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13.05.2003, 22:15 #151
Satura
Beiträge: 589
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Die junge Amazone hatte Frosts Worten aufmerksam gelauscht. Er hatte Recht; sie hatte keine Ahnung von dieser Welt. Die Inquisition und die Paladine waren ihr gleichermaßen fremd, sowohl die Menschen hinter diesen Orden, als auch deren Gesinnung.
"Hört, ich mag Euch naiv und unerfahren scheinen, doch alles, was ich zu wissen brauche ist hier drinnen." Satura legte ihre geballte Faust auf ihr Herz. "Ich habe noch nie einen Menschen getötet, und ich kann mich mit keinem Kult identifizieren, ganz gleich, ob er nun dem edlen Innos oder einem Erlöser dient. Es mag sein, dass Ihr Menschen getötet habt, doch ihr seid nicht hier, um mich zu töten - und das ist, was für mich zählt." Die Stimme der jungen Frau war fest und ihr Blick suchte die Augen ihres Gegenübers. Ihre Hand hielt ihr Drachenamulett fest umschlossen; und das Amulett sagte ihr, dass von diesem Mann keine Gefahr für sie ausging - zumindest nicht für diesen Moment. Die ganze Geschichte wurde nicht einfacher... dieser Mörder, sein Schüler? Warum sprach dieser Mann so seltsam bedächtig? Was war das für ein Mensch, der ihr hier gegenüberstand? Er wirkte gebrochen - und stark zugleich, sehr alt - und doch jung, offen einerseits, und doch verschlossen.

"Also sagt mir, warum Ihr hier seid. Sagt mir, warum Ihr Leon und mich begleitet habt. Und sagt mir, wie Leon und ich heil nach Gorthar kommen können - um der Inquisition zu berichten und so diesen Tak loszuwerden... Denn wir werden wohl kaum mehr als Beute interessant sein, sobald die Inquisition weiß, was Leon herausgefunden hat."
14.05.2003, 21:08 #152
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Es war Abend geworden, und wieder neigte sich die Sonne dem Horizont zu, um die Berggipfel mit sanftem Glühen zu umfassen. Satura war den ganzen Tag im Wald umhergehumpelt, auf der Suche nach Kräutern, um ihren Vorrat aufzufrischen. Sie hatte sich stets in Sichtweite des Lagers gehalten, doch so weit entfernt, dass niemand sie entdeckte. Sie hatte die Zeit gebraucht, um nachzudenken. Über das, was in den letzten Tagen passiert war, über Leon... nie würde sie diesen verblendeten Ausdruck in seinen Augen vergessen, als er von dem Kult sprach. Sie fühlte, wie sich alleine bei dem Gedanken daran ihre Nackenhärchen aufstellten. Sie war sich nicht sicher, ob er wieder ganz Herr seiner Sinne war - zu tief verletzt hatte er sie, nicht nur physisch.
Irgendwann fand sie sich am Boden sitzend, die Hände in das feuchte Moos gegraben, und in stummer Verzweiflung betend. Bittend, die Götter sollten ihr beistehen in dieser schweren Stunde.


Gebenedeite Dunkelheit
Halte meinen Schatten
Presse ihn an mich
Dass ich ihn nicht verliere

Lodernde Flamme
Verbrenne meinen Schmerz
Auf dass die Asche
Meine Wunden fülle

Heiliges Wasser
Reinige mein Herz und meine Gedanken
Spende mir Trost und lösche meinen Durst
Lass meine Tränen nie versiegen

Blutrote Göttin
Verleih mir deine Kraft
Lass deine Weisheit in mir wirken
Und fülle mich mit Stolz.

Satura senkte andächtig ihren Blick und umfasste ihr Amulett so fest, dass die Zacken des Drachenschwanzes Abdrücke in der weichen Handfläche hinterließen.
Die Kraft kehrt zurück... Mit der linken Hand umfasste sie die Spitze des Schwertes und zog mit einer schnellen Bewegung die Handfläche über das scharfe Metall. Sie spürte den kühlen Schmerz, als das Metall ihre Haut zerschnitt. Blut tropfte pulsend aus ihrer Wunde und vereinte sich mit der feuchten Erde vor ihr. Wieder und wieder murmelte sie das Gebet vor sich hin, und presste die blutende Linke an ihr Amulett. Die Kraft kehrt zurück...

Lange war die Amazone hier gesessen, eins mit dem Raunen des Windes, eins mit dem Singen der Vögel, und eins mit sich selbst.
Es war schon spät, als sie wieder zu der Siedlung zurückkehrte. Sie war erstaunt, als sie Leon und den fremden Krieger sah. Zielgerichtet ging sie auf Frost zu, ohne Leon eines Blickes zu würdigen.
"Lasst uns gehen - ich will Euer Angebot nicht zurückweisen." Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie in die Hütte und packte ihr weniges Hab und Gut ein.
14.05.2003, 21:47 #153
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura hatte den ziehenden Schmerz in ihrem Bein ignoriert und tapfer die Zähne zusammengebissen. Das Stoffstück, dass sie um ihre verletzte Handfläche gewickelt hatte, war blutgetränkt, doch offensichtlich hatte es bereits aufgehört zu bluten. Die Amazone machte sich daran, das Lagerfeuer zu entfachen, während Frost mit leerem Blick in die Dunkelheit starrte. Leon hatte sich in ein Eck der Höhle verzogen, doch Satura bemerkte, dass er sie aus den Schatten beobachtete.

