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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5
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15.06.2003, 01:26 #1
manmouse
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5
Esteron blickte irritiert um sich, was war das doch für ein Kampfgewusel. Wie er so etwas doch hasste. Die Banditen oder wie auch immer man die vermummten Typen nennen mochte, verstanden langsam aber sicher das sie sich die falschen Gegner ausgesucht hatten und macht sich ihrerseits daran zuzuschlagen.
Der Wanderer griff nun auch zu seinem stumpfen Einhänder, der in etwa soviel Verletzungen zufügen konnte, wie eines von Gardiffs Übungsschwertern aus Holz. Aber das stand ja jetzt nicht zur Debatte. Die Banditen weckten alte Lebensgeister in dem jungen Mann. Entgegen des Rats von Gardiff die Waffe nur mit einer Hand zu halten, hielt Esteron das Schwert mit beiden Händen und lief damit wild um sich schlagend, mit einem Schrei auf die nächsten beiden Kerle zu, die sich auf den Weg zu Lehna gemacht hatten.
In welche Gefahr er sich damit brachte war dem jungen Mann egal. Die Männer hatten sich den falschen Ort und die falsche Uhrzeit ausgesucht.
Der Wanderer schlug eher plump, aber recht wild um sich, und das Glück schien irgendwie auf seiner Seite zu sein.
Den erstem Gegner, (den Dicken von links), auf den er traf, wich er geschickt aus, und trat ihm in einer Vierteldrehung gegen die Lenden, so das Fettkloß keuchend in die Beuge ging. Esteron war schon einen Schritt weiter und machte sich daran, an dem anderen Banditen vorbei zu laufen, so langsam, das der es sich überlegte und ihm folgte. Alles in allem kam es einem Kamikazeangriff gleich, vollkommen ungezielt und wild wie eine Moleratsau die in die Enge getrieben wurde und ihre Jungen schützen wollte.
Der Wanderer beschleunigte nun sein Tempo und dachte an die Worte von Frost seinem Lehrmeister.
“ Im davonlaufen hast du Talent“, Esteron grinste innerlich und war mittlerweile einen Runde um einen Baum zu laufen, wechselte dann plötzlich und völlig unerwartet die Richtung und war plötzlich hinter dem Verfolger.
Fitness zahlte sich halt aus, hinterhältig schlug der Wanderer dem keuchendem Banditen mit dem Schwertknauf auf die Rübe und wartete das er zu Boden ging.
15.06.2003, 02:12 #2
Heimdallr
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Wieder einmal in einem anderen Teil im gorthanischen Wald....
Langsam fing der Körper des Molerats an aufzuplatzen und Körperfett tropfte langsam heraus, es zischte auf den Stein im Feuer und gab eine kleine Dampfwolke heraus. Wie's aussah war das Essen fertig. Gerade wollte er das Prix mitteilen, da erhob sich dieser und nahm ein fettes Messer. Er schnitt an der Seite des Molerat einige Stücke auf aber nur so, dass sie angeschnitten waren aber nicht ins Feuer fielen. Wieder wunderte er sich und fragte Prix was das sollte:

"Hey, was sollte denn das bewirken?"
"So werden diese Stücke richtig groß gebacken und schmecken besser."
"Echt, ist ja toll...."


Man merkte deutlich, dass Prix ein erfahrener Jäger war, er kannte so viel, was er überhaupt nicht zu träumen glaubte und er konnte nur profitieren von der Gesellschaft. Auch Prix profitierte von seinem Gegenüber, denn so hatte er etwas Gesellschaft und konnte reden. Während er noch fragte, war er in eines der Zelte gegangen und kramte etwas herum. Dann kam er mit 2 Tellern und Eßbesteck zurück. Unglaublich, dieser Kerl war voller Überraschungen, so konnte er diese fettigen Finger verhindern, scheinbar war Prix doch nicht so ungebildet wie es zurerst den Anschein machte, im Gegenteil, desto mehr er überlegte, desto sympathischer wurde Prix ihm. Dann nahm er wieder das Messer, nachdem er sich erstmal die Tropfen aus dem Gesicht geschüttelt hatte, und schnitt die zarten Stücke ganz ab und ließ sie auf den Teller fallen. Das ganze machte er, bis beide Teller voll waren und sie essen konnten. Beide wünschten der Gegenseite Guten Appetit und hauten dann rein.

Das Fleisch schmeckte ungewöhnlich zart und war lecker. Gut zu kauen, keine Knochen oder Knorpel, nicht einmal Fett war daran. Die Haut war knusprig kross und hatte einen Touch von verbrandtem, machte aber deswegen den besonderen Geschmack aus. Wahnsinn, so Fleisch kannte er nur aus Khorinis, aus dem Oberen Viertel unter dem Namen Filet. Ein teurer Spaß, zwar nicht für sie gewesen, da sie damit handelten, aber normalerweise bevorzugte sein Vater auch normales Fleisch. Wie hatte Prix das nur gemacht? Er musste ein hervorragender Jäger sein, das war spätestens jetzt für ihn sicher. Nachdem der Teller leer war, nahm er nocheinmal nach, Prix hatte schon die nächsten Stücke angeschnitten, und haute sich nochmal den Bauch voll. Nach dem zweiten Teller war er pappsatt und auch Prix schaffte nur eineinhalb. Der Fürst nahm seine Wasserflasche und nahm einen Schluck, Prix tat es ihm nach und so stießen sie an.

Danach lehnte er sich zurück und schaute in den Himmel. Der Regen ließ langsam nach und es würde nicht mehr lange dauern, bis es ganz aufhören sollte. Ein Schleier aus heißer Luft und kalten Regen bildete sich und legte sich über die Nacht und machte einen Blick zu den Sternen unmöglich. So blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Plötzlich sprach ihn der Jäger von der Seite an:

"Sag mal, wie bist du nach Gorthar gekommen?"
"Lange Geschichte, so genau weiß ich das auch nicht mehr...aber es hatte was mit einer Krankheit zu tun, die mich in Khorinis heimsuchte. Es mag verrückt klingen, aber ich habe eine ominöse Krankheit in mir. Es ist seltsam, manchmal kann ich stundenlang in Khorinis laufen und dann, in manchen Situationen wenn ich an was denke, bekomm ich diese Schmerzen. Außerdem habe ich einige Probleme dort, nichts ernstes aber naja....andere Frage, warst du schonmal in Khorinis?"
"Nein, aber ich habe viel davon gehört. Die Stadt mit dem Hafen und die umliegenden Höfe stimmts?"
"Jepp, das ist Khorinis, naja da gehört noch einiges dazu aber vielleicht kommen wir mal nach Khorinis, dann zeig ich es dir mal. Aber rechne nicht so bald damit, diese Gegend ist zwar verdammt gefährlich, aber dennoch beruhigt sie mich, von daher hatte ich am Anfang unserer Begegnung doch nicht gelogen, naja nicht ganz."
"Ich verstehe. Nun ja, hier ist es auch sehr schön, aber wie du schon sagtest sehr gefährlich."


Beide lehnten sich wieder zurück und schauten in die Nacht. Nach einer Weile hatte Prix genug und verabschiedete sich mit einem Lächeln.

Ich hau ab, brauch meinen Schönheitsschlaf, hehe, du kannst das andere Zelt benutzen, aber mehr als ein Bett ist nicht darin. Pass aber etwas auf, manchmal kommen hier auch Viecher her, mich haben schonmal zwei Wölfe im Schlaf überrascht, also immer kampfbereit sein.

Der Gildenlose nickte und sah Prix nach in welches Zelt er ging, damit er ja nicht in das falsche ging. Er wollte den Jäger ja nicht stören.

