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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3
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25.05.2003, 18:23 #301
Die Inquisition
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"Lernen?"
Tannenberg lachte trocken. Der Jung war ja tatsächlich noch verdammt grün hinter den Ohren.
"Du glaubst also, du würdest lernen, indem du in den Tod läufst? Hast du eine Ahnung, was für ein Glück du hast, dass du noch hier sitzen kannst?"
Der Inquisitor schwieg. Endlich drehte er sich auf dem Absatz um und ging auf Gardiff zu. Sein Blick war allerdings an dem Waldstreicher vorbei gerichtet.
"Frost. Weise... Nun ja. Wisst Ihr irgend etwas über Frosts Pläne und Vorhaben? Er arbeitet zwar für den Stadtrat, aber ich traue ihm nicht wirklich."
Tannenbergs Augen verengten sich zu Schlitzen, seine Stimme war leise und bedrohlich.
"Dem Stadtrat traue ich auch nicht..."
25.05.2003, 19:24 #302
I-Guthwulf-I
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"Lehna sagst du? Eine Prostituierte namens Lehna...hmmmm..."
Rathos schweißfeuchte Stirn zog sich in Falten, als der rattengesichtige Dieb nachdachte.
"Ja ich denke ich hab' da was für dich. Wenn mein Gedächtnis nur nicht so schlecht wäre."
Ohne die Beine vom Tisch zu nehmen lehnte Guthwulf ein wenig weiter in dem alten Stuhl zurück, auf dem er sich niedergelassen hatte, griff ain seinen Geldbeutel und warf dem Informationsverkäufer achtlos einige Goldstücke auf die zerschrammte Tischplatte. Hell klimperten die Münzen über das Holz, wurden dann jedoch fast augenblicklich von dürren Fingern zusammengeklaubt und weggesteckt. In Rathos Augen blitzte es vergnügt. Guthwulfs Miene blieb, wie gewöhnlich, unberührt.
"Ja...hmm....stimmt, jetzt fällts mir wieder ein. Man sagte mir sie wäre in der Burg." Das Rattengesicht verzog sich zu einem anzüglichen Lächeln. "Stell dir das mal vor, eine Bordsteinschwalbe in der Burg, hehe. Irgendein verhutzelter Ratsherr scheint auf seine alten Tage noch einmal Spaß haben zu wollen."
-"Wo befindet sie sich genau?" Der Wolf interessierte sich nicht im Geringsten für die Bettgeschichten der Herrscher von Gorthar. Er wollte nur eines von der Frau - Informationen über seine Zielperson. Was danach aus dem leichten Mädchen wurde, war ihm gleich.
"Soweit ich weiß liegt sie im Krankenflügel. Soll einiges abbekommen haben, die Kleine. Vielleicht ein unzufriedener Kunde, hehehehe."
Der Kopfjäger rückte seinen Hut zurecht, schwang seine Beine dann von der Tischplatte und kam in einer einzigen, fließenden Bewegung auf die Beine.
"Ich muss los."
-"Natürlich, natürlich." Ratho kicherte amüsiert. "Wichtige Geschäfte, eh?"
"Aye."
Wieder ein heiseres Kichern. Der dürre Mann wischte sich die fettigen Haarsträhnen aus dem verwahrlosten Gesicht und hob die Hand zum Gruß.
"Viel Spaß, und sei sanft zu ihr." Das Kichern des Diebes ging in schallendes Gelächter über. Guthwulf war es zu anstrengend, sich über den merkwürdigen Humor des Kerls zu wundern. Stattdessen stapfte er durch den kleinen Raum, drückte die Türklinke herunter und verließ das baufällige alte Gebäude, das dem schmierigen Kleinkriminellen als Heimstatt diente. Gelassen marschierte er durch die Straßen, ein weiteres anonymes Gesicht im Strom der Menschen, die die Hafenstadt bevölkerten wie Bienen in einem gewaltigen Stock. In der Taverne "Zum klingenden Taler", einer der zahlreichen Stammkneipen des Jägers, holte der Wolf seinen Klauenanker, den er nach seinem letzten Einbruch dort in Verwahrung gegeben hatte. Eigentlich hatte er ja nicht vor gehabt, die Burg so schnell wieder zu besuchen, doch Geschäft war Geschäft.

Die Mauer der Feste wirkte so kalt und abweisend wie immer. Die flappenden Fahnen, die herumstolzierenden Wachen - alles sah haargenau so aus wie bei seinem letzten Einbruch. Bis auf die Tatsache, dass es beim letzten Male finstere Nacht gewesen war, heute hingegen stand die Sonne noch immer als rötliche Glutscheibe knapp über dem schillernden Meereshorizont. Verschärfte Bedingungen. Der Kopfjäger spuckte den Stummel seiner Jägerpfeife auf den kiesigen Boden des Kliffs. Wenn er flink und gewissenhaft vorgehen würde, dann dürfte es keine Probleme geben. Die Patroulliengänge der Wachen kannte er bereits, und so dauerte es nur wenige Minuten, bis der Anker erneut über die Zinnen flog und sich im grauen Fels verkantete. Mit einer Anmut, die man dem hageren Krieger auf den ersten Blick niemals zutrauen würde, huschte der Wolf das Seil hinauf, schwang sich auf den schmalen Wehrgang, rollte seine Utensilien schnell zusammen und spurtete zum nahen Eckturm. Die Nummer mit dem Klopfen sparte er sich heute, zweimal funktionierte derselbe Trick nur sehr selten. Stattdessen drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür.

"Halt! Wer da?!"
-"Wachablösung."
Ohne das geringste Anzeichen von Eile trat Guthwulf in die Wachstube, schloss die Tür hinter sich und schritt auf den verdutzten Soldaten zu.
"Du? Aber du bist doch gar kein..."
-"Uniform ist noch in der Wäsche." Mit diesen Worten zuckten die Arme des Jägers nach oben, und der schwere Anker tat seine Pflicht, in dem er kraftvoll mit dem Schädel des Gardisten kollidierte. Reglos polterte der Mann zu Boden. Anfänger. Guthwulf musterte den bewusstlosen Burschen. Was sie heutzutage alles zu Soldaten machten...unglaublich.
Gelassen schlenderte der Wolf durch den Raum, wollte gerade die Tür zum Treppenschacht öffnen als jemand anderes auf der anderen Seite einen Augenblich früher auf dieselbe Idee kam. Geistesgegenwärtig sprang Guthwulf zur Seite, drückte sich in die Nische hinter der geöffneten Tür. Durch das Holz hörte er schwere Stiefelschritte und das Klirren stählerner Rüstungsteile.

"Soldat, ich soll dir ausrichten...bei Innos!"
