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27.03.2004, 00:44 #1201
Rhodgar
Beiträge: 1.307
OT zur Quest Licht und Schatten (Hilias) -
Noch nicht :D
27.03.2004, 02:03 #1202
Rhodgar
Beiträge: 1.307
[GM] Licht und Schatten -
Mittlerweile war es Rhodgar wieder möglich, seine Schritte ohne die Stütze durch Seraphin zu tun, ohne dass seine, zwar noch immer wackeligen, doch nach und nach stabiler werdenden Kniekehlen einknickten. Kurzum, er konnte wieder ohne fremde Unterstützung laufen. Doch trotzdem suchte der Schwarzmagier noch immer die Nähe seines Freundes, versuchte immer wieder, eine Möglichkeit zu finden, sich für seine Taten zu rechtfertigen. Aber immer wieder wurde er abgeblockt, ihm wurde versichert, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen konnte. Und nach dem dritten oder vierten Mal würgte Rhodgar dieses lästige Gefühl ab, jemandem etwas dringendst schuldig zu sein.

Die Ausmaße, die der blanke Wahnsinn in dieser Gegend angenommen hatte, übertrafen unterdessen alles, was innerhalb der Grenzen von Rhodgars Vorstellungskraft lag. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass sie auf viel Tod und Leid stoßen würden. Natürlich war er sich darüber im Klaren gewesen, dass etsetzliche Szenerien auf ihn warten würden. Das hatte er verdammt nochmal gewusst, bevor sie aufgebrochen waren. Und doch hatte er sich auf diese Reise eingelassen. Warum? Vielleicht hatte er gedacht, er als Schwarzmagier würde das massenhafte Verwesen besser verkraften... dann kam jetzt aber eine gehörige Ernüchterung, denn die Bilder die sich ihnen zeigten spottteten jeder Beschreibung, und lösten in jedem der Acht dasselbe aus, nämliches blankes Entsetzen. Entsetzen und Unverständnis. Jeder stellte sich die allesentscheidende Frage, wie konnte eine Kreatur, ganz gleich ob Mensch oder Dämon oder sonst irgendetwas, zu solch Greultaten fähig sein? Die Antwort darauf würde ihnen wohl auf ewig verborgen bleiben, verschlossen im Hirn eines Größenwahnsinnigen, dessen ganz offensichtlich sadistische Veranlagung ihn etwas Derartiges tun ließ. Eine der Dinge, die nicht dafür bestimmt waren, von sterblicher Seite aus nachvollzogen zu werden. Manche Dinge ließ man besser ungeklärt, unenthüllt. Das war besser so, ganz bestimmt.

Mit vor Schreck geweiteten Augen war die Gruppe Stück für Stück voran geschlichen, niemand hatte es gewagt auch nur ein Wort zu sprechen. Vielleicht fürchteten sie, ihre Stimmen würden die gespenstische Stille die in der Luft lag durchschneiden, und somit etwas aufwecken, was lieber verborgen und weiter schlafend bleiben sollte? Auf diesem Abenteuer war ja alles möglich.
Aber plötzlich hatten Rhodgars Füße aufgehört, seinem Willen zu gehorchen. Er war stehen geblieben, den Kopf in die Höhe gereckt, den Blick auf die Nebelschwaden gerichtet, die ihre unheimlichen Bahnen zogen. Hatten sich da nicht Konturen abgebildet, Konturen von menschlichen Körpern? Ungläubig kniff Rhodgar die Augen zusammen, um sich zu vergewissern dass er nicht an eventuellen Rückwirkungen seiner Krankheit litt. Da, schon wieder. Und diesmal war er sich sicher, es war keine Einbildung, von dort hinten kam etwas auf sie zu. Nein, nicht etwas, sondern jemand. Auch die anderen hatten von den Bewegungen in den feinen Rauchschleiern Notiz genommen, und schauten nun misstrauisch dabei zu, wie, eine nach der anderen, die Silhoutten immer deutlicher wurden, klar Formen annahmen, und schließlich erkennbar wurden, auch wenn es schwer zu glauben war, was nun geschah. Kleine Nebelgestalten, acht an der Zahl (komisch, genau wie sie... naja), kamen auf sie zu geschwebt, und machten ein paar Meter vor der Gruppe halt. Es lag etwas in der Luft, auf das der Begriff Anspannung nicht annähernd zu passen schien. Waren diese kleinen Dinger freundlich gesinnt, oder war es bloß ein weiteres Teufelswerk, welches sie daran hindern sollte ihr Ziel zu erreichen? Beides war gut möglich. Und die Antwort sollte schon bald in den Raum geworfen werden, nämlich mit den Bewegungen, die diese kleinen Viecher anstellten. Ihre äußere Erscheinung glich Kindern, Rhodgar würde sie auf zehn bis zwölf Jahre schätzen. Aber dass Kinder mit einem Mal krampfhaft zusammenzuckten, ihre dürren Ärmchen zitternd hin und her schwangen, das konnte man wohl kaum als normal bezeichnen. Welches Unheil mochte da wohl über die Knirpse gekommen sein? Auch dies sollte sich klären. Denn nach etwa zehn Sekunden Ausharrens, begannen sie ihre Münder zu öffnen, erst langsam, dann immer schneller, und bald war wohl der Punkt erreicht, an dem es die Knochenkonstruktion des Kieferbereichs einfach nicht mehr zuließ, dass man seinen Mund noch weiter öffnen konnte. Ein kurzes Knacken, welches allen (lebenden!) Anwesenden den Atem raumte, und schon wurden die kleinen Münder noch weiter auseinander geschoben, und nun erkannte man auch eindeutig, was dafür verantwortlich war. Aus dem Rauchen der Kleinen schossen plötzlich skelettene Hände hervor, klammerten sich außen um den eigenen Kopf, und versuchten so genügend Druck aufzubringen um... um eine Schädeldecke mitten durch den Mund zu zwängen. Etwas derart Abartiges war dem Shwarzmagus beileibe noch nicht untergekommen, aber trotzdem konnte er seinen Blick nicht abwenden, als mit einem Mal die ohnehin schon bis aufs Äußerste gespannte Haut der kleinen Geschöpfe riss, und sich ein paar Sekunden später zu glühender Asche verwandelte. Zurück bleiben nur die hinterhältig grinsenden Skelette, die mit ihren schwarzen Schwingen durch die Nebelschwaden flatterten, jene dabei seltsamerweise aber nicht weg wehten. Man stelle sich das vor, aus solch kleinen Geschöpfen erwachen derartige Kreaturen. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, schaute Rhodgar noch immer halb entsetzt, halb fasziniert auf die Knochengestalten. War dies eine Art Metapher? Sollte ihnen an dieser Stelle verdeutlicht werden, dass auch in einem noch so unschuldigen Geschöpf eine abgrundtief finstere Seele steckt? Wenn dem so war, warum das ganze? Zumindest die Schwarzmagier wussten dies bereits, und auch Hilias gehörte sicher nicht zu den Personen, die bei einem Menschen nur auf die Oberfläche schauen, das glauben, was man ihnen zu glauben gibt. Warum also?

