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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4
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04.06.2003, 13:11 #26
Lehna
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Lustlos stocherte Lehna mit dem leicht verbogenen Metallöffel in ihrer Suppe herum. Ihr Blick folgte ohne wirklichem Interesse dem sich kräuselnden Dampf, der von dem wässrigen Essen aufstieg und sich einige Zentimeter über dem Teller scheinbar in Nichts auflöste. Auf ihrer anderen Hand stützte sie ihren Kopf, ihre durch die Ereignisse der letzten Tage recht wirren und ein wenig schmutzigen Haare hatte sie zu einem nicht sonderlich sorgfältigen Zopf gebunden.
Jetzt war sie also schon wieder in der Burg. Sie hatte vor ein paar Tagen noch geglaubt, dass sie dieses Gebäude niemals von Innen sehen würde, un wenn doch, dann nur in Ketten um dem Richter vorgeführt zu werden. Und jetzt war sie schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hier, diesmal war ihre Situation noch... 'sonderbarer' als beim ersten mal. Frost hatte einfach so das gortharianische Heer mobilisiert und die Inquisition rausgeschmissen. Erstaunlich...
Tja, und sie? Sie war dem Waffenmeister eigentlich nur hinterhergelaufen. Sie hatte sich auf Kämpfe eingestellt, auf Folter, auf den Tod. Aber letztendlich hatte sie nur zugesehen...
Ein sonderbares Gefühl der Faulheit, oder wie auch immer man das nennen wollte, hatte sich ihrer bemächtigt. Sie hatte nichts getan. Nur zugesehen. Gewartet. Während andere gekämpft hatten und gefallen waren. Wie immer war sie den weg des geringsten Widerstandes gegangen...
"Schwachsinn.", knurrte sie ungehalten, der neben ihr sitzende Rekrut sah sie überrascht an, doch sie bemerkte es garnicht. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal bemerkt, dass sie das Wort laut ausgesprochen hatte.
Was hätte sie denn tun sollen? Sie hatte nicht gewusst, wo sich die Inquisitoren aufgehalten hatten, und sie hatte garnichts tun können... Es war alles viel zu schnell gegangen. Warum machte sie sich also Vorwürfe? Sie wusste es nicht. Sie wusste, dass es Unsinn war, wenn sie sich deswegen selbst kritisierte. Doch in ihrem Unterbewusstsein tat sie es, würde es immer tun. Und wenn ihre Gedanken abglitten, dann würde diese Selbstkritik nicht weiter nur ihr Unterbewusstsein quälen mit ihrer sinnlosen Existenz...
Achtlos ließ sie den Löffel fallen, sie bemerkte garnicht, wie etwas von der wässrigen Suppe auf ihr Hemd spritzte. Wenn sie es bemerkt hätte, hätte sie es nicht interessiert. Ohne Eile, aber auch nicht langsam, erhob sie sich und ging zur Tür, etwas später trat sie aus dem Speisesaal der Soldatenunterkünfte auf den Burghof hinaus.
Im ersten Moment blendete sie das Sonnenlicht, sie blinzelte ein wenig. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten entdeckte sie Frost, er stand mit einem großen Bündel Gepäck am Burgtor. Esteron war bereits bei ihm und schien sich suchend umzusehen, als er Lehna entdeckte hörte er auf zu suchen. scheinbar hatte er auf sie gewartet.
Die junge Frau zögerte nicht lange sondern begab sich zu dem ehemaligen General und dem Wanderer.
"Wo... soll es hingehen?", fragte sie, wobei sie an Frost vorbei auf die Stadt blickte. Aus irgend einem Grund wollte sie dem waffenmeister nicht in die Augen sehen.
04.06.2003, 13:32 #27
Superluemmel
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Kritisch überprüfte Frost die Taschen des schweren Wanderrucksacks. Eine feste, widerstandsfähige Decke war zu einem Bündel zusammengerollt und festgezurrt worden, an Proviant mangelte es kaum. Dennoch würde er niemals für den Gletscher reichen.
Ein guter Teil des Innenraums wurde von unterschiedlicher Winterausrüstung beansprucht. Bevor er nicht auf dem Gletscher war, würde die wärmende Fellkleidung sowie das dunkel gegerbte Leder auch sicher dort verstaut bleiben. Anderenfalls riskierte er, auf der Stelle an einem Hitzschlag zu sterben.
Zusätzlich zu seinem eigenem Kletterset, befanden sich einige weitere Kletterhaken sowie zwei lange Seile im Gepäck. Ebenso fand sich das nötige Gerät, um selbst auf Eis ein sichere Feuer entfachen zu können.
Noch einmal ging Frost in Gedanken die Ausrüstung durch. Bevor er sich endgültig an die Besteigung des Göttersitzes heranwagte, würde er noch mehr Proviant sowie einiges an brennbaren Materialien benötigen. Im Dorf der Bergarbeiter sollte er dieses Defizit ausgleichen können.
Mit einem dankbaren Nicken schickte er den Soldaten, der ihm die Ausrüstung gebracht hatte, fort und kniete sich hin, um das schwere Gepäck auf seine Schultern zu laden. Nachdem der Rucksack einigermaßen bequem saß, wandte er sich zu einem Schatten zu, der sich in seinem Augenwinkel näherte. Ohne allzu großes Erstaunen erkannte er Lehna.
"Auf den Göttersitz", antwortete er ernst auf ihre Frage hin.
"Denkt gar nicht erst daran, mich dort hinauf zu begleiten. Das ist eine Angelegenheit, die ich alleine zu bewältigen habe. Doch zuvor muss ich noch etwas anderes erledigen. Trifft sich gut, dass ich dazu ohnehin in den Süden muss."
Noch einmal rückte Frost den Rucksack zurecht, bevor er sich zu dem Burgtor herumdrehte.
"Esteron? Seid ihr soweit? Wir haben einen langen Weg vor uns."
04.06.2003, 14:34 #28
Waldläufer
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Aufmerksam das treiben am Burg Tor beobachtend lag Gardiff auf ein paar einen Ballen welche an die Burgmauer gestapelt waren. Hinein in die Burg war der Bursche nicht gekommen. Beim Ansturm hatte man ihn am Tor auf gehalten und davon geschickt und auch die frage nach Frost und die Erklärung Frost sehen zu müssen brachten die Torwachen nicht dazu Gardiff ein zulassen. Er sollte sich eine Erlaubnis beim Stadtrat holen.
„Scheiß Bürokratie hier ....“ wetterte und grummelte der junge Vagabund und sah zu seiner inneren Befriedigung das er nicht der einzige war der nicht eingelassen wurde. Doch was half ihm das ? Eigentlich nichts nun musste er hier waren und hoffen das Frost wieder auf den selben Weg aus der Burg käme wie er sie betreten hatte und wer wusste wie lange das dauern würde ? Schon stellte sich der Waldstreicher auf eine längere Wartezeit ein als er hinter dem Burgtor reges Treiben wahr nahm. Nicht das Treiben was so wie so schon herrschte da die Gardisten geschäftig durch die Gegend wuselten, nein anderes Treiben. Jemand schien Proviant oder Reisesachen heran zuschaffen und das nicht zu knapp und da war er wieder, der dunkle Kämpfer in mattschwarzer Rüstung redete er kurz mit einem Gardisten wand sich dann um und schien mit noch jemandem zu reden den Gardiff aber aus der Position wo er gerade lag nicht sehen konnte. Schnell griff die junge Hand nach dem Reisebündel und mit einem Satz sprang der Gildenlose von dem Leinenstapel und huschte zum Tor hinüber. Die Gardisten hielten den Barden wie erwartet zurück und so blieb nur eine Möglichkeit.

