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17.11.2002, 00:04 #126
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein Knacken ließ Saria aufschrecken. Blitzschnell rollte sie sich vom Felsen herunter und ging hinter ihm in Deckung. Um keine verräterische Bewegung zu machen, griff sie ganz langsam nach ihrem Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne.
Dann lugte sie um den Felsen herum in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. In der Dunkelheit des Waldes bewegte sich ein Schatten. Sarias Herz machte einen schmerzhaften Sprung, als sie im fahlen Mondschein die Rüstung eines Erzbarons erkannte.
Vorsichtig richtete sie sich ein Stückchen auf und spannte den Bogen. Sie ging genauso vor, wie es Uher ihr gelehrt hatte. Unendlich langsam zog sie die Sehne bis an ihr Kinn zurück, brachte ihre Arme auf eine gerade Linie.
Noch einmal überprüfte sie den Schusswinkel, dann ließ sie den Pfeil von der Sehne schnellen.
17.11.2002, 00:23 #127
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Saria fluchte leise in sich hinein. Durch den Sturz hatte sie den Baron aus den Augen verloren. Dennoch, ein aufbauendes Triumphgefühl machte sich in ihr breit. Sie hatte getroffen!
Hastig legte sie einen neuen Pfeil auf und bewegte sich langsam und geduckt durch das Unterholz. Wenn sie sich nicht irrte, müsste der Erzbaron etwas rechts von ihr zu Boden gegangen sein.
Ihr Herzschlag raste, als sie sah, dass ihr Gegner wohl noch am Leben sein musste, denn er war nirgends mehr zu sehen. Gehetzt sah sie sich um. Wohin könnte er nur geflohen sein? Oder hatte sie sich doch geirrt und er war woanders gestanden?
Vorsichtig schlich Saria weiter durch das Dunkel des Waldes.
17.11.2002, 10:19 #128
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein Klacken erscholl zu Sarias Linken, dann traf sie etwas hart an der Schulter und warf sie nach vorne. Ein gellender Schrei durchbrach die nächtliche Ruhe, noch bevor die Amazone auf den Boden aufschlug, fuhr grausamer Schmerz durch ihre Schulter.
Wimmernd tastete sie nach der Quelle des Schmerzes. Ihre suchenden Finger trafen auf hartes Holz. Der Bolzen steckte tief in ihrem Fleisch, ihre Lederrüstung hatte die Wucht des Geschosses kaum aufhalten können. Warmes Blut quoll aus der Wunde und über ihre Finger.
Ein Schatten legte sich über sie. Mühsam wälzte sie sich auf die Seite um ihren Peiniger erkennen zu können. Entsetzt stöhnte sie auf. Es war Vexx. Das Schwert des Erzbarons blitzte im Schein des Mondes, seine Klinge deutete direkt auf ihre Kehle.
Saria wünschte sich nichts mehr, als dass der Baron zustechen würde. Diese Schmerzen waren unerträglich. Tränen flossen in Sturzbächen ihre Wangen herab und vermischten sich mit der Schicht aus vermodertem Holz auf dem Boden.
Doch dann steckte Vexx seine Waffe weg. Mit triumphierenden Blick starrte er auf sie herab und verspottete sie. Der Pfeil lag noch immer in ihrer kraftlos gewordenen Linken. In diesem Augenblick hätte sie nichts lieber getan, als dem Baron die stählerne Spitze ins Herz zu rammen.
"Erfreut dich...dieser Anblick?", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Warum...quälst du mich...so?"
Etwas Hartes drückte in ihren Oberschenkel. Sie lag genau auf ihrer Dolchscheide. Wenn der Baron noch etwas näher kam, konnte er etwas erleben...
17.11.2002, 11:18 #129
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
"Bevor ich zurück ins...Alte Lager gehe...will ich lieber...sterben..."
Durch rote Schleier hindurch konnte Saria erkennen, wie sich ein Mann in der Robe eines Feuermagiers näherte. Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt. Noch mehr Innosler...
Dann erkannte sie erst, um wen es sich bei der Person handelte. Es war der Schatten, der sie in Ronys Hütte überwältigt hatte. Ein humorloses Lachen entrang sich Sarias Kehle.
"Du auch noch? Seid ihr beide gekommen um...mir beim Sterben zu...zusehen?"
17.11.2002, 11:42 #130
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein glasiger Ausdruck erschien in Sarias Augen, als sie so schnell sie konnte vor dem Baron und den Magiern wegkroch. Im nächsten Augenblick hatte sie ihren Dolch gezückt und hielt ihn mit zitternder Hand vor sich.
"Bleibt mir vom Leib, alle!", rief sie mit mühsam beherrschter Stimme.
Torkelnd kam sie auf die Beine, den verletzten Arm eng an ihren Körper gepresst. Panik flackerte in ihrem Blick, als sie rückwärts stolperte. Sie würde nicht wieder zurück ins Alte Lager gehen. Und anfassen würde sie sich auch von niemanden lassen. Notfalls würde sie kämpfend untergehen...
17.11.2002, 21:20 #131
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein Felsbrocken von der Größe Myrthanas fiel von Sarias Herzen als die Männer aus dem Alten Lager endlich abzogen. Kaum waren sie außer Sichtweite, da kippte sie auch schon um und blieb reglos liegen.