Jedoch war dieses Gruselkabinett ebenso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Die schemenhaften Knochenflieger zogen noch ein letztes Mal eine Runde über den Köpfen der Gruppe, und verschwanden dann mit einem lauten PLOPP, verschmolzen wieder mit dem Nebel, wurden eins mit ihm. Besonders gefährlich waren sie ja nicht gewesen. Höchstens abschreckend. Doch was konnte die Gefährten, die bereits soviel gesehen und durchlebt hatten, denn wirklich noch dazu bewegen, sich eventuell wieder zurück zu ziehen, all das Aufgebaute zu zerstören? Jetzt, wo man nur noch gewinnen konnte, was könnte ihnen denn da noch im Wege stehenß Die Hydrareiter vielleicht?
27.03.2004, 19:16 #1203
Rhodgar
Beiträge: 1.307
[GM] Licht und Schatten -
Sie konnte nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt sein. Wer nun schon solche Kreaturen hervorbrachte, nur um die Gefährten an ihrem Unterfangen zu hindern, der musste wahrlich seine letzte und gar tödlichsten Waffen aus der Kammer gezaubert haben. Denn genau das waren diese Monster, hinterhältig, gemein, furchterregend... tödlich eben. Rhodgar hatte bisweilen schier endlose Male die gleiche Prozedur wiederholt. Konzentrieren, die magischen Energien sammeln, sie durch den Katalysator in Form seines Runensteins zu leiten, und sie schließlich zu materialisieren. Den Flammenball ein wenig wachsen lassen, noch ein Stück, und dann schließlich dem Zerren der Schattenflamme anchzugeben, und sie auf ihr Ziel loszulassen. Gemeinsam mit Rena bildete er sozusagen die zweite Angriffskraft, die aus der hinteren Reihe auf die mächtigen Wesen feuerte.
Doch irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, dass es notwenidg sei, über jene, die sich direkt im Geschen befanden, sozusagen eine schützende Hand zu legen, das hieß ihnen die Rücken frei zu halten. Er war der einzige, der sich auch nur annähernd mit der Beschwörung einer Kreatur auskannte, folglich war es an Rena gewesen, weiterhin die Flammensalven wie einen dunklen, wütenden Regen auf ihre Widersacher niederregnen zu lassen. Er hingegen besann sich darauf, im Geiste in die tiefsten Tiefen der Unterwelt hervor zu dringen, und sich dort die größten aller Fliegengebeine auszusuchen, die er finden konnte (natürlich nur bildlich gesprochen). Nach und nach wirbelte immer mehr Staub an der Stelle auf, die Rhodgar mit seinen Augen fokussierte. Einer nach dem anderen wie aus dem Nichts erscheinend, setzten sich die Knochen wie perfekt aneinander geformte Bauteile zusammen (im Prinzip waren sie das ja auch), bis schließlich eine äußerst stattliche Dienerkreatur aggressiv über das Schlachtfeld summte. Es war beileibe die größte magische Leistung, die der Schwarzmagus bislang hatte hervorbringen können, vielleicht lag es daran, dass die Gruppe quasi mit dem Rücken zur Wand kämpfte, dass in jenem Augenblick gehörig viel Adrenalien durch seinen Körper gepumpt wurde.
Jedoch folgte schon kurze Zeit später die Ernüchterung. Nicht mal fünf Minuten hatte seine Dienerin damit verbringen können, zwischen den Kämpfenden hindurch zu summen, als sie auch schon von Geschossen durchbohrt in die Asche aus der sie entstanden war, zerfiel. Nungut, dann musste Rhodgar wohl sien Vertrauen in die Fertigkeiten der Kämpfer legen, und darauf hoffen, dass sie seine gut gemeinte Unterstützung nicht benötigten. Anstelle dessen begann er wieder, mit aller ihm gegebener Kraft Schattengeschosse entstehen zu lassen, und auf die Monster zu schleudern, als ihm etwas ins Auge gestochen war. Bislang hatte er den Eindruck gehabt, dass diese Geschöpfe mitsamt ihrer Reiter trotz ihrer nicht zu leugneden Stärke keine wirklich lebensbedrohliche Herausforderung stellten. Da war es schon schwerer gewesen, die Gemeinschaft treu und aufrecht zu erhalten. Ja, das größte Problem war bislang wohl gewesen. Der größte Feind hatte wohl in ihnen selber gesteckt. Auch Seraphin schien keine wirklichen Probleme damit zu haben, sich gegen einen Vermummten zu behaupten. Nein, es so geradezu elegant, wenn nicht graziös aus, wie der Magier die Gestalt über den Rand des Abgrundes warf. Schön und gut, konnte man sich nun denken, einer weniger. Doch wer hätte wohl damit gerechnet, dass dieser vermaledeite... dass er noch die Kraft aufbringen würde, Seraphin mit sich hinunter zu zerren? Wie paralysiert hatte Rhodgar das Geschehen verfolt, hatte mit vor Schreck geweiteten Augen zugesehen, wie sein Freund gestüzt war. Wie in Zeitlupe war das abgelaufen, ganz langsam, als wollte jemand, dass Rhodgar schmerzlichst genau den Untergang seines Nähesten miterlebte. Doch dem würde er einhalt gebieten, so leicht würde er ihn nicht sterben lassen. Nicht so, nicht hier, nicht jetzt! Irgendwann würde Seraphin als zufriedener alter Mann diese Welt verlassen, aber er würde nicht in diesem Ambiente das Zeitliche segnen, oh nein! Wie von der Tarantel gestochen spurtete Rhodgar los, übersprang den einen oder anderen verdörrten Baumstamm, und musste dabei zusehen, wie ein Finger nach dem anderen vom Rand der Klippe rutschte. Mit einem letzten, verzweifelten Hechter schlidderte der Schwarzmagier über den staubigen Boden, gerade im rechten Moment. Geschickt packte er das Handgelenk Seraphins, welcher wohl eine halbe Sekunde später in die Tiefen des Nebels gestürzt wäre. Oh Beliar, der Kerl war schwerer als er aussah. Beide setzten schmerzverzerrte Mienen auf, Rhodgar aus Anstrengung und Furcht um seinen Weggefährten, Seraphin aus purer Todesangst. Aber irgendwie brachte Rhodgar es fertig, seinen Kumpanen nach und nach höher zu zerren, bis er ihn dann bei beiden Handgelenken greifen konnte. Vielleicht war es eine glückliche Fügung, dass Seraphin gerade da mit den Füßen in einer kleinen Einkerbung der Felswand fand, doch was zählte war, dass es mit größten Mühen dann letztendlich doch geschafft worden war, den Magier wieder auf festen Boden zu bringen.

Viel Zeit zum Ausruhen oder gar Reden hatten die beiden allerdings nicht, denn hinter ihnen bäumte sich eine Meute von Zombies auf, die mit rasantem Tempo näher kam. Folglich nahmen sie die Beine in die Hand, und rannten hinter ihren Freunden her, die beileibe schon sehr weit gekommen waren.
"Seraphin, lauf schneller! Die Kerle holen auf!" rief Rhodgar über die Schulter zurück, als er merkte, dass sein Freund ein wenig zurückfiel. Klar, er hatte ja auch noch seinen gewaltigen Stab zu tragen. "Ist klar, denkst du ich merke das nicht? Lauf du mir lieber nicht vor der Nase her, sonst purzeln wir durcheinander und das wars!" grinste er. Vor lauter Aufregung und Anstrengung entfuhr ein überheblich, wenn nicht hysterisches Lachen der Kehle des Schwarzmagus, während er nochmal alle Kraftreserven ausschöpfte, und tatsächlich, der Abstand vergrößerte sich von Sekunde zu Sekunde. Bald hatten die beiden ihre Gefährten eingeholt, und nun waren sie wieder alle gemeinsam auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Verderbnis.
28.03.2004, 00:34 #1204
Rhodgar
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[GM] Licht und Schatten -
Keineswegs würde Rhodgar es zulassen, dass nun auch noch Seraphin in sein sicheres Ende rannte, und sich damit Hilias anschloss. Wobei er ja nicht einmal mehr in sein Verderben rannte, das war etwas anderes. Er war ja schon tot, das zählte nicht. Aber Seraphin befand sich wohl noch unter den Lebenden, genau wie eben Rhodgar. Und eben deshalb hatte der Schwarzmagier seinen Freund kurzweilig aufgehalten. Wenn sie inmitten dieses Wahnsinns starben, dann starben sie zusammen, Seite an Seite. Und mit einem Mal war Rhodgar gar nicht mehr so bange vor dem Ableben, denn er wusste Seraphin an seiner Seite. Allerdings würden die beiden nicht tatenlos zusehen, wie es dem grauen Heer ermöglicht würde, den Weg weiterzugehen, und ganz Khorinis abzuschlachten. Oh nein, und wenn es auch nur für die unschuldigen Menschen war, die beiden würden sich zusammen kämpfen. Eigentlich konnten sie nur gewinnen. Sollten die Gefährten das beinahe Unmgögliche möglich machen, und glorreich aus dieser Hölle entfliehen können, dann hätten sie ihr Ziel erreicht. Und wenn nicht... dann waren sie eben zusammen gestorben, ganz einfach.

Um überhaupt aber ersteinmal zur untersten Turmtür zu gelangen, mussten sich die beiden Schwarzjünger durch eine gehörige Anzahl von Fleischleichen kämpfen. Mit Erstaunen, welches fast schon an Entsetzen grenzte, beobachtete Rhodgar, wie sein Freund geschickt seinen Stab schwang, und einige der Zombies um einen Arm oder den Kopf erleichterte. Er selber konnte nichts weiter tun, als eine weitere Dienerkreatur herauf zu beschwören, die die Meute für eine Zeit lang beschäftigen wie ablenken würde.
Dann hatten sie es schließlich doch geschafft, und glücklicher, eine Tür geöffnet zu haben, waren wohl beide noch nie gewesen. Schnell huschten sie hindurch, und knallten sie mit einem synchronen Ausatmen wieder hinter sich zu. Sie nahmen an, von nun an freie Bahn zu haben, doch Pustekuchen! Auch hier sah es nicht anders aus. In dem Raum, er war gerademal breit genug, dass die beiden nebeneinander stehen konnte, wimmelte es nur so von Viechern. Keine Zombies oder gar diese abartigen Hydren, nein, nun hatten sie es mit etwas Kleinerem zu tun. Ein Exemplar unter hunderten stach Rhodgar ins Auge. Die winzigen Knochen, die genau acht Beine bildeten, knackten stumm, als sich nach und nach jedes der Beine hob und wieder senkte, während das Vieh umgekehrt an der Decke herumkrabbelte. Ja, sie hatten es nun mit Knochenspinnen zu tun. Was mochte wohl noch alles kommen? Giftaffen? Mörderschafe? Die Hnde schützend vor das Gesicht haltend, sprinteten die beiden die Wendeltreppe hoch, die in dem Raum nach oben schoss. Und überall klebten diese lästigen Viecher, hier und da zertrampelten sie in der Eile auch mal eines, woraufhin jedes Mal ein dumpfes KACK zu hören war. Doch das war derart unwichtig! Was nun zählte war das aufspüren dieser gepeinigten Seele, dieser bedauernswerten Kreatur, die wohl die ganze Zeit über im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Schier endlos erschienen die Stufen, bis sie dann auf einmal endeten, und die beiden sich vor einem beeindruckenden Torbogen wiederfanden. Unsicher schaute Rhodgar zu Seraphin hinüber, doch der zuckte ebenfalls nur mit den Achseln.
28.03.2004, 01:33 #1205
Rhodgar
Beiträge: 1.307
[GM] Licht und Schatten -
Etwas hatte dieser Kerl an sich, dass Rhodgar gleich zur Weißglut trieb, was nicht gerade klug war. Denn wie auch Seraphin bereits schmerzlichst eingesehen hatte, war mit einem wütenden Rhodgar nicht gerade zu spaßen. Die Schattenflamme wuchs und wuchs, und irgendwann, der Abt war gerade zwei Schritte an sie heran getreten, ließ er los. Das Geschoss flog auf den zerbrechlichen Alten zu, dch bevor es auf ihn treffen konnte, zerplatzte es, und für einen kurzen Moment war eine Art Schutzhülle zu erkennen, die den Alten umgab. Hysterisches Lachen gröhlte aus seiner Kehle, und wieder tat er einen Schritt vorwärts. Rhodgar hatte verstanden. Magie konnte ihm nichts anhaben. Ungewöhnlich, aber auch nicht das Ende der Welt. Ganz wehrlos war er ohne seine Runen nun auch wieder nicht. Schnell steckte er den fein geformten Stein unter seine Robe zurück, und ließ dann mit einer raschen Bewegung seinen Dolch in seine Handfläche schnellen. In seinen Augen spiegelten sich all die Dinge wieder, die diese Reise zu einem Höllentrip gemacht hatten. Nun hatten sie endlich die Gelegenheit, abzurechnen.

