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> Rollenspiel [Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 |
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26.05.2003, 18:26 | #326 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Oha, die Kleine wurde also vom Kult gesucht. Wieviel sie wohl wert war? Vielleicht ließ sich daraus ja noch Kapital schlagen... Guthwulf beschloss, dass es durchaus lohnenswert war, das Mädchen noch eine Weile bei sich zu behalten, da er einerseits noch nicht alles erfahren hatte, was er wissen wollte, und er andererseits eine Möglichkeit sah, ein paar schnelle Goldmünzen zu machen. Wenn dieser Tak wüsste, um wieviel reicher der Wolf dank ihm schon war, und das obwohl sie sich nie begegnet waren. Es klopfte an der Tür, dann wurde die Klinke heruntergedrückt und ein kleiner, ziemlich dürrer Mann trat ein. Seine verhutzelte Gestalt ließ sein genaues Alter nur schwer schätzen, aber der Kopfjäger vermutete, dass er noch etwa fünf bis sechs Jahre zu leben haben würde. Die kleinen Augen blinzelten trübe, und das schüttere Haar umkränzte die fleckige Glatze wie eine weiße Königskrone. Mit den stockdürren Fingern umklammerte das Väterchen eine gewichtige Tasche, deren Lederriemen an einigen Stellen bereits notdürftig geflickt waren. "Guten Abend. Mein Name ist Hargand. Ich bin Apotheker." Die Stimme des Alten war dünn und gebrechlich, seine Bewegungen langsam. Guthwulf machte sich nicht die Mühe aufzustehen, sondern deutete nur stumm auf das Bett. Der Mann schien die darauf liegende Frau erst jetzt zu bemerken. "Oh, na da wollen wir mal schauen." Ächzend hievte er seine Tasche vor das Bett und setzte sich neben Lehna auf die Matratze. Der Wolf fingerte eine Goldmünze aus seinem Beutel und begann sie mit Daumen und Zeigefinger in die Luft zu schnippen, nur um sie anschließend wieder aufzufangen. Pling....Pling...Pling... Mit müdem Blick schaute er dem Väterchen dabei zu, wie er Arme und Beine des Mädchens betastete. Als er sich dem Oberkörper zuwenden wollte, hielt er inne. Langsam drehte er den Kopf und schaute den Kopfjäger an. "Würde es Euch etwas ausmachen, den Raum zu verlassen, Herr? Ich muss mir den Brustkorb der Dame anschauen." Schweigend schnippte Guthwulf die Münze in die Luft. Augen und Nasen waren im Schatten verborgen, der stoppelbärtige Mund eine schmale Linie im hageren Gesicht. Sekundenlang starrten die beiden Männer sich einfach nur stumm an. Der alte Krämer wurde sichtlich nervös. "Herr, wenn Ihr den Raum nicht verlasst, kann ich sie nicht behandeln. ich denke nicht, dass die Dame sich gerne von jemandem wie..." Der Opa verstummte, als er die Augen des Kopfjägers aufblitzen sah. Seine Stimme war ein fast apathisches Schnarren, doch der bedrohliche Unterton war nicht zu überhören. "Jemandem wie mir?" Der Wolf spuckte auf den Boden, wandte dann aber langsam den Kopf und blickte aus dem Fenster. "Mach deine Arbeit, Apotheker." Stoff raschelte, dann war das leise Gemurmel des Greises zu hören. "Hmmm...jaa...hmmmm...tut’s hier weh? Ja? Hmm...hier nicht?...gut...na schön..." Der Koffer wurde geöffnet, und etwas Stoffartiges daraus entnommen. Guthwulf hörte Tontöpfchen klirren, wahrscheinlich irgendwelche Salben, die der Heiler seiner Patientin aufstreichen wollte. Draußen auf der Straße spielte eine Schar von Kindern Verstecken, gleich daneben trat eine erschöpft wirkende Frau aus dem Schatten eines Hauseingangs. Sie hinkte leicht, und ihr Rock war verrutscht. Der Wolf konnte sehen, wie sie einen kleinen Lederbeutel in ihrem Ausschnitt verschwinden ließ. Nette Gegend. "So, das müsste reichen. Gönnt Euch viel Ruhe, meine Dame, dann werden die Brüche bald heilen." Wieder raschelte Stoff, und der Kopfjäger drehte sein Haupt. Das Väterchen war gerade dabei, seinen Koffer zusammenzupacken, während Lehna ihr Krankenhemd zurechtzupfte. Wieder sprang die Münze durch die Luft. "Der Wirt hat mich bereits bezahlt, ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, meine Herrschaften." Der Apotheker verneigte sich kurz, um sie anschließend wieder allein zu lassen. Auf der Treppe konnte Guthwulf seine Schritte verhallen hören. Abschätzend musterte er die im Bett liegende Frau. "Tut's noch weh?" |
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26.05.2003, 19:00 | #327 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
"Überraschung - ja!", knurrte Lehna und sah der Tür hinterher, die sich schon längst hinter dem 'Apotheker' geschlossen hatte. Wollte dieser Kopfgeldjäger sie verarschen? Wahrscheinlich half die Salbe des Quacksalbers genauso viel wie klares Wasser. Und die Finger dieses notgeilen alten Knackers hatten sich fast angefühlt wie Spinnenbeine... Nun ja, sie hatte schon schlimmeres erlebt. Immerhin wollte hier jeder nur überleben, sogenannte 'Apotheker' stellten da keine Ausnahme dar. Ihr Blick wanderte wieder zu dem kopfgeldjäger, der noch immer mit seiner Münze rumspielte. War er hyperaktiv oder wollte er damit angeben? "Sonst noch Fragen? Ich könnte etwas zu trinken vertragen..." |
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26.05.2003, 19:34 | #328 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Der Wolf beobachtete die Reaktion der Frau mit stillem Amusement, freilich ohne dabei jedoch eine Miene zu verziehen. Es war immer schlecht, Gefühle zu zeigen, denn aus ihnen konnte ein geübter Mensch auf den Charakter schließen, die Schwächen herausfinden und sie gegen den unbedachten Burschen einsetzen, der sich seine Überraschung, seine Furcht oder seine Erschöpfung hatte zu deutlich anmerken lassen. Und trotzdem, irgendwie erinnerte die kleine Göre den Kopfgeldjäger an seine eigene Jugendzeit. Der junge Guthwulf war ein wahrer Hitzkopf gewesen, der sich nicht selten mit ähnlichen Verletzungen in den Händen irgendeiner Prostituierten wiedergefunden hatte, die ihn nach Anweisungen aus einem Lehrbuch, aus dem sie nur die Hälfte verstand, wieder zusammenflickte. Zahlreiche narben auf Brust, Bauch und Armen gaben noch heute stummes Zeugnis von diesen Tagen, doch entledigte der Wolf sich heutzutage nur selten seiner Kleidung, und wenn, dann nur in einem verschlossenen und zuvor durchsuchten Zimmer. Wäre er weniger vorsichtig würde er schon lange nicht mehr leben, dessen war sich durchaus bewusst. Die Kleine hier würde das auch noch lernen. Der Kopfjäger find die Münze ein letztes Mal, dann ließ er sie wieder in seinem Beutel verschwinden, um sich anschließend langsam von seinem Schemel zu erheben. "Bleib liegen." Ohne Eile verließ der Wolf das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und schlenderte gemächlich die Treppen zum Schankraum hinab. Es war Abend geworden, und inzwischen hatten sich mehrere Männer eingefunden, um ihr hart verdientes Geld in Alkohol und Speisen umzusetzen. Guthwulf lehnte sich an den Tresen und musterte die Menge mit routinierten Blicken. Müde Handwerker und betrunkene Hafenarbeiter, nichts Besonderes. Keine Gefahr. "Was darf's sein, Wolf?" Der Wirt war von seinem Rundgang durch die Schenke zurückgekehrt und hatte sich mit verschränkten Armen hinter der Theke aufgebaut. "Zwei Schläuche Bier, einen Laib Brot und etwas Fleisch...und einen Krug Kräuterschnaps." Der Kopfjäger hatte sich schon gewundert, wie lange es dauern würde, bis er sich wieder etwas in dieser Prozentlage bestellen würde. So schnell konnte man alte Gewohnheiten wohl doch nicht abschütteln. Der Tavernenbesitzer nickte und verschwand in der Küche, um gleich darauf mit Geforderten zurückzukommen. Guthwulf warf sich die Bierschläuche über die Schultern, die Teller mit Brot und Käse nahm er in die eine Hand, während die andere sich um den Griff des Schnapskruges schloss. So beladen stapfte er in das Zimmer zurück, wo er sich mit dem Stiefel einen Tisch zu seinem Schemel zog und seine Last dort abstellte. Einen der beiden Bierschläuche warf er der Frau auf dem Bett zu, den anderen entkorkte er und setzte ihn sich selbst an die Lippen. Schweigend tranken die beiden ungleichen Personen. Irgendwann, es mochten gut zehn Minuten vergangen sein, ergriff der Wolf erneut das Wort. "Womit verdienst du dein Geld? Du bist keine Bordsteinschwalbe." Das war eine Feststellung, keine Frage. Der Kopfjäger hatte die Bewegungen der Frau genau betrachtet. Ihr Verhalten, die Art, das alles passte nicht zu einem leichten Mädchen. Ausserdem würde eine Frau dieses Schlages niemals in die Burg gelassen werden, geschweige denn dort ärztliche Hilfe erhalten. Jemand wie Ratho mochte das vielleicht glauben, aber der Rattengesichtige Narr hatte nie sonderlich viel Talent bewiesen, wenn es darum ging, Dinge zu interpretieren. Seine Fähigkeiten lagen auf anderen Gebieten. Guthwulf nahm einen weiteren Schluck aus seinem Weinschlauch und wartete auf Lehnas Antwort. |
