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> Rollenspiel Hinter den Bergen #2 |
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26.03.2004, 19:15 | #301 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Vom Sonnenuntergang aufs Dach gefesselt, unfähig seine Augen von ihm abzulassen, hatte er sich hier niedergelassen und betrachtete nun fasziniert in einer Decke eingewickelt den Sternenhimmel, während er mit der rechten Hand einen Krautstängel zum Mund führte. Inzwischen war ihm so richtig kotzig, vermutlich war das geräucherte Moleratfleisch doch nicht mehr so gut. Doch er war hier viel zu lange nicht gewesen, er wollte gar nicht weg, nicht mal in die Stadt, einkaufen. Außerdem war er viel zu müde... und viel zu faul. Er würde hier bleiben und einfach rumgammeln, bis Horax sich melden würde... Oder zumindest so lange, bis ihn der Hunger in die Stadt treiben würde... Nein, er würde morgen gehen... vielleicht. Entspannt ließ er seine Gedanken schweifen, was sollte er als nächstes lernen? Bogen oder Jagen? Jagen nicht, nein, das war langweilig, teilweise recht widerlich und dazu noch überflüssig bei seinem Bedarf. Vielleicht sollte er auch lieber Einhand meistern... |
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27.03.2004, 10:37 | #302 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Müde quälte er sich aus dem Bett und schnappte sich seinen Bademantel, den er zum Trocknen über eine Stuhllehne gehängt hatte. Langsam torkelnd ging er über die steile, enge Wendeltreppe nach unten und hinaus zu dem brodelnden Quellen. Ein wenig später begrüßte ihn einer der drei Geysire mit einer warmen Dusche. Er wollte noch einmal Baden, bevor er in die Stadt aufbrach... War heute überhaupt Markt? Früher auf jeden Fall, aber inzwischen könnte sich das ja geändert haben, er war ja... schon ewig nicht mehr dort gewesen. Er mied die Stadt ebenso wie ihre nähere Umgebung. Mit einem ausdruckslosen Seufzen stieg der Gildenlose wenig später aus der Quelle. Wieder im Schlafzimmer öffnete er die Dachluke, um frische Luft und wenigstens etwas Licht in den fensterlosen Raum zu bringen. Sollte er die nicht unauffällige, schwarze Mondrüstung, den schwarzen Kimono oder doch lieber das uralte Leinenhemd mit der unbequemen Hose, von er nicht einmal wusste, ob sie ihm noch passten. Letzteres erschien ihm deutlich zu kalt und der Umhang seiner Rüstung, die einstige Runika, war fest an die Mondrüstung gebunden. Angesichts der Monster wäre die Rüstung sicherlich angebracht, doch die Paladine könnten misstrauisch werden, deswegen entschied er sich dann doch für den Kimono. Schnell versteckte er noch das Hexenschwert unter dem weiten Stoff und Bund sie die schon ziemlich lang gewordenen Haare zu einem Zopf zusammen. Nachdem er die stilbrechenden schwarzen Lederstiefel zugeschnürt hatte, ging er endlich los. Hinunter zu den verwirrenden Wegen Richtung Nordost und von den Ruinen des Tempelkomplexes gen Süden. |
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27.03.2004, 10:50 | #303 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Dieser Gang, er war unglaublich. Enzanie war tatsächlich noch nie an diesen Stellen gewesen, doch eigentlich hätte er irgendjemand auffallen müssen, denn hier lag einst ihr großer Tempel, der Palast der Hauptstadt. Doch sie wollte sich damit nicht weiter grämen, war es doch nun mal Tatsache, dass es zu spät war. Niemals mehr würde ein anderer, den sie kannte, durch diesen Gang gehen und von der unglaublichen Pracht dahinter schwärmen können. Doch eigentlich hatten sie es nie gebraucht. Wozu sollte man schon in eine fremde, riesige Welt eintauchen, wenn man zuhause alles hatte. Eigentlich ging es ihnen wirklich immer gut, sie hatten keinen Grund zu klagen gehabt. Wieso also musste es passieren, dass niemand mehr lebte. Ihr Weggang konnte nicht entscheidend gewesen sein. Doch es hatte bestimmt etwas mit den schwarzen Künsten der Priester zu tun. Die machthungrigen Häuser, sie mussten sich endgültig einen Krieg geliefert haben oder eine Naturkatastrophe. Nur wie… Die Sonnenstrahlen streichelten ihre Haut sanft und zart, so dass man hoffen konnte, dass der bleiche Teint bald gebessert wäre. Sie war wirklich sehr blass geworden, die Jahrhunderte ohne die Sonne mussten schrecklich gewesen sein. Doch jetzt begrüßte sie jede neue Chance, ein wenig in ihr zu baden. Das Lichtbad war wirklich herrlich und sofort konnte Enzanie wieder lächeln, ihre Finger fuhren durch Gräser und schöne, grüne Pflanzen, die nun prall grün waren und sich auch zur Sonne streckten. In der Ferne bemerkten ihre unglaublich präzisen Blicke einen Adler, der über die Bergkuppen flog und mit ihrer linken Hand fuhr sie sich über die Brust, wo ebenfalls eines dieser Königstiere seinen Platz eingenommen hatte. Im Zeichen des Adlers waren sie in die Schlacht gezogen, hatten die Tiere gehuldigt und verehrt. Das Töten eines Adlers galt in Jharkendar als Delikt, das mit einer hohen Strafe belegt wurde. Mit verträumten Blicken ging die junge Frau weiter, weiter ins Landesinnere. Sie wusste schon, wohin sie wollte und langsam ging das Heimweh. Sie fühlte sich geborgen und sicher, daheim und doch allein. Schwere und Hoffnung hielten sich die Waage und ließen sie zu vielem nachdenken. |
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27.03.2004, 13:07 | #304 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Vor ihren Augen türmten sich wieder die Trümmer auf, die Trümmer des einstigen Palastes. Sie hatte sie schon gesehen, als sie mit Doooom hier zum ersten Mal vorbeigegangen war, doch noch immer saß der Schmerz tief. Er würde wohl sicher eines Tages vergehen, aber im Moment war es einfach noch zu frisch, als das es sie kalt gelassen hätte. Mit geduldiger und bebender Miene blieb sie an einem großen Trümmerhaufen stehen und hielt die Hand an den kalten Stein. Es war ein Gefühl, als ob sie noch immer hier wären, die ganzen Bürger und Menschen. Alles Einwohner und kulturelle Gläubige ihres Volkes. Sie ging weiter, immer noch von der Sonne gewärmt und geliebt, sah sie die aufgerissenen Steinplatten, dort, wo einst hunderte Menschen vorbeiliefen. Der große Platz, hier sah man den Opferungen zu, oder aber huldigte dem Herrscher. Manchmal fanden hier auch große Feste zu Ehren von Utzatekl statt. Sie sah noch immer, wie die Menschen über die Platten liefen, ihren Geschäften nachgingen und wild umher wuselten, wie sich einzelne Soldaten unterhielten und ein paar Bürger Neuigkeiten austauschten. Sie hatte es immer geliebt, wenn sie mal hier gewesen war. Nicht oft war dies der Fall, nur manchmal zu eben jenen Festen oder ganz selten um etwas einzukaufen. Oft aber hatten sie alles, die niedrigen Aufgaben