Die Blicke ihres ehemaligen Gefährten ignorierend bemühte sie sich, das Feuer zum Brennen zu bekommen. Der Krieger stand weiterhin regungslos am Eingang; er hatte seit ihrem Aufbruch kein Wort mehr als nötig gesprochen.
Bald loderte ein knisterndes Feuer in der Höhle, und der Widerschein erhellte Saturas Gesicht, die sich am Rande der Feuerstelle niedergelassen hatte. Ihre sonst so feinen Züge wirkten ungewohnt hart und kalt. Es war, als wäre mit jedem Blutstropfen, den sie verloren hatte, auch ein Teil ihres Gefühls aus ihr gewichen.
Es war eine seltsame Szene: drei Reisende, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten - und sie alle schwiegen. Kein Wort fiel, und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Allein das Knistern des Feuers machte diese Stille erträglich...
Die Amazone machte sich daran, ihre Wunde zu versorgen; sie bemühte sich nicht, dies vor Leon zu verbergen.
14.05.2003, 22:17 #154
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura war müde; die Anstrengung der letzten Tage war nicht zu leugnen. Oft war sie dem Tod näher gewesen denn dem Leben, und die langen Stunden der Ohnmacht waren mehr gewesen als heilsame Dunkelheit. Ihr Körper war schwach gewesen, doch ihr Geist war schwächer. Heute im Wald hatte sie seinen Einfluss gespürt, und flüsternd waren seine Worte an ihre Ohren gedrungen, die so verlockend süß von Rache sprachen. Der Fremde war bei ihr gewesen, als ihr Körper aufgeben wollte...
Die Amazone schlang ihren Umhang enger um ihren Körper und senkte ihren Blick. Das Leben hatte ihr die Entscheidung abgenommen. Der Fremde wollte sie nicht tot, er wollte sie lebend... warum auch immer. Aber er hatte sie gerettet.
Dunkel kam die Erinnerung an die düsteren Träume zurück. Zeit des Erwachens! Er hatte sie gerufen, immer lauter, immer stärker. Und sie war ihm gefolgt, war durch den dunklen Wald gegangen, und hatte ihm die Hand gereicht...
Satura schüttelte heftig ihren Kopf. Was dachte sie da? Was waren das für verrückte Gedanken, die sich in ihren Kopf schlichen?

"Nicht du hast mich gerettet, ich allein war es!" sagte sie plötzlich halblaut. "Ich allein, es war meine Stärke, meine Kraft. Du hast keine Macht über mich!"
Kaum hatten diese Worte ihren Mund verlassen, verflog das Raunen in ihrem Kopf. Doch irgendetwas war passiert, etwas, das sie dem Fremden näher gebracht hatte, als ihr lieb war.
Nein, er hatte keine Macht über sie. Noch nicht.
15.05.2003, 11:14 #155
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Unsicher sah sie sich um. Es war Nacht, es war kalt. Vor ihr ein Weg, hinter ihr nicht; ringsum alte knorrige Bäume. Weicher Boden, federnder Schritt - Stille.

Satura kannte den Ort nur zu gut. Diesen Ort, der nicht existierte, und doch so real war. Festen Schrittes ging sie den Weg entlang - der Fremde wollte es so, und sie war willens, ihm zu begegnen.
Seltsam, ihre Wunde schmerzte nicht... Wenige Schritte vor ihr tat sich eine Lichtung auf, an dem ein einladendes Lagerfeuer knisterte. Dort saß er, den Kopf gesenkt und regungslos sie erwartend.
Der Fremde war von schlanker, doch kräftiger Gestalt. Sein schwarzer Umhang verfloß mit den Schatten der Nacht, und die Kapuze hatte er so tief heruntergezogen, dass sie sein Gesicht verdeckte. Und doch merkte Satura, dass er sie beobachtete. Er wirkte ruhiger als sonst, sicherer, dass sie seinem Ruf folgen würde.

Die Amazone hatte die Lichtung erreicht; sie ignorierte das immer stärker werdende Leuchten ihres Amuletts, fühlte den brennenden Schmerz nicht mehr.
"Nehmt es ab." Der Fremde sprach mit einer eigenartig ruhigen Stimme; kein Drängen lag in seinen Worten, es klang wie eine Bitte. Satura sah ihn fragend an - der Fremde hielt sich wie zum Schutz die Hand vor sein Gesicht - dann fiel ihr Blick auf das rot strahlende Amulett. "Nun nehmt es schon ab!" Irritiert griff Satura nach dem Amulett und spürte, wie die Hitze des glühenden Steins ihre Haut verbrannte. Schnell zog sie ihre Hand wieder zurück und griff nach dem ledernen Band des Amuletts. Zögernd legte sie das Artefakt ab und ließ es in der Tasche ihrer Hose verschwinden.

"Ich danke dir." Der Fremde hatte seine Hand wieder sinken lassen. "Nun nimm Platz." Mit einer einladenden Bewegung deutete er auf einen alten Baumstamm gegenüber von ihm. Mit einem stummen Nicken folgte die Amazone seiner Einladung. Auch jetzt, aus dieser Nähe, konnte sie sein Gesicht nicht ausmachen. Wie schon die Male zuvor, als sie ihn getroffen hatte, wurde es regelrecht von den Schatten verschluckt, immer wenn sie meinte, einen Punkt seines Antlitzes erhaschen zu können, verschwamm der Rest vor ihren Augen...
"Bemüh dich nicht." Der Fremde machte eine kurze Pause. "Es freut mich, dass du endlich deine Ablehnung abgelegt hast. Nun schweige still und sieh her." Mit einer eleganten Handbewegung fuhr er durch das hell lodernde Feuer, und mit Staunen sah Satura Bilder entstehen... Ein Bild, dass sich nur zu gut in ihr Gehirn eingebrannt hatte:
Leon, wie er im Taumel auf sie zustürzte, den Dolch in seiner Rechten drohend erhoben. In seinen Augen war abgrundtiefer Hass zu sehen, als er auf die Amazone zustürzte, die hilflos am Boden lag. Dann stach er zu, und wieder fühlte Satura den Schmerz, als das kalte Metall durch ihre Haut in ihr Fleisch drang, fühlte, wie ihr Körper sich aufbäumte und gleich darauf in sich zusammensackte. Wieder fühlte sie das Entsetzen, dass er, ein Freund, sie angriff... Sie sah in seine Augen, er war bereit sie zu töten.

Das Bild verbrannte in einem knisternden Funkenregen, löste sich auf in Schall und Rauch, und wieder waren nur die rot lodernden Flammen des Feuers zu sehen.

Satura spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie war enttäuscht und verletzt. Vielleicht hätte sie nie nach Gorthar kommen sollen... aber was wäre dann aus Leon geworden? - Ein willenloser Diener des Kultes. Und warum interessierte sie das überhaupt, war es von Belang? Vielleicht wäre er dort viel glücklicher gewesen?
Mit einer energischen Bewegung wischte die Amazone eine Träne hinfort, die sich einen Weg über ihre Wange gebahnt hatte.
Der Fremde sah sie an. "Soviel Leid, für nichts. Soviel Enttäuschung, warum?" Seine Stimme war so beruhigend und sanft... Und wieder glitt seine Hand durch das Feuer, und wieder tauchte ein bekanntes Bild auf: Leon, hier an diesem Feuer sitzend, und hinter ihm der Fremde, einen glühenden Feuerball in der Hand...
Anders als beim ersten Mal spürte Satura keine Angst mehr. Sie nickte und senkte den Kopf. "Du wolltest mich warnen."

