagier zum Sitz aus. Bei seinen Gedanken beobachtete er den Paladin, der fachmännisch das Segel wieder festzurrte. Nein, es war töricht von ihm gewesen, auf die Vernunft des Paladins zu hoffen. Er war nur solange ein guter Kämpfer, wie er an seine Welt glaubte, an die Macht und Kraft Innos' und an die unbedingte Richtigkeit seines Tuns. Nun denn, sollte er. Doch eine Bemerkung konnte sich der Magier nicht verkneifen.

"Weil du den Orks also mit deiner Magie Schaden zufügst, können sie nicht von Innos' geschaffen worden sein? Ein wahrhaft seltsames Argument. So sind denn wohl auch alle anderen Geschöpfe nicht von Innos' erschaffen worden, denn die Magie, die er dem geistigen Arm seiner Anhänger geschenkt hat, kann so ziemlich jedes Lebewesen vernichten. Einschließlich eines Menschen. Wenn ich daraus schlußfolgere, komme ich zu dem Ergebnis, daß du die Schöpfung durch Innos leugnest. Ein wahrhaft merkwürdiger Paladin, der nicht an die Kraft seines eigenen Gottes glaubt." Der Wind frischte auf und so war es höchste Zeit, daß das Segel wieder einsatzbereit war. Don Esteban schob sich ein paar Ballen und Säcke zurecht, so daß aus der Kiste eine Art bequemer Sitz wurde. Hier konnte man es aushalten.
"Andererseits könnte man auch zu der Auffassung kommen, fuhr er fort "daß die Magie der Innospriester vielleicht gar nicht von Innos selbst stammt. Denn immerhin können die Pfaffen Innos' damit eine Menge Schaden bei jedwedem Lebewesen anrichten. Nicht daß sich am Ende herausstellt, daß sie allesamt Beliar dafür danken müssen." Sein schallendes Gelächter konnte er nun nicht mehr zurückhalten und so unterbrach er den kurzen Monolog für ein herzhaftes Lachen. Aber die fiktive Vorstellung der verdutzten Magier, die eines Tages mitbekamen, wem sie da eigentlich die ganze Zeit für ihre Magie gedankt hatten, war einfach zu komisch.
"Nunja, nur ein Scherz. Keiner leugnet Innos' Gaben an seine Priester. Aber es ist ebenso eine Tatsache, daß Innos unser aller Leben erschaffen hat, wie daß Beliar es uns eines Tages wieder nimmt. Und dagegen kannst weder du noch ich etwas tun. Und was das Geschwafel von der Seele angeht: Pures Geschwätz, mit dem sich die Magier Innos' aufspielen und wichtigtuen wollen. Selbst von den Toten wollen sie noch etwas für ihren heißgeliebten Innos abhaben und erfinden Ammenmärchen von irgendwelchen Seligen, die vor Beliar errettet wurden. Dir gehen ihre Geschichten schon allzuleicht von der Zunge, mein junger Arson. Lerne, deinen Verstand zu benutzen, nicht inhaltsleere Phrasen nachzubeten. Es kann dir nur nützen." Bei diesen letzten Worten hatte sich der Don nach vorne gebeugt, die raubvogelartige Nase stieß am weitesten vor und das lange weiße haar wurde vom Meereswind kräftig durchgewirbelt. Als er geendet hatte, lehnte er sich wieder zurück, hüllte sich in seine dunkel schillernde Robe, die vom Wert her derjenigen eines königlichen Richters gleich kam und der man nicht ansah, was ihr Träger eigentlich repräsentierte, außer, daß er vermögend sein mußte und schwieg. Still schaute er aufs Meer hinaus. Hinter ihm stand Theorwulf, paffte seine Pfeife und war zufrieden darüber, daß er ein Schiff steuerte. Ihn plagten keine theologischen Spitzfindigkeiten. Das Leben konnte so einfach sein.
Der Magier stand auf und ging an die Reling. Immernoch schwärmten die Möven um das Schiff, als ob es ihnen den Weg zeigen würde, nur wohin, ja wohin? Unversehens riß ihn Frost aus seinen Gedanken. Er schaute auf.

"Ja, warum habe ich mich der illustren Gesellschaft hier angeschlossen? Soweit ich weiß, war Intherion von Rothenberg ein höchst interessanter Mensch. Was ich im Kastell dank Eurer Suche nach seinen Hinterlassenschaften über ihm lesen konnte, hat mich zu der Überzeugung gebracht, daß das, was er in seinem Labor erforscht hat, zu wichtig ist, als das ich es einfach dem Vergessen anheim fallen lassen kann." Seine Stimme senkte sich. "Nur habe ich die Befürchtung, daß der Paladin da drüben anderes mit dem vor hat, was wir hoffentlich finden werden. Rothenberg gilt nicht umsonst als Ketzer. Ich fürchte, er wird sich sofort daran machen, alles zu vernichten oder zumindest für den Orden einzusammeln, damit es für immer in dessen Archiven verschwinden kann. Ich glaube nicht, daß die Innos-Magier irgendein Interesse an der Veröffentlichung der Ideen von Rothenberg haben. Und Arson wird ihren Willen womöglich erfüllen. Wenn er es nicht für sich sichern kann, wird er alles, was ihm ketzerisch erscheint, vernichten, nur damit es nicht in die Hände anderer fallen könnte. Zum Beispiel in meine."
Er wischte sich mit der Hand ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen. Aber ich bitte Euch, dieses eine Mal kann ich vielleicht Eure Hilfe gebrauchen. Das Wissen muß gerettet werden." Der Magier schaute Frost an, hoffte, Zustimmung in dessen Gesicht ablesen zu können.
18.02.2003, 21:03 #8
Superluemmel
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Doch Frosts Gesicht blieb vollkommen reglos, nur die Haarsträhnen tanzten sacht im Wind, während sich sein Blick irgendwo auf den glitzernden Wassern verlor.
"Erst muss ich mich selbst retten", antwortete er nach einem längeren Moment des Schweigens.
Schließlich riss er sich vom sich in stetiger Bewegung befindenden Gesicht des Meeres ab und sah den Don aus seinen dunklen Augen durchdringend an.

"Versteht mich nicht falsch. Ich weiß nur zu genau, was ich euch und dem Zirkel schulde. Doch es mir auf dieser Reise um weit mehr, als nur eine neue Klinge zu schmieden."
Frosts Rechte kletterte zum Hals der Feldflasche und schmiegte sich fest um den Verschluss.
"Da ist etwas in mir, ein Feind aus lange vergangenen Tagen. Lange Zeit lebte ich mit dem Irrglauben, ihn endgültig vernichtet zu haben, doch er schlief nur, um sich wieder vollends zu regenerieren und eines Tages zurückschlagen zu können. Sollte er sich jemals vollends losreißen können, ist es um mich geschehen. Dieses Ding ernährt sich nur von Hass und Verderben, es reißt alles um sich herum mit in den sicheren Tod. Mit der Schmieden glaube ich einen Weg gefunden zu haben, das Biest aus meiner Seele zu reißen und es endgültig zu versiegeln. Ich weiß, es ist ein Spiel mit dem Feuer und die Aussicht auf Erfolg ist gering, doch... es ist meine einzige Hoffnung."
Der Krieger unterbrach sich, sein Blick wanderte abermals in die Ferne, während seine Finger über das Ruhelager des Eisbrechers strichen.
"Solange dieses Ziel nicht in Gefahr gerät, werde ich euch mit all meiner verbleibenden Macht unterstützen. Auch wenn ihr es nicht glauben mögt, ich bin ebenfalls der Ansicht, dass die Wege der Kirche nicht die Richtigen sind. Der Kult Innos' hat sich von der schieren Gier nach Mammon korrumpieren lassen, seine Raffgier kennt weder Grenzen noch lässt sie ein Opfer verschont. Schon zu viele Schriften sind dem Fanatismus seiner Jünger in die Hände gefallen und dem "heiligen" Feuer übergeben worden. Törichte Narren. Wenn sie wüssten, welch Schaden sie durch ihre Blindheit anrichten...."
Wieder eine kurze Pause, dann fing sich der Waffenmeister und fuhr fort.
"Seid versichert, Don-Esteban, falls dieser Paladin Probleme bereiten sollte, wird ihn mein Eisbrecher richten. Ich werde nicht zulassen, dass die gesamte Mission eines Tors wegen aufs Spiel gesetzt wird."
18.02.2003, 22:12 #9
Tak
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Einem Schatten gleich wanderte Tak über das Schiff, hatte aufmerksam der theologischen Diskussion gelauscht. Und er musste feststellen, das beide irgendwie verblendet waren...
