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[G][M-Story]Suicide Commando
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30.06.2003, 07:42 #26
Skeleon
Beiträge: 793

"Kampfaktivitäten nehmen zu!" rief ihm einer der jüngeren, pflichtbewußteren Bullen zu.
Der Trenchcoatler lauschte nur einen Augenblick - Gewehr- und Pistolenfeuer, Explosionen, Schreie ... - "Hör' ich selbst!"
Ein weiteres Mal rupfte er sein Walkietalkie aus seiner Tasche, schaltete es ein und brüllte - bevor sein Revier wieder mit Beschimpfungen über ihn hereinbrechen konnte - bereits hinein: "O'Reilly! Lagebericht!"
Einen Augenblick Stille, unterbrochen von statischem Rauschen.
Dann ein Zischen und O'Reilly meldete sich zu Wort:
"Sieht nicht gut aus, Chef. Haben mehrere Leichen entdeckt, Mafiosi, zwei vom Antiterrorteam und noch einer in schwarzer Ausrüstung."
Ein Geräusch, wie wenn jemandem Kleidung ausgezogen wird.
"Hab' ihm die Gesichtsmaske abgezogen, das ist'n Chinese ... oder Japse ... oder irgendwas aus der Ecke."
Der Trenchcoatler kratzte sich am Kinn. Die Spezialeinheit war bereits hier im Haus? Und hatte bereits Verluste hinnehmen müssen ... schien, als wäre er bald wieder die Referenz für Gesetz und Gerechtigkeit. Da wäre eine Gehaltserhöhung drin - von der Wiederaufnahme bei den Bullen ganz zu schweigen.
Er wandte sich wieder dem wichtigeren Thema zu:
"Ein Schlitzauge? Und was, Triaden? Yakuza? Was denn?"
"Keine Ahnung, Chef. Er trägt keinerlei Abzeichen, wie sonst üblich. Scheint eine verdeckte Racheaktion zu -"
Plötzlich verstummte O'Reilly, aber das Funkgerät war noch immer angeschaltet.
"Scheiße, was ist das?" hörte der Trenchcoatler ihn murmeln.
Dann - das Klacken einer Maschinenpistole. Sekundenbruchteile später ratterte sie los, dicht gefolgt von einer zweiten. Querschläger pfiffen durch die Luft, schlugen in Stahl, Stein, Glas und Holz ein und in ... Fleisch. Ein Geräusch wie reißende Sehnen drang widerlich genau zum Trenchcoatler hinüber.
"O'Reilly, was geht da vor?!"
Wieder einen Moment Stille. Es schienen Stunden zu vergehen, ehe das Zischen O'Reilly's Lagebericht ankündigte:
"... hatten Feindkontakt."
"Mit wem?"
"Ich ... wir kommen zu Ihnen zurück, Chef."
"Was zum Teufel geht da vor sich, O'Reilly?"
"Chef, der Kerl hier ist tot. Aber das hätte er seinen Verletzungen nach schon seit Tagen sein müssen."
Man hörte seine Stiefel quietschen, als er sich in die Hocke sinken ließ.
"Kein Blut, nur diese Krusten, dieses ..."
"Geronnenes Blut." warf sein Kollege ein, der wesentlich ruhiger klang.
"O'Reilly, sie kommen zurück und bringen die Leiche mit."
"Was, aber der Kerl stinkt gewaltig und ..."
"Los."
Ein trotziges Grummeln war das letzte, was der Trenchcoatler von ihm hörte, ehe das Walkietalkie verstummte und in der weiten Tasche seines Mantels verschwand.
Minuten später erschien O'Reilly's Kopf in der Tür. Alle waren so nervös, dass nur im letzten Augenblick ein Unglück verhindert werden konnte - "Waffen sichern!" schrie der Trenchcoatler, zwar wäre das für O'Reilly zu spät gewesen, aber man muss ja seine Position klar machen.
Wenig später folgte sein Kollege und zwischen sich trugen sie eine Leiche - O'Reilly an den Beinen voran, der andere an den Armen.
In der Mitte des Raumes ließen sie ihn unsanft auf den Boden fallen, ehe sie sich diskret von dem stinkenden Bündel zurückzogen.
Er war schmal gebaut, abgemagert und - schwer verletzt. Überall prankten Einschusslöcher, wo das vertrocknete Fleisch wie Pappmaché zerschlagen und durchschlagen worden war, an seiner Seite ragten mehrere bleiche Knochen aus einer großen Wunde, die aussah, als wäre sie mit dem Hammer traktiert worden.
"So war er schon, als er angekommen ist ..." meinte O'Reilly, indem er mit dem Zeigefinger auf die Wunde deutete. "Ich versteh' nicht, wie er überhaupt noch laufen konnte und ..."
Der Trenchcoatler brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und schickte den Gerichtsmediziner vor, den einzigen, medizinisch begabten in seiner Einheit.
Der ging zögerlich auf den Kadaver zu und begutachtete ihn angeekelt.
"Zweifel ausgeschlossen. Das Ding ist seit mindestens drei Wochen tot. Wenn nicht länger."
Er erhob sich und versuchte so schnell wie möglich wieder wegzukommen von der Leiche als plötzlich -
Eine knochige Hand schnellte vor und umklammerte das Bein des Mannes, der schrie auf und taumelte beiseite, wie um sich loszureißen.
"Ausschalten!" rief der Trenchcoatler, nur übertönt vom "Macht es mir ab! Weg damit! Macht es mir ab!" des Gerichtsmedizinirs und Augenblicke später dem schnellen Rattern eines Dutzends Maschinenpistolen.
Der Trenchcoalter blickte irritiert auf die Leiche.
Sie war restlos durchlöchert, vertrocknete Fleischfetzen stoben wie Staubflocken durch die Luft und kein Knochen in dem verrotteten Körper war noch an einem Stück.
Einer der Bullen half dem Mediziner, sich von der Klaue zu befreien, die sich noch immer um den Fuß klammerte - abgetrennt vom Rest des zertrümmerten Körpers.
Ein paar Schläge mit der Rückseite seiner Maschinenpistole zertrümmerten das mürbe Fleisch und der Mediziner atmete auf, wich einige Meter zurück und blieb dort stehen, den Blick auf die Überreste des Zombies gerichtet.
"Schafft ihn raus." ordnete der Trenchcoatler an.
Mit einem irren Grinsen auf dem Gesicht machte sich einer der Bullen daran, mit einem Besen, den er in einer Ecke entdeckt hatte, die zerfetzte Leiche zusammen zu kehren und vor die Tür zu schaffen. Er machte sich einen Spaß daraus, sie ordentlich unter dem Teppich zu verstauen, ehe er wieder in die Halle trat und die Doppeltür fest verriegelte.
"Scheint, dass da mehr dran ist ... O'Reilly, stellen Sie mir 'ne Verbindung zum HQ her."
"Ja, Chef."
Er hasste diese überheblichen Schreibtischhengste. Aber jetzt brauchte er ihre Hilfe. Irgendetwas stimmte nicht in diesem Haus und er wollte nicht riskieren, dass es ihm zum Nachteil gereichte ...
30.06.2003, 13:24 #27
Arson
Beiträge: 687

"Hier irgendwo muss es aber sein."
Nervös fingerte Arson am Magazin seiner MP herum, überprüfte den verbleibenden Kugelvorrat innerhalb des schwarzen Hartplastikstreifens, bevor er ihn wieder in die Waffe zurückrammte. Durch den schmalen Sichtschlitz seiner Gesichtsmaske blinzelte er zu dem langsam durch den Raum schreitenden Hasegawa hinüber. Der hochgewachsene Yakuza schien die Ruhe in Person zu sein, ohne Eile überprüfte er die weitläufige Halle, hatte sich zu diesem Zweck ein klobig aussehendes Sichtgerät über die Augen gestülpt, dessen Informationen mit den Auswertungen eines winzigen Minicomputers an seinem rechten Handgelenk verglich. Arson hatte keinen Schimmer, wie dieses technische Wunderwerk funktionierte, vertraute jedoch auf den Geniegeist der Nagayushi Industries Firmenkette und die Versiertheit seines Kollegen Hasegawa.
"Die Scanner zeigen, dass wir hier falsch sind."
Der hagere Japaner sah zur Decke hinauf.
"Hier gibt es keine geheimen Durchgänge, aber den Kabelsträngen in der Decke nach zu urteilen sind wir ganz in der Nähe."
Na toll.
Mißmutig blickte Arson auf die zerfetzten Leichen der Wachleute, die in zufälligem Muster auf dem Marmorboden der halle verstreut lagen. Wie viele dieser Burschen mussten sie eigentlich noch umnieten, bis sie dieses verdammte Päckchen fanden?

"Weiter in östliche Richtung, dort befindet sich eine Art Speisesaal dessen elektronische Aktivität deutlich über dem normalen Limit liegt. Versuchen wir dort unser Glück."
Hasegawa hatte sein Sichtgerät in die Stirn geschoben, packte den Lauf seiner Automatikshotgun fester und setzte sich sogleich an die Spitze der schwarzgekleideten Einsatztruppe. Schicksalsergeben hob Arson die eigene Waffe und folgte ihm.
Zügig, doch mit gewissenhafter Vorsicht durchquerten die Yakuza die Hale, rückten in den angrenzenden Korridor vor und passierten auch diesen ohne auch nur auf einen einzelnen Angreifer zu treffen. Mit einem wuchtigen Tritt wurde die Flügeltür des Speisesaals aufgesprengt, gaben den Blick auf einen langgezogenen, völlig menschenleeren Raum frei. Sowohl die gewaltige Ebenholztafel als auch die gepolsterten Lehnstühle waren bisher vom Chaos der Schlacht verschont geblieben, ein fröhliches Feuer prasselte verhalten in einem wuchtigen, in die östliche Wand eingelassenen Steinkamin, gab dem durch kostbare Kristallleuchter erhellten Raum eine warme, behagliche Note.
Langsam verteilten sich die schwer bewaffneten Krieger, spähten unter die Tische, durchsuchten die angrenzende Küche und sicherten die Hallenecken. Nichts. Der Raum war leer.

"Scheint, als hätten wir ihnen einen guten Schrecken eingejagt."
Lässig schulterte Niboku ihr Sturmgewehr, schlenderte gemütlich zu einem der Stühle, um ihren wohlgeformten Körper dann anmutig in die Polsterung gleiten zu lassen. Die Mandelaugen der Japanerin blitzten zu Hasegawa hinüber.
"Dann suchen Sie mal."
Arson schmunzelte unter seiner Gesichtsmaske, als er den Blick bemerkte, mit dem der hochgewachsene Yakuza seine zierliche Kollegin bedachte. Die beiden Kämpfer hatten sich noch nie sonderlich leiden können, und Niboku ließ keine Gelegenheit aus, es Hasegawa auch zu zeigen. Und dieser sprang ein jedes mal auf die Sticheleien an.
"Hören Sie mal, dies ist kein Spiel für kleine Kinder. Unsere Mission..."
Aber Arson hörte ihnen nicht weiter zu. Reglos stand der Halbjapaner auf dem weichen Teppichboden des Saals, die Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, die Stirn unter der Maske war gefurcht, als er versuchte, sich zu konzentrieren. Hatte er dort eben ein Geräusch gehört? Es hatte geklungen wie ein schwaches Summen, ein fast lautloses Rumpeln - da war es wieder. Diesmal war der Yakuza sich sicher.
"Kenshi, was ist los? Kenshi?"
Arson blickte in Nibokus fragende Augen.
"Hört doch. Etwas...kommt näher."
Völlig Stille senkte sich über den Raum, als das Einsatzteam verstummte, um zu sich selbst von Arsons Behauptung zu überzeugen. Jetzt, wo die lästigen Nebengeräusche verschwunden waren, war das Summen und Rumpeln noch deutlicher zu hören, die schwachen Vibrationen, die durch den Boden gingen, noch deutlicher zu spüren. Es klang wie...
"Ein Aufzug." Hasegawas Festellung klang gelassen, doch noch während er sprach lud er seine Shotgun krachend durch. Auch Niboku war aufgesprungen, das M16 glitt in ihre Hände um dann klickend entsichert zu werden.
"Wo wird er ankommen?"
Hasegawa blickte durch sein Sichtgerät, zeigte dann auf die westliche Saalwand.
"Es gibt mehrere Schächte, aber bisher bewegen sich lediglich die Zugseile des Linken. Bereitmachen, sofort!"
Blitzartig kam Bewegung in die Einsatztruppe. Eilig verteilten sich die Yakuza im Raum, gingen hinter Tischen und Stühlen in Deckung, legten die Läufe ihrer Waffen auf die schweren Holzplatten, um die dunklen Mündungen drohend auf die Stelle der Wand zu richten, an der der Aufzug nach Hasegawas Angaben halten sollte. Arson hatte sich an Nibokus Seite hinter einen der am nächsten gelegenen Tische gekauert um nun in völliger Reglosigkeit auf die Ankunft des Feindes zu warten. Sekunden der völligen Stille verstrichen, dehnten sich zu unerträglichen Ewigkeiten, in denen der Halbjapaner kaum wagte zu atmen. Das Summen wurde beständig lauter, schwoll immer weiter an, nur um dann mit einem abrupten, klackenden Geräusch zu verstummen. Der Yakuza schluckte, sein Zeigefinger krümmte sich langsam um den Abzug seiner MP, während er die Steinwand nicht aus den Augen ließ. Neben ihm tat Niboku einen zischenden Atemzug. Auch sie schien in höchstem Maße angespannt zu sein.
Ein schmaler Schlitz bildete sich in der Wand, formte sich dann zu dem angedeuteten Umriss einer Tür, deren Seitenflügel dann ruckartig auseinanderglitten.

"Feuer!"
Arson hatte kaum einen Blick auf die schwarzen Schemen werfen können, die den Aufzug bevölkerten, als sie auch schon in einem Inferno aus heißen Kugelgeschossen zerfetzt wurden. Der Halbjapaner feuerte blind in den Aufzug hinein, bestrich die zusammensackenden Gestalten mit einem konstanten Salvenregen, hielt den Abzug gedrückt bis das feurige Fauchen der MP Mündung einem trockenen Klicken wich. Das Magazin war leer. Mit routinierten Griffen fingerte der Yakuza einen neuen Ladestreifen zutage, rammte ihn in die Magazinkammer und lugte über den Tisch.
Inzwischen hatten auch seine Kameraden das Feuer eingestellt, und der aus der Aufzugskabine wabernde Rauchteppich wurde langsam dünner, gab den Blick auf einen Haufen lebloser, brutal zerfetzter Menschenkörper frei.

"Soviel zu ihren Verstärkungstruppen." Niboku richtete sich auf und kam langsam hinter dem Tisch hervor. Überall im Raum taten die übrigen Yakuza es ihr gleich, sammelten sich unweit der Saalmitte.
"Sie da, prüfen Sie ob der Fahrstuhl noch funktionsfähig ist."
Hasegawa zeigte auf einen der einfachen Soldaten, welcher den Auftrag mit einem knappen "Jawohl" bestätigte.
"Wie gehen wir weiter vor?"
Niboku stopfte eine klobige Granate in den dafür vorgesehenen Werfer an der Unterseite ihres Sturmgewehrs und blickte fragend in die Runde. Arson stieß sich von der Tischplatte ab, an der er gelehnt hatte, und trat neben die Japanerin.
"Wir folgen der Standartprozedur. Hat sich bisher als äußerst effektiv herausgestellt. Wir teilen uns -"
-"Hasegawa-sama!" Die diskutierenden Yakuza wandten den Kopf. Knapp zwei dutzend Augenpaare blickten in die Aufzugkabine, in der ihr schwarzgepanzerter Kamerad seine Inspektion der Kabine soeben beendete und sich von einem der Kadaver aufrichtete, über den er sich gebeugt hatte.
"Diese Leute hier sind allesamt schon länger tot."
-"Was?" Arson funkelte den Yakuza an. "Wir haben sie eben erst erschossen. oder wollen Sie mir erzählen, die Mafia hat uns einen Fahrstuhl voller Leichen geschickt?"
Der angesprochene Krieger zuckte die Schultern.
"Diese Leichen sind allesamt total vertrocknet und zum größten Teil verwest. Sie können unmöglich erst eben..."
Weiter kam der Yakuza nicht, da etwas, Langes, Dürres plötzlich aus dem zusammengesunkenen Fleischberg schoss und sich um das Bein des Soldaten schloss, um ihn augenblicklich zu Boden zu reißen. Arsons Augen wurden groß.
"Was zum..."
Völlig perplex starrten die Yakuza in die Fahrstuhlkabine, beobachteten, wie Bewegung in die zerfetzten Körper kam. Die überraschten Rufe des Japanerkämpfers gingen in panische Schreie über, als scharfe Fingernägel durch den Stoff seiner Maske drangen und sein Gesicht zerschnitten.
"Das ist...völlig unmöglich..." Hasegawa starrte auf die stöhnenden Gestalten, die sich mit zerschossenen Gliedern an die kante der Aufzugwände klammerten, um ihre verstümmelten Leiber dann langsam auf die Füße zu ziehen, sofern sie noch welche besaßen. Glasige Augen blickten stumpfsinnig aus wurmzerfressenen Gesichtern, faulige Münder öffneten sich zu krächzenden, unartikulierten Lauten. Von dem unglücklichen Yakuza, der es gewagt hatte, in den Fahrstuhl zu treten, war inzwischen nicht mehr als ein zerrissener Fleischklumpen übrig, dessen Einzelteile noch zwischen den abgebrochenen Zähnen der wandelnden Toten hingen.
"Bei den Geistern der Ahnen, das sind Zombies."
Niboku hob ihr Gewehr.
"Nicht mehr lange."
Knatternd brüllte das M16 auf, riss den ersten Untoten spritzend von den Füßen, verwandelte ihn in einen zuckenden Berg aus umherfliegenden Fleischbrocken, stinkenden Innereien und verfaulten Hautfetzen. Das ohrenbetäubende Krachen der Waffe riss auch Arson aus seiner Starre. Augenblicklich wurde die H&K erhoben, der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug und der Lauf der Waffe erwachte zu kreischendem Leben. Neben ihm legten die übrigen Yakuza auf die Zombies an, dutzende vollautomatische Waffen entluden ihre tödliche Fracht auf den zurücktaumelnden Körpern der wandelnden Leichen, zerfetzten auch die letzten erkennbaren Gesichtszüge, Gliedmaßen oder Brustkörbe, verwandelten die knorrigen Leiber gräuliche Staubhaufen.
In diesem Moment ging ein Ruck durch die Halle. Überall im Saal öffneten sich weitere Aufzugtüren in synchroner Geschwindigkeit, gaben den Blick auf weitere Zombieungeheuer frei. Ein furchtbare Chor stöhnender Stimmen erfüllte die Halle als die lebenden Toten langsam aus den Fahrstuhlkabinen humpelten. Ihre unförmigen Köpfe waren den zurückweichenden Yakuza zugewandt.

