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[G][M-Story]Suicide Commando
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22.06.2003, 10:50 #1
Satura
Beiträge: 589
[G][M-Story]Suicide Commando
[OT] Bitte vorher bei Tak oder mir anmelden, wenn jemand mitschreiben will, die Story hat nen roten Faden *g* [/OT]

Satura atmete tief durch; sie spürte ihre Verfolger fast schon körperlich. Klackend lud sie ihre Shotgun durch, bereit, sie mit einem tödlichen Feuerwerk zu begrüßen. Mit der linken strich sie sich zitternd eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die an ihrer schweißnassen Wange klebte.
Sie presste sich eng an die Wand der "Roten Laterne". Vom Hafen her tönte der dumpfe Signalton eines ablegenden Frachtschiffes, und der ekelerregende Gestank halbverfaulten Fisches drang in ihre Nase und wurde nur leicht von dem Geruch nach ranzigem Fett überlagert, der aus der Küche des Bordells drang.

Ein letztes Mal überprüfte sie, ob der Beutel mit der Beute auch gut verschlossen war... dann sprintete sie los, hechtete katzengleich zur nächsten Hausmauer und eröffnete das Feuer. Wie in Zeitlupe sah sie, wie einer ihrer Verfolger von den Kugeln regelrecht zerrissen wurde... die anderen duckten sich rechtzeitig.
Mit einem Satz war Satura um die Hausmauer und rannte auf den schwarzen 91er Firebird Convertible zu, in dem Tak sie schon erwartete.

Grinsend ließ sie sich auf einen der ledernen Sitze fallen, als der Wagen auch schon mit quietschenden Reifen losstartete. "Sieh mal..." Triumphierend schwenkte sie den schwarzen Beutel vor seiner Nase herum. "Lehmar hat nichts mehr zu verleihen... Und natürlich..." Sie zog einen flachen Diamanten aus dem Ausschnitt ihres engen schwarzen Ledertops.
22.06.2003, 11:07 #2
Skeleon
Beiträge: 793

Der junge Mann warf sich zur Seite hinter einen Kistenstapel davon. Entsetzt blickte er auf den Streifenpolizisten, der unter dem Gewehrfeuer von den Füßen gerissen und blutend zu Boden gegangen war.
"Kümmert euch um ihn!" rief er dessen Kollegen zu.
Mit der Rechten riss er den Revolver aus seinem Halfter, in der linken hielt er das Walkietalkie und schrie es an.
"Detective Skeleon hier, brauchen dringend Unterstützung! Überfall auf Nuttenhaus! Wiederhole, Überfall auf die Rote Laterne!"
Dann schob er das Funkgerät in eine Tasche seines weiten Columbo-Trenchcoats, fasste sich an die Stirn, packte die Schusswaffe mit beiden Händen und richtete sich auf.
"Lassen sie die Waffen fallen! Steigen sie aus dem Wagen und ..."
Ein Gewehrschuss riss ihn aus seiner Ansprache. Blitzschnell tauchte er weg, hinter ihm schlugen die Kugeln in die Hauswand, spritzend flog der Beton beiseite.
Er rollte sich zur Seite hin weg, hielt die Waffe vor sich erhoben und gab eine Reihe von Schüssen auf den Wagen ab - dumpf schlugen die Kugeln in den schwarzen Lack ein, aber mit quietschenden Reifen jagte der Wagen bereits davon.
Langsam erhob er sich und ließ gleichzeitig die Waffe sinken.
Er warf den Polizisten einen Blick zu, die verzweifelt versuchten, die zerrissene Leiche ihres Kameraden wiederzubeleben. Das wäre, als wolle man einen Toaster tanzen lassen.
Kopfschüttelnd sicherte er seinen Revolver, schob ihn zurück ins Halfter und riss das Walkietalkie hervor.
Das statische Rauschen.
"Hier HQ, was geht bei ihnen vor sich?"
"Haben einen ... Verletzten. Die Subjekte sind mit einem schwarzen Firebird geflohen. Leitet Großfahndung wegen Raubüberfalls und vermutlich auch wegen Totschlags ein und stellt Straßensperren in einem drei Meilen Radius auf, aber pronto!"
Wütend warf er das Funkgerät zu Boden, wo es scheppernd zersprang. Billigstes Plastik, dachte er fluchend. Er zog seinen weiten Trenchcoat enger um sich und stapfte davon. Sollten sich doch die Streifenpolizisten um den Tatort kümmern - er hatte eine Jagd zu führen.
22.06.2003, 11:57 #3
Tak
Beiträge: 3.270

Tak warf einen kurzen, fast schon uninteressierten Blick auf die Beute und nickte ein wenig. Die Polizisten hinter ihnen veranstalteten mal wieder ein Riesenspektakel, mit unverkennbarem metallischem Knallen schlugen einige Kugeln in das Heck des Autos ein. Verdammte kleine Nervensägen...
Nun ja, wenigstens von Passanten war nicht mehr viel zu sehen. Tak riss das Steuer herum, der Wagen schlitterte ein Stück über den Asphalt, um dann förmlich nach vorn zu springen und in eine der zahlreichen Seitenstraßen des Viertels zu jagen. Das blinken der roten Leuchtreklamen für die zahlreichen Pornogeschäfte und Bordelle spiegelte sich im schwarzen Lack des Autos, eine Prostituierte sprang erschrocken in einen Hauseingang. Einen Liedschlag später rammte der schwarze Wagen das Straßenschild, an dem sie gestanden hatte. Das Schild wurde ohne weiteres aus dem Boden gerissen, flog über das Dach des Autos hinweg und kam hinter ihm scheppernd wieder auf. Gut, das sie zu dieser Uhrzeit fast freie Bahn hatten...
Hinter ihnen ertönte das Quietschen von Reifen und das Heulen der Sirenen. Tak warf einen kurzen Blick in den Seitenspiegel, da kamen sie, die Bullen. Hmm, hatte sich ja mächtig Zeit gelassen heute...
Zeit für Frischobst. Er griff ins Handschuhfach und holte eine eierförmige Handgranate heraus, mit den Zähnen entfernte er den Zünder und warf die ‚Ananas’, wie er diese Handgranaten zu nennen pflegte, aus dem Fenster. Sie segelte kurz durch die Luft, hoppelte ein wenig über den schmutzigen Asphalt. Exakt drei Sekunden später zerriss ein ohrenbetäubender Knall die ‚Stille’, die Explosion tauchte die Umgebung in ihr orange - rötliches Licht. Asphaltbrocken regneten auf die Umgebung nieder, ein parkendes Auto wurde umgerissen und knallte ins Schaufenster einer Strip - Bar. Mit quietschenden Reifen leitete der erste der erschrockenen Polizisten eine Vollbremsung ein, das Heck des Wagens brach aus und er kam quer auf der Straße zum Stehen, kurz vor dem Krater, den die Handgranate gerissen hatte. Seine Nachfolger taten es ihm gleich, trotzdem rammte ab und zu eines der Autos seinen Vorgänger, auch wenn es keine wirklich schweren Zusammenstöße gab.
Ein schmales Grinsen huschte über Taks ausdrucksloses Gesicht, als er das Auto erneut in eine Seitenstraße steuerte. Er mochte diese kleinen Schreckeffekte, die eine ganze Verfolgung aufhalten konnten. Trotzdem, es wurde langsam Zeit, das Gefährt zu wechseln. Wahrscheinlichen waren die Bullen schon mit ihren Hubschraubern unterwegs...
Aber es war für alles gesorgt. Genau so wie Tak es gern hatte. Das Auto bretterte in das geöffnete Tor eines Lagerhauses, welches sich hinter ihnen auch sofort schloss. Ohne Rücksicht auf Verluste drückte Tak die Bremse durch, der Wagen wurde herumgeschleudert und drehte sich um die eigene Achse, bevor er zum stehen kam. Nun ja – auch eingeplant. Das Lagerhaus bot genug Platz dafür...
22.06.2003, 12:11 #4
Skeleon
Beiträge: 793

Der Trenchcoatträger kletterte eben die stählernen Kufen des Helikopters empor, hievte sich ächzend in die rundum gläsernen Kanzel und ließ sich neben dem Piloten niedersinken.
Der blickte auf, nahm seinen Helm mit Kopfhörern ab und hielt ihn dem Bullen hin. "Das sollten Sie sich anhören, Chef."
Schweigend nahm Skeleon den Helm entgegen, setzte ihn auf und hörte den Funk mit. Eine verunsicherte Stimme sprach gerade.
" ... -hole, Granate! Hat Granate geschmissen. Keine Verletzten, haben Spur verloren ..."
Verdammt. dachte der Bulle. Jetzt muss ich den Heli für die Aufklärung einsetzen.
Er holte sein eigenes Funkgerät hervor und schrie hinein - "Kruger, sie übernehmen jetzt die Koordination der Straßensperren! Der Helikopter wird anderweitig gebraucht!"
Eine irritierte Zustimmung kam als Antwort.
Skeleon wandte sich an den Piloten.
"Haben Sie Waffen an Bord?"
"Eine Gatling, Chef."
"Schütze?"
"Kann ich holen lassen."
"Tun Sie's."
Dann verfiel er in Schweigen, holte seinen Revolver aus der Innentasche seines Trenchcoats und lud ihn durch.
"Wenn die Straßensperren versagen schalten wir die Antiterroreinheit ein - vorher kommt mir keiner dieser Militaristen auf meine Straßen, ist das klar?"
Der andere nickte nur.
Einen Augenblick Stille.
Hinter ihnen das Klacken der Schiebetür, als sie aufgezogen wurde, scharrend brachte der angekommene Schütze das Schnellfeuergewehr in Stellung.
"Bin soweit, Leute!" rief er nach vorne.
"Einsatz nur dann, wenn ich es explizit genehmige - wir wollen hier keinen Krieg führen, sondern sie nur ein wenig einschüchtern."
Der andere nickte, wie Skeleon sah, und hielt den Daumen hoch.
"Dann los." raunte der dem Piloten zu.
Flappend begannen sich die Rotorblätter in Bewegung zu setzen, das Landefeld wurde von den blinkenden, roten und blauen Leuchten des Polizeihelikopters erhellt. Zischend entflammten die Frontscheinwerfer, die einen strahlend hellen, reinweißen Lichtkegel beschrieben. Wie der Helikopter aufstieg breitete sich die Lichtfläche aus, wurde schwächer, war aber noch immer stark genug, die Nacht zum Tage werden zu lassen.
Mit einem Ruck legte der Pilot den Steuerknüppel nach vorne um und das Fluggerät jagte in die Richtung davon, aus welcher der Funkspruch wegen der Granate gekommen war. Jetzt müssten sie die Kerle erstmal aufspüren ... und dann festnageln, wenn nötig mit der Gatling, dachte der Bulle grinsend.
22.06.2003, 12:30 #5
Satura
Beiträge: 589

Satura nickte Tak grinsend zu, sprang behände aus dem Wagen und öffnete die Bodenklappe des Lagerhauses. Das Geräusch sanft gegen den Bug schwappender Wellen war zu hören, und schnell ließen sich die beiden aus der Luke in das Motorboot fallen. Satura warf eine Handgranate durch die Luke zurück, als der Motor auch schon laut aufheulte, und das Speedboot eine gewaltige Welle durch die Luke hinaufschwappen ließ.

Tak lenkte das Boot, während Satura an der gewaltigen Bazooka herumnestelte. Sie versuchte, sie stabil zu plazieren und zielte auf den Hubschrauber der Verfolger. Was war schon ein Leben mehr oder weniger? - Ein Feuerstoß schoß aus dem Maul der Waffe, und noch einer. In dem Moment verriß Tak das Steuer... "Shit!" fluchte sie. "Daneben! Lass uns verdammt noch mal schaun dass wir hier wegkommen."
Das kleine, wendige Boot pflügte durch das ruhige Meer und verschwand bald darauf in einer kleinen Bucht. Satura grinste, griff an ihre Stirn und grub ihre Finger in die blonde Perücke. Sie riß die Verkleidung herunter und warf sie achtlos ins Wasser. Die Handschuhe behielt sie an - man konnte nie wissen.

Sie presste einen kleinen grünen Knopf an ihrer Armbanduhr, und wie von Geisterhand öffnete sich ein verstecktes Tor in der Bucht, durch das das kleine Boot hineinglitt.
Bald erreichten sie einen kleinen unterirdischen Anlegesteg, und die beiden sprangen lächelnd aus dem Boot, begrüßten die drei schwerbewaffneten Securities und gingen die uralten, aus Stein gehauenen Stufen hinauf ins Kastell...
22.06.2003, 12:43 #6
Skeleon
Beiträge: 793

Ein leuchtender Feuerstoß jagte an der Pilotenkanzel vorbei.
"Da, da drüben! Hinterher!!"
Sofort reagierte der Pilot, riss den Knüppel herum und jagte hinter dem Schnellboot her. Aus der Entfernung sahen sie es hinter den Ausläufern einer Bucht einer Insel verschwinden, auf deren einzigem Berg eine alte Festung thronte. Irgendein Finanzgenie hatte sie mitsamt dem Kastell aufgekauft und das Ganze in ein Highttech-Büro verwandelt. Das war zumindest die offizielle Beschreibung dieser neu aufgebauten Festung.
Als sie aufgeholt hatten war das Boot weg.
"Keine Ahnung wie sie das Ding weggeschafft haben, aber sie müssen hier in der Nähe sein. Kreisen Sie einmal um die Insel und schauen Sie nach, ob das Boot irgendwo am Wasser ist - wenn nicht, haben sie's auf die Insel geschafft, weiß Gott wie."
Erneut befolgte der Pilot Skeleon's Anweisungen, wand den Knüppel sanft herum und beschrieb einen langen Bogen, rund um die Insel - das Wasser war dunkel, leer und ruhig.
"Sie sind auf der Insel." zischte der Bulle erneut.
"Geben Sie die Daten raus, wir ziehen uns ein Stück zurück und beobachten das Ganze."
Der Helikopter wandt sich herum, brachte etwas Abstand zwischen sich und die Insel und wies dann mit der Seite darauf - der Gatlingschütze machte sich bereit. Auf die Entfernung würde er niemals ein Ziel treffen können, aber Einschüchterung funktionierte so immer noch, dachte er grinsend.
Währenddessen gab der Pilot die Informationen durch und konzentrierte sich dann darauf, den Helikopter ruhig zu halten.
Der Trenchcoatträger zog seinen Revolver mit der Linken und hielt in der Rechten ein Megaphon. Noch tat er nichts weiter.
Er blickte zurück zu der Stadt, von der sich leise brummend zwei Schnellboote der Küstenwache näherten. Die Polizisten darauf waren mit leichten Maschinenpistolen bewaffnet. Normale Bankräuber würden sich ergeben, sobald Skeleon seine Forderungen per Megaphon stellte.
Normale Bankräuber warfen aber auch nicht mit Granaten.
22.06.2003, 13:46 #7
Satura
Beiträge: 589

Satura öffnete ihr langes dunkles Haar, das sie unter der platinblonden Perücke verborgen gehalten hatte und ließ es locker über ihre Schultern fallen. Die Waffen hatte sie im Boot zurückgelassen; lediglich die kleine halbautomatische Beretta hatte sie an ihrem Gürtel stecken - und ein paar Wurfmesser, eine nette Spielerei wie sie fand. Außerdem gut bei Langeweile... spielerisch warf sie Tak die letzte Handgranate zu. "Fang!" sie grinste. Er konnte solche Scherze nicht ausstehen - das wußte sie, und gerade deshalb machte sie es auch.

