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10.11.2002, 20:50 #101
Saria
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Das Neue Lager # 26 -
Was war denn das für eine Frage? Natürlich wollte sie hier weg!
"Kennst du dich hier aus? Weißt du wie man über die Berge kommen kann?"
Neue Hoffnung keimte in Saria auf. Vielleicht musste sie hier doch nicht sterben. Mit Hoffnung in den Augen packte sie die Hand des Banditen.
"Bitte, bring mich hier raus! Ich will nicht sterben! Und ich weiß dass ich das werde, wenn die Orks kommen!"
10.11.2002, 21:09 #102
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Zusammen mit dem Söldner und den beiden Banditen aus dem Neuen Lager kraxelte Saria über das unwegsame Gelände. Ab und zu fluchte sie leise in sich heinein, wenn sie auf dem Geröll ausrutschte und sich nur noch mit Mühe abfangen konnte. Sie war die Straßen und Gassen der Städte gewohnt, das Gebirge war kein Ort für sie.
Hier war alles so...ungeordnet und unübersichtlich. Hauptsache sie war aus dem belagerten Lager raus. Aber so ganz wohl fühlte sich Saria nicht in ihrer Haut. Immerhin lief sie hier mit drei völlig unbekannten Männern in der Wildnis herum. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre Entscheidung vielleicht doch etwas voreilig gewesen war.
Unsicher schaute sie zu dem Söldner.
"Vielen Dank dass du mich hier rausbringst", versuchte sie ein Gespräch zu beginnen.
"Wie heißt du eigentlich? Ich bin Saria und erst seit ein paar Wochen in der Barriere. Bist du dir sicher, dass das hier der richtige Weg ist?"
So langsam kamen in Saria Bedenken hoch. Im schlimmsten Fall liefen sie mitten in das Heimatsgebiet der Orks...
10.11.2002, 21:27 #103
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
"Das Alte Lager?!", entfuhr es Saria. Sofort blieb sie stehen und starrte den Söldner entsetzt an.
"Das geht nicht!", schüttelte sie heftig den Kopf.
"Ich bin eine Amazone! Wenn mich jemand aus dem Alten Lager sieht, sperren sie mich wieder ein!"
Ein Gedanke schoss durch Sarias Kopf. Nein, das durfte nicht wahr sein. Geschockt wich sie ein paar Schritte zurück. Was, wenn sie in eine Falle gelockt worden war? Wenn diese Männer in Wirklichkeit für das Alte Lager arbeiteten und den Befehl hatte, sie zurückzubringen?
Während sie weiter zurückwich, glitt ihre Hand langsam zu ihrem Dolch. Ihr Herzschlag raste, gehetzt sah sie sich nach einem Fluchtweg um. Wäre sie doch bloß im Lager geblieben...
10.11.2002, 21:42 #104
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Saria war mittlerweile so weit zurückgewichen, dass sie mit dem Rücken gegen einen Baum stieß. Konnte sie dem Söldner wirklich trauen? War die Bestürzung in seiner Stimme echt oder er nur ein verdammt guter Schauspieler?
Nach einigen Sekunden in denen sie einfach nur da stand und nicht wusste was sie tun sollte, ging sie zögernd auf Zombiebreaker zu. Trotzdem nahm sie sich vor, den Söldner im Auge zu behalten. Im Notfall konnte sie blitzschnell zu ihrem Dolch greifen.
"Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt...", meinte sie schließlich leise.
"Erst gestern haben Schatten versucht, mich wieder zu verschleppen... Ich hoffe dass sie mich erstmal in Ruhe lassen werden..."
10.11.2002, 21:55 #105
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Saria brauchte etwas um sich neu zu orientieren. Dann entdeckte sie einen Teil des Pfades, dem sie Blutfeuer gefolgt war. Von hier glaubte sie den Weg zu kennen.