Alles begann sich um sie herum zu drehen. Die Wunde an ihrem Arm schmerzte noch immer höllisch und sie konnte ihre linke Hand kaum noch bewegen. Doch Saria traute sich nicht, den Bolzen aus der Wunde zu ziehen. Wer weiß, vielleicht hatte der Erzbaron gar Widerhaken angebracht.
Oder er war gar vergiftet...
Saria mochte gar nicht erst daran denken. Nach mehreren Stunden schaffte sie es endlich, aufzustehen und ihren Bogen einzusammeln. Die Wunde blutete noch immer, die Amazone fühlte sich seltsam schwach und ausgelaugt. Was würde Uher wohl dazu sagen?
Mehr torkelnd als laufend schleppte sie sich in Richtung Sumpflager.
18.11.2002, 17:11 #132
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Schon zum zweiten Mal binnen weniger Tage taumelte Saria auf das Tor des Sumpflagers zu. Die Wachen wechselten einen erstaunten Blick, doch bevor sie eingreifen konnten, war die Amazone schon im Lager.
Ihre Hand presste sie noch immer auf die Wunde an ihrem Arm, wobei sie tunlichst darauf achtete, den Bolzen nicht zu berühren. Wie im Schlaf torkelte die Diebin über die hölzernen Stege, hinter ihr rief irgendjemand etwas was sie nicht mehr verstand.
Sie wusste nicht wie sie es geschafft hatte, aber nach einer Ewigkeit voller Schmerzen erreichte sie Uhers Hütte. Mit einem letzten Kraftaufwand schleppte sich Saria bis zur Tür und hämmerte mit ihrer blutüberströmten Hand gegen das Holz.
"Uher, ich...ich...habe ge...troffen..."
Ihrer letzten Kraftreserven beraubt glitt Saria langsam an dem rauhen Holz der Hüttentür nach unten. Nichts wäre ihr lieber als eine Runde zu schlafen...
19.11.2002, 14:44 #133
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Ein pelziges Gefühl lag auf Sarias Zunge als sie erwachte. Der Schmerz in ihrem Arm war um einiges zurückgegangen, im Ausgleich lag ein straffer Verband um die Wunde. Aber wo war sie hier eigentlich?
Verwirrt sah sich die Amazone um. Scheinbar lag sie in einer der Sumpfhütten. Ihr Lehrmeister sah aus besorgten Augen auf sie herab. Wie war sie denn hier her gekommen? Schwerfällig versuchte sie sich aufzusetzen.
"Uher...was...was ist passiert?", krächzte sie.
Erst jetzt bemerkte Saria, wie durstig sie eigentlich war. Ihre Kehle war staubtrocken, wie lange hatte sie denn geschlafen?
19.11.2002, 15:01 #134
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Langsam kamen die Erinnerungen wieder hoch.
"Da war dieser Erzbaron, der hat auf mich geschossen und dann diese Magier und..."
Saria unterbrach sich, als sie merkte dass sie unverständliches Zeug redete. Erst einmal beruhigen, dann von vorne beginnen.
"Also, ich war im Wald etwas nordwestlich von hier um das Bogenschießen zu üben. Als ich mich dann nach ein paar Stunden schlafen legen wollte, sah ich einen Erzbaron, der ganz alleine durch den Wald schlich. Der war sicher dort, um mich wieder ins Alte Lager zu verschleppen. Wahrscheinlich hatte er meine Spuren gesehen und mich dann aus den Augen verloren. Deshalb nahm ich meinen Bogen zur Hand, um ihn zu erledigen, bevor er mich sehen konnte."
Ein Gefühl von Triumph wogte durch Saria, als sie stolz weitersprach.
"Und ich habe ihn getroffen! Dummerweise verlor ich ihn aus den Augen, als er zu Boden ging. Dann war ich wohl etwas unvorsichtig, weil ich ihm den Rest geben wollte. Er nutzte die Gelegenheit und schoss mich nieder. Auf einmal kamen dann auch noch zwei Feuermagier, die drei haben sich gestritten, ich nutzte die Gelegenheit um mich aus dem Staub zu machen. Das Letzte woran ich mich erinnern kann, ist wie ich zu deiner Hütte kam..."
19.11.2002, 15:32 #135
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Saria lehnte den Krautstengel dankend ab. Der letzte hatte ihr nicht sonderlich gut bekommen. Dann sah sie fragend zu Bloodflowers. Mal sehen was der inzwischen gelernt hatte.
Mit mittlerweile geübten Handgriffen nahm Saria ihren Bogen von der Schulter und legte auf eine der fetten Fleischklöpse an. So dick wie die Viecher waren, konnte sie ja eigentlich gar nicht vorbeischießen. Allerdings hatten sie auch ganz schön kräftige Beißer...
Wenn ihr die Ratten zu nahe kamen, konnte sie immer noch abhauen. Saria verspürte keine sonderliche Lust auf eine neue Verletzung.