Ohne zu zögern betraten sie die große Aula; eine riesige Halle, die schon seit Ewigkeiten zu bestehen schien. Diese Mauern hatten Geschichten zu erzählen, die schon Legenden waren, lang bevor die Khorinische Mafia (KM) die Gemäuer aufgekauft hatte und zu ihrem Hauptstützpunkt erklärt hatte.
Es war eines dieser offenen Geheimnisse; sie hatten sogar eine eigene Abfahrt vom Khorinis Highway - nun, mit dem nötigen Kleingeld läßt sich so einiges machen. Die offizielle Bezeichnung war natürlich eine andere, um die Tarnung zu wahren: Khorinischer Waffenverein. Nun, einen wirklichen Unterschied machte es nicht.
Die Polizei von Khorinis war nicht mehr als eine Marionette in diesem Spiel; die meisten Gesetzeshüter waren unterbezahlt ergo bestechlich, kurz: sie hatten freie Hand.
Tak und Satura traten vor ein Zimmer mit einer Tür, die mehr einem Portal glich. Die beiden Bodyguards nickten und öffneten. "Er erwartet euch."
22.06.2003, 14:23 #8
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Knatternd heulte der Motor der schweren Kawasaki auf, verwandelte sich kurz darauf in ein donnerndes Jaulen, als Frost den Gashebel durchdrückte. Schlitternd rutschte das Hinterrad weg, Steine wurden davongeschleudert, ein hastiger Tritt brachte das ausbrechende Motorrad wieder unter Kontrolle und ließ es mit zunehmender Geschwindigkeit den steilen Hang herunterrasen.
Der Fahrtwind ließ Frosts lange Haarsträhnen synchron zu seinem weiten Ledermantel flattern, die dunkle Sonnenbrille sowie die Windschutzscheibe der schnittigen Maschine schützten seine Augen vor dem scharfen Luftzug. Eine gewaltige Staubwolke stieg in den Himmel, als er das Motorrad durch die enge, von der Sonne ausgedörrte Felsenschlucht jagte, mit geübten Lenkbewegungen hervorstechenden Felsnadeln auswich und sich unaufhaltsam seinem Ziel näherte : Den bedrohlich in den Himmel ragenden, gezackten Mauern des Kastells, das von der khorinischen Mafia als Unterschlupf auserkoren worden war.
Der Ganghebel rastete klackend durch, das Jaulen des leistungsstarken Motors wurde lauter. Frost duckte sich tiefer in den Schutz der Scheibe und spannte die Beinmuskeln an, als er direkt auf die senkrecht abfallende Klippe am Ende des schmalen Canyons zuraste. Kreischend drehten die wild rotierenden Reifen durch, als sie den Halt unter der rauhen Gummibeschichtung verloren. Ein schnittiger, nachtschwarzer Schatten setzte in einem gewaltigen Satz über den hohen, mit Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzaun hinweg, setzte jaulend ein gutes Stück hinter dem Wachhäuschen auf dem Asphalt der Straße auf und brach mit quietschenden Reifen erneut aus.
Bevor der wachhabende Mafiosi reagieren konnte, hob sich das Vorderrad auch schon in die Luft, die gesamte Maschine machte einen Satz nach vorne, um einen schwarzen Streifen auf dem Pflaster hinterlassend weiterzujagen.
Frosts Hand glitt zur Seite der Kawasaki, die geballte Faust hämmerte kurz auf einen Schalter der nachträglich angebrachten Halterung. Ploppend spuckte das kurzläufige Rohr an der Seite der Maschine ein fast rundes Geschoss aus, dass in leichtem Bogen und eine dichte Rauchwolke hinter sich herziehend auf das gewaltige Tor des Kastells zuschoss. Im selben Moment sprengten winzige Sprengkapseln die klobige Konstruktion der Marke Eigenbau ab, das Motorrad gewann erneut an Geschwindigkeit.
Eine ohrenbetäubende Explosion schlug Frost entgegen, als die abgefeuerte Granate das Tor zerfetzte, dicker Qualm und lodernde Flammen schlugen ihm entgegen, als seine Maschine mit einem Satz über die Trümmer des zerborstenen Tores hinwegsetzte, jaulend in der dahinterliegenden Halle aufsetzte und vollends aus dem Gleichgewicht kam. Gerade noch rechtzeitig warf sich Frost aus dem Sattel der kippenden Kawasaki und rollte sich geistesgegenwärtig über die Schulter ab und in den Schutz einer der marmornen Säulen. Kreischend schlitterte das Motorrad über den spiegelnden Boden, Funken stieben in die Luft.
Er war drin.
22.06.2003, 14:41 #9
Skeleon
Beiträge: 793

Mit dem losen Zielfernrohr eines Gewehres verfolgte Skeleon Frost's improvisiertes Eindringen.
"Wer zum Henker ist das?" rief er aus. "Wann sind unsere Leute einsatzbereit?"
"Sind soeben an der Küste angelandet."
Der Trenchcoatler verfolgte die Szenerie - schnell wurden die beiden Boote den flachen Sandstrand emporgezogen, dann mit dunkelgrünen Planen überdeckt, in den nahen Wald geschleift und dort mit natürlichem Grünzeug überhäuft.
Geschwind war das gute Dutzend Polizisten bereit - schusssichere Westen angelegt, Maschinenpistolen durchgeladen und entsichert und Adrenalinpillen eingeworfen.
"Los." zischte Skeleon den Männern über die Ohrenstöpsel zu.
Nur Augenblicke später liefen sie los, verschwanden im dichten Wald an der Westseite der Insel und tauchten kurze Zeit später am Rand des Forstes auf - an der einzigen Zufahrtsstraße, am Eingangstor. Dort, wo eben dieser seltsame Freak verschwunden war.
"Wartet, bis die Verstärkung eingetroffen ist. Umkreist das Gebäude, sorgt dafür, dass niemand entkommt aber greift nicht an, was auch immer da drinnen vor sich geht. Ich wiederhole: Nur bei Gefahr schießen!"
In der Ferne jagte eine Kolonne Polizeifahrzeuge über die schmale Zufahrtsstraße herbei - sie würden den Landweg absichern.
Sobald alles aufgebaut war würde der Trenchcoatler seine Forderungen stellen. Blieb nur zu hoffen, dass der Neuankömmling keine Probleme bereitete - im Moment war er jedoch im Haus verschwunden.
23.06.2003, 09:46 #10
Arson
Beiträge: 687

Schweigend saß der alte Mann auf seinem wuchtigen Ebenholzstuhl, das gedimmte, aus kreisrunden, in die dunkelgraue Marmordecke eingelassenen Strahlern fallende Licht spiegelte sich auf der fleckigen Glatze des Väterchens als er die Ellenbogen auf die breiten Stuhllehnen stützte und die dürren Finger vor dem zusammengepressten Mund verschränkte. Es wurde still in der gewaltigen Halle, reglos und in angespannter Erwartung verharrten die zahllosen Männer und Frauen in ihrer knieenden Demutshaltung, starrten mit ausdruckslosen Gesichtern auf die polierten Fliesen des kalten Steinbodens.
Arson wagte kaum zu atmen. Es war lange her, dass der Oyabun, der Vater der Familie, seine Kinder zusammengerufen hatte. Aus allen Teilen der Stadt waren sie zu ihm geeilt, hatten sich schnellstmöglich in dem komplexen Firmenbau von Nagayushi Industries zusammengefunden, eine anonyme Armee stiller, in dunkle Maßanzüge gekleideter Asiaten, bereit, jeden Befehl des ehrwürdigen Oyabuns nach besten Kräften zu erfüllen, selbst wenn die Gefahr noch so gewaltig sein mochte.
Und das würde sie heute sein, dessen war sich Arson sicher. In den sieben Jahren, die der hochgewachsene Halbasiate nun schon die Ehre hatte, sich als Mitglied der Yakuza zu betrachten, waren derart große Versammlungen stets mit äußerst riskanten Aufträgen verbunden gewesen, Aufträgen, deren Erfüllung für gewöhnlich in einem Blutbad endete...
Der alte Mann räusperte sich, hob dann langsam den Kopf und ließ seinen Blick ohne Eile über die versammelten Männer und Frauen schweifen. Die leise, zerbrechlich wirkende Stimme des Väterchens war dank der enormen Ausmaße des Raumes, der hohen Steinwände und der fast vollkommenden Stille klar und deutlich zu verstehen.

"Wir werden es nicht tolerieren."
Arsons Miene verhärtete sich. Damit war zu rechnen gewesen.
Während der Oyabun sich wieder in seinem Stuhl zurücklehnte trat ein weiterer untersetzter Japaner aus dem Schatten hinter der Ebenholzlehne. Sein rasiertes Gesicht zeigte erste Ansätze von Falten, das kurze, pechschwarze Haar war zu einem ordentlichen Seitenscheitel gekämmt. Das Licht der Strahler spiegelte sich in den dunklen Gläsern seiner schmalen Sonnenbrille.
Hiromu Osakawa war der zweite Mann nach dem Oyabun, der Wakashu, und wahrscheinlich das einflussreichste Mitglied der Familie. Er war es auch, der dafür sorgte dass die Befehle des Vaters unverzüglich ausgeführt wurden. Jedes Zögern in seiner Gegenwart endete mit dem Tod.

"Sie haben eine unserer Stützpunkte im Hafen überfallen und fast die gesamte Ware entwendet. Dieser Bruch des Waffenstillstandes ist nicht akzeptabel."
Eine kurze Pause. Arson spürte wie die hinter schwarzem Glas verborgenen Pupillen die Anwesenden musterten.
"Nibuku, Konyui, Hasegawa, Kenshi!"
Bei Ausrufung des letzten Namens zuckte Arson unmerklich zusammen, spannte dann aber augenblicklich sämtliche Muskeln seines Körpers und kam geschmeidig auf die Beine, um mit ausdruckslosem Gesicht und stocksteifer Haltung in die Schwärze hinter dem Stuhl des Oyabuns zu starren. Zwei weitere Männer und eine Frau hatten es ihm gleich getan.
"Ihr werdet die Ehre der Yakuza wiederherstellen und die Diebe bestrafen!" Osakawas Mundwinkel bebten vor Zorn. "Tötet die Schuldigen und bringt die Ware zurück in unser Heim!"
-"Ha, Wakashu-sama!" ertönte die einstimmige Antwort der Angesprochenen. Jetzt, da der Auftrag erteilt war, löste sich die Versammlung mit blitzartiger Geschwindigkeit auf, verwandelte den Raum in ein Chaos aus dunklen Gestalten und laut über den Boden klackenden Lackschuhen. Die automatischen Schiebetüren der sechs breiten Aufzüge glitten lautlos zur Seite, und die Yakuza schickten sich an den wuchtigen Firmenklotz aus hartem Beton und glänzendem Stahl wieder zu verlassen. Alle bis auf die vier zuvor aufgerufenen Personen.
Zielstrebig schritt Arson den schmalen Korridor entlang, der in den schattigen Gefilden hinter dem Thron des Vaters von der Haupthalle abzweigte. Hinter ihm unterhielten sich Kibuko und Hasegawa in geflüstertem Japanisch, stockten jedoch augenblicklich, als die kleine Vierergruppe sich in einen separaten Aufzug begab und sich die kalten Türen des Transportmittels schlossen. Lautlos glitten sie in die Tiefe, erreichten schließlich einen weiteren, weitläufigen Raum, dessen schmucklose Wände mit Waffenregalen und Rüstungsständern nur so zugestellt waren. Auf verchromten Metalltischen lagen weitere Splitterwesten, Schutzhelme und Kampfstiefel, aber auch diverse Raketenwerfer und Maschinenkanonen. Etwa zwei dutzend Männer und Frauen ausnahmslos asiatischer Herkunft bewegten sich zwischen den Regalen umher, wogen Waffen und anderes Gerät in den Händen oder halfen sich gegenseitig beim Anlegen der pechschwarzen Ganzkörperanzüge, die den Träger durch eingearbeitete Kevlarplatten vor tödlichen Schusswunden schützen sollte und schon nach kurzer Zeit zur Standartausrüstung eines Yakuza im Kampfeinsatz avanciert war.
Als die vier neu hinzugekommenen Gestalten bemerkt wurden, hielten die stillen Krieger in ihren Bewegungen inne, strafften ihre Körperhaltung und verbeugten sich vor Arson und seinen Kameraden.
Das war also ihr Team. Der Halbjapaner strich sich durch das kurzgeschorene Stoppelhaar und musterte die Männer und Frauen. Ausdruckslose Mienen, durchtrainierte Körper. Hoch lebe der Yakuza Drill.

