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11.06.2003, 20:26 #326
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura hatte den Weg durch den Wald genossen; überall duftete es nach Kräutern, nach frischer Luft und nacht Natur. Der Boden war weich und federte unter ihren Füßen.

Es war nicht weit, schon erhoben sich die dunklen Mauern Gorthars vor ihren Augen. Sie trat durch das Tor; die Wachen nickten ihr zu - einer schien ihr sogar zuzuzwinkern! - und sie trat hindurch. Trotz der drückenden Hitze trug sie ihren Umhang, hatte ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Immer noch fürchtete sie die Kultisten, obwohl niemand hier von ihrem 'Verrat' wissen konnte - sicher war sicher. Auch wusste sie nicht, ob die Inquisition nicht in der Nähe war...

Auf dem Marktplatz war viel los um diese Tageszeit, und Satura musste sich zu einer der Händlerinnen durchdrängeln, und von überallher stießen ihr Ellbogen in die Seite. Sie kaufte roten Wein - sie war schon gespannt wie der Gortharianische schmecken würde! - und eilte sich dann, wieder zurück zu Leon zu kommen.

Sie fand den jungen Dieb beim Fleisch grillen vor, und ließ sich neben ihm ins Moos fallen. "Ein herrlicher Tag, nicht?" Das Fleisch duftete würzig und Saturas Magen meldete sich grummelnd. "Sehr gut gemacht. Hat es sich stark gewehrt?" Die Amazone grinste und zog den Weinschlauch hervor. "Auf alte Zeiten, mein Freund."
11.06.2003, 20:54 #327
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Tief sog sie den Duft des herrlichen Weines ein und kostete die rubinrote Flüssigkeit. "Herrlich!" Ja, dieser Wein hatte was für sich, obwohl nur aus einem einfachen Becher getrunken hatte er einen königlichen Geschmack.

Eine Weile saßen sie so nebeneinander, tranken Wein und aßen Fleisch. Sie sprachen kaum, doch Satura genoß es, einfach nur hier zu sitzen, und zu entspannen.

"Was wollen wir eigentlich machen?" fragte sie ihn irgendwann. "Wo wollen wir nach dem Kult suchen... In der Stadt?"
Sie hatte es endlich ausgesprochen - und war sich immer noch nicht ganz sicher, wie er zu den Sektierern stand.
13.06.2003, 21:09 #328
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Doch Satura lehnte sein Angebot lächelnd ab. "Wir sollten auf jeden Fall noch in die Stadt gehen, und uns ausrüsten, bevor wir uns auf den Weg machen." Saturas Blick glitt über das schartige Schwert des jungen Diebes. "Mit dieser Klinge machst du keinen großen Eindruck. Auf jeden Fall habe ich genügend Kräuter gesammelt, um gegen eine ordentliche Waffe zu tauschen. Und ein bisschen Proviant könnte uns auch nicht schaden."
Leon zuckte die Achseln, und wenige Minuten später waren sie auf dem Weg in die nahe Stadt.

Die beiden schlenderten über den belebten Marktplatz, und während Satura mit einer wohlbeleibten Händlerin verhandelte, ließ Leon unauffällig ein paar Äpfel, Brot und zwei Wasserschläuche mitgehen. Eigentlich sind wir ein verdammt gutes Team... dachte Satura innerlich grinsend.
Bei einem der Händler erstand sie einige silbern schimmernde, fein gearbeitete Wurfmesser mit außergewöhnlicher Schärfe. "Hier kannst du deine schartige Klinge eintauschen, wenn du willst." Die Amazone nickte Leon aufmunternd zu.
13.06.2003, 21:52 #329
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura lachte aus vollem Hals und klopfte Leon auf die Schulter. "Du bist einfach genial!" Kopfschüttelnd tänzelte sie ihm voran durch die engen Gassen Gorthars. Sie fühlte sich leicht und beschwingt, fast hätte sie zu Singen begonnen. Sie lief ein Stück voraus, kehrte wieder um und umarmte den verwunderten Leon einfach so, und hüpfte lachend wieder voran.

Herrlich, ja herrlich war es hier. Alles was man wollte, man bekam es hier in Gorthar, man musste augenscheinlich nur zugreifen.
Und jetzt würde sie mit Leon - ihrem Freund - losziehen, um ihn zu heilen. Ja, heilen von diesem Kultwahn. Sie würden herausfinden, was dieser Kult vorhatte, und dann würde Leon verstehen... Satura konnte sich beim Besten Willen nicht vorstellen, das jemand Nahrung verteilte, nur weil er so gut war. Schon gar nicht ein so straff organisierter Verein wie dieser Kult der aufgehenden Sonne.

Vor den Toren der Stadt angekommen entzündete sie eine der Fackeln, die sie mitgenommen hatten, und zog ihr langes Schwert. "Dann zeig mal, was diese Klinge so kann." sagte sie mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen.
13.06.2003, 22:25 #330
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Endlich macht er mal was! Geschickt wich sie seinem Angriff aus und blockte ohne größere Anstrengung seine bemühten Angriffe. "Sehr schön, dieses Schwert liegt schon besser in der Hand, nicht?" Leon nickte angestrengt, aber eifrig.
"Also bitte, dann führ es auch besser als einen plumpen Ast!" Sie grinste. Nur gut, dass Leon ihr so etwas nicht übel nahm; wenn sie da an diesen humorlosen Söldner Sly dachte... Sie schüttelte den Kopf. Männer... ihr Ego geht ihnen über alles - "Ein Zeichen von Schwäche, wer Stärke demonstrieren muss." sagte sie laut, während sie Leons Schläge blockte. Er würde den Zusammenhang zwar nicht verstehen... "Jemand, der dir seine Stärke beweisen will, hat Angst, als schwach zu gelten. Jemand, der dich verletzen will, hat Angst, verletzt zu werden. Alles nur eine Sache von Komplexen. Je besser du dich selbst kennst, je mehr du dich selbst akzeptieren kannst, egal wer du bist oder warst, desto schwerer wirst du zu besiegen sein. Denn dein Wille ist nicht biegbar, unzerstörbar, wenn du eins bist mit dir."