Geschöpfe Innos', Geschöpfe Beliars. Es gab eigendlich weder das Eine noch das Andere - mal abgesehen von Dämonen und derartigem Zeugs. Aber Menschen, Orks und was sonst so durch die Botanik huschte, all das war keinesfalls das Werk eines einzigen Gottes - nur das zusammenwirken Innos', Adanos' und natürlich Beliars ermöglichte die Existenz allen Lebens. Nur, so lange kein Gott mächtiger war als die Anderen, konnte all das auch weiterhin existieren. Wer also wirklich mächtig werden wollte, wer seine Kraft von allen Göttern beziehen wollte, der musste dem Gleichgewicht dienen. Dem Gleichgewicht...
Tak kniff die Augen zusammen und starrte nachdenklich auf das Meer. Das Gleichgewicht, natürlich. Und was war das Ergebnis des gleichgewichts war die Natur...
War das der Schlüssel? Wäre Tak nicht Tak, wäre er jetzt vielleicht vor Freude in die Luft gesprungen, aber er war nunmal Tak, daher beschränkte er sich auf ein dünnes, seltsam wirkendes Lächeln. Natürlich, das war der Schlüssel. Wer diente der Natur? Die Druiden. Einmal mehr stiegen Erinnerungen an Krigga in Tak auf, mächtig war er tatsächlich, das musste man ihm lassen. Ein Diener des Gleichgewichts, ein Priester aller Götter, ein gesegneter Champion der ungeteilten göttlichen Macht...
Das Lächeln wandelte sich zu einem fast diabolischen Grinsen. Tak wusste, das er all die Möglichkeiten, die einem Druiden zur Verfügung standen, wohl niemals würde begreifen können. Allerdings reichte eigendlich schon ein kleiner Teil. Er würde sich wohl mal näher damit beschäftigen müssen...
Langsam ging Tak zu den anderen zurück, Frost und der Don redeten gerade über den Paladin. Wie Tak es erwartet hatte, das Problem Arson würde sich wohl bald ganz von selbst lösen. Tja, die Liebe machte blind, auch wenn es die Liebe zu einem Gott war...
19.02.2003, 11:51 #10
Arson
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Arson hatte davon abgesehen, den Worten des Magiers durch weitere Ausführungen zu antworten, wusste er doch, dass sich diese Art verblendete Narrheit erst durch den Tod selbst lüften ließ. Sollte der Magus die Worte der heiligen Kirche ruhig als leeres Geschwätz titulieren, seine eigenen Erfahrungen, die Gebete und zahllosen Unterrichtsstunden im Orden der Paladin hatten die Hoffnung auf Rettung der Seele längst zu einer Gewissheit gemacht. Dass der Diener Beliars dies nicht wahrhaben wollte, war nur allzu logisch, würde ein solches Eingeständnis doch bedeuten, sein Lebenswerk und seine Einstellung zu allem Sein als höchsten Unsinn zu bezeichnen.
Ohne Eile schlenderte der heilige Krieger zu dem glänzenden Rüstungshaufen in der Nähe der Heckreling, in dessen glitzernden Tiefen sich auch sein prall gefüllter Rucksack befand. Mit routinierten Bewegungen löste der Kämpfer die Schlaufen des Lederbehältnisses, griff tief in die dämmrige Dunkelheit hinein, um ihr einige Streifen gepökelten Fleisches zu entnehmen. Bevor er den Rucksack wieder schloss streifte sein Blick kurz die restlichen Reiseutensilien. Alles schien an seinem Platz. Sehr gut. Zufrieden zog Arson die Lederbänder stramm, erhob sich auf die Füße und lehnte sich an die hölzerne Reling. Bedächtig kauend blickte er auf das glitzernde Meer und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ein schmaler schwarzer Streifen am Horizont das unendliche Grün des Wassers durchbrach. Wann würde Land in Sicht kommen?
Der Paladin wusste nur allzu gut, dass der beschwerlichste Teil der Reise ihnen noch bevorstand. Sollten sie das Labor des verbrecherischen Wissenschaftlers ersteinmal gefunden haben gab es kein Zurück mehr. Innos allein wusste, welche unheiligen Gefahren den tückischen Maschinerien Rothenbergs entkrochen waren. Weder Hagen noch Sludig hatten sich bei ihren Ausführungen sonderlich wohl gefühlt, immer wieder wurde betont wie wichtig dieser Auftrag für die Geschicke ihrer Magierbrüder wäre. Später hatte der Zweite der beiden Paladine seinen jungen Freund erneut zur Seite genommen und ihn ins Vertrauen gezogen. Es schien, als wichen Sludigs eigene Interessen um eine Winzigkeit von denen der kirchlich anerkannten Lehren in Bezug auf den Wissenschaftler ab.
Der ausdruckslose Blick des Kriegers streifte den Rucksack. Sein Auftrag war eindeutig.
20.02.2003, 22:07 #11
Don-Esteban
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Don Esteban hatte dem Waffenmeister angesehen, als er bedächtig seine Worte setzte.
"Ich verstehe, oder zumindest beginne ich zu erahnen, was Euch treibt."
Das Kreischen der Möven durchbrach die Stille zwischen den Sätzen.
"So laßt uns einen Pakt schließen. Ich helfe Euch und ihr helft mir. Doch einstweilen sollten wir versuchen, das Herz des Feuers erst einmal überhaupt zu erreichen." Ein kritischer Blick gen Himmel füllte die Pause.
"Ich weiß nicht, wie lange das Wetter noch halten wird. Vielleicht weiß unser Kapitän mehr darüber. Außerdem sollten wir über jede Minute dankbar sein, in der nicht der Ruf 'Orkgaleere voraus' aus der Kehle eines der Besatzungsmitglieder erschallt."
Der Don setzte sich wieder auf seinen selbstgebauten "Thron" und versank in Schweigen. Der Rest der Gruppe saß auch verstreut auf dem Deck oder machte sich nützlich. Arson gehörte zur zweiten Gruppe. Nachdem er in einem Sack voller Waffen gewühlt hatte, ging er zuerst zu Theorwulf ans Ruder.
Dort redete er entweder mit dem Käpt'n und ließ sich von ihm Schoten, Brassen, Halsen und wie der seemännischen Begriffe noch mehr waren erklären oder er zurrte hier ein Tau fest, ließ dort ein Seil locker und war überhaupt zu einer Art Maat oder Bootsmann des Schiffsführers geworden. Mit einem Ohr hörte der Schwarzmagier auf seinem Kistensitz zu, wie Theorwulf dem Paladin die Funktionsweise des Schiffes erklärte.

"He, Theorwulf", wandte sich der Meister des Zirkels an den hinter seinem Rücken fast bewegungslos am Ruder stehenden Kapitän. "Sag, gibt es wirklich riesige Seemonster, dreimal so lang, wie unser Schiff oder sind diese Kreaturen nur die Erfindung einfallsreicher Illustratoren, die den Lesern ihrer bücher mit ihren Zeichnungen Vergnügen und Grusel bereiten wollten?. Hast du vielleicht schonmal derartige Kreaturen gesehen?"
Ein schmallippiges Lächeln beschloß die Frage.
20.02.2003, 22:22 #12
Kaszan Toras
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Der Kapitän nahm seine Pfeife aus dem Mund und putzte sie mit seinem Taschentuch, während der Blick seines Glasauges weiterhin auf dem Schwarzmagier hing.
"Sie mach'n wohl Witze. Ham sie noch nie etwas vom Leviathan und seinen Schlangen gehört?"
Nachdenklich hob Theorwulf seine Pfeife ins Licht einer Fackel, während er mit der anderen Hand den Kurs korrigierte.
"Wenn se diese Geschichten als Dummschwätzerei abtun, sacht das mir nur dasch se noch nie auf'n Meere unterwejs ware. Die Seeschlangen sind so real wie mein Bart, das sach ich ihne. Und ja, ich bin schomal so einem Viech begejgnet."
Sein Fingernagel tippte hörbar auf seinem Glasauge herum.
"Hab mein Auche verlore, weil mich so'n Teufelsvieh angespien hat. S'müssen wisse, der Speichel der Schlange is giftig. So giftig, dass ich eigentlich dran hätte sterb'n müsse. Aber Adanos wollte mich wohl noch nich in sein Reich hole und hat sich damit begnügt, mein Augenlicht zu nehme. Die Meereswürmer sind über dreißig Schritt lang, der Leviathan selbst soll sogar dreifach so lang sein. Mit ihre lange Körper können sie ein Schiff einfach umwinde und dann zerdrücke. Gibt nich viele Leut, die eine Begegnung mit ner Seeschlange überlebt haben und danach noch davon berichten konnten."
Theorwulf paffte einmal kräftig an seiner Pfeife.
"Der Wächter, den se gesehen hab'n stammt ebenfalls aus'm Meer. Angeblich soll's da unten", er deutete mit dem Daumen auf das Deck, "jede Menge von de Viecher gebe. Konnte aber bisher noch niemand rausfinde, da er wohl davor gefressen wurde."
Prüfend wanderte sein Blick gen Himmel. Seine Miene verfinsterte sich leicht, Theorwulfs Stirn begann sich zu umwölken.