"Sie kommen von allen Seiten!"
Hasegawas Stimme rauschte in dem Empfänger von Arsons Funkgerät. Eine normale Unterhaltung war nicht mehr möglich, da der japanische Einsatztrupp aus allen Rohren feuerte und den Speisesaal somit in ein apokalyptisches Lärminferno tauchte, wie es in keinem Kriegsszenario schlimmer sein könnte. Wahllos schoss Arson in die Menge der anrückenden Zombies, riss einige von den Füßen, zerfetzte bei den meisten jedoch lediglich Teile ihres verquollenen Körpers, während er sich langsam in die Raummitte zurückzog. In seiner Hand pochte die MP, schickte Kugel um Kugel in die stöhnende Masse, entleerte ihr schwarzes Magazin, nur um blitzschnell neu geladen zu werden. Der schwarze Lauf war inzwischen brennend heiß, aus dem Auswurfschlitz der Kugelhülsen kräuselte dunkler Rauch. Irgendwo neben ihm schrie ein Yakuza panisch auf, als er von starken Leichenhänden zu Boden gerissen wurde. Seine Viper MP röhrte riss dicke Klumpen aus der steinernen Decke, als der Soldat nach unten fiel und die Waffe verriss, bevor sie ihm aus der hand gerissen wurde, welche nur Augenblicke später im hungrigen Maul eines Zombies verschwand. Die Schreie des Mannes verwandelten sich in abgehacktes Gurgeln, doch Arson achtete nicht darauf. Überall um ihn herum hatte es bereits Kameraden erwischt, er selbst hatte sich mit Nikboku, Hasegawa und einigen anderen Soldaten auf eine der wuchtigen Ebenholztafeln gerettet, von wo aus sie weiterhin unbeirrt in die Menge schossen. Wieder klickte der Schlagbolzen der H&K auf eine leere Kammer, wieder griff Arson an seinen Gürtel, fand diesmal jedoch nicht, wonach er suchte. Er hatte seine gesamte Munition verschossen!
Augenblicklich warf der die MP von sich, griff mit beiden Händen an seinen Brustpanzer, riss einige Eiergranaten aus ihren Halterungen und warf sie kraftvoll in den Saal. Donnernd detonierten die Sprengkapseln, zerfetzten gleich mehrere Untote auf einmal, schleuderten Unmengen an totem Fleisch und zerborstenem Knochen durch die rauchgeschwängerte Luft. Auch Nibokus Granatwerfer entlud sich fauchend, bevor die zierliche Japanerin ihre Waffe ebenfalls fortwarf und Arson in die Augen blickte. Der Yakuza konnte ihre Gedanken am Ausdruck der glänzenden Mandelaugen erkennen. Die Munition war verbraucht, die Kugeln der kleinen Pistolen würden sich als noch nutzloser als die Feuerstöße der schweren Sturmgewehre erweisen. Er nickte seiner Kollegin zu, wandte sich dann langsam den heranrückenden Zombies zu. Neben ihm verstummte eine Waffe nach der anderen, wurde achtlos in die Menge geworfen, um dann vom donnernden Krachen der kleinen Eiergranaten abgelöst zu werden. Die Explosionen rissen ovale Löcher in die Truppe der Untoten, brachten deren Vormarsch eine Zeitlang zum stoppen, zwang sie sogar, einige Schritte zurückzuweichen, doch dann hatte auch der letzte Yakuza seinen Vorrat an Sprengkapseln erschöpft. Arson hatte die Minuten, die es gedauert hatte, bis auf die letzte MP ihren Geist aufgab, genutzt, um Atmung und Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen und sich zu beruhigen. Seine Muskeln entspannten sich, sein aufgewühlter Puls ebbte ab, sackte in die stetige Regelmäßigkeit zurück, die der Halbjapaner den vielen Jahren des harten Trainings zu verdanken hatte. Erst jetzt öffnete er die geschlossenen Augenlider, blickte emotionslos auf die herantaumelnde Zombiehorde herab, musterte die halbskelettierten Leiber, erwiderte den Blick der gebrochenen Augen. Langsam hob er die Hand, schloss die Finger um den lederumwickelten Griff seines langen Katanas, zog die Waffe in einer geschmeidigen Bewegung aus der Scheide. Das Scharren von Stahl auf Plastik hatte etwas vertraut-Berauschendes, kündigte vom baldigen Beginn des einzig wahren Weg des Kampfes. Neben ihm taten seine Kameraden es ihm gleich, so dass ein gutes Dutzend scharfer Schwertklingen bald im warmen Licht der Kronleuchter blitzten.

"Kôgeki!"
Ansatzlos knickten Arsons Beine ein, sehnige Muskelstränge spannten sich unter dem enganliegenden Kampfanzug, dann wurde der hagere Körper durch die Luft katapultiert, flog über die Köpfe der stöhnenden Untoten hinweg, um dann mit klackenden Stiefelabsätzen mitten unter ihnen zu landen. Blitzartig sirrte die Katanaklinge durch die Luft, vielfach geschärfter Stahl traf auf morsches Biomaterial, schnitt durch die verrotteten Leiber wie durch trockenes Sperrholz. Noch bevor die ersten abgetrennten Gliedmaßen den Boden berührten nutzte Arson den Schwung seiner ersten Attacke um erneut herumzuwirbeln, sich unter einem unbeholfen zupackenden Arm hinwegzuducken und den angreifenden Zombie mit einem ansatzlosen Hieb in gleich mehrere Teile zu hacken. Die ganze Aktion hatte nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, doch bereits jetzt hatte der Yakzua sich einen kreisförmigen Platz des Todes geschaffen, dessen Radius exakt so lang war wie die Klinge seines Kampfschwertes. So stark die Untoten gegen die Schusswaffen der Japaner gewesen waren, so hilflos standen sie dem dutzendfach gefalteten Stahl ihrer Katanas gegenüber, deren hauchdünne Klingenblätter ihre vertrocketen Köpfe schneller von den staubigen Schultern trennten, als die wandelnden Leichen ihre schwerfälligen Leiber drehen konnten. Neben ihm kämpften die überlebenden Kameraden denselben stumpfsinnigen Kampf.
Arson wusste nicht, woher diese Ausgeburten eines schlechten Horrorfilmes gekommen waren, doch er wusste, dass er jeden einzelnen von ihnen wieder in die Tiefen ihrer Höllen zurückschicken würde.
30.06.2003, 14:00 #28
Superluemmel
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Noch immer die Waffe fest umklammernd stand Frost vor den zerfetzten Überresten des menschlichen Etwas. Seine Finger hatten sich um den Griff der Pistole verkrampft, beinahe als ob sie den letzten Haltegriff darstellen würde, der ihn daran hinderte, den Verstand zu verlieren.
Mit vor Schrecken geweiteten Augen starrte der Söldner auf den Zombie. Die Kugeln hatten den Körper geradezu perforiert, das weiche, faulige Fleisch hatte keinen Widerstand geboten. Faustgroße und annähernd kreisrunde Löcher klafften in dem aufgedunsenen Leib, eine wässrige Flüssigkeit lief aus den brutalen Wunden. Der Kopf des Untoten war unter der Wucht des Geschosses einer Seifenblase gleich zerplatzt, im gesamten Gang lagen blutige Überreste des Schädelknochens herum.
Frost spürte, wie sein Magen wie wild auf und ab zu hüpfen begann. Der gesamte Körper des Zombies war angeschwollen, wie der einer Leiche, die tagelang im Wasser gelegen hatte. Der Anblick des an einen wässrigen Sacks erinnernden Kadavers und der Überreste des zerplatzten Kopfes war selbst für den Söldner zu viel.
Würgend übergab er sich in den Blumenkübel, schmeckte bittere Galle und würgte abermals.
"Scheisse, das... kann doch nicht sein...", keuchte Frost, nachdem sein Magen aufgehört hatte, sein Frühstück auszuspucken.
"Frost, bist du verletzt?"
Nightskys Stimme klang besorgt. Der Söldner verzog das Gesicht, als er den linken Arm bewegte.
"Wird wohl ne nette Prellung geben, aber ich leb noch", grunzte er.
"Mein Gott, mach dass du da weg kommst! Das... das Ding hätte gar nicht leben dürfen!"
Frost zwang sich, noch einmal zu dem Zombie zurückzublicken. Augenblicklich verzog sich sein Magen zu einem Knoten der Qual. Doch er beherrschte sich und kämpfte die aufwallende Übelkeit mit schwerem Schlucken herunter.
"Dieser Kerl ist tot", stellte er trocken fest, "Und seinem Zustand nach zu urteilen wird er das auch bleiben."
Langsam gewann Frost seine Selbstsicherheit zurück. Verdammt, für das alles gab es sicherlich eine logische Erklärung. Wahrscheinlich war das nur ein billiger Trick.
Die Pistole noch immer in der Hand, ging er zu dem Leichnam zurück und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Mißtrauisch betrachtete er die Leiche genauer, wobei er trotz allem tunlichst darauf achtete, den Kopfbereich außerhalb seines Sichtfeldes zu lassen.
"Du verdammter Idiot, was machst du da?!", schrie Nightsky panikerfüllt, als Frost nach dem Arm des Toten griff, um ihn ein Stück in die Höhe zu hieven. Das Fleisch war widerwärtig weich und schwabbelte wie Wackelpudding zwischen seinen Fingern. Das war ja schon fast zu billig, um echt sein zu können. Platschend klatschte der Arm auf den Holzboden, als der Söldner ihn kopfschüttelnd losließ.
"Weißt du was", wandte er sich an Nightsky, "Ich glaube, das Ding ist gar nicht echt."
"Du meinst dass...", begann Nightsky, brach jedoch mitten im Satz ab.
"Ach komm schon. Das hier ist kein billiger Horrorfilm, das ist die Realität", sprach Frost selbstbewusst weiter, "Hast du schon jemals etwas von wandelnden Leichen gehört?"
Seine Stimme troff nur so von Sarkasmus.
"Ich sag dir was. Das ist ein ganz billiger Trick. Zwar gut gemacht, aber du weißt ja, was mit den technischen Möglichkeiten heutzutage möglich ist. Ein billiger Zaubertrick, wahrscheinlich inszeniert von Disney-Pictures um Leute abzuschrecken."
"Aber... er wirkte so... echt", warf Nightsky verunsichert ein.
"Ja, und ich fand's auch verdammt witzig", wandte sich Frost an einen imaginären Zuschauer.
Humolos lachend klatschte er in die Hände.
"Unglaublich komisch. Ein Brüller sondersgleichen. Gott, und dass ich auf so eine Scheisse auch noch hereingefallen bin..."
Er spuckte verächtlich auf die Leiche.
"Hau trotzdem ab", meinte Nightsky mit flehendem Unterton in der Stimme, "Das sind viel zu viele Leute! Du weißt doch selbst, dass du nicht einmal den Hauch einer Chance gegen eine solche Armee hast!"
"Nur wegen den paar Weicheiern?"
Frost lachte spöttisch.
"Nichts da. Ich habe einen Job zu erledigen, und das werde ich auch tun. Und wenn sie mir ihr gesamtes Gruselkabinett auf den Hals hetzen. Zeig mir den Weg zur Sicherheitszentrale!"
"Scheisse... du bist echt verrückt... Das ist doch Wahnsinn!"
"Entweder zu hilfst mir jetzt, die verdammte Überwachungsstation zu finden oder ich zieh die Scheisse alleine durch. Dann brauchst du aber auch nicht erwarten, dass du auch nur einen Cent vom Gewinn bekommst!"
"Ja ja, immer mit der Ruhe..."
Mittlerweile hatte Nightskys Verzweilfung purer Resignation Platz gemacht.
"Warum bist du nur so verdammt stur... Die Zentrale liegt gut elf Stockwerke unter dir. Um da hin zu kommen, musst du an der Höhle vorbei."
Das Hämmern von Nightskys Fingern auf der Tastatur drang über die Funkverbindung.
"Aber... es gibt einen Weg. Einen versteckten Aufzug. Ich schätze, über den ist auch der Pate so schnell abgehauen."
"Stinkt nach Todsfalle", kommentierte Frost den Vorschlag.
Die Rechnung war einfach. Wenn der Aufzug geheim war, wurde er mit Sicherheit von mehreren Sensoren an der Außenwand der Kabine abgetastet. Scanner, die die Insassen nach bestimmten Körpermerkmalen absuchten. Falls diese nicht mit denen einiger festgeschriebener Personen übereinstimmten, konnte es wirklich hässlich werden. Vom schlichten Alarm über Gaseinfuhr bis hin zum Absturz der Kabine hatte Frost schon allerhand erlebt oder zumindest aus Berichten erfahren.
"Ist es auch", bestätigte Nightsky seine Befürchtungen.
"Du erinnerst dich an Nevada?"
Frost gab nur ein grimmiges Grunzen zur Antwort. Beim Infiltrieren eines Hochsicherheitstraktes des CIA hatte Frost das erste Mal Bekanntschaft mit dieser überraschungsfreudigen Art von Aufzügen gemacht. Die Kabine war schlichtwegs abgestürzt - Und das gut einhundert Meter über dem Ende des Aufzugsschachtes. In dieser Situation hatte er beschlossen, den Kletterstab nie wieder zuhause zu lassen.
"Das selbe Spielchen. Nur dass du dieses Mal weißt, was dich erwartet."
Der Söldner verzog das Gesicht.
"Ehrlich gesagt verspüre ich keine sonderliche Lust, in einem Blechsarg den freien Fall zu genießen. Hast du eine Idee?"
"Ich schalt Owl dazu", kündigte Nightsky an.
Bevor Frost etwas erwidern konnte, kündigte ein Knacken in seinem Ohr vom Aufbau einer neuen Verbindung.
"Tag Frost, lange Zeit nicht gesehen", brummte Owls tiefer Bass über die Kommverbindung.
"Kann nicht sagen, dass ich darüber sonderlich unglücklich wäre", knurrte der Söldner zurück.
Für seine Abneigung dem Hacker gegenüber gab es einen einfachen Grund : Owl verlangte unverschämt viel für seine Hilfe. Umso verärgerter war Frost über Nightskys schnell gefällte Entscheidung, ihn ohne weitere Absprache hinzu zu ziehen.
"Ach, hab dich nicht so. Ist doch nicht das erste Mal, dass ich deinen Arsch aus der Scheisse hebe."
"Halt besser die Schnauze und mach deinen Job", zischte der Söldner zurück.
"Bin schon dabei", überging Owl den Kommentar, "Nightsky zeigt dir den Weg, während ich mir mal diesen Aufzug ansehe. Da lässt sich sicher was machen."
"Frost?", meldete sich Nightsky zurück, "Der Eingang befindet sich ganz in deiner Nähe. Besser gesagt, direkt im angrenzenden Gang. Er ist in der Holzverkleidung versteckt. Moment, ich öffne die Tür."
Als Frost um die Gangbiegung lief, glitt ein Teil der Wandvertäfelung leise schabend zur Seite und legte den versteckt liegenden Aufzug frei.
"Ich habe hier ein heftiges Feuergefecht nur ein Stockwerk direkt unter dir", erstattete Owl Bericht.
"Da geht's ganz schön zur Sache. Pass bloß auf dich auf", kam kurz darauf Nightskys besorgte Stimme.
Frost reckte den Kopf in die leere Kabine. In ihr war genug Platz für ein gutes Dutzend Männer, das Tastenfeld für die Stockwerke verlangte nach einem Daumenabdruck. In den spiegelnden Metallwänden waren keinerlei Anzeichen für versteckte Sensoren erkennbar.
"Kopf raus, ich schick das Ding runter", kündigte Owl brummend an.
Kaum hatte Frost den Kopf zurückgezogen, da setzte sich die Kabine auch schon mit leisem Brummen in Bewegung und glitt langsam in die Tiefe.
"Spring auf das Dach. Ich hab die Kontrolle über das Ding übernommen. Nightsky blockiert die Sicherheitssysteme. Allerdings sind die Sensoren seperat geschaltet, an die kommen wir nicht ran. Du solltest sie auf der Thermalsicht erkennen können. Sei aber bloß vorsichtig, lös eines der Dinger aus und es geht abwärts - Und zwar schneller als dir lieb ist."
Na das konnte ja heiter werden. Dennoch ließ sich der Söldner geschmeidig auf das Dach gleiten und setzte sanft auf der Metalloberfläche auf. Die Kabine schwankte etwas, stabilisierte sich jedoch sofort wieder. Über ihm verengte sich das aus dem Flur in den Aufzugsschacht einfallende Licht zu einem schmalen Strahl, um dann vollends zu verschwinden, als sich die Aufzugstüren lautlos schlossen.
Frost war wieder allein. Allein in der Dunkelheit.
30.06.2003, 20:03 #29
Satura
Beiträge: 589
In der unterirdischen Höhle...
"Endlich bist du da." Der Pate streckte ihr seine Linke einladend entgegen, und geleitete Satura die wenigen Stufen zum Altar hinauf. "Laßt uns beginnen." rief er laut, und hielt Satura eine Schriftrolle entgegen. "In deinen Adern fließt sein Blut. Du solltest die Worte sprechen, und ihm das Opfer darbringen." Die Kämpferin nickte dankend, und entfaltete das Pergament, während der Pate den Stein in seinen geöffneten Händen der Menge darbot. Ein eifriger Kapuzenmönch aus dem Publikum näherte sich in ehrerbietender Haltung dem Altar und bot Satura an, das Pergament zu halten, was sie gerne annahm.

Ein Raunen ging durch die Menge, als sich ein großes Tor am Ende der unterirdischen Halle öffnete und in schwarze Roben gekleidete Menschen eintraten, Fackeln in ihren Händen haltend. Sie schritten bedächtig auf den Altar zu. Einer trug ein einfaches Kissen aus rotem Samt, auf dem ein reich verzierter Dolch mit langer, gezackter Klinge lag, und um ihn herum fünf kleinere Dolche, aber ebenso reich mit dämonischen Symbolen verziert. Er verneigte sich vor der Kämpferin und bot ihr die Dolche dar. Sie nahm einen der kleinen Dolche vorsichtig von dem Kissen und dankte dem Überreichenden mit einem Nicken.

Der Pate begann einen beschwörerischen Gesang, und die Menge stimmte mit ein. Satura öffnete ihr langes schwarzes Haar und strich vorsichtig mit dem Finger über die Schneide des Dolches. Als das Lied verstummte, begann sie mit der Beschwörungsformel:

"Ich will betend vor dich treten
Innos' Blut in meinen Tränen,
und Unschuld dir opfernd mein Meister."


Und im Chor sprach die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Mit diesen Worten stach sie den ersten der sechs Dolche dem auf dem Altar liegenden Mädchen in den Unterleib, knapp unter dem Nabel.

"Sieh mich bitten,
erhör mein Flehen.
Ich will vertrauensvoll mich dir ergeben,
mein Herz dir zu Füßen legen."


Und im Chor sprach die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Sie hielt kurz inne, nahm dann den zweiten kleinen Dolch und stieß auch diese Klinge in den sich aufbäumenden Körper des Kindes, diagonal nach oben versetzt zur ersten.

"Sei meine Sünde
Sei meine Sucht
Sei meine Muse -
Ich will in dir verweilen - in dir verharren
Nimm mein Blut als Pfand."


Und im Chor sprach die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Während sie diese Worte sprach, nahm Satura einen weiteren der kleinen Dolche, setzte ihn an ihrem Unterarm an, zog die Klinge schnell durch ihre Haut und ließ das hervorquellende Blut auf den Körper des Mädchens tropfen.
Auch dieser Dolch fand seinen Weg in den kindlichen Körper, genau gegenüber des zweiten Dolches auf der rechten Seite.

"Für immer führ mich in deine Welt - führ mich in dein Reich
In deine Aura
In deinen Geist
In deine Seele."


Und im Chor sprach die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Der vierte Dolch wurde in den Kindeskörper gerammt, knapp unterhalb des Herzens. Satura senkte ihren Kopf, und ihr langes Haar fiel wirr in ihr Gesicht. Plötzlich riß sie ihren Kopf hoch, und eine seltsame Schwärze war an die Stelle ihrer Augen getreten. Ihre Stimme klang nun voller, dunkler, als sie weitersprach:

"Schenk mir nunmehr deine Schmerzen
Ich schenke dir mein Fleisch
Lass uns teilen unser Leid
Lass uns teilen unsere Freuden
Sei mein Teil..."


Und im Chor sprach die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Der fünfte kleine Dolch durchschnitt das junge Fleisch, und Satura tropfte ihr Blut in Bahnen auf den Körper, sodass das Pentagramm, dessen Spitzen aus den Dolchen gebildet wurde, sichtbar wurde. Der beißende Geruch nach verbranntem Fleisch stieg auf, als sich das Symbol in den Körper brannte.
Satura schrie auf vor Schmerzen... etwas fremdes, uraltes wühlte in ihrem Inneren. Nur mit Mühe schaffte sie es, die Formel zu Ende zu sprechen:

"Nimm an mein Opfer
Nimm an diese beiden Körper; den einen als Nahrung, den anderen als Heim...
Offenbare dich in mir!"

Und im Chor schrie die Menge: "Meister, erbarme dich unser!"