wurden von Sklaven erledigt, die Diener gingen oft hierher, während sie sich meist im Sumpf aufhielt. Doch auch die Höhlengänge mussten oft sicher gehalten werden, da die Duruks dort hausten und ihre Boten oft angriffen. Unter ihnen befanden sich starke Kämpfer, mit eisenharten Panzerschuppen, die eine echte Gefahr darstellten. Dennoch war es ein spiritueller und kultureller Platz, es war der wahre Palast und mit nichts zu vergleichen, es war die archetektonische Blüte ihres Volkes, doch bis dahin hatte sie noch nie die große Pyramide gesehen, die Doooom ihr in seinem Lager gezeigt hatte. Sie beeindruckte sie noch ein Stückchen mehr. Ob der Mann jetzt in ihr war und auch nachdachte, so wie sie? Enzanie seufzte und nahm ein paar Kieselsteine von der Erde und schmiss sie in die Luft, weit und hoch flogen sie, kullerten irgendwo wieder herunter. Noch immer war es ziemlich kühl im Tal, sie vermutete nun stärker denn je, dass es Frühlingszeit war. Es war eine der besten Zeiten hier im Tal. Man konnte um diese Zeit so vieles machen. Doch auch gearbeitet werden musste viel. Die Bauern mussten ihre Felder bestellen. Und für die jungen Kämpfer kam nun die Zeit der Auslese. Immer im Frühjahr stellten die Kriegerkasten die besten Kämpfer bereit, die sich in ihrer Jugend einer dreijährigen Ausbildung verdient gemacht hatten. Sie dachte gerne daran, auch an ihre Ausbildung. Damals, vor langer Zeit…sie war das erste und einzige Mädchen gewesen, von den jungen Kriegern oft belächelt und von einigen geschätzt. Es war eine sehr harte Ausbildung und die Lehrmeister waren grausam unnachgiebig. Doch es war eine schöne Zeit. Als sie dann hier, nach bestandenem Ritual, standen und dem Herrscher huldigten und die Ehre bekamen sich als Krieger des Volkes zu bezeichnen, das war ein Riesenfest. Alles gab es da. Das Jahr, in dem sie diese Ehre zuteil wurde, war ihr letztes und aus dem Platz, wo sie wenige Tage danach zum letzten Mal war, war ein Ruinenfeld geworden. Immer noch schmerzte es, zog sie hinab in tiefe Tränentäler, doch dieses Mal wollte sie nicht weinen, wollte ihrer Heimat ehrenvoll gegenüberstehen. Es gab noch viel zu sehen, viel zu begutachten… |
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28.03.2004, 11:12 | #305 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Vom großen Palast entfernt führten einige Wege durch die Insel, einer war direkt zum Sumpf angelegt, von da aus war es nicht mehr weit, bis zu ihrem Zuhause, doch es gab noch andere Wege, der Torbogen, durch den sie mit dem Baal gekommen war, er war nur einer von vielen Wegen. Enzanie kannte sich hier sehr gut aus, war der zentrale Palast doch mit Verbindungswegen nur so gespickt. Sie wollte nicht sofort zurück, sondern erst einmal zu den großen Schluchten schauen. Im östlichen Teil ihrer Heimat befanden sich große Schluchten, die oft mehrere Meter absackten, umrahmt von riesigen Steinwänden und wunderbaren Pflanzen, die fast das ganze Jahr über blühten und an den kahlen Steinwänden empor wuchsen. Mit langsamen Schritten schlenderte sie so Stück für Stück weg vom großen Palast, ging über steinerne Treppenstufen, die sie noch allzu gut kannte. Es war so, als ob sie erst gestern darüber gelaufen wäre, es schien alles so gewohnt zu sein, nur die Menschen fehlten, sie war alleine mit den Tieren hier zurückgeblieben. Als sie dann den großen, immergrünen Wiesen näher kam, wurde das schöne Bild durch dicke Felsquader und Brocken erschüttert. Immer waren diese Wiesen rein gewesen, als Gärten des Palastes hatten sie ihn umrahmt, doch jetzt befanden sich nur noch diese Steine darin und verschandelten sie. Trotzdem blühten sie weiter, mit ihren unzähligen Gräsern, Kleeblättern und Gänseblümchen, die sie auch oft Sonnenkerne nannten. Die Wiesen bildeten den Rand des Palastes, doch einige endeten auch an den Schluchten. Es gab nur einen Weg, der von hier aus zu ihnen führte, ehe sie sich in viele weitere aufteilten. Enzanie war nun am Rande des Hanges und sah mit schwerem Herzen hinunter. Der Ausblick war einfach wunderschön, während sich die Sonne auf den großen Farnblättern spiegelte wurde die gesamte Schlucht in ein prachtvolles, helles Gelb getaucht, die Schlucht zeigte sich von ihrer besten Seite. Zwei Lerchen flogen um die Wette und landeten auf ein paar steinernen Überresten des Wachhauses. Da unten stand es, ein kleines, steinernes Haus, eines von vielen, dass sie zum Schutze vor Tieren und möglichen Feinden eingesetzt hatten. Selbst dieses kleine Gebäude war vollkommen zerstört, die Decke war eingebrochen und die Mauern eingerissen. Enzanie seufzte nur einmal, dann lächelte sie zuerst den beiden Lerchen und dann der Sonne zu. Wenigstens sie sorgten dafür, dass Jharkendar ein wunderschönes Fleckchen blieb… |
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28.03.2004, 12:16 | #306 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Es war immer noch diese Schwere, die ihr das Leben schwer machten, diese einmalige und einzigartige Kultur, dieses Volk, ihr Volk, es sollte einfach verschwunden sein? Es war so bitter und so traurig, sie hatte nicht nur ihre Familie, ihre Freunde und ihre Bekannten verloren, nein, selbst das ganze Volk war verschwunden und mit ihm die einstigen Erinnerungen. Ruinen waren nun alles, was noch von ihnen kündete und Ruinen waren auch in ihrem Herzen zu finden. Sie hatte noch kein bisschen darüber nachgedacht, wie es weitergehen sollte, ob sie denn überhaupt noch leben wollte, doch der einzige Beschluss, den sie bisher gefällt hatte war, dass sie erst einmal ein wenig über ihre Heimat reisen wollte. Es war vielleicht nicht alles zerstört worden, vielleicht. Doch die Hoffnung war selbstredend gering, nach einem solchen Anblick wie dem des einstigen Stolzes der besten Architekten und Baumeister ihres Volkes war es wohl kaum mit den kleineren Gebäuden besser geschehen. Doch die Tempel, vielleicht standen sie ja noch, den Canyon hatte sie ja schon besucht, dort war alles wie immer…na ja, das war eine Lüge… In den Canyon wollte sie nicht mehr gehen, dort lag zu viel Schmerz von ihr. Dort hatte der ganze Leidensweg ja erst begonnen und ihre momentane Situation ward dort geboren. Enzanie wollte viel lieber an die Stellen, die sie auch schon früher geliebt hatte. Nur dort konnte sie in Ruhe nachdenken und sich ein wenig konzentrieren. Wie sollte man schon eine Entscheidung treffen, die so weitreichende Konsequenzen hatte. Die junge Kriegerin fürchtete sich vor dem Tod nicht, doch sie selber das Leben zu nehmen, das ihr gerade erst wieder geschenkt wurde, davor hatte sie Angst. Doch wenn man nicht mehr in diese Welt passte, wenn man mehrere Jahrhunderte alt war, wie sollte es dann bloß weitergehen… |