Er blieb noch etwas und sah in das lodernde Feuer. Gerade als er auch gehen wollte, fiel ihm ein, dass er etwas gegessen hatte. Er nahm aus seinem Allesbeutel den Zahnstocher und bearbeitete die Zähne, danach wurde mit Wasser nachgespült. Zum Schluß nahm er wieder einen Grashalm, von denen es hier genug gab, und reinigte noch einmal genau nach. Als letztes gab es noch einen Schluck zum spülen und um den Geschmack wegzukriegen und danach waren seine Zähne wieder rein. So trottete er dann in sein Zelt und sah die Matratze. Sah gar nihct so unbequem aus. Er zog seine Rüstung aus und legte seinen Gürtel ab, sowie seine Stiefel. Die Dolche legte er aber griffsbereit neben seinen Kopf und neben der Matratze. So präpariert konnte er in Ruhe einschlafen. In den Schlaf begleitete ihn das Knistern des Feuers, das Zirpen der Grillen und das schnarchen von Prix, das man bis hier hörte. Perfekte Bedingungen um zu schlafen und das war sein voller Ernst.
15.06.2003, 02:14 #3
Lehna
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So so, es wurde also ernst. Jetzt hieß es töten oder getötet werden, sein oder nicht sein... Na ja, und der übliche Quark eben.
Lehna hatte jetzt jedenfalls keine Zeit für Sentimentalitäten. Sie wirbelte herum, ihr Dolch hinterließ einen flachen, allerdings nicht weiter gefährlichen, Schnitt im Hals des Banditen. Unangenehmer war für diesen eher die Tatsache, dass sie ihr rechtes Bein hochriss und eine Sekunde später ihre rechte Stiefelspitze mit seiner Schläfe kollidierte. Der Bandit stürzte zu Boden.
Lehna verlohr keine Zeit, geschmeidig stieß sie sich vom Boden ab. Ein weiterer Räuber kam auf sie zugerannt, einen brutalen Streitkolben schwingend. Sie wusste, dass sie dem Kerl in Sachen Körperkraft nicht viel entgegenzusetzen haben würde, also musste sie mal wieder ihre Beweglichkeit ausnutzen.
Der Räuber schwang seine Waffe in einem hohen Bogen über seinem Kopf. Die junge Frau wich blitzartig zur Seite aus, Holz splitterte als der schwere Waffenkopf krachend gegen die Rinde eines Baumes prallte. Geschliffene Klingen blitzten kurz im Mondlicht, schienen einen Augenblick zu erstarren, dann brüllte der Bandit schmerzgepeinigt auf, ließ seines Streitkolben fallen und starrte entsetzt auf seine Schulter, in der Lehna einen ihrer Dolche bis zum Griff versenkt hatte. Ein wölfisches Grinsen verlieh dem Gesicht des Mädchens etwas raubtierhaftes, legte eine Seite an ihr offen, die Esteron bisher noch nicht kennengelernt hatte. Eine Seite, die Lehna selbst nur zu gern los wäre...
Mit einem Ruck riss sie ihre Waffe wieder aus der Schulter des Banditen, einen Augenblick später zuckte ihr Dolch erneut nach vorn, diesmal bohrte sich die Klinge in den Oberschenkel des Mannes. Wiederstandslos riss die einfache Leinenhose, die geschliffene Waffe schnitt durch Fleisch und Muskeln wie durch Butter, als Lehna ihren Dolch nach oben riss. Als sie nach hinten sprang und dem Räuber einen finalen Tritt gegen die Rübe verpasste, klaffte ein mindestens zehn Zentimeter langer und fünf Zentimeter tiefer Schnitt in seinem Bein. Wimmernd presste er die Hände auf die blutenden Wunden. Lehna bedachte ihn noch mit einem geringschätzigen Blick, der Kerl war erstmal ausgeschaltet...
Esteron führte sich unterdessen auf wie ein Wahnsinniger, schlug mit seinem Schwert um sich, rannte durch die Gegend. Die junge Frau schüttelte kurz den Kopf. Vielleicht sollte er das Kämpfen doch besser denen überlassen, die es konnten...
Sie rannte wieder ins Kampfgetümmel, vorbei an einem Banditen, scheinbar ohne ihn zu bemerken. Dieser, bewaffnet mit einem langen Holzknüppel, nutzte seine 'Chance' und schlug auf den Rücken der an ihm vorbeirennenden jungen Frau. Dummerweise musste er feststellen, dass seine Chance nur eine Illusion gewesen war, als lehna sich nach vorn warf, sich mit den Händen auf dem Boden abstützte und die Beine hochriss. Der Knüppel rauschte über ihr durch die Luft, die Sohlen ihrer Stiefel kollidierten unsanft mit dem Unterkiefer des Banditen. Dieser gab ein überraschtes Grunzen von sich und taumelte einen Schritt zurück, als Lehna nach einem Überschlag schon wieder auf den Füßen stand. Sie wirbelte herum, ihre Dolche schossen nach vorn - der kalte Stahl bohrte sich zielgenau in die Augen des Banditen. Der Mann brüllte auf, sprang entsetzt zurück. Er verlohr das Gleichgewicht, fiel haltlos nach hinten, wobei er seine Hände auf seine Augen presste. Blut und durchsichtiges Gelee sicherten zwischen seinen Fingern hervor. Gaffen würde der jedenfalls nicht mehr...
Ohne ihr Opfer noch eines weiteren Blickes zu würdigen drehte sich Lehna um, ließ ihren ungewöhnlich kalten Blick über den Kampfplatz streifen. Esteron hatte es tatsächlich geschafft einen Banditen niederzuschlagen. Hmm, nicht schlecht. Aber ob das reichen würde? Noch waren genug von den Typen da...
15.06.2003, 02:52 #4
Waldläufer
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Über das gerade nochlebende Schutzschild drüber springend huschte der Waldstreicher weiter. Ein Pfeil schlug neben ihm in der Rinde eines alten Baumes ein und schon zischte wieder ein Geschoss heran welchem Gardiff nur in letzter Sekunde ausweichen könnte. Die zwei Banditen, welche schon ihren Kameraden mit ihren Pfeilen nieder gemacht hatten legten von neuem an und mit langen Sätzen sprang der Vagabund durch einige Büsche um ihnen zu entgehen. Immer wieder Hacken schlagend schlängelte er sich durch die Bäume und das Buschwerk auf die zwei Schützen zu. Die zwei versuchten erneut den jungen Barden zutreffen doch schlugen auch diese Geschosse nur in die Rinde eines Baums ein oder prallte an ihr ab.
Da der Einhandmeister den beiden nun doch beachtlich nah gekommen war verzichteten die zwei Wegelagerer auch auf ihre Bögen und griffen nach ihren Nahkampfwaffen. Um dem Gildenlosen entgegen zutreten welcher aus ihrem Blickfeldverschwunden war und sich unerwartet von der Seite aus einem Busch heraus auf sie stürzte. Ein harter Schlag mit der Breitseite seines Schwerts schickte einen der Banditen sofort ins Traumland doch der andere trat Gardiff entschlossen entgegen. Jedoch hatte auch dieser nicht viel Glück. Zwar hielt er dem Anflug an Angriffen von Gardiffs Seite sehr gut stand doch warf ihn der Tritt des Waldstreichers so kräftig aus der Bann das dieser von den Fußen und gegen einen Baum geschmettert wurde. Langsam sackte der bewusstlose Wegelagerer zusammen. Gardiff tauchte zwischen den Büschen ab um nicht weitere Bogenschützen auf sich zuziehen und fesselte die zwei Bewusstlosen rasch mit derben Stoffstreifen aus ihren Kleidern. Als dies geschehen war spähte der junge Bursche vorsichtig zwischen den Büschen hervor. Die Gruppe machte sich gut und hielt gegen die Banditen wacker an. Die Strauchdiebe würden sich soweit sie diese Wendung ihres Überfalls überleben würden sich bestimmt überlegen ob sie nicht doch die Berufssparte wechseln sollten und einen etwas ungefährlicheren Beruf anzunehmen. Schnittlauchbauer wäre doch ne gute Idee....
15.06.2003, 03:37 #5
manmouse
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Der Wanderer war durch seine eben vollführte Aktion etwas abseits und stand noch immer hinter dem Baum. Sein fassungsloser Blick ging rüber zum “Schlachtfeld“, denn anders konnte man den Kampfplatz nicht mehr nennen. Was dort geschah, lies dem Wanderer das Blut in seinen Adern gefrieren. Lehna wütete geradezu unter den Kämpfern wie ein wildes Tier. Wie ein sagenumwobener Dämon der sich im Blutrausch befand. Wie eine Jägerin die mit ihren Opfern spielte.
Der junge Mann, stand noch immer fassungslos und völlig fehl am Platz abseits des Geschehens. Sein Schwert war ihm aus seiner Hand entglitten.
Keiner der Schurken griff ihn an. Womöglich, weil sie nicht damit rechneten, das er angreifen würde. Von ihm ging keine Gefahr für die Räuber aus, außerdem mussten sie zusehen, wie sie das wilde Tier in den Griff bekamen, das unter ihnen wütete und seine Opfer regelrecht abschlachtete.