"Hoff' nur, dass ich des Schiff heil und ohne solche Begegnung bis zu ihrer Insel bring. Ein alter Aberglaube sacht, dass man nie auf See von de Viecher rede soll, sonst lockt man sie an...."
20.02.2003, 23:08 #13
Don-Esteban
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Interessiert hatte der Magier den Erzählungen des alten Seebären gelauscht.
"Nun, da wir jetzt sowieso schon über diese Leviathane gesprochen haben, ist es eh zu spät und wir brauchen jetzt auch nicht mehr damit aufzuhören."
Der Magier drehte sich nun vollends um, so daß er rückwärtig auf der Kiste saß und dem Kapitän beim Steuern zusah.
"Wie kommt es, daß du der Seeschlange damals entkommen bist? Ist das Monster, das dich angegriffen hat, auch so glimpflich davongekommen? Immerhin ist ein Auge wohl ein geringer Preis, wenn ich höre, daß man normalerweise einen solchen Angriff wohl nicht überleben würde."
Schweigend sah er zur Seite über das wasser des offenen Meeres. Nein, weit weg von Khorinis war er noch nie gewesen. Aufgewachsen in den Straßen von Khorinis und dann, eines Tages ns Gefängnis geworfen und später in die Minenkolonie. Nichts hatte er von der Welt gesehen, doch viele Jahre dort verbracht, wo niemand freiwillig hinging. Die Barriere hatte ihm viele Jahre geraubt.
"Du hast recht, antwortete er dann, als Theorwulf still blieb. "Ich war noch nie wirklich auf dem offenen Meer. Doch ich bin grade dabei, dieses Defizit abzubauen. Ich will noch viel von der Welt sehen. Sofern mir die Orks mit ihren Sklavengaleeren Gelegenheit dazu geben. Eines hoffentlich nicht allzufernen Tages werde ich Myrtana durchstreifen und die Insel Khorinis hinter mir gelassen haben. Ich werde die Hauptstadt sehen und vielleicht einen Blick auf König Rohbar erhaschen. Und dahinter? Weitere ferne Küsten warten auf mich. Ja, ich bin Schwarzmagier, doch das heißt nicht, daß ich mein Leben in irgendwelchen dunklen Gemäuern verbringen muß."
Ungewohnt waren diese Worte aus dem Mund des Don für die anderen zu hören. Und auch für ihn selbst war es merkwürdig, was er eben ausgesprochen hatte.
"Nun, lassen wir die Bestien der Meere ruhen, ob sie nun Orks oder Leviathane heißen. Hoffen wir auf eine glückliche Reise."
Er wandte sich noch einmal zu Arson um. "He, junger Paladin, sei so gut und bete noch einmal zu Innos, nur zur Sicherheit. Kannst ja gleich für mich mit stille Andacht üben. Ich fürchte, der Gott des Feuers würde meine Worte an ihn nicht hören wollen. Wenn du verstehst." Ein seltsames Lächeln begleitete diese Worte. War das jetzt ernst gemeint oder nur einer der seltsamen Späße des Magiers, die er mit anderen zuweilen trieb. Man wußte es nie.
21.02.2003, 12:24 #14
Superluemmel
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Mit vorgehaltener Hand lachte Frost leise in sich hinein.
Der Don war schon ein seltsamer Kauz. Man wusste nie so recht, was hinter der Stirn des Magiers vor sich ging. Ständig überraschte er mit Kommentaren, die man bestenfalls aus dem Munde eines Gauklers erwartete.
Der Morgen graute schon, als der Waffenmeister sich auf die Reling lehnte und seinen Blick über die wogenden Wellen gleiten ließ. Die Sonne war als deutliche, orangerote Scheibe hinter einer dünnen Schicht aus Wolken zu sehen. Der gesamte Ozean hatte sich in eine Decke aus dichtem, trüben Nebel gehüllt, geradezu etappenweise konnte man die einzelnen Wolkenstufen sehen.
Es war eine trügerische Stille.
Irgendwo dort draußen lauerten die schwarzen, langezogenen Körper der orkischen Kriegsschiffe, nur darauf lauernd, dass ihnen ein hilfloses Schiff vor die Geschütze fuhr.
Frost wollte gar nicht erst wissen, wie viele harmlose Handels- oder Flüchtlingsschiffe durch diese Bestien auf den Grund der See geschickt worden waren. Gerüchten zufolge lief der Krieg um die Hauptstadt schlecht, in Scharen verließen die Flüchtlinge das Land, versuchten verzweifelt die im Vergleich recht ruhigen Lande im Norden zu erreichen.
Wahrscheinlich kam nicht einmal die Hälfte der Schiffe durch die Blockade der Orks. Diese verdammten Grünhäuter....
Die Orks waren welche der wenigen Kreaturen, die sich von Frosts Hand keine Gnade erhoffen brauchten. Er hatte im Krieg gegen sie gekämpft, hatte gute Männer an diese Bestien verloren. In den zunzähligen Stunden des Schlachtens und vor allem auf der Jagd nach verprengten Trupps der Orks hatte er eines gelernt : Diese Kreaturen kannten nicht einmal die Bedeutung des Wortes Gnade.
Sie hatten keine Ehre. Frauen und Kranke wurden von ihnen gleichermaßen niedergemetzelt, sollte eine ihrer plündernden Horden durch die Verteidigung der Menschen brechen.
Im Kampf gegen diese Monster spielte Frost nach den selben Regeln.
Ein leises Plätschern riss den Krieger aus seinen Gedanken.
Etwas bewegte sich im Wasser....
Unter der Wasseroberfläche schob sich ein langer, massiger Körper vorbei. Es war nicht mehr als ein Schatten, jedoch mächtig genug um sich deutlich in der schwachen Morgensonne abzuzeichnen.
Dann explodierte das Wasser und überschüttete das Schiff mit einem Sprühregen aus salzigem Meerwasser.
Ein gewaltiger Körper bäumte sich aus den schäumenden Wogen auf, ein ohrenbetäubendes Kreischen peinigte Frosts Trommelfelle.
Blitzend sprang der
Eisbrecher in seine Hand, instinktiv warf sich der Waffenmeister zur Seite und rollte sich über die Schulter ab. Platschend ergoss sich ein Schwall dampfenden Spreichels über die Stelle, an der er vor wenigen Augenblicken noch gestanden hatte.
Die Seeschlange war wirklich riesig. Theorwulf hatte keinesfalls übertrieben, als er sie auf dreißig Schritt schätzte. Auch jetzt war nur ein Teil ihres Körpers zu erkennen, aber selbst dieser ragte leicht zehn Schritt über den Wassern auf.
Die Haut der Schlange war mit schillernden Schuppen überzogen, die Sonne verwandelte ihre Haut in ein Kleid aus funkelnden Saphiren.
Das Maul des Seeungeheuers glich einer Art Schnabel, dessen Ende zwischen zwei nach oben gebogenen Hörnern lag, die aus ihrem Unterkiefer entsprangen. Ein gezackter Wellenkamm zog sich über den gesamten Rücken der Kreatur, kleine von dicken Hornpanzer umschlossene Augen blitzten tückisch in der Sonne. Wasserfälle schossen schäumend aus mehreren kleinen Löchern in der Seite ihres Schädels, eine kristallklare Flüssigkeit troff aus ihrem aufgerissenen Maul.
Langsam neigte sich der schlangenartige Körper nach hinten.
"Auf den Boden!!!"
Theorwulfs Schrei übertönte sogar das Tosen der Seeschlange.
Frost folgte dem Ruf aus einem Reflex heraus. Blitzschnell warf er sich nach hinten, wirbelte gleichzeitig um die eigene Achse, streckte die linke Hand aus um sich abzufangen und ließ den
Eisbrecher fahren.
Der gewaltige Körper des Seeungeheuers schoss nur knapp über das Deck hinweg. Frost konnte den Lufthauch deutlich spüren, ein Regenschauer perlte vom geschuppten Leib des Monsters und überzog das Schiff mit einem schillernden Regenbogen.
Der
Eisbrecher traf auf Widerstand, knirschend grub sich die scharfe Klinge durch das Schuppenkleid der Schlange, ritzte das weiche Fleisch und kam schmatzend wieder frei.
Dann tauchte die Schlange auch schon in einem Wirbel aus aufgeschäumten Wasser in die Tiefen des Ozeans, um einen neuen Angriff zu starten.

"Bereitet euch auf den nächsten Angriff vor!"
Suchend glitt Frosts Blick über das Deck. Irgendwo mussten doch ein paar Harpunen oder zumindest Äxte herumliegen....
22.02.2003, 02:55 #15
Don-Esteban
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Als das Ungeheuer so plötzlich auftauchte, waren alle einen kurzen Moment lang vor Schreck ganz starr. Doch der Warnruf Theorwulfs löste sie aus ihrer Starre.
