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[GM] Fluch der Vergangenheit
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11.09.2003, 17:00 #201
Angroth
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Die hohe Templerin war aus dem Haus gestürzt und hatte dabei sogar Trulek angerempelt, schossen Angroth noch einmal die letzten, ziemlich überstürzten Sekunden und Momente zusammen. Kurz darauf waren wieder überall diese Wesen, die ihn so an die aus dem Schiff erinnerten - waren es die selben? Und dann diese Stimme, sie sollten das Schwert finden. Scheinbar hatten seine Begleiter es nicht gehört, sonst hätten sie sicher davon merken lassen. Aber all das war egal!
Denn nachdem Angroth das Gespräch mit Rango rasch abgebrochen hatte, musste er - kaum rausgestürmt - erkennen, wie die so verehrungswürdige Frau von einem riesenhaften Eisdrachen entführt wurde! Nie zuvor hatte Angroth einen Drachen zu Gesicht bekommen, doch dies Exemplar hier übertraf sogar die kühnsten Legenden und Sagen, die er je vernommen; und er nahm ihm das letzte, was er wirklich zu besitzen glaubte: Liebe.
Fassungslos hatte er den Drachen fortfliegen sehen, dann war auch schon Zloin bei ihm, um genau das alles noch einmal zu erzählen. Zwischenzeitlich hatte er sich aus Respekt vor dem Wesen in einer der Häuserruinen verschanzt, die das Ungetüm eben erst geschlagen hatte. Jetzt trat er zusammen mit dem Schwarzmagier ins Freie, der immer wieder auf die Stelle fern am Himmel zeigte, wo sich nun die Kriegerin des Schläfers befinden musste. In diesem Moment, da sie alle betroffen dastanden - der Rest der Gruppe war hinzugekommen ohne das Angroth es bemerkte - schloss sich eine kalte Schale aus Trauer und Verbitterung um sein Herz, einige Tränen liefen heiss seine Wangen hinab, er zitterte vor Ohnmacht am ganzen Leibe. Immer mehr seiner Begleiter fielen, doch der zuvor so ins Wanken gebrachte Ingrimm und die Entschlossenheit wurden durch diesen einen Verlust in das Gegenteil verwandelt; der Clansmann hatte einen weiteren Grund, Daschnavar endgültig vom Antlitz dieser Welt zu fegen, die Götter forderten Opfer für seinen Weg, und er war nun bereit sie zu geben. Schließlich hatten die anderen sich freiwillig in seinen "Dienst" gestellt, also würden sie auch für seine Sache sterben können! Stimmen wurden laut, dass sie Samantha nachgehen müssten um sie zu retten, und die Erinnerung an das Schwert war ebenfalls zu bewältigen. Es gab nun zwei Wege: Das Schwert der Ruchká finden und den Dämonen besiegen, oder ihren Erfolg gefährden, indem sie einer vagen Vermutung einer Überlebenden nachgingen. Sie war ja nicht nur irgendeine eventuelle Überlebende ... sie war Samantha ... er biss sich auf die Unterlippe, sein Blick ging in weite Ferne, er rang mit sich um einen Entschluss, während die anderen schon einen Rettungsplan diskutierten.
Dann wurde er selbst laut, nachdem sein Blick kurz auf den Gletschergipfel gegangen war. "Nein! Ruhe! Wir werden sie nicht versuchen zu retten! Das sie noch lebt ist so unwahrscheinlich, eher würden Innos und Beliar Frieden im Namen Adanos´ schließen. Ich weiss, es ist schwer, ihren Verlust zu verkraften, aber wollt ihr nun alles in Gefahr bringen? Ihr würdet nicht nur euer eigenes Leben weiter gefährden, sondern auch das der anderen! Wir müssen weiter, es geht nicht anders." Seine Stimme brach bei jedem Wort, dass sich mehr seiner Entscheidung näherte, aber er hatte keine Wahl. Jedoch entschied er insgeheim, auch das Schwert nicht zu suchen, denn auch dieser Umweg würde sie Zeit kosten, die sie nicht hatten. Er war der letzte der Ruchká, und er hatte eine der mächtigsten Klingen, die im ganzen Reich zu finden waren, er konnte auf den alten Stahl sicher verzichten! Er wollte diesem Monstrum endlich gegenüberstehen, er wollte nicht noch mehr Zeit aufwenden um ihm auszuweichen. "Leb wohl, Samantha. Ich werde dich vermissen ..." Dachte er, und all seine schönen Erinnerungen an sie, all seine Erlebnisse mit ihr, er hatte einen Platz für sie in seinem gebeutelten Herzen.
Die Sklaven, die sie ganz vergessen hatten, waren während der hitzigen, alles ignorierenden Diskussion näher an die Lebenden herangetreten, knieten vor ihnen nieder und senkten die zum Teil ziemlich malträtierten Köpfe. Flüstern, geisterhaftes, zischendes Flüstern vieler verschiedener Stimmen huschten nun durch die die Luft, dankten ihnen von ganzem Herzen für die Befreiung und schworen ihnen, beizustehen wann immer sie konnten. Einen einzigen verächtlichen Blick seitens des Templers ernteten sie: "Verschwindet, wir brauchen eure Hilfe nicht, sucht lieber das Weite bevor er euch doch wieder holt!" Scheinbar zögerten die Wesen, die einst Menschen gewesen waren, doch sie zogen sich nach einer Weile immer noch dankend zurück. Noch einige Zeit nachdem sie verschwunden waren, konnte man sie die Namen der Menschen flüstern hören, und ihren so tief empfundenen Dank. Ob sie endlich ihre Ruhe finden würden? Der Blick des Kriegers des Schläfers wanderte erneut zu dem Gipfel, und wortlos machte er sich ohne seinen Blick abzuwenden an den Aufstieg.
11.09.2003, 21:31 #202
Samantha
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Kalte Luft preschte ihr in das zarte Gesicht. Die Lippen waren schon blau gefroren, die Nase ebenso wie die Ohrenspitzen rot von angestautem Blut. Auf ihren langen dunklen Wimpern hatten sich feine Eiskristalle gebildet, die mit jedem Lidschlag eine andere Form annahmen. Samantha kniff die Augen eng zusammen damit so wenig Kälte wie möglich an die empfindlichen Sehorgane gelangten.
Unter sich konnte sie die gewaltigen Gletschermassen vorbeifliegen sehen. Eis soweit das Auge blicken konnte, ein Meer aus gefrorenem Wasser. Das Dorf war nun mehr nur noch ein Punkt in der weißen Landschaft, klein und nichtig in den Weiten des ewigen Eises. Und sie, hoch oben in den Lüften, zwei Reihen scharfer Drachenzähne so nahe. Eben, als sie noch festen Boden unter den Füssen gehabt hatte, war ihr größter Wunsch gewesen das große Wesen hätte seinen Rachen wieder geöffnet und von ihrer Rüstung abgelassen. Jetzt, hier oben in großer Höhe, betete sie den Schläfer um das Gegenteil an. Was immer geschehen mochte, nur losgelassen wollte sie nicht werden. Die Erde sah von hier oben so klein aus. Sie würde fallen, sehr tief fallen, tiefer als sie je gefallen war. Und es würde mit großer Wahrscheinlichkeit ihr letzter Fall sein.
Die Zähne hinter ihr knirschten. Ein Ruck fuhr durch ihren Körper, als der Drache ein bisschen zu locker gelassen hatte und sie etwas hinabgerutscht war. Samantha stieß vor Schreck einen kleinen Schrei aus und spürte, wie sich das Adrenalin ausbreitete. Ihr Herz pochte. Sie konnte sich nicht erinnern wann ihr Herz jemals schon so gepocht hatte, es drohte regelrecht aus ihrem Brustkorb zu springen.

