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14.08.2003, 04:50 #576
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Nachdem der Kampf der Piraten untereinander begonnen hatte, strömten auch die ehemaligen Gefangenen aus ihrem Raum, um sich ihre Freiheit letztendlich zu erkämpfen. Anfängliches orientieren über die Lage - man wollte ja seine Kraft nicht am falschen Gegner verschwenden - wich nach und nach dem Beherztem Zugriff. Beim durchsuchen des Unterdecks hatten alle ihre Waffen wiedergefunden. Die Piraten hatten sie in einer Nachbarkammer achtlos hingeworfen, wo sie, falls die Gefangenschaft länger angedauert hätte, schnell in der feuchten Seeluft zu rosten angefangen hätten. Doch so hatte sich jeder schnell seine Waffen geschnappt und dann waren alle wie auf ein geheimes Kommando an Dedk gestürzt, um in den Kampf einzugreifen. Die Piraten staunten nicht schlecht, als sie sich plötzlich einhem neuen Feind gegenübersahen. Gerade hatte die neue anführerin den Tod des alten Käpt'ns verkündet, da tauchten die Abenteurer im Rücken der übriggebliebenen Truppe auf und hieben mit volelr Kraft und der Wut, die nur eingesperrte Kreaturen entwickeln mit ihren wiedergefundenen Waffen in die Schar derer, die der neuen Anführerin gerade ihre Treue versichern wollten.
Doch dazu kam es nicht, denn der Kampf entbrannte erneut. Und diesmal waren die Piraten, obwohl in der Überzahl, im Nachteil. Erschöpft, verwundet, unvorbereitet. So begann ihr letzter Kampf...
15.08.2003, 04:54 #577
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Zum letzten Male an diesem Tage sollte der Kampf entbrennen. Wieder sprachen die Waffen, doch diesmal ging es nicht um einen neuen Piratenkapitän, es ging um das Leben der gefangenen selber. Durch den vorherigen Kampf, der allen Teilnehmern viel Kraft abvwerlangt hatte, waren alle Piraten nicht so ausgeruht, wie sie es noch zum Zeitpunkt des angriffes auf das Handelsschiff gewesen waren. Zwar hatten sich die restlichen Männer der Fraktion des alten Käptn’s der Gefolgschaft der siegreichen Piratin angeschlossen. Denn wozu sollte man noch für einen Kapitän kämpfen, der tot war? Doch handelte es sich dabei um nicht mehr als eine Handvoll Männer, die umringt von ihren Schiffsgenossen die Waffen hatten fallen lassen. Blutverschmiert, verletzt und nach Atem ringend standen sie da und waren dabei, ihrem neuen Käpt’n die Treue zu schwören. Was dieser Schwur wert war, hatte man eben gesehen.
Doch gerade, als sich die Überlebenden des Kampfes auf die neue Situation eingestellt hatten, kamen auf einmal die sicher verwahrt gegleubten Gefangenen an Deck gestürmt – noch dazu in voller Montur, mit all ihren Waffen. Ohne zu Zögern stürzten sie sich in den Kampf, die gezückten Schwerter in die Gruppe der Piraten hineinstoßend.
Schnell namen die kampferprobten Piraten den Kampf auf, noch waren sie in der Überzahl, vielleicht zwei-, vielleicht dreifach. Doch die Gefangenen kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Was hatten sie schon zu verlieren? Ihr Leben war als Gefangene nichts wert.
So hauten und stachen sie denn auf ihre Feinde ein, daß zumindest de Anhängern des toten Kapitäns nichts weiter übrig blieb, als sich erneut gegen eine Gegnerschar zu verteidigen. Doch diesmal Seite an Seite mit ihren Genossen, die sie eben noch abgeschlachtet hatten. Die erneute Gefahr schloß die Piraten fester zusammen, als es jeder Treueschwur getan hätte. Doch half es ihnen nicht. Jeder der eben ausgebrochenen Abenteurer kämpfte mit einer Entschlossenheit, die keinen Zweifel am siegeswillen zuließ.
Nienor sa nur aus den Augenwinkeln, wie der Magier seine Runen hervorzog um mit einem abründigen Lächeln einen Feuerball zu beschwören. An die Gefahr, das Schiff selber abzufackeln, dachte keiner. Doch der Anhänger Innos hatte seine Magie unter Kontrolle. Während sich sein Gegner unter furchtbaren Schmerzen auf dem Deck hin und her wand, entstellt von schrecklichen Verbrennungen, zog der Inquisitor seine Waffe und stürze sich schon auf den nächsten Piraten, der ihm mit hoch erhobener Axt entgegenkam.
Das die anderen ebenfalls starke Breschen in die Reihen der Feinde schlugen, bekam Nienor dann jedoch nicht mehr mit, denn mit einigen schnellen Schritten war sie am Zugang zum Achterdeck. Doch schon an der Treppe hinauf stürzte ihr die Piratin entgegen, die gezückte Waffe war noch rot vom Blut des toten Kapitäns. Nienor hatte ihr Schwert schon in der Hand. Klirrend trafen die waffen aufeinander. Keine der beiden Kontrahentinnen gab sich eine Blöße beim folgenden Kampf. Wie eben noch der alte Kapitän schritt jetzt auch die Piratin rückwärts, um ihre Gegnerin an eine ihr genehme Stelle zu dirigieren. Dabei vermied sie geschickt, auf das herumliegende Seil zu treten, daß dem Käpt’n letztendlich das Leben gekostet hatte. Diesen Fehler beging sie nicht. Nienor jedoch war nicht so wütend und ungestüm, wie die Piratin selber bei ihrem ersten Kampf vor kurzer Zeit. Mit überlegten Hieben und Attacken hielt sie die Piratin in Schach, ließ ihr keine Atempause. Anders als der Kapitän, der nun tot auf dem Deck herumlag, war keine der beiden Frauen an lockerer Konversation interessiert. Verbissen schwangen sie ihre Waffen, um der jeweils anderen einen Vorteil abzuluchsen. Doch Nienor setzte ihre Hiebe und Stiche so überlegt an, daß keinerlei Lücken in ihrer Deckung zu finden waren.
Der Kampf der Frauen zog sich nun schon einige Minuten hin. Auf dem Deck unter ihr kämpften die restlichen Gefährten und der Kapitän des Handelsschiffes mit den ihm verbliebenen Matrosen. Auch diese konnten ordentlich austeilen und ließen sich die Gerlegenheit, ihren Peinigern ihre Meinung zu sagen, nicht entgehen.
Nienor hatte die Piratin jetzt an die Reling gedrängt. Oder war diese zurückgewichen? So genau konnte das wohl keiner sagen. Gerade setzte sie zu einem angetäuschten Schlag an, um dann unter dem erhobenen Säbel der Piratin mit der eigenen Waffe hinwegzutauchen. Lange hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet, immer versucht, ihre Schläge möglichst weit oben anzubringen, so daß die Gegnerin ihre Deckung im unteren Körperbereich vernachlässigte. Gleich würde es soweit sein, sie würde den Stich ansetzen.
Da griff sich die Piratin plötzlich an die Kehle. Ein Pfeil hatte sich quer durch ihren Hals geschraubt und seine Spitze war an der anderen Seite wieder ausgetreten. Mit schreckgeweiteten Augen griff sich die Frau an die Wunde. Was spiegelte sich in diesem Moment mehr auf ihrem Gesicht? Das Grauen über die Erkenntnis, tötlich verwundet zu sein, zu wissen, daß es keine Retunng gab? Oder das Wissen, daß Nienor nun die Gelegenheit zum finalen Stoß hatte? So oder so, die Piratin hatte verloren. Nienor ließ ab von dem geplanten Stich. Ihre Gegnerin stürtze ächtzend zu Boden, aus ihrer Kehle drangen nur noch einige undeutliche Laute, gurgelnde Geräusche kündigten den kurz darauf herauslaufenden Schwall dunklen Blutes an. Noch einige Augenblicke lang bewegte sich der Körper der Piratin in krampfartigen Zuckungen, ihr Kopf kam schließlich direkt neben dem Oberkörper des von ihr getöteten Kapitäns zum Erliegen – ein Bild des Friedens, wie sie so nebeneinanderlagen. Wenn dan icht der häßliche Pfeil in ihrem Hals gewesen wäre, die Blutspur aus ihrem Mund und die tiefe Brustwunde des erstarrten Körpers des Kapitäns.
Nienor schaute auf. Unten auf dem Deck stand Scipio und hielt seinen Bogen in der Hand. Finster schaute er nach oben. Hatte er sich gerächt an der Piratin, die ihn hatte gewähren lassen, als er den Waffenmeister in den nicht beabsichtigten Tod hatte stürzen lassen? Vielleicht war es so, vielleicht nicht.
Jetzt sah Nienor, daß der Kampf entschieden war. Das Vordeck und das Hauptdeck waren übersät mit den Leichen der Piraten, dazwischen standen ihre Waffengefährten und Kapitän Jorge mit seinen Matrosen. Sie hatten gewonnen in einem harten Kampf, der letztendlich allen Piraten das Leben gekostet hatte. Hierbei hatte es keine gnade, kein Aufgeben und Anschließen an die gegnerische Partei gegeben. Es war ein Kampf um die nackte Existenz gewesen. Das Dasein als Pirat hatte für jeden einzelnen der Schiffsbesatzung auf dem Spiel gestanden. Doch waren die Piraten nicht gegen die vereinte Kraft der geschulten Kämpfer angekommen.