Das Klirren der Rüstung verstummte, wurde ersetzt vom charakteristischen Schleifgeräusch, wenn geschliffenes Metall aus einer ledernen Scheide gezogen wurde.
Nun, dann eben auf die harte Tour. Der Wolf stieß die Tür zum Treppenschacht mit einem achtlosen Tritt wieder ins Schloss, trat dann aus der Nische heraus um sich seinem Gegner zu stellen.
Der Kontrahent entpuppte sich als einer der schwer gepanzerten Kämpfer der Inquisition, die Guthwulf vor einigen Tagen in die Stadt kommen gesehen hatte. Anscheinend stimmte das Gerücht, dass die Recken des sogenannten Ordo Militaris ziemlich treffliche Recken waren, zumindest schloss der Wolf das aus der Haltung, mit der der Soldat sein Schwert hielt. Die Tatsache, dass der Kerl aufmerksam und schnell genug war, dass sich der Kopfgeldjäger zu einem wirklichen Kampf genötigt sah, sprach für sich.
Guthwulf schlug sein Cape zurück und legte die Hände an die beiden Griffe seiner Klingen. Sein Gesicht lag im Schatten des breitkrempigen Hutes, lediglich das stoppelbärtige Kinn und der schmale Mund wurden vom flackernden Schein der einzigen Fackel im Raum beleuchtet.

"Komm schon Gringo, zeig mir, was du kannst."
25.05.2003, 20:16 #303
Die Inquisition
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Mit einem kühlen, abschätzenden Blick musterte Paul Tiefenfeld seinen Gegner. Der hagere Mann schien etwas in die Jahre gekommen zu sein, seine ledrige Haut war faltig und am Kinn voller Bartstoppeln. Die Kleidung des Mannes passte nicht gerade zu einem irgendwo regulär angestellten Soldaten, eher zu einem Söldner oder Auftragsmörder (wo auch immer da der Unterschied sein mochte).
Schabend glitten die beiden Schwerter des Mannes fast synchron aus den Scheiden, das Licht der den Raum erhellenden Fackel spiegelte sich im kalten Waffenstahl.
"Komm schon Gringo, zeig mir, was du kannst!"
Der Inquisitionsgardist öffnete mit einer schnellen Bewegung die Spange, die seinen Umhang befestigte, raschelnd glitt der schwarze Stoff zu Boden und legte die vorzüglich gebarbeitete blutrote Plattenrüstung des torinischen Elitekriegers frei. Sie bot zwar nicht ganz so viel Schutz wie die schweren Panzer der myrthanischen Paladine, war dafür allerdings um einiges beweglicher.
Tiefenfeld verzog die dünnen Lippen zu einem hämischen Grinsen, seine grauen Augen glitzerten kampfeslustig. Er gehörte noch zu den jüngeren Mitgliedern des Ordo Militaris, was allerdings nichts an seinen Fähigkeiten änderte...
Langsam hob er die behandschuhte Linke, deutete auf seinen abwartenden Gegner und konzentrierte sich. Die Luft um seine Hand herum schien ein wenig kälter zu werden.
"Aber gerne doch, Ratte."
Von einer Sekunde auf die andere schien die Luft vor seinen Fingern zu gefrieren, schon schoss ein Eispfeil auf den Eindringling zu. Dieser allerdings war schneller als erwartet und warf sich rechtzeitig zur Seite, so dass das magische Geschoss lediglich die hinter dem Kopfgeldjäger liegende Wand erwischte.
Tiefenfeld wartete allerdings nicht auf den Einschlag, im selben Augenblick, als er merkte, dass sein erster Angriff fehlgeschlagen war, sprang er nach vorn und riss sein Schwert in die Höhe. Die Klinge beschrieb einen ausholdenden Halbkreis, um einen Herzschlag später klirrend auf eine der Waffen Guthwulfs zu treffen. Der Inquisitionsgardist setzte sofort nach, indem er seine Hand weiterhin vorschnellen ließ und versuchte, seinem Gegner den Schwertgriff ins Gesicht zu rammen...
Dieser jedoch warf reflexartig den Oberkörper nach hinten, stieß sich mit dem linken Bein vom Boden ab und rammte Tiefenfeld das Rechte in den gepanzerten Magen. Der Inquisitionsgardis taumelte einen Schritt zurück, doch gerade als Guthwulf nach einem eleganten Rückwärtssalto wieder auf den Füßen landete, wirbelte sein Gegner um die eigene Achse und führte einen wuchtigen Schlag gegen den Hals des Kopfgeldjägers...
Erneut traf Stahl auf Stahl, als die Kontrahenten einige schnelle Schwerthiebe austauschten. Allerdings gewann der kopfgeldjäger nach kurzer Zeit die initiative, da er mit zwei Schwertern gleichzeitig kämpfte, und drängte Tiefenfeld in die Defensive. Der Inquisitionsgardist wich etwas zurück, bis er sich unter einem Hieb seines Gegners hinwegduckte und gleiczeitig einen Langdolch aus dem Gürtel riss, mit dem er augenblicklich zustieß...
25.05.2003, 20:33 #304
Waldläufer
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„Ihr habt Recht das es sich tot sehr schwer lernen lässt aber ich kann euch beruhigen das man mich nicht so leicht über die Klinge springen lässt. Auch würde ich es nicht als Glück beurteilen das ich noch hier bin. Der Trieb zu überleben hätte mich gerettet da bin ich mir sicher. Lehna ist diesem Trieb nur zuvor gekommen..“ der Barde nahm einen Schluck aus seinem Wasserschlauch und wischte sich danach den Mund mit dem Ärmel ab. „In Frosts Absichten hab ich keinen Einblick. Der Kerl scheint mir extrem undurchsichtig.“
25.05.2003, 20:43 #305
Die Inquisition
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Tannenberg nickte ruhig. Endlich richtete sich sein Blick auf seinen Gesprächspartner.
"Es wäre vielleicht von Vorteil, wenn Ihr Frost... im Auge behalten würdet, während Ihr mit ihm zusammen seid. Er könnte gefährlich sein. Was heiß er könnte, er ist gefährlich. Er hat auch Tak ausgebildet... Du weißt schon, diesen Psychopathen der sich durch ein paar Tavernen gehackt hat."
Der Hexenjäger legte einmal mehr eine Pause ein.
"Was ist eigentlich mit Lehna? Ist sie auch wegen Frost da hochgeklettert?"