Sie steckte ihr Schwert zurück, und auch Leon blieb keuchend stehen und sah sie verwirrt an.
Saturas Blick ging irgendwo in die Ferne. "Du bist einer der wenigen Männer, die ich kenne, die kein Problem damit haben, gegen eine Frau zu verlieren. Nicht, dass ich das schätzen würde, ich verachte nur das andere. Jemanden, der immer gewinnen muss, wird eine Niederlage viel mehr schmerzen, als jemanden, der verlieren kann."

Die Amazone setzte sich in Bewegung. "Und nun lass uns gehen, und lass uns den Kult finden. Den Kult - und den Teil von dir, den du dort gelassen hast."
13.06.2003, 23:09 #331
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Vor ihnen im Dunkeln lag die Schlucht; dicht rankte sich das Gewächs an den Felswänden hoch, als würde es verzweifelt nach einem Ausweg suchen.

Die Fackel in Saturas Hand warf nur einen kleinen Lichtkreis, dessen Radius zitternd um die Hand der Amazone flackerte. In ihrer Vorfreude auf ein sicheres Ruhelager beging sie einen gewaltigen Fehler - sie wurde unvorsichtig. So unvorsichtig, dass sie nicht einmal das Leuchten ihres Amuletts registrierte, das über ihrer plattenverstärkten Rüstung ruhte, die die abstrahlende Wärme ableitete.

Wie ein Donnerhall mussten die Fusstritte der beiden in der Stille der Schlucht klingen, und knacksend und ächzend zerbrachen Hölzer unter ihren Füßen. Auch hielt sie mit ihrem Lachen nicht an sich, und so war es kein Wunder, dass die beiden Wanderer nicht unbemerkt blieben.

Seine scharfen Augen durchschnitten prüfend die Dunkelheit. Ein geschulter Blick, dem die Nacht nichts verbarg, nur enthüllte.
Geschärft war auch sein Gehör, was allerdings nicht nötig gewesen war - seine Opfer gebaren sich wie zwei Trolle. Und seine feine Nase sagte ihm, dass es junges, zartes Fleisch war, das hier vor ihm auf dem Präsentierteller spazierte.
Jeder seiner Muskel spannte sich unter dem schwarzen Fell. Er war noch jung, doch den einen oder anderen Banditen hatte er schon verspeist, und diese zwei sollten kein allzugroßes Problem darstellen.

Nur mühsam konnte er ein Schnauben unterdrücken; erwartungsvoll blähten sich seine Nüstern und sogen tief den Duft der beiden Menschen ein. Doch er wusste, er musste noch warten, bis sie näher waren, bis sie ihm nicht mehr entkommen konnten. Unruhig zitterte die rechte Pranke, die mit mächtigen Klauen bewehrt war, und vorsichtig senkte er den riesigen Schädel, dessen Mitte ein prächtiges Horn zierte. Er ließ seine Beute nicht aus den Augen; in Erwartung auf die kommende Jagd lag jeder Muskel gespannt unter der Haut, wartend, den schweren Körper vorschnellen zu lassen, so schnell wie ein Pfeil die Sehne des Bogens verläßt. Angespannt wartete er; immer näher kamen diese törichten Menschen, sorglos, unerfahren.

"Da vorne ist sie, die Höhle von der ich sprach." Satura ging noch immer sorglos voran, sie hatte die unheimliche Stille nicht bemerkt, noch das leise Schnauben, dass diese Stille nicht ganz so tief machte. Doch nun war es zu spät...
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen und Knacksen barst das Unterholz wenige Meter rechts der Amazone, und ein dunkler Schatten brach hervor, splitternde Äste und Blattwerk mit sich reißend. An seinem mächtigen Horn fing sich ein junger, dorniger Ast, den das Tier wütend von sich warf. Es war zwar noch jung, doch hungrig - und somit höchst gefährlich. "Leon, ein Schattenläufer, gib Acht!" rief Satura überflüssigerweise und zog ihr Schwert mit einem Ruck aus der ledernen Scheide.

Die Klinge blitzte im Mondlicht auf, und nun stand sie da: Auge in Auge mit dem Tod.
14.06.2003, 09:13 #332
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Schweißnass schreckte Satura von ihrem Lager im weichen Moos hoch. Ein schrecklicher Alptraum hatte sich in ihren Schlaf gedrängt, und die Nacht zur Tortur werden lassen. Leon, wie er gegen einen trollhohen Schattenläufer kämpfte, von ihm gebissen wurde, und sich dann zu Vollmond selbst in einen blutrünstigen Schattenläufer verwandelte...

"Brr, wie abstoßend!" sie schüttelte ihren Kopf, um die lästigen Überreste des Traumes abzuschütteln und beobachtete Leon, der leise schnarchend im Moos lag; den Arm, in dem Satura gelegen war, noch ausgestreckt, als würde er warten.
Halt... war sie tatsächlich in seinem Arm gelegen? - Wie peinlich... Gottseidank wusste Leon das nicht. Da musste sie sich wohl nachts an ihn gekuschelt haben, als sie ihren schrecklichen Alptraum gehabt hatte. Vielleicht war es auch einfach nur sehr kühl gewesen?