Doch erstmal galt es, die Molerats aufzuscheuchen. Vorsichtig spannte die Amazone den Bogen. Sofort fing ihre Schulter wieder an zu schmerzen, aber sie biss mutig die Zähne zusammen und versuchte den Arm ruhig zu halten. Noch einmal ausgeatmet, dann schnellte der Pfeil von der Sehne.
Eine der Molerats quiekte schmerzerfüllt auf, als sich das gefiederte Geschoss in ihr Bein bohrte. Bevor die anderen Ratten überhaupt realisiert hatten was passiert war, schoss Saria ein weiteres Mal. Doch dann kam die Herde auch schon wutschnaubend angerannt...
20.11.2002, 15:09 #136
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Währenddessen hatte Saria schon zwei weitere Harpyien ausgemacht, die allerdings nicht auf sie zuflogen, sondern träge auf dem Boden herumhopsten. Wahrscheinlich waren das altersschwache Exemplare, die sich zum Sterben hierher zurückgezogen hatten.
Umso besser für die angehende Bogenschützin. Da sich die Biester im Moment nicht sonderlich um sie kümmerten, hatte sie genug Zeit um ordentlich zu zielen.
Im nächsten Augenblick zischte auch schon der Pfeil auf eine der Harpyien zu und bohrte sich in ihre Schulter. Ein schmerzerfülltes Kreischen durchbrach die Totenstille auf dem Plateau, dann erhob sich die zweite Harpyie schwerfällig in die Luft und flog auf Saria zu, während die Angeschossene zwar versuchte, loszufliegen, aber durch den Pfeil nicht mehr vom Boden wegkam.
Doch die Amazone musste sich erst einmal um die zweite Harpyie kümmern, welche gerade zum Sturzflug ansetzte und geradewegs auf sie zuschoss. Saria versuchte ihre Atmung zu beruhigen, um besser zielen zu können, aber sie spürte wie sie immer nervöser wurde. Zudem begann ihr Arm wieder zu schmerzen. Die Pfeilspitze wackelte wie ein Schiff auf den Wellen hin und her.
Und die Harpyie raste mit zunehmender Geschwindigkeit auf sie zu. Verdammt, so konnte sie nicht zielen. Saria zwang sich zur Ruhe und schloß die Augen. Alles um sie herum schien mit einem Mal vergessen, die Geräusche drangen wie aus weiter Entfernung an ihr Ohr. Sie glaubte sogar, den Wind unter den Schwingen des angreifenden Monsters rauschen zu hören.
Im Geist sah sie noch immer die Spitze des Pfeiles, langsam wurde das Zittern schwächer. Die Diebin hielt den Atem an. Dann ließ sie den Pfeil von der Sehne fliegen.
22.11.2002, 14:55 #137
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Anschrägen also. Nun gut, probieren konnte man es ja mal. Allerdings war das schon eine bedeutend größere Entfernung...
Die erste sollte eigentlich kein Problem darstellen. Ruhig visierte Saria das Ziel an, zog den Pfeil fast bis an ihr Kinn und ließ dann los. Mit einem dumpfen Geräusch bohrte er sich in die Mitte der ersten Zielscheibe.
Sie hatte getroffen. Sie hatte wirklich getroffen. Und dazu noch das Ziel! Doch als die Amazone Uhers erwartungsvollen Blick bemerkte, beherrschte sie ihre Freude und legte auf das nächste Ziel an.
Dieses Mal traf sie zwar die Scheibe, allerdings nicht dort wo sie hingezielt hatte. Immerhin konnte man den Treffer mit etwas gutem Willen noch im ersten Kreis einordnen.
Saria konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen. Das bedarf wohl noch etwas Übung. Auch ihr nächster Schuss auf die dritte Scheibe war nicht viel besser. Nur knapp traf er die Scheibe am oberen Rand und splitterte ein kleines Stück aus dem Holz. Ein paar Sekunden später löste sich der Pfeil aus seiner wackeligen Lager und fiel zu Boden. Na toll...
22.11.2002, 15:33 #138
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Abermals seufzte Saria leise, bevor sie erneut die Zielscheibe anvisierte. Wie Uher geraten hatte, spannte sie dieses Mal den Bogen nicht gar so stark. Ein letztes Mal überprüfte die Amazone den Winkel, dann schoss sie.
Der Pfeil flog in höherem Bogen als beim ersten Schuss auf die Scheibe zu. Und landete mit einem leisen Pock auf dem Holz des Übungsstandes. Sie hatte danebengeschossen.
"Ach, verdammt!"
Wütend knallte Saira ihren Bogen auf den Boden. Ganz gleich was sie versuchte, irgendetwas ging immer schief. Sie wusste jetzt also eigentlich schon alles. Da war sie aber anderer Meinung. Bisher war ein Treffer bei ihr eher Glückssache.
Aber vielleicht hatte Uher ja Recht und sie sollte einfach noch mehr üben. Oder diese Scheiben waren ihr nicht Ansporn genug. Den Erzbaron hatte sie ja auch getroffen. Das war es. Damals hatte sie Angst gehabt. Und gleichzeitig hatte sie der Hass auf die Angehörigen des Alten Lagers übermannt.
Also nahm Saria erneut ihren Bogen zur Hand und visierte die dritte Scheibe an. Dieses Mal stellte sie sich einfach das Gesicht des Feuermagierlehrlings vor...