Auch dieses Bild verblasste wieder, und der Fremde sah sie mit seinen substanzlosen Augen durchdringend an. "Vertrauen bringt nur Schmerz, genauso wie Liebe und Freundschaft. Lass diese Einbildungen weggleiten... sag dich frei von ihnen. Nur eins macht dich stark, und du weißt es. Es ist dein Haß, dein Zorn." Satura sah ihn erschrocken an. Woher kannte er ihre Gefühle so gut?

Er hatte Recht. Wie hatte sie gelitten, als geliebte Menschen von ihr gegangen waren... wie enttäuscht war sie von Leon, der ihr den Dolch besser gleich mitten ins Herz jagen hätte sollen. Sie spürte ihre Wut überhand nehmen...
In diesem Moment brach der Fremde in ein schaurig kaltes Gelächter aus. "Satura, du bist eine von uns... ich habe es immer gewusst..."


Erschrocken fuhr Satura von ihrem Lager auf; irgendetwas fiel klirrend zu Boden, ihr Herz raste, und sie war schweißgebadet. Verwirrt sah sie sich um. Das Feuer war niedergebrannt, und durch den Eingang der Höhle drang Tageslicht. Schwer atmend stützte die Amazone sich auf ihrer unverletzten Hand ab und stand auf. Schnell griff sie nach dem Amulett - es war nicht da. Ein lähmender Schreck durchfuhr all ihre Glieder. Lass es nicht dort sein, wo ich es vermute... Vorsichtig fingerte sie in ihrer Hosentasche herum und zog das Amulett hervor. Ungläubig starrte sie auf den Drachen und den nun wieder blassroten Stein. Sie spürte Angst in ihr aufsteigen - ihre Träume nahmen immer mehr und schrecklichere Gestalt an. Was war das für ein Teil von ihr, der so empfänglich für den Fremden war, der ihm zugehört und ihm geglaubt hatte?
Satura schüttelte sich, als könne sie so den Traum loswerden und sah vor sich auf den Boden.

Verdammt, was war das? Sie realisierte, was zuvor so klirrend zu Boden gefallen war - vor ihr lagen ein wunderschönes Schwert und ein recht großer, violetter Stein. Verwirrt sah Satura sich um. Leon?
Sein Platz war leer - er war verschwunden. Fassunglos glitt Saturas Blick von dem leeren Lagerplatz an der Höhlenwand zu dem Schwert vor ihr und wieder zurück.
"Leon!" Sie lief aus der Höhle in das grelle Sonnenlicht und kniff ihre Augen zusammen. Nichts. Er war weg.

Verdammt, dieser sture Dieb... ein Dieb der ihr ein Geschenk gemacht hatte. Hatte er sich so gequält mit dem, was in den letzten Tagen passiert war? War ihr das nie aufgefallen, war sie so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen? War er nicht Tag und Nacht an ihrer Seite gewesen und hatte ihre Wunde gepflegt und über ihren Schlaf gewacht? Was, wenn Tak ihn nun, wo er so ganz alleine war, finden würde?
Satura fühlte sich hin- und hergerissen von ihrer Wut auf ihn und ihrer Sorge um ihn.
Wütend trat sie mit dem Fuß gegen einen Stein. "Dieser Tag fängt ja schon mal gut an." murmelte sie.

Sie ging wieder in die dunkle Höhle zurück und hockte sich an die erkaltete Feuerstelle. Frost lag wenige Schritte von ihr entfernt und schnarchte leise. Satura beschloß, ihn noch nicht zu wecken.
Dann zog sie das edle Langschwert aus der verzierten Lederscheide, dass Leon ihr zurückgelassen hatte. Sie wog es in ihren Händen - es war seltsam leicht, doch die Klinge war aus hartem Stahl und beidseitig geschliffen. Die Amazone hob den Amethyst auf und ließ ihn ihre Hosentasche gleiten, dann nahm sie das Schwert und trat vor die Höhle, um ein wenig zu üben. So konnte sie ihre Gedanken am besten ordnen.

Die Amazone schwang die edle Klinge schnell in Form einer liegenden Acht, und das polierte Metall streute die Sonnenstrahlen in alle Himmelsrichtungen. Leon... sie wurde aus dem Jungen nicht schlau.
15.05.2003, 13:24 #156
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Erschrocken sah sich die Amazone dem Waffenmeister gegenüber, das Schwert noch in der Luft haltend. Sie war so in ihre Übungen mit der neuen Waffe versunken gewesen, dass sie sein Nahen nicht bemerkt hatte.

Langsam ließ sie die Klinge sinken und steckte sie in die verzierte Scheide. Sie sah Frost an; Schweißperlen standen auf der Stirn des Kriegers, und in seinen Augen stand ein undefinierbarer Ausdruck von Verwirrung und Ärger geschrieben.
"Guten Morgen, Frost." Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, wie er da vor ihr stand, mit wirrem Haar und sie fragend ansah. "Leon... er hat uns verlassen." Satura wollte noch mehr sagen, doch sie würde kein weiteres Wort mehr über ihre Lippen bringen, ohne dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie verstand es nicht... so schwer war ihre Suche nach ihm gewesen, und jetzt ließ er sie ein zweites Mal in kurzer Zeit im Stich.
"Als ich heute morgen erwachte, war seine Lagerstatt leer und bereits kalt. Das einzige, was er zurückließ, war dies Schwert." Satura senkte ihren Kopf, damit der Krieger nicht die Trauer in ihren Augen sehen konnte.
Nach einer kurzen Pause hub sie von neuem an zu sprechen. "Wo ist euer Freund? Sollte er nicht längst zu uns gestoßen sein?"
15.05.2003, 14:00 #157
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura wunderte sich nicht darüber, Leon war schon viel zu früh aufgebrochen, als dass sie ihn noch würden einholen können. Ausserdem wollte er dies augenscheinlich auch nicht, immerhin war er gegangen. "Mit Verlaub, ich glaube die Inquisition ist weniger sein Problem als Euer brutaler Schüler, dieser Tak." meinte sie zynisch. "Und nur um das klar zu stellen, Leon ist nicht mein Freund, er war ein Freund, er war mein Begleiter. Aber das ist vorbei." Ihre Züge verhärteten sich merklich.
"Ich verstehe nur nicht, warum die Inqusition mich verfolgen sollte, ich glaube, dass sie kein Interesse an mir haben. Ich habe doch auch keine Ahnung von diesem Kult, ich wäre nichts für sie wert."
Frost sah angespannt aus, die Falten auf seiner Stirn wollten sich nicht glätten. Satura sah dem Waffenmeister in die Augen. "Was ist eigentlich mit Euch los, ihr seht aus als wärt ihr einem Geist begegnet!"
15.05.2003, 14:40 #158
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Die Amazone sah den Krieger verwundert an. Keine fünf Sätze hatte er seit ihrem Aufbruch gesprochen, und auf einmal redete er wie ein Wasserfall. Trotzig sah sie ihm in die Augen. "Wenn Beliar mich will, so werde ich mich nicht sträuben."
Sie bereute ihre Worte schon in dem Augenblick, in dem sie ihren Mund verließen. Frost schüttelte seinen Kopf und schwieg.