"Behalt dein Auge im Auge" Der Wortwitz des Satzes entging dem Don nicht. Er hatte im Gedächtnis behalten, wie der Kapitän um sein eines Auge gekommen war.
Wie die anderen warf sich auch der Schwarzmagier zu Boden. Als er die große Schlange sah, die ihren Körper mühelos, wie es schien, über das Schiff hinwegschraubte, um auf der anderen Seite wieder ins Meer zu tauchen, kam ihm eine grandiose Idee. Ob sie so grandios wäre, üßte sich natürlich erst noch erweisen, doch die Gelegenheit war so günstig, die konnte er sich nicht entgehen lassen. Fix stand er auf, gerade, als der Kopf des gewaltigen Ugeheuers im nassen element verschwunden war und griff sich die Rune für die Beschwörung eines Zombies. Wenn das Gift einer Seeschlange wirklich so große Zerstörungen anrichtete, dann war es ungeheuer wertvoll. Und wann hatte man schonmal wieder die Gelegenheit, einem dieser Monster zu begegnen.
Frost hatte sich übrigens nicht wirklich an die Anweisungen des Käptn's gehalten. Er war wieder aufgesprungen und hatte das Untier mit dem Eisbringer verletzt. Das machte sie sicher nur noch wütender. Gut so! Gut so? Was tat er hier eigentlichß Ein nahezu mythisches Ungehuer machte sich gerade über das Schiff her und das Leben der Besatzung hing am sprichwörtlichen seidenen Faden und er klatschte gedanklich Beifall für Frosts Angriffswut? Es blieb wohl nichts weiter übrig, als den soeben im Hirn des Magiers gereiften Plan auszuführen und so begann er, den recht einfachen Zauber der Zombiebeschwörung zu murmeln, während er aus der Rune die dazu nötige magische Kraft zog, die durch seinen Körper floß, verstärkt und zurückgeworfen wurde und sich letztendlich in der Manifestation der Magie offenbarte.
Wieder diese dunklen, abgehackten und für andere Ohren nur schwer zu ertragenden Worte, aus einer alten Sprache, deren Worte keinen Widerspruch zu dulden schienen. Abfällig hörte sich der monotone Singsang an, den der Schwarzmagier von seinen schmalen Lippen entließ. Bedeutungsschwanger die Worte, doch verspürte keiner den Drang, nachzufragen, was sie bedeuten könnten. In wenigen augenblicken stand ein Untoter vor dem Magier und hielt sich, wacklend wie ein Lämmerschwanz auf dem hin- und herschaulenden Deck aufrecht.
Keinen Augenblick zu früh war die Beschwörung fertig geworden. Der Hornbewehrte Kopf des Ungeheuers tauchte wieder auf und schon wandte sich der Körper wieder um die Planken. War etwa das zerquetschen des Schiffes das Ziel der Bestie? Doch jetzt kam der Zombie ins Spiel. mit einem Befehl schickte ihn der Don loß, geradewegs ins weit aufgerissene Maul des Schuppentiers. Das sah die Bedrohung oder glaubte zumindest, sie zu sehen und ließ aus dem Rachen einen strahl milchiger flüssigkeit hervorschießen. Irgendwelche unerforschten Drüsen spieen ihre giftige Ladung aus. Der Zombie, mittenmang getroffen, verlor augenblicklich die Reste seiner Haut, die Haarfetzen auf dem Kopf und dann das faulige Fleisch auf seinen Knochen. Weiße Dampfwolken stiegen auf. Die seeschlange hatte sich dieses grausame schauspiel nicht untätig angesehen. Frost hatte das erneute auftauchen zu einer weiteren Attacke genutzt und dem Tier einen tiefen Stich durch den Schuppenpabnzer beigebracht. Tiefdunkel rann das Blut aus der wunde am Schwert entlang.
Doch den Magier interessierte dies im Augenblick nicht. Schnell hatte er ein Fläschchen bei der Hand und bugsierte mit der Spitze seines Dolches mehr schlecht als recht einguie dickflüssige Spritzer des gifitgen Geifers in dieselbe, um sie für eine spätere Analyse aufzubewaren. Erst jetzt wandte er sich den anderen zu.

"Frost? Braucht Ihr Hilfe?" Doch es schien, als wäre schon der Paladin an seine Seite geeilt, um sein Schwert mit dem des Waffenmeisters darin zu messen, am tiefsten in den Leib des Seemonsters einzudringen. Wild wandte sich die Schlange hin und her, zertrümmerte dabei die Bordwand, zerschnitt Leinen und Taue und zerfetzte das Segel. Jetzt fehlte nur noch, daß der Mast brach und vielleicht noch dabei ein Loch in den Unterwasserrumpf riß. Nein, nicht dran denken. Das Schiff würde halten. Fest hielt der Magier seine kleine Flasche umklammert. Der Untote, der sich für die Wissenschaft geopfert hatte, zerfiel gerade in seine Einzelteile. Der Geifer des Ungeheuers hatte ganze Arbeit geleistet. Zum Glück hielt das Holz die Spritzer, die daneben gegangen waren, bald auf. ansonsten hätten sie wohl ein Problem gehabt: Löcher im Schiffsrumpf.Eigentlich hatte er helfen wollen, doch nun betrachtete der Magier fasziniert die glitzerdnen Schuppen des Monsters. Wie die Sonne über dem wellenbewegten Meer das Wasser in eine große glitzernde Oberfläche verwandelte, so spiegelte sich hier das auf die Schuppen fallende Licht tausendfach wider. Brach sich in allen möglichen Facetten und Farben. Es sah wunderschön aus. Wenn nicht der Besitzer der wunderbaren Schuppen eine garstige Bestie gwesen wäre , obwohl, gab es eine Ästhetik des Schreckens? Dann war sie hier gefunden.
Vorsichtig geduckt, stand Theorwulf am Ruder, Frost, Arson und Tak waren mit der Schlange beschäftigt und dem Don blieb so Zeit, sich ihren Kampf anzuschauen. Einen Golem wollte er hier auf den Schwankenden Planken nicht beschwören. Er hätte durch sein Gewicht nur das Schiff beschädigt. So wartete der Hohepriester ab, was als nächstes geschehen würde.
22.02.2003, 11:55 #16
Superluemmel
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Fluchend warf sich der Krieger hinter dem Thron des Dons in Deckung. Einen Wimpernschlag später spritzte erneut die ätzende Flüssigkeit über das Deck, klatschte platschend gegen die Kisten und zwang Frost, rücklings kriechend vor dem tödlichen Gift davonzukriechen.
Geschmeidig rollte sich der Waffenmeister über die Schulter ab, streckte einen Arm durch und drückte sich in die Höhe. Kaum berührten seine Stiefel die Planken, da wirbelte er schon mit einem Rad zur Seite, kickte kurz gegen den Boden und segelte mit einem Salto quer über das Deck.
Tak war der Einzige an Bord, der der Seeschlange mit der überlegenen Reichweite seines Speers auch dann gefährlich werden konnte, wenn sie nicht zu einer ihrer Rollen um das Schiff ansetzte.
Geschickt tänzelte der Waldstreicher vor dem Ungeheuer hin und her, sein Speer zuckte wie eine Cobra nach vorne, wenn sich der Kopf der Seeschlange dem Schiff näherte und hinterließ tiefe Stichwunden in dem geschuppten Leib. Doch da duckte sich die Schlange nach hinten, spannte ihren Körper und schoss kurz darauf abermals über das Deck hinweg.
Ihr peitschender Schwanz kollidierte krachend mit einem Teil der Takelage und riss es aus seiner Verankerung. Zwei schnelle Sätze brachten Frost in die Nähe des Mastes, kraftvoll stieß er sich von dem dicken Stamm ab. Der
Eisbrecher kam in einem silbernen Blitz hoch und grub sich tief in den Körper der Seeschlange, ließ auf seinem Weg schillernde Schuppen wie die Ringe eines Kettenhemdes zerspringen und überschüttete den Krieger mit einem Schauer aus Hornsplittern.
Der Schwung des Ungeheuers riss den deutlich kleineren Waffenmeister einfach mit sich mit. An dem Schwert hängend, wurde er mit unglaublicher Kraft auf die Bordwand zugezogen. Kurz bevor er die Reling erreichen konnte, sprang Frost hoch in die Luft, drehte seinen Körper halb herum und stemmte sich mit aller Macht gegen den Zug der Schlange.
Seine Stiefel krachten gegen das uralte Holz der Bordwand, fanden festen Halt und stoppten mit einem schmerzhaften Ruck seine unfreiwillige Fahrt. Keuchend lehnte sich Frost mit seinem gesamten Gewicht gen Deck, während er unnachgiebig den
Eisbrecher umklammerte.
