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14.07.2003, 15:20 #526
Satura
Beiträge: 589
[GM] Drachenfeuer -
Ein Windstoß öffnete das alte Fenster mit plötzlicher Gewalt, und ächzend und knarzend schwangen die Flügel nach innen. Ein leichter Schauer lief über die Haut der Amazone, die einsam, nackt und halb abgedeckt in dem Bett lag. Sie fröstelte, doch ihre Haut war mit Schweiß bedeckt. Satura zog ihre Knie enger noch an ihren Körper als zuvor und kuschelte sich in die Decke, Trost suchend.

Satura riß ihre Augen auf, voller Angst; mit eiskaltem Entsetzen mußte sie feststellen, dass die Dunkelheit nicht wich. Kein Lichtreflex traf auf ihre Netzhaut - sie war blind.
Ein leises Säuseln drang von fern an ihr Ohr, verhallte irgendwo in ihrem Inneren und verschwand... Es war ihr, als würde ihr Name gerufen, von einer Stimme, die ihr so schrecklich bekannt erschien - und doch so fremd. Ein Bild flackerte vor ihrem inneren Auge auf - etwas in ihr schien die Stimme zu kennen, und an die Grenzen der Dunkelheit in ihrer Erinnerung, die so viel tiefer war als die Nacht vor ihren Augen, schien etwas zu klopfen, sich mit aller Gewalt gegen die Mauern zu werfen - alleine, diese hielten.

Sie preßte ihre Lider zusammen, zitternd vor Angst, als die fremde Stimme mit einem Mal verstummte - Stille.
Eine sanfte Berührung ließ sie vorsichtig die Augen wieder öffnen, und das Dunkel um sie regte sich, veränderte sich, zog sich zurück und wich einem fahlen Licht, das an das diffuse Leuchten der Sonne im morgendlichen Nebel erinnerte. Ebenso diffus und verschwommen wirkte die Gestalt des alten Mannes, dessen Umriss mit dem Nebel verschwamm. Trotz allem vermeinte Satura, einen sanften, fast väterlichen Gesichtsausdruck wahrzunehmen. "Mein Mädchen, erinnere dich... glaube ihm nicht..." Der Greis öffnete mit einer ausholenden Geste seine zuvor verschränkten Hände, und zahlreiche kleine schwarze Vögel flatterten aus den weiten Ärmeln seiner fahlweißen Robe.

Ein schrecklich bekanntes Geräusch erfüllte die Luft, ein Sirren und Flappen, das an kleine lederne Flügel erinnerte... Geckernd landete eines der Tiere auf dem Brustkorb der Amazone und offenbarte sein schreckliches Gesicht.
"Neiiin!" schrie Satura auf, als der kleine Dämon seine Zähne gierig in ihren freiliegenden Hals bohrte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Körper, und in schrecklicher Pein bäumte sich alles in ihr auf, als immer mehr der abstoßenden Wesen auf ihrem geschundenen Körper Platz nahmen...


Unruhig wälzte sich eine junge Frau in einem fremden Bett, im Schlaf leise schluchzend. Ihr Gesicht war blaß, und von einem tiefen Schmerz gezeichnet. Schmale Finger krallten sich in die weichen Laken, vergeblich Halt suchend. Ein heiserer Schrei entrang sich der Kehle der Schlafenden...
14.07.2003, 16:49 #527
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Verwirrt sah sie zu Leon. War das wieder die Realität...? Es dauerte einige Zeit, bis sie den Traum vollends abgeschüttelt hatte, sich schließlich aus Leons liebevoller Umarmung wand und sich aufsetzte. "Ach..." murmelte sie. "War doch nur ein Traum..." Der junge Dieb sah sie prüfend an, doch ihre Augen zeigten nur die schmerzvolle Leere, die seit dem Ritual in ihnen Platz genommen hatte. Ihr Gesicht wirkte blaß; die Anstrengungen der letzten Zeit hatten sie doch mehr mitgenommen als gedacht.

Leon aber ließ nicht locker und bohrte nach, bis die hohe Amazone schließlich seufzend nachgab. "Nun gut... es war einfach nur seltsam, alles schien so fern... und dann tauchte aus dem Nebel plötzlich dieser alte Mann auf... er wirkte so eigenartig - gut, und er sprach, ohne den Mund zu öffnen: 'Mein Mädchen, erinnere dich... glaube ihm nicht...'" schilderte Satura ihm den Traum. "Und in diesem Moment... ließ er aus seiner Robe lauter kleine Dämonen frei, und..." sie hielt inne. Leon verstand, hielt sie fest in seinen Armen und streichelte sie zärtlich. Satura lehnte sich an seine Brust, genoß den beruhigenden Klang seines schlagenden Herzens und das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes. Sie hielt sich an ihm fest; verlangte sie zu viel von ihm? In letzter Zeit war sie sehr belastet, und sie merkte, wie Leon darunter litt.