"So, du seniler Knallkopf, nun wirst du am eigenen Leib spüren, was es heißt, sich gegen den dunklen Gott zu stellen."
28.03.2004, 03:36 #1206
Rhodgar
Beiträge: 1.307
[GM] Licht und Schatten -
Mit gemischten Gefühlen hatte Rhodgar Seraphins wahnwitzige Aktion verfolgt. Zum einen hatte er natürlich ein gewisses Maß an Befriedigung gespürt, während sein Freund auf diesen Haufen Elend eingeprügelt hatte. Und hätte er es nicht getan, so wäre es wohl an dem Schwarzmagus gewesen, seinem Frust ein Ventil zu schaffen. Aber andererseits kamen schon ein paar wenige Zweifel in ihm auf, denn noch immer hatte dieses Monster, was es auch immer sein mochte, die Erscheinung eines Menschen, und so gefühlslos und kalt auf einen Menschen einzuprügeln, das konnte Rhodgar nicht gutheißen. Doch dann machte er sich immer wieder klar, dass der Abt dies verdient hatte. Mehr als verdient. Für alle Strapazen und all das Leid würde er nun bezahlen müssen, ganz einfach.

Nun stellte sich der Schwarzmagier an die Seite seines Freunde, überlegte, ob er noch ein letztes Mal kräftig zutreten sollte. Eigentlich entschied er sich dagegen, doch auf einmal wurde ihm ganz anders. Es war, als ob etwas in seinen Körper fahren würde, und die Kontrolle über sein Handeln übernehmen würde. Für ein paar Momente fühlte er sich, als schwebte er in einer anderen Dimension (vielleicht war es auch so). Und auf einmal fiel es ihm gar nicht mehr ein, den Abt zu verschonen. Soviele Unschuldige hatte er abschlachten lassen, nun sollte er am eigenen Leib erfahren, was ese hieß gepeinigt zu werden. Der Schwarzjünger nahm seinen Dolch, beugte sich über den fast leblosen Körper des Abtes, und machte sich daran, die Klinge in die Augäpfel des Mannes zu stechen, eine Runde damit zu machen, und dann die beiden Augen geradezu heraus zu hebeln.. Dann erhob er sich. Die Überreste des Abts wimmerten so mitleiderregend, dass er nur noch einmal verächtlich vor ihm auf den Boden spuckte. Und in diesem Moment wurde ihm etwas klar... sie würden siegen. Dieser Haufen würde nicht wieder hochkommen, und was waren seine untoten Scharen schon ohne seine Genialität? Ja, man musste wirklich sagen, es war schon genial was er auf die Beine gestellt hatte. Genial von den Ausmaßen, keinesfalls in den Absichten. Diese verurteilte Rhodgar aufs Schärfste. Doch man musste einfach sagen, dass der Abt ein kluger Kopf war. Sein einziger Fehler war gewesen, Seraphin und seine Wenigkeit zu unterschätzen. Das hatte ihn letztendlich zur Niederlage gebracht.

Verträumt dreinschauend und grinsend zugleich blickte Rhodgar nun auf seinen Freund, und flüsterte nur: „Seraphin, wir haben gewonnen.“ Ein stummes Nicken seines Gegenübers, und die beiden lagen sich in den Armen. Klopften sich gegenseitig auf die Schultern, und verfielen bereits in eine Art Glückstaumel. Das hatten sie sich aber auch verdient. Nun galt es nur noch die anderen beisammen zu kriegen, und dann so schnell wie möglich von hier zu verschwinden... nach Hause. Bei diesem Gedanken kullerten Rhodgar einige Glückstränen über die Wange, wie so oft auf dieser Reise. Verdammt, war er emotional geworden.
28.03.2004, 04:05 #1207
Rhodgar
Beiträge: 1.307
Der Saal des Gremiums -
Beförderung

Da ist gerade eine Gruppe von Menschen im Kastell angekommen, und auf einen von ihnen wartet eine große Überraschung.
Es ist mir eine außerordentliche Freude, heute einen in den hübschen Rang des Schwarzmagiers erheben zu dürfen. Ja, genau du bist gemeint,

Seraphin

Wie ich dir auch des öfteren schon gesagt habe bewundere ich deine Schreibweise, bleib am Ball, Junge, auf dass wir uns noch viele viele Male gegenseitig das Leben retten können. :D

Deine neue Signatur:


Der Code zum richtigen Einbinden:
[url=http://gothic.gamesweb.com/clans/zux/index2.html][img]http://gothic.gamesweb.com/clans/zux/sigs/schwarzmagier_rpg.gif[/img][/url]

Also, Junge, viel Spass mit der neuen Robe, ein passender Hut wird gleich mitgeliefert. Herzlichen Glückwunsch!

i.N.d.G.
Rhodgar
28.03.2004, 04:21 #1208
Rhodgar
Beiträge: 1.307
Das Kastell des ZuX #28 -
Das war alles so rasend schnell gegangen. Eigentlich hatten sie gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, dass sie Lama, Hilias und Rena alleine in der Abtei zurücklassen würden. Sie hatten einfach instinktiv gehandelt, und nun waren sie wieder zurück, zurück zu Hause, zurück im Kastell. Nunja, Ceron, Rhodgar und Seraphin waren zuhause. Carras und Tarim blickten sich irritiert und orientierungslos um. Sie waren ja noch nie hier gewesen.

Aber leicht orientierungslos wirkte auch Rhodgar. Bevor ein Sturm von Fragen auf Meditate niederprasseln würde, in deren Zimmer die Fünf komischerweise gelandet waren, wies sie die Abenteurer auf den immens hohen Spiegel hin, vor dem sie saß. Gebannt starrte Rhodgar auf die Oberfläche, die nun zu verschwimmen schien, und schon im nächsten Moment... gefror ihm der Atem. Man konnte ins Innere der Abtei sehen, man sah durch diesen Spiegel, ja was sahen sie eigentlich? Zumindest bewegte sich das bild stetig, und am unteren Rand waren Füße zu erkenne. Die Schritte wirkten gequält, beinahe schleifend. Das würde doch nicht etwa..? Doch, das waren Hilias Schritte. Und da, auf einmal kamen auch Rena und Lama in den Sichtbereich. Sie konnten sehen, was ihre verbleibenden drei Freunde momentan erlebten. Einfach verrückt. Aber halt, hatte Meditate sie etwas die ganze Zeit über durch dieses Instrument der Macht beobachtet, hatte alles gesehen? Bei dem Gedanken war ihm nicht so ganz wohl, schließlich war er es gewesen, der zwischendurch ziemlichen Mist gebaut hatte.

Die Dämonen,die erschienen waren, bemerkte er gar nicht, auch wenn sie damit begonnen hatten an seiner Robe herum zu nesteln. Viel zu erstaunlich war das, was ihm gerade zu Augen kam.
28.03.2004, 16:35 #1209
Rhodgar
Beiträge: 1.307
OT zur Quest Licht und Schatten (Hilias) -
Wären wir in einem Fußballstadion, dann würde die gesamte Meute Standing Ovations geben, wenn Hilias durch den kleinen Gang auf das Spielfeld geschritten kommt. Ich ziehe meinen (nicht vorhandenen :D) Hut vor dir, Hilias, ein dickes "Respeckt" gebe ich dir auf den Weg.
Einfach sagenhaft, wie du uns durch die verschiedensten Schluchten, Sümpfe und übers Meer geleitet hast. Aber am beeindruckendsten finde ich, dass du nach eigener Aussage ja noch mindestens vier Quests in Petto hast... schüsch.

An alle anderen: Es war mir wirklich eine Ehre, mit solchen Leuten wie euch zu posten. Bis auf ein paar Mal war ich wirklich erstaunt, wie gut man aufeinander eingegangen ist, habe mich tierisch über die verschiedensten Ideen gefreut, die ihr eingebracht habt. Euch gilt genauso eine anerkennende Geste wie unserem Gamemaster.

Ahja, und was mich wirklich abgöttisch gefreut hat, war dass ihr alle so schön mitgespielt habt, als Rhodgar sich kurzzeitig abgeseilt habt. Danke für das Verständnis, und das sich niemand quer gestellt hat!

Aber genau wie Hilias werde ich mir jetzt auch ne Woche Urlaub nehmen, und zwar genau bis zu den Ferien. Dann gehts erst wieder richtig los! Es war mir eine Ehre Teil dieser Quest gewesen zu sein.
29.03.2004, 13:57 #1210
Rhodgar
Beiträge: 1.307
Das Kastell des ZuX #28 -
Zur Mittagsstunde öffnete sich im ersten Stock des Kastells eine Tür, und ein junger Mann trat heraus. Das Gesicht spiegelte die Strapazen der letzten Wochen wieder, seine Haut war ausgebleicht und spannte sich unnatürlich über die Wangenknochen. Das schwarz-rote Haar stand in alle Richtungen ab. Rhodgar hatte die Nacht kein Auge zu tun können, unruhig hatte er sich von einer auf die andere Seite gewälzt, immer und immer wieder war er von Frageattacken heimgesucht worden. Warum? Wieso? Fragen, auf die er keine Antwort wusste, bis auf die eine. Schicksal. Es war wohl einfach Schicksal, und sie mussten sich damit abgeben, dass Hilias, der stets wacker kämpfende und treu zu ihnen stehende Hilias, nicht mehr unter ihnen verweilte. Die Bilder, die durch diesen seltsamen Spiegel in Meditates Zimmer zu sehen gewesen waren, ließen ihn auch jetzt noch nicht los. Noch immer hatte er Hilias vor Augen, wie er dahin geschieden war, noch immer waren die Bilder einer weinenden Rena in sein ausgemergeltes Hirn gebrannt. Die Lichtkreatur, die hellstrahlenden Funken, die sich wie ein Schauer abertausender kleiner Sternschnuppen über Khorinis verteilt hatten... all jenes war es gewesen, was dem Schwarzmagus den Schlaf geraubt hatte.
Nun aber war ein neuer Tag angebrochen, ein neuer Tag für ihn und seine Freunde. Erst in der letzten Zeit hatte er wirklich zu schätzen gelernt, welch göttergleich Geschenk ihnen zuteil war. Das Leben. Auch wenn er sich dem Gott, der jenes zu sich nahm, verschrieben hatte, so hieß es doch nicht, dass er nicht sein eigenes solange in Ehren halten konnte, wie es ihm vergönnt war, weiter zu sein? Nein, bestimmt nicht. Und wenn schon.