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28.03.2004, 14:02 | #307 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Eine kleine Schwalbe flog über ihrem Kopf und landete anmutig auf einem kleinen Felsvorsprung. Sie liebte die Vögel, denn sie waren so leicht und konnten fliegen. Es war sicher nicht leicht, immer in der Luft zu sein, doch man konnte sich vom Wind tragen lassen und die kühle Brise zwischen den Flügeln spüren. Überhaupt war ihre Heimat ein Reich der Tiere, in der man wirklich eine Menge Arten fand. Einige waren recht aggressiv, andere wiederum total harmlos. Genau wie diese Schwalbe, die sie fast zu beobachten schien. Wie sie durch den Verbindungsgang lief, dort, wo einst Wachen standen und patrouillierten, dort war nun nichts mehr als Sand und Erde. Platt getreten war einmal, denn die Natur hatte sich diesen Weg zurückerobert und kam mit schnellen Füßen voran, die Gräser sprießen wie auf grünen Wiesen und nur noch ein kleiner Pfad war übrig geblieben. Doch wenigstens hatte sich nicht alles verändert, der große, braune Steinfels war immer noch derselbe, die Gezeiten hatten ihn wohl in Ruhe gelassen und ihn nur minimal abgetragen, so dass aber keine Veränderung auffiel. Der Schatten fiel hier weit zu Boden, denn die Sonne ließ an diesem Tag nicht locker. Schönes Wetter war es, zweifellos, doch in Jharkendar schien oft die Sonne, es war keine Seltenheit Tage wie diese zu erleben. An den Hängen kreuzten sich mehrere Blumen, darunter auch ihr heiß geliebter Enzian, der hier in vielen Farben vorkam, am liebsten jedoch war ihr der rote Enzian, da dessen Blüte eine ganz besondere Farbe besaß und besonders ausdrucksvoll schimmerte. Doch auch andere herrliche Pflanzen, die sie in Khorinis nie gesehen hatte, blühten hier, wie die herrlichen Orchideen und die Blüten der Rankenpflanzen. Der Weg jedoch führte sie zunächst einmal in eine weitere, kleine Schlucht, über die sie sehr gerne gegangen war, da man hier immer sehr gut spielen konnte. Es war weniger gefährlich als im Sumpfgebiet, wo sich doch mehr gefährliche Tiere aufhielten als anderswo und im Canyon war es immer so schrecklich heiß und es gab nur wenige Orte zum verstecken. Heute jedoch kam sie nicht her, um zu spielen, sondern nur um traurig und wehmütig ihres Weges zu gehen. Es war bitter, wenn man mit ansehen musste, wie dieses Stück Land immer noch so friedlich dalag und es Orte gab, die sich nicht verändert hatten, wie große Teile des Landes so waren, wie früher und man ihr nur die geliebten Menschen und die schönen Gebäude genommen hatte. |
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28.03.2004, 18:24 | #308 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Die liebe Sonne war heute zu gütig zu ihr, doch irgendwann musste auch sie sich einmal verabschieden, doch es war ein langsamer Abschied, ging sie doch nur ein wenig weiter bergab und ließ so den strahlenden Glanz etwas verblassen, hell blieb es trotzdem noch und am blauen Himmel war es immer noch gelb. Nur den großen, brennenden Kern, den vermisste man nun deutlich. Es wurde auch ein wenig kühler, als die Sonnenstrahlen nicht mehr ihre Haut küssten, aber wenigstens hatte sie ja wieder die Rüstung, die sie dabei gut schützte. Doch für eine wirklich kalte Nacht war sie viel zu spärlich bekleidet, doch in den Frühlingsnächten war es selten kälter als zehn Grad. Enzanie kam wieder aus dem Schluchtengewirr heraus, hatte sich sogar ein wenig absichtlich verlaufen, nur um etwas länger von den großen Felswänden beschützt zu werden. Sie gaben ihr Sicherheit und Geborgenheit, niemand war so gerne hier wie sie. Doch es gab viele Plätze an denen sie gerne war und zu einem war sie nun unterwegs. Der kleine Waldsee, an denen der Baal und sie vor ein paar Tagen noch rasteten, er sollte ihr ein wenig Gesellschaft leisten. Außerdem wollte sie noch einmal zu diesen Piraten schauen. Auch wenn Doooom meinte, dass das nichts für sie war, so wollte sich Enzanie davon persönlich überzeugen. So ging sie nun den kleinen, schmalen Abhang hinunter und blickte auf das Wasser, das sich in der letzten Sonne spiegelte. Der Kadaver des Tiriki war noch immer da, ein wenig stank es nach verwesendem Fleisch, doch das machte ihr nichts aus, schließlich war es ganz natürlich, dass die Toten verwesten. Das Mädchen beugte sich viel lieber über das Wasser und sah sich an. Ihr Gesicht hatte sich wirklich nicht verändert, noch immer sah sie so aus, als ob es gestern gewesen wäre, als die große Zeremonie abgehalten wurde. War sie schön? Sie wusste es nicht. Nie hatte es ihr jemand gesagt. Als Kriegerin war es nicht wichtig schön zu sein, als Kriegerin musste man stark sein. Sie verwischte ihr Spiegelbild ärgerlich wieder und blickte stattdessen auf die felsigen Wände, die den See umrahmten. Der Schatten des Wassers sank fast jede Minute, es wurde wohl wirklich dunkel… |
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28.03.2004, 21:30 | #309 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Eine mittlerweile von Khorinis hergezogene, dicke Wolkenschicht ließ die Ruinen des einstigen Tempelkomplexes noch verschlafener wirken. Sogleich musste er der in ihm aufkommenden Müdigkeit nachgeben und gähnen. Langsam schritt er weiter Richtung Osten, wo er bei der zweiten Wegkreuzung nach Süden abbog und nach einiger Zeit wieder zum Turm gelangte. Inzwischen hatte sich der Himmel vollends verdunkelt und die Wolkenschicht hatte sich nicht verzogen, sodass er sich die letzten hundert Meter noch am Meeresrauschen und dem Brodeln der Quellen orientieren musste. Nach zwei Stürzen in die Quellen und einer Dusche durch einen Geysir später erreichte er endlich die schwere Eisentür. Drinnen legte er zuerst einmal den völlig durchnässten Kimono ab und hängte ihm zum Trocknen auf, um danach in seinem flauschigen Bademantel die enge Wendeltreppe hinaufzusteigen. In der Küche angekommen durchsuchte er sofort sämtliche Schränke, vielleicht hatte er ja doch etwas übersehen... Dann endlich hatte er etwas gefunden und zog es hastig ins Licht des Ofens... Och nö, nur so ein olles Buch, das er beim Verbrennen der Bücher aus seiner Bibliothek, ein Stockwerk über der Küche, wohl vergessen hatte. Aber vielleicht taugte es ja als Ablenkung... Hey, das war ja leer! So ein Beschiss... Alles was er fand war eine Karte an der Innenseite des Buchdeckels. Ach so ja, die Karte aus Ithuria, die er gefunden hatte, als sich wahre Gestalt der Runika erstmals preisgab und sie wieder zum Umhang wurde, der nun untrennbar mit der Mondrüstung verbunden war. Die Karte wies den Weg zum blauen Tempel, wo der Ring zu finden war, der zum Schlüsselschwert des Wassers gehörte. Einer von drei Ringen, die ihm noch fehlten, um