"Lass uns aufbrechen." Sie stand abrupt auf und raffte ihre Sachen zusammen. "Was hilft es verdammt noch mal, hier herum zu sitzen und zu heulen... laß uns etwas tun. Ich bin das Gejammere leid... es muß einen Weg geben, dass..." Ja, was wollte sie denn eigentlich? Ihre Erinnerung finden... und wo findet man Erinnerungen? Sie schüttelte den Kopf ob dieser abstrusen Gedanken und lächelte Leon schwach an. "Lass uns ins Lager zurückkehren... ich möchte mich vorher noch mit anderen besprechen; irgendwie habe ich nach Sagittas Erzählung das Gefühl, wir sollten uns nicht alleine auf die Suche nach Chiaras Grab machen..."
14.07.2003, 17:28 #528
Satura
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[G][M-Story]Suicide Commando -
Blutverschmiert erhob Saturas Körper sich wieder von dem toten Körper. Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Reihen der Schwarzgekleideten, bis die junge Frau es durch eine einzige Handbewegung zum Verstummen brachte.
Eine tiefe Schwärze hatte das Weiße aus ihren Augen vertrieben, und mit einer tiefen Stimme, die von den alten Wänden der Höhle tausendfach widerhallte, hub sie an zu sprechen.
"Lange habt ich diesen Moment erwartet..." Ein schreckliches Lachen erschallte, und plötzlich stürzte Satura auf die Knie, die Augen verdrehend und sich würgend vornüber beugend. Mit Schrecken sahen die Anwesenden, wie sich ein Schwall kleiner, schwarzer Käfer aus dem Mund der Frau ergoß; es mussten Tausende - nein, abertausende sein! Und kaum erreichten sie den Boden, begannen sie sich zu teilen, und die Geteilten teilten sich wieder, un immer wieder... Die Halle war erfüllt von dem sirrenden Geräusch kleiner tapsender Füßchen und dem Flügelschlag derer, die sich in die Luft erhoben.

Die junge Frau stand wieder auf, wie eine Marionette in der Hand einer fremden Macht öffnete sich ihr Mund. "Fliegt, meine Freunde, fliegt und bringt Verderben..." Dann wandte sie sich wieder an die wartende Menge. "Und ihr, meine Schäfchen... seht zu, dass diese Fremden aus meinem Heim vertrieben werden... ich habe wahrhaft wichtigeres zu tun, als mich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Nehmt mein Heer und vertreibt die ungebetenen Gäste..."
Vor den staunenden Augen der Jünger erhob sich der Körper der Frau in die Luft, beschwörerisch die Hände gen Himmel gereckt. Ein sirrender schwarzer Nebel umgab sie, verdichtete sich mit jedem Moment, und sie nahmen Gestalt an... Knochen an Knochen stand ein Heer an Skelettkriegern rund um ihre Meisterin, bewaffnet mit Uzis und Raketenwerfern. Jubelnd stürmte das Heer aus Knochenkriegern und fanatischen Mafiosi aus der Halle, bereit, ihr Leben zu riskieren.

Noch während Saturas Körper in der Luft schwebte, erzitterte sie plötzlich wie unter einem kalten Windhauch, um im nächsten Moment wie eine leblose Hülle zu Boden zu stürzen. Über ihr schwebte die fast durchsichtig erscheinende Gestalt eines gewaltigen Dämons. "Har har... das frische Blut dieses jungen Mädchens ist wirklich erquickend gewesen..."
14.07.2003, 18:08 #529
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Er schreckte sie aus ihren Gedanken auf. "Ich dachte, wir gehen durch das Minental - vielleicht ist das der kürzere Weg." Die Worte flossen von ihren Lippen, als hätte jemand anderes sie ihr auf die Zunge gelegt. Aber warum eigentlich nicht... dachte sie. Vielleicht sind wir ja wirklich schneller.
Schweigend setzte sie ihren Weg fort, Leons Einwände, der Weg wäre für sie beide allein viel zu gefährlich, in den Wind schlagend. Seufzend stapfte der junge Dieb ihr nach, sich beeilend, wieder zu ihr aufzuschließen. Er wußte, dass es keinen Sinn hatte, ihr gut zuzureden, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Eine so falsch scheinende Gleichgültigkeit setzte sich in Saturas Gedanken fest; sie war wie eine Maschine, die tat, weil sie mußte, nicht weil sie wollte. Sie spürte schon längst, dass das Loch in ihrer Erinnerung keine wirkliches Loch war, sondern ein fremder Gedanke, brutal über ihre Erinnerung gestülpt. Sie spürte ein ständiges Flüstern in sich, ohne die Worte zu verstehen. Es war ihr, als würden zwei verschiedene Mächte an ihrer Seele zerren... und wenn sie nicht Acht gab, würden sie sie zerreißen.

Ein leichter Wind war aufgekommen und fuhr durch ihr langes Haar, dass sie wie zumeist offen trug. Sie sah zu Leon, der stumm an ihrer Seite schritt, und bemerkte nicht zum ersten Mal in letzter Zeit den sorgenvollen Ausdruck in seinem Gesicht. Wie gerne würde sie ihm die Last abnehmen, doch sie trug selbst so schwer...

Bald erreichten sie den Paß, von dem aus ein abschüssiger Hang sich bis in das berühmt-berüchtigte Minental erstreckte. In der Ferne sah man die Umrisse einer Feste mit dem Horizont verschmelzen, und einen Fluß, der sich wie ein strahlend blaues Band durch die ansonsten so karge Landschaft zog. Ein Schauer lief der hohen Amazone den Rücken entlang; das Minental war eine staubige, tote Ebene... sie mußte unwillkürlich an das Gorthaer Schlachtfeld denken, und welche Schrecken dort auf nächtliche Besucher warteten.
Sie verspürte den Drang, das karge Tal möglichst schnell zu durchqueren.
"Kennst du dich hier aus?" fragte sie Leon plötzlich. Sie wußte zwar ungefähr, in welche Richtung sie mußten, doch den genauen Weg kannte sie nicht.
14.07.2003, 18:49 #530
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
In der bedrückenden Stille des Minentals rang Satura sich ein Lächeln ab, und nahm Leons Hand, bemüht, die düsteren Gedanken zu zerstreuen, die in ihren Köpfen herumspukten.
"Komm, lass uns zum Fluß hinunter laufen!" Sie zog ihn mit sich, und lachend liefen sie den steilen Weg hinunter, der zum Flußbett führte. Sie vergaßen alle Vorsicht, stolperten den Hügel hinunter und erreichten bald das kühle, plätschernde Wasser.