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26.05.2003, 20:58 | #329 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Lehna fing gerade so den Bierschlauch auf, bevor dieser gegen ihren Oberkörper prallen konnte, was ziemlich schmerzhaft hätte sein können. Sie zog den Korken heraus und trak langsam ein paar Schlucke, gar keine so einfache Angelegenheit im Liegen und mit ein paar gebrochenen Rippen. Einmal zu schnell schlucken und schon jagten diese undankbaren Knochen ihr erneute Wellen heißen Schmerzes durch den Körper... Sie musterte stumm den Kopfgeldjäger, der noch an seinem eigenen Bier nuckelte. Sonderbarerweise fühlte sie sich bei ihm nicht bedroht, obwohl der Mann garantiert alles andere als ungefährlich war. Irgendwie sogar ein wenig sicher, zumindest sicherer als in der Burg, wo jederzeit ein Inquisitor auf die Idee kommen konnte, ihr noch ein paar Knochen mehr zu zerbröseln. Und sie wusste auch woran das lag - der Jäger war ein Geschäftssmann, weiter nichts. Kein Fanatiker oder Psychopath. Solange sie ihm bei seinen Geschäften ein wenig nützlich sein konnte, hatte sie kaum etwas zu befürchten. Und wenn sie Glück hatte (haha, der war gut, sie und Glück...), fiel vielleicht sogar für sie ein wenig ab. Wobei sie das doch eher bezweifelte, ein Wohltäter war der Kopfgeldjäger garantiert nicht. Das waren in dieser Gegend nur die Hirnamputierten oder die Kultisten... Nach einiger Zeit brach der alte Krieger das Schweigen. Es schien fast sonderbar, sah er doch eigentlich nicht gerade gesprächig aus. "Mit allem was sich so anbietet.", antwortete sie kühl. Ihr Blick wanderte zu der breiten ledernen Hutkrempe, dorthin, wo die Augen ihres Gesprächspartners sitzen mussten. "Ich versuche einfach in diesem Dreckloch von Stadt zu überleben, da kann ich nicht wählerisch sein." |
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26.05.2003, 21:36 | #330 | ||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Ihr Weg hatte die beiden Gefährten auf ein ausladendes Felsplateau geführt. Den Wald hatten sie schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Einige Zeit lang waren sie schweigsam über die Felder gewandert, hatten sumpfiges und von unzähligen, gelben Butterblumen durchsetztes Hügelland durchquert um sich schließlich nach Westen zu wenden. Schon nach kurzer Zeit war das Gelände unwegsamer geworden um dann schließlich Felsen und rauhem Terrain Platz zu machen. Die Butterblumen wichen vereinzelt zwischen den Felsen hervorwuchernden, stachelig anmutenden und dicht über dem Boden wachsenden Pflanzen, der Wind nahm deutlich an Stärke zu und blies mit einem schauerlichen Heulen zwischen den zerklüfteten Felsen hindurch. Das Gebirge war noch weit entfernt, es handelte sich lediglich um ein kleineren Ausläufer, vielleicht ein Überbleibsel eines uralten Mittelgebirges. Dicht gefolgt von seinem Schüler stieg Frost mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit über die Felsen, setzte mit einem Sprung über eine Erdspalte hinweg und verschwand hinter einer Hügelkuppe. Als Esteron etwas später die Kuppe des Hügels erreichte, bot sich ihm der Ausblick auf eine ausladende Senke. Die umliegenden Felsränder ließen nur den einen Durchgang frei, bildeten einen an den Innenwänden steil abfallenden, natürlichen Krater. Trotz der Steilwände griff der Wind mit kräftigen, unsichtbaren Fingern nach dem Haar des Wanderers, verfing sich in den zerklüfteten Wänden des Kraters und erfüllte ihn mit einem schon fast übernatürlichen Pfeifen. Sein Lehrmeister wartete mit flatterndem Mantel in der Mitte der Senke. Direkt vor ihm klaffte ein gähnender Schlund im Felsreich, stahl dem Krater beinahe die Hälfte seines Bodens. Der Waffenmeister hatte die Augen zusammengekniffen, um sie vor dem scharfen Wind zu schützen. "Bevor ich euch unterrichte, müsst ihr mir etwas versprechen", sprach er ohne sich umzudrehen. "Ihr habt von meinem letzten Schüler gehört. Als ich ihn unterrichtete, war er ein anderer Mensch. Jetzt nutzt er das ihm von mir vermittelte Wissen, um unschuldige Zivilisten zu töten." Ruckartig drehte sich Frost herum. Der Wind umspielte seine Gestalt, ergriff Mantel und Haar und drückte ihm die Strähnen gegen Wange und Hals. Sein Blick fand Esterons und hielt ihn fest. "Versprecht mir, eure Fähigkeiten nur einzusetzen, um euch selbst zu schützen. Nutzt sie niemals, um Unschuldigen Schaden zuzufügen." Das Heulen des Windes steigerte sich zu geradezu orkanartiger Stärke. "Anderenfalls... Werde ich euch töten. Seid ihr euch dessen bewusst?" Einige Minuten herrschte Stille. Selbst der Wind schien gespannt den Atem anzuhalten und hielt für kurze Zeit in seinem Wüten inne. Dann nickte Esteron. "Gut. Dann lasst uns beginnen..." |
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26.05.2003, 22:18 | #331 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Wem sagst du das." Der Kopfjäger setzte seinen Bierschlauch an die Lippen und goss sich das bittere Gesöff in die Kehle. Kein schlechtes Zeug, nicht so übermäßig herb wie der Schund, den sie im einarmigen Kabauter verkauften. Der Wolf wusste schon, warum er hier des öfteren einkehrte. Vom Alkohol weiter besänftigt, lehnte sich Guthwulf ein wenig weiter zurück, legte die Beine auf der Tischplatte übereinander und begann wieder an seinen obligatorischen Tabakblättern zu drehen. Irgendwie musste man die feuchte Kehle ja auch wieder trocken bekommen. "Was hat dich in die Burg verschlagen?" |
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26.05.2003, 22:32 | #332 | ||||||||||
Waldläufer Beiträge: 792 |
Ein leises Schnarchen drang durch den Gang der Burg in dem Gardiff der Gildenlose sich eingenistet hatte um zuwarten bis er Lehna besuchen durfte. Lang ausgestreckt lag der Waldstreicher auf den Säcken und schlief um die Zeit schneller vergehen zulassen. Der Inquisitor Tanneberg hatte sich von ihm am schon lange verabschiedet und so hatte der Barde die Ruhe genutzt um den Schlaf den er in den letzten Tagen versäumt hatte nachzuholen. Fanny, die Krankenpflegerin warf dem schlafenden Burschen nur einen verächtlichen Blick zu als sie nach ihrer Patientin sehen wollte und kümmerte sich nicht weiter um Gardiff, was diesem auch ganz recht war. Schließlich hätte der Einhandlehrmeister keine Lust sich wieder irgendeine Standpauke anzuhören. Also blieb es bis auf das Knarren der aufgehenden Tür ruhig, wenn auch nicht lange da kurz nach dem Knarren ein hysterischer Schrei ertönte der den jungen Vagabund aus den Träumen riss. Verschlafen sah sich der Bursche um, etwas verwirrt wo er war, doch schnell realisierend dass er sich immer noch in dem Burggang befand. Doch wer schrie da? Und vor allem warum? Diese Fragen sollten dem Waldstreicher früher beantwortet werden als ihm lieb war denn Fanny stürzte immer noch schreiend aus dem Krankenzimmer und verschwand den Gang hinab rennend. Ihre Schreie hörte man noch lange nach hallen und dem Gildenlosen fiel auf das sie die Tür zum Zimmer offen gelassen hatte. Schnell huschte er hinüber und lugte hinein. Ein karg eingerichtetes Kämmerchen war es mit einem Fenster was offen stand und einem leeren Bett. „Na toll sieht aus als wäre sie ohne mich fort....“ grummelte der Gildenlose und trat ans Fenster wobei er den Wurfanker und das Seil bemerkte welches Fensterrammen befestigt war. Gardiff war klar dass das Mädchen nicht allein gegangen war, dazu war es nicht in der Lage gewesen. Wahrscheinlicher war das sie jemand geholt hatte ob im Willen Lehnas oder gegen ihn war egal scheinbar schien sie nur schon eine Weile weg zu sein und es wäre sinnlos sie zu suchen, zu groß war die Stadt und zu viele Ecken gab es um sich zu verkriechen. Vielleicht war sie auch gar nicht mehr in der Stadt. Doch das würde Gardiff wohl nie raus finden. Eilig kehrte er auf den Gang zurück, schnappte sein Reisebündel und strebte die Gänge entlang dem Burgtor entgegen. Es wäre besser wenn er von hier verschwinden würde und das schnell. Die Gesellschaft der Inquisition war ihm so wie so nicht genehm da man sich ständig geprüft fühlte. Schnellen Schrittes eilte der Gildenlose die mit groben Steinen gepflasterten Straßen entlang um schließlich das Stadttor zu erreichen und hinaus in die Freiheit Gorthars zu ziehen. |
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26.05.2003, 22:39 | #333 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
"Ein Luzkan.", antwortete sie, als wäre das etwas völlig alltägliches. Der Kopfgeldjäger ließ sich natürlich wie immer nichts anmerken, er drehte nur weiter an seinen Tabakblättern. "Dieser Waldstreicher, Taks ehemaliger Schüler... Ich bin seit einiger Zeit mit ihm unterwegs gewesen. Der hat sich in den Kopf gesetzt, unbedingt von Frost ausgebildet werden zu wollen. Frost hat verlangt, dass er vorher gegen einen Luzkan kämpft. Und der Trottel hat eingewilligt. Also hieß es, rauf auf den Gletscher. Da sind wir dann auf einen Soldatentrupp unter der Führung eines Inquisitors gestoßen und gleichzeitig auf einen Luzkan. Am Ende war ich eben nicht mehr ganz so gut drauf, und der Luzkan sah auch nicht gerade begeistert aus." Noch immer kang ihre Stimme so, als würde man jeden Tag einen Luzkan aufschlitzen. "Frag nicht warum ich mitgekommen bin, ich hab ohnehin nichts mehr zu verlieren." |