Da Leon noch schlief, beschloss sie, ein wenig mit dem Schwert zu üben; locker ließ sie die leichte Klinge aus ihrem Handgelenkt heraus schwingen.
Wenn sie mit ihrem Schwert übte, konnte sie am besten nachdenken. Seltsam, aber die Übung mit der Waffe brachte sie in einen Zustand der Konzentration und der Entspannung.
Der Schattenläufer von gestern hatte wohl irgendwann seine Jagd und seine Suche aufgegeben - irgendwie war diese Schlucht eine Brutstätte für die dunklen Jäger - man sollte sie Schattenläuferschlucht nennen! Denn auch als sie zum ersten Mal die Schlucht durchquert hatte - in Begleitung der Kultisten noch - waren sie von einem Schattenläufer angegriffen worden.

Die dunklen Jäger mit dem zottligen Fell faszinierten sie trotz - oder gerade wegen - ihrer Gefährlichkeit. Was für ein mächtiger, schwerer, fast plump wirkender Körper... und doch so wendig und schnell, wie sie gestern bemerkt hatte. Ein Fell von einer Farbe, die das Tier mit der Dunkelheit eins werden ließ. Es waren wunderschöne Tiere - eindeutig.

Die Sonne gewann schnell an Kraft, und bald wurde Saturas Training zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Da sie aber wußte, dass sie ihre Energien heute noch für den Marsch brauchen würde, beschloß sie, Schluß zu machen und sich statt dessen noch eine erfrischendes Bad in dem kühlen Wasser des Flusses zu gönnen.

Sie hatten unweit der Stelle gerastet, an der Satura und der dunkle Krieger Frost damals auf dessen Freund gestoßen waren, diesen schmalen Blondschopf Esteron. Ein angenehmer junger Mann, ruhig, und ohne etwas Aufdringliches in seiner Art zu haben. Wo die beiden sich wohl mittlerweile herumtrieben? - Was wohl inzwischen alles geschehen war, nach ihrem überstürzten Aufbruch... als sie sich von ihren Begleitern nicht einmal verabschiedet hatte, sondern nur einen Brief hinterlassen hatte? Welch wirre Zeit das doch gewesen war!

Vorsichtig, aber behände war die Amazone das recht steile Flußufer hinuntergeklettert. Eine Verstauchung oder Prellung war das letzte, was sie jetzt brauchen konnte, umso vorsichtiger war sie auch.
Am Fluß angekommen entledigte sie sich rasch ihrer Kleider und legte sie auf einen der großen Felsbrocken am Ufer. Auch ihren Gürtel und ihre Waffe legte sie ab, und splitterfasernackt tauchte die Amazone in das kühle Wasser des Flusses.

Herrlich, wie es ihre nackte Haut umspülte! Mit schnellen Zügen teilte sie das kühle Nass und schwamm ein Stück flussaufwärts, um sich dann mit der leichten Strömung wieder zurücktreiben zu lassen.
14.06.2003, 10:14 #333
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Ein wundervoller Tag, ganz eindeutig, dachte Satura. Sie schüttelte ihr nasses Haar aus, und ein Regen aus feinen Wassertröpfchen ging auf Leon nieder. Satura sah ihn grinsend an und meinte: "Na, bereit? Dann lass uns gehen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Die Amazone rückte ihren Gürtel zurecht und prüfte, ob die neuen Wurfmesser fest genug in den Schlaufen staken. Leon erhob sich murrend und streckte sich gähnend. Woher nahm diese Frau nur ihre Energie?? Und das so früh morgens... Erst jetzt fiel ihm auf, dass es eigentlich schon fast Mittag sein musste, dem Stand der Sonne nach zu urteilen.

Satura hatte die beiden Wasserschläuche am Fluss gefüllt; der Marsch über das staubige Schlachtfeld würde anstrengend werden, wenn die sengende Hitze der Sonne auf die ungeschützte Ebene herunterbrannte.

"Nur gut das der Schattenläufer gestern von uns abgelassen hat... du hattest Recht, es war besser ihn nicht zu töten. Die Menge Fleisch, die wir von dem Tier gehabt hätten, hätten wir nicht tragen können. Und es ist schade drum, das vergammeln zu lassen."
Die beiden überquerten den Fluss und traten bald aus der schützenden Schlucht auf die karge Ebene hinaus. Flimmernde Hitze stand über dem Boden, und kein Lüftchen regte sich. Die Amazone sah ihren Begleiter prüfend an. "Bereit?"
14.06.2003, 10:38 #334
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Die Amazone vernahm das scharrende Geräusch einer Waffe, die gezogen wird, hinter sich und drehte sich erschrocken um. Sie sah, wie Leon seinen Dolch in die tote Erde rammte; seltsam emotionslos wirkte sein Blick, und sie konnte nicht erraten, was hinter seiner Stirn vor sich ging. Vorhin schon, an ihrem Rastplatz, hatte er mit dem Dolch herumgespielt, doch sie hatte dem keine Bedeutung zugemessen.

Satura hielt an und sah Leon ernst in die Augen. "Na, heißt das jetzt, du hast dich für das Schwert entschieden?" Ob das so eine Art symbolischer Akt war? - Obwohl, seine Einhandprüfung stand ihm erst in einer Woche bevor... Und Leon würde doch keine Waffe weggeben, wenn man die noch einigermaßen gewinnbringend verkaufen könnte?

Sie sah den jungen Dieb verwirrt an, denn er hatte noch immer nicht geantwortet, sondern starrte auf den staubigen Boden, dem er eine weitere Wunde zugefügt hatte. Sein Dolch würde nur eine von vielen Waffen sein, die hier am Schlachtfeld begraben waren. Mit dem feinen Unterschied, dass zu dieser Waffe keine Gebeine des toten Besitzers zu finden sein würden.