Blut platschte auf das Deck, verwandelte die Planken in eine Rutschbahn aus rotem Lebenssaft. Vom eigenem Schwung getragen folgte der restliche Körper der Seeschlange ihrem Schädel und schlitzte sich der Länge nach am rasiermesserscharfen Ironiastahl auf.
Trotzdem verlor Frost langsam seinen Halt. Der Boden unter seinen Sohlen war glitschig vom Blut der Schlange, mittlerweile hatte sich seine Klinge so tief in den Leib des Ungeheuers gegraben, dass der Sog übermächtig wurde. Entweder er ließ die Waffe los oder er wurde über Bord geschleudert.
Etwas blitzte in seinem Augenwinkel, dann grub sich eine lange Klinge dicht neben dem
Eisbrecher in das Fleisch der Schlange und hebelte seine eigene Klinge ins Freie. Keuchend und seines Haltes beraubt sank der Waffenmeister auf die Knie.
"Danke", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Dabei merkte er nicht, dass er eben seinem Erzfeind gedankt hatte.
Die Seeschlange wälzte sich währenddessen brüllend herum, ihr Blut färbte die Wogen des Meeres rot. Wie Nebel breitete sich die lebenswichtige Körperflüssigkeit im Wasser aus, zerfaserte langsam und bildete eine helle, rote Wolke.
Dennoch hinderte der enorme Blutverlust die Schlange nicht, abermals anzugreifen. Ihr Kopf brach aus den Wellen hervor, ruckte in die Höhe. Frost glaubte unbändigen Zorn in ihren Augen lesen zu können.
Dann schoss ihr Maul nach vorne.
Einem Instinkt folgend, warf sich Frost zur Seite, fing sich mit der freien Hand ab und entging somit den tödlichen Fängen.
Tak und Arson nutzten die Gelegenheit, um einen gemeinsamen Schlag gegen den Kopf der Bestie zu führen. Frost wirbelte währenddessen auf den Abssätzen herum, krümmte den Rücken durch, rollte sich über die Reling und stieß sich mit aller Kraft ab.
Etwas schwarzes schoss durch die Luft, Stahl blitzte in der Sonne, dann landete es direkt im Nacken des gehörnten Biests.
Einen Augenblick später schnellte der Schädel der Bestie zurück und tauchte in den Wogen des Ozeans ab.
22.02.2003, 14:28 #17
Tak
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Den blutigen Speer fest in den Händen haltend war Tak mit ein paar Schritten an der Bordwand und suchte das aufgewühlte, schwarze Wasser nach der Schlange und Frost ab. Das dieser verrückte Wafenmeister auch unbedingt Seeschlangenreiten ausprobieren musste...
Mittlerweile stand Arson nebem dem Waldläufer und betrachtete ebenfalls die Wellen neben dem Schiff. Das Wasser war noch immer rötlich gefärbt vom Blut der Schlange, und die Bestie war noch nicht verschwunden, wie der sich in der Tiefe windende Schatten zeigte. Tak kniff de Augen zusammen, trotzdem, von Frost war nichts zu sehen...
"Frost ist so gut wie tot. Los, bring uns so schnell wie möglich weg hier!" rief der Gildenlose dem Kapitän zu, sie mussten die Zeit ausnutzen, die der Waffenmeister ihnen mit seinem heroischen Opfer (bzw. mit seiner Dummheit...) erkauft hatte. Theorwulf sah nicht besonders glücklich aus, aber was sollte er tun? der alte Seebär riss das Ruder herum, das Schiff machte eine Kurve und entfernte sich von der Seeschlange...
Die urplötzlich wieder aus dem Wasser schoss, keinen Meter entfernt vom Heck des Schiffes. Und wer zappelte da auf dem Kopf des Ungetüms herum? Frost natürlich. Er hielt sich noch immer am Griff seines tief im Nacken der Seeschlange steckenden Schwertes fest, wurde von dem wütenden, brüllenden ungetüm durch die Luft geschleudert wie eine Puppe. Doch loslassen kam nicht in Frage für ihn...
Tak schüttelte nur den Kopf. Was der Waffenmeister mit seiner Aktion hatte erreichen wollen war hm noch immer schleierhaft. Er war tot, wenn jetzt nicht noch ein Wunder geschah...
Dummerweise wollte die Schlange sich nicht einmal jetzt das Schiff entgehen lassen und kam, trotz des Gildenlosen auf ihrem Kopf und ihrer zahlreichen Verletzungen, auf selbiges zugeschwommen. Einmal mehr verschwand sie inklusive Frost in den Tiefen des Meeres, doch nur, um einen weiteren Angriff auf das Schiff vorzubereiten. Tak bereitete sich auf die Attacke vor, ebenso wie Arson.
Wenig später war es soweit. Die Seeschlange schoss aus dem schwarz - roten Wasser, ihre gewaltigen Kiefer öffneten sich, Frost wie ein lästiges Anhängsel ignorierend ruckte ihr Kopf herum und sie suchte sich ihr Opfer...
23.02.2003, 03:40 #18
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Doch in der Zwischenzeit wartete ene Armee der Finsternis, Skelette, vier an der Zahl, alle bewaffnet mit tödlichen Zweihändern, auf das Ungeheuer. Als das Biest den Angriff auf das Schiff startete, auf seinem Rücken ritt immernoch Frost, als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan, hoben sie wie ein Mann ihre Waffen.
Doch das Untier beachtete sie gar nicht. Es hatte sich ein anderes Opfer auserkohren. Der Krieger auf seinem Rücken war aus irgendeinem Grund nicht das Hauptproblem der Schlange. Wenn man genau hinschaute, sah man, daß in Frosts Augen so ein irres Leuchten glitzerte. Wohl für immer war er hinter den Panzerplatten des Kopfes angewachsen, tropfnass stand oder besser hing er an der Bestie, die sich in diesem Augenblick auf Arson stürzte. Doch der blieb nicht untätig, sondern schwang blitzschnell sein Schwert empor und stieß es dem Monster tief in den Rachen. Tak selbst, noch mit dem Speer in der Hand, von dem Blut und Seewasser tropften, drang erneut auf den Gegner ein. Mit einem gezielten Stoß mitten in das rechte Auge der Schlange traf er sie an einem wunden Punkt. Blut spritzte und ein gurgelnder Laut entkam der gewaltigen Kehle des Seemonsters, gefolgt vom klebrigen Geifer, der Arsons Lederwams traf und dort häßliche Flecken hinterließ.
Vielleicht hatte das Röcheln seine Ursache auch in dem Angriff der vier Skelette, die unterbittlich ihre schweren Schwerter schwangen, um damit die hellen Schuppen am Bauch zu zerschneiden. Glibbrige Innereien ergossen sich auf die Decksplanken und ließen das Laufen darüber zum Vabanque-Spiel werden. So auch für die vier Knochenmänner. Hinter ihnen stand der Schwarzmagier und hielt über unsichtbare magische Fäden den Kontakt. Nur solange er seine Geschöpfe kontrollierte, waren sie lebendig. Obwohl der Begriff "lebendig" hier wohl unpassend war. Doch nun übermannte der Instinkt die Seeschlange. Wild um sich schlagend peitschte ihr Körper über das Schiff, fegte über das Deck und klatschte mit voller Wucht gegen den Mast, der über die gesamte Länge zu zittern begann. Das Segel löste sich und die Rahe rauschte nach unten, das Deck mit dem Segeltuch halb überdeckend, doch der Mast blieb stehen. Die Skelette des Magiers wurden wild durch die Luft gewirbelt und verschwanden in den Fluten, eines rutschte gegen die gegenüberliegende Bordwand, ein zweites hielt sich nach dem Flug über das Schiff von außen an der Reling fest und hievte sich wieder hoch. Gespenstisch sah es aus, wie der Körper aus Knochen über der Bordwand wieder auftauchte und sich langsam Zoll um Zoll über die Planken der Bordwand schob. Getrieben von einem unsichtbaren Drang griff das Skelett nach einem herumliegenden Schwert und begann sein Werk von neuem. Der Schwarzmagier hatte also noch zwei Kämpfer, denn das zweite Skelett war unterdessen nicht untätig geblieben. Doch lange erfreute sich der Dämonenbeschwörer nicht an seinen Kreaturen, denn ein erneutes umherschlagen des Schlangenkörpers ließ die beiden Knochenkämpfer zerbersten, als sie durch die Wucht des Aufpralls von dem Leib der Schlange auf das von Blut und Innereien getränkte Deck klatschten und Brustkorb und Schädel wie morsches Holz auseinanderplatzen und ihre Splitter weit übers Deck verstreuten. Auf der Schlange stand immernoch Frost, der mit dem Eisbrecher sein möglichstes tat, um ihr zu zeigen, wer willensstärker war und letztendlich die Oberhand behalten würde.