„FROOOOOOOOOST !!!!!!!!“

Die junge und doch kräftige Stimme des Barden erfühlte das Torhaus und drang in den Burghof.
04.06.2003, 15:03 #29
Superluemmel
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Gerade als Frost aufbrechen wollte, sprang Gardiff um die Ecke des Tores und brüllte lautstark seinen Namen. Eine der Wachen, die ihn aufgehalten hatte, fasste mit verzogenem Gesicht an ihr Ohr.
Bei den Göttern, was war denn in den Jungen gefahren? Der schrie ja, als ob sein Leben davon abhängen würde.
"Da seid ihr ja wieder", begrüßte Frost den Burschen und machte den Wachen mit einem Kopfnicken klar, dass es sich bei dem Jungen um keine Bedrohung handelte.
"Ich habe mich schon gefragt, wo ihr steckt. Aber das ist noch lange kein Grund, die gesamte Burg aus dem Schlaf zu brüllen."
Dicht gefolgt von seinem Schüler Esteron trat Frost durch auf die Burgstraße hinaus und folgte dem Weg zur Stadt hinunter. Gardiff folgte ihm ebenfalls. Lehna stand noch immer sichtlich unentschlossen im Schatten des gewaltigen Tores.
"Ihr habt Glück, wir wollten gerade eben wieder aufbrechen. Ein paar Minuten später und ihr hättet mich verpasst. Doch sagt, habt ihr die Aufgabe erfüllt, die ich euch auftrug?"
04.06.2003, 15:29 #30
Lehna
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Sie hätte wahrscheinlich überrascht sein sollen, als Gardiff auftauchte. Aber sie war es nicht. Nicht, dass sie damit gerechnet hätte... Aber irgendwie überraschte sie in letzter Zeit kaum noch etwas. Die welt spielte ohnehin verrückt, da kam es auf ein bischen Verrücktheit mehr oder weniger nicht an...
Plötzlich merkte sie, dass sie nur in der Gegend herumstand und sinnlos in Gedanken versunken auf Gardiff starrte, während die anderen sich schon zur Stadt begaben. Sie beeilte sich, um noch aufzuschließen - in der Burg wollte sie trotz allem nicht bleiben. Egal ob sie nun Frost gefolgt war als er die Inquisition vertrieben hatte oder nicht - an ihrer Vergangenheit änderte das nichts. Und an den gortharianischen Gesetzen auch nicht...
04.06.2003, 16:24 #31
Waldläufer
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„Eure Aufgabe ...mmh ....ja.“ überlegte der Barde als er neben Frost und dessen Schüler herlief und die Schritte der zwei Männer und des Burschen dezent in den engen Gassen klang so dass das zarte Trippeln der Frauen Füße hinter ihnen unter ging. „... nette Aufgabe die ihr mir da auf gegeben hattet. Lehna hat sie fast das Leben gekostet und das hier... Gardiff nestelte an seinem Reisebündel und zog einpaar Zähne und eine Klaue des erlegten Luzkans hervor. „... ich bin einem Luzkan begegnet und mit mir noch einpaar andere Reisende nur hat der Luzkan das Treffen nicht überlebt....“ erzählte der Waldstreicher weiter und reichte Frost die Trophäen. Auf Lehna achtete der junge Vagabund erst mal nicht weiter, mit ihr würde er später noch reden.
04.06.2003, 17:13 #32
Superluemmel
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Urplötzlich blieb Frost stehen und starrte auf die Trophäen, die Gardiff ihm entgegenhielt. Unverkennbar die Klaue eines Luzkan. Hatte sich der Junge tatsächlich mit einer der Gletscherbestien angelegt?
Entweder war er verdammt mutig oder unglaublich dumm. Vielleicht auch beides.
"Ihr habt mit einem Totengräber gekämpft?", fragte Frost. Seine Stirn legte sich in Falten. Schließlich schüttelte er den Kopf.
"Hat euch Beliar persönlich geritten?"
Frost packte den Jungen an den Schultern und sah ihm tief in die Augen.
"Ich sagte doch nicht, dass ihr einen Luzkan erlegen sollt! Liegt euch gar nichts an eurem Leben? Bei den Göttern, was habt ihr euch nur dabei gedacht..."
Der Waffenmeister drehte sich herum und blickte in den Himmel. Das durfte doch nicht wahr sein...
Nach einer guten Minute wandte er sich erneut an Gardiff.
"Nun gut, ihr habt mich wirklich beeindruckt. In vielerlei Hinsicht. Wenn ihr es noch immer wünscht, werde ich euch unterrichten. Doch nur, wenn ihr mir versprecht in Zukunft euren Kopf zu benutzen. Ich kann keinen Schüler gebrauchen, der bindlings in sein Verderben rennt."
04.06.2003, 17:53 #33
Waldläufer