Ein leichter Wind kam auf und fuhr durch ihr fast schon trockenes langes Haar, zog an ihrem Umhang und ließ den feinen Stoff Wellen schlagen.
14.06.2003, 11:35 #335
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon sagte nichts; er ging einfach weiter. Verdammt, sie hätte sich schlagen können - wie konnte sie nur so blöd sein. Das war der Dolch, mit dem... mit dem er sie fast umgebracht hatte. Es war eine symbolträchtige Handlung gewesen - obwohl sie sich über die wirkliche Bedeutung nicht sicher war.

Bereute er es, je hierhergekommen zu sein? Bereute er es, sich dem Kult angeschlossen zu haben? Bereute er es, sie verletzt zu haben?
Sie sah ihn fragend an. Soviel, was sie ihm jetzt gerne sagen würde - und nicht konnte. Sie hatte Angst, einerseits vor ihrem Stolz, andererseits auch davor, von ihm wieder zurückgewiesen zu werden.
Und so schwieg sie, und trottete schweigend hinter ihm her, in Gedanken versunken.

Nachdem sie eien Weile lang schweigend über die heiße Ebene gewandert waren, setzte die Amazone sich demonstrativ auf einen größeren Felsbrocken. "Ich brauche eine Pause," stöhnte sie. Ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen, und der Schweiß ließ ihre Kleidung an ihrem Körper kleben. Erbarmungslos brannte die Sonne weiter auf sie herunter, und das Ende der Ebene war noch lange nicht in Sicht. Sie sehnte sich nach der kühlen Schlucht zurück, wo von den Blättern der vielen Pflanzen der Tau heruntertropfte, und das Blätterdach Schutz vor der Sonne gewährte.

Satura zog einen Wasserschlauch hervor und setzte ihn an. Kühl rann das Wasser ihre Kehle hinunter - nie hatte sie das kühle Nass mehr genossen!
Dann legte sie sich noch ein kleines Blatt eines Heilkrautes unter die Zunge und bot auch Leon eines an. "Regt die Speichelproduktion an." erklärte sie knapp.

Nach einer viel zu kurzen Pause bestand Leon darauf, weiterzugehen, und Satura folgte ihm widerwillig. Sie wusste, dass sie am späten Nachmittag im Bergarbeiterdorf sein könnten, doch irgendwie spornte nicht einmal das sie an.
"Sag mal, Leon..." begann sie nach einer Weile, als sie wieder zu dem jungen Dieb aufgeschlossen hatte, der in Gedanken versunken voraus gegangen war. "Du hängst doch nicht noch immer an dem Kult der unter- äh aufgehenden Sonne?"
14.06.2003, 12:27 #336
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura ging wieder einmal schweigend hinter ihm her und aß den saftigen Apfel, den er ihr zugeworfen hatte.
Nein, aus diesem Mann wurde sie nicht schlau. Wieso hatte sie auch nur gedacht, dass er - nur weil er ihr einmal seine Gefühle gezeigt hatte - das nun dauernd tun würde.

Stellte sie vielleicht auch nur die falschen Fragen? Oder wollte er sie schon wieder los werden, war sie ihm lästig? Nein, das würde er sagen, ganz sicher.
Egal - wichtig war, dass sie möglichst bald die Bergarbeitersiedlung erreichten.
Dunkle Wolken türmten sich am Himmel auf, doch die Hitze hatte nichts an ihrer Intensität eingebüßt. Es war drückend schwül, kaum auszuhalten. Sehnsüchtig dachte die Amazone an das morgendliche Bad im kalten Fluss zurück... herrlich. Am liebsten würde sie sich jetzt auch die Kleider vom Leib reißen, vor allem diese schwere Rüstung - doch wäre das in Anbetracht möglicher Gegner keine gute Idee.

Weit und breit nichts; in der Ferne die Berge, am Himmel die Wolken, sonst nichts. Eine wahrhaft schreckliche Gegend, doch wußte sie, dass sie den wahren Schrecken, den dieses Schlachtfeld ausstrahlte, nur ansatzweise spüren, aber sicher nicht begreifen konnte.

Leon trottete immer noch schweigend voraus, und sie kam sich nicht mehr wie seine Lehrmeisterin vor, als sie so hilflos hinter ihm herging und auf irgendein Zeichen seiner geistigen Anwesenheit auf dieser Welt wartete. Ihren Apfel hatte sie inzwischen fast aufgegessen... achtlos warf sie das abgenagte Kerngehäuse in den Staub.
14.06.2003, 13:09 #337
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Erleichtert über die Pause liess sich Satura auf den Boden fallen. Sie aßen ein wenig von dem kargen Proviant - die Hitze hatte zumindest den Vorteil, dass man wenig Hunger hatte - und tranken jede Menge Wasser.

Leon sah sie fragend, fast auffordernd an. Was wollte er damit bezwecken? Nein, sie würde nichts mehr sagen, oder ihn mit ihren Fragen belästigen, die ihm offensichtlich unangenehm waren. Warum sonst hatte er noch nicht geantwortet? Was quälte ihn so, was beschäftigte seine Gedanken? Und warum konnte sie ihm nicht einfach sagen, was sie dachte... warum war alles immer so verdammt schwer, was im vorigen Moment noch leicht und unbeschwert erschienen war?
Vielleicht war es genau das: hier in Gorthar war etwas mit Leon passiert, etwas, das das Kind in ihm zum Verstummen gebracht hatte. Etwas, das Sehnsüchte in ihm geweckt hatte, und ihn im nächsten Moment allzu plötzlich erwachsen werden lassen hatte. Und sie erwartete zu viel von ihm, erwartete, er würde über all das reden können - mit ihr, die ihn so kalt hatte abblitzen lassen, als er sie am dringendsten gebraucht hatte. Natürlich war sie im Recht gewesen; er hatte sie verletzt, doch hätte sie sich und ihm viel Leid ersparen können, wenn sie über ihren Schatten gesprungen wäre... wenn sie auf Frost gehört hätte, und ihre Wut vergessen hätte.

