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Das Kastell des ZuX # 24
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07.12.2003, 20:41 #126
shark1259
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So lang waren sie, diese endlos scheinenden Wege. So dunkel wirkten sie auf jene, welche sie zum ersten Mal betraten, doch dies war nicht der Fall. Er kannte sie. So oft war er sie nun schon gegangen, in seinen Gedanken hatte er Schritt für Schritt jeden einzelnen Fleck ihrer Ausläufe betreten.

Sacht setzte sich der einst so stolze junge Magier auf die Bank neben das Mädchen.

"Ist es nun schon lange genug? Ist die Zeit endlich reif?"

Keine Erwartung war in seinen Augen, keine Hoffnung, wie man sie eigentlich erwarten könnte. Sie waren vollkommen emotionslos, wie auch er neben der Kleinen saß und mit scheinbarer vollkommenen Ruhe auf deren Antwort wartete. Ein zögerndes langsames Kopfnicken stellte diese dar. Der Dunkle schluckte, nun also wieder zurück ins Kastell...

Alles drehte sich, um ihn vollkommene Finsternis. Als der Schmerz zurückkehrte, war es, als ob eine böse Klarheit in ihm aufstieg, ihn überwätligte, und ein weiteres mal seinen Körper mit jener Verzweiflung erfüllte, welche er schon so lange mit sich getragen hatet, aber für die letzten Augenblicke, die wie Stunden, sogar Tage, gewirkt hatten, vergessen gewesen waren.

Die wohlbekannten Fließen, die leblos wirkenden Wände um ihn herum, sie waren wieder da. Der schwarze Magier wollte sich regen, doch eine klaffende Wunde an der Brust hielt ihn noch davon ab, alles was er von sich gab, war ein Schrei, mark und beindurchbrechend...
08.12.2003, 19:44 #127
Syrus
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Schläfrig rieb sich der Magier die Augen, deren Lieder er kaum noch offen halten konnte nachdem er sich, auf einem gemütlichen Sessel in der Bibliothek sitzend, ausgiebig getreckt hatte.Es war ihm zwar ziemlich peinlich, dass er tatsächlich einige Minuten hier in der Bibliothek geschlummert hatte, doch soweit er sehen konnte hielt sich außer ihm niemand in dieser Halle auf, also machte er sich wenig Gedanken darüber, ob ihn jemand gesehen hatte.
Es war auch kein Wunder, dass die Müdigkeit ihn übermannt hatte, schließlich hatte er in der Nacht kein Auge zugetan, immer wieder kehrten die Erinnerungen an die Ereignisse in den Katakomben des Kastells zurück, und jagtem ihm einen kalen Schauer über den Rücken.
Nachdem Syrus das Buch, welches während des kleinen Schläfchens auf offen seiner Brust gelegen hatte, zuschlug und auf seinen Lesetisch verstaute strich er einige Fältchen aus seiner neuen Magierrobe und verließ dann die Bibliothek in Richtung des Refektoriums, wo der junge Dieb seinen leeren Magen endlich wieder ordentlich füllen wollte.
Kaum hatte er einen Schritt in den Speisesaal des Kastells gesetzt, fiel ihm sein Freund Rhodgar auf, der sich gerade an einen Tisch im hinteren Bereich des Saales setzte und wohl darüber nachdachte, was es essen wollte.Im ersten Moment dachte er nur daran, seinem Freund über die Beförderung zum vollwertigen Magier zu erzählen, doch als er näher kam bemerkte er, dass auch Rhodgar an diesem Tage eine andere Robe trug, die seiner Neuen gar nicht so unähnlich war.
Rhodgar hatte den Magier anscheinend schon bemerkt und winkte ihn mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu sich herüber, und noch ehe Syrus in der Lage war auch nur ein einziges Wort über seine Lippen gleiten zu lassen begann sein Freund schon über seine Berförderung zu erzählen.
Ich freue mich sehr für dich Rhodgar, meine herzlichsten Glückwunsche!Auch mir wurde das Privileg zu Teil mich nun als Magier zu bezeichnen, wie du an meiner neuen Robe erkennen kannst.Mir scheint, als blieb unser kleiner Abstecher in den Keller des Kastells nicht unbemerkt, und die Dämonen würdigten und mit dieser Beförderung dafür.Um ehrlich zu sein, hatte ich schon Angst vor einer Strafe, bis eines Tages ein Dämon in meinem Gemach erschien und mir diese Robe überreichte, dir erging es wohl ähnlich.
Rhodgar nickte Beiläufig, seine Aufmerksamkeit bei dem letzten Satz schwand dahin als er den Dämon bemerkte, welcher auf die beiden Magier zukam.Auch Syrus nahm Notiz von dem Wesen aus Beliars reich und dachte geschwind darüber nach, was er zu sich nehmen konnte, bevor der Dämon mit seiner schmerzenden Stimme danach fragte.
Ein Stück Käse und ein gutes Glas Wein!
Schoss der junge Dieb etwas zu laut heraus, doch es war ihm egal, solange er nur schneller war als der Dämon.Ein Blick zu Rhodgar zeigte ihm, dass sein Freund das recht Amüsant fand, und ruhig seine Bestellung abgab.
08.12.2003, 20:08 #128
Rhodgar
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Fleisch. Rhodgar brauchte dringend eine saftige, duftende Fleischkeule, übergossen mit einer deliziösen Champingon-Sahne Sauße, garniert mit mit ein paar Fruchtstücken eines exotischen exotischen Leckerbissens, dessen Bezeichnung Rhodgar nicht kannte. Dies war jedoch auch nicht von Nöten, der Dämon selbiges in Rhodgars Kopf lesen konnte und nun denn entschwand.
So drehte sich Rhodgar wieder zu Syrus, der sich mittlerweile umsah, ob nicht irgendjemand im Refektorium war, mit dem die beiden ihre Freude über die jeweiligen Beförderungen hätten teilen können. Jedoch war, wie häufig in den letzten Tagen, niemand außer den beiden neuerkorenen Magiern anwesend. So zuckte Syrus, für Rhodgar kaum merklich mit den Achseln, und drehte sich erneut um.
"Und, was ging dir durch den Kopf, als du die gesamten Erlebnisse von dort unten verarbeitet hattest?" Syrus dachte an sein Tagebuch, mit dessen Hilfe er mit den Erinnerungen fertig geworden war. Vielleicht war Rhodgar ja auf die selbe, oder zumindest auf eine ähnliche Idee gekommen. Gespannt blickte Syrus seinem Freund in die Augen, dessen Grinsen nun immer breiter wurde.
"Ich bin mir sicher, du hast allem noch einmal genauestens Revue passieren lassen, hast alles objektiv betrachtet und versucht, daraus Schlüsse zu ziehen, habe ich Recht?"
In der Tat, dies hatte Syrus getan, nachdem sich die beiden nach ihrer Ankunft im oberen Teil des Kastells getrennt hatten. Wie konnte Rhodgar diese Vorhersage so einfach machen, fragte er sich, denn sie stimmte ja.
War er wirklich so berechenbar, hatte Rhodgar bereits soviel Kenntnis von ihm? Mit einem leicht verlegenen Grinsen aufgrund des Tones, den Rhodgar angeschlagen hatte, aus dem man leicht heraushören konnte, dass dies wohl Offensichtlich und in gewisser Weise typisch für Syrus war, antwortete er:
"Ja, in der Annahme gehst du vollkommen Recht. Ich habe mir alles nocheinmal durch den Kopf gehen lassen, und in der Tat versucht, mich dabei nicht von gewissen Emotionen beeinflussen zu lassen. Jedoch hast du auf meine Frage mit einer Gegenfrage geantwortet, das gehört sich nicht.", nun wurde sein Lächeln wieder zu dem alten, etwas frotzelndem Grinsen. Rhodgar bemerkte dies, und musste einmal gellend auflachen, bei dem Gedanken, dass Syrus, gerade Syrus, dieser gerissene Dieb, der im Keller die verschlossene Tür mit scheinbarer Leichtigkeit wie der Wind geöffnet hatte, ihm, einem ehrlichen Handwerker, eine moralische Predigt halten wollte.
"Nein, ich habe etwas in der Art nicht getan, du kennst mich ja. Natürlich habe ich darüber nachgedacht, jedoch bin ich nur froh, dass uns da unten weiß Beliar nicht mehr passiert ist, als dass deine Lehrlingsrobe voller Staub und an einigen Stellen ein wenig ausgefranst ist. Doch in der Tat, du hast Recht, es ist nicht unbemerkt geblieben. Es gibt mir allerdings zu denken, dass wir anscheinend beide von den Dämonen in den Stand eines Magus erhoben wurden. Bisher dachte ich, unsere Obersten hätten in unserem verehrten Kastell das Sagen, nun jedoch muss ich meine Annahme wohl revidieren, wie es scheint..."
Syrus machte ein Gesicht, als würde ihn dieses Thema für einen Moment lang beschäftigen, auf seiner Stirn bildeten sich, wie immer wenn er nachdachte, diese kleinen Grübchen, bei deren Anblick Rhodgar immer die Hand vor den Mund halten musste, um nicht eine Geste der Belustigung seinem Gesicht entfahren zu lassen.
08.12.2003, 20:30 #129
Syrus
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Es war schon ein wenig merkwürdig, dass Syrus, einige Wochen nachdem er in die Reihen des ehrwürdigen Zirkels aufgenommen wurde, sich nicht darüber im klaren war, wer an der Spitze des selbigen Stand und über das Kastell sozusagen regierte.Natürlich war der dunkle Gott, Beliar, der alleinige Herrscher über die Schwarzmagier und das ganze Kastell, doch der junge Dieb konnte sich nicht so recht vorstellen, dass Beliar nichts besseres zu tun hatte als über die Beförderungen von Lehrlingen nachzudenken, dies musste die Aufgabe von irgendeinem Schwarzmagier sein.Bis jetzt hatte der Magier jedoch noch nicht viele der ranghöherern Mitglieder kennengelernt, lediglich Olirie, welcher ihn in den Zirkel aufnahm.Ansonsten hatte er zwar einige Male Personen durch das Kastell streifen gesehen, welche zweifelsohne eine hohen Rang innehatten, aber Syrus konnte nie den Mut aufbringen einen von ihnen anzusprechen.
Ich muss dir zustimmen mein Freund, es ist wahrlich verwunderlich, dass Dämonen uns diese Kunde überbrachten, aber ich habe leider nicht sehr viele Informationen über die Führungsspitze des Kastells, deswegen will ich nicht zu viel darüber nachdeken, es wäre ohnehin sinnlos.
Obwohl der junge Dieb zwar noch ein paar Sätze sagen wollte unterbrach er seine Rede, denn genau in diesem Moment erschienen die gewählten Speisen auf dem Tisch vor den beiden Magiern und die volle Aufmerksamkeit der Beiden den Köstlichkeiten, die geradezu danach schrien verschlungen zu werden.So schien es Syrus zumindest, was ohne Zweifel daran lag, dass er seit einiger Zeit schon nichts mehr zu sich genommen hatte und umso hungriger war.
Eilig schnitt er ein Stück des lecker aussehenden Käses ab und ließ sich das hauchdünne Stückchen auf der Zunge zergehen.Noch während er das wundervoll würzige Aroma de edlen Speise genoss umfasste er mit seiner rechten Hand das Weinglas und führte es langsam zu seinen Lippen.
Einige Augenblicke dachte er darüber nach ob er es tatsächlich wieder wagen sollte in Rhodgars gesellschaft Alkohol zu trinken, beim letzten Mal war ihm dies ja nicht all zu gut bekommen.Dann zuckte er jedoch gleichgültig mit den Schultern und nahm einen kräftigen Schluck des vorzüglichen Weines, welcher hervorragend zu dem Käse passte.
08.12.2003, 20:58 #130
Renata
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Lautes Lachen drang durch die Tür des Refektoriums. Nach der stillen Leere der letzten Tage schmetterte diese Fröhlichkeit doppelt laut durch das Kastell. Ein Hall, der hier kürzlich nicht zu hören gewesen und fast schon zu einem fremd anmutendem Geräusch geworden war. Es waren jungendliche Stimmen, die da lustig miteinander schwätzten.