Der Eisdrache schwang seine weiten Flügel sachte durch die Luft, langsam und gleichmäßig. Mit jedem Flügelschlag hob sich das Tier ein Stück in die Höhe und sackte gleich darauf langsam mit dem Luftwiderstand wieder hinab. Samanthas Haare wehten nur so um ihrem Kopf und verfingen sich zwischen den spitzen Zähnen. Das Hörnchen wagte sich das erste Mal ein kleines Stück aus ihrem Kragen, neugierig was dort draußen unheimliches vor sich ging. Doch als es mit Entsetzen feststellen musste, dass sie sich hoch oben in irgendwelchen luftigen Sphären befanden, quiekte es entsetzt auf und verschwand eilig wieder in seinem Versteck. Sie wußte nicht wie lange sie schon so dort oben hin, der Kälte und dem eisigen Wind schutzlos ausgeliefert. Doch irgendwann erreichten sie eine große Höhle, die sich halb in den Berg gefressen hatte. Die Schwingen des Drachen wurden unruhiger, er flatterte ein paar Mal um zu bremsen und landete dann gekonnt auf dem braunen Felsgestein. Samantha spürte das Ruckeln, als er die letzten Meter über den Fels lief und wurde dann sanft wieder auf ihre Füsse gelassen. Der Griff an ihrem Nacken lockerte sich und sie war frei. Der Drache zerrte ein bisschen unbeholfen an ihren verfangenen Haaren, was sich für die Templerin als äußerst schmerzhaft anfühlte. Als die Haarpracht endlich befreit war, stakste die junge Frau immer noch halb eingefroren ein paar Schritte und drehte sich dann herum.