Sie nahm den letzten, den größten Dolch und rammte ihn in die Mitte des Pentagramms... das kleine Mädchen hauchte sein Leben aus, und Satura brach erschöpft über ihr zusammen, nur um im nächsten Moment als jemand anderes wiederaufzustehen...
01.07.2003, 16:41 #30
Superluemmel
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"Mach dich bereit, gleich kommen die ersten!"
Owls tiefer Bass dröhnte in Frosts Ohren. Vorsichtig erhob er sich aus seiner knieenden Position und suchte nach festerem Stand, setzte behutzsam den schweren Stiefel auf das leicht abschüssige Dach der Aufzugkabine und sah sich nach eventuellen Haltemöglichkeiten um.
Auf der Sichtprojektion verwandelten sich die kleinen Lampen der Schachtbeleuchtung in verschwommen Lichtschemen, die an dem Söldner vorbeihuschten und in der Dunkelheit verschwanden. Das monotone Summen des Fahrstuhls war das einzige Geräusch, nur ab und zu durchbrach ein leises Klacken die Stille, wenn die Kabine eine der in regelmäßigen Abständen angebrachten Bremsvorrichtungen passierte, die in einem Notfall den Fahrstuhl auffangen sollten.
Außer natürlich, wenn eine nicht authorisierte Person den Alarm auslöste und den engen Schacht in einen Fahrstuhl direkt in den Tod verwandelte.
Das Vibrieren der Aufzugskabine unter Frosts Füßen gewann an Stärke, als sie ohne Vorwarnung beschleunigte und weiter in die Tiefe raste. Erschrocken rang Frost um seine Balance, stützte sich an der Zentralaufhängung ab, um einen Sturz zu vermeiden.
"Scheisse, was ist da los?!", brachte er seine Verärgerung zum Ausdruck.
"Ein Sicherheitsprotokoll ist uns auf die Schliche gekommen", meldete sich Nightsky in seinem Ohr.
"Keine Panik, Owl nimmt sich seiner an. Dennoch mussten wir die Geschwindigkeit des Aufzugs erhöhen, da uns wohl nicht viel Zeit bleibt, bis sich weitere hinzuschalten. Vorsicht, du dringst jetzt in die tieferen Ebenen ein. Die Sensoren müssten in wenigen Sekunden in Sicht kommen."
Eine kurze Pause folgte, er hörte die Hackerin irgendetwas zu Owl sagen.
"Wir zeichnen die Reichweite der Scanner in deiner Sichtprojektion nach. Ich drück dir die Daumen, Cowboy!"
Sie stand ja auch nicht auf einer rasenden Aufzugskabine, die beim kleinsten Fehler direkt in die Hölle stürzen würde. Grummelnd richtete Frost den Blick auf das Dach der Kabine. Das Metall schimmerte in sanftem Blau wie die Eisfläche eines gefrorenen Sees unter seinen Füßen. Nur die Rollen in den Aufhängungen der Kabine leuchteten durch die Reibungshitze in sanftem Rotorange. Ebenso konnte er in schwachem Gelb die Deckenbeleuchtung der Kabine durch das Dach hindurch sehen.
Der schwarze Abgrund unter dem Fahrstuhl schien ihn wie ein hungriges Raubtier anspringen zu wollen. Dann tauchten hell glühende Lichtbahnen in der Tiefe des Schachtes auf, die sich von einer Schachtseite zur anderen spannten, sich pyramidenförmig verbreiterten, ein bizarres Spinnennetz aus einem beständig wechselndem Farbenspiel bildeten, das sich scheinbar bis in die Unendlichkeit erstreckte.
Der hochgewachsene Söldner schluckte. Unter dem Leder des schwarzen Mantels spannten sich lange trainierte Muskelpakete in Erwartung der ersten Sensoren, trotz der Anspannung musterten Frosts eisblaue Augen das Gewirr des Sensorennetzes, prägten sich die Abfolge der oberen Lichtbahnen ein, versuchten ein System in dem wahllos erscheinendem Gespinst zu erkennen, einen Weg zu berechnen, auf dem der Söldner den wachsamen Sensorenaugen entkommen konnte. Anfangs spannten sich nur einzelne Lichtbahnen durch den Schacht, meist in einfachen Bahnen. Diesen konnte er relativ problemlos ausweichen, indem er schnell genug die Seite wechselte.
Kritisch wurde es erst, als mehrere auf einer Ebene angebrachte Sensoren ihre leuchtenden Suchfinger nach Frost ausstreckten. Hastig ließ sich Frost in einer Kabinenecke auf die Knie sinken und rollte sich dann über die Schulter ab, um einer nachfolgenden Dreierreihe zu entgehen. Blitzschnell griff er nach der Kante des Aufzugsdaches, um die Rolle zu stoppen, kämpfte für die Dauer eines Herzschlags um sein Gleichgewicht und stieß sich kraftvoll vom unsicheren Untergrund ab. Die Welt überschlug sich, als er in der Luft den Rücken krümmte, die Beine über den Kopf schwang um am Ende des Saltos wummernd auf dem Kabinendach zu landen. Das Metalldach unter seinen Stiefeln dröhnte unter dem Aufprall, die gesamte Kabine begann zu schwanken, wurde jedoch von den Halterungen in der richtigen Bahn gehalten.
Eine kurze Pause zwischen den Sensoren reichte dem Söldner, um einen Blick auf den Hilfsmonitor zu wagen. Im nächsten Moment wünschte Frost, er hätte es nicht getan.
Unter den Kapuzenträger war Bewegung entstanden. Immer wieder riefen sie lautlose Worte in die Höhle, ihre Körper bewegten sich wie in Ekstase rythmisch hin und her. Der Grund für die Unruhe war unschwer zu erkennen. Über dem schlafenden Mädchen auf dem Altar ragte die Gestalt einer jungen Frau auf. Rabenschwarzes Haar fiel ihr in dunklen Wellen über die Schultern, ein fanatischer Glanz lag in ihren Augen, während ihre Lippen unhörbare Worte formten.
Mit Schrecken sah Frost mit an, wie sie einen kurzklingigen Dolch von einem ihr entgegengehaltenen Samtkissen nahm, ihn mit beiden Händen fasste und die Spitze der Klinge direkt über dem Bauch des Mädchens verharren ließ.
Erst jetzt erkannte Frost die Frau. Es war die selbe, die ihn einige Stockwerke weiter oben mit einem Hagel aus MG-Geschossen eingedeckt hatte. Jetzt wollte sie tatsächlich dieses Mädchen opfern!
"Mein Gott...", hörte er Owl über Funk murmeln, "Was sind denn das für Freaks? Die wollen doch nicht etwa...!"
Weiter kam er nicht, bevor die Frau den Dolch knapp unterhalb des Bauchnabels in den jungen Leib des Mädchens stieß.
Ein erschrockenes Keuchen entwich Frosts Kehle. Diese verrückten Bastarde... Er hätte sie gleich erschießen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte!
"Ddas gibt's doch nicht!", heulte Owl in Frosts Ohr, "Die wollen die Kleine opfern! Frost, das kannst du doch nicht zulassen!"
"Pass auf!"
Frost bemerkte die drohende Gefahr im selben Moment, in dem Nightskys Ruf über die Kommverbindung hallte.
Dennoch wusste er, dass seine Reaktion zu spät kommen würde. Wie in Zeitlupe beobachtete er, wie seine Beine einknickten, versuchten seinen Körper zur Seite zu werfen. Wie sich sein rechter Fuß träge vom Dach löste, um dem heranrasenden Sensorenstrahl zu entgehen. Glaubte das leise Summen des Stromflusses zu hören, der durch die Leiterbahnen des Sensors pumpte. Wusste, dass er es nicht schaffen würde.
Der in glühendem Rot erstrahlende Suchfinger des Sensors tastete in sanften Schwingbewegungen die gegenüberliegende Schachtwand ab, pendelte langsam hin und her und kam dennoch aufgrund der Geschwindigkeit des stürzenden Fahrstuhls rasend schnell näher. Schon durchdrang er widerstandslos die Aufzugskabine, näherte sich der Decke - Und blieb urplötzlich stehen, als der Aufzug mit lautem Kreischen schlagartig zum Stehen kam.
Der abrupte Stopp schmetterte Frost mit der Wucht einer überdimensionierten Faust auf das glatte Metalldach, das Scheppern des Aufpralls übertönte für einen Moment sogar die protestierend kreischenden Bremsen. Blitzende Lichtimpulse tanzten vor Frosts Augen umher, als er benommen den Kopf hob. Der eisenartige Geschmack von Blut lag schwer und bitter auf seiner Zunge, etwas warmes, klebriges tastete sich langsam seine Stirn hinunter. Pochender Kopfschmerz und der beißende Ozongestank von durchgebrannter Elektronik sagte ihm, dass er noch am Leben war. Funkenschauer stieben aus den Schaltkästen neben den Notbremsen.
"Verdammt, müsst ihr mich unbedingt umbringen?"
Knurrend befühlte Frost die Platzwunde knapp unterhalb des Haaransatzes und verfolgte leicht abwesend den Sturz eines Blutstropfens, der in der Thermalsicht schnell verblasste und auf dem spiegelnden Metalldach aufschlug und dort in winzige Perlen zerspritzte.
"Ach du Scheisse, Frost! Lebst du noch?!"
"Nein, ich such dich aus dem Jenseits heim!", maulte der Söldner auf Nightskys Frage und rückte das Sichtgerät zurecht. Seine Rippen protestierten und seine Schulter schmerzte als ob sie jemand mit einem Baseballschläger bearbeitet hätte, aber immerhin schien nichts gebrochen zu sein.
"Was macht ihr da für einen Mist?!"
"Hey, du warst derjenige, der nicht aufgepasst hat!", mischte sich Owl ein.
"Nachdem du mich abgelenkt hast!"
"Hört auf zu streiten!", unterbrach Nightsky den Streit, "Frost, mach, dass du da rauskommst! Lange wird die Überbrückung der Kontrollen nicht mehr anhalten. Und wenn die Systeme merken, dass der Fahrstuhl hinüber ist, lösen sie garantiert den Alarm aus!"
Frost wusste, dass seine Freundin Recht hatte.
"Dann bring mich hier raus", forderte er mit mühsam beherrscherter Stimme. Mit Owl würde er bei Gelegenheit noch ein ernstes Wörtchen reden.
"Öffne die Kabine. Im Boden befindet sich eine Ausstiegsluke für Notfälle. Du bist recht weit unten, von hier aus solltest du die restlichen Sensoren über die Wartungsleiter umgehen können."
Scheppernd gab das Lüftungsgitter in der Decke der Kabine unter einem kräftigen Tritt nach, in einer fließenden Bewegung schwang sich Frost in die Kabine, zog die Beine an um dem noch immer aktivem Sensorstrahl auszuweichen und setzte leichtfüßig auf. Ein winziger, genau dosierter Plastiksprengsatz zertrümmerte die Verriegelungsmechanik der Ausstiegsluke, klappernd fiel die Luke auf.
Dank der Nachtsicht konnte Frost unschwer die Wartungsleiter ausmachen, die sich in eine Einbuchtung der Schwachtwand drückte. Hastig klammerte er sich an der Kante der Luke fest und ließ seinen Körper nach unten gleiten. Indem er mit den Beinen Schwung holte, schaffte der Söldner, nach der nächsten Sprosse zu greifen. Wenig später kletterte er in die Tiefe. Nur ein einziges Mal musste er warten, bis einer der Sensorenstrahlen weit genug zur Seite geschwenkt war, um ein sicheres Durchkommen zu garantieren.
"Bei der nächsten Tür musst du raus", warnte ihn Owl vor.
Die Türen der nächsten Etage kamen nur wenige Sekunden später in Sicht. Die Lettern U-5 prangten undeutlich auf den Doppeltüren. Diese Anlage musste älter sein, als er zunächst vermutet hatte. Pünktlich zu seinem Erreichen der Aufzugstüren, glitten diese lautlos auseinander.
Im selben Moment, in dem Frosts schallgedämpfte Pistolen ein leises Pfft aushauchten, klappten zwei erstaunt blickende Wachmänner wie Marionetten, denen man die Fäden durchtrennt hatte, zusammen, ein unscheinbarer, roter Punkt war auf ihrer Stirn erschienen. Klimpernd tanzten die Patronenhülsen über den Boden, als Frost auf das gepanzerte Schott zutrat, neben dem die beiden Mafiosi Wache gehalten hatten.
"Kriegt ihr das Ding auf?", fragte er die beiden Hacker.
Anders als im Fahrstuhl befand sich in der Wand neben dem Schott die klobig wirkende Metallbox eines Retinascanners. Es war unwahrscheinlich, dass das Gerät die Netzhaut eines der beiden Wachsoldaten annehmen würde. Und da ihre Augen bei ihrem Tod gebrochen waren, müsste Frost sie mühsam herauspulen, um es herauszufinden. Keine sonderlich schöne Arbeit.
"Ich speise die Informationen deiner Glubscher ein", kündigte Nightsky an.
Innerlich gestattete sich Frost ein Aufatmen. Also doch keine chirurgischen Eingriffe. Der Retinascanner summte leise, als ein unsichtbarer Laserstrahl über seine Netzhäute glitt, um sie zu identifizieren. Hoffentlich hatte Nightsky nicht zu viel versprochen. Frost würde sich nicht wundern, wenn irgendwo eine Selbstschussanlage versteckt war...
Ein leises Piepen war zu hören, dann flammte eine grüne Leuchtdiode auf. Ein Klacken, dann schwang das massive Stahlschott zischend auf.
Schon im nächsten Augenblick sprang er in den Raum, die Pistolen in seinen Händen zuckten und spuckten leere Patronenhülsen aus, drei bewaffnete Mafiosi gingen zu Boden, bevor der Rest überhaupt wusste, was geschah. Vor Hackern war nun einmal keine Überwachungskamera sicher...
Der achteckige Raum war überfüllt mit allerhand Schaltkonsolen, Monitoren und einfachen, auf Drehsockeln montierten Stühlen. Abzüglich der drei erschossenen Wachmänner, befanden sich ein Dutzend Mafiosi in perfekt sitzenden, schwarzen Anzügen in dem Raum, sprangen nun von ihren Plätzen auf und brachten die leichten Heckler&Koch Maschinenpistolen in Anschlag.
Mit dumpfen Knattern spuckten mehrere der Waffen Blei, ließen Monitore mit lautem Klirren zerplatzen und funkensprühend Kugeln von den Metallwänden abprallen, als Frost hinter eine der Reihen aus Schaltkonsolen hechtete, im Flug eine der Pistolen fallen ließ, nach einem kleinen, kugelförmigen Gegenstand griff und diesen kurz vor dem Auftreffen auf dem Boden in Richtung der Gegner schleuderte.
"Runter!", brüllte einer der Mafiosi einen Sekundenbruchteil zu spät, als er der Gefahr gewahr wurde.
Ploppend explodierte die Vakuumgranate, entzog für die Dauer eines Lidzuckens sämtliche Luft aus dem näheren Umkreis und schleuderte fünf der Männer zu Boden. Frost griff nach der fallengelassenen MP-5 eines Wachmanns, streckte mit einem Schuss aus der zweiten Pistole einen weiteren Angreifer nieder und stemmte sich in die Höhe, als plötzlich das Licht erlosch.
Feuerscheind flackerte auf, als die Heckler&Koch in seiner Hand knatternd Tod und Verderben erbrach, einen der Wachmänner in eine zuckende Fleischpuppe verwandelte und eine Spur aus Kratern durch die Wand sowie einen der Monitore zog, welcher mit dumpfen Knallen implodierte. In der selben Bewegung zog er die Waffe nach links, verfehlte aufgrund des heftigen Rückstoßes einen zweiten Feind, drängte allerdings mit einem kurzen Feuerstoß aus der Pistole einen weiteren in die Deckung eines Stützpfeilers.
Brennender Schmerz zuckte durch seinen linken Arm, als eine Kugel den Mantel sowie die darunterliegende Kleidung zerfetzte und eine blutige Schramme hinterließ. Das war verdammt knapp gewesen...
Klappernd fiel die MP-5 zu Boden, als der Schlagbolzen in Leerraum hämmerte, kurz darauf folgte ihr die Pistole. Stattdessen huschte Frost geduckt tiefer in den Raum hinein, griff unter den Mantel und zog ein ungewöhnlich kurzläufiges Gewehr hervor.
01.07.2003, 21:39 #31
Skeleon
Beiträge: 793

Mit einem Fluch schob der Trenchcoatler das Funkgerät zurück in seine Manteltasche. Er war rehabilitiert.
Was immer hier vor sich ging, es war Grund genug für den Rest des Antiterrorteams, keinen Mucks mehr von sich zu geben. Wohl oder übel, die Schreibtischhengste mussten ihn wieder einsetzen.
Und jetzt war es an ihm, das kleine Mädchen zu retten, rauszufinden, was mit der Spezialeinheit passiert war und das Beutegut zu sichern.
Scheiße.
Mit ein paar Gesten und knappen Befehlen ordnete er an, die acht Männer aus dem Van zu holen, außerdem noch Kruger. Jetzt brauchten sie jeden, noch so Präsi-loyalen Mann.
Vier der Bullen machten sich auf den Weg, seine Befehle auszuführen während er mit dem Rest das Zwischenlager abbrach, sämtliche Werkzeuge und technischen Hilfsmittel zusammenpackte und sich daran machte, tiefer in das Kastell einzudringen. Es wurde Zeit, sich endlich einzumischen.
Ein letztes Mal schnappte er sich sein Walkietalkie, orderte einige Scharfschützen zur Absicherung des Gebietes rund um das Kastell an und stapfte seinen Männern voraus, durch zertrümmerte, zerschossene Gänge, vorbei an toten Mafiosi und Schutt.
Wer immer diese Schwarzgekleideten waren, sie waren Profis.
Locker baumelte die HKMP5 an seiner Schulter, als der Trenchcoatler erneut seinen schweren Revolver zog und schließlich zweien seiner Leute den Vortritt ließ.
Langsam drangen sie tiefer in das Kastel ein.
Er wagte es, sich den Ohrenstöpsel anzulegen. Anstatt von Beschimpfungen drangen jetzt nur vereinzelt Informationen oder Befehle und ihre Zustimmung über den Äther. Sonst nur angenehmes, statisches Rauschen.
Der Mann atmete auf.
Ein kleiner Funkspruch meldete, dass die Verstärkung von neun Mann, Kruger mitgerechnet, jeden Augenblick eintraf.
Die Gruppe verlangsamte ihr Tempo, um sie aufholen zu lassen, schritt jedoch stets weiter, tiefer ins Herz des Kastells, auf der Suche nach einem Treppenhaus oder Aufzug, mit denen die anderen Stockwerke erreichbar wären. Denn auf dieser Ebene fanden sie nur Tod und Zerstörung vor.
02.07.2003, 08:23 #32
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Glassplitter stoben auf und gingen als scharfzackige Hagelkörner auf Frost nieder, als die flammenspeiende Maschinenpistole des Mafiosis die Monitorreihe zu seiner Linken in eine Kraterlandschaft aus zerbrochenem Glas und zertrümmerter Elektronik verwandelte.
Glassplitter striffen sein Gesicht und rissen die Haut auf, hinterließen blutige Schnitte in seiner Wange.
"Timeout in zehn Sekunden!", kündigte Nightsky das Ende des Blackouts an.
Frost registrierte die Warnung ohne weitere Bestätigung, konzentrierte sich lieber darauf, den MP-Schützen mit seiner eigenen Waffe unter Beschuss zu nehmen. Das modifizierte Sturmgewehr der Marke SIG ließ ein dumpfes Knattern ertönen, als die Bleigeschosse durch den verkürzten, mit einem wuchtigen Schalldämpfer versehenen Lauf gejagt wurden. Frost hatte die Sichtverbindung der Desert Eagle auf das Sturmgewehr übertragen, mit festem Griff verfolgte er mit dem Fadenkreuz des HUDs den Mafiosi, der mit einer Hechtrolle versuchte, dem tödlichen Geschosshagel zu entkommen. Die großkalibrige Munition verwandelte sich in kreischende Querschläger, als die Kugeln gegen die stahlverkleidete Wand hämmerten und wirkungslos von ihr abprallten. Pfeifend zischte eines der verformten Projektile wenige Zentimeter an Frosts Seite vorbei, bohrte sich dann jedoch mit lautem Knallen in eine der Schaltkonsolen.
Von dem Dutzend Mafiosi waren noch vier Stück auf den Beinen. Der überraschende Angriff Frosts sowie sein Vorteil durch das plötzlich verloschene Licht hatten die Sicherheitsleute völlig überrumpelt.
Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ Frost herumfahren. Der orangerot glühende Schemen eines Menschens flammte in der Sichtprojektion auf, die Maschinenpistole zeigte direkt in seine Richtung.
Die Schulterstütze seiner Waffe krachte schmerzhaft gegen Frosts Oberarm, als er den zweiten, leicht in die Tiefe versetzt liegenden Abzug durchdrückte und dem Wachmann einen Schauer aus Bündelmunition entgegenschickte. Die Schrotmunition erwischte den Mafiosi voll in die Brust, schleuderte ihn mit in die Höhe gerissenen Armen nach hinten. Der Mann kollidierte mit dem flimmernden Bild einer Überwachungskamera, ließ es unter dem Aufprall zerbersten und kippte dann haltlos nach vorne, um leblos liegen zu bleiben.
Ein leises Sirren drang an Frosts Ohren, die Neonlampen unter der Decke begannen zu flackern. Mit einem kurzen Feuerstoß stanzte er drei klaffende Einschusslöcher in die Brust eines Feindes, der sich gerade aus seiner Deckung erhoben hatte, um das Feuer zu erwidern. Die Maschinenpistole des Mafiosis jagte einen Kugelschauer knapp neben Frost in die Wand, als sich im Todeskampf sein Finger um den Abzug der Waffe verkrampfte.
Gerade als sich der Söldner zur Seite und in die Deckung einer Konsole warf, explodierte seine Brust in brutalem Schmerz. Ein Hammerschlag schmetterte ihn aus der Bahn und auf den Boden. Aufschreiend vor Schmerz krachte er auf ein Gitter der Bodenverkleidung, überschlug sich halb und blieb zitternd liegen. Sein Brustkorb hatte sich in einen Ozean aus Flammen verwandelt, ein Teil des Höllenfeuers, dem er in dem Aufzug entkommen war. Seine Hand verkrampfte sich um die Gitterstreben, als seine Lunge verzweifelt nach Luft rang. Rote Schlieren verschleierten sein Sichtfeld. Sein Bewusstsein drohte in einen zutiefst schwarzen Abgrund zu stürzen, als ihn ein Tritt in die Seite auf den Rücken rollen ließ.
Schwer blinzelnd erkannte er den Mafiosi, den er mit der Sturmgewehrsalve in Deckung getrieben hatte. Die Mündung seiner MP-5 war drohend auf Frosts Gesicht gerichtet, in den Augen des Mannes stand die pure Mordlust.
"Elender Bastard!", zischte der Mafiosi, und ließ mit einem Ruck am Auswurfshebel drei Patronenhülsen zu Boden klimpern.
Kaum schlug die erste Hülse mit einem hellen Kling auf dem Metall auf, da spuckte Frosts Waffe auch schon eine Schrotladung in den Unterleib des Mannes, als er das Gewehr hochriss.
Mit einer blitzschnellen Rolle brachte er sich in Sicherheit, als der Mafiosi brüllend den Abzug durchdrückte, bevor er blutend zu Boden ging.
Stöhnend stemmte sich Frost in die Höhe und legte auf den letzten Feind an, der sich gerade von der Wirkung der Vakuumgranate erholte und wankend auf die Beine kam. Als er das Klicken des Abzugs hörte, war es schon zu spät - Eine Dreiersalve aus dem schallgedämpfen Lauf zerfetzte seinen Körper und ließ ihn röchelnd zu Boden sinken.
Der Söldner unterdrückte einen erneuten Schmerzensschrei, fiel auf ein Knie herab und ließ das Sturmgewehr sinken. Seine Hand glitt zu der Stelle an seiner Brust, an dem ihn die zwei 9-mm Geschosse getroffen hatten. Die unter seinem Mantel liegende Spectraweste hatte die Kugeln aufgefangen, jedoch nicht verhindern können, dass zwei seiner Rippen unter der Wucht der Aufschläge gebrochen waren.
Mit letzter Kraft schleppte sich Frost zu dem Hauptcomputer und ließ sich schwer in den Drehsessel sinken. Eine schmale Diskette fand ihren Weg in das Laufwerk des Rechners und übertrug nur wenige Augenblicke später ein Paket gefährlicher Viren und anderer Hackerspielereien.
"Ihr habt die Kontrolle", keuchte er noch mühsam über Funk.
Dann fiel sein Blick auf den Hilfsmonitor seines Sichtgeräts - Gerade rechtzeitig, um zu beobachten wie die Frau den letzten Dolch in die Brust des Mädchens stieß.
06.07.2003, 12:07 #33
Arson
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Sirrend sauste der geschliffene Stahl durch die Luft, zuckte blitzartig auf den stöhnenden Fleischsack hernieder, eine silbriger Lichtsichel, dünn und zierlich, doch mit der Kraft eines Dampfhammers. Knackend gaben die morschen Knochen unter dem Aufprall des gleißenden Metalls nach, die gräuliche, pergamentartige Haut, die sich straff und trocken über den ausgemergelten Brustkorb eines Verhungerten zog, riss mit einem spröden Laut, entließ einen gewaltigen Schwall madenzerfressener Innereien aus ihrem natürlichen Gefängnis. Das gequälte Seufzen der zerfetzten Kehle verwandelte sich in ein heiseres Zischen als die unnätürliche Kraft aus den abgestorbenen Muskelsträngen wich, die leblosen Gelenke einknickten und das bizarre Wesen des Abgrundes wieder zu dem wurde, was es vorher gewesen war - die Überreste eines längst verstorbenen Menschen.
Reglos und ruhig beobachtete Arson, wie der Zombie vor ihm zusammenbrach, die Spannung aus seinen Gliedmaßen wich und der völlig zerstörte Körper langsam auf den stinkenden Haufen seiner eigenen Eingeweide sackte. Ruckartig wurde das lange Katanaschwert zurück in die schwarze Hartplastikscheide gesteckt und der durch eine gleichfarbige Gesichtsmaske verhüllte Kopf gedreht. Dunkle, grünlich-braune Augen musterten die Szenerie der Verwüstung, die die weitläufige Speisehalle dominierte. Der Raum würde seinen alten Zweck wohl nie mehr erfüllen können, selbst wenn man den übelkeitserregenden Verwesungsgeruch und die matschigen Fleisch- und Knochenhaufen beseitigen würde, so war die Einrichtung von knatternden Gewehrssalven und donnernden Granatexplosionen dermaßen zerstört, dass große Teile von Wand und Boden schlichtweg weggesprengt worden waren und man nun einen Blick auf die dicken Kabelstränge und in den Beton eingelassenen Stahlpfeiler werfen konnte, die das Kastell überall durchzogen.