Schwarz, weiß, schwarz weiß... und immer so weiter. Noch nie zuvor waren Rhodgar die eigentlich so banalen Dinge seines Zuhauses aufgefallen. So zum Beispiel die Kacheln, die sich über den Boden erstreckten. So viele Füße und Schritte mussten schon über sie hergezogen sein. Soviele Menschen, Helden oder nicht, mussten schon ihrem Weg gefolgt sein. Oder dort, das aufwendig gefertigte Gemälde an der Wand. Wie viele Taten hatte es schon beobachtet, wie viele Geheimnisse hatte es schon vernommen? Während Rhodgar den Korridor entlang ging, wunderte er sich ein ums andere Mal, wie schön und gut seine Welt doch war. Er hätte soviel verlieren können auf seinem Abenteuer. Er hatte viel verloren. Einen Gefährten, einen Anführer, eine herausragende Persönlichkeit... einen Freund.
Erst als er vor dem großen Torbogen, welcher den Einlass zur Bibliothek vorbei schritt, machte er halt. Die zwei Figuren schienen ihn von oberhalb geradezu hämisch anzugrinsen, während sie stumm über die Schriften wachten. Der Schwarzmagier trat ein, störte sich nicht groß an dem mattblauen Dämmerlicht, und suchte sich einen freien Tisch aus, an dem er sich sogleich niederließ. Eine Sache war nämlich unvollendet geblieben, etwas, dessen Herausforderung er voll und ganz zu meistern anstrebte. Aus einem Regal zückte er Feder und Tinte, und machte sich daran, zunächst eine prunkvolle Verzierung über das Wort - Kapitel 3 – zu ziehen.

Nun ist es aus. Vorbei, hinüber, zu ende. Wie man es auch nennen mag. Was uns Empfing war das Entsetzen, was wir bekämpften der Schrecken. Nach Veltrins Ableben waren wir auf etwas gestrandet, das Verzweiflung gerufen wird. Aussichtslosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Es gab keinen Mut mehr, alles lodernde Feuer in uns war wohl erloschen. Der einstige Enthusiasmus war nicht mehr. Wie Federn im Wind folgten wir kraftlos dem uns im letzten Augenblick gedeuteten Weg. Wie Marionetten, die willenlos dem Zupfen an den Fäden gehorchten. Wir waren wohl alle froh, irgendetwas zu tun, bevor uns die Tatenlosigkeit noch ganz einhüllen würde. So zogen wir los. Ohne Veltrin, all unserer guten Gedanken beraubt. Hilias stand nun an unserer Spitze, wenn er auch ein ziemlich trostloser war. Zu dem Zeitpunkt. Keine drei Tage vergingen, da der erste Lichtstrahl auf die Dunkelheit fiel. Ein Lager, ein Lager der Seemänner, die nach Gorthar übersetzten. Wir verweilten dort nicht lange, nur einen Abend und die dazugehörige Nacht. Aber im umherziehenden Morgennebel betraten wir das Schiff, begegneten erstmals den unsäglichen Nordmännern. Rauhe Gesichter, Muskeln aus Stahl, die Geister unzerbrechlich. Das war die perfekte Mannschaft um uns sicher über das Meer zu bringen. Doch keine Reise ohne Zwischenfälle. Handlungen sind teils dazu da, um gestört zu werden. Warum sollte es denn bei uns anders sein? Nein, wir wurden wahrlich nicht verschont von der Pranke der Zwietracht, vom langen Arm des Misstrauens. Ich stand treu, gar fanatisch zu Veltrins Opfer, war von der Überzeugung ergriffen, wir sollten in keinem Fall aufgeben, auch wenn uns die Trauer noch befiel. Jedoch stießen diese Worte bloß auf Verbitterung, wenn nicht gar kurzweiligen Hass. Vielleicht war ich einfach schneller daran, das Geschehene ziehen zu lassen, und nach vorn zu schauen. Schneller als Hilias. Schneller als jener, mit dem ich aneinander geriet. Schneller als jener, der die ersten Fünkchen der Hoffnung in mir offensichtlich schon im Keim zu ersticken gedachte. Eine offene Eskalation drohte, und in solch Situationen war es stets klüger, sich zurück zu ziehen. Ab zu warten.
Mehr oder weniger unbeschadet erreichten wir dann die Küsteneben, wo uns, wie konnte es auch anders sein, sofort die nächste Herausforderung zuteil wurde. Steile Klippen, scharfkantige Felsen, das war es was uns erwartete. Konnten wir aber alles hinter uns lassen. Wenn auch nur einer von uns annahm, des Schicksals vierblättriges Kleeblatt hätte sich gewendet, und würde nun uns anstrahlen, der war wahrlich ein Narr. Mussten wir uns den größten Herausforderungen doch noch stellen. Und der Feind schlief nie. Denn unser größter Widersacher waren wir selbst. Tief in uns begannen wohl einige zu begreifen, zu verstehen. Ich für meinen Teil schon, doch wehrte ich mich noch immer dagegen, als wir auf die stinkenden Sümpfe des hiesigen Ödlands zu marschierten. Unwissend, was uns in dieser grünen Hölle noch alles erwarten mochte. Wir wären umgekehrt. Ganz bestimmt.


Rhodgar legte die Feder beiseite, und fuhr sich mit den Händen durch die müden Augen. Es war seine Geschichte, sein Buch. Das Buch, welches er Schicksal genannt hatte. Auf dass es den weniger Erfahrenen stets ein Hinweis darauf sein mochte, dass das Wertvollste auf Erden nicht mit Gold erkauft werden konnte. Mochten sie verstehen. Er hatte verstanden.
30.03.2004, 19:20 #1211
Rhodgar
Beiträge: 1.307
Das Kastell des ZuX #28 -
In der Biliothek war war weit und breit nur das Kratzen einer einzelnen Feder zu vernehmen. Niemand außer Rhodgar hielt sich in den mattblau beleuchteten Hallen auf, worüber er nicht zuletzt sogar dankbar war. So hatte er alle Zeit und Ruhe der Welt, sich einen geeigneten Wortlaut zu überlegen, um das Abenteue für immer auf Papier zu bannen.

- Kapitel 4 -

Was tut jemand, der nicht weiß, wohin? Was macht er, wenn alle Hoffnungen auf Rettung von Sekunde zu Sekunde schwinden? Wenn Verzweiflung und annähernder Wahnsinn von einem Besitz ergreifen, wenn es einen vor Groll flimmert vor den Augen? Was macht man dann? Was würdest du in dieser Situation machen? Wir wussten nicht recht, was zu tun war. Alles Obrige traf wohl auf jeden von uns zu. Tag für Tag hatten wir uns mehr in diesem alles verschlingenden grünen Schlund verirrt, und mit jedem Moment der verging schwand die Zuversicht, wie ein Licht im Dunkeln, dass sich nach und nach in die Ferne bewegt. Unaufhaltsam und stetig. Immer weiter fort, bis man sich dann nur noch mit Wehklagen an den einstigen Orientierungspunkt erinnern konnte. Versteh mich nicht falsch, lieber Leser, es war keineswegs nicht so, dass wir keinen Wegweiser bei uns hatten. Mit der Zeit hatte Hilias eingesehen, dass er nun einmal mit der Rolle des Anführers versehen worden war. Wir hatten einen, zu dem wir aufschauen konnten, den wir anblicken und fragen konnten, wenn wir nicht mehr weiter wussten. Und dies war oft der Fall. Woher sein plötzlicher Sinneswandel? Nun, Veltrin hatte der Gemeinschaft etwas hinterlassen. Eine Art Scheibe, eingearbeitet in ein feines Silbergestell. Wie sie allerdings funktionieren sollte, das hatten wir noch nicht herausbekommen. Doch zumindest gab es etwas, woran sich die anderen orientieren konnten, und wenn sie sich die Funktionstüchtigkeit auch nur einbildeten. Es war besser, all seine Hoffnungen in solch ein Ding zu legen, als sie gänzlich fahren zu lassen. Doch eben jenes fiel mir zu schwer. Der Rest hatte es wahrscheinlich noch nicht mitbekommen, doch mit jeder Minute die verging, mit jedem Meter den Hilias uns weiter in den Sumpf führte, verlor ich das Vertrauen in ihn. Vielleicht lag es einfach nur an der unbekannten Umgebung, von den Ausmaßen der Verluste, dass ich wohl nach und nach verrückt wurde. Hätte mein rationales Denken nicht seine Tätigkeit aufgegeben, wäre es mir wohl nie in den Sinn gekommen, an dem Punkt zu stoppen, an dem es endgültig zu viel wurde. Eigentlich wäre ich den anderen ohne jeden Widerspruch in diesen Matschtümpel gefolgt, der Hilias nächstes Hindernis darstellte. Doch musste ich meinen Sinnen beraubt gewesen sein, anders ist es nicht zu erklären, dass ich es einfach nicht über mich bringen konnte, den nächsten Schritt zu machen. In jenem Moment schossen mir Millionen und Abermillionen Dinge durch den Kopf. Hilias will uns umbringen. Da steige ich nicht rein. Oder doch? Da könnten Viecher drin sein. Die werden uns die Füße abbeißen. Habe ich im Kastell alles erledigt? Bin ich denn bereit zu sterben? Warum sollte ich sterben? Hat das Küchenkroko den Herd angelassen? Nur ein paar abstrakte Beispiele meiner wirr umherfliegenden Gedanken. Natürlich war dies alles Schwachsinn. Das Schicksal hatte Hilias in Form von Veltrin zu unserem Leiter gemacht, und eigentlich hätte ich wissen müssen, dass diese wohl höchste aller Mächte keine Entscheidung leichtfertig und unüberlegt trifft. Ja, wäre dieses Wort "eigentlich" nicht gewesen. Denn ich wollte nichts verstehen, wollte nichts einsehen, wollte eigentlich gar nichts von dem glauben, was uns Hilias schon die ganze Zeit über erzählt hatte. Hilias wird uns alle ins Verderben führen! Er weiß nicht mehr, was ist und was nicht! Geblendet von der Sehnsucht nach Erlösung wird er nichts unversucht lassen, um sich seinen Wunsch zu erfüllen. Er dreht durch... Nein, nicht er war es, der sich in eine Paranoia hineinsteigerte, sondern ich. Aber wie gesagt, mein Denken war vernebelt, und geradezu besessen von den oben erwähnten Gedanken. Unwissend ob meiner Taten Konsequenzen weigerte ich mich lautstark, der Gruppe unter Hilias Führung auch weiterhin zu folgen. Leider kam es soweit, dass ich meine Freunde vor die Wahl stellte, entweder sie gingen mit ihm weiter, oder kamen mit mir und versuchten auf gut Glück aus dem Sumpf zu entkommen. Natürlich willigte keiner in das Zweitere ein, das grenzte einfach an Wahnsinn, doch passte dies genau in meine derzeitige Verfassung. Ein Wahnsinniger tat nun einmal wahnsinnige Dinge. Ganz einfach. Und in diesem Wahn sollte auch die Tat entstehen, die ich wohl mein ganzes Leben lang am meisten bereuen werde. Seraphin, mein treuer Freund, Gefährte und Wegbegleiter, mein Mitmagier und Partner, jener der mir neben ein paar anderen Menschen stets ein leuchtendes Vorbild war, ein Grund für mich morgens aufzustehen, ja jener Seraphin, er wollte nicht zulassen dass ich mich in mein Unglück stürzte. Er wollte mich daran hindern, meinen Wahnsinnsplan durchzuführen. Und auch wenn es bislang von großem Nutze gewesen war, wenn ich nun darüber nachdenke bin ich der Ansicht, es wäre besser gewesen ich wäre der Magie zu dem Zeitpunkt noch nicht mächtig gewesen. Im Gegesatz zu Seraphin. Er hatte anders als ich noch keine magischen Erfahrungen, hätte sich nicht darauf verstanden, einem Schattenflammenzauber meinerseits etwas entgegen zu bringen. Und dann lief ich. Hinein in die Dunkelheit, weg von meinen Freunden. Hämisch lachend empfing mich der Dschungel. Wie er mir noch zusetzen würde!