25.05.2003, 21:01 #306
Waldläufer
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„Ich werde Frost erst einmal wieder finden müssen ich habe wie gesagt keine Ahnung wo er hin wollte. Ich danke euch für eure Warnung, ich werde mich vorsehen. Ich habe schon gemerkt wie gefährlich er sein kann dessen seit gewiss und was Tak angeht ... dieser Mann ist mir auch en Begriff.“ Erzählte Gardiff während er an seinen Bartstoppeln rumspielte. „Lehna ist wegen mir da mit hoch geklettert nicht wegen Frost. Zumindest glaube ich das nicht. Vielleicht suchte sie auch einfach nur eine Möglichkeit sich um ... ähm ... ab zulenken von den letzten Tagen.“
25.05.2003, 21:09 #307
Die Inquisition
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"Um sich abzulenken von den letzten Tagen, so so."
Tannenberg musterte Gardiff mit einem kühlen, abschätzenden Blick. Alt war er ja nicht gerade, der Waldstreicher. Und besonders gepflegt auch nicht. Ein typischer Vagabund. Auch seine 'beredte Verschwiegenheit', wie Tannenberg das zu nennen pflegte, überraschte den Hexenjäger nicht. Der Junge redete eindeutig um den heißen Brei herum...
"Und Tak ist dir ein Begriff. Sieh an."
Er kniff die Augen zusammen und sah Gardiff durchdringend an.
"Du verschweigst mir etwas. Einiges. Junge, das ist nicht gut...", knurrte er und schüttelte langsam den Kopf. Seine Stimme war leise, bedrohlich...
25.05.2003, 21:48 #308
Waldläufer
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Leise kicherte der junge Vagabund. „Was erwartet ihr Herr? Eure Aufgabe ist eine die andere Menschen Angst macht und ihnen zur Vorsicht rät also warum Wundert ihr euch das Menschen nicht frei raus reden ? Und was erwartet ihr von einem Waldstreicher wie mir?“ Das Grinsen des Vagabunds wurde noch breiter. „Ich war Taks Schüler. Damals ... ich war ein Gefangener der Barriere, wenn auch ein unschuldig verurteilter aber ich war ein Gefangener und da traf ich Tak. Er hat mich den Umgang mit dem Schwert gelehrt und vor kurzen hab ich ihn wieder getroffen. Er hat sich um einiges verändert und falls ihr jetzt fragen wollt wo er hin ist ... vergesst es! Ich habe keine Ahnung wo sich mein alter Lehrmeister hin zurück gezogen hat. Er ist einfach wieder zurück in den Wald verschwunden ....“
25.05.2003, 21:56 #309
Die Inquisition
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"Weißt du, es wäre für so manchen besser, wenn er einfach frei heraus reden würde.", antwortete Tannenberg trocken und dachte kurz nach, bevor er weitersprach.
"Taks Schüler also. Sieh an, das ist ja... interessant. Weißt du, wir suchen Tak nicht, weil er ein paar Kultisten auf dem Gewissen hat... äh, und ein paar Unschuldige natürlich auch. Wir suchen ihn, weil er wichtige Informationen besitzen könnte. Wie es aussieht hat er den selben Feind wie wir. Ich frage mich, warum er nicht mit uns zusammenarbeiten will. Nun ja, wenn du ihm begegnet bist... Kann es sein das du ihm noch einmal über den Weg läufst?"
Gardiff zuckte mit den Schultern.
"Falls ja, versuch doch mal mit ihm darüber zu reden."
25.05.2003, 21:58 #310
I-Guthwulf-I
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Der blitzschnelle Dolchstoß kam für Guthwulf fast zu unerwartet. In den Augenwinkeln erkannte er das Aufblitzen von Stahl, er spürte mehr als dass er die geschliffene Klinge auf sich zurasen sah und stieß sich augenblicklich mit den Füßen vom Boden nach hinten ab. Für die Dauer eines Lidschlages flog er durch die Luft, während die Messerspitze zischend die Luft zerschnitt, kam dann auf dem Rücken auf, nur um sich instinktiv zu einer Kugel zusammenzurollen, sich einmal auf den kalten Steinfliesen zu überschlagen und den Körper dann mit einem Ruck durchzustrecken, sobald er harten Untergrund unter den Stiefelsohlen spürte. Wieder wurde der hagere Leib durch den Raum katapultiert, das lederne Cape flappte und knarzte als der Kopfjäger sich einmal in der Luft drehte und dann mit den Füßen auf der Platte des kleinen Tisches landete, an dem der wachhabende Burgsoldat für Gewöhnlich seine Mahlzeiten einnahm. Scheppernd polterte das blecherne Essgeschirr zu Boden als die Stiefel auf das Holz knallten.
Guthwulf bekam keine Zeit, seine eigene Agilität zu bewundern, da der junge Inquisitionskrieger sich bereits wieder genähert hatte, das Schwert zum Schlag erhoben, den Dolch paradebereit in der linken Fast haltend. Der Wolf ließ ihn kommen, setzte dann mit einem schnellen Salto über den Kopf des Soldaten hinweg, wirbelte auf der Stelle herum um die beiden Schwerter in einer tödlichen Sichelbewegung zuschlagen zu lassen. Glockenhell klirrte Metall auf Metall, ging in ein schrilles Kreischen über, als die Klingen der vier Waffen gegeneinander rieben, nur um dann mit einem Ruck wieder frei zu kommen. Die Attacken kamen nun in rasender Abfolge. Abwechselnd schwang der Kopfjäger seine Schwerter, deckte den gut gepanzerten Kontrahenten mit Ausfällen, tiefen Stichen und abrupten Hiebabfolgen ein, traf jedoch stets auf eine bereits erhobene Waffe. Der Welpe war gut, soviel musste Guthwulf zugeben. Trotzdem fehlte ihm etwas, das einen erfahrenen Veteranen auszeichnete - Trickreichtum.
Der Wolf ließ sich etwas zurückfallen, verlegte den Kampf somit in die Mitte des Raumes, und gab dem Burschen die Gelegenheit, selbst anzugreifen. Die Attacken kamen hart und schnell, und obwohl der Kämpfer nur ein einziges Schwert führte, musste der Kopfjäger sich konzentrieren, um nicht von der langen Stahlklinge durchbohrt zu werden. Endlich führte der Gardist einen seitlichen Schlag, gab dem Wolf somit Gelegenheit, sich mit einer schnellem Umdrehung in die Flanke seines Gegners zu bringen. Klackend sprang die Schnalle seines Capes auf, welches der Wolf mit einer einzigen, durch viele Male der Anwendung absolut fließenden Trittbewegung in die Luft beförderte. Das schwere Leder flog nicht gut und klatschte nur einen Lidschlag später über Kopf und Oberkörper des Gardisten. Der Wolf beobachtete die Flugbahn des Capes nicht, sondern führte die Drehbewegung zuende, knickte mit den Beinen ein und stieß sich ab, vollführte eine Pirouette in der Luft, bevor er das rechte Bein streckte und seinem Kontrahenten einen Sicheltritt mit der Wucht eines Vorschlaghammers gegen die bedeckte Schläfe donnerte. Der Mann wurde von den Füßen gerissen und flog in eine der Raumecken, wo er mit dem Rücken gegen die harte Steinwand donnerte. Das Cape war zu Boden geflattert, lag nun einem nassen Lappen gleich auf den groben Bodendielen. Es hatte seinen Zweck erfüllt, hinterhältig, aber äußerst effektvoll. Wer den Wolf kannte, der wusste, dass er nichts zur reinen Zierde bei sich trug und ebensowenig davor zurückschreckte, Dinge für seine eigenen Pläne zweckzuentfremden, so unkonventionell und unehrenhaft sie auch sein mochten. Auch jetzt wartete der Kopfjäger nicht, bis sein leicht benommener Feind sich erholt hatte, sondern schoss sofort vor, die beiden Klingen bedrohlich zum Stich erhoben. Es war an der Zeit dieses Köterrudel ein wenig zu dezimieren...