Satura beugte sich hinunter und schöpfte mit beiden Händen das erfrischende Naß in ihr erhitztes Gesicht. Sie betrachtete ihr Spiegelbild, und erschrak selbst darüber, wie schlecht sie aussah. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, und ihre Augen selbst... schienen so leer... Ein Steinchen löste sich unter dem Fuß der hohen Amazone und fiel plätschernd ins Wasser. Das Bild zerrann, und Satura erhob sich mühsam wieder.

Die Stille um sie herum schien ihr noch intensiver, noch absoluter geworden zu sein, und auch Leon horchte angestrengt in die Weite des Tales.
Ein Rascheln in einem verdorrten Gebüsch am anderen Ufer ließ sie aufhorchen. Mit einem Mal waren all ihre Sinne angespannt, und stumm stupste sie Leon an, in die Richtung des Geräusches deutend.
Es war zu spät; ein schwarzer Schatten löste sich knurrend - "Ein Warg!" rief Satura. Sie erinnerte sich, das letzte Mal mit Milena ein solches Tier gesehen zu haben. Wie hatte die Amazone gesagt? 'Warge werden auch Orkhunde genannt... sie halten sich meist in der Nähe der Orks auf.'
Sirrend glitt ihre schlanke Klinge aus der verzierten Scheide, und Leon tat es ihr gleich.

Das Wasser spritzte auf, als zwei der häßlichen Tiere in den Fluß sprangen, auf das andere Ufer zuhaltend.
14.07.2003, 21:21 #531
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
"Sie kommen näher!" rief Satura über das Kläffen der Warge hinweg. Keuchend rannten die beiden querfeldein - doch die Verfolger waren ihnen rein konditionsmäßig weit überlegen, und lange würden die Beiden das Höllentempo nicht mehr durchhalten können. Die hohe Amazone meinte schon, den heißen Atem der Tiere in ihrem Nacken spüren zu können...
Sie meinte, ihr rasender Puls müßte jeden Moment ihren Brustkorb sprengen, ihre Lunge schrie nach Sauerstoff und ihre Beine fühlten sich mittlerweile an wie zwei leblose Klumpen, die nur noch funktionierten, weil ein eiserner Überlebensdrang sie dazu zwang...

"Leon..." keuchte Satura nach Luft ringend, "Wir müssen sie überraschen... bleib stehen und dreh dich um, wenn ich jetzt sage!" Hektisch sah Satura sich um. Nicht weit vor ihnen tat sich eine hohe Felswand auf...
"JETZT!" rief sie, und die beiden Verfolgten drehten sich beide plötzlich um, ihre Klingen wiesen schräg nach vorne - und es trat genau das ein, was Satura gehofft hatte: die beiden ersten Warge konnten nicht mehr rechtzeitig stoppen und liefen ungebremst in die gezückten Schwerter der beiden; sie spießten sich selbst auf. Wären nicht noch die drei anderen Biester gewesen - Satura hätte sich angewidert abgewandt. So aber rief sie Leon zu: "Schnell, renn rückwärts, dass wir die Felswand im Rücken haben!" Er tat wie ihm geheißen; bald standen sie Seite an Seite mit dem Rücken an dem kalten Fels.

Satura nickte Leon aufmunternd zu. Die anderen drei Warge hatten sich vom Tod ihrer Gefährten nicht lange aufhalten lassen...
14.07.2003, 21:56 #532
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. "Alles in Ordnung?" Leon nickte nur kurz. Während ihrer Flucht hatte sich die Sonne endgültig verzogen; ein abnehmender Mond erleuchtete schwach den nächtlichen Himmel. "Es ist schon dunkel... verdammt, ich hab keine Ahnung wo wir jetzt sind! Blöde Viecher..." Wütend trat sie gegen den leblosen Körper eines der Tiere. "Wir sollten nach einer Unterkunft Ausschau halten, eine Höhle oder so etwas in der Art..." meinte die hohe Amazone schließlich resignierend. "Vielleicht kann ist ihr Fleisch ja ganz genießbar... besser als Rattenfleisch sicher." Sie grinste ihn frech an und kniete sich kurzerhand neben eines der Tiere.

Es war recht schwierig, in der Dunkelheit einen Warg auszunehmen - doch um den Hunger zu stillen, sollte es reichen.
Suchend schritten die beiden die Felswand ab, hoffend, bald eine passende Höhle zu finden - die aber auch weit genug vom Ort des Gemetzels weg war; die stinkenden Kadaver würden mit Sicherheit einige ungute Zeitgenossen anlocken, die Satura nicht unbedingt in ihrer Nähe wissen wollte, wenn sie schlief.
14.07.2003, 22:46 #533
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Na toll... Klettern sollte sie jetzt auch noch... Aber Leon hatte Recht, dort oben würden sie vor unangenehmem Besuch geschützt sein, und so machte sie sich seufzend daran, die Felswand zu erklimmen. Sie suchte Halt in den Rissen und Spalten des Steins, und bei der Gelegenheit fiel ihr auf, dass sie unbedingt etwas in Sachen Geschicklichkeit lernen müßte... dann würde sie sich nun nämlich wesentlich leichter tun.

Leon schien sich ein Grinsen ob Saturas zunächst vergeblichen Versuchen, die widerspenstige Wand zu bezwingen, nicht verkneifen zu können, bot ihr aber seine Hand als Hilfe an - was sich als Fehler erwies, denn die hohe Amazone warf ihm nur einen giftigen Blick zu. "Ich - schaff - das - schon!" presste sie wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie sich das letzte Stück der Wand emporhievte. Völlig geschafft ließ sie sich auf den Boden der kleinen Höhle fallen. "Ich rühr heut keinen Finger mehr..." meinte sie schnaufend, machte sich aber dann doch daran, ein kleines Feuerchen zu entzünden, über dem sie das stinkende Hundefleisch braten könnten.

