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[GM] die Seeschlange
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06.08.2003, 00:48 #1
Nienor
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[GM] die Seeschlange


Leise klatschten die Wellen an die Bordwand, als sicdh das Schiff behäbig in Richtung Süden drehte, um aufs offene Meer zu gelangen. Langsam verschwand der Kai, die Häuser, die ganze Stadt in der Ferne, wurde kleiner und damit gleichzeitig unbedeutender. War es das, was Seeleute zu unsteten Gestalten machte? Diese sichtbare Unwichtigkeit von Orten. Man segelte weiter und sie schrumpften. Eben war man noch in ihren Straßen und die Häuser umgaben einen, die lärmenden Menschen nahmen einen in Beschlag und nun versank all das hinter dem Horizont, zusammengeschrumpft zu einem schmalen Streifen. Rechts ragte der Turm des Magiers, der auf einer Klippe stand, empor. Links leuchtete das Feuer des Leichtturms, der gleichzeitig der letzte Turm der Stadtbefestigung war, über das Meer. Die Wellen spiegelten seinen Schein wider, als ob es ein kleiner Sonnenuntergang war.
Doch die echte Sonne versank gerade im Westen, glutrot. Sie hatte den Tag über wieder unbarmherzig das letzte waser aus dem Boden gewrungen. Das Land stöhnte jetzt schon seit Wochen unter der Hitze, die Bauern jammerten über die Ernteeinbußen. Westwärts würde ihre Reise gehen, sobald sie auf dem offenen Meer waren. Immer der untergehenden Sonne entgegen. Was mochte wohl hinter dem Horizont liegen? Nach Myrtana, nach Gorthar? Würde überhaupt noch Land kommen? Woher wußten die Seeleute, wo sie waren? Hier breitete sich eine geheimnisvolle Welt aus, die Nienor völlig unbekannt war. Ob sie die Seeschlange finden würden? Sie ließ den Blick über die versammeltze Mannschaft schweifen. Es waren gute Kämpfer, die sich hier versammelt hatten. Wenn nicht mit ihnen, mit wem sonst sollte dieses Ungeheuer bezwungen werden?
Das Schiff pflügte weiter durch die Wellen. Längst war das Ufer am Horizont entschwunden. Auch die letzten Strahlen der Sonne waren nun verloschen und machten dem bleichen Licht des Mondes Platz.
06.08.2003, 01:27 #2
Cole
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Ein Leben nachdem er sich schon lange sehnte. Auf einem Schiff das Meer durchpflügen, in fremden Städten Fremde Leute treffen. Cole stand an die Reling gelehnt und seuftze. Die Wellen klatschen gegen den Schiffsrumpf, der Wind ließ die Segel flattern. Er machte die Augen zu und ließ sich eine weile von den Geräuschen treiben. Ein Regentropfen holte ihn unsanft zurück in die Realität. Es war kein unangenehmes Gefühl, das kühle Wasser auf der Haut. Er war nicht abgeneigt einfach stehen zu bleiben und sich dem kalten Nass hinzugeben. Aber das könnte böse folgen haben wenn er sich dabei erkältete. Also ging er nach einem kurzem genießerischem Aufenthalt zum Kapitän. "Es regnet. Werden wir Schwierigkeiten mit dem Wetter bekommen ?" Der Mann schaute ihn nachdenklich an. "Das kann ich nicht sagen, wir werden morgen sehen... wir werden morgen sehen" sagte er mehr zu sich selbst als zu Cole. Dieser gab sich mit der Antwort zufrieden und begab sich unter Deck um die Nacht dort zu verbringen.
06.08.2003, 13:48 #3
Taurodir
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Nicht nur die Häuser Drakias verschanden aus der Sichtweite, sondern auch allmählich die Sonne, die unter den Wolken verschwand. Nur zu hoffen, dass sie kein großer Sturm nun erwarten würde, das wäre mehr als ungünstig für ihre Reise.
Der junge Paladin saß währenddessen an einer ruhigen Stelle, und blickte zurück zur Richtung, wo ihre Reise begonnen hatte, wer weiß, ob sie diese Seite je wieder betreten würde, er selbst fühlte sich eher, als ob er verloren wäre, überall war nur Wasser zu erblicken, sonst nichts. Wasser, leere, im Mittelpunkt ihr Schiff.
Da es von oben nun zu tropfen begann, hüllte sich der junge Kommandat in seinen Umhang ein, und zog sich auch seine Kapuze über, da ihm die Feuchtigkeit überhaupt nicht passte, zwar fürchtete er sich davon, da es ja nichts zu fürchten gab, was ja mehr als lächerlich wäre, doch wurde es ihm meistens dadurch eher ein Nachteil, da ihm die Harre, die ihm fast bis zu den Schultern reichten, meist die Sicht dadurch dazu erschwerten.
Zum Glück hatte er aber damals diesen Umhang gefunden, nicht nur um sich im Dunkeln zu tarnen, eignete sich dieser, sondern auch um sich vor bestimmten Sachen, wie zum Beispiel Regen zu schützen.
Doch nach und nach wurde es stärker, zunächst tröpfte es nur langsam auf einige Stellen seiner Rüstung, die nicht umhüllt waren durch den Umhang, doch wurde dieses Geräusch nach einer weile lauter, und wiederholte sich dazu öfters.
Besorgt schaute er sich um, wie es wohl ausschaute, war ein Sturm im Anmarsch, auch wenn es gestern noch nicht wirklich danach ausschaute..
Langsam näherte er sich einigen Kameraden, um mitzukriegen, was vor sich ging, und was nun geplant wurde. Einen Sturm einfach so zu überstehen, wäre sicherlich nicht einfach, auch wenn sich der Krieger Innos in solchen Sachen nicht wirklich auskannte, das es gerade mal seine zweite Reise auf dem Wasserweg war..

"Das Wetter scheint wohl nicht auf unserer Seite zu sein, scheint so, als wolle es uns die Reise erschweren", sprach er nachdenklich in die Runde...
06.08.2003, 15:46 #4
Scipio Cicero
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Heute war Scipio noch um einiges blasser umsonst, sagte kein Wort, sah mit starrem Blick aufs Meer und lehnte sich etwas schräg über den Rand des Bootes hinaus. Ja, er war etwas seekrank und wartete nur darauf sich endlich auskotzen zu können. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck wischte er sich mit beiden Händen durchs Gesicht um die Regentropfen aus seinem Gesicht zu kriegen. Es schien wirklich ein Sturm aufzuziehen, was auch der Paladin, der seinen Mantel immer enger zu zog, wohl nicht gerade begrüßte.
Auch Scipio störte das Geschaukel und es steigerte seine Übelkeit immer mehr. Es lief ihm ununterbrochen kalt den rücken runter und vor er wäre am liebsten einfach auf der Stelle zusammengesunken, doch wollte er nicht in seinem eigenen Erbrochenen liegend gefunden werden. Wieso war er hier noch mal mitgefahren?

Dann endlich war es ihm vergönnt sich ins Meer zu entleeren, endlich konnte er sich setzen. Der regen tropfte matt auf seine Rüstung, an der jedoch sämtliche Nässe schnell abperlte. Dafür hielt sich umso mehr in seinem Mantel. Träge schleppte er sich irgendwann zurück in seine Kajüte, wo er sich so schnell wie möglich seine Sachen auszog und sich aufs Bett warf. Wirklich schlafen konnte er nicht, er verfiel nur manchmal in eine Art Halbschlaf. Immerhin besser als nichts und vor Alpträumen blieb er auch weitgehend verschont. Eins wusste der Waldstreicher jedoch jetzt schon: Er hasste schiffe, er hasste das Meer und er hasste es auf beidem gleichzeitig zu sein. Er überlegte bereits ob er nicht zu den anderen gehen sollte, doch wollte er lieber noch etwas warten, bis sein zustand nicht mehr ganz so erbärmlich war und er wenigstens wieder gerade ausgehen konnte.

Sein Blick traf immer wieder auf die Flasche mit der gelben Flüssigkeit, die beim hastigen Endkleiden etwas aus ihrer Tasche gerutscht sein muss. Wäre sie doch nur eine Medizin, deren heilende Kräfte ihn wieder das Gefühl geben konnten, auf festem Boden zu stehen.
So allerdings schaukelte es weiterhin hin und her, vor und zurück, ohne auch nur eine Sekunden aufzuhören. Er würde sich schon daran gewöhnen, nur wann? Wann?
06.08.2003, 20:45 #5
Nienor
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Lauter trommelte der Regen auf das Deck, durchnäßte das Segel, daß schwer gegen den Mast klatschte. Der Wind hatte nachgelassen. Für Nienor ein Zeichen, daß eigentlich alles in Ordnung war. Jedoch der Kapitän, der sich als Jorge vorgestellt hatte, kaute unruhig auf seiner Pfeife herum.
"Irgendein Problem? Soll jemand helfen?"
Der Seebär schüttelte den Kopf. "Sucht euch lieber alle einen Platz zum Festhalten, am besten unter Deck. Es wird Sturm geben."
Verwundert antwortete die Waldstreicherin: "Sturm? Aber es ist windstill!"
"Eben, das ist die Ruhe vor dem Sturm. Glaub mir, nicht mehr lange und die Wellen werden über dem Schiff zusammenschlagen."
Brummelnd machte er sich davon, um die Leinen zu prüfen und die Matrosen zu beaufsichtigen, die auf seine Anweisung hin alles, was an Deck herumlag, beiseite schafften. Und sie taten gut daran. Die Abenteurer hatten sich, als sie von den Worten des Käpt'ns hörten, Plätze gesucht, die ihnen sicher erschienen. Skeptisch schaute der eine oder andere in den Himmel, kontne aber nichts erkennen. Der Himmel war volelr Wolken. Ob es in Drakia auch regnete? Wohl kaum, zu weit waren sie schon weg vom Ufer der kleinen Stadt.
Langsam wandelte sich der Regen. Zuerst war er in dünnen Fäden senkrecht herabgerieselt, jetzt wirbelten vereinzelte Böhen die Tropfen durcheinander und trafen das Gesicht der Kämpferin, die sich in einer Ecke, die die Kajüte mit der Bordwand bildete, niedergelassen hatte. Die Windböhen wurden imemr stärker und gingen schließlich in einen steifen, stetig blasenden Nordostwind über. Wellen wurden aufgetürmt und in ungleichmäßigem Takt gegen den Rumpf des Schiffes gedrückt. Ihr Aufklatschen am nassen Holz des Schiffskörpers ging im Pfeifen des Windes und in den trommelnden Regentropfen, die jetzt in dichten Vorhängen aufs Deck trafen, unter.
Von irgendwo brüllte Jorge ein Kommando und drei Matrosen erklommen bei diesem Wind den Mast und holten das Segel ein. Nienor konnte ihren Blick nicht abwenden davon, sicher stürzte jeden Augenblick einer der Matrosen ab und fiel mit gebrochenem Genick aufs Deck. Doch nichts dergleichen passierte. Die Männer verstanden ihr Handwerk. Nachdem das Segel an der Rah verschnürt war, kletterten die drei Männer den Mast wieder herab und verschwanden in der Kajüte. einer stellte sich an den Bug, um vor großen Brechern zu warnen.
Die Wellen waren mittlerweile immer größer geworden, schon schaukelte das Schiff merklich bei jedem Treffer. Der Steuermann versuchte, das Schiff aus den Tälern der Wellen zu manövrieren und vor dem Wind zu steuern.
Da war der erste Brecher: Tief fuhr das Schiff hinab in den Schlund des Meeres, senkte sich das Deck, das Vorschiff war plötzlich weg, nein, es war nur nach unten geneigt, als der restliche Rumpf nach vorne kippte und dem Vorschiff in ein tiefes Wellental folgte. Mit rasender Geschwindigkeit ging es hinab in das Loch im Wasserr. Alles, was noch auf dem Deck lag, rutschte nach vorne.
Dann war der Grund des Tales erreicht. Mit ohrenbetäubendem Klatschen tauchte der Bug des Schiffes in das Meer ein, fing sich wieder, kam nach oben und drängte die Wassermassen beiseite, die in wilden Strudeln über Deck liefen und sich an der Reling übers Meer ergossen. Doch kaum hatte sich das Schiff knarrend wieder aufgerichtet, wurde es von den Wassermassen der nächsten Welle mit Macht emporgehoben, so als würde es sich nur um ein Spielzeugschiffchen, geschnitzt aus einem Holzkeil handeln, daß ein Knabe aus einem Wassereimer emporhob, um es genau zu betrachten.
Ebenso schnell, wie das Boot eben im Wellental verschwunden war, wurde es nun emporgetragen, auf den von Gischt bekrönten Scheitelpunkt der Welle. Nienor wurde auf das Deck gepresst und hielt sich mit Mühe an einigen Leinen fest. Oben an der Spitze des Wellenberges pfiff der Wind lauter, als je zuvor. Das eben noch eilig geraffte Segel riß sich los von seinen Schnüren und flatterte, nur noch gehalten an der Rah, im Wind, zerfetzte mit lautem Knall und bildete eine lange, dünne Fahne, die noch vor dem Schiff herwehte. Der Rumpf knarrte an allen ecken und Enden, so als ob er gleich auseinanderfallen wollte. Dieser Nußschale hatten sie ihr Leben anvertraut? Mitten in den wilden, tosenden Elementen, Wasser von oben und Wasser von unten. Zuckende Blitze vervolständigten die Szenerie, das Krachen des Donners zerschnitt jedesmal scharf das vereinigte Rauschen der Meereswellen und des Windes. Wie lange sollte das noch so gehen? Was, wenn der Sturm noch mehr zunahm? Nienor band sich mit einem Seil an der Reling fest. Ihr Haar lag ihr klatschnaß am Gesicht an und von der Rüstung lief in Trömen das Wasser.
07.08.2003, 01:31 #6
Scipio Cicero
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Irgendeine höhere Macht wollte wohl Scipios Magen in ein Trümmerfeld verwandeln. Gerade als er sich einigermaßen gefangen hatte und nicht mehr allzu seekrank war, begann ein riesiger Sturm zu toben. Jetzt befand er sich halb auf dem Deck, konnte sich nur noch an der beinahe aus den Scharnieren fallenden knarrenden Tür festhalten und war nun dabei nach einer weiteren Möglichkeit sich festzuhalten aus schau zu halten, falls die klapprige Holztür ganz von der Schwelle gerissen würde. Genau das würde anscheinend nicht mehr lange dauern und innerlich sah sich der Waldstreicher schon im Meer versinken, doch aufgeben war das Letzte was er jetzt wollte.
Zur Not könnte er sicher noch den Mast erreichen, dem in seinen Augen sichersten Ort nach den Kajüten.