Der Drache hatte sich niedergelassen und den Kopf gesenkt, um wieder seine stechenden gelben Augen auf ihrer Höhe zu haben. Samantha starrte zurück. So langsam wurde sie ärgerlich. Was sollte das alles? Zuerst jagte ihr dieses Viech solch einen Schrecken ein und dann, anstatt sie einfach aufzufressen oder sich wie ein richtiger Drache zu verhalten, nahm es sie einfach mit und setzte sie nun hier wieder ab. Wo befand sie sich überhaupt?
Schnell schaute sie sich um. Sie staunte nicht schlecht. Allerhand Schätze hatte das Wesen hier gebunkert, es funkelte und glitzerte nur so. Goldene Schalen, Teller, Truhen, Ketten, Ringe, Amulette. Der Drachenhort also. Ihr Ärger wuchs. Energisch stemmte sie die Hände in die Hüften. Was hatte sie noch zu verlieren.
"Hey, Drache! Was soll das, wieso schleppst du mich hierher?", sie erwiderte mutig den starren gelben Blick. Doch der Drache verstand entweder ihre Sprache nicht oder er war sich zu schade um zu antworten. Stattdessen legte er den Kopf nieder und stieß eine Rauchwolke aus.
"Wenn du glaubst ich spiele hier einen weiteren Schatz für dich dann hast du dich aber getäuscht!", hallte die Stimme der hohen Templerin durch die Höhle.
Der Drache brummte dass das Gestein unter ihr erzitterte und schloss die Augen.
Samantha stieß einen verächtlichen Laut aus und drehte sich herum. Nagut, dann würde sie eben zufuß den Rückweg antreten. Entschlossen schritt sie voran, immer auf den Ausgang der großen Felshöhle zu. Doch gerade als sie schon dachte den Weg geschafft zu haben, hörte sie das altbekannte Knirschen hinter sich und wurde im selben Augenblick wieder an der Rüstung gepackt. Es hob sie in die Höhe und zog sie wieder zurück. Der Drache setzte die zappelnde Templerin vorsichtig neben sich ab und legte den langen Schweif um sie, damit sie nicht schon wieder davonrennen konnte. Ein leichtes Schnauben drang aus seiner Kehle, dann legte er zufrieden den Kopf wieder nieder und schloß die Augen.
Samantha steckte fest. Grummelnd klopfte sie mit den Fingernägeln auf den harten Drachenschuppen herum. Was sollte das alles. Was ließ diesen Drachen sie so behandeln? Irgendwas musste sie an sich haben, was ihm gefiel. Bloß was?
Grübelnd lehnte sie sich zurück und dachte nach. Die Schuppen drückten unangenehm im Rücken, doch sie wagte nicht schon wieder zu widersprechen. Vielleicht war der Drache verzaubert? Ihm war jedenfalls nicht zu trauen. Sie musste machen dass sie wegkam, sie brauchte nur noch eine Möglichkeit dazu.
12.09.2003, 18:44 #203
doooom
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Ein Flug auf einen Drachen war etwas Wundervolles. Das Gefühl das man hat, wenn man hunderte von Metern über dem Eis und Schnee des Gletschers schwebte, was mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Zumindest war dies in Dooooms Erinnerung so. Die Templerin, welche sich vor wenigen Augenblicke im maul des Drachen liegend von der Gruppe entfernte sah dies mit Sicherheit anders. Kein Wunder, schließlich hatte der junge Baal bei seinem damaligen Flug längst mit seinem Leben abgeschlossen und musste, anders als die Templerin, die nun höchstwahrscheinlich Todesängste ausstand, nicht im Maul des Drachen fliegen sondern hatte einen Platz auf dem schuppigen Rücken dieses beeindruckenden Wesens. Viele Fragen warfen sich nach Anblick dieses alten Geschöpfes bei dem Sumpfler auf. Woher kam der Drache so plötzlich? Weshalb schnappte er sich jemanden aus dieser Gruppe? Und warum ausgerechnet Samantha? War es der gleiche, dem er selbst schon begegnet war und der den Eisgarten bewachte? Zumindest auf die letzten seiner Fragen wusste er schon eine Antwort, denn der selbe Drache konnte es unmöglich sein, denn dessen letzte Augenblicke hatte er selbst miterleben können. Es konnte höchstens der Drache aus dem Ei sein, den Blutfeuer aufziehen wollte, denn dieser war laut Kriegers aussage schon vor einer Weile geschlüpft und hatte auch das Fliegen und das Feuer speien erlernt. Aber auch diesen Gedanken verwarf der niedere Baal gleich wieder. Blutfeuers Drache war mit Sicherheit noch lange nicht ausgewachsen, er war schließlich nicht einmal ein halbes Jahr alt und das Wesen, welches die Templerin davontrug schien nach seiner Einschätzung, auch wenn er den Drachen nur am Horizont in weiter Ferne erblicken konnte, seine volle Größe erreicht zu haben.