„Verdammte Scheiße, was war das denn?“
Mißtrauisch trat Hasegawa an einen der reglosen Kadaver heran, tippte mit der Spitze seines schwarzen Kampfstiefels gegen die blutige Masse, die einmal wohl ein Kopf gewesen sein musste, überzeugte sich somit davon, dass die Bestie tatsächlich nicht mehr aufstehen würde. Der hochgewachsene Japaner machte einen angespannten, hochkonzentrierten Eindruck.
„Sieht mir nach ’ner Horde hungriger Zombies aus.“ Niboku hatte ihre Gesichtsmaske vom Kopf gezogen, blickte nun mit einer undeutbaren Miene auf die Überreste der Toten hernieder. Ihr Schwert hielt sie noch immer mit beiden Händen umklammert. „Irgendwas stinkt in diesem Kastell gewaltig. Ich kenne nicht viele Leute, die sich eine Privatarmee aus Leichenteilen halten.“
-„Nichtsdestotrotz haben wir einen Auftrag.“
Ohne Eile schritt Arson auf einen der in die Wand eingelassenen Aufzüge zu, trat die am Boden liegenden Fleischsäcke dabei achtlos zur Seite, um anschließend einen Blick in die stählerne Kabine zu werfen.
„Es gibt keine Knöpfe in diesem Ding.“
Hasegawa trat neben den hochgewachsenen Halbjapaner, betrachtete den Aufzug mit einer beiläufigen Kopfbewegung, wandte sich dann wieder ab und winkte den Rest der Truppe zu sich. Während sich die überlebenden Yakuza sammelten, zählte Arson die verbleibenden Kämpfer. Es waren 13 an der Zahl, allesamt mit leergeschossenen Maschinenpistolen und verbrauchtem Granatenvorrat. Die am Boden liegenden Waffen der Opfer des Zombieangriffs waren ebenfalls unbrauchbar, die Untoten hatten in ihrem stumpfsinnigen Hunger an den Läufen und Griffen gezerrt und gebissen, sie durch ihre unmenschliche Kraft verbogen oder zerbrochen. Verdammte Biester.
„Ich denke es ist an der Zeit, mal in unsere Reserverucksäcke zu schauen. Ich hoffe, dein Team hat brauchbares Material mitgebracht. Ich habe so das Gefühl, als wären wir hier noch nicht fertig.“
Hasegawa, an den die Worte gerichtet waren, funkelte Arson aus schmalen Maskenschlitzen an, sagte jedoch nichts. Stattdessen nickte er zweien schwer beladenen Yakuza zu, die ihre Säcke daraufhin auf einer noch halbwegs erhaltenen Tischplatte abstellten und die stählernen Schnallen öffneten.
„Wir haben hauptsächlich Zusatzmunition und Sprengsätze mitgebracht.“
-„Na toll, Munition, was nützt sie uns wenn wir keine Waffen haben?“
Niboku verdrehte die Augen und seufzte.
„Entschuldige bitte, dass wir nicht mit einem Angriff einer Zombiehorde gerechnet hatten. Das nächste Mal bringe ich selbstverständlich Silberpflöcke und Knoblauch mit.“
-„Das hilft nur gegen Vampire du Idiot.“
„Ich zeige dir gleich…“
-„Ruhe!“ Arsons Faust donnerte so hart auf die Tischplatte, dass die von den Kronleuchtern heruntergefallenen Kristallscherben nur so klirrten. Sowohl Hasegawa als auch Niboku stellten ihre hitzigen Streitereien ein und blickten den Halbjapaner an. Dieser wandte sich an Hasegawa.
„Also, was können wir davon gebrauchen?“
Der Yakuza stülpte beide Rucksäcke um und verteilte ihren Inhalt auf der Tischplatte, um anschließend damit zu beginnen, in dem reichhaltigen Arsenal herumzuwühlen. Schließlich drehte er sich um, drückte Arson eine Uzi Maschinenpistole in die Hand, während er die Viper Mp für sich selbst behielt. Niboku warf er kommentarlos einen Granatwerfer vor die Füße.
„Ein paar Ersatzwaffen hatten wir schon dabei.“
-„Genau das, was wir jetzt brauchen.“ Zufrieden nestelte Niboku an der Magazintrommel ihres Werfers herum, trat dann an den Tisch heran, um sich zusätzliche Granaten aus dem Ausrüstungshaufen zu klauben. Auch Arson steckte sich so viele Ladestreifen ein, wie er finden konnte, wandte sich dann abermals an Hasegawa.
„Wir müssen in diesen Aufzugsschacht gelangen. Sicher wird er uns in die inneren Bereiche des Kastells führen.“
Der Yakuza winkte ab, deutete dann auf einen etwas abseits stehenden Krieger, der sich gerade eine klobige Gasflasche auf den Rücken schnallte.
„Kein Problem. Im Gegensatz zu Zombies haben wir mit Stahlschleusen oder andersartigen Barrikaden gerechnet. Wir schweißen den Boden der Kabine auf und seilen uns anschließend ab. Das ganze dauert nur wenige Minuten.“
Arson nickte und riss am Ladehebel seiner Uzi, beförderte si die erste Kugel in den kurzschnäuzigen Lauf der Waffe.
„Dann los.“
07.07.2003, 17:03 #34
Skeleon
Beiträge: 793