Der Regen dagegen prasselte immer noch in dicken Tropfen aus den Wolken, die hart auf der Haut des Gildenlosen aufschlugen und unerwartet stark schmerzten. Das Boot schlug wild hin und her, wurden von den Wellen meterweit in die Höhe geschleudert, um wenige Sekunden später wieder in die Tiefe gerissen zu werden und nicht zuletzt deswegen war der Waldstreicher, der sich immer noch verbissen an die Tür klemmte, am Ende seiner Kräfte. Dass er dabei nichts umschließen konnte und lediglich durch den Druck der Hände, die an beiden Seiten gegen die Tür gepresst wurden, verhindern irgendwo hin geschleudert zu werden. Seltsamerweise schaukelte das Schiff nie so, dass er zurück in Richtung Kajüten geworfen wurde.
Die Adern an den Armen wurden unter der Anstrengung deutlich sichtbar, wurden immer dicker und fühlten sich bald so an, als würden sie jeden Augenblick zerplatzen. Der Krieger atmete schwer und warf immer wieder hastige Blicke zum Mast, an dem das Segel in Fetzen nur noch von wenigen Fäden gehalten wurde. Auch dort war es nur noch eine Frage der Zeit bis es komplett reißen würde. Die Sicht war schlecht und der Regen wurde stärker, immer dichter und versperrte irgendwann beinahe komplett die Sicht, wobei die Regentropfen, die dem Gildenlosen auch in die Augen schlugen und ihn zwangen Selbige zu schließen, auch ihren Teil dazu beitrugen.

Wann würde der Sturm wohl enden? Wieso hatte er nicht auf die Matrosen gehört, die ihn noch vor dem Sturm gewarnt hatten? Scipio verfluchte seine eigene Dummheit, die Entscheidung mit auf diese Reise gekommen zu sein und den Sturm, in dem er und sogar das ganze Schiff untergehen zu drohte.
Wie es wohl den anderen ging? Sollte er sich nicht irren, hatte er einmal kurz Nienor durch die Gischt gesehen zu haben, die sich auch irgendwo festhielt. Ob sie auch immer noch dort war? Er hoffte es inständig.
Wo die anderen waren wusste er nicht, doch hatte er noch keinen von ihnen gesehen oder gehört. Nur ein paar Matrosen hatte er noch rennen sehen, wofür er sie mehr als bewunderte. Bei diesem Unwetter noch handeln zu können, war eine Sache die sicher jahrelange Erfahrung benötigte. Jetzt allerdings hielten sie sich sicher auch irgendwo fest und bangten um ihr Leben.

In diesem Moment kam eine riesige Welle, traf den Waldstreicher hart in die Seite und schleuderte ihn quer übers Boot.
Die Götter jedoch erbarmten sich zu einem kleinen Wunder und so verfing sich Scipio in dem Segel und fiel so nicht ins Wasser, auch wenn er krachend auf den Holzplanken aufschlug. Eine weitere Welle, die jedoch nur das Boot traf warf den erschöpften Körper wieder zurück und mit letzter Kraft schaffte er es ein Seil zu greifen. So schnell es seine müden Glieder zuließen band er sich selbiges um die Hüfte, machte einen Knoten und blieb bewusstlos liegen, im Vertrauen darauf, dass das Boot nicht unterging.
Mal sehen, ob de Götter sich noch einmal hinreißen lassen...
07.08.2003, 01:49 #7
Nienor
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Dies war einer von den Stürmen, die die Barden in den Abenteuergeschichten so wunderbar beschreiben konnten. Wehmütig dachte Nienor in diesem Augenblick an ein trockenes Zimmer, an den Gesang eines Barden, der sich selbst auf einer Drehleier oder einer Laute begleitete. Das Schwanken des Schiffes, das durch der Wellen Gewalt erbarmungslos hin und hergeworfen wurde, ließ Nienor die Sinne schwinden. Fast wie im Traume fühlte sie sich versetzt an den Ort, an den sie eben noch sehnsüchtig gedacht hatte. War da nicht ein Bänkelsänger? Schlug er nicht sein Instrument an und intonierte mit tiefer Stimme, die entfernt an das Brausen des Sturmes erinnerte, ein Lied:

"Bald trieben Wellen mit dem Boot ihr grausam Spiel.
Die Kriegerin durch aufgewühlte Wasser fuhr,
doch das Umschiffen hoher Wellen half nicht viel,
den Wogen auszuweichen stand ihr Sinne nur.

Steile Wellen, von stetig Winden immer wieder
aufgetürmt zu felsengleichen Ungetümen
brachen donnernd auf die Meeresfahrer nieder
wie die sagenhaften furchtbar Wolkenhünen.

Die in ihren Himmelssphären ewig kämpfen,
Blitze schleudern in den Schlachten, die sie führen,
ihre allgewaltig Stimmen niemals dämpfen,
mit Donnerlaut aus ihren Streit den Sieger küren.

Das Getöse ringsum hallte in den Ohren
Krachend gingen Blitze nieder in die See.
Die Richtung hatten sie seit Stunden schon verloren,
wußten nicht wo vorn und hinten, Luv und Lee.

Über ihnen brachen Wellen, Bergen gleich
schäumend aus den Höhen, wo sonst Wolken zogen
nieder auf die Fremden in Adanos’ Reich.
Schutz boten weder eisern’ Rüstungen noch Roben.

Zornig ob der ungebet’nen Gäste war
die ungestüme aufgewühlte off’ne See.
Gischt schäumte allenthalben als der Wogen Haar
wie an des Berges hoher Flanke heller Schnee."

Nein, niemand war da, nur das Pfeifen des Sturmwindes und das Krachen des Donners, der jeden Blitz vervollständigte, begleiteten sie. Und jetzt splitterte Holz. Der Mast war getroffen worden und neigte sich vornüber, zerschmetterte die Deckaufbauten und grub sich in den Schiffsrumpf. Das Schiff war leckgeschlagen. Würde es den Sturm noch überstehen? Das Krachen und splittern des Mastes riß Nienor wieder aus dem Delirium empor. Die Welt drehte sich zwar immer noch, doch jetzt nahm sie wieder wahr, wo sie sich befand. Keine tiefe Stimme sang Lieder, nur das dröhnende Pfeifen des Windes füllte ihr Ohr. Und das Schiff tauchte ins nächste, bodenlos erscheinende Wellental ein. Wann hätte diese Prüfung nur ein Ende? Hatten sie Adanos so erzürnt mit ihrer Reise? Ein Bündel elden, so hing die stolze Kämpferin in den Seilen, mit denen sie sich festgebunden hatte. Was taten wohl die anderen in diesem Augenblick. Viel sah man nicht, der Tag war vorbei, die Nacht hatte das Schiff umhüllt und es an den Sturm verraten, der mit ihm spielte, es zu zerschlagen suchte. Oh Innos, Adanos und Donnra, habt Erbarmen.