Sein Blick klebte noch immer an der Stelle, an welcher der Drache, samt der Templerin hinter einer Bergspitze am Horizont verschwand als er Angroths Worte leicht verwundert vernahm. Hatte er wirklich gerade gesagt, das er ihr nicht nachgehen wollte um sie zu retten? Mochte er sie wirklich so wenig oder war die Rache an diesem Dämon für ihn wirklich von solch hoher Bedeutung? Interessierte es ihn nicht, das sie immer weniger wurden, die sich letztendlich seinem Feind gegenüberstellten? Doooom wusste es nicht und er verstand es auch nicht, wie der Templer so entscheiden konnte. Auch das er die Sklaven davon schickte war für den Baal unverständlich, hatte Angroth doch selbst jeden der ihm helfen konnte aufgerufen ihn zu diesem Kampf zu begleiten. Und jetzt war er wählerisch bei seinen Gefährten. Ob er sich dies wirklich erlauben konnte?
Und trotz seiner Bedenken ob der Richtigkeit der Entscheidungen des Templers folgte er selbigen, als er gesehen hatte das er den Anstieg auf den Berg weiter fortsetzte. Schließlich war er ja hier um ihn zu unterstützen, egal ob er nun mit seinen Entscheidungen einverstanden war oder nicht. Ein kurzer Blick zurück zeigte, das auch die anderen der Sumpfler und Schwarzmagier, der mittlerweile doch arg dezimierten Gruppe, dem Templer beim Anstieg auf den Gletscher folgten.
13.09.2003, 12:37 #204
Samantha
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Samantha hatte eine unruhige Nacht gehabt. Der Drache hatte im Schlaf immer wieder vor sich hingebrummt, wodurch sein gesamter Körper einer mächtigen Erschütterung ausgesetzt worden war, welche die Templerin immer wieder aufs Neue weckte. Als sich endlich die ersten Sonnenstrahlen über das kalte Bergmassiv wagten, hatte sie schon Stunden wachgelegen und über einen Fluchtversuch nachgedacht. Alles schien in eine einzige Sackgasse zu führen, welchen Weg sie auch wählen würde.
Ein schwefeliger Geruch stieg ihr in die Nase und die hohe Templerin öffnete die Augen. Der Drache war ebenfalls erwacht. Der Griff des schuppigen Schwanzes lockerte sich und sie konnte endlich wieder befreit atmen. Steif von der langen Nachtruhe erhob sie sich und ging ein paar Schritte. Das Hörnchen hatte sich nun auch wieder hervorgewagt und inspizierte neugierig die Drachenbeute. Ein goldenes Halsband hatte es ihm besonders angetan, quiekend kam sie damit zu Samantha und legte es ihr in die Hände. Die Templerin musterte das Schmuckstück eingehend. Ein wirklich schönes Teil. Probeweise band sie es sich um und lächelte dann, bis sie sich direkt vor einer Reihe scharfer Zähne und zwei stechenden gelben Augen widerfand.
"Oh äh, ich leg es gleich wieder zurück, versprochen", stammelte sie.
Der Drache kniff leicht die Augen zusammen.
"Wirklich...."

Samantha schaute den Drachen stumm an. Sie wußte immer noch nicht was ihn zögern ließ. Eigentlich hätte er sie schon gestern Abend fressen können, so wurde seine Beute doch nur noch mißgelaunter. Aber vielleicht mochte er eben nur mißgelaunte kleine Templerinnen? Ein besonderer Feinschmecker?
Der Rachen des mächtigen Wesens kam näher und Samantha wich automatisch zurück. Das Hörnchen hatte sich eilig wieder in die Rüstung verkrochen. Die großen Zähne öffneten sich und die Zunge suchte sich ihren Weg nach draußen, eine lange, fast schwarze Drachenzunge. Immer näher kam das klebrige Ding und sie wich weiter nach hinten, bis sie den Fels in ihrem Rücken spürte und nicht mehr weiter weichen konnte. Die Zunge kam näher und berührte ihre Rüstung, wo sie einen schleimigen Fleck hinterließ. Samantha verzog angewidert das Gesicht.
Ihre schöne Drachenschuppenrüstung. Im gleichen Augenblick kam ihr ein seltsamer Zusammenhang in den Sinn. Ihre Rüstung. Klar, sie war aus Drachenschuppen. Aber ob das der Grund war, warum dieser Eisdrache sie nicht fressen wollte? Hielt er sie etwa ebenfalls für einen Drachen? Entweder war er blind oder strohdumm, aber das war doch nun wirklich nicht zu verwechseln. Hatte sie denn einen Schwanz oder diesen typischen Schwefelduft an sich? Stumm schauten ihre grünen Augen nach oben.
Der Drache hatte die klebrige Zunge wieder verschwinden lassen und beobachtete sie. Sein Schwanz begann zu zucken. Irgendwas schien ihm zu mißfallen. Der Rachen öffnete sich ein Stück weit und die scharfen Zähne kamen zum Vorschein. Samantha rückte instinktiv weiter nach rechts, so weit weg wie nur möglich. Der Rachen kam näher, die gelben Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Seine Stimmung musste gänzlich umgeschwungen sein. Samantha konnte dieses Leuchten in seinen Augen erkennen, das nichts Gutes verheißen konnte. Der Drachenkopf kam näher, ein leichtes Fauchen entwich dem mächtigen Wesen. Eine Brise Verwesung mit Schwefel zog an Samantha vorbei und nahm ihr fast die Luft. Entsetzt riß sie die Augen auf und schob sich weiter an der Felswand entlang. Sie musste hier weg, jeder weitere Augenblick den sie hier verharrte konnte ihr sicherer Tod sein. Doch wie flüchten, wenn man eine harte, unnachgiebige Felswand im Nacken hatte?

Der Drachenschwanz schwang nun wütend auf und ab. Die Zähne erschienen ihr nun größer und gefährlicher als zuvor, die Augen waren alles andere als bezaubernd und freundlich. War ihm nun endlich klar geworden, von dem die schönen Schuppen stammten? Vielleicht ein Kumpel von ihm? Egal, sie würde ihre Rüstung jedenfalls niemals wieder herausrücken, da konnte sich der Drache auf den Kopf stellen. Eine äußerst amüsante Vorstellung, in ihrer derzeitigen Situation jedoch brachte sie nicht mal den Ansatz eines Lächeln auf ihren Lippen. Starr blickte sie in den großen Schlund, der sich vor ihr auftat, die Reihen scharfer Zähne und das tiefe dunkle Loch am Ende es Rachens. Samantha wich weiter weg, dicht an die Felswand gepresst. Sie drückte den Kopf weg, um nicht vollends von dem schwefeligen Geruch betäubt zu werden, und kniff die Augen zusammen. Sie erwartete jeden Augenblick den verhängnisvollen Biss. Sie hörte bereits wie der Kiefer sich weiter öffnete.