Die Höhle erwies sich als gut gewählter Schlafplatz; nicht nur, dass man durch die erhöhte Lage einen Ausblick auf den klaren Sternenhimmel hatte, bald tat sich am Boden einiges; ein Huschen und Rascheln von großen und kleinen Füßen...
Satura kuschelte sich an Leon und küßte ihn zärtlich. Ihre Hand strich durch sein zerzaustes Haar, und vorsichtig befühlte sie seine Stirne, auf der sich eine kleine Beule gebildet hatte. Vorsichtig küßte sie die Verletzung. "Das du dir auch immer weh tust..." sie lächelte ihn an.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und knabberten an dem aromatischen Wargfleisch, dass wesentlich besser schmeckte, als sein Geruch hatte vermuten lassen.
15.07.2003, 17:38 #534
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Neugierig öffnete Satura das sorgsam eingewickelte Päckchen. Darin befanden sich drei Schriftrollen, zwei Tiegelchen und zwei Heiltränke. Einer der Tiegel trug die Aufschrift: "Blutstillend", der andere "Für müde Beine". Die hohe Amazone ließ die beiden Salben lautlos in einem der Beutelchen an ihrem Gürtel verschwinden. Bei der ersten Schriftrolle handelte es sich um eine vergilbte Karte, auf der in alter Schrift kunstvoll gemalte Zeichen die Orte beschrieben.
"Sieh mal!" Sie wedelte mit dem Pergament vor Leons Nase herum. Die zweite Schriftrolle schien neuer zu sein, und im schwachen Licht des erlöschenden Feuers begann Satura zu lesen. "Hm, das ist eine Abschrift der Legende um Chiara..." Die hohe Amazone runzelte nachdenklich die Stirn. "Anscheinend hat Sagitta sie aus einem Buch extra für uns abgeschrieben..." Sie legte die Rolle zur Seite und öffnete auch die letzte.
Das Feuer war nun endgültig am Erlöschen, und das einzige, was Satura noch erkennen konnte, waren aufwändig gezeichnete, fremdartige Symbole, die den Rand der Rolle säumten. Achselzuckend ordnete sie den Inhalt des Päckchens wieder feinsäuberlich zusammen und kuschelte sich an Leon.

Irgendwann mussten sie wohl eingeschlafen sein, denn als Satura ihre Augen wieder öffnete, war die Unterkunft von hellem Tageslicht geflutet.
15.07.2003, 22:24 #535
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Die Nerven der hohen Amazone waren bis zum Zerreißen gespannt, als sie die klobige Gestalt des Orks hinter dem Felsblock auftauchen sah, hinter dem sie sich eben noch versteckt hatten. Zuerst hatte sie Leon noch verlucht, ob seiner blöden Idee, sich in einem Dornenstrauch zu verstecken... doch ein paar Dornen in den Händen waren immer noch besser als ein Orkschwert zwischen den Rippen.

Wieder und wieder sog der Ork tief die Luft ein, schmeckte sie, und suchte den Geruch der Menschen herauszufiltern.
"Wo ist der andere hin?" flüsterte Satura leise. Leon deutete ein "Keine Ahnung" an, und ließ seinen Blick prüfend über die Ebene streifen. Nichts, hier war einfach nichts, ausser ein bisschen Gestrüpp und Felsen...
Saturas Herz pochte so heftig, dass sie das Pulsieren bis in den letzten Winkel ihrer kleinen Zehe spüren konnte. Ihr Körper war angespannt, und ihr Atem kontrolliert flach.

"Es ist nur noch einer..." flüsterte Satura. "Lass uns fliehen... ich hab eine Idee!" Leon sah sie verständnislos an, doch sie nickte nur bekräftigend. Langsam und vorsichtig, um möglichst kein Geräusch zu verursachen, glitt ihre Hand in eines ihrer kleinen Beutelchen. Eine dicke, harte Dorne bohrte sich unbarmherzig in die weiche Haut, und sie musste ihre Zähne aufeinanderpressen, um sich nicht durch einen Schmerzenslaut zu verraten.
Sie zog langsam den kleinen Behälter mit reinem Alkohol hervor, den sie zur Wunddesinfizierung immer mithatte und gab ihn Leon. Dann krümmte sie sich vorsichtig, um ihren Stiefel zu erreichen, in dessen Geheimfach sich die Feuersteine befanden... "Es muss sehr schnell gehen..." flüsterte sie erneut. Du muss ihn treffen, sodass der Alkohol sich über ihn ergießt..." Leon nickte - er schien zu verstehen.

Satura sah ihn noch einmal fest an, schlug die beiden Steine dann heftig aneinander, sodass die Funken flogen, und entzündete den Alkohol...
16.07.2003, 06:47 #536
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Sie wußte nicht, wie lange sie durch die staubige Einöde gelaufen waren; irgendwann blieben sie erschöpft stehen, schwer atmend und müde. "Ich glaube, die haben wir abgehängt." sagte Satura schnaufend. Die Sonne war bereits untergegangen, und die Geräusche der Nacht erfüllten das Tal. "Ich fürchte fast, wir müssen noch eine Nacht hier verbringen." Sie seufzte - sie war nicht besonders angetan von der Vorstellung, hier zu übernachten - allerdings war der Gedanke daran, sich in der Dunkelheit zu verirren auch nicht unbedingt besser. "Morgen werden wir uns an der Sonne orientieren, und einen Weg in das Lager finden. Aber heute bin ich wirklich zu müde..."