„Jetzt habt Ihr ein neues Schiff, Kapitän“, meinte Nienor erleichtert zu Jorge, der sich von der Gruppe gelöst hatte und ihr entgegenkam, das Achterdeck zu „entern“ und das Steuer zu übernehmen.
Er nickte ihr zu und schien über den Ausgang des Abenteuers, so wie es bis jetzt stand, zufrieden zu sein. Zwar war seine Ladung und sein altes Schiff hinüber – die Piraten hatten es, da es nach dem Sturm nicht viel mehr als ein Wrack war, im Meer treiben lassen. Doch hatte er ein neues, schnelleres und größeres Schiff nun unter seinem Kommando. Schnell verteilte er die Aufgaben an die Matrosen, die sich sofort um die Segel kümmerten. Die Waldstreicher und der Paladin warfen die Leichen der Piraten über Deck, der Magier machte sich mit sowas nicht die Finger schmutzig. Er wischte nur noch sein Schwert an der Bauchbinde eines der Piraten ab, ehe es wieder in der Scheide verschwand.

„Welchen Kurs soll ich einschlagen?“ Kapitän Jorge wandte den Kopf fragend zu Nienor, die neben ihm stand.
Nienor steckte ihr Schwert weg.
„Wir segeln nach Mondavia.“
„Aye, Kurs Mondavia. Wir haben guten Wind.“
Knarrend legte sich das Schiff auf den befohlenen Kurs, Jorge bändigte das hölzerne Ungetüm alleine mit der Kraft, die er für das Ruder brauchte. Bald war wieder eine gerade Kiellinie achteraus zu sehen, die in zwei gischtbekrönte kleine Wellen auseinanderlief. Das Schiff hatte neuen Kurs genommen.
„Ein schönes Schiff habt Ihr da, Kapitän.“
„Ja, ein schnelles Schiff. Bei dem derzeitigen Wind werden wir in spätestens einer Woche in Mondavia sein.“
16.08.2003, 20:02 #578
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Nach all den Turbulenzen, dem furchtbaren Sturm und den nicht minder furchterregenden Piraten war das Wetter in den letzten Tagen den Abenteurern gewogen. Er Wind wehte stetig und und vielfältigen Gefahren der See verschonten die Gefährten. Auf geradem Kurs durchscnitt der scharfe Bug des Schiffes das Wasser des Meeres, zerteilte die Wellen und ließ die Gischt in Flocken am Rumpf vorbeifliegen. Delphine tauchten auf, um das Schiff für eine Weile zu begleiten und dann wieder abzudrehen. Nienor lehnte sich über die Reling, um ihnen nachzusehen. Der salzige Geruch des Meeres durchtränkte alle, Kleidung, Haare, Segel, alles schmeckte und roch nach Meer. Der Himmel war von auseinandergefächerten Streifen dünner Wolken bedeckt, die wie die Wellen des Sandes auf dem Grund einer seichten Bucht aussahen. Wenn die Sonne am Abend unterging, leuchteten die Wolken erst gelb und später rot auf, bis sie, tiefrot entflammt den Tag verabschiedeten. Das Schiff kreuzte weiterhin über das Meer. In dieser Zeit hatten die Abenteurer einen Plan entwickelt, den sie nun umzusetzen gedachten.
Am sechsten Tage rief der Ausguck Land aus. Der Besatzung bot sich nach einer Weile, als das Schiff so nahe an die vor ihm liegende Landmasse gesegelt war, daß man sie auch von Deck aus sehen konnte, ein ungewohnter Anblick. Der Käpt’n hatte auf Grund der am Horizont liegenden Wolke schon vorausgesagt, daß bald Land in Sicht kommen würde. Und nun sahen alle den schmalen Streifen am Horizont, der zuerst nur wie Dunst aussah, sich jedoch beim Näherkommen Stunde um Stunde als wirklich entpuppte.
Am Nachmittag des selben Tages sah man dann die Küste in aller Deutlichkeit, denn das Schiff fuhr parallel an ihr entlang. Felsige Abschnitte wechselten sich mit kurzen flachen Abschnitten ab. Der Kapitän hantierte mit irgendwelchen nautischen Instrumenten und brummte etwas in seinen Bart, schien aber zufrieden zu sein. Und dann, am Abend fuhren sie in eine große Bucht ein, an deren Ufer sich eine große stadt erstreckte.

„Ist das Mondavia?“, fragte Nienor.
Der Kapitän bejahte.

„Ich war schon lange nicht mehr hier. Aber für gewöhnlich stellen sie jedem fremden Schiff einen dolmetscher zur Seite, der die Händler bei ihren Geschäften begleitet und darauf achtet, daß die Geschäfte mit rechten Dingen ablaufen.“
„Und wird es funktionieren?“ Nienor war skeptisch.
„Warum sollte es nicht. Ihr habt doch die Piraten gehört, die brauchen dringend Nachschub.“
Das Schiff fuhr in den Hafen ein. Die Abenteurer konnten sich jedoch nicht am Anblick der großen, weißen Stadt erfreuen, die sich an den Berghängen emporzog, denn sie waren unter Deck, wo sie sich auf die Durchführung des Planes vorbereiteten. Strahlend weiße Häuser bildeten in sich geschlossene Stadtviertel, überragt von den runden Kuppeln der Tempel, die mit Ornamenten geschmückt waren, meist aus blauer Keramik.Mit höchter Kunstfertigkeit waren die Türme der Tempel erbaut, schmal und spitz ragten sie in den Himmel, so daß man glaubte, sie würden jeden Moment einstürzen. Doch war alles so fest gegründet, daß diese Gefahr nicht bestand. Zwischen den Wohnquartieren blühten Bäume, die neben dem Grün ihrer Blätter verschiedenfarbige Blütten hervorgebracht hatten. Blau in allen Variationen, ebenso rot. Manche der bäume waren über und über mit Blüten bedeckt. Es lag ein leicht süßlicher Duft in der Luft, der die herbe salzige Seeluft bald verdrängte. Je näher das Schiff dem Hafen kam, desto intensiver wurde dieser Duft. Vereinzelt erhoben sich hohe fremdartig aussehende Bäume, die aus einem langen, kahlen Stamm bestanden, der an der Spitze in einen Bausch grüner, langer Blätter überging. Einige der Stämme neigten sich abenteuerlich über Hauswände und Abgründe. In den Straßen Mondavias wimmelte es vor Leben, hier schienen sehr viele Menschen zu wohnen, Drakia war ein kleines Dorf dagegen und selbst Khorinis wirkte armselig gegen die Größe und Pracht dieser Stadt. In bunte Kleider gehüllt schritten, liefen und rannten die Bewohner Mondavias durch die Gassen, Straßen und über die Plätze, erstiegen die engen, steilen Treppen, die zu den Vierteln direkt am Hang führten und blieben ehrfurchtsvoll vor dem Palast der Serifen stehen. Die Serifen waren, so hatte Jorge den Abenteurern mitgeteilt, die Oberhäupter Mondavias. Sie bestimmten über das Schicksal der Stadt.
Das Schiff legte an einem der zahlreichen Kais an. Die von den Matrosen herabgeworfenen Leinen wurden von zahlreichen Helfern auf der Kaimauer aufgefangen und schnell vertäut. Als die Planke vom Bord auf das Kai gelegt worden war, schritten sofort zwei Männer über sie auf das Schiff. Der eine, ein wichtig aussehender Mann, schlank und groß, eingehüllt in ein weites Gewand, daß nur aus einem Tuch zu bestehen schien, sagte eingie Worte zur Begrüßung, die allerdings niemand verstand. Die Sprache war fremdartig, bestand aus tief in der Kehle gebildeten Reiblauten, die kurz und abgehackt hervorgestoßen wurden.
Kapitän jorge ließ seinerseits eine Begrüßung hören, die den zweiten Mann, der das Schiff betreten hatte, dazu veranlaßten, ihn ihm bekannter Sprache die Worte des ersten zu übersetzen.