Die Zeit lief nicht weiter. Esteron war gefangen in der Zeit. Sein Geist befand sich in einer Masse aus trägem, zähflüssigem Honig. Sein Blick war fokussiert auf Lehna, auf seine große Liebe.
Auf den Schatten der Seite, den er nicht an ihr kannte. Hatte sie ebenso kalt und ungehalten in ihrer Vergangenheit gewütet?
Ihren Opfer nicht die Spur einer Chance gegeben?

Sein Herz begann zu rasen. Er spürte jeden Herzschlag. Wollte schreien. Doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
Blut, aufgeschlitzte Leichen und Schreie von Männern die nur aufgrund des Schmerzgefühls ihrer Klaffenden Wunden wahnsinnig wurden. Und mitten drin die Katze.

Dann lief die Zeit ebenso ruckartig weiter, wie sie eben angehalten wurde. Lehna war mittlerweile weitergesprintet und machte sich an ihr nächstes Opfer heran. Kalt glitzerten ihr Augen, im spärlichen Mondlicht als sie mit vollem Hass ihrem Gegner das Augenlicht nahm. Brutal, und ohne Kompromiss. Der Schrei des Mannes blieb stumm, und doch konnte Esteron den gequälten Aufschrei des Mannes in seiner Seele spüren.
Langsam wandte sich der Wanderer von dem Geschehen ab und trottete vollkommen verwirrt und ohne jegliche Orientierung ein Stück abseits des Kampfgeschehens in den Wald, wo er sich an einen Baum hockte und sich die Seele aus dem Leib kotzte. Tränen rangen ihm an den Wangen herab und sein Blick war steif nach vorne gerichtet.

Das war also ihre Vergangenheit ....
15.06.2003, 07:31 #6
Skeleon
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Leon blickte sich fassungslos um.
Zwischen den Bewußtlosen lagen einige Leichen. Die meisten anderen Banditen waren verwundet davongestürzt oder lagen wimmernd auf dem Boden zusammengekauert da, unfähig sich zu bewegen.
Der junge Dieb brachte kaum ein Wort heraus, als er zwischen den Toten und Verletzten auf und ab marschierte.
Er selbst hatte genau zwei Banditen angegriffen, beide mit einem schweren Holzstück, beide ohnmächtig geprügelt und nicht weiter verwundet. Was er hier sah ...
Da lag einer, durchbohrt von den Pfeilen seiner Kameraden.
Ein anderer hielt sich wimmernd die leeren Augenhöhlen.
Stumm gestikulierend lief Leon zwischen seinen Begleitern hin und her, bis er endlich seine Sprache wiederfand, die Arme über den Kopf nahm und wieder herunterriss.
"Ihr könnt sie doch nicht einfach umbringen und verstümmeln! Herr Gott, sie wollten keinem von uns wehtun! Ihr- ... das sind auch Menschen, ihr Bastarde!"
Mit einem verzweifelten Kopfschütteln bückte sich der Junge zu einem Banditen herunter, der sich ächzend den aufgeschlitzten Oberschenkel hielt. Der Wunde nach zu urteilen würde er nicht mehr lange zu Wimmern brauchen.
Der junge Dieb warf Satura einen zweifelnden, oder fast verzweifelten Blick zu.
15.06.2003, 08:46 #7
Satura
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Satura bemühte sich gerade, einen jungen Banditen auf Abstand zu halten, als sie Leons verzweifelten Blick auffing. Sie betrachtete den Banditen mit dem sie kämpfte... er musste so um die achtzehn sein - höchstens. In seinen großen Augen war keine Wut zu sehen - nur unbeschreibliche Angst. Satura war es, als würde sie aus einer Trance aufwachen.
Mit einer eleganten Parade blockte sie einen der plumpen Angriffe des Jungen und kam ihm dabei nahe. "Renn... verdammt, hau endlich ab!" zischte sie ihm zu. "Verschwinde einfach, und such dir einen ordentlichen Job..." Der Junge riß seine Augen auf und starrte Satura ungläubig an. Dann warf er einen Seitenblick auf Lehna, die sich noch immer durch die Banditen metzelte, und verschwand Haken schlagend in entgegengesetzter Richtung im Wald.

Das soetwas immer so ausarten musste! Trotzdem schnaubte sie Leon an: "Wollten uns nichts tun? Geht's dir noch gut? Die hätten uns einzeln filetiert... ich möcht gar nicht dran denken was solche Bastarde im Sinn haben, wenn sie auch all unser Gold bekommen... Die lassen einen doch nicht einfach so gehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie kalt deine Kollegen mit Saria und Isira umgegangen sind - nur wegen Gold. Ihr Blut, ihr Schmerz - es war ihnen gleich. Wenn du gesehen hättest, wie Saria darunter gelitten hatte - nein, Banditen verdienen keine Gnade." Sie warf einen Seitenblick auf Lehna, und fügte in Gedanken hinzu: Aber Lehna verdienen sie auch nicht...