Doch dann hörte die Felswand plötzlich auf. Samantha hatte sich so sehr dagegengepresst, dass sie nun unversehens nach hinten fiel und den leichten Abhang hinabpurzelte. Erschrocken und erleichtert zugleich öffnete sie die Augen wieder und streckte die Arme aus, um den Sturz abzufedern. Sie kullerte ein Stück hinab und kam dann wieder auf den Füßen auf. Der Drache war nicht weit über ihr, wutschnaubend über die entkommene Beute. Samantha hob gerade den Kopf, als sie schon eine Feuerwalze auf sich zukommen sah. Erstarrt verfolgte sie die tötliche Welle, welche sie zum Glück jedoch knapp verfehlte. Stumm blickte sie neben sich auf den vollständig geschmolzenen Schnee und die verbrannte Erde. Es wurde Zeit sich zu verabschieden.
Schon hörte sie erneutes Fauchen von oben. Der Drache hatte seine Flügel gespreizt und sich in die Lüfte erhoben. Dort schwebte er nun, den Kopf nach unten gerichet und den Rachen leicht geöffnet. Mehr konnte Samantha nicht mehr erkennen, denn schon ging alles wieder in einem riesigen Feuerball unter, der auf sie zuhielt. Diesmal reagierte sie schneller. Wie von einer Hornisse gestochen sprang sie auf und begann zu rennen. Hinter sich hörte sie das Feuer einschlagen. Im Zickzack sprang sie über die Felsen, so schnell es unter diesen Umständen ging. Immer wieder rutschte sie auf dem glatten Eis aus und musste sich wieder aufrappeln, während sie die unversiegbare Feuerquelle des Drachens verfolgte. Wieder schoß neben ihr ein Flammenturm in die Höhe, heiß und gefräßig. Samantha bog nach links ab, sprang einen kleinen Absatz hinab und blieb jäh stehen. Vor ihr tat sich eine Schlucht auf, so tief, dass es unmöglich war dort weiterzukommen. Hinter sich hörte sie schon die Drachenschwingen und die aufprallenden Feuerbälle. Gehetzt blickte sie sich um. Springen oder verbrennen lassen? Keine dieser Möglichkeiten hörten sich sehr verlockend an. Da bemerkten ihre scharfen Augen einen Ritz im Felsen. Schnell hielt sie darauf zu und zwängte sich hinein. Der Ritz stellte sich als kleiner Gang heraus. Hier war sie vorerst sicher.
Samantha ließ sich auf der kalten Erde nieder und starrte durch der Schlitz nach draußen. Der Drache schwang noch ein paar Runden, eindeutig auf der Suche nach ihr, dann drehte er ab und verschwand wieder in der Ferne. Sie war in Sicherheit. Vorerst.
13.09.2003, 16:26 #205
Rango
Beiträge: 830

…Rango stand nun ratlos neben den sich beratenden Sumpflern und Schwarzmagiern und schaute währenddessen den flüchtenden Untoten nach, die einen Abhang hinunter rannten, mit der Hoffnung die Freiheit zu finden und diese dann auch behalten zu dürfen. Es waren mehr als es zuvor den Anschein machte. Es kamen immer wieder welche aus den Eisüberzogenen Hütten gestürmt, die vorsichtig nach links und rechts blickten, und dann ihren Gleichgesinnten folgten. Einige waren zerfetzt, andere sahen aus wie ganz normale blasse Menschen, bei wieder anderen, konnte man die eigentliche Körperform nicht mehr ausmachen. „Arme Irre!“ dachte sich der hohe Novize und wandte sich wieder der Gruppe zu. Samantha war von diesem Drachen verschleppt worden. Ob sie am leben war, wusste allein der allmächtige Schläfer, doch Angroth hatte die Hoffnung wohl schon aufgegeben. Er, der sie scheinbar abgöttisch Geliebt hatte, gab sie einfach auf. Vielleicht war es die richtige Entscheidung gewesen, doch mit völliger Sicherheit konnten es selbst die Schwarzmagier oder die weisen Baals nicht sagen.
Angroth hob auffordernd den Arm und schritt voran. In seiner Drehung, konnte man die Tränen, die ihm in den Augen standen, kaum übersehen. Ohne klagende Worte setze sich die Gruppe wieder in Bewegung. Auch Rango folgte, doch blieb kurz darauf wieder stehen. Ein leises hauchen und ächzen fuhr ihm durch den Kopf, dann eine trübe Stille. Der Sumpfler hob den Blick, schaute der voranschreitenden Gruppe nach. Wieder ein hauchen, als ob jemand in seinem Gehirn sitzen würde. Jemand sprach zu ihm. Eine bekannte, doch lange nicht mehr vernommene Stimme. „Bist, bist du das…“ flüsterte Rango „…wie kann es sein?“ Langsam sackte er auf die Knie, die sich in den weichen Schnee bohrten. Die Stimme sprach wieder etwas. „Wie kann ich sicher sein das es auch wirklich du bist, und nicht dieser…dieser Dämon, der versucht besitz von mir zu ergreifen?“ fragte Rango. Eine antwort der Stimme folgte prompt. „Was? Du bist gerade unter diesen armen Zombies gewesen? Ich habe dich nicht sehen können…Aber wieso…“ Rango schossen Tränen in die halb geschlossenen Augen „Ich habe dich sterben sehen“ waren des Fischers Worte, als er sich wieder aufrichtete. Ein Teil der Gruppe war stehen geblieben und schaute zu dem Sumpfler hinunter. Die Stimme hatte eine erklärende Antwort ausgesprochen und Rango gewann vertrauen. Nach kurzem Zögern stotterte sich der hohe Novize eine antwort auf einen weiteren Satz der Stimme zusammen. „Gut…wir werden sehen!“
Ein Ruf ertönte, die Stimme und dessen Hauchen war verschwunden „Komm schon Rango“ und er kam. Er schloss, leicht verwirrt und etwas benommen, zur Gruppe auf, die ihren Weg zu ihrem, vermeintlich nahen Ziel, fortsetzte…
13.09.2003, 19:33 #206
HoraXeduS
Beiträge: 1.113

