World of Gothic Archiv Alle Beiträge von Skeleon |
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29.04.2003, 20:16 | #301 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Taverne "Zur toten Harpyie" -
Mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck wandte Leon sich ab. Saria war aufs offene Feld gewankt, er folgte dem Pfad nach Norden - zum Kloster. Wo sonst 'nen Novizen suchen oder finden ... Der Pfad wandt sich den Hügel hinab und führte durch einen Einschnitt in der Bergkette, die vor Leon aufragte. Bevor er durch diesen trat und seinen Weg Richtung Kloster fortsetzte sah er nocheinmal zurück. Saria hatte sich auf der Wiese hingekniet und hielt etwas vor sich in beiden Händen. Ihr Kopf war gesenkt und sie starrte auf das etwas, was sie da so fest umklammert hielt. Sie schien vollkommen konzentriert, schwankte jedoch von links nach rechts und wieder zurück, ob als rituelle Bewegung oder aufgrund des Schnapskonsums wusste Leon nicht. Und plötzlich geschah etwas unerwartetes. Saria schien von innen heraus zu schimmern, ein sanftes blau breitete sich wie feine Fäden über und in ihrem Körper aus. Das Leuchten nahm an Intensität zu und plötzlich schienen die Fäden sich zu lösen und im Nichts zu verpuffen, Saria begann sich aufzulösen. Zurück blieb eine einzelne, schwebende Hand aus bläulichen Fäden, doch nur einen Augenblick später war auch sie verschwunden. Leon schüttelte ungläubig den Kopf. Einen Moment starrte er auf die Stelle, wo Saria eben noch gekniet hatte. Dann vermerkte er sich im Gedächtnis, dem Inquisitor auch von diesem Geschehnis zu erzählen und machte sich wieder auf den Weg zum Kloster. |
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29.04.2003, 20:26 | #302 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon stapfte den Pfad durch das tief in die Berge eingeschnittene Tal entlang, zu beiden Seiten erhoben sich die Felswände und hier im Talkessel wuchsen nur ein paar Bäume. Zur Linken erblickte Leon einen Innostempel, doch er stapfte weiter dran vorbei. Ein Stück weiter hinten konnte er das Kloster und den See erkennen, der in umgab. Eine lange, steinerne Brücke führte hinüber zum Tor. Eben wollte Leon sich auf den Weg machen, als er rechts von sich einen Mann in Novizenkleidung sah. Der hielt einen Stein in der Hand und schien sich darauf zu konzentrieren. Dann blickte er auf einen Baum vor sich, ein seltsames Zischen war zu hören. Aus dem Stein, den der Mann in der Hand hielt schien Dampf aufzusteigen - Leon sah genauer hin. Nein, kein Dampf. Eine Wolke von Eiskristallen formte sich hier, der Mann schien sie mit seinem Willen zu lenken. Langsam verdichtete sich die Wolke und mit einem "HUMP!" ließ der Mann einen Strahl von Eiskristallen auf den Baum vor sich niedergehen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war die gesamte Rinde von Eis durchsetzt, der Baum war erfroren. Und der Mann grinste zufrieden. Jetzt erst erkannte Leon den Mann. Es war der Novize - wie hieß er doch gleich? Dorian? -, der ihm den Auftrag betreffs der Amazonen überhaupt erteilt hatte. Leon schritt auf ihn zu und hob zur Begrüßung eine Hand. |
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29.04.2003, 20:50 | #303 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon sah es wohl als unnötig an zu leugnen. "Spesen." sagte er nur. "Aber ich bringe dir, was ich über ihre Religion in Erfahrung bringen konnte. Und was die Magie angeht, so habe ich dir eine Schriftrolle mitgebracht. Ich denke, du wirst daraus genug über die Herkunft ihrer Kraft ableiten können, oder?" Er packte das Pergament aus, auf dem die Formel für das Licht der Mutter geschrieben stand, und hielt es ihm hin. Dorrien nahm es entgegen und Leon kramte noch tiefer in seinen Taschen. Er förderte einige Notizzettel mit Informationen über den Tempel und die Erzählungen, die Thaleiia von sich gegeben hatte, sowie den kleinen, goldenen Donnraanhänger an der Goldkette. Er deutete auf die Zettel. "Da steht alles drauf, was ich während der Fahrt mit den Amazonen und meiner Zeit in ihrem Lager über ihre Magie herausgefunden habe. Besonders ein Ereignis in der Taverne von Drakia dürfte dich interessieren." Nun wartete Leon einen Augenblick ab, bis Dorrien seine 'Gaben' einem ersten Augenschein unterzogen hatte. |
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29.04.2003, 21:11 | #304 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon packte mit unterdrückter Wut den Beutel ein. Ein Auftrag? Der kann mich mal kreuzweise! Er stopfte den Beutel grob in eine seiner Innentaschen. Obwohl ... 300 Goldstücke? Das ist immerhin mehr als ich in der letzten Zeit in den Taschen hatte ... Leons Gesicht hellte sich ein wenig auf. "Also gut," sagte er laut. "aber diesmal wird der Lohn festgelegt - inklusive ausbezahlter Spesen. Worum geht's? Ich höre." |
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29.04.2003, 21:24 | #305 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon wippte auf einem Bein auf und ab und schien in Gedanken das Angebot abzuwägen. Schließlich nickte er. "Das klingt nicht allzu übel. Was wäre denn sonst noch drin? Denn nur ein bisschen -" bei diesem Wort strafte Leon's nervös zuckende Hand seine Zunge Lügen "- Gold taugt mir nicht. Hätte ich sonst noch was davon, für dich zu arbeiten? Das möchte ich noch wissen, bevor ich mich entscheide. Wenn ich mitmache kannst du mir alles wichtige über diesen Kult ja auf dem Weg erzählen. Also?" |
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29.04.2003, 21:46 | #306 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon hätte fast laut los gelacht - er ein Novize im Innos-Kloster? Einfach lächerlich! Aber dann besah er sich Dorrien. Der Mann schien auch nicht gerade das perfekte Bild vom braven Klosterbruder zu sein. Und die Innosanhänger, insbesondere die im Range eines Magiers hatten viel Einfluss, das stimmte schon. Leon kratzte sich am Hinterkopf. Vielleicht würde sich das wirklich lohnen ... Na, nichts überstürzen. 2000 Goldstücke kann ich gut gebrauchen, was danach kommt werd' ich dann sehen! Und damit nickte Leon dem Inquisitor zu. "In Ordnung. Ich helfe dir bei dem Auftrag. Aber ich erwarte vollkommene Offenheit was diesen Kult angeht." |