Als Renata den Saal betrat, winkte Rhodgar sie gleich an seinen Tisch. Hier wurde etwas gefeiert, keine Frage. Alle Schwermut und Trauer, die ihn erst gestern so niedergeschlagen hatte, war von ihm abgefallen; in den Augen standen dieses Mal Lachtränen. Seinem Freund schien es nicht anders zu ergehen. Beide sprachen dem Wein eifrig zu und am Essen hatten beide ebenfalls nicht sparen lassen. Der Tisch bog sich geradezu.

Und dann wurde auch der Grund für dieses kleine Festgelage offenbar: beide trugen Magierroben. Nagelneu. Kein Abenteuer hatte bis jetzt irgendwelche Spuren auf ihnen hinterlassen. Sich zu den beiden setzend, dachte Renata sich ein Glas Rotwein, um mit den neuen Magiern auf ihre Beförderung zu prosten: “Hochwerte Magier, lasst mich einen Toast ausbringen darauf, dass alle Eure Zaubersprüche gelingen, Eure Feinde bei Eurem Anblick die Flucht ergreifen, Eure Abenteuer immer glücklich verlaufen und dass Beliar Euch eine lange Zeit hier auf dieser Erde lassen wird“. Hell klangen die drei Weingläser, als sie darauf anstießen.
08.12.2003, 21:23 #131
Rhodgar
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Dies machte Rhodgars Glückseligkeit in diesem Moment komplett, als Syrus und er bereits zum dritten Mal ihre Weingläser nachgefüllt hatten. Renata war ihm verwunderlicherweise bereits sehr ans Herz gewachsen, was bei ihm normalerweise nicht der Fall war. Umso erstaunlicher würde es im Nachhinein für einen Unbeteiligten aussehen, welche Gefühle er ihr gegenüber entwickelt hatte, seitdem sie ihm Trost und Kraft gespendet hatte, an dem Abend, als er sich nun endlich eingestanden hatte, dass in ihm genaugenommen zwei Menschen lebten.
In diesen Augenblicken jedoch schlief seine dunkle, arrogante und wenn nicht gar gefährliche Seite, und keiner war darüber froher als Rhodgar selbst, er wollte keine Gefahr für andere darstellen.
Symbolisch dafür, dass er diese Gedanken abschütteln wollte, da immoment kein Trübsal geblasen werden sollte, schüttelte er bereits ein wenig angeheitert den Kopf, als Renata ihn fragte, ob er denn noch vorgehabt hätte, sie darüber zu informieren, dass er nun den ehrwürdigen Rang eines Magiers bekleidete. Doch im nächsten Moment fiel ihm ein, dass ein Kopfschütteln hier unangebracht war, er hatte sie ja direkt nach seinem Besuch im Refektorium aufsuchen wollen, hätte sich sein Weg nicht mit dem Syrus´ gekreuzt. Stattdessen nickte er nun eifrig und unter dem Einfluss des Alkohols fing er an zu grinsen. Überhaupt, wenn er im Refektorium mit Freunden zusammensaß, spannte sich eigentlich die gesamte Zeit ein breites Grinsen über sein Geischt.
"Werte Renata, natürlich hätte ich dir sofort die frohe Kunde mitgeteilt, jedoch wollte ich nicht mit leerem Magen zu euch aufbrechen, so ging ich ins Refektorium, und dort fand ich meinen treuen Freund und Gefährten Syrus. Nun ja, im Prinzip hat er mich gefunden, aber das ist ja nicht von großer Bedeutung."
Rhodgar schaute in die Augen beider Personen, und stellte fest, wie sie sich abschätzend ansahen. Da ergriff er die Initiative.
"Syrus, das ist übrignes Renata, vergebt mir, wenn ich vergessen habe, euch vorzustellen. Renata, Syrus."
08.12.2003, 21:52 #132
Renata
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“Hallo Syrus, freut mich. Euch sah ich bisher noch nicht hier im Kastell - wahrscheinlich bin ich erst zu kurz hier” Ihr Gegenüber war etwa vom gleichen Alter wie Rhodgar, wirkte im Ganzen aber etwas ruhiger, nachdenklicher. Vielleicht war es aber auch nur der Kontrast zwischen Rhodgars gestriger Verzweiflung und heutiger Albernheit, die Syrus besonnener und damit ernster erscheinen ließ. Daran änderte auch das zum Zopf geflochtene feuerrote Haar nichts.