Satura wandte sich um und kehrte ihm den Rücken zu. Ihre Blick ging zu den Luzkanzacken hinauf, die sich majestätisch über dem kargen Land erhoben. An manchen Tagen, hatte sie gemerkt, war ihr eisiger Atem bis hier unten zu spüren - so auch heute. Obwohl die Sonne mit voller Kraft strahlte, war von Zeit zu Zeit ein eisiger Windhauch zu verspüren; wie ein Rufen... Sie dachte an Hakon und die anderen Kultisten, die irgendwo dort oben nach ihrem Erlöser suchten... wie viele von ihnen wohl das Schlachtfeld überlebt hatten?
Die Amazone wandte sich von dem überwältigenden Anblick ab und ging zurück in die Höhle, um ihr Nachtlager endlich abzubrechen.
"Laßt uns aufbrechen." rief sie Frost im Vorbeigehen zu.
15.05.2003, 15:24 #159
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura folgte dem Krieger, der gedankenverloren vor ihr dahintrottete. Was für ein seltsamer Mann... Wo war er nur immer mit seinen Gedanken? Warum sah er sie immer so seltsam an?
Sie betraten nun das Schlachtfeld; es bot das gleiche Bild wie immer - triste Ebene, staubiges Grab. Vereinzelt lagen größere und kleinere Felsbrocken herum, als hätte der Berg sie in seiner Wut auf die Kämpfenden gespien.
Sie hatte gemerkt, mit welchem Unwillen Frost das Schlachtfeld betrat. Es schien etwas in ihm zu verändern, oder einen Teil zu bestärken, den er nicht gerne zeigte.

Satura unterdrückte den Hustenreiz, den der feine, von ihren Schritten aufgewirbelte Staub in ihrer Lunge verursachte. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die beiden herunter, und die Luft über der Ebene begann zu flimmern.
Frost mäßigte sein Tempo, als er merkte, dass Satura mit ihrem verletzten Bein nicht mithalten konnte. Sie bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, und sich die Schmerzen zu verkneifen. Wenn sie nicht bald für längere Zeit zur Ruhe kommen würde, würde die Wunde noch langsamer verheilen - sie wurde einfach zu viel beansprucht. Doch nirgends eine Spur von Leon oder der Inquisiton... Welch ein Glück!?
Nach einiger Zeit erreichten sie den Eingang zur Schlucht; das wild wuchernde, saftige Grün bildete einen bizarren Gegensatz zu der toten Ebene.
15.05.2003, 16:14 #160
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura sah erschrocken zu dem kraftlosen Menschen, der am Boden zusammengekrümmt lag. Das war sein Freund?
"Ja, natürlich schaffe ich noch ein Stück!" Satura reagierte schnell. Sie kletterte etwas umständlich den Abhang zum Fluss hinunter, leerte einen ihrer Lederbeutel und stopfte sich den Inhalt kurzerhand in ihre Hosentaschen. Dann füllte sie Wasser in den Beutel und kletterte den Abhang wieder hinauf... nun, es war mehr ein Kriechen denn ein Klettern.
Frost hatte seinen Freund hochgehoben, und sah Satura fragend an, als sie mit dem tropfenden Lederbeutel auf ihn zuhumpelte. Die Amazone ließ das kühle Wasser in den Mund des erschöpften Mannes fließen, dann gab sie auch Frost zu trinken, und am Schluss trank sie selbst noch ein paar Schluck.
"Laßt uns gehen, die Sonne steht schon tief. Schaffen wir es bis zum Anfang der Schlucht? Dort ist eine Höhle, die sich gut verteidigen läßt." Satura war, als hätte das frische, kühle Wasser ihre Lebensgeister geweckt; sie fühlte sich erfrischt und motiviert und lächelte Frost an. Doch der Krieger wirkte fast noch erschöpfter als sein Freund, der schlaff in seinen Armen hing.
Sollte Tak in der Nähe sein, und sie jetzt angreifen, dann gnade ihnen Innos... nein, Saturas Amulett schwieg.
15.05.2003, 17:56 #161
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura und Frost hatten sich mit Müh und Not zu der Höhle am Anfang der Schlucht geschleppt. Der Vorteil der Höhle war, dass sie dicht von Gestrüpp verwachsen und somit nicht leicht zu erkennen war, und dass sie wenige Schritte hinter dem Eingang einen Knick machte.

Die Kultisten hatten ihre Spuren gut verwischt; nur die Überreste des Lagerfeuers waren noch zu sehen. Satura breitete ihren Umhang am Boden aus, und Frost bettete Esteron darauf. Dieser hatte während des langen Marsches durch die Schlucht ab und an die Augen aufgeschlagen, ohne wirklich wach zu sein. Satura kniete sich neben Esteron und flößte ihm wieder etwas Wasser ein. Er schluckte brav und seine Lider zitterten leicht. "Hm, es sieht so aus, als hätte sein Kreislauf versagt; ernste Verletzungen hat er keine, nur ein paar Abschürfungen, wahrscheinlich weil er gestürzt ist."