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29.04.2003, 22:08 | #307 | ||||||||||||
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Das Kloster Innos #5 -
Leon wandte sich vom Kloster ab, wie um dem Geruch von verbrennendem Fleisch zu entgehen. Er winkte Dorrien herbei. "Ich verschwinde von hier. Ganz in der Nähe gibt es eine Höhle, da werde ich schlafen. Am besten, wir treffen uns morgen an der Taverne - oder was davon übrig ist -, und brechen dann von dort aus auf." Ohne ein weiteres Wort wandte Leon sich ab und marschierte den Pfad zurück, durch das Tal, am Tempel vorbei. Er durchquerte den Einschnitt in der Bergkette, wandte sich zur Rechten und folgte der Felswand, entlang in den Wald. Nach kurzer Zeit machte er eine Höhle aus. Und hier würde er sich bis zum nächsten Morgen zur Ruhe begeben. |
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01.05.2003, 12:03 | #308 | ||||||||||||
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Rund um Khorinis # 6 -
Gut erholt durch langen Schlaf war Leon an diesem Morgen erwacht. Ein fester Zeitpunkt war mit dem Inquisitor nicht ausgemacht, so ließ Leon sich ein wenig Zeit nach dem er die Höhle verlassen hatte. Nach einer kurzen Weile fand er zurück zum Pfad und schließlich bis zur Wiese in der Nähe der Taverne. Ein kleines Bächlein plätscherte, unter den langen Grashalmen verborgen dort entlang. Etwas ungeschickt wusch sich Leon grob, nur um die verbliebene Müdigkeit abzuschütteln. Dann überprüfte er nochmal seinen Besitz - alles noch da. Aber all die Wertsachen hatten zusammengenommen ein ziemliches Gewicht ... Naja, vielleicht finde ich ja unterwegs was, wo ich das Zeug gegen bare Münze tauschen kann ... Leon folgte dem Pfad vom Tavernenhügel nach Norden, in Richtung Kloster, durchschritt den Einschnitt in der Bergkette und erreichte nach kurzer Zeit die Brücke zum Kloster. An der Brüstung lehnte Dorrien - scheinbar wartete er schon ein wenig länger -, er stieß sich in dem Moment ab, als er Leon bemerkte und ging ihm entgegen. "Dann können wir endlich los?!" Leon nickte knapp. "Gut, dann auf nach Khorinis." sagte Dorrien und ging bereits los, als Leon ihn zurückhielt. "Wieso nach Khorinis?" "Wie möchtest du sonst in den Süden kommen? Durch's orkverseuchte Minental?! Wir besorgen uns ein Boot und fahren an der Küste entlang." In dem Augenblick erinnerte sich Leon an die Schmerzen in seinen Armen, die noch von der letzten Ruderpartie herrührten. Wenn wir keinen ordentlichen Wind haben, ruderst aber du ... dachte Leon grimmig. Dorrien machte sich nun auf den Weg und Leon trottete hinter ihm her. |
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11.05.2003, 08:32 | #309 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Leon zappelte herum und versuchte sich dem eisernen Griff von Tak zu entwinden, dabei warf er immer wieder sorgenvolle Blicke zu Satura. Was hatte er ihr da nur angetan? Sie könnten längst hier weg sein, wäre er nicht gewesen. "Helft ihr doch! Sie stirbt! Sie sti-rrk" Tak packte Leons Nacken kräftiger und Leon hörte seine Wirbel aufeinander schaben. Einen Moment bekam er keine Luft mehr, doch dann ließ Tak wieder etwas lockerer und Leon atmete gehetzt ein. Seine Ausbruchsversuche unterließ er von jetzt an, doch er spähte weiter zu Satura hinüber und glaubte zu sehen, wie ihre Hautfarbe langsam blasser wurde. Die stark blutende Wunde war inzwischen zu einem Rinnsal geworden - ob das daran lag, dass sie allmählich zuheilte oder Satura einfach nicht mehr genug Blut in sich hatte konnte Leon nicht erkennen. Er hoffte, es wäre ersteres. |
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11.05.2003, 21:00 | #310 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Leon wandte mit einiger Anstrengung seinen Kopf in der schraubstockartigen Umklammerung Taks um einen Blick auf die Kultisten zu erhaschen. Alle waren gekommen, doch allen voran Manfred, die Hände bereits im Laufen auf den Griff des Rechtbringers an seinem Rücken gelegt. Leon gab einen gurgelnden Laut von sich, als Taks fester Griff ihn zwang sich wieder umzuwenden. Jetzt kommen die auch noch ... ihr Götter, wir werden hier zwischen den Fronten aufgerieben ... er spähte hinüber zu Satura ... und sie wird es meinetwegen nicht überstehen! Er fingerte in der Tasche seiner Jacke herum und packte den Griff eines Dolches. Das war Wahnsinn ... aber vielleicht die einzige Möglichkeit für Satura. Das Fußgetrappel hatte aufgehört - die Kultisten standen nun irgendwo außerhalb von Leons Sichtfeld. Metallisches Scharren - Klingen wurden aus ihren Scheiden gezogen. Dann hörte er die Stimme Manfreds: "Also kein Verrat, nein, ein Überfall von einem unbekannten Feind! Dreh' dich zu uns um und zeige uns dein Gesicht, Fremder. Wie ich sehe stehst du mit der Inquisition im Bunde. Lass unsere Schwester und unseren Bruder auf der Stelle gehen und verschwinde von hier. Und ich rate dir, Dorrien, dass du ebenfalls noch rennst, solange du noch kannst. Wir sind euch zahlenmäßig weit überlegen! Vier gegen Vierzehn!" Die schweren Fußtritte von Manfred näherten sich langsam, nur einen Moment später stimmte das Stampfen der anderen Kultisten mit ein. Leon war erleichtert - waren die Kultisten doch noch zu etwas nütze. Doch weder er, noch Manfred und die anderen Kultisten ahnten, dass sie hier den Tavernenkiller vor sich hatten. |