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Leicht überrascht lies Gardiff den Anfall an Erstaunen und Belehrung von Frost über sich ergehen ehe er sich zu Wort meldete. „Ich würde immer noch gern von euch lernen dessen könnt ihr gewiss sein und ich pflege mit meinem Leben eigentlich nie leichtsinnig zu verfahren nur war es .... „ der Barde stockte kurz ...ähm... ich hatte keine Ahnung was ein Luzkan ist .“ langsam schritt die Gruppe weiter. „Hätte ich gewusst was ihr mir da aufgetragen habt wäre ich bestimmt nicht so einfach geradewegs zum Gletscher marschiert das sei euch gesagt. Ich bin froh das ich noch in einem Stück bin das Vieh war echt ... „ bei dem Gedanken an die Klauen und die Kiefer die einfach so einen der Gardisten zermahlen hatten verfinsterte sich Gardiffs Gesicht. „ .... echt die Hölle.“
04.06.2003, 20:01 #34
Superluemmel
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Gedanklich konnte Frost nur weiterhin den Kopf schütteln. Der Junge war unerfahrener, als er im ersten Moment vermutet hatte. Es gab viel zu lernen, nicht nur die Körperbeherrschung betreffend.
"Ihr wollt mir also erzählen, dass ihr in der Regel nicht so unvorsichtig seid. Nun, gegen einen Gegner in die Schlacht zu ziehen, den man nicht einmal ansatzweise kennt, ist meist glatter Selbstmord. Erzählt mir, warum ihr es dennoch getan habt."
Gelassen setzte Frost seinen Weg fort. Noch immer hing die Hitze des Tages schwer über der Stadt, trieb die Bewohner, in den kühlen Schatten Zuflucht zu suchen. Am Horizont jedoch zeichneten sich dichte Wolkenberge ab, die vom Fjord aus rasch näher kamen.
Der Marktplatz der Hauptstadt war schon vor Stunden geräumt worden, nur noch wenige Passanten liefen über das graue Pflaster. Der auffrischende Wind ließ die Planen der Stände lautstark flattern. Einzelne Papierfetzen wirbelten über den Platz. Die gesamte Stadt schien sich in Erwartung des heranbrausenden Sturmes ängstlich zusammenzukauern.
Abschätzend musterte Frost das beeindruckende Wolkenmeer. Der Wind frischte weiter auf. Dennoch schätzte Frost, dass sie noch gut zwei Stunden hatten, bis der Sturm vollends losbrach. Die dichte, schmutzigweiße Wolkenmasse bildete nur den Vorreiter für den düsteren Kern des Unwetters.
Mit etwas Glück würden sie es bis zum Wald schaffen, bevor der Regen einsetzte. Dort gab es genug Unterschlüpfe, um sich vor den Schauern zu schützen.
04.06.2003, 22:12 #35
Waldläufer
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Leicht irritiert über das Gebaren Frosts lief Gardiff weiter. Der Krieger hatte doch von Gardiff verlangt sich einem Luzkan zustellen warum machte er da jetzt so ein Tara daraus? Sicher war es gefährlich, sehr gefährlich gewesen aber der junge Vagabund lebte doch noch.
„Ich hab mir von Lehna etwas über die Luzkans erzählen lassen und wollte so ein Tier ja nicht offen angreifen. Doch dann auf dem Gletscher hörte ich Schreie und Gebrülle und eilte dort hin und da war der Luzkan. Er schien gerade eine Gruppe Gardisten anzugreifen .... na ja und hatte es sich als er mich und Lehna sah wohl doch anders überlegt und war auf uns los gegangen.“ Gardiff hatte bei seiner Erklärung nach vorne gesehen und dreht nun grinsend den Kopf Frost zu. „In Lehnas Erklärung war der Luzkan nicht so furchtbar ...nur seine Jagdmethoden hatten mich beunruhigt. Ja das war es. Aber sonst klangen sie wie Gegner die man mit List über winden konnte. Nun ja in meiner Situation war dann nicht mehr viel mit List.“ Ein kurzes Schweigen „Außerdem wollte ich nicht einfach auf mir sitzen lassen wenn ich es nicht versuche.“
05.06.2003, 14:10 #36
manmouse
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Die Ereignisse der letzten Zeit waren nicht spurlos an dem jungen Wanderer vorbeigezogen. Esteron war Frost, dem jungen Mann und Lehna hinterher geeilt. War mit ihnen in Gorthar „einmarschiert“, und dann? Er war da, oder auch nicht. Er war mitten im Geschehen gewesen und doch abseits von alledem.
Die letzten Stunden hatte er wie als Gast, eines gespielten Theaterstücks erlebt. Mit dem Unterschied, das es sich hingezogen hatte. Hingezogen wie eine Spur von dickflüssigem, zähem Honig, der an einem Löffel zurück in das Gefäß floss.
Esteron war nur Beobachter. Er hatte mit ansehen müssen, wie sein Lehrmeister ebenso ungestüm und ungehalten, wie ein wildes Tier, das man getreten hatte, nach Gorthar marschiert war. Wie Frost sich mit dem anderem General und seinem Gefolge, „vereinigt“ hatte, um der Brut Feuer unter den Hintern zu machen. Ohne Rücksicht auf Verluste, nur seiner eigenen Gier nach Rache den Weg zu ebnen. Es war Wahnsinn. Er war irre. Gar nicht so ungleich wie sein irrer Ex-Schüler Tak. Man musste es aus mehreren Blickwinkeln sehen.