"Wo ist eigentlich Esteron?" Der junge Wanderer schien verschwunden zu sein, und Saturas Blick durchleuchtete sorgenvoll den umgebenden Wald.
Um sie herum stöhnten Verwundete, und der Waldboden war vom Blut der Toten getränkt. Lehna war aus ihrem Blick verschwunden, auch die Banditen. Wahrscheinlich hatten sie Reisaus genommen, und Lehna war ihnen hinterher um jeden einzelnen von ihnen aufzuschlitzen...
Satura steckte ihr Schwert in seine Scheide zurück und zuckte die Schultern. "Sie haben uns angegriffen, wir haben uns nur verteidigt. Was glaubst du hätten sie mit uns gemacht, wenn sie herausgefunden hätten, dass wir kein Gold haben? Ich für meinen Teil zumindest nicht. Und die anderen schauen auch nicht unbedingts so wohlhabend aus."
Sie lehnte sich an einen Baumstamm und bemerkte mit leichter Verwunderung, dass sie erst jetzt den Schmerz fühlte: sie hatte eine klaffende Wunde am linken Unterarm - anscheinend hatte sie einen Schwertschlag mit dem Arm statt mit ihrer Klinge geblockt.
15.06.2003, 09:01 #8
Skeleon
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"Wir ..."
Er stockte kurz. Immerhin war er selbst ein Wegelagerer.
"Die Kerle hatten nichts dergleichen im Sinn! Sie waren im Vorteil, sie hätten uns einfach mit Pfeilen spicken, sich das Gold nehmen und wieder verschwinden können! Sie sind - ..." Leon's Blick fiel auf einen toten Banditen, der in seinem eigenen Blut da lag, zusammengerollt wie ein Schutz suchendes Kind. "- ... waren keine Mörder! Aber ihr seid es!"
Er schnaubte wild auf und wandte sich zum Gehen, zwischen Zorn, Ekel und Verständnislosigkeit hin- und hergerissen. Satura's Wunde bemerkte er nicht oder scherte sich im Moment nicht um sie. Ein seltsam tiefliegender Hass war in ihm aufgestiegen - auch wenn er es nicht gerne zugab, auf sich selbst, denn er erinnerte sich an seinen ersten Bruch im Hafengebiet. Als er den Wächter erdolcht hatte.
Unsicher auf den Beiden ließ er sich auf einem Felsbrocken am Wegesrand nieder und besah sich das Schlachtfeld. Nur wenige Meter vor ihm hauchte ein verletzter Räuber seinen letzten Atem aus.
Wer nicht schon tot oder im Sterben begriffen war, hatte sich inzwischen davon gemacht. Die anderen aus der kleinen Gruppe standen mit erhoben Waffen da und spähten in die Dickichte, auf der Suche nach verbliebenen Banditen.
Es schien, als wäre es letztlich vorbei.
Doch von Lehna fehlte jede Spur.
15.06.2003, 09:14 #9
Satura
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Was war nur mit Leon los? - So wütend und voller Abscheu hatte sie ihn noch nie erlebt.

"Hör mal, ich hab keinen getötet. Und dass sie verwundet werden, damit müssen sie rechnen... die Miliz verfährt mit solchen Banditen weniger zimperlich. Und bevor ich mich umbringen lasse, nun, da verteidige ich mich." Sie schüttelte traurig den Kopf. "Ich versteh dich nicht - willst du dich lieber umbringen lassen, bevor du dich verteidigst? Solche Leute lassen nicht mit sich reden. Und wer bereit ist, für Gold andere zu überfallen und zu bedrohen, ist meiner Meinung nach selbst schuld, wenn er in so eine Situation kommt.... und zufällig auf eine Gruppe mit einer Psychopathin wie..." Satura sah sich kurz um, und fuhr dann fort. "wie Lehna stößt."

Leon hatte sich abgewandt, sah sie nicht an. Achselzuckend begann Satura, ihre Wunde zu versorgen - mit einer Salbe konnte sie hier nicht viel anfangen, denn das Blut quoll pulsend hervor und hätte die Salbe sofort aus der Wunde gespült. So begnügte sie sich damit, die Wundränder mit Alkohol zu desinfizieren und sich den Unterarm mit einem Stofffetzen zu verbinden - was mit einer Hand allerdings recht schwierig werden würde. "Leon, hilf mir bitte mal."
15.06.2003, 09:25 #10
Skeleon
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"Ja, ehe ich jemanden umbringe schon!" rief er.
Er blickte erzürnt zu Boden, bis ihn Satura's Bitte wieder auf sie aufmerksam machte.
Was denn nun schon wieder?! lag ihm auf der Zunge.
Stattdessen grunzte er nur widerwillig, erhob sich und stapfte zu ihr hinüber. Auf halben Weg blieb er wie erstarrt stehen, als er ihre Wunde bemerkte. Dann rannte er regelrecht zu ihr.
Sie tupfte sich gerade die Wunde mit Alkohol aus - eine schmerzhafte Angelegenheit, was sie sich jedoch nicht anmerken zu lassen versuchte. Satura verzerrte das Gesicht unter den Schmerzen und ächzte leise, gab jedoch kein Wort der Klage von sich.
Nachdem sie geendet hatte hielt sie Leon einige Stofffetzen hin.
"Hilf' mir bitte meinen Arm zu verbinden." Ja, sie wollten uns nicht wehtun grübelte sie fast amüsiert. Was dachte Leon eigentlich über Banditen, so wie er sich verhielt hätte man denken können, er wäre mit ihnen befreundet gewesen oder sowas ...
Etwas zögerlich nahm der junge Dieb den Verband entgegen und begann ihn um Satura's Arm zu wickeln, so vorsichtig er konnte - was nicht besonders sanft war. Sie ertrug aber auch tapfer diese Schmerzen und lächelte gequält.
Leon blickte sie mit schiefgelegtem Kopf an.
"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie dir den Arm ..."
Er brach ab und blickte sich wütend nach Lehna um. Sie war es doch gewesen, die die meisten dieser armen Schweine auf dem Gewissen hatte. Vielleicht war sie jetzt im Moment damit beschäftigt einem Flüchtenden ihre Dolche in den Rücken zu bohren.
Angewidert verzog der Junge das Gesicht, bei diesen Gedanken.
15.06.2003, 09:48 #11
Satura
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Seltsam unbeholfen wirkte er, als er ihr den Arm verband - und sie bemühte sich, sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen. Was in Anbetracht dessen, dass der Alkohol in der Wunde brannte, mehr als schwer war.

Leon sah sich um, ließ seinen Blick durch den dunklen Wald streifen.
Auch Satura machte sich langsam Sorgen um Esteron und Lehna - beide waren verschwunden, und das getrennt voneinander. Der Templer und Gardiff hatten die Umgebung nach eventuellen übriggebliebenen Banditen durchforstet, und ließen sich jetzt wenige Meter von Leon und Satura entfernt auf den Boden fallen. "Am besten wir warten hier auf die beiden. Es wäre sinnlos, sie in diesem Wald zu suchen, so würden wir nur aneinander vorbeilaufen." meinte Satura, und Gardiff nickte erschöpft.

Die Amazone wandte sich wieder dem jungen Dieb zu. Leons Augen blitzten noch immer wütend, aber es schien nicht nur Wut zu sein, was ihn beherrschte. "Sag mal Leon, warum habe ich immer noch das Gefühl, du erzählst mir nur die halbe Wahrheit?"
Unwillkürlich strich sie ihm durch das zerwuschelte Haar, fast um ihn zu beruhigen, zuckte mit der Hand aber wieder zurück, als ihr in den Kopf schoss, dass sie nicht wirklich alleine hier waren...
Sie sah ihm in die Augen. "Sag doch, was dich so bedrückt. Ist es wegen Lehna... oder ist es wegen mir?"
15.06.2003, 09:58 #12
Skeleon
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Er lächelte bitter. Satura's Berührung realisierte er kaum.
"Sag mir, wer dem Banditen dahinten die Augen ausgestochen hat und du hast den Namen."
Der junge Dieb zögerte einen Moment.
"Was deine Bedenken angeht - das ist eine Sache, die lange zurückliegt. Und dich eigentlich nicht betrifft."
Dabei beließ er es. Entweder wollte er es ihr nicht erzählen oder zumindest nicht in der Nähe von all den anderen.
Er setzte sich schweigend neben sie und blickte zwischen ihrem Gesicht und ihrer Wunde hin und her.
15.06.2003, 10:20 #13
Satura
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Sie senkte ihren Blick. Sie war zu beschäftigt gewesen, junge Banditen abzuwehren, als dass sie Lehna gesehen hätte. Aber sie hatte gehört... die Schmerzensschreie, schrecklich gellende Hilferufe. Sie konnte es sich nicht wirklich vorstellen - Lehna wirkte doch so zart. Und gefährlich, dachte Satura bei sich, so wie ich es mir dachte.