Und tatsächlich, der Pfeil bohrte sich zielgenau in...ähm...mit diesem Pfeil war wohl das Ende dieser Zielscheibengeneration eingetreten. Motiviert von ihrem Erfolg übte Saria weiter.
22.11.2002, 16:03 #139
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Als die Amazone nach einiger Zeit ihr Training für heute beendete, war ihr Arm schwer wie Blei. Mit jedem Schuss schien ein Unsichtbarer weitere Gewichte an den Arm zu hängen, schließlich gab Saria auf und ließ den Bogen sinken.
Immerhin hatte sie fast alle Pfeile versenkt. An die vierte Scheibe würde sie sich morgen wagen. Für heute reichte es, noch ein Schuss und ihr Arm fiel ab.
Erschöpft vom vielen Üben hängte sich Saria den Bogen um, sammelte ihre Pfeile auf und beschloss dann, der Taverne einen Besuch abzustatten. Erz hatte sie noch genug, mal sehen was es dort so alles gab...
23.11.2002, 11:46 #140
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Die Sonne war schon ein gutes Stück über die Bäume des Sumpfes geklettert, als aus der Taverne ein lautes Rumpeln erscholl. Verwirrt sah sich Saria um und fasste sich an ihren schmerzenden Schädel. Warum lag sie denn am Boden? Und wer hatte den Stuhl umgeschmissen?
Was für ein Morgen, dröhnender Kopfschmerz und man wusste nicht einmal mehr, warum man auf dem Boden lag...
Leicht schwankend stand Saria auf und wankte zur Tür, wo sie sich erstmal am Rahmen festhielt. Das Bier war ja widerlich gewesen, aber dieses klare, durchsichtige Zeug...ja, das hatte schon was. Und Saria wohl etwas zuviel davon...
Eher torkelnd als laufend schaffte es Saria bis zu einem Fass mit Wasser. Ohne zu zögern steckte sie ihren Kopf hinein. Und zog ihn gleich wieder heraus.
"Wah, ist das kalt!"
Bei den Göttern, was hatte sie nur geritten, ihren Kopf in ein Fass mit eiskaltem Wasser zu stecken? Immerhin war ihr Kopf nun wieder einigermaßen klar.
Jetzt wo sie endlich wach war, streckte sich die Amazone erst einmal ausgiebig und ließ ein ungeniertes Gähnen ertönen. Es wurde mal wieder Zeit für etwas Training. Dieses Mal musste die vierte Scheibe herhalten...
23.11.2002, 13:03 #141
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Nach einiger Zeit und Dutzenden von Pfeilen, die rings um die Zielscheibe im Boden steckten, schulterte Saria ihren Bogen und sammelte die verschossenen Pfeile wieder ein.
Wenigstens hatte sie einige Treffer verbuchen können, nachdem sie wieder halbwegs nüchtern war. Anfangs hatte sie gar nicht so recht gewusst, auf welche der drei Ziele sie schießen sollte. Das nächste Mal wenn sie eine Taverne besuchte, musste sie sich dringends beherrschen...
Aber jetzt wurde es Zeit für etwas anspruchsvolleres Training. Zielscheiben wehrten sich ja nicht, ein richtiger Kampf stellte dann doch einen ganz ordentlichen Unterschied zum Zielschießen dar.
Fröhlich vor sich hin pfeifend schlenderte die Amazone also wenig später den Weg in den Wald hinauf. Zwischen den Lagern würde sich mit Sicherheit ein geeignetes Ziel finden.
23.11.2002, 17:08 #142
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Schon seit Stunden kraxelte Saria über die Felsen. Im Sommer würden sich die Steine sicherlich auf eine angenehme Temperatur erwärmen, doch jetzt waren sie trotz der Sonneneinstrahlung eiskalt. Langsam versank die Sonne hinter den Bergspitzen des umliegenden Gebirges. Mit jeder fortschreitenden Minuten wurde die Kälte deutlich spürbarer.
Fröstelnd zog Saria die Jacke enger um die Schultern. Wenigstens etwas Nützliches, dass sie dem Alten Lager zu verdanken hatte. Gut, dass Rony die Jacke nicht vermisste. Denn mit kalten Fingern schoss es sich schlecht.
Laute Rufe erweckten die Aufmerksamkeit der Amazone. Ihre erste Reaktion bestand darin, sich blitzschnell in den Schatten eines Felsens zu kauern. Dann lugte sie um ihre Deckung herum, um genaueres erkennen zu können. Die Schreie mussten aus dem nahegelegenen Wald kommen.
Geduckt und mit dem Bogen in der Hand schlich Saria in Richtung Wald. Vor ihr fielen die Felsen steil ab und bildeten zusammen mit der Felswand auf der anderen Seite eine bewaldete Schlucht. Saria ließ sich sofort auf den Boden gleiten, als sie sah wer dort unten herumrannte.
Mehrere Schatten, Gardisten und Buddler rannten panisch durch den Wald. Dann schlugen sie plötzlich hart ein und liefen direkt auf die Felswand unter Saria zu. Bei genaurem Hinsehen konnte die Amazone dort eine Höhle erkennen, in welche die Männer hineinflüchteten.