In all dem „Ärger“ hatte Esteron Lehna aus seinem Blickfeld verloren. Der junge Wanderer fühlte sich leer. Fehl am Platze. Das war vor einigen Stunden.

Mittlerweile war alles wieder ruhig. Der Waffenmeister hatte wieder zum Aufbruch geblasen. Hatte alles Proviant zusammengetragen. Er schien es eilig zu haben. Esteron tat es ihm in eher monotonen Bewegungen gleich. Immer wieder suchte sein Blick nach Lehna. Wo war sie nur. Kurz bevor die beiden Männer mit dem packen fertig waren war die junge Frau aufgetaucht. Sie war unversehrt. Esteron atmete sichtlich beruhigt auf, und sein inneres schien zu neuem Leben zu erwachen. Der Funke war wieder da.

Lehna schien zu lächeln als sie die Gruppe wiedergefunden hatte, und sich gleich freundlich, nach dem Ziel erkundigt. Der Waffenmeister machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber der jungen Frau, und verwies sie unfreundlich und ziemlich rüde zurück. Es würde sie nichts angehen, und sie solle es bloß nicht wagen ihn begleiten zu wollen.
Esteron blickte erschrocken auf. Schnell verfinsterte sich sein Blick. Was bildete sich dieser Platzhirsch eigentlich ein?

Der junge Wanderer stellte seine schwerbeladene Tasche ab und gesellte sich demonstrativ neben Lehna und verschränkte trotzig die Arme. Wenn Lehna nicht mit durfte, würde der Waffenmeister auf die Anwesenheit von dem jungen Wanderer verzichten müssen. Esteron würde Lehna nicht alleine zurücklassen.

Esteron wollte gerade anfangen zu sprechen als plötzlich der Ziegenpeter vor der Gruppe auftauchte. Was machte denn das feige Schwein hier. Er hatte Lehna nicht beschützt. Und jetzt kam er locker daher. Esterons Unmut wuchs zu einer rechten Wut heran. Die beiden Rüpel, in Esterons Augen waren die beiden Machos nichts anderes zu diesem Zeitpunkt, unterhielten sich. Wie passend.

Der junge Wanderer schluckte seine Worte herunter und lauschte den beiden. Wie sich herausstellte hatte der Ziegenpeter seine ihm auferlegte Prüfung geschafft. Aber auch hier das Leben von Lehna aufs Spiel gesetzt. De Wut in Esteron stieg immer mehr auf. So ein feiges Schwein. Dann hörte er den beiden weiter zu.