"Gibt es schon einen Plan?"
Nibuko, eine schlanke Frau von fast zarter Statur blickte sich fragend um. Arson kannte sie von früheren Einsätzen, ihr unsicheres, fast schwaches Auftreten täuschte, sie war hart im nehmen und verdammt skrupellos. Der hochgewachsene Halbjapaner arbeitete gern mit ihr zusammen.
"Wir teilen uns auf und greifen das Kastell von mehreren Seiten an. Da es ringsum von Wasser umgeben ist gibt es lediglich zwei Möglichkeiten, es zu erreichen, denn der direkte Weg über die Hauptbrücke ist wenig empfehlenswert. Bleibt also Wasser und Luft..."
-"Ich werde die Lufteinheit begleiten." Arson fiel dem sprechenden Konyui fast ins Wort. Leicht irritiert blickte der untersetzte Yakuza zu seinem Kameraden hinüber. Dieser lächelte kühl. "Ich mag es nicht, nass zu werden."
Der Rest des Plans war simpel. Man würde hart reingehen, jeden Widerstand mit Waffengewalt aus dem Weg räumen und die gestohlene Ware bergen. Wieviel Schaden dabei angerichtet wurde, war irrelevant. Die Mafia war es, die den Streit vom Zaun gebrochen hatte, und es würde ihr Stützpunkt sein, der dabei in Schutt und Asche gelegt würde.
Schweigend zwängte Arson sich in den enganliegenden Kevlaranzug, zog sich die Kunstfaser-Gesichtsmaske über den Kopf und trat anschließend an einen der mit Panzerglasscheiben verschlossenen Waffenschränke heran. Die Finger des Halbjapaners huschten über das kleine, in Hüfthöhe angebrachte Tastenfeld, ein hydraulisches Zischen ertönte, und die Türen schoben sich automatisch zur Seite. Arson hob den Kopf, starrte auf die zahllosen verschiedenen Pistolen, Gewehre und Granatwerfer, deren schwarze Stahlleiber den Yakuza in stummem Versprechen auf Tod und Zerstörung anlächelten. Arson zuckte unmerklich mit den Schultern. Wer die Wahl hatte...
Schließlich entschied er sich für zwei schlichte 76er Zwillingsberettas und eine handliche Heckler & Koch MP 53. Deutsche Qualitätsarbeit. Vervollständigt wurde die Ausrüstung durch mehrere Handgranaten sowie ein langes Katanaschwert, dessen Hartplastikhülle an einem eigens dafür angefertigten Haken am Rücken des Schutzanzuges befestigt wurde, so dass die Waffe nun leicht zu transportieren und schnell zu ziehen war. Nachdem Arson die Schusswaffen noch einmal eingehend geprüft hatte, wandte er sich an seine Kameraden. Die eben noch individuellen Personen waren inzwischen ausnahmslos zu anonymen, schwer bewaffneten Kriegergestalten mutiert, deren muskulöse Leiber in einheitlichen Kampfanzügen steckten. Blitzende Augen starrten aus schmalen Sichtschlitzen der Gesichtsmasken, der einzige Teil, der nicht durch den Anzug verdeckt wurde.

"Bereit? Dann los."
Gemeinsam verließ der Einsatztrupp den Ausrüstungsraum, marschierte im Laufschritt durch die langen Korridore des Firmenkomplexes, um sich anschließend an einer engen Gabelung aufzuteilen. Der erste Trupp lief weiter in Richtung des riesigen Parkplatzes, wo gepanzerte Transporter bereits auf sie warteten, um sie zum Hafen zu bringen. Die zweite Gruppe, zu der auch Arson gehörte, verteilte sich auf die sechs Hauptaufzüge des Gebäudes, um mit ihrer Hilfe bis zum Dach des Hauptkomplexes fahren zu lassen. Als die Stahltüren zur Seite glitten, wurde der anrückende Trupp bereits vom dröhnenden Flappen langer Rotorblätter begrüßt. Zwei schwarzglänzende, hochmoderne Hubschrauber hatten sich auf dem gewaltigen Dach niedergelassen, die Schiebetüren waren geöffnet, der Motor war erst garnicht abgestellt worden. Die verspiegelten Kanzelscheiben versteckten die Piloten vor den Augen der Yakuza, doch Arson war sich sicher, dass es sich um fähige Männer handelte. Schweigend verteilten sich die Krieger auf die beiden Maschinen, welche dann auch augenblicklich abhoben, um dann mit heulenden Motoren ihrem Ziel entgegenzurasen. Arson lud den Lauf seiner H&K, lehnte sich dann in den engen Polstersitzen zurück und betrachtete die unter ihm dahinrauschenden Hochhausgiganten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Helis das offene Wasser erreichten und die kleine Kastellinsel in Sicht kam. Die Yakuza beugten sich vor. Was zum Teufel war da unten denn los? Eine fettige Rauchsäule stieg fast senkrecht in den Himmel, irgendwo brannte etwas und auf den Zufahrtsstraßen wimmelte es von Polizei.
"Wir müssen uns beeilen, wenn wir die Ware noch retten wollen! Die Bullen nehmen die Mafia hoch!"
Arson musste schreien, um das Rotorgeräusch zu übertönen. Seine Kameraden nickten. Jeder wusste, was zu tun war. Flappend jagten die beiden Stahlvögel über das glitzernde Wasser hinweg , kippten dann abrupt zur Seite, um eine waghalsige Kurve zu beschreiben und sicher der abgeschottete Insel von der Ostseite her zu nähern. Unter ihnen, das wusste Arson, würden die Wellen in diesem Moment von den Leibern mehrerer Speedboats durchtrennt, die die Mannen der zweiten Truppe an Land bringen sollten. Die Helis würden schon für genug Verwirrung sorgen, um die Krieger auf den Booten zu entlasten.
„Wir gehen rein!“
Kreischend kippten die Hubschrauber nach unten, verloren mit rapider Geschwindigkeit an Höhe, während der dunkle Schemen des Kastells einen Ruck auf sie zuzumachen schien. Gleißende Blitze zuckten aus dem Mauerwerk der Festung, dann zischten mehrere dröhnende Geschosse neben den Helikoptern vorbei, weiße Bahnen aus Rauch hinter sich herziehend. Wieder ruckten die Hubschrauber zur Seite, teilten sich auf, gerade rechtzeitig um einem guten Dutzend weiterer Raketen auszuweichen, die die Luft an den Stellen durchschnitten, an denen die Stahlvögel sich eben noch befunden hatten. Ein trockenes, ohrenbetäubendes Knattern brachte die Trommelfelle der Yakuza zum Erbeben als die Piloten die roten Knöpfe an ihren Steuerhebeln betätigten und die Helis somit veranlassten, dutzende ihrer tödlichen 68 mm Hydra Luft-Boden-Raketen aus den beiden runden Abschusscontainern auf das Kastell zu speien. Eine ganze Kette von donnernden Explosionen fegte über das Bollwerk hinweg, glühende Steinbrocken regneten durch die Luft, beißender Qualm stieg aus den zahnigen Einschusslöchern in die Atmosphäre, beschränkte die Sicht in der direkten Umgebung des Kastells auf wenige Meter.
Todesmutig tauchten die Helis in den Rauchvorhang ein, drosselten ihr Tempo und steuerten auf eine weitläufige Terasse zu, deren hinterer Bereich aus einem einzigen gewaltigen Sonnendach bestand. Auch hier war eine der Raketen eingeschlagen, hatten ein splittriges Loch in das Dach gerissen, über dem die Hubschrauber nun langsam zum Stillstand kamen.

„Raus hier! Los, los, los!“
Arsons Finger schlossen sich um die glatte Oberfläche des etwa fingerdicken Stahlseils, sein Körper schoss förmlich aus dem engen Sitz des Helis als er sich mit einer routinierten Bewegung aus der geöffneten Seitenluke des Helis warf um dann in wahnwitzigem Tempo an dem Seil durch das Einschussloch und in die Eingeweide des Kastells hinabzurutschen. Neben, unter und über ihm taten es ihm seine Kameraden gleich, setzten mit klackenden Kampfstiefeln auf dem schuttübersähten Boden einer fast vollständig zerstörten Schwimmhalle auf um sich dann augenblicklich zu verteilen. Im Laufschritt näherte Arson sich der Ausgangstür, der schwarze Lauf seiner MP ragte bedrohlich nach vorn. Der Tanz konnte beginnen.
23.06.2003, 11:52 #11
Satura
Beiträge: 589
Völlig ungeachtet des Krawalls in der absolut uneinnehmbaren Halle des Paten...
Geräuschlos schwang das riesige Tor auf, und Satura und Tak traten ein. Eine riesige Tafel durchspannte den Raum längs, und an der Kuppel der Halle befanden sich dämonische Zeichnungen und Skulpturen aus längst vergangenen Zeiten, und jedesmal wieder jagten sie ihr Schauer über den Rücken; dieser Raum hatte etwas ehrfurchtsgebietendes an sich. Am Kopfende der leeren Tafel saß er, selbst wie ein Relikt aus alten Zeiten anmutend, sie erwartend. Hinter ihm standen sechs seiner persönlichen Leibwache; doch nicht die Typen in den schwarzen Anzügen mit den modischen Sonnenbrillen, sondern in schwere schwarze Roben gewandete Männer.

Mit schnellen Schritten durchquerte Satura den Raum und verneigte sich. Sie holte den Diamanten aus ihrem Ausschnitt und überreichte ihn. "Wir haben ihn." Der Pate nahm den fein gearbeiteten Stein entgegen und wog ihn vorsichtig in der Hand. "So leicht; man mag gar nicht vermuten, welche Kraft in ihm steckt." Ein schiefes Grinsen zauberte sich auf das sonst so regungslose Gesicht. "Nun denn, dann kann die Beschwörung beginnen... macht euch bereit." Drei der schwarzgewandeten Gestalten nickten und verschwanden still durch eine Seitentür. "Und Ihr," der Pate deutete zu einem seiner Männer, "sagt dem Polizeichef, er soll gefälligst seine übereifrigen Mannen in den Zaum bekommen, sonst... nun, ihm wird wohl etwas an seiner Tochter liegen. Schickt ihm doch ihren linken Daumen, um unserer freundlichen Bitte den nötigen Nachdruck zu verleihen." Seine Miene blieb völlig regungslos, als sich der Angesprochene eifrig nickend daran machte, den Auftrag auszuführen.
23.06.2003, 13:05 #12
Skeleon
Beiträge: 793