07.08.2003, 02:07 #8
Der Inquisitor
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Ein schmerzhafter Ruck ging durch Dorriens Arm, mit dem er sich an einem Seil, welches an der Reling befestigt war, festhielt, als das Schiff knarrend zur Seite geworfen wurde. Zischend entwich die Luft zwischen den zusammengepressten Zähnen des Inquisitors, seine Haare peitschten ihm nass ins Gesicht, dicke Wassertropfen trafen ihn wie Geschosse. Mit lautem poltern rollte ein leeres Fass über das Deck, krachte gegen den Mast und sprang erst ein kleines Stück zu Seite, bevor es sich überschlagend weiterkullerte und schließlich gegen die Reling prallte. Doch auch dort verweilte es nur, bis die nächste Welle über das Deck spülte, das Fass ergriff und über Bord schleuderte, wo es Sekunden später aus dem Blickfeld Dorriens verschwunden war.
Der Inquisitor verlor den Halt auf den glitschigen Planken und knallte der Länge nach hin, wieder grub sich das raue Seil in sein schon gerötetes Handgelenk, wieder riss das Gewicht seines eigenen Körpers schmerzhaft an seiner Schulter. Dorrien fluchte und versuchte sich aufzurappeln, ein Matrose nutzte eine kurze Talfahrt des Schiffes, um irgendwelche Taue festzuzurren, bevor die nächsten Wellen über den kleinen Kahn hereinbrachen.
Dorrien klammerte sich an der Reling fest und versuchte, zu den Kajüten zu gelangen. Ein Schwall kalten Salzwassers klatschte in sein Gesicht, brannte in den Augen und brachte ihn zum Husten, doch er schenkte dem keine weitere Beachtung. Während er sich langsam weiterkämpfte, murmelte er leise ein Gebet an Adanos vor sich hin – doch er bezweifelte irgendwie, dass Adanos ihn erhören würde. Und selbst wenn er dies tat, es schien Dorrien fast, als gäbe es Mächte, die selbst die Götter nicht mehr kontrollieren konnten...
Himmel, was dachte er da? Das grenzte ja schon an Blasphemie! In seinem Heimatland könnte man für derartige Gedanken mit einem Pfahl im Hintern enden... zu Recht...
Dorriens Gedankenfluss wurde unterbrochen, als das Schiff hart herumgerissen wurde. Der Inquisitor verlor den Halt und wurde von den Füßen geschleudert, im letzten Augenblick konnte er sich an der Reling festklammern, bevor er wie das Fass vor kurzem über das Deck gerollt wäre...
Ein lautes Krachen drang an seine Ohren, eindeutig das Bersten von Holz. Entsetzte Rufe wurden vom Tosen des Sturms verschluckt, Dorrien zog sich an der Reling hoch und sah sich um – gerade rechtzeitig, um zu erkennen, wie der Mast sich langsam zur Seite neigte. Ein Riss bildete sich im Holz, wurde immer größer. Splitter wurden zur Seite geschleudert, die Rah war schon längst ein Spielzeug des Sturms.
Wieder ging ein Ruch durch das Schiff, mit lautem Platschen landete der Bug in einem Wellental. Die plötzliche Schubumkehr tat dem Mast nicht sonderlich gut, splitternd neigte er sich zur Seite, schneller und schneller. Mit einem peitschenden Knall riss eines der Taue, dann ein zweites. Das zweite traf Dorrien wuchtig an der Schläfe, kurz bevor der Mast krachend auf das Deck stürzte...
Der Inquisitor wurde zur Seite geschleudert, prallte haltlos auf die hölzernen Planken auf. Seine Hände suchten reflexartig nach etwas, woran sie sich festhalten konnten, doch sie ergriffen nur leere Luft...
Dumpfer Schmerz trieb ihm die Luft aus den Lungen, als er nach einem kurzen Zeitraum des umherkullerns gegen die quer über dem Schiff liegende Rah stieß. Sofort krallte er sich an dem mit Wasser durchtränkten Segel fest, versuchte sich aufzurappeln. Ein Unterfangen, das der Sturm nicht gerade unterstützte...
Dorrien schüttelte kurz den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden, die sich wie ein Schleier über seine Wahrnehmung senken wollte. Der Geschmack von Salz und Blut lag auf seiner Zunge, er spürte, wie der warme Lebenssaft aus einer Wunde kurz über seiner Schläfe sickerte und seine Wange hinunterlief – wahrscheinlich war die Verletzung durch das Seit verursacht worden. Den brennenden Schmerz nahm der Inquisitor allerdings nur nebenbei wahr, während er seinen Blick über das Deck streifen ließ. Es sah aus, als kämen sie geradewegs aus einer Seeschlacht...
Der Mast war vollständig abgebrochen, nur ein splitteriger Stumpf ragte noch aus den Deckplanken des Schiffes. Einige Matrosen versuchten, den Mast über Bord zu werfen, indem sie mit Äxten auf ihn einhackten und versuchten, ihn so in etwas kleinere Stücken zu zerlegen. Dorrien erkannte auch bald, wieso – das Gewicht war ziemlich ungleichmäßig verteilt, und in diesem Sturm würden sie mit einer solchen Schlagseite nicht lange überleben...
Befehle wurden gebrüllt, und – sofern der Empfänger die Worte über das Tosen der wellen hinweg hörte – ausgeführt, so gut es eben möglich war. Dorrien fluchte leise und versuchte, sich zu den Matrosen vorzukämpfen. Diese schienen darüber nicht gerade unglücklich zu sein – obwohl Dorrien kein Seemann war, wurde jetzt doch jede Hand gebraucht.
Und auch eine Menge göttlicher Beistand, wenn das so weiterging...
07.08.2003, 08:47 #9
Taurodir
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Wie der junge Paladin, und sicher war er dabei nicht der einzige, erwartet hatte, dass ihre Reise durch einen Sturm erschwert werden wird, so sollte es wohl auch kommen...
Die Sicht war fast versperrt, immer wieder wischte er sich zwar die Haare aus dem gesicht, doch so schnell er dies auch tat, wurden sie ihm durch die Stärke des Windes wieder vor die Augen geknallt. Ein wenig blind suchte er nach einem Halt, den er zu seinem Glück auch fand, er wusste zwar nicht, wo er sich nun befand, da er jede Orientierung verloren hatte, doch an dem Seil, an dem er sich nun festhielt, hoffte der Krieger nur, dass er an einer sicheren Stelle war. Er fühlte sich leer, alles wackelte um ihm hin und her, so erging es sicher auch seinen Kameraden, falls diese sich noch auf dem Schiff befanden, was er nur zu hoffen vermagte. Rufe gingen durch die Luft, eher gesagt, Rufe durch den Sturm, Rufe der Matrosen, die trotz dieses anscheinend unbesiegbaren Sturmes, weiterhin kämpften, kein Wunder, wer wollte schon freiwillig sterben.
Zwar dachte der Paladin in den letzten tagen über vieles nach, doch war es wohl vielleicht jetzt der beste Augenblick. Vielleicht sogar sein letzter Augenblick, um über alles noch einmals nachzudenken. Vielleicht würde er nie wieder das ersehnte Gesicht erblicken können. Doch dafür wollte er selbst kämpfen, wie die Matrosen es auch taten.
Sein Umhang half ihm auch nicht mehr, diese war schon längst nass, und behinderte den Kommandanten nur umso mehr. Doch versuchte er nun wieder ein wenig die Übersicht von allem zu bekommen, bisher wusste er nur, dass er sich noch auf dem Schiff befand, dennoch kam er sich verloren vor.
Schnell wischte er sich wieder die Haare vom Gesicht, und blickte überall hin. Sein Blick schweifte übers Meer. Große Wellen waren zu erblicken, grausame Wellen, in denen sie sich selbst sicherlich schon befanden. Doch was war das...seine Augen erblickten weit hinten ein Schiff, oder war dies nur eine Wunschvorstellung des Paladins gewesen, der nur erhoffte, dass sie irgendwer noch erretten würde, da die Situation mehr als aussichtslos ausschaute.
Doch so schnell er das Schiff gesehen hatte, so schnell war es auch wieder verschwunden, er schien sich nur getäuscht zu haben, wer würde sich denn sonst noch auf See befinden außer ihnen, bei solch einem Wetter?
Doch in dem Moment wusste er nur eines, dass seine schwere Rüstung doch auch hier einen Vorteil mitbrachte, schwer war er dadurch nur aus dem Stand zu bringen, eher gesagt, stand er schon feste auf dem Boden. Doch galt es doch nicht nur, sein eigenes Leben zu erretten, wie erging es den anderen Kriegern? Rufe hörte er zwar ab und zu, doch mehr schaffte er auch nicht, von ihnen in Kenntniss zu nehmen, er hoffte nur, dass es ihnen doch noch gut ging, und keiner sein Leben in diesem Zorn des Meeres verlieren würde. Er wusste zwar, auch wenn er an Innos glaubte, dass dieser Gott schon wohl seit längerem nicht auf seiner Seite war, doch nun auch anscheinend Adanos, oder waren das ganz andere Kräfte? Doch war dies nun auch egal, oft hatte er doch schon schlimme Augenblicke überwinden können, gemeinsam mit seinen Freunden, und wenn sie alle zusammen halten würden, dann würden gewiss alle auch diesen Sturm überstehen, gemeinsam als Gruppe..
Ohne lang zu überlegen, nahm er das Seil, an welchem er sich festhielt, und band es um sich. Er hoffte nur, dass er damit einige Meter gehen könnte, um nach den anderen zu schauen, auch wenn es ihm durch die Laute des Sturmes, dem Regen, und den großen Wellen, fast unmöglich war. Seine Augen blickten wieder nach oben, hoch zum Himmel, nur dunkelheit war zu erblicken, in dieser sie selbst anscheinend gefangen waren, doch wie er an vieles hoffte, hoffte er auch, das bald die ersten Sonnenstrahlen zu erblicken sein würden. Doch was war schon hoffen, meistens war es für ihn vergebens gewesen. Selbst Handeln half da meistens nur, und besorgt schaute er sich weiterhin nach einem Lebenszeichen der anderen um.
07.08.2003, 13:08 #10
Superluemmel
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"Eins, zwei, jetzt!"
Die sonst eher leise, schon fast geisterhafte Stimme des Schwertmeisters übertönte selbst das Donnern der in den Bug des Schiffes krachenden Wellen. Mit lautem Bersten kappten scharfe Beile und Schwertklingen den gestürzten Mast knapp oberhalb der Stelle, an der er die Reling durchschlagen und das Holz in nutzlose Trümmer verwandelt hatte.
Peitschend zuckten durchtrennte Seilenden umher, als weitere Matrosen die Reste der Takelage vom Mast schlugen, um das Schiff von dem Ballast und somit von der Schlagseite zu befreien. Wasser schwappte auf das Deck, platschend versanken die Überreste des Mastes in den schäumenden Fluten.
Salziges Wasser drang in Frosts Mundraum, als sich der Krieger die nass an seiner Haut klebenden Haarsträhnen aus dem Gesicht wischte und eine neue Welle das Deck überschwemmte und ihn um sein Gleichgewicht kämpfen ließ. Sich mit einer Hand an einer Frachtkiste festhaltend, mit der anderen den Eisbrecher in die Schwertscheide zurückschiebend, entfernte sich Frost von dem Loch in der Reling und arbeitete sich zum Heck des Schiffes vor. Der Boden unter seinen Füßen bockte wie ein verwundeter Stier, nur den Tauen, mit denen die Fracht festgezurrt worden war, hatte er es zu verdanken, dass er nicht über Bord geschleudert wurde.
Eine schnelle Armbewegung schlang eines der Seile um seinen Unterarm, gerade noch rechtzeitig um einen schmerzhaften Stich durch sein Ellenbogengelenk zu schicken, als das Handelsschiff frontal in einen der wandelnden Wellenberge krachte und sich unter der Wucht des Aufschlages aufbäumte. Irgendetwas in Frosts Rücken zerbarst, Schrapnellen gleich prasselten spitze Holzsplitter auf Frosts Schulterpanzerung nieder, konnten den harten Hornpanzer jedoch nicht durchdringen.
"Mann über Bo-!", hallte es kurz darauf über das Deck, wobei der letzte Teil des Satzes von ohrenbetäubenden Donnern verschluckt wurde.
Frost fluchte lautlos in sich hinein, während er versuchte, sich etwas Überblick über die Lage zu verschaffen. Die Reise ging ja gut los...
07.08.2003, 15:03 #11
Der Inquisitor
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Einmal mehr verschwand die Welt in einem Chaos tosender Wassermassen, als ein weiterer Brecher über das Deck rollte und Dorrien umwarf wie eine Spielzeugpuppe. Das seil, mit dem er sich an der Reling festgebunden hatte, zog sich schmerzhaft um seinen Bauch, presste ihm die Luft aus den Lungen, als er der Länge nach auf den Planken aufschlug. Der Hexenjäger wusste nicht, wie oft er sich jetzt schon langgelegt hatte und wie viele blaue Flecken er bereits davongetragen hatte, aber es musste schon eine Menge sein. Vielleicht war auch der eine oder andere Knochen gebrochen, er vermochte die dumpfen Schmerzen, die seinen gesamten Körper peinigten, schon lange nicht mehr zuzuordnen.
Doch er hatte auch gar keine Zeit, sich um sie zu kümmern...
Die heißen Lanzen, die seine Schulter emporschossen, ignorierend, griff er das Seil und versuchte, sich an selbigem wieder auf die Beine zu ziehen. Immerhin hatten sie es geschafft, das überhängende Mastende ins Meer zu werfen. Das erleichterte ihre Situation zwar nicht so sehr, wie es Dorrien gerne gehabt hätte, aber wenigstens war die bedrohliche Schlagseite weg.
Der Blick des Hexenjägers fiel auf den Krieger mit der schwarzen Rüstung, der die Arbeiten geleitet hatte und sich jetzt ebenso wie die anderen an den Tauen festhielt, die an der Reling hingen. Frost... Dorrien verschwendete in diesem Augenblick keinen Gedanken daran, den Waffenmeister loswerden zu wollen.
Hauptsache, sie überlebten...
Polternd rollte das noch auf dem Deck liegende Mastende über die Planken, als das Schiff erneut zur Seite geworfen wurde. Ein schmerzhafter Ruck ging durch Dorriens Schultern, da er sich noch immer an dem Seil festhielt, mit einem dumpfen Aufprall landete er auf einem Sack, der an der Reling befestigt war. Der Mast krachte unterdessen gegen eines der Fässer, das unter der Wucht des zerbarst als wäre es aus sprödem Ton, um dann unbeeindruckt seinen weg über das Deck fortzusetzen. Ein wenig benommen beobachtete Dorrien, wie sich die Seeleute in Sicherheit zu bringen versuchten, sich gegenseitig irgendwelche Dinge zubrüllten, ihre Worte jedoch vom gewaltigen tosen des Sturmes verschluckt wurden. Dunkel und drohend richteten sich bereits die nächsten Wellen neben dem kleinen Schiff auf, riesigen Schlünden gleich öffneten sich gähnende Wellentäler, bereit, das gebrechliche Gefährt der Menschen, die so töricht waren zu glauben, sie könnten der Urgewalt des Meeres die Stirn bieten, zu verschlingen...
Der Mast setzte seinen Weg fort, wechselte urplötzlich die Richtung. Krachend traf er gegen die Reling, ein Brett wurde losgerissen und ins Meer geschleudert. Dorrien fluchte lauthals, obwohl er nicht wusste, auf wen.
Im nächsten Moment spülte erneut eine Welle über die glitschigen Planken, das brüllen der Wassermassen verschlang gierig die Schreie der Menschen, für die diese Seefahrt nur noch ein Ziel hatte – das nackte Überleben...
„Mann über Bo-!“
Ein gewaltiges Donnern verschluckte den Rest des Wortes, ein greller Blitz fuhr in das schwarze Wasser, tauchte die Szene in ein gespenstisches Licht. Energisch warf Dorrien den Kopf zur Seite, um seine nassen Haarstränen aus dem Gesicht zu bekommen, was diese allerdings ziemlich unbeeindruckt ließ. Peitschen gleich klatschten sie, angetrieben vom Sturm, immer wieder in sein Gesicht...
Der Hexenjäger kniff die Augen zusammen, um vielleicht die Situation einschätzen zu können. Ein Seemann war über Bord gegangen, der unkontrolliert herumrollende Mast hatte ihn von den Füßen gerissen. Seine Kameraden standen an der Reling – soweit man überhaupt von ‚stehen’ reden kann – und brüllten irgendetwas auf das tosende Meer hinaus, warfen Leinen ins Wasser. Eine Sekunde lang erspähte Dorrien einen hellen Fleck in der Finsternis der tobenden See, einen sich bewegenden Spielball der Wellen, empor getragen, um gleich darauf in der brodelnden Tiefe zu verschwinden.
Spätestens jetzt war ihm klar, dass der Mann verloren war...
Erschöpft ließ sich Dorrien auf den Sack zurücksinken, klammerte sich mit beiden Händen an irgendwelchen Seilen fest, die sich die Reling entlang zogen. Sein Blick wanderte sehnsüchtig in die Ferne über dem Bug des Seglers.
„Adanos, Herr des Wassers...“, begann er vor sich hinzumurmeln, stockte dann aber.
Irrte er sich, oder klarte der Himmel am Horizont tatsächlich auf...?
08.08.2003, 01:10 #12
Nienor
Beiträge: 631

Jetzt sahen es auch die anderen. Hatte die Kraft des Sturmes nicht eben ein wenig nachgelassen? Hoffnung machte sich breit, bemächtigte sich der Herzen der auf der Nusschale Treibenden.
Auch Jorge, der Kapitän sah das Aufklaren des Himmels am horizont udn er brüllte schon seine Befehle. Ein Notmast sollte aufgestellt werden. Segeltuch war im Laderaum zum Verstauen der Kisten und Fässer genug vorhanden.
Nun endlich war auch der Wind am abflauen. Die umherfliegende Gischt ließ nach und das letzte Wellental, daß das beschädigte Schiff durchmaß, war nur noch halb so tief, wie die vorhergehenden. Der Sturm war überstanden. Doch ach, das Schiff sah schlimm aus. Der Mast hatte, als er herniederbrach, große Teile der Decksaufbauten beschädigt. Mitten durch die Kajüte am Heck war er gefallen und hatte Holz zersplittern und Eisen sich verbiegen lassen. Wild durcheinander stachen Bretter und Balken in die Luft, umwickelt von Tauenden und Segelfetzen. Die Reling war an einer Seite fast gänzlich weggebrochen, das Bugspriet war um die Hälfte gekürzt und überall schlugen lose Leinen umher und trafen den Unvorsichtigen, der nicht schnell genug auswich. Wenigstens war der Rumpf nicht beschädigt worden, als der Mast umbrach und es war kein Leck unter der Wasserlinie entstanden.

"Ein Schiff, ein Schiff voraus", erscholl der Ruf eines der Matrosen, die übrig geblieben waren. Einer von ihnen war im Sturm über Bord gegangen und hatte sein Leben gelassen.
Alle Augen starrten wie gebannt an den Horizont, in die Richtung, in der der Mann zeigte.

"Gnade uns Innos, hoffentlich sind das keine Piraten", knurrte der Käpt'n.
"Achwas, und wenn schon, ihr habt hier eine Handvoll erfahrener Kämpfer, wir wissen uns zu wehren"[i], meinte Nienor aufmunternd zu Jorge. Durch den mittlerweile schon stark nachgelassenen Sturm war sie wieder guten mutes, daß die Reise doch noch zu einem guten Ende führen würde. Adanos hatte sie verschont.

"Pah, eine Handvoll. Um Gegen ein Schiff volelr Piraten zu kämpfen, brauch es schon etwas mehr, als nur eine Handvoll, mag diese Hand auch noch so zuhauen." Jorge wußte, wovon er sprach. Fast dreißig Jahre auf See hatten ihn manche Erfahrung beschert. Und darunter waren einige, die er lieber nie gemacht hätte. Wenn er nur an die Begegnung damals, als er noch ein Jungspunt war, in der Karrkass-See dachte. Von über dreißig Mann war nur er als einziger lebend dieser Hölle entkommen. Und dann die Orks mit ihren riesigen Galeeren... Nein, Gefahren gab es genug. Manchmal fragte er sich, ob es sich überhaupt lonte, auf See zu fahren. Doch was lohnte sich schon im Leben?
"Warten wir es ab."
Nienors Stimme riß ihn aus seinen düsteren Gedanken. "Vielleicht entpuppt sich das fremde Schiff als friedlicher Handelssegler. Und von dort können wir sicher auch gleich Hilfe bekommen. Ich glaub, sie nähern sich uns schon."
08.08.2003, 08:25 #13
Taurodir
Beiträge: 3.553

Langsam nahm der Krieger das Stückchen Seil um sich ab, sie schienen wieder in Sicherheit zu sein. Sie hatten den Sturm überlebt, doch nicht einen, der Sturm schien mit einem keine Gnade zu haben, dieser verlor in den grausamen Wellen sein Leben, dennoch kämpfend, ein wahrlicher Matrose, den es nur zu ehren galt.
Endlich konnte Taurodir seinen Umhang zur Seite schmeißen, durchnässt war dieser, und eher er sich noch erkälten würde, wäre es besser, wenn er diesen in der Sonne trocknen lassen würde. Sonne, ein schöner Gedanken, den er nun zu lieben begann, nachdem die ersten warem Sonnenstrahlen auf sein Gesicht schienen. Genauso wie alle anderen, atmete er neue Hoffnung, Hoffnung, diese Reise doch noch zu überleben. Doch fühlte er Schmerz, Schmerz, den der Sturm bei ihm erzeugt hatte, mehrere Stellen taten ihm weh, insbesondere sein rechtes Bein, doch dies würde noch verheilen.
Ihr Schiff sah nicht mehr so aus, wie bei der Abreise, große Schäden hatte es durch den groben Wind bekommen, doch waren die Matrosen schon an der Arbeit. Die Männer, so kam es dem Paladin vor, besaßen wahrlich eine große Ausdauer, nach solch einem Sturm, und solch einem Verlust, funkelten dennoch ihre Augen weiter zu arbeiten, nicht aufzugeben, und keine Zeit zu verschwenden, die Matrosen schienen wirklich ihre Arbeit zu verstehen.
Mit etwas noch unsicheren Schritten näherte er sich Jorg, dem Käpt'n zu. Den Ruf des Matrosen, das ein Schiff sich in der Nähe befand, hatte er nicht überhört.
Doch da erinnerte er sich doch an etwas, was während des Sturmes geschah. Hatte er nicht während des Sturmes ein Schiff weit hinten in den Wellen gesehen? War es vielleicht sogar dieses? Oder war es doch nur eine Täuschung gewesen, und dieses Schiff war vielleicht ein ganz anderes?
Neugier überkam ihm, und langsam blickte er nun zu Nienor, ihr schien es gut zu gehen, sie hatte genauso wie die anderen trotz sicher einigen kleinen Schmerzen, alles heil überstanden.
Die Augen des Paladins widdmeten sich nun aber jedoch nur noch dem Schiff zu, auch andere blickten dorthin, mit der Hoffnung, dass sie friedlichen Besuch bekommen würden, doch sollte es nicht so sein, würden gewisse Leute ihre Reise noch ein wenig mehr erschweren. Immer größer wurde das erwartende Objekt in der Ferne, immer größer, und klarer...
Allmählich erkannten seine Augen eine Flagge, eine schwarze, war dies vielleicht ein Zeichen, dass sie Piraten waren? Eine Piratenflagge?
Ganz vorn am Schiff konnte er eine komische Gestalt erkennen, doch von der ferne war diese noch zu unklar für die Augen des Kommandaten.
Gespannt wartete er darauf, wie ihre Reise wohl nun weiter gehen würde, sicher waren hier hier viele große Kämpfer unter ihnen, doch nach solch einem Sturm, noch zu kämpfen, würde gewiss einigen schwer fallen.