Ein wenig lächerlich kam sich der Trenchcoatler doch vor, als er auf Knien hinter der umgestürzten, verchromten Tischplatte in Dreck und Glassplittern kroch und sich die Ohren mit beiden Händen vor dem Donnern der Maschinenpistolen abschirmte.
Er fluchte, doch das ging im Rattern der nächsten Salve unter, dann erhob er sich, streckte den rechten Arm aus und bereitete sich auf den schweren Rückstoß vor. Hart hämmerte die Waffe in seiner Hand, als er eine Kugel nach der anderen begleitet von einem grellen Lichtblitz abgab. Das dumpfe Geräusch ging in dem Stimmengewirr und den Geräuschen zahlreicher anderer Waffen unter.
Vier ... fünf ... sechs!
Er warf sich wieder zu Boden, sein Revolver war leer. Er schob ihn grob in eine seiner Taschen, umklammerte den Griff seiner eigenen Maschinenpistole, die bis dahin nutzlos an seiner Schulter gebaumelt hatte und richtete sich erneut auf.
Seufzend schüttelte der Trenchcoatler den Kopf. Er hasste Schnellfeuerwaffen.
Mit der zweiten Hand packte er den Lauf der Waffe, biss die Zähne zusammen ... und drückte den kalten Abzug nach hinten.
Seine Ohren drohten zu explodieren als die grellen Lichtblitze aus der Mündung schlugen, Flammen leckten rund um den Lauf und der Trenchcoatler fürchtete fast, sich zu verbrennen. Mit unmenschlicher Gewalt stieß sich die Maschinenpistole in seine Armbeuge, dumpf hämmerte sie in seinen Ohren und grausam wütete sie unter den anrückenden Feinden.
Reihe um Reihe stürzten widerwärtige, halbverfaulte Kreaturen in den Raum, Menschen, Tiere und zur Unkenntlichkeit verkommene Wesen, für die der Tod die einzige Hoffnung zu sein schien.
Aufgedunsenes oder vertrocknetes Fleisch wurde vom schnellen Stakatto der mehr als einem Dutzend Maschinenpistolen zerrissen, Knochen splitterten und geronnenes Blut spritzte.
Der Trenchcoatler schloss angeekelt die Augen und konzentrierte sich darauf, den Lauf der Maschinenpistole gerade zu halten.
Was ist das für 'ne Scheiße, in die ich da geraten bin? dachte der Mann verzweifelt, ehe er die Augen wieder öffnete. Links von ihm stürzte ein Untoter voran, der Bulle, der dort die Linie hielt lud völlig aufgelöst, verwirrt und unsicher nach.
Klappernd fiel das Magazin zu Boden, als es ihm aus der Hand glitt.
Der Trenchcoatler warf sich zur Seite, stieß den Mann weg und drückte den Abzug voll durch.
Schmerzhaft bohrte sich die Waffe in seine Schulter, doch der Zombie wurde von der Salve zurückgeworfen, seine Beine jagten gen Himmel und sein Oberkörper zerstieb beim Aufschlag auf den harten Marmor.
Der Trenchcoatler wich ein Stück zurück und half dem Gestürzten auf, während ein anderer Bulle die Lücke in der Verteidigung stopfte.
Inzwischen nahm der Trenchcoatler das Gewummere der Waffen gar nicht mehr war. Gehetzt sah er sich um.
Der Raum hatte nur diesen einen Ausgang, die Doppeltüren, durch die die Untoten in den Raum strömten, ohne Rücksicht auf ihre verfaulten Körper, ohne Ziel, ohne Hirn.
Der Schädel einer Kreatur zerbarst unter einer Salve von Kugeln, damit wurde die Hypothese des Trenchcoatlers zumindest im letzten Punkt widerlegt, als dieser sich wie verdorrte Staubflusen über den ganzen Raum verteilte.
Er nestelte an seiner eigenen Maschinenpistole herum, klackend brachte er das leere Magazin heraus, achtlos warf er es beiseite, fingerte in seinen tiefen Taschen nach einem Ersatzmagazin und fügte es mit einem Klicken in den Lauf der Waffe ein.
Mit einem grimmigen Blick hob er die Maschinenpistole und legte auf die hereinströmenden Untoten an.
Gerade wollte er den Abzug durchziehen, als der letzte der Zombies unter dem Sperrfeuer der Bullen zu Boden ging.
Ein unmenschliches Stöhnen, dann Stille.
Der Nachhall des Gemetzels dröhnte dem Trenchcoatler noch immer in den Ohren. Er ließ die Waffe wieder achtlos baumeln, zückte seinen Revolver und lud ihn mit geübten Bewegungen durch.
Dann erst sah er sich um.
Zwei Polizisten lagen im hinteren Bereich des Raumes mit noch immer erhobenen Waffen und ungläubigem Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie waren verwundet und der Gerichtsmediziner kümmerte sich notdürftig um sie. War er zwar eigentlich eher für Tote zuständig hatte er doch Allgemeinmedizin studieren müssen, um soweit zu kommen. Wie weit zu kommen? In eine verdammte Todesfalle ...
Ein anderer Bulle lag vor der provisorischen Barrikade. Er hatte das Pech gehabt, gerade in dem Augenblick an der Tür zu stehen, als das Blutbad losging. Er war tot, von zahllosen Leibern in wahnsinniger Wut zerrissen.
Der Trenchcoatler schluckte schwer und sah sich weiter um.
Hinter der Blockade, die aus genau drei schweren, umgeworfenen Tischen bestand, die allesamt von Einschusslöchern, Kratzern und Beulen geziehrt waren, standen mehr oder weniger aufrecht die restlichen Polypen. Sie luden ihre eigene Waffe durch, blickten einander verwirrt und verängstigt an oder brachen auf der Stelle auf dem Boden zusammen.
Diese Männer hatten hier nichts zu suchen, kam dem Trenchcoatler in den Sinn. Es waren Verbrecherjäger. Sie jagten Bankräuber, Zuhälter und Verkehrssünder, aber keine ... Untoten.
Der ganze Raum war von Querschlägern zerstört, der Bereich vor der Blockade war von den fauligen oder staubigen Überresten der zahllosen Zombies übersät. Kopfschüttelnd ging der Trenchcoatler auf die zerfetzten Kadaver zu.
Er musste seine Leute hier rausbringen.
Mit vor Jahren einstudierten Handzeichen machte er seinen Männern klar, was er von ihnen verlangte. Sie alle erhoben sich und bahnten sich ihren Weg, hinaus auf den zerschossenen Gang. Die Kadaver der Untoten und die Leiche ihres Kameraden versuchten die Männer nicht weiter zu beachten.
Er würde die Leute hier rausholen, er würde sie rausholen, in was für einer Scheiße auch immer sie festsaßen.
Der Trenchcoatler war sich nicht einmal sicher, ob er das wissen wollte.
Abrupt blieb die Truppe stehen.
Vor ihnen versperrte ein massiver Schutthaufen den Weg.
Er zückte sein Walkietalkie und funkte das HQ an.
"Der Weg ist blockiert! Führt uns hier raus!"
"Das muss die Explosion vor wenigen Minuten gewesen sein. Augenblick - ja, die Fenster dieses Gebäudeflügels weisen alle auf die Steilklippen hin - kein Fluchtweg. Sucht einen Weg zum Treppenhaus und geht zum Dach, dort können wir euch rausholen."
Immerhin Blaupausen konnten die Schreibtischhengste lesen, dachte der Trenchcoalter zufrieden und führte seinen Trupp in die entgegengesetzte Richtung.
Näher zum Treppenhaus. Näher zum Dach. Näher zur Rettung.
Doch auch näher zu den Untoten.
12.07.2003, 19:27 #35
Tak
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Tak folgte der Opferung, die Satura da unten abzog, nur mit halbem Interesse. Sein Blick streifte über all die religiösen Fanatiker, die sich in der Halle versammelt hatten und musste unweigerlich ein wenig lächeln. Wie einfach sich doch Menschen manipulieren ließen, wenn man nur an der richtigen Stelle den Hebel ansetzte...
Ein wenig gelangweilt von dem monotonen, einschläfernden Singsang betrachtete der Priester die Gatlinggeschütze, die sich auf stählernen Plattformen an den Wänden der Halle befanden und das gesamte Gewölbe überblickten. Die Schützen, unter denen sich die besten Leute des Paten befanden, waren hinter dicken Panzerglasscheiben gut geschützt. Ja, ja, wenn es um sein Heiligtum ging, verließ sich der Pate doch noch lieber auf Menschen statt auf manipulierbare Computer, auch wenn es natürlich auch eine Menge Selbstschussanlagen gab hier unten.
„Die Zombies...“
Statisches Rauschen übertönte die Worte des Sprechers in Taks Empfangsgerät. Der Priester drückte selbiges ein wenig fester in sein Ohr, auch wenn das nicht viel bringen würde.
„Ja? Was?“, fragte er, doch das rauschen hielt noch einen Moment an, bis Tak den Mafioso am anderen Ende der Leitung wieder verstehen konnte. Irgendwer schien mit den elektronischen Systemen des Kastells herumzuspielen, ständig klappte etwas nicht so wie es sollte. Unweigerlich wanderte der Blick des Priesters wieder zu den Gatlinggeschützen und den zahlreichen Fackeln an den Wänden.
„Ähm... Ja, die Zombies im siebten Stock haben wohl ein Problem. Die Japse hacken sich mit ihren Schwertern durch. Ihnen scheint die Munition ausgegangen zu sein..“
Tak konnte förmlich hören, wie der Mafioso die Lippen zu einem hämischen Grinsen verzog, während er den letzten Satz aussprach.
„Allzu viel vom Kampfgeschehen kann ich nicht erkennen, die Kameras spielen immer wieder verrückt.“, redete er weiter, Tak nickte verstehend, auch wenn diese Geste ziemlich sinnlos sein dürfte.
„Ich seh’ mir das mal an und nehm ein paar Überraschungseier mit.“, Antwortete der Priester, Franco bestätigte am anderen Ende der Leitung kurz. Tak nahm seine beiden Maschinenpistolen zur Hand und wandte sich von der Opferung ab, die ohnehin nicht allzu interessant zu sein schien. Ohne Eile begab sich der Priester in einen kleinen Gang, er ein Stück tiefer in die Erde führte, oben in der tristen, grauen Betondecke war eine Selbstschussanlage angebracht. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht sie zu versteckten, ihre Servomotoren surrten leise, während der Lauf nach links und rechts schwenkte.
Am Ende des kurzen Ganges befand sich eine gepanzerte Tür, die einen Fingerabdruck und Augenscann später leise schabend zur Seite glitt und den Blick auf eine der am besten bewachten Abteilungen des gesamten Kastells freigab.
Bevor er durch die Tür trat hob Tak die Hände, der Grund dafür wurde auch schnell ersichtlich, denn im darauffolgenden Raum wurde er bereits von zehn in lange schwarze Roben gekleideten Männern mit schussbereit erhobenen Maschinenpistolen und einem Flammenwerfer erwartet. Auch hier verließ sich der Pate nicht völlig auf seine Technik...
Als sie Tak erkannten nickten sie kurz und ließen die Waffen sinken, der Priester nahm jetzt auch seine Hände runter und bog nach links ab, wo eine Tür, die wiederum Fingerabdrücke und Augenscann verlangte, in die eigentliche Halle.
Tak betrat selbige über einen metallenen Steg, von dem aus man einen recht guten Überblick über die gesamte Halle bekam. Der Lärm von Maschinen dröhnte durch die Anlage und wurde von den kahlen Betonwänden zurückgeworfen, dicke Kabel und Schläuche wanden sich überall über den Boden und die Wände. Die gesamte Halle war mit seltsamen Glasbecken vollgestellt, in einigen davon befanden sich menschlich aussehende Gestalten. Schläuche führten in die Körper, die in einer trüben Flüssigkeit schwammen.
Tak schenkte dem allerdings keine Aufmerksamkeit, er stieg die Treppe nach unten hinunter und suchte zielsicher seinen Weg durch die Glaskanister. Elektrische Entladungen sprangen zwischen kupfernen Kugeln hin und her, summend überwachten spezielle Apparaturen die Objekte in den gläsernen Gefängnissen, pumpten Nährstoffe und Sauerstoff in die reglosen Köper. Diese spezielle Halle besaß eine völlig eigene Stromversorgung, so dass sie nicht von den Blackouts betroffen wurde, die das Kastell in der letzten Zeit immer wieder heimgesucht hatten.
Überall patroullierten schwarz berobte Männer mit Maschinenpistolen, die Tak misstrauisch beäugten, von dem Priester allerdings nicht weiter beachtet wurden. Er steuerte zielgerichtet auf eine der hinteren Winkel zu, hinter einer weiteren kleinen Tür befand sich ein ebenso kleiner Raum. Die ganze Einrichtung bestand aus einen Aluminiumtisch mit einem Computer darauf, sowie einen ziemlich fetten Mann, der auf einem abgenutzten Drehstuhl saß und an dem Computer irgend ein Ballerspiel zockte.
„Abend, Alfred.“, grüßte Tak kühl, der Fettklops blinzelte den Priester aus kleinen Schweinsäuglein an.
„Was darf’s sein?“
„Meine Servitoren.“
Alfred nickte und beendete notgedrungen sein Ballerspiel, um anschließend etwas auf seiner Tastatur herumzutippeln.
„Warten.“, meinte er nach etwa fünf Minuten, Tak nickte nur und verließ das Zimmerchen wieder, in dem sich Alfred wieder seinem Spiel widmete.
Der Priester war noch nicht lange wieder durch die Halle gegangen, als sich drei recht bizarre Geschöpfe zu ihm Gesellten. Sie sahen aus wie Mischungen zwischen Menschen und Robotern, ihre Körper waren mit Stahlplatten gepanzert, die Arme waren gegen verschiedene Waffen ausgetauscht worden. Einer der Kampfservitoren lief mit zwei Maschinengewehren durch die Gegend, deren Munitionsgurte in einen Tornister führen, der auf seinem Rücken befestigt war. Der zweite besaß statt des rechten Arms einen Flammenwerfer, der linke Unterarm hingegen war gegen eine Schnellfeuerwaffe ausgetauscht worden. Und Nummer drei schließlich hatte Kreissägen statt Händen. Die Körper aller drei Kampfservitoren waren von Kabeln, Schläuchen und Stangen durchzogen, die die Kraft und Konstitution der Biester in die Höhe trieben. Im Grunde genommen handelte es sich um modifizierte Menschen, eigentlich waren nur noch die Gehirne wichtig. Die Intelligenz der Servitoren war auf das Kampfverhalten beschränkt worden. Somit vereinten sie die Vorteile von Menschen und Maschinen im Kampf, Flexibilität und enorme Zerstörungskraft. Hinzu kam noch der Angstfaktor...
Zufrieden musterte Tak die Styx – Gruppe, seine Gruppe. Diese Servitoren waren nach seinen Vorstellungen konstruiert worden und hatten ihn bis jetzt nicht enttäuscht...
„Franco, wie ist die Lage?“, erkundigte sich der Priester über Funk und wartete einen Augenblick, bis das statische Rauschen durch die stimme des Mafioso ersetzt wurde.
„Die Japse haben sich abgesetzt und sind wahrscheinlich auf dem Weg nach unten. Dafür bewegt sich die Bullerei nach oben...“
„Danke.“
Tak grinste. Dann würde er der Bullerei mal einen kleinen Besuch abstatten...
13.07.2003, 09:03 #36
Skeleon
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Leise vernahmen die Männer das Flappen und Dröhnen des Hummel-Helikopters, zwei Stockwerke über ihnen. Leise knirschten Sand, Staub und geborstenes Glas unter ihren Stiefeltritten. Sie hatten das Treppenhaus ausfindig gemacht und nun stapften die Männer einer nach dem anderen, der Trenchcoatler voran, hinauf, aufs Dach.
Grau in Grau, Stahl-Beton, Lack und Staub.
Misstrauisch spähte der Mann über die Kante zum ersten Obergeschoss. Die gläserne Eingangstür war zersplittert und nur das verbogene Metall hing noch in den Angeln. Dahinter befand sich ein rußgeschwärzter Raum - hier war eine der Explosionen hergekommen.
Alles ruhig - fast zu ruhig.
Zögerlich erklomm der Trenchcoatler Stufe um Stufe und winkte seinen Männern, im zu folgen.
"Wrrrrie ssssst drrie Laaagrrss*zisch*."
Das Funkgerät war tot. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Schließlich hatte die Gruppe das erste Obergeschoss hinter sich gebracht und folgte weiter der Treppe nach oben. Die Zeit verrann schrecklich zähflüssig.
Zwei seiner Untergebenen hasteten die letzten Stufen zum zweiten Obergeschoss empor und blieben dort abrupt stehen, rissen ihre Waffen empor und feuerten blind in Richtung der gläsernen Doppeltüren. Nur einen Augenblick später wurden die Männer von einer unmenschlichen Gewalt an die Wand gehämmert - helle Lichtblitze schlugen ihnen in Brust und Körper ein und nagelten sie regelrecht gegen den grauen Beton, ehe sie blutend in sich zusammensackten. Im selben Moment verlor der Trenchcoatler den Kontakt zur Nachhut, als mit grausamem Dröhnen eine Schnellfeuerwaffe leergeschossen wurde - dicht gefolgt vom Rauschen und dem Licht lodernder Flammen. Angst- und Schmerzensschreie gingen in alles verzehrendem Feuer auf, um so schnell wieder zu vergehen, wie sie erklungen waren. Der Trenchcoatler blickte sich verwirrt und hilflos um. Über den Lärm der Vernichtung erhob sich metallenes Quietschen, Kreischen, wie einer Säge, Kratzen wie von unsauber montierten Gelenken und das Scheppern schwerer Metallplatten.
Der Mann warf einen Blick in das Stockwerk unter ihm - eine widerliche Parodie eines Roboters stapfte mit staksigen Bewegungen durch die zerschundenen Doppeltüren in das Treppenhaus hinein, an einem Arm brannte eine hellblaue Flamme, die immer wieder von tödlichen Feuerstößen gebeutelt wurde. Die grellen Lichtblitze, die die verzweifelten Bullen abfeuerten schlugen als Querschläger von dem leicht gebogenen Metallplatten ab und das Wesen machte sich nicht einmal die Mühe, auszuweichen - offensichtlich war es sich darüber bewußt, wie wenig sie ihm schaden konnten.
Ein Blick nach oben: Das selbe Szenario, nur waren es hier zwei, während die eine Kreatur blind in die an der Treppe aufgereihten Bullen feuerte, wartete die zweite ungeduldig auf ihren Einsatz - auf den Einsatz ihrer tödlichen Kreiselklingen.
Der Trenchcoatler stieß in dem allgemeinen Durcheinander jemanden an - es war Kruger. Das Arschloch.
Er nickte ihm zu, riss ihn am Kragen herum und stieß ihn die Treppe hinunter, dem ersten Cyborg in den Rücken. Seltsam gedämpfte Schreie waren die Folge, der Trenchcoatler sprang hinterher, landete auf Krugers Rücken und machte ein paar schnelle Schritte in Richtung Tür - er hörte seinen früheren ersten Mann noch fluchen, ehe der ihm hinterherkam - die Schreie der Männer gingen im Rattern der Maschinengewehre und dem Kreischen der Kreissägen unter.
Schnell rannte der Mann um einige Ecken, suchte sich seinen Weg über den Hauptkorridor und versuchte wegzukommen, einfach weg von diesen Bestien, die seine Männer auf dem Gewissen hatten. Verwirrt blieb er vor einem großen Panoramafenster stehen. Eine halbe Meile weiter unten rauschte dunkel das Meer. In die Falle getappt.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich - Kruger stapfte auf ihn zu, in einigem Abstand gefolgt von drei weiteren Bullen.
"Schöne Scheiße, Mann!" rief Kruger, ehe er den Trenchcoatler in die Magengrube boxte - der ging stöhnend in die Knie.
"Sagen Sie mir, wie wir hier wieder rauskommen! Ein Dutzend guter Männer werden in diesem Augenblick abgeschlachtet und Sie rennen davon -"
"Wärst du nicht weggerannt wärst du bereits tot, Vollidiot!" presste der Trenchcoatler heraus, was Kruger mit einem Tritt quittierte.
"Mir reichts mit Ihren Spielchen, Sir! Ich werde Ihnen -"
"Versuchs doch." erwiderte der Trenchcoatler kalt - mit seiner Rechten fingerte er nach seinem Revolver, zielte und schoss durch den dünnen Stoff - eine helle Flammenzunge leckte aus dem Loch hervor und durchschlug Krugers Kniescheibe.
Schreiend brach der Mann in sich zusammen - die anderen drei Bullen waren unschlüssig.
"Nehmt ihm die Waffe ab!" rief der Trenchcoatler und in diesem Moment wich die Starre von ihnen - trotz allem waren sie ihm noch loyal, anders als dieser Sohn einer ...
Er erhob sich und trat Kruger wuchtig in den Schritt, statt zu Stöhnen quiekte der nur noch.
"Sperrt ihn irgendwo in eine Besenkammer, gebt ihm eine Waffe und dann nichts wie weg."
Damit war Kruger zum Tode verurteilt, aber er wollte ihm zumindest eine Waffe dalassen, um sich zeitweilig schützen zu können.
Schnell war das erledigt - Kruger war im Moment sowieso nicht in der Verfassung, aufzumucken - und gerade in dem Moment, als sie losmarschieren wollten tauchte eine Gestalt in weitem, schwarzen Umhang aus einem Seitengang auf.
"Ihr seid meinen Servitoren entkommen? Glückwunsch."
Er klatschte spöttisch in die Hände.
"Zu schade, dass sie so hartnäckig sind."
Hinter ihm stapften die drei Cyborgs aus demselben Seitengang und bauten sich hinter ihm auf. Das Wesen mit den Kreissägen war über und über mit roten Blut besudelt. Seine graue Zunge leckte über die gesprungenen Lippen.
Der Trenchcoatler wusste, dass die vier Männer keine Chance hätten.
Er suchte nach einer Blendgranate, öffnete die Sicherung und bereitete sich darauf vor, sie dem Robenträger direkt vor die Füße zu werfen - das würde ihm zumindest ein wenig Zeit verschaffen.
Doch da schrie er überrascht auf, als das Gebäude unter einer weiteren Explosion, irgendwo tief unten, erzitterte und er die Granate zurück in seine Tasche fallen ließ - entsichert. Mit einem dumpfen Knall ging der Feuerblitz los und brannte ihnen dunkle Nachlichtflecke in die Netzhaut.
Naja, er hatte seine Lebensversicherung seit langem abgeschlossen und der Mistkerl von Bruder würde sich freuen.
Mit diesem Gedanken riss er Maschinenpistole und Revolver in die Luft und feuerte - noch immer geblendet - in die Richtung der Angreifer. Unter dem Rückstoß taumelte er ein Stück zurück.
Er hörte grausiges Lachen, als die Kugeln seiner Maschinenpistole von den Metallplatten abprallten - und er hörte ein Glucksen und unmenschliches Keuchen, als sich die Magnumpatronen seines Revolvers durch den Stahl bohrten und das empfindliche Fleisch des Cyborgs durchschlugen.
13.07.2003, 15:46 #37
Tak
Beiträge: 3.270

Tak riss geblendet den linken Arm vor die Augen, während er mir der Rechten unter seine Jacke griff und eine großkalibrige Pistole zum Vorschein brachte. Der glatte, weiße Kolben der Waffe lag dem Priester gut in der Hand, das chromglänzende Metall bildete einen sonderbaren Kontrast zum schwarzen Anzug des Priesters. Taks ‚kleine Freundin’, wie er die Waffe manchmal nannte. Es handelte sich um eine Spezialenfertigung, trotz den großen Kalibers wirkte sie nicht klobig, eine gewisse tödliche Eleganz konnte ihr nicht abgesprochen werden. Der Rückstoß war aufgrund eines speziellen Dämpfungsmechanismus minimal, ein Laser half beim Zielen. Auf dem perlmuttfarbenen Griff war das alte Siegel der torinischen Inquisition eingraviert – Tak mochte die gute alte Inquisition, ihr Gespür dafür, mit teilweise einfach Mitteln enorme Schmerzen zu verursachen... Schade, dass die Kumpels ‚ausgestorben’ waren. Einen Inquisitor hätte er nur zu gern mal kennen gelernt.
Aber im Moment waren andere Dinge als die Inquisition wichtig. Während noch immer helle Flecken über seine Netzhaut rasten, bekam er am Rande mit, wie Styx II scheinbar getroffen zurücktaumelte. Die Kreatur ballerte mit seiner kleinkalibrigen Schnellfeuerwaffe ziellos herum, das rattern der Maschinenpisten und das Krachen des Revolvers des Bullen vermischte sich mit den trockenen Einschlägen der Kugeln. Putz und kleine Betonsplitter rieselten zu Boden, feine Staubwölkchen breiteten sich aus...
„Hör mal auf solchen Lärm zu machen!“, fauchte Tak und riss seine Pistole hoch, sein Finger krümmte sich um den Abzug. Mit einem Donnern verließ das Projektil den Lauf, um einen Bruchteil einer hundertstel Sekunde später im linken Oberarm des ballernden Bullen einzuschlagen. Obwohl der Treffer den Arm eher streifte, zerfetzte er Haut und Muskeln, ein dicker Blutspritzer klatschte auf die Wand hinter dem Polizisten, kurz oberhalb des kinderfaustgroßen Loches, welches die Kugel in den Putz gerissen hatte. Der Polizist taumelte zurück, seine Waffen verstummten. Der Ziellaser an Taks Waffe erzeugte einen unscheinbaren roten Punkt zwischen den Augenbrauen des Mannes...
„Genug gespielt.“, stellte Tak trocken fest, sein Blick wanderte kalt von einem der Polizisten zum anderen und dann kurz zu Styx II. Dieser lag auf dem kalten Marmorboden, die Kugel, welche die Panzerung durchschlagen hatte, hatte scheinbar irgend etwas lebenswichtiges erwischt.
Mist.
„Helft ihm hoch.“, wies der Priester kalt die übrigen drei Bullen an, während seine Pistole ruhig von einem zum anderen schwenkte.
„Detective Skeleon...“
Tak verzog die schmalen Lippen zu einem spöttischen Grinsen.
„Ich habe Sie lange nicht mehr in der Kirche gesehen. Aber wie mir scheint, wollen Sie trotzdem in den Himmel. Fragt sich nur, ob der kleine Hubschrauber Sie noch dorthin wird bringen können...“
Der Priester richtete seinen Blick auf die Decke, das Geräusch der Rotoren drang gedämpft an seine Ohren.
„Also nach oben wollten Sie? Nun, gehen wir...“
13.07.2003, 17:06 #38
Skeleon
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Der Trenchcoatler keuchte vor Schmerz, biss die Zähne fest aufeinander und brachte es dennoch kaum über sich, sich ein fieses Grinsen zu verkneifen. Aufs Dach wollte er sie bringen? Um so besser, der Helikopter hatte die vor mindestens zwei Stunden angeforderten Scharfschützen an Bord. Wenn sie die Lage erkannt hätten wäre der Mistkerl von Priester Vergangenheit. Zwei seiner Männer stützten den Bullen, während der dritte mit der Pistole am Kopf vor Tak herlaufen musste.
Der Schmerz in seinem Oberarm ließ von Sekunde zu Sekunde nach - der Schock, vermischt mit dem Blutverlust, nahm der Trenchcoatler an. Aus seltsam schläfrigen Augen beobachtete er, wie er den Gang entlang geschleift wurde, zurück zu dem verhängnisvollen Treppenhaus. Er nahm die zerfetzten Leiber seiner Untergebenen kaum noch wahr und ehe er es sich versah stand er mit seinen beiden Stützen auf dem weitläufigen Dach. In einiger Entfernung brummte der Helikopter durch die Luft, die beiden Rotoren an beiden Enden in melodischer Harmonie.
Eine merkwürdige Ruhe war über den Trenchcoatler gekommen. Vermutlich reichte die Sauerstoffversorgung nicht mehr aus, sämtliche Stresshormone herzustellen.
Wie ein außenstehender Beobachter nahm er wahr, dass der dritte Polizist von dem Priester unsanft aus dem Zugang zum Treppenhaus gestoßen wurde - er selbst und seine beiden Cyborg-Wesen blieben dort zurück.
"Holt euren Piloten hier runter!" vernahm der Bulle die Stimme Taks. Seltsam gedämpft, als hätte er Watte in den Ohren. Auch seine anderen Sinne schienen schwächer und auf eine merkwürdige Art analytischer zu werden.
Gestützt von seinen beiden Untergebenen stolperte der Mann ein paar Schritte weiter weg vom Priester, mehr zur Mitte des weitläufigen Daches hin. Dem dritten Bullen nickte er auffordernd zu, der griff an seinen Gürtel und holte zwei Signalfackeln hervor. Mit schnellen Schlägen gegen die Unterseite entfachte er die chemische Reaktion und hielt beide hoch in die Luft. Das grelle, grüne Licht brannte sich durch die Nacht und machte den Helikopterpiloten auf sich aufmerksam.
In einer schnellen Bewegung flog die Hummel einmal über sie hinweg und gewährte es so den Scharfschützen an Bord, die Lage auszukundschaften.
"Vier Männer, einer verletzt."
"Feindkontakt?"
"Nicht sichtbar, Sir."
Eine weitere Schleife wurde geflogen.
Klackend lud der Servitor seine beiden Maschinengewehre durch, prasselnd fielen leere Patronenhülsen zu Boden und die Munitionsstränge wurden aus dem Rucksack in die gierigen Gewehrschlünde gespeist.
Mit derselben kalten Erkenntnis begriff der Trenchcoatler, was geschehen würde. Der Hummel würden die Flügel gestutzt. Das halbe Dutzend Scharfschützen würde umkommen. Und seine restlichen Männer. Und er selbst.
Seltsam wie wenig ihn das Ganze berührte.
Dann dachte er daran, wie er versprochen hatte, seine Leute hier rauszuholen. Er blickte von einem zum anderen. Viele waren nicht mehr übrig. Die Zeit verrann zäh wie Melasse.
Er dachte an seine Waffe, die jetzt irgendwo ein Stockwerk tiefer inmitten einer Blutlache liegen musste.
Irgendwie musste er die Männer im Helikopter auf sich aufmerksam machen. Er blickte den Mann an, der ihm gegenüberstand.
"Entschuldige." murmelte er.
"Wa-" erkundigte der sich, als der Trenchcoatler in mit aller zusammengesammelten Kraft beiseite stieß.
Er taumelte ein Stück - der Servitor registriterte dies als unvorhergesehene Fluchtbewegung - fing sich wieder - der Servitor stellte sich auf das neue Ziel ein - rief "Was zum Teufel sollte -" - der Servitor feuerte eine Salve ab - wurde von den Kugeln von den Füßen gerissen und brach blutend in sich zusammen. Der Servitor hakte diese Bedrohung ab. Der Priester fluchte über die Perfektion seiner Wesen. Der Pilot erblickte die Lichtblitze und drehte ab. Die Scharfschützen machten sich bereit, anzugreifen.
Im nächsten Moment wollte Tak die restlichen Bullen töten lassen, um zumindest diese Genugtuung nicht verstreichen zu lassen - doch es war zu spät. Der Helikopter schwankte ein wenig, doch die Scharfschützen ließen ihre Läufe in perfekter Harmonie mitziehen.
Im nächsten Moment ertönten sechs unterdrückte Schussgeräusche, kein Mündungsfeuer war zu sehen, als die Kugeln die langen Läufe verließen.
Metall zersprang. Fleisch wurde zerfetzt. Der Kreissägen-Servitor keuchte dumpf. Seine Brust und sein linkes Bein waren zerfetzt, altes Fleisch war beiseite geflogen und ächzend brach das Wesen in sich zusammen. Der Priester stürzte die Treppe hinunter, außer Schussweite der Scharfschützen. Der unverletzte Cyborg folgte ihm. Und der letzte Servitor zog sich am Geländer in die Höhe, versuchte ihnen zu folgen, bot den Schützen damit jedoch nur ein besseres Ziel.
Die Rückenpanzerung barst unter dem Einschlag der Kugeln, stöhnend verlor das Wesen den Halt und stürzte Kopf voran die erste Treppenflucht hinunter. Garstig verwundet lehnte er an der Wand und begriff nicht die Fehlermeldungen, die seinen Geist durchzuckten. Sein Körper war noch lebendig, doch nicht mehr einsatzfähig.
"Kein Wort darüber." zischte der Bulle seinen Untergeben zu.
Sie nickten.
Der Helikopter ging langsam auf dem weitläufigen Dach nieder.
Sie wären tot, hätte der Trenchcoatler nicht einen von ihnen geopfert.
Die beiden Männer hievten ihn in den Helikopter und sprangen gleich darauf hinterher. Tja, Bruderherz, nichts ist's mit der Police der Lebensversicherung. Gleich darauf brauste der Helikopter in die Nacht davon, auf schnellstem Wege zum Vatras-Hospital.