Gerade jetzt schien er mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
08.12.2003, 22:13 #133
Syrus
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So höflich und anständig wie es dem jungen Dieb in seinem bereits ein kleines Bisschen alkoholisiertem Zustand möglich war, stellte er sich der Dame vor, welche Rhodgar bereits gut zu kennen schien.Syrus jedoch hatte ihr Gesicht in den Hallen des Kastells noch nie gesehen, was wohl daran lag, dass sie erst seit kurzer Zeit ein Mitglied des Zirkels war.
Der Magier wunderte sich ein Wenig, ob es hier so üblich war, dass alle paar Wochen ein Neuankömmling eintraf und sich dem Zirkel anschloss, schließlich waren nun nach Syrus Eintritt schon Rhodgar und Renata hinzugekommen.
Doch der junge Dieb hielt sich nicht lange mit diesem Gedanken auf, sondern nippte lieber ein weiteres Mal an seinem halbvollem Weinglas, welches er nun schon einige Male neu gefüllt hatte.Im hintersten Winkel seiner Gedanken wusste er schon, dass dieser Abend wahrscheinlich mit dem selben Chaos enden würde, wie das letzte Mal, als Rhodgar und Syrus im Refektorium saßen und eine Weinflasche nach der Anderen um ihren süßlichen Inhalt brachten.
Erst nachdem der Magier das Glas in seiner Hand aufs Neue geleert hatte und das letzte Stück des köstlichen Käses in sich hineingestopft hatte, musterte er die neu hinzugekommene Dame und versuchte dann verzweifelt ein halbwgs sinnvolles Gespräch zu beginnen, was dem ohnehin schweigsamen Mann in seinem Zustand alles andere als leicht fiel.
Ähm...Nun, Renata, auch ich kam bis zu diesem Moment nicht in den Genuss euer Antlitz bestaunen zu können, was, wie ihr sagt, wahrscheinlich daran liegt, dass ihr noch nicht all zu lange hier seit.Wie lange genau haltet ihr euch eigentlich schon hier im Kastell auf?
Warum Syrus gerade den ersten Teil des Satzes so höflich und freundlich formulierte wusste er selbst nicht, vielleicht lag es an Renata, vielleicht auch am Alkohol, doch darüber dachte der junge Dieb nicht weiter nach, seiner Aufmerksamkeit galt jetzt seinm Weinglas, das erneut gefüllt werden wollte.
08.12.2003, 22:28 #134
Renata
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“Seit etwa zwei Wochen. Lehrling bin ich jedoch erst seit 8 Tagen.” Hier konnte sie ein Grinsen nur knapp verkneifen. Offensichtlich zeigte der wirklich süffige Wein erste Auswirkung bei den beiden Feiernden. Sie selbst wollte nicht vergessen, dass ihr eigentliches Ziel nicht das Refektorium sondern die Bibliothek gewesen war. Nach diesem einem Glas war sie gerade beschwingt genug für ein spannendes Buch.

So verabschiedete sie sich von den beiden Magiern, um noch etwas über Yggdrasil zu lernen.
08.12.2003, 22:37 #135
Rhodgar
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Rhodgar, sich immer weiter anheiternd, tat es Renata jedoch schließlich gleich. Er hatte ein wenig nachgedacht, während sich die beiden unterhalten hatten, und war zu dem Schluss gekommen, dass der heutige Abend nicht so enden sollte, wie der vor ein paar Wochen, als er und Syrus so ausgiebig gefeiert hatten, dass sie zusammen auf dem Boden vor dem Refektorium eingeschlafen waren. Sie konnten sich dieses nun nicht mehr leisten, sie hatten nun Pflichten und eine gewisse Verantwortung, den Lehrlingen ein Vorbild zu sein.
So trank er nur noch schnell sein Glas bis auf den letzten Tropfen aus, ließ es geräuschvoll auf den Tisch knallen, und sprach Syrus, der schon geistig etwas abwesend wirkte, ein paar Worte des Abschieds zu, und riet ihm, nicht mehr erheblich mehr Wein zu trinken und am besten rasch auf sein Zimmer zu gehen.
Und Syrus kam diesem Ratschlag nach. Aneinander gelehnt schlurften die beiden Neumagier durch den ersten Stock, bis sie schließlich an Rhodgars Zimmer angelangten, wo sie sich verabschiedeten und jeder getrennte Wege ging, Rhodgar in sein Zimmer, und Syrus noch ein paar Meter weiter den Gang hinunter...
09.12.2003, 16:37 #136
The_Nameless
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Langsam, langsam und ruhig öffneten sich die Augenlider des jungen Schwarzmagiers.
Kein Gedanke schwebte in seinem Kopf umher, nur eine unangenehme, bedrückende Leere, deren Ursprung allerdings einfach nicht auszumachen war.
Nach einem kurzen Blick in die Umgebung erkannte Less, dass er sich noch immer in den tiefen, unergründeten Gewölben der alten Katakomben des Kastells befand. Dunkelheit umgab ihn.
Mit vorsichtigen Bewegungen erhob sich der Dämonenbeschwörer aus der weichen Matratze, auf der er wohl die vergangene Nacht verbracht hatte. Er hatte keinerlei Ahnung, wie er überhaupt hier her gelangt war, geschweige denn, warum. Die verschwommenen Erinnerungen an einen vergangenen Kampf war der einzige Anhaltspunkt, der ihm zumindest ein wenig Aufschluss über das Geschehene gab.
Kopfschüttelnd trat Less schließlich in die düstere Mitte des kleinen Raumes. Wie von Geisterhand entflammten um ihn herum einige flackernde Kerzen, die scheinbar willkürlich auf dem alten Steinboden verteilt waren, und nun auf unheimliche Weise ein leuchtendes Pentagramm formten, in dessen Mitte er selbst sich befand.
Erschrocken sprang der Magier aus dem magischen Kreis heraus und stürzte, nach einigen gestolperten Schritten, wieder zurück in die samtenen Federn des kleinen Bettes.
Sein Herz schien zu rasen, während seine finsteren Augen weiter wie gebannt auf den kleinen, feurigen Flammen hefteten, als wollten sie diese alleine mit ihrem Blicke löschen.

Erst Minuten, wohlmöglich auch erst Stunden später, wandte sich der junge Magus endlich wieder von diesem sonderbar gefährlich wirkenden Anblick ab, und bewegte sich, mit leicht torkelnden Schritten, zitternd auf die nahe Tür zu.
Ein letztes Mal blickte Less um sich, und erkannte plötzlich, den silbrig schimmernden Gegenstand, der nun in der Mitte des Pentagramms schwebte.
"shark!"
Ohne zu zögern packte er das alte Schwert seines Freundes und stürmte schnellen Schrittes aus der unheimlichen Kammer heraus...
09.12.2003, 17:05 #137
The_Nameless
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Mit zittrigem Gang trat Less vorsichtig über den dunklen Marmor der alten Kellergewölbe. Die, im gelegentlichen Kerzenlicht erschimmernden Eisenbeschläge seiner schwarzen Lederstiefel hinterließen hier und da ein dumpfes Klacken, das auch den Magier selbst immer wieder auf ein Neues zusammenfahren ließ.
Die dunklen Hände waren fest um das unauffällig, aber schön verzierte Heft von sharks Schwert geschlungen, während die Gedanken des Schwarzmagiers pausenlos um die unerklärlichen Vorfälle seines verschwundenen Freundes kreisten.
Doch so sehr er auch nachdachte, Less fand keine Erklärung für das, was geschehen war, lediglich die dunkle Gewissheit, dass shark nun fort war, stand in seinen feuchten Augen geschrieben.

Wütend hob der Dämonenbeschwörer das schimmernde Schwert und schlug unkontrolliert auf eine marmorne Darstellung eines unidentifizierbaren, dämonenähnlichen Wesens ein, welche soeben in einer Seitennische zu seiner Rechten erschienen war.
Das helle Klirren des auf harten Stein auftreffenden Eisens hallte schmerzhaft laut durch die langen Katakomben, und nur das letzte bisschen zurückgebliebener Vernunft, welches noch in Less’ Gedanken vorzufinden war, und ihn schließlich vor weiteren Wesen, die er mit seine wilden Hiebe wohlmöglich anlocken könnte, warnte, hielt ihn letztendlich davon ab, sein seelischen Schmerzen weiterhin auf so auffällige Weise zu verdrängen.

Keuchend, mit unzähligen kleinen, glitzernden Schweißperlen auf der heißen Stirn, blickte Less auf den sonderbaren Steindämonen herab. Seine Flügel waren verkrüppelt, und in seinen Augen stand tiefe Angst geschrieben.
Wer auch immer der Künstler gewesen war, der diese Skulptur geschaffen hatte, so hatte er mit Sicherheit einige ziemlich eigensinnige Ansichten über manche Dinge...