Leon nickte, und nach einiger Zeit fanden sie auch einen passenden Unterschlupf für die Nacht - eine kleine, moosbewachsene Mulde, von der Krone eines mächtigen Baumes vor Wind und Wetter geschützt. "Ich werde wachen." sagte die hohe Amazone, als Leon Bedenken wegen dem umherstreifenden Getier äußerte. "Ich wecke dich dann, dass auch ich etwas Schlaf bekomme, ja?" Der junge Dieb nickte und legte sich nahe an sie in das weiche, duftende Moos.

Die Nacht war voller Geräusche, doch keine Gefahr näherte sich dem kleinen Lager. Lange saß Satura da, starrte auf den Sternenhimmel oder in die undurchdringliche Dunkelheit und hing ihren Gedanken nach. Leon schnarchte leise, und ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Sie küßte ihn sanft, sodaß er nicht erwachte, und lächelte. Morgen würden sie ins Lager zurückkehren.
16.07.2003, 19:06 #537
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Widerwillig schlug sie ihre Augen auf, und nur seufzend folgte sie Leon, der voller Energie vorausging. Frühstück fällt wohl aus...
Es war noch früh morgens, als sie losgingen; die Sonne hatte gerade erst ihre ersten zarten Fühler ausgestreckt, doch der strahlend blaue Himmel war ein Vorbote für einen heißen Tag...

Dank der Karte, die Sagitta in ihrem Päckchen beigelegt hatte, konnten sie nun auf den Weg zurückfinden - und stellten fest, dass sie sich ordentlich verlaufen hatten, auf der Flucht vor den Wargen und vor den Orks. Es dauerte den ganzen Vormittag, bis sie wieder zu dem Fluß zurückkamen, an dem Satura sich gelabt hatte. Sie nutzten die Gelegenheit, unter dem Schatten eines Baumes Zuflucht vor der sengend heißen Mittagssonne zu suchen, ihre müden Füße im frischen Wasser abzukühlen und die Wasserschläuche aufzufüllen.
Sie ruhten ein wenig, bevor sie den Marsch durch die verdörrte Ebene fortsetzten.

Wie froh war Satura, als sie am frühen Abend und ohne weitere Erschwernisse orkischer Art die Bergkette erreichten, die sie vom Amazonenlager trennte. Nun würde es nicht mehr lange dauern, und sie würde zu Hause sein. Und tatsächlich war für sie, die Heimatlose, das Lager ein Ort der Zuflucht und der Ruhe geworden, so sehr, dass sie am liebsten die Amazonen am Tor, die Wachdienst hatten, umarmt hätte. Sie beherrschte sich aber, grüßte nur freundlich. "Es ist schön, wieder hier zu sein."

Von dem langen Marsch ermüdet und ausgelaugt steuerten Leon und Satura den Speisesaal an, sich auf ein kühles Bier und eine kräftige Mahlzeit freuend.
16.07.2003, 19:20 #538
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
Als die beiden im Hof ankamen, sah sie, dass Tische aufgestellt waren - müde, durstig, hungrig und verschwitzt wie sie waren nahmen sie es achselzuckend hin. Es war ungewöhnlich viel los. Eine Traube von Amazonen hatte sich um einen Tisch gebildet, doch Satura war zu fertig, um nachzusehen, was hier los war.
Sie sah sich kurz um - und an einem der Tische etwas abseits sah sie Saria nachdenklich in Richtung der untergehenden Sonne blicken.

Leons Murren ignorierend steuerte sie auf den Tisch zu und grüßte Saria. "Hallo! Schön dich zu sehen... du glaubst gar nicht, was uns alles passiert ist!
16.07.2003, 20:20 #539
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
Die Menschentraube schien sich nun auf Saturas und Leons Tisch zu konzentrieren, und die beiden kamen mit dem Begrüßen schon nicht mehr nach. Noch ehe sie Sarias Frage beantworten konnte, war Lehna aufgetaucht - die im Übrigen sehr erholt aussah, aber nachdenklich.
Und dann erkannte sie erst, wer zuvor der Mittelpunkt der Amazonenversammlung am Nebentisch gewesen war...

"Blutfeuer!" rief sie erstaunt aus. "Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen... wo warst du? Es ist so viel passiert!" Bei den letzten Worten überschattete ein Anflug von Trauer das Gesicht der hohen Amazone, aber niemand ausser Leon, der unwillkürlich ihre Hand nahm, schien es zu merken.
"Nun, wo soll ich anfangen..." Erst jetzt merkte sie, dass es ihr wirklich schwer fiel, denn so eng war ihre Geschichte mit den Ereignissen verknüpft, und ihre eigene Geschichte... hatte sie vergessen. Lediglich ein Gefühl war geblieben, ein Gefühl, dass ihr sagte, dass sich alles zusammenfügte.

"Nun..." sie sah Leon kurz hilfesuchend an. "Es gab einmal... einen wichtigen Menschen in meinem Leben, der mich..." Sie stockte immer wieder, unsicher, als würde sie die Geschichte einer Fremden erzählen, etwas, was nichts mit ihren Erinnerungen zu tun hatte. " - der mich nach seinem Tod nach Khorinis geschickt hat, um die Heilerin Sagitta aufzusuchen." Sie erzählte von ihrem toten Ziehvater, ohne dass - wie früher - eine tiefe Traurigkeit sie übermannte. Sie fühlte nichts - keine Trauer, keinen Schmerz.
"Und Leon und ich, wir waren bei ihr und sie hat uns von einer seltsamen Legende berichtet."