Schon nach kurzem stieg der Weg wieder deutlich an. Um das Amazonenlager zu erreichen, mussten sie das Gebirge überqueren. Mit Sicherheit würde der Aufstieg verdammt anstrengend werden, aber er war Saria immer noch lieber als im Neuen Lager zu hocken und jederzeit Angst haben zu müssen, dass die Orks durch das Tor brachen. Um die Zeit etwas schneller verstreichen zu lassen, sprach sie nach einigen Metern abermals den Söldner an.
"Wirst du wieder ins Neue Lager zurückgehen wenn ich im Amazonenlager angekommen bin? Hast du keine Angst gegen die Orks zu kämpfen? Das waren ja unglaublich viele..."
10.11.2002, 22:12 #106
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Für einige Minuten lief Saria schweigend neben dem Söldner her. Würde all das auch noch auf sie zukommen? Für das eigene Lager das Leben riskieren? Im Kampf gegen Aggressoren das Leben lassen? Saria war sich nicht sicher, ob sie das konnte. Bisher war sie immer eine Einzelgängerin gewesen. Noch nie zuvor hatte sie sich auf andere verlassen müssen.
Aber seitdem sie in die Barriere geworfen wurde, war sie auf die Hilfe anderer angewiesen. Obwohl sie es nur ungern eingestand, wäre sie alleine wahrscheinlich nicht einmal von der Austauschstelle weggekommen. Und ob sie jemals aus dem Alten Lager hätte entkommen können...
"Ist es dir dein Lager wirklich wert, zu sterben? Ich meine, ich bin froh dass ich überhaupt noch am Leben bin. Als mich die königlichen Gardisten gefangennahmen, dachte ich es wäre aus..."
Nach langem Fußmarsch erreichte die kleine Gruppe schließlich das Amazonenlager.
10.11.2002, 22:23 #107
Saria
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Das Amazonenlager # 6 -
Spät in der Nacht erreichte Saria in Begleitung der drei Männer das Amazonenlager. Vor der Brücke verabschiedete sie sich mit einem dankbaren Lächeln von Zombiebreaker, da sie die Wachamazonen nicht nervös machen wollte.
Die schauten sowieso schon so seltsam, was sie hier mit den Männern machte. Die Diebin hatte es eilig, in die Sicherheit des Lagers zu kommen.
"Bin ich froh wieder hier zu sein!", begrüßte sie eine der Torwächterinnen.
"Das Neue Lager wird von Orks belagert! Dieser Söldner war so freundlich mich in Sicherheit zu bringen, aber die anderen Amazonen und Hummelchen sind noch dort! Eine ganze Armee dieser Monster verperrt das Tor des Lagers und ich bin mir sicher, dass sie bald angreifen werden! Wir müssen doch irgendetwas tun!"
Erschöpft von dem langen Weg sank Saria zusammen. Die Wachamazone war noch gerade rechtzeitig zur Stelle um sie aufzufangen.
12.11.2002, 15:47 #108
Saria
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Anfragen an die Sumpflehrmeister -
Hallo Uher!
Du bist doch Lehrmeister für das Bogenschießen, oder? Da wir im Amazonenlager anscheinend niemanden haben, der mich ausbilden könnte, frage ich mal dich. Ich würde nämlich ganz gerne mal den Umgang mit einer Waffe erlernen...
12.11.2002, 16:29 #109
Saria
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Das Amazonenlager # 6 -
Es war schon gegen Abend, als Saria auf dem Platz des Lagers erschien. Gestern hatte sie erneut versucht, eines der Schwerter zu führen, doch die Waffe war einfach zu schwer für sie. Nachdem sie einige Zeit betrübt herumsaß, entschied sie sich, vorerst den Umgang mit einer anderen Waffe zu lernen.
Da sie befürchtete, dass Hummelchen sie dabehalten würde, wenn sie ihr von ihrem Plan erzählte, hielt sie eine vorbeilaufende Amazone an und erklärte ihr, dass sie Hummelchen suchen und ihr mitteilen sollte, dass sie aufgebrochen sei, um sich für den Kampf vorzubereiten.