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26.05.2003, 22:59 | #334 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Aye." Prüfend hielt Guthwulf den fertigen Stengel ins Licht, drehte ihn langsam zwischen den Fingern, um nach undichten Stellen zu suchen, bevor er ihn zwischen die Lippen steckte und die Spitze an einer Kerzenflamme entzündete. Feine Rauchschwaden zischten zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. "Zähe Biester." Der Wolf dachte nach. Frost also. Das war doch dieser neunmalkluge Bursche, dessen Rüstung der des Tavernenkillers so ähnlich sah. Und was man von der Inquisition zu halten hatte, das war sowieso klar. Der Kopfjäger fragte sich, was sie wohl mit dem enthaupteten Gardisten in der Burg gemacht hatten. Sicher ein Begräbnis mit allen Ehren. Pah. Was er von dem letzten Teil des knappen Redeschwalls halten sollte, das wusste selbst Guthwulf nicht so recht. Nichts zu verlieren? Nun, wahrscheinlich hatte er hier wieder eine dieser gescheiterten Existenzen vor sich, eine junge Frau am Ende einer Kette von Ereignissen die ihr Selbstwertgefühl systematisch zermürbt hatten. Der Wolf kannte diese Dinge zur Genüge. Als seine Jugend damals zerstört wurde, war es ihm nicht besser ergangen. Ein Glück, dass er gelernt hatte, sich in der Welt zurechtzufinden. Wie sehr die Kleine seinem eigenen Selbst in Jugendjahren doch glich...Vielleicht...nein. Geschäft war Geschäft. Er hatte einen Auftrag, sie hatte ihm Informationen gegeben und ihm zudem verraten, dass der Kult nach ihr suchte. Sollte der Kult sie also haben. Würde ihm sicher ne ganze Menge Geld einbringen. Schweigend rauchte Guthwulf seine Jägerpfeife, seine grauen Augen starrten aus dem Fenster. Die Sonne war längst untergegangen, allein die flackernde Kerze spendete noch matten Lichtschein, war jedoch nicht stark genug, um die hageren Züge des Kopfjägers zu beleuchten. Der alte Krieger war nichts als eine schwarze Silhouette, in deren Kopfbereich ein kleiner, kreisroter Glutfleck brannte. "Ruh dich aus. Könnte sein dass wir morgen schon weiterziehen." |
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27.05.2003, 14:08 | #335 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Ausruhen. Weiterziehen. Lehnas Blick wanderte durch das Zimmer. Die Strahlen der Sonne schienen mittlerweile wieder durch das Fenster herein, tauchten den kleinen Raum in ihr gelbliches Licht. Staubkörner führten ihen chaotischen, scheinbar keinen Gesetzen folgenden Tanz auf, die Geräusche der straße und des am morgen gut gefüllten Schankraums drangen deutlich und altbekannt an Lehnas Ohr. Lachen, das eher nach verzweifelten Hilferufen klang, das Gröhlen der Betrunkenen, das die Ausweglosigkeit ihrer Situation nicht überspielen konnte, Schreie, die niemanden kümmerten. Die Melodie des Armenviertels von Gorthar. Immer das selbe, traurige Lied, ebenso regellos und chaotisch wie der Tanz des Staubes, dennoch einem roten Faden folgend. Jedoch einem Faden, der nicht aus dem Labyrinth herausführte, sondern immer nur noch tiefer hinein. Weiter in die Dunkelheit, den Abgrund der Verzweiflung... Wie immer hatte Lehna nur kurz geschlafen. Nur soviel wie nötig war. Wenn sie länger schlief kamen wieder die Träume, die Toten. Die Toten, die fragten nach dem Warum, dem Grund für ihr Ende. Die Toten, deren Fragen sie nicht beantworten konnte. Die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieben. Der Mangel an Schlaf machte sich schon lange in Form von dunklen Ringen unter ihren Augen bemerkbar, doch das war ihr hundermal lieber als die Alternative. Zwar wusste sie, dass es Unsinn war, dem Auszuweichen, das sie nicht vor sich selbst und ihrer Vergangenheit fliehen konnte, dennoch wich sie davor zurück. Versuchte es zumindest. Sie konnte nicht anders. Weiterziehen... Vorsichtig befühlte sie ihre Rippen, sie schmerzten nicht mehr so sehr wie gestern und schienen auch irgendwie... 'heiler' zu sein. Einbildung? Oder der Heiltrank, den sie in der Burg bekommen hatte? An der Salbe des 'Apothekers' gestern dürfte es kaum liegen. Blieben also Einbildung und Heiltrank. Es gab wahrscheinlich nur eine Möglichkeit, das herauszufinden... Langsam schob sie die Ellenbogen nach hinten, richtete den Oberkörper auf. Heißer Schmerz durchzuckte sie, doch war er lange nicht so stark wie sie es erwartet hätte. Sie hielt kurz inne, überlegte ob sie weitermachen sollte, und entschied sich dann dafür. Vorsichtig brachte sie sich in eine sitzende Position. Wenn sie sich nicht zu schnell und ruckartig bewegte, funktionierte das sogar ziemlich gut... Ebenso vorsichtig schwang sie die Beine aus dem Bett, schließlich saß sie auf der Bettkante. Sieh an, der schlimmste Schmerz hatte tatsächlich nachgelassen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr Kopf wieder völlig in Ordnung war, und auch von den Schürfungen und blauen Flecken, von denen sie gestern noch reichlich besessen hatte, war nicht mehr viel zu sehen. Die Heilung ging wirklich rasch... Doch der Heiltrank. Nachdem also zur Gewissheit geworden war, dass es sich nicht um Einbildung handelte, muste sie wohl überprüfen, wo ihre Grenzen lagen. Weiterziehen? Wenn sie sich nicht von der Stelle bewegen konnte, würde das mit dem weiterziehen nicht gerade einfach werden... Langsam erhob sie sich, darauf achtend, dass sie dabei nur ihr gesundes Bein belastete. Schließlich stand sie vor dem Bett, spürte das grobe Holz des Bodens unter ihren nackten Füßen, konnte ihre Unterkunft zum ersten mal richtig betrachten. Ein billiges Zimmer, neben dem harten Bett befanden sich nur ein Schemel und ein kleiner (wobei 'klein' schon fast übertrieben war) Tisch darin. In der Holzleiste über dem Fußboden befanden sich einige Löcher, in sekundenschnelle huschte eine Maus von einem dieser Löcher in ein anderes. In der Ecke hing eine dicke Spinne in ihrem verstaubten Netz und wartete auf unvorsichtige Insekten. Nichts ungewöhnliches also, ein stinknormales Zimmer eines stinknormalen Gasthauses in dieser stinkenden Gegend. Zögernd setzte sie ihr geschientes Bein einen Schritt vor. Ob das klappen würde? Hoffendlich. Wenn nicht, wenn sie stürzte... das könnte unangenehm werden. Aber kam es darauf überhaupt noch an? Wohl eher nicht. Wenn sie Glück hatte bohrte sich ein Knochensplitter ja in irgend ein Lebenswichtiges Organ und vorbei war's mit der Schinderei. Sie musste lächeln, ein verbittertes, unglückliches Lächeln. Behutsam belastete sie ihr gebrochenes Bein, erst ein klein wenig, dann immer stärker. Der Schmerz blieb zunächst aus, länger sogar als sie es sich erhofft hatte. Schließlich kam er dann doch, allerdings nur langsam. Sie hielt kurz inne. Sollte sie es riskieren...? Bevor sie sich die Frage beantworten konnte, handelte ihr Körper. Entschlossen hob sie ihr rechtes Bein vom Boden und setzte es kurz darauf ein Stück vor dem linken, gebrochenen, wieder auf. Das ergebnis überraschte sie selbst, zwar war es durchaus ein wenig schmerzhaft, aber sie konnte es aushalten. Wenn sie sich vorsichtig und nicht allzu schnell bewegte dürfte sie sogar längere Strecken gehen können... Sie trat wieder einen Schritt zurück zum Bett und ließ sich behutsam auf selbiges nieder. Immerhin, die Heilung ging voran. Konnte es sein, dass sie doch ab und zu soetwas wie Glück hatte? Nun ja, bisher hatte sie nur Glück gehabt, um daraufhin vom nächsten Schicksalsschlag um so heftiger getroffen zu werden. Und irgendwie vermutete sie, dass es diesmal nicht ander sein würde. Weiterziehen... Wohin? Zusammen mit diesem Kopfgeldjäger Tak jagen? Hoffendlich nicht. Oder etwas noch unangenehmeres? Vielleicht. Sie schloss nichts mehr aus. Wer im Armenviertel von Gorthar etwas ausschloss, der lebte nicht lange genug um zu kapieren, dass alles sein konnte. Und vor allem das es immer noch schlimmer kommen konnte als es ohnehin schon war. Jedoch blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten. Zu fliehen wäre aussichtslos gewesen. Widerstand war auch zwecklos, sie hätte nicht den Hauch einer Chance gegen ihren Entführer. Schon garnicht in ihrem derzeitigen Zustand. Also legte sie sich wieder hin und wartete, ihr leerer Blick war auf die Decke gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren... |