"Ein Handelsschiff sagt ihr, Nienor? Mir erscheint diese Flagge ein wenig seltsam, wie der Käpt'n schon sagte, mir erscheint es eher, als ob uns Piraten erwarten, bloß zu hoffen, dass ich mich täusche."
Seine Augen blickten zu seiner Waffe, die sich sicher bei ihm befand, er konnte es spüren, ihre Gäste würden gewiss nicht zum Teetrinken vorbeischauen...
08.08.2003, 14:06 #14
Der Inquisitor
Beiträge: 526

Mit einem energischen Tritt beförderte Dorrien ein zersplittertes Brett zur Seite, bereute es aber gleich darauf wieder, als eine seiner Rippen damit reagierte, dass sie ihm unangenehme Schmerzwellen durch den Brustkorb jagte. Der Inquisitor fluchte leise, scheinbar hatte ein Knochen den Sturm nicht ganz heil überstanden.
Sein Schädel pochte ebenfalls, seine rechte Wange war mit inzwischen getrocknetem Blut verschmiert und seine Haare hingen ihm in nassen Strähnen ins Gesicht.
Aber für all das hatte er jetzt noch immer keine Zeit. Denn nach dem Sturm näherte sich jetzt schon das zweite Übel – ein Piratenschiff, wie man inzwischen anhand der schwarzen Flagge mit dem symbolisierten Totenkopf darauf zweifelsfrei hatte erkennen können. Die Götter schienen es wahrlich nicht gut zu meinen mit ihrer Expedition...
Mit einem Ruck beförderte Dorrien etwas Gerümpel zur Seite, das ihm noch den Weg versperrte, dann krachte der mit Wasser vollgesogene Lederstiefel seines rechten Fußes wuchtig gegen die Tür seiner Kajüte, die ohnehin schon ziemlich schief in den Angeln hing. Polternd wurde sie endgültig aus der Halterung gerissen und landete auf dem mit allerlei Gerümpel übersäten Boden.
In dem kleinen Zimmer war alles durcheinandergeworfen, das Wasser stand einige Zentimeter hoch auf dem Boden. Für all dieses Durcheinander hatte der Hexenjäger aber keine Zeit, sein Blick fiel sofort auf einen Gegenstand in der Ecke – seinen Bogen. Genau das, was er gesucht hatte. Und siehe da, daneben lag auch noch sein Köcher...
Ohne Zeit zu verlieren schnappte sich Dorrien die Waffen und legte bereits einen Pfeil auf die Sehne, während er sich wieder zum Deck durchdrängelte. Kaum hatte er dieses dann erreicht, ging es auch schon los...
08.08.2003, 19:18 #15
Cole
Beiträge: 2.773

Während die anderen die wilde See mit grimmigen Blick bekämpft haben, hatte die ganze zeit ein Lächeln Cole Mund umspielt. Früher als er mit seinem Vater einmal auf der See war sind sie in einen Sturn geraten. Genau wie damals hatte er es genossen. Die hohen Wellen wie sie mit einem donnern gegen den Rumpf brandeten und das Deck mit Wasser überspülten, wie der Wind mit schrillen Pfeifen am Masten zerrte. Cole wurde jäh in die Gegenwart zurückgeholt als die erschreckten Rufe der Matrosen überhand nahmen. "Sollen sie doch kommen" sagte er mehr zu sich selbst als zu dem neben ihm stehenden Mann dessen Hand zitternd auf der Reling lag. Gemütlich marschierte er zu dem Paladin. "Kommt ihr auch noch mit ein Bier trinken ? Dauert wohl noch ein bisschen bis unserer Gäste eintreffen, wir können und ja schon mal ein wenig im Stimmung bringen oder ?" Er zwinkerte dem verdutzen Paladin zu. Scheinbar teilte er nicht seine Einstellung was ihre Gäste betraf. "Dann nicht, dann geh ich eben alleine." Gesagt, getan. Ohne umschweifen marschierte er unter Deck um kurze Zeit später mit einem frischen Bier aufs Achterdeck zurückzukehren. Dort lehnte er sich gemütlich an die Reling und genoß das frische Bier. Das fremde Schiff war inzwischen näher gekommen und man konnte die dunklen Gestalten an Bord die mit gezogenen Waffe darstanden genauer unter die Lupe nehmen. Als Cole die Aufmerksamkeit dreier Piraten auf sich hatte hob er sein Glas und rief: "Auf euch ihr armen Irren!" Er wusste nicht ob sie ihn gehört hatten denn sie zeigten keinerlei Reaktion. Aber bald würde er die Gelegenheit dazubekommen es noch einmal zu wiederholen. Unter vier Augen sozusagen.
08.08.2003, 20:03 #16
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Noch bevor der erste Matrose erschrocken "Piraten!" über das Schiffsdeck brüllen konnte, war Frost bereits zusammen mit Nienor und dem Paladin zum Bug gestürzt, um über die kläglichen und zersplitterten Überreste des Kielschweins in Richtung des näherkommenden Schiffes zu spähen.
"Offensichtlich haben wir es mit einer jüngeren Bande zu tun", kommentierte Frost die Sichtung der am Mast flatternden, schwarzen Totenkopfflagge.
"Ich bin zwar kein alteingesessener Seemann, aber kein erfahrener Pirat fährt mit gehisster Flagge."
Was auch recht einleuchtend war. Piraten ging es meist um die Fracht der als Beute auserkorenen Schiffe, manchmal auch um die Besatzung um sie als Sklaven zu verkaufen. Für ein Entermanöver musste das Schiff jedoch schon beinahe auf Tuchfühlung mit dem anderem gehen, was durchaus tödlich enden konnte, falls das Opfer über ein paar Geschütze verfügte.
Aus diesem Grund tarnten sich Piratenschiffe gerne als Händler, näherten sich unter dem Vorwand der Konvoibildung dem anderem Schiff um es dann überraschend anzugreifen. Wäre Frost der Piratenkapitän gewesen, hätte er dem durch den Sturm fast manövrierunfähigen Handelsschiff zuerst Hilfe angeboten, um es dann zu entern. Nun, dieser Kapitän musste wohl noch einiges lernen.
Leider schien er sich diesen Fehler leisten zu können, denn im Gegensatz zu dem Frachter auf dem sich Frost und seine Gefährten befanden, schien das Piratenschiff den Sturm weitaus besser überstanden zu haben. Eines der drei großen Dreieckssegel war offensichtlich geflickt worden, doch ansonsten konnte der Krieger auf diese Entfernung keine weiteren Schäden ausmachen.
Während sich das sturmgeschädigte Schiff aus Drakia müde drehte um frischen Wind in die erschlafften Segel zu bekommen, kam das Piratenschiff schnell näher. Schlagartig wurde Frost klar, dass sie dem Schiff niemals entkommen konnten, selbst wenn das Handelsschiff noch unbeschädigt gewesen wäre. Der schnittige Rumpf schien nahezu ohne Widerstand die dunklen Fluten zu zerteilen, die hohen Segel blähten sich wie von wilder Inbrunst erfüllt im Wind. Das Schiff war ungefähr fünfmal so lang wie breit, entlang des Rumpfes blitzten spitze Widerhaken blutig rot im Licht der untergehenden Sonne. Aus dem Bug ragte eine kleine Spier hervor, auf der sich drei Männer versammelt hatten. Spätestens jetzt musste auch dem letzten Matrosen klar geworden sein, dass es sich um Piraten handeln musste, denn in den Händen der sprungbereiten Männer blitzten scharfe Klingen. Das hintere Schiffsdrittel wurde von einem trutzenartigen, zweiten Deck eingenommen, auf dem ebenfalls einige Männer standen. Kurze, schlanke Schäfte in ihren Händen qualifizierten sie als Bogenschützen. Weitere Piraten hingen gierigen Raubvögeln gleich an zu den Masten gespannten Wanten.
Die Schatten in Frosts Gesicht verdichteten sich. Vielleicht konnten sich die Piraten auch einfach den Luxus, mit gehisster Totenkopfflagge zu fahren, leisten. Obwohl sich Frost nicht allzu gut im Schiffskampf auskannte, konnte er problemlos erkennen, dass das Piratenschiff voll und ganz auf schnelle Entermanöver ausgelegt war.
"Das sieht übel aus", murmelte der Schwertmeister zu Nienor, bevor er sich umdrehte und in Richtung Heck stürmte.
"Alle Mann auf Gefechtsposition! Sie versuchen zu entern! Die sich auf dem Deck befindende Fracht nach Steuerbord, wir brauchen Deckung vor den Bogenschützen!"
Augenblicklich machten sich einige Seeleute daran, die schweren Frachtkisten in Richtung der Reling zu schieben, während andere versuchten, mit Hilfe als Deckung ungeeigneter Fracht das sich verlagernde Gewicht etwas auszugleichen.
"Jeder der einen Bogen führen kann zum Heck! Und schnappt euch irgendetwas, das als Deckung taugen könnte! Feindliche Bogenschützen stehen achterlich!"
Verdammt, eigentlich wurde er langsam wirklich zu alt für so etwas. Nun ja, jetzt war es ohnehin zu spät, um noch etwas an der Situation zu ändern. Denn das feindliche Schiff war mittlerweile heran und ging längsseits. Zusammen mit einem anderem Matrosen duckte sich Frost in den Schutz einer sperrigen Frachtkiste, als die ersten Bogensehnen zu singen begannen. Mit dumpfem Pochen schlugen die metallenen Pfeilspitzen in das Holz des Schiffsdecks ein. Während Frost angespannt die Zähne zusammenbiss, wartete er innerlich nur darauf, dass ein gellender Schmerzensschrei die Luft erfüllte. Doch das Warten war vergebens. Offensichtlich war die erste Salve komplett ins Leere gegangen.
Im nächsten Moment erfüllte schauerliches Geheul die Luft, Enterhaken landeten knallend auf dem Schiffsdeck und krallten sich mit stählernen Widerhaken in Reling und Holz, zogen das feindliche Schiff unaufhaltsam näher heran. Noch bevor sich die Dornen dse Piratenschiffs knirschend in die Flanke des Handelsschiffs bohrten, schwangen sich die ersten Piraten an langen Seilen über die schmaler werdende Kluft zwischen den Schiffen. Fast zeitgleich wurden Enterstege ausgeklappt, weitere Piraten setzten zum Sturmangriff an.
Während sich die Matrosen mutig den Angreifern entgegenwarfen, sprang Frost aus seiner Deckung hervor. Einer der Piraten schwang sich direkt auf ihn zu, eine Hand am Seil, die andere am gefährlich blitzenden und schlagbereit erhobenen Säbel. Doch im selben Moment in der die Klinge herabzuckte, duckte sich Frost zur Seite weg und schlug seinerseits zu. Ein kräftiger Ruck zog die Flammenschneide durch den Lederharnisch des Pirats, zerteilte Sehnen, Fleisch und Knochen und hinterließ eine klaffende Wunde in der Brust des Mannes. Schreiend ließ er seinen Halt los, krachte unsanft aufs Deck und schlitterte mehrere Schritt weit über den feuchten Boden. Eine dunkelrote Spur kündigte davon, dass dieser Seeräuber wohl nicht mehr aufstehen würde.
Schon im nächsten Moment parierte Frost mit dem Eisbrecher einen weiteren Angriff. Scharfer Schmerz zuckte durch seinen Arm, wurde jedoch augenblicklich verdrängt. Der rechte Fuß des Waffenmeisters zuckte nach oben und dem zurücktaumelnden Piraten gegen das Kinn, den Bruchteil einer Sekunde später wirbelte Frost herum und wiederholte die Angriffsbewegung mit dem zweiten Bein. Knirschend und knackend gaben mehrere Zähne und vielleicht auch der Kieferknochen seines Gegners nach, die Wucht des Angriffs schleuderte ihn zurück und hart gegen die Reling.
Für einen Augenblick hatte Frost Ruhe und er nutzte die gewonnene Zeit, um sich etwas Überblick über die Lage zu verschaffen. Von Nienor war keine Spur zu sehen, Taurodir kämpfte mit dem für Paladine schon beinahe üblichen, fanatischen Eifer in wenigen Schritt Entfernung und Scipio Cicero erwehrte sich gerade den Angriffen dreier Piraten gleichzeitig. Der Schwerpunkt des Kampfes verlagerte sich in Richtung Heck, offensichtlich versuchten die Seeräuber zum Kapitän durchzudringen.
Ein Zischen schreckte den Krieger auf, geistesgegenwärtig riss er den Kopf nach hinten und knickte leicht mit den Beinen ein. Der heiße Luftzug eines Pfeiles striff seine Wange, zitternd blieb das Geschoss einen halben Schritt entfernt im Deck stecken. Im Augenwinkel konnte er einen dunklen Schemen erkennen, der mit seinem Kurzbogen auf ihn zielte. Eine schnelle Hechtrolle ließ Frost einem zweiten Pfeil entkommen, eine Körperdrehung mit ausgestrecktem Bein beim Aufstehen fegte einen weiteren Angreifer von den Füßen.
Beinahe augenblicklich setzte einer der Matrosen dem gestürzten Piraten nach, ein Schwertstreich zerfetzte die Kehle des Räubers. Dann, ein erschrockenes Keuchen von Seiten des Matrosens. Blut floß in schmalen Rinnsälen aus seinen Mundwinkeln, mit ungläubig aufgerissenen Augen sank er nach vorne auf die Knie, dann stürzte er vollends zu Boden. Der schwarzgefiederte Schaft eines Pfeils ragte zwischen seinen Schulterblättern hervor. Frost schauderte. Dieser Pfeil könnte ihm gegolten haben. Warum zum Beliar kümmerte sich niemand um die Bogenschützen?!
Gerade als der Krieger sich etwas aus dem Hauptgetümmel entfernt hatte, stellte sich ihm schon wieder ein Pirat in den Weg. Die breite Klinge des Entermessers stocherte knapp an seinem Gesicht vorbei, hinterließ beim Zurückziehen jedoch einen schmalen Schnitt an seiner Wange. Das leichte Brennen ignorierend, rammte Frost dem Piraten zum Ausgleich sein gepanzertes Knie in den Magen. Stöhnend ließ der Seeräuber seine Waffe fallen und krümmte sich vor Schmerzen, bevor ihn die Breitseite des Eisbrechers an der Schläfe streichelte und ins Reich der Träume schickte.
Scipio war von den drei Angreifern mittlerweile in eine Ecke gedrängt worden und wehrte verzweifelt die auf ihn niederprasselnden Schläge ab. Hoffentlich erging es den anderen besser als dem Waldstreicher. Frost entschloss sich zu helfen, stürmte vorwärts und griff zwei der Räuber gleichzeitig an. Mit leichter Verwunderung registrierte der Krieger, dass es sich bei einem der Angreifer um eine Frau handelte. Ungewöhnlich, er hatte auf Seiten der Piraten keine weitere ausmachen können. Das blonde Haar war hinter dem Kopf zusammengebunden und wippte bei ihren schnellen Ausweichmanövern wild hin und her. Sie trug keine nennenswerte Rüstung, was sie allerdings nicht verwundbarer werden ließ, da sie den meisten Schlägen grazil auswich oder sie mit ihrem eigenem Schwert parierte. Heißer Zorn hatte sich in ihre Züge gegraben, als sie sich umdrehte, um ihren schlanken Einhänder zur Parade zu erheben. Während die Flammenschneide nach dem Arm der Piratin stach und sich an dem entstandenen Schnitt labte, schmetterte der Eisbrecher die gerade noch rechtzeitig zur Parade erhobene Klinge des zweiten Angreifers zur Seite.
"Scipio, versucht etwas gegen diese Bogenschützen zu unternehmen!", brüllte Frost über das Klirren der abermals aufeinandertreffenden Schwertklingen hinweg.
Die beiden Piraten ließen nun von dem Gildenlosen ab und gingen gemeinsam auf den Schwertmeister los. Frost vermutete, dass die beiden schon des Öfteren Seite an Seite miteinander gekämpft hatten, denn sie stimmten ihre Angriffe aufeinander ab, stachen immer wieder beinahe zeitgleich vor oder versuchten jeweils einzeln, Frosts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, damit der andere einen Treffer landen konnte. Kein Wunder, dass Scipio ernsthafte Probleme bekommen hatte. Eher schon, dass er überhaupt so lange überlebt hatte...
"Ihr unterschätzt mich", knurrte Frost, als die Frau eine Finte ansetzte und ihr Kumpan daraufhin vorsprang, zuschlug, daraufhin jedoch einen Hieb mit dem Griff des Eisbrechers einstecken musste, da Frost rechtzeitig zur Seite auswich.
"Und du hast ohnehin schon verloren!", rief die Seeräuberin, griff abermals an und ließ ihre Schwertklinge über die mattschwarze Unterarmpanzerung von Frosts Rüstung schaben.
"Habe ich das?", fragte Frost, während er den nachfolgenden Angriff des zweiten Piraten parierte und mit einem Ausfall seinerseits konterte.
"Hilf mir!", presste der Pirat zwischen den Zähnen hervor, als Frosts kreisende Klingen mit schnellen, harten Schlägen seine Verteidigung brückeln ließen und den Mann vor sich hertrieben.
Der Waffenmeister schloss die Augen, als der Eisbrecher den Säbel aus der Hand seines Gegners prellte und über Bord schleuderte, konzentrierte sich voll und ganz auf die schwarzglänzende Klinge der Flammenschneide in seiner anderen Hand. Er glaubte zu hören, wie jemand seinen Stiefel dicht hinter ihm aufsetzte, glaubte die Anspannung fühlen zu können, die der Schlagbewegung des Armes vorausging. Er glaubte den leichten, warmen Hauch sein Ohr streifen zu spüren, als die Piratin ausatmete, gleichzeitig das Schwert in die Höhe riss und in der selben Bewegung zuschlug.
Er schaltete sämtliches Denken ab, unterdrückte jegliche, instinktive Reaktion, vertraute voll und ganz dem Schwert in seiner Hand. Wie eine schwarze Schlange schnellte die Flammenschneide nach oben, drehte sich leicht und fing die heransausende Schwertklinge dicht über Frosts Hinterkopf auf.
In einer blitzschnellen Bewegung wirbelte Frost herum, führte die Drehbewegung der Flammenschneide weiter und verhakte somit die Klinge der Angreiferin zwischen den Parierdornen der eigenen Waffe. Gleichzeitig schwang sein Bein in einem weiten Halbkreis nach oben und hinten, hämmerte gegen den Brustkorb des anderen Angreifers und schleuderte ihn zurück. Der Pirat krachte hart gegen die Reling, diese gab unter dem Aufprall knirschend nach. Schreiend stürzte der Mann durch das sich plötzlich auftuende Loch und klatschend ins Wasser.
"Dafür wirst du zahlen!"
Ein harter Ruck riss Frost beinahe das Schwert aus der Hand, als die Räuberin versuchte, ihre Klinge zu befreien. Als sie scheiterte, trat sie nach Frosts Beinen, doch auch diesem Angriff wich der Krieger schon fast spielerisch aus. Durch den plötzlichen Ruck aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte die Piratin nach vorne und wäre um ein Haar ebenfalls durch das Loch in der Reling gestürzt, wenn Frost nicht zur Seite gesprungen wäre und sie an ihrer eigenen Waffe mitgerissen hätte.
"Ich sagte doch, ihr habt mich unterschätzt."
Urplötzlich riss Frost die Flammenschneide beiseite und schlug mit dem Eisbrecher zu. Doch nicht, um die Frau zu verletzen. Mit der Wucht eines Hammerschlages traf die Ironiaklinge das festsitzende Schwert der Angreiferin knapp oberhalb des Hefts. Begleitet von einem peitschenden Knall zerbarst die Klinge in zwei ungleiche Teile, Die Seeräuberin taumelte nach hinten, trat auf eines der herumliegenden Taue und stürzte schwer gegen die Reling. Mit schmerzverzerrtem Gesicht umklammerte sie ihre Schwerthand, mühsam versuchte sie einen Schmerzensschrei zu unterdrücken.
"Touché", meinte Frost, als er ihr die Spitze des Eisbrechers an die Kehle setzte.
"Verdammter Bastard... dafür... wirst du zahlen!", keuchte die Piratin unter Schmerzen und legte den Kopf in den Nacken, um etwas Abstand zu der tödlichen Klinge zu bekommen.
"Vielleicht", antwortete der Schwertmeister, bevor die flache Klingenseite die Schläfe der Frau streichelte.
Kaum war sie bewusstlos zusammengesunken, da war Frost auch schon wieder herumgefahren, um sich einem weiteren Angriff entgegenzustellen. Der Kampf war noch lange nicht vorbei.
08.08.2003, 20:37 #17
Cole
Beiträge: 2.773