Der Trenchcoatler verfolgte gebannt das Schaustück, dass sich nun in der Luft um sie herum, unter ihnen im Meer und vor ihnen auf der Insel abspielte.
Feuer stieben aus dem Dachfirst empor, Dutzende von Menschen jagten den Strand entlang und weitere ließen sich von den beiden Helikoptern herunterrutschen.
Doch die Straßenblockade stand.
Mit dem ausgereckten Daumen gebot er dem Piloten, zu den Polizeiwägen hinüber zu schwenken und dort runter zu gehen, um mit den Verhandlungen zu beginnen.
Langsam ließ das Flappen der Rotoren nach, als der Helikopter an Höhe verlor und schließlich mit scharrenden Kufen auf dem Asphalt der Zugangsstraße, kurz hinter der Blockade aufsetzte.
Blitzschnell sprang er heraus und lief zum Einsatzleiter, einem jungen, aufgeschlossenen, freundlichen und hilfsbereiten Mann namens Kruger - ein grottenschlechter Polizist, dachte Skeleon kopfschüttelnd.
"Ich übernehme jetzt wieder!" rief er ihm zu, packte sein Walkietalkie und rief den Kameraden am Strand zu, sich in den kleinen Wald zurückzuziehen - wer immer da ankam, es war zu riskant für seine Leute. Die Blockade sollte aber weiterhin bestehen.
Dann packte der Detective sein Megaphon und brüllte elektronisch verstärkt zum Haus hinüber.
"Sie sind ... partiell umzingelt! Sie haben es mit einer speziell ausgebildeten Polizeieinheit zu tun. Geben Sie ihre Position auf, legen ihre Waffen beiseite und verlassen das Gebäude, einer nach dem anderen, zusammen mit der Beute! Sie werden nach den Rechten der vereinigten ..."
Ein Zischen in seinem Walkitalkie ließ ihn stutzen.
Mit einem Fiepen öffnete er den Kanal.
Eine leise Stimme zischte hinein, und in Dutzende anderer Walkietalkies ebenfalls.
"Der Polizeichef des sechsundzwanwigsten Reviers wird aufgefordert, seine Leute vor Ort zurückzuziehen. Anderenfalls sehen wir uns gezwungen ..."
Ein kleines Mädchen schrie vor Schmerz auf.
Mit einem Zischen erstarb die Stimme.
Nur Augenblicke später kam eine neue Nachricht rein.
"Detective - zumal ihr Vorgesetzter in diese Sache verstrickt ist werden sie aufgefordert, ihre Einsatztruppe unverzüglich zurückzuziehen." raunte ihm der Polizeipräsident zu.
"Aber jetzt erst recht! Der Chef würde wollen, dass ich seine Tochter ..." schrie der Trenchcoatler zurück, wurde aber sofort unterbrochen.
"Detective, Sie sind ihres Amtes zeitweilig enthoben. Geben Sie mir Kruger."
Doch zu spät, der Trechncoatler verpasste seinem Vertreter einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf, schaltete das Walkietalkie ab und rief seine Leute zur Ruhe auf.
"Wir haben ein Problem! Aber unsere Taktik bleibt wie bisher, sowie wir Nachricht von der Tochter des Polizeichefs haben überlegen wir, was zu tun ist. Im Notfall müssen wir stürmen! Zieht die Männer vom Wald ab, wir beschränken uns auf die Verbarrikadierung des Landweges."
Er würde seinen Chef nicht hängen lassen. Und wenn sie seiner Tochter was antäten, würde er ihn rächen.
Was der suspendierte Detective nicht wusste, war, dass in diesem Augenblick eine Spezialeinheit bereit gemacht wurde, um sowohl die Tochter des Polizeichefs zu retten, als auch um den Trenchcoatler festzunehmen ...
23.06.2003, 16:10 #13
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Partiell umzingelt, sehr interessant.
Frost konnte obgleich der Aufforderung der Polizei nur den Kopf schütteln. Die nahmen sich ja selbst nicht mehr ernst. Zudem war auf die Bullerei von Khorinis ohnehin kein Verlass mehr, seitdem die Verbrecherbosse begonnen hatten, ihre Schmiergelder großzügig zu verteilen. Also seit der Gründung der ersten Polizeidienststelle.
Weitere Explosionen beutelten das alte Gemäuer, der kalte Marmor der Säule in Frosts Rücken erbebte unter den Einschlägen der Explosivgeschosse, er konnte das Gestein knirschen hören. Ein dünner Vorhang aus Staub löste sich aus der Decke und rieselte auf dem blitzblank polierten Fußboden der Eingangshalle. Zurück blieb ein hässlicher, feinkörniger Fleck direkt auf einer der spiegelnden, weißen Platten des Schachbrettmusters. Verdammt, langsam wurde die Zone doch etwas heiß. Die Polizei hantierte jedenfalls nicht mit derartigen Geschossen.
Es wurde Zeit, hier zu verschwinden.
Geschmeidig wirbelte Frost aus seiner Deckung, das Licht der Deckenbeleuchtung brach sich auf einem mattschwarz glänzenden, länglichen und klobig wirkenden Stab in seiner Hand. Der Finger des Söldners streichelte über einen in der Oberfläche eingelassenen Knopf, mit einem leisen Klacken sprengte sich eine kleine Kapsel am vorderen Ende des Stabes ab, flog direkt auf einen Punkt gut einen Meter oberhalb einer der Aufzugstüren zu und zog dabei ein festes, aus miteinander verwobenen Stahldrähten gefertigtes Seil wie einen glänzenden Schwanz hinter sich her. Hastig lief Frost hinter der Klebekapsel her, stieß sich vom Boden ab und stützte sich mit beiden Beinen an der Aufzugstür ab, während er den Knopf nach unten schob. Leise erwachten die leistungsstarken Motoren in dem Kletterstab zu sirrendem Leben, behende kletterte der Söldner mit seiner Hilfe ein gutes Stück wie eine Spinne an der Wand empor, um dort regungslos zu verharren.
Die abgefeuerte Kapsel enthielt ein schnell wirkenden, äußerst wirksamen Klebstoff, zerplatzte beim Auftreffen und setzte sich an der betreffenden Oberfläche fest. Leider ließ sich das Klebegeschoss nur ein einziges Mal verwenden. Das Zeugs aufzutreiben war eine teure Angelegenheit, Frosts Vorrat an Klebekapseln stark beschränkt.
Ein leises Klacken kündigte vom Umschlagen der altmodischen Etagennummer ein kleines Stück über den Aufzugstüren. Frost lockerte den Sitz seiner Pistole, fasste die Waffe fest und machte sich bereit, im Falle eines Falles ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen. Spätestens sobald die Sicherheitskräfte der Familie merkten, dass die Torwachen wohl nicht mehr unter den Trümmern des zerschossenen Tores hervorkommen würden, konnte es schnell eng werden.
Zuerst ein deutliches Ping, dann glitten die Türen der vier Aufzüge mit leisem Schaben auseinander. Gut zwei Dutzend mit Maschinenpistolen bewaffneter Männer samt Schutzwesten und Helmen stürmte in die Halle, Befehle wurden gebellt, augenblicklich teilten sich die Trupps auf um die Halle abzusichern. Drei von ihnen näherten sich mit den Waffen im Anschlag dem umgestürzten Motorrad. Einer der Reifen hing haltlos in der Luft und drehte sich allmählich aus.
Kein sonderlich freundlicher Empfang, dachte sich Frost als er einen Trigger an der Seite des Stabes presste. Das Seil wurde ausgeklinkt, der Söldner fiel in die Tiefe und ging tief in die Knie, um sanft wie eine Feder auf den Zehenspitzen zu landen. Ebenso lautlos wirbelte er an der sich schließenden Aufzugstür vorbei in die Kabine.
Soweit lief alles gut.
Doch er wusste, dass die Burschen dort draußen nicht lange brauchen würden, um zu merken, dass sie gehörig verarscht worden waren. Bis dahin wollte er allerdings schon längst ein gutes Stück zwischen sich und die unfreundlichen Herren gebracht haben.
Während sich der Aufzug mit leisem Sirren in Bewegung setzte und den Söldner aufwärts trug, kramte Frost eine neue Klebekapsel aus der Tasche hervor, ließ eine Abdeckung an der Seite des Kletterstabes aufschnappen und legte die leicht längliche Kapsel hinein. Das an ihrem Ende angebrachte Seil klinkte er an dem kleinen Haken im Inneren des Stabes ein. Die Klappe fiel zu, der Stab verschwand in den unergründlichen Tiefen von Frosts Manteltasche.
Die behandschuhten Hände rutschten unter dem Ledermantel zu Frosts Hüften. Mit den Daumen ließ Frost die Halfterschnallen aufschnappen, kurz darauf kamen zwei handliche 9mm-Pistolen zum Vorschein. Ihre Läufe waren ungewöhnlich lang - Den aufgesetzten Schalldämpfern zum Dank. Noch einmal kontrollierte der Söldner die Magazine, dann verscheuchte er mit dem Handrücken eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und rückte die Sonnenbrille zurecht.
Die Aufzugstüren glitten fast lautlos auseinander, ohne auch nur eine Wimper zu verziehen, trat Frost nach draußen in den Korridor.
"Was zum - ?"
Die Pistolen gaben je ein kaum hörbares Pfft von sich, der Wachmann brach mitten im Satz ab, als eine rote Blume auf seiner Stirn aufblühte, sich einen Wimpernschlag später in einen Sturzbach verwandelte und rote Perlen auf die Kevlarweste tropften. Auch sein ihm gegenüber stehender Kamerad erstarrte mitten in der Bewegung, ein Ausdruck zutiefster Verwirrung lag in seinen Augen. Dann klappten die beiden Wachmänner wie sandgefüllte Säcke synchron zusammen.
Klimpernd trafen zwei Patronenhülsen auf den Fliesen auf, überschlugen sich mehrmals als sie erneut in die Luft sprangen und rollten dann haltlos über den Boden. Eine von ihnen blieb neben dem Ohr des toten Wächters liegen, während die andere unter einen Getränkeautomaten rollte. Unnötig, doch sie standen in seinem Weg. Als sie bei den Mafiosi anheuerten, wussten sie, worauf sie sich einließen. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet hatten, dass wirklich jemand ihren Hauptsitz direkt angreifen würde.
"Folge dem Gang zu deiner Linken", meldete sich eine sanfte Frauenstimme in Frosts Ohr zu Wort.
Der Söldner blickte nach links. Hinter der Wachstube zweigte ein langer, von Neonlampen erhellter Korridor ab. Mehrere Türen waren in die Seitenwände eingelassen.
"Die vierte Tür links", fuhr Nightsky am anderen Ende der Leitung fort.
Der Söldner folgte ihrer Anweisung ohne zu zögern. Es war nicht das erste Mal, dass er mit seiner Freundin zusammenarbeitete. Nightsky verstand sich auf alle erdenklichen Arten der elektronischen Überwachung, stellte eine geborene Hackerin dar und wurde dank ihrer Fähigkeiten zu einer wertvollen Verbündeten, wenn es ums Infiltrieren feindlicher Einrichtungen ging. So brauchte sich der Söldner zumindest für die nächsten zwei Minuten auch keine Sorgen um die Überwachungskameras zu machen. Denn solange würden die Sicherheitskräfte nach seiner Schätzung noch brauchen, um den elektronischen Störsender aufzuspüren, der in seiner Kawasaki versteckt war.
"Die Tür wird verschlossen sein", warnte sie Frost übers Mikro vor.
Wortlos zog Frost eine kleine Phiole aus der Tasche. An ihr aufgesetzt war ein längliches, dünnes Röhrchen. Vorsichtig führte der Söldner das Röhrchen in das Türschloss. Kurz wurde ein kleiner Knopf gedrückt und die konzentrierte Säure in das Innenleben des Schlosses gespritzt. Ein leises Zischen und ein beißender Gestank kündigte vom Ableben der Mechanik.
"Die nachfolgenden Räume werden von der Familie nicht benutzt. Halte nach einer kleinen Bibliothek Ausschau."
Die Tür wurde zugezogen, das leise Tappen von Frosts Stiefeln hallte durch den engen Gang. Bis hierhin zu kommen war noch recht simpel gewesen. Interessanter wurden ohnehin erst die weiter oben liegenden Etagen. Und mit ihnen das Arsenal neuester Sicherheitstechnologien samt automatischen Wachkameras, Geräuschsensoren und tödlichen Selbstschussanlagen.
23.06.2003, 18:44 #14
Tak
Beiträge: 3.270

Ohne Interesse zu zeigen beobachtete Tak die Szene. Was der Pate genau vorhatte, wusste er nicht – und es war ihm auch herzlich egal. Mit den Zielen der Mafia hatte er nicht viel zu tun, er wollte auch gar nicht allzu viel damit zu tun haben. Unwissenheit war in dieser Szene manchmal ein größerer Segen, als man glauben mochte...
Tak, offiziell Priester der St. Angelius – Kirche in der khorinischen Altstadt, sah das Ganze eher als Spiel an, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben. Auf Dauer Schäfchen hüten war doch etwas eintönig – Schäfchen reißen musste auch mal sein.
Er fummelte ein wenig an seinem Kragen seines Anzuges herum, nicht etwa weil dieser nicht saß, eher aus Langeweile, während Satura mit dem Paten noch irgendwelche Dinge beredete. Im Gegensatz zu seiner Geschäftspartnerin, die ständig mit Lederklamotten und Schnürstiefeln durch die Weltgeschichte rannte, trug der Priester ein von der Aufmachung her zwar schlichten, aber dennoch schweineteuren schwarzen Anzug, ein paar polierter Schuhe, ein schwarzes Hemd darüber und eine ebenfalls schwarze Krawatte. Was gab es auch für eine schönere Farbe als schwarz? Keine natürlich. Höchstens noch rot. Blutrot...
Tak verzog die dünnen Lippen zu einem flüchtigen, kühlen Grinsen, nicht mehr als ein Zucken seiner Mundwinkel, das wie ein Schatten über sein ausdrucksloses, blasses Gesicht huschte, aus dem seine braunen Augen kalt und scheinbar vollkommen gefühllos hervorstachen. So mancher, der Tak ‚kannte’, hätte sich ziemlich über diese fast schon unnatürliche Kälte in seinem Blick gewundert.
„Ich glaube es gibt Ärger.“, warf er irgendwann ein, als die Explosionen immer lauter wurden. Es hatte sich angehört, als wären ein paar Hubschrauber angekommen und ein paar Sekunden später wieder verschwunden - wahrscheinlich nachdem sie ihre 'Fracht' abgeworfen hatten. Außerdem rückten die Bullen an, und dann war da ja noch dieser irre Motorrad – Hampel, von dem ein Wachmann, der kurz hereingeplatzt war, berichtet hatte, bevor der Pate ihn mit einem bösen Blick wieder herausgejagt hatte. Zeit, ein paar Gehirne über den Boden zu verteilen...
Tak warf dem Paten einen kurzen Blick zu, dieser nickte nur flüchtig und drehte sich dann wortlos um, folgte seinen Kuttenheinis in den Nebenraum um sonst was anzustellen. Den Priester interessierte das schon gar nicht mehr, er trat an einen stählernen Waffenschrank an der Wand und öffnete ruhig die unverschlossene Tür. Ohne Eile wanderte sein Blick über den Inhalt. Satura war inzwischen neben ihn getreten und schnappte sich ohne Umschweife das leichte Maschinengewehr sowie ein paar dazugehörige Magazine. Erneut huschte der Anflug eines amüsierten Grinsens über Taks Gesicht – Satura und ihre dicken Wummen...
Der Priester entschied sich schließlich für zwei H&K MP5 A4 in der kurzen Variante. Nachdem also die Wahl getroffen war, konnte es ja schon losgehen...
Satura ging voran, wie fast immer. Eine sehr dominante Person, das Mädel. Nun ja, Tak machte es nichts aus, solange sie nicht irgendwann auf die Idee kam ihn herumkommandieren zu wollen konnte sie ruhig vorangehen, wenn es ihr Spaß machte. So bekam sie immerhin auch die ersten Kugeln ab, wenn es Hart auf Hart kam.
Wenig später hatten die beiden einen der Fahrstühle erreicht, dieser gab ein leises „Pling“ von sich, als er ihr Stockwerk erreicht hatte. Fast geräuschlos glitten die glänzenden Türen zur Seite, um wenig später Satura und Tak im Inneren des Fahrstuhls einzuschließen.
Etwas später öffneten sie sich ein paar Stockwerke höher wieder, die beiden traten heraus. Die Gänge waren bereits von Wachleuten gesichert worden, die sich hinter allem duckten was sie irgendwie als Deckung gebrauchen zu könnten glaubten – auch wenn Tak ernsthaft bezweifelte, dass große Porzellanblumentöpfe ihnen da einen großen Dienst erweisen würden...
„Situation?“, fragte Satura einen Offizier kurz, dieser erläuterte knapp das Geschehen. Zwei Hubschrauber waren gelandet, nachdem sie ein paar Raketen in die Wand des Kastells gejagt hatten. Scheinbar Yakuza. Tak nickte geistesabwesend. Nun denn, würde eben bald ein wenig Japanerhirn an den Wänden kleben...
Ohne Eile entsicherte der Priester seine Waffen und folgte Satura die Treppe hoch ins nächste Stockwerk, in dem sich die Asiaten wohl gerade ein Gefecht mit den Wachleuten lieferten. Die Vermutung wurde schnell zur Gewissheit, kurz neben der Treppe lag ein Wachmann auf dem Gang, dem das halbe Gesicht fehlte. Einschusslöcher in Türen und Wänden zeugten weiterhin von dem Kampf, und nicht zuletzt die vereinzelten Schüsse und die Befehle, die die Offiziere des Wachpersonals ihren Leuten zubrüllten.
Mit einem gezielten Tritt öffnete Satura die nächste Tür, Tak stand feuerbereit mit ausgestreckten Armen hinter ihr. Es war allerdings noch nicht nötig die Magazine leerzuballern, der Raum war bis auf einen tot hinter dem Schreibtisch liegenden Büroangestellten leer. Während Tak den Gang im Auge behielt begab sich Satura ans Fenster, von dem aus man gute Sicht auf den Hubschrauberlandeplatz hatte...
23.06.2003, 19:06 #15
Skeleon
Beiträge: 793

Mit dem Fernrohr verfolgte der Trenchcoatler das Geschehen hinter der Blockade. Mehrere Explosionen beutelten die Festung an ihren Grundmauern. Staub und kleinere Steinbrocken fielen herab, aber die Mauern standen. Ein Kopfschütteln. Was ging da drinnen vor sich? Es schien ein eigener kleiner Krieg da drin zu herrschen. Ein Bandenkrieg?

Plötzlich fielen Schüsse. Aber nicht im Gebäude sondern hinter der Blockade! Fluchend warf sich der Trenchcoatler herum, genau wie zwei Dutzend Polizeibeamte.
Acht schwer bewaffnete Männer stürmten auf sie zu, mit erhobenen Submaschinenpistolen feuerten sie in die Luft, auf ihren schwarzen Kevlarpanzern war quer die Aufschrift AAFK (Armed and Armored Forces of Kohrinis county) zu erkennen. Blitzschnell reagierte der suspendierte Detective.
"Ausschalten!"
Die ihm loyalen, ansonsten eher korrupten Bullen stürzten sich mit Stunguns auf die anrückende Antiterroreinheit und ehe sie noch reagieren konnten waren die acht Soldaten bereits überwältigt.
"Riegelt die Landstraße auch in die andre Richtung ab!" forderte der Trenchcoatler seine Männer auf.
Es schien, als würde er jetzt ernste Probleme bekommen.
Von der anderen Seite der Insel näherte sich eine weitere Achtergruppe, die jedoch den Auftrag hatte, in das Kastell einzudringen und die Geisel zu befreien. Bis das Fehlschlagen der Festnahme Skeleon's bekannt wurde, hätten seine eigenen Männer die Lage bereits im Griff.
Er kommandierte ein Dutzend seiner Männer zur Stürmung des Gebäudes ab. Die Geisel retten war das Hauptziel, auch dieser Gruppe.
Schien als würden jetzt mehr als nur zwei Fronten aufeinandertreffen.
23.06.2003, 19:36 #16
Satura
Beiträge: 589

Mit einem knacksen meldete sich der Knopf in ihrem Ohr.
"Verdammt.." fluchte Satura. "Die Bullen sind auch noch immer hier... die werden sicher versuchen, die Geisel zu befreien." Tak sah sie fragend an. "Die Bullen?" Satura nickte. "Ich hätte ihren Polizeichef für intelligenter gehalten. Na, anscheinend ist ihm seine Tochter egal - er hat eine Spezialeinheit geschickt." Sie musste beinahe Lachen - die Spezialeinheiten der khorinischen Polizei waren nur in einem speziell - im Versagen. "Sie fliehen über den Nordkorridor. Zeit für ein Blutbad." Das Lächeln im Gesicht der jungen Frau erstarb. "Aber lass einen übrig, der berichten kann." im nächsten Moment verbesserte sie sich. "Ach was, wozu haben wir Überwachungskameras..."