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27.05.2003, 14:49 | #336 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Grau und kalt brach die Sonne durch die dicke Wolkendecke, die sich bedrohlich und unwetterverkündend über die Hafenstadt gelegt hatte, leuchtete das kleine Zimmer der Taverne "Zum klingenden Taler" nur dürftig aus. Obwohl der strohgefüllte Leinensack, der in diesem Gasthaus als Matratze diente, nicht als weich zu bezeichnen war, hatte Guthwulf gut und lange geschlafen. Er war es gewohnt, auf hartem Untergrund zu ruhen, und grobes Stroh war nacktem Erdboden immer noch vorzuziehen. Die Nacht war ruhig verlaufen, wie nicht anders zu erwarten. Er hatte schon am gestrigen Abend festgestellt, dass seine Begleiterin wider Willen noch zu schwach war, um sich mit ernsthaften Fluchtgedanken beschäftigen zu können. Allein aus diesem Grund hatte der Wolf es überhaupt gewagt, sie in dem Zimmer allein zu lassen, wollte er sich das Gold doch nicht entgehen lassen, das er an ihr verdienen konnte. Langsam richtete er sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und kam auf die Füße. Er schlenderte zu dem kleinen Holztisch hinüber, griff nach dem dort stehenden Tonkrug und goss sich ein wenig von dem Kräuterschnaps in einen danebenstehenden Becher, um ihn anschließend in einem Zug hinunterzustürzen. Kurz verzogen sich die spröden Lippen, dann wurde das Gefäß wieder abgestellt und der Kopfjäger griff nach seiner Lederhose. Ohne Eile kleidete er sich an, zog sich den ledernen Harnisch über den Kopf, band die Arm- und Beinschienen mithilfe breiter Bänder an seine Gliedmaßen, stieg dann in die kniehohen Kampfstiefel. Neben dem einfachen Bett lagen die Waffen des Wolfes. Mit routinierten Griffen wurden die beiden Waffengurte um die Hüften gebunden, die kleine Handarmbrust in das dafür vorgesehene Holster gesteckt, Schwert- und Dolchscheiden an dem harten Leder befestigt und schließlich auch der Brustgürtel mit den zahlreichen Wurfmessern wieder über den Kopf gestreift. Guthwulf trat neben die Holztür und nahm sein schweres Cape von einem kleinen Messinghaken, warf es sich über die Schultern und schloss die stählerne Schnalle. Knarzend bauschte sich das Leder um den hageren Körper des Kopfjägers, verdeckte das stattliche Waffenarsenal fast vollständig. Als letztes trat der Wolf noch einmal an das Bett heran und klaubte den breitkrempigen Schlapphut von der Matratze, zog ihn mit einer fließenden Bewegung über seine zerzauste Haarpracht und bis tief in die Stirn. Behandschuhte Finger griffen nach der Klinke, während die linke Hand den Schlüssel im Schloss drehte, dann wurde die Tür aufgestoßen und Guthwulf stapfte mit schweren, langsamen Schritten über den schmalen Korridor der Gastzimmer. Sekunden später wurde die Ruhe seiner kleinen "Gefangenen" auch schon durch den hageren Krieger gestört. Diese lag auf dem Bett und starrte anscheinend einfach nur vor sich hin. Stahlgraue Augen musterten Lehnas Körper. An den Fußballen klebte etwas Schmutz. Sie war also aufgestanden. Das wiederum bedeute, dass die Laufen konnte. "Aufstehen Kleine. Zeit hier zu verschwinden." |
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27.05.2003, 15:09 | #337 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Lehna blinzelte den Kopfgeldjäger an, musterte ihn kurz. Eine Spur von Unsicherheit stand in ihren Augen. Einen Moment lang tat sie garnichts, bevor sie sich schweigend erhob. Sie ging dabei langsamer und vorsichtiger vor als eigentlich nötig. Jetzt, wo es so weit war, hatte sie nicht wirklich Interesse daran, zu sehen, wo es hingehen sollte. Aber eine Wahl hatte sie auch nicht... Langsam hinkte sie zur Tür, ohne Guthwulf dabei anzusehen. "Darf ich erfahren wo es hingehen soll?", fragte sie leise, gefasst. Sie klang nicht so als ob sie irgend etwas erschrecken könnte, selbst wenn der Kopfgeldjäger ihr jetzt eröffnete, dass es direkt in die nächste Folterkammer der Inquisition gehen sollte... |
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27.05.2003, 18:55 | #338 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Doch Guthwulf tat nichts dergleichen. Schweigend wartete er, bis Lehna die Kammer verlassen hatte, schloss dann die Tür hinter sich und folgte dem Mädchen die Treppe zum Schankraum hinab. Die Blicke, die die betrunkenen Gäste und selbst der Wirt seiner Gefangenen zuwarfen, blieben ihm nicht verborgen. Langsam durchquerten sie die Taverne, bis sich plötzlich eine leicht wankende Gestalt aus der menge löste und sich vor dem ungleichen Paar aufbaute. Der Wolf musterte seinen Gegenüber. Kurze Beine, breite Schultern, dicker Bauch. Das kantige Gesicht zu einem lüsternen Grinsen verzogen. Diese Situation bedurfte keiner weiteren Erklärung. Guthwulf handelte, bevor der Mann auch nur zum Sprechen ansetzten konnte. Wortlos schoss seine behandschuhte Faust nach vorn, krachte gewaltig in das häßliche Antlitz des Trinkers und riss ihn von den Füßen. Wuchtig schlug er auf dem Schenkenboden auf, und blieb reglos legen. Blut rann ihm aus Nase und Mundwinkel, dasselbe Blut, das auch an den feinen Stahlplättchen klebte, die auf die Handschuhe des Kopfjägers genäht waren. Mit einem leichten Druck im Rücken gab der Wolf seiner Begleiterin zu verstehen, dass sie weitergehen sollte. Vor ihnen wichen die Kneipengäste zurück, so dass sie schon bald auf die schmale Seitenstraße hinaustreten, die sich vor dem "klingenden Taler" dahinschlängelte. Zielstrebig stapfte Guthwulf über das grobe Kopfsteinpflaster, führte Lehna durch die halbe Hafenstadt, bevor sie endlich in die Schneidergasse einbogen. Die kleinen Holzschilder mit ihren stilisierten Garnknäueln und Sticknadeln schaukelten im sanften Wind, während die beiden Gestalten an ihnen vorbeischlenderten. Vor einer kleinen, etwas verschmutzten Holztür blieb der Wolf schließlich stehen. Seine Hand umschloss die Klinke, dann schwang die Tür in ihren Angeln. Gemeinsam betraten sie die dunkle, von Stoffrollen und halbfertigen Gewändern verstopfte Schneiderstube und wurden sogleich von einem hochgewachsenen Mann mittleren Alters begrüßt. "Seid willkommen! Was kann ich für euch tun?" -"Die Dame hier braucht ein paar Kleider. Hose, Hemd, Stiefel." Der Schneider nickte eifrig. "Eine Sonderanfertigung?" -„Gebt uns, was Ihr da habt. Vorzugsweise braun." Braun war die Farbe, die am wenigsten auffiel. Guthwulf mochte braun. Der Mann nickte abermals, um anschließend in einem kleinen Nebenzimmer zu verschwinden. Stoff raschelte, Leder knarzte, dann kehrte er zurück, die Arme angewinkelt, in den Händen diverse Kleidungsstücke haltend. "Ich hätte hier einige wirklich schöne Stücke. Seht her, echtes Wargleder..." Der Schneider hielt der Dame eine gräulich-schwarze Lederhose unter die Nase, doch der Wolf nahm sie ihm ab, um den Stoff zu prüfen. Robust und doch nicht zu steif. Seine Begleiterin wurde darin notfalls auch längere Märsche durchhalten können. Und der Kopfjäger bereitete sich lieber auf alle Eventualitäten vor. "Die nehmen wir." Der hochgewachsene Handwerker nickte, um Guthwulf anschließend ein hellgraues Leinenhemd zu reichen. Er hatte also verstanden, wer hier das Gold in der Tasche hatte. "Dies würde ausgezeichnet dazu passen. Schöner Stoff, und er hält einiges aus. Wenn sie es jetzt kaufen, dann gehe ich bei den Stiefeln um 3 Goldstücke nach unten." Der Wolf nickte und blickte Lehna in die Augen. "Anziehen." Als sie die Schneiderei nur Minuten später wieder verließen, war das Mädchen endlich Straßentauglich und Guthwulf um 28 Goldstücke ärmer, doch das war es ihm wert. Was nützte ihm die Frau, wenn sie in ihrem dünnen Fetzen erfror. Dann wäre sie wertlos. So hingegen konnte er sie problemlos bis in die Waldfeste bringen. Dort würde er genug Gold kassieren, um seine Spesen zu decken. "Hey Kleine." Der Wolf fingerte an einigen Tabakblättern herum. "Der Kult sucht dich, um Informationen über Tak zu bekommen? Das ist alles?" |
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27.05.2003, 20:01 | #339 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Er sagte nichts. Natürlich sagte er nichts. Allerdings war das durchaus eine brauchbare Antwort - jetzt wusste sie zumindest, dass es, egal wohin genau es gehen sollte, sie wohl nicht gerade glücklich machen würde.Schweigend hinkte sie die Treppe hinunter in den Schankraum, registrierte es kaum, wie der Kopfgeldjäger den Betrunkenen niederschlug. Es spielte ohnehin keine Rolle... Mit gesenktem Kopf trottete sie hinter ihrem Entführer her, folgte ihm durch die verwinkelten Gassen des Viertels, ohne auf das Geschehen um sie herum zu achten. Auch sie interessierte kaum jemanden, merkwürdige Gestalten gab es hier mehr als genug. So erreichte das ungleiche Paar schließlich die Schneidergasse, wo der hagere Kämpfer sie sofort in eines der Geschäfte führte. Immerhin etwas, neue Sachen konnte sie gebrauchen... Nun ja, wer wusste schon wie lange noch. Es war unwahrscheinlich, dass ihr Begleiter etwas für sie ausgab, ohne dass er sich sicher war, das Geld wieder hereinzubekommen. Noch immer sagte sie nichts oder sah irgendwen an, während sie in die Sachen schlüpfte. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet oder wanderte ziellos in der Gegend herum, stumme Verzweiflung stand in ihren Augen, die Angst vor dem, wovon sie wusste dass es kommen würde - aber nicht wusste, was genau es schließlich sein sollte. Nachdem sie die Schneiderei wieder verlassen hatten, brach der Kopfgeldjäger das Schweigen mit einer seiner typischen, knappen Fragen, wobei er schon wieder anfing, an seinen Tabakblättern herumzufingern. Der Kult. Sie registrierte es eher nebenbei. Er wollte sie also beim Kult abliefern... "Ich weiß es nicht.", antwortete sie leise. "Ka... Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen? Falls sie dir nicht gerade ein paar tausend Goldstücke geboten haben, kann ich das Geld sicher irgendwie zusammenkratzen..." |