Und nun, wieder auf dem sicheren Boden vorhandener Erinnerungen, kamen ihr die Worte leicht von den Lippen. Sie erzählte von Chiara, von Necreon, von dem Schwert und ihrem Amulett.
"Nun, und das Ende von der Geschichte war, dass Sagitta uns geschickt hat, Chiaras Grab zu suchen, und das Schwert Drachenfeuer zu bergen. Leon und ich haben uns gleich hierher aufgemacht, um näheres herauszufinden. Und als wir im Minental waren..." Satura erzählte erhitzt von der spektakulären Flucht vor den Wargen, und von den beiden Orks, die sie bedroht hatten.
Als sie ihre Ausführungen beendet hatte, nahm sie ihr Amulett ab und reichte es Blutfeuer.
"Hast du von der Legende gehört? Weißt du etwas Näheres darüber?" Sie sah die Patronin hoffnungsvoll an.
16.07.2003, 21:05 #540
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
Satura sah Blutfeuer erstaunt an. Nie wäre es ihr auch nur in den Gedanken gekommen, an Sagittas Worten auch nur im Geringsten zu zweifeln. Andererseits... sie hatte die Macht des Amulettes am eigenen Leib gespürt... "Ich glaube ihr. Du hast nicht gespürt welche Kraft dieses Amulett in sich trägt... Es verursacht Schmerzen, und gleichzeitig schützt es mich. Ich glaube ihr." betonte sie noch einmal und sah Blutfeuer fest in die Augen. "Und auch wenn die Legende sich als Legende erweisen sollte, so möchte ich doch später nicht bereuen müssen, es nicht einmal versucht zu haben, nach dem Grab zu suchen."

Sie wandte sich Saria zu, und lächelte. "Das Schwert soll sich in ihrem Grab befinden. Sagitta hat uns eine Karte gegeben, die zu einem nicht näher definierten Ort führt. Und das Schwert... nun, ich weiß nichts genaueres, als das was die Heilerin mir erzählt hat: dass es untrennbar mit dem Amulett verbunden ist, da in beiden dasselbe Feuer strömt. Das Amulett hat sie geschützt - so wie es jetzt mich schützt." Sie nahm den Drachen wieder an sich und streifte es über ihren Kopf. "Es heißt, dass das Amulett jeden verbrennt, der der Trägerin in böser Absicht zu nahe kommt. Es heißt, dass 'Drachenfeuer' sich nur von einer Frau, und nur von der Amulettträgerin, berühren oder gar führen läßt. Durch seine Kraft ist eine Frau im Kampf keinem Mann mehr unterlegen, was Kraft betrifft. Weiter besagt die Erzählung, dass sie sich mit dem Schwert in eine Höhle zurückzog, um dort zu sterben. Ihr Grab und die Schätze, die es birgt, wird von mächtigen Zaubern geschützt. Es heißt, nur wenn die Trägerin des Amulettes die uralte Kraft des Steines mit der Magie Donnras verbindet, können sie die Zauber überwinden, und das Grab betreten."

Die hohe Amazone schloß ihre Erzählung, und sah fragend in die Runde. "Nun, wenn ich ehrlich bin... ich möchte nicht alleine dorthin. Es könnte gefährlich werden..."
16.07.2003, 21:34 #541
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
Satura sah Blutfeuer und Saria - die vielleicht eine Spur zu enthusiastisch wirkte - nickend an. "Es freut mich. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich begleitet. Besonders du, Saria... ich glaube, du kannst uns wirklich nützlich sein, und Freunde weiß ich immer gern an meiner Seite. Ohne Vertrauen kann man so eine gefährliche Reise schwerlich überleben..."

Saturas Blick streifte Lehna und Esteron, die sich zu beraten schienen, und sah Melliandra fragend an, die still da saß, und nicht sehr glücklich aussah. "Nun, Melliandra, wie sieht's aus - hast du geübt, während ich weg war? Du hättest mitkommen sollen - der Ork wäre mit Sicherheit eine gute Übung gewesen." Sie lächelte die Amazone an. "Ich hoffe, du wirst uns auch begleiten. Ich bin mir sicher, dass du viel lernen wirst."
16.07.2003, 22:25 #542
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
"Es freut mich, dass ihr alle mitkommt, wirklich." Satura sah Lehna und Esteron dankbar an. "Es bedeutet mir sehr viel." Ihre letzten Worte waren vor allem an die beiden gerichtet.
"Morgen wollen wir losziehen, ruht euch aus, und richtet euch alles zusammen was ihr braucht. Vor allem ausreichend Proviant und Wasserschläuche." Sie nickte Melliandra und Blutfeuer zu, die bereits am gehen waren. "Wir sehen uns morgen."

Dann standen auch Leon und Satura auf und schlenderten in Richtung Gästehaus.
"Ich habe ein gutes Gefühl dabei; schön, dass alle gleich mitkommen wollen. Gemeinsam sind wir stärker..."
Sie waren beide todmüde und kuschelten sich aneinander in das weiche Bett - endlich wieder ein Bett!
17.07.2003, 14:43 #543
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
"Leon?" Satura sah sich suchend in dem kleinen Zimmer um, als sie erwachte. Allein, der Geliebte war nicht hier. Nun, er wird wohl im Aufenthaltsraum sitzen.
Die Amazone wusch sich und kleidete sich dann rasch an. Sorgfältig überprüfte sie den Sitz ihres Gürtels und machte sich dann auf den Weg nach unten. Doch auch im Aufenthaltsraum war Leon nicht zu finden; Satura ging auf Jamira zu. "Hallo... hast du zufällig Leon gesehen?" Die Amazone nickte und meinte: "Er hat vor einiger Zeit schon das Gästehaus verlassen. Vielleicht ist er ja in das Hauptlager gegangen." Satura bedankte sich und machte sich auf den Weg.