Du musst deine Wut zügeln.
Eine freundliche, warme Stimme in seinen Gedanken lenkte Less schließlich wieder von der steinernen Statue ab. Die hellen Worte trieben ein kurzes Lächeln in sein Gesicht, und auf seltsame Weise war er nicht im Geringsten erstaunt darüber, diese Stimme zu hören...shark...
Du willst mein Schwert in Ehren halten und führen, das ist erfreulich. Aber dann lerne auch, es wie ich zu führen!
Schnell wollte der Diener Beliars den tadelnden Worten seines Freundes widersprechen, doch ließ ihm dieser nicht einmal Zeit dazu, Luft zu holen.
Du besitzt bereits die nötige Kraft, um eine Klinge zu führen, doch nun wirst du damit anfangen müssen, die Technik zu verstehen.
Eine kurze Zeit des Schweigens ließ Less erkennen, dass es shark hierbei wirklich ernst war. Schließlich sprach die warme Stimme weiter.
Bedenke, die meisten Schwerter werden als Hiebwaffe gebraucht. Dein Feind wird im allgemeinen Rechtshänder sein, das heißt, er schlägt mit seinem Schwert für gewöhnlich von rechts oben nach links unten...
Doch die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist zweifelsohne eine Gerade, also benutze die Schwertspitze, stich zu! So wirst du deinen Feind überraschen, und schließlich besiegen. Übe dies!


Vom einen auf den anderen Moment war das wohlige Gefühl in den Gedanken des Magus auch schon wieder verschwunden, doch der Wille, die Aufgabe seines Freundes bestmöglich zu erfüllen, blieb zurück. Entschlossen griff Less erneut das lederne Heft des Schwertes, und blickte dann wieder auf die steinernen Dämonenstatue. Ein schiefes Grinsen trat auf seine Lippen.
Sekunden später schallte erneut das helle Klirren von Eisen auf Stein durch die ewigen Weiten der alten Gemäuer...
09.12.2003, 20:56 #138
Don-Esteban
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Der Magier hob den Kopf und schaute aus dem Fenster, durch das das Licht des Mondes herein schien. Silbrig glänzende Fäden durcheilten die schmiedeeisernen Gitter, die die Laborräume vor Einbrechern schützten - oder wohl eher Einbrecher vor den Laborräumen. Kluge Menschen drangen nicht ungefragt in diese Räume ein. Womöglich kamen sie nie wieder hinaus. Aber da es nicht nur Langfinger, die nachdachten, gab...
Wie ein Weg aus leuchtenden Spinnenfäden, die parallel zueinander gespannt waren, lud ihn der Mond ein, ihm zu folgen, zu ihm zu kommen.
»Vollmond...«, murmelte der Magier leise. »Welch günstige Gelegenheit.«
Dann legte er die Feder beiseite, schloß die Mappe mit den Pergamentblättern, auf die er gerade in seiner unverwechselbaren, leicht spinnenbeinigen Handschrift irgendwelche hochkomplizierten, magischen Traktate gekritzelt hatte, schob den bequemen Stuhl nach hinten, von dessen Sitzfläche die Quasten eines dicken Kissens herabhingen und stand auf.
»Das magische vierte Stockwerk.«
Auf schnellstem Wege verließ er das Labor, nicht ohne es danach gewissenhaft zu verschließen. Das goldene, mit auch für ihn fremdartigen Zeichen und Runen verzierte Band begleitete den Magier auf seinem Weg in die Eingangshalle. Die schachbrettartig angeordneten Bodenplatten aus abwechselnd weiß und schwarz gebändertem Marmor strahlten wie immer eine kalte Eleganz - oder war es eine elegante Kälte? - aus. Nie nutzten sie sich ab, wie oft auch der Weg begangen sein mochte. Selbst vor dem Refektorium sah alles wie neu aus. Doch dort würde er jetzt nicht vorbeikommen. Denn das Ziel des Hohepriesters war die Eingangshalle. Nur hier war es möglich, das Stockwerk zu wechseln, denn hier befanden sich die beiden turmartigen Wendeltreppen, die sich spiralartig durch den ganzen Bau bohrten und erst von der Kuppel der Eingangshalle und dem darübergespannten Dach aufgehalten wurden.
Und dort oben, irgendwo unter der Kuppel schlummerte das magische vierte Stockwerk. Nicht, daß die anderen Etagen des düsteren Baus keine Magie enthielten, nein, das Kastell war vom tiefsten Keller bis zur Spitze des höchsten Turmes voll davon. Doch dieses eine Stockwerk war anders. Es war nur zu bestimmten Zeiten erreichbar, nur einmal im Monat bestand eine Verbindung in diese Dimension. Oder was auch immer es war. Vermutlich reichte die sprache nicht aus, um dieses Phänomen genau zu erklären. Bei Vollmond war es einfach da. Fertig. So als ob es schon immer dazugehört hätte. Was ja auch irgendwie stimmte.
Energisch erklomm der Schwarzmagier die Treppe, die ihn in immer gleichmäßigem Kreise nach oben trug. Man konnte in der Mitte nach unten schauen und die Höhe, die erreicht war, begutachten. Denn nicht, wie sonst üblich und wie es die Baumeister versicherten, auch notwendig für die Stabilität, war dort eine große Steinsäule zu finden, aus der die Stufen hervorsprossen, nein, die Seele dieser Treppe, so nannten die Baumeister diese Mittelachse einer Wendeltreppe, war leer. Die Treppe trug sich selbst.
Das zweite Stockwerk war vorüber. Er hatte die Gänge abzweigen sehen, so wie sie immer da lagen. Das dritte Stockwerk kam in Sicht. Hier oben wohnte niemand. Es hieß, hier befände sich das Archiv des Zirkels, das von Vergangenem berichte, von den Taten vormaliger Schwarzmagier, die sie für Beliars Wohlgefallen verrichtet hatten. Nur selten verirrte sich einer der Magier hierher. Gefunden hatte hier noch niemand etwas von dauerhaftem Wert. Nur seltsame Erlebnisse gab es zu Hauf. Ältere Magier berichteten gerne von ihnen, wenn sie im Refektorium einen über den Durst getrunken hatten und vor den Lehrlingen protzen wollten.
Hier endete die Treppe für gewöhnlich, doch heute wand sie sich, als wäre es das normalste auf der Welt, einfach weiter, einem weiterem Stockwerk entgegen. Entschlossen betrat der Schwarzmagier die erste der Stufen, die ihn weg führten von vertrauten Pfaden. Wie hieß es doch? »Pass auf, wohin du deinen Fuß setzt, am Ende bist du bis ans Ende der Straße gewandert und hast seltsame Dinge erlebt.«
Doch hier gab es kein Halten. Nur noch wenige Stufen und dann war es geschafft. Überrascht blieb der Magier am Ende der Treppe stehen. Das sah doich genauso aus, wie das dritte Stockwerk, das er eben erst passiert hatte? Verwirrt lugte er zwischen den marmornen Sprossen des geschwungenen Geländers nach unten hindurch, um sich zu vergewissern, ob er sich nicht ganz einfach verzählt hatte. Doch es stimmte. So betrat er das vierte Stockwerk letztendlich, sich wundernd, daß alles so überaus vertraut und normal aussah. Langsam drang er tiefer in den Gang vor...
10.12.2003, 06:40 #139
Renata
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Eine schöne Nacht. Viel zu schön, um sie über Büchern brütend zu verbringen. Eine perfekte Vollmondnacht: kalt, kristallklar, mit einem Mond, der nicht nur schlaflose Schwarzmagier-Lehrlinge vor das Tor des Kastells locken konnte. Eine Nacht von der Art, in der oft schlafend Wandelnde gesichtet werden können. Das silberne Mondli......

Booooh (hehehehe)

Hu? War da was? Wohl nicht. Das silberne Mondlicht beleuchte den baumlosen Streifen rund ums Kastell, den heraufführenden Weg und das gewaltige Tor mit den beiden Goblin-Skeletten. Nichts bewegte sich, nichts war zu hör...

“Boooohooooh (hihihihihi)”.......“Es muss Vollmond sein, die Narren gehen um”.........”Keine Ahnung, hab´ keinen Vollmond mehr gesehen, seit die Krähen mein letztes Auge nahmen”..........“Hähähähä“

Hu? Diese Stimmen hatten einen merkwürdig klappernden, hölzernen Klang, so wie ein Windspiel, dessen trockene Äste bei einer leichten Brise gegeneinander schaukeln. Und sie kamen aus Richtung des Tores. Das war das erste Mal, dass Renata die in der Chronik des Kastells so oft beschriebenen Torwächter sprechen hörte. Sie hatte am nahen Waldrand Zapfen von Fichte und Tanne gesammelt und einige Fichtenzweige geschnitten, deren Duft etwas von der winterlichen Realität der Außenwelt in ihr Zimmer bringen sollte (ein nur schwer nachvollziehbarer jedoch ein in den Tagen vor der Wintersonnenwende unter Menschen weit verbreiteter Brauch).

“Was bringt sie uns da? Geschenke, Leckereien?”