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27.05.2003, 20:27 | #340 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Guthwulfs Schritte wurden um keinen Deut langsamer. Ohne Eile, doch trotzdem zielstrebig, bahnte er sich und seiner Begleiterin einen Weg durch die stark bevölkerte Hauptgasse der Stadt. Während sie so dahinstapften, dachte der Kopfjäger über das Angebot des Mädchens nach. Es stimmte schon, niemand hatte ihn beauftragt, die Kleine zu suchen, deshalb wäre es kein Vertragsbruch, sie dem Kult nicht auszuliefern. Andererseits gab es keine Garantie, dass diese Lehna ihr Wort auch wirklich hielt. Von Geld reden konnte jeder, es wirklich zahlen aber nur die Wenigsten. Der Kult gehörte eindeutig zur letzteren Gruppe, während er die Frau mit nichts als ein paar Fetzen am Leib aufgegabelt hatte. Der Wolf steckte die fertige Jägerpfeife zurück in seinen Beutel. Auf der Straße gab es kein Feuer, folglich stand es auch schlecht mit dem Rauchen. "Du sagtest selbst dass der Kult nur ein paar Informationen will. Du gibst sie ihnen und ich nehm dich wieder mit. So haben wir beide daran verdient." Der Kopfjäger fand seine Idee garnicht schlecht. Er bekam die Prämie, sie hatte ein paar neue Kleider. Wo lag das Problem? |
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27.05.2003, 20:49 | #341 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Lehna seufzte leise. "Ich hoffe dass er nur ein paar Informationen will. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Typen nicht noch auf andere Ideen kommen. Meine letzte Begegnung mit diesen Kultheinis war jedenfalls nicht gerade angenehm... Na ja, Geschäft ist Geschäft, ich weiß." Sie schwieg wieder und hinkte Guthwulf hinterher, der sie zielstrebig zum Stadttor führte. Sie bekam das allerdings erst dann richtig mit, als sie selbiges durchschritten und den Weg in Richtung Wald einschlugen. Die Sonne ging bereits unter, die Schatten wurden länger und am Horizont zeichneten sich als schwarze Silouetten die Bäume des Waldes ab. "In den Wald?", fragte Lehna, sie klang ein wenig verwirrt. War sie auch, sie hatte den Kult bisher nur in der Stadt gesehen... |
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27.05.2003, 21:16 | #342 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Aye." Mehr war aus dem alten Krieger nicht herauszubekommen, als sie durch die ersten Baumreihen in das Reich des Waldes stapften. Das harte Klacken der Stiefel auf dem Pflaster der Straße verstummte, das Leder wurde nun gedämpft durch ein dickes Polster aus Moos, Tannennadeln und lockerem Geäst. Hier, unter den ausladenden Kronen der Baumriesen, war die Sonne bereits besiegt worden, allein ein dämmriges Restlicht war geblieben, gerade genug, um die Umgebung ein ein unbehagliches Schattenspiel zu tauchen. "Bleib dicht bei mir, hier wimmelt es von wilden Tieren." Guthwulf legte die Hände an die Schwertgriffe und setzte seinen Weg fort, wobei er stets darauf achtete, dass die Schritte seiner Begleiterin nicht zu leise wurden. In den Abendstunden sah der Wald völlig verändert aus, als hätte man die Pflanzen und Bäume durch finstere, undeutliche Zerrbilder vertauscht. Jede Medaille hatte ihre Kehrseite. Trotz des schlechten Lichts erreichten der Kopfjäger und die junge Frau die markante Lichtung, in deren Boden der Eingang der Waldfeste eingelassen war. Abrupt blieb der Wolf stehen, sah sich kurz auf dem grasbewachsenen Rund um und zupfte schließlich an seiner Hutkrempe. "Wir warten." |
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27.05.2003, 21:47 | #343 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Verwirrt sah sich Lehna auf der Lichtung um. Warten? Warum zum Henker warten? Mitten im Wald? Was sollte hier schon sein...? Sie hatte ihre Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da wurden ihre Fragen auch schon beantwortet. Sie hörte, wie ein schwerer Riegel zurückgeschoben wurde, im nächsten Moment schwang leise quietschend eine Tür auf. Noch bevor sie die Quelle des Geräusches ausmachen konnte, packte Guthwulf sie am Oberarm und zog sie ein Stückchen mit sich... Kurz hinter dem Kopfgeldjäger betrat sie die unterirdische Festung des Kultes. Na wunderbar, wieder so ein Ort, den sie am liebsten nie kennengelernt hätte. Ein wenig Bewunderung, vor allem aber Angst machte sich in ihr breit, als sie die riesige Portalhalle betrat. Die Wachen auf den Stegen warfen den beiden Neuankömmlingen nicht weiter interessierte Blicke zu und ließen sie ohne weiteres passieren. Guthwulf stapfte zielsicher durch die Gänge des dahinterliegenden Labyrinthes, scheinbar kannte er den Weg. Der kopfgeldjäger führte sie zu einer kleinen Tür, die er ohne zu klopfen öffnete und in den dahinterliegenden Raum trat. Die winzige Höhle war mit ein paar wenigen Möbelstücken gefüllt. Hinter einem einfachen Schreibtisch mit einigen Schriftstücken darauf saß ein älterer Mann von kleiner, leicht untersetzter Statur. Er hatte die Haare, die er noch besaß, zu einem ordentlichen Scheitel gekämmt und unter seiner Nase befand sich ein kleiner Bart. Wie alle Kultisten in der Festung trug er einen schwarzen Mantel, der leicht staubig war, und ein paar Lederstiefel. Mit einem kühlen, abschätzenden Blick musterte er Lehna, Guthwulf schien er zu ignorieren, bis er sich dazu bequemte das Wort zu erheben. "Sieh an Kleiner, du hast sie also gefunden. Und sogar mitgebracht. Aber... warum? Will sie dir nicht sagen was sie weiß?" |
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27.05.2003, 22:05 | #344 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Der Wolf trat an den Schreibtisch heran, nahm in aller Seelenruhe die tropfende Kerze von der Holzplatte, um mit ihrer Hilfe den zuvor gedrehten Tabakstengel zu entzünden. Gelassen inhalierte Guthwulf den bläulichen Rauch, stellte die kerze wieder auf den Tisch zurück und lehnte sich gegen eine der Raumwände. Die Worte des alten Mannes hatten ihn milde enttäuscht, denn offensichtlich hatte Lehna sich geirrt, was ihren Wert für den Kult betraf. Das war schade, denn Gold konnte man niemals genug haben, doch gleichzeitig spürte der Kopfjäger eine gewisse milde Erleichterung. So musste er sich wenigstens nicht mit dem Gedanken herumschlagen, ein junges Mädchen dem Tode ausgeliefert zu haben. "Die Kleine hat mir alles gesagt. Ich brauche aber weitere Informationen, diesmal von dir." Der Wolf stieß eine bläuliche Dampfwolke aus. "Wer ist euer Anführer, und wo befindet er sich?" |
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27.05.2003, 23:17 | #345 | ||||||||||
dunkle Diener Beiträge: 24 |
"Falls du diesen Auserwählten - Fuzzi meinst, der lässt sich kaum blicken. Keine Ahnung wo er jetzt steckt. Er sucht irgendwas." Adolf schwieg und erhob sich, ohne Eile ging er um den Tisch herum und betrachtete Lehna noch einmal, die nur verunsichert abwechselnd die beiden Männer ansah. "Tja Guthwulf. Jetzt ist sie also hier. Ich glaube kaum dass sie etwas weiß, das mich interessieren würde. Aber es gibt leider ein kleines Problem... Sie kennt jetzt unser Versteck. Unsere Festung. Ich kann sie nicht einfach wieder gehen lassen. Zumindest nicht auf meine Verantwortung." Er schwieg kurz und überlegte, bevor er zur Tür ging und aus dem Zimmer trat, mit einer Handbewegung bedeutete er Guthwulf und Lehna, dass sie ihm folgen sollten. Der Kultist führte sie tiefer in das Labyrinth, bis zu einer größeren, von einem Posten bewachten Tür. Der Wöchter trat allerdings ohne Fragen zu stellen bei Seite, Adolf öffnete und trat ein. Der dahinterliegende Raum war bedeutend größer als Adolfs Zimmer. Wie in diesem bildete jedoch auch hier ein Schreibtish den Mittelpunkt, allerdings gab es daneben noch einige Bücherregale, Kisten und ein recht bequem aussehendes Bett. Vier Männer befanden sich in dem Raum, sie alle trugen die schwarzen Mäntel und die Rüstungen der Krieger des Ordens. Als adolf und die anderen eintraten drehten sie sich um und betrachteten die Neuankömmlinge. Lehna schreckte zurück, drei von ihnen gehörten zu genau der Kämpfergruppe, die sie im Sumpflager angegriffen hatte. Der Anführer grinste böse als er sie sah... Der Vierte Kultist war allerdings wichtiger. Ein recht großer, schlanker junger Mann mit eisblauen Augen