Tak hingegen hatte vor lauter Grinsen fast seinen Speer losgelassen. Arson mit dem befleckten Wams... Dem Paladin jedenfalls war nicht zum Lachen zumute. Mit entschlossener Mine, die allerdings kaum zu sehen war, da der Helm das Gesicht fast komplett abdeckte, drang er ohne nachzulassen weiter auf die Bestie ein. Behindert wurden sie alle durch das Segeltuch, das sich wie eine Decke über den Kampfplatz ausgebreitet hatte. Unter ihnen knarzte und ächzte das Schiff, als ob es um Hilfe rufen würde, wenn nicht bald auf das Stöhnen der durch das Gewicht des Seemonsters gepeinigten Kontruktion geachtet würde und das Schiff von der Last der sich immernoch windenden und zappelnden Schlange befreit werden würde, wären die Gefährten ihr Schiff wohl bald los.
23.02.2003, 12:05 #19
Arson
Beiträge: 687

Verdammtes Ungeheuer!
Keuchend drückte Arson sich von den Decksplanken ab, warf seinen Körper geistesgegenwärtig zur Seite, um somit nur knapp dem haltlos umherpeitschenden Schlangenleib auzuweichen. Schnell rollte er sich ab, versuchte auf dem rutschigen Schiffsholz Halt zu finden und stemmte sich dann eilig wieder auf die Füße. Während er, den feuchten Griff seines Schwertes fest umklammert, über das schwankende Deck lief, um sich in eine günstige Angriffsposition zu bringen, dankte er Innos für seine Entscheidung, die schwere Kampfrüstung kurz nach Beginn der Seereise abzulegen. Nicht auszudenken, welche tödliche Gefahr das massige Stahlkostüm in dieser Situation für seinen Träger bedeutet hätte!
Wieder schoss der schillernde Schuppenleib des Wassermonsters über die schmierigen Deckplanken, spritzte salziges Wasser und widerlich stinkende Körperflüssigkeiten über das gesamte Schiff. Irgendwo splitterte Holz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Gebrüll. Der Kopf des Ungeheuers hatte sich in den Segeltauen verfangen, umband ihn wie ein armdickes Halsband. Wütend riss die Schlange an den selbst auferlegten Ketten, brachte das gesamte Schiff damit erneut zum Erbeben.
Ein heiserer Fluch kam über Arsons Lippen, dann rannte er los, vorbei am Mast und quer über das flappende Segel. Hell blitzte sein Schwert im gleißenden Sonnenlicht, von harter Arbeit und intensivem Training dicke Muskelpakete traten unter der vor Wasser glänzenden Haut hervor, dann wurde die Klinge hart nach vorn gestoßen. Unnachgiebiger Stahl bohrte sich durch dicke Hornschuppen, drang tief in das weiche Fleisch des Schlangenleibs ein. Dunkles Blut sprudelte über Heft und Griff der Klinge, tropfte plätschernd zu Boden. Deutlich konnte der heilige Krieger spüren, wie sich die Muskeln des Ungeheuers spannten, von Schmerz und Wut getrieben weiter an ihren Fesseln rüttelten. Mit einem trockenen Knall rissen die Taue, der nun befreite Kopf des Monsters schoss vor, um die lästige Bedrohung in Gestalt des Paladins mit der Wucht eines Dampfhammers von den Füßen zu reißen. Zischend entwich die Luft aus Arsons Lungen, scheinbar schwerelos glitt er durch ein Universum aus verwaschenen Farben, nur um einen Lidschlag später mit den harten Decksplanken zu kollidieren. Haltlos rollte er über das Holz, schlug schließlich gegen die unnachgiebigen Heckaufbauten, welche seine unfreiwillige Reise dann stoppten. Einige Augenblicke lang lag der Krieger einfach nur da, während sein gepeinigtes Hirn die einzelnen Sektionen seines Körpers dazu überredete, ihre Funktionen wieder aufzunehmen. Ächzend und stöhnend rappelte Arson sich auf, kam schwankend auf die Füße. Sein Kopf dröhnte, jeder Muskel seines Leibes schien in puren Schmerz getaucht zu sein, doch schließlich stand er, blinzelte die tanzenden Lichttupfer von seinen Netzhäuten - nur um den gewaltigen Kopf des blutenden Ungeheuers wieder vor sich zu erblicken. Noch immer zuckte und zitterte die Schlange, doch langsam schienen ihre Bewegungen kraftloser zu werden. Dunkles Blut quoll aus zahlreichen Wunden, schmierige Innereien hingen toten Würmern gleich aus klaffenden Löchern im Leib der Bestie. Bald würde Adanos eines seiner Kinder mehr zu beweinen haben...
23.02.2003, 19:40 #20
Tak
Beiträge: 3.270

So langsam war Tak so weit, dass er dem Erfinder des Speeres ein Denkmal setzen wollte. Die Vielseitigkeit dieser Waffe war einfach erstaunlich...
Der Waldläufer fasste den Speer kurz unterhalb einer der Klingen mit beiden Händen und schwang ihn wie eine Streitaxt. Die Waffe segelte durch die Luft und traf mit enormer Kraft auf die blutbesudelten Schuppen der Seeschlange. Ohne große Schwierigkeiten durchdrang die rasiermesserscharfe Klinge den Panzer des Ungetüms, bohrte sich tief in das weiche Fleisch der Schlange und zerfetzte Adern und Muskeln. Mit einem Ruck hatte der Gildenlose im nächsten Augenblick seine Waffe schon wieder befreit, wirbelte auf dem Absatz herum und schlitzte den Leib der Seeschlange längs auf...
Die Bestie brüllte vor Schmerz und Wut, vielleicht auch ein wenig vor Enttäuschung. Ihr Blut floss aus zahlreichen Wunden auf die Planken des Schiffes, während sie sich über das Deck wälzte und versuchte, ihre Peiniger zu erwischen. Frost hielt sich währenddessen noch immer auf ihrem Kopf, langsam fragte sich Tak, ob der Waffenmeister eigendlich noch zurechnungsfähig war...
Mit einem schmatzenden Geräusch drang neben Tak die rostzerfrssene, aber nichtsdestotrotz tödliche Klinge eines Skelettes in den Körper der Seeschlange ein, nachdem Maximus sich entschieden hatte, auch ein wenig Spaß zu haben und mit einer Armee der Finsternis mitmischte. Was der Don trieb, konnte Tak nicht erkennen, aber selbst falls er jetzt garnichts mehr tat - der Kampf war so gut wie gewonnen...
Während der Waldläufer an der Seite von Arson und vier Skeletten auf den langsam erschlaffenden, grausam verstümmelten Leib der Seeschlange einhieb, neigte sich das Schiff langsam aber sicher zur Seite. Während Tak zustieß und seinen Speer tief in den Körper des mächtigen Raubtieres trieb, knarrten und ächzten die geplagten Planken des uralten Schiffes unter der Belastung...
Das Fauchen der Seeschlange wandelte sich zu einem gurgelnden Sterbenslaut, ihre Muskeln zuckten scheinbar unkontrolliert. In wahren Sturzbächen ergoss sich das rote Blut des Tieres auf das Deck des Schiffes, durchtränkte das ehemals fast weiße Segel und verlieh den Rüstungen der Kämpfer eine grausame Färbung. Nur die beiden Magier passten natürlich auf, das kein Fleck ihre Roben beschmutzte und verzogen sich zum noch einigermaßen sauberen Heck des Schiffes.
Dann blieb die Seeschlange regungslos liegen.
Tak befreite seinen Speer aus dem Körper des Ungetüms, die von Maximus beschworenen Skelette versetzten dem Räuber der Meere noch ein paar Hiebe, bevor sie zu Staub zerfielen. Arson zog seine blutige Klinge aus dem Leib des Ungeheuers und blieb schwer atmend stehen, Frost warf ein paar Blicke in die Runde, bevor er den Eisbrecher endlich aus dem Nacken der Seeschlange riss und von selbiger herunterhüpfte...
"Verdammt, schafft endlich dieset Viech von Bord, oder wollt ihr dat wir kentern?"
Theorwulfs Ruf weckte die anderen aus ihrer Starre. Das Schiff hatte tatsächlich schon ziemlich Schlagseite...
23.02.2003, 20:19 #21
Superluemmel
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Heftig blinzelnd versuchte Frost das Meerwasser aus seinen Augen zu vertreiben. Das Salz brannte auf seinen Hornhäuten wie Feuer, ließ sie beständig tränen und verlieh ihnen einen diabolischen Rotton.
Wirr hingen dem Krieger die Haare ins Gesicht, dem Gestrüpp von Algen gleich, ein nasser Erbe seiner rasanten Fahrt unter den Wellen.
Sein gesamter Körper ächzte unter der Anstrengung, die es ihn gekostet hatte, sich nicht vom Wasserwiderstand hinfortreißen zu lassen, seine Arme fühlten sich an wie leere Wasserschläuche. Wobei sie auch vom Gewicht her selbigen Konkurrenz machen wollten, denn es kostete ihn schon nahezu seine gesamte Kraft, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, geschweige denn den Griff seines Schwertes weiterhin zu umklammern.