„Willkommen in Mondavia, Möge Adh-Anos seine Hand über euch halten. Magie zu benutzen ist ohne Erlaubnis des Rates nicht erlaubt. Handel zu treiben ist ohne Dolmetscher nicht erlaubt.“ Dann verneigte er sich und blieb stumm.
„Es ist mir eine Ehre, hier sein zu können und meinen Fuß auf Mondavias Boden setzen zu dürfen.“ Auch der Käpt’n rang sich somit ein paar Höflichkeitsfloskeln ab.
Der Dolmetscher übersetzte die Worte und sein Vorgesetzter, wohl der von den Serifen für den Hafen eingesetzte Kommandant nickte zufrieden. Dann entfernte er sich wieder, die Waffen an seiner Seite, ein kostbares Schwert, über und über mit Verzierungen bedeckt, und ein etwas kürzerer Dolch, ebenfalls prunkvoll verziert, klapperten gegen ein unter dem Gewand verborgenes Kettenhemd, als er von Deck schritt.
Jorge hingegen wandte sich an den Dolmetscher.

„Ich möchte handeln.“
„Begebt Euch zur Hafenkomandantur, dort wird Euch der Schaba-asch gegen das nötige Entgelt von zweihundert Tugrii die dafür benötigten Papiere aushändigen. Um welche Art von Waren handelt es sich?“
„Menschen. Ich habe gehört, Ihr sucht nach dem Mißgeschick mit Ormutan neue Quellen für den Dienst an Adh-Anos.“
Der Dolmetscher, wie alle hier ein etwas dunkelhäutigerer Typ, wurde noch ein wenig dunkler.
„Für diese Unhöflichkeit wurden andere schon selbst zum Opfer. Zum Opfer ihrer eigenen Überheblichkeit. Ormutan ist kein Problem für uns. Erwähnt diesen Namen nicht mehr, wenn Ihr hier in Frieden wieder fortsegeln wollt.“
Dann fragte er noch einmal nach: „Ihr habt also Menschen anzubieten? Mondavia nimmt nur die beste Ware. Wenn Ihr uns Minderwertiges anzubieten habt, seid gewarnt. Mondavia läßt nicht mit sich spaßen.“
„Was ich anzubieten habe, IST beste Ware. Wo muß ich die erlaubnis beantragen, diese verkaufen zu dürfen?“
Die Stimme des Dolmetschers wurde honigsüß. „Dafür braucht Ihr keine Erlaubnis, dies wickelt Ihr gleich mit mir ab. Zeigt mir Eure Ware und ich werde alles erforderliche in die Wege leiten.“
Jorge nickte und führte den Dolmetscher nach unten, unter das Deck.
Vor dem Schiff hatten unterdessen etwa zehn Wachen Aufstellung genommen. Sie mußten einem heimlichen Wink des Dolmetschers gefolgt sein.
19.08.2003, 22:01 #579
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Zufrieden war der Dolmetscher wieder gegangen. Vorher hatte er jeden genau betrachtet, geprüft, ob ihre Zähne gesund waren und ihre Verfassung überprüft. Wie Vieh waren sie behandelt worden. Nienor hatte alles über sich ergehen lassen. Es blieb ihnen ja nichts weiter übrig. Der Plan, der einmal gefasst worden war, sollte auch ausgeführt werden.
Nicht lange war es ruhig unter Deck, dann drangen die schritte mehrerer Mänenr an die Ohren der Abenteurer. Wider kam jemand die Treppe, die ins Unterdeck führte, nach unten. Diesmal waren es mehrere Soldaten, bewaffnet mit Schwert, Lanze und Schild, gekleidet mit einem Kettenhemd, darüber die weite Tracht der Menschen von hier. Auf dem Kopf eine Kettenkapuze, deren Ringe auf den Schultern endeten, wo sie locker auflagen. Darüber eine turbanartige Kopfbedeckung. Ruppig stießen die Soldaten die Gefangenen nach oben aufs Deck und dann vom Schiff hinunter. Vorher wurden allen an den auf dem Rücken zusammengebundene Händen kurze Seile geknüpft, an denen jeder Soldat einen Gefangenen vor sich her führte.
Der Steg, der vom Schiff nach unten auf das Kai des Hafens führte, wippte bedenklich, als ihn die Gruppe in einer eng zusammengedrängten Reihen hinabschritt, doch er hielt. Auf dem Kai selber stapelten sich Waren in Kisten, Fässern und Ballen. Immer wieder mußte die Gruppe um Hindernisse laufen, wurden die Gefangenen um Kistenstapel geführt. Die Soldaten herrschten hin und wieder einen unachtsamen Hafenarbeiter an, der ihnen in die Quere kam. Diese machten erschrocken, daß sie weg kamen. Mit klirrenden Waffen trieben die Soldaten die Gefangenen weiter. An vielerei Schiffen kamen sie vorbei. Hohe, mit aufragenden Decksaufbauten, vielen Masten und noch mehr Segeln, die jedoch jetzt alle eingerollt waren, kleine, wenidge, schnelle und langsame, Frachtkähne und Kriegsschiffe. Und der gesamte Hafen war erfüllt von den Rufen der Arbeiter, die hier ein Schiff vertäuten und dort eins aus seiner Verankerung lösten. Zwischendrin immer wieder Kolonnen mit Trägern, die in nicht endenwollendem Strom die Waren aus den dicken Bäuchen eines von sonstwoher stammenden Schiffes holten und über schwankende Stege in eines der am Rande des Hafens stehenden Warenhäuser trugen. Lautes Geschrei wechselte sich ab mit rhythmischem Singsang, wenn Männer an einem Tau zogen, ein Segel hißten oder eine Ankerwinde bedienten.
Minutenlang wurden sie so durch den Hafen geleitet, fest im Griff der Soldaten. Endlich velrießen sie das Hafengelände und tauchten in die Stadt selber ein. Diese war durch eine hohe, weiße Mauer vom Hafen getrennt. Nur einige Tore stellten die Verbindung mit dem Hafen her. Sobald die Gruppe durch das Tor getreten war, verschluckte sie der Schatten der hochaufragenden Häuser. Diese waren in mehreren Stockwerken gebaut, weiße und glatte Wände, nur von Fensterlöchern durchbrochen ragten auf und verwandelten die Straßen und Gassen in schattige Schluchten. Die Menschen, von denen diese Straßen bevölkert wurden, sprangen schnell beiseite und drängten sich, wenn die gasse so schmal war, daß sie keine andere möglichkeit bot, in die Türbögen der Hauseingänge. Die Gruppe, an ihrer Spitze der Beauftragte der Serifen, der Dolmetscher, bahnte sich unbeirrbar ihren Weg und niemand hielt sie auf. Hin und wieder fing Nienor den Blick eines im Schatten eines Baumes sitzenden Greises oder eine spielenden Kindes auf. Waren die blicke der Kinder von Staunen geprägt, von dem Wissen, den Spielkameraden etwas interssantes erzählen zu können, so waren die der alten Männer das Gegenteil. Aus müden Augen betrachteten sie die vorüberziehende Gruppe und die runzeligen Gesichter ließen für den kurzen Zeitraum des Vorbeigehens keine Emotionen erkennen.
Der Weg führte bergan, teilweise über Treppen, die mal flach, mal steil waren. Nienor fiel auf, daß kaum Frauen unterwegs waren. Vielleicht erklärte das die erstaunten Blicke mancher, wenn sie sie sahen. Plötzlich hielt der Dolmetscher an. Sie waren vor einem großen Gebäude angekommen. Das kleine Tor stand in keinem Verhältnis zur Höhe der Mauer. Der Dolmetscher sagte etwas zu den davorstehenden Wachen in seiner Sprache und diese öffneten das Tor. Die Gruppe schritt hindurch – und befand sich im Gefängnishof. Der Zug bog ab und der Weg führte eine Treppe hinunter, in ein Kellergeschoß, das einer Kasematte ähnlich war. Nach vielen Biegungen, Abzweigungen und Geschosswechseln hielten sie vor einer Tür. Eine Wache öffnete sie und die Gefangenen wurden in einen Raum gestoßen. Ein kleines Fenster in großer Höhe schickte einen kleinen Lichtstrahl auf den Boden. Nienor sah fauliges Stroh. Die Tür schloß sich mit lautem Quietschen hinter ihnen. Sie waren gefangen.
27.08.2003, 02:02 #580
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Heiß brannte die Sonne auf das Gesicht Nienors. Verquollene Augen öffneten sich langsam und wurden sofort wieder geschlossen, als die Sonne unbarmherzig weiße Flecken auf die Netzhaut brannte.
"Oh mein Kopf."
Rissig waren die Lippen, die die Worte aussprachen. Mühsam hob Nienor ihre Hand, um sich gegen das blendende Sonnenlicht zu schützen.
"Is mir schlecht."
Das schaukelnde Boot trug nicht gerade zur Verbesserung der Lage bei. Die schlimmen Kopfschmerzen verursachten einen brummenden Schädel, wie eine durchzechte Nacht mit Sadors billigstem Fusel. Der Mund war ausgetrockent und die Zunge klebte am Gaumen. Jede Bewegung schmerzte. Das Haar klebte wirr am Kopf und die wenn Nienor die Augen öffnete kreisten helle Ringe unablässig in ihrem Blickfeld.
Nur langsam konnte sie sich orientieren. Sie waren auf dem Meer, ringsum weit und breit kein Ufer zu sehen. Neben ihr lagen die anderen der Gruppe. Allesamt in einem Boot mit verkeiltem Ruder und gehißtem Segel. Der Wind wehte stetig und trieb das kleine Schiffchen über die Wellen, so daß es auf und nieder tanzte und so für zusätzliche Übelkeit bei seinen Passagieren sorgte.