Cole stand noch immer aus dem Achterdeck und wehrte sich gegen zwei junge Piraten die ihn mit ihren Säbeln zimlich nah an an die Reling getrieben hatten. "Feierabend Jungs" sagte er als er nicht weiter zurück konnte. Er setze ein Grinsen auf und ging in den Angriff über. Genug Zeit war mit dem Studium der gegnerischen kampffertigkeit verstrichen. Er parierte einen Schlag der seiner rechten Flanke galt und verschaffte sich mit einem fußtritt platz umd zu agieren. Der eine Pirat taumelte zwei Schritte zurück, der fußtritt hatte sein ziel in seinem Magen gefunden. Der andere wich unsicher zurück. Dann begann er zu zeigen was er vor so langer Zeit gelernt und seitjeher tag für tag praktizierte. Coles Klinge vollführte eine gradlinige Bewegung die auf Hals des Piraten zielte. Mitten in der Bewegung riß er sein Schwert zurück und wechselte es in die linke Hand um ein kraftvollen schlag des anderen piraten zu parrieren. Seine rechte Faust bewegte sich fast gleichzeitig in richtung Gesicht des anderen und brach mit höhrbarem Knacken seine Nase. Der Pirat fluchte und setze zu einer neuen atacke an. Doch so weit ließ es cole nicht kommen. Blitschnell stieß er seine Klinge vorwärts und tötete den Mann. Er spürte die klinge des anderen von links auf ihn zugleiten und ließ sich auf den Boden fallen um ihr zu entgehen. Sein Schwert fuhr in Richtung seiner ungeschützen Beine und drang tief in die Muskeln bevor der Knochen es stoppte. Cole sprang auf die Beine und riß sein schwert aus der Wunde. Die Pirat hatte aich vor schmerz gekrümt und auf sein heiles knie fallen lassen. Es war nicht in Stimmung Mitleid zu zeigen und schlug dem mann einfach den Kopf ab. Ein Problem weniger. Er hatte Glück das er den Rücken frei gehabt hatte, es waren so vieke Piraten auf dem Schiff das er seine Freunde schon gar nicht mehr sehen konnte. Entrüstet stöhnte er und warf sich wieder in den Kampf.
08.08.2003, 22:41 #18
Taurodir
Beiträge: 3.553

Wie erwartet, ein Kampf folgte.
Der Wille des jungen Paladins war nicht zu stoppen, ohne zu zögern, nahm er sein Schwert feste in die Hand, und wartete in der Nähe von Nienor.
Viele Männer stürmten auf ihr Schiff zu, viele mit der Absicht, ihr Leben zu nehmen, doch dagegen hatten die Krieger was.
Sein Bein schmerzte zwar, doch versuchte er während des Kampfes diesen Schmerz am Oberschenkel zu vergessen, eher gesagt, zu ignorieren, da er nicht wirklich zu vergessen war.
Während Frost sie verließ, hielten er und die Kriegerin an seiner Seite, die Stellung. Beide kämpften, und gaben nicht auf...
Vieles hatte wohl etwas gegen ihre Reise, nicht nur der Zorn Adanos, nein, nun sogar Piraten.
Fürchterlich sahen die meisten der Männer aus, und fürchterlich stanken sie auch.
Zei Piraten näherten sich abermals dem Paladin zu, doch ehe der erste ihn angriff, tritt er diesen mit seinem gesundem Bein zurück, und nutzte dann den Moment, um sein Schwert mitten hinein zu stechen. Doch griff schon der zweite an, nun wohl erzörnt, und wütend darüber.

"Du stinkender Paladin, dir werde ich es zeigen", spuckte der Kerl ihm wilde Worte entgegen.
"Ich pflege es, mein Können im Kampf unter Beweis zu stellen, elender Narr, nicht mit bloßen Worten."
Wütend griff der Mann ihm gegenüber an, schleuderte sein Schwert auf ihn zu, doch vergebens, Taurodir konnte sich rechtzeitig ducken, und ließ ihn dann einen harten Schlag in der Magenrichtung spüren, Blut strömte aus dem Mund des ehrenlosen Kriegers. Tot war er aber nicht..
"Ich hoffe für dich, das dies dir eine Lehre ist."
Doch galt es nicht, lange in der Luft zu stehen, und nichts zu tuen, die nächsten griffen doch schon an. Nienor ging es gut, momentan jedenfalls, gut hatte sich die Kriegerin verteidigt, wie er es von ihr doch erwartet hatte.
Jedoch wollte Ausschau nach den anderen halten, diese müssten sich auf der anderen Seite befinden. Schnell schritt er weiter, durch zwei der Piraten, und stoch während des vorbeigehens dem einen noch kräftig in die Seite.
Leichen lagen auf dem Boden, doch nicht nur Leichen der Piraten, auch viele der Matrosen hatten ihr Leben verloren. gekämpft hatten sie während des Sturmes, doch diesmal vergeblich. Doch während er zur Hilfe rannte, begann sein oberschenkel wieder einmal fürchterlich zu schmerzen, so hoffte er doch, dass ihm kein großer Nachteil während dieses Kampfes werden sollte.
Zwar starben viele der Piraten, doch schon stürmten neue das Schiff, mit Seilen schwangen sie sich rüber, wild und erbarmungslos.
Lange wäre dies nicht auszuhalten, gewiss waren sie alle große Krieger, doch zu viele stürmten auf sie zu. Er blickte wieder nach hinten, seine frühere Schülerin war weiterhin tapfer am Kämpfen, doch sah er auch die anstürmenden Piraten, sofort kehrte er um, er hatte ihr zur Seite zustehen, wie sie es damals tat.
Ein wenig humpelnd rannte er wieder zurück zu ihr, und hoffte nur, dass er sie noch vor dem Sturm der Piraten erreichen würde.
Einmal fiel er zu Boden, doch stand er wieder auf, seine Augen blickte nur zu Nienor, und dann wieder zu den Piraten. Es schien ihm, als würde er sie nicht rechtzeitig erreichen können, es schien so, als wollte sein Bein nicht mehr mitspielen. Doch beißte er abermals die Zähne zusammen, und holte zu seinem letzten Sprint aus, um sein Wort halten zu können, um bis zum Tode nicht aus ihrer Seite zu weichen.
Lang galt es nicht da zu überlegen, da ihm ein Bogen, oder eine Armbrust fehlte, nahm er seinen Dolch in die linken Hand, und warf sie rechtzeitig, ehe die erste Klinge jemanden erreichte, auf einen der Männer zu. Zu Boden fiel, ein lautes Geschreie war zu hören.
Wieder war große Wut zu spüren, Wut der Piraten, einige änderten nun ihre Richtung, und blickten auf ihn zu.