das Portal nach Belzusia öffnen zu können. Wieder knurrte sein Magen. Der Ring würde ihm auch nichts nützen, wenn er verhungerte. Müde richtete er sich auf und ging samt Kerze nach oben ins Schlafzimmer, wo er die besagte Rüstung anlegte und wieder nach unten verschwand, wo er sich die Stiefel anzog und sein Schwert an sich nahm. Schnell entzündete er noch eine Fackel und verschwand hinaus in die Finsternis. Abseits der Wege musste er nicht lange warten und der erste Wolf machte sich unfreiwillig bemerkbar. Mit gezogenem Schwert schlich er sich der Jäger an seine Beute heran und stach zu. Im nächsten Moment sprang der Wolf direkt auf ihn zu, völlig unerwartet wurde der Gildenlose getroffen und zu Boden geworden. Während mit der linken Hand die Fackel direkt unter den Kopf des Tieres hielt, rammte er ihm mit der anderen die Hexenschneide quer durch den Leib. Angeekelt schubste er das noch zuckenden Tier von seiner Brust und schlitzte ihm die Kehle auf, sicher war sicher. Jetzt galt es sich zu beeilen, Wölfe waren ja bekanntlich so gut wie nie allein unterwegs. Hastig schnitt er an den Rippen entlang einige Stücken Fleisch heraus. Was tat man nicht alles in der Hungersnot. Wenigstens musste er die Innereien nicht sehen, irgendwo hatte diese Dunkelheit also auch ihre guten Seiten. Wenig später stand er inzwischen wieder im Bademantel vor dem Ofen in seinem Turm und briet sich das Wolfsfleisch, zwar kein Moleratfilet, aber durchaus genießbar. |
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28.03.2004, 22:25 | #310 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Der See wurde nun durch die Sterne erhellt, der pralle Mond befand sich in einer seiner schönsten Phasen und Enzanie blickte abwechselnd auf die Oberfläche des Wassers und zu den Sternen in den Himmel. Alles war so geblieben wie vor der Katastrophe, die Idylle ließ sich einfach nicht aus diesem Tal vertreiben, so sah noch immer alles so wunderschön aus. Nie sollte es vergehen, nie auch nur angekratzt werden, auch in den nächsten Jahrhunderten würde dieser See abends so daliegen und die schönen Zeiten feiern. Doch was war schon der schönste See, wenn es niemanden mehr gab. Früher waren sie ab und zu hier um zu baden, einige Kriegeranwärter hatten es sich getraut ihre Pflichten ab und an zu vernachlässigen, um im Sommer hierher zukommen. Enzanie gehörte auch zu diesen Übeltätern, auch wenn es sich nicht gehörte und Strafe darauf stand, dass war ihnen früher egal. Inzwischen dachte sie schon total differenziert über diese Vorfälle nach, dabei waren die letzten erst ein paar Wochen her, nur ein paar Jahrhunderte Zeit lagen dazwischen. Doch die Wochen, auf die sie nun zurückblickte, sie wirkten wie Jahre. Endlose Jahre. Vielleicht waren es ja sogar Freunde. Echte Freunde die sie verloren hatte, nur weil sie das Pech und gleichzeitig das Glück hatte die Tochter des obersten Kriegers zu sein, dem Leiter der Kriegerkaste. Sie hatte noch nie so richtig darüber nachgedacht, doch jetzt, jetzt wo sie nichts mehr unternehmen konnte, da war es scheinbar egal. Die lachenden Gesichter die hier umhertollten, ihre Schwerter zur Seite legten und einfach nur im Wasser platschten, zum Spaß einen Tiriki jagten und versuchten kleine Fliegen mit der Hand zu fangen. Die Gesichter, die hier oft einen kleinen Platz der Ruhe fanden, abseits des strengen Trainings. All die Gesichter sahen sie nun an. Es war schon etwas später geworden, doch die verträumten Sterne ließen sie ebenso wenig los, wie die schöne Wasseroberfläche. Doch endlich einmal kam sie zum nachdenken. Es war zum Glück nicht mehr kühler geworden und der lauwarme Wind, der aus dem Canyon kam, ließ ihr transparentes Seidentuch ein wenig umherziehen. Aber die Gesichter, sie blieben bei ihr. Der nette Ankum, der sie nie wegen ihres Geschlechtes gehänselt hatte, oder auch Tarek, von dem das erste ihrer sechs Messer bekommen hatte. Ein Geschenk, das sie heute noch an den Jungen erinnerte, in den sie auch ein bisschen verliebt war. Wer weiß, ob nicht noch was aus ihnen geworden wäre, wenn dieses Verbrechen nicht begangen worden wäre. Doch nun war alles zu spät, nun sah sie nur noch ihre lachenden Gesichter und sich selbst mitten drin. Unter ihnen war sie glücklich und nun…nun war alles anders, nur die Nacht, sie veränderte sich nie… |
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29.03.2004, 11:14 | #311 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Die Sterne waren gegangen, der blaue Himmel gekommen. Schlaftrunken war die junge Frau aufgewacht, hörte in ihrem Kopf die Stimmen der Ausbilder, wie sie die schlafenden Schüler hochjagten. Ein bisschen wollte sie noch schlafen, nur ein bisschen, doch sie hatte es nie geschafft. Und selbst heute nicht, selbst jetzt wo sie eigentlich so lange schlafen konnte, wie sie nur wollte, konnte sie nicht mehr einschlafen. Die ersten Singvögel hatten sich schon aufgemacht, ihr buntes Gefieder putzend, am See die ersten Tropfen am Tag trinken. Kleine Kreisringe im Wasser ziehen, mit den nassen Füßen auf die Äste eines vertrockneten Gestrüpps hin, von dort tropfte es ins Wasser, ließ die Kreisringe entstehen. Ihre Flügel ausbreiten, vom Partner und selbst auch waschen. Schmutz entfernen und lästige Parasiten wegpicken. Na, habt ihr gut geschlafen? Anscheinend… Enzanie redete gerne mit Tieren, sie waren so viel sanfter wie die Menschen und wussten zuzuhören. Mit ihren gelben Schnäbeln pickten sie auf der Erde, machten sich teils auch an dem Tirikikadaver noch zu schaffen. Für sie war das Fleisch noch immer genießbar. Doch lieber aßen sie etwas Frisches am Morgen, Würmer und Larven, die aber nicht immer leicht zu bekommen waren. Doch gerade jetzt im Frühling war Hochsaison für diese Tiere. Die Vögel würden schon nicht verhungern, in Jharkendar hatte es immer genug zu essen gegeben, für Tier und Mensch. Enzanie stand auf, leicht benommen, begrüßte sie den neuen Tag mit einem Handkuss an ihren Gott, an Utzatekl, der ihr diesen weiteren, schönen Tag schenkte. Der Himmel war strahlend blau, keine Wolke trübte ihn, so konnte man den Tag erstrecht mit einem Lächeln beginnen. Leider hatte sie nichts geträumt, oder zumindest konnte sie sich an nichts mehr erinnern, aber Träume mussten auch erst einmal geboren werden, langsam und stetig anwachsen, bis sie einem erschienen. Vielleicht würde es ja diesen Abend klappen. Die junge Frau bekam Lust auf ein Bad, es war schon wieder so schön warm, die Sonne zeigte sich zwar noch nicht so prall wie gestern, doch ihre Anwesenheit war deutlich zu spüren. Mit geschickten Zügen löste die die leichte Adlerrüstung vom Körper, den Gürtel aus der Haut des Alligators, ihr transparentes Tuch und ihre Unterbekleidung. Das Wasser nahm sie wie eine Tochter auf und Enzanie fühlte sich auch wie die Tochter des Sees. Das klare, immerblaue Wasser reinigte ihren Körper, wie lange schon musste er verstaubt sein, wie lange schon hatte er vor sich hin gefault… |