Von einem höheren Standpunkt aus betrachtet, sah die Prozession der Abenteurer, die sich aufgemacht hatte, diesen kalten, feindseligen Gipfel zu erobern, wie ein langsamer, sich nur langsam zuckend aufwärts bewegender Wurm aus. Ein Wurm freilich, der noch vor wenigen Tagen um einiges länger gewesen war. Doch wer auch immer sich tatsächlich die Mühe machte, die Gruppe um den Clansmann Angroth von einem höheren Standpunkt aus zu betrachten, der wusste ohnehin, wie es um den dezimierten und verunsicherten Zustand der Gefährten stand, auch ohne in ihnen einen zu kurz geratenen Wurm zu erkennen.

Den Gletscher zu bezwingen, stellte sich als eine härtere Aufgabe vor als Horaxedus sie sich ursprünglich ausgemalt hatte. Der zu Beginn ohnehin recht schmale Pfad, den die Gruppe eingeschlagen hatte, wand sich bereits nach wenigen Stunden nurmehr als schmales, von Geröll und kleineren Steinen unterbrochenes Band in Richtung Gipfel, welcher jedoch jetzt zu früher Abendstunde bereits wieder in den Wolken verschwunden und damit selbst von den Optimisten unter den Anwesenden nurmehr zu erahnen war.

Der Glasmacher Horaxedus, der durchaus nicht zu den Optimisten dieser zerzausten Expedition zu zählen war, hatte sich im Verlaufe des Aufstiegs immer weiter an die Spitze seiner Begleiter begeben und sich schliesslich umittelbar hinter Angroth eingereiht. Als dieser nun plötzlich abrubt stehen blieb, den Gefährten mit erhobener Hand Einhalt gebot und mit der anderen sein Schwert ergriff, war Horaxedus so sehr in ferne, düstere Gedanken vertieft, dass er beinahe auf den Anführer der Gruppe aufgelaufen wäre. Gerade noch konnte er seinen Schritt zur Seite lenken und fand sich nun direkt neben Angroth wieder, um sogleich dessen Blick zu folgen. Einige Dutzend Schritte vor ihnen bewegte sich etwas: Ein dunkler Fleck, der über dem unwirtlichen Pfad zu schweben schien. Der Schwarzmagier seufzte leise und legte ruhig seine Hand auf den Schwertarm seines Kameraden, bevor er sich mit sichtlich enttäuschter Miene alleine auf die Erscheinung zu bewegte.

"Es ist gut." murmelte Horaxedus leise die ersten Worte, die er seit Beginn dieses verfluchten Abenteuers überhaupt zu sprechen hatte. Und alsbald wurden seine Gefährten aus der Entfernung gewahr, wie der Schatten an seiner Seite zu Staub zerfiel. Sodann kehrte der Magier mit schweren Schritten zu der Gruppe zurück, wo er sich mit ernstem Blick vor Angroth aufbaute:

"Höre, Freund. Die untote Blutfliege, die ich dem Drachen als Kundschafterin nachgesandt habe, hatte keine Chance, ihm zu folgen. Möge der Grund dafür, dass ausgerechnet Du der Gruppe alle Moral raubst, indem Du unserer Gefährtin jeglichen Versuch einer wenn auch unwahrscheinlichen Rettung versagst, ein Guter sein. Wir jedenfalls," und an dieser Stelle suchte Horaxedus die Blicke der beiden anderen Schwarzmagier, die ihm schweigend zunickten, "werden in diesem Spiel der 'zehn kleinen Jägerlein' keinen weiteren aus unseren Reihen vorzeitig preisgeben. Wir sind es nicht gewohnt, kampflos zu verlieren, verstehst Du?!"