Renata machte sich nicht die Mühe eines Kommentars, als das Tor mit einem “Biddeschön, Madame...” leise wimmernd aufschwang. Doch statt Richtung erstem Stock wandte sie sich in der Halle erst einmal nach links, Richtung Refektorium.

Dem frühen Wanderer hätte sich am nächsten Morgen ein merkwürdiges Bild der beiden Goblins geboten: die knöchernen Schädel mit einem Kochtopf behütet, Tannenzapfen in den vorher leeren Augenhöhlen. Dort, wo früher eine Nase war, steckte jetzt eine Mohrrübe in der zurückgebliebenen Höhle. Anstelle von Ohren ragten Tannenzweige geweihähnlich links und rechts aus den kahlen Köpfen und zwischen den lippenlosen Kiefern war ein Apfel festgeklemmt.

(Mal sehen, wie lange die dienstbaren Dämonen diesen Frevel dulden werden...)
10.12.2003, 11:03 #140
Syrus
Beiträge: 241

Schon zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch ein Fenster in das Zimmer des Maigiers fielen und den Teppich, welcher in der Mitte des Raumes lag, in ein helles Licht tauchten, erwachte Syrus aus seinem tiefen Schlummer und rieb sich schläfrig die Augen.Er konnte sich wunderlicherweise noch ziemlich genau daran erinnern, dass er wieder zusammen mit Rhodgar im Refektorium gesessen hatte, auch Renata war diesmal dabei gewesen.Wie beim letzten Mal musste der junge Dieb wohl wieder dem Wein verfallen, und dann irgendwie ein Zimmer gekrochen sein.
Diesmal allerdings, hatte er anscheinend nicht ganz so viel des süßlichen Weines getrunken, denn er fühlte sich den Umständen entsprechend gut, und auch in seiner Erinnerung waren keine großatigen Lücken zu beklagen.
Nachdem der Magier sich aus dem Bett gezwungen hatte und mit einigen geschickten Handgriffen das Fenster öffnete um das Zimmer mit etwas frischer Luft zu fluten, kniete er sich vor einen Eimer klaren Wassers.
Er bildete mit seinen Händen eine Art Schüssel und nahm damit etwas Wasser auf, welches er sich sorgsam auf das Gesicht träufelte, um wieder einen vollkommen klaren Kopf zu bekommen.
Nachdem dies erledigt war, legte er seine neue Magierrobe an, welche wie immer sorgfältig zusammengefaltet neben seinem Bett lag, und darauf wartete angezogen zu werden.
In seine Robe gehüllt verließ er das Zimmer und begab sich die Treppen in dass Erdgeschoss hinab, von dort aus setzte er seinen Weg in die Bibliothek fort, wo er sich einige Bücher zu Gemüte führen wollte, oder musste, denn nach seiner Beförderung waren wieder ein paar neue Werke auf seinem Lesetisch erschienen, und Syrus dachte gar nicht daran es zu wagen, Magie zu lernen, bevor er alles wusste was er wissen musste.
So nahm der Magier das erste Buch zur Hand und öffnete den lerdernen Buchdeckel, welcher noch in einwandfreiem Zustand war, was man auch von den restlichen Seiten behaupten konnte, es sollte dem jungen Dieb keine Probleme machen das Buch lesen.
10.12.2003, 19:41 #141
Aylen
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Die Dunkelheit senkte sich gerade wieder über das Land, als Aylens dunkler Umhang schwungvoll aufwehte. Das Öffnen des großen Kastelltores hatte eine Brise kalter Luft in die Eingangshalle geweht, die sicher auch den Vabun zum Erstarren gebracht hätte, wäre er nicht bereits stocksteif gewesen. Der Winter hatte das Land erfasst, kalt und unerbittlich seine Arme ausgebreitet und das Land unter sich erkalten lassen. Selbst die beiden Skelette am Tor bibberten was ihre Knochen hergaben. Kein schönes Dasein, bei dem Wetter noch draußen zu hängen, der Witterung vollständig ausgeliefert. Doch ihr Schicksal war besiegelt, wenn auch nur durch die Nägel in ihren Gliedmaßen, die sie in der Höhe hielten. Dem kalten Winter gab es kein Entrinnen.
Hinter ihr schwang das große Tor leise wieder zu, als Aylen sich auf den Weg machte. Manch einer mochte sich an der glitzernden Landschaft erfreuen, den vielen geeisten Sternen an jedem Zweig. Selbst der See war zur Hälfte zugefroren und eine dicke Eisschicht hatte sich über das Wasser gelegt, worin die letzten Fische sich in die wärmeren Tiefen zurückgezogen hatten. Die ganze Landschaft schien erstarrt unter dem Frost des Winters, unfähig sich dagegen zu wehren.
Aylens Blick streifte nur kurz die dicke Eisfläche, als sie an deren Rand in Richtung des Waldes ging. Sie spürte nichts als Kälte und Einsamkeit. Jegliche Kreatur hatte sich zurückgezogen und selbst die Natur hatte eine Pause eingelegt. Alles kam ihr vor wie erstarrt, reglos und leblos. Und sie stapfte mitten hindurch, kalt die Beine, kalt die Ohren und kalt das Herz. Hasserfüllt starrte sie in den Himmel, wo die ersten Schneeflocken zur Erde rieselten. Sollten sie doch alle oben bleiben.
10.12.2003, 22:57 #142
HoraXeduS
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Mit ernster Miene betrat Horaxedus das Kastell, sein Schritt war schwerer als sonst. Der Schwarzmagier war wie immer froh, seine Heimat wohlbehalten erreicht zu haben, auch wenn ihn auf seinen Reisen selten ernstzunehmende Zweifel an seiner Langlebigkeit übermannten.

Doch die heutige Ankunft war stiller. Sie war ernsthaft und traurig. Zeichnete sich sonst stets ein kaum merkliches Lächeln im Mundwinkel des zynischen Glasmachers ab, wenn er die Heimstatt der dunklen Mächte betrat, so war sein Antlitz heute Nacht blass und besorgt. Der schmale Mund verriet die angespannte Konzentration, unter welcher der Magier den Weg vom Leuchtturm bis hierher zurückgelegt hatte.

Der Gedanke an die Schutzlosen, die Unschuldigen, die den Tod erfahren hatten durch die Hand eines Mannes, der nicht aus Not, sondern aus Passion tötete, ließ Horaxedus keine Ruhe. Hilflosen Menschen den Tod zu bringen, als Opfer, für was auch immer, war nichts was dem Glasmacher den Hauch des Verstehens abrang. Und während er dem Steinernen Magier den Schädel eines vor vielen Jahren unschuldig einem grausamen Kult zum Opfer gefallenen Menschen anvertraute, schlug der Glasmacher bereits den Weg in Richtung der Bibliothek ein. Die Jagd auf einen jahrhundertelangen Mörder war eröffnet.
11.12.2003, 19:21 #143
Rhodgar
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Ein weiterer Tag neigte sich in bedrohlicher Trägheit seinem Ende. Eigentlich ein Tag wie jeder andere, jedoch nicht für Rhodgar. Vielerlei war am heutigen Tage passiert, vielerlei Dinge, von denen Rhodgar zu Beginn des Tages, als er entspannt und überraschend ausgeschlafen, was bei ihm nicht oft der Fall war, gedacht hatte, sie wären unmöglich. Unmöglich war es ihm erschienen, sich einem Tier so nahe zu fühlen. So nahe, wie er sich immoment jenem Reptil fühlte, dass lautlos über seinen Schoss glitt. Er konnte die wellenartigen Bewegungen der Muskeln durch seine neue Magierrobe deutlich spüren. Schmutzig war sie, dreckig und staubbedeckt. Er war gerade erst ins Kastell zurückgekehrt, und hatte sich ohne Umschweife direkt auf den Weg in den ersten Stock gemacht, direkt zu seinem Zimmer, in dem er nun in dem bequemen Lehnstuhl vor einem prasselnden Kaminfeuer saß auf mit den Fingern leicht über die schuppige Haut des Tieres strich.
Warum Rhodgar eine Schlange, genauer genommen eine exotische Boa, mit ins Kastell gebracht hatte? Das ist eine lange Geschichte... doch nicht zu lang, um sie als unerzählbar abzustempeln.