Sie beschloß, nicht mehr länger nachzufragen, was Leons Reaktion ausgelöst hatte - vielleicht später, doch jetzt war er anscheinend noch nicht bereit dazu.
Es war wieder der alte Fluch... nie schafften sie es, alleine zu sein. Die letzten Tage im Wald waren doch zu wenig gewesen - ob Leon sauer war, dass sie sich der Gruppe angeschlossen hatten? Allerdings wäre das die beste Möglichkeit, alles über den Kult herauszufinden - denn so subjektiv die Inquisition auch sein mochte, Satura hatte das Gefühl, dass sie diesmal wahrscheinlich nicht so Unrecht hatten, was den Kult betraf.

Ausserdem wollte sie, dass Leon sich dem stellte, was der Kult mit ihm angestellt hatte...Sie stupste ihn vorsichtig mit dem Fuß an, doch er schien es zu ignorieren. Toll. Wenn das so weitergeht...
"Du hättest jetzt zumindest die Möglichkeit nutzen können, ein bisschen mit dem Schwert zu üben." sagte die Amazone kühl, stieß sich von dem Baumstamm ab und ging zu Gardiff und Krieger hinüber, Leon einfach stehen lassend.
Einmal so, dann wieder anders... aus diesem Mann sollte man einmal schlau werden. Sie war froh darüber, nicht mehr zugelassen zu haben - jetzt hätte sie es bereut.
15.06.2003, 10:31 #14
Skeleon
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'Mit dem Schwert üben'.
Leon schüttelte hilflos den Kopf. Was war nur in sie gefahren? Sah sie denn nicht, dass es hier um Menschen ging und nicht nur um dummes Getier, bereit auf die Schlachtbank geführt zu werden?
Der junge Dieb ließ sich wieder auf den Felsbrocken sinken und überblickte das Schlachtfeld.
Was für Monster in Menschengestalt waren zu solcher Grausamkeit fähig?!
Er hatte einen einzigen Menschen getötet - und das war ein Unfall gewesen - und diese Tat ließ ihn nicht mehr los. Und nun blickte er auf die blutigen Überreste einer Schlacht. Und die Verantwortlichen teilten sich gerade einen Sumpfkrautstängel und schienen auf ihre Tat noch stolz zu sein. Nur ein wenig besorgt um den wahren Dämon, der mit blanken Dolchen in den Wald gerannt war. Esteron bedachte der junge Dieb in diesem Moment überhaupt nicht.
Leon schloss die Augen und verbarg so den Anblick der toten Banditen vor sich selbst. Seine Rechte suchte sich ihren Weg in seine Tasche, mit dem Fingerspitzen fühlte er nach dem geschliffenen, sich beinahe weich anfühlenden Erzbrocken und umschloss ihn dann mit der ganzen Faust.
Das langsame, gleichmäßige Pulsieren des magischen Metalls glich seinen aufgehitzten Puls an sich an. Langsam sank Leon's Hass zurück in die Tiefen, aus denen er gekommen war - er würde Satura die Sache erklären müssen. Aber nicht jetzt, nicht in Begleitung dieser ... dieser Mordbrenner.
Schweigend saß er mit geschlossenen Augen da und atmete tief ein und aus und versuchte die grässlichen Bilder aus seinem Geist zu verdrängen. Doch er wusste, sie wären wieder da, würde er die Augen öffnen.
Irgendetwas verlief hier ganz und gar nicht nach Plan. Und er wäre froh, wenigstens zu wissen, was. Er öffnete die Augen und stellte mit grimmiger Zufriedenheit fest, dass das Schlachtfeld dasselbe geblieben war. Er löste seine Hand von dem Erzklumpen und ging vorsichtig auf den Waldrand zu. Hier, vom Schatten aus beobachtete er die anderen der Gruppe, wie sie auf Lehna und Esteron warteten.
Satura würdigte ihn keines Blickes mehr - er konnte einfach nicht begreifen, wie sie die Dinge so völlig anders sehen konnte als er. Lag es an der Sache, die mit Saria und Isira geschehen war? Ganz bestimmt. Er lehnte sich gegen einen dick berindeten Baumstamm und spähte weiter zu der kleinen Gruppe hinüber, die Arme vor der Brust verschränkt.
15.06.2003, 12:02 #15
manmouse
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Wie lange der Wanderer im Wald verbracht hatte wusste er nicht. Irgendwann waren die letzten Schreie verstummt und die abschlachterei schien vorbei zu sein, und doch hörte er sie immer noch. Ein Klagen und wimmern.
Esteron war ein Feigling gewesen, er hatte sich von seinen Gefährten entfernt. Hatte sie im Stich gelassen, weil er ein Schwächling war. Einer der nicht damit fertig wurde zu sehen wir Menschen vor seinen Augen starben. Starben durch die Hand seiner Geliebten.
Wieder stand die Zeit still. Der junge Mann sah wieder den kalten emotionslosen Blick von Lehna, spürte ihn auf seiner Haut, tiefer noch. Der Blick hatte sein innerstes berührt. Esteron sah wieder die Männer sterben. Die Überraschung und Angst in ihren Augen, wenn er jetzt zu dem Schlachtfeld zurück kehren würde wie sollte er da Lehna gegenüber treten?

Er empfand viel für sie, mehr noch er liebte sie. Das stand außer Frage. Aber der eben erlebte Moment, verlieh dem Empfinden einen faden Beigeschmack. Sie würden es schaffen, wenn er sich zusammen riss.

Mit geröteten Augen, und blass wie eine Kalkleiche, machte sich Esteron daran zu der Gruppe zurück zu kehren. Der Kampf war wirklich zuende. Satura und Leon standen nicht beieinander, irgendetwas stimmte hier gewaltig nicht.
Gardiff stand vor einem Busch und redete mit Krieger der sich einen Stängel genehmigte. Nur von Lehna und den restlichen Banditen fehlte jede Spur.
“ Bitte Innos, lass sie noch am Leben sein“ Voller Sorge hatte der Wanderer seinen Schritt beschleunigt und war nun endgültig aus dem Busch getreten.
“ Wo ist sie? Wo ist Lehna“ keuchte er niedergeschlagen und sackte leicht zusammen vor Sorge, als sich ihm das Glühende Eisen in sein Herz bohrte. Sie musste noch Leben...
15.06.2003, 12:15 #16
Satura
Beiträge: 589

Satura ignorierte Leon; sie verstand nicht, was ihn so austicken ließ. Bei ihr war er doch auch nicht so zimperlich gewesen - und er hatte sie ohne Grund töten wollen. Sie spürte die alte Wut wieder aufkommen.

Eine Sache die mich eigentlich nicht betrifft, soso. Ob ich das vielleicht selbst entscheiden darf? Sollte es immer so weitergehen, dass sie ihm alles aus der Nase ziehen konnte? Und er sich dann - so wie im Moment - beleidigt schmollend abseilte? Ein Teil in ihr verachtete ihn, befand ihn als schwach. Und der andere Teil war sauer auf ihn.

In diesem Moment taumelte Esteron aus dem Dickicht, bleich wie der Mond, und verzweifelt vor sich hin stammelnd. "Esteron!" Satura sprang auf und stürzte auf ihn zu, stützte ihn. "Bin ich froh dich zu sehen. Wir wußten nicht... wo warst du? Bist du verletzt?"
Doch der Wanderer schüttelte nur stumm den Kopf, und jetzt erst verstand die Amazone die Worte, die den Weg über seine trockenen Lippen fanden. "Wo ist Lehna?"