Angroth hielt dem entschlossenen Blick seines Gegenübers mit funkelnden Augen stand, dann wandte er sich wortlos um, den Weg Richtung Gipfel fortzusetzen.
14.09.2003, 19:56 #207
shark1259
Beiträge: 1.033

Warum spürten es die anderen nicht? Die Expedition war zum scheitern verurteilt, war nicht bisher immer genau das eingetreten was der Dämon wollte? Was hatten sie ihm bisher schon getan? Der Sieg über die Sklaven, der Sieg über die Dämonen, so positiv es auch klingen mochte, jedoch in wirklichkeit war es nichts. Immer waren sie nur ein Teil eines Spiels gewesen, eines Spiels dessen Ausgang schon seit Spielanfang festgelegt gewesen war, denn es war nicht mit fairen Mitteln gekämpft worden. Die Gruppe wurde kleiner und mit jedem Verlust sank die Hoffnung, sank der wille bei den meisten und jeder sehnte sich wieder an den Ort den er sein zu Hause nannte, auch shark war da nicht anders, das Kastell, der Ort an dem er so lange Zeit gelebt und der ihn zu dem gemacht hatte was er nun war, würde er es jemals wieder sehen? Wieder die kalten Fließen entlang gehen, die in länge variablen Gänge, den Duft der Bibliothek in seiner Nase spüren, die Freude an einem kühlen Bier im Refektorium erleben und die wundersame Kost der Dämonen schmecken. shark wusste es nicht, doch wollte er sich nun auch nicht in vorstellungen verlieren, schon zu oft verlor er kontrolle über seinen Körper, über seine Gedanken, die sich plötzlich immer wieder erhoben und an einem anderen Ort sich niederließen. Nicht selten verließ er mit seinem Geist seinen Körper, sah sich förmlich hilflos dastehen, ohne Hoffnung, ein todgeweihtes Wesen, welches bald zu seinem Herrscher zurückkehren durfte.

Der Schwarzmagier öffnete sichtbar langsam und müde die Augen. Mit prüfendem Blick fuhr er über Horax, seinen Freund. Ein kleines Lächeln entging dem Mund sharks. Endlich hatte sich einer seiner klügsten Freunde zu Wort gemeldet, wenn nun auch er noch sprach und Ratschläge verteilen konnte, war dann doch noch etwas von Hoffnung in der Luft?
Der Lehrmeister hatte dem weisen Glasbläser zugenickt, beinahe nicht zu sehen, doch wusste er, Horaxedus würde es gesehen haben und es war mehr als nur einfach ein kleines Kopfnicken, damit hatte sich shark hinter seinen Freund gestellt, er teilte seine Meinung vollkommen.