Beinahe lautlos schlichen die beiden die Wand entlang zur nächsten Tür, die direkt in den Nordkorridor mündete. Keine Sekunde zu spät brachte Satura ihr MG in Stellung, als die Tür auch schon geöffnet wurde... Ohne Nachzudenken eröffnete sie das Feuer.
23.06.2003, 20:56 #17
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Such nach dem Nekronomikum", meldete sich Nightsky in Frosts Ohr zu Wort, als er die Buchreihen abschritt.
Erneut konnte Frost nur den Kopf schütteln. Manche Leute hatten wirklich einen seltsamen Humor. Die Bibliothek bestand nur aus einem einzelnen, grob quadratischen Raum. Die Mitte des Zimmers wurde komplett von einem mächtigen Bücherregal ausgefüllt, das wie eine überbreite Säule einen knapp zwei Meter breiten Gang zwischen seinem massigen Körper und den in die holzvertafelten Wände eingelassenen Bücherschränken frei ließ.
"Versuch die Rückwand", spezifizierte seine Beraterin ihren Rat.
Frosts Stiefel glitten lautlos über den mit roten Strichmustern bestickten Teppichboden, als sein Blick die mit den unterschiedlichsten Büchern vollgestellte Regalwand nach dem Buch absuchte. Ein spöttisches Lächeln umspielte Frosts Mundwinkel - Sein wachsamen Augen hatten ein in helles, spröde wirkendes Leder gebundenes Buch erspäht, auf dessen Rücken in blutroten Lettern Nekronomikum prangte und welches ein kleines Stück zu weit aus der Bücherreihe herausragte.
"Lass mich raten", kam der Söldner seiner Freundin zuvor, "Drücken oder Kippen?"
"Du hast's erfasst!"
Frost konnte das Grinsen Nightskys beinahe hören. Dann griff er nach dem Buch und rückte es leicht in seiner Halterung umher. Wie erwartet ließ es sich leicht nach hinten drücken. Als das Buch vollständig in die Reihe zurückgedrückt worden war, kündigte ein Klacken vom Einsetzen eines versteckten Mechanismus.
Welch Wunder, dachte sich Frost in einem Anflug von Sarkasmus.
Knirschend schwang ein Teil der Regalwand zur Seite und gab einen verborgen liegenden, mit groben Mauersteinen verkleideten Gang frei.
"Sesam öffne dich", grinste Frost und trat in das Halbdunkel des Geheimgangs.
"Spar dir deinen Frohmut für später, jetzt wird's ernst", ermahnte ihn Nightsky zur Vorsicht.
"Ja, Mutti", knurrte Frost und tauschte in einer fließenden Bewegung die Sonnenbrille gegen ein Nachtsichtgerät.
Surrend erwachte das Gerät zum Leben, das Sichtfeld des Söldners wandelte sich in ein sanftes Grün, die eingebaute Wärmebildkamera zeigte vor ihm nur erkaltetes Gestein.
"Hast du alles im Blick?", fragte er seine Navigatorin und rückte das Nachtsichtgerät etwas zurecht.
Wie fast jeder von Frosts Ausrüstungsgegenständen war auch dieses Gerät mehr oder weniger stark modifiziert. An seiner Seite war eine winzige Kamera angebracht, kaum größer als sein kleiner Finger. Über diese und einige weitere Vorrichtungen blieb Nightsky stets über Frosts Vorgehen informiert.
"Direkt über dir befindet sich ein Kamin", kündigte Nightsky Frosts weiteren Weg an, "Er wurde wohl früher zum Beheizen des Gebäudes benutzt. Natürlich hat die Familie das Ding abgesichert. Mehrere Wärmesensoren an der Außenseite sind mit Sprengfallen gekoppelt. Wenn du zu sehr ins Schwitzen kommst, wirst du vollends gebraten!"
Ein leises Grummeln war Frosts einziger Kommentar. Anstatt nach einem anderem Weg zu suchen, durchstöberte Frost erneut seine Manteltaschen. Wenig später zog er eine dünne Maske über und nahm erneut den Kletterstab zur Hand. Die Maske war genau wie sein Mantel mit einem Gespinst feiner Kühldrähte durchsetzt. Mit dieser Ausrüstung war seine Wärmesignatur nicht mehr als ein verschwommener Fleck auf den Sensoren.
Über ihm verlor sich der kaminähnliche Schacht in der flirrenden, leicht grünlich verfälschten Dunkelheit des Nachtsichtgeräts. Der unsichtbare Laserstrahl des ebenfalls im Gerät integrierten Entfernungsmessers maß die Schachthöhe auf knapp zwanzig Meter. Also würde er ein kleines Stückchen klettern müssen.
Frost zielte kurz, dann schleuderte der Kletterstab eine kleine Klebekapsel in die Finsternis des Kamins. Erst als das fein eingestellte Lauschmikro ein kaum hörbares Klirren auffing, betätigte Frost den Knopf zum Einholen des Seils. Die Motoren des Stabes gaben einen beruhigenden Brummton von sich, mit einem Ruck wurde Frost in die Höhe gehoben. Die letzte vier Meter musste er kletternd zurücklegen, da das Seil nicht lang genug war. Ein nicht zu verachtender Schönheitsfehler des Geräts.
Den Rücken fest an die Wand gepresst, arbeitete sich Frost Meter für Meter in die Höhe, bis er mit den Händen die Kante des darüberliegenden Ganges erreichen konnte. Geschmeidig zog er sich in die Höhe und stieß sich gleich unsanft den Kopf an der für seinen Geschmack viel zu niedrigen Decke.
"Danke für die Warnung", maulte er zwischen zusammengepressten Zähnen seiner Freundin zu.
"Wie war das? Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen? Vielleicht sollte ich dich öfters durch solche Gänge scheuchen", kam die vor Schadenfreude triefende Antwort zurück.
"Ich hab dich auch gern", murmelte Frost und setzte seinen Kopf um einige Kopfschmerzen reicher fort.
"Weiß ich doch", schoss Nightsky unvermittelt zurück, "Achja, du musst gleich rechts raus."
Immerhin schien sie ihre eigentliche Aufgabe nicht vollkommen zu vernachlässigen. In der leicht grünlichen Welt des Nachtsichtgeräts konnte Frost eine breite Nische in der Seitenwand erkennen. Ebenso einen Schalter knapp neben ihr. Doch Frost zögerte, als seine Hand den Mechanismus schon beinahe ausgelöst hatte. Etwas hielt ihn zurück. Es war nicht mehr als ein Gefühl, doch er zögerte.
"Was ist los?", fragte Nightsky über Funk.
Der Söldner antwortete nicht. Stattdessen schob er seinen Kopf näher an die Wand des Ausgang heran. Einen Moment später dankte er Gott im Stillen dafür, dass er nicht sofort den Geheimgang geöffnet hatte.
In sanftem Rotorange zeichneten sich die Wärmesignaturen mehrerer Personen hinter der dünnen Wand ab. Frost zählte ein gutes Dutzend. Allesamt mit leichten bis schweren Waffen ausgerüstet.
"Kontakt", flüsterte Frost und schluckte gerade noch die ihm auf der Zunge liegenden Flüche herunter.
"Sieht übel aus", meldete sich Nightsky.
"Schaffst du die?"
Beinahe hätte der Söldner laut aufgelacht.
"Vergiss es, niemals. Ich will einen Blackout in zehn Sekunden. Kriegst du das gebacken?"
"Warte, ich hab soeben den Polizeifunk geknackt", zögerte die Hackerin, "Offensichtlich haben die Bullen Probleme untereinander. Ich halt dich auf dem Laufenden. Wart kurz, ich schau was sich bei dir machen lässt."
"Beeil dich besser, hier wird's langsam unangenehm heiß", knurrte Frost, während er die klobige Pistole vom Typen Desert Eagle hervorzog und entsicherte. Aus Erfahrung wusste der Söldner, dass die Geschosse aus diesem Monster einen bleibenden Eindruck hinterließen.
Nach der Kontrolle des Magazins fingerte er nach dem Glasfaserkabel und stöpselte es in einer nachträglich angebrachten Buchse an der Pistole ein. Beim Einrichten dieses Spielzeugs hatte Nightsky abermals ihr Talent in Sachen Elektronik bewiesen. Ja, sie waren wirklich ein gutes Team. Nachdem das andere Ende des Kabels im Nachtsichtgerät eingesteckt war, flimmerte auch schon das auf seine Augen projizierte HUD in Frosts Sichtfeld. Prüfend bewegte er die Waffe und registrierte befriedigt, wie das Fadenkreuz vor seinen Augen der Bewegung folgte.
"Wie weit bist du", fragte er, während er das Geschehen in dem Zimmer weiter beobachtete.
"Gib mir zehn Sekunden", forderte Nightsky.
Im Hintergrund der Übertragung konnte Frost hören, wie ihre Finger über die Tastatur hämmerten. Hoffentlich beeilte sie sich...
24.06.2003, 12:27 #18
Arson
Beiträge: 687

"Red Dragon hier Blue Dragon, haben erste Sicherheitslinie durchbrochen und rücken auf Kurs zwo-sieben Richtung Zentrum vor. Wie ist Ihr Status?"
Die knackende Funkstimme war leise, doch dank der Tatsache, dass der rundliche Empfänger direkt in der Ohrmuschel saß, für Arson und seine dunklen Kameraden problemlos zu verstehen. Die Finger des Yakuzas ruckten nach oben, drückten einen rechteckigen Knopf auf dem in Höhe des Schlüsselbeins in die Kampfmontur eingelassenen Sender, fuhren dann augenblicklich wieder zurück an den Lauf der kurzläufigen MP während der Halbjapaner sich in geducktem Laufschritt durch den breiten Korridor bewegte um sich dann hinter einen wuchtigen Marmorsockel zu kauern. Seine Stimme war leise, ruhig und deutlich.
"Blue Dragen hier Red Dragon, sind in Position bei Eintrittspunkt Beta, rücken planmäßig weiter vor. Bestätigen Sie Treffpunkt bei sieben-vier-zweiundzwanzig, over."
Mehrere Yakuza passierten Arsons Position, liefen tiefer in den von zwei wuchtigen Ebenholztüren begrenzten Korridor entlang. Ein schwarzer Schemen sprang hinter einer Raumecke hervor, Mündungsfeuer fauchte aus einer halbautomatischen 9mm Handfeuerwaffe und die filigrane Maserung der Marmorwände zerspritzte mit hellem Geklirr. Zischend entlud sich eine schallgedämpfte Viper MP und der schwarze Anzug des Wachangestellten zerfetzte in glitschigem Rot. Haltlos prallte die Gestalt an die Wand, rutschte dann langsam zu Boden, wobei sie eine breite Blutspur auf dem weißen Stein hinterließ.
Ein Knacken im Empfänger, dann wieder Hasegawas vertraute Stimme.