Doch irgendetwas hielt Saria davon ab, ihren Bogen zu spannen und die Kerle niederzuschießen. Dann spürte sie es. Ein leichtes Beben. In regelmäßigen Abständen fing der Boden an zu vibrieren. Als ob ein Riese mit seinem Hammer auf das Gebirge eindreschen würde...
Die Amazone verharrte regungslos auf ihrer Position. Nach wenigen Minuten drang das Bersten von Holz an ihr Ohr. Etwas gewaltiges pflügte durch den Wald, knickte Bäume wie Streichhölzer einfach um und zermalmte alles unter seinen bebenden Schritten. Gebannt blieb Saria liegen. Ein haariges, mehrere Schritt hohes Ungetüm brach aus dem Wald hervor und blieb unweit der Höhle stehen.
Es war ein Troll.
Dieses Monstrum gab natürlich eine perfekte Zielscheibe für Sarias Bogen ab. Bei der Größe des Monsters konnte sie fast gar nicht vorbeischießen. Und der Hang war viel zu steil als dass der Troll sich hätte wehren können.
Doch die Diebin war viel zu verängstigt von der schieren Größe des Ungeheurs, als dass sie auch nur mit dem Gedanken gespielt hätte. Sie wagte es nicht, auch nur einen Finger zu rühren.
Nach einer Ewigkeit drehte sich der Troll schließlich herum und stapfte davon. Erst als das Stampfen seiner Schritte verklungen war, traute sich Saria aufzuatmen. Langsam richtete sie sich auf die Knie auf, beinahe so, als fürchte sie, dass eine zu schnelle Bewegung das Monster auf sie aufmerksam machen könnte.
Als sie so dasaß, kam ihr eine ganz andere Idee. Die Leute aus dem Alten Lager befanden sich noch immer in der Höhle. Das hieß, sie mussten auch wieder aus ihr raus. Grinsend zog Saria zwei Pfeile aus ihrem Köcher. Den einen legte sie griffbereit vor sich hin, den anderen auf die Sehne. Sobald die Gardisten die Höhle verließen, würden sie heiß empfangen werden.
Saria musste nur aufpassen, dass sie nicht entdeckt wurde. Zwei Schüsse konnte sie riskieren, dann sollte sie machen dass sie wegkam.
23.11.2002, 18:19 #143
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Leise fluchte Saria in sich hinein. Die Schüsse waren zu hastig gezielt gewesen, sie hatten nicht einmal einen einzigen dieser Mistkerle erledigen können. Doch so leicht würden sie ihr nicht entkommen.
Schwer atmend blieb Saria stehen. Die Rennerei über das felsige Terrain war ganz schön anstrengend. Aber durch ihre Vergangenheit als Diebin war sie es gewohnt, lange Strecken ohne Pause zu laufen. Allerdings war so ein Pflaster doch etwas anderes als zerklüftetes Felsgestein...
Wo wollten diese Kerle aus dem Alten Lager eigentlich hin? Einige von ihnen schleppten schweres Gepäck. Da war doch etwas faul. Saria beschloss sich die Sache näher anzusehen. Aus dem Schutz der Felsen konnte sie die Gruppe gut auf ihrem weiteren Weg beobachten.
Und da ihr Weg am Gebirge entlanglief, musste sie sich nicht einmal aus der Sicherheit der steilen Klippen herauswagen. Trotzdem musste sie aufpassen, dass sie nicht entdeckt wurde. Doch auch hierbei erwiesen sich ihre Diebestalente als nützlich. So nutzte sie jeden Schatten, jede Bodenkuhle aus um sich vor unerwünschten Blicken zu schützen.
Vielleicht ergab sich ja abermals eine gute Möglichkeit um ein paar gezielte Schüsse abzugeben...
24.11.2002, 12:31 #144
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein langgezogener Schrei riss Saria aus ihrem Halbschlaf. Müde setzte sie sich auf und blinzelte in den Himmel. Knapp unter den tiefhängenden Wolken zog ein schwarzer, geflügelter Schatten seine Bahnen. Saria sah dem Vogel nach, bis er in die dichten Wolken eintauchte und verschwand. Die Amazone hatte noch nie so einen großen Vogel gesehen.
Ob der auch Menschen angriff? Aber sich darüber Sorgen zu machen brachte jetzt auch nichts. Immerhin war sie wegen etwas anderem hier...
Nach einem leisen Gähnen spähte die Diebin aus ihrer Deckung hervor. Die Leute aus dem Alten Lager hatten ein Lager aufgeschlagen und schliefen alle noch tief und fest. So stellten sie ein leichtes Ziel für die Amazone dar. Mit flinken Finger legte sie einen Pfeil auf die Sehne ihres Feldbogens.
Diese Gardisten waren durch ihre Schwerfälligkeit leichter zu treffen, und so visierte Saria einen von ihnen an. Es gab doch nichts schöneres als einen gezielten Schuss am Morgen. Dieses Mal würde sie nur einmal schießen und dann sofort in Deckung gehen. Die Mistkerle würden gar nicht erst wissen woher der Schuss kam...