Angefangen hatte alles am Morgen des wie gesagt sehr schönen Tages. Keine innere Unentschlossenheit, keine innere Leere hatte den jungen Magier geplagt. Munter, wenn nicht gar fröhlich hatte er sich auf den Weg ins Refektorium gemacht, um dort ausgiebig zu Frühstücken.
Er hatte eigentlich vorgeabt, seinen heutigen Tag in der Bibliothek zu verbringen, was er, seitdem er in den Rang eines Magus erhoben worden war, nicht mehr getan hatte.
Einerlei ob er sich nun Magier oder Lehrling nannte, er hätte auch nur einen einfachen Bürger darstellen können, nichts und niemand hätte ihn daran hindern können, sich weiterhin mit den Geschichten und Sagen auf den hauchdünnen, gebündelten Pergamentblättern in diesen heiligen Hallen zu befassen.
Rhodgar war seither wissbegierig gewesen, und hatte er eine Erzählung über die alten Tage des Kastells beispielsweise einmal angefangen, hatte er ersteinmal "Blut geleckt", dann musste er sich ihr einfach weiterhin widmen, er konnte sie nicht ungelesen lassen.
Doch war es ein zu schöner Wintertag gewesen, um ihn in einem der angestaubten Lehnsessel zu verbringen, die in der Bibliothek standen.
Er wollte hinaus, wollte etwas erleben. Wenn er jemandem begegnen würde, hätte er ihm sich voller Stolz prsäentiert. Kurz gesagt, er sprühte nur so vor Tatendrang. Hätte er jedoch von der Gefahr gewusst, in die er sich unwissentlich begeben hatte, hätte er sich bestimmt zweimal überlegt, an diesem verführerisch schönen, milden Tag die schutzbietenden Hallen des Kastells zu verlassen.

Er hatte das Kastell hinter sich gelassen, sowie er aus dem Refektorium, von seiner Mahlzeit gestärkt, gekommen war.
Seine gefütterte Robe hatte dafür gesorgt, dass er nicht vor Kälte zittern musste, nur an den Händen fror er ein wenig, was sich jedoch beheben ließ, indem er sie einfach in die Ärmel seiner Robe zurückzog.
So war er denn, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen, den mittlerweile gefroren Boden des Hanges, auf dessen zugehörigen Hügel das Kastell trohnte, hinabgestiegen, immer darauf bedacht, irgendwo Halt zu finden, ein Sturz konnte in dieser Jahreszeit schlimme Konsequenzen mit sich tragen.
Schon bald hatte er die hügelige Landschaft hinter sich gelassen, vor ihm erstreckte sich nun der gefrorene See, auf den er von der Hangebrücke aus hinunter sah. Kein Tier, kein Lebewesen überhaupt schien es bei dieser Kälte ins Freie zu ziehen, also genoss Rhodgar die idyllische Stille.
Ein paar Minuten stand er einfach nur so da, lauschte den Klängen des leichten Windes, der durch die mit Schnee bedeckten Kronen der Bäume fuhr, und erfreute sich an der Natur. Nun jedoch ging er weiter, immer noch ohne festes Ziel. Er suchte das Abenteuer, unverständlicherweise, wo er doch eigentlich von Abenteuern ersteinmal genug gehabt haben musste, denn er war sich sicher, dass auch das Abenteuer sich bei diesen Temperaturen nicht hinauswagen würde, um ihn zu suchen. Doch was hätte er an diesem Tag, an diesem perfektem Tag schon großartig erleben können?
Die Antwort folgte sogleich, als er unter einer Gruppe Fichten herging.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren, er hatte sich mittlerweile an die fast schon bedrückende Stille gewöhnt, woraufhin dieses Geräusch umso überraschender kam. Er blickte sich um, doch da war nichts, was dieses Geräusch hätte verursachen können. Da, wieder. Ein Zischen, eine Art Fauchen. Diesmal deutlicher, aus welcher Richtung es hätte kommen können, und Rhodgar hob seinen Kopf gen Himmel, in sein Blickfeld stachen die Kronen der Fichten, nur von unten betrachtet.
Zu erkennen war imi ersten Moment nichts, jedoch sagte etwas in Rhodgar, dass er sich nicht geirrt hatte, da oben war etwas.
Und wie um diesen Gedanken zu unterstützen, fiel nun etwas herab, herab auf ihn. Rhodgar war zu überrascht, um überhaupt zu reagieren.
Erst als sich etwas längliches um seinen Hals schloss, und zu drücken begann, wurde etwas in seinem Kopf frei gesetzt. Ein Gefühl der Angst, wie er es noch nie, auch nicht im Kellergewölbe des Kastells, verspürt hatte, ergriff so plötzlich von seinem Geist Besitz, dass er nicht mehr in der Lage war, in dieser Situation klar zu denken, und vernünftig zu handeln. So versuchte er mit Leibeskräften, dieses längliche Etwas, was sich eindeutig als ein Tier herausstellte, von seinem Hals loszureißen. Dabei lief er bereits Rot an, das Atmen wurde nun zur Qual, wenn es ihm überhaupt noch möglich war.
Doch plötzliche hatte sich ein Teil des ovalen Körpers gelockert, jedoch nicht, um ihn sich eventuell befreien zu lassen, sondern viel mehr, um sich Rhodgar anzuschauen. Ja, man konnte wirklich sagen, dass dieses Tier Rhodgar in die Augen blicken wollte, während es mit seinem Würgegriff nach und nach Rhodgar an den Rand des Todes brachte.
Nun, da er in die kalten, emotionslosen, kleinen Augen der Schlange schauen konnte, ließ Rhodgar alle Hoffnungen fahren, versuchte nicht länger, sich zu befreien, es hätte eh wenig Sinn gehabt, denn je mehr er sich zur Wehr gesetzt hatte, umso fester hatte die Schlange zugedrückt. Jetzt lag er mit dem Rücken auf dem Boden, den kleinen Kopf der Schlange über sich. Und in dem Moment, indem sein bisheriges Leben anfing, vor seinem geistigen Auge vorrüber zu ziehen, da lockerte sich auf einmal der Griff der Schlange, erst langsam, dann jedoch war Rhodgar frei. Kaum zu glauben, da lag er nun, und das Reptil hatte aus irgendeinem Grund von ihm gelassen.
Vielleicht hatte es einfach nur sein Jagdgebiet verteidigen wollen, und Rhodgar war ihm dabei in die Quere gekommen.
Es hatte in paar Minuten gedauert, in denen sich die Schlange nicht von der Stelle bewegt hatte, bis Rhodgar sich aufrichtete, und mit gemischten Emotionen auf das Tier heruntergesehen hatte. Einerseits hatte er diesem kleinen Biest auf der Stelle den Hals umdrehen wollen, andererseits hielt in etwas davon ab.
Und dieses Etwas bewegte ihn auch dazu, sich die Schlange, die sich dieses verwunderlicherweise hatte gefallen lassen, kurherhand unter den Arm zu klemmen, und mit schnellen Schritten den Weg zurück zum Kastell anzutreten...


Nun saß er in seinem Stuhl, und betrachtete dieses herrliche Tier. Er wusste nicht, was genau ihn dazu bewogen hatte, es mit ins Kastell zu nehmen. Eventuell konnte es hier nicht überleben, oder sein täglicher Rhythmus würde massiv gestört werden. Doch darüber dachte Rhodgar nicht nach. Seine Gedanken gallten immoment lediglich der Frage, welchen Namen er für seinen neu gewonnenen Freund aussuchen sollte. In dem Moment, indem die Schlange von ihm abgelassen hatte, war eine Art Band zwischen den beiden entstanden, das spürte Rhodgar deutlich...
11.12.2003, 19:49 #144
The_Nameless
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Mit erschöpften Armen sank Less nach stundenlangem Training sanft auf den Boden.
Pausenlos hatte er die Anweisungen seines Freundes befolgt, und den Kampf mit dessen Schwert geübt, immer wieder auf die seltsame Dämonenskulptur eingestochen, die nun, von tiefen Kratzern übersäht, vor ihm in ihrer kleinen Seitennische stand, und ihn mit einem missbilligenden Blick anzusehen schien.
Unweigerlich trat ein kurzes Lächeln auf das Gesicht des Schwarzmagiers.
"Tut mir Leid, mein steinerner Freund, doch ihr gabt ein so bezauberndes Übungsobjekt ab, ich konnte einfach nicht wiederstehen. Doch bei Zeiten werde ich mich sicherlich dafür revangieren."
Zufrieden vor sich hin grinsend erhob er sich wieder von den kalten Marmorplatten und trat, die schimmernde Klinge fest in den Händen haltend, tiefer ein in die Dunkelheit der alten Gewölbe, ohne auch nur im Geringsten zu wissen, weshalb er es tat.