"Bestätige, Treffpunkt bei sieben-vier-zweiundzwanzig, over and out."
Wieder zuckten die Finger, pressten sich auf den kleinen Knopf, und das Mikro schaltete die Sendefrequenz wieder auf Teameinstellungen. Lautlos kam er hinter seiner Deckung hervor, eilte zügig Richtung Tür, in deren Nähe sich inzwischen mehrere Mitglieder der Eingreiftruppe versammelt hatten. Neben den verhältnismäßig kleinen Heckler&Koch MPs waren einige der Yakuza mit schweren M16 Sturmgewehren und Automatikpumpguns ausgerüstet, deren schwarzglänzende Läufe sichernd auf Tür und Korridor zielten.
"Vorwärts!"
Krachend wurde die wuchtige Tür aufgetreten, drehte sich splitternd in den Angeln, gab den Weg in einen weitläufigen Aufenthaltsraum frei, hinter dessen umgekippten Stühlen und Tischen augenblicklich das Feuer eröffnet wurde. Instinktiv warf Arson sich zur Seite, rollte geschmeidig über den Boden, während seine Hand an den Brustteil seines Anzugs glitt. Behandschuhte Finger schlossen sich um den geriffelten Stahl einer kleinen Eiergranate, rissen den Sprengkörper aus der Verhakung, wobei gleichzeitig der Zündstift gezogen wurde, und warf das rundliche Metallding in hohem Bogen durch die Luft. Ein ohrenbetäubendes Krachen, gefolgt von einem Regen aus Steinsplittern war das Resultat, doch der Yakuza schenkte der Zerstörung keine Beachtung, sondern hechtete mit einem weiteren Satz hinter eine rechteckige Marmorsäule. Aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Kameraden sich ebenfalls in Deckung begaben, an den zerstörten Flügeltüren verharrten oder tiefer in den Raum eindrangen. Im Lauf der MP des Halbjapaners blitzte es auf, kreischend spuckte die Waffe ihre heißglühenden Bleikugeln durch den Raum. Splitternd gruben sie sich in die Massive Holzplatte eines kostbaren Ziertisches, sprengten eine auf einem entfernten Sockel stehende Porzellanvase und gruben sich in den Kopf des dahinter in Deckung gegangenen Sicherheitsmannes. Noch während der Mann zu Boden ging, brüllte direkt neben Arsons Position ein Sturmgewehr sein lautes Todeslied, zerfetzte eine der als Deckung dienenden Kommoden ohne größere Probleme, zwang die Securities somit, ihren Standort zu verlassen. Mit einem dumpfen Ploppen entlud sich der angeschraubte Lauf des Granatwerfers, schleuderte ein rauchendes Etwas hinter eine Ansammlung von umgestürzten Regalen, deren Holzplattern nur einen Lidschlag spätern donnernd auseinandergerissen wurden. Brennendes Holz und verkohltes Papier flog durch die Luft, dann platzte ein abgetrennter, vollkommen verbrannter Menschenarm nur wenige Zentimeter neben Arson auf den zerstörten Steinboden. Volltreffer. Die Sicherheitsmänner der Mafia waren gut ausgebildet, doch schwarze Anzüge, Sonnenbrillen und 9mm Pistolen reichten einfach nicht gegen die Feuerkraft der Einsatzgruppe. Arson schätzte jedoch, dass besser ausgerüstete Spezialteams bereits auf dem Weg durch das Gebäude waren. Sollten sie kommen.
Der Halbjapaner riss seine eigene Waffe hoch, kam hinter seiner Deckung hervor - und sprang mit einem geschmeidigen Satz augenblicklich zurück hinter die Säule, als das Licht mit einem trockenen Knacken erlosch und die Szenerie in fast absolute Finsternis tauchte. Zumindest solange, bis die an den Läufen der Yakuzawaffen angebrachten Taschenlampen klackend ihren Dienst aufnahmen...
24.06.2003, 15:38 #19
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Licht aus!", kam Nightskys freudige Bestätigung über Funk.
Den Bruchteil einer Sekunde später fing das Lauschmikro ein leises Knacken auf, dicht gefolgt vom donnernden Aufstoßen einer Tür und dem hallenden Rattern eines tragbaren Maschinengewehres. Verdammte Scheisse, das würde hässlich werden...
Während auf Frosts Thermalsicht die langgestreckten und hell orange leuchtenden Schemen der Deckenbeleuchtung langsam zu einem dunkler werdenden Gelbton wechselten, begann sich die Waffe des MG-Schützen durch die steigende Erhitzung aufzuhellen. Der Kerl musste weg, das war klar.
"Du hast maximal eine Minute", erinnerte ihn die Hackerin, als er kurzentschlossen den Schalter betätigte.
Fast geräuschlos glitt das Wandgemälde zur Seite und Frost ließ sich behende ins Freie gleiten. Bevor einer der Mafiosi reagieren konnte, gab die Desert Eagle bereits ein lautes Bellen von sich. Einer der Leibwächter erschauderte mitten in der Bewegung. Das Kaliber 50-Geschoss sprengte Putz aus der Wand und hinterließ ein kinderfaustgroßes Loch im Mauerwerk, noch bevor das Blut vom Kopf des Wächters auf den Boden tropfte. Die Maschinenpistole entglitt seinen kraftlos gewordenen Händen, dann stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden.
Erneut spie die Pistole in Frosts Händen eine gleißende Flammenzunge sowie ein todbringendes Projektil aus, als der Söldner zur Seite hechtete und sich im Sprung herumwarf. Ein weiterer Mann wurde durch die Wucht des Einschlags zurückgeworfen, taumelte haltlos nach hinten und fiel über einen porzellanen Blumentopf. Die Maschinenpistole gab ein dumpfes Knattern von sich, als sich seine Finger um den Abzug verkrampften. Unkontrolliert ruckte die MP herum und feuerte einen tödlichen Geschosshagel ungezielt in die Umgebung, bis ein wiederholtes Klacken vom leergeschossenen Magazin kündete.
Wummernd verließ eine weitere Kugel den Lauf der wuchtigen Waffe. Holzsplitter stieben durch die Luft und regneten auf den, oder besser die, MG-Schützin herab. Frost fluchte still in sich hinein. Der Schuss hätte dieses Problem eigentlich aus der Welt schaffen sollen. Stattdessen hatte die Kugel das Holz der Türe glatt durchschlagen und war dann an der Wand abgeprallt, um als pfeifender Querschläger durch den Gang zu jagen.
"Fünfundfünzig Sekunden", warnte Nightsky in Frosts Ohr.
Dumpfer Schmerz pochte durch Frosts Schultern, als er auf dem harten Boden aufkam und sich nach hinten abrollte. Gerade einmal fünf Sekunden waren seit dem ersten Schuss vergangen. Und jetzt erwachten seine Gegner langsam aus ihrem Schock. Flackernder Feuerschein flammte auf der Sichtprojektion auf, als die Waffen der Mafiosi zu ratterndem Leben erwachten und einen wahren Kugelhagel ausspuckten. Zischend sirrten für das Auge unsichtbare Geschosse an dem Söldner vorbei, krachten klirrend in Fliesen und Wände und hinterließen nichts als zersiebten Putz und zerfetztes Mobiliar.
Frost zog den Kopf zwischen die Schultern und sprang hinter einer Wandecke in Deckung. Eine verirrte Kugel ließ die Wandverkleidung wenige Millimeter neben seinem Kopf in einer Wolke aus Staub explodieren, heulend sirrte das Projektil in die Dunkelheit von Nightskys Blackout davon. Der Söldner bog den Waffenarm um die Ecke und stützte ihn mit der freien Hand. Dank des mit der Waffe verknüpften HUDs brauchte sich Frost nicht selbst in Gefahr zu bringen und konnte trotzdem zielsicher um das Hindernis feuern. Einer der Mafiosi versuchte in geduckter Haltung in die Deckung eines Schranks in der Nähe von Frosts Position zu huschen. Ein gellender Schmerzensschrei übertönte sogar den Waffenlärm, der Mann krachte hart gegen die Wand und blieb zitternd liegen, die Hände auf eine klaffende Wunde in seinem Oberschenkel gepresst.
Noch drei Kugeln.
"Dreißig Sekunden!"
"Es sind zu viele", flüsterte Frost, während er nach einem neuen Ziel suchte.
Seine Stimme zitterte leicht unter dem Adrenalinstoß, behielt aber nach wie vor ihre geisterhafte Ruhe. Erneut peitschte ein Schauer aus Geschossen durch den Gang und über Frosts Deckung und zwang den Söldner, seine Hand hastig zurückzuziehen. Elendige Scheisse..., fluchte Frost in sich hinein. Flüsternd sagte er :
"Brauche Fluchtkorridor. Ziehe mich von Position zurück."
Flackernd erwachte die Deckenbeleuchtung zu neuem Leben. Verdammt, das waren mindestens zwanzig Sekunden zu früh.
"Gib mir fünf Sekunden!", hallte Nightskys Stimme in seinem Ohr.
"Die habe ich nicht", meinte Frost als weitere Geschosse Löcher in die Wand sprengten und den Putz in die Luft schleuderten.
Seine Hand glitt unter den Mantel und löste einen grob kastenförmigen, flachen Gegenstand von seinem Gürtel. Ein Flackern einer winzigen, roten Leuchtdiode bestätigte die Zündung des Sprengsatzes, mit einem metallischen Klicken blieb er an der Wand kleben.
Augenblicklich löste sich Frost aus seiner Deckung und sprintete den Gang hinab. Seine Verfolger würden eine nette Überraschung erleben, wenn sie um die Ecke bogen und somit den Sprengsatz der Annäherungsmine detonieren ließen.
24.06.2003, 18:16 #20
Skeleon
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Verzweifelt rang der Trenchcoatler mit sich selbst.
Was sollte er nur tun?
Mit einem Grunzen schnappte er sich schließlich sein Walkietalkie, beorderte seine Männer zum Eingang des Kastells und zog mit dem zweiten Dutzend selbst nach. Dafür musste er zwar die Blockade aufgeben, aber dass die Geisel gerettet wurde, war wichtiger, als dass die Gangster nicht davonkamen.
Im Gehen fing er eine Maschinenpistole auf, irgendwas von Heckler und Koch, aber sonderlich drauf konzentrieren tat er sich nicht. Hauptsache es schoss.
Er warf sich die Schärpe über die Schulter und ließ die MP5 locker baumeln, zog seinen Revolver und stapfte neben seinen Untergebenen über den knirschenden Kies des Vorgartens.
Qualmende, steinerne Überreste verziehrten den sonst makellosen Garten, unter einer umgestürzten Säule schaute eine verkrampfte, menschliche und ziemlich tot wirkende Hand heraus.
Schnell hatte sich der zwei Dutzend starke Trupp gesammelt.
"Bislang kein Kontakt. Aber da drin muss die Hölle los sein." zischte Faraday, Skeleon's 'zweiter Mann', direkt nach Kruger, der nun wohlverpackt neben den acht Antiterrortypen auf der Rückbank eines Polizeivans saß.
Der Trenchcoatler nickte knapp und stapfte ein Stück weiter, ehe er durch die ruinierten Doppeltür trat. Glassplitter knarzten unter seinen Schritten, die stählerne Wandverkleidung war an mehreren Stellen von Kugeleinschlägen regelrecht in die Wand genietet worden.
Der suspendierte Detective schüttelte unsicher den Kopf.
War das nicht eine Nummer zu groß für ihn?
Seine Rechte ballte sich um den Revolvergriff zur Faust.
Nein.
Mit einem Schnauben hüpfte er über einen Schutthaufen hinweg - Betonbrocken und verbogene Stahlstützen waren von der Decke heruntergebrochen und hatten sich hier gesammelt.
"Miller, Faraday, gehen Sie vor, die Lage sondieren."
Die beiden nickten und stapften geschwind um die Ecke davon, die anderen folgten Langsam nach. Der Trenchcoatler wechselte vom Walkietalkie zum Ohrenstöpsel, wurde darüber jedoch wüst von seiner Abteilung als unfähig beschimpft und schob ihn wieder weg.
Mit seinem Funkgerät versuchte er Kontakt zu den beiden Polizisten aufzubauen.
Statisches Rauschen.
Plötzlich: "Detective, Sie sind eine hirnlose Nudel! Schaffen Sie ihren Arsch da raus und überlassen Sie den Job den Profis! Wenn Sie nicht ..."
Mit einem Druck auf die Sprechtaste überging er die weiteren Beschimpfungen und brüllte zurück: "Schaff dich aus der Leitung, du stupides Stück Scheisse! Wir brauchen hier 'ne ordentliche Arbeitsatmosphäre, wenn das funktionieren soll, also ..."
Diesmal wurde er unterbrochen: "Sie sind suspendiert, raffen Sie's endlich, Mann! Es erwartet Sie bereits Ihre dauerhafte Kündigung auf Ihrem Schreibtisch, und die wartet nur ungern!"
"Wenn ich Erfolg habe werden Sie sich wünschen, Papier wäre besser verdaulich und nun kscht!"
Da ertönte, nur wenige Meter weiter das Rattern von Maschinenpistolen, Augenblicke später dröhnte ein schweres Maschinengewehr und mehrere Pistolenschüsse schlugen durch den Lärm.
"Faraday! Wie ist die Lage?"
Statisches Rauschen.
Er fluchte, schaltete das Walkietalkie auf Standby und stolperte mit seinen Kollegen weiter. Der Trenchcoatler beschleunigte seinen Schritt, jagte um die Ecke und blieb abrupt stehen. Vor ihm lagen zwei Polizisten in ihrem eigenen Blut, die Maschinenpistolen noch immer umklammert. Ihnen gegenüber lag ein schwer gepanzerter, völlig schwarz gekleideter Soldat, offensichtlich hatten mehrere Kugeln seine Maske durchschlagen. Rund um sie herum waren Einschusslöcher, Putz war von der Wand gebröckelt, Beton zerrissen und Stahl verbogen.
"O'Reilly, übernehmen Sie die Sondierung. Äußerste Vorsicht walten lassen. Wir bauen derweil einen Brückenkopf in der großen Halle rechts von uns auf."
Er blickte durch die offenen Doppeltüren. Vollkommen leer. Falls der Soldat Kameraden hatte, was ganz offensichtlich war, waren sie ein Stück weiter in der anderen Richtung.
"Also los! In Deckung bleiben, O'Reilly. Wir haben es hier nicht mit einfachen Räubern zu tun."
Jetzt musste der 'dritte Mann' herhalten.
Der machte sich dann auch sogleich mit ein paar Kameraden an die Arbeit, während der Trenchcoatler mit dem Rest des Trupps in die große Halle schritt. Hier begannen sie, Tische umzuwerfen und notdürftige Barrikaden aufzubauen. Wenn sie Pech hatten, müssten sie sich auf einen echten Häuserkampf einstellen.
Und da waren auch noch die anderen Antiterrortypen ... und dieser Freak ... Skeleon schüttelte ein weiteres Mal verzweifelt den Kopf. Vielleicht sollte er einfach seine Kündigung samt Abfindung nehmen und sich in den Ruhestand begeben?
27.06.2003, 13:40 #21
Tak
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Tak wartete noch einen Augenblick, bevor er hinter dem Türrahmen, hinter dem er in Deckung gegangen war, hervorkam und ohne zu zögern die Verfolgung des flüchtenden Angreifers aufnahm. Einen Augenblick später hörte er Saturas Stiefel hinter sich auf dem kalten Marmorboden, auch die Wachleute setzten sich nach kurzem Zögern in Bewegung. Dieser verfluchte Bastard würde ihnen nicht entkommen...
Tak setzte über einen der erschossenen Wachmänner hinweg und rutschte das letzte Stück bis zu Ecke über den glatten Boden, wobei er seine Maschinenpistolen hochriss. Und da war er auch schon, der Penner...
Die Finger des Priesters krümmten sich um die Abzüge seiner Waffen, mit einem trockenen Rattern spuckten sie zwei kurze vollautomatische Salven aus. Mit einem lauten Klirren zerbarst das Glas einer Tür auf dem Gang und verteilte scharfe Splitter über den Marmorboden, bevor sich der flüchtende Söldner die Tür im Rennen aufstieß und hindurchrannte. Einer der Revolver spuckte donnernd sein Projektil aus, Tak warf sich ansatzlos nach vorn. Mit einem Knall schlug die Kugel seines Gegners hinter ihm in die Wand ein und riss ein großes Loch in die Wand – ein solches Loch im Körper zu haben wäre unangenehm...
Satura hatte mittlerweile aufgeschlossen und ballerte mit ihrer Pistole auf den Flüchtenden, Tak stieß sich wieder vom Boden ab und rannte weiter. Erneut spieen seine Maschinenpistolen Feuer und Blei, sprengten Splitter aus dem Marmorboden an der Stelle, an der der Söldner eben noch gestanden hatte, bevor er sich mit einem Hechtsprung in ein Nebenzimmer gerettet hatte.
Tak fluchte leise und sah sich um, während Satura neben ihm ein neues Magazin in ihre Pistole rammte. Das Maschinengewehr hatte sie sich über die Schulter gehängt.
Die Wachleute folgten mit ihren Waffen im Anschlag gerade um die Ecke. Tak drehte sich zufrieden um, in dem kleinen Zimmer würden sie den Söldner schon plätten, als plötzlich eine gewaltige Explosion die eben eingetretene ‚Stille’ zerriss.
Tak wusste zunächst nicht was überhaupt los war, als eine Druckwelle ihn gnadenlos von den Füßen riss und ein paar Meter durch die Luft schleuderte, reflexartig drückte er die Abzüge seiner Waffen durch. Seine Maschinenpistolen ratterten los und verteilten ungezielt ihre Geschosse über den Gang, einen Lidschlag später krachte der Priester unsanft auf den mittlerweile ziemlich durchlöcherten Marmorboden. Eine unangenehme Hitzewelle rollte den Gang entlang, faustgroße Trümmer regneten um Tak und die ein Stück entfernt von ihm liegende Satura nieder...
„Verdammt...“
Der Priester fluchte und rappelte sich auf und sah hinter sich. Eine dicke Wolke aus Rauch und staub versperrte die Sicht, war jedoch nicht groß genug, um zu verbergen, was geschehen war. Ein gewaltiges Loch klaffte in der Wand, einige kleinere Feuer brannten noch. Zwischen den Trümmern lagen die zerschmetterten Leichen der Wachleute in grotesk verdrehten Haltungen herum, der Gestank von verbranntem Fleisch stieg dem Priester in die Nase. Eine Bombe hatte den Gang mitsamt der Wachmänner weggesprengt...
„Du Hund...“, murmelte Tak und tauschte die Magazine seiner Maschinenpistolen aus, bevor er einen Blick zu Satura warf. Wie er selbst schien sie mit einem Schreck davongekommen zu sein und machte schon wieder ihre Waffen bereit. Mit einem Kopfnicken bestätigte sie schließlich, dass sie bereit war.
Vorsichtig näherten sich die beiden dem Zimmer, in das der Söldner geflüchtet war. Oh ja, vorsichtig mussten sie sein in Zukunft...
28.06.2003, 12:55 #22
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Langsam wird es eng hier!", zischte Frost zwischen den Zähnen hindurch, als die Wände und der Fußboden um ihn herum in kalkig weißen Staubexplosionen untergingen.
Das Klirren von zerspringendem Marmor und das Bersten von Holz erfüllte seine Ohren, er spürte den heißen Luftzug eines Querschlägers, der nur haarscharf an seinem Hals vorbeijagte.
"Scheisse!", fluchte der Söldner lautstark, doch der Fluch ging in dem Lärm des Kugelbombardements unter.
"Nightsky, ich brauche einen Fluchtkorridor!"
Als das Knattern der Maschinenpistole in seinem Rücken verstummte, konnte Frost das statische Rauschen der unterbrochenen Verbindung hören. Fluchend stieß er die nächste Tür mit der Schulter auf, wirbelte auf dem Absatz herum und schlug sie zu, bevor die nächste Salve in den Körper der dicken Eichenholztür einschlug. Selbst durch das harte Material hindurch konnte Frost die Wucht der Einschläge spüren.
Mit einem Satz war er an einem nahen Schreibtisch, warf ihn kurzerhand um und schob ihn vor die Tür. Krachend fiel ein Bücherregal um und kippte direkt auf den umgestürzten Tisch. Bücher fielen aus den Regalbrettern und polterten zu Boden, Seiten knisterten leise oder rissen einfach auseinander.
Gehetzt sah sich Frost in dem Raum um. Es schien sich um eine Art Büro zu handeln, bis auf den Schreibtisch und einige Wandschränke in der holzverkleideten Wand war der Raum nur spärlich eingerichtet. Und es gab nur die eine Tür. Die komplette Rückwand wurde von einem riesigen Fenster eingenommen, das den Blick auf die unter dem Kastell wogende See freigab. Etwas knackte in seinem Ohr.
"Scheisse Frost, wo bist du da reingeraten?", meldete sich Nightskys vertraute Stimme.
"In 'ne Sackgasse", stellte der Söldner nüchtern fest.
Sein Kopf ruckte herum. In der Thermalsicht konnte er zwei hell gelb und orange leuchtende, menschliche Umrisse erkennen, die sich der Tür näherten.
"Check das obere Stockwerk", knurrte Frost der Hackerin zu.
Seine Hand glitt unter den Mantel und zog eine Sprühdose hervor. Knackend brach er die Dose an der Tischkante auf und ließ sie achtlos fallen. Die Desert Eagle bellte, die Scheibenoberfläche verwandelte sich in ein Spinnennetz aus feinen Rissen, bevor es klirrend vollends zersprang. Frosts Finger fummelten an einem Drehregler herum, der auf einen kleinen, paketähnlichen Gegenstand montiert war. Einziger Unterschied waren neben dem Drehregler das halbe Dutzend Drähte, die das Paket umspannten. Ein leises Piepen bestätigte die Zündung, hastig platzierte Frost den Brandsatz unter dem umgekippten Schreibtisch.
Dann sprang er aus dem Fenster.
Kalte Luft schlug ihm wie eine Riesenfaust entgegen, selbst in dieser Höhe konnte er das Salz des Meeres schmecken. Einen Moment lang schien er schwerelos in der Luft zu hängen, bevor die Schwerkraft Besitz von seinem Körper ergriff und unbarmherzig in die Tiefe zog. Mitten im Flug warf sich der Söldner herum, in seiner Hand blitzte ein schwarzer Stab. Ein Schemen peitschte durch die Luft, schnellte geradewegs auf die Kastellmauer ein gutes Stück oberhalb des zersprungenen Fensters zu.
Ein schmerzhafter Ruck ging durch Frosts Arme, beinahe hätte er den Kletterstab losgelassen, doch seine Hand wurde von der ledernen Schlaufe festgehalten. Keuchend griff er nach und donnerte schon im nächsten Moment wummernd gegen die Kastellmauer. Japsend schnappte er nach Luft, als der Sauerstoff aus seinen Lungen gepresst wurde, versuchte sich mit den Füßen an der Wand abzustützen. Geistesgegenwärtig betätigte er den Auslöser um das Seil einzuholen. Kreischend erwachten die Motoren zum Leben, ein erneuter Ruck und der Söldner wurde langsam aber sicher in die Luft gehoben.
Erst als er ein gutes Stück über seinem Ausstiegspunkt angelangt war, gestattete er sich ein kurzes Aufatmen. Ein Klicken, das Magazin der Pistole stürzte in die Tiefe. Umständlich fummelte Frost ein neues Magazin aus der Tasche hervor und lud die Desert Eagle durch. Es war ohnehin nur noch ein einziger Schuss im Magazin gewesen. Und bevor er mit leerem Magazin vor einer Horde Mafiosi stand...
28.06.2003, 16:00 #23
Arson
Beiträge: 687