"Na los, greift mich an, ihr ehrenlosen Wesen auf unserer Erde! Greift mich an, zeigt mir, ob ihr manns genug seid!", brüllte der Paladin ihnen ohne Furcht entgegen. Einer zögerte, doch die ersten drei rannten schon auf ihn zu.
"Was anderes hatte ich auch nicht erwartet, euch fehlt die Ehre, um alleine zu kämpfen. Die Ehre habt ihr wohl schon auf dieser See verloren. Jammerlich, ohne Ehre zu sterben."
Die Worte erhöhten nur umso mehr die Wut in den Männern, mit großem Zorn rannten sie auf ihn zu, doch war dies auch gut so. Ihr Zorn machte nur ihre Augen blind, was es auszunutzen galt.
09.08.2003, 02:46 #19
Scipio Cicero
Beiträge: 1.638

Langsam bahnte sich ein einsamer Tropfen Blut seinen Weg durch das Gesicht des schwarzen Kriegers, der eben noch von drei Piraten gleichzeitig angegriffen wurde. Glücklicherweise hatte Frost, der Waffenmeister der Gruppe, die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich gezogen und er gab Scipio auch den Auftrag sich um die Bogenschützen zu kümmern. Die kleine Wunde in der Augenbraue wurde von ihm ignoriert und er versuchte einen Weg zu finden, die Bogenschützen zu erreichen und das möglichst schnell und überraschend. Wie allerdings sollte er auf das andere Schiff kommen, ohne von einem der Kämpfenden oder den nachrückenden Piraten sofort angegriffen zu werden? An einem Kampf käme er wohl wirklich nicht vorbei.
Wenige kurze Blicke und es stand fest. Das Feuer der Entschlossenheit entfachte ein wahres Inferno in den Augen des Gildenlosen und mit geübten Griffen nahm er schnell seinen Speer vom Rücken. Wenn er schon nicht über die ständig benutzten Seile der Piraten auf ihr Schiff konnte, dann müsste er einfach einen anderen Weg nehmen.
Er stemmte das rechte Bein in den Boden auf Hölzernen Planken hinter ihm, nahm die Stangenwaffe in die Hand als wollte er zustoßen und rannte auf die Reling zu. Etwa einen Meter davor rammte er nun die Waranenzunge in das Holz, zum Glück brach die Spitze nicht durch den Boden und in einem hohen Bogen katapultierte er sich in die Luft. Mit einem festen Ruck zog er seine Waffe wieder aus dem Boden und erwartete die Landung auf dem Piratenschiff. Seine Füße berührten die Reling ein weiterer kleiner Sprung folgte, er rollte sich geschickt ab, wartete jedoch keine Sekunden ab und stand sofort wieder auf. Geschafft, Scipio war auf dem Schiff der Angreifer.

Netter Sprung, nur leider umsonst. Die Kraft hättest du dir sparen könne, denn ich werde dich jetzt sowieso besiegen und glaub mir, es wird mir ein Vergnügen sein.
Der eiskalte Blick aus dem blassen Gesicht des schwarzen Kriegers traf einen Piraten, der gerade grinsend seinen Säbel zog. Verächtliche Blicke warf er dem Waldstreicher zu, doch wie lange würde er noch lächeln.
Mit einem schabenden Geräusch befreite Scipio den Windfetzer aus der sanften Umarmung seines Gürtels strich mit der Klinge über seinen Mund, als wollte er das dämonische Metall zart liebkosen. Dann allerdings verfestigte sich der Griff des Gildenlosen und während er in Kampfposition ging, leckte er sich kurz über die Lippen.
In einem Punkt hast du recht, ich hätte nicht rüber kommen brauchen. Dich könnte ich überall besiegen.
Der Blick des Piraten verfinsterte sich und er wurde zornig.
Laut schreiend stürmte er auf den kleinen Mann zu und ließ den Säbel auf ihn niederschnellen, was der Krieger jedoch abwehrte, wenn dieser auch zugeben musste, dass er seinen Gegner nicht als so stark eingeschätzt hatte. Wie dem auch sei, in Sachen Schnelligkeit konnten ihm nur wenige das Wasser reichen und so schlug er dem Piraten mit seinen harten Stiefeln in den Magen, was er jedoch gut wegsteckte. Eine Sprunghafte Bewegung folgte und das andere Bein prallte mit aller Kraft in die Seite des ungeschützten Seeräubers, während die Klingen immer noch gegeneinander gepresst wurden. Keuchend ließ der Druck des Säbels nach und der Mann der ihn führte wich einige Schritte zurück. Scipio blickte weiterhin mitleidlos auf seinen Gegner, der ihn etwas entsetzt anstarrte. Wahrscheinlich hatte er nicht mit einem solchen Widerstand gerechnet, nicht von so einem kleinen dürren Mann.
Die Verzweiflung trieb ihn jedoch an und so stürmte er erneut auf den mysteriösen Mann in der schwarzen Rüstung zu. Erneut prallte die billig Klinge des Säbels gegen das Dämonenschwert und soweit war es dasselbe Szenario wie zuvor. Diesmal jedoch wartete der Pirat nicht so lange bis Scipio wieder zuschlagen konnte sondern hechtete sich mit ganzem Körpereinsatz gegen die tiefschwarzen Panzerplatten seines Gegenübers und riss ihn zu Boden. Nun lag er auf dem Waldstreicher und presste mit seiner Waffe die des überraschten Gildenlosen zu Boden. Noch bevor dieser reagieren konnte schlug der Seeräuber wie wild mit seiner linken auf das Gesicht weitgehend wehrlosen Mannes ein, der immer noch nicht wusste was er jetzt machen sollte. Nach mehreren Schlägen jedoch verließ Scipios Hand den griff seines Schwertes und schlug gegen die Brust des Angreifers und stieß ihn schließlich von sich weg. Ein schneller Tritt ließ ihn noch weiter zurückweichen. Instinktiv nahm er die Waranenzunge vom Rücken und machte sich wieder kampfbereit. Stumm standen die Kontrahenten in einem respektvollen Abstand zueinander und gönnten sich gegenseitig eine kurze Pause. Blut strömte nun aus der Nase des Waldstreichers und tropfte zu einer winzig kleinen Lache auf den Boden. Ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen spuckte er ebenfalls etwas von dem roten Lebenssaft aus seinem Mund, indem sich auch einiges ansammelte. Zugegeben, schlecht war dieser Kerl nicht, doch dasselbe dachte wohl auch Selbiger über ihn. Am liebsten hätte sich der schwarze Krieger noch etwas ausgeruht, doch durfte er nicht vergessen, dass die Bogenschützen immer noch ausgeschaltet werden mussten. Nun musste es schnell gehen.
Langsam ließ er den Speer zwischen seinen Fingern kreisen, als er langsam auf den Piraten zuging, der sich auf den Angriff einstellte, der nun jeden Augenblick kommen musste. Doch als der Gildenlose endlich losrannte vollführte er keinen einfachen Angriff, sondern ließ sich auf den Boden fallen um dort zu den Füßen seines Gegner zu rutschen, die er mit einem Tritt gegen die Knie zum wackeln brachte. Der Säbel wurde mit dem Speer abgefangen und ein weiterer Tritt folgte, der den Seeräuber nun doch zu Fall brachte. Mit Schwung sprang der Waldstreicher auf und das genau in die Magen des Piraten, wo er kurzerhand herumzutrampeln begann. Der immer noch etwas konfuse Mann konnte sich nicht wehren und als die Waranenzunge ein letztes Mal rotierte war es nun endgültig aus. Der Pirat war enthauptet.
Ohne lange zu zögern nahm Scipio den Windfetzer an sich, befestigte seinen Speer wieder in der Halterung am Rücken und ging weiter. Er musste nun schnell die Bogenschützen finden, um eines der größten Probleme zu beseitigen. Für gewöhnlich waren die spezialisierten Bogenschützen ja keine besonders guten Nahkämpfer und bis sie reagieren könnten, würde der schwarze bereits die meisten niedergestreckt haben. Er musste die flinken Kerle nur noch finden...
09.08.2003, 12:41 #20
Superluemmel
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Kleine Schweißperlen glitzerten auf eisenbeschlagenen Leder, als Frost mit dem Handrücken versuchte, den Schweißströmen auf seiner Stirn Einhalt zu gebieten. Das Salz brannte in seinen Augen und kristallisierte sich allmählich zu winzigen Körnchen in seinen Augenwinkeln.
Das nach dem Sturm gerade wieder getrocknete Haar klebte strähnig in seinem Gesicht, seine Handschuhe waren nass vom Schweiß. Dennoch umklammerte er die Schwertgriffe als ob sie seinem erschöpften Körper allein durch den eisernen Griff neue Kraft schenken könnten. Er wusste, dass es sich um eine Illusion, einen Wunschtraum handelte. Allein schon sein Körper sprach eine andere Sprache.
Jedes Mal, wenn er den Eisbrecher zu einem neuen Hieb hob, quoll dunkles Blut an der Stelle ins Freie, an der ein Rapierstich einen Spalt zwischen den Panzerplatten der Oberarmpanzerung seines rechten Armes gefunden und einen zwar nicht lebensgefährlichen, aber dennoch schmerzhaften und auf Dauer vor allem kräftezehrenden Schnitt hinterlassen hatte. Die eine Wunde mochte den Krieger im Moment vielleicht kaum stören, doch der Kraftverlust machte sich in jeder weiteren Minute bemerkbar.
Und es war nicht die einzige Verletzung.
Die Geschichten, in denen sich ein einzelner Mann wie ein Pflug durch die Feindmassen wühlte und dabei keinen Kratzer einfing, waren allesamt erstunken und erlogen. Die Realität sah vollkommen anders aus. Im Duell mochte die Überlegenheit eines erfahrenen Kämpfers vielleicht ausreichen, um seinen Gegner nahezu problemlos niederzustrecken. Im Geplänkel verschaffte sie ihm bestenfalls eine höhere Lebenserwartung. Am Ende zählte meistens doch die zahlenmäßige Überlegenheit.
Mit der sah es für die Kämpfer aus Drakia derzeit mehr als schlecht aus. Zwar steckten die Piraten schwere Verluste ein, doch auf Seiten der Verteidiger sah es nicht viel besser aus. Nur konnten sich diese den Verlust schon von vornherein nicht leisten.
Die beiden Matrosen, die an Frosts Seite versucht hatten, einen der Enterstege zu vernichten, hatten die verzweifelte Aktion mit ihren Leben bezahlt. Einer der jungen Männer war schon nach wenigen Minuten von den beinahe endlosen Feindmassen einfach erdrückt worden, der andere hatte es zusammen mit Frost tatsächlich geschafft, sich bis auf den Steg vorzukämpfen. Leider hatte einer der Bogenschützen seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet, kurz nachdem er eines der Scharnieren gesprengt hatte, die den Steg in der Mitte zusammenhielten. Frost hatte sich nur mit einem beherzten Sprung über fast drei Schritt von der verlorenen Position retten können, aber nicht ohne zuvor ein zweites Scharnier zu nutzlosem Altmetall zu zerschlagen. Unter dem Gewicht der anstürmenden Seeräuber war der Entersteg vollends zusammengebrochen, diejenigen, die das Pech hatten, zu dem Zeitpunkt des Zusammenbruchs noch auf dem Steg zu stehen, waren in die düsteren Fluten des Meeres hinabgestürzt.
Dennoch war es nichts weiter als ein Pyrrhussieg. Die Zerstörung des einen Steges reichte bei weitem nicht aus, um den Sturmangriff der Piraten entscheidend zu verlangsamen. Selbst optimistisch betrachtet, war die Lage aussichtslos. Doch er würde weiterkämpfen, bis der letzte Mann gefallen war oder Nienor die Kapitulation bekanntgab.
Ein lauter Kampfschrei brannte in Frosts staubtrockener Kehle, Blutspritzer verteilten sich in einem grob halbkreisförmigen Muster auf dem dunklen Holz des Schiffsdecks, als der Eisbrecher um die Verteidigung eines stoppelbärtigen Piraten herumschnitt und eine klaffende Wunde in seiner Brust hinterließ. Röchelnd stolperte er nach hinten und stürzte schwer zu Boden, wo er reglos liegen blieb. Noch mehr Futter für die Haie.
Wieder gab sich der Schwertmeister dem leisen Singsang seiner Schwerter hin, die Welt vollführte einen rasenden Tanz vor seinen Augen und schien nur noch aus blitzenden Klingen, tobenden Körpern und lauten Schreien sowie dem Klirren der Waffen zu bestehen. Auf ihre eigene, todbringende Art und Weise stiegen der Eisbrecher und die Flammenschneide in den Tanz mit ein, verwandelten sich in silbrige Schemen, die leise sirrend und heulend die Luft mit ihren Stahlkörpern durchschnitten. Der Eisbrecher gab den Takt vor, die Flammenschneide folgte und begleitete den Tanz mit ihrem traurigen Gesang.
Frosts Stiefel trugen den Krieger in schnellem, klackenden Rythmus in Richtung des Hecks. Einzig der wirbelnde, schwarze Umhang vernichtete das Bild eines kunstvollen Tänzers, wirkte er weniger wie ein wallendes Ballkleid als wie die unheilverkündenden Schwingen eines Todesboten. Die Klingen schienen diesen Eindruck noch weiter verstärken zu wollen und hinterließen auf ihrem Weg eine Spur aus Blut, Tod und verletzten Angreifern.
Er musste zurück zu der Kommandantin der Stadtgarde. Jeder, der es wagte, sich seinem Vorhaben in den Weg zu stellen, würde mit Blut für diesen Fehler bezahlen.
09.08.2003, 12:59 #21
Der Inquisitor
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Mit einem leisen Sirren löste sich der gefiederte Schaft des Pfeils von der Bogensehne, ein gellender Aufschrei folgte. Einer der angreifenden Piraten ging in die Knie und ließ sein Schwert fallen, um mit beiden Händen das aus seinem Bauch ragende Geschoss zu umklammern.
Dorrien schenkte ihm keine weitere Beachtung sondern rannte Geduckt weiter, seine derzeitige Position wurde ihm doch etwas zu heiß. Waffengeklirr hallte über das deck, für seinen Bogen hatte der Inquisitor keine Zeit mehr. Nahkampf war angesagt...
Schabend glitt sein Schwert aus der ledernen Scheide, er blieb einen Moment stehen, um sich zu orientieren. Die Piraten waren in der Überzahl, dennoch kämpften die Matrosen und Passagiere des Schiffes verbissen gegen die Angreifer und hatten ihnen schon einige Verluste zugefügt – auch, wenn von den Matrosen ebenfalls kaum noch einer übrig war...
Dorrien fuhr herum, als er den dumpfen Aufprall schwerer Stiefel hinter sich vernahm, und riss gerade noch im letzten Augenblick sein Schwert hoch, um den Hieb des Piraten, der von der Kajüte aus hinter ihn gesprungen war, abzufangen. Klirrend trafen die Waffen aufeinander, dumpfer Schmerz fuhr durch das Handgelenk des Hexenjägers, er wurde durch die Wucht des Angriffes ein Stück zurückgedrängt...
Der Pirat vor ihm war mindestens einen Kopf größer als er selbst und wesendlich breiter gebaut, mehrere Narben zogen sich über sein zu einem hämischen, mordlüsternen Grinsen verzerrtes Gesicht ebenso wie über seine muskulösen Arme. Ein unerfahrener Kämpfer war er nicht... und das ließ er seinen Gegner auch gnadenlos spüren.
Bevor Dorrien zum Gegenangriff übergehen konnte, setzte der Seeräuber schon wieder nach. Er ließ sich zur Seite gleiten und führte dabei einen Schlag von unten nach oben, der die Waffe des unvorbereiteten Hexenjägers aus dem Weg schmetterte. Dorrien fluchte uns sprang ein paar Schritte nach hinten, um sich wieder zu sammeln, doch der Pirat schien nicht Willens zu sein, ihm eine Pause zu gönnen und griff sofort wieder an. Dennoch, ganz so unvorbereitet wie eben traf er seinen Gegner diesmal nicht an – Dorrien schlug seinerseits zu, klirrend prallten die Waffen wuchtig aneinander, glitten mit einem metallischen Schaben voneinander ab...
Im nächsten Moment trieb ein kraftvoller Tritt in den Magen dem Inquisitor die Luft aus den Lungen, er klappte zusammen und taumelte haltlos nach hinten. Das Grinsen des Piraten wurde noch eine Spur breiter.
„Mal sehen... Vielleicht bekommen wir ja sogar noch ein paar Goldstücke für dich kümmerlichen Tropf.“, spottete der Seeräuber und kam langsam auf Dorrien zu, der nach Luft schnappend an der Reling lehnte. Als der Pirat nahe genug war, schlug der Inquisitor noch einmal zu, doch der schwache Hieb wurde von seinem Gegner mit Leichtigkeit abgewehrt.
„Gute Nacht.“
Der Stiefel des Seeräubers schoss nach oben, krachte wuchtig gegen Dorriens Wangenknochen. Der Hexenjäger wurde zur Seite geschleudert, seine Stirn kollidierte schmerzhaft mit einem auf dem Boden liegenden Balken.
Schwärze.
09.08.2003, 17:59 #22
Nienor
Beiträge: 631