und glatten schwarzen Haaren. Er trug eine schlichte schwarze Robe und saß hinter dem Schreibtisch, eine seiner Hände war verbunden. Manfred... Adolf und die drei anderen Kultisten traten zur Seite, Manfred lächelte ein wenig, als er Lehna sah. "Sieh an, da bist du ja wieder. Wo sind denn deine Dolche? Du bist irgendwie... unvollständig ohne deine Dolche." Lehna antwortete nicht, Manfred erwartete auch keine Antwort. Er nahm ein Pergamentstück von seinem Schreibtisch und reichte es der jungen Frau. "Lies vor.", forderte er sie ruhig auf, doch sie starrte nur verwirrt auf das Blatt und dann zu Manfred. "Wie denn? Ich... ich kann nicht lesen.", erwiederte sie unsicher, der Kultist grinste draufhin und nahm ihr das Blatt wieder aus der Hand. "Ach so, entschuldige. Nun, ich will dir sagen was da draufsteht. Es ist eine Liste der Nemen derjenigen von uns, die in der letzten Zeit getötet wurden. Es sind viele. Sehr viele." Plötzlich zog er die Augenbrauen zusammen, sein Blick wurde kälter als das ewige Eis des Glätschers. "Und ein ziemlicher Teil davon geht auch auf dein Konto. Du hast uns verraten. Du hast damit den Tod von über zwanzig Menschen herbeigeführt, und das nur durch dein falsches Spiel mit Tak. Und heute erfahre ich dass du wohl auch mit der inquisition gemeinsame Sache gemacht hast. Die Zahl beläuft sich auf exakt dreiundsechzig Menschen, bei deren Tod du mitgewirkt hast." Seine Stimme war leise, aber kälter als der Gletscherwind. Langsam ging er auf Lehna zu, die verängstigt zurückwich, bis sie mit dem Rücken an eines der Regale gepresst stand. "M - Manfred... Das ist nicht wahr... Bitte, ich habe nichts...", stammelte sie, doch der Kultist schnitt ihr barsch das Wort ab. "Genug! Ich will nichts von deinem Gejammer hören. Ich werde dafür sorgen, dass du genügend Zeit hast, über deine Taten nachzudenken und auch den Schmerz deiner Opfer zu spüren. Reinhart? Du kennst dich doch mit den verschiedenen Hinrichtungsarten aus. Vor der Stadt hat Tannenberg unsere Leute gepfählt. Steck Lehna dazu..." Manfred drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch zurück, während Lehna ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen anstarrte. Pfählen... Er wollte sie pfählen lassen... Tränen stiegen ihr in die Augen, kullerten einen Moment später ihre Wangen hinunter. "Nein, Manfred, das ist doch nicht dein Ernst? Nein..." Ihre Worte vergingen zu unkontrolliertem Schluchzen, ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen, sie sank auf die Knie. Dass dabei ihre angenacksten Knochen ziemlich heftig protestierten interessierte sie garnicht. Pfählen. Sie wusste wie das funktionierte. Und sie wusste, dass sie sich wahrscheinlich nicht einmal auch nur annähernd eine Vorstellung davon hatte, wie qualvoll das war... "Gute Arbeit.", meinte Manfred kalt und ging zu einer Truhe. Knarrend öffnete sich der deckel, der Kultist ließ seinen Blick kurz über in Inhalt streifen und holte dann einen großen, mit Münzen gefüllten Beutel heraus. Während er zu Guthwulf ging warf er einen kurzen, verächtlichen Blick auf Lehna, die zusammengekrümmt auf dem Boden lag und weinte. "Reinhart, bring sie endlich raus, ihr Geflenne kotzt mich an. Andere umbringen, das kann sie, aber wenn es um sie selbst geht dann ist das Gejammer groß." Der großgewachsene Krieger nickte und packte Lehna an den Armen, zog sie rücksichtslos hoch und schleifte sie hinter sich her aus dem Raum. Manfred beobachtete die Szene zufrieden und wartete, bis die Tür sich hinter den beiden Schloss, dann hielt er Guthwulf den Lederbeutel entgegen. "Fünfhundert. Ich denke mal, ein angemesser Preis für die kleine Ratte." Der Kultist drehte sich wieder um und setzte sich ohne Eile hinter seinen Schreibtisch. "Lasst mich allein.", wies er die anderen Anwesenden an, die der Aufforderung Folge leisteten... Adolf schüttelte langsam den Kopf. "Der Kerl wird langsam verrückt. Die hohen Verluste nehmen ihn zu sehr mit. Ganz so schlimm war Lehna nun auch wieder nicht, dass sie das verdient hätte..." Der alte Kopfgeldjäger zuckte mit den Schultern und ging langsam wieder zurück zu seinem Zimmer. "Nun ja, da kann man nichts machen. Du kennst den Weg nach draußen, Guthwulf. Und ich hoffe, der nächste den du anschleppst ist Tak. Viel Glück, Kleiner." |
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29.05.2003, 14:38 | #346 | ||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Sie stolperte, doch Reinhart riss sie mit einem brutalen Ruck an den Haaren wieder hoch und zog sie weiter hinter sich her. Es war schon fast wie ein Ritual geworden, das sich bei der Wurzel wiederholte. Sie stolperte manchmal schon absichtlich, hoffte auf den Schmerz, wenn Reinhart sie an den Haaren wieder hochzog. Der Schmerz lenkte sie einen Augenblick lang ab. Und selbst wenn es weniger war als eine Sekunde, dann hatte sich die Aktion schon gelohnt... Langsam bewegte sich die Gruppe durch den nächtlichen Wald. Fünf Kultisten und Lehna. Nur ein Käuzchen beobachtete sie Szene, stieß seinen klagenden Ruf aus. Es klang fast wie ein Trauerlied, doch Lehna wusste, dass niemand um sie trauern würde. Ihr Leben interessierte niemanden, ihr Tod würde erst recht niemanden interessieren. Auch nicht, wenn er zu den grausamsten gehörte, die ein Mensch sterben konnte. Irgendwie passte das aber zu ihr... Langsam lichtete sich der Wald, die dunkel und drohend in den Himmel ragenden Baumriesen machten Platz für diches Gestrüpp und jüngere Artgenossen. Lehna registrierte das garnicht weiter. Sie schluchzte vor sich hin, ihr Blick war verschleiert durch ihre Tränen. Sie stolperte hinter Reinhart her, der sie unerbittlich weiterzerrte. Der Griff des Kultisten war so gnadenlos wie das Schicksal, Widerstand war vollkommen Sinnlos. Sie konnte nur kapitulieren... Schließlich trat die Gruppe aus dem Wald heraus, sie befanden sich in der Nähe der Stadt und gingen weiter auf diese zu. Ein paar hundert Meter vor dem Stadttor befand sich ein Hügel der auf den ersten Blick mit seltsamen, kleinen Bäumen bewachsen zu sein schien. Auf den zweiten Blick erkannte man, dass es sich um auf große Holzpfähle gesteckte Menschen handelte. Der kühle Nachtwind trug den süßlichen Gestank der Verwesung zu den sich nähernden Kultisten. "Na, riechst du das?", fragte Reinhart kalt, mit einem spöttischen Unterton. "Tja Kleines, so wirst du auch bald duften." Der Kultist lachte voll grausamer Vorfreude, seine Kumpanen fielen mit ein, abgesehen von Vlad, den Dämonenbeschwörer, der wie immer mit leerem Blick die Umgebung musterte und in Gedanken versunken zu sein schien. "Bitte nicht...", flehte Lehna schwach, doch sie wusste, dass sie genauso gut versuchen könnte einem Stein Gefühle beizubringen. Reinharts Antwort bestand lediglich darin, dass er sie unsanft nach vorn stieß. Ihre Worte vergingen in einem verzweifelten Schluchzen. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen, sie strauchelte. Doch bevor sie stürzen konnte, packte eine kräftige Hand ihre Haare und riss sie wieder hoch. Wie immer. Nur das inzwischen schon dieser süße Augenblick des Vergessens ausblieb... Es dauerte nun nicht mehr lange, bis die Gruppe den Hügel erreicht hatte, auf dem Inquisitor Tannenberg über zwanzig Kultisten hatte pfählen lassen. Es schien keiner mehr zu leben, wenn man genau hinsah erkannte man, dass einige erstochen worden waren. Der letzte Dienst, den ihre Ordensbrüder diesen Unglücklichen hatten erweisen können. Reinhart warf Lehna unsanft zu Boden. Ihr Blick wanderte zu den Gepfählten, sie beobachtete wie ihre kraftlosen Gliedmaßen im Wind schaukelten, sah in ihre schmerzverzerrten Gesichter, ihre leeren Augen, in denen noch immer die Qual ihrer letzten Stunden geschrieben stand. Welche Bestie konnte sich nur soetwas ausdenken? Die Toten schien sie zu rufen, es kam ihr vor als würden diese Unglücklichen sie willkommen heißen in ihrem Kreis. Ein makaberes Empfangskommitee, das sie einlud den Schmerz zu spüren, die Verzweiflung in Hilflosigkeit der letzten Stunden oder - wenn sie Pech hatte - der letzten Tage. Ihr war fast, als würde sie schon jetzt dazugehören... "Na los, holt uns nen Pfahl! Da wir keinen neuen haben, müssen wir wohl einen gebrauchten nehmen." Reinhart verzog seine Lippen zu einem wölfischen Grinsen, während Vlad einen Zombie beschwor, der zu einem der Pfähle wankte und begann, ihn aus der Erde zu ziehen. Unterstützt von Brandor schaffte es der Untote auch, den Halt des Pfahls im Boden zu lockern. Reinhart stieß dem schluchzenden, zitternden Mädchen vor seinen Füßen seine Stiefelspitze in die Rippen und musterte sie kalt. "Hey Lehna, ich weiß nicht, magst du es nicht von hinten? Ich frage mich warum du so ein Theather machst, dir dürfte hier eigentlich nichts passieren was du nicht schon einmal... 