Krachend flog die wuchtige Eichentür auseinander, zerbrach in einer staubigen Wolke aus glühenden Holsplittern und kantigen Marmorbrocken, wirbelte in tausenden Fragmenten durch die erhitzte Luft, prallte schließlich gegen die wuchtigen Steinpfeiler, Vitrinen und Sitzgruppen des Prunksaales. Der graue Staub der Explosion hatte sich noch nichteinmal richtig verteilt, als auch schon mehrere dutzend schwarzbestiefelter Füße über den zerfetzten Boden trappten, sich in flinker Anmut verteilten, begleitet vom trockenen Brüllen zahlloser automatischer Feuerwaffen.
Mit einem reflexartigen Satz warf Arson seinen Körper zur Seite, zog den Kopf zwischen die Schultern, um sich dann in der Luft zu überschlagen wieder auf den Beinen zu landen. Hinter ihm zersprang die reich verzierte Marmorwand in einem Regen aus feinen Splittern, ergoss sich klimpernd auf den Boden, zog breite, dunkelgraue Schneisen in das einheitliche Weiß der kostbaren Hallenwand. Der in enganliegenden Kunstfaserhandschuhen steckende Zeigefinger des Yakuza krümmte sich um den Abzug seiner Heckler&Koch, zwang die handliche MP ihre tödliche Kugellast laut kreischend in die Freiheit zu entlassen, um eine beleuchtete Vitrine mit der Hilfe der glühenden Bleigeschosse in ein Inferno aus berstendem Glas und brechendem Holz zu verwandeln. Aus den Augenwinkeln sah er einen kleinen, schwarzen Schatten durch die Luft sausen, drehte seinen Kopf für einen Augenblick schützend zur Seite, als die donnernde Granatenexplosion den hinteren Teil des Raumes einen gleißenden Todesblitz verwandelte. Augenblicklich spurtete er nach vorn, setzte in routinierter Anmut über einen umgestürzten Tisch hinweg, katapultierte sich kraftvoll durch die Luft, um dann mit klackenden Stiefelabsätzen mitten in den Reihen der geblendeten Verteidiger aufzusetzen. Wuchtig kollidierte der Kolben seiner 56er Maschinenpistole mit dem Kiefer eines bulligen Anzugträgers, riss den untersetzten Mann von seinen glänzenden Markenschuhen, verwandelte das verkniffene Gesicht in eine Kraterlandschaft aus geborstenem Knochen und spritzenden Blutfontainen. Der Halbjapaner ließ sich von dem Schwung seines eigenen Angriffes treiben, wirbelte um die eigene Achse, riss dann mit einem hochtönenden Kampfschrei sein Bein nach oben und zog es einem zweiten Wachmann mit einem gekonnten Highkick durch das feiste Antlitz. Reglos polterte der Mafioso zu Boden, seine Pistole fiel ihm aus der Hand, wurde dann unter dem massigen Leib des bewusstlosen Schützen begraben. Arsons Haupt ruckte herum. An seinen Flanken hatten seine Kameraden ähnliche Manöver durchgeführt, bestritten nun einen äußerst kurzen Kampf mit den geschniegelten Verteidigern des Kastells. Die muskulösen Hünen hatten keine Chance. Kampfsport zu erlernen war eine Sache, es zu leben eine völlig andere.

"Raum sauber!"
Nibokus helle Stimme dröhnte durch die Halle. Arson drückte die Taste seines kleinen Mirkofons.
"Blue Dragon, hier Red Dragon, Treffpunkt sicher! Wie ist eure Position?"
Ein kurzes Rauschen, dann knackte es im Empfänger.
"Red Dragon hier Blue Dragon, gebt uns noch eine Minute! Treffen hier auf einigen Widerstand!"
Das war nicht zu überhören, denn Hasegawas Stimme ging fast unter im Fauchen und Brüllen der Sturmgewehre seiner Truppe. Auch ohne Mikro konnte Arson die Schüssen durch das Gebäude hallen hören.
"Roger Blue Dragon, wir nehmen sie in die Zange, over."
-"Blue Dragon verstanden, over and out."
Arson schaltete die Sendeeinheit aus und wandte sich dann der an der Ostseite des Raumes eingelassenen Tür zu. Seine Kameraden verteilten sich schweigend. Befehle waren überflüssig, da ein jeder Yakuza durch sein Mikrofon hatte mithören können.
Routiniert drückte Arson auf einen kleinen Knopf am Lauf seiner Waffe, ließ das annähernd leergeschossene Magazin seiner MP zu Boden poltern, lud die Waffe dann mit flinken Fingern nach, um sich anschließend neben dem Torbogen aufzustellen. Ein weiterer Yakuza stieß die beiden Holzflügel auf, wurde jedoch augenblicklich von einer heftigen Feuersalve erwartet. Schweigend sah Arson mit an, wie der Japaner unter dem Einschlag dutzender Kugeln regelrecht zerfetzt wurde, während er eine Granate von seinem Anzug löste und sie kraftvoll in den angrenzenden Raum warf. Mehrere andere Krieger taten es ihm gleich, wandten sich dann ab um sich neben dem Torbogen zusammenzukauern. Kaum einen Lidschlag später zuckte eine gewaltige Stichflamme durch die geöffnete Tür, dröhnende Explosionen brachten die Trommelfelle der Kämpfer zum Erbeben, Putz rieselte von der Decke, verschwand in der dunklen Staubwolke, die sich langsam aus dem Zimmer in die Halle der Yakuza wälzte. Abermals knackte es im Empfänger des Halbjapaners.

"Danke für die Hilfe."
Arson lächelte humorlos.
"Jederzeit."
Ein Trappeln und Poltern, dann strömte eine weitere Gruppe schwarzgepanzerter Yakuza in die zerschossene Halle. Im Gegensatz zur Luftlandetruppe waren einige dieser Männer und Frauen mit dicken Rucksäcken bewehrt, in deren robusten Kunststoffleibern jenes Material lagerte, das für einen Abwurf per Hubschrauber denkbar ungeeignet war. Der Oyabun sah es gern, wenn seine Truppen für alle Eventualitäten gerüstet waren.
Aus eine dunkle Gestalt schälte sich aus der anonymen Kämpfergruppe, um an Arson und seine Coführerin Niboku heranzutreten. Für einen Japaner war Hasegawa hochgewachsen , seine athletische Gestalt wurde durch die schmale Schädelform und die glänzende Automatikshotgun in seinen Händen nur noch weiter unterstrichen. Aus Erfahrung wusste Arson, dass dieser ansonsten so schweigsame Mann ein wirklich gefährlicher Nahkämpfer war, sollte die Situation es erfordern.

"Da wären wir."
-"Gut." Arson nickte. "Ich schlage vor, wir ziehen weiter Richtung Zentrum..." Das klirrende Bersten einer zerbrechenden Fensterscheibe ließ den Yakuza stoppen. Das Geräusch war aus einem der Räume dieses Stockwerks gekommen, nicht allzu weit entfernt. Drohend wurden die Läufe der Waffen erhoben. "...wobei wir weiterhin vorsichtig sein sollte. Der Widerstand ist noch nicht gebrochen."
29.06.2003, 20:51 #24
Satura
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"Verdammter Mist, was war das?" Satura sah Tak fragend an, der jedoch nur mit einer weiteren Salve antwortete. Wie in Zeitlupe sah Satura in dem Gang einen riesigen Feuerball entstehen, dessen heißer Atem ihr durch die Tür ins Gesicht blies...
Ein harter Ruck riß sie zurück, als Tak sie am Arm packte und mit sich zog. "Rückzug!" rief er heiser. Geistesgegenwärtig betätigte Satura einen kleinen Knopf an ihrer Uhr - keinen Moment zu spät öffnete sich eine Tür in der Wand. Satura zog den Priester mit sich, und sie preßten sich gegen die metallene Wand des geheimen Aufzuges. Drei ihres Gefolges hechteten in die rettende Kabine, und nahezu geräuschlos schloß sich die Tür wieder. Nicht einmal eine Sekunde später rollte eine Feuerwalze über den Raum hinweg...
Knacksend meldete sich eine Stimme in Saturas Ohr. "Sagt mal, wo bleibt ihr denn? Und was zum Henker ist da oben bei euch los? Die brennen uns die Hütte weg, und ihr tut nichts dagegen?" Die Gesichtszüge der Kämpferin verzogen sich nicht ein bißchen. "Schickt doch Papas Lieblinge rauf..." "Gut, wird gemacht. Over." Die Stimme verstummte. Tak sah sie fragend an. "Du schickst ihnen die Untoten auf den Hals?" Satura zog ihre Augenbraue hoch und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. "Das sollte sie für eine Weile beschäftigen, meinst du nicht?"