Kruger indessen fand keine Ruhe. Sein Bein quälte ihn. Er hatte sich einen Stofffetzen aus einem zerstörten Bürosessel herausgerissen und um das Knie gebunden. Eine abgerissene Aluminiumverkleidung half ausgezeichnet als Gehstütze und so kam er doch recht gut voran, die Stütze unter die linke Achsel geklemmt, die Maschinenpistole in der rechten Hand. Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Blut aus der Wunde.
Skeleon würde bezahlen. Gequält stolperte er ein Stück weiter.
13.07.2003, 19:26 #39
Superluemmel
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Zischend entlud die Druckspritze ihre Ladung, pumpte ein Gemisch aus Adrenalin und Schmerzmitteln in Frosts Kreislauf. Klackend landete die an eine Pistole erinnernde Spritze auf dem metallenen Boden, als die Injektion ihre Wirkung entfaltete, den Körper des Söldners mit einer seltsamenen Taubheit durchflutete und seine Finger kraftlos werden ließ. Das Morphium riss seine Gedanken in einem Strom wohliger Betäubung hinfort, verdrängte die Schmerzen in seinem Kopf und Brust, ließ ihn für einige Sekunden die Welt vergessen, während auf dem Bildschirm vor ihm ein Ladebalken die fortschreitende Zersetzung des Mafiasystems dokumentierte.
Ein Gefühl der Schwerelosigkeit überkam den Söldner. Ewigkeit, ja, das musste ein Teil der Unendlichkeit sein. Während sein Körper langsam die Schmerzen zurückdrängte, fand sich Frost in einem Universum umhertanzender Sterne wieder. Und stürzte im nächsten Moment zurück in die Realität, als die Drogen ihre Wirkung verloren.
Benommen schüttelte Frost den Kopf, vertrieb die kribbelnde Lähmung aus seinen Gliedern und seinem Denken. Nur allmählich normalisierte sich sein Sichtfeld, das bunte Farbenspiel wich dem kalten Blau der Thermalsicht, die nur spärlich vom sanften, orangeroten Glühen einzelner Wärmequellen durchbrochen wurde.
"Frost, antworte doch endlich!"
Nightskys Stimme drang wie aus weiter Entfernung nur leise an seine Ohren. Stöhnend setzte sich der Söldner in dem Drehsessel auf, bevor er antwortete.
"Alles klar hier unten", meinte er mit schwacher Stimme.
"Hab ne Kugel eingefangen, wahrscheinlich ein paar Rippen gebrochen. Sorg dafür, dass der Doc da ist, wenn ich zurückkomm."
"Scheisse, bist du wirklich in Ordnung?", hakte die Hackerin besorgt nach.
"Geht schon", gab Frost träge zurück, "Hab mich mit Stoff vollgepumpt, zwar dreht sich jetzt alles, aber immerhin spür ich nichts mehr..."
"Bleib auf deiner Position", mischte sich Owl in das Gespräch ein, "Wir übernehmen jetzt einen Teil der Arbeit. Scheinbar haben deine Bullenfreunde leichte Probleme da oben. Wir klinken uns in ihren Funk ein, die Systeme gehören uns. Vielleicht können sie uns etwas beim Aufräumen helfen."
"Gut, dann öffnet ihnen die Türen. Ich glaube, sie wird es interessieren, was mit der Kleinen passiert ist."
Während Owl und Nightsky über die ihnen ausgelieferten Systeme des Kastells herfielen, lehnte sich Frost im Sessel zurück. Das Sturmgewehr lag in seinem Schoß, die Mündung zeigte in Richtung des mittlerweile wieder geschlossenen und von Einschusslöchern übersäten Schotts, durch das er die Zentrale betreten hatte. Vorerst galt es, wieder zu Kräften zu kommen...
13.07.2003, 20:31 #40
Skeleon
Beiträge: 793

Im Polizeipräsidium rasten all die sonst so faulen, Donut-fressenden, Kaffee-saufenden Schreibtischhengste wild durcheinander, schrieen sich an und forderten mehr Kaffe und Donuts.
Die Nachrichten von Detective Skeleons Suspendierung, Wiedereinstellung und schließlich dem Versagen der gesamten Polizeieinheit hatten nach und nach die Grundfesten der Bürokratie erschüttert.
Es muss etwas geschehen, war die landläufige Meinung.
Der Trenchcoatler und zwei andere Überlebende waren zur psychologischen - und in Skeleons Fall, auch körperlichen - Behandlung ins Vatras-Hospital gebracht worden. Die beiden unverletzten Bullen waren sofort verhört worden, doch aus ihren Erzählungen wurde man nicht recht schlau: Untote, Mafiosi und Cyborgs. Das Ganze wurde auf den Stress abgeschoben - die Männer mit leichten Drogen ruhig gestellt.
Mit einem Seufzer ließ sich der Bereitschaftsdienstler in seinen Sessel zurücksinken. Es war ein alter Sessel, ein hässlicher Sessel. Mehrere Federn hatte er schon auswechseln lassen müssen, und trotzdem blieb er so alt, hässlich und unbequem noch dazu. Aber er war ihm immer eine Stütze gewesen - hatte ihn aufgefangen, wenn er erschöpft war und seine Wut in Form von Tritten absorbiert, wenn er frustriert worden war. Apropos Frustration, er sollte es unbedingt nochmal bei Schwester Zhara probieren, seit seinem letzten Versuch hatte sich ihre Laune doch wieder gebessert und -
Das Rauschen des Gegensprechgeräts riss ihn aus seinen Gedanken. Die dumme Vorzimmerdame verstand immer noch nicht, dass man die Taste gedrückt halten musste - nach einem Augenblick verstummte das Rauschen und er hörte undeutlich ihre Stimme von vor der Tür.
Seufzend erhob sich der Mann, verließ sein Zimmer und stützte sich schwer auf den Schreibtisch der dümmsten Aushilfskraft, die er je gesehen hatte.
"Was haben Sie denn auf dem Herzen, meine Liebe?"
Sie blickte irritiert auf, offensichtlich verwundert, die Person, die sie anzusprechen versucht hatte, nun direkt vor sich zu sehen.
"Naja, jemand vom Polizeihauptquartier hat angefragt, ob die Männer vor Ort etwas aus den Patienten rauskriegen könnten, Sie wissen schon, die Polizisten, die vor wenigen Minuten hier ankamen und sofort unter Drogen -"
Ja, natürlich wusste er es. Mit einer abweisenden Handbewegung brachte er die Aushilfe zum Verstummen.
"Sagen Sie ihnen bescheid, dass ihre Leute vor Ort nach der ersten Befragung entnervt abgedampft sind, sie sagten noch, sie wollten sich den restlichen Tag freinehmen und haben mich gefragt, ob ich das nicht ebenfalls möchte. Daraufhin musste ich ihnen wohl oder übel die Hälfte des Beruhigungsmittels abgeben und jetzt sitzen sie irgendwo und dröhnen sich mit Pizza und Drogen zu. Reicht das?"
Die Frau blickte treudoof, nickte dann jedoch, als hätte sie zumindest den Wortlaut verstanden.
"Ich stelle es durch."
Ein weiterer Seufzer - der Mann hasste es, hier in Khorinis Arzt zu sein - es war die dümmste Idee, die er je hatte, sich ausgerechnet hier eine Anstellung zu suchen.
Er stapfte missmutig zurück in sein Büro, trat gegen seinen Sessel, ehe er sich darauf fallen ließ und zog eines dieser merkwürdigen Dinger zu sich, wie sie immer in Büros herumstehen - fünf kleine Kugeln, die laufend Klack-Klack machten und irgendwie chic zu wirken hatten. Er sah dem Spiel der Metallkügelchen eine Weile zu, ehe er erneut das Rauschen der Gegensprechanlage hörte.
Gleich darauf verstummte es wieder und vom Vorzimmer vernahm er undeutlich die Stimme der Aushilfe.
Das würde noch ein laaaanger Tag werden ...

Was von diesem Gespräch im Polizeihauptquartier angekommen war war, dass sowohl Detective Skeleon als auch die anderen beiden Überlebenden und die Verhörungsbeamten sowieso völlig stoned in irgendeiner Seitengasse saßen und Pizza spachtelten.

Daraufhin wurde versucht, jeden einzelnzen (bis auf die drei Überlebenden, denen man den Spaß nicht verderben wollte) anzupiepen, der bei der Mission dabei war. Irgendjemand musste noch zuhören. Und dieser jemand war ...

Angepisst.
Voller Hass auf den Detective, auf seine verfluchten Kameraden, auf dieses beschissene Haus und all den Mist, der darin ablief stapfte Kruger durch die Gänge des zweiten Obergeschosses.
Wild fuhr er herum, als er Stimmen hinter sich hörte - nichts.
Ein weiteres Mal, doch diesmal aus der anderen Richtung, wütend fuhr er herum, riss die Waffe in die Luft - nichts.
Es dauerte einen Augenblick bis sein zerschundener Geist begriff, dass die Stimme aus dem Ohrenstöpsel drang, er lose in seinem Nacken baumelte. Leise vor sich hinfluchend über diese Störung und irritiert, dass er überhaupt noch angefunkt wurde schob er sich das kleine Plastikding ins Ohr. Mit der anderen Hand griff er nach dem schmalen Mikrophon, dass an seinem Kragen befestigt war, er drückte einen kleinen Knopf und sprach hinein. Er hörte sich selbst Krächzen, räusperte sich, spuckte auf einen Schutthaufen und setzte erneut an.
"Hier Kruger, HQ, hören Sie mich?"
"Klar und deutlich, Kruger. Wie ist Ihre derzeitige Lage?"
Der Polizist lachte laut und bitter auf.
"Ich bin allein in einem Haus voller Irrer, Zombies und Roboter. Ich bin verwundet, habe eine Maschinenpistole und zwei Magazine und kein Rechtsempfinden mehr."
Undeutlich hörte er ein Gemurmel - "Ist der auch in der Gasse mit der Pizza?"
Gleich darauf fragte der Mann am anderen Ende der Leitung: "Wo befinden Sie sich?"
"Zweiter Stock im Kastell. Ein Stock höher und ich wäre hier draußen, aber ich will nicht wieder ins Treppenhaus."
"Was ist dort?"
"Der Rest des Teams."
Stille.
"Hören Sie, können Sie uns brauchbare Informationen liefern und ..."
"Schmeißt 'ne Bombe drauf, anders werdet ihr der Lage nicht Herr."
Wieder Stille.
"Ich werde mich mit dem Kontrollteam beraten müssen, bleiben Sie einfach, wo Sie sind."
"Klar, lauf du mal mit zerschossener Kniescheibe rum."
"Ich melde mich wieder."
Das Funkgerät war tot - wie passend diese Formulierung plötzlich schien.
"Wichser." Und damit ließ sich Kruger auf einen Schutthaufen niedersinken.

Im HQ stürzte derweil ein aufgeregter Mann zum dortigen Einsatzleiter - es war ein kleiner Fisch in der Schreibtischabteilung, hatte noch kein Fett angesetzt, war aber bereits auf dem Weg dahin, wie die Tüte Donuts in seiner Hand verriet. Offensichtlich war er noch nicht lange dabei.
"Ich habe eben einen Anruf bekommen - die Tochter des Polizeipräsidenten soll tot sein! Hingerichtet mit fünf Messerstichen."
"Woher haben Sie die Info?" fragte der dickbäuchige Mann hinter dem Schreibtisch, ehe er sich einen Schluck Kaffee genehmigte - er war schon länger dabei.
"Anruf sag ich doch, anonymer Anruf um genau zu sein!"
Der junge Mann schien aufgeregt - sein erster anonymer Anruf.
"Wird ein Jux sein ..." entgegnete der Einsatzleiter gelangweilt.
"Woher denn? Es weiß doch noch niemand von der Entführung! Sollten wir das nicht ernst nehmen und ..."
Der Mann hob beruhigend die Hand, biss in seinen Schmalzkringel und sagte: "Was hat er denn noch gesagt?"
"Je nun, Chef, er meinte noch, er hätte Zugang zu den Sicherheitssystemen gehabt. Sämtliche Verriegelungssysteme stünden offen, sämtliche Fallen wären aus. Er meinte, jetzt wäre der perfekte Moment für einen Vergeltungsschlag."
"Haben Sie die Stimme auf Band und den Ursprung zurückverfolgt?"
"Ja, Chef, nun raten Se mal!"
Statt der Aufforderung nachzukommen biss er erneut in seinen Donut und blickte den jungen Spund gereizt an.
"Okay, Chef - aus der Toilette des Königs."
"Bitte?"
"Die Königsfamilie, sie wissen schon, Repräsentanten der alten Regierungsform und ..."
"Aus der Toilette?"
"Je nun, Chef, wir haben es nachgeprüft und es stellte sich raus, dass das nur Verarsche war."
"Ach tatsächlich." erwiderte der Mann lustlos.
"Na, und die Stimme haben wir analysiert und jetzt raten Se mal, Chef!"
Wenn Blicke töten könnten wäre der junge Mann jetzt gestorben, verwest und als Erdhäufchen in sich zusammengefallen.
"Naja, es ist eine Frauenstimme, per Computer manipuliert. Scheint jemand wirklich anonym bleiben zu wollen."
"Wirklich?"
Seufzend ließ sich der Einsatzleiter in den Sessel zurücksinken.
Mit einer ungeduldigen Handbewegung schickte er den jungen Mann zurück an seinen Schreibtisch - der nahm sich auch sofort ein Beispiel an den anderen Bullen und schlang den ersten Donut hinunter.

Derweil wurden Hebel umgelegt, Zahnräder in Bewegung gesetzt und die Antiterrortruppe angefunkt. Etwas entnervt wurde dem Einsatzleiter entgegnet, man habe ihm bereits zwei Trupps zur Verfügung gestellt, was der jedoch mit einem "mehr" quittierte.

Wenige Augenblicke später rasten Polizeivans, Helikopter und Boote der Küstenwache auf ein und den selben Punkt zu: Die Insel mit dem alten Kastell.
Kruger wurde angefunkt, ihm wurde erneut gesagt, er solle bleiben wo er war und sich ein wenig dezenter ausdrücken in Zukunft.
14.07.2003, 15:24 #41
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Steht die Verbindung?", fragte Frost seine Hackerfreundin.
Die Fingerkuppen des Söldners berührten sich über seinem Schoß, mit völliger Gelassenheit wartete er auf die Bestätigung. Anstatt der pochenden Schmerzen in seinem Brustkorb hatte völlige Ruhe von seinem Körper und Geist Besitz ergriffen. Gelassen wie ein Scharfschütze, der durch das Zielfernrohr seines Gewehres stetig sein Ziel verfolgt, lauschte er in die Funkstille hinein.
Schließlich hörte er, wie im Raum am anderen Ende der Leitung mit leisem Klicken ein Schalter umgelegt wurde, kurz darauf erklang Nightskys Stimme in seinem Ohr.
"Alles klar soweit. Pass etwas auf, der Bursche ist ein wenig bissig. Die Verbindung sollte für zwei Minuten sicher sein."
"Wie war sein Name gleich?"
"Kruger. Ich klink dich jetzt ein."
Ein Piepen bestätigte das Zuschalten der neuen Verbindung. Frost gönnte sich noch knappe fünf Sekunden, bevor er den Polizisten anfunkte.
"Ganz alleine in dem großen, dunklen Gemäuer?", fragte er lauernd.
Er verließ sich darauf, dass die beiden Hacker die Verbindung ausreichend überwachten. Eins musste er Owl lassen : Er verstand sein Handwerk. Und war Nightsky von den Fähigkeiten durchaus ebenbürtig. Allerdings auf einem anderem Gebiet.
"Etwas Hilfe gefälligst?"
Ein leises Knacken in Frosts Ohr, dann Owls tiefe Bassstimme.
"Einige Truppentransporter, Vans und Speedboats nähern sich dem Kastell. ETA : Dreißig Minuten."
Frost nahm die Warnung des Hackers zur Kenntnis und sprach ohne auf Krugers Antwort zu warten weiter.
"Du willst die Kleine retten? Dafür ist es mittlerweile leider zu spät. Die Mafiosi haben sie getötet."
Er gab dem Bullen einige Sekunden, um das Gehörte zu verdauen.
"Willst du sie rächen? Ich kann dir den Weg zeigen. Direkt zum Herzen des Mafianests."
"Ich ändere das Signal", kündigte Nightsky an, "Mal sehen, wie schnell die Bullen ihre Donuthintern heben können, wenn sie merken, dass der neue Ruf direkt aus ihrem Labor kommt."
Frost antwortete auch auf diese Neuigkeit nicht extra. Seine Aufmerksamkeit galt noch immer dem alleingelassenen Polizisten.
"Ich biete dir meine Hand als Hilfe an. Entscheide selbst, ob du sie brauchst oder nicht."
14.07.2003, 16:03 #42
Skeleon
Beiträge: 793

Kruger starrte wie gebannt vor sich hin, als er die fremde Stimme in seinem Ohrenstöpsel vernahm. Mehrmals versuchte er, zu einer Antwort anzusetzen, doch jedesmal fuhr ihm der Mann wieder dazwischen.
"Ich biete dir meine Hand als Hilfe an. Entscheide selbst, ob du sie brauchst oder nicht."
Eine lange Pause.
Etwas zögerlich raffte sich der Polizist auf, den kleinen Knopf an seinem Mikrophon zu drücken.
"Wer spricht da?" krächzte er hinein.
"Ja oder nein." kam ruhig, aber auch bestimmend die Antwort.
Kruger blickte unschlüssig zwischen seiner Maschinenpistole, seiner blutenden Wunde und der provisorischen Stütze aus Aluminium hin und her.
"Wie?" presste er schließlich hervor und wartete einen Augenblick.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte sich zufrieden an.
"Gut. Du wirst all meinen Anweisungen folge leisten müssen, wenn du überleben möchtest. Wenn du Erfolg hast wirst du vielleicht mehr über mich erfahren. Suche das Treppenhaus und mache dich auf den Weg ins erste Untergeschoss."
"Aber, dort sind ..."
"Ich weiß, ich sehe sie auf meinem Monitor."
Frost tippte gegen das dicke Glas, auf dem in schwarz-weiß eine widerliche Szenerie gezeigt wurde. Schwarze Lachen zogen sich von Stufe zu Stufe hinunter, Leiber lagen verstümmelt und verrenkt im Gang oder auf der Treppenflucht. Kaum einer hatte entkommen können.
"Aber wenn du Erfolg haben willst, musst du meinen Anweisungen hundertprozentig Folge leisten, verstanden?"
Kruger atmete tief durch, ehe er sich einverstanden erklärte.
"Ausgezeichnet. Die Sicherheitssysteme sind offline, die Kameras allein auf meinen Zugang umprogrammiert, du wirst dich also nur vor mehr oder weniger menschlichen Bedrohungen in Acht nehmen müssen. Höre auf jede meiner Anweisungen und du wirst es schaffen."
Kruger blickte zu einer Kamera empor.
"Ja, ich sehe dich." griente der Söldner. "Mach dich jetzt auf den Weg."
Der Polizist nickte in das dunkle Objektiv der Kamera und humpelte in Richtung Treppenhaus davon.
Frost funkte inzwischen Nightsky an, um sich über Veränderungen in der Wachstruktur auf dem laufenden zu halten. Er wollte Nightsky als Partnerin nicht preisgeben, musste sich darum zwischen sie und den Polizisten schalten.
In diesem Augenblick tauchte er auf dem Bildschirm der Treppenkamera auf und begann sich zögerlich einen Weg zu bahnen. Die Waffe hielt der Mann hoch erhoben, er warf mehr als einmal nervöse Blicke um sich, als hätte er etwas hinter sich gehört. Schritt um Schritt arbeitete er sich weiter vor, während Frost in beobachtete.
14.07.2003, 17:28 #43
Satura
Beiträge: 589

Blutverschmiert erhob Saturas Körper sich wieder von dem toten Körper. Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Reihen der Schwarzgekleideten, bis die junge Frau es durch eine einzige Handbewegung zum Verstummen brachte.
Eine tiefe Schwärze hatte das Weiße aus ihren Augen vertrieben, und mit einer tiefen Stimme, die von den alten Wänden der Höhle tausendfach widerhallte, hub sie an zu sprechen.
"Lange habt ich diesen Moment erwartet..." Ein schreckliches Lachen erschallte, und plötzlich stürzte Satura auf die Knie, die Augen verdrehend und sich würgend vornüber beugend. Mit Schrecken sahen die Anwesenden, wie sich ein Schwall kleiner, schwarzer Käfer aus dem Mund der Frau ergoß; es mussten Tausende - nein, abertausende sein! Und kaum erreichten sie den Boden, begannen sie sich zu teilen, und die Geteilten teilten sich wieder, un immer wieder... Die Halle war erfüllt von dem sirrenden Geräusch kleiner tapsender Füßchen und dem Flügelschlag derer, die sich in die Luft erhoben.