25.05.2003, 22:13 #311
Waldläufer
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„Ich werd ihm bestimmt nicht über den Weg laufen, so ein Typ ist er nicht. Wenn er nicht will das man ihn trifft dann trifft man ihn auch nicht. Aber falls er mich noch mal treffen will und ich zu Wort kommen werde will ich mich bemühen ihm euer Anliegen bei zu bringen. Es kann sein das es nicht einfach wird, beim letzten Treffen bin ich nicht wirklich zu Worte gekommen.“ wieder nahm der Gildenlose einen Schluck aus seinem Wasserschlauch um seine Stimmbänder zu befeuchten.
25.05.2003, 22:27 #312
Die Inquisition
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Tiefenberg sah seinen Gegner mehr als einen verwaschenen Schemen auf sich zukommen. Bei Innos, die Aktion mit dem Cape war nicht dumm gewesen... Aber so schnell würde er garantiert nicht abkratzen, wo käme Torin denn sonst hin?
Stahl blitzte auf, der Inquisitionsgardist wusste, dass es sich dabei um die beiden Klingen des Kopfgeldjägers handelte, die fast senkrecht auf ihn zuschossen, um seine Brust zu durchbohren. Nicht so schnell, Freundchen...
Der Krieger ließ seine waffen fallen, seine Hände schossen vor und packten die beiden Erzschneiden und drückte sie zur Seite. Guthwulf schien damit nicht wirklich gerechnet zu haben, seine Waffen bohrten sich links und rechts neben Tiefenfeld in den hölzernen Boden. Der Inquisitionsgardist grinste böse und riss die Beine hoch, im nächsten Augenblick hatte der Kopfgeldjäger die Stiefelspitzen seines Feindes im Magen. Und dann noch einen weiteren Herzschlag später die behandschuhte Faust am Kinn...
Guthwulf taumelte einen Schritt zurück und versuchte dabei, seine Schwerter wieder freizubekommen. Sein Gegner allerdings fand, dass das keine so tolle Idee war und packte die Schwerter an den Parierstangen. Er nutzte sie um sich hochzuziehen und gleichzeitig wieder nach dem Kopfgeldjäger zu treten, der diesmal jedoch rechtzeitig zurückwich - wobei er allerdings auch seine Waffen im Holz stecken lassen musste...
Tiefenberg spürte den kupfernen Geschmack von Blut in seinem Mund und spuckte verächtlich auf den Boden, seinen Gegner fixierend.
"Komm schon, Ratte...", fauchte der Inquisitionsgardist und rannte auf Guthwulf zu. Kurz bevor er diesen allerdigs erreicht hatte sprang er zur Seite und trat kraftvoll gegen den kleinen Tisch der Wachstube. Das leichte Möbelstück rutschte ohne weiteres auf Guthwulf zu, der jedoch kein Problem damit hatte, in die Luft zu springen, sich erneut vom Tisch abzustoßen und jetzt von oben direkt auf den Inquisitionsgardisten zuzuspringen, wobei sein Stiefel auf dessen Gesicht zielte...
Reflexartig riss Tiefenfeld die Arme hoch, packte den Fuß des Kopfgeldjägers und warf sich seitlich nach hinten. Der Effekt war, das Guthwulf durch den Schwung aus seiner Flugbahn gerissen wurde und einen Augenblick später gut hörbar auf den hölzernen Boden der Wachstube krachte...
25.05.2003, 23:15 #313
I-Guthwulf-I
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Wuchtig knallte Guthwulf auf den harten Holzboden, spürte, die ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde und sein Hut vom Kopf flog, um den darunterliegenden, zerzausten Blondschopf zu entblößen. Der Kopfjäger wartete nicht, bis sein Gegner genügend Zeit fand, ihn in aller Ruhe zu durchbohren, sondern rollte sich auf der Stelle auf den Rücken, schwang die Beine nach oben, um sie dann schnell nach unten zu reißen und seinen Oberkörper gleichzeitig mit massivem Bauchmuskeleinsatz in die Höhe schießen zu lassen. Kaum war er auf den Füßen, da sah er auch schon das Bein des Gardisten in einer tiefen Sichelbewegung auf sich zurasen. Geistesgegenwärtig ruckte das Schienenbein zur Seite und blockte den Angriff ab, während der Wolf seinen Kontrahenten mit einem schnellen seitlichen Schwinger aus der Reserve zu locken versuchte, was sich allerdings als äußerst schwierig herausstellte, da der Bursche anscheinend auch in waffenlosem Kampf guten Unterricht genossen hatte. Fleischgewordenen Blitzen gleich schossen die Fäuste durch die Luft, Leder knarzte, Panzerplatten klirrten aneinander, und harte Stiefelsohlen scharrten über die groben Bodendielen. Ansatzlos sprang der Gardist nach hinten, stieß sich kraftvoll von der Mauerwand des Raumes ab, drehte sich in der Luft und streckte sein Bein. Guthwulf duckte sich unter dem Tritt hinweg, drehte sich seinerseits in die entgegengesetzte Richtung, während sein Kontrahent inzwischen wieder auf den Füßen landete und die eigene Kreiselbewegung für einen weiteren Bogentritt benutzte. Donnernd kollidierten die Schienenbeine der beiden Krieger in Höhe der Köpfe, lösten sich sofort wieder, um in einer synchronen Bewegung zu einer gleichen Attacke mit dem anderen Bein anzusetzen. Wieder traf Beinschiene auf Beinschiene, doch der Wolf hatte diesmal sein gesamtes gewicht in den Tritt gelegt, so dass er die Fuß seines Feindes wegfegen konnte. Der Angriff ging fließend in eine Drehung über, bis der Wolf mit dem Rücken zu dem Gardisten stand. Dieser kämpfte einen Augenblick lang mit dem Gleichgewicht, einen verhängnisvollen Augenblick, den der Kopfjäger nutzte, um die eigenen Arme hinter sich zu strecken und den Gardisten am Kopf zu packen. Sehnige Muskeln spannten sich, als Guthwulf sich vorbeugte und den schweren Leib des Soldaten über den eigenen Rücken wuchtete und ihn mit einer gewaltigen Kraftanstrengung durch den Raum warf. Während der Mann durch die Luft segelte, ging der Wolf in die Knie, stieß sich ab, drehte seinen Körper bis er fast waagerecht in der Luft lag und trat seinem Gegner im Flug von oben wuchtig in den Magen. Der Gardist schoss förmlich zu Boden, krachte scheppernd auf die Holzleisten, welche unter der Belastung splitternd zerbrachen. Guthwulf selbst kam nur Zentimeter neben seinem Feind auf, rollte sich über den Boden um dann unmittelbar vor der Raumwand wieder auf die Füße zu springen. Als er sich erhob, stand er direkt zwischen den beiden zuvor verlorenen Erzklingen. Noch in derselben Bewegungen schlossen sich die Hände des Wolfes um die Griffe, wieder spannten sich die knotigen Armmuskeln des alten Recken, rissen die stählernen Mordwerkzeuge schließlich aus der Vertäfelung, so dass sie in einem Regen von winzigen Holzfragmenten freikamen. In diesem Moment rappelte der Streiter der Inquisition wieder auf die Knie, setzte zu seinem Sprung an, hielt jedoch dann jäh inne, als sein Blick sich auf den bewaffneten Kopfgeldjäger richtete. Grimmige Befriedigung erfüllte den Wolf, als er sah, wie sich die Pupillen seines Kontrahenten weiteten. Ja, das waren die Augenblicke, die einem sagten, dass man noch am Leben war, dass man nicht zu denen gehörte, die ihr Dasein in stumpfsinniger Apathie eines Zugochsen fristeten.