"Setz dich erst mal..." Mit sanftem Druck manövrierte sie ihn zu den anderen beiden, und gab ihm ihren Wasserschlauch. "Lehna... sie ist den Banditen nachgelaufen. Wir wissen nicht, wo sie ist. Wir dachten, es wäre das beste, hier zu warten, da wir nicht wussten, wo ihr seid. Trink etwas, und dann überlegen wir, was zu tun ist."
Voller Mitleid betrachtete sie Esteron; er schien verzweifelt zu sein. Gleichzeitig vermied sie es, zu Leon zu schauen, der Esteron wahrscheinlich besser verstand, als sie es sich vorstellen konnte.
15.06.2003, 13:11 #17
Lehna
Beiträge: 397

Lehna saß einfach nur unter einem der Bäume, ihr Blick war ziellos ins Nichts gerichtet. Ihre Dolche lagen neben ihr im Gras, sie hatte die Klingen so gut wie möglich gesäubert. Trotzdem haftete ihnen noch immer der rötliche Schimmer des Blutes an. Sie spürte die kalte, rasiermesserscharfe Klinge ihres Schwertes an ihrem Hals. Die Waffe zitterte ein wenig, so wie ihre Hände zitterten, die sie hielten. Dennoch hatte die Berührung der Erzklinge etwas beruhigends an sich. Sie könnte es beenden, hier und jetzt, war sich selbst nicht völlig hilflos ausgeliefert...
Eine einzelne Träne glitzerte kurz in ihrem Augenwinkel, lief dann ihre Wange hinunter und tropfte auf den mit vertrockenen Tannennadeln übersähten Waldboden. Was war schon wieder mit ihr los gewesen? Sie kannte diesen Zustand viel zu gut, hasste ihn. Es waren Räuber gewesen, wahrscheinlich gewissenlose Mörder. Aber dennoch waren sie Menschen... Genau wie diese reichen Patrizier in der Stadt. Was hatte sie wieder getan? Sie wusste es selbst nicht. Sollte sie sich dafür feiern oder töten? Vielleicht hatte sie anderen das Leben geretet. Vielleicht. Doch würde sie es nie erfahren. Wäre es besser gewesen, die Banditen sofort zu töten? Ein schneller Schnitt und die Kehle war durch, keine Schmerzen mehr...
Sie spürte, wie etwas warmes ihren Hals hinunterlief. Die erzklinge hatte inzwischen einen dünnen Schnitt verursacht. Mit einiger Überwindung brachte sie sich selbst dazu, die Waffe ein kleines Stück von ihrem Hals zu entfernen.
Vielleicht war es doch besser, wenn sie einfach Schluss machte. Besser für sie selbst, besser für Esteron. Esteron...
Sie schloss die Augen und schluchzte leise. Esteron. Es musste für ihn schlimmer gewesen sein als tausend Schwerter. Würde sie ihm jemals wieder in die Augen sehen können? Das letzte Mal hatte sie es ihm nur erzählt, aber was waren schon Worte im Vergleich zu dem, was man sah? Würde er sie überhaupt noch sehen wollen?
Sie hatte Angst, Angst vor dem Ungewissen. Sie wollte seine Reaktion garnicht erleben. Was sollte er noch mit ihr anfangen? Er würde sie verstoßen. Und sie würde wieder allein sein...
Nein, das konnte sie nicht. Das würde sie nicht schaffen. Ihre Hände umklammerten den Griff ihres Schwertes wie im Krampf, die Klinge rückte wieder ein Stück näher an ihren Hals. Ein Ruck, alles wäre vorbei.
Aber es wäre feige...
Sie wollte vor sich selbst weglaufen, doch wohin? War das überhaupt eine Lösung?
Sie ließ ihr Schwert sinken. Nein, das war keine Lösung. Woher wollte sie wissen, was Esteron tun würde, oder die anderen? Umbringen konnte sie sich später auch noch. Aber nicht, bevor sie sich nicht dem gestellt hatte, was sie am meisten fürchtete - ihren eigenen Taten. Woher kam diese dunkle Seite in ihr überhaupt? War es ihre Ausbildung? Ihr Leben? Sie hasste Leute wie es diese Banditen waren, obwohl sie ihnen ihre Taten nicht übelnehmen konnte. Dennoch hasste sie sie. Genau wie sie sich selbst hasste...
Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihre Gedanken wurden mal wieder ziemlich wirr. Aber war dies alles hier nicht wirr?
Lehna rappelte sich langsam auf, ihre Beine wollten ihr zunächst nicht so ganz gehorchen. Sie sammelte ihre Waffen ein und trottete den Weg zurück, den sie gelaufen war, als auch die Banditen die Flucht ergriffen hatten.
Sie bog einen Ast zurück. Da waren sie. Saßen auf der Lichtung und warteten. Und auch die verletzten Banditen waren hier. Lehna schloss die Augen und schluckte. Die anderen dürften sie inzwischen bemerkt haben. Aber wie sollte sie ihnen etwas erklären, das sie selbst nicht erklären konnte? Angst schnürte ihr die Kehle zu, die Angst vor dem was kommen würde. Davor, das Esteron und die anderen sie wieder allein lassen würden. Eientlich hätte sie es auch garnicht anders verdient...
15.06.2003, 13:44 #18
Waldläufer
Beiträge: 792

Mit finsterem Blick erhob sich der Waldstreicher aus dem Kreis der Geschockten und Angeekelten. Es hatte keinen Sinn hier rum zusitzen. Nach dem er sich seines Reisebündels entledigt hatte machte sich der junge Bursche daran die Leichen der Banditen auf einen Haufen zustapelt. Einige von ihnen sahen dermaßen brutal und unmenschlich zugerichtet aus das sich eine finstere Mine von Unverständnis und Missbilligung auf das junge Gesicht des Einhandlehrmeisters legte. Er würde mit Lehna ein ernstes Wörtchen zureden haben wenn sie wieder zu ihnen zurück gefunden hatte. Ihm missfiel die Art mit der das Mädchen ihre Fähigkeiten nutzte. Er selber hatte während des Überfalls keinen der Banditen das Leben genommen. Einen ihrer Kameraden hatten die Wegelagerer selbst auf dem Gewissen und diese Zwei lagen verschnürt und noch bewusstlos an einen Baum gelehnt.
Die Kadaver der Männer fingen langsam an zu stinken da sich beim erschlaffen des Körpers Blase und Darm entleerten und Gardiff sah zu der er die Arbeit hinter sich brachte. Er würde den Leichenhaufen anbrennen da war er sich sicher nur würde er damit warten bis sie weiter zogen da man die aufsteigende Rauchsäule weit hin sehen würde.
Gerade schleifte der junge Vagabund die letzte, eine arg zerschnittene Leiche zum Haufen als er Lehna durch die Büsche langsam näher kommen sah. Sie wirkte fertig mit sich und der Welt und Gardiff war sich sicher dass der Schnitt an ihrem Hals nicht von einem der fliehenden Banditen verursacht worden war.
Sie hatte sich wieder versucht umzubringen dessen war er sich sicher und das Unverständnis in dem Waldstreicher wuchs. Erst wild wie eine Furie zwischen den Feinden wüten und dann sich selber dafür umbringen wollen. Mit einem verständnislosen Kopf schütteln ließ sich der Waldstreicher wieder bei der Gruppe auf einer Baumwurzel nieder. Lehna musst sich endlich unter Kontrolle zu bekommen da sie so eher krank wirkte und in zivilisierteren Gegenden als Gorthar schnell durch so einen Vorfall Schwierigkeiten hätte doch darüber würde er mit ihr reden wenn sie sich wieder beruhigt hatte. Stattdessen wand sich Gardiff an den jungen Mann namens Leon welcher Lehna mit unverhohlener Abscheu musterte. „Ich habe vorhin gesehen wie ihr eure Begleiterin verbunden habt, könntet ihr euch um den Erblindeten Kümmern und ihm ein Tuch oder so was um seine Augen binden?“ Bei diesen Worten langte der Barde nach einem Recht robusten und halbwegs geraden Stock und drückte ihn Leon in die Hand. „Hier und das gebt ihm auch er wird ihn brauchen.“
15.06.2003, 13:53 #19
Heimdallr
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In Prix Lager
Langsam öffnete er die Augen und sah sich um. Wo war er? Was hatte er hier zu suchen? Dann kamen seine Gedanken langsam wieder zurück, er erinnerte sich wieder an gestern, was geschehen war. Er war beim Jäger Prix und hatte in einem seiner Zelte geschlafen. Er hatte beschloßen eine Weile bei ihm zu bleiben und so sollte es sein.