Taks Speer grub sich schmatzend in den blutbesudelten Leib der Seeschlange, auch der Paladin trug seinen Teil zu der Zerstörung bei. Ein kehliges Knurren entwich Frosts Kehle, mit grimmiger Entschlossenheit hob er seinen Stiefel und trieb mit seinem gesamten Körpergewicht den
Eisbrecher bis zum Heft in das Genick der Schlange.
Er wusste nicht, wer letzten Endes den Todesstoß gesetzt hatte, an sich war jede der klaffenden Wunden für sich tödlich. Jedenfalls bäumte sich der Boden unter seinen Füßen ein letztes Mal auf, dann erschlaffte er und schleuderte den Waffenmeister beinahe von sich herunter. Irgendwie schaffte es Frost, sich weiterhin am Schwertgriff festzuklammern und einem Sturz entgegenzuwirken.
Während das Ungeheuer langsam vom Schiff zu gleiten drohte, raffte sich Frost ein letztes Mal auf, packte den Griff seines Schwertes mit beiden Händen und zog ihn von einem Schwall dunklen Blutes begleitet aus den Innereien der Seeschlange.
Indem er in die Knie ging, fing er seinen Sprung vom Kopf des Monsters ab und landete sichtlich erschöpft auf den vom vielen Blut rutschigen Planken des Decks. Zwei Mal fuhr der
Eisbrecher mit der flachen Seite über seine gepanzerte Brust, dann kehrte er in seine Ruhestätte zurück.
Eines der verbleibenden Skelette schob mit Hilfe seiner übermenschlichen Kraft den Kadaver des erlegten Biests über die Reling, bevor es mit einem leisen, erlösten Stöhnen zu Staub zerfiel. Das Schiff schaukelte von seiner blutigen Last beraubt noch einige Sekunden wild hin und her, während eine Windböe die Asche des Skeletts erfasste und mit leisem Rieseln über das Deck und die dunklen Wogen trieb.
Es dauerte einige Zeit, bis das Schiff unter Anweisung von Theorwulf und Hilfe Arsons wieder voll seetauglich gemacht war. Vor allem die Takelage machte einige Probleme, die zerborstene Reling wurde mit einigen abgesplitterten Brettern wieder notdürftig zusammengeflickt.
Glücklicherweise war das Segel zwar auf das Deck gestürzt, dabei jedoch unbeschädigt geblieben, sodass eine Reperatur aus blieb.
Spät in der Nacht begannen die ersten Nebelschwaden das Schiff mit ihren rauchigen Fingern abzutasten. Der größte Teil der Gefährten erholte sich gerade mit etwas Schlaf von den Strapazen des Kampfes, nur der Kapitän kümmerte sich weiterhin darum, das Schiff auf Kurs zu halten. Auch der Waffenmeister war noch wach. Schon seit Monaten konnte er nicht mehr richtig schlafen. Ständig befürchtete er, der Dämon könnte den Moment der Schwäche ausnutzen und die Kontrolle über seinen Körper übernehmen.
In den letzten Tagen war das Gefühl der inneren Unruhe noch stärker geworden. Zwar hatte er es geschafft, durch das Betäubungsgift seine zweite Seele in ein Gefängnis aus wütender Benommenheit zu drängen, doch beraubte er sich dadurch selbst auch des letzten Schlafes.
So kam es, dass der Gildenlose als einer der Ersten die dichten Nebelschwaden entdeckte. In der Dunkelheit zeichneten sich hinter einer Wand aus trüben Grau rote Augen ab, die feurig in der Schwärze der Nacht glühten. Waren das die ersten Vulkane?
Doch schon die ersten Atemzüge machten dem Krieger klar, dass es sich bei dem Nebel unmöglich um das Produkt vulkanischer Ausstöße handeln konnte. Es war keinerlei Asche in dem schwach duchrscheinenden Gemisch enthalten.
Ein tiefes Grollen durchbrach die nächtliche Stille, eine feurige Hand streckte sich nach den Sternen aus und verwandelte den Nebel in eine rotglühende Wolke.
Also hatten sie tatsächlich die Ausläufer des Herzen des Feuers erreicht....
Frosts Finger tasteten nach dem weichen Stoff von Tuch in seiner Tasche, dann förderte er den Lichtfänger an das schwache Licht der nur vom Glühen der Vulkane erleucheteten Nacht. Mit spitzen Fingern zupfte er den schwarzen Stoff zur Seite. Augenblicklich schoss ein hauchdünner Lichtstrahl aus dem Kristall, durchschnitt als gleißender Finger den dichten Nebel und verlor sich irgendwo in der Finsternis auf der Backbordseite des Schiffes.
Während Theorwulf schweigend den Kurs korrigierte, beeilte sich der Krieger, seine Mitstreiter zu wecken, manche etwas sanfter, bei einem gestattete er sich einen groben Stoß in die Rippen.
Nur das leise Plätschern des durch die Wellen schneidenden Schiffsrumpfes durchbrach die völlige Stille, die sich wie ein Leichentuch über das Meer gelegt hatte. Bald würden sie ihr Ziel erreicht haben....
Da, ein dumpfes Wummern. Frosts Kopf ruckte herum, mit angehaltenem Atem lauschte er in die Stille. Auch seine Gefährten schienen das Geräusch gehört zu haben, denn niemand traute sich, auch nur einzuatmen.
Irgendwo in der Ferne hinter dem Königsschiff erscholl ein regelmäßiges, leicht nachhallendes Wummern.
Trommeln!
Der
Eisbrecher kam zeitgleich mit einem hasserfüllten Zischen Frosts ans Licht der Welt.
"Orks!"
Zu bekannt war ihm der Chorus der orkischen Kriegstrommeln, als dass er sich hätte täuschen können. Unzählige Male hatte er den verhassten Laut gehört, stets war ihr Klang mit Kampf und Tod verbunden gewesen.
Und die Trommelschläge schienen immer näher zu kommen.

"Schnappt euch die Ruder. Wenn wir Glück haben, verlieren sie in dem Nebel unsere Fährte. Falls wir das Herz vor ihnen erreichen, haben wir eine echte Chance."
23.02.2003, 20:47 #22
Die Orks
Beiträge: 190

Gleichmäßig im takt der Trommeln tauchten die Ruder in das schwarze Wasser des Meeres und schoben das gewaltige Schlachtschiff, unterstützt vom kräftigen Seewind, der die Segel blähte, voran. Befehle wurden gebrüllt, Orks rannten geschäftig über das Deck, von unten drangen immer wieder die Geräusche von Peitschenknallen herauf, wenn die Aufseher die menschlichen Rudersklaven dazu ermunterten, sich etwas mehr ins Zeug zu legen. Der stahlummantelte Rammsporn am Bug der Galeere durchpflügte die unruhige See, während das Gefährt auf sein Opfer zuhielt...
Kapitän Durok Kashak stand am Bug seines Schiffes, sein Blick war auf den Horizont gerichtet, fixierte den winzigen Punkt in der Ferne, das fremde Schiff, das es wagte, durch diese Gewässer zu kreuzen. Durok wusste, dass in diesem Gebiet keine anderen Orkschiffe operierten - es musste also ein Schiff der Menschen sein...
Der Ork sog die salzige, frische Seeluft ein, der kalte Wind schnitt über die ledrige, faltige Haut seines Gesichtes und brachte seine wenigen, zu einem Zopf zusammengebunden Haare dazu, ihm vor den Augen herumzuflattern. Er legte seine Hand auf die Trophäenstange in der Bordwand, die Schädel etlicher Menschen, einiger anderer Orks und auch die von Trollen, Schattenläufern und anderen zähen Biestern zierten, auf der langen, spitzen Metallstange befestigt, sein Schiff. Und bald würden ein paar weitere kleine Andenken dazukommen...
"Sind die Entertruppen bereit?" fragte Durok den lautlos neben ihn getretenen Ork, ohne dabei das fremde Schiff aus den Augen zu lassen.
"Ja, bereit zum Angriff." antwortete Karak'Varn, der erste Maat des Schlachtschiffes. Durok nickte und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Schwer gepanzerte Elitekrieger hatten sich auf dem Deck versammelt und stießen in freudiger Erwartung des Kampfes ihre Schwerter in die Luft, wobei sie herausfordernd brüllten.
Der Kapitän beobachtete bereits wieder das Menschenschiff in der Ferne.
"Macht die Katapulte fertig."
Karak'Varn nickte und wandte sich zum gehen, etwas später wurden einige Befehle gebrüllt und mit dem geschäftigen Getrappel von Orkfüßen beantwortet.
Durok Kashak kniff die Augen zusammen. Die Menschen hatten vor Jahrzehnten seine Familie ausgelöscht, und er hatte damals geschwohren, diese Brut bis zum letzten Atemzug zu bekämpfen. Und das würde er, im Namen des Blutgottes, das würde er tun...