Scharf und tödlich blitzten die Zwillingsklingen im unruhigen Schein der Fackel, sausten silbrigen Schemen gleich durch die Luft, überkreuzten sich in Höhe des Soldatenhalses, um dann mit einer eleganten Drehung in den ledernen Scheiden zu verschwinden. Der Gardist starrte Guthwulf mit vor Überraschung geöffnetem Mund an. Ein röchelndes Stöhnen entwich seiner Kehle, als der Kopfjäger gelassen durch den Raum schritt, seinen Hut vom Boden klaubte und ihn sich über das Haupthaar zog. Im Schatten der Krempe blitzten die stahlgrauen Augen mit der schaurigen Intensität zweier Eiskristalle.

"Nicht schlecht Welpe." Die Mundwinkel des Wolfes bogen sich verächtlich nach unten. "Aber nicht gut genug."
Kommentarlos trat der alte Krieger an den fassungslos starrenden Gardisten heran, packte ihn an den Haaren, sah ihm noch einen Moment lang in die Augen, und zog denn den sauber abgetrennten Kopf ohne sichtlichen Widerstand von den Schultern. Erst jetzt war der chirurgisch präzise Schnitt zu sehen, mit dem Guthwulf das Haupt seines Feindes von den Schultern getrennt hatte. Schlagartig wurde der Blick des Mannes glasig, Blut sprudelte aus dem fleischigen Halsstumpf, floss in breiten Strömen über Brust, Bauch und Oberschenkel, bildete schließlich breite Lachen auf den zersplitterten Holzbohlen. Der Wolf zog den Tisch mit der Kante seines Stiefels zu sich heran, stellte den Blechteller wieder auf die Platte und platzierte den Kopf darauf. Aus dessen geöffneten Mund hatte sich mittlerweile ein feines, rotes Rinnsal seinen Weg gebahnt, tropfte vom Kinn auf den Teller und sorgte so für eine passende Beilage zum Hauptgericht.
"Der Koch wünscht guten Hunger."
Mit routinierten Bewegungen warf Guthwulf sein Cape wieder über die Schultern, ließ die Spange zuschnappen und verließ den Raum ohne erkennbare Eile. Der Kampf war gut gewesen, keine Frage, doch der Kopfjäger hatte den Grund seiner Anwesenheit in der Burg nicht vergessen. Ein Mädchen wartete auf ihn, und er hasste es, unpünktlich zu sein...
26.05.2003, 14:00 #314
I-Guthwulf-I
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Langsam begann der Anker zu schwingen, zuerst schwerfällig, dann in zusehends schnellerem Tempo, bis er schließlich nur noch als sirrender Kreisel zu erkennen war, der zischend um Guthwulfs ausgestreckte Hand kreiste. Der Kopfgeldjäger hatte den Kopf in den Nacken gelegt und fixierte den dunklen Umriss eines der eckigen Burgfenster mit konzentriert verengten Augenlidern. Das Fenster befand sich auf der Rückseite des Bergfriedes, nahe der Klippenmauer und somit vor den meisten neugierigen Augen ausreichend geschützt. Lediglich die Patroullien auf den Zinnen musste der Wolf beachten, doch hatte er sich, wie auch bei seinem Einbruch in den Burghof selbst, einen Moment ausgeguckt, an dem eine unbemerkte Kletterpartie möglich war. Dort oben befand sich das Krankenrevier, und damit auch seine Zielperson, das wusste er als jahrzehntelanger Bewohner der Stadt Gorthar mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Die behandschuhten Finger öffneten nicht, und der Anker zischte die Mauer empor, beschrieb einen engen Bogen und verschwand in der Schwärze der Fensteröffnung. Jetzt musste es schnell gehen. Guthwulf zog kräftig an dem Seil, stieß schnell auf Widerstand und sprang an die Wand. Behende turnte er den Stein hinauf, trieb sich dabei zu äußerster Eile an, konnte er ja nicht wissen, ob hoch droben in dem Krankenzimmer nicht ein neunmalkluger Hanswurst auf die Idee kam, den Anker mit einer Stange oder einem Schwert zu lösen. Das wäre wirklich äußerst ungesund.
So stand dem Wolf der Schweiß auf der Stirn, als seine Hände sich endlich um den Felssims schlossen und den hageren Körper mit einem Ruck in das Zimmer zogen. Mit einem schnellen Blick musterte der Kopfjäger den Raum. Bett, Tisch, Schrank, weißverputzte Wände, holzgetäfelter Boden. Ein junges, offensichtlich erschöpftes Mädchen. Stimmen vor der Tür.