Ruhig vor sich hin schnaufend erreichte Less schon wenige Minuten später eine weitere Weggabelung.
Die Umgebung war vom düsteren Schein einiger Fackeln, die still vor sich hin flackernd an den dunklen Mauern hingen, schwach erleuchtet, und die, locker von der hohen Decke herabbaumelnden, Spinnweben gaben dem Ganzen eine höchst unheimliche Atmosphäre.
Vorsichtig lugte der Dämonenbeschwörer in den linken der beiden Wege, in die sich das Gangsystem hier aufteilte, und versuchte dabei, zumindest ein wenig von dem zu erkennen, was ihn dort wohl erwarten würde. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es war schier unmöglich als Normal-Sterblicher auch nur irgendetwas in dieser totalen Finsternis auszumachen.
Selbstsicher ließ Less das Schwert in seinen glitzernden Gürtel gleiten und griff in der gleichen Bewegung auch schon nach seinen Runen, die ebenfalls sauber geordnet an seiner Taille zu finden waren. Sekunden später schwebte auch schon eine nicht perfekte, aber für seine Zwecke völlig ausreichende Lichtkugel über seinem warmen Schädel.
Den rechten Arm vorsichtshalber wieder zu dem weichen Ledernengriff von sharks Waffe orientiert, ging der Magier schließlich voran, der scheinbar undurchdringlichen Dunkelheit entgegen.
Die beruhigenden Gedanken, die ihm hin und wieder das Gefühl vermittelten, seinen Freund ganz nahe bei sich zu haben, gaben ihm wieder neue Selbstsicherheit, und das schöne Gefühl, nicht alleine zu sein...

Ein heller, um nicht zu sagen gleißender Lichtschimmer am anderen Ende des Ganges erregte, nach bestimmt stundenlangem Umherwanderns, nun plötzlich wieder seine Aufmerksamkeit.
Nachdem Less kurzzeitig sogar schon mit dem Gedanken gespielt hatte, sich einfach zu Seite zu legen und ein klein wenig zu schlafen, war er auf einmal wieder hellwach. Neugierig beschleunigte der Magier seine Schritte, was hatte das zu bedeuten?

Nach wenigen Schritten erkannte er auch schon das große Objekt, von welchem der warme Schein auszugehen schien, eine große breite Tür, sonderbar verziert mit zahlreichen kleinen Abbildungen bekannter, sowie auch unbekannter Arten von Waffen, die sich auf magische Weise auf dem Holz umherbewegten und ständig aufeinander zu prallen schienen, woraufhin man immer wieder das helle Tönen zusammenstoßenden Eisens vernehmen konnte.
Den Türgriff bildete ein wahrhaft riesiges Schwert, lang und breit, überzogen mit vielen mystischen Runen und Zeichen. Wie auf Befehl glitt es leise quietschend nach unten als sich der Dämonenbeschwörer langsam näherte. Die schwere Eichenholztür schwang auf wahrhaft magische Weise nach innen auf, und gab letztendlich den Blick auf eine riesige Halle, gefüllt mit zahlreichen sonderbaren Geräten frei, deren Zweck Less noch nicht einmal im Traum erahnen konnte.
Staunend, mit weit geöffnetem Mund schritt er über die lange Schwelle und betrat den seltsamen Raum.
Die Tür fiel mit einem lauten Krachen hinter ihm wieder ins Schloss.

Wie ich sehe bist du also meinen Zeichen gefolgt. Das ist gut so, ich hatte es nicht anders von dir erwartet.
Erschrocken wand sich der Magier von dem unglaublichen Anblick ab und suchte hektisch nach dem Ursprung dieser warmen Stimme, bis er schließlich endlich erkannte, dass es wieder shark war, der abermals auf solch unerklärliche Weise zu ihm sprach.
Schnell begann Less selbst zu reden, in der Hoffnung, dass sein Freund seine Worte ebenfalls verstehen konnte.
"Ja, ich bin den Zeichen bis zu diesem Raum gefolgt. Doch sagt mir, was denkt ihr, soll ich hier finden?"
Vielleicht sollst du hier die perfekte Kampftechnik finden, oder auch dich selbst? Ich weiß es nicht. Vor allem aber, sollst du hier den Kampf mit dem Schwerte üben. Sieh dort!
Wie von einer fremden Macht gesteuert glitt Less' Blick auf eine der seltsamen Gerätschaften, welche ziemlich in der Mitte des Raumes stand.
Mit dieser Apparatur wirst du das Schlagen und Ausweichen im Gefecht üben.
Der Schwarzmagier betrachtete das Gerät etwas genauer. Es stellte eine Art sonderbare Ritterfigur dar. In der rechten Hand trug sie ein rundes Holzbrett, in der linken ein großes Holzschwert, das, trotz seines verhältnismäßig weichen Materials doch recht gefährlich wirkte.
Du wirst mit deiner Waffe kontrolliert auf den runden Schild einschlagen, und im selben Moment dem breiten Holzschwert ausweichen, welches durch die Wucht deines Hiebes herumgewirbelt werden wird, sharks Stimme wurde auf einmal wieder sanft und warm, aber ruhe dich vorher erst einmal aus. Du hast einen langen Tag hinter dir...
Erneut erschien ein freundliches Grinsen auf Less' Gesicht.
Mit einem müden Kopfnicken sank er neben der Eingangstür auf den weißen Marmorboden und fiel Sekunden später auch schon in einen tiefen Schlaf...
11.12.2003, 22:58 #145
HoraXeduS
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In der Bibliothek des Kastells war Horaxedus den ganzen Tag hindurch wach geblieben. Seine Ellenbogen auf den Lesetisch gestützt, hatte er zwei Bücher vor sich, deren Inhalt er nun in sich aufgenommen hatte.

Ronan der Jäger. Dieser Mann lebte noch, der Glasmacher spürte es förmlich. Die Jagd nach einem, der Menschen opferte, begann mit der Jagd auf einen Jäger. Ein gerechteres Bild hatte sich selten vor den dunklen Augen des Magiers abgebildet.

Horaxedus blieb wenig Zeit, um aufzubrechen. Seine Geduld ließ es nicht zu. Der Gedanke, dass die Suche nach diesem Mann ihn auf die Spur des Schwertfischs bringen konnte, versetzte den Magier in innerliche Aufruhr. Sorgsam rückte er seinen Stuhl an den Lesetisch, bevor er die Bibliothek verließ. Sein Bündel war noch immer geschnürt, der Kampfstab lehnte in der Eingangshalle.

Eilig passierte der Glasmacher das Tor und machte sich auf den Weg, Ronan den Jäger aufzuscheuchen. Ronan den Menschenjäger.
13.12.2003, 19:45 #146
Renata
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>...was Gold ist, funkelt,
Nicht jeder, der wandert, verlorn,
Das alte wird nicht verdunkelt,
Noch Wurzeln der...<

Nein, auch dieses Buch konnte sie heute nicht fesseln. Nicht einmal dieses Buch. Frustriert schaute Renata zu dem vor ihr liegenden Stapel von Folianten, von denen keiner länger als ein paar kurze Minuten ihre Aufmerksamkeit hatte halten können, allzu schnell waren ihre Gedanken in eine völlig andere Richtung spazieren gegangen. Mit einem kleinen gegrunzten Laut des Missmutes klappte sie das Buch schnell zu. Dabei erschrak sie selbst vor dem lauten Knall, den sie damit verursachte. Sie sah sich um, ob sie damit einen anderen Besucher der Bibliothek gestört haben könnte, aber nein, niemand, der den Kopf hob, sie tadelnd ansah oder sie zurecht wies. Sie war alleine hier.

In der letzten Nacht hatte es einen Wetterumschwung gegeben. Statt der frostigen Klarheit der vorangegangenen Nächte herrschten jetzt stürmisch warme Schwüle und Regenschauern vor den Mauern des Kastells. Die kräftigen Windböen hatten zwar nicht annähernd die Macht, die massiven Bauten auch nur im mindesten zum Bewegen zu bringen, trotzdem glaubte Renata tief im Inneren der Bibliothek, jedes neue Aufheulen des Sturmes in einer leichten Erschütterung des Bodens zu spüren. Aber dieses Zittern kam nicht von außen, es kam aus ihr selbst. Dieses Wetter hatte schon immer die Macht, ihr ihre innere Ruhe zu rauben.