Nachdem sich die Erkenntnis Bahn gebrochen hatte, daß es sich bei dem fremden Segler nicht um ein friedliches, zur Hilfe herbeigeiltes Handelsschiff handelte, machten alle, auch Nienor ihre Waffen bereit. Bald flogen die ersten Geschosse durch die Luft. Auch Nienor hatte ihren Bogen gespannt und ließ die schwarzen, gefiederten Pfeile durch die Luft zischen. Sirrend hatten sich die Geschosse in die Bordwand des feindlichen Schiffes gebohrt, blieben zitternd stecken und hatten die Piraten in Deckung gezwungen.
Doch als das Schiff an der Bordwand des Handelsseglers entlangschrammte und das Klicken der geworfenen und sich festbeißenden Enterhaken nur noch vom Gebrüll aus den Kehlen der Räuber übertönt wurde, war damit schluß. Überall waren die Schwerter aus den Scheiden geflogen, das schabende Geräusch der aus ihren Hüllen gleitenden Klingen erfüllte für einige Augenblicke die Luft, dann stürzte sich jeder in den Kampf. Die Übermacht der Piraten war erdrückend, trotzdem sah niemand einen Anlaß, sich kampflos zu ergeben.
Nienor selber kam einem der Piraten zuvor, der sich mit einem riesigen Krummsäbel bewaffnet auf sie stürzen wollte. Mit zwei schnellen Schritten war sie bei ihm und blockte den ersten, eher unkoordinierten schlag des Piraten ab. Doch der hatte in der anderen Hand einen langen Dolch, mit dem er nun durch die Luft fuhr, solange er mit seinem Schwert erneut Schwung für den nächsten hieb holte. Flink wich Nienior zurück, bog den Oberkörper nach hinten und ließ so das Messer vor ihrem Gesicht vorübergleiten. Mit einem Wuuusch driftete die funkelnde klinge des Dolches um Fingerbreite über ihrem Gesicht dahin.
Ein Schritt nach hinten, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, dann erfolgte ihr nächste Angriff. Unvermittlet hatte siei hr schwert wieder tzurückgezogen und stach damit in Richtugn des Bauches, des Piraten, der zwischen einer Roten Bauchbinde, die eine dreckige Pluderhose zusammenraffte und einem kurzen Jäckchen, in dem er zumindest nach Meinung der Gildenlosen eher lächerlich aussah, hervorlugte. Der Bauchnabel bot einen guten Zielpunkt. Doch wenige Spann vor dem Ziel wurde ihr das Schwert zur Seite geschlagen, die Wucht des Schlages entwand ihr die Waffe fast aus den Händen. Sie wich abermals zurück, um sich neu zu positionieren und fasste ihr schwert wieder fester. Hinter ihr befand sich die Treppe zu dem Deck auf dem Kajütenaufbau am Heck. Flink setzte sie über die ersten Stufen und drehte sich dann wieder um. Keinen augenblick zu früh, denn der gewaltige säbel des Piraten wurde, von einem mächtigen schwung getragen, seitwerts gegen ihre Beine geschwungen. Geistesgegenwärtig sprang sie in die Höhe und entkam so dem knochenfressendem Säbel. Nienor war am Zug. Mit aller Kraft stieß sie sich ab, sprang gegen ihren Gegner und streckte das Schwert dabei vor, kam auf dem Deck auf, doch stach vorbei. Der Pirat, der bislang einen eher unbeweglichen, schwerfälligen Eindruck gemacht hatte, war wohl doch agiler, als es den Anschein hatte.
Wieder holte er aus, nutzte den kurzen Augenblick, in dem Nienor nach vorne ins Leere stolperte und drosch mit dem Säbel nach ihr, verfehlte sie aber um Haaresbreite. Der Schlag hinterließ eine tiefe Kerbe in den Decksplanken. Jetzt wurde Nienor in einer schnellen Abfolge von Schlägen über das Deck in Richtung Bug getrieben, das Handgelenk schmerzte ihr von den gewaltigen hieben des riesenhaften Piraten mit seinem ebenso riesigem Schwert, das er wie einen Einhänder führte. Doch jetzt, in der Gefahr besann sie sich ihrer Vorteile. Leichtfüßig begann sie um den Koloss zu tänzeln und konzentrierte sich darauf, seinen Schlägen auszuweichen, während auf dem gesamten Schiff der Kampf Mann gegen Mann oder wie hier Mann gegen Frau entbrannt war. Eben tauchte Nienor unter einem weiteren Schlag des Piraten hindurch. Durch die Größe seienr Waffe war er gezwungen, seine Schläge durch weit ausholende bewegungen, in denen er Schwung holte, anzukündigen. Nienor stellte sich darauf ein. Jetzt sprang sie auf die Bordwand. Ein gefährlicher Ort. Neben ihr die wilde See, ein falscher Schritt und sie würde im Wasser landen. Vor ihr der Pirat, dem das rote in den Augen glomm, so sehr war er auf den Kampf fixiert.
Da – eine Leine, sie hing von einer weit über das Deck ragenden Rahen des Piratenseglers hinab. Tollkühn fasste Nienor danach und schwang sich in großem Bogen um den Piraten herum, um dann wieder auf der Leiter zum Oberdeck zu landen. Mit tiefem Gebrüll stürzte ihr der Pirat hinterher, erklomm mit donnernden Schritten die Leuter und stand ihr dann wieder gegenüber. Wild hieb er mit dem Schwert auf sie ein, während die Kriegerin leichtfüßig auswich. Ein ums andere mal schlug der große Kummsäbel tiefe Kerben in die vom Sturm stehengelassenen Reste der Reling. Ein besonders gewaltiger Schlag ließ das Schwert besodners tief ins Holz des Schiffes eindringen, so daß selbst dieses Piratenkraftpaket Mühe hatte, es wieder loszubekommen. Das war der Augenblick, auf den nienor gewartet hatte. Mit schnellem, kaum vorherzusehenden Stoß rammte sie ihr Schwert dem Piraten tief in den Brustkorb. Der Gegner, tötlich verwundet, spuckte Blut, es rann ihm an den nach unten hängenden Enden seines langen, schwarzen Schnurrbartes herab, und sah sie verwundert an. Mit seinem plötzlichen Ende hatte er nicht gerechnet – aber wer tat das schon?
Doch Nienor hatte sich schon wieder den nächsten Gegner gesucht. Diesmal einen mit einem Kettenmorgenstern Unheil verbreitenden Piraten. Als sie sich mit ein paar Sprüngen ihm nähern wollte, sah sie, daß es um die Mannaschafft schlecht stand. Zwar lagen hier und dort die Toten und auch ein paar schwer Verwundete, die sich die Seele aus dem Leib stöhnten, auf dem Deck, doch quollen immer noch mehr Piraten von dem anderen Schiff auf ihres. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, daß Scipio, der tapfere Waldstreicher ganz allein auf dem gegnerischen Schiff kämpfte und sich dort der Überzahl der Piraten erwehrte. Er war umstellt von Bogen- und Armbrustschützen, die direkt auf seinen Kopf zielten. So stand er da, mit gezücktem schwert. Doch schon war dieses bild wieder aus ihrenm sichtbereich verschwunden, sie griff den Morgensternschwinger an, holte zum Schlag aus und... da wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Dumpf fiel ihr Körper auf die Decksplanken.

Dunkelheit. Ihr Kopf tat weh. Klebriges Blut wurde verschmiert, als sie mit ihren zusammengebundenen Händen nach der Wunde griff. Sie befand sich unter Deck. Langsam gewöhnte sich das Auge an das wenige Licht, daß durch ein paar Gitterroste in den Raum fiel.

"He, noch jemand hier?"
Umgehend kamen die Antworten aus allen Ecken des Raumes. Sie waren gefangen genommen worden.
"Warum haben sie uns nicht getötet? Wenn sie nur auf die Fracht aus wären, wären wir doch nutzlos."
Die Stimme von Kapitän Jorge antwortete ihr. "Vielleicht wollen sie uns als Sklaven verkaufen. In den südlicheren Reichen ist das Gang und Gebe und für kräftige Sklaven werden auf den dortigen Märkten gute Preise gezahlt."
Doch mehr als Vermutungen konnte er auch nicht berichten. Jedenfalls waren die Abenteurer hier unter Deck eingesperrt, ihre Waffen hatte man ihnen abgenommen und sie an den Füßen und Händen gefesselt. Was werden würde, wußte keiner. Schwer verletzt war niemand von ihnen, wie sich herausstellte. Scipio und die anderen hatten sich der Übermacht der Piraten ergeben oder waren im Kampf überwältigt worden, als sich gleich mehrere auf sie stürzten und zu Boden drückten. Jorge hatte noch einen Matrosen verloren.
Jetzt saßen sie also hier und waren Gefangene der Piraten.
09.08.2003, 18:49 #23
Taurodir
Beiträge: 3.553

Langsam öffnete der Krieger seine Augen, einen Schmerz spürte er auf seinem Kopf. Die letzten Bilder, an die er sich erinneren konnte, waren die drei Piraten, die ihn angegriffen hat, und noch einer dieser Räuber, welchem es gelungen war, ihn von hinten zu überraschen. Wie es nicht anders kommen sollte, war es genau der eine, den er am Leben gelassen hatte. Mit einem kraftvollen Schlag auf den Hinterkopf hatte sich dieser gerächt.
Müde blickte er in Gegend, die anderen waren alle am Leben, genauso wie er, und keinen von ihnen schien es wirklich übel erwischt zu haben, sehr zur Freude des Paladins.
Doch war die große Frage, die auch in die Runde gestellt, was nun?
Ohne waffen saßen sie hier im Dunkel, gefesselt, ohne große Chance sich daraus zu befreien.
Was führten diese üblen Menschen nur im Schilde? Wo führten sie die Gruppe mit ihrem großen, eher gigantischen Schiff, hin? Und weshalb? Erwartet hatte er, dass sie ihr Leben verlieren würden, doch so war es nicht, noch nicht.
Mit großer Mühe versuchte Taurodir den Stimmen, die von draußen kamen, zu lauschen, doch verstand er kaum ein Wort, zu undeutlich sprachen die Männer, die sich in der Nähe ihres Ortes befanden.
Wie viele wohl noch sich am Leben der Piraten befanden? Viele hatten beim Kampfe ihr Leben verlorn, zurecht, dennoch hatte es nicht geholfen.
Der junge Paladin konnte nur vermuten, und auch ahnen, dass die überlebenden sich gewiss dafür noch rächen würden, aber wie, und auf welch einer art wohl...
Sein rechtes Bein schmerzte noch immer, und schwer fiel es ihm, seine Augen noch offen zu halten, zu sehr wurde er durch den Kampf geschwächt, zu müde war er.
Am liebsten wäre er jetzt bei seiner geliebten, doch in ihrer nähe nun zu sein, schien so gut wie unmöglich. So hoffte er doch, dass sie ihn nicht nicht vergessen würde, dass sie an ihn denken würde. Zu sicher war sich der Kommandant, dass sie ihr Leben verlieren würden. Zu sicher, dass die üblen räuber kein erbarmen zeigen würden.
Ihre Reise hatte ein ganz anderes Ziel gehabt, doch alles schien was dagegen zu haben, der Zorn des Meeres, und jetzt auch diese Räuber.
Wieso quälte diese nur sie so? Sollten sie doch ihnen einen schnellen, doch würdigen Tod anbieten. Die Ungewissheit über alles, brachte die Nerven des Paladins zum Ende der Kräften.
Dennoch strömte in seinem Herzen ein Funkeln Licht, ein Funkeln Hoffnung, diese Reise überleben zu können, gemeinsam mit allen hier. Ans aufgeben wollte er jetzt nicht denken, nach all dem, was er in seinem Leben bisher durch hatte, dachte er auch nicht in diesem Moment daran, ohne zu kämpfen sein Leben zu geben.
Doch fielen letzendlich seine Augen zu, zu schwer war es ihm, sie offen zu halten, gehüllt in seinem Umhang, lag er still an einer Ecke, gelehnt mit seinem Rücken an eine Wand, sein Blick nach unten gerichtet.