Schweigend legte Rhodgar die Feder beiseite, erhob sich aus dem Sessel und verließ die Bibliothek. Nun galt es zunächst einmal, seinen Magen zu füllen. Im Refektorium ließ er sich eine Portion Reis mit Pfirsichen, Hühnerfleisch und einen guten Wein bringen, doch als er so auf seinem Platz saß, bekam er beim besten Willen nichts runter. So legte er einfach nur den Kopf in die Hände, und wartete. Worauf, das wusste er nicht.
31.03.2004, 20:54 #1212
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Rhodgar schlug die Augen auf. Es dauerte eine kleine Weile, bis er es geschafft hatte sich zu orientieren. Er hing nur so in einem der bequemen Sessel, die stets in der Bibliothek vorzufinden waren, die Arme auf dem kleinen Arbeitstischchen verschränkt, der Kopf hatte die Nacht wohl darauf gelegen. Nein, schon wieder war er hier eingeschlafen. Die Kerze hatte bereits ihren mittlerweile verfestigten Wachs über das Holz verteilt, was dem Schwarzmagier irgendwie das Gefühl vermittelte, den ihm bereitgestellten Luxus nicht zu würdigen. Schnell kratzte er mit der Spitze seiner Schreibfeder darüber, um den Tisch wenigstens annähernd sauber zu bekommen. Leider bedachte er nicht, dass dies sein einziges Schreibgerät war, und nach ein paar prüfenden Blicken stellte er fest, dass es wohl an der Zeit war sich ein neues zu beschaffen. In seinem Zimmer, da flog doch bestimmt noch irgendwo eine dieser elgant geschwungenen Federn herum. Kurz überlegte er, ob er sich nicht einfach von einem Dämonen eine neue bringen lassen sollte. Nein, entschied er. Seit diese Flattermänner offenbar Gefallen daran gefunden hatten, ihn hier und da zu pisacken, hatte er sich fest vorgenommen, so wenig wie möglich von ihnen abhängig zu sein. Also hoch in den ersten Stock.

Während der Dämonenbschwörer, beladen mit Feder, einem neuen Tintenfass und ein paar zusätzlichen Blättern pergament, so durch einen Korridor schlurfte, drehten sich all seine Gedanken nochmals um die gestrige Unterhaltung im Refektorium. Wie er Hilias´ Eisenmaske quasi als letztes Andenken überreicht bekommen hatte. Mit den Worten "Das war der Tag an dem du, Rhodgar, wieder zu uns gestoßen bist." hatte Rena sie ihm übergeben. Eine nettgemeinte Geste, und im Prinzip war er ihr auch zu ewigem Dank verpflichtet. Doch in dem Moment waren mit einem Schlag wieder all die Emotionen hochgequollen, die er bislang doch so gut unterdrückt hatte. Die Trauer und die Wut über das Geschehene hatten ihn binnen Sekunden übermannt, doch hatte er sich im letztem Augenblick noch aus der Affäre gezogen. Mit der Begründung, etwas ganz wichtiges erledigen zu müssen, hatte er seine Freunde im Speisesaal alleine gelassen. Eigentlich war es ja auch keine Ausrede gewesen, denn er war zurück in die Bibliothek gegangen, um an seinem angefangenen Werk weiter zu schreiben. Bald würde es fertig sein. Nicht sonderlich dick, zumindest nicht vom Umfang her. Dennoch steckten in diesen Schriften mehr Gefühle, Emotionen und Sorgen als in so manchem Buch, das hier in den schier endlosen Regalreihen seinen Platz gefunden hatte.

"DOPPELTESCAVENGERGALLNOCHMAL!" Jener Fluch löste sich aus Rhodgars Mund, als er nach einem kurzen Zusammenstoß mit einem schwebenden Tablett die obersten Pergamentblätter vollkommen mit rötlichem Saft vollgesudelt sah. Er... einen Moment, ein schwebendes Tablett? Der Schwarzmagier zog eine Grimasse, die wahrlich sehenswert war. Eine Mischung aus belustigter Verzweiflung und Zorn spiegelte sich in seinen Zügen wieder. Wieder einmal hatte ein Dämon die Gelegenheit nicht ausgelassen, ihn zu schikanieren. Dass er es gewesen war, der vollkommen geistesabwesend durch die Gegend gelaufen war, das war ihm momenten egal. Er schob die Schuld den Flattermännern in die Schuhe. Doch so langsam hatte er gelernt, seine Wut unter Kontrolle zu halten, und stattdessen mit einer gehörigen Portion Sarkasmus zu reagieren. Wenigstens waren nicht alle Blätter vollgeschmiert. Die anderen waren sowieso überflüssig gewesen.
01.04.2004, 13:14 #1213
Rhodgar
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Ich bin Vogelfrei! -
Ab in den Marvin Mod, von irgendwem killen lassen und F8 drücken. Dann sollte derjenige nicht mehr sauer auf dich sein und wieder normal funktionstätig sein. Wenn du dich z.B. von den Söldnern auf Onars Hof töten lässt weiß ich nicht ob z.B. Lord Andre auch wieder normal ist. Ansonsten bei allen, die dir ans Leder wollen, das gleiche Spielchen abziehen.
01.04.2004, 20:12 #1214
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Man konnte es nicht gerade innerliche Ausgeglichenheit nennen, was sich in Rhodgar abspielte. Der Tod seines Freundes Hilias nahm ihn einfach noch zu sehr mit. Eigentlich hatte er gedacht, mit ein paar Tagen der Trauer wäre "die Sache gegessen". Natürlich nicht in dem Sinne, dass er nun für ewig mit diesem dunklen Kapitel seines Lebens abschließen würde, doch bei Beliar, das seinige ging weiter. Es war nun einmal nicht mehr zu ändern, dass Hilias eingegangen war ins Reich des dunklen Gottes, und nun auf sie schaute. Vielleicht schwebte seine Seele ja körperlos durch die Welt, auf der Suche nach der endgültigen Erlösung? Gab es die überhaupt? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Aber er wollte sich auch keine Gedanken mehr darüber machen.

Nach einem ziemlich tristen Tag stand Rhodgar nun in dem röhrenförmigen Raum, in welchem er mit dem Don den Schattenflammenzauber trainiert hatte. Nein, besser gesagt, er hatte versucht diese Angriffsmagie einzusetzen. Gelungen war es ihm jedoch nicht, aber er hatte es genaugenommen auch gar nicht erst versucht. Mit Scham dachte der Schwarzmagus daran, wie er seinen Mentor hatte stehen lassen. Er hatte sich damals noch nicht dazu im Stande gefühlt, die verkörperte finstere Magie unter den wachsamen Augen seines Lehrmeisters anzuwenden. Und so war er geflüchtet. Doch dann kamen ihm bessere Tage in den Sinn. Zum Beispiel jener, an dem er sich seinen Respekt glorreich zurückerkämpft hatte. Jedoch war es wohl eher des Schicksals glückliches Händchen gewesen, welches sein Geschoss Seraphins Hut von Aylens Kopf hatte hinunterschießen lassen. Sehr viel hatte er selbst nicht dazu beigetragen, aber wie dem auch war, der Don war begeistert gewesen. Und wenn man den Erzählungen glauben durfte, hieß es schon sehr viel, dem Grummelpaket überhaupt auch nur die winzigste Emotion herauslocken zu können. Wenn dem so war, dann hatte er selbst wohl gute Arbeit geleistet. Aber sei´s drum.

Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, griff er sich nun jenen Runenstein, der ihm auch auf seiner Abenteuerreise so treue Dienste geleistet hatte. Langsam wuchs über seiner Hand der schwarze Ball heran, bis er eine beachtlich Form angenommen hatte. Die schwarzen Energien zogen und zerrten, als wären sie von dem Geist eines wilden Orkhundes befallen, der an eine Kette gebunden versucht, diese von dem Pfahl zu reißen. Und schließlich ließ er dieser kleinen Gewalt ihren Willen, und löste die Verbindung die zwischen ihm und dem Schattenball bestand. Schon zischte sein Geschoss auf die, anscheinend, hözerne Übungspuppe zu, die er fokussiert hatte. Eigentlich hätte das Holz zersplittern müssen, doch das einzige was wild umherflog waren die einzelnen Lichtpartikel in die sich seine Schattenflamme beim Aufprall aufgelöst hatte. Keine Wirkung, nichts. Verärgert rannte Rhodgar zu dem Holzkamerad hin, und untersuchte ihn. Nicht einmal ein Kratzer war von seinem Angriff übrig geblieben. "Du hinterhältiges Miststück, geh gefälligst kaputt! ARGH!" Nach seinem Tobsuchtsanfall hatte er mit der Faust ausgeholt, um dieser Möchtegernpuppe kräftig eine zu verpassen, doch hatte er dabei wieder einmal alles logische Denken aufgegeben. So hätte er doch voraussehen müssen, dass wenn selbst noch nicht einmal seine stärkste Waffe etwas gegen den Hölzernen ausrichten konnte, seine Faust bestimmt nicht in der Lage sein würde dies zu verrichten. Der Schwarzmagus musste verbittert schlucken. Hier würde er nichts mehr tun können, lediglich seine Hand musste noch versorgt werden.

So schritt Rhodgar durch die Flure, und gelangte wenig später im Krankenzimmer an. Er war noch nicht oft hier gewesen, doch soweit seine Erinnerungen ihn nicht trügten, hatte er in einem Regal eine Reihe von Schienen gesehen. Natürlich hätte er auch einfach einen Heiler bitten können, seinen anscheinend gebrochenen Knochen (er zeichnete sich unnatürlich deutlich durch die Haut ab) verheilen zu lassen. Doch war die Chance, einem Kundigen des Heilens jetzt zu begegnen, so gut wie Null. Und wieder mal wäre es besser für dich, wenn du dich in dieser Sache endlich mal schlau machen würdest! ärgerte er sich über sich selbst. So war das einzige, was er tun konnte, eine der Metallschienen zu nehmen, sie seiner Hand anzulegen und einen dünnen Verband darum zu wickeln. Den erschöpften Mann, der währenddessen bewusstlos im Krankenbett sein Dasein fristete, bemerkte er gar nicht.
01.04.2004, 21:51 #1215
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
"Nein, mein Herr, keine weiteren Schäden." Rhodgar grinste den Mann mit einem aufgesetztem Lächeln ein wenig schief an. Etwas in ihm sagte ihm, dass die Zeit bald gekommen sein würde, der Zeitpunkt nahte wohl, an dem er sich selbst an mehr oder weniger glücklichen "Opfern" versuchen.

"Ich werde mich jetzt allerdings zurückziehen. Es wollen viiieeele viele gaaaanz gruselige Schriften studiert werden." Die Geste, mit der er wohl ausdrücken wollte, dass er sich nun an eine ganz finstere und dunkle Beschäftigung machen wolle (eigentlich wollte er auf den Schreck nur einen Happen essen gehen), ließ seine beiden Gegenüber ein wenig verwirrt gucken. Den Mann mehr, Meditate weniger. Sie kannte seinen etwas seltsamen Humor ja. "Gehabt euch wohl. Auf bald."

Und schon rauschte er, die Hand verbunden und geschient, von dannen, allerdings nicht ohne noch ein lautes "DANKE" durch den Gang zu grölen.
02.04.2004, 20:21 #1216
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
KNALL! Voller Elan schmiss Rhodgar einen dicken Haufen leerer Pergamentblätter auf den kleinen Tisch, der ihm in der Bibliotehk zur Verfügung gestellt worden war. Wieder einmal war ausser ihm niemand anwesend. Gut so, konnte ihn auch niemand beim Dichten und Schreiben stören. Ein Anflug von Stolz durchfuhr den Schwarzmagier, während er auf all die vollgeschriebenen Seiten hinunterblickte, die kreuz und quer verstreut auf der Arbeitsplatte lagen. Wenn erst der letzte Buchstabe geschrieben, der letzte Punkt gesetzt war, dann konnte er wahrlich von sich sagen "Ja, ich bin nun einer von ihnen, die unsere Hallen des Wissens mit eben dem selbigen bis zur schieren Unendlichkeit gefüllt haben." Insgeheim fragte er sich, ob irgendwann jemand auf die Idee kommen würde, in der Bibliothek laut das Wort Schicksal auszurufen. Denn dann würde sein Werk zu dem Rufendem geflogen kommen, und der würde Einblick erhalten, Einblick in den Verlauf und die Geschichte des kürzlich bestandenen Abenteuers... aber auch Einblick in einen Teil aus Rhodgars Seelenleben. Denn er hatte viele, viele persönliche Dinge, nahstehende Emotionen und Gefühle in Worte gefasst, während der Zeit, in der er mit seinen Gefährten noch durch die wilden Länder Gorthars gezogen war. In der Zeit, als er an der Seite Veltrins gegen die Übermacht von Skelettkreaturen angekämpft hatte. Auf den beinahe nie enden wollenden Wanderungen, die nötig gewesen waren, um die Gemeinschaft jedes Mal ein Stück näher an ihr Ziel zu bringen. Aber auch während der Zeit, die er bereits wieder hier im Kastell verweilte (mit gemischten Gefühlen, gespickt von Schrecken und unglaublicher Faszination dachte er an die Kore zurück) hatte er bereits einiges zu Papier gebracht. Irgendwann, ja irgendwann würde jemand kommen, und hineintauchen in die Faszination und den Zauber, aber auch in den Strudel der Trauer, die dieses Buch mit sich führte. Irgendwann...

Das einzige, was den Schwarzmagus jetzt noch daran hinderte, sich erneut seinen literarischen Ergüssen hinzugeben, war die Tatsache, dass er nun einmal noch die Schienerie trug, die ihm Meditates Schüler am Vorabend angelegt hatte. Er hätte mit der linken Hand schreiben können, doch war er sich dessen sicher, dass sogar die verehrten Don und Meditate ihre Probleme gehabt hätten, die dabei entstandenen Schriftzeichen zu entziffern. Vorsichtig wickelte er nun den Verband, der die Schiene an seinen Unterarm geschmiegt hatte, ab, und amchte gleich darauf ein wirklich sehenswertes Gesicht. Wo gestern noch ein farbenfrohes Spiel aus violetten und bläulich-grünen Färbungen geherrscht hatte, verziert durch die Erhebungen, die durch die hervorstehenden Knochenteile entstanden waren, fand er nun wieder das vor, was man wohl eine unscheinbare Hand nannte. Medis Schüler hatte gute Arbeit geleistet. Bei Beliar, er hatte sogar verdammt gute Arbeit geleistet. Schnell wollte Rhodgar die Schiene wieder zurück ins Krankenzimmer bringen, damit man ihm später jah nichts nachsagen konnte.

Mit wehender Robe trat er in die kleine Kammer ein, und wandte sich dem Regal zu, aus dem er die Stütze heruasgefischt hatte. Schon vorher auf dem Gang hatte er gemeint, eine leise Stimme, aus diesem Zimmer kommend, vernehmen zu können. Aber erst als ein leises Krächzen an sein Ohr drang, drehte er sich blitzschnell um und schaute zu den Betten. Er war auf der Reise wohl ein wenig paranoid geworden, doch war dies ebstimmt nciht das Schlechteste. wie er immer gesagt hatte, Angst und Furcht waren die größten Freunde des Menschen. Sie ließen einen laufen, wenn man einem leibhaftigen Schattenläufer gegenüber stand, und ließen einen so dem fast sicheren Tod entrinnen. Obwohl er das eigentlich nicht mehr nötig hatte. Wie oft war er dem Sensenmann schon von der Schippe gesprungen...

"Nana, habt ihr euch etwa erkältet? Schwer zu glauben, wenn man bedenkt, was draußen für wunderbares Wetter und angenehme Temperaturen herrschen."
02.04.2004, 21:10 #1217
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Nein, das dachte Rhodgar nicht. Im Prinzip hatten die Schwarzmagier sich im Laufe der Jahre die Option verpsielt, andere als Sonderlinge zu bezeichnen, er selbst allemal. Viel mehr war diese Skepsis eine Art, seine innere Belustigung über das Gehörte zu verbergen. Er war niemand von der Sorte, die die einem gegebene Macht gerne öffntlich machte, und sie andere spüren ließ. Er war nicht wirklich eine Authoritätsperson, zumindest nicht annähernd so eine, wie es zum Beispiel der Don war, unter dessen Blicken jeder erzitterte. Rhodgar war es eigentlich gar nicht gewöhnt, dass ihn jemand mit "Hoher Herr" oder etwas dergleichen anredete, und es löste eher ein Gefühl der Scham aus, anstatt dass es ihn stolz machte. Aber was dieser Mann da erzählte, klang ja höchst interessant. Von einem Artefakt hatte er gesprochen, mit dem er Einlass erhalten würde... im Prinzip völliger Unsinn, natürlich brauchte es schon irgendeinen Grund um im Kastell Einlass zu bekommen, doch würde nicht erst eine materielle Voraussetzung nötig sein, damit sich das Tor öffnete. Gut, danach musste man ein wenig dem steinernen Vabun spenden, doch Rhodgar selbst hatte damals nur so wenig in die Schale gelegt, dass er sich heute fragte, wieso man ihn nicht mit Paukenschlägen wieder hinaus geworfen hatte. Und in die Bibiohtek wollte sein Gegenüber also auch? Das war schon etwas anderes. Es waren zwei paar Schuhe, für ein paar Tage die Gastfreundschaft des Kastells in Anspruch nehmen zu dürfen, oder aber in die dunklen Schriften schauen zu können, die die Biliothek beinhaltete. Rhodgar selbst war bei seinem ersten, törichten Versuch die Hallen des Wissens zu betreten, gleich von einem Dämon davon gejagt worden. Hachjah, waren das noch Zeiten gewesen, als er noch als Unwissender durch die finsteren Gänge gewandert war...

Ein erneutes Husten seines Gegenübers ließ ihn aus seinen Erinnerungen auffahren. Vielleicht wurde nun von ihm erwartet, dass er ein paar kluge wie weise Worte aussprach? Nun, mal schauen was ihm so ehrenwertes einfiel. Um sich nicht zu verraten, und um sein Ansehen zu wahren, setzte er wieder eine ernste, überlegene und eiskalte Miene auf, und schaute dem Mann tief in die Augen.