"Was ist passiert? Wieso sind wir auf einmal auf See."
"Weißt du nicht mehr? Unser Plan", antwortete ihr die Stimme des Paladins aus dem Hedk des Bootes. Er war wohl auch aufgewacht.
"Plan? Ach, DER Plan. Ich wünschte, wir wären nie auf die Idee gekommen."
"Wir?"
Nienor schwieg.
"Sie haben uns irgendwas gegeben, irgendein Rauschmittel."
"Und das sind jetzt die Nachwirkungen. Wir sollten möglichst bald wieder voll zu uns kommen. Denn wenn das hier tatsächlich klappen sollte, dann wirds bald sehr ungemütlich.
Zum Glück haben sie uns unsere Waffen mit ins Boot gelegt."
Nienor nahm sich ihr Schwert und ihren Bogen. Auch der Köcher mit dem Pfeilbündel lag daneben.
03.09.2003, 17:32 #581
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Gischt schäumte auf und übergoss die Insassen des kleinen hölzerrnen Bootes mit feinen Wassertropfen. Wäre dies die gischt der Brandung an einer felsigen Küste gewesen, so wäre dies sicher noch ein lauschiger Abend geworden, doch sie befanden sich mitten auf dem Meer, weit und breit kein Ufer in Sicht und kein kompass an Bord. Und vor ihnen bäumte sich, die schaumbekrönte Wasserwand vor sich herschiebend und so das kleine Schiffchen fast zum kentern bringend der mächtige Leib einer Seeschlange, deren Körper sich in den unendlichen Tiefen des Ozeans verlor, Die Wellen des Meeres, sonst im ewigen säuseln ihrer gleichförmigen Bewegungen versunken, verstummten. Glatt lag es da, der Wind hatte sich selbst fortgeweht, eine Wolke schob sich noch vor die Sonne, wohl aus eigener Kraft, da jegliche Luftbewegung aufgehört hatte. Wollte selbst die Sonne nicht sehen, was hier aufgetaucht war? Wollte sie sich verstecken?
Der Wellenkamm brach sich und die Wasserfluten stürzten über dem Boot zusammen und durchnässten die Insassen. Wer jetzt noch nicht wach gewesen war, entkam nun nicht mehr dem heraufziehenden Grauen der Realität. albträume mochten schöner erscheinen, wenigstens hatten sie ein Ende, wenn man die Augen aufschlug. Doch dies war das Ende aller Träume.
Nienor verschlug es die Sprache. Verzagend krampfte sich ihre Hand um ihr Schwert an der Seite, daß sie wieder angelegt hatte, nachdem sie es im Haufen der im Boot liegenden Waffen gesehen hatte.
Schuppige Haut ragte aus dem Meer, überwuchert von Moos und mit Muscheln, die sich festgesaugt hatten, bedeckt. Wasser rann wie Flüsse über die tiefen Riefen des Körpers, nur daß es Salzwasser war und kein hell plätschernder Quell, wie er aus den Bergen kam. Ein dumpfer Laut ließ die Menschen im Boot erzittern. Nienor hielt sich die Ohren zu. Mittlerweile hatte sich die schwarze Wolke fast gänzlich vor die Sonne geschoben und eine unnatürliche Finsternis legte sich auf das Meer, verschluckte den Horizont und ließ lange, schwarze Schatten entstehen.
Von langen, baumdicken Barten rann noch mehr Wasser herab, daß sich teilweise ins Boot ergoß und es tief in die fluten drückte.
Wie sollten sie gegen einen solchen Koloß ankommen? Unendlich erschien seine Größe. Wo endete der Körper, wo began nder Kopf? Wie tief reichte die Scjlange ins Meer hinab? Viele klafter, Meilen gar?
Knochenkämme stellten sich auf und ließen so den vermeintlichen Rücken erkennen, der Körper bog sich fiel dabei immer schneller, stürzte geradezu dem Wasser entgegen und es war nur eine Frage von Augenblicken, bis der gewaltige Leib wieder vollends mit dem Wasser vereint war, aus dem er stammte. Ein Regen abgefallener Muscheln, durchsetzt mit den letzten Sturzbächen von auf dem Rücken des Untiers zurückgehaltener Wassermassen ergoß sich als vorletzte Plage über die als Opfer auserkorenen Abenteurer, ehe der gigantische Körper wieder ins Wasser zurückfiel und dadurch eine schreckliche Welle erzeugte, die das Boot ein weiteres mal fast zum Kentern brachte. Nienor und die anderen hielten sich an der Bordwand fest, um nicht hinausgeschleudert zu werden.
Viel Zeit zum verschnaufen blieb nicht. Bald würde das Ungeheuer wieder auftauchen und womöglich seinen Angriff starten.
06.09.2003, 00:52 #582
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Eine Art Bugwelle, die mit hoher Geschwindigkeit durch das Meer pflügte und die ansonst eher ruhige wasseroberfläche aufwühlte, näherte sich. In ihrem Kielwasser blieb dunkle Gischt zurück, die sich auf den Kronen der auseinanderlaufenden Wellen tummelte. Noch immer lag eine eigenartige Dunkelheit über dem Meer, die Wolke, dunkler als alle bisher gesehenen Regen- oder Sturmwolken, verschluckte das Licht der Sonne förmlich. Wollte Adanos nicht, daß Innos sah, was passierte?
Die Welle wuchs zu beachtlicher Höhe heran und plötzlich brach sie auf und der Oberkeifer des Untiers tauchte daraus auf. Noch war sie eine Bogenschußweite entfernt, doch schon begann man, die tiefen Riefen und Runzeln der Haut zu erkennen. Wild hingen Fetzen von Schuppen und nochenkämmen heraus, an den Seiten gingen lange, dicke Barten ab, die sich im Wasser verloren und jede eine eigene Welle hinter sich herzog. Nienor und Taurodir standen am Bug ihres kleinen Bootes und harrten der Dinge, die da kommen mochten.
Die Kämpferin hatte ihre gedankenb ausgeschaltt, versuchte, sich nur noch auf den bevorstehenden Kamopf zu konzentrieren, suchte eine Lücke in der Verteidigung des Gegners, doch schien ihr alles, was sie unternehmen konnte, lächerlich gering. Gegen einen solchen Riesen des Meeres konnte sie nicht ankomen. Hoch wie der Himmel war die schlange, wenn sie sich aufrichtete, Ihr Maul konnte ganze Häuser verschlingen, ihr Körper große Kriegsschiffe mit einem Schlag des Schwanzes zermalmen und durch ihre Kiemen strömten Wasser und große Fische gleichermaßen hindurch.
Doch trotzdem zog Nienor ihren Bogen, legte einen der schwarzen Pfeile aus ihrem Köcher ein und spannte ihn. Sirrend zischte der Pfeil davon, in gerader Flugbahn direkt auf das Maul des Monsters zu, daß sich in rasender Geschwindigkeit näherte. Doch der Pfeil, der irgendwo zwischen zwei Schuppen steckenblieb, hatte die Größe eines Zahnstochers. Hatte das Untier überhaupt bemerkt, daß es beschossen wurde? Unscheinbar ragte der dünne, gefiederte Schaft des Pfeiles irgendwo über dem Maul in die Luft. Wer nicht genau hinsah, übersah ihn sicher. Und es gab allen Grund, nicht auf diesen kleinen, dünnen Pfeil zu achten, denn nun öffnete das Seeungeheuer sein Maul, klappte es auf und es wuchs, wurde immer höher, Wassermassen strömten hinein wie eine Springflut und verloren sich darin, der riesige Rachen, bewehrt mit mannshohen spitzen Zähnen, die wie eine Reihe weißer Krieger den Eingang der in unergründliche Tiefen führte, bewachten, schreckten jeden Angreifer ab. Wild wehten die Knochen- und Hautlappen, die den Eindruck der Lefzen noch verstärkten, herum, als der Oberkörper des Ungeheuers in die Höhe fuhr. Es richtete sich auf, um dann herniederzufallen und das Boot mit seinem gewaltigen Körper zu zermalmen. Pfeifend fiel der massige Körper herab, um das winzige Boot zu zermalmen.