24.11.2002, 18:17 #145
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Der Plan schien aufzugehen. Die Aufmerksamkeit der unter ihr herumschleichenden Männer war ganz auf den Busch gerichtet. Unendlich langsam spannte Saria ihren Bogen. Die Spitze des Pfeils deutete genau auf den Rücken des Schattens, der auf den Busch angelegt hatte. Es war faszinierend, welche Wirkung ein einzelner, gut geworfener Stein haben konnte.
Ein leises Sirren zerriss die Stille als das Geschoss direkt auf den Rücken des Mannes zuraste. Saria konnte nicht genau überprüfen, wo sie den Schatten erwischt hatte, denn sie ließ sich sofort nach dem Schuss in die Felsspalte hinter sich fallen.
Das Gelände hier oben war dermaßen zerklüftet, dass sich unglaublich viele Versteckmöglichkeiten boten. Die Felsspalten durchzogen das Gebirge wie ein Labyrinth. Bevor die Kerle hinter ihr ihren Standort herausfinden konnten, rannte Saria auch schon so schnell sie ihre Beine trugen durch die Felsspalte.
24.11.2002, 19:54 #146
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
"Nicht mehr schlagen...", stöhnte Saria noch immer halb bewusstlos und wollte ihre Hände heben um ihr Gesicht zu schützen.
Jedoch wurde das durch die Stricke, die ihre Arme auf dem Rücken zusammenhielten verhindert. Ein dünnes Rinnsal aus Blut lief aus Sarias Mundwinkel, dann erschlaffte sie abermals.
Erst nachdem sie der Gardist ein paar Mal unsanft geschüttelt hatte, kam sie wieder zu sich. Augenblicklich meldete sich jeder Knochen in ihrem Leib mit Wellen aus Schmerz zu Wort. Hätte sie der Gardist nicht festgehalten, wäre sie wohl wieder umgekippt. Ein qualvoller Hustenanfall schüttelte den Körper der Amazone durch. Saria spuckte Blut und verteilte den kostbaren Lebenssaft unfreiwillig auf dem gesamten Brustpanzer des Gardisten.
Warum mussten fast alle Männer nur so brutale Schweine sein...
"So, du kleines Miststück. Jetzt wirst du mir erstmal erzählen, wer du bist, woher du kommst, warum du uns angegriffen hast und wie du sterben willst!", brüllte ihr Peiniger zum wiederholten Male.
Benommen hob Saria den Kopf. Die Wut stand dem Kerl ins Gesicht geschrieben. Wahrscheinlich würde er sie auf der Stelle umbringen, wenn sie nicht antwortete.
"Ich...ich...komme von draußen...", presste die Diebin mühsam hervor, aber nicht ohne weiteres Blut zu spucken.
Saria raffte all ihren verbleibenden Mut zusammen und schob trotzig das Kinn vor. Seitdem sie aus dem Alten Lager entkommen war, hatte auch sie ihren Stolz. Und den würde sie sich von keinem dieser Schweine brechen lassen.
"Ich schieße auf alles, was nach dem Arsch der Erzbarone stinkt."
Ihre Stimme troff nur so vor Verachtung. Niemals würde sie das vergessen, was ihr im Alten Lager angetan worden war. Dass diese Kerle nicht besser waren, bestätigte sie nur noch. Innerlich versuchte sich Saria schon einmal gegen das zu wappnen, was jetzt kommen würde.
24.11.2002, 21:20 #147
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Es gefiel Saria überhaupt nicht, wie sie von den ganzen Leuten angestarrt wurde. Zum Glück galt sie jetzt als "Gefangene". Diese Schweine würden diesen Fehler noch früh genug bereuen. Sobald sie sich von diesen lästigen Fesseln befreit hatte...
Aufmerksam beobachtete Saria ihre Bewacher. Jedem von ihnen war anzusehen, dass sie mit der Müdigkeit zu kämpfen hatten. Umso besser. In ihrer Laufbahn als Diebin hatte Saria schon früh gelernt, abzuwarten. Im Moment hatte sie alle Zeit der Welt. Oder zumindest bis zum nächsten Morgen, wenn der Trupp weiterziehen würde.
Prüfend zerrte Saria an ihren Fesseln. Die Stricke schnitten tief in ihr Fleisch, sie konnte sich kaum rühren. Ihre Arme wurden fest an den Körper gepresst, allerdings konnte sie ihre Hände bewegen. Da kam ihr eine Idee. Diese Idioten hatten doch tatsächlich vergessen, ihr die Waffen abzunehmen.
Wenn sie jetzt nur noch an ihren Dolch rankommen würde...
Weiterhin war es wichtig, dass keiner ihrer Bewacher etwas davon mitbekam. So krümmte sich die Amazone wie unter Schmerzen zusammen und rollte auf die Seite. Besonders viel schauspielern musste sie dabei nicht, ihr taten alle Knochen weh und sie spürte, wie ihr Gesicht stellenweise langsam anschwoll.
Trotz der Schmerzen war ihre Aktion von Erfolg gekrönt. Irgendwie schaffte sie es, den Dolch halb aus der Scheide zu bekommen und sich gleichzeitig so hinzulegen, dass niemand ihr Tun richtig beobachten konnte.