Der Waffenmeister erteilte dem Ziegenpeter eine Rüge. Er war wohl nicht nur feige, sondern auch dumm. Esteron grinste verachtend.
05.06.2003, 14:35 #37
Lehna
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Lehna trottete Frost mit etwas Abstand hinterher und hielt sich dabei in der Nähe von Esteron auf. Gardiff redete mit dem Waffenmeister über seine Ausbildung und über den Luzkan. Er hatte gegen den Luzkan gekämpft... Und seine Begleiterin, ohne die er wahrscheinlich im Magen der Schneebestie belandet wäre, spielte natürlich keine große Rolle. Lehna störte das allerdings nicht einmal. In der letzten Zeit war es ihr um einiges lieber, keine Rolle zu spielen als ständig im Mittelpunkt irgendwelcher Ereignisse zu stehen...
Irgendwie hatte sie das dumme Gefühl, schon wieder in das nächste dieser Ereignisse hineinzuschlittern. Die inquisition war nur verjagt worden. Tannenberg und seine Leute waren garantiert noch auf Gorthar. Und wahrscheinlich würden sie nicht besonders erfreut sein über die Ereignisse. Sie würden nach Frost suchen, und wenn sie ihn fanden, dann Gnade ihm Innos. Ihm und seinen Begleitern.
Sie seufzte leise. Da rannte sie wahrscheinlich genau in ihr Verderben, wusste es und kehrte doch nicht um. Konnte sie nicht einfach zusammen mit Esteron verschwinden?
Nein, konnte sie nicht... In Gorthar gab es Banditen, Kultisten und die Inquisition, die wahrscheinlich genau wusste, dass Esteron und sie Frost begleitet hatten. Egal wohin sie ging, irgendwer wollte sie immer einen Kopf kürzer machen. So seltsam es für sie klingen mochte, bei Frost war es noch am sichersten.
"Wir müssen von dieser verfluchten Insel runter."
Wie fast immer sprach sie leise, ihr leerer Blick war auf den Boden gerichtet, aber es gab ohnehin nur eine Person die sie angesprochen haben konnte...
05.06.2003, 15:02 #38
manmouse
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Esteron blickte erschrocken auf. Von der Insel runter? Esteron konnte die Insel nicht verlassen. Nicht ohne seinen Auftrag für den Schwarzmagier erledigt zu haben. Obwohl? Er hatte sich in letzter Zeit, eigentlich seit der Ankunft hier, seinem Auftrag immer mehr entfernt. Zuviel war geschehen. Doch was ihn an der Tatsache erfreute, war die Bekanntschaft mit Lehna. Außerdem hatte er einen Lehrmeister gefunden. Er war maßgebend für die Antworten, auf die Fragen seiner Vergangenheit. Der Vergangenheit des Generals in ihm.
Andererseits war da Lehna. Wenn sie die Insel verlassen wollte. Dann würde Esteron seine Ziele zurückstecken. Die Haube musste dann warten. Sie hatten sich ihr Wort gegeben. Sich gegenseitig zu stützen.
Er würde ihr folgen...

Langsam trottete die Gruppe weiter. Der Waffenmeister und Ziegenpeter schritten voraus während das Pärchen die Nachhut bildete. Allem Anschein nach, hatten die drei jetzt den Kerl an der Backe. Komisch nur das sich der Waffenmeister mit Dummköpfen abgab. Aber war Esteron nicht selbst ein Dummkopf?
Nein, er war zweifelsohne unerfahren. Aber nicht so dumm sich mit einem Viech anzulegen, dem er nicht im geringstem gewachsen war. Esteron wusste eigentlich nichts über Ziegenpeter. Er hatte nur die Eindrücke die er sammeln konnte bei den jeweiligen Aufeinander treffen der beiden umgemünzt, und sich seine Meinung gebildet. Und die fiel nicht gerade gut aus.

Der Wanderer verlangsamte sein Tempo ein wenig, um mit Lehna etwas Abstand von den beiden zu bekommen. Die beiden mussten ja nicht alles mitbekommen, was die beiden jungen Leute zu besprechen hatten.
“ Du meinst es wäre besser wenn wir die Insel verlassen? Wo sollen wir denn hin?“, fragte Esteron an Lehna gewandt.
05.06.2003, 15:27 #39
Lehna
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Lehna sagte zunächst nichts, suchte nur den Horizont ab, obwohl sie keine Ahnung hatte, wonach sie überhaupt suchte. Wahrscheinlich nach garnichts. Schließlich wanderte ihr Blick zu Esteron, der sie bereits fragend ansah.
"Irgendwohin.", murmelte sie leise und starrte wieder auf den Horizont. Irgendwo hinter den Bäumen lag der Fjord, und hinter dem Fjord lag alles, nur nicht Gorthar.
"Wir bräuchten ein Boot. Aber dazu müssten wir zum Hafen... Da kann ich mir genausogut gleich selbst die Kehle aufschlitzen."
Sie seufzte leise, es war mal wieder hoffnungslos. Wie immer. Schweigend folgte sie Frost und Gardiff, die sich noch immer über den Luzkan unterhielten. Esteron schien Gardiff nicht zu mögen. Lehna hingegen interessierte der Waldstreicher ganz einfach nicht weiter. Er war nicht besser, aber auch nicht schlimmer als so viele andere die sie getroffen hatte.
Frost genauso. Auch wenn Frost irgend etwas... überragendes an sich hatte. Etwas überlegenes. Lehna mochte das nicht, sie fühlte sich in der Nähe des Waffenmeisters auf eine seltsame Art sicher und hilflos zugleich. Aber ihre Angst vor dem heimatlosen Krieger blieb.
"Weißt du, was Frost vorhat? Er schleppt ja eine ziemliche Menge Gepäck mit sich herum...", fragte sie Esteron, obwohl sie die Frage an sich garnicht besonders interessierte. Sie hasste einfach das Schweigen.
05.06.2003, 16:19 #40
manmouse
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Wieder schaute Esteron Lehna nur fragend an. “Wohin es jetzt hingeht, weiß ich selbst nicht genau. Irgendwo auf den Gletscher. Wobei ich aber kaum glaube das Tak dort oben zu finden ist. Frost hat was von einem Göttersitz erzählt. Du bist doch ein Kind, dieses Landes.“lächelte er aufmunternd.