"Spring!"
Nienor konnte nur noch dieses eine Wort brüllen, dann war sie auch schon selbst gesprungen, um sich vor dem zerquetschtwerden. Rauschendes Wasser umfing sie, schlug über ihr zusammen und riß sie in die Tiefe. Die aufgewühlten Massen bildeten Strudel, die den Körper der Gildenlosen in alle Richtungen zu zerren schienen, nur nicht nach oben. Stille herrschte im Inneren des Ozeans. Ein paar verirrte Luftblasen kulelrten an ihrem Körper hinauf und zeigten an, wo oben war. Nienor hingegen schwebte, unfähig, sich in irgendeine Richtung zu bewegen, kopfüber im Wasser, Spielball der vielfältigen Strömungen.
Plötzlich stieß sie an etwas festes, hartes. Instinktif grif sie danach und ihre Hände rutschten von einer rutschigen schicht ab. Der Körper des Untiers. Nein, nur seine auswüchse. Dumpf und leise, wie unendlich weit entfeernt drang das Krachen, das das splittern der Bootsplanken verursachte, an ihre Ohren. Wild wehten ihre langen Haare in der, dem Wind des Sommers gleichzusetzender Strömung, verfingen sich in den Stacheln der Rüstung, schwebten vor dem Gesicht umher und behinderten die Sicht. Wie in Trance griffen ihre Finger immer wieder an den Körper der Seeschlange, suchten Halt und fanden ihn schließlich.
Doch nur an einer der langen, an den Wurzeln baumdicken Barten hielt sie sich fest, ließ sich nun mitschleifen von dem durch gewaltige Kräfte gesteuerten Körper.
Reichte die Luft? Würde das Untier nun abtauchen in die unendlichen Tiefen, in denschwarzen Ozean, in finstere Meeresgründe?
Oder wieder ganz nach oben kommen, um seine Beute einzusammeln?
27.09.2003, 03:35 #583
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Gurgelnd strömte die salzige Flut des Meeres um Nienors Körper, verwirbelte ihre Haare und zerrte an ihr. Doch fest umschlossen die Hände der Kriegerin die armdicke Barte des Seeungeheuers und an ihr wurde sie durch das Wasser geschleift und in unregelmäßigen Abständen gegen den massigen Leib der Schlange gepresst.
Es ging wieder nach oben. In unablässiger Bewegung strebte das Untier wieder der Wasseroberfläche entgegen. Jetzt merkte Nienor auch, daß ihr die Luft zum Atmen fehlte. Bislang war sie durch die wirbelnden Wasserströme, die am Körper des Schuppentiers entlang strömten, vollkommen beansprucht worden.
Aus tiefer Dunkelheit, die die mutigen Ausläufer des in die unstete Tiefe vordringenden Lichts gierig verschluckte und nur verschwommene Bilder des sich spiralförmig windenden Schlangenkörpers preisgab, strebte das Monster nun empor zum Licht an der Wasseroberfläche. In sich gleichmäßg windenden Bahnen floß der langgestreckte Leib förmlich dem Licht entgegen, umspielte die mit dünnen Fingern in die Tiefe tastenden Lichtstrahlen und würde bald die Wasseroberfläche erreichen.
Das war auch höchste Zeit. Mittlerweile konnte sich Nienor auf nichts anderes, als auf ihre leere Lunge mehr konzentrieren. Die letzten Blasen Atemluft waren schon vor langer Zeit ihren Lippen entwichen. Die wilde Bewegung des riesenhaften Leibes der Schlange hatte den Blasen jedoch keine Chance gelassen, ruhig in senkrechten Bahnen nach oben zu gleiten.
Endlich, der Kopf des Ungeheuers durchstieß die Wogen des Meeres. Der massige Körper wurde hinterher gezogen und so tauchte immer mehr der Schlange auf, ließ die Wellen erzittern und einen wirbel entstehen. In wildem Kampf stürzten sich die Wassetrmassen aufeinander, gaben dabei tiefe Wellentäler frei und erreichten schwindelerregende Höhen.
Seitlich am Körper des Ungeheuers, winzig, kaum zu sehen, hing Nienor an einer der langen Barten, die vom Maul ausgingen und parallel zum Hals den geschuppten Körper begleiteten. Endlich wieder Atem schöpfen! Tief füllten sich die Lungen mit der salzigen Luft. Nie war ihr der Geruch und der Geschmack der Meerluft köstlicher, willkommener erschienen, als jetzt. Jetzt ging die Kriegerin auch daran, sich fester an die Auswüchse des Tieres zu klammern. Durch die chaotischen Bewegungen des Ungeheuers wurde dies jedoch zum fast unmöglichen unterfangen. Hatte die Schlange etwa bemerkt, daß an ihr ein kleiner Parasit hing? Wohl nicht. Zäh klammerte sich die Kriegerin an den riesigen Körper des Monsters, versuchte Halt zu finden und dabei ihre im Kopf umherwirbelnden Gedanken zu ordnen. Fast kam es ihr vor, als würde eine Stimme von außen zu ihr sprechen, in ihren Kopf eindringen und sich mit eigenen Gedanken vermischen. Wie sonst sollte sie sich erklären, daß sie auf einmal wußte, was es zu tun galt?
Das Horn... Das Horn mitten auf dem Maul der Seeschlange. Es ragte etwa 5 Fuß in die Höhe. Sie mußte es erreichen. Im Horn saß die Kraft. Nicht im riesigen Herzen, daß tief unten, unter Wasser im Leib des Ungeheuers pochte, das Blut Fässerweise durch den Körper pumpte und vermutlich so groß war, wie ein Haus. Was hätte dort ein Schwert ausgerichtet? Nichts.
Langsam tastete sich die Kriegerin vor, klammerte sich an Schuppen, Falten, den Hornkamm. Trotz aller wilden Bewegungen schaffte sie es, sich vorzuarbeiten, drang immer weiter vor und war bald hinter den langen gedrehten Hörnern angelangt, die den Kopf krönten und eine so furchtbare Waffe gegen Schiffe aller Art waren. Was durch eine Kopfbewegung mit diesen Hörnern zerschmettert wurde, zerstob zu kleinen Einzelteilen. Ob Schiffsplanken, Floß oder Decksaufbauten, nichts hielt der brachialen Gewalt stand.
Fast in Reichweite befand sich das einzelne Horn mitten auf dem breiten Maul.
Die Bewegungen des Monsterkopfes waren abrupt und mehrmals wäre Nienor um ein Haar hinunter in die tosende Gischt des aufgewühlten Meeres gefallen. Ein beherzter Sprung brachte Nienor schließlich an die begehrte Trophäe. Dieses Horn müßte sie nur abhauen. Doch jetzt war sie im Blickfeld der Bestie, die instinktiv versuchte, die an ihr klebende Klette abzuschütteln und sich in wilden Bewegungen hin und her wand. Doch Nienor hielt fest, griff nach ihrem Schwert und es gelang ihr, es aus der Scheide zu ziehen. Als die gerade zuschlagen wollte, glitt sie jedoch bei einer besonders heftigen Bewegung aus und verlor den Halt, rutschte über die glatte Fläche des schuppenbedeckten Maules und... konnte sich im letzten Augenblick festhalten. Wütend schnappte die Bestie nach dem an ihrem Maul herumbaumelnden Leckerbissen. Doch die unkoordinierten Bewegungen, geboren aus rasender Wut verfehlten ihr Ziel. Nochtdestotrotz wurde die Kämpferin wild umhergeschleudert. Auf einmal ließ sie los und flog durch die Luft, landete jedoch wieder auf dem Maul und umschloß das aufragende Horn. Um das geistesgegenwärtig festgehaltene Schwert schloß sich nun ihre Hand fester. Anvisieren, ausholen und zuschlagen waren eins. Tief ging der Hieb, so als ob das Horn an dieser Stelle besonders weich sei, um gut abgeschnitten werden zu können. Noch einmal und dann noch ein drittes Mal wurde das Schwert gegen das Horn geschwungen. Dann brach es plötzlich mit einem hellen Klirren in zwei Teile. Die klinge glitt am Körper des Monsters ab und fiel tief unter Nienor ins Wasser, wo sie sich auf die lange Reise zum Grund des Ozeans machte. Der nutzlos gewordene Griff wurde von der Kriegerin in hohem Bogen weggeworfen. Sie klamemrte sich jetzt mit beiden Händen an das Horn. Doch das war schon so angeschlagen, daß es das Gewicht nicht mehr aushielt. Die fahrigen, ruckartigen Bewegungen der Seeschlange taten ihr übriges. Mit dem zusätzlichen Gewicht der Kämpferin war die Verbindung zu schwach und das Seemonster entledigte sich selbst seines Horns, zusammen mit Nienor, die, das Horn fest umklammert, ins Meer fiel. Die Schlange bäumte sich in ihrem Todeskampf nocheinmal auf, peitschte die wogen, die dadurch noch einmal zu gewaltigen Wellenbergen und –tälern geformt wurden, Gischt regnete wie Schnee von den sich brechenden Spitzen der Wellen herab, dann fiel der Körper der Schlange nach unten und kam mit großer Wucht auf der Wasseroberfläche auf. Nienor wurde durch den entstehenden Sog ein weiteres Mal in die Tiefe gerissen.
10.10.2003, 23:44 #584
Nienor
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[GM] die Seeschlange -
Die Wellen hatten die beiden Überlebenden nicht verschluckt. Wie von irgendeinem gütigen Gott gesandt tauchte ein Schiff am Horizont auf, das sich als das ehemalige Piratenschiff unter dem neuen Kapitän Jorge entpuppte. Endlich, nach endlos erscheinender Zeit wurden sie beide hochgezogen und an Bord gebracht. Hier konnten sich alle von den Strapazen des Kampfes erholen.
»Jorge, dich schickt der Himmel« , seufzte Nienor halb ertrunken. In der Hand hielt sie noch das seltsame Horn des Untiers umklammert.
»Der Himmel?«, lachte der Käpt'n. »Ja, da kann was dran sein. Der Wind wehte mich hierher. Wie ich sehe, habt ihr das Ungeheuer tatsächlich besiegt.«
Er zeigte auf den dunklen Schatten im Wasser, den dahintreibenden Kadaver der Seeschlange.
Nienor nickte matt. Taurodir hinter ihr konnte auch nicht viel mehr von sich geben. Die See hatte an den Kräften der beiden gezehrt.