"Nun, wer immer dir diese Märchen aufgetischt hat, von einer Notwendigkeit eines Artefaktes, dem lass gesagt sein, er hat keine Ahnung. Keinen blassen Schimmer! Aber das ist auch irrelevant." Der Schwarzmagus tat, als würden viele Gedanken sein Hirn zermatern, und als ob er sich angestrengt erinnern müsste, was der Mann vorhin gesagt hatte. "Hmmm... in die Bibliothek willst du also? Verrätst du mir auch, warum unsere lieben Hausdämonen (das "lieben" sprach er ganz besonders scharf aus, denn keineswegs war er der Auffassung, dass jemals etwas Nettes in diesen Wesen gesteckt hatte. Quasi eine Äußerung der reinen Ironie) dir Zutritt zu diesen ehrwürdigen Hallen gewähren sollten?"

Innerlich musste er über sich selbst lachen. Wenn er mal betrachtete, was er da gerade von sich gegeben hatte, dann konnte er gewisse Paralellen zur Ausdrucksweise des Don nicht leugnen. Vielleicht würde ja noch mehr von dem alten Grauschopf auf ihn abfärben?
02.04.2004, 21:49 #1218
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Rhodgar hatte es gerade noch geschafft, seinen Kopf zur Seite zu neigen, sonst hätte ihn die Wucht des massiven Gürtels wohl mitten ihm Gesicht getroffen. Er brauchte gar nicht erst hin zu schauen, alleine das Geräusch der zerschmetterten Vase genügte, ihm ihm mal wieder einen kleinen Wutstoß zu verpassen. Was dachte dieser Möchtegerngürtelwerfer überhaupt, wo er hier war? Und vor allem, wer er selbst war? Schmiss hier einfach mit Dingen um sich, ohne Rücksicht auf eventuelle Verluste. Natürlich hatten die Scherben den Boden nie erreicht, schon vorher war ein unsichtbarer Dämon durch die Luft gefahren, hatte binnen Sekundenbruchteilen die Scherben aufgefangen und sofort war auch eine neue Vase an den Platz gestellt worden. Das alles geschah in der Zeit eines Lidschlages, sodass der Wüterich wohl denken konnte, die Zerstörung des Gefäßes hätte gar nicht stattgefunden. Es war wohl auch nicht nötig, ihn darüber aufzuklären, das alles unterstützte nur noch den geheimnisvollen Flair, den das Kastell ohnehin schon ausstrahlte. Doch natürlich durfte solch eine Greultat nicht ungestraft bleiben. Mit einer geschmeidigen Kreisbewegung hatte sich Rhodgar bewegt, war vom Ausweichen sofort in eine Angriffshaltung übergegangen. Während seiner Drehung hatte er er einen Runenstein zu fassen bekommen, und schon eine Sekudne später war mit einem gedämpften Laut eine Schattenflamme über seine Hand erschienen, die bedrohlich flackernd versuchte sich aus der geistigen Umklammerung zu befreien. Doch keineswegs war es Rhodgars Absicht, noch mehr Unheil anzurichten, als dieser Narr eh schon verursacht hatte. Doch ein klein wenig einschüchtern war jawohl erlaubt. Und seinen gedachten Zweck erfüllte der Schattenball allemal. Der zuvor noch Aufmüpfige saß nun kreidebleich mit dem Rücken an die Lehne des Bettes gedrückt, kerzengerade in eben jenem und schluckte erst einmal. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Sollte er mal froh sein, dass Rhodgar nicht die Rune zur Beschwörung einer untoten Dienerkreatur gewählt hatte!

"Nun, wie ihr seht, gibt es hier einige Dinge, die eure Vorstellungskraft bei weitem übersteigen. Und natürlich gibt es hier gewisse Regeln, die ihr ohne Ausnahme einzuhalten habt." Rhodgar ließ seinen Flammenball nach und nach verschwinden, bis sich über seiner Hand nichts Weiteres mehr als Luft befand. "Eure oberste Priorität sollte demnach sein: Hütet eure Zunge und zügelt eure Wut. Ein gut gemeinter Rat, die Dämonen werden mich nicht nachahmen und die menschlichen Skrupel zeigen, etwas zur Zeit so Wehrloses wie euch anzugreifen. Und wie ist überhaupt euer Name, und was gedenkt ihr im Kastell eigentlich vor zu finden?"
02.04.2004, 22:24 #1219
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
"Man nennt mich Rhodgar. Nicht mehr, nicht weniger. Also, ihr müsst mich auch nicht mit "Hoher Herr" oder so einem Quatsch anreden. Ich bin der dunklen Magie mächtig, zugegeben, habe Dinge gesehen, die eure Vorstellungen übertreffen, bei weitem übertreffen würde ich sogar sagen. Aber trotzdem habe ich nur diesen einen Namen, und einen Adelstitel hab ich auch nicht. Rhodgar genügt also vollkommen."

Erstaunlich, wie es dieser Ray durch seine irgendwie offene und ehrliche Art fertig gebracht hatte, den Mantel der Eiseskälte aus Rhodgars Zügen zu nehmen. Nun loderte in dem Schwarzmagier wieder das finstere Feuer, in seinen Augen spiegelten sich Begeisterung und Ehrfurcht zu gleichen Teilen wieder. Also, wenn es weiter nichts war, Rays Wunsch wollte er gerne nachkommen, obwohl er noch immer der schönen Vase nachtrauerte, denn die, die der Dämon nun gebracht hatte, sah schlicht und einfach gräßlich aus. Wieder einmal zeigte sich, dass die Flattermänner keine Ahnung von gar nichts hatten. Immer nur im Stillen von der Apokalypse und der unbrechbaren Loyalität zum schwarzen Gott zu fantasieren (zumindest dachte Rhodgar dass die Dämonen dies in ihrer arbeitsfreien Zeit taten), das konnte wohl den Sinn für das Weltliche und Schöne gehörig vernebeln. Wenn er überhaupt jemals vorhanden war.
Mit einer einladenden Geste bedeutete Rhodgar dem Mann, aufzustehen und ihm zu folgen. Es kostete ihn wohl ein wenig Überwindung, doch letztlich schleppte er sich hinter dem Schwarzmagus her, während der ihm über das Kastell erzählte. Über die Rhodgar bekannten Geschichten sprach er, über die restlichen Schwarzmagier, darüber wie es war, sich für ewig und alle Zeit dem Todesgott verschrieben zu haben, und so weiter und so fort. Normalerweise war er ja nicht so gesprächig, doch hatte Ray etwas an sich, was ziemlich... vertrauensweckend schien. Vielleicht war er mit seinem anfänglichen Urteil über den Mann ja doch zu schnell gewesen?

Nach einem Marsch von ein paar Minuten kamen die beiden dann schließlich vor dem großen Torbogen an, der sie in die Bibliothek führen sollte. Gemäß seinen Erwartungen, wurde Rhodgar gleich von einem Dämonen aufgehalten. Er bemühte sich, nicht zu zeigen wie sehr ihn die hämmernde Stimme mitnahm. Unwürdige können hier nicht hinein! Kurz und knapp wie eh und jeh. In Gedanken schickte Rhodgar die Worte "Wer hier würdig und unwürdig ist, entscheide ich! Also mach mal die Flatter, du Flatterfliege." zurück, und schon dematerialisierte sich die Kreatur, jedoch nicht ohne ihm noch einmal ein paar Schmerzen mehr hinterher zu werfen. Als diese aber überstanden waren, bedeutete Rhodgar dem Mann, ruhig einzutreten. Ab jetzt stehe ihm das Wissen der gesamten Bibliothek zur Verfügung, er müsse einfach nur ein Schlüsselwort in den Raum werfen, und die damit verbundenen Werke würden sich offenbaren. Er werde sich nun auch wieder an seine Arbeit machen, bei eventuellen Fragen würde er ihm gerne zur Seite stehen.
03.04.2004, 16:53 #1220
Rhodgar
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Gruppensitzung der Schwarzmagier [OT] #9 -
Schaut so aus *am kopp kratz*
03.04.2004, 19:48 #1221
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Müde blinzelte Rhodgar mit den Augen. Die Knochen in seinem Nacken knackten, als er langsam seinen Kopf erhob, und diesen ersteinmal nach rechts und links drehte. Nein, allzu gut schlief es sich auf Dauer nicht auf diesem Tisch. So langsam sollte er wohl all seinen Krempel mit in sein Zimmer hoch nehmen, das wäre wohl günstiger. Wenn er dann drohte einzuschlafen, musste er nur ein paar Schritte tun, und schon könnte er in dem weichen Laken seines Himmelbettes versinken. Doch trotz all dieser wunderbaren Vorstellungen fuhr Rhodgar blitzschnell herum, kam ihm doch gerade sein überaus merkwürdiger Traum wieder in den Sinn. Welch abstrakte Dinge hatten ihn denn da im Schlaf überkommen? Er war ins Krankenzimmer gegangen, und hatte da einen Mann getroffen, der war ausgerastet und dann hatte Rhodgar ihn in die Bibliothek gebracht. Wirklich, das war... doch kein Traum! Mit hervorquellenden Augen schaute der Schwarzmagier auf die Gestalt, die sich da in einem der Sessel was zurecht lümmelte, ganz und gar in ein Buch vertieft. Sollte es etwa doch kein Traum gewesen sein? Aber jetzt, wo er so darüber nachdachte, wenn er ernsthaft so gehandelt hatte wie er es befürchtete, dann war er mehr als leichtsinnig, wenn nicht gar naiv gewesen. Einfach einen Fremden in diese unheiligen Hallen zu führen.