Satura kramte aus ihren Taschen ein paar in ein Leinentuch eingeschlagene, getrocknete Kräuter hervor.
Frost hatte sich inzwischen daran gemacht, ein Feuer zu entzünden. Hinter dem Knick der Höhle würde das Flackern des Feuers die drei nicht verraten können. Satura erhitzte etwas Wasser über dem Feuer und legte die Heilkräuter hinein. Dann tränkte sie ein Tuch in dem warmen Sud und ließ es etwas ziehen.
Frost sah Satura interessiert zu, wich dabei aber nicht von der Seite seines Freundes, den er genau beobachtete. Die Amazone legte dem erschöpften Wanderer das mit Kräutern getränkte Tuch auf die Stirn. "Das wird helfen," meinte sie mit einem Blick auf den Erschöpften.
15.05.2003, 18:48 #162
Satura
Beiträge: 589
Mitglieder, Ränge und Abwesenheiten der Amazonen -

Ich neige mein Haupt in demütiger Dankbarkeit vor meiner weisen und gütigen Königin.

so, jetzt geht's aber ans Feiern:
*jubel* und auch an alle anderen herzlichen Glückwunsch!

edit: und auf die 200er Grenze geht's auch schon im Laufschritt zu... und das in *rechne* 4.5 Wochen - nicht schlecht, oder? (und ich hab nicht andauernd nur gespammt, so wie jetzt grad :D)
15.05.2003, 18:48 #163
Satura
Beiträge: 589
Mitglieder, Ränge und Berufe der Amazonen -

Ich neige mein Haupt in demütiger Dankbarkeit vor meiner weisen und gütigen Königin.

so, jetzt geht's aber ans Feiern:
*jubel* und auch an alle anderen herzlichen Glückwunsch!

edit: und auf die 200er Grenze geht's auch schon im Laufschritt zu... und das in *rechne* 4.5 Wochen - nicht schlecht, oder? (und ich hab nicht andauernd nur gespammt, so wie jetzt grad :D)
15.05.2003, 19:04 #164
Satura
Beiträge: 589
UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST -
so, mit Freuden verkünde ich, dass auch Satura nun eine Tochter ist - mit immer noch 1 von 4 Skills (Barbier). (aber ab nächste Woche dann hoffentlich Einhand Stufe 1)
Danke
15.05.2003, 21:14 #165
Satura
Beiträge: 589
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura war lange in Gedanken versunken dagesessen, als Frost sie aufschreckte. Ihm stumm mit einem Nicken dankend nahm sie das harte Brot entgegen und begann, kleine Stücke davon herunterzubrechen. Einen Teil des Brotes wärmte sie im restlichen Wasser mit ein paar Kräutern über dem Feuer auf. Es würde eine nahrhafte Suppe für Esteron ergeben.

"Wegen Leon?" Satura lachte bitter. "Nein, ihn habe ich in Khorinis kennengelernt." Sie schwieg kurz.
"Mein Ziehvater ist diesen Winter gestorben, und er schickte mich nach Khorinis, um Sagitta, die Heilerin zu suchen. Ich habe sie leider nicht angetroffen... nur dies Amulett hat sie für mich hinterlassen." Satura nahm das Drachenamulett in ihre Hand und strich zärtlich über den blassroten Stein. Unter dem Amulett hatte sich wieder eine leichte Brandwunde gebildet, und Satura beeilte sich, diese wieder mit dem Artefakt zu verdecken.
"Wie gesagt, ich habe Leon in Khorinis getroffen, und er hat mir in den ersten Tagen hier sehr..." sie zögerte kurz, als die Erinnerungen an die ersten Tage mit Leon wieder aufkamen. Es war eine schöne Zeit, und er war ihr ein guter Freund geworden. "...geholfen. Er hat mich zu Sagitta begleitet, weil ich mich in Khorinis nicht ausgekannt habe. Nun, und dann trennten sich unsere Wege eines Tages. Ich wusste nicht, wohin er gegangen ist." Satura rückte etwas näher an das wärmende Feuer und senkte ihren Blick. "Und dann hatte ich diesen Traum - und er sagte mir, dass er in Gorthar war. Versteht mich nicht falsch, aber ich habe gespürt, dass er in Gefahr ist. Es war ein seltsam körperliches Gefühl einer nicht greifbaren Bedrohung." Sie sah Frost fest in die Augen. "Ich habe Recht behalten. Ohne mich wäre er, verblendet wie er war, diesen Kultisten in den Gletscher gefolgt... Weiß Innos, was ihn zu diesen Sektierern getrieben hat. Und wie er es mir gedankt hat, nun, das seht ihr ja." Satura deutete auf die Wunde an ihrem Oberschenkel. Auch ihre linke Hand war noch verbunden, doch der Schnitt würde spätestens in zwei Tagen verheilt sein.
15.05.2003, 21:59 #166
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura hatte dem Krieger aufmerksam zugehört - doch in ihr wehrte sich alles gegen das, was er sagte. "Ich habe mein Leben für ihn riskiert, weil ich glaubte, einen Freund gefunden zu haben. Doch dass er es sein würde, der mein Leben in Gefahr bringt, hätte ich nicht geglaubt. Ihr kennt mich nicht, also wie könnt Ihr behaupten, ich wäre nicht ehrlich zu mir?" Ihre grünen Augen blitzten, und trotzig fügte sie hinzu: "Er hat sich noch nicht einmal richtig entschuldigt."
Es mochte sein, dass sie sich selbst belog. Es mochte sein, dass Leon von dem Kult so beeinflusst war, dass er nicht mehr gewußt hatte, was er tat. Doch alles was sie fühlen konnte, war unbändiger Haß. Die Art von Haß, die die Brust umklammert, bis man keine Luft mehr bekommt, die im Magen herumrührt, bis man meint, sich übergeben zu müssen. Ja, sie konnte es körperlich spüren. Diese Wut überlagerte alles; sie war so intensiv, dass die Amazone sich zu keinem anderen Gefühl mehr fähig fühlte.