Geräuschlos glitten die Türen der Kabine auseinander. Eine weite, unterirdische Halle lag vor ihnen, erfüllt mit dem magischen Gesang hunderter Gestalten in schwarzen Roben, deren Fackeln den Raum erleuchteten. Ein festlich geschmückter Altar zierte die Mitte des Raumes, auf ihm lag ein junges Mädchen aufgebahrt - die Tochter des Polizeichefs.
Vor dem Altar standen drei Priester in schweren, reich verzierten schwarzen Roben, und neben ihnen stand der Pate, in seinen geöffneten Händen den Kristall haltend. Seine stechenden Augen musterten die Neuankömmlinge. "Kommt her, ich habe euch schon erwartet. Wir sind so weit; die Beschwörung kann beginnen."
29.06.2003, 23:19 #25
Superluemmel
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Wummernd schleuderte die Desert Eagle ihre tödliche Fracht durch die massive Fensterscheibe. Scherben regneten klirrend auf schmutzig braungrauen Teppichboden, das Projektil setzte trotz des Hindernisses seinen Flug unbeirrt fort, traf den Wachmann mitten in die Schläfe als er herumwirbelte und schleuderte ihn gegen die Wand. In der nächsten Sekunde war ein Schatten inmitten des flirrenden Splitterregens zu erkennen, der durch das zersplitterte Fenster in den Raum schwang. Knirschend wurden Glassplitter unter dem Auftreffen harter Stiefelsohlen zu feinen Körnern zermahlen, bellend entließ die großkalibrige Pistole in Frosts Hand zwei weitere Bleigeschosse. Schrille Schreie hallten durch das Zimmer, der zweite Wachmann wurde mitten in der Bewegung herumgerissen, als ihn die erste Kugel an der Schulter traf und ging endgültig zu Boden, nachdem das zweite Projektil seinen Oberschenkel zerfetzte und den darunterliegenden Knochen zertrümmerte. Sprenkel dunkelroten Blutes bedeckten die ansonsten peinlich saubere, weiß gestrichene Wand. Der Mafiosi blieb zitternd liegen, versuchte stöhnend die Hand auf die klaffende Wunde an seinem Bein zu pressen. In pulsierenden Strömen quoll neues Blut aus dem Loch, rannte zwischen den vom Blut glitschigen Fingern hindurch und hinterließ hässliche, rostbraune Flecken auf dem Teppich.
"Ich bin wieder drin", erstattete Frost Bericht an seine Navigatorin, während er an dem verwundeten Wachmann vorbeitrat und sich neben die Tür an die Wand lehnte, die Waffe schussbereit erhoben. Erst als er sich per Thermalsicht vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, stieß er die Tür mit einem Fußtritt auf und sprang in den Gang. Augenblicklich wirbelte er herum, ließ sich auf ein Knie herabfallen und hob schussbereit die Pistole. Seltsam, niemand zu sehen. Ein langer Korridor erstreckte sich zu beiden Seiten der Tür. Die Hälfte der Wand war mit dunklem Holz vertäfelt, der obere Teil erstrahlte in sauberem Weiß. Weitere Türen zweigten zu weiteren Räumen ab, während der Gang in einigen Metern Entfernung einen Knick nach rechts machte, endete er in Frosts Rücken in einer Sackgasse.
"Kein weiter Kontakt. Sag mir, wohin."
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich Nightsky zu Wort meldete.
"Folge dem Gang. Vorsicht an der Ecke! Hier gibt es mehrere Selbstschussanlagen."
"Verstanden", bestätigte Frost die Order.
Vorsichtig näherte er sich der Gangecke. Dicht an die Wand gepresst verharrte er wenige Handbreit vor der Kante und versuchte mit der Wärmebildkamera weitere Einzelheiten zu erkennen. Ein Heizkörper erstrahlte in kraftvollem Rot, die restlichen Gangwände in kaltem Blau. Keine Spur eines automatisierten Maschinengewehrs.
Unendlich langsam, um einem Bewegungssensor zuvor zu kommen, schob der Söldner die Pistole um die Mauerecke. Millimeter für Millimeter drehte er die Waffe, suchte über die Sichtverbindung des HUDs den abzweigenden Gang ab. Plötzlich hielt er inne. Dann schob er das Ohr näher an die Kante. Ein fast unmerklicher Sirrton drang dank des Lauschmikrofons an sein Ohr. Frost schluckte, bevor er mit der zweiten Hand vorsichtig die Pistole fasste und sie dann leicht anhob. Da war sie. Knapp unterhalb der Decke verriet ein schwaches, rotes Leuchten die Position des an der Selbstschussanlage angebrachten Kameraauges. Der Söldner hielt die Luft an, zog die Waffe ein kleines Stück höher und das Fadenkreuz des HUDs über die leblos glänzende Linse der Kamera.
Dem Knallen des Schusses wurde durch den Lautstärkeregler einiges an Kraft genommen, die Kamera zerplatzte förmlich unter dem Einschlag der Kugel. Das Sirren in Frosts Ohren erstarb, als die Servomotoren des automatischen MGs den Geist aufgaben.
"Das Ziel ist in die unteren Ebenen geflüchtet", berichtete Nightsky über die Funkverbindung.
Frost wollte schon zu fluchen anfangen, als die Hackerin weitersprach.
"Ich... ich habe eine der Kameras erwischt."
Nightsky klang ungewohnt unsicher.
"Was ist los?", fragte Frost alarmiert.
"Du wirst... Schau's dir selbst an..."
Der Hilfsmonitor am Rande von Frosts Sichtfeld erwachte flimmernd zum Leben, kurz darauf machte das Schneegestöber einem skurrillen Bild Platz. Es dauerte einige Zeit, bis Frost erkannte, was sich dort überhaupt abspielte. Die Kamera zeigte eine gewaltige, offensichtlich unterirdisch angelegte Höhle. Doch sie war nicht leer. Unzählige Gestalten in weiten, schwarzen Roben füllten die künstlich erschaffene Höhle aus. Der Anblick erinnerte Frost an ein Treffen von irgendwelchen Sektenspinnern, wie man sie zuhauf aus schlechten Horrorfilmen kannte. Die Kuttenträger schienen in eine Art Gebet vertieft, ihre Lippen formten lautlose Worte. Offensichtlich verfügte die Kamera über kein Mikrofon.
"Moment... Ich vergrößere es..."
Das Bild zog sich leicht auseinander, als die Kamera näher an die Mitte der Höhle heranzoomte. Ein kalter Schauer lief Frost die Wirbelsäule herab, als er ein altarähnliches Gebilde erblickte, auf dem ein junges Mädchen lag. Ihre Augen waren geschlossen, scheinbar schlief sie. Um den Altar herum standen vier Männer, drei von ihnen in mit Stickereien verzierten Roben. Die Haare des Vierten waren schon leicht angegraut, in seinen Händen brach sich das Licht auf der geschliffenen Oberfläche eines funkelnden Kristalls.
"Ist er das?", fragte Frost seine Navigatorin, den Blick noch immer gebannt auf die Szene gerichtet.
"Ja, das ist der Pate", bestätigte Nightsky, "Aber was... was machen sie da? Das... das sieht aus wie... wie..."
"Eine Opferzeremonie", beendete Frost den Satz.
Seine Miene verdüsterte sich.
"Frost, das... das gefällt mir nicht. Bitte... mach, dass du da rauskommst! Irgendetwas stimmt nicht, hau bitte ab!"
"Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Hier ist die Kacke am Dampfen."
Heilige Scheisse, diese Angelegenheit war wirklich unheimlich. Und dann dieses reglos daliegende, wie friedlich schlummernde Mädchen. Ihr hohlwangiges, bleiches Gesicht schien Frosts Blick an sich zu fesseln, ihm einen stillen Hilferuf zuzuschreien.
"Ich dachte wir haben es hier mit der Mafia zu tun, nicht mit irgendwelche Kultisten", murmelte der Söldner, "Hast du einen Weg nach unten?"
"Frost bitte!", hallte Nightskys verzweifelte Stimme in seinem Ohr, "Verschwinde aus diesem verdammten Kastell! Das... das ist nicht normal... Scheiss auf das Geld, wir haben genug... Das ist es nicht wert! Komm schon... bitte!"
Doch Frost antwortete nicht.
Wie zur Salzsäule erstarrt lehnte er an der Wand, die Waffe noch immer halb erhoben, die Beine leicht eingeknickt. Nur seine Augen ruckten über das statische Bild der Sichtprojektion, während ihn auf dem Hilfsmonitor noch immer das junge Mädchen aus geschlossenen Augen hilflos anblickte. Gehetzt wanderte sein Blick die Konturen der Wandvertäfelung entlang, kletterte an der Kante eines Türrahmens hinauf, huschte dann zum anderen Rand seines Sichtfelds und wiederholte das Spielchen an der gegenüberliegenden Wandecke.
"Frost? Frost... was ist los? Warum antwortest du nicht?!"
Nightskys Stimme klang schon beinahe hysterisch. Aber der Söldner zeigte noch immer keinerlei Regung.
Er war sich sicher, eine Bewegung gesehen zu haben...
Plötzlich schob sich etwas direkt neben seiner Schulter um die Gangbiegung und in Frosts Augenwinkel. Ein markerschütterndes Stöhnen drohte das Lauschmikro zu überlasten, Frost wirbelte instinktiv herum und riss die Pistole nach oben. Ein harter Schlag traf ihn an der Schulter und schleuderte den Söldner haltlos nach hinten, krachend sprengte die Desert Eagle ein gut faustgroßes Loch in die Holzfliesen. Frost schrie vor Schrecken und Schmerz auf, landete hart auf dem Rücken und rutschte haltlos mehrere Meter über den glatten Boden, bevor er von einem Blumenkübel gestoppt wurde.
Benommen wälzte er sich herum, pochende Schmerzen drohten seinen gesamten linken Arm zu lähmen. Scheisse, was war das?
Der widerliche Gestank von verfaultem Fleisch und getrocknetem Blut schlug Frost wie eine unsichtbare Faust entgegen, als er sich stöhnend auf ein Knie hochstemmte und die Pistole hob.
Der Anblick kostete ihn fast den Verstand.
Ein unförmiger Haufen Fleischmasse hatte sich um die Gangbiegung geschoben und schlurfte mit schleppenden Schritten näher. Dort, wo sich ursprünglich wohl einmal ein menschliches Gesicht befunden hatte, quoll eine verquirlte Masse aus aschfahlem Fleisch hervor, nur noch ansatzweise war die zugeschwollene, linke Augenhöhle zu erkennen, ein schmaler Strich zeichnete auf groteske Weise die aufgeplatzten, blutleeren Lippen nach. Nur noch einzelne, wirr über das rechte Ohr hängende Haarsträhnen kündigten von einer wohl einst üppigen Mähne. Das gesamte Gesicht wirkte so verquollen, als ob jemand mit einem schweren Hammer mehrfach hineingeprügelt hätte. Der gesamte Kopf hing unnatürlich schief, das Genick musste mindestens einmal gebrochen sein, um eine derartige Haltung zu erlauben.
Halb verrottete Kleidungsfetzen hingen von Schultern und Beinen der Kreatur, denn anders konnte Frost sie nicht bezeichnen, herab und schleiften teilweise über den Boden, als sich das Wesen mit schlurfendem Schritt weiter auf den Söldner zuhievte. Eine zähflüssige, gelbliche Flüssigkeit tropfte aus dem halb offenstehenden Mund auf das zerrissene Hemd, ein gequältes Stöhnen entrang sich der Kehle der Kreatur. Mehrere rostfarbene Flecken umrahmten schwarzverbrannte Löcher im Hemd und zogen sich quer über die gesamte Brust des Wesens, erinnerten Frost unwillkürlich an eine Salve kleinkalibriger Geschosse.
Aber wie zum Teufel konnte dieses Ding dann noch laufen?
"Hau ab, hau ab, Frost, verpiss dich da!"
Nightskys Stimme überschlug sich, als sie ihren Schrecken überwand und ihre Angst über Funk herausschrie.
Doch gleichzeitig riss sie Frost aus seiner Starre. Mit einem langen, gellenden Schrei riss er die Desert Eagle in die Höhe und drückte den Abzug durch. Einmal, zweimal, immer wieder jagte die großkalibrige Pistole ihre mörderischen Bleigeschosse durch die von Fäulnisgestank geschwängerte Luft, pumpte Kugel um Kugel in den faulig, matschigen Leib des Zombies. Flatschend zerfetzten die Projektile totes Fleisch, schleuderten Hautfetzen und Gedärme auf Flur und Wände, brachten den aufgequollenen Leib wieder und wieder zum Erzittern.
Und konnten ihn dennoch nicht stoppen.
Geschockt starrte Frost auf den durch den Gang wankenden Fleischberg, während sein Finger immer wieder den Abzug durchdrückten, obwohl der Hebel schon längst klickend in eine leere Munitionskammer hämmerte.
"Frost, hau ab!"
Erst als Nightskys Stimme erneut in sein Ohr kreischte, fuhr Frost herum, warf das leere Magazin aus und schob im Laufen ein neues in den Griff der Waffe. Vor ihm lag die Sackgasse. Hinter ihm das heranschlurfende Monster.
Er wirbelte herum. Vor seinen Augen näherte sich das zitternde Fadenkreuz dem angeschwollenen Gesicht des Untoten. Blieb schließlich über dem kümmerlichen Rest seines Auges hängen.
"Stirb, du Mistvieh!"
Eine Flammenlohe züngelte aus dem mattschwarz glänzenden Lauf der Desert Eagle, beschleunigte ein silbrig flimmerndes Projektil innerhalb eines Sekundenbruchteils auf Überschallgeschwindigkeit und jagte es direkt in den Kopf des Zombies - Und hindurch.
Begleitet von einem lauten Platschen verteilte sich der halb flüssige Inhalt des Zombieschädels über den Flur, die Kugel zerschmetterte die Backsteine der Wand und schleuderte eine Kalk- und Staubwolke in die Luft.
Der Zombie erschauderte. Ein gut daumendickes Loch klaffte in seinem fetten Gesicht, der Schuss hatte den kompletten Hinterkopf weggerissen. Ein gurgelndes Stöhnen drang aus seiner Kehle, als er zuerst auf die Knie sank, und dann haltlos nach vorne kippte, um wie ein Sack auf den Boden zu krachen.
Frost blieb schwer atmend stehen, die Pistole noch immer in beiden Händen erhoben. Das Fadenkreuz bewegte sich im Takt seiner bebenden Schultern auf und ab. Sein starrer Blick hing noch immer auf dem Kadaver des Untoten. Das konnte nicht war sein. Es durfte schlichtwegs nicht sein!
"Frost? Bitte, sag doch etwas! Frost...?"
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