Langsam erhob er sich und stieg aus seiner Matratze hoch. Eigentlich war das gar nicht so unbequem, wie er gedacht hatte. Er legte langsam seine Rüstung und den Rest seiner Ausrüstung an und platzierte dann die beiden Dolche an den Stiefeln. Prix Vermutung hatte sich nicht bewahrheitet, in der Nacht waren keine Viecher im Lager, zumindest machten sie sich nicht bemerkbar.

Als er alles hatte, verließ er das Zelt und trat nach draussen. Die Sonne schien schon wieder und hatte einen schönen Regenbogen gebildet. Der nasse Wasserdampf war hochgestiegen und so konnte man den Bogen erkennen. Schöne Farben zeigten sich in allen bekannten Farben und zauberten gleich die richtige Stimmung zu ihm. Dann blickte er zu Prix, der schon fleißig arbeitete.

"Was machst du da?"
"Ich konserviere das Fleisch von dem Vieh, das kann man noch gut essen oder verkaufen aber wenn man es lange liegen lässt schmeckt es nicht mehr oder die Insekten machen sich am Kadaver zu schaffen."


Das hatte er gemerkt als er neulich an dem Scavengerkadaver vorbei ging aber Prix schien was Jadtfragen anging immer eine Antwort zu haben auch wenn man gar keine Frage hatte. Ja, sie konnten gegenseitg voneinander profitieren.

Als er fertig war, hatte der Molerat fast kein Fleisch mehr, allerdings war noch genug dran. Prix ging zu seinem Gegenüber und forderte ihn auf, ihm beim tragen des Kadavers zu helfen. Überrascht packte der Gildenlose mit an und trug zusammen mit dem Jäger das Ding Richtung Wald. Hinter einem Busch ließen sie es dann nieder. Wieder schaute er Prix fragend an und der wusste die Antwort ohne die Frage.

"Das machen wir, damit der Gestank des Verwesens vom Lager fernbleibt, das lockt Tiere an, Aasfresser. Außerdem geben wir der Natur so etwas zurück und die Tiere können sich selbst noch etwas bedienen, so bleibt der natürliche Kreislauf erhalten. So und jetzt mach dich fertig wir gehen auf Jagd!"
"Jagd? Auf was?"
"Ich brauche noch 3 Blutfliegenstachel und vorallem brauch ich noch das Leder von 2 Khaganen."
"Hm, sind die Viecher nicht so gefährlich?"
"Ja, aber wenn man Glück hat überlebt man's, hehe"


Zusammen verschwanden sie dann Richtung Waldesinnere und machten sich auf die Suche nach den gesuchten Viechern.
15.06.2003, 14:21 #20
Skeleon
Beiträge: 793

Der junge Dieb blickte ihn einen Augenblick verwirrt an, dann fiel sein Blick auf die Stofffetzen, die er noch immer in der Hand hielt. Mit der anderen nahm er den Stock entgegen und stapfte dann zu dem Mann hinüber, der sich inzwischen an einem nahen Felsbrocken hochgezogen und ein wenig aufgerichtet hatte.
Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er wimmerte leise vor sich hin. Undeutlich vernahm Leon beim Näherkommen: "Meine Augen ... ich kann nichts sehen ... was ist ..."
Der junge Dieb wandte den Blick ab um ihm nicht weiter in's Gesicht sehen zu müssen. Er würde für immer blind sein.
Leon griff den Mann bei der Hand, der erschrocken zurück fuhr. Der junge Dieb führte dessen Rechte jedoch zu seiner Schulter und gebot ihm, sich aufzustützen.
"Was ist ... wer bist du ..."
Der Mann stand unter Schock - um so besser für ihn, es würde ihm bald noch gehörig dreckiger gehen, dachte Leon halb angeekelt, halb mitleidig. Ohne ein weiteres Wort wickelte er dem Blinden die Stofffetzen rund um den Kopf und verdeckte so die blutigen Augenhöhlen - er würde sie ohnehin nie wieder gebrauchen können, dachte er.
Dann gab er ihm noch den schweren Stock in die andre Hand und half ihm, sich weiter aufzurichten.
Während der ganzen Zeit murmelte der Bandit wirr vor sich hin, bis Leon das Wort an ihn richtete:
"Woran erinnerst du dich?"
Der Mann reagierte fast freudig auf diese Frage, endlich eine Stimme, endlich etwas, was er vernehmen und festhalten konnte.
"Eine ... eine junge Frau. Schmerz. Schwärze." brachte er mit etwas Mühe heraus, langsam aber deutlich.
Leon nickte - was dem Mann nicht wirklich weiterhalf. Schließlich sagte er:
"Sie hat dich geblendet. Die meisten deiner Bande sind tot - du hattest noch Glück."
Mit einem Mal verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Mannes.
"Blind?"
Leon nickte knapp. Er hätte fast gegrinst - das hätte der andere auch nicht realisiert, trotzdem unterdrückte er es - und fügte noch ein "Ja" hinzu.
Der Bandit sog scharf die Luft ein.
"Macht, dass ihr hier weg kommt." schrie er Leon unvermittelt an. "Ich werde meine Kameraden finden und dann werden wir euch suchen, euch finden und töten! Die kleine Hexe wird damit nicht davonkommen!"
"Führ' dich hier nicht so auf. Pass' lieber auf, dass du nicht vom Weg abkommst. Du bist jetzt auf dich allein gestellt - Kamerad. Viel Glück."
Der Bandit zeterte noch einen Moment, dann bemerkte er, dass Leon bereits außerhalb seiner Stockprügelreichweite war. Leise fluchend fügte er sich in sein Schicksal. Mit dem Stock tastete er sich vom Waldweg entlang durch sanften Abhang in den Wald davon. Schien als wolle er seine Drohung wahr machen und andere Überlebende seiner Bande finden.
Leon war das egal - der Bandit würde Stunden brauchen, bis zum Lager zurückzufinden, egal wie nahe es lag. Falls er es überhaupt je schaffte. Und wieviele andere Banditen noch am Leben waren wusste der junge Dieb nicht - und wollte es gar nicht wissen.
Er trottete hinüber zu den anderen, warf Lehna noch einen Blick zu, mit dem ein Exorzist sein nächstes, dämonisches Opfer begutachten würde und richtete sein Wort an Gardiff.
"Bin zwar nicht in Medizin bewandert ..." er blickte kurz zu Satura "... aber was ich gesehen habe - sehen musste - lässt mich zweifeln, dass er je wieder sehen kann. Wie auch, ohne Augen."
Er zischte die Worte fast.
"In jedem Fall dürfte von ihm keine Gefahr ausgehen - wenn wir bald weitermarschieren."
Der junge Dieb blickte zu den beiden Gefesselten an dem Baum. Noch ein paar weitere Banditen waren ohnmächtig und an Baumstümpfe gebunden worden - unter anderem der, den Satura mit dem Wurfmesser und die beiden, die Leon mit dem Knüppel erwischt hatten.
"Was wird aus denen? Sollen wir sie nicht losbinden, ehe wir uns verziehen? So wie die aussehen sind sie für die nächste Zeit sowieso ausgeschaltet."
15.06.2003, 14:38 #21
Krieger-BP
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Krieger hockte vor einem Toten und entnahm ihm den Köcher, der immer noch am Rücken heftete. Ein schneller Tod hatte ihn ereilt. Er war nicht mal im Stande gewesen 2 seiner kostbaren Pfeile zu verballern. Auf jeden Fall wechselte die hölzerne Ware gerade den Besitzer. „Wozu braucht ein Toter den noch seine Pfeile?“
Kriegers Köcher füllte sich. Ein Stängel trat aus der Tasche hervor, schnipste in den Mund des Templers und entzündete sich sogleich. Ruhig lehnte er sich gegen einen Baum und beobachtet was von statten ging. Gardiff war mal wieder Herr der Lage. Ohne jegliche Anzeichen von Übelkeit, packte er die Toten, warf sie auf einen Haufen und verbrannte sie. Der junge Mann, ich glaube Leon war sein Name, vergnügte sich mit einem Blinden. Bösartig hoch zehn kam es Krieger vor. Wieso lässt man ihm noch am Leben, wenn ihm im Jenseits das Paradies erwartet? „Hey Leon, wenn wir ihn nicht töten, wird ihn der nächst beste Schattenläufer den Gar aus machen und das sicher nicht so zart wie wir!“, rief er dem Dieb zu. Langsamen schritt er auf den geschändete Mann zu, riss ihm wieder den Verband vom Kopf und drehte das geblendete Gesicht brutal auf Leon. Dann fragte er in die Runde, „wolltet ihr so leben?“
15.06.2003, 14:52 #22
Skeleon
Beiträge: 793