“Weißt du was es mit dem Göttersitz auf sich hat?“, fragte Esteron so sehr gedämpft, das es keiner der beiden vorderen Männer mitbekommen konnte.
05.06.2003, 16:33 #41
Lehna
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"Der Göttersitz? Es ist der höchste Gipfel des Gebirges. Eine Ebene heißt es, aber frag mich nicht wie groß. Im Krieg..."
Sie stockte. Der Krieg. Sie wollte nicht, dass Esteron schon wieder so seltsam wurde wie damals in der Höhle. Aber ihm deswegen die Antwort zu verweigern... Nein, das ging auch nicht. Es würde ja aussehen als ob sie ihm nicht vertrauen würde, und das wollte sie noch weniger als den 'zweiten Esteron'.
"Während des Krieges hat General Kaszan Toras eine Expedition dort hin geführt. Von vierzig Veteranen kehrte nur eine Hand voll zurück. Keine Ahnung was sie dort gesucht haben, aber es heißt, seitdem sei ein Stück vom Göttersitz abgebrochen."
05.06.2003, 16:47 #42
manmouse
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Der junge Mann bemerkte wie Lehna bei dem Wort „Krieg“ zu stocken ins stocken geriet. Es tat Esteron leid. Allem Anschein nach, war das letzte Ereignis in der Höhle, was er mit Lehne erlebt hatte, doch Einschneidender Gewesen, als Esteron bis jetzt gedacht hatte. Und es tat ihm immer noch leid, die junge Frau in diese Lage gebracht zu haben. Auch wenn sie einander näher „kennen gelernt“ hatten, dadurch.
Esteron versuchte zu lächeln. “ Ein Stück ist also abgebrochen? Wie mir scheint, hat dieser General ein ziemlich großes Fest dort oben veranstaltet.“ Esteron zwinkerte der jungen Frau zu. Fühlte sich selbst aber sichtlich unwohl in seiner Haut.
Vierzig Veteranen und nur eine Handvoll war zurück gekehrt. Der junge Mann schluckte. Was wollten sie dort oben? Sterben? Was genau trieb den Waffenmeister dort hoch? Und warum begleiteten sie Frost.
“ Wie war das mit dem verlassen der Insel? Die Chancen dabei drauf zugehen erscheinen mir ein wenig geringer.“
05.06.2003, 17:45 #43
Lehna
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"Sie sind höher als die Chancen es zu überleben."
Sie seufzte leise. Doch ihr fiel auf, dass sie angesichts dieser Lage nicht so verzweifelt war wie sie es normalerweise gewesen wäre. Nicht einmal annähernd. Musste wohl an Esteron liegen, daran, dass sie nicht mehr allein war...
"Der Kult dürfte dort noch immer sehr stark vertreten sein, und ich möchte nicht unbedingt am Ende doch noch auf einem Pfahl stecken. Und am Galgen der Stadtwache will ich auch nicht wirklich enden..."
Sie zögerte wieder. Angst bemächtigte sich ihrer. Jetzt hatte sie sich natürlich mal wieder verplappern müssen. Damit dürfte Esteron endgültig klar sein, dass ihre Vergangenheit... nicht ganz ohne war.
Verunsichert sah sie dem Wanderer kurz in die Augen, wandte den Blick jedoch sofort wieder ab und starrte mit hängendem Kopf zu Boden. Sie spürte wie ihre Wangen heiß wurden, konnte sich vorstellen wie sie sich röteten. Sie schluckte, unsicher ergriff sie Esterons Hand, schien dabei aber jederzeit zu erwarten dass er ihr den Arm ausreißen wollte.
"Ich... kann nicht zur Stadt...", brachte sie mühsam hervor, versuchte möglichst normal zu klingen, was allerdings gründlich danebenging...
05.06.2003, 18:22 #44
manmouse
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Esteron umschloss die Hand von Lehna. Ihre Haut war wunderbar weich. Was juckten Esteron schon die komischen Blicke, der beiden voraus laufenden Männer. Er fühlte sich wohl.
Der junge Mann verdrängte den Gedanken, das Lehna auf einem Pfahl enden würde. “ Solange du bei uns bleibt landest du nicht auf einem Pfahl. Und wenn, dann stecke ich direkt daneben auf einem.“, lächelte Esteron.
Der junge Mann spürte jedoch, das sich die junge Frau unsicher fühlte. Ging aber nicht weiter auf das Thema Vergangenheitsbewältigung ein. Esteron umschloss daher die Hand von Lehna fester, und blieb stehen. Lehna tat es ihm gleich und nur die beiden Männer schritten weiter. Jetzt waren es schon weit mehr als dreißig Fuß abstand, den die beiden Gruppen inne hatten.