"Und was meine Träume angeht... ich habe schon länger gemerkt, dass sie mehr mit der Realität zu tun haben, als mir lieb ist. Er verfolgte mich... und ich hielt ihn für den Feind. Doch nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob er nicht der ist, der die Wahrheit spricht. Er versteht mich, er glaubt mir, er ist da für mich..."
Satura war bei den letzten Worten seltsam abgedriftet; Frost konnte gar nicht wissen, wovon sie sprach, was sie meinte. Doch eigentlich hatte sie mehr mit sich selbst geredet, versucht, zu erklären, was nicht erklärbar war. Irgendetwas ungreifbares tat sich in einer Welt, die sie nicht verstand, und die ihr doch so nahe war... Und es machte ihr Angst.

Satura vermied den Blick des Kriegers, als sie sich erhob, um Esteron die fertige Brot-Kräutersuppe einzuflößen. Der Wanderer schien zu phantasieren, doch er war immerhin so weit bei sich, dass er sich mit ihrer Hilfe halb aufsetzen konnte. Vorsichtig half die Amazone ihm beim Trinken und wechselte den Kräuterwickel an seiner Stirn.

Dann kehrte sie an ihren Platz am Feuer zurück. "Frost, versteht mich nicht falsch, ich bin Euch dankbar, dass ihr mich nach Gorthar begleitet. Doch Ihr könnt nicht verstehen, was mich quält... niemand kann das."
15.05.2003, 23:20 #167
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura sah auf. "Es ist etwas anderes, ob es ein Straßenköter ist, oder der Hund, der euch treu begleitet hat."
Satura lehnte sich an die Wand der Höhle und schloß ihre Augen. Esteron lag auf ihrem Umhang, und langsam merkte sie, dass ihr kalt wurde. Die Amazone versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.

Warum bohrte dieser Krieger so nach? Er hätte sie sterben lassen sollen... dann hätte er jetzt wahrscheinlich einige Probleme weniger. Sie öffnete plötzlich wieder die Augen. "Ihr seid ein Krieger, und doch stellt ihr so viele Fragen. Ich kenne Euch nicht, doch Ihr müsst viele Schlachten geschlagen haben. Eure Augen verraten es..." sie stockte. Fast wäre sie zuweit gegangen - nein, nicht jede Schlacht war erfolgreich gewesen. Alles an ihm verriet es, seine Augen, die Art, sich zu bewegen und auch seine Art zu sprechen.

"Was also," begann sie wieder, "interessieren Euch die Probleme einer jungen Frau? Ich bin nichts weiter für euch als eine Begleiterin über eine kurze Strecke. Eine unerfahrene Amazone, die ihr vor dem Tode bewahrt habt, weil Ihr es - aus welchem Grund auch immer - tun musstet. Und Ihr erwartet Euch nicht einmal Dank... Frost, ich werde nicht schlau aus Euch."
17.05.2003, 17:43 #168
Satura
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Es war spät in der letzten Nacht gewesen, als der kleine Trupp die Tore von Gorthar erreicht hatte.
Esteron hatte sich den ganzen Weg über bemüht, sich so leise als möglich zu bewegen - was ihm mit der Zeit auch wirklich gut gelungen war. Satura hatte über Frosts Bemerkung schmunzeln müssen - auch sie bewegte sich nicht besonders leise... Der Wanderer schien sich wieder erholt zu haben, was Satura freudig registriert hatte. Vielleicht war sie ja doch eine ganz passable Heilerin... Immerhin war die Wunde an ihrem Oberschenkel auch recht schnell verheilt.

Als sie sich dem südwestlichen Tor näherten, zog Satura intuitiv ihre Kapuze tiefer in ihr Gesicht; sie bemerkte verwundert, dass Frost es ihr gleich tat und musste lächeln.
Die Wachen ließen die drei jedoch problemlos passieren, sie maßen den nächtlichen Besuchern offensichtlich keine besondere Bedeutung zu.

Frost, der sich in Gorthar sehr gut auszukennnen schien, hatte sie zu einer kleinen Spelunke nahe des Tores gebracht, wo sie ein Zimmer für die Nacht bekommen hatten. Satura war bei ihrer Ankunft so müde gewesen, dass sie sich kaum noch auf den Beinen hatte halten können; sie war erschöpft in ein Bett - endlich wieder! - gesunken und eingeschlafen. Nachdem sie nun seit Tagen nur mehr auf harten Böden geruht hatte, genoß sie den Luxus den ihr ein Bett bot.

Erst am frühen Nachmittag wachte die Amazone auf; der Marsch war erschöpfend gewesen, und sie fühlte sich seit langem wieder einmal ausgeschlafen. Erst jetzt registrierte Satura es: sie war in Sicherheit!
Ja, die langen Wochen des Bangens, ob um Leons oder ihr eigenes Leben, waren vorbei. Sie war in Gorthar, und sie bräuchte sich nun nur noch ein Boot mieten, und dann ging es heim nach Khorinis!

Heim? Und wer wartete auf sie?
Niemand. Jetzt nicht einmal mehr Leon... sie war selbst schuld daran - wahrscheinlich hatte Frost Recht, und sie war zu hart zu ihm gewesen. Andererseits... wer weiß, hatte er sie nur ausgenützt... Satura spürte wieder diese Wut in sich aufsteigen, und das machte ihr Angst; sie verscheuchte Leon aus ihren Gedanken.
Und Isgaron, der junge Novize, mit dem sie hierhergekommen war? - Sie hatte keine Ahnung wo der sich herumtreiben könnte. Aber er hatte wahrscheinlich nicht einmal hier auf sie gewartet...
Sie bezahlte den Wirt der Spelunke, in der sie genächtigt hatte und legte noch 10 Gold drauf, dafür dass er Frost folgende Nachricht, die sie hastig auf einen vergilbten Zettel gekritzelt hatte, und eine ihrer besten Heilsalben übergeben würde:

Sehr geehrter Frost!

Ich werde nun heimkehren nach Khorinis. Bitte verzeiht meinen plötzlichen Aufbruch, und versteht dies nicht als Undankbarkeit - ich weiß, dass ich Euch mein Leben verdanke. Nehmt dies kleine Gabe als Zeichen meines Dankes an.
Solltet ihr einmal in Khorinis sein, so seid gewiß, dass Ihr bei den Amazonen eine Unterkunft habt, und scheut Euch nicht, mich zu bitten, falls ich Euch mit meinem Leben dienen könnte.

Möge Innos Euch auf Eurem Weg begleiten, und mögt Ihr nie den Blick für die Wahrheit und die Gerechtigkeit verlieren.

Eure
Satura.