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29.03.2004, 12:02 | #312 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Bad hatte ihr gut getan, die silbrigen Wellen auf ihrer Haut, die saubere Flüssigkeit zwischen ihren Poren. Immer wieder war sie ein wenig in dem doch recht tiefen See getaucht, wie früher schon. Es gab einige Grotten hier unten, man konnte in sie hinein tauchen, wenn man denn genügend Luft hatte, doch das Problem hatten sie nie gehabt. Erinnerungen waren etwas schönes, man konnte so gut in ihnen schwelgen, doch diese Erinnerungen waren keine Schönen. Sie waren eher gemischt aus Bitterkeit und Trauer. Aber das Wasser hatte ganze Arbeit geleistet, man konnte seinen Körper waschen, man konnte Schmutz und Dreck von ihm nehmen, doch für sie war es mehr als nur ein einfaches Bad. Es war auch ein wenig die Reinigung von alten Gedanken. Man konnte die Zeit nicht zurück drehen, man musste das Erlebte genießen können. Der See war ein guter Freund und nahm sie immer wieder gerne auf, ein weiser, alter Mann, der ihr Ratschläge geben konnte, wenn sie nicht mehr weiter wusste. Doch auf die Lösungen musste sie selber kommen, diese Entscheidung konnte auch der See für sie nicht treffen. Als sie dem Wasser wieder entstieg, flogen ein paar kleine Vögel vor ihr, kleine, gelb gefiederte Vöglein, mit einem schwarzen Fleck auf dem Kopf. Sie sangen ein wenig und sorgten dafür, dass sie gar nicht mehr an die Erinnerungen denken konnte, da sie die Vögel zum lächeln brachten, teils auch zum grinsen. Frisch angezogen verließ sie die kleine Mulde dann, es war Zeit den Weg weiterzugehen. Die Vögel blieben zurück, tollten weiter um das Wasser und tranken ausgiebig. Wasser hatte sie auch getrunken, Wasser aus dem reinen See. Ganz still sah er von weiter oben aus, sogar ein wenig dunkel, da ein großer Berg seinen Schatten auf ihn warf. Die Vögel wirkten fast schon wie Ameisen, als sie da oben stand und mit einem Kopfschütteln über die kleinen Freunde drehte sie sich rum. Sie hatte den See nicht vergessen und er hatte sie nicht vergessen. Schon als sie mit Doooom dort war, hatte sie das gespürt. Wieder einmal nahm sie einen Teil von ihm mit, nur für ein paar Minuten, nur für begrenzte Zeit… Doch ihre Heimat wollte besucht werden und mit frischer Haut und nassen, glänzenden Haaren war sie bereit ihren Weg fortzuführen. Der Canyon kam jetzt schon gefährlich nahe, einzelne Sandkörner flogen um die Wette und am Horizont spiegelte sich stets die Luft. Die Hitze war wohl immer noch so grausam, aber seitdem kein Wasser mehr fließ, hatte sich dort eine wahre Wüste gebildet. So schlimm wie heute war es dort nie gewesen, als ob die Natur ein Stück ihrer Kultur mit einem riesigen Sandregen ertränken wollte. Es sollte verschwinden und vergehen und nie wieder so sein, wie es einst war… |
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29.03.2004, 19:15 | #313 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Enzanie stand lauernd am Wegesrand und sah sich um. Ein kleiner Tiriki stand alleine auf weitem Feld und hatte sie noch nicht gesehen. Normalerweise hätte sie sofort zugeschlagen, wenn sie denn ungestört gewesen wäre, doch zwei Vögel lenkten sie schon wieder ab. Ihr Gesang war zwar ganz schön, doch momentan störte er nur. Trotzdem versuchte sie sich zu konzentrieren, doch gerade, als sie schon eines ihrer Messer parat hatte, wurde der Vogel, der keine Flügel mehr hatte, bzw. die nur noch verkümmert waren, aufgeschreckt und rannte davon. Zu schnell, um hinterher zu rennen. Ein paar Vögel hatten sich an ihn geklebt und ihn mit ihrem aufgeregten Geschrei aufmerksam gemacht. Welche zwei das waren, das hatte sie ja mittlerweile rausbekommen. Trotzdem lächelte die junge Frau nur sanft, zwar hatte sie durchaus Hunger, doch die Reste ihres Essens in der Stadt lagen noch ganz gut. Außerdem hatte sie noch ein bisschen Speck an den Hüften, der durchaus weggehen durfte. Vielleicht sah sie das auch nur so, was andere wiederum nicht verstehen konnten, aber sie war sehr kritisch zu ihrem eigenen Körper und wenn ihr etwas nicht gefiel, dann gab sie das auch zu. Und ihre Hüften gefielen ihr eben nicht so ganz. Das Essen war zwar weg, doch ein anderer rückte in ihr Blickfeld. Sie sah wieder die große Holzpalisade, die sie bisher gar nicht wahrgenommen hatte, nur einmal flüchtig hingesehen hatte und dann ganz schnell wieder weg. Der Mann, der davor als Wache stand, er war noch immer derselbe und Enzanie überlegte, ob sie noch einmal zu ihm hingehen sollte. Eigentlich war er wirklich nicht sehr freundlich gewesen, doch so schlimm wie Doooom sagte, konnten diese Piraten doch gar nicht sein…jedenfalls hatte sie keine Angst, sondern war neugierig, was sich hinter der Palisade befand, in die man ja nicht einmal reinschauen konnte. Mit neugierigen Blicken und einem Lächeln auf den Lippen versuchte sie dann, auf den Mann zuzugehen, der sie zwar eines Blickes, oder auch zwei, würdigte, aber kaum die Miene verzog. |
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29.03.2004, 22:53 | #314 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Du schon wieder? Und wo ist dieser Robenträger? Enzanie schaute ein wenig hilflos daher, denn scheinbar suchte der glatzköpfige Mann ihren ehemaligen Begleiter. Tut mir leid, aber der Baal ist nicht mehr bei mir, ich hoffe das ist nicht schlimm… Undschuldig verzog sie ein wenig das Gesicht und hoffte, dass der Mann nicht sauer deswegen war, doch seine Miene wurde nun durchaus…belebter, jedenfalls verlor er seinen grimmigen Schatten. Schlimm? Ach was, dieser Vogel war ohnehin merkwürdig. Seit wann tragen Männer denn Röcke, war das so ein Magier oder was? Ach, die spinnen doch alle. Der Mann fasste sich an den rauen Bart und schaute wieder genauer zu ihr. Röcke? Hm, ich dachte, das wäre eine Robe. Aber ich kann dir sagen, was er ist. Er ist ein Baal! Das hat er mir erzählt, weißt du. Wieder musterte sie dieser große, starke Mann und ein wenig hatte sie ja schon Angst vor diesen Blicken, die ihren Körper da gierig abtasten. Das Weiße in den Augen kam dabei besonders zum Vorschein, doch das war gar nicht so schlimm. Baal? Was ist dat denn für ein Mist? Enzanie musste lachen, sie konnte es sich einfach nicht verkneifen. Hihi, also ich erklär’s dir in Ordnung? Also, Doooom hat es mir selber gesagt, so ist nämlich sein Name weißt du. Also, er hat gesagt, dass ein Baal so was wie ein mächtiger Mann ist. Er muss immer viel reden und