Die Sonne strahlte wie an den vorangegangenen Tagen unbarmherzig heiß herab, und als die hohe Amazone die schattige Allee erreichte, war sie erleichtert.
Tatsächlich fand sie Leon im Zentrum des Lagers, vor der Schmiede sitzend und in Gedanken versunken. Sie lief auf ihn zu und umarmte ihn so stürmisch und übermütig, dass er beinahe den Halt verlor. "Was machst du denn hier? Überhaupt sollten wir uns heute noch etwas Proviant besorgen, es könnte eine lange Reise werden - und ich habe keine Lust auf Rattenfleisch!" sagte sie zwinkernd.
17.07.2003, 15:10 #544
Satura
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Das Amazonenlager #13 -
"Danke, ganz gut... traumlos." Sie lächelte ihn an und erwiderte seinen Kuss zärtlich. Es war schön, ihn zu sehen, und auch wenn sie ein wenig Unsicherheit in Bezug auf die bevorstehenden Gefahren verspürte, so war sie doch sicherer, wenn sie ihn an ihrer Seite wußte. Ihre Liebe wurde harten Prüfungen unterzogen, doch sie wußte, dass nichts sie würde trennen können. Dazu waren ihre Gefühle ihm gegenüber zu stark.
Glücklich sah sie ihm in die Augen und fuhr mit ihren Fingern zart durch sein wirres Haar.

"Ich bin froh, dass uns so viele begleiten wollen. Vor allem auch, dass Saria mitgeht... Ich war letztens doch recht hart zu ihr." Sie dachte daran, wie ihre Klinge haarscharf an dem Hals der Erzamazone vorbeigeglitten war. Sie wußte, dass Leon und Saria nicht unbedingt die besten Freunde waren - wenn schon, dann eher das Gegenteil - aber sie hoffte, Leon würde es akzeptieren können. "Sie ist noch sehr jung; ich war wohl wirklich unfair ihr gegenüber. Nun aber... wir könnten im Wald etwas jagen und vielleicht ein paar Früchte und Wurzeln suchen? Vielleicht auch ein paar Dunkelpilze... sie schmecken zwar etwas bitter, aber wenn man sie mit einigen Kräutern kocht, verändert sich ihr Geschmack. Ausserdem sind sie sehr gesund und nahrhaft."

Sie nahm Leons Hand, ihn fragend ansehend.
17.07.2003, 16:38 #545
Satura
Beiträge: 589
Die Küstenebene -
Die beiden kämpften sich durch das teilweise recht dichte Unterholz, und Leon schien sich langsam wirklich zu fragen, wozu dieser Aufwand denn gut wäre, als die hohe Amazone plötzlich stehen blieb und auf eine Ansammlung von Pflanzen mit dünnen, fahlen Blättern deutete. "Dies sind Nachtschattengewächse, die eine äusserst schmackhafte Wurzel haben, die ausserdem schnell satt macht. Los, lass sie uns ausgraben!"

Leon sah sie zunächst ungläubig an, doch als die Amazone ihre Hände in die Erde grub und die ersten Knollen ausgrub, half er ihr. Bald hatten sie einen kleinen Beutel mit den prächtigen Wurzeln gefüllt, und Satura ließ ihre Augen wieder suchend durch den Wald wandern. "Dort vorne!" Sie deutete auf einen morschen Baumstumpf, an dem eine ganze Traube Dunkelpilze und das artverwandte, jedoch größere und weniger bitter schmeckende Buddlerfleisch.
17.07.2003, 23:04 #546
Satura
Beiträge: 589
Die Küstenebene -
Satura lachte hell. "Nun gut, dann machen wir uns einen Kräuterbraten..." Während Leon das Tier zerlegte, machte Satura sich daran, ein knisterndes Feuer zu entzünden. Sie rieb zwei Fleischstücke mit den Blättern der Waldbeeren ein und sie brieten sie über dem Feuer, bis das Fett zischend heruntertropfte.
Sie aßen und lachten und genossen diesen letzten Augenblick der Zweisamkeit, die ihnen so selten und absolut vergönnt war. Die hohe Amazone kuschelte sich an Leon, seine warme Stimme und seine Umarmung genießend, immer wieder seine Lippen suchend und voller Zärtlichkeit ihn küssend.

Als sie fertig gegessen hatten, war es schon dunkel geworden; Satura mahnte, dass sie heute noch aufbrechen wollten und zum Lager zurückkehren sollten.
17.07.2003, 23:23 #547
Satura
Beiträge: 589
Das Amazonenlager #13 -
Ausgeruht und in fröhlich-ausgelassener Stimmung betraten Leon und Satura das Lager. "Hast du alles bereitgelegt?" fragte sie den jungen Dieb. "Ich bin bereit; von mir aus kann es losgehen." Satura nickte, und steuerte auf das Gästehaus zu.
Jamira teilte ihnen mit, dass die anderen sich im Hof versammelt hatten, und die beiden gingen noch schnell in ihr Zimmer hinauf, ihr Hab und Gut zu holen.
Ihre wenigen Sachen hatte sie schon verstaut, und den heute gesammelten Proviant verstaute Leon in seinem Bündel. Satura überprüfte noch einmal, ob wohl alle wichtigen Sachen eingepackt waren, und nickte Leon dann aufmunternd zu.

"Ich bin so froh, dich zu haben." Sie küßte ihn, um im nächsten Moment sich zu lösen. "Lass uns aufbrechen."

Erhobenen Kopfes, voller Zuversicht und Kraft ging die hohe Amazone voran. Sie würden das Grab finden.
Schweigend durchquerten sie die Allee, nur der leichte Wind, der sich in den Blättern verfing, untermalte die Nacht mit seinem Rascheln und Rauschen.