Hängenden Kopfes verließ Satura die Taverne und schlenderte durch die Stadt zum Hafenviertel. Sie verlief sich ein paar mal in den verwinkelten Gassen der Stadt, was sicher auch auf ihre mangelnde Konzentration zurückzuführen war. Ihre Gedanken waren wo anders... bei ihm. Dem Fremden.

Er hatte sich diese Nacht nicht gemeldet... ob er in Khorinis auf sie warten würde?

Am späten Nachmittag erst erreichte sie den Hafen; der untrügliche Geruch nach Fisch und salziger Meeresluft hatte sie schließlich doch hierhergeleitet. Es dauerte auch nicht lang, bis sie einen Fischer fand, der bereit war, sie am abend für 15 Goldstücke und eine Heilsalbe überzusetzen.
Satura freute sich schon, diesen Ort verlassen zu können... Sie setzte sich ans Hafenbecken und ließ ihre Beine baumeln. Sie würde warten, bis der Fischer seinen heutigen Fang verkauft hätte, dann würde sie losfahren - ohne sich von Frost und Esteron verabschiedet zu haben? - Nun, der Wirt würde ihnen ihre Nachricht sicher übermitteln... und sie war sich sicher, dass Frost sie verstehen würde. Oder nicht?
17.05.2003, 21:44 #169
Satura
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Die Stadt Khorinis # 12 -
Im wilden Wellengang schaukelte das kleine Boot unentwegt auf den Hafen von Khorinis zu. Es war stockfinster geworden, und so konnte man Saturas Gesicht nicht erkennen, das eine meeresgrüne Farbe angenommen hatte. Wie sie diese Bootsfahrerei hasste... Sie würde sich wohl nie an die Schaukelei gewöhnen. Der Fischer hatte die ganze Zeit fröhlich vor sich hingeplappert, doch der immer stärker werdende Wind riß ihm bald die Worte vom Mund weg und trug sie in die Weite des Meeres.
Satura bemühte sich indes, ihren Magen unter Kontrolle zu halten, was eine ziemliche Herausforderung darstellte. Die kleine Nußschale war ihr nicht ganz geheuer gewesen, doch ihr Wunsch, endlich heimzukehren war größer gewesen als die Angst, Khorinis eventuell schwimmend erreichen zu müssen.

Tosend brachen sich die Wellen an der Hafenmauer, und im Schein der Laternen, der sich am Wasser spiegelte, sah man die Gischt schäumen. Endlich zurück.... Auf wackeligen Beinen verließ die Amazone das Boot und drückte dem Fischer seinen versprochenen Lohn in die Hand.
Morgen würde sie wieder in den Sumpf zurückkehren, doch für heute Nacht mietete sie sich bei Hanna ein.
18.05.2003, 10:25 #170
Satura
Beiträge: 589
Die Stadt Khorinis # 12 -
Satura gähnte herzhaft und streckte ihre müden Glieder. Wie erholsam ist doch der Schlaf in der Wiege der Sicherheit! Der Sturm des letzten Tages hatte sich wieder verzogen, doch der Himmel war grau und die Stimmung trüb.
Die Amazone versorgte ihre Wunde, die schon fast wieder verheilt war - und kaum noch schmerzte!- und kleidete sich an.

Es war schon später Vormittag, als Satura sich auf den Weg machte. Wie lange war sie schon nicht mehr in Khorinis gewesen, zwei Wochen? Hier war es anders als in Gorthar; so viel Armut wie in der Südstadt hatte sie in Khorinis nie gesehen. Nun, Khorinis war auch eine recht kleine Stadt... gemessen an Gorthar.
Die Amazone schlenderte über den Marktplatz auf das Tor zu. Sie würde ins Sumpflager zurückkehren, und Samantha zeigen, was sie gelernt hatte.
18.05.2003, 11:00 #171
Satura
Beiträge: 589
Das Sumpflager # 9 -
Kaum hatte Satura die Stadt verlassen gehabt, hatte es zu nieseln begonnen. Das Nieseln hatte sich bald zu einem ordentlichen Regen entwickelt, und Satura war nach wenigen Minuten klatschnass gewesen.
Ihr Umhang klebte an ihrem Körper, und hätte sie nicht ihre Rüstung an, hätte sie ohne weiteres bei einem Wet-T-Shirt-Kontest mitmachen können.
Ihr langes schwarzes Haar hatte sich zu eigenwilligen Locken gekringelt und einige Strähnen klebten an ihrer Wange.

Die Templer am Eingang des Sumpflagers grüßten die Amazone und behielten trotz des Regens Haltung - obwohl sie selbst wie begossene Pudel aussahen.
Bei jedem Schritt spürte Satura das Wasser aus ihren Stiefeln mit einem schmatzenden Geräusch weichen und wieder eindringen. Tolles Wetter... Sie machte sich auf den schnellsten Weg zur Taverne - ein warmes Bier würde jetzt wohl das beste sein, dachte sie grinsend.

Ein warmer Sumpfkrautnebel empfing sie, als sie die Tür zur Taverne aufstieß, und sie konnte ein Husten nicht unterdrücken. Die Amazone hinterließ nasse Fussabdrücke am Boden, als sie zur Bar ging. "Ein Bier bitte." sagte sie knapp zu dem Wirt.
Satura zog die Kapuze von ihrem Haupt und das nasse Haar fiel auf ihre Schultern.
Aus den Augenwinkeln sah sie einen der Templer sich auf sie zubewegen, und wie beiläufig registrierte sie, das ihr Amulett leicht zu glühen begann.

"Hallo Sumpfprinzessin... sag mal, hat der Schläfer dich geschickt? Du bist ja gaaaanz nass..." lallte der Templer, der offensichtlich nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war, seine Zuneigung aber meinte mit einem Klaps auf Saturas Hintern ausdrücken zu müssen.