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11.05.2003, 21:22 | #311 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Mit einem überraschten Aufschrei waren die Kultisten zurückgewichen, als Frost zu plötzlich über Tak hergefallen war. Einen Moment standen sie wie erstarrt, doch dann stürzten sie auf die beiden Kämpfer zu. Leon rollte sich seitwärts ab und rutschte über den staubigen Boden zu Satura. Unsanft packte er sie an der Schulter, seine Finger gruben sich tief in ihr Fleisch als er sie hinter sich herschleifte, ein Stück weg von dem jetzt ausbrechenden Kampf. Zwei der Kultisten waren hinzugeeilt und je einer half Leon und Satura wieder auf die Beine - besser gesagt, einer warf sich Satura über die Schulter und trug sie ein Stück weiter weg. Der anderre Kultist und Leon folgten nach, dann machten sich die Krieger daran ihre Armbrüste zu laden. Währenddessen begann ein heftiger Kampf zu entbrennen, die restlichen Kultisten hatten Tak und Frost eingekreist, die wutentbrannt aufeinander einhieben und versuchten immer wieder Angriffe auf sie zu landen. Doch der Waffenmeister parierte jeden Angriff mit einer seiner Klingen und der Druide wirbelte seinen Klingenstab gefährlich nahe an den Kehlen der Kultisten vorbei. Ein bizarrer Zweikampf war entbrannt, in dem die Krieger des Ordens nur als Publikum eine Rolle zu spielen hatten. Doch wann immer einer der Kontrahenten den Kreis zu durchbrechen versuchte wurde er von den schnellen Klingen der Krieger zurück in die Mitte getrieben. Leon durchwühlte derweil Saturas Taschen und förderte einige Salben zutage. Grob riss er den Lumpen von ihrer Wunde und beschmierte ihr Bein mit so ziemlich allem was er fand ... viel hilft viel versuchte er sich selbst einzureden. Die beiden Schützen waren neben ihnen in die Knie gegangen und hatten ihre Armbrüste im Anschlag. Natürlich war ein Einsatz auf diese Entfernung und mit einem Ring von Kultisten um die Ziele vollkommen nutzlos. Plötzlich wurder der Kampf für einen Moment ins Stocken gebracht, als der Klingenstab und die beiden Schwerter der Kämpfer sich mit dem Rechtbringer kreuzten. "Hört auf! Wir haben was wir wollten. Seid froh, dass sie beide noch am Leben sind. Geht und tretet mir nie wieder unter die Augen!" Glaubte Manfred wirklich, es wäre so einfach? Nein, Tak würde seinen Kampf noch nicht aufgeben. Nicht wegen dieses Narren! |
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12.05.2003, 12:55 | #312 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Verunsichert blickte Leon zwischen Satura, der riesigen Nacktschnecke und Frost hin und her, der eben auf sie zugerannt kam. Er kam auf sie zu gerannt?! Leon sprang auf und zückte wieder seine Dolche, doch der Mann machte keine Anstalten sie anzugreifen. "Kommt schon, steht auf!", rief er zu den beiden Fremden. "Hier gibt es nichts mehr zu retten, steht endlich auf und lauft um euer Leben!" Er stürzte noch weiter auf sie zu, riss Leon beiseite und zog Satura unsanft in die Höhe. "Nur wenige Meilen von hier gibt es eine Bergarbeitersiedlung! Macht euch unverzüglich auf den Weg." er deutete auf einen staubigen Pfad etwas abseits des Hauptweges. Satura stützte sich erneut auf Leon und ehe sie wussten wie ihnen geschah wurden die beiden schon von Frost über die tote Ebene getrieben. Hinter ihnen ertönte der Kampflärm der Kultisten, die ob der Schnecke Leon und Satura einen Moment vergessen hatten. Ein Krieger war mit einem widerwärtigen Knacken bereits unter der Schnecke verschwunden, die anderen stürzten und stolperten seitlich weg um der sich windenden Kreatur auszuweichen, nur um ihr einen Augenblick später ihr weiches und schleimiges Fleisch aufzuschlitzen. Über diese Geräusche tönte die laute Stimme Taks, doch weder Frost noch die beiden Fremden schienen sie zu beachten. Immer weiter trieb Frost Leon mit Satura im Schlepptau vor sich her - sie schien das Ganze wie in einem Dämmerschlaf zu erleben, doch brachte es immerhin fertig, gestützt von Leon, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Langsam wurden die Kampfgeräusche leiser. Folgte ihnen Tak? Leon war sich inzwischen sicher, dass er der Schatten in den Wäldern gewesen war. Es wäre wohl kein Problem für ihn, sich völlig geräuschlos zu nähern. Plötzlich hörte er aus der großen Entfernung die Stimme Manfreds: "Zurück! Zurück, verschwinden wir! Gegen das Schlachtfeld kommen wir nicht an, lauft, meine Krieger, zurück zu unserem Lager!" Sie hatten Satura und Leon also aufgegeben und flohen vor der Schnecke, vermutlich war noch ein zweiter Krieger überrollt worden. Mit Sicherheit würden sie sich in ihrem kleinen Posten unterhalb des Gletschers sammeln und sich erst dann wieder auf die Suche nach Satura und Leon machen. Doch was war aus Tak geworden? Von ihm hatte Manfred kein Wort mehr verloren. War er verschwunden? Unsicher sah er nach hinten - gegen das schwache Licht war eine riesige, schwankende Masse zu erkennen, wie ein lebender Berg. Die Schnecke lebte noch immer, schien jedoch schwer verwundet. Die Kultisten waren außer Sicht, bereits in den Nebeln der Nacht verschwunden. Doch von Tak keine Spur, auch Dorrien und Esteron konnte er nicht ausmachen. Leon stolperte weiter, immer noch von Frost angetrieben, der ihnen den Rücken deckte und gleichzeitig aufpasste, dass Satura nicht stürzte. Langsam begann die Ebene an Höhe zu verlieren, hier und da drangen vertrocknete Grasbüschel aus den Rissen und Scharten im toten Erdboden. Vor ihnen tat sich ein weites Tal auf, an seinem Grund mit Bäumen angefüllt, über denen silberne Nebelschwaden hingen. Zur Linken ragte eine Bergkette auf, die das Tal von dem Gebiet um Gorthar abgrenzte. Zur Rechten lag ein weites, steinernes Hügelland. Einige schummrige Lichter waren dort zu erkennen. Genau auf diese rannte die kleine Gruppe zu. Das Lager der Bergarbeiter. |