In dieser Stimmung floh sie sogar den sonst so gern besuchten Innenhof. In ihrer jetzigen Verfassung hätte sie das dortige Klima wahrscheinlich vollends in den Wahn getrieben (oder zumindest ihre Laune von “gereizt” auf “unausstehlich” kippen lassen). Eine Wanderung durch die Wälder wäre jetzt heilsam, noch aber scheute sie sich davor, sich dem Regen draußen auszusetzen. Sie fühlte sich eingesperrt, gefangen. So ging sie erst einmal in ihr Zimmer, um sich eine Ablenkung einfallen zu lassen.
13.12.2003, 23:01 #147
Rhodgar
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Die Hände weiterhin dem Körper der Schlange, die über seine Robe glitt, angeschmiegt, saß Rhodgar noch lange in dem Sessel, und betrachtete mit leeren, gar ausdruckslosen Augen die irreführend tänzelnden Flammen in dem Kamin. Verlieren konnte man sich in ihnen, die sie eine solch hypnotische Wirkung ausstrahlten.
Rhodgar erinnerte sich mit einem Schaudern an seine schmerzliche Begegnung mit einem Irrlicht, kurz vor dem Hang, der sich vor dem Kastell erstreckte. Auch diese Kreatur hatte eine Art Hypnose auf ihn gewirkt, jedoch hatte er ihm entkommen können. Der einzige Unterschied bestand darin, dass von einem lodernden Kamin keine Gefahr für Rhodgar ausging, oder etwa doch?
Nein, definitiv nicht.
Mit diesem Gedanken erhob er sich, wobei das Reptil auf seinem Schoss langsam zu Boden glitt, und sich vor den Flammen einkringelte. Suchte es, nun, da es sich im Kastell befand, die Wärme, die es draußen vermisst hatte, die es draußen gar nicht hatte erfahren können? Rhodgar wusste dies nicht, machte sich im Augenblick jedoch auch keine weiteren Gedanken darüber. Seine Gedanken galten der Bibliothek, in die er sich begeben wollte. Nun, da er sich einen Magus nennen durfte, musste er weiter und noch intensiver die Schriften studieren, das war ihm klar.
Also lenkte er seine ruhigen Schritte gen Bibliothek. Er durchquerte den ersten Stock, stieg die Wendeltreppe hinunter und huschte durch die leblosen Gänge des Kastells. Leblos, das beschrieb genau die Stimmung, wie sie Rhodgar in den letzten Tagen empfunden hatte. Das KAstell wirkte mittlerweile so leblos, so leer, war es doch noch prallgefüllt gewesen, als Rhodgar es zum ersten Mal betreten hatte.
Nie war es ihm hier langweilig geworden, immer gab es etwas Neues zu entdecken. Doch vielleicht schien es nur so, da sich Rhodgar mit der Zeit an die Unglaublichkeit des Kastells gewöhnt hatte, und seine Gedanken mehr dem Magiestudium als dem Entdecken und Erforschen des Kastells galten.

Nun jedoch war er in der Bibliothek, in der es genauso geisterstill war, wie in den endlosen Gängen. Kaum nennenswerte Laute waren zu vernehmen, bis auf ein paar gelegentliche Schnarcher, die aus einer düsteren Ecke des Raumes zu kommen schienen. Rhodgar störte sich nicht weiter an ihnen, er dachte darüber nach, welches Buch er nun lesen solte. Er sprach laut und deutlich "Die anfängliche Magie Beliars´" aus, und prompt flogen ein paar wenige Bücher zu boden. Eines davon, das recht vielversprechend aussah, wurde von Rhodgar hochgehoben, er hatte sich entschlossen, sich des Wissens, das in diesen Schriften enthalten war, zu bereichern.

Wurde ein Lehrling der dunklen Magie Beliars´ nun erwählt, sich eben diese auch anzueignen, gibt es gewisse Dinge die er beachten muss. Die höchsten Prioritäten genießt die Tatsache, dass...

Von diesem Schriftstück gebannt, schreckte Rhodgar hoch, als erneut ein Schnarchen zu hören war, diesmal deutlich lauter. Rhodgar war empört.
Hier ist nicht der richtige Ort zum pennen!, dachte er sich, und richtete sich aus seinem Sessel auf. Demjenigen, der für diese Laute verantwortlich war, würde er die Meinung sagen. Einfach diese heiligen Hallen des Wissens für ein Schläfchen zu missbrauchen, dies gehörte beinahe schon bestraft.
Als er sich Ort genähert hatte, aus der diese Geräusche vernommen hatte, fiel im die Kinnlade herunter, und er verwarf seine vorigen Gedanken. Denn vor ihm saß, in einem der Sessel schlafend, niemand anderes als Olirie, der Hüter der dunklen Hallen. Natürlich war es Rhodgar unmöglich, ihn auf sein Schnarchen anzusprechen, jedoch kam ihm bei seinem Anblick eine Idee. So trat er vorsichtig an den Schwarmagier heran, der, wie Rhodgar erst jetzt bemerkte, gar nichtmal so alt war, er könnte höchstens zwei oder drei Jahre älter sein als Rhodgar selbst. Er war immer darauf bedacht, keine unnötigen oder aufschreckenden Geräusche zu machen, was ihm jedoch nicht sonderlich gut gelang. So stieß er mit dem Knie gegen die Kante eines Tisches, woraufhin er leise, jedoch nicht leise genug, einen Fluch ausstieß. Olirie schreckte plötzlich auf.
13.12.2003, 23:36 #148
olirie
Beiträge: 1.642

Olirie öffnete seine Augen, hob den Kopf und blickte auf, vor ihm stand Rhodgar, hette er ihn geweckt? Der Priester erhob sich erstmal aus dem Sessel und blickte um sich, niemand anderes war zu sehen, dann fragte er, "Hast du mich geweckt?" Die Antwort war für olirie nicht großartig von Belang, schließlich war es ja kein Verbrechen ihn zu wecken, doch was ihn viel mehr interessierte, war die Frage, "Sag mal, weist du, wie lange ich hier geschlafen habe? Ach ja und bevor ich es vergesse, gibt es irgend einen besonderen Grund, warum du hier bist?"

Nun erst fiel olirie das Buch auf, dass er noch immer in der Hand hielt, er besah es sich und dann fiel es ihm wieder ein, er war gerade eingeschlafen, als er das Buch durch hatte, demnach benötigte er es nun nicht mehr. Er warf es einfach über die Schulter nach hinten, es landete allerdings nicht wie ein normales Buch in einem normalen Raum auf dem Boden, sondern schwebte zurück in das Regal, aus dem es entnommen wurde.
13.12.2003, 23:44 #149
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Verblüfft und mit leicht geöffnettem Mund hatte sich Rhodgar diese Demonstration der Magie, die das Kastell umgab wie ein unsichtbarer Schleier, angeschaut. Doch nach anfänglichem Erstaunen, fasste sich schnell wieder, und schaute den Priester an.
"Nunja, es gibt da schon etwas. Wisst ihr, erst letztens wurde ich in den Rang eines Magiers berufen. Natürlich sollte ich meine Zeit damit verbringen, Bücher zu lesen und mehr über die Magie unseres dunklen Herrschers und ihn selbst herauszufinden. Jedoch kann ich dies nicht 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche machen. Versteht ihr, ich brauche abwechslung."
Dies hatte Olirie nicht erwartet. Er hatte angenommen, für einen frischen Magier gäbge es nichts schöneres, als sich geradezu auf die Schriften zu stürzen, und sich immer weiter in sie zu vertiefen. Umso erstaunter war er nun, dass ihn sein junger Gegenüber um etwas Abwechslung bat. Dieses Erstaunen zeigte er jedoch nicht, hob nur leicht eine Augenbraue, und sagte mit einem Hauch eines Grinsens:
"Und wie kommst du da auf mich?"
Rhodgar legte den Kopf ein wenig schief, und dachte nach. Wieso hatte Olirie diese Frage gestellt? Sollte dies Ironie oder etwas ähnliches sein? Leicht verunsichert antwortete er.
"Nunja, ihr seit der Hüter des Kastells. Ich... ich dachte, vielleicht könntet ihr mir eine Aufgabe stellen, eine Herausforderung geben, die zu meistern ist?!"
13.12.2003, 23:59 #150
olirie
Beiträge: 1.642

"Du suchst also Abwechslung? Naja, wenn du meinst, an mir soll es nicht liegen, lass mich mal kurz überlegen, was du für mich tun könnstest." Olirie dachte kurz nach, welche Aufgabe er Rhodgar geben sollte, es sollte schon etwas sein, wovon er auch Nutzen hätte, dann fiel ihm etwas ein. "Jetzt weis ich, was du für mich tun könntest, du könntest mir eine Rüstung besorgen, sie soll vernünftig aussehen und zwar so, dass ich mich damit ohne Probleme in der Stadt sehen lassen kann und niemand mir ansieht, dass ich ein Diener Beliars bin. Es soll schon eine Rüstung sein und nich einfach irgendein Gewand oder so, sie soll mich eben auch schützen können. Ich denke mal, du weist, was ich meine, sollten bei der Beschaffung irgendwelche finanziellen Kosten entstehen, komme ich natürlich für sie auf. Wenn du das für mich tust, soll es auch nicht dein Schaden sein." Olirie fühlte dass Rhodgar ihn verstanden hatte und nichts gegen den Auftrag hatte.
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