Satura drehte sich mit einem Satz herum und knallte ihm mit der Linken eine - die Rechte ruhte auf dem Griff ihres Schwertes. *Klatsch* - die hatte gesessen.
Plötzlich kam Leben in die Taverne - einige der Templer und Novizen waren aufgestanden, einer hatte sogar sein Schwert gezogen...
18.05.2003, 11:45 #172
Satura
Beiträge: 589
Das Sumpflager # 9 -
Satura spürte, wie sich jede Muskelfaser in ihrem Körper spannte, als einige der Templer näher kamen.
Dabei behielt sie den Lustmolch in den Augen, und merkte, wie sich sein alkoholschwangerer Atem ihrem Gesicht näherte.
Sirrend glitt die schlanke Klinge aus der Scheide. "Und was für eine Raubkatze - eine Bewegung, und du bist mein Privateunuch." Ihre Stimme war seltsam kühl; obwohl ihr Herz so laut schlug, dass Satura meinte, jeder müsse es hören, schaffte sie es noch, ihre Fassung zu bewahren.
"Hey, komm runter Kollege! Lass die Frau in Ruhe, mit einer Amazone sollte man sich nicht anlegen.." irgendeiner der Templer wollte den Sumpfler wohl beruhigen, doch diese fühlte sich dadurch erst recht angestachelt, und einige der umstehenden brachen ob dieses Schenkelklopfers in schallendes Gelächter aus.
"Ganz ruhig Mädchen. Lass dein Schwert sinken, dann passiert dir auch nichts." Satura fühlte eine Klinge in ihrem Rücken. Verdammt... Langsam ließ sie ihr Schwert sinken, und atmete tief durch. Ein feistes Grinsen entstand auf dem Gesicht ihres Gegenübers, der sich von einem seiner betrunkenen Freunde verteidigt sah.
Plötzlich stützte Satura sich mit der freien Linken an ihm ab und stieß sich auf die Seite ab - sie landete hart auf dem Tresen. Ein fester Tritt mit ihren Stiefeln nach vorn - hart trafen ihre Stiefel auf einen Brustkorb, und der überraschte Angreifer ging ächzend zu Boden. Einige Gläser gingen klirrend zu Bruch, und sie hörte das Fluchen des Wirtes in ihren Ohren, als sie mit ihrem Schwert ausholte und dem Novizen, der ihr einen Dolch in den Rücken gehalten hat, diesen aus der Hand säbelte.
Innerhalb weniger Minuten hatte sich die Taverne in einen Hexenkessel verwandelt - einige Templer und Novizen versuchten ihre Kollegen zur Räson zu bringen - mittlerweile auch mit Gewalt, und der Wirt stand mit bleichem Gesicht hinterm Tresen...
18.05.2003, 12:16 #173
Satura
Beiträge: 589
Das Sumpflager # 9 -
Satura stand nun hoch erhobenen Schwertes auf dem Tresen und hatte so einen guten Überblick auf die Szenerie in der Taverne - doch mittlerweile konzentrierte sich das Geschehen nicht mehr auf die klitschnasse Amazone - jeder schien auf jeden einzuprügeln. Sie schüttelte verständnislos den Kopf; nein, in eine Schlägerei war sie noch nie geraten. Der Templer der das ganze Malheur ausgelöst hatte lag am Boden, und ein junger Rekrut stieg achtlos auf seinen Brustkorb, als er sich zur Theke durchkämpfte. Satura grinste - was besseres hatte der nicht verdient. Der Wirt hatte sich mittlerweile eine Pfanne geschnappt und verteidigte den Raum hinter der Theke erfolgreich, in dem er mit einem lauten "KLONG" jedem eins überzog, der sich zu nahe heranwagte.
Die Amazone ließ ihr Schwert in sein ledernes Ruhebett gleiten und trat einen Novizen, der sie vom Tresen herunterziehen wollte, gezielt gegen die Stirn, sodass dieser zurücktaumelte und gleich noch zwei Kämpfende mit sich zu Boden riß.

An der Tür sah Satura eine ihr unbekannte Schwester, die gerade eine Auseinandersetzung mit einem Novizen hatte und sich sehr gut hielt - doch gerade als sie fast bei der Tür draußen war, riß der aus der Nase blutende Novize sie unsanft zurück und die beiden landeten am Boden.
Mit einem Satz sprang Satura vom Tresen und bahnte sich - um sich schlagend - einen Weg durch den Sumpflersalat, um der jungen Frau zu Hilfe zu kommen.
18.05.2003, 12:50 #174
Satura
Beiträge: 589
Das Sumpflager # 9 -
Satura sah, dass die junge Frau offensichtlich in einer Zwickmühle steckte... Sie zog ihr neues Schwert und ging auf den Templer zu.
In dem Moment raste ein junger Mann auf den Templer zu und zog ihm mit lautem Krach einen Stuhl über den Kopf. Der Templer sah ihn überrascht an und ging dann - die Augen verdrehend - zu Boden.
Eine weitere Amazone war soeben bei der Tür hereingetreten und sah die beiden Frauen überrascht an.
Satura setzte dem Templer nun ihr Schwert an die Kehle, als dieser die Augen aufschlug. "Bleib besser liegen." sagte sie kühl.
Lehna warf ihr einen überraschten Blick zu und kümmerte sich ihrerseits darum, dass der Novize, der sie zuerst bedroht hatte, nicht mehr so schnell aufstand. Ihre Dolche wirbelte sie nur so durch die Luft - mit einem spießte sie die Kleidung des Novizen am Boden fest, sodaß dieser sich nicht mehr bewegen konnte, den anderen hielt sie ihm an die Kehle.
Satura lächelte sie an. "Sehr gut," meinte sie nickend. Der Templer lag noch immer am Boden, und auf seiner Stirn begann eine ordentliche Beule zu wachsen. Mit Saturas Schwert an der Gurgel wagte er sich nicht zu bewegen.
Der junge Mann, der den Templer ins Reich des Schlafes geschickt hatte, stand zufrieden grinsend neben ihr. "Gut gemacht," sagte Satura in seine Richtung. "Ich bin Satura."
18.05.2003, 13:20 #175
Satura
Beiträge: 589
Das Sumpflager # 9 -
Satura sah der jungen Frau kopfschüttelnd nach, als sie die Taverne verließ. "Nun, " meinte sie zu Jabasch gewandt, "Wird wohl auch Zeit, dass ich mich verdrücke... bevor der Wirt noch etwas reklamiert." Sie grinste - die Taverne sah aus wie ein Schlachtfeld.
Dann verließ Satura ebenfalls die Taverne - naß war sie schon einmal, also könnte sie gleich trainieren.
Lehna war schon längst irgendwo hinter der Wand aus Wasser verschwunden, als Satura sich aufmachte, zum Trainingsplatz zu gehen.
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