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14.05.2003, 17:47 | #313 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Als Leon endlich erwachte war es bereits wieder später Nachmittag. Schmerzhaft meldete sich sein Kreuz. Mit einem Ächzen erhob er sich von dem harten Holzstuhl, in dem sitzend er die ganze letzte Nacht über Satura gewacht hatte. Satura? Weg. Langsam richtete Leon sich auf. Er befand sich in dem kleinen, doch gemütlich eingerichteten Zimmer, in das ihn einer der Bergarbeiter in der letzten Nacht verwiesen hatte. Das hellrote Licht des frühen Abends strahlte durch ein westwärts gerichtetes Fenster und Leon verfolgte die angestrahlten Staubteilchen einen Moment bei ihrem Tanz durch den Raum mit seinen Augen. In den letzten Tagen war viel geschehen - viel schreckliches. Er schüttelte stumm den Kopf, dann machte er sich daran, das Haus zu verlassen. Eine merkwürdige Stadt, diese Bergarbeitersiedlung ... in recht großem Abstand voneinander standen hier kleine und große Steinhäuser, hier und da ragten Grundmauern oder andere Ruinen aus dem staubigen Boden und überall rund um ihn herum konnte Leon Felswände ausmachen. Nur im nördlichen Teil öffnete sich die steinerne Hügelkette, in die sich die Ansammlung von Hütten gefressen hatte und gab den Blick auf den bewaldeten Talkessel frei, den Leon vom Schlachtfeld aus erblickt hatte. Zwei hölzerne Wachtürme flankierten den Durchlass, auf jedem davon brannte ein Wachtfeuer - auch diese hatte Leon in der letzten Nacht gesehen, fahl gegen die Dunkelheit schimmernd. Hier und da rannten Kinder die Straßen auf und ab, einige Frauen standen an einem Stand mit Mehlsäcken vor einer weiteren Hütte - scheinbar die allgemeine Vorratskammer des Lagers - aber sonst war es hier absolut menschenleer. Wie aus großer Ferne vernahm er monotones Klopfen, wie Stahl auf Stein. Natürlich, das war eine Minenkolonie. Irgendwo in einem Tunnel hackte ein Arbeiter wohl nach dem Schwarzerz - Leon hatte davon reden hören, war jedoch immer mehr von dem blauen Erz von Khorinis fasziniert. Er fischte in seiner Tasche nach einem der Erzbrocken. Feine blaue Adern durchzogen das Gestein und der Brocken schien innerlich zu schimmern, kaum wahrnehmbar und vom Tageslicht überdeckt. Mit einem Lächeln schob Leon den Brocken zurück. Ziellos schlenderte er eine Weile durch die kleine Siedlung. Alle Männer der Gemeinde schienen jetzt unter Tage zu sein, bis auf die beiden Wachleute auf den Türmen - einfachstes Volk, nicht auf Überwachung geschult. Hier wäre eine Diebestour bei Tageslicht ohne Probleme machbar. Doch Leon hatte sich bereits genug Ärger eingehandelt. Unvermittelt musste er wieder an Satura denken, wie sie mit blutüberströmtem Oberschenkel, eingeknickt vor ihm kniete. Er blickte betrübt zu Boden, als er plötzlich eine Bewegung vor sich ausmachte. Auf ihn zugestiefelt kam die breitgebaute Gestalt des unbekannten Kriegers - der Mann, der in der letzten Nacht auf den Tavernenkiller einen blitzschnellen Angriff gestartet hatte, der letztlich Satura und Leon vor ihm bewahrt hatte. Er blickte dem Krieger misstrauisch entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum hatte der Mann das überhaupt getan? Wer war er? Vertrauenserweckend sah er nicht gerade aus. Er blieb Leon direkt gegenüber stehen und sah ihn aufmunternd an - obwohl er selbst gebrochen und alt aussah, halb gebückt und schwer am Hals bandagiert, wie er da stand. |
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14.05.2003, 18:52 | #314 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
So ... Tak hieß der Bastard also ... und er war mit diesem Frost befreundet? Oder was? Leon grunzte leise. Freundin, jetzt wohl kaum noch. Langsam ließ Leon seine verschränkten Arme sinken und schob sie in die Seitentaschen seiner Jacke. Er fühlte mit der Rechten nach einem der Erzbrocken und umschloss ihn mit den Fingern. Ein kaum merkliches Pulsieren schien von dem magischen Gestein auszugehen. Es beruhigte Leon auf eigentümliche Weise, er spürte regelrecht, wie sein Herzschlag sich an das langsame und gleichmäßige Pochen anglich und sein Atem flacher doch entspannter wurde. Er löste sich von dem Stein und blickte Frost fest an. Der erwiderte den Blick aus aufmerksamen, fast prüfenden Augen. Schließlich antwortete Leon: "Wer seid ihr? Ein Name sagt nichts - und was habt ihr mit diesem Tak zu tun?" |
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14.05.2003, 19:34 | #315 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Der Mann sprach in Rätseln ... aber es schien Leon, dass er nicht mehr rausrücken würde, also beließ er es dabei. Stattdessen fragte er etwas anderes, was ihn interessierte: "Du hast uns gerettet - warum? Und warum willst du uns bis nach Gorthar begleiten?" Erneut schlich sich Misstrauen in Leon's Blick. "Du kennst weder mich, noch Satura. Warum solltest du uns helfen wollen?" Er blickte sich kurz um - wo war Satura überhaupt? Er begann sich wieder Sorgen und Vorwürfe zu machen, schließlich war er schuld an der ganzen Misere. Vermutlich war sie in den Wald verschwunden, denn wie Leon sie einschätzte hielt sie es nicht allzulange zwischen diesen natürlichen Steinmauern aus. Erneut drängte sich ihm das Bild von ihr auf, wie sie vor ihm kniete, mit klaffender Wunde, er mit dem blutigen Dolch in der Rechten. Plötzlich wurde er aus seinen dunklen Gedanken gerissen, der andere räusperte sich. Wie um zurück ins Gespräch zu finden wiederholte Leon seine Frage: "Warum willst du uns helfen?" |
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14.05.2003, 21:30 | #316 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Leon hatte so etwas erwartet, konnte es ihr jedoch beim besten Willen nicht übelnehmen. Ein sachtes Grinsen huschte über sein Gesicht, als Satura erneut voranstolzierte, diesmal jedoch nach wenigen Schritten dem Krieger die Führung überlassend. Satura marschierte an zweiter Stelle, scheinbar die Schmerzen in ihrem Bein ignorierend oder nicht mehr fühlend. In ein paar Meter Abstand trottete Leon schweigend hinterher. Er würde sich so bald wie möglich absetzen müssen, Satura wäre dumm, wenn sie jetzt noch länger mit ihm Wandern wollte als notwendig. Spätestens in Drakia würde er sich von ihr trennen, soviel war sicher. Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, blickte sich verwirrt, wie fehl am Platze um und schlich wieder davon. Sie hielt ihn mit Sicherheit für verrückt, oder zumindest brutal und unberechenbar. Sie hatte ihren Platz gefunden und brauchte ihn nicht mehr. Das Versprechen Sagitta zu finden würde er wohl nicht mehr einlösen können, aber das war jetzt sein geringstes Problem. Leon sah auf, Satura und Frost hatten einiges an Abstand rausgeholt. Er beschleunigte seinen Schritt und brach nun schneller durch das Unterholz hindurch, quer durch den bewaldeten Talkessel und den langsam ansteigenden Hang empor. Nicht mehr lange, und das Land würde sich wieder in eine ausgedörrte Wüste verwandeln und sie würden erneut das Schlachtfeld betreten. Jetzt, bei Nacht? Die Schemen des Klingenwesens und des lebenden Hügels zuckten durch Leon's Gedächtnis - nein, nicht noch einmal! Er holte weiter auf und lief nun auf selber Höhe mit Satura, die strikt geradeaus blickte - auch gut, sag' ich's ihm halt selbst! - beschleunigte seinen Schritt noch ein wenig und ging nun kurz hinter Frost. "Heey! Frost, oder wie du heißt! Wir haben deine Hilfe angenommen, aber das heißt nicht, dass wir uns von dir in den Tod auf dem Schlachtfeld führen lassen!" Satura blickte nun doch zu ihm, scheinbar drangen verschwommene Erinnerungen hoch, ein unsicheres Flackern ging durch ihren festen Blick. Doch Frost rief über die Schulter hin zurück, ohne sich umzusehen: "Keine Sorge, ich hatte nicht vor, euch bei Dunkelheit dorthin zu führen. In der Nähe der Ebene, knapp hinter dem Waldrand gibt es eine Höhle, dort können wir Rast machen. Ich muss ohnehin auf einen Gefährten warten, er wird hierher finden. Ohne ihn reise ich nicht ab." Und damit wechselte Frost auch schon die Richtung und brach seitlich ins Gebüsch ein, eine schmale Schneise hinterlassend. Satura und Leon erreichten sie gleichzeitig, er hielt ihr einladend die Hand hin und sie schritt ihn keines weiteren Blickes würdigend an ihm vorbei. Einen Moment sah Leon sich unsicher um, dann folgte er den beiden. Nicht lange und sie erreichten das Ende des Waldes. Der Pfad wand sich hier den mit steinigen, doch mit Moos überwucherten Hang empor, zur Linken wie zur Rechten ragten die abgrenzenden, steinernen Hügel und Berge empor. Frost hielt sich links und über kurz erreichten sie die Felswand, die er gemessenen Schrittes entlang marschierte. Plötzlich tat sich vor ihnen ein dunkler Schlund auf. Leon's scharfe Augen erkannten nach kurzer Zeit eine fast Kugelförmige Höhle mit runder Decke und rundem Boden. In der Kuhle in der Mitte war der Boden aschegeschwärzt, einige halb verkohlte Holzscheite lagen hier und da. Schien als hätten sie ihr Nachtlager erreicht. |
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14.05.2003, 21:59 | #317 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Leon starrte Satura stumm an, wie sie demonstrativ den blutgetränkten Verband von ihrem Oberschenkel schälte und in die Höhe hielt. Das war keine Ignoranz mehr, das war Folter. Und das schlimmste war, dass er ihr das trotz allem nicht übel nehmen konnte. Wer war denn mit dem Dolch auf einen scheinbaren Gefährten losgegangen? Leon wünschte sich, dass Satura sich niemals auf die Suche nach ihm gemacht hätte. Wieso hatte sie überhaupt diese Reise auf sich genommen? Er war doch nichts weiter als ein Dieb, und jetzt sogar eine potentielle Bedrohung. Nein, Satura hätte sich nicht in seine Angelegenheiten mischen sollen. Sie reinigte jetzt ihre Wunde mit einer klaren Flüßigkeit, deren beißender Geruch bis zu Leons Schlupfwinkel hinüberdrang. Vermutlich mit viel Alkohol versetzt, um eine Infektion zu verhindern. Sie biss die Zähne zusammen und verzog das Gesicht möglichst schmerzvoll und mitleiderregend. In Gedanken schüttelte Leon den Kopf. Es wurde Zeit, zu verschwinden. Nicht erst in Drakia - jetzt. Sollte sie doch dieser Frost begleiten, er würde auch alleine klarkommen. Wozu hatte Leon den Großteil seines Lebens in den Wäldern von Khorinis zugebracht?! Er würde warten, bis sie eingeschlafen waren, ja. Sollte Satura doch machen was sie wollte, er hatte sie nicht hergebeten, er hatte nicht vorgehabt, den Kult auf diese Weise zu verlassen. Sie hatte inzwischen neue Salben aufgetragen und zog sich fest neue Bandagen um die Wunde. Leon sah hinüber zu Frost. Der schien völlig in Gedanken versunken, er starrte auf die beiden schimmernden Klingen, die er Überkreuz vor sich auf dem Höhlenboden aufgebahrt hatte. Gut. Bald würde er sich aus dem Staub machen. |
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14.05.2003, 22:43 | #318 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Satura hatte sich inzwischen auch in eine Ecke verzogen, Frost war im Sitzen eingenickt. Schien als wären beide von ihren Verletzungen stark geschwächt. Und ausgerechnet er, Leon, war quicklebendig? Na, dann war es wohl an der Zeit. Vorsichtig erhob er sich und kroch zum Lagerfeuer hinüber, da murmelte Satura irgendetwas vor sich hin. Leon spähte zu ihr. Sie sah blaß und elend aus und der flackernde Feuerschein ließ ihre sonst so sanften Züge ausgemergelt und tot erscheinen. Ihm schauderte und ein Gefühl von Scham kam in ihm auf. Er wollte sie zurücklassen, so wie er sie zugerichtet hatte? Doch er war hier nicht mehr willkommen. Er nickte bekräftigend und machte sich an seine Vorbereitungen. Satura hatte scheinbar Training im Kampf mit Einhandwaffen genommen, wie Frost angedeutet hatte. Gut, dann sollte sie etwas Nützliches bekommen. Aus dem Bündel auf seinem Rücken zog Leon die schmale lederne Scheide, die hier und da mit Silber verziehrt war und die er in der Waffenkammer der Kultisten hatte mitgehen lassen. Darin befand sich das leichte Stahlschwert, die schmale, beidseitig geschliffene Klinge. Vorsichtig fasste Leon Saturas Rechte, öffnete sie und legte das Schwert hinein. Sanft schloss er ihre Hand wieder und im Schlummer zog sie das Schwert näher zu sich heran. Aus dem Beutel mit Halbedelsteinen fischte er einen walnussgroßen Amethyst, der im Feuerschein tanzende, violette Farbreflexe auf die Höhlenwand warf. Den legte er vorsichtig in Saturas andere Hand. Langsam richtete er sich auf. Sollte sie seine Gaben behalten, wegwerfen, in Ehren halten oder darauf herumtrampeln, das war ihre Sache. Er war hier nicht länger von Nöten. Aber er hatte noch einen Auftrag der Inquisition abzuschließen ... Eben wollte er sich umwenden, als er sich wie aus einem Reflex noch einmal zu Satura hinabbeugte. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und wich dann ruckartig zurück, wie aus Angst sie könne ob er Berührung erwachen. Doch sie schlummerte weiter ihren heilenden Schlaf und hatte es nicht einmal bemerkt. Leon grinste schief. Was hatte ihn da für ein Teufel geritten? Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Backpfeife sich anfühlen mochte, die er jetzt kassiert hätte, wäre Satura nicht in tiefem Schlummer. Er fühlte wieder nach einem der Erzbrocken und 'lauschte' innerlich auf das sanfte Pochen der bläulichen, schimmernden Äderchen, die sich durch das Gestein zogen. Dann wandte er sich ab und trottete aus der Höhle heraus, vorbei an Frost, der am Eingang saß und eingenickt war, und hinaus in die Dunkelheit. Über ihm hingen blasse Sterne, vor ihm erstreckte sich der bewaldete Talkessel und zu seiner Linken öffnete sich die weite Ebene. Er spähte nach Osten. Hier war die Sicht von den Bergen versperrt, doch er sah einen blassen Lichtschimmer sich in den tiefhängenden Wolken spiegeln. Die Dämmerung würde bald einsetzen - und mit dem ersten Tageslicht würde das Schlachtfeld seine Bedrohung, wenn auch nicht seine Bedrohlichkeit einbüßen. Er marschierte los, in Richtung der grauen Öde und und nach Norden, stets nach Norden, ohne es zu wissen direkt seinem Ziel entgegen - seinem Auftragsgeber. |
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15.05.2003, 11:57 | #319 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Mit einem entspannten Aufatmen setzte Leon den Lederschlauch ab. Ein paar violette Tropfen Wein rannen über seine Lederjacke, formten eine gemeinsame, große Blase und fielen auf den staubigen Boden. Mit einem leisen Zischen sog der durstige Morast die Flüssigkeit auf. Leon verpropfte den gußeisernen Verschluss des Weinschlauches und nahm noch einen Bissen von dem gut geräucherten Pfefferbeißer. Alles Gaben von dem gut genährten Bücherwurm in Gorthar ... mit einem fiesen Grinsen schob er seine Brotzeit wieder in das Bündel aus Lumpen, das er auf dem Rücken trug. Der arme Mann hatte seinen Lieblingsschmöker und einen guten Teil seiner Speisevorräte verloren. Leon stampfte auf, wie um seinen Weitermarsch anzukündigen. Staub und Sand wirbelte ihm ins Gesicht und mit einem ächzenden Schnauben setzte er seinen Weg fort. Er war nun seit Tagesanbruch unterwegs und hatte zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen die tote Ebene betreten. Inzwischen war er rund und rund um ihn herum von grauer Fläche umgeben, durchsetzt von stählernem Silber und knöchernem Weiß. Nur weit in der Ferne ragten zu beiden Seiten Bergketten auf, vor ihm öffnete sich eine weite, grau-blaue Fläche. Das Meer im Fjord. Der Horizont jedoch war von weißen Wolken verdeckt, die Insel Khorinis konnte Leon nicht ausmachen. Voran und voran marschierte er und konnte gegen das einfallende Sonnenlicht nicht die Gestalten in der Ferne ausmachen, die ihm entgegen kamen. Er würde sein erstes Ziel wohl früher erreichen als erwartet. |
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15.05.2003, 16:22 | #320 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Die Männer waren plötzlich vor Leon aufgetaucht, er hatte sie gegen das brennende Sonnenlicht bis auf zwanzig Meter gar nicht hatte herankommen sehen. Ausgelaugt und verwirrt wie er war, leistete er keinen Widerstand, als die beiden Soldaten ihn an den Schultern packten und vor sich her trieben. Wankend kam er schließlich zum Stehen, die Männer ließen los und Leon blickte auf. Dorrien! Er war mit einer kleinen Armee zurückgekehrt, wohl um Unannehmlichkeiten wie der letzten mit den Kultisten vorbeugen zu können. Doch wieso blickte er sich so gehetzt um? Hier war das Gebiet meilenweit überschaubar. Niemand konnte sich hier unbemerkt anschleichen, so grell es hier war. Und doch ... " ... was hast du also herausgefunden?" sprach Dorrien ihn an und riss ihn aus seinen Gedanken. Leon öffnete den Mund, doch nur ein trockenes Gurgeln verließ seine Kehle. Er räusperte sich und spuckte den mit Sand und Staub vermengten Speichel aus, einer der Wachen direkt vor die Füße. Mit einem Ächzen setzte er zum Sprechen an ... Und obwohl er erschöpft war und sein Rachen sich so trocken anfühlte, wie diese Wüste aussah erzählte er alles, was er über den Kult und seine Pläne erfahren hatte und auch, was ihm Manfred über den Tavernenkiller erzählt hatte. Besonders interessiert schien Dorrien in der Erzählung seines ersten Auftrags: Der Beschaffung des Buches "das gläserne Reich". Leon führte alles dazu aus, was er wusste: Über die drei Kristalle, die als symbolische Schlüssel für das Eisgrab des Kristallkönigs dienten, was die Kultisten dort zu finden gehofft hatten (eine der Tafeln zur Beschwörung des Erlösers), die gemeinsame Suche von Manfred und Leon nach dem ersten dieser Schlüsselsteine und ihr blutiges Ende. Er berichtete auch, dass er später erfahren hatte, was es mit dem Druiden auf sich hatte - dass er der Tavernenkiller war, Manfred offensichtlich verfolgte und wahllos und scheinbar unprovoziert über die Kultisten herfiel und wohl Tak hieß. Dass der Kristall, für den soviele Kultisten ihr Leben gelassen hatten, inzwischen nicht mehr im Besitz des Ordens war konnte Leon nicht wissen. So berichtete er also, dass der Orden diesen ersten Stein in einer unterirdischen Festung, einem ausgedehnten Höhlensystem in der westlichen Bergkette aufbewahrte und Leon gemeinsam mit Manfred auf der Suche nach dem zweiten Kristall waren, als er das erste Mal, behindert von Tak, auf Dorrien gestoßen war. Die weiteren Fakten betreffs Satura verschwieg er wohlweislich. Am Rande bemerkte er seine Rettung durch Frost und wie er sich wieder von ihm getrennt hatte. An diesem Punkt schien Dorrien nachdenklich zu werden, nickte dann aber und winkte Leon, weiterzuerzählen. Am Ende überreichte der Dorrien noch einige Notizzettel: Auf einem war beschrieben, wo sich in etwa das Lager der Kultisten befand - so gut Leon das noch in Erinnerung gehabt hatte -, auf einem anderen Informationen über die Zentrale der Kultisten in der Stadt - "Der Hecht im Karpfenteich" - und auf einem dritten und letzten noch einmal die Geschichte vom Erlöser, den Steintafeln und den Schlüsseln zum Kristallreich zusammengefasst. Dass er diese Informationen vorrübergehend nicht einmal mehr herausrücken hatte wollen und ihn die Mitgliedschaft im Kult seltsam freudig gestimmt und nun mit einer seltsamen Leere hinterlassen hatte verschwieg Leon ebenfalls. |