Guthwulf verlor keine Zeit. Einem lautlosen Blitz gleich huschte er durch den Raum, trat an das Bett und hob die Frau ohne sichtliche Mühe aus dem Bett. Sofort schlug sie die Augen auf, wurde dann von der herabsausenden Handkante des Kopfjägers aber augenblicklich wieder in das Reich der Träume befördert. Das Letzte, was der alte Krieger brauchen konnte, war ein hysterisch schreiendes Frauenzimmer. Schnell legte der Kopfjäger die Bordsteinschwalbe über seine Schulter, sprang wieder auf den Sims, ließ die Beine von der Mauerkante baumeln und drehte sich langsam um, die rechte Hand um das Seil geklammert, mit der Linken die bewusstlose Lehna festhaltend. Die Beine wurden fest gegen die Mauer gepresst, ein letzter, tiefer Atemzug, dann schlang er die Füße um das Seil, öffnete die Hand um einen Millimeter und rutschte geschwind den Hanfstrick hinab. Krachend schlugen die harten Stiefelsohlen auf dem Boden auf, dann drehte der Wolf sich um und spurtete Richtung Eckturm. Den Anker musste er leider zurücklassen, er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, ihn oben aus dem Fensterrahmen zu lösen. Das schwere Ledercape bauschte sich auf, als sich der Kopfjäger durch den Türspalt des Turmes zwängte und die Tür schnell wieder hinter sich schloss. Im Eilschritt ging es die Treppen hinauf. Der Atem des älteren Kämpfers wurde schwerer. Verdammt, er war doch kein Packesel! In der schmalen Wachstube angekommen fand der Wolf die Szenerie unverändert vor. Ein kopfloser Rumpf lag in einem Meer aus Holzsplittern, während einige Meter weiter ein abgeschlagener Männerkopf auf einem Esstisch thronte. Guthwulf durchsuchte die Ecken des Raumes, fand einen losen, gut 3 Meter langen Strick, den er hastig aufnahm und draußen um eine der Mauerzinnen band.

"Festhalten, Kleines."
Geschmeidig schwang der Jäger sich über den Mauerrand und rutschte das Seil hinunter, wobei er seine bewusstlose Fracht stets fest umklammert hielt. Dieses Vögelchen hatte noch ein Lied zu singen, bevor es wieder davonfliegen durfte.
Der Wolf blickte sich kurz um, dann hastete er das Kliff hinunter, stets darauf bedacht, den schlangenlinienförmigen Weg zur Stadt nicht zu benutzen. Als er die ersten Häuserreihen schließlich erreichte, blieb er für einige Minuten stehen und gönnte seiner gequälten Raucherlunge Ruhe. So etwas auf seine alten Tage!
Langsam nahm er die Frau von der Schulter, umschloss ihre Hüfte mit einem Arm und legte die Hand des Mädchen um seine Schulter, so dass es aussah, als wanke er mit einer völlig betrunkenen Prostituierten durch die Straßen. Unauffälligkeit war der Schlüssel, und Guthwulf verstand es, in der Masse zu schwimmen wie der Fisch in einem Gewässer. So erreichte er unbehelligt die Taverne "Zum klingenden Taler", dieselbe Schenke, in der er kurz zuvor seinen Anker verwahrt hatte. Der Schankraum war leer, lediglich der Wirt lehnte hinter seiner Theke und putzte Tonkrüge. Der Jäger trat ein.

"Ein Zimmer."
-"Geh rauf, du kennst den Weg. Such dir eines aus." Der grauhaarige Kneipenbesitzer schaute nicht einmal von seiner Arbeit auf, als der Wolf seine reglose Fracht langsam die Treppe hinauf und in das erstbeste Zimmer schleppte, dass er fand. Vorsichtig legte er sie auf das Bett, zog sich selbst einen Schemel heran, auf den er sich setzte, um sich gegen die Raumwand zu lehnen und an seinen Gürtel zu greifen. Seine behandschuhten Finger schlossen sich um einen kantigen Wetzstein, während er mit der Linken einen der beiden Krummdolche aus seiner Scheide zog. Bedächtig, mit gelassenen Bewegungen, begann er die stählerne Klinge zu schärfen, während er auf das Erwachen der leichten Dame wartete...
26.05.2003, 14:33 #315
Lehna
Beiträge: 397

Tssssssst...
Sie kannte diese Geräusche.
Tssssssst...
Stein auf Stahl. Eine Klinge wurde geschärft.
Tssssssst...
Eine Klinge wurde geschärft? Warum das? Oder irrte sie sich? Nein, garantiert nicht. Sie kannte das Geräusch mehr als gut genug. Ihre Dolche. Ihre? Nein, nicht ihre. Die klangen anders.
Kalt war es, sonderbar kalt. Nicht das Geräusch, die Temperatur. War es nicht vor kurzem noch wärmer gewesen?
Und der Schmerz war wieder da, er kehrte langsam mit wachsender Intensität zurück, je weiter ihre Benommenheit schwand. Irgend ein Sadist hatte sich in ihrem Kopf eingenistet und rührte in ihren Gehirnwindungen herum, während ein anderer gnadenlos auf ihren gebrochenen Rippen hämmerte. Das war doch vor kurzem noch nicht so schlimm gewesen...
Sie schlug langsam die Augen auf, das Schleifgeräusch verstummte. Die Welt verschwamm zunächst, wurde dann aber immer klarer. Es schien ihr fast, als würde sie aus den Fluten des Meeres emporsteigen. Schließlich hatte sie die Oberfläche erreicht...
Sonderbar, sie befand sich in einem ganz anderen Zimmer. Ein kleines Gästezimmer wie es schien. Wie das einer Taverne. Taverne? Was zum Henker sollte sie in einer Taverne? Aus eigenem Antrieb war sie garantiert nicht hier hergekommen, es ging ihr nicht besser, eher schlechter. Trotzdem lag sie nur mit einem langen weißen Nachthemd aus grobem Stoff und einem Haufen Binden bekleidet auf irgend einer harten Pritsche in irgend einem Gasthaus. Nicht einmal eine Decke gab es hier scheinbar...
Tsssssst.
Ihr Kopf ruckte herum, was sie sofort bereute, da der Sadist in ihrem Gehirn die Gelegenheit nutzte um ordentlich an ihren Nerven zu reißen. Allerdings war ihr das angesichts dessen, was sie sah, einen Augenblick später völlig egal. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, hätte sie die Kraft dazu gehabt wäre sie wahrscheinlich aufgesprungen. Da saß so ein Typ in Lederkluft vor dem Bett und schärfte zwei lange, gebogene Kampfdolche. Bei Innos, wo war sie jetzt schon wieder reingeraten? Hörte das denn nie mehr auf?
"Was...?", fragte sie leise, flüsternd. Zu mehr war sie nicht mehr im Stande...
26.05.2003, 15:21 #316
I-Guthwulf-I
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Langsam hob Guthwulf den Kopf, blickte dem Mädchen unter dem Rand des breiten Hutes hindurch in das erschöpft aussehende Gesicht. Ohne Eile wurden die beiden Dolche wieder in die Scheiden gesteckt, dann verschwand auch der Wetzstein hinter einer der zwei breiten Gürtelschnallen.