"Schon zwei der unseren sind fort, einer davon wahrscheinlich schwer verletzt, wenn nicht sogar tot." Auch des Schwarzmagiers stimme erhob sich nun und schritt schnell hinter Angroth her um ihn seine Worte preis zu geben.
"Die Situation wird zunehmens aussichtsloser, ich hoffe du weißt was du tust."
14.09.2003, 20:43 #208
Angroth
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Es hätte alles gut verlaufen können, er hätte nicht auf die aufmüpfigen Schwarzmagier vertrauen sollen, wenn auch einige Andeutungen des Schläfers darauf hingelaufen waren. Bisher hatte er nur Ärger von ihnen erwarten können, im Kampf waren sei zumeist keine allzu große Hilfe gewesen und ihr ständiges Schweigen zu angenehmer Zeit, dass jedoch brach sobald die Situation sich verschlechterte nagten an der kaum noch vorhandenen Beherrschung des Templers. Und nun begann die erste Erhebung gegen seine Führung, angetreten durch einen, von dem er es besser erwartet hätte. Horaxedus war der Mann, den er einige Male schon zu Gesicht bekommen hatte, mit dem er frohe - wenn auch kurze - Stunden verbracht hatte, von dem er eine solche Untreue nicht erwartet hätte. Mit Unbehagen ließ der Clansmann seinen Gang durch die hochgewachsene Gestalt des bisher vollends schweigsamen unterbrechen, hörte mit steigender innerer Qual dessen Worte und schüttelte immer wieder den Kopf. Sie hatten ihm ihr Wort gegeben, ihm zu folgen, und nun brachen sie nicht nur ihren Abstand zum bisherigen Geschehen, sondern auch gleich ihr Wort! Magier, nicht vom Hauch des Schläfers gesegnet, feiges und unehrenhaftes Pack! Die Ansicht des Kriegers bestätigte sich hier erneut, und Zwist machte sich in der Gruppe gegen ihren Ausheber breit.
Das auch noch shark vortrat, als Angroth gerade das Wort zu ergreifen suchte, um ihm wider erwarten ebenfalls in den Rücken zu fallen, trieb eine tiefschwarze Wolke von Resignation und Trauer durch seinen Geist, die sein Herz schwer herabzog. Der Gipfel sandte Donnergrollen und gleißende Blitze in jede erdenkliche Richtung, das Wutgeschrei ward erloschen.
Der Blick des Templers ging ins leere, nun hatte er alles verloren, sogar jene, die er gedachte in die Rühmliche Unsterblichkeit zu führen. Die Tränen waren versiegt, zu viele davon hatte er vergossen, zu viel Leid hatte er ertragen, seine Gefühle hatten sich mit der Liebe verabschiedet, die er für Samantha empfunden hatte und immer noch empfand. Fragend sahen die Schwarzmagier ihn an, seine Brüder hielten sich zunächst zurück, scheinbar im Gewissenskampf, sich gegen ihn zu stellen oder für ihn einzutreten.
So erwehrte er sich dem Widerstand allein, und seine Stimme wurde von einem Kloß in des Redners Hals verklärt: "Haben wir denn schon verloren? Kampflos? Hatten wir eine Möglichkeit, eure beiden Schwarzmagierkollegen zu retten? Haben wir eine Möglichkeit, Samantha zu retten? Ich sehe sie nicht. Horaxedus, ihr selbst sagtet, eure Magie konnte sie nicht erreichen, also sagt mir: Wo würdet ihr anfangen zu suchen? Der Gletscher ist riesenhaft, und sein Eis ist unerbittlich, seine Bewohner immer hungrig! Kehren wir unserem Pfad den Rücken, werden wir vernichtet, alle! Der Dämon hat nicht gesiegt, er hat uns nur verwundet. Und ich sage euch, er spielt mit uns sein Spiel, er hetzt uns gegeneinander auf! Er labt sich an euren Zweifeln, begreift ihr das nicht? Sicher werden wir nicht alles Leid unterdrücken können, aber wir dürfen jetzt nicht vom Weg abweichen, nur um Gespenstern hinterher zu jagen. Dort oben ist er, ich weiss es, ihr wisst es. Bedenkt doch, wollt ihr hier euer Leben riskieren für ein Ziel, dass ihr nicht kennt, wo ihr jenes, wofür sie gekämpft hat unversehrt vor euren Augen entwischen lasst? Ich werde ihr nicht folgen, niemals! Ich werde Daschnavar bezwingen, ob ihr mit mir kommt oder nicht!"
Das Gewitter über dem Gipfel wurde immer heftiger, der Wirbel hatte seine alleinig dunkle Wesenheit verloren. Ein schwefeliges gelb hatte sich in die Tönung gefügt, immer drohender ragte die Szenerie über ihnen auf.
Schneespuren eines einzelnen mit Wolfsfellen bekleideten Kriegers deuteten nun darauf, und der Blick Angroth´s war von Schmerz über Verrat und Entbehrung getrübt.
14.09.2003, 23:22 #209
Samantha
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Samantha erwachte. Erschrocken hob sie den Kopf, welcher seitlich am Fels auf ihre Schulter hinabgesunken war. Wie lange mochte sie geschlafen haben? Draußen war es dämmrig, nur wenig Licht drang durch den schmalen Felsschlitz, der ihre Rettung vor dem Drachen gewesen war. Alles Geschehene schien so unwirklich, verblasst unter dem Einfluss der Erschöpfung und verloren in den Weiten der Ewigkeit. Einzig allein das Halsband, welches sie nun auf ihrer zarten Haut spürte, bewies die Wirklichkeit der vergangenen Geschehnisse.
Das Hörnchen lugte aus dem Kragen ihrer Rüstung hervor. Neugierig schnupperte es herum, wachsam ob der große Feuerspeier noch in der Nähe war. Doch die Luft schien rein und so kroch das schmale Eichhörnchen ganz hervor und setzte sich mit seinen zierlichen Hinterpfötchen auf die Schulter der hohen Templerin. Leise wohlige Laute kamen aus seiner Kehle, ein Geräusch, das an ein leichtes Gurren erinnerte. Wohlig drückte es sich an den warmen Hals der jungen Frau und biß sie liebevoll in das Ohrläppchen.
Samantha lächelte und hob die Hand. Sachte streichelte sie über das weiche Fell und kraulte den warmen Bauch. Wenigstens einer war ihr noch geblieben, wenn sie schon ihre restlichen Freunde verloren hatten. Wie es ihnen wohl ergangen war? Ob sie nach ihr suchten?
Eine quälende Frage. Sie wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken, am Ende kam sie noch zu einem unbefriedigenden Ergebnis, das ihrer jetzigen Lage auch nicht weiterhalf. Sie mussten schließlich den Dämonen jagen, das war ihr Ziel. Da konnten sie sich nicht mit einer abtrünnigen Templerin aufhalten, das war einleuchtend. Samantha würde auch so einen Weg aus dem Gletscher finden. Auch wenn sie im Moment noch etwas an ihrer These zweifelte.

Ein leichter Windhauch streifte ihre Wange. Er kam aus dem Inneren des Ganges, dort, wo sich die Dunkelheit noch dunkler zusammengebraut hatte als sie es überhaupt für möglich hielt. Es musste dort weitergehen, irgendwo musste die frische Luft schließlich herkommen. Ein zweiter Ausgang vielleicht?
Samantha hatte nicht sehr viel Lust den gleichen Weg zu nehmen wie sie gekommen war. Vielleicht lauerte dort der Drache noch irgendwo, außerdem dämmerte es bereits und die Gefahr, in den großen Abgrund zu fallen, war ihr zu groß. Andererseits, was wartete dort in der Dunkelheit auf sie?
Die hohe Templerin zog sich an der Felswand in die Höhe und