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15.05.2003, 17:19 | #321 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Der kleine Trupp setzte sich langsam in Bewegung und Leon wurde mehr oder weniger mitgeschleift. "Heey, was ist mit meiner Belohnung? 2000 Goldstücke waren ausgemacht! Und ich denke, ich habe meine Aufgabe erfüllt!" Dorrien blickte kurz über die Schulter zurück. "Ja, hast du. Aber glaubst du wirklich, ich schleppe soviel Geld hier mit mir herum? Komm mit nach Gorthar und wir werden dich ausbezahlen. Von hier aus kommst du ohnehin nirgendwo hin - mittem im Nichts des Schlachtfeldes." Widerwillig nickte Leon. Dorrien hatte recht, in beiden Punkten. Trotzdem wäre es ihm am liebsten gewesen, sich wieder von dem Inquisitor verabschieden zu können, so schnell wie möglich ... In einigem Abstand zu Dorrien, inmitten einer Schar von Soldaten trottete er dem großen Zug hinterher. All diese Männer sahen fast gleich aus - Gesichtslose, Unbekannte. Einfache Soldaten. Nur Dorrien in seinem weiten, im heulenden Wind wehenden Mantel stach hervor. Ganz in seiner Nähe erblickte Leon die einzige Frau im Zug, der Rüstung nach eine Amazone. Auf ihrem Rücken hatte sie einen Bogen gespannt. Schweigend marschierte sie neben Dorrien eine Weile her, bis sie sich zu ihm herüberbeugte und ihm irgendetwas zuflüsterte. Leon zuckte im Gehen mit den Achseln. War nicht sein Belang, tatsächlich hoffte er hier in Gorthar sowieso nicht in noch weitere Intrigen verstrickt zu werden. Geld schnappen und ab nach Khorinis ... Schweigend marschierte er weiter über die Ebene, in die Richtung aus der Dorrien gekommen war. Einer der Soldaten murrte etwas wie: "Der Kerl kann sich auch nicht entscheiden, erst her, dann zurück. Ich dachte wir wären auf Kultistenjagd?!" Unmut machte sich in der Truppe breit - sie waren schon viel zu lange in dieser Einöde unterwegs. |
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15.05.2003, 18:36 | #322 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Leons Herz machte einen Sprung und stand einen Moment still, nur um dann umso hektischer weiterzuschlagen. Vor ihm auf dem Tisch lagen zwei prallgefüllte Säcke. Er löste die Schnur an beiden und fasste mit den Händen tief hinein, grub durch das Gold um einerseits sicherzustellen, dass er nicht hereingelegt wurde, andererseits einfach des guten Gefühls wegen. Ein fröhliches Grinsen huschte über sein Gesicht, als er mit je einer Hand die Säcke packte. Langsam erhob er sich und schritt hinüber zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um, nickte und hob zum Abschied die Rechte mit dem Geldsack in die Luft und verschwand aus der Tür. Er stolzierte durch die große Vorhalle, an den hochnäsigen Wachen vorbei und trat hinaus in den rötlichen Sonnenschein des Abends. Zweitausend Goldstücke ... das war ja fast mehr, als es auf der ganzen Welt überhaupt gab! Vorsorglich verstaute Leon die beiden dicken Beutel in den Innentaschen seiner weiten Jacke. Hmmm, ein wenig ausgebeult sah sie jetzt schon aus, aber das würde wohl nichts weiter ausmachen. Zweitausend Goldstücke ... was sollte er damit machen? Er könnte sich in Khorinis ein Haus kaufen! Ja, ein zweistöckiges Haus mit einer goldenen Wasserpumpe davor und ein ganzes Heer von Dienern. Die würde er aussenden um für ihn neues Geld ranzuschaffen, er selbst bräuchte nie mehr einen Finger zu rühren. Die Pflastersteine des Wegs durch den weitläufigen Garten würden zumindest mit Quadern aus Bergkristall ausgelegt werden ... aber so ein großes Grundstück kostete Unsummen ... na, fürs erste reichte auch eine silberne Wasserpumpe! So marschierte Leon in wahnwitzigen Einfällen schwelgend den Pfad von der Burg hinab Richtung Gorthar. Vergessen all die Schmerzen und Ängste der letzten Tage, vergessen die Gefahren, die noch vor ihm liegen könnten. Und sogar Satura hatte er für diesen Augenblick völlig verdrängt. Frohgemut machte er sich auf den Weg zum Hafen von Gorthar. Er befand sich wieder in den Slums, Elend und Hunger überall, doch das juckte ihn im Moment kein bisschen. Von ein wenig Leid würde er sich seine Laune nicht verderben lassen! Grinsend warf er einem alten Mann, der gerade in seinem Boot mit dem großen, weiten Segel verwickelt war, das Säckchen hin, das früher sein Geldbeutel gewesen war. An die 50 Goldstücke waren darin! "Bring mich noch heute nach Khorinis und der Beutel gehört dir!" Der Mann schnürte ihn auf, blickte hinein und nickte dann. "Worauf wartest du noch, Jungchen! Hüpf' rein!" Das ließ Leon sich nicht zweimal sagen. Er sprang in das recht langgestreckte Segelboot und legte sich am Kiel zur Ruhe, während der Alte das Schiff fertig machte und schließlich die Leinen selbst löste. Für den Lohn erwarte ich, dass ich keinen Finger mehr zu rühren habe ... grinste Leon in sich hinein. Ein schwerer Schlag - der Mann war in das Boot zurückgesprungen, nachdem er die Vertäuung gelöst hatte - und dann nur noch das sanfte Schlingern der Wellen. Leon blickte sich noch einmal um. Das Boot trieb ein Stück weit weg vom Hafen, ehe der Schiffer das Segel emporzog. Nur einen Moment später ging ein Ruck durch den Kahn und Leon begann seine Reise zurück nach Khorinis. |
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15.05.2003, 19:52 | #323 | ||||||||||||
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Die Stadt Khorinis # 12 -