Sie war also wach. Das war gut. Leider schien sie immer noch ziemlich verletzt. Das war schlecht. Der Wolf erhob sich, stapfte durch den Raum und öffnete die Zimmertür.

"Brogdrom!"
Schritte polterten die Treppe hinauf, dann schaute das pausbackige Gesicht des Wirtes um die Ecke. Er wirkte leicht genervt.
"Was ist denn? Brauchst du noch Anweisungen, wie man es treibt?"
Der Kopfjäger machte sich nichteinmal die Mühe, auf diese Bemerkung einzugehen, deutete stattdessen knapp mit dem Daumen auf das Bett, während die andere in seinen Geldbeutel griff und dem Tavernenbesitzer einige Münzen in die Hand drückte.
"Sie braucht einen Heiler. Beeil dich."
Der feiste Mann seufzte, zählte die Goldmünzen und seufzte erneut.
"Du lässt einem alten Burschen wie mir wirklich keine Ruhe. Also gut, warte hier, ich bin gleich zurück."
Der Wirt verschwand, und Guthwulf kehrte zu seinem Schemel zurück. Ohne Eile ließ er sich nieder und lehnte sich erneut gegen die Wand.
"Bist du das Mädchen, das vom Tavernenkiller verschont wurde?"
26.05.2003, 15:34 #317
Lehna
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Na wunderbar. Schon wieder einer, der etwas wissen wollte, was sie selbst nicht wusste. War ja so klar...
Warum hatte Tak sie unbedingt am Leben lassen müssen? Irgendwie war seitdem alles fast noch schlimmer als vorher. Ständig bekam sie eines auf den Deckel von Leuten, die Tak suchten. Nicht einmal in der Burg war sie mehr sicher...
"Ja... Und nein, ich weiß nicht wo er steckt oder was er vorhat und was weiß ich..."
Ein wenig Verzweifllung schwang in ihrer Stimme mit, während sie den Mann an der Wand musterte. Lederne Rüstung, breiter Hut, ein Haufen Waffen. Nicht gerade der Typ Mensch, dem man gerne im Dunkeln begegnete, nicht einmal wenn man aus der schlimmsten Gegend von Gorthar stammte...
26.05.2003, 15:40 #318
I-Guthwulf-I
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Guthwulf hatte wieder einmal damit begonnen, an einem seiner Tabakstengel zu drehen. Sorgfältig rollte er die Blätter zusammen, schenkte dem bräunlichen Pflanzenmaterial dabei anscheinend mehr Aufmerksamkeit als der verletzten Frau auf dem Tavernenbett. Kritisch beäugte er sein Werk, steckte es sich dann in den Mundwinkel, um es sich anschließend an einer der Zimmerkerzen anzuzünden. Als er sich wieder setzte, stiegen dünne Rauchfäden von der orangefarbenen Glut empor.
Die Antworten des Mädchens waren nicht gerade zufriedenstellend, aber andererseits war sie ziemlich erschöpft, und erschöpfte Menschen neigten dazu, einige Aspekte ihrer Geschichte auszulassen. Der Wolf würde sie nicht gehen lassen, bis er wusste, was er wissen wollte.

"Warum hat er dich nicht getötet?"
26.05.2003, 15:57 #319
Lehna
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Ihr Blick folgte der dünnen Rauchfahne, die von der glühenden Spitze der Jägerpfeife in die Höhe stieg, sich in den Wirbeln der Luft kräuselte und schließlich aufzulösen schien. Sie fühlte sich müde, so unendlich müde. Nicht körperlich, es war keine Müdigkeit die man mit Schlaf beseitigen konnte. Es kam ihr fast schon lächerlich vor - da hatte sie nun das Glück und lebte noch, statt neben elf anderen Leuten mit aufgeschnittener Kehle die Radischen von unten zu betrachten, und dann war sie deswegen für praktisch jeden irgendwie verhörenswert. Alle wollten nur wissen warum, warum, warum... Dabei wusste sie es doch selbst nicht.
"Ich weiß es nicht...", antwortete sie leise, aber sie bezweifelte, dass der Raucher auf dem Schemel damit zufrieden sein würde.
"Ich habe damals für diesen Kult gearbeitet. Unser Auftrag lautete, einen Störenfried aus der Taverne zu werfen. Nachdem der Störenfried dann alle abgeschlachtet hatte, wollte er von mir ein paar Informationen über den Kult. Ich habe ihm gesagt was ich wusste... Er hat noch gesagt ich hätte Talent oder soetwas... Und dann ist er einfach auf das nächste Häuserdach gesprungen und verschwunden..."
Sie schwieg, ihr leerer Blick war auf die Zimmerdecke gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Eine Fliege landete auf ihrer Hand, sie machte sich nicht die Mühe das Insekt zu verscheuchen. Wozu auch, es würde ohnehin wiederkommen. Genau wie all diejenigen, die sie nach Tak befragten. Wie die Fliegen zur Scheiße...
26.05.2003, 16:11 #320
I-Guthwulf-I
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Der Wolf zog an seiner Jägerpfeife, inhalierte den bläulichen Rauch, während er die Frau uns schmalen Augenliedern musterte. Langsam begann ihm dieses ganze Unwissen auf die Nerven zu gehen. Wusste denn niemand etwas über den Tavernenkiller? Bis auf seinen Namen und sein Aussehen gab es anscheinend keinerlei Informationen über ihn, weder einen möglichen Aufenthaltsort, noch seine genauen Motive. Der Kopfjäger blies den Rauch wieder in die Luft.
"Wer ist dieser Tak genau? Hat er einen Wohnsitz? Freunde? Bekannte? Familie? Wie kann man ihn finden?"
26.05.2003, 16:33 #321
Lehna
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Lehna lächelte schon fast ein wenig amüsiert, der Kerl hörte sich genervt an. Er hatte sich wohl mehr erhofft...
"Finden? Finden kannst du ihn garnicht, das habe selbst ich schon kapiert. Im Gegenteil, er hat dich bereits gefunden..."
Sie wendete den kopf und sah zum Fenster, an dem es sich ein dicker Rabe bequem gemacht hatte und ins Zimmer blinzelte. Ihr Lächeln wich einem leisen, spöttischen Lachen, obwohl es ihr dabei vorkam als würde ihr jemand Holzpflöcke in den Brustkorb rammen. Als der Rabe mitbekam, dass er emerkt worden war, hüpfte er vom Fensterbrett, breitete die nachtschwarzen Schwingen aus und flatterte über die Dächer Gorthars davon.