23.02.2003, 21:34 #23
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Dumpf hallten die Orktrommeln in der Ferne. Irgendwo im Nebel durchpflügte eine der gefürchteten Sklavengaleeren der Orks das Meer. Und wenn sie das Schiff hier fanden, dann kamen sie Beliar schneller näher, als ihnen lieb war. Zumindest den meisten von ihnen. Ob der dunkle Gott oder wer auch immer dem Paladin eine Abzweigung zu Innos verriet?
"Rudern? Ha! Wir sind fünf Leute. Wie sollen wir ein Schiff rudern, das vierzig Ruderer benötigt? Laßt uns lieber das Segel reparieren."
Und das tat er dann auch selber, da sich sonst keiner bereiterklärte. Zum Glück hatte er besser zugehört, als Theorwulf Arson die Leinen des Schiffes und ihre Funktionen dem jungen Paladin erklärt hatte, als es den Anschein hatte. Manchmal reichte es, selbst mit einem Ohr zu lauschen. Schnell griff sich der schwarzmagier daher ein paar Leinen und knüpfte sie mehr oder weniger fachmännisch zusammen. Hauptsache, der Knoten hielt. Ob das nun seemännisch einwandfreie Knoten waren, war im Augenblick egal. Das Segel mußte schnell wieder hochgezogen werden. Als Frost sah, was Don Esteban da tat, griff er auch beherzt zu und spannte die Wanten neu, die den Mast hielten. Bald hievten die anderen mit vereinten Kräften die Rah wieder den Mast hinauf und das rot-weiße Segel bauschte sich mächtig im Wind, nachdem es ausgerichtet wurden war.
Das Boot nahm wieder Fahrt auf. Doch irgendwas war anders. Theorwulf knurrte, daß er jetzt stärker gegensteuern müßte, das Schiff sei wohl unter der Wasserlinie beschädigt. Schnell beugte sich der Don über die Bordwand, um eventuell einen Blick auf die Schäden zu erhaschen, doch was er sah, war etwas ganz anderes.

"Ich glaube, wir haben einen blinden Passagier. Tak, dein Speer sollte uns hier weiterhelfen können."
Der Magier winkte mit finsterem Blick den Gildenlosen heran und erklärte ihm kurz, was er tun sollte. Dann mußte noch Frost herhalten und nach ein bisschen rumstochern hoben Frost, der Don und Tak den Kopf des toten Seemonsters über Bord und ließen ihn auf die Planken fallen.
"Hier, die tote Schlange hat uns ausgebremst, sie wollte uns wohl selbst im Tode noch Schaden zufügen."
Das Schiff nahm nun merklich Fahrt auf.
"Ich denke, jetzt haben wir eine gute Möglichkeit, zu entkommen. Die alten Rimmersmänner oder wer auch immer dieses Schiff gebaut hat, waren berühmt für ihre schnellen Schiffe. Und eine Trophäe hab ich jetzt auch noch." Er schaute auf den Kopf der Schlange.
23.02.2003, 22:02 #24
Die Orks
Beiträge: 190

Durok ließ das Schiff nicht aus den Augen, und obwohl der äußerlich ruhig wirkte, fieberte er dem Kampf doch entgegen. Menschen töten, das war immer etwas, dem man sich mit Enthusiasmus widmen konnte...
Die Orks hinter ihm schleppten inzwischen Felsbrocken, fast zwei Meter lange Bolzen und andere Munition für die Ballisae an den Seiten des Schiffes an Deck, einige drehten an den Kurbeln des gewaltigen Katapultes am Bug des Schlachtschiffes und machten die tödliche Kriegsmachine feuerbereit. Die Trommeln schlugen schneller, die Peitschen der Aufseher unter Deck trieben die Sklaven zu größerer Anstrengung an. Langsam aber sicher näherte sich das gewaltige Kriegsschiff dem Menschenboot...
Bis dies Fahrt aufnahm. Anscheinend hatten die Menschen die drohende Gefahr bemerkt und versuchten zu entkommen - und das nicht ohne Erfolg. Der Abstand vergrößerte sich schnell, viel zu schnell...
"Schneller! Wir müssen schneller fahren, sie entkommen uns sonst noch!" brüllte der Kapitän, prompt schlugen die Trommeln noch ein Stück schneller, das Schlachtschiff beschleunigte weiter. Ein Ork kam aus dem Unterdeck hervor, über seiner Schulter lag ein blutiges Bündel, bei dem es sich wohl um einen der Rudersklaven gehandelt hatte. Der Mensch lebte noch, nun ja, so halb zumindest. Der Aufseher steuerte die Bordwand an und ließ den entkräfteten Kriegsgefangenen ins Meer fallen, anschließend verschwand er wieder. Der Sklave würde von einem der anderen Menschen, die sich stets als Reserve auf dem Schiff befanden, ersetzt werden...
Durok Kashak beobachtete weiter das Menschenschiff. Inzwischen hatten die Orks wieder ein Stück aufgeholt, aber die Menschen versuchten wohl, sich im Herzen des Feuers zu verstecken. Nicht dumm von ihnen, das musste man zugeben. Aber letztendlich würde es ihnen nichts nutzen.
Der Ork lächelte finster. Einmal mehr würde er sich rächen...
23.02.2003, 22:30 #25
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Wir sind niemals schnell genug."
Zerknirscht schüttelte der Waffenmeister den Kopf.
Unter optimalen Windvorraussetzungen könnte das deutlich kleinere Schiff der Galeere vielleicht entkommen, doch mitten zwischen den tückischen Riffen und windfangenden Klippen der kleinen Vulkaninseln standen ihre Chancen schlecht.
Die Galeere holte wieder auf.
Der Rythmus der Trommeln erinnerte Frost an seinen eigenen, rasenden Puls. Bedrohlich ragte der schwarz gefärbte Rumpf des Kriegsschiffes über den Wassern auf, knapp über der Wasseroberfläche war ein gezackter Rammsporn zu erkennen.
Frost schauderte. Falls die Orks sie einholen konnten, würden sie wahrscheinlich einfach über sie hinwegfahren....
Ein länglicher Schemen löste sich von dem Schlachtschiff und sirrte auf das Königsschiff zu. Fluchend sah der Gildenlose dem Ballistenpfeil hinterher, der nur knapp die Seitenwand verfehlt hatte und mit einem Platschen im Meer versank.
Laut knallend entlud das Katapult seine tödliche Fracht und spie sie in Richtung des kleineren Schiffes.

"Wenn wir den Richtschützen ausreichend Zeit geben, sich einzuschießen, sind wir geliefert. So überleben wir diese Reise niemals."
Der Schuss hatte das Schiff zwar um Längen verfehlt, aber die bloße Möglichkeit eines Treffers behagte Frost nicht. Warum hatte ihr eigener Kahn keine Geschütze an Bord....
Der Waffenmeister hasste das Gefühl, nichts tun zu können. Doch eigentlich konnte er ja etwas tun. Der Plan konnte zwar genauso gut nach hinten losgehen, aber was hatten sie schon für eine Wahl?

"Deckt eure Augen so gut es geht ab und schaut bloß nicht zurück", meinte Frost und war mit ein paar Schritten am Heck des Schiffes.
"Theorwulf, setzt den Kurs möglichst fest, ich weiß nicht ob ihr noch einmal Gelegenheit haben werdet, ihn zu korrigieren. Es könnte jetzt etwas hell werden...."
Schwer schluckend griff der Krieger in seine Tasche und fummelte abermals nach dem eingewickelten Prisma.
Es war das berühmt-berüchtigte Setzen auf eine Karte. Und Frost wusste es. Nur fiel ihm kein besserer Plan ein.
Der Waffenmeister baute sich am Heck des Schiffes zu seiner vollen Größe auf und hob den Kristall hoch über den Kopf.
Noch einmal atmete er tief durch, beobachtete mit wachsender Unruhe, wie das Treiben auf dem Orkschiff zunahm. Wahrscheinlich zielte gerade im Moment mindestens eine Balliste auf seinen Körper....
Ruckartig drehte sich Frost herum und schloss die Augen. Das Tuch fiel von dem Lichtfänger ab und setzte das Prisma mit der gesamten Oberfläche der Welt aus.
Grelles Licht fraß sich durch Frosts Netzhäute, peinigte sein Sichtfeld mit gleißenden Farbblitzen, sandte glühende Nadeln durch sein Gehirn.
Geistesgegenwärtig führte er den Kristall hinter seinen Kopf, um seine Gefährten zumindest teilweise vor der schmerzhaften Lichteinstrahlung zu schützen. So fest er konnte, presste er die Augenlider aufeinander, versuchte das blendende Weiß aus seinem Kopf zu verbannen, mitsamt der Grausamkeit der Welt auszuschließen.
Hoffentlich war die Aktion die Schmerzen auch wert....
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