Schritte waren zu hören, ein lautes Knirschen, Licht strömte hinein in den Raum, und strahlte bis zur dunklen Ecke des Paladins.
Sein Schlaf war zu ende, geweckt durch die lauten, versuchte er in die Umgebung zu blicken, doch taten ihm zunächst die Augen weh. Nach einer weile erkannten diese jedoch zwei dieser Piraten.

"Hier habt ihr was zu essen, ihr schweine", knallten die beiden Männer ihnen einige schüsseln auf den boden, wo schon einiges vom essen verloren ging. Beim anblick auf das gegebene, wurde dem Kommandanten ein wenig übel, doch schon schloß sich wieder die Tür, und ein wenig dunkler war es wieder einmal.
"Die erwarten doch nicht wirklich, das wir dies essen", war von einem der anwesenden zu hören.
Hunger hatte Taurodir, doch weigerte er sich, etwas von diesen mistkerlen anzurühren, lieber würde er hungern.
Wenn sie doch nur an ihre Waffen rankommen könnten, doch genauso wie seine geliebte, schienen diese auch weit entfernt zu sein.
Gefangene waren sie, und konnten zu diesem Zeitpunkt noch nichts machen.
Gespannt wartete der Paladin darauf, wo sie dieses Räuberschiff wohl hinführen würde. Zu ihrem Tod? Oder doch zu einem Sklavenleben?
09.08.2003, 20:32 #24
Scipio Cicero
Beiträge: 1.638

Scipio konnte es immer noch nicht glauben, hatte er sich von diesen Mistkerlen wirklich überrumpeln lassen und dabei hätte er wissen müssen, dass an der Situation etwas faul war.
Er ließ das Geschehene in Gedanken noch einmal Revue passieren.

Gerade als er den Piraten niedergestreckt hatte, war er weitergegangen, an die Stelle, an der er die Bogenschützen zuletzt gesehen hatte. In der Tat konnte er einen von ihnen finden, ganz alleine, hinter eine Kiste geduckt. Als er den Waldstreicher bemerkt und seinen Dolch gezückt hatte, ging er jedoch nicht zum Angriff über, sondern spitzte seine Lippen und begann zu pfeifen. In seiner Dummheit hatte Scipio nichts unternommen und gewartet was jetzt passieren würde und wie sich herausstellte war das nur das Signal für die anderen gewesen und bevor er richtig begriff was passierte, war er bereits von Bogen- und Armbrustschützen umgeben. Diese hatten ihn aufgefordert seine Waffen seine Waffen zu ihnen auf den Boden zu werfen, was er auch tat, nur seinen gut versteckten Dolch hatte er bei sich behalten. Doch eher aus Vergesslichkeit als aus Absicht, was sich jedoch auch so als nützlich erweisen könnte.

Wie dem auch sei, von alleine würde er erstmal nicht an ihn kommen und er war sich auch nicht sicher ob ein anderer ihn aus seinem Versteck nehmen konnte.
Bevor er sich jedoch weiter Gedanken darüber machen konnte, kam einer der Freibeuter in ihr Gefängnis, wie sich herausstellte anscheinend der Koch des Schiffes und warf jedem eine Schüssel mit irgendeiner Brühe vor die Füße. Glücklicherweise hatte der Gildenlose ohnehin keinen Hunger. Das einzige was ihn wirklich an dem Essen störte, waren die Beschwerden der anderen Gefangenen. Der Kampf hatte ihn nach so einem Unwetter ziemlich mitgenommen und ihm war nach wie vor schlecht, was aber auch daran liegen konnte, dass er den einen oder anderen harten Tritt in den Magen bekommen hatte.
Ruhe, mehr wollte der Waldstreicher gar nicht. Nur ein kleines bisschen ruhe und Zeit zum Nachdenken. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit zu fliehen, wer weis. Sein Dolch war schon mal ein guter Ansatz, doch gab es noch vieles anderes was man bedenken musste. Beispielsweise mussten sie schnell an ihre Waffen kommen, vorher hätten sie schließlich nur einen Dolch gegen ein ganzes Piratenschiff. Glück würde wohl eine wichtige Rolle spielen, nicht zuletzt falls irgendwo Wachen stehen sollten, bevor sie wieder alle bewaffnet sind.

Vielleicht war es aber auch besser gar nicht erst zu fliehen und zu warten, was noch kommen würde. Wieso sollte es auch nicht ihre Bestimmung sein, irgendwo feierlich hingerichtet zu werden. Mit einem Siegesfest konnte das ganze doch als ehrenvoller Tod bezeichnet werden, sofern man mutig stehen blieb und nicht zu wimmern beginnen würde.
Der Krieger schüttelte seinen Kopf. So durfte er nicht denken, niemals. Ganz leicht zerrte er an den fesseln und prüfte ob man sie aufkriegen konnte. Schien unmöglich, der Knoten war fest, die Seile fest zugezogen, sie boten keinerlei Freiraum. Eine sauberer Arbeit, sehr zum Leidwesen der Gefangenen.
Scipio warf den kopf in den Nacken. Wie gern hätte er jetzt etwas zu trinken gehabt und zwar etwas Richtiges, nicht diese schleimige Brühe. Das getrocknete Blut im Mund und in der Nase ließ den Gildenlosen schwer atmen, die Reise hatte er sich wahrlich anders vorgestellt. Als strahlender Held sah er sich, wie er eine riesige Seeschlange bekämpfte. Mit mächtigen Hieben hätte er das Monster zusammen mit den anderen niedergestreckt, es auf ewig in die Tiefen des Meeres verbannt. Doch wo waren sie jetzt? Gefesselt und verwundet im Kerker eines Piratenschiffes, besiegt und gepeinigt, von ehrlosen Freibeutern, die nicht nahezu eine solche Kriegerseele besaßen, wie sie. Ihre Herzen waren auf Gold aus, nicht auf ein erfülltes Leben, das von großen Siegen geprägt wurde. Kein einziger von diesen Seeräubern strebte nach einem ehrenvollen Tod, niemand wollte furchtlos im Kampf sterben, von einem Gegner niedergestreckt, der ihrer würdig war. Das war der Grund warum sie der Waldstreicher allesamt verabscheute. Im Kampf Mann gegen Mann hätte er sie besiegt, doch anstatt sich dem Duell zu stellen hatten sie es vorgezogen sich zu verstecken und ihn mit ihren Pfeilen und Bolzen zur Aufgabe zu zwingen. Diese Methoden waren vielleicht im Krieg Gang und Gebe, doch nicht hier. So zumindest dachte Scipio.
Tja, mal sehen wie wir hier wieder raus kommen...
10.08.2003, 01:43 #25
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Shht, leise", raunte Frost seinen Leidensgenossen zu.
Der Krieger rückte etwas näher an die Wand ihres Gefängnisses und drückte sein Ohr fest an das Holz. Seine Mitgefangenen schienen zu verstehen, was los war und begannen ebenfalls, angespannt zu lauschen.
"... -rklich toll", hörte er eine vor Sarkasmus triefende Stimme, "Jetzt haben wir ein paar Gefangene und fast dreifach so viele Tote. Eine wirklich glorreiche Bilanz. Wie soll es bitte so weitergehen?"
Obwohl das Holz die Stimme stark dämpfte, erkannte Frost sie wieder. Die Erinnerung an den vergangenen Kampf war noch frisch und zudem war die betroffene Person Frost ohnehin im Gedächtnis hängen geblieben. Es konnte gar keinen Zweifel geben, da es nur eine einzige Frau in der Piratenmannschaft gegeben hatte.
Der Gedanke ließ bei dem Schwertmeister ein schmales Lächeln entstehen. Ob sie wohl Kopfschmerzen hatte?
"Reg dich ab, Koris!", klang eine tiefe und von Wut verzerrte Stimme durch das Holz.
"Woher hätte ich bitte wissen sollen, dass sich auf dem Kahn lauter Berserker tummeln? Sei lieber froh, dass du selbst noch am Leben bist..."
Ein kaum hörbares, zorniges Schnauben war die Antwort.
"Geros hatte weniger Glück. Der ist jetzt Futter für die Haie!"
Hatte er sich also nicht getäuscht. Die beiden hatten sich gekannt. Frost wusste nicht, was mit dem Piraten, den er über Bord geschubst hatte, passiert war. Vielleicht hatte er nicht schwimmen können, vielleicht hatte er einfach Pech gehabt und ein hungriger Meeresbewohner war zufällig in der Nähe gewesen. Verdammt, das würde für ihn sicher noch ein Nachspiel haben. Er glaubte kaum, dass sich Koris damit zufrieden geben würde, wenn er ihr erzählte, dass er Geros nicht hatte töten wollen, als er ihn über die Reling getreten hatte.
Verübeln konnte er es ihr nicht.
"Jeder wusste, worauf er sich einlässt", ging das Gespräch weiter, "Versteh mich nicht falsch, Koris. Ich kann mir gut vorstellen, was du fühlst -"
"Einen Dreck kannst du!", wurde der Pirat barsch unterbrochen, "Dir mag es ja egal sein, wenn die halbe Mannschaft verreckt, aber mir ist es nicht!"
"Jetzt reg dich gefälligst mal wieder ab!"
Offensichtlich hatte ihr Gesprächspartner keine große Lust, sich weitere Anschuldigungen an den Kopf werfen zu lassen.
"Du kannst gerne abhauen, sobald wir Mondavia erreichen. Aber bis es soweit ist, habe immer noch ich das Kommando!"
Für einige Zeit war es ruhig. Nur das Pochen schwerer Stiefel auf Holz drang an Frosts Ohr. Schließlich meldete sich wieder die Seeräuberin zu Wort, wenn auch etwas kleinlauter als zuvor.
"Mondavia? Was wollen wir denn bitte dort? Das liegt doch viel zu weit abseits..."
"Gerade deshalb. Du hast doch am eigenem Leib erfahren, dass die Kerle wissen, wie man mit einem Schwert umgeht. Ihren Fertigkeiten nach zu urteilen, sind sie wohlmöglich weiterhin bekannt. Der eine ist sogar ein Paladin, wie dir sicherlich aufgefallen ist. Wenn wir die irgendwo hier oben loswerden wollen, sind wir mit etwas Glück schneller tot, als uns lieb ist. In Mondavia hingegen wird kein Hahn nach ihnen krähen. Und dort bekommen wir genug, um eine neue Mannschaft auf die Beine zu stellen und das Schiff zu reparieren. Hab gehört, in Mondavia zahlt man gutes Geld für starke Kämpfer."
Ein leises, trockenes Lachen war zu hören.
"Ich frag mich ehrlich gesagt, wozu. Am Ende werden sie ja ohnehin an dieses Biest verfüttert."
"Biest?", fragte Koris nach, "Du meinst, sie bringen Menschenopfer?"
"Ja, an eine Seeschlange. Halten sie wohl für eine Inkarnation ihres Gottes. Wenn du mich fragst, sind die allesamt zu lange gegen den Wind gesegelt. Kann ja gar nicht gut für'n Kopf sein."
"Dann kannst du dich ja gleich zu ihnen gesellen", murmelte die Piratin leise.
Den folgenden, spitzen Kommentar des Kapitäns hörte Frost schon nicht mehr. Seine Gedanken kreisten bereits einige Bahnen weiter.
"Habt ihr das gehört?", fasste er seine Gedankengänge in Worte, "Ob das ein Zufall ist? Vielleicht haben wir ja Glück im Unglück und sind doch noch auf die richtige Spur gekommen. Wie dem auch sei, ich habe jedenfalls keine Lust, noch länger tatenlos hier herumzusitzen. Passt auf, ob jemand kommt."
Ohne auf eine Reaktion seiner Kameraden zu warten, wälzte sich Frost herum und griff mit den gefesselten Händen nach der Schale mit der Suppe. Lauwarmer Brei lief über seine Hände, als er kurzerhand mitten in die stinkende Brühe griff. Obwohl sein Magen leicht umherzuspringen begann, zwang sich der Krieger, die zähe Suppe über seine Handgelenke zu schmieren und damit die Stricke einzufetten. Die restlichen Gefähtren beobachteten seine Aktion mit einem Ausdruck völligen Unverständnisses, doch Frost ließ sich davon nicht beirren, rutschte abermals näher zur Wand und presste den rechten Daumen fest gegen das Holz.
"Haltet euch am besten die Ohren zu, wenn ihr könnt", ließ der Waffenmeister seinem Sarkasmus freien Lauf, biss die Zähne zusammen und schloss die Augen.
Dann warf er sich ruckartig mit seinem kompletten Gewicht nach hinten gegen die Wand. Ein lautes, trockenes Knacken wie das eines zerbrechenden Astes war die Folge, seine komplette, rechte Hand verwandelte sich augenblicklich in einen Herd brutaler Agonie. Wellen pochenden Schmerzes zuckten durch seinen Daumen und trieben dem Krieger die Tränen in die Augen, sein Gesicht verzerrte sich in ein Spiegelbild seiner Pein. Doch das Knirschen seiner Zähne war der einzige, hörbare Zeuge seines Gestalt annehmenden Fluchtversuches.
Seine Augen verdrehten sich hinter geschlossenen Augenlidern, als er seine rechte Hand von den Fesseln befreite. Er hatte das Bedürfnis, seinen Schmerz laut hinauszubrüllen, doch er zwang sich dennoch, die Zähne weiterhin zusammenzubeißen und tief durchzuatmen. Zusammen mit der frischen Luft schien der Schmerz leicht abzuebben. Trotzdem zitterte Frosts Linke sichtbar, als er nach dem ausgerenkten Daumen griff.
Dieses Mal biss Frost fest in seinen gepanzerten Unterarm, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Das Einrenken war keineswegs schmerzfreier als das Ausrenken. Eher das Gegenteil. Frosts Hand schien nur noch aus im Rythmus seines wummernden Herzschlages pulsierenden Schmerzen zu bestehen, minutenlang blieb der Krieger regungslos liegen und kämpfte gegen die Schwärze vor seinen Augen an, die wie eine düstere Sturmfront heranwogte.
Erst als er sich zutraute, nicht gleich wieder umzukippen oder vor Schmerzen laut loszuschreien, stemmte sich der Schwertmeister mit den Ellenbogen vom Boden hoch. Die Rechte fest an die Brust gedrückt, ging er neben Nienor in die Knie, um ihre Fesseln ebenfalls zu lösen. Als er den Knoten nach einiger Zeit mühsam aufgefummelt hatte, ließ er sich erleichtert zurücksinken, um sich einige Minuten Ruhe zu gönnen. Die Kriegerin tat sich mit zwei Händen bedeutend leichter, ihre Kameraden zu befreien.
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