Die junge Frau stand wieder auf, wie eine Marionette in der Hand einer fremden Macht öffnete sich ihr Mund. "Fliegt, meine Freunde, fliegt und bringt Verderben..." Dann wandte sie sich wieder an die wartende Menge. "Und ihr, meine Schäfchen... seht zu, dass diese Fremden aus meinem Heim vertrieben werden... ich habe wahrhaft wichtigeres zu tun, als mich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Nehmt mein Heer und vertreibt die ungebetenen Gäste..."
Vor den staunenden Augen der Jünger erhob sich der Körper der Frau in die Luft, beschwörerisch die Hände gen Himmel gereckt. Ein sirrender schwarzer Nebel umgab sie, verdichtete sich mit jedem Moment, und sie nahmen Gestalt an... Knochen an Knochen stand ein Heer an Skelettkriegern rund um ihre Meisterin, bewaffnet mit Uzis und Raketenwerfern. Jubelnd stürmte das Heer aus Knochenkriegern und fanatischen Mafiosi aus der Halle, bereit, ihr Leben zu riskieren.

Noch während Saturas Körper in der Luft schwebte, erzitterte sie plötzlich wie unter einem kalten Windhauch, um im nächsten Moment wie eine leblose Hülle zu Boden zu stürzen. Über ihr schwebte die fast durchsichtig erscheinende Gestalt eines gewaltigen Dämons. "Har har... das frische Blut dieses jungen Mädchens ist wirklich erquickend gewesen..."
14.07.2003, 22:31 #44
Tak
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Leise vor sich hin grummelnd stapfte Tak die Treppe herunter, wobei er die verdammten Bullen verfluchte, als er fast auf einem Stück Gehirn ausgerutscht wäre, das wohl mal einem dieser Idioten gehört hatte. Seltsam, dass die überhaupt Gehirne besaßen...
Hinter sich vernahm er die schweren Schritte seines letzten noch intakten Kampfservitors, untermalt von dem leisen Summen der Servomotoren, welche die Maschinenteile der Kreatur antrieben.
„Franco, wie sieht’s aus?“, knurrte der Priester in das kleine Sprechgerät, das vor seinem Hals baumelte. Wie immer bekam er zunächst nur kurzes, statisches Rauschen als Antwort, bevor der Mafioso sich meldete.
„Beschissen, Mann...“
„Tztztz, so was sagt man nicht. Dreißig ‚Ave Innos’, bis heute Abend.“
Taks stimme war völlig ungerührt, und auch er selbst zeigte keine Anzeichen von Belustigung. Finster vor sich hin starrend bog er in einen Gang ein, dass ein Stockwerk unter ihm ein Bulle mit zertrümmerter Kniescheibe regelrecht auf dem Silbertablett saß, wusste der Priester zum Glück des Polizisten nicht...
„Ach, quatsch nicht, das findest du doch selbst nicht witzig!“, fauchte Franco nach kurzem zögern etwas gereizt zurück.
„Stimmt.“, bestätigte Tak kühl und fuhr fort, bevor sein Gesprächspartner etwas erwidern konnte.
„Also sag mir langsam wie die Lage ist, damit ich mich nicht länger mit bescheuerten Witzen unterhalten muss.“
Franco knurrte unwillig, setzte dann aber wieder zum sprechen an.
„Irgendwer hat unser System geknackt, und zwar nach Strich und Faden. Wir haben weder über die Kameras, noch über die Selbstschussanlagen, Türverriegelungen und was es sonst noch so gibt mehr die Kontrolle. Nur der untere Komplex ist noch intakt, weißt ja, völlig abgeschottet von der Außenwelt und so weiter.“
„Blablabla....“, grummelte Tak und schüttelte langsam den Kopf. Jetzt bekamen es diese Hampel nicht einmal mehr hin, ein paar Hacker aus dem System zu schmeißen.
„Sag mir lieber, was die Bullen machen.“, forderte der Priester und ging weiter den Gang entlang, seine beiden Maschinenpistolen in der Hand, den Kampfservitor kurz hinter sich.
„Dringen ziemlich ungehindert ins Gebäude ein. Noch...“
Es war fast zu hören, wie sich Francos Lippen zu einem hämischen Grinsen verzogen.
„Das Ritual ist fertig. Und wir sind jetzt... etwas mehr Leute.“
„Das hoff ich doch. Ende.“
Mit einem kurzen Knopfdruck beendete Tak das Gespräch, bevor Franco noch etwas erwidern konnte. Der Grund dafür waren die leisen Schritt – und Stimmgeräusche, die er vernehmen konnte. Vorsichtig pirschte sich eine Gruppe Männer den gang entlang, doch die Sicht auf die Leute wurde von einer großen Flügeltür mit milchigen Glasscheiben versperrt.
Tak verzog die schmalen Lippen zu einem diabolischen Grinsen, als er einen Schritt zurücktrat und sich neben seinem Servitor aufstellte, dem das seltsame Gebaren seines Herrchens nicht entgangen war. Der Priester hob seine Waffen, wartete noch einen Augenblick – dann drückte er die Abzüge durch...
Brüllend erwachten die Maschinenpistolen zum Leben, einen Augenblick später legte auch der Kampfservitor los. Heiße Flammen leckten aus den Läufen der Schnellfeuerwaffen, während sie die Projektile innerhalb kürzester Zeit auf weit über Schallgeschwindigkeit beschleunigten.
Laut klirrend zerbarsten die Glasscheiben der Flügeltür, jedoch wurde das Geräusch vom Donnern der Waffen ohne weiteres übertönt. Scharfkantige Splitter flogen durch die Luft, eine der Türen wurde aus den Angeln gerissen, als die Kugeln des Kampfservitors den metallenen Rahmen trafen...
Schreie gellten durch den Gang, krachend schlugen die Projektile in er Wand und auf dem Marmorboden ein. Doch nicht nur dort – ein Polizist, der scheinbar zu einer Antiterroreinheit gehörte, klappte wie ein Taschenmesser in sich zusammen, als sich einige von Taks Kugeln in seinen Körper bohrten. Ein weiterer wurde von einer Salve des Servitors erwischt und regelrecht zerfetzt, als mehrere Kugeln seinen rechten Arm trafen, diesen fast vom Körper rissen und den Polizisten herumwirbeln ließen, woraufhin weitere Einschläge seine linke Hüfte in eine Ansammlung blutiger Krater verwandelten...
Aus Taks diabolischem Grinsen wurde ein nicht weniger teuflisches Lachen, er spürte, wie seine Maschinenpistolen bei jeder Salve gegen seine Unterarme hämmerte. Er liebte dieses Gefühl, liebte die sich regenden Waffen in seinen Händen, liebte es, zu spüren, wie sie verziehen wollten und ihnen dann seinen Willen aufzuzwingen...
Panische, schmerzerfüllte Schreie drangen an Taks Ohr, während ein Trupp einer Antiterroreinheit trotz aller Vorsicht, mit der er vorgegangen war, jetzt unvorbereitet im Kugelhagel unterging. Ununterbrochen Pumpten der Priester und sein bionisch modifizierter Kampfgefährte Kugel um Kugel in den schmalen Gang. Eine salve erwischte den Kopf eines Polizisten, woraufhin dieser fast vollständig abgerissen wurde. Eine zähe, blutige Masse landete neben einigen Zähnen und Knochensplittern an der Wand hinter dem Polizisten, bevor sein kopfloser Körper unter weiteren Einschlägen zuckte wie eine Marionette.
Feiner Staub ließ die Luft gräulich erscheinen, Marmorsplitter stieben in die Hohe, als sich die Einschläge von hinten dem flüchtenden Polizisten näherten. Der Mann hechtete zur Seite, in einen angrenzenden Raum, seine Rettung – doch noch im Sprung erwischte der Kampfservitor ihn. Die Projektile zerfetzten gnadenlos das Fleisch seiner Unterschenkel, zerschmetterten die Knochen und rissen den schreienden Polizisten in der Luft herum. Wie eine Puppe klatschte der Körper auf den von Einschlägen zersprengten und rissigen Boden, die nächsten Treffer hämmerten gegen seinen Helm. Das gute Stück hatte nicht einmal ansatzweise eine Chance, den darunter liegenden kopf zu schützen...
Ebenso abrupt, wie das Feuerwerk begonnen hatte, endete es auch wieder. Dünner rauch kräuselte sich über den Waffenläufen des Kampfservitors, die beiden Maschinengewehre glühten fast. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht ließ Tak seine Waffen sinken und betrachtete das Ergebnis der Metzelei – etwa zehn Mann musste der Trupp besessen haben, der jetzt in seine Einzelteile zerlegt auf dem Gang herumlag. Der Boden schien wie von einer einzigen Blutlache bedeckt zu sein, Gehirn, Knochensplitter, zerfetzte Eingeweide, zertrümmerte Gliedmaßen und bis zur Unkenntlichkeit zerstörte Gesichter prägten das Bild. In den gebrochenen Augen der Männer stand noch immer der Schock über das Plötzliche Ende. Tak liebte diesen Blick, den nur diejenigen Toten draufhatten, deren Todesursache unvermutet und gewaltsam gewesen war...
Mit geübten Handbewegungen entfernte der Priester seine fast leergeschossenen Magazine aus seinen Waffen, während er langsam den Gang entlag schritt. Wieder folgte ihm sein mechanisch – menschlicher Begleiter. Ohne ihrer Umgebung noch größere Beachtung zu schenken, stiegen sie über die zusammengekrümmten, verstümmelten Körper hinweg, bis sie die nächste Treppe erreichten.
Klackend rastete ein neues Magazin in einer der Maschinenpistolen ein.
Nächstes Ziel: Das Kastelltor...
15.07.2003, 13:27 #45
Superluemmel
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Geschäftig wie Arbeiterinnen eines Bienenstocks flogen Frosts Finger über die Tastatur des Hauptrechners, wandelten die von Nightsky über Funk erhaltenen Anweisungen beinahe augenblicklich in elektronische Befehle um. Spiegelungen der unzähligen Algorithmen flimmerten über die eisblauen Pupillen des Söldners, das Sichtgerät war hochgeklappt und ruhte als klobiger, schwarzer Auswuchs auf seiner Stirn. Das stakkatoartige Hämmern der Tasten erfüllte den Raum, wurde von dem leisen, monotonen Summen der Monitore und Keuchen der Lüftung nur unmerklich übertönt.
"Ok, ich hab die Verbindung", kündigte Nightsky den Erfolg der Aktion an.
Erwartungsgemäß poppte einen Sekundenbruchteil später ein Fenster auf dem Monitor auf. Zuerst war nur ein flirrendes Schneegestöber erkennbar, dann wurde das Bild kurz schwarz, flackerte und zeigte schließlich das von leichten Störblitzen durchzogene Bild einer Überwachungskamera.
"Schau dir das an", flüsterte die Hackerin in Frosts Ohr, "Gott, wo bist du da nur hineingeraten..."
Das elektronische Auge der Kamera verfolgte die Gestalt eines leicht gedrungen wirkenden Mannes in einem schwarzen Mantel, der sich seinen Weg durch die von Einschusslöchern und Trümmern übersäten Gänge bahnte. Zwei Maschinenpistolen lagen locker in seinen Händen, die Blutspritzer auf seinen sonst makellos sauberen Lederschuhen zeugten davon, dass er die Waffen ausreichend benutzt hatte.
Deutlich skurriler war sein Begleiter. Ein entfernt menschenähnliches, metallenes Ungetüm walzte sich dicht hinter dem Mann durch den verwüsteten Korridor. Frost fühlte sich unwillkürlich an einen schlechten Science-Fiction-Film erinnert, als er die perverse Mischung aus Mensch und Maschine eingehender musterte. Schwere Panzerplatten schützten den Körper der Kreatur, Servomotoren kreischten leise, als sie die gepanzerten Glieder weiterhievten. Die rußgeschwärzten Läufe mächtiger Maschinengewehre ersetzten die Arme der cyborgähnlichen Gestalt, klauenbewehrte Füße scharrten über die stellenweise gesplitterten Marmorfliesen und hinterließen tiefe Furchen.
"Immer noch auf deinem Hollywoodtrip, Cowboy?", brummte Owl in sein Mikrofon.
"Leck mich", entgegnete Frost mit kühler Stimme, aber dennoch gereizt.
Verdammt, worauf hatte er sich da nur eingelassen... Natürlich war er bei der beträchtlichen Summe, die er als Vorauszahlung erhalten hatte, stutzig geworden. Doch der Ausblick auf die Millionen, die ihn bei erfülltem Auftrag erwarteten, hatten ihn dann doch überzeugt. Jemand hegte ein nicht sonderlich gesundes Interesse daran, dass jeder, der mit dem Kristall in Berührung kam, einen nicht unbedingt gewaltfreien Tod starb. Und dieser gewisse "Jemand" verfügte offensichtlich über durchaus lukrative Einnahmequellen, wenn er dermaßen mit Geld um sich schmeißen konnte.
Nun, eigentlich konnte es dem Söldner egal sein, wer hinter den Geldüberweisungen steckte. Hauptsache, er zahlte auch rechtzeitig und vor allem ordentlich.
"Sag mir lieber, ob du soweit fertig bist", knurrte Frost, während er weiterhin den Mantelträger mit der Kamera verfolgte.
"Alles klar, Operation Rumpelstilzchen kann jederzeit beginnen", gab Owl geradezu fröhlich zurück.
"Ihr habt grünes Licht. Dann lasst's mal wackeln."
Am Rande des von der Kamera übermittelten Bildes konnte Frost zwei Schemen aus der Decke wachsen sehen. Dank Nightskys exzellenter Ortskenntnis wusste er, dass sich ein Stück hinter der Kamera das selbe Bild bieten würde. Blasses Neonlicht brach sich auf den glänzenden Metallläufen gestaffelter Gatling-MGs, winzige Leuchtdioden bestätigten die Zielerfassung mit einem bösartigen, roten Blinken. Surrend erwachten für die Laufausrichtung zuständige Motoren zum Leben, wuchteten die schweren Geschütze herum, zischend entwichen kleine Dampffontänen aus den Kühlungsschlitzen, klappernd zogen die Maschinengewehre Patronenketten in den gierigen Schlund der Munitionszufuhr ein, in schneller werdender Rotation begannen die Gewehrläufe ihren tödlichen Tanz...
15.07.2003, 20:56 #46
Skeleon
Beiträge: 793

Unsicher auf den Beinen stolperte Kruger die Treppe herunter, immer ein Auge auf die Kamera gerichtet, die über der nächsten Treppenflucht hing. Er wagte es nicht, zu Boden zu blicken - lieber konzentrierte er sich auf das dunkle, schwach schimmernde Objektiv, die rot blinkende Leuchtdiode und den nicht gerade formschönen, rechteckigen Aluminiumkasten, in dem die ganze Elektronik verborgen war. Die Schmerzen, die sein linkes Bein jedes Mal durchzuckten, wenn er auftrat, halfen ihm auf unangenehme Weise ebenfalls dabei, auf andere Gedanken zu kommen.
Arschloch. Wichser. Bastard.
Diese und ähnliche Gedanken schossen ihm durchs Bewusstsein, vor sich sah er den Detective, verstümmelt und verkrümmt an Stelle seiner Kameraden auf der Treppe liegen. Er schnappte einen Seitenblick auf, zwang sich jedoch sofort wieder, nach oben zu der Kamera zu blicken.
Ja, Skeleon sollte hier liegen und nicht seine Männer, die ihm loyal bis in diesen furchtbaren Tod gefolgt waren.
Keuchend vor Anstrengung überwand Kruger die letzten Stufen, wandte sich zu der Doppeltür und spähte hindurch.
Der mit Chrom und weißem Marmor verkleidete Korridor sah noch schlimmer aus als zuvor. Überall war das schimmernde Metall verbogen und verzerrt von Einschüssen und schweren Hieben, zahllose Marmorplatten waren gesprungen, Neonröhren flackerten oder lagen in Trümmern unter all dem anderen Schutt, der sich in kleinen Häufchen auf dem Boden des Ganges angesammelt hatte.
"Nein, du musst noch ein Stockwerk weiter runter." zischte ihm die unbekannte Stimme ins Ohr.
Verwirrt, wutentbrannt und von kalter Panik erfüllt humpelte er einen Halbkreis und wandte sich der Treppe zu, die in das erste Untergeschoss führte. Stufe um Stufe brachte er den anstrengenden Weg hinter sich, die Waffe immer noch in gespannter Erwartung vor sich erhoben. Wäre es doch wenigstens ein Gang oder ein Raum - dort könnte er sich notfalls in Deckung werfen. Doch auf der Treppe, mit verletztem Bein, lag der einzige Nutzen in solch einer Flucht in einem gebrochenen Genick vor.
"Die Gatlinggeschütze, die die unteren Ebenen verteidigen, sind wieder online. Aber keine Sorge, sie stehen völlig unter meiner Kontrolle. Sieh sie als Schutz, nicht als Bedrohung."
Das fiel dem Polizisten ein wenig schwer, nach allem was er erlebt hatte. Er blickte wehmütig in das dunkle Objektiv einer weiteren Kamera, direkt vor sich. Stumm nickte er, ehe er sich wieder an den Abstieg machte. Nur noch wenige Schritte trennten ihn vom ersten Untergeschoss. Ab da würde es erstmal geradlinig statt abwärts voran gehen - und damit schneller, hoffte Kruger.
20.07.2003, 15:19 #47
Tak
Beiträge: 3.270