'geschäftlich' erlebt hast." Der Kultist brach in ein sadistisches Gelächter aus, Lehna registrierte es jedoch kaum. Überhaupt war sie praktisch nicht mehr zu klaren Gedanken fähig. Sie starrte nur noch die Leichen an, starrte in ihre gebrochenen Augen, die wie Brunnen zu einer anderen Welt wirkten, zu einer Welt unvorstellbarer Qual... Mit einem dumpfen Aufschlag landete einer der Gepfählten auf dem Gras, als Brandor und der Zombie es geschafft hatten, die hölzerne Stange aus der weichen Erde zu ziehen. Reinhart nickte kurz, woraufhin Brandor den Pfahl packte, während Marder und Darius sich die Arme des Toten packten und begannen, ihn von dem Hinrichtungsgerät zu ziehen. Langsam glitt der Pfahl aus dem Körper des des Kultisten heraus, Blut tropfte zu Boden, ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Schließlich kam die Holzstange frei, ihr Opfer klatschte auf den Boden. Lehnas Blick wanderte über den Pfahl, den Brandor fast triumphierend in den Händen hielt. Sein oberes Ende war bedeckt mit Blut und es schien ihr fast, als würden auch Teile der Innereien des toten Kultisten daran kleben... Ohne Vorwarnung kam ihre Galle hoch, sie übergab sich kurzerhand vor Reinharts Stiefel. Es folgte als Antwort ein brutaler Tritt in ihre Hüfte, der sie auf den Rücken drehte. Doch sie spürte das kaum, sie wusste nur noch eines, sie musste hier weg. Nur hier weg... Schluchzend drehte sie sich wieder um, versuchte verzweifelt von den Kultisten und den Gepfählten wegzukriechen. Ihr Fluchtversuch wurde allerdings sofort von Reinhart vereitelt, der ihr einfach seinen Kampfstiefel auf den Rücken setzte und sie zu Boden drückte. Sie kämpfte dagegen an, doch es war sinnlos. Der Kultist packte sie an der Sulter und zog sie in eine sitzende Position hoch, bevor er vor ihr niederkniete. Sein eisiger Blick traf den ihren, er grinste böse... "Manfred meinst, du würdest unvollständig aussehen ohne deine Dolche. Ich muss ihm recht geben. Und jetzt sieh mal, was ich hier habe..." Er griff unter seinen Umhang und hielt ihr im nächsten Moment ihren alten Ledergürtel unter die Nase. Ihre beiden Dolche steckten in ihren Scheiden, wie schon seit über sechs Jahren. "Einer unserer Leute von der Stadtgarde war so nett, die Dinger aus der Burg zu holen." Zitternd streckte sie die Hand nach ihren Waffen aus. Ihre Dolche, ihre einzigen Freunde, ihre einzigen Begleiter. Wenn sie schon sterben musste, dann wollte sie wenigstens nicht allein sein in ihren letzten Augenblicken. Doch Reinhart zog die Hand zurück und lächelte spöttisch. "Nein meine Teure, die gibt's erst wenn du schon auf dem Pfahl steckst. Und vorher müssen wir die noch die Hände zusammenbinden, damit du nicht etwa auf dumme Gedanken kommst und deinem Leben zu früh ein Ende setzt." Der Kultist lachte einmal mehr, während er die Dolche hinter sich auf den Boden legte. "So, und jetzt ist es Zeit das wir wieder zum Ernst des Lebens zurückkehren. Tut mir Leid, aber deine Kleidung dürfte dabei recht hinderlich sein. Überhaupt, eigendlich bist du doch viel zu schade für diesen ganzen Stoff, hehehe..." Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte Reinhart ihr das Leinenhemd über den Kopf gezogen. Sie reagierte nicht, saß einfach nur zusammengesunken da und weinte, wie schon seitdem Manfred ihr Schicksal angeordnet hatte. Reinhart hielt plötzlich inne, sein Blick wanderte über ihren nackten Oberkörper, seine rechte Augenbraue rutschte ein Stück nach oben. "Hmm, vielleicht sollten wir doch nicht gar so schnell weitermachen. Die Nacht ist noch jung..." Grinsend zog er seine Handschuhe von den Fingern, berührte fast schon sanft ihre Brust, sie leistete nach wie vor keinen Wiederstand. Alles war besser als auf den Pfahl gesteckt zu werden, alles. Auch wenn sie wusste, dass Reinhart unbeirrt mit der Hinrichtung fortfahren würde, nachdem er seinen Spaß gehabt hatte... |
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29.05.2003, 15:30 | #347 | ||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Die Sonne hatte sich seit einer guten halben Stunde hinter den Luzkanzacken zurückgezogen. Dunkelheit breitete sich wie ein gigantischer, schwarzer Vorhang über dem Land aus. Esteron machte gute Fortschritte. Dem jungen Wanderer schien viel daran zu liegen, seine eigenen Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Und er ließ keine Gelegenheit aus, um seinen Lehrmeister beeindrucken zu wollen. Irgendwie war Frost stolz auf den Burschen. Solchen Eifer bekam man nur selten zu Gesicht. Esteron war ehrgeizig, keine Frage. Mit der richtigen Unterstützung würde er nicht nur schnell, sondern auch höchst effizient lernen. In dem jungen Körper lagen unzählige Qualitäten verborgen. Manchmal fragte sich Frost selbst, woher der Junge all die Energie nahm. Er schien nichts wirklich von Grund auf neu lernen zu müssen. Vielmehr kam es dem Waffenmeister so vor, dass eingerostete Fähigkeiten geradezu auf ihre Reaktivierung warteten. Verschlossen hinter geistigen Türen brauchten sie nur den richtigen Schlüssel. Während die beiden Wanderer durch die Nacht jagten, achtete Frost genauestens auf die Bewegungen seines Schülers. Mittlerweile bewegte er sich nahezu lautlos fort; er war wenig mehr als sein eigener, zum Leben erwachter Schatten. Gut so. Unvermittelt blieb der Waffenmeister stehen und hob die Hand. Sein gepanzerter Arm deutete auf einen Punkt in der Ferne. Dort zeichnete sich gegen den schwach erleuchteten Himmel über der Hauptstadt ein größerer Hügel ab. Dennoch waren deutlich die langen Stangen erkennbar, die sich wie dürre, knochige Finger gen Himmel reckten. Die Spitzen waren seltsam verdickt. Der Waffenmeister wusste nur zu gut, um was es sich dabei handelte. "Seht ihr sie?", fragte Frost mit leiser Stimme. "Das passiert mit denjenigen, die sich gegen die Inquisition stellen. Ein besonders perverser und qualvoller Tod, der sich im schlimmsten Fall tagelang hinziehen kann. Ja, es gibt bestimmte Inquisitoren, die alles dafür geben würden, mir ein solches Schicksal zukommen lassen zu können." Sekundenlang herrschte Stille. Dann durchbrach erneut Frosts Stimme das Schweigen. "Doch werde ich ihnen keine solche Gelegenheit gönnen. Deshalb jage ich Tak. Ein Teil des Rates steht hinter mir, doch ist -", Frosts Augen verengten sich. Ohne weitere Worte zu verlieren, sank er auf ein Knie herab und spähte in die Dunkelheit. "Schaut euch das an. Achtet auf die Hügelkuppe. Dort bewegt sich etwas. Mehrere Menschen... vielleicht vier, fünf. Was machen die dort... Sieht aus, als ob sie einen Pfahl abtransportieren wollen... Aber warum? Kommt, das will ich mir aus der Nähe ansehen." In leicht geduckter Haltung huschte der Waffenmeister dicht gefolgt von seinem Schüler auf den Hügel zu. Als sie ein gutes Stück näher herangekommen waren, blieb der Krieger erneut stehen. "Es sind sechs. Und es sieht ganz so aus, als ob eine weitere Hinrichtung ansteht. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich werde mir das nicht länger anschauen. Vielleicht wäre es besser, wenn ihr zurückbleibt..." |
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29.05.2003, 15:56 | #348 | ||||||||||
manmouse Beiträge: 6.742 |
Esteron war seinem Meister gefolgt. Hatte sich hinter im in der Hocke verschanzt und seinen Worten gelauscht. Bei dem Gedanken an die Hinrichtungsmethode wurde ihm speiübel. Er selbst hatte in den Kerker der Inquisition gesteckt. Hätten sie ihn auch so gerichtet, wenn Frost ihn nicht befreit hätte? Esteron erschauderte mit jedem weiterem Gedanken. Seine feinen Härchen auf den Armen richteten sich gegen den Strich auf. Dicht gefolgt von einer ungeheuren Gänsehaut. Was waren das nur für Unmenschen. Mörder! Perverse! Frost wollte die Hinrichtung sprengen. Nun, sie hatten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Wenn man das Opfer abzog, waren es trotz allem noch fünf Männer. Fünf ausgebildete Kämpfer der Inquisition. Sie würden sich schnell fangen, ihre Gegenwehr würde eventuell sehr immens ausfallen. "Vielleicht wäre es besser, wenn ihr zurückbleibt..." sprach der Waffenmeister. Doch Esteron schüttelte in der Dunkelheit den Kopf. “ Nein, Frost. Ich möchte euch dabei unterstützen. Und wenn ich nur versuche, mit dem Opfer in den Wald zufliehen“ Dem Treiben musste man ein Ende setzten, das stand außer Frage. |