"Wohnsitz hat er keinen.", fuhr sie fort, ihre Stimme klang trocken und sachlich, wenngleich sie noch immer nicht sonderlich laut sprach, aus Angst vor den Schmerzen, die ihre gebrochenen Rippen verursachen könnten.
"Zumindest würde mich das wundern. Und Familie... Bei Innos, ich hoffe nicht, einer von der Sorte reicht mir eigentlich. Was Freunde und bekannte betrifft weiß ich nur von zweien. Ein Mann namens Frost, ein sonderbarer Kauz. War wohl mal Taks Lehrmeister, allerdings scheint Tak nicht mehr allzu viel von ihm zu halten. Und dann ein junger Waldstreicher, der von Tak ausgebildet wurde. Aber der weiß auch nicht viel über seinen ehemaligen Lehrer."
Sie schwieg kurz und dachte nach.
"Weißt du, auf diese Art wirst du ihn niemals finden. Und wenn doch, dann nur eine Sekunde bevor du seine Klinge im Rücken hast. Tak hat keinerlei Schwierigkeiten damit, dir auszuweichen, so wie du vorgehst."
Wieder ein kurzes, ein wenig gequält klingendes Lachen.
"Aber vielleicht... Was willst du überhaupt von ihm?"
26.05.2003, 16:55 #322
I-Guthwulf-I
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Der Kopfjäger gab mit keiner Reaktion zu erkennen, ob er die Worte des Mädchens gehört hatte oder ob dies nicht der Fall war. Still saß er da und rauchte seine Jägerpfeife, die grauen Augen nichts weiter als zwei unendlich schwache Lichtreflexionen im dunklen Schatten der Hutkrempe.
Der Bordsteinschwalbe schien es wohl langsam wieder gut zu gehen, ihre Stimme war kräftiger geworden, und sie brachte sogar ein Lachen zustande. Guthwulf überlegte, ob er den Heiler abbestellen sollte, um das Gold zu sparen, verwarf diesen Gedanken dann aber wieder. Er hatte keine Lust sich von seinem Schemel zu erheben. Außerdem wurde die Frau gerade gesprächig, und es wäre ziemlich ärgerlich, wenn ihr mitten in einem wichtigen Satz eine gebrochene Rippe in die Eingeweide stach und sie einfach so verstarb, ohne dem Wolf alle Einzelheiten erzählt zu haben. Nein, es war besser, kein Risiko einzugehen.

"Mein Interesse an Tak ist rein geschäftlich." Das war nichteinmal eine Lüge. Persönlich hatte der Kopfjäger nichts mit dem Tavernenkiller zu schaffen, lediglich der Umstand, dass sein Kopf eine ganze Stange Gold wert war, trieb Guthwulf in seinen Bemühungen diesen flüchtigen Burschen zu finden.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er solch ein Feigling ist."
Langsam glitten die Finger des alten Kriegers an seinen Mund, nahmen den glimmenden Tabakstummel von den Lippen, um ihn dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Schwere Stiefelsohlen zertraten die rötliche Glut.
Trockene Ironie schwang in der Stimme des Wolfes, als er sich seinen Hut einige Zentimeter aus der Stirn schob und sich wieder auf seinem Schemel zurücklehnte.

"Aber sicher hast du einen Vorschlag, wie man ihn finden kann."
26.05.2003, 17:16 #323
Lehna
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"Vielleicht habe ich den sogar. Und wie ich schon sagte, ihn finden kannst du vergessen. Du schätzt ihn falsch ein, glaube ich... Du müsstest seine Denkweise verstehen. Und seine Handlungen. Seine Vergangenheit und sein Familienstand werden dir nichts bringen. Ich will nicht behaupten, dass ich aus ihm schlau werde, aber in der letzten Zeit ist mir doch einiges klar geworden... Vor allem, dass Tak ein Ziel hat."
Lehna schwieg kurz, auch der Kopfgeldjäger sagte nichts.
"Du kannst ihn nicht finden, also musst du warten bis er zu dir kommt. Aber das wird er ohne einen guten Grund nicht tun. Finde sein Ziel, finde es vor ihm, und er wird sich vielleicht stellen. Ich vermute, du findest dieses Ziel irgendwo beim Kult, doch es ist nicht der Kult selbst. Die Kultisten sind für ihn nur die Bauern in seinem Schachspiel... Genau wie du. Wenn du willst, dass er dich beachtet, solltest du dich in etwas größeres als einen Bauern verwandeln."
26.05.2003, 17:36 #324
I-Guthwulf-I
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Gelassen zupfte Guthwulf die Handschuhe von seinen Fingern, legte die beiden beschlagenen Lederstücke dann sorgsam übereinander, um sie schließlich mit einer routinierten Bewegung an den Gürtel zu klemmen.
Ein Bauer in einem Schachspiel...fast hätte der Wolf geschmunzelt. Das war gut. Wenn der Feind ihn unterschätzte, würde der Kopfjäger weiterhin völlig freie Hand haben. Das wiederum hieß, dass er um so effektiver zuschlagen könnte, wenn die Zeit gekommen war. Das, was wirklich wichtig an den Worten der Frau war, war die Tatsache, dass nicht der Kult selbst das Ziel des Tavernenkillers zu sein schien. Guthwulf wusste nicht viel über diese religiöse Vereinigung ausser dass sie offensichtlich in höchstem Maße finanzkräftig war. Hatte das Täubchen nicht eben erzählt, dass sie ebenfalls einmal Mitglied des Kultes gewesen war?

"Erzähl mir etwas über diesen Verein."
Der Kopfjäger griff in den Halsausschnitt seiner Rüstung und förderte die silbrig glänzende Kette zutage, die Ratho ihm vor einigen Tagen gegeben hatte. Kurz ließ er sie im Sonnenlicht aufblitzen, dann verschwand sie wieder unter dem rissigen Leder.
26.05.2003, 17:52 #325
Lehna
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"Der Kult."
Lehna seufzte leise.
"Über den weiß ich wirklich nicht viel. Ich habe nur für ihn gearbeitet, wie du scheinbar auch, Mitglied war ich nie. Sie nennen sich selbst den 'Orden der aufgehenden Sonne', sind bereits recht einflussreich und rekrutieren die meisten ihrer Mitglieder im armenviertel, wo sie ein besseres Leben nach der Ankunft ihres komischen Erlösers versprechen. Angeführt wird er von einem Auserwählten, der laut den Kultfritzen eine Art Übermensch sein soll... Ich bin ihm allerdings nie begegnet. Zwei ihrer Stützpunkte in der Stadt kenne ich... Na ja, einer davon wurde vor kurzem von der Inquisition plattgemacht. Einen ihrer Anführer hier kenne ich. Und das der Kult mich sucht, aus dem selben Grund wie du. Viel mehr als allgemein bekannt ist kann ich dir also auch nicht sagen..."
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