Tage waren vergangen. Sie hatten sich erholt, ihre Ausrüstung war getrocknet und die feine Salzschicht, die das Seewasser hinterlassen hatte, war abgebürstet worden. Das Schiff machte gute Fahrt und weder ein Sturm, noch Piraten ließen die Reise gefährlich werden. So würde bald Drakia, der Ausgangspunkt der Reise wieder in Sicht kommen.
16.02.2004, 20:13 #585
Nienor
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Die Gildenlosen #4 -
Ich bewerb mich für den Bogenlehrmeisterposten, dann hab ich vielleicht mal ab und an wieder was zu posten.

Außerdem hatte ich den Job schonmal. Damals hab ich blutfeuer ausgebildet.
27.02.2004, 20:33 #586
Nienor
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Anfragen an die Lehrmeister #2 [SFZ] -
Befindet sich unter euren tapf'ren Recken, die sich ohne Angst mit Drachen messen, ein Speerlehrmeister?
Wenn ja, würde ich gerne Stufe 1 des Speer-Skills erlernen.
Wenn nicht: Was mach ich dann? Dann haben wir einen lehrmeisterlosen Skill.
27.02.2004, 21:21 #587
Nienor
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Anfragen an die Lehrmeister #2 [SFZ] -
Das wär ja alles wunderbar, nur leider ist Fisk nun auch erstmal auf unbestimmte Zeit inaktiv.
Ironie des Schicksals.
Sollte ich nun lieber warten, ob nicht bald einer der beiden wiederkommt oder erposte ich mir den Skill mittels eines NPC?
01.03.2004, 18:30 #588
Nienor
Beiträge: 631
Neue Quests -
Ich, ich, ich. :)

Ich würd gern mitkommen, ehe ich noch total einroste.
Ist der Quest überhaupt genehmigt?
Jedenfalls würd ich gerne mitkommen, damit ich mal wieder was zu schreiben habe. :)

Rang... äh.. 4 glaub ich, Einhand 2, Bogen 2+ und Jagen 2.
Ich kann also super jedes Monster bekämpfen und hinterher sogar noch ausschlachten.^^
16.03.2004, 18:36 #589
Nienor
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Neue Quests -
Ok, dann nochmal:
quote:
Zitat von Nienor
Ich, ich, ich. :)

Ich würd gern mitkommen, ehe ich noch total einroste.
Ist der Quest überhaupt genehmigt?
Jedenfalls würd ich gerne mitkommen, damit ich mal wieder was zu schreiben habe. :)

Rang... äh.. 4 glaub ich, Einhand 2, Bogen 2+ und Jagen 2.
Ich kann also super jedes Monster bekämpfen und hinterher sogar noch ausschlachten.^^



Ich hatte ja angeboten, von der Teilnahme abstand zu nehmen, insofern du mir sagst, du würdest jemand anderem den Vorzug geben.
Und da ich bis jetzt keine derartige Nachricht von dir erhalten habe, daß du jemand anderem den Vorzug gegeben hast, ist für mich eigentlich alles klar gewesen.

Und ne Mail hab ich nicht von dir bekommen.

Also bin ich davon ausgegangen, daß alles beim alten beibt und ich mitkommen kann. Und darüber muß doch jetzt noch nichts großartiges besprochen werden, denk ich mal?


edit:
Kommando zurück. Mail hab ich bekommen, is nur schon ein paar Tage her.
19.03.2004, 14:58 #590
Nienor
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[Arbeits-Thread] Wie sieht Khorinis in unserem RPG wirklich aus? - 13. Drakia

Noch vor Kurzem ein unbedeutendes Fischerdorf, das sich in eine kleine Senke zwischen den Klippen der Küste schmiegt, ist es jetzt ein fast genauso unbedeutender Flecken, eine kleine Stadt. Denn nach einem Orküberfall vor einiger Zeit, wodurch fast der gesamte Ort niedergebrannt wurde, begann man damit, eine Stadtmauer zu errichten.
Doch was umschließt diese Mauer, die nur ein einziges Tor, das die Straße nach Norden, ins Minental bewacht, unterbricht?
Eine größere Hauptstraße, die den Ort durchzieht und am meist leeren Hafenkai endet. Von ihr gehen mehrere wirr verzweigte Nebengassen ab. Links und rechts von ihnen stehen die windschiefen Katen der Bewohner, geduckt verharren sie hinter dem Schatten der hohen Stadtmauer. Ein kleiner Platz dient als Markt. Hier stehen das schmucklose Rathaus, in dem Romuald, der Bürgermeister residiert und die Taverne des Ortes, der einzige Platz, an dem Reisende eine Unterkunft finden. Es sei denn, sie wollen zu einem der Anwohner. Wie zum Beispiel Berne, dem Händler und Bootsbauer. Oder zu Harust Schwertfeger, dem Waffenschmied. Oder aber in das kleine Kloster, direkt am Ortseingang, das Innos und Adanos geweiht ist. Zumeist Novizen und Magier des Ordens steigen hier ab und beten.
Und dann gibt es da noch den alten Turm. Keiner weiß, wann er erbaut wurde. Vielleicht ist er das letzte Überbleibsel aus den Zeiten, in denen Drakia eine große Siedlung gewesen sein muß, denn unter dem Ort finden sich die Reste einer alten Kanalisation, wie sie aus großen Städten bekannt ist. Doch die Zeit, in der sie genutzt wurde, muß lange her sein. Niemand erinnert sich heute mehr daran. Nur noch der Turm steht einsam auf dem höchsten Punkt der meerumtosten Klippen und bildet jetzt einen der beiden Endpunkte der Stadtmauer. Im Turm selber, der in zwei Turmspitzen ausläuft, wohnt manchmal ein Schwarzmagier. Die Leute wissen nicht was er dort macht und er läßt sich auch nicht dazu herab, es ihnen zu erzählen.
Und während die Stadtwache in den Gassen patrouilliert, das Tor bewacht und am Hafen auf das Meer schaut, um ankommende Schiffe frühzeitig zu bemerken, gleitet das Leben an diesem kleinen, unbedeutenden Ort an den Grenzen Myrtanas vorbei.
19.03.2004, 20:08 #591
Nienor
Beiträge: 631
Neue Quests -
Falls der Quest sich nicht mit dem von Sergio überschneidet, würde ich auch gerne daran teilnehmen, insofern nicht genügend andere Teilnehmer zustande kommen.
Ich nehme an, daß ihr über Drakia nach Gorthar übersetzt, so daß das eine Gelegenheit für mich wäre, mich in Drakia euch anzuschließen.