Saria streckte ihre Finger so weit aus wie sie konnte um an den Dolchgriff heranzukommen. Nach mehreren Anläufen erwischte sie ihn mit zwei Fingern und zog ihn gleich weiter heraus. Endlich hatte sie ihn weit genug herausgeschoben, dass sie ihn richtig fassen konnte.
Ihre nächste Aktion bestand darin, den Dolch in ihren Ärmel hineinzuschieben. Da ihre Arme an den Körper gefesselt waren, der Dolch selbst allerdings ziemlich schmal geschmiedet war, blieb er irgendwann von alleine unter den straffen Stricken hängen. Jetzt musste sie nur noch hoffen, dass sie ihn auch wieder herausbekommen würde, wenn es darauf ankam...
25.11.2002, 12:21 #148
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Völlig durchgefroren erwachte Saria am nächsten Morgen. Dank der Fesseln war die Nacht zu einem wahren Alptraum geworden. Durch die verkrampfte Haltung fingen ihre Arme an zu schmerzen, als sie sich auf den Rücken wälzte, um mehr über ihre Lage herausfinden zu können.
Und dann musste dieser Gardist auch noch sein ganzes Wasser über sie verteilen...
Irgendwann würde sie sich bei ihm revanchieren, darauf konnte er sich verlassen. Mutig biss Saria die Zähne zusammen, als sie ihre Hände aneinander rieb, um die Durchblutung anzuregen. Das rauhe Seil schnürte ihr das Blut ab und durch die Kälte brannten ihre Hände wie Feuer.
Hoffentlich starben sie ihr nicht ab, sonst würde sie sich niemals befreien können. Verstohlen musterte die Amazone ihre Bewacher. Von Schichteinteilung hatten die wohl auch noch nie etwas gehört, da sie versucht hatten, alle gleichzeitig auf sie aufzupassen, schlummerten sie jetzt friedlich vor sich hin.
Um kein unnötiges Geräusch zu verursachen, schob sich Saria ganz langsam über den Boden von den Gardisten weg. Allerdings konnte sie von ihrer Position aus nicht sehen, wie es mit dem Rest des Lagers stand. Deshalb traute sie sich nicht, mehr als ein paar Meter davonzukriechen.
So gefesselt wie sie war, würde sie unmöglich fliehen können, falls sie zu früh entdeckt wurde. Mühsam wälzte sich Saria herum. Ihre suchenden Finger scharrten durch den Staub, versuchten irgendetwas zu fassen. Schmerzhaft wurde sie daran erinnert, dass sie ihre Rippen nicht zu sehr belasten sollte, als ein scharfer Schmerz durch ihre Seite schoss.
Dieser Schatten von Gestern würde auch noch sein Fett wegbekommen...
Endlich schlossen sich Sarias Finger um einen Stein. Den Dolch wollte sie jetzt noch nicht benutzen, zu groß war die Gefahr, dass er entdeckt wurde. Ohne ihn standen ihre Chancen noch schlechter als jetzt.
Den Stein wie einen kostbaren Schatz umklammernd, machte sich Saria an ihren Handfesseln zu schaffen. Gebannt behielt sie die Gardisten im Auge. Es würde ihr schon reichen, die Fesseln nur etwas zu lockern. Alles andere würde sich ergeben, sobald sich ein geeigneter Moment zur Flucht fand. Allerdings musste sie aufpassen, dass sie niemand beobachtete, sonst war alles umsonst gewesen. Saria war bereit, den Stein sofort loszulassen, sobald sich einer der Männer auch nur etwas rührte.
25.11.2002, 17:53 #149
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Das war die Chance auf die Saria gewartet hatte. Binnen weniger Augenblicke war auf der Lichtung ein erbitterter Kampf entbrannt, niemand kümmerte sich noch groß um die Gefangene. Sofort warf sich Saria auf den Boden und versuchte kriechend aus dem übelsten Kampfgeschehen zu entkommen.
Mit diesen Fesseln konnte sie unmöglich schnell genug laufen, um zu entkommen. Sarias Herzschlag raste, als sie versuchte, den Langdolch freizubekommen. Zischend entwich die Luft durch ihre Zähne, als die scharfe Klinge ihren Unterarm ritzte. Wütend zerrte die Amazone an ihren Fesseln.
Endlich rutschte der Dolch unter den Stricken hindurch und fiel klirrend zu Boden. Warmes Blut lief über Sarias Hand, als sie ihre Finger nach der Waffe ausstreckte.
Noch nie zuvor hatte sie die Berührung des kühlen Metalls dermaßen beruhigt, wie in dieser Situation. Trotzdem renkte sie sich beinahe die Hand aus, als sie es endlich schaffte, die Stricke zu durchschneiden. Hastig kappte sie auch noch die Fußfesseln, dann raffte sie sich auf und lief blindlings in den Wald. Hauptsache sie kam weg von diesen Schweinen.
Sarias Brustkorb brannte wie Feuer, als ihre Schritte sie immer tiefer in den Wald hineintrugen. Übelkeit stieg in ihr hoch. Keuchend fiel sie auf die Knie und übergab sich. Diese verdammten Bastarde aus dem Alten Lager...