Saria beeilte sich, aus der Sichtweite des Lagers zu kommen, bevor Hummelchen Bescheid wusste.
12.11.2002, 16:57 #110
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Endlich hatte sie das Gebirge hinter sich gelassen. Gerade als sie den vor ihr liegenden Wald betrat, kam Saria die glorreiche Erkenntnis, dass sie auch mit einem Boot hätte fahren können. Warum konnte ihr das auch nicht früher einfallen? Sie könnte sich in den Hintern beißen...
Aber jetzt wo sie schon einmal so weit war, würde sie bestimmt nicht noch einmal zurückgehen. Vor allem, da es mittlerweile dunkel geworden war. Nicht dass Saria Angst vor der Nacht hätte, sie war immerhin eine Diebin. Allerdings war sie nun einmal die engen Gassen der Stadt gewohnt und dort liefen bestimmt keine wilden Tiere herum.
Hoffentlich fand sie überhaupt das Sumpflager. Sie hatte sich zwar den Weg von einer Amazone erklären lassen, aber den dann auch zu finden, war eine andere Sache. Warum konnte diese Kolonie auch nicht übersichtlicher sein.
In der Stadt gab es eine Gasse neben der anderen, überall Orientierungspunkte wie Türme oder auffällige Gebäude, aber hier in der Wildnis...
Mit einem leisen Seufzer setzte Saria ihren Weg fort. Gab es da nicht mal ein altes Sprichwort der Reisenden? Alle Wege führen in den Sumpf? Wenn dem so war, konnte sie ja eigentlich gar nichts falsch machen.
12.11.2002, 20:50 #111
Saria
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Anfragen an die Sumpflehrmeister -
Das ist natürlich schlecht. Argos hat sich soweit ich weiß für unbestimmte Zeit abgemeldet und Dexter bildet gerade Zombiebreaker aus. Ins Alte Lager kann ich aus RPG-technischen Gründen nicht gehen. Dann kann ich wohl nur hoffen, dass sich Uher mal wieder meldet.
13.11.2002, 20:03 #112
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Beunruhigt blickte Saria in den Sternenhimmel. Da hatte sie wohl doch die falsche Abzweigung erwischt. Jetzt saß sie mitten in einem ihr unbekannten Waldstück und wusste nicht mehr wohin. Hätte sie doch bloß das Boot genommen...
Irgendjemand hatte einmal erzählt, dass man sich im Freien gut an den Sternen orientieren konnte. Ein besonders großer, der Polarstern, sollte sich als geradezu ideal anbieten. Aber was war bei diesen hellen Punkten schon klein und was besonders groß? Und welcher war gestern wo gewesen?
Nicht zum ersten Mal verfluchte Saria ihre eigene Dummheit. Mit dem Boot hätte sie sich nur an der Küste halten müssen.
Fahler Mondschein drängte sich durch das Geäst des Waldes und tauchte die Umgebung in sein blasses Licht. Wie knochige Finger schienen sich die Äste der Bäume dem Gestirn entgegenzustrecken. Aus der Ferne erscholl der Ruf eines einsamen Wolfes.
Saria fröstelte. Wenn sie ein Wolf oder anderes wildes Tier aufspüren würde, hatte sie ein Problem. Da half nur noch die Beine in die Hand zu nehmen. Sie sollte schauen, dass sie hier wegkam. Die Nächte wurden schon wieder bedeutend kälter als noch vor wenigen Wochen und zum wiederholten Male seit ihrem Barrierenaufenthalt wünschte sich die Diebin einen warmen Mantel. Ihre Lederrüstung schützte zwar ganz gut gegen den Wind, nicht aber gegen die Kälte.
So machte sie sich mit schlotternden Knien in die Richtung auf, aus der sie gekommen war. Zumindest vermutete sie das. Ganz sicher war sie sich nicht.