Meine Skills:
Einhand 2
Bogen 2+
Jagen 2
Speer 1 (demnächst)
28.03.2004, 17:18 #592
Nienor
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Die Siedlung Drakia #5 -
Gedankenverloren streifte Nienor durch die Gassen des Städtchens. Hin und wieder nickten ihr Bewohner, denen sie zufällig begegnete, zu. Nienor bemerkte es kaum. Sie war in Gedanken bei den Träumen die sie beschäftigten. Seit einiger Zeit hatte sie immer wieder die selben Träume. Oder es waren eher Albträume, die sie des Nachts überkamen.
»Hazkor!«, rief sie, am Wachhaus an der Mauer angekommen nach dem Wachhabenden der Stadtwache. Der Angesprochene trat heraus.
»Was gibts? Besuchen uns die Orks?«, wollte er wissen.
»Keine Sorge, so weit ist es noch nicht gekommen. Ich werde nur für einige Tage nach Khorinis fahren. Ich nehme das Boot der Wache.«
»Ach, wieso das?« Hazkor war überrascht.
»Zuviel Neugier hat noch niemandem gut getan«, erwiderte Nienor spitz. Was ging es ihn an, daß sie einen Heilkundigen suchte, der ihr dabei helfen sollte, die Albträume los zu werden.
»Naja, ich dachte nur, du willst das Horn da verkaufen«, meinte der Wachmann daraufhin. »In Khorinis gibt es sicher mehr Leute, die dafür einen anständigen Preis dafür zu zahlen bereit sind.
Verwundert schaute Nienor nach. Tatsächlich hatte sie in das Bündel, daß sie mit sich trug, das Horn der Seeschlange gepackt, die sie vor einiger Zeit zusammen mit einigen anderen getötet hatte.
»Seltsam... ich kann mich gar nicht daran erinnern, es eingepackt zu haben«, murmelte sie leise. Laut sagte sie: »Ja, ich werde schauen, ob ich jemanden finde...«
Doch insgeheim krampfte sich in ihr alles bei dem Gedanken zusammen, dieses wertvolle Beutestück jemand anderem zu geben, es zu verkaufen. Es war ihr Horn, ihres ganz allein! Sie hatte es unter Einsatz ihres Lebens erkämpft.
Doch all das behielt sie für sich. Nach kurzem Abschied war sie weitergegangen zum kleinen Hafen, hatte das Boot, das dort vertäut war und das für die Stadtwache dort bereit lag, losgebunden, war hineingesprungen und segelte davon.
28.03.2004, 21:30 #593
Nienor
Beiträge: 631
Die Stadt Khorinis #31 -
Die Wellen an der Kaimauer von Khorinis änderten ihren Takt. Ein kleines Boot störte ihre Regelmäßigkeit. Es war der Kahn der Stadtwache von Drakia. Nienor vertäute das Boot und sprang an Land.
29.03.2004, 20:38 #594
Nienor
Beiträge: 631
Die Stadt Khorinis #31 -
Der kleine Markt von Khorinis lag mittlerweile wieder still da. Nienor hatte den Platz den Tag über abgegrast, war bei allen möglichen Händlern gewesen. Die mit einem Waffenangebot hatte sie von vorneherein ausgeklammert. Sie kamen nicht in Frage. Lange hatte sie sich hingegen mit einem der Händler unterhalten, die Kräuter verkauften. Der Mann hatte zuerst geglaubt, sie bräuchte etwas, daß einen unerwünschten Leibeszustand korrigieren könne, doch Nienor hatte ihm daraufhin unmißverständlich klargemacht, daß sie keinen Wert auf derlei Mittelchen legen würde. Was sie suchte, sei etwas anderes.
Der Händler hatte ihr daraufhin ihr ganzes Sortiment gezeigt und so ziemlich jedes Kraut einzeln durchgehechelt, obwohl ihm die junge Frau mindestens zehn mal zu erklären versuchte, wogegen es helfen sollte: Gegen Albträume beim Schlaf. Doch er war einfach nicht zu bremsen gewesen.
Als er jedoch dann sogar noch zu Küchenkräutern überging und ihr vom vollmundigen Aroma, das Speisen hätten, die mit Estragon gewürzt seien, vorschwärmte, war es ihr zu viel. Mit knappem Gruß verließ sie den STand. Der Händler rief ihr noch hinterher, sie bekäme einen Sonderpreis. Bei Abnahme von 2 Pund sogar noch ein Probierbeutelchen der neuesten Walskerbel-Kümmel-Thymian-Mischung und einen Gutschein... Aber es half alles nichts.
Der nächste Händler war auf Tränke spezialisiert. Er bot ihr verschiedene Mittelchen zweifelhaften Rufes an. Liebestränke, Eifersuchtstränke. Schlafgifte und das Gegenmittel. Moment, Schlafgifte?
»Ja, es macht, daß derjenige, der es getrunken hat, sich nachts unruhig hin- und herwälzt und am Morgen mit einem unglaublichen Brummschädel aufwacht, den Kopf voller Albträume.«
»Hilfe, nein. Das will ich ja gerade vermeiden!«, meinte Nienor abwehrend.
»Achso!« Der Händler glaubte, verstanden zu haben. »Dann wollt Ihr also nur das Gegenmittel? Das macht dann 380 Goldstücke.«
»Wieso ist das so teuer? Vorhin sagtet Ihr, zusammen würden sie nur 400 Goldmünzen kosten«, fragte Nienor verwundert.
»Jaaaa...«, der Händler hob den Zeigefinger und begann, zu erklären: »Normalerweise kauft man ja auch beide Mittelchen zusammen. Das Gift und das Gegenmittel. Wenn man es einzeln kauft - was will ich dann noch mit dem Rest anfangen? Das kauft mir doch keiner ab.«
Er tat so, als sei das besonders clever und fuhr auch gleich fort.
»Außerdem hab ich noch ein Mittelchen für vorsorgende Ehefrauen. Hier eine kleine Schatulle mit Arsen. Und dort ein kleines Fläschchen mit dem Gegengift. Tut Eurem Manne am Morgen ein wenig von dem Arsen ins Essen und er wird abends mit fürchterlichen Kopfschmerzen zu euch nach Hause kommen. Wenn Ihr ihm dann jedoch etwas von dem Gegenmittel in seinen Wein träufelt, verschwindet die Wirkung des Arsens. So wird er schnell lernen, die Nacht nicht mit einer anderen zu verbringen, sondern immer treu und brav zu Euch nach Hause kommen.«
Nienor winkte nur ab. »Ich bin nicht verheiratet.«
»Oh, na dann... «
»Wißt ihr irgendwelche Heiler in der Stadt?«
»Mhm... ja... der alte Vatras, ein Adanospriester. Er predigt hinter Coragons Kneipe bei einem Schrein an der Stadtmauer. Ist nicht zu verfehlen.«
»Und sonst noch jemand?«
Der Händler überlegte. Er überlegte recht lange.
»Ah, ich vergaß...« Nienor nestelte an ihrem Gürtel und holte aus ihrer Geldbörse einige Münzen hervor, die sie dem Händler in die wie zufällig geöffnete Hand legte. Der strahlte auf und tat, als ob er sich in diesem Moment erinnern würde. Was ein wenig Geld doch nicht alles vermochte...
»Na klar... der alte Ignaz. Der lebt unten im Hafenviertel und bastelt an seltsamen Experimenten. Aber seid vorsichtig bei ihm, er sucht immer nach neuen Freiwilligen für seine seltsamen Magien.«
»Ich werde aufpassen.«
Nienor verabschiedete sich, um diesen Ignaz aufzusuchen. Vatras hob sie sich für später auf.
30.03.2004, 15:22 #595
Nienor
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[GM] Palast der Tenebri -
Ignaz hatte zwar jede Menge Tränke, Salben und Kräuter angeboten, doch nichts davon war geeignet, Nienor zu helfen. So hatte sie sich eine Weile von ihm erzählen lassen, daß er im Moment gerade an einem neuen Trank arbeitete. Er sollte das Gedächtnis auffrischen. Oder anders gesagt, er sollte die Zunge lösen, so daß man mit diesem Trank Gefangene noch besser verhören konnte. Der Alchimist machte um diese Neuentwicklung ein riesen Brimborium, obwohl sich Nienor schon denken konnte, woraus er bestand: Wohl hauptsächlich aus Alkohol. Denn das mit dem Zunge lösen konnte man auch einfacher haben. Sie dachte nur daran, wie in Drakia in der Taverne am kleinen Markt des Ortes die Leute sich gegenseitig mit Geschichten überboten, sobald sie ein paar Bier und Schnäpse intus hatten. Es war immer das selbe. Und hier rühmte sich nun dieser Ignaz, das ultimative Mittel zum Lösen verschwiegener Zungen gefunden zu haben? Nein Danke. Nienor verzichtete darauf.
So hatte sie Ignaz' Kräuterküche, die von seltsam riechenden Dämpfen durchzogen war, den Rücken gekehrt und beschloß, es bei Vatras zu versuchen. Der stand an seinem Tempelchen und predigte... und predigte... und predigte. Anfangs hatte Nienor geglaubt, er würde irgendwann zum Ende kommen, aber irgendwie schaffte er es immer wieder, wieder zum Ausgangspunkt dessen zu kommen, von dem er seit Stunden redete. Und so schloß sich der Kreis und Vatras fing wieder von vorne an.
Nienor war an den Meister heran getreten und stellte sich in den Schatten einer der Tempelsäulen. Als Vatras keinerlei Anstalten machte, sie anzusprechen, hüstelte sie kurz.
»Moment, ich komme gleich zu dir, junge Kriegerin«, raunte er ihr zu. »Ich bin nur gerade an einer sehr wichtigen Stelle.« Und damit redete er weiter zu seinem recht spärlichen Publikum, das ihm nichtdestotrotz begeistert an den Lippen zu hängen schien. Hatten die denn nie genug?
Doch endlich war auch Vatras mit seinem Singsang fertig und wandte sich nun endgültig der Stadtkommandantin von Drakia zu.
»Womit kann ich behilflich sein?« Seine grauen Augen richteten sich auf die junge Frau.
»Nun... ich werde seit einiger Zeit von den immer gleichen Träumen heimgesucht. Ich glaube, daß das kein Zufall ist«, erklärte ihm Nienor.
»Ah, ich verstehe. Und jetzt bist du der Meinung, daß dir irgendjemand diese Träume schickt und ich dir sagen soll, wer«, vermutete Vatras.
»Nein, das sollt Ihr nicht. Ich will vielmehr, daß sie aufhören. Ich kann des Nachts nicht schlafen und bin tagsüber fahrig und stehe neben mir selbst. Und wenn das so weiter geht, dann wird es immer schlimmer werden.«
»Mhm, darauf weiß ich kein Mittel. Es wird wohl das beste sein, wenn du zu einem Traumdeuter gehst, der kann dir erklären, was es mit deinen Träumen auf sich hat.«
»Ach, ich brauche keinen Traumdeuter,« entgegnete Nienor enttäuscht. »Was ich brauche, ist ein Heiler, der mich davon befreit. Habt Ihr kein Mittel?«
»Nein, ich fürchte, so einfach ist das nicht. Oder aber meine Kenntnisse sind nicht hoch genug, um dich mittels eines einfachen Mittels davon zu befreien. Ich kann dir nicht wirklich helfen. Ich kann dir nur den einen Rat geben: Finde heraus, was diese Träume, wie immer sie auch aussehen mögen, zu bedeuten haben. Dann wirst du der Lösung ein Stück näher sein.«
Nienor nickte Resigniert. Was sollte es schon bedeuten, wenn sie Nacht für Nacht träumte, sie würde einen tiefen Abgrund hinunter fallen, in bodenlose Schwärze oder manchmal auch in grauen, undurchdringlichen Nebel, während tausende Stimmen nach ihr riefen, Stimmen, deren Quelle sie nicht ausmachen konnte. Beängstigende Stimmen, sie riefen nicht um Hilfe, sie riefen ihren Namen, als wollten sie ihn niemals vergessen. Schauerlich.
Die Kriegerin verließ den Tempelplatz und wandte ihre Schritte wieder in das Hafenviertel. Dort hatte sie vorhin noch ein, zwei Stände von Händlern gesehen, bei denen sie noch nicht gewesen war. Mit wenig Hoffnung, dort etwas zu finden, was ihr half, führten sie ihre Schritte die Straße zum Hafen hinab. Vor der Ware des einen Händlers blieb sie stehen.
»Ich suche ein Mittel, daß mich traumlos schlafen läßt«, versuchte sie es.
»Tja, Schätzchen, da mußt du in die nächste Kneipe gehen und dir ordentlich einen hinter die Binde gießen. Das vertreibt alle Träume.« Er lachte, wie über einen gelungenen Witz.
Sie ließ diesen Tölpel einfach stehen, ohne ihn einer Antwort zu würdigen und wandte sich, einige Schritte weiter die Straße abwärts dem anderen Händler zu. Es war eine Händlerin. Duftende Kräuter, Pflanzen für Küche, Gemüse, Gewürze, alles, was Blätter hatte oder zumindest auf der Erde wuchs, war vorhanden.
»Ich suche...«
»Ja, ich hab es eben mit angehört. Ich kann Euch leider nichts derartiges anbieten. Ich fürchte, Ihr müßt Euch woanders umsehen. Hier in Khorinis werdet Ihr wohl nichts finden, was Euch helfen kann.«
»Aber wo soll ich sonst suchen? In welchen Ländern gibt es Heiler mit einem Wissen, größer als das der Heiler hier?«
Die Frau wollte antworten, doch in diesem Moment wurde Nienor von einem Passanten angerempelt, der die Straße hinunter lief.
»He, pass doch auf!« Nienor hatte sich am Tisch der Händlerin festgehalten. Der Mann sah aus wie jemand, der es gewohnt war, sich mit seinem Schwert durchzusetzen - er war keiner der Bürger aus der Stadt.
30.03.2004, 15:29 #596
Nienor
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OT zur Quest "Palast der Tenebri" (Sergio) - @Sergio:
Ich hab gepostet und bin am Ende meines Postes von dir angerempelt worden. Ich bin davon ausgegangen, daß du nach dem Gespräch mit claw losgezogen bist, um ein Boot zu besorgen.
Das Anrempeln wäre die Möglichkeit, ins Geschehen einzusteigen. Ich würd vorschlagen, daß du meine letzte Frage an die Händlerin mitbekommen hast und du mir deshalb gleich vorschlägst, wo ich Leute mit den von mir geforderten Kenntnissen oder zumindest ihre Überreste finde. (mir ist immernoch nicht ganz klar, ob du nun nur die Karte hast oder ob dir außerdem jemand erzählt hat, daß Leute des auf der Karte verzeichneten Ortes alle tot sind) Jedenfalls könntest du mir daraufhin vorschlagen, dich zu begleiten, weil du vermutest, daß dort, wo du hinwillst, das von mir Gesuchte vielleicht vorhanden sein könnte.
30.03.2004, 16:36 #597
Nienor
Beiträge: 631
OT zur Quest "Palast der Tenebri" (Sergio) - @ Sergio:
Dein Post ist nicht so das Gelbe vom Ei.
Ich hatte doch vorgeschlagen, daß du mich auf das Gehörte ansprichst. Das hast jedoch du komplett weggelassen. Wie soll nun ein Gespräch zustande kommen?