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29.05.2003, 16:07 | #349 | ||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Guthwulf hatte den alten Kultisten Adolf wortlos allein gelassen, war schweigend durch die Katakomben der Waldfeste gestapft und dabei überlegt, wie er weiterhin vorgehen sollte. Der prall gefüllte Goldbeutel, den er vom Oberhaupt der hiesigen Kultisten erhalten hatte, hing schwer und klimpernd von seinem breiten Gürtel. Fünfhundert Goldstücke, so viel Geld war das Leben der kleinen also wert gewesen. Garnicht mal wenig, wenn man bedachte, wie leicht er sie gefunden und sichergestellt hatte. Trotzdem wollte sich die zufriedene Ruhe, die den Wolf sonst nach einem erfolgreich beendeten Auftrag erfüllte, sich nicht einstellen. Krachend schlug die dicke Eingangstür der versteckten Festung in ihr stählernes Scharnier, schloss die Geräusche von klackenden Stiefelschritten und leisem Gemurmel in dem labyrinthartigen Gangsystem ein, ließ den Kopfjäger in der Stille des nächtlichen Waldes allein. Reglos stand Guthwulf auf der dunklen Waldlichtung, ein schmaler, schwarzer Schatten, erkennbar nur an dem roten Glutauge in Höhe seines Mundes. Das Gesicht des alten Kriegers war verkniffen, schweigend rauchte er seine Jägerpfeife, ließ den bläulichen Qualm zwischen den zusammengebissenen Zähnen entweichen, nur um die Lungen gleich darauf mit neuem, beißenden Tabakdunst zu füllen. Schließlich ging er ganz langsam in die Knie, senkte den Kopf und starrte auf den Boden. Lehm und Gras, für das ungeübte Auge nicht mehr als eine musterlose Anhäufung und Dreck. Der Wolf musterte die zertretenen Grashalme, betrachtete die Abdrücke schwerer Kampfstiefel auf dem feuchten Untergrund. Sie zeigten nach Norden. Gelassen, fast schon schlafwandlerisch, kam der Kopfjäger auf die Füße. Seine Hand glitt nach oben, und die schwieligen Finger schlossen sich um den glimmenden Tabakstengel, um ihn mit einem Ruck aus dem Mundwinkel zu entfernen und achtlos zu Boden zu werfen. Der Wolf zog die Krempe seines Hutes tiefer in das hagere Gesicht und machte sich auf den Weg. Er begann zu laufen, den Rücken gekrümmt, die Hände an den Griffen seiner Schwerter. Er bewegte sich mit der Lautlosigkeit eines jagenden Raubtieres, geschützt durch die Dunkelheit pirschte er zügig durch das Dickicht, stets darauf bedacht, die frische Fährte der Kultistengruppe nicht aus den Augen zu verlieren... Der Wald begann sich zu lichten. Der Kopfjäger verlangsamte sein Tempo, blieb stets nahe der Bäume, bis er schließlich an den Rand des Waldes kam und die letzten Baumreihen durchbrach. Einem schwarzen Schemen gleich huschte er durch die Nacht, erreichte schließlich das offene Grasland. Süßer Leichengeruch begann ihm in die Nase zu steigen, zu intensiv, um von einem frisch Getöteten zu stammen. Er musste seinem Ziel näher kommen. Tatsächlich, da waren sie. Auf einem Hügel, unweit der Mauern der Hafenstadt Gorthar, befand sich das bizarre Leichenfeld der Inquisition, ein stummes Mahnmal für alle Menschen, sich niemals mit einer Horde religiöser Irrer einzulassen. Dann konnte es nämlich schnell passieren, dass eine andere, noch größere Horde Glaubensfanatiker daherkam und einem einen stumpfen Holzpfahl durch den gesamten Körper jagte, so wie es bei diesen armen Hunden passiert war, deren verrottende Kadaver nun im blassen Schein des Mondes vor sich hin faulten. Guthwulf ging in die Knie, die stahlgrauen Augen starr auf die kleine Menschengruppe gerichtet, die sich als einziges zwischen dieser Totenarmee bewegte. Langsam und lautlos griffen die behandschuhten Finger an den Rücken, zogen die schwere Repetierarmbrust aus ihren Lederholster. Mit einem leisen Klicken rasteten die Flügel der Schusswaffe ein, dann wurde das Magazin heruntergenommen und leise in den Gürtel gesteckt. Der Wolf brauchte den volle Durchschlagskraft der Waffe, da er auch aus dieser Entfernung das kalte Aufblitzen metallener Rüstungen erkennen konnte. Gelassen nahm er einen Bolzen aus seinem Köcher, legte ihn sorgsam in die Führungsrinne, um die geladene Waffe anschließend an die Schulter zu setzen. Die Augenlider verengten sich zu schmalen Schlitzen, der Atem des hageren Kriegers flachte ab. Es waren Sechs. Fünf Männer und eine Frau, die ganz offensichtlich eine Gefangene war. Reglos verharrte der Kopfjäger in seiner knieenden Schussposition, beobachte in aller Ruhe, wie die Kultisten einen der Pfähle mithilfe eines untoten Wesens säuberten und bereit machten, nutzte die Zeit, um sich Details an Kleidung und Aussehen der Mörder zu merken. Zwei große, drei eher hagere Männer. Einer von ihnen ganz offensichtlich der Magie fähig, wie der humpelnde Madensack von einem Zombie dort auf dem Hügel ganz eindeutig bewies. Auffällige Bewaffnung konnte der Wolf nicht erkennen, dafür war es zu dunkel, allein der lange Bogen auf dem Rücken eines ziemlich kleinen Burschen ragte so weit über die Schultern hinaus, dass er kaum zu übersehen war. Ein Bogenschütze also. Guthwulf hatte sein Ziel gefunden. Millimeterweise bewegte sich der Schaft der Armbrust, der behandschuhte Zeigefinger der rechten Hand begann sich um den eisernen Abzug zu krümmen, während der Atem des Kopfjägers völlig abbrach. Der hagere Leib kam völlig zur Ruhe, das eine Augenlid wurde geschlossen, so dass allein in der verbleibenden Pupille die stählerne Konzentration zu erkennen war. Langsam versank die Welt in Finsternis, die Geräusche der Nacht verstummten, als das Hirn des Wolfes sich gegen alle äußeren Einflüsse abschottete. des gab nur noch dieses längliche Stück Holz, die gespannte Sehne und den schmalen Korridor, an dessen Ende eine dunkle, mit einem Bogen bewaffnete Gestalt arglos auf dem Hügel stand und dem schaurigen Spiel seiner Kameraden zusah. Für dich ist der Spaß vorbei, Gringo... Klackend wurde der Abzug gedrückt, die Sehne schnallte mit einem trockenen Zischen nach vorn, und ein schwarzer Blitz schoss durch die Luft, raste über das wogende Gras hinweg, den Hügel hinauf, zwischen den Pfählen hindurch, um dann mit der Wucht eines Schmiedehammers in dem Kopf des Bogenschützen einzuschlagen. Der Wolf sah, wie die schwarze Gestalt von den Füßen gerissen wurde, gegen einen der zahllosen Pfähle krachte und diesen zum Erzittern brachte. Plötzlich kam Bewegung in die Gruppe. Der Wolf griff nach seinem Köcher, klaubte einen weiteren Bolzen aus dem Lederbehältnis und wollte ihn gerade in die Armbrust einspannen, als sich ein knisternder Ball aus purer Schwärze aus dem Trupp löste. Seine Reaktionsschnelligkeit rette dem Kopfjäger das Leben. Ansatzlos drückte er die Beine durch, katapultierte sich mit einem gewagten Satz zur Seite und warf die Armbrust ins Gras. Im nächsten Augenblick wurde die Stelle, an der eben noch gehockt hatte, von eine heißen Kugel aus schwarzem Höllenfeuer verschlungen. Der Wolf drehte sich in der Luft, landete auf den Füßen, um auf der Stelle loszusprinten. Schabend glitten seine Zwillingsklingen aus der Scheide. Während er in unvorhersehbarem Zickzackkurs auf das Leichenfeld zueilte, immer darauf bedacht, dem bösartigen Schwarzmagier kein allzu leichtes Ziel zu bieten. Nun würd sich zeigen, ob ihr so viel gerühmter Erlöser die Kultisten vor dem dunklen Schicksal erretten konnte, dass der Wolf für sie geplant hatte... |
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29.05.2003, 16:32 | #350 | ||||||||||
dunkle Diener Beiträge: 24 |
Verdammt, was war das? Noch bevor er realisiert hatte, was genau geschehen war, war Reinhart auch schon aufgesprungenund hatte mit einer fließenden bewegung sein Schwert gezogen. Das silbrige Mondlicht spiegelte sich im kalten Stahl der Klinge, während die grauen Pupillen des Kriegers den Boden absuchten und schließlich kurz auf Marder hängenblieben, der mit einem Bolzen im Kopf vor einem der Pfähle lag und keinen Mucks mehr sagte. Na toll... Einen Herzschlag später bemerkte er auch schon den dunklen Schatten, der sich im Zickzackkurs mit zwei Schwertern in der Hand auf sie zubewegte, während Vlad ihn mit Schattenflammen beschoss. Doch der Angreifer war zu schnell für den Schwarzmagier... "Schnappt ihn euch!", rief Reinhart, automatisch die Gegend nach weiteren Angreifern absuchend. Darius sprintete auf den Kerl mit den beiden Schwertern zu, wobei er eine seiner eigenen Waffen zog - es handelte sich um eine kurze, schlanke Klinge, die wohl aus den weit entfernten östlichen Gegenden stammte. Die Waffe bestand vollständig aus magischem Erz und war scharf wie sonstnochwas, Reinhart wunderte sich immer wieder, wie man eine derartig scharfe Klinge hinbekommen konnte. Aber das alles spielte jetzt keine große Rolle. Darius hatte seinen Gegner fast erreicht, er stieß sich vom Boden ab und flog fast auf ihn zu. Mit nahezu unglaublicher Geschwindigkeit wirbelte drei Klingen durch die Luft, das helle Klirren von aufeinandertreffenden Erzwaffen zerriss die Stille der Nacht. Vlad hatte inzwischen begonnen, irgend etwas vor sich hinzumurmeln. Sicher eine Beschwörung. Etwas später wurde es dann offensichtlich, als ein Schattenläuferskelett neben dem Magier scheinbar aus dem Nichts erschien... Reinhart warf noch kurz einen Blick auf Lehna, aber die schien überhaupt nichts mitzubekommen von dem, was um sie herum geschah. Lag nur zusammengerollt auf dem Boden und schluchzte vor sich hin. Immerhin etwas... Langsam näherten sich Reinhart, Brandor und das Schattenläuferskelett dem gerade tobenden Zweikampf zwischen Darius und dem Angreifer, auf eine günstige Gelegenheit zum Eingreifen wartend... |
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