große Verantwortung tragen. Er ist sehr mächtig in seiner Gemeinschaft und viele Leute liegen ihm zu Füßen, wenn er vorbeikommt. Aber ich glaube er ist auch ein Priester. Ich habe nämlich ein wenig Angst vor Priestern, aber nur ein bisschen… Jetzt war es der Pirat, der auflachte, allerdings klang sein Gelächter viel lauter und kräftiger als ihre kleine Stimme. Scheinbar hatte sie ihn gut unterhalten, denn er konnte ziemlich lange lachen und irgendwie musste sie dabei auch mitlachen, sie mochte es eben, wenn Menschen glücklich waren. Ha-Ha-Ha…dieser kleine Kerl…zu Füßen, hohoho, das muss ich mir mal vorstellen, huhuhu, köstlich. Aber du gefällst mir Mädchen, dieses Magiergesocks ist wirklich unausstehlich, aber irgendwie glaub ich gar nicht, dass es sie gibt, ich hab zumindest noch keinen gesehen, anscheinend trauen die sich alle nicht an mich heran. Enzanie lächelte erneut und ging dann zuversichtlich auf das geöffnete Tor in der Palisade zu, doch auf einmal schreckte der lachende Pirat hoch und wurde wieder ernst. Hey Moment mal, was willst du eigentlich hier? Sie blieb abrupt stehen und sah zu dem Mann auf. Also eigentlich dachte ich, dass ich mich vielleicht mal umsehen könnte…wenn ihr nichts dagegen habt… Auf einmal wurde sie ganz klein und bekam wieder ein wenig Angst, aber dafür konnte sie jetzt ein paar andere Männer sehen, die schon auf das Tor sahen. Tja, das kostet dich aber einhundert Goldstücke, wir müssen schließlich auch von etwas leben… Traurig blickte Enzanie zu Boden, wusste sie doch, dass sie damit nicht dienen konnte. Aber ich hab doch gar kein Gold, nicht ein Stück. Gerade wollte der Pirat, der etwas nach Fisch roch, etwas antworten, da hörte sie eine kräftige Männerstimme von hinten, aus dem Lager jenseits der Palisade kommen. Hey Henry du alter Gauner, lass das Mädchen schon rein, wäre doch schade drum nicht wahr? Der Mann, der also Henry hieß, drehte sich rum und schrie nur wütende Töne zu seinem Kameraden. Halt’s Maul Brandon, du verdammter Säufer! Enzanie verstand zwar nicht viel von ihren Floskeln, aber sie glaubte, dass das so etwas wie ihr freundschaftlicher Umgangston war, noch immer stand sie da und hoffte. Also gut, meinetwegen Mädchen, du kannst rein, ohne Gold, aber pass auf die Kerle auf, das sind rohe…hey, jetzt hau doch nicht gleich ab…arrghhh verdammt und ich sag noch Nein, aber diese Idioten... Enzanie aber hatte das gar nicht mehr gehört, sie war wieselflink an dem Piraten vorbei und mitten ins Lager hinein, endlich durfte sie mal schauen, was es hier so gab…sie war super aufgeregt und gespannt… |
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29.03.2004, 23:58 | #315 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Ein nächster Knall und wieder Schaum, der zu Boden floss, wieder eine neue Lache, wo rot und weiß und gelb sich mischten. War es Tag? War es Nacht? Er sah die Fenster nicht. Und es stiegen die Blasen, es zerbrach, aber hinterließ keine Scherben, keine Flecken. Nur Schmerz so süß, dass man ihn kaum ertragen konnte. Die Stille ging, ein Lachen, Weinen und dann Leere, aber keine Stille. Nein, die blieb fort, schon immer. Sehnlichst verzehrte er sich nach ihr... Doch sie war schon fort gegangen... Nein, sie war fort, schon immer. Jeder Dämon wär ihm lieber als sein Selbst. Der nächste Griff... ins Nichts. Er stöhnte und fiel, kriechend über den Boden die Lachen leckend, bittersüß gefärbt. Wälzen, Schreien und geblendete Liebe, die erträkt gehörte. Sinnlos. Quälend und selbstmitleidig. Der nächste Griff, der nächste Schnitt, diesmal tiefer... Und in der Stille die Schreiende nach ihm... Gefangen auf der anderen Seite des Spiegel, unfähig sich zu befreien, ihn zu erreichen... Diesmal musste er es selbst schaffen, ganz allein... Schwindelig, schlecht... schwarz. |
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31.03.2004, 19:24 | #316 | |||||||||||
Magier Adanos Beiträge: 51 |
Inzwischen hatte sich Merdarion, Priester und Anhänger Adanos vor den Pass hingestellt, der zur Neuen Welt und auch zu den Ruinen von Jarkhendar führte. Neben ihm standen zwei Mitglieder aus dem Ring des Wassers. Ihre Rüstungen, von noch keinem Menschen in Khorinis gesehen, glänzten in der inzwischen untergehenden Sonne. Hier sollten sich bald die neuen Mitglieder versammeln, die Merdarion empfangen sollte. Sie sollten eingewiesen werden in den Unterschlupf und in ihre Aufgaben. Also hatte der Magier viel vor sich. Er verschränkte die Arme wie seine zwei Beschützer und wartete geduldig ab. Cain |
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01.04.2004, 00:02 | #317 | |||||||||||
elpede Beiträge: 708 |
Vorsichtig hatte elpede den Pass durchquert. Der Weg vom Pyramidental hierher war nicht besonders weit gewesen, doch elpede ging trotzdem langsam, denn in dieser Gegend war er noch nie gewesen. Schließlich sah er, wie der Fels sich vor ihm teilte und langsam den Blick auf das Tal dahinter freigab. Doch was war das ? Am Ende des Passes standen drei Gestalten, in der dunklen Nacht kaum erkennbar. Regungslos waren sie, wie zur Salzsäure erstarrt. Banditen, die harmlose Wanderer wie ihn überfallen wollten ? Das würde er ja bald herausfinden, dachte der Wolfszüchter, während er langsam weiterging. Seine Schritte waren einige Meter weit zu hören, auch wenn er sich bemühte, leise zu gehen. Doch nichts an den drei Gestalten ließ ihn erkennen, ob sie ihn bemerkt haben. Vorsichtshalber nahm elpede seinen Langbogen in die Hand. Wenige Schritte vor den drei Gestalten blieb er schließlich stehen. Zu seiner Überraschung war der vorderste von ihnen ein Träger der Robe eines Wassermagiers. Die beiden hinteren trugen eine Rüstung, wie elpede sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie standen sicher zum Schutz des Wassermagiers bei ihm. "Verzeiht, werter Magier, und einen schönen, guten Abend wünsche ich. Einen Moment lang hielt ich Euch und Eure Begleiter für Banditen. Darf ich fragen, was jemanden wie Euch in diese raue Gegend verschlägt ?" |
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01.04.2004, 13:48 | #318 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Aua... Scheiße! Wie lange war er jetzt weg gewesen? Mit brummendem Schädel richtete er sich auf, nur um sich wegen der unerträglichen Rückenschmerzen gleich wieder fallen zu lassen. Und dann noch dieser widerliche Gestank... Wieder raffte er sich auf und torkelte langsam bis zur Dachluke, die nach einigen Minuten des Stemmens, immerhin war die Luke da aus Eisen und einige Zentimeter dick, endlich offen stand. Den brennenden Schmerz in den Augen ignorierend stolperte er die Treppe hinunter. Eine halbe Stunde später hatte er endlich die zwei Stockwerke nach unten geschafft und durchwühlte die Küchenschränke nach Besen, Lappen und Eimer. Bei Beliar, wieso klebte das denn bloß so? Bah. Erneut schrubbte er wie blöd über die dunklen Stellen auf dem Boden. Jetzt war es genug, ohne seiner Wut freien Lauf zu lassen, ließ er den mit einem Lappen umwickelten Besen fallen und stürmte nach unten, wo er den notdürftigen übergezogenen Bademantel in eine Ecke warf und Draußen in die nächste heiße Quelle stieg. Genau das brauchte er jetzt. |