Und sie wusste, woher die Wut kam. Er war es, der gesagt hatte, es sei gut so. Er hatte sie angestachelt, wütend zu sein. Schon lange bevor diese Sache mit Leon passiert war... Er, der Fremde... hatte er sie belogen, oder wußte er es nicht besser? - Beides konnte die Amazone nicht so recht glauben.
Tatsache war, dass sie Leon mit dieser Wut vertrieben hatte. Und dass er ihretwegen litt, sich ihretwegen Vorwürfe machte.
Er hatte schon Recht gehabt - wenn sie nicht nach Gorthar gekommen wäre, hätte er wohl nie so gelitten. Warum war sie hergekommen - nur eines Traumes wegen? - Nicht nur. Sie hatte ihn vermißt, hatte sich alleine gefühlt - doch das hatte sie ihm nie gesagt. Nein, sie hatte das natürlich nur für ihn gemacht, um ihn zu retten.

Statt etwas zu sagen, starrte sie auf ihre wunderschöne Gürtelschnalle, die ihr in Anbetracht der trockenen Realität fast schon kitschig vorkam. War nicht genau diese Schnalle der Beweis dafür, wie sehr sie dieses Erlebnis selbst verwirrt hatte? Der Amethyst war wunderschön, er hatte durch Hummelchens Verarbeitung nichts von seinem sanften Glanz verloren, und keinen Kratzer hatte die Kunstschmiedin auf seiner Oberfläche hinterlassen.
Dann - plötzlich - nahm sie, ohne ihn anzusehen, Leons Hand und führte seine Finger über die feinen Linien auf ihrem Gürtel. Über die Dolche, den Drachen und das Symbol der untergehenden Sonne. Sie vermied es, Leon in die Augen zu sehen.
"Lass es etwas sein, das uns verbindet, nichts das uns enzweit." flüsterte sie. "Ich kann dir verzeihen - denke ich. Nicht vergessen, aber verzeihen. Immerhin lebe ich noch!" Sie kam sich ziemlich plump vor in diesem Moment - vielleicht brauchte eine solche Erklärung gar keine Worte, vielleicht redete sie zuviel.
Also schwieg sie, vorsichtig seine Hand haltend. Sie bemerkte, dass ihre Hand zitterte; sie war nervös.
Immer noch vermied sie es, ihn anzusehen. Was machte es so verdammt schwierig? Warum zitterte sie, warum fühlte sich alles in ihr auf eine so eigenartige Weise aufgewühlt an?
Im nächsten Augenblick umschloß sie seine Hand fester, wie um das Zittern vor ihm zu verbergen, und schob sie ihren Oberkörper hinauf zu ihrem Amulett. Mit sanftem Druck presste sie seine Hand auf den Drachen und den kühlen roten Stein.

Sie erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als er sie angriff. Wie ihr Amulett hell aufgestrahlt war, und eine unsägliche Hitze von ihm ausgegangen war...
14.06.2003, 13:59 #338
Satura
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Satura musste fast lachen, als Leon plötzlich über diesen Baum zu philosophieren begann. Sie verstand ihn nur zu gut... auch sie konnte mit solchen Situationen schlecht umgehen. Abgesehen davon, dass sie sich nicht erinnern konnte, je in so einer Situation gewesen zu sein.

Er schaffte es eben doch immer wieder, sie zu verwirren - und zur Zeit fühlte sie sich, als hätte sie einen ganzen Kirmes im Kopf: alles drehte sich, hüpfte und lachte. Und in ihrem Bauch hatte sich ein seltsam aufwühlendes Gefühl breit gemacht, das danach drängte, hinausgelassen zu werden - doch sie hielt es schön fein verpackt dort, wo es war zurück.

Ihre Hand hatte zu zittern aufgehört, als er sie so fest und sicher umfasst hatte. Sie hatte sich bemüht, ihren lauten, schnellen Herzschlag vor ihm zu verbergen, als seine Hand nahe ihres Herzens gelegen hatte. Alles in ihr weigerte sich, anzuerkennen, dass es sich gut anfühlte. Und genau dieser Teil bekam die Oberhand, als sie vorsichtig ihre Hand zurückzog und fast beschämt zu Boden blickte. Eine Kriegerin beim Händchen halten... wo gibt's denn so etwas!

Sie schüttelte ihren Kopf, und stand plötzlich auf - mit dem Effekt, dass sie mit dem Kopf an dem kantigen Felsen anschlug. "Au! Verdammt!" fluchte sie und rieb sich die schmerzende Stelle. Nun, die seltsame Stimmung war nun endgültig verflogen... Allerdings wußte sie nicht, ob sie darüber glücklich war. Erleichtert - ja. Aber glücklich?

"Lass uns weitergehen, bevor uns noch der Himmel auf den Kopf fällt," sagte sie, den Blick auf den wolkenverhangenen Himmel gerichtet.
14.06.2003, 14:25 #339
Satura
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Satura beobachtete Leon, der fast enttäuscht schien, und es zerriss ihr fast das Herz, ihn so zu sehen - doch sie konnte nicht. Was auch immer das zwischen ihnen gerade gewesen war - sie konnte nicht. Das auch immer alles zum falschen Augenblick geschehen musste... wie sollte sie ihm jetzt glaubwürdig klar machen, dass sie ihn nicht verlieren wollte?