Der Kopf des Kampfservitors ruckte herum. Sein bionisch modifiziertes Gehirn brauchte nur einen Bruchteil einer Sekunde, um die Gefahr zu erfassen und die entsprechende Reaktion einzuleiten. Donnernd gingen die beiden Maschinengewehre der Kreatur los, Patronenhülsen klimperten zu Boden. Mit metallischem Krachen schlugen die Patronen in eine der Gatlings ein, der rotierende Lauf wurde zur Seite geschleudert, das Summen der Servomotoren verwandelte sich in ein Kreischen. Einen Augenblick später explodierte donnernd die Munitionskammer, das Gatlinggeschütz wurde aus der Decke gerissen und prallte scheppernd gegen die Wand. Betonbrocken, Putz und Metallstücken regneten auf Tak und den Kampfservitor nieder, zurück blieben ein schwarzes Loch in der Decke und einige funkensprühende Kabel, während der Servitor dem daneben montierten Gatlinggeschütz zuwandte...
Tak sprang fluchend zur Seite und brachte ich im Rahmen einer Tür in Sicherheit, als der Kampfservitor und drei Selbstschussanlagen gleichzeitig losgingen. Putz wurde in die Luft geschleudert, eine der Gatlings wurde nach hinten gerissen und verteilte ihre Munition noch eine Sekunde lang unkontrolliert über den Gang, bevor die Verankerung des Geschützes in der Decke endgültig zerfetzt wurde und selbiges nur mehr an seinem Munitionsgurt baumelte, bevor selbiger riss und die Gatling scheppernd auf den Marmorboden fiel...
Gleichzeitig aber taumelte der Kampfservitor unter der Wucht der Einschläge, die auf seine Rückenpanzerung trafen, haltlos nach vorne. Tak spürte den heißen Luftzug eines Querschlägers an seinem Hals, kurz bevor dieser unterhalb seines Ohres in die hölzerne Tür einschlug...
Der Priester fluchte. Was sollte der Scheiß jetzt? Jetzt ballerten diese blöden Gatlings schon auf die eigenen Leute, statt die Bullen zu pulverisieren. Alles musste man selber machen...
Ein gezielter Schuss verwandelte die Kamera, hinter deren Bildschirm sich jetzt wahrscheinlich irgendwer nen Ast grinste, in einen rauchenden Haufen Schrott, dann zog er seine Pistole hervor. Kaum eine Sekunde lang tanzte ein kleiner roter Lichtpunkt auf dem Servoarm eines Gatlinggeschützes, dann wurde das Metall durch den Einschlag eines großkalibrigen Geschosses beinahe weggesprengt. Kreischend schwenkte das Geschütz zur Seite, eine Reihe von Einschusslöchern verunstaltete die Wand, dann wurde die Gatling durch ihren eigenen Rückstoß endgültig aus der Halterung gerissen.
Nummer drei...
Tak nahm wieder seine beiden Maschinenpistolen zur Hand und trat einfach aus der Deckung, während die letzte Gatling noch immer ihre Geschosse in den Rücken des Kampfservitors jagte. Die schützenden Stahlplatten waren schon längst durchbrochen und in einen Haufen löchrigen, verbogenen Metalls verwandelt worden, dunkles Blut sickerte zwischen dem Panzer hervor und bildete eine schmierige Spur hinter dem noch immer weitertaumelnden Servitor.
„Scheißteil...“
Tak hob seine beiden Waffen und drückte die Abzüge durch. Im selben Moment, in dem die Maschinenpistolen begannen, ihre donnernde Melodie zu spielen, explodierte die Munitionskammer des Kampfservitors. Die Kreatur verging in einem Feuerball, der ohrenbetäubende Knall schien es auf Taks Trommelfelle abgesehen zu haben. Verbogene Stahlstücken und abgerissene Gliedmaßen wurden durch die Luft geschleudert, landeten klirrend oder mit einem dumpfen Aufprall auf dem Marmorboden. Ein scharfer Metallsplitter streifte Taks rechten Oberarm, zerriss seinen Anzug und hinterließ eine Schramme, die der Priester allerdings nicht weiter beachtete. Seine eigenen Waffen spuckten in Form kurzer Salven ihre Projektile aus, die das letzte Gatlinggeschütz nach kurzer Zeit in ein rauchendes Stück Schrott verwandelten...

Langsam ließ Tak seine Waffen sinken, dünner Rauch kräuselte sich über den Mündungen. Ohne Eile drehte sich der Priester um, musterte die Szene, wobei seine Augenbrauen unmerklich ein kleines Stück näher zusammenrückten. Der letzte Kampfservitor lag in Einzelteilen auf dem Gang herum. Zwar warteten unten noch einige dieser Kampfmaschinen, aber die waren jetzt nicht so schnell verfügbar.
Tak presste die Zähne aufeinander.
„Bastard...“
Dass diese Idioten auch nicht einmal verhindern konnten, dass ihnen jemand die Selbstschussanlagen hackte!
Die Hand des Priesters wanderte zu dem kleinen Mikrophon an seinem Hals. Mit einem kaum hörbaren Klicken wurde der daran befindliche Knopf umgelegt.
„Ein Trupp in Überwachungsraum 34, aber dalli!“, bellte Tak hinein und schaltete das kleine Gerät wieder aus, ohne auf eine Antwort zu warten. Seine Hände schlossen sich fester um die Griffe seiner Waffen. Diesen Hundesohn würde er eigenhändig auf einen Pfahl stecken, wenn er ihn zwischen die Finger bekam...
Mit einem genervten Fußtritt öffnete der Priester die Tür zum Treppenhaus, um dann selbiges hochzurennen. Er wusste, wo sein Gegner sitzen musste. Und das würde dieser nicht überleben...
20.07.2003, 17:42 #48
Varyliak
Beiträge: 205

Die stille Nacht war schon lange nicht mehr so wie sie sein sollte:Schüsse zerfetzten die Ruhe und Schreie verstärkten diesen Effekt.Der mit Sternen durchzogene schwarze Himmel barg allerlei schrekliche Ereignisse.Doch ein Geräusch was niemanden störte war das metallische Klacken des Fanghakens.Langsam zog sich ein Schatten an dem Seil es Hakens hoch.Sie zog sich an einem alten moosbewucherten Vorsprung hoch und schaute durch ein grosses Fenster.Das Fenster erleuchtete die ganze Gestalt und enttarnte ihn als Komono."Hmmm,ein Kinderspiel!" murmelte der Mann und zog den Fanghaken hoch.Er rollte ihn ein,schaute gen Himmel und erspähte einen Lüftungschacht.Ein paar Minuten später fuhr er ein paar Krallen aus einem Handschuh und kletterte die alte Mauer hoch.
Der Wind fuhr ihm durch das maskierte Gesicht und sein Atem blieb ruhig als er Schritt für Schritt weiterkletterte.Seine Gürtel klimperte,was ihn aber nicht wunderte.Denn wenn man so ein Waffenarsenal dabei hatte,konnte es einfach nicht leise werden.Er hielt an und lauschte:einige Explosionen von grosser Entfernung erschütterten die Mauern und einen Moment lang griff er nach seinem Fanghaken.Doch er konzentrierte sich wieder und setzte seinen Weg fort.

Ein paar Minuten später stand er an einem weiteren Vorsprung und schlug mit seiner handschuh bedeckten Hand das Lüftungsgitter vom Schacht.Der Schacht war nicht sehr gross,jedoch gross genug für einen Assassin der Yakuza.Solche Einsätze waren fast Routine.
Ein grosses Kommando wurde geschickt um Lärm und Verwirrung zu stiften und im Geheimen machte er die Drecksarbeit.Doch er beschwerte sich nicht-im Gegenteil,er genoss seine Arbeit und seine Begeisterung wuchs jedesmal aufs Neue.Er trat ein paar Schritte zurück und schaute nach unten:viele Meter prägten seinen kleinen Kletterpart und der Wind peitschte ihm hier oben nur so um die Ohren.
Doch er hatte keine Wahl.Er holte tief Luft und seine Augen verengten sich in höchster Konzentration.Er ging langsam vorwärts und wurde schneller.Die Kante kam immer näher und mit einmal mal machte Komono einen Salto und schoss geradewegs in den Lüftungschacht."Geschafft.Aber jetzt gehts erst richtig los!" ,dachte er sich und kontrollierte seine Ausrüstung.Er setzte sich ein Multifunktionales Sichtgerät auf.Er wechselte die Sicht ein paar Mal und war sehr zufrieden.Es konnte weitergehen und er kroch den Schacht immer weiter.Nach einigen Biegungen kam er schließlich zu einem weiteren Gitter von dem aus er Geräusche und Stimmen hören konnte.Ebenfalls jedoch auch einige nervenbetäubende Gerüche.Er wechselte zur Wärmesicht und konnte zwei Personen sehen.Einer etwas plump und dick,der andere schlank.Sie hatten jeweils 2 Kanonen am Halfter."Das ist alles?" ,lachte Komono amüsiert und trat das Gitter weg.

Für einen Bruchteil einer Sekunde könnte man meinen das Tor zur Hölle wäre aufgestossen worden.Doch so schnell es anfing,so schnell war es auch wieder vorbei:Komono rollte sich über das Gitter und die beiden Wachen schauten ihn verdutzt an und eröffneten auch gleich das Feuer.Er schnallte das Sichtgerät ab und warf es ,während er hinter eine Säule rollte,vor die Füsse der Wachen.Diese sprangen erschrocken zurück und schauten es dann an.Doch ihre Reaktionen kamen zu spät:Komono rannte bereits auf sie zu und sprang von der Wand auf sie zu.Sein Fuss schoss auf das Gesicht des plumpen WÄchters zu und traf ihn.Seine Nase blutete und er gab Schreie von sich.Der andere schaute erschrocken zu seinem Kameraden und hatte bereits die Finger am Abzug.Doch ein harter Schlag traf seine Hand und er ließ schreiend vor Schmerz die Waffe fallen.Seine Hand war durch den Aufprall des Nunchaku gebrochen und stark angeschwollen.Komono lächelte grimmig und setzte seine Attacke mit einer Reihe weiterer Schlagkombi fort.Nach einer Weile lagen die Wachen grün und blau geprügelt am Boden und rührten sich nicht mehr.Nun nahm Komono ein kleines Fläschchen raus und schüttete den beiden ein wenig von der Flüssigkeit in die Mundwinkel.Er steckte das Fläschchen weg und sagte :"Nun gut,es war vielleicht nicht kurz und schmerzlos aber wenigstens hat es seinen Zweck erfüllt." Er wollte grade eine Tür öffnen als er Stimmen hörte.
"ICH HAB WAS GEHÖRT,UND WENN ICHS DIR DOCH SAGE!"
Die Tür wurde aufgeschlagen und herein kamen weitere 3 Wachmänner.
Komono grinste und blieb stumm.Die Wachmänner untersuchten die Leichen und schauten sich panisch um.Doch ein leises Klicken durchzog die ganze Halle und 2 Sekunden später lag fiel ihnen ein kleines rundes Ding vor die Füsse.Sie schauten auf es hinab und dann schrie einer:"Verdammt!Eine Granate.Bringt euch in Sicherhe-"
Doch der Satz wurde nie zuende gesprochen.Die Explosionen erfüllte den Raum mit einem feurigen Gebrüll und die Wachen wurden auseinandergerissen.Weitere Wachmänner betraten den Raum und fanden einen Krater mit Leichen vor sich.Ein weiteres Klicken verriet die Position des Assassins:Hoch über ihren Köpfen schaute ein ,mit dem Kopf nach unten hängender Mann auf sie hinunter und hatte zwei Uzis in der Hand:"Los gehts!" .Er feuerte auf die Wachmänner und schoss zwei von ihnen direkt in die Brust.Sie fielen um und ihre Kameraden feuerten auf den Eindringling.Dieser ließ die Krallen in seinen Schuh zurückschnellen und landete mit einem dumpfen leisen Aufprall am Boden.Er feuerte im Laufen auf seine Gegner und machte eine Rolle vorwärts.Beim Aufstehen trat er einem Wachmann gegen den Kehlkopf und den anderen drückte er die Uzi gegen den Magen.Dieser war nach ein paar qualvollen Schrei auch hinüber und Komono schaute sich um:der "kleine" Kampf hatte seine Spuren hinterlassen.Es lagen überall Leichen herum und auch versprengte Körperteile.Er stand nun allein in der Halle und ließ die leeren Uzis fallen und schnappte nach 2 anderen der Wachmänner."Soviel zum Thema lautlos..." ,sagte er lachend und ging durch die Tür...
20.07.2003, 20:54 #49
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Mit lautem Krachen splitterten die Halterungen des metallenen Lüftungsgitters unter einem kräftigen Stiefeltritt in ungleichförmige Bruchstücke, scheppernd stürzte das Gitter in die Tiefe des Schachts. Doch bevor der Söldner selbst hinterhersprang, wirbelte er herum und drückte den Abzug der Shot-Gun durch. Begleitet von einem ohrenbetäubenden Bellen spuckte das Gewehr eine Ladung Bündelmunition aus und verwandelte den Hauptrechner der Sicherheitszentrale in einen Haufen wertlosen Altmetalls.
"Gut gemacht", meldete sich Nightsky zu Wort.
"Wir sind bereits überall im System vertreten. Mit der Vernichtung des Rechners stellst du nur sicher, dass es auch dabei bleibt."
Eine kurze Funkstille folgte, dann hörte Frost im Hintergrund die Hackerin ein paar Worte mit Owl wechseln.
"Offensichtlich bekommst du bald Besuch. Rat mal wen. Das Gruselkabinett hat offensichtlich Nachschub erhalten. Da kommt eine ganze Horde Skelette auf dich zu. ETA : Zehn Minuten. Mach, dass du da verschwindest. Ach ja, dein Schlächterfreund läuft jetzt vollends Amok. Offensichtlich hat er den Tod seines Blechbubis nicht sonderlich gut verkraftet. Er rennt wild ballernd durch die Gänge und vernichtet jede Selbstschussanlage und jede Kamera die er findet. Allerdings ist er auf dem Weg nach oben, sollte insofern also keine Gefahr darstellen. Ich halt dich auf dem Laufenden."
"Verstanden, ich mach mich an den Abstieg. Pass du derweil auf meinen Bullen auf. Du hast ja mein Stimmmuster."
Klackend verschwand eine neue Patrone in der Munitionskammer der modifizierten Schrotflinte. Das Gewehr war eins von Frosts liebsten Spielzeugen. Es war nicht nur mit dem Sichtgerät koppelbar, sondern verfügte neben einem Streuungsunterdrücker auch noch über eine Zielkamera, die den Platz des üblichen Zielfernrohres einnahm. Mit dieser Kamera konnte er einen mehr als doppelt so hohen Zoomfaktor wie mit einem üblichen Fernrohr erzielen und musste dennoch nicht auf die Vorzüge des HUDs verzichten. Die praktischste Modifikation stellte jedoch sicherlich die unter dem Lauf des Sturmgewehrs montierte Shot-Gun dar. Dank einer raffinierten, von Frost selbst entwickelten Modultechnik konnte die Waffe jederzeit und unkompliziert abgenommen werden und durch ein anderes, auf die SIG angepasstes Modul ersetzt werden. Einen von Frosts Favoriten stellte hier ein Kaliber zwanzig Geschütz dar, wie es bei einigen der neueren Heckler&Koch Gewehren üblich war. Falls es wirklich einmal hart auf hart kommen sollte, hatte man mit einem solchen Gerät trotzdem noch durchschlagskräftige Argumente in der Hand.
Der Ladehebel des Gewehrs rastete hörbar ein, eine neue Schrotladung wartete nur darauf, dass der Söldner den Abzug durchdrückte. Dann ließ er sich in den von roten Lämpchen schwach beleuchteten Wartungsschacht fallen, federte mit einem hallenden Echo ab und kroch durch den klaustrophobisch engen Korridor weiter. Ab und zu gab ihm Nightsky Richtungsangaben, um ihn durch das Labyrinth aus Abzweigungen und weiteren Schächten zu lotsen. Irgendwann, die Zeitanzeige des HUDs zeigte um die zehn verstrichene Minuten an, machte der Schacht einen Knick nach unten. Knapp zwei Meter tiefer lag dort ein weiteres Lüftungsgitter.
"Vorsicht, dort geht's steil bergab. Halt deinen Kletterstab bereit", warnte ihn Nightsky vor.
"Owl hat derweil eine lustige Falle für deinen Freund aufgebaut. Einige der Selbstschussanlagen laufen Amok. Zumindest sieht es so aus. Andere hat er deaktiviert und einen der Servos überlastet, damit es einen netten Funkeneffekt gibt. Der Mantelheini arbeitet sich weiter nach oben vor, doch wenn er den Ballsaal erreicht, ist Schluss mit Lustig. Dann gibt es ein schönes Feuerwerk..."
Selbst durch die Funkverbindung glaubte Frost seine Freundin grinsen zu hören.
"Ach, bevor ich es vergesse : Dein Bullenkumpel ist auf dem Weg nach unten. Falls er es überleben sollte, ist er in knapp zwanzig Minuten bei dir."
"Gut, dann geh ich jetzt rein", meinte Frost und schwang sich nach unten.
Seine Stiefel krachten auf das Gitter, sprengten es mitsamt einem Teil der Halterungen aus dem Rahmen und schleuderten es in die Tiefe. Glücklicherweise hatte Nightsky ihn vorgewarnt, wenn auch etwas untertrieben. Es ging nicht nur bergab, sondern senkrecht nach unten - Der Schacht mündete direkt in der Decke der Generatorhalle.
Frost reagierte instinktiv, riss den Arm in die Höhe und presste den Auslöser des Kletterstabes durch. Ein schmerzhafter Ruck ging durch seine Schultergelenk, als die Klebekapsel an der Hallendecke erschellte und das Stahlseil festsetzte. Die Motoren heulten gequält auf, als sie den Sturz abfingen und langsam Seil nachließen. Einer sich abseilenden Spinne gleich, senkte sich Frost dem Hallenboden entgegen...
20.07.2003, 21:35 #50
Skeleon
Beiträge: 793

Kruger arbeitete sich Schritt für Schritt vorwärts. Begleitet von der Stimme des unbekannten Söldners (oder ihrem elektronischen Äquivalent) durchquerte er große Teile des ersten Untergeschosses. Hier, auf flachem Terrain, kam er sogar trotz Verwundung recht schnell voran. Beruhigend summten die Servo-Motoren der Geschütze und Kameras, die sich in regelmäßigen Abständen an den Wänden und an der Decke befanden. Er fühlte sich seltsam sicher - umgeben von Tod und Zerstörung, doch beobachtet von aufmerksamen Objektiven und unter Feuerschutz großkalibriger Schnellfeuerwaffen. Seine eigene Maschinenpistole hielt er krampfhaft in der Rechten, seine Linke klammerte sich immer noch an die Aluminiumstützte. Die Wunde an seinem Knie war inzwischen oberflächlich zugeheilt, vertrocknetes Blut besudelte seine zerfetzte Uniform. Unsicher trat Kruger auf seinem steifen Bein auf, nur um gleich weiterzuhumpeln.
"Jetzt links lang." tönte die unbekannte Stimme in seinem Ohr.
Wie eine Puppe folgte er den Anweisungen ohne Widerrede, ohne Kritik und ohne nachzufragen. Er wusste, dass er sich nicht in der Position befand, Fragen zu stellen oder Sicherheit und Überleben zu beanspruchen - Dinge, die er sonst in einem Atemzug mit der längst fälligen Gehaltserhöhung nannte.
Mit einem schweren Seufzer schwenkte er in den Korridor ein. Am Ende des Ganges befand sich eine weitere, gläserne Doppeltür, dahinter ein noch schmaleres Treppenhaus.
"Letzte Treppe, Kumpel."
Nur etwa zehn Minuten später langte Kruger schwitzend und vor Schmerz ächzend auf der untersten Treppenflucht an. Er stieß eine stählerne Feuerschutztür auf und blickte sich in dem großen Raum um. In der ganzen Halle brummte und summte es, beständig an und wieder abschwellend. Überall standen schwere Gerätschaften, Maschinen, Öfen, Generatoren. Und in sämtlichen Ecken befanden sich Gatlinggeschütze, die ihn summend beäugten und seinen Weg freihielten.
Ein wenig unsicher blickte er sich um. Keine neuen Anweisungen drangen mehr über seinen Ohrenstöpsel.
"Hallo?" fragte er unsicher in den Raum hinein, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Ein paar Schritte weiter blieb Kruger irritiert stehen. Vor ihm lag ein etwa 1 Meter breites und genauso hohes Drahtgitter. Etwa in der Mitte war es ein wenig verkrümmte, verbogen, als hätte es jemand getreten, darauf eingeschlagen oder ... er blickte zur Decke, ein dunkler Schacht, ein Lüftungsschacht! Gerade wollte sich der Mann wieder dem Gitter zuwenden, als er plötzlich kalten Stahl in seinem Rücken spürte.
"Perfektes Timing." meinte die Stimme, die ihn die letzten Minuten begleitet hatte, klar und deutlich über das Brummen der Generatoren um sie herum hinweg.
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