Schnell legte Esteron den Zeigefinger auf den Mund, wartete einen kurzen Moment und fragte dann.
“ Hörst du das?“ Lehna blickte den Wanderer jedoch eher komisch an.
05.06.2003, 19:29 #45
Lehna
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Mit esteron zusammen auf einem Pfahl stecken? Das wäre ja noch schlimmer als allein, dann hätte sie auch noch Esteron auf dem Gewissen während ihrer letzten Stunden...
Sie schloss kurz die Augen. Im Moment bestand keine Gefahr, das war lediglich ein unwahrscheinliches Horrorszenario. Viel wichtiger war die tatsache, dass Esteron entweder den Galgen nicht bemerkt hatte oder dass er sich tatsächlich nicht für ihre Vergangenheit interessierte. Hoffendlich letzteres, das würde ihr eine Chance geben. Vielleicht sogar einen Neuanfang...
Plötzlich blieb der wanderer stehen, überrascht tat sie es ihm gleich und wartete etwas verwirrt, bis Frost und Gardiff etwas weiter entfernt waren. Auf Esterons Frage hin sah sie ihn unsicher an und schüttelte kurz den Kopf.
"Ähm... Was denn?"
05.06.2003, 20:20 #46
manmouse
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Der junge Wanderer blickte leicht irritiert drein. Entweder hatte Lehna schlechte Ohren oder Esteron einen Hörschaden, in Form eines Chronischen Tinnitus. Da war doch eindeutig das trällern eines Vogels zu hören. Lehna schien es zumindest nicht zu hören, obwohl der Vogel nicht einmal fünf Fuß im Hüfthohen Busch saß und vor sich zwitscherte.
“ Du hörst den Vogel nicht? “ Esteron grinste über beide Ohren und schliff die junge Frau zu dem Busch.

Mit vorsichtigen und sehr langsamen Bewegungen rückte der Wanderer die dünnen grünen Äste zur Seite.
Dort saß in der Tat ein Vögel. Es war ein kleines Tier. Rotbraunes Hauptgefieder, einen grauen Kopf, Schwanzfedern grau, aber am Ende schwarz mit weißer Spitze.
Das Tier trällerte nicht. Es war eher ein Klagen. Der Vogel flog auch nicht weg. Er konnte nicht. Scheinbar war das Tier verletzt. Es wollte fliehen. Doch es robbte eher nach hinten.
“ Ich glaube der kleine hat sich einen Flügel gebrochen.
05.06.2003, 21:13 #47
Lehna
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Lehna starrte ein wenig verwirrt auf den Vogel. Ihr Blick wanderte zu Esteron, der das Tierchen irgendwie mitleidig betrachtete.
"Ähm... ja, sieht so aus.", brachte sie hervor, wobei sie nicht so recht wusste was sie tun sollte. Den Vogel töten und sein Leid beenden? Ihn mitnehmen? Aus irgend einem Grund tendierte sie eher zu Nummer zwei. Vielleicht lag es an Esterons Blick... Vielleicht war es auch nur der Wunsch auch mal jemandem zu helfen, und wenn es auch nur ein kleiner Vogel war.
Ein letztes mal sah sie zu Esteron, aber der starrte noch immer voller Mitleid den Vogel an. Sie seufzte leise.
"Also gut..."
Sie bückte sich in nahm den Vogel vorsichtig hoch. Der linke Flügel hing kraftlos hinunter.
"So, und was machen wir jetzt mit ihm...?"
05.06.2003, 21:31 #48
manmouse
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“ Ich würde sagen ich mache ein kleines Feuer, du drehst ihm den Hals um und dann nehmen wir ein "Diner for two" unter dem Sternenhimmel ein.“ sprach Esteron. Griff mit beiden Händen an seinen Hals und löste die Schlinge seines Umhangs. Lehnas Blick sprach Bände.

“ Das mit dem töten war nur ein Scherz. Verzeih mir.“, lächelte Esteron schuldbewusst.
“ Ich würde sagen wir umwickeln ihn mit meinem Umhang und nehmen ihn mit. Alleine würde er sicher bald zugrunde qualvoll zugrunde gehen, oder er wird gefressen. Beides nicht grade schön.
Mittlerweile hatte Esteron sich seines Umhangs entledigt und legte ihn vorsichtig um das Falkenjunge, das Lehna in ihren kleinen Händen hielt.
“ Er ist noch jung. So hat er noch mehr Chancen es zu schaffen. Und wer weiß, eines Tages wird er dir dafür dankbar sein. So wie ich es jetzt schon bin.