Schweigend marschierten die beiden weiter über die tote Ebene, über ihnen ein schwerer Himmel; dunkelgraue, fast schwarze Wolkentürme am Horizont, als hätte Beliar persönlich sein Schloß in den Himmel verlegt.
Entfernt war ein Donnergrollen zu hören, und Blitze leuchteten auf. Eine seltsame Stimmung hatte sich über die Ebene gelegt: es herrschte Stille, Totenstille, und drückende Schwüle.
Leon riß sie aus ihren Gedanken, entschuldigte sich für den Kuß... Ja, das war wirklich zu entschuldigen, dachte sie mit einem bitteren Lächeln, hat mich nicht mal richtig geküsst...
Sie schwieg still, konnte nichts sagen; es war als wäre ihre Kehle zugeschnürt. Sie hatte Angst, das nun wieder alles zerstört sein könnte - nein, das durfte nicht sein!

Sie nahm einen Schluck aus dem zweiten Wasserschlauch - der Inhalt des ersten war schon aufgebraucht - und reichte ihn mit zitternder Hand an Leon weiter. Nicht einmal jetzt vermochte sie ihn anzusehen - wäre das nicht einem Eingeständnis gleichgekommen? Hätte sie dann vielleicht Zugeständnisse an ihre Gefühle machen müssen?
14.06.2003, 14:55 #340
Satura
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Es war ein unangenehmes Schweigen, das zwischen den beiden herrschte.
War Leon sauer auf sie? Hatte sie etwas falsch gemacht - oder er? Oder war die Situation an sich falsch? Was sollte das überhaupt... eine Amazone und ein Dieb? Nein, das hatte Cord bestimmt nicht beabsichtigt, als er sie nach Gorthar geschickt hatte.

Oder doch?

"Weißt du, mein Junge, es gibt Dinge, die du nicht verstehen kannst. Noch nicht. Du hast sie gerufen, vielleicht nicht bewußt und vielleicht nicht absichtlich, doch du merktest, dass der Kult nicht rechtens war. Du spürst noch immer die Leere, die er in dir hinterlassen hat."
Das waren Cords Worte gewesen... vielleicht sollte sie diese Leere füllen?

Verwundert blickte sie auf, als Leon erleichtert seufzte. Sie verstand auch gleich warum - nur wenige Meter vor ihnen erhob sich ein mächtiger Wald - sie hatten die Ebene hinter sich gelassen.
14.06.2003, 15:20 #341
Satura
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Sie gingen halbwegs ziellos durch den dichten Wald, und Satura hoffte nur mehr, dass sie in die richtige Richtung gingen.

Plötzlich nahm sie eine Bewegung unweit des Pfades wahr. Hastig hielt sie Leon zurück und legte ihre Hand auf seinen Mund. Er verstand, duckte sich neben Satura hinter einen Busch, und wenige Sekunden später wurde auch er der Bewegung gewahr.
Dann hörte man ein lautes, nicht unterdrücktes Gähnen, und zwei dünne Ärmchen streckten sich in die Luft. Gleich darauf erhob sich die ganze Gestalt aus der Kuhle, in der sie verborgen war: zunächst der Lockenkopf, dann ein verschlafenes Gesicht.

Erfreut sprang Satura hinter dem Busch hervor und lief auf die junge Frau zu. "Hallo Lehna, schön dich mal wieder zu sehen... seit der Tavernenschlägerei im Sumpf mein ich!"
14.06.2003, 15:52 #342
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Lehna blinzelte sie verschlafen an - offensichtlich erkannte sie sie nicht mehr. "Ähm, ich bin Satura - wir haben uns im Sumpf getroffen, als dich dieser Novize in der Taverne bedrängt hatte..." sie lächelte freundlich, ob wohl ihr nach den letzten Stunden nicht so zum Lächeln zumute war. "Und das" - sie zog Leon heran, der noch immer halb hinter dem Busch geduckt stand, "Ist mein - ist Leon, ein Lee." Sie hatte gestockt, nun brachte sie nicht einmal mehr "mein Begleiter" über die Lippen, aus Angst, man könnte das falsch deuten.

Leon schien ihr einen bösen Blick zuzuwerfen - vielleicht kam ihr das auch nur so vor. Auf jeden Fall gab es ihr wieder einen Stich ins Herz.
Sie lächelte gequält. "Wir sind hier, weil... nun.." woher sollte sie wissen, auf welcher Seite Lehna war? "Leon hat Verwandte in Gorthar, und die wollen wir besuchen." Log sie mit einem hastigen Seitenblick auf den jungen Dieb. Nun, sie war nicht besonders gut im Lügen, aber was Blöderes war ihr einfach nicht eingefallen.

In diesem Moment machte sie Esteron im Gras aus - er sah ziemlich zerstört aus. "Oh, ist Frost auch in der Nähe?" Saturas Gesicht erhellte sich vor Freude, während Leons Züge nicht unbedingt von Begeisterung zeugten.
14.06.2003, 16:32 #343
Satura
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Perfekt, es schien alles zerstört zu sein. Leon sah sie nicht einmal mehr an - warum? War er ihr wirklich böse? Und jetzt - nein, jetzt konnten sie nicht miteinander reden. Sie bemühte sich, dass Lehna ihr nichts anmerkte und setzte sich neben Leon ins Gras, nicht ohne ihn dabei flüchtig zu berühren.