Mit großer Leichtigkeit schwang Leon sich aus dem Boot des Alten. Der Mann hatte jeden Fetzen Segel gesetzt um Leon's gut bezahltem Auftrag zur Genüge zu kommen. Jetzt stand der Dieb auf dem Pier und blickte zurück auf das Boot. Er hob zum Abschied die Hand und nickte aufmunternd, der Alte hob den Beutel Goldstücke in die Luft und grinste. Leon schwang sich auf dem Absatz herum und marschierte die Straße zur Handwerkergasse von Khorinis hinauf. Was sollte er zuerst mit dem Geld machen? Sein Weg führte ihn zum Marktplatz ... hmmm, vielleicht sollte er mal etwas kaufen? Er grinste ob der Vorstellung. Nein nein, man musste seinen Prinzipien treu bleiben! Was mit dem ganzen Zaster zu tun sei wäre auch später noch herauszufinden. Jetzt musste er erstmal in Sicherheit gebracht werden - es gab so ungeheuer viel lichtscheues Gesindel in der letzten Zeit in ganz Khorinis! Mit einem Schmunzeln auf den Lippen trottete er an den Milizwachen vorbei und verließ Khorinis in Richtung Taverne. |
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15.05.2003, 20:04 | #324 | ||||||||||||
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Rund um Khorinis # 7 -
Irgendwo müsste sein Lohn sicher aufbewahrt werden können, dachte der junge Dieb. Recht ziellos wanderte er den Pfad in dem Einschnitt in der Felswand empor von Khorinis aus, in Richtung Taverne. Hier und da hatten Bäume ihre Wurzeln in das Gestein eingegraben, an vielen Stellen wuchs Gebirgsmoos oder saftiges Gras in den Ritzen. Und überall lag ein angenehmer Kräuterduft in der Luft. Leon erreichte die Brücke nahe Akils Hof ... hier hatten Satura und er ihr erstes richtiges Abenteuer erlebt, der Kampf gegen eine Molerat. Unwillkürlich blickte er auf seinen rechten Unterarm, der Kranz aus Narben, den ihr Maul hinterlassen hatte, war zwar blasser geworden aber immer noch zu erkennen. Er hatte Satura zurückgelassen. Erst jetzt hatte er wieder an sie gedacht, war mit seinem bisschen Gold abgelenkt genug gewesen, um zu vergessen, was er ihr angetan hatte. Betrübt blickte er zu Boden. Ob sie in Sicherheit war? Er trottete hinüber zur Brüstung der Steinbrücke und lehnte sich darauf. Von hier hatte er schon öfters einfach in das Tal an der Küste hinausgeblickt, wo Khorinis lag und dahinter das weite Meer. Auch heute wieder lagen glitzernde Nebelschwaden auf dem Wald um Leon's Heimatstadt. Mehrere Minuten stand er schweigend so da und grübelte erneut über all das nach, was seit Satura's Ankunft geschehen war. Verrückt, einfach verrückt war das alles. Mit einem leisen Seufzer wandte er sich nach einer schieren Ewigkeit ab und folgte dem Weg weiter in Richtung Taverne. Nur wenig später stand er wieder, seit langem das erste Mal, vor der Toten Harpie. Ihm fielen ein paar Novizen aus dem Kloster auf, die vermutlich wieder ihren Wein abgeliefert hatten. Dabei dachte Leon zurück an seine beiden Aufträge für die Inquisition. Eigentlich keine schlechte Art, Geld zu verdienen, oder? Er blickte auf seine ausgebeulten Taschen - nein, wirklich sehr lohnend. Er ließ seinen Blick zu dem Tal schweifen, in dem das Kloster hinter einem kleinen Wäldchen versteckt lag und von dort weiter, bis über die Felder des Großbauern, der all die Söldner beschäftigte. Er war bisher nur einmal hier gewesen, seit dem Fall der Barriere, und das war auch zusammen mit Satura gewesen. Ein seltsamer Gedanke keimte in Leon auf. War er nicht die letzten Tage selbst ein Söldner gewesen? Und hatte er nicht gefallen daran gefunden, nicht zuletzt am ordentlichen Lohn? Na, es hatte sich als mehr als lohnend erwiesen! Und gewiss mussten nicht alle Krieger von Onar's Hof den lieben langen Tag auf selbigem herumhängen. Vielleicht würden sie ihn ja als Mann mit Referenzen als tauglich ansehen? Schmunzelnd machte er sich auf den Weg, ein Schwächling, ja fast noch ein Kind. Aber dafür hatte er die Taschen voller Geld und seine Feuertaufe schon bestanden. |
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15.05.2003, 20:39 | #325 | ||||||||||||
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Onars Hof # 6 -
Langsam näherte sich Leon dem Haupthaus des Hofes. Schnellen Schrittes hatte er die weiten Felder hinter sich gebracht und folgte einem Söldner durch den Vorraum. "Hier rein!" sagte er nur ihm den wegweisend und verschwand dann wieder. Etwas verunsichert trat Leon ein. Es war ein recht kleiner Raum, in dem der junge Dieb jetzt stand. Hier und da hingen Felle an der Wand doch sonst war hier nicht viel eingerichtet: Ein einfaches Bett, ein Schreibtisch mit Hocker und darauf ein Mann in schwerer Söldnerrüstung. Der blickte auf als Leon eintrat. "Ja? Was gibt's?" Der Dieb räusperte sich ein wenig. "Ich ... ich interessiere mich für einen Posten als Söldner." "Warum sollten wir dich brauchen?" "Ich habe die letzten Wochen der Inquisition gedient, gegen Geld versteht sich. Nun, mein Auftrag ist abgeschlossen und ich habe irgendwie Geschmack auf das Söldnertum bekommen. Der Inquisitor Dorrien könnte das ganze bestätigen." "Mit den Ordensleuten haben wir nicht viel am Hut. Aber auch wenn dich deine bisherigen Leistungen vielleicht auszeichnen würdest du den Weg eines jeden Neuen auf Onar's Hof gehen müssen." "Heißt?" "Heißt, dass du dich als Schürfer verdingen wirst, bis du genug Erz zutage gefördert hast. Dann kannst du weiter befördert werden. Jeder hier hat das durchgemacht und nur, weil du schon ein bisschen Söldner gespielt hast gibt's für dich keine Ausnahme." Leon nickte zögerlich. Dann fragte er: "Was muss ich tun um als Schürfer aufgenommen zu werden?" "Nichts weiter. Such dir einen Platz zum Schlafen, spann' ne Weile aus uns leb' dich ein. Alles weitere erklärt dir dann der Minenaufseher, der ist dafür zuständig." Leon nickte dankbar. "Ja ja, und jetzt verschwinde, ich habe zu tun." Er winkte grob in Richtung Tür und Leon machte sich widerwillig auf den Weg. Nun gut, dann würde er eben den Hof ein wenig erkunden, bis er zum Schürferdienst eingezogen wurde. Hmm, vielleicht könnte er sich ja einige Zeit ersparen, wenn er die Erzklumpen aus der Oberstadt ablieferte? In Gedanken machte er sich eine Notiz und verließ nun das Haupthaus, in Richtung Taverne. |
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