Esteron blickte in die Richtung der beiden Männer die sich immer weiter von den „dreien“ entfernten.
“ Wir sollten wieder zu den beiden aufschließen. Es wird dunkel. Sonst sitzen wir beide wirklich allein unter dem Sternenhimmel. Du kannst dir ja schon mal einen hübschen Namen für den kleinen Ausdenken.“ lächelte Esteron. Griff sich dann mit seiner noch freien Hand, die von Lehna und schritt los.
06.06.2003, 14:16 #49
Superluemmel
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Der Waffenmeister führte die kleine Gruppe erneut mitten in den Wald. Reglos ragten die Baumriesen in die Höhe, bildeten mit ihren borkigen, schmutzigbraunen Stämmen richtiggehend Alleen. Nur die dichten Baumkronen bewegten sich leise raschelnd im Wind, bildeten unzählige Versteckmöglichkeiten für die im Vergleich winzig erscheinenden Vögel, die lautlos ihre Bahnen unter dem Blätterdach zogen.
Vereinzelt stachen goldene Lichtlanzen durch Lücken in dem grünen Dach, kitzelten mit ihrer wärmenden Berührung auf der Haut und tauchten die Waldfluren in ein unstetes, flimmerndes Zwielicht. So ruhig wie der Wald dalag, wirkte er eher wie ein Heiligtum als wie eine bloße Laune der Natur. Staubpartikel glänzten im einfallenden Sonnenlich, ab und zu war ein Huschen im Schatten der braunen Säulen erkennbar.
Geräuschlos glitten Frosts Stiefel über die ausladenden Moosbänke, als er an dem Bächlein entlangschritt, dessen Plätschern er schon bei der Rückkehr aus dem Gebirge gefolgt war. Die eisblauen Augen des Kriegers musterten abschätzend die Umgebung, wanderten die mehr als haushohen Stämme empor, fuhren die Schneise des Baches aufmerksam nach. Ohne Vorwarnung blieb Frost stehen, stemmte die Hände in die Hüften und ließ seinen Blick weiterhin über die Umgebung schweifen. Dann sank er auf ein Knie herab, legte den Ellenbogen auf sein Knie und fuhr sich mit den Fingern übers Kinn.
Seine Pupillen wanderten zum Rand seines Sichtfeldes, blieben an der in der Sonne glitzernden Wasseroberfläche hängen. Das kühle Wasser umspielte seine Finger, als Frost die Hand ausstreckte und in das Bächlein gleiten ließ. Unter seinen Fingerkuppen spürte er etwas glattes, hartes. Zufrieden zog Frost die Hand zurück und betrachtete den flachen, vom Wasser geglätteten Stein. Er war nur etwas größer als eine Kupfermünze und von kaum spürbarem Gewicht. Perfekt für seine Zwecke. Zufrieden stellte der Krieger fest, dass unter der schillernden Wasseroberfläche noch unzählige weitere Steine verborgen lagen.
"Gardiff", wandte er sich schließlich zu dem Junge, ohne sich zu ihm umzudrehen, "Seht ihr den umgestürzten Baumstamm dort drüben?"
Der Waffenmeister deutete auf einen länglichen, vollständig von Moos überwucherten Baumriesen, der quer über dem Bach lag. Sah man nur kurz hin, konnte man ihn glatt für einen der zahlreichen Moosteppiche halten. Der Bach hatte sich eine kleine Furche unter dem Baumstamm gegraben und plätscherte dort fröhlich einen halben Schritt in die Tiefe, bevor er seinen Weg durch das Grün und Braun des Waldes fortsetzte. Wassertropfen schimmerten auf dem Moos des Stammes. Durch die Feuchtigkeit hatte sich die gesamte Rinde gelöst. Der Stamm musste glitschig wie Seife sein.
"Esteron", fuhr der Waffenmeister fort, als sein Schüler aufgeschlossen hatte, "Ihr und Gardiff werdet euch nun jeweils an einem Ende des Baumstammes postieren und auf mein Signal versuchen, ihn zu überqueren. Damit das Ganze nicht zu einfach wird, werde ich euch etwas mit diesen Steinchen unterhalten."
Die Steine mochten zwar vielleicht klein sein, doch auf dem nassen Baumstamm konnte ein Treffer leicht ausreichen, um das Gleichgewicht zu verlieren. Der Stamm war lang und Frost hatte genug Munition. Erschwerden kam hinzu, dass die beiden Burschen erst einmal aneinander vorbeikommen mussten. Ein gezielter Wurf und sie würden beide baden gehen. Mal sehen, wie sie sich anstellten. Frost würde die Übung so lange fortsetzen, bis beide das andere Ende des Stammes erreicht hatten.
"Ein schönes Tier", meinte Frost als er den Falken in Lehnas Armen bemerkte.
"Diese Tiere sind zwar stolze Jäger, auf dem Boden aber doch sehr verletzlich. Passt gut auf ihn auf, sonst wird er die Verletzung nicht überleben."
Mit kritischem Blick betrachtete Frost den verletzten Vogel. Der gebogene Schnabel ruckte suchend umher, kluge Augen musterten den Waffenmeister.
"Habt ihr ihm schon etwas zum Fressen gegeben? Die jungen Tiere können noch keine feste Nahrung schlucken. Vielleicht finde ich etwas geeignetes in meinem Proviant..."
06.06.2003, 16:11 #50
manmouse
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Esteron grinste. Das war doch ein Klacks. Mit ein wenig Hochmut schritt er locker zu dem einem Ende des Baumstamms. Während sich der Waffenmeister an Lehna wandte, und ihr irgendwas, wegen dem kleinem Piepmatz sagte. Esteron war froh, das der Waffenmeister nicht geschimpft hatte. Trotz seiner Verletzung war es ein stolzes Tier. Wer weiß, eventuell würde er es behalten. Wenn es durchkam.
Als der Wanderer an seinem Ziel ankam, machte er sofort daran den Stamm zu besteigen. Saftiges Moos bedeckte seine Rinde. Zudem spuckte der Lauf des Baches, einen leichten Gichtnebel über den Stamm. Er war mehr als rutschig. Erst jetzt bemerkte der junge Mann das es wohl doch kein so leichtes Unterfangen werden würde, wie er es sich zuerst dachte.
Esteron zögerte ein wenig, blickte zu Ziegenpeter, der sich ebenfalls daran machte seine Position einzunehmen. Sein Blick strahlte eine Lockerheit aus, die schon fast großkotzig rüber kam. Er schien diese Prüfung als eine Lappalie anzusehen. Esterons Augen verengten sich zu Schlitzen. Was war das doch für ein widerliches Großmaul.

Mittlerweile hatte Esteron sich positioniert blickte zum Waffenmeister und wartete auf das von ihm angekündigte Signal.
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