Ich werd unser Gespräch dann wohl alleine schreiben müssen, wenn du nichts dagegen hast, daß ich deinen Charakter steuere.

Ich poste.
30.03.2004, 16:45 #598
Nienor
Beiträge: 631
[GM] Palast der Tenebri -
Nienor taxierte den Mann kritisch. Er wirkte selbstbewußt, wie jemand, der seinen Worten auch Taten folgen lassen wollte.
»Ihr könnt mir helfen?« Ungläubig fragte die junge Frau den Unbekannten. Oder fühlte er sich etwa verpflichtet, sich für den unbeabsichtigten Rempler durch mehr als eine gemurmelte Entschuldigung zu revanchieren?
»Nun, dann laßt hören. Erzählt mir mehr über diese Reise und warum Ihr glaubt, daß ich dort das finden kann, was ich suche.« Nienor wartete auf die Erklärung seiner Ankündigung. Danach würde sie hoffentlich wissen, ob dieser Mensch ernst zu nehmen war oder ob er nur einer dieser Wichtigtuer war, die sich irgendwelche Geschichten ausdachten, um Reisende sonstwohin zu locken.
»Ich habe mich Euch noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Nienor, Nienor de Brethil. Stadtkommandantin von Drakia. Und mit wem habe ich es zu tun.« Sie fand, daß Dinge wie die gegenseitige Vorstellung am besten ganz am Anfang erledigt wurden.
30.03.2004, 16:46 #599
Nienor
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OT zur Quest "Palast der Tenebri" (Sergio) -
*seufz*

Ich warte und editiere dann meinen letzten Post dementsprechend.
30.03.2004, 17:15 #600
Nienor
Beiträge: 631
OT zur Quest "Palast der Tenebri" (Sergio) -
Perfekt. Hab meinen Post editiert. Jemand anders ist nun dran. Sergio kann Nienor ja auch etwas mehr erzählen, falls er noch mehr weiß...
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