Der junge Dieb wandte sich angewidert ab.
Hatte der Kerl sich den Verstand weggequalmt?!
Der verwundete Bandit ächzte, die Mullbinde, die an seiner Haut geklebt hatte war brutal abgerissen worden und allmählich gewannen die Schmerzen über den Schock die Oberhand.
"Du willst ihn umbringen?! Bist du nicht ganz bei Verstand??"
Doch der Templer hielt daran fest - Paradies - das hieß für ihn wohl soviel wie ein Harem schöner Frauen um sich zu haben, die ihm am laufenden Band Sumpfkrautstängel drehten.
Der junge Dieb sah ihn wütend an - hatte er es doch gewusst, Lehna war nicht die einzige Bestie hier.
Mit einem Scharren zog er den kurzen Parierdolch aus seinem Gürtel.
"Wenn er das will, soll er es selber machen! Wir werden hier nicht zu Mördern, klar? Wir werden nicht festlegen, ob er es noch wert ist zu leben!!"
Er wirbelte den Dolch um die eigene Achse, hielt ihn jetzt an der Spitze und bot den Griff dem Blinden an.
Dabei hielt er seinen Blick von dessen Gesicht abgewandt.
"Entscheide du."
Der Mann stammelte etwas und umfasste langsam den Dolchgriff.
Plötzlich huschte ein böses Grinsen über sein Gesicht.
Mit einem Mal stürzte er vor und stach in die Luft - nur um mitten in der Bewegung inne zu halten.
Er senkte den Arm und versuchte sich wieder zu orientieren, den Stock in der einen, den Dolch in der anderen Hand. Er war uneins mit sich. Ein Gefühl, das Leon zur Genüge kannte inzwischen.
15.06.2003, 15:04 #23
Satura
Beiträge: 589

Satura hatte die Situation lange genug nur beobachtet; wortlos erhob sie sich, schob Leon beiseite und warf Krieger einen vernichtenden Blick zu, ehe sie sich an den Blinden wandte. "Geh, Bandit. Entscheide über dein Leben, oder deinen Tod. Aber verschwinde endlich, eh du es bereust."
Dann wandte sie sich an Krieger. "Was sollte das eben? Hast du noch zu wenig Blut gesehen? Hilf lieber, das Schlamassel in Grenzen zu halten, und heb dir deine Kraft für die Inquisition auf, statt sie an einen blinden Strauchdieb zu verschwenden. Er ist selbst schuld, dass er uns angegriffen hat, aber mach du dich nicht an ihm schuldig."

Sie ahnte, dass sie sich dadurch keinen neuen Freund geschaffen hatte, doch das nahm sie in Kauf. Sie hatten noch viel vor sich, was ihre Kraft benötigte.
"Lasst uns die Überreste dieses schändlichen Blutbades beseitigen, und dann entweder weiter ziehen oder aber ein Lager für die Nacht aufschlagen."
Keiner in der Runde schien den harten Worten der Amazone dem Templer gegenüber etwas entgegnen zu wollen, so wandte Satura sich Leon zu.
"Geht es dir auch gut?" Ihre Worte klangen kühl, obwohl sie sie ehrlich meinte. Es war wohl alles ein bisschen viel für ihn gewesen... und er warf noch immer argwöhnische Seitenblicke zu Lehna.
15.06.2003, 15:06 #24
manmouse
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Am selben Ort und doch nicht da ...
Dankend und mit einem müden Lächeln hatte sich Esteron von Satura “auffangen“ lassen. Es war jetzt das zweite mal, das sie ihm half. Sie war komischerweise immer dann anwesend, wenn es dem Wanderer nicht gut zu gehen schien. Hoffentlich würde sie sich diesmal nicht wieder einfach so davon stehlen ohne das er sich bei ihr bedanken konnte.

Langsam wurden die “Spuren“ des Kampfes beseitigt als plötzlich Lehna auftauchte. Der Wanderer blickte fast schon ängstlich in ihre Richtung. Womöglich hatte sie allen das Leben gerettet.
Sie erwiderte seinen Blick nicht, und doch waren sie beide gefangen in einer Art Kuppel. Sie waren allein, als sich ihre Blicke endlich trafen. Die anderen Gefährten verschwammen zu Schemenhaften Gestalten und waren nichtig, nicht mehr bei ihnen.
Zögernd richtete sich der junge Mann auf, trat einen Schritt vor. Tränen sammelten sich in seinen blauen Augen und rannen langsam, und heiß an seinen bärtigen Wangen herab.
Sie lebte! Bei Innos sie lebte.
Der Wanderer öffnete seine Arme und ging mit einem zaghaften Lächeln auf seinem Gesicht auf sie zu.
Er fühlte keinen Ekel. Keine Angst. Keinen Zorn.

“ Lehna. Du lebst. “ sagte er, mit einem leisem Seufzer. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und küsste es. Strich ihr liebvoll durch ihre braunen Locken und sah sie mit verweinten Augen an.
15.06.2003, 15:33 #25
Lehna
Beiträge: 397

Im ersten Moment wusste Lehna nicht, wie sie reagieren sollte. Irgendwie war sie auf alles gefasst gewesen, aber nicht auf das, was sie sich am meisten erhofft hatte. Sie hatte es wohl nicht für möglich gehalten...
So blieb sie zunächst einfach nur stehen und sah Esteron mit großen Augen an. Interessierte es ihn überhaupt nicht, was eben passiert war? Nur das sie noch lebte? Irgendwie... sonderbar...
Sie schluckte, hob ihre leicht zitternden Hände. Dann ließ sie sich einfach nach vorn fallen, Esteron fing sie auf, sie schlang ihre Arme um seinen Hals, klammerte sich hilfesuchend an ihn. Ihre Finger krallten sich in die Ösen seines Kettenhemdes, sie drückte sich schluchzend an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Man könnte meinen, sie hätten sich seit ein paar Jahrzehnten nicht gesehen.
Ihr Körper bebte, Tränen kullerten ihre Wangen hinab.
"Esteron... Ich weiß nicht, was..."
Ihre Worte waren kaum zu verstehen, gingen schließlich in einem hilflosen Schluchzen unter...
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