Irgendwann würden sie alle für ihre Taten bezahlen, jeder Einzelne. Mit zitternden Gliedern richtete sich die Diebin auf. Ein starkes Schwindelgefühl überkam sie, gerade noch rechtzeitig hielt sie sich an einem Baum fest.
Dann sah sie entsetzt auf. Ein Geräusch! Gehetzt sah sich Saria um. Ein Schatten flog über die Baumwipfel hinweg. Eine der Harpyien verfolgte sie!
In ihrem Zustand und nur mit dem Dolch bewaffnet hatte sie keine Chance gegen das Biest. Hier im Wald war sie noch geschützt, aber Harpyien waren ausdauernd wie Geier und konnten stundenlang ihrer Beute nachjagen. Irgendwann würde die Erschöpfung siegen und dann war Saria eine leichte Beute.
Etwas graues schimmerte zwischen den Stämmen der Bäume hindurch. Die Klosterruine! Irgendwo dort musste noch ihr Bogen liegen!
So schnell sie in ihrem Zustand konnte, lief Saria los. Sie konnte deutlich hören, wie das Flappen der ledernen Schwingen über dem Wald lauter wurde und ihr folgte.
Zweige gaben berstend nach, als die Diebin blindlings durch ein Gebüsch sprang und den Wald hinter sich ließ. Ein triumphierender Schrei hallte über die Landschaft. Panik überkam Saria, als sie aus ihren Augenwinkeln einen Schatten sah, der schnell näherkam.
Vor ihr auf den Steinen blitzte etwas in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf. Das musste ihre Pfeile sein. Saria sammelte ihre letzte Kraft und setzte zu einem verzweifelten Sprint an. Tatsächlich, vollkommen unbeachtet lagen ihre Waffen auf dem harten Fels, umgeben von einigen rostbraunen Flecken. Der Schatten wurde immer größer, das Geräusch der schlagenden Schwingen zunehmend lauter.
Mit einem beherzten Sprung überbrückte die Amazone die letzten beiden Meter, fing sich mit einer halbwegs eleganten Rolle ab und griff in derselben Bewegung nach dem Bogen und Köcher. Klappernd verteilte sich der Inhalt des Köchers über den Steinboden, als ihn Saria von ihrem eigenen Schwung getragen mitriss.
Blitzschnell wirbelte Saria herum, griff blindlings nach einem Pfeil, legte ihn auf die Sehne und spannte den Bogen. Kreischend schoss die Harpyie heran, ihre nach vorne gestreckten Klauen blitzten tödlich in der Abendsonne. Sirrend verließ der Pfeil die Bogensehne.
Im nächsten Moment krachte etwas mit ungeheuerer Wucht gegen Saria, presste ihr die Luft aus den Lungen und warf sie mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Ein schwerer Körper presste die Amazone auf den Boden, mit einem schmerzerfüllten Wimmern bewegte sich die Harpyie. Scharfe Klauen schnitten in Sarias Haut, rissen neue Wunden in ihr Fleisch.
In Todesangst griff Saria blind um sich und bekam kalten Stahl zu fassen. Irgendwie schaffte sie es noch, den Gegenstand zu heben, dann legte sich Dunkelheit um ihren Geist.
27.11.2002, 12:46 #150
Saria
Beiträge: 484
Zwischen den Lagern # 15 -
Klirrend polterte ein Dolch auf die Steinplatten, als die kraftlos gewordenen Finger ihn schließlich freigaben. Etwas Schweres lag auf Sarias Brust, machte das Atmen zur Qual und nagelte sie am Boden fest. Außerdem stank es zum Gotterbarmen...
Angewidert versuchte die Amazone, den Kadaver der Harpie von sich herunterzuschieben, was sich aber als schwerer herausstellte als zuerst angenommen. Langsam kam Panik in ihr auf, dass sie unter der Leiche ersticken müsste. Mit aller Kraft stieß sie das schwere Monster von sich herunter und kroch ein paar Meter weg.
Würgend saß sie auf den kalten Steinen und versuchte sich zu beherrschen, damit sie sich nicht übergeben musste. Sie kam sich so...besudelt vor. Kein Wunder, ihre Rüstung war über und über mit Blut bespritzt, welches nicht nur von ihr kam. Der Pfeil hatte die Harpie im Sturzflug genau im Herzen getroffen, allerdings war das Monster von seinem eigenem Schwung getragen gegen die Diebin geprallt und hatte sie unter sich begraben.
Im Todeskampf hatten sich die scharfen Klauen der Harpie in ihren Arm gekrallt. Entsetzt starrte Saria auf den blutigen Dolch, mit dem sie dem Biest endgültig den Garaus gemacht hatte. Was würde nur Uher von ihr denken...
Ständig brachte sie sich in Schwierigkeiten. Noch immer unter Schock sammelte Saria ihre Sachen auf und wankte hinunter zum Fluß um sich zu waschen. Dabei wurde sie auch wieder schmerzhaft an ihre kurzzeitige Gefangenschaft erinnert, als sich ihre malträtierten Rippen zu Wort meldeten. Irgendwann würde sie ihnen alles heimzahlen...
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