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01.04.2004, 14:53 | #319 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Die Nacht in einer schönen, sandigen Mulde verbracht, den Tag mit einem kräftigen Gähnen begonnen. Noch immer lag ihr die Fischsuppe im Magen, sie würde sie wohl für einige Zeit satt halten, doch trotzdem naschte sie ein paar Beeren, die an einem Strauch hingen, der in der Nähe eines kleinen Wasserloches stand. Sie war nun schon sehr nah am Canyon, doch eigentlich wollte sie gar nicht mehr dahin. Aber der Tag bei den Piraten hatte ihr gut getan. Von wegen verrückte Sektenmitglieder. Das waren alles ganz nette Menschen, zumindest hatte sich keiner so verhalten, wie sie es von einem Sektenmitglied erwartete. Aber wer weiß, vielleicht war das ja auch nur eine Tarnung, eine von zwei Seiten. Sie wusste es nicht und eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen. Lieber wollte sie den Tag genießen. Sie hatte sich vom Canyon und seiner heißen Wüste und dem braunen Sand abgewandt und war zu einem ihr sehr bekannten Ort gekommen. Der Wachturm an der Küste. Hier war es schön und niemand war mehr da. Seltsam war es, hier gingen früher immer zwei der Krieger auf und ab, hielten Wache auf und vor dem Turm. Man konnte hier weite Teile des Landes überblicken und weit auf das Meer schauen. Sehr schön war es hier. Enzanie war bis auf die oberste Plattform geklettert, dort wo der Wind kräftiger pfiff und man sich oft festhalten musste. Doch heute war der Wind ruhig und so war es auch das Meer. Nur ein laues, warmes Lüftchen wehte ihr durch die braunen Haare, während sie sich an einen Pfeiler gelehnt hatte und hinab sah. Es war gefährlich, denn hier oben gab es keine Sicherungen, ein Sturz wäre wohl mehr als schlecht ausgegangen, doch Enzanie konnte diese Gefahr gut abschätzen. Stattdessen blickte sie aufs Meer und schloss immer mal wieder die Augen, während sie kleine Wiesenbeeren auf der Zunge zergehen ließ, von den Zähnen zermalt und zerquetscht, floss der süßliche Saft durch ihren Rachen in den Magen, wo er die wichtigsten Nährstoffe herausfiltern würde und ihren Blutbahnen zufügen sollte. Irgendwann hatte sie das mal gelernt, doch es war ihr egal, schmeckte sie doch nur die Süße des Lebens und war doch nicht in der Lage in vollen Zügen glücklich zu sein… |
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01.04.2004, 18:58 | #320 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Während die junge Frau auf das Meer herausschaute, hatte sich unbemerkt ein Adler neben sie gesellt. Es war ungewöhnlich, denn normalerweise hielten diese stolzen Tiere immer ein wenig Abstand zu Menschen, man sah sie nur in der Luft oder aber bei einen ihrer seltenen Pausen. Oder aber wenn sie gerade Beute geschlagen hatten. Doch jetzt bemerkte auch Enzanie das stolze Tier, wie es sich ihr langsam näherte. Sie blickte erstaunt auf den Vogel, der bei ihrem Volk als Heiligtum verehrt wurde. Er sah selbst am Boden noch gewaltig aus, mit den gespreizten Flügeln in der Luft war er aber erst in seiner wahren Pracht. Sie wunderte sich, aber irgendwie sahen seine gelben Pupillen und die restlichen Augen wie die Augen ihres Vaters aus. Zumindest bildete sie sich das ein. Als ob er in Form eines Adlers zurückgekehrt war und sie nun bei ihrer Entscheidung unterstützen wollte. Passen würde es zu ihm, denn ihr Vater war schon immer ein aufrechter, ehrlicher Mann gewesen. Eine Wiedergeburt im Körper des heiligen Adlers war da durchaus vorstellbar. Doch zuerst einmal hüpfte das Tier auf einen höher gelegenen Stein, um das Meer zu sehen, obwohl der Adler das Meer doch jeden Tag sehen konnte, wenn er in der Luft seine Bahnen drehte. Doch sie sah nun auch dorthin, auf den blauen, schillernden Fleck, zusammen mit dem Tier, was eine Ehre für das Mädchen darstellte. |
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02.04.2004, 07:34 | #321 | |||||||||||
Erzengel Beiträge: 1.667 |
Müde auf dem Dach sitzend, nach vorn aufs Geländer gelehnt starrte er in den Sonnenaufgang, seine Kopfschmerzen hatten ihn wach gehalten und taten es noch immer. Große Möwen flogen vorbei... und mitten im Flug wurde eine davon in Stücke gerissen, das fetteste Stück schnappte sich sogleich der Jäger selbst. Ein seichtes Lachen entsprang der Kehle des Gildenlosen, womit er den näherkommenden Raubvogel wenig abschreckte. Im Gegenteil, er schien nur noch neugieriger zu werden, dabei lag diese Eigenschaft doch gar nicht so sehr in der Natur der Vögel, sondern zeichnete eher die Säuger aus, besonders die Menschen, dennoch hatte es sich der Raubvogel neben dem Gildenlosen auf dem Geländer bequem gemacht, begutachtete diesen, solange er hinunterschlang, und hackte dann einen neuen Bissen auf seiner Beute. Allem Anschein nach hatte er keine natürlichen Feinde, stand sogar vielleicht ganz oben hier in der Nahrungskette, da hatte er auch keinen Grund sich zu fürchten... musste er bestimmt auch noch nie... ... ...Ja, so ein Leben wollte er auch... Die Sonne stand schon hoch am Himmel, da hob der Räuber erst wieder ab. Seufzend sah der Gildenlose ihm hinterher... da überkam es ihn... Flügel vor dem Rot von eben...? Nein, kein Sonnenauf- oder Untergang, einfach Feuer, so grell und breit, das man nichts erkannte außer den Flügeln... und es kam näher, eine Explosion? Schon bald hatte die Feuerwalze die Flügel erreicht, ganz langsam sah er, wie die Federn verkohlten, doch bevor ihre Asche davonfliegen konnte wurden die Flügel von Feuer verschlungen. Schlagartig wurde sein Geist wieder sich selbst überlassen, fast zeitgleich stand der Gildenlose auf und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Die Kopfschmerzen waren verschwunden. |
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02.04.2004, 12:53 | #322 | |||||||||||
elpede Beiträge: 708 |
Nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Magier des Wassers hatte elpede seinen Weg fortgesetzt und in der Nähe des Sumpfes in einer der dort herumstehenden verlassenen Hütten übernachtet. Die Worte des Wassermagiers hatten ihn noch eine Weile beschäftigt, denn als elpede sich verabschiedet hatte, meinte jener freundlich lächelnd "Wir werden uns schon bald wieder treffen, junger Freund." Doch elpede verstand die Bedeutung dieser Worte nicht, und auch die beiden Gestalten in ihren seltsamen Rüstungen blieben ihm ein Rätsel, denn der Magier des Wassers hatte kein Wort über sie verloren. Jetzt, um die Mittagsstunde, wo die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, zog elpede weiter und in den Sumpf hinein, da der Nebel zu dieser Tageszeit nicht so dick und undurchdringlich die Sicht beschränkte, wie den Rest des Tages oder der Nacht. Vorsichtig ging der Wolfszüchter einen Weg entlang, der von den Ruinen in den etwas tiefer liegenden Sumpf zu führen schien. Ein paar Treppen waren in den Boden gehauen, wenngleich provisorisch und sicher schon etliche Jahrzehnte alt. Zu seiner Überraschung endete der Weg nicht am Sumpf, sondern führte über einen Steg aus Holz noch weiter hinein. Das Ende des Sumpfes war in keiner Richtung auszumachen. elpede zögerte einen Moment, dann betrat er die morsche Holzkonstruktion, in der Hoffnung, dass sie noch ein Weilchen halten möge. Nicht weit vor ihm tauchte aus dem Nebel eine Holzpalisade auf. Der Steg führte darauf zu. Sollte es hier etwa Menschen geben ? |
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02.04.2004, 14:04 | #323 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Das Meer, so weit, so groß. Kann man es eigentlich einmal ganz sehen? Aber nein, bestimmt nicht. Aber wie groß ist es wohl? Größer, als unsere Heimat? Sag mal Adler, was meinst du? Was ist das Meer? Ist es vielleicht ein großes Lebewesen? Vielleicht lebt das Meer ja wirklich. Ein riesiges, lebendes Wesen, das nur schläft. Oh je, was dann passieren würde, wenn es aufstehen würde. Dann wäre ja das ganze Wasser weg. Und dann? Dann würden wir alle überschwemmt. Aber nein, das ist ja Unsinn, du würdest darüber lachen nicht wahr Adler? Ich weiß, ich habe ja nur gedacht. Was meinst du, soll ich dir etwas erzählen? Ja? In Ordnung, ich erzähle dir was, aber dafür musst du mich weiterhin beschützen und mich begleiten. Du weißt doch, dass die Adler uns beschützen müssen. Utzatekl hat das gesagt. Aber du wirst schon das richtige tun, kennst du ein schönes Frühlingswort? Ich erzähl dir eins… Frühlings voller Blick mich leitet In den neuen Tag hinein Dabei sich das Herz schon weitet Einsam warte ich allein Sonnenschein auf meine Haut Ist der Bleiche größter Hohn Machen mich zu seiner Braut Voller Glanz und voll im Ton Wiesen blühen in prächt’gen Duft Hummeln brummen durch das Feld Durch die Nüstern zieht die Luft Einsam allein in fremder Welt Blütenglanz zieht durch die Weite Knospen sprengen, ein Farbenmeer Von den Fesseln des Winters befreite Er die Welt und doch ist’s leer Süßer Honig der Bienen schmeckt Gut und voller Liebe erschaffen Hat auch er sie schon erweckt Ein kurzer Blick, sie müssen Schaffen Geliebte Heimat, sie wacht auf Streckt sich, gähnt noch, wie ein Kind Doch so ist er, der Zeitenlauf Kündet uns doch längst der Wind Prachtvoll wehen die grünen Blätter Selbst in Zeiten von Schwere und Last Immun sind sie gegen Wetter Der Frühling, er kennt keine Hast Vielleicht, bestimmt, bist du mein Retter So bitte ich dich um Rast |
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02.04.2004, 23:52 | #324 | |||||||||||
elpede Beiträge: 708 |
Der Steg endete auf einer kleinen Insel inmitten des morastigen Wassers. Sie war nicht trocken, aber fest und somit gefahrlos begehbar. Eine Holzpalisade zog sich rechts und links entlang des Stegendes und verbarg die Insel so vor neugierigen Blicken. Eine alte Feuerstelle wies darauf hin, dass hier vor noch nicht allzu langer Zeit Menschen gewesen sein mussten, die hier Rast gemacht hatten. Doch elpede tat es ihnen nicht gleich. Prüfend sah er sich um. Von der Insel weg führten zwei weitere Stege, einer zu seiner rechten, und einer vor ihm, quasi gegenüber dem Steg, der ihn hergeführt hatte. Der Wolfszüchter überlegte kurz und wählte den vorderen. Wieder erreichte er nach wenigen Schritten festen Boden. Doch zu seinem Erstaunen befanden sich hier auch Ruinen. Alte Mauerreste, eine halb zerfallene Holzhütte, in denen Werkzeuge, Schleifsteine, eine Feuerstelle und einige Kisten herumstanden oder lagen. Begrenzt wurde dieser Platz zum einen vom Sumpf in seinem Rücken und zum anderen von einer hohen Felswand vor ihm, die sich rechts und links des Platzes noch weiter in den Sumpf hineinstreckte. In der Mitte wurde die Felswand durch eine große Treppe unterbrochen, die dort in den Stein gehauen worden war. Dahinter konnte man nur schemenhaft weitere Hütten oder Ruinen erkennen. Die Blutfliegenkönigin war vergessen. Der Entdeckergeist hatte den Wolfszüchter gepackt und trieb ihn auf die Treppe zu. |
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03.04.2004, 12:02 | #325 | |||||||||||
Enzanie Beiträge: 385 |
Der Adler flatterte wild mit den Flügeln, eine Feder löste sich dabei von seinem Federkleid und flog direkt auf sie zu. Geschickt fing sie die fliegende Feder auf und sah sie an. Sie war wunderschön. Eine braun-schwarze Färbung, die sich durch das ganze Stück hindurch zog. Der Adler hüpfte einfach so auf ihre Schulter und pickte ein wenig auf dieser herum, allerdings nicht hart, wie er es vielleicht bei einem Beutetier gemacht hätte. Danach spürte sie noch einen kühlen Moment auf ihrer Wange, während sie weiterhin auf das Meer hinab sah. Enzanie kannte die Adler, niemand kannte sie nun mehr so gut wie sie, nachdem alle tot waren. Doch er hatte ihr wieder ein wenig Freude gegeben. Als sie sich nun wieder umdrehte, war das Tier fort. Der König unter den Vögeln hatte sich wieder aufgemacht, war weiter gezogen, aber die Feder war geblieben. Enzanie steckte die Feder zwischen ihre Rüstung, wo sie immer griffbereit lag. Sie brauchte noch ein wenig Zeit, doch eigentlich stand ihre Entscheidung fest. Wenn ihr Vater es so wollte, dann würde sie es auch wollen. Er war ihr großes Vorbild und außerdem wollte sie keine Schande für die Familie sein. Nein, wirklich nicht. Und so stieg sie wieder hinab, herunter vom wahrscheinlich letzten Wachturm, von denen es einst so viele gab. Sie hatte nun ein neues Ziel, der Tempel ihrer Kaste, ihr Zuhause, ihre Heimat. Und sie hatte noch etwas beschlossen. Sie wollte durch den Canyon gehen, sie hatte keine Angst mehr. Angst war schlecht. Und sie durfte keine Angst haben, nicht als Kriegerin ihres Volkes. Sie war der letzte Teil, sie wollte nicht Schande über alle bringen. Nein, sie war stark. Das Mädchen hatte in diesen Stunden einen ungewöhnlich ernsten Blick im Gesicht. Sie lachte gerne und viel, aber im Moment zeigte sie sich von der Seite, die sie weniger mochte, die sie aber immer so stark gemacht hatte. Ihre ernste Seite, die ernste Enzanie… |
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