Die Amazone war froh, dass Lehna nicht weiter nach dem Grund ihres Hierseins fragte. So saßen sie nebeneinander und knabberten an dem Brot, das Leon herumgab. "Warum ist Frost dorthin gezogen, auf den Gletscher? Sind die Kultisten noch dort? Und, was ist mit der Inquisition??" Sie warf Leon einen bedeutenden Blick zu, den dieser zu ignorieren schien.
Satura wandte sich wieder Lehna zu. "Wer sind diese beiden Männer?" Satura deutete auf die beiden Halbleichen, die neben Esteron im Gras lagen. Sie schnarchten laut mit offenem Mund, und erst jetzt fiel Satura der Haufen an Kippen auf, der um die Schlafenden verstreut war. "War wohl eine lustige Party gestern?" fragte sie grinsend.

Leon war ruhig.
14.06.2003, 17:35 #344
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura fiel es nicht leicht, sich auf das, was Lehna sagte, zu konzentrieren und gleichzeitig noch lässig zu überspielen, was zwischen Leon und ihr passiert war. Ja, es war passiert, und das passte ihr so gar nicht. Geplant war das nicht so gewesen... aber plante man so etwas im Normalfall überhaupt?

Äusserst vorsichtig - schließlich sollte Lehna das nicht merken, das wär ihr gar nicht recht! - ließ sie ihre Finger über Leons Handfläche streichen, als sie sich noch ein Stück Brot brach. Kurz trafen sich ihre Blicke, doch schnell wandte Satura sich wieder ab, unterdrückte den Wunsch, in Leons Arme zu sinken und alles andere einfach sein zu lassen... was dachte sie da eigentlich?

Sie räusperte sich und wandte sich an Lehna. "Die Inquisition also... Dorrien..." sie war kurz versucht, Leon zu fragen, doch wahrscheinlich wäre ihm das nicht so recht - er würde schon von selbst reden, wenn er es für richtig hielt.
Nach einer kurzen Stille fragte sie erneut. "Und warum glaubst du, dass Frost nicht mehr zurück kommt?" Die Amazone schüttelte ungläubig den Kopf. "Und was ist mit Esteron, hat er sich wohl gut erholt? - Du musst wissen, als ich ihn letztens sah ging es ihm nicht so gut."
Also ein Sumpfler und ein Krieger, und dann noch Lehna und Esteron. Schien ja eine lustige Truppe zu sein...
14.06.2003, 17:38 #345
Satura
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Happy Birthday Satura -
@ Angroth: Danke, ich freu mich auf jeden Fall - mein Geburtstagsspammthread is ja viel zu schnell geschlossen worden, so eine Gemeinheit! Danke auf jeden Fall für die riesigen Glückwünsche

@ Lümmel: Tu da nicht motzen, das hättest gleich nützen können, um mir noch mal zu gratulieren! :D
14.06.2003, 17:56 #346
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura sah Lehna verständnislos an. "Göttersitz? Du musst entschuldigen, aber ich kenne Gorthar kaum. Ich habe noch nicht allzu viel von diesem Land gesehen... Und was die Inquisition betrifft - die haben den gorthanischen Rat getötet, oder wie? Wie haben sie das geschafft? Und - was hatte Frost damit zu tun?"
Da war man mal ein paar Tage weg, und schon stand ganz Gorthar Kopf.

"Und was will die Inquisition überhaupt hier - ist der Kult gefährlich? Haben sie noch etwas herausgefunden, weißt du was der Kult vorhat?"
14.06.2003, 19:02 #347
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Was für eine seltsame junge Frau, diese Lehna. Nicht unsympathisch, aber sehr eigen... sie war sehr schlank, wirkte zerbrechlich, doch wie sie sprach, und was sie sagte, offenbarte eine unterschwellige Wut, auf was auch immer.
Ihre Augen hatten etwas trauriges, und gleichzeitig strahlten sie Stärke aus. Sie war keine jener Frauen, die man schnell vergaß - irgendetwas an ihr wirkte anziehend und gleichzeitig gefährlich.

Satura hatte Lehnas Erzählungen gelauscht, sie schien sich ja äußerst gut hier in Gorthar auszukennen...
In ihr war nichts ruhig; alles schien verkehrt... aufgewühlt, unruhig zu sein - sie kannte solch ein Gefühl nicht. Sie sehnte sich, nach etwas, was sie nicht zu denken wagte. Und er war schuld, dass sie nun in diesem Gefühlsschlamassel feststeckte. Es war etwas, was sie sich immer hatte ersparen wollen... und jetzt war es da, ohne Vorwarnung.
Er war doch immer nur ein Freund gewesen, nie mehr. Ganz sicher nicht... doch wie sollte sie nun reagieren? Sie hatte sich bereits zu weit eingelassen, und egal was sie tat, einer von ihnen beiden würde verletzt sein - Punkt.

Erst jetzt fiel ihr auf, das Lehna die ganze Zeit über Esteron mit liebevollen Blicken bedachte. Sollte etwa--?

Satura lächelte und schüttelte den Kopf. Sogar Lehna war nicht vor Gefühlen gefeit?
Nein, es sollte nicht sein, sie war sich sicher - es durfte nicht sein, es war gefährlich. Jeder Schwarztroll war ungefährlicher als - Leon.

Vorsichtig musterte sie ihn von der Seite. Seine dunklen Haare waren zerwühlt und voller Staub; seine Gesichtszüge waren feiner als die der meisten Lees, die Satura kannte. Er hatte eine recht schmale Statur - Satura wirkte kräftig gegen ihn! - und war einige Jahre jünger als sie. Unter dem Schopf dunkelbrauner Haare blitzten seine dunklen Augen hervor, die aufmerksam alles verfolgten.
Ja, sie sehnte sich nach ihm. Was würde sie geben, diese Lippen küssen zu dürfen... sie verscheuchte den Gedanken im selben Moment noch.
Etwas in ihr wehrte sich, versuchte krampfhaft, die Oberhand, die Kontrolle zu behalten. - Sie hatte Angst.