Als erwache er gerade erst aus einer Trance, schüttelte Rhodgar energisch den Kopf. Was soll´s, ob der gute Mann nun ein wenig schmökern konnte oder nicht, machte ja keinen Unterschied. Dennoch wollte Rhodgar sich davon überzeugen, dass nicht alles doch nur eine Ausgeburt seiner Fantasie war. Langsam schritt er auf den Lesenden zu, und blieb vor ihm stehen. Er wartete. Und wartete. Und wartete... keine Reaktion. Erst nachdem er ein Räuspern hatte vernehmen lassen, schaute der Mann von seinem Buch auf.
03.04.2004, 20:18 #1222
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Ja, was konnte Rhodgar tun? So wie er die Lage einschätzte, stand es um Ray wirklich ernst, sehr ernst sogar. Aber er selbst war nicht gerade in der Lage, ihm die Hilfe zukommen zu lassen, die er nun benötigte. Ach, war das ein Mist. In letzter Zeit hatten sich ihm soviele Gelegenheiten offenbart, die er hätte meistern können, wäre er doch nur der Heilkunde mächtig. Gut, er hatte das Wissen, welches ihm von Rena übermittelt worden war. Doch drehte es sich dabei im Großen und Ganzen nur um die Verarztung offener Wunden, um das Anlegen von Verbänden, solche Dinge halt. Doch eine ominöse Kälte zu behandeln, das verlangte eine andere Ausbildung. Eine solche, wie sie der Mann, der Rhodgars Hand im Nu wieder geheilt hatte, wohl gerade genoss. Was Meditate ihm wohl alles für Geheimnisse, Kniffe und Tricks beibringen würde? Egal, was zählte war, dass er nun einmal nicht in der Lage war, Ray zu helfen. Was war also zu tun? Momentan fiel dem Schwarzmagus nichts besseres ein, als einen Dämonen kommen zu lassen, der den mittlerweile erneut zusammengebrochenen Mann wieder zurück in den Krankensaal brachte. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, ihn von dort aus zur Bibliothek mit zu nehmen, ohne sich im Klaren darüber zu sein, dass wohl auch der kleinste Schwächeanfall in Rays Situation das vorzeitige Ableben bedueten konnte.

Nicht gerade vorsichtig wurde Ray auf dem Bett abgelegt, woraufhin Rhodgar dem Flattervieh einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Der allerdings reagierte kein Stück, sondern begann sofort damit, sich aufzulösen. "Warte! Ich möchte bitte, dass du Meditate die Nachricht überbringst, sie würde dringendst im Krankenzimmer gebraucht. Auf, spute dich, es ist keine Zeit zu verlieren!" Es war nicht zu erkennen, ob die Kreatur seine Anweisungen noch mitbekommen hatte. Es durfte halt einfach nicht anders sein. Denn den Schwarzmagier beschlich das dumpfe Gefühl, dass jede Sekunde die verstrich wahrlich über Leben und Tod entscheiden konnte.

Da lag er nun, keuchend, hustend. Die Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen, wobei der Atem immer flacher wurde. Was konnte Rhodgar noch tun? Vielleicht war es Hilflosigkeit oder auch eine Art Intuition, was ihn einfach nur einen Lappen nass machen ließ, welchen er behutsam auf Rays Stirn legte. Nein, es stand wirklich nicht gut um ihn.
04.04.2004, 23:31 #1223
Rhodgar
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Gruppensitzung der Schwarzmagier [OT] #9 -
Türkei ist cool, da gibts immer so tolle klamotten gaaaanz billig :D
05.04.2004, 19:50 #1224
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
In der Badestube des Kastells, mit seinen mollig warmen Schwimmbecken, den Massageliegen und sprudelnden Quellen spritzte einmal mehr das Wasser derart auf. Dies war in der letzten Stunde schon so oft passiert, dass die feinen Kacheln bereits überflutet waren. Doch es war für Rhodgar einfach zu verlockend, immer wieder den Turm aus selbst aufgestapelten Kisten zu erklimmen, um danach aus gut zwei Metern Höhe in das erfrischende Nass zu springen. Dabei kamen ihm die verschiedensten Ideen. Mal tauchte er, den Kopf allem voran, ins Wasser ein, doch sein Favorit war immer noch, mit dem Hinterteil voran zu springen. Das ließ das Wasser nur so aufschäumen, und jedesmal reichte die Fontäne, die aufgrund dieses Sprunges nach oben schoss, beinahe bis zur Decke. Hier und da war dieselbige bereits mit ein paar Wasserflecken vesehen. Doch stundenlanges Raus-und-wieder-rein-Tauchen forderten irgendwann nun einmal auch ihren Preis. Eher zufällig fiel Rhodgars Blick auf seine Fingerkuppen, dafür weiteten sich seine Augen umso mehr. Vor Schreck, vor Überraschung, vor Fassungslosigkeit. Da, wo früher einmal glatte, jugendlich weiche Haut gelegen hatte, zeichneten sich jetzt verdammt viele Falten ab, die Haut knitterte geradezu ein. Was war nur mit ihm passiert? Dieses Wasser war doch nicht etwa mit einem Fluch belegt, welcher ihn übernatürlich schnell altern ließ? Auch das noch... nichts wie raus aus diesem Teufelszeug. Rasch ergriff der Schwarzmagier eines der Handtücher, die an der Wand hingen, und trocknete sich ab. Schnell die Robe wieder übergestreift, die lästigen Haare aus dem Gesicht gewischt, und schon war er wieder soweit, dass er unter Menschen treten konnte. Zum Glück hatte ihn etwas den eben durchlebten Schock ganz schnell vergessen lassen. So eine Stunde im Wasser, so vergnüglich sie auch gewesen sein mochte, zerrte doch ganz schön an Kräften. Höchste Zeit sich ein wenig zu stärken. Ja, ein saftiges Steak würde ihm jetzt Munden.

Der einzige Ort, wo seinem Wunsch nachgekommen werden konnte, war nun einmal das Refektorium, dessen Türen er just in diesesm Moment aufschwang, und seinen Blick einmal suchend durch die Runde schickte. Nicht selten kam es gerade in diesem Raum zu den aussergewöhnlichsten Begegnungen, warum nicht so heute? Doch niemand, der es wert war, mit ihm eine Konversation zu beginnen, war anwesend. Genaugenommen saß niemand an den Tischen, und genoss zur Dämmerstunde noch ein köstliches Mal, ausser dem Don, der in einer Ecke lümmelte. Nun... halt, der Don, hier? Verwunderlich. Hatte er sich in letzter Zeit doch gar nicht mehr so häufig unter die Leute gemischt. War offensichtlich auch nicht seine Art, doch trotzdem, irgendwann musste wohl auch er aus seinem finsteren Labor hinauskommen, aufhören irgendwelchen Experimenten nach zu gehen.

Schweigend setzte sich Rhodgar an den nächstbesten Tisch, der ihm in den Sinn gekommen war, und wartete auf sein Essen. Irgendwie war ihm unwohl in seiner Haut. Wusste der Geier, warum.
So führte der Schwarzmagus sein Mahl fort, allerdings nicht ohne zwischendurch immer mal wieder einen Blick hinüber zu seinem einstigen Mentor zu werfen. Eigentlich... eigentlich fühlte er sich langsam bereit, sich an die nächsthöhere Stufe der Beliarschen Magie zu begeben. Ganz klar, wenn der Zeitpunkt kommen sollte, dann würde er sich wünschen wieder von dem Don in die Geheimnisse der Magie eingeweiht zu werden. Aber bis dahin war es wohl noch ein bisschen hin. Ein Gähnen entfuhr ihm, ein eindeutiges Zeichen. Erschöpft tappte Rhodgar aus dem Speisesaal.
05.04.2004, 23:05 #1225
Rhodgar
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Das Kastell des ZuX #28 -
Höchst sonderbar, das. Eigentlich hatte sich Rhodgar auf in den ersten Stock machen wollen, um sich nur noch auf sein Bett zu werfen und mit einem zufriedenen Lächeln ins Traumreich einzugehen. Doch kaum war er in der Eingangshalle angekommen, da hatte es schon wie wild an dem massiven Tor (heute übrigens mal ohne jegliche Verzierungen, weder mystische Runenzeichen noch dicke Metallbeschläge) geklopft. Zu so später Stunde, wer konnte da noch so verrückt sein und freiwillig zum Kastell kommen? Auf alle Fälle musste es jemand sein, in dessen Herz großer Mut schlummerte. Oder große Dummheit, je nachdem. Allerdings war Rhodgar zunächst nicht weit gekommen, war er doch nicht der einzige, der um diese nachtschlafende Stunde noch durch die Korridore gepspensterte. Ohne jegliche Vorwarnung, sogar ohne irgendeinen Laut zu verursachen, war plötzlich Rena um die Ecke geschossen, und war buchstäblich mit ihm über einen Haufen gepurzelt. Eine kurzes "Hallo", und schon waren beide am Tor angelangt.

"Und Ich kenne ihn doch!" "Alle, die du kennst, sind erbärmliche Versager, dass die sich mit einem wie dir abgegeben haben!" "Ha, warum kennst du mich dann?" "Du bist mein Bruder, das ist was anderes!" "Ha, beleidige nicht meine Frau Mutter, Beliar habe sie selig!" "Wir hatten keine Mutter!" "Ach halt den Schnabel!"

Von solchem Gezeter begleitet, trat ein Mann in die pompöse Halle. Nicht viel größer als Rhodgar, gleichgroß sogar. Deshalb fiel dem Schwarzmagus auch das seltsame Ding auf, was der Fremde sich da auf die Nase gesetzt hatte. Ein kleines Metallgestell, mit zwei pinken Glasscheiben dazwischen. Was das wohl für eine Aparaur sein mochte?
Gerne hätte sich Rhodgar den Mann noch ein wenig näher angeschaut, doch entfuhr diesem eine Aussage, welche ihn hellhörig werden ließ, und zwar gewaltig. Hatte er da gerade vom Refektorium gesprochen? Wie war denn das möglich? Es war nicht gerade üblich, dass hier jemand hinein spazierte, und sich sofort den diversen Räumlichkeiten bewusst war. Irgendetwas war an diesem Mann... etwas Vertrautes. Doch es wollte dem Schwarzmagus partout nicht über die Zunge, was dieses ominöse Etwas wohl sein konnte. Also war es wohl besser, einfach mal zu schauen, wie sich die Geschichte entwickeln würde.

"Na dann folgt mir mal. Wir werden garantiert niemanden bei dieser Eiseskälte draußen vor der Türe stehen lassen."
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