Nachdem sie ein gutes Stück gelaufen war, wurde die Kälte langsam erträglich. Dafür wusste Saria jetzt, dass sie mal wieder dem falschen Weg gefolgt war. Wie groß war dieser Wald eigentlich?
Ein seltsamer Surrton durchbrach die Stille des Waldes. Verwirrt sah sich die Amazone um. Zuerst konnte sie in der Dunkelheit fast nichts erkennen, dann erspähte sie den Verursacher des Geräuschs. Verborgen von den Zweigen des Gestrüpps, musterte sie ein ausdrucksloses Chitingesicht aus seinen unzähligen Facettenaugen.
Das Brummen kam von den wild schlagenden Flügeln, die im Mondschein glitzerten. Offensichtlich fühlte sich die Blutfliege in ihrer Nachtruhe gestört. Bevor Saria sich der Gefahr bewusst war, surrte die Fliege auch schon mit einem zornigen Summen auf sie zu.
13.11.2002, 20:06 #113
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Irgendwie schaffte sie es trotzdem, dem vorschnellenden Stachel auszuweichen und ihren Dolch zu ziehen. Ihre Hände zitterten, als sie vor der Blutfliege zurückwich. Ein seltsames, kribbelndes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Sie hatte noch nie zuvor richtig gekämpft, und die Aggressivität der Fliege machte sie nervös. Und dann war das Vieh auch noch so groß...
Ein weiteres Mal schoss der Giftstachel der Fliege nach vorne. Saria duckte sich unter dem Schwanz des Insekts hinweg und schlug ihrerseits zu. Der Langdolch zerschnitt jedoch nichts als leere Luft, als die Blutfliege zurücktaumelte.
Die nächsten Sekunden war Saria vollauf damit beschäftigt, den wütenden Attacken des Biests so gut wie möglich auszuweichen. Als der Stachel nur knapp an ihrer Schulter vorbeizuckte, stach sie erneut zu. Der scharfe Stahl knackte den Chitinpanzer der Fliege und drang tief in ihren schillernden Körper ein.
Ermutigt von ihrem Erfolg ging Saria zum nächsten Angriff über. Doch ehe sie sich versah, war die Blutfliege in ihrem Rücken. Die Diebin schaffte es gerade noch herumzufahren und ihren Dolch zu heben, dann schoss auch schon der Stachel auf sie zu. Kristallklare Flüssigkeit tropfte von dem Dorn, als das Mondlicht ihn mit seinem schwachen Licht liebkoste. Dann schrie Saria auf, als ein stechender Schmerz durch ihr Bein fuhr.
Tränen schossen ihr in die Augen, als sie nach hinten taumelte. Dabei stolperte sie über eine Wurzel und knallte unsanft auf den Boden. Stöhnend presste sie ihre freie Hand auf die Wunde. Blut sickerte über ihre Finger und tränkte das Leder ihrer Rüstung rot. Geistesgegenwärtig kroch sie rücklings vor der Blutfliege weg.
Doch auch die Fliege wankte. Ihr stolzes Schweben hatte sich in ein tumbes Flattern verwandelt, sie schien Mühe zu haben, sich in der Luft zu halten. Ein gelblicher, zähflüssiger Sturzbach quoll aus einem Loch in ihrer Flanke. Trotzdem bewegte sie sich langsam auf Saria zu.
Unter Schmerzen stemmte sich die Diebin in die Höhe. Ohne lange zu zögern drehte sie sich herum und rannte so schnell sie mit ihrem verletzten Bein laufen konnte. Selbst als das Brummen der Fliege schon längst hinter ihr verklungen war, blieb sie nicht stehen.
Erst als sie strauchelte und beinahe wieder gestürzt wäre, suchte sie Halt an einem Baumstamm und ließ sich zu Boden sinken. Eine seltsame Müdigkeit ergriff sie, als sie schwer atmend zu Boden sank. Diese Biester waren bestimmt giftig...