Sie betraten den Hof; und tatsächlich, alle waren sie hier. Saturas Herz klopfte - sie hatte sie nicht bitten müssen, sie alle waren aus freien Stücken bereit, sie zu begleiten.
"Schön, dass ihr alle gekommen seid. Ich kann nicht sagen, wie groß meine Freude ist, dass ihr mitkommt. Ich danke euch." Sie schwieg kurz, und ihr fester Blick glitt von einem zum anderen, jedes Augenpaar kurz fixierend.
"Lasst uns aufbrechen."
Plötzlich hielt sie inne. Jemand fehlte... "Wo ist Melliandra?"
17.07.2003, 23:55 #548
Satura
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[GM] Drachenfeuer -
Ihr Herz? Nun, Satura konnte sie gut verstehen... ihr wäre es zwar lieber gewesen, mit Melliandra selbst zu sprechen, aber die Zeit drängte.
Die kleine Gruppe aus Abenteurern verließ das Amazonenlager und wandte sich gen Norden. Blutfeuer kannte die Gegend, und der auf der Karte verzeichnete Ort schien ihr auch etwas zu sagen. Nun, wenn es gut ging, so würden sie morgen abend vielleicht schon am Grab sein, und dann übermorgen wieder hierher zurückkehren, dachte Satura beschwingt. Eine dunkle Ahnung in ihr allerdings belächelte diesen Selbstbetrug.

Der Mond hatte in den letzten Tagen an Kraft gewonnen, und sein sanftes Licht zeigte ihnen den Weg. Das Minental schien einen Großteil seiner beängstigenden Ausstrahlung verloren zu haben, jetzt, wo Satura sich in einer Gruppe geschützt wußte.
Eine Zeit lang ließ sie sich verträumt von ihren Gedanken leiten, die sich das wundervolle Schwert Drachenfeuer in Gedanken ausmalten, dann glitt ihr Blick wieder in die Realität zurück, und das in der Ferne sich erhebende Bergmassiv schien ihr drohender, als sie es je empfunden hatte.
18.07.2003, 00:43 #549
Satura
Beiträge: 589
[GM] Drachenfeuer -
Eine schier unendliche Weite dehnte sich links und rechts des Weges aus, eingezwängt zwischen dem mächtigen Felsmassiv, das sich drohend im Nordosten erhob und dem Meer. Bizarr anmutende Felsformationen in der Ebene wirkten wie zufällig gestreute Anhaltspunkte in dem weiten Dunkel.

Und irgendwo in dem lebensfeindlichen Nichts bewegte sich ein kleiner Trupp leichten Schrittes auf die Berge zu. Es war wohl kurz nach Mitternacht, als eine leerstehende Höhle sich als Unterkunft anbot.
"Laßt uns hier rasten," schlug Satura vor. "Ich werde die erste Wache übernehmen." Blutfeuer bot sich für die zweite Schicht an. Es wurde beschlossen, kein Feuer zu entzünden, denn die Nacht war klar und lau, und die Höhle, die sich in einen Ausläufer der Bergkette bohrte, bot Schutz vor Wind und Wetter.

Das anfängliche Flüstern der Gefährten verstummte bald; ausgelöscht von Müdigkeit, untergehend in dem leisen, regelmäßigen Atem der Schlafenden. Satura warf noch einen Blick zu Saria, die sich scheinbar aufgekratzt von einer Seite auf die andere wälzte, und erst spät einschlief.

Die hohe Amazone bezog ihren Posten nahe des Höhleneingangs und starrte in die Nacht. Eine angenehme Stille hatte sich über die Gruppe niedergelassen.
18.07.2003, 13:10 #550
Satura
Beiträge: 589
[GM] Drachenfeuer -
"Bleibt stehen!" rief Satura gegen das schrille Geschrei nach vorne. "Wir müssen dicht zusammenbleiben, und seht zu, dass ihr mit dem Rücken zur Felswand steht!" Ihre schlanke Klinge glitt widerstandslos aus der reich verzierten Scheide und verharrte regungslos in der Luft, auf Befehle wartend.
Die hohe Amazone kniff ihre Augen fest zusammen, und versuchte den Ursprungsort der Gefahr auszumachen. Ihr Blick glitt suchend über die hart aus dem Berg geschnittenen Felskanten, über denen die Harpyien kreischend ihre Kreise zogen. Mehrere der dämonischen Wesen kamen mit rasender Geschwindigkeit auf die Gruppe zu, die krallenbewehrten Klauen zum Angriff nach vorn gestreckt.

Aus den Augenwinkeln nahm Satura wahr, dass Blutfeuer und Saria ihre Bögen bereits spannten, abwartend scheinbar, ob die Harpyien wirklich angreifen würden.
Sie würden.
Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen griffen sie an, und Saturas Amulett glühte hell. Leon stand neben ihr, sein Schwert zum Kampfe bereit.

Nie noch hatte sie derartige Wesen gesehen. Sie waren größer, als Satura aus der Entfernung vermutet hatte, und sahen wie eine schreckliche Parodie auf jedwede weibliche Schönheit aus.
Trotz ihres kräftigen Körperbaus bewegten sie sich anmutig fast und wendig durch die Luft - und schnell.
Satura sah die Harpyie auf sich zukommen; sie ertrug es nicht, dem dämonischen Wesen in die Augen zu sehen. Kreischend streckte es seine Krallen nach ihr aus. Die hohe Amazone riß ihr Schwert nach oben, und die Klauen der Harpyie kratzten an der hellen Klinge entlang. Im nächsten Moment schon schien sie aus einer anderen Richtung wieder anzugreifen, stieß herab und zielte auf das Gesicht der Kriegerin. Mit schreckensgeweiteten Augen sah sie die messerscharfen Klauen sich ihrem Gesicht nähern, als die Harpyie plötzich gellend kreischend wieder in die Luft erhob, von ihr abließ und sich scheinbar wütend umdrehte.

Jetzt erst sah Satura, dass ein Pfeil zwischen den Schulterblättern des Wesens stak... Doch ihr blieb keine Zeit, sich über den kurzen Sieg zu freuen, schon waren zwei weitere Harpyien nahe.
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