Langsam dämmerte der Abend, und Satura fragte sich, ob die Truppe um Lehna wohl heute noch losziehen würde, und ob es gut wäre, sich ihnen anzuschließen - um etwas über den Kult herauszufinden. Immerhin schienen sie neutral zu sein: gegen die Inquisition, aber auch gegen den Kult. Und für was waren sie dann?

Die letzten Gedanken schien sie laut ausgesprochen zu haben, denn sowohl Leon als auch Lehna sahen sie irritiert an.
14.06.2003, 19:14 #348
Satura
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Happy Birthday Satura -
@ Akadi: macht gar nix! Danke vielmals
15.06.2003, 00:35 #349
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura reagierte schnell, als die Banditen auftauchten, und sie so abrupt auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde. Ihre Rechte glitt langsam auf ihren Schwertknauf, die Linke griff an ihren auffälligen Gürtel, in dem die Wurfmesser fein säuberlich aufgreiht staken. Was auch kommen mochte... sie war bereit. Und kampflos würde sie sich nicht ergeben. Ihr Blick glitt von den Banditen zu ihren Begleitern und wieder zurück. Sie streifte Leon - er konnte noch nicht einmal ordentlich mit seinem Schwert umgehen... am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle hinter ihr bleiben, doch das hätte er sicher nicht besonders positiv aufgefasst - also schwieg sie.

Ihr Amulett strahlte immer heller, und sie konnte die beinahe unerträgliche Hitze spüren, die von ihm ausging. Sie spürte keinen Schmerz mehr, hatte gelernt, mit dem Amulett umzugehen - doch sie erinnerte sich nur zu gut an die Brandwunden, die sie früher davongetragen hatte...

Lehna hatte als erste gehandelt, und hatte einen der Banditen in der Mangel. Wenn die anderen klug waren, würden sie verhandeln.
"Hey Kleine..." ertönte eine Stimme aus den Bäumen. "Ich würd mir das an deiner Stelle noch mal überlegen."
Sie waren wohl nicht klug.
Saturas Blick glitt hinauf zu der Stelle, von der die Stimme gekommen war. Einige Meter über dem Boden stand ein Bandit mit einem Langbogen mit gespannter Sehne und zielte auf Lehna.
Satura zögerte nur einen kurzen Augenblick, sah noch einmal prüfend zu den anderen und zog dann in Windeseile eines der Wurfmesser aus ihrem Gürtel.
Sirrend durchschnitt es die Luft und fand zielsicher seinen Bestimmungsort im Unterschenkel des Banditen, der mit einem erschrockenen Schrei die Sehne losließ... Lehnas Glück, dass er dabei den Bogen nach oben verrissen hatte.

Irritiert richteten sich die Augen der Banditen auf ihren Kollegen, und eben diesen Augenblick der Verwirrung nützten die anderen...
15.06.2003, 08:46 #350
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Satura bemühte sich gerade, einen jungen Banditen auf Abstand zu halten, als sie Leons verzweifelten Blick auffing. Sie betrachtete den Banditen mit dem sie kämpfte... er musste so um die achtzehn sein - höchstens. In seinen großen Augen war keine Wut zu sehen - nur unbeschreibliche Angst. Satura war es, als würde sie aus einer Trance aufwachen.
Mit einer eleganten Parade blockte sie einen der plumpen Angriffe des Jungen und kam ihm dabei nahe. "Renn... verdammt, hau endlich ab!" zischte sie ihm zu. "Verschwinde einfach, und such dir einen ordentlichen Job..." Der Junge riß seine Augen auf und starrte Satura ungläubig an. Dann warf er einen Seitenblick auf Lehna, die sich noch immer durch die Banditen metzelte, und verschwand Haken schlagend in entgegengesetzter Richtung im Wald.

Das soetwas immer so ausarten musste! Trotzdem schnaubte sie Leon an: "Wollten uns nichts tun? Geht's dir noch gut? Die hätten uns einzeln filetiert... ich möcht gar nicht dran denken was solche Bastarde im Sinn haben, wenn sie auch all unser Gold bekommen... Die lassen einen doch nicht einfach so gehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie kalt deine Kollegen mit Saria und Isira umgegangen sind - nur wegen Gold. Ihr Blut, ihr Schmerz - es war ihnen gleich. Wenn du gesehen hättest, wie Saria darunter gelitten hatte - nein, Banditen verdienen keine Gnade." Sie warf einen Seitenblick auf Lehna, und fügte in Gedanken hinzu: Aber Lehna verdienen sie auch nicht...

"Wo ist eigentlich Esteron?" Der junge Wanderer schien verschwunden zu sein, und Saturas Blick durchleuchtete sorgenvoll den umgebenden Wald.
Um sie herum stöhnten Verwundete, und der Waldboden war vom Blut der Toten getränkt. Lehna war aus ihrem Blick verschwunden, auch die Banditen. Wahrscheinlich hatten sie Reisaus genommen, und Lehna war ihnen hinterher um jeden einzelnen von ihnen aufzuschlitzen...
Satura steckte ihr Schwert in seine Scheide zurück und zuckte die Schultern. "Sie haben uns angegriffen, wir haben uns nur verteidigt. Was glaubst du hätten sie mit uns gemacht, wenn sie herausgefunden hätten, dass wir kein Gold haben? Ich für meinen Teil zumindest nicht. Und die anderen schauen auch nicht unbedingts so wohlhabend aus."
Sie lehnte sich an einen Baumstamm und bemerkte mit leichter Verwunderung, dass sie erst jetzt den Schmerz fühlte: sie hatte eine klaffende Wunde am linken Unterarm - anscheinend hatte sie einen Schwertschlag mit dem Arm statt mit ihrer Klinge geblockt.
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