Das hatte sie ja mal wieder toll gemacht. Zuerst verirrte sie sich in diesem verfluchten Wald und dann lag sie auch noch verletzt und nur mit ihrem Dolch bewaffnet auf dem Waldboden. Gehetzt sah sie sich um. Ihre Hand umklammerte noch immer den Griff des Dolches. Falls ihr jemand zu nahe kam, würde er den kalten Stahl zu spüren bekommen. Nur Weglaufen würde sie wohl nicht noch einmal schaffen...
14.11.2002, 16:47 #114
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Ein Kitzeln auf ihrer Nasenspitze weckte Saria. Verwundert blinzelte sie mehrmals, dann verscheuchte sie die Fliege mit einer trägen Handbewegung. Kaum war das lästige Insekt davongeschwirrt, da kamen ihr auch schon die Erinnerungen von der letzten Nacht hoch.
Verdammte Fliegen...
Vorsichtig betastete Saria ihr Bein. Die Stelle an der sie der Stachel der Blutfliege erwischt hatte, war ziemlich angeschwollen und fühlte sich seltsam hart an. Als sie versuchte, ihr Bein zu bewegen verzog sie vor Schmerz das Gesicht. Scheinbar hatte sich ihre halbe Beinmuskulatur durch das Blutfliegengift verkrampft.
Saria dankte still den Göttern. Sie hatte verflucht viel Glück gehabt. Wenn sie von einem Angehörigen des Alten Lagers entdeckt worden wäre, hätte sie mit ihrem Bein niemals entkommen können. Sie sollte schauen, dass sie ins Sumpflager kam.
Doch selbst jetzt am Tag hatte sie keine Ahnung, wo sie sich überhaupt befand. Durch ihre heillose Flucht war auch ihr letzter Rest von Orientierung verloren gegangen. Trotzdem, sie musste hier weg. So ganz allein in der Wildnis stellte sie ein gefundenes Fressen dar.
Stöhnend und mit einiger Mühe zog sich Saria an dem Baumstamm in die Höhe. Sie wankte zwar etwas, blieb aber wenigstens stehen. Humpelnd schleppte sie sich in eine willkürliche Richtung davon.
Nach langer Zeit des Dahinschleppens, konnte die Diebin etwas rotes durch das Blätterdach schimmern sehen. Hoffnung machte sich in ihr breit. Doch als sie näher kam, erkannte sie zu ihrem Entsetzen, dass es sich um das Ziegeldach des Alten Lagers handelte.
Sofort stolperte Saria zurück in den Schutz des Waldes. Nichts wie weg hier. Aber wenn sich das Alte Lager und der Fluss auf dieser Seite befanden, musste das Sumpflager genau in der entgegengesetzten Richtung liegen. So schnell sie mit ihrer Verletzung vorwärts kam, humpelte Saria zurück in das Dunkel des Waldes.
14.11.2002, 21:47 #115
Saria
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Das Sumpflager #15 -
Mit schleppenden Schritten näherte sich Saria dem Sumpflager. Der bläuliche Schein der Lagerbeleuchtung erschien ihr wie ein Hoffnungsschimmer. Noch einmal raffte sie ihre letzte Kraft zusammen und stolperte mehr als sie ging auf den Steg am Lagereingang zu.
Sämtliche Fasern in ihrem Bein schienen in Flammen zu stehen, die Wunde war wieder aufgebrochen und warmes Blut sickerte an ihrer Hose herunter. Warum hatte es nur alle Welt auf sie abgesehen...
Natürlich war ihr Erscheinen nicht unbemerkt geblieben und die beiden wachestehenden Templer sahen mit alarmierten Gesichtsausdruck in ihre Richtung. Langsam aber sicher spürte Saria, wie sie ihre Kräfte verließen. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie es nicht mehr bis ins Lager schaffen würde.
Nach ein paar Schritten passierte es : Ihr verletztes Bein verweigerte seinen Dienst und sie stolperte unbeholfen nach vorne. Ein Schmerzenslaut drang über Sarias Lippen, als sie hart auf dem Boden aufschlug und den Hügel hinab rollte. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, hatte die Welt aufgehört, sich zu überschlagen. Doch Saria hatte nicht mehr die Kraft, aufzustehen...
15.11.2002, 14:01 #116
Saria
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Das Sumpflager #15 -
Das Knallen eines Bierkrugs auf hartem Holz riss Saria aus ihrem Schlaf. Verwirrt blickte sie sich um. Wo war sie denn jetzt schon wieder gelandet? Aber solange sie sich nicht im Alten Lager befand, war ihr fast alles recht. Als sie sich aufsetzte, fiel ihr der straffe Verband auf, der ihr Bein zierte.
Scheinbar waren die Sumpfler um einiges gastfreundlicher als die Erzbarone. Etwas verschlafen blinzelte Saria in das schwache Licht des Raumes. Sie lag auf einer Pritsche mitten in der Taverne des Sumpfes.
Wie war sie denn hier her gekommen? Sie erinnerte sich nur noch, wie sich ein Mann in einer schweren Rüstung über sie gebeugt hatte. Vorsichtig stand die Diebin auf. Erfreut stellte sie fest, dass ihr Bein kaum mehr schmerzte und sich ihre verkrampften Muskeln wieder gelockert hatten.
Jetzt musste sie nur noch jemanden finden, der sie im Bogenschießen ausbilden konnte. Da in der Taverne für ihren Geschmack viel zu viel los war, tapste sie nach draußen. Die Luft hier im Sumpf war um einiges feuchter und wärmer als in den Wäldern und ein modriger Geruch lag in der Luft. Mit den ganzen Laufstegen und Bäumen sah hier alles so unübersichtlich aus. Wo könnte sie wohl hier einen Bogenlehrmeister finden?
15.11.2002, 14:42 #117
Saria
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Das Sumpflager #15 -
Erschrocken fuhr Saria herum, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Sie rechnete schon mit dem Schlimmsten, war dann aber umso erleichterter, als sie einen Sumpfler erkannte.
"Hast du mir einen Schrecken eingejagt", seufzte sie. Wie war das eben, Bogenlehrmeister?
"Ja, natürlich suche ich einen Lehrmeister! Weißt du zufällig, ob es hier einen gibt?"
Konnten diese Sumpfler vielleicht Gedanken lesen? Das wäre für eine Diebin wie sie natürlich nicht so gut. Aber vorerst überwog die Freude, jemanden gefunden zu haben, der ihr weiterhelfen konnte.
15.11.2002, 15:22 #118
Saria
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Das Sumpflager #15 -
"Ich bin Saria", stellte sich die Amazone vor. Da hatte sie aber echt Glück gehabt, dass sie gleich in den Bogenlehrmeister gerannt war. Aufgeregt redete sie weiter.
"Eigentlich komme ich aus dem Amazonenlager, aber ich bin hier um das Bogenschießen zu lernen. Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass ich dich gefunden habe. Wenn du mir das Schießen beibringst, kann ich mich endlich gegen diese Schatten verteidigen."
Saria unterbrach sich, als ihr etwas einfiel.
"Aber...Ich habe noch gar keinen Bogen", fügte sie dann kleinlaut dazu. Zögernd sah sie dem Templer ins Gesicht.
15.11.2002, 15:37 #119
Saria
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Das Sumpflager #15 -
"Nein, wir können sofort loslegen!", platzte Saria heraus.
Bei den Göttern, war sie aufgeregt. Endlich konnte sie den Umgang mit einer Waffe erlernen. Nichts war ihr lieber als sofort mit der Ausbildung anzufangen.
Wie teuer war so ein Bogen eigentlich? Seit dem Fest im Neuen Lager hatte die Diebin zwar einiges an Erz, aber einerseits musste sie auch noch die Ausbildung finanzieren und alles wollte sie auch nich ausgeben.
Doch das Wichtigste war erstmal das Schießen überhaupt zu erlernen. Sie konnte es kaum noch erwarten, den Schatten alles heimzuzahlen...
15.11.2002, 16:18 #120
Saria
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Das Sumpflager #15 -
Das waren ja gleich acht Informationen auf einmal! Also, wie war das nochmal...
Erst einmal band sie sich den Lederschutz um ihren linken Arm. Immerhin wollte sie sich nicht gleich wieder verletzen. Dann spreizte sie die Beine um besseren Stand zu haben und hob den Bogen.
Nachdem sie einen Pfeil auf die Sehne gelegt hatte, spannte sie den Bogen. Wie war das, Arme auf eine Linie bringen? Und das Spannen war auch gar nicht so einfach. Der Bogen selbst wog zwar nicht viel, aber dafür leistete die Sehne ordentlichen Widerstand.
Sarias Arme zitterten unter der Anstrengung, als sie das Ziel anvisierte. Wie Uher gesagt hatte, hielt sie die Luft an, dann ließ sie die Sehne los. Mit einem Zischen schoss der Pfeil von der Sehne.
15.11.2002, 16:47 #121
Saria
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Das Sumpflager #15 -
Saria unterdrückte einen Schmerzenslaut, als die Bogensehne gegen ihren Arm schlug. Ein Glück, dass sie den Schutz trug. Andernfalls hätte die Sehne ihr wahrscheinlich den halben Arm aufgerissen. Die Diebin nahm sich vor, von nun an besser aufzupassen.
Das Schießen war doch nicht ganz so einfach, wie sie es sich gedacht hatte. Doch sie ließ sich nicht entmutigen und fischte einen neuen Pfeil aus dem Köcher.
Sie ging wieder genauso vor wie zuvor, versuchte allerdings, den Bogen nicht ganz so weit zu spannen, sodass sie ihn ruhiger halten konnte. Dann legte sie erneut an und schoss.
Mit einem leisen Platschen landete der Pfeil irgendwo weit hinter der Zielscheibe im Sumpf. Saria fluchte leise vor sich hin. Als sie den Blick des Schürfers auf sich lasten spürte, wich sie ihm aus und zog einen weiteren Pfeil hervor. Trotzdem konnte sie fühlen, wie ihr langsam das Blut in den Kopf stieg. Dem würde sie es noch zeigen...

Nachdem sie ein paar weitere Pfeile verschossen hatte, unterbrach Uher das Training. Entnervt ließ Saria den Bogen sinken. Irgendwann würde sie es schon noch schaffen.
16.11.2002, 16:34 #122
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Ein eigener Bogen? Das war doch mal ein Angebot.
"Natürlich habe ich Erz dabei. Oder...kommt drauf an, wieviel so ein Bogen kostet."
Die zwei Tage, die Saria auf der Feier im Neuen Lager verbrachte, hatten ihren Erzbeutel ordentlich anschwellen lassen. Dennoch, sie sollte besser sparsam mit ihren Geldmitteln umgehen.
Wenn sie jetzt mitten während der Ausbildung anfangen musste, sich neues Erz zusammenzustehlen wäre das nicht sonderlich von Vorteil. Aber das würde schon reichen.
16.11.2002, 17:02 #123
Saria
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Das Sumpflager #16 -
Bei dem Anblick von all den prächtigen Bögen hielt Saria den Atem an. Mit Bewunderung betrachtete sie einen Langbogen, dessen Holz mit kunstvollen Schnitzereien versehen war.
Erst als Uher sie ansprach, riss sie sich von dem Anblick fort und trat neben ihn. Prüfend nahm sie den Feldbogen in die Hand und spannte leicht die Sehne. Der Bogen lag schon deutlich besser in der Hand als der Kurzbogen. Und 180 Erz waren auch nicht zuviel verlangt.
So gab sie Uher ihren Erzbeutel, damit er den Bogen mitsamt einem Pfeilköcher und einigen Pfeilen kaufte. Dass sie selbst nicht ordentlich zählen konnte, musste ja keiner wissen.
Als Uher ihr den Beutel zurückgab, war er um ein gutes Stück leichter geworden. Hoffentlich reichte das noch für die Ausbildung...
Nachdem sie den Laden verlassen hatten, teilte der Templer Saria mit, dass sie die nächsten paar Tage alleine üben solle, da er selbst etwas Wichtiges im Tempel zu erledigen hatte.
Deshalb wanderte die Amazone nach kurzer Zeit mit ihrem neuen Bogen über der Schulter durch das Tor des Lagers, um im Wald etwas zu üben.
16.11.2002, 17:27 #124
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Nach einiger Zeit hatte Saria endlich ein ruhiges Plätzchen gefunden. Hier sollte sie ungestört das Bogenschießen üben können. Doch vorerst setzte sie sich auf einen Felsen, lehnte den Pfeilköcher neben sich an den Stein und kramte ein paar Beeren hervor, die sie unterwegs eingesammelt hatte.
Ihr Orientierungssinn sagte ihr, dass sie sich etwas nordwestlich des Sumpflagers befinden musste. Hier, abseits der Wege trieben sich selten Menschen herum. So war sie ganz allein mit ihren Gedanken.
Nachdem sie ihren Magen versorgt hatte, stand die junge Amazone auf und nahm ihren Bogen zur Hand. Mit flinken Finger legte sie einen Pfeil auf die Sehne und sah sich nach einem geeigneten Ziel um. Vorerst musste ein ungefähr ein Dutzend Schritt entfernter Baum als Opfer herhalten.
Nach einer guten halben Stunde steckten zehn Pfeile in dem wehrlosen Baum. Und drei in der näheren Umgebung. Saria seufzte. Uher hatte zwar Recht behalten, mit dem Bogen ließ es sich um einiges besser schießen. Nur fehlte es ihr einfach noch an einer ruhigen Hand zum genaueren Zielen.
Momentan zitterte sie einfach noch zu stark. Aber mit etwas Übung würde sie das schon hinbekommen. Wenn sie das erstmal beherrschte, waren die Schatten dran. Doch erstmal sammelte Saria die verschossenen Pfeile wieder ein. Danach konnte die nächste Runde beginnen.
16.11.2002, 23:25 #125
Saria
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Zwischen den Lagern # 15 -
Nicht zum ersten Mal an diesem Tag stand Saria auf um ihre Pfeile aus ihrer improvisierten Zielscheibe zu ziehen. Die Hände in die Hüfte gestemmt stand sie vor dem Baum und betrachtete ihr Werk.
Immerhin hatte sie nach mehreren Stunden erbitterten Trainings alle Pfeile bis auf zwei mehr oder minder zielgenau im Stamm versenkt. Das war doch schon mal ein Fortschritt.
Aber langsam fühlte sich ihr Arm an, als wäre er mit Blei überzogen. Wahrscheinlich würde sie Morgen den Muskelkater ihres Lebens haben. Hoffentlich schaffte sie es dann überhaupt noch, den Bogen zu spannen...
Nachdem sie die Pfeile wieder in den Köcher zurückgesteckt hatte, ließ sich Saria mit einem Seufzer auf den Felsen sinken. Mit der Linken strich sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah dann zum Sternenhimmel auf.
Es war Vollmond, und durch den fahlen Mondschein konnte sie selbst hier im Wald noch einigermaßen gut sehen. Eine einzelne Sternschnuppe schoss über den Nachthimmel und verglühte einen weißen Schweif hinter sich herziehend in der Atmosphäre.
Ein alter Aberglauben besagte, dass man sich bei der Sichtung einer Sternschnuppe etwas wünschen durfte. Saria wünschte sich nichts sehnlicher, als aus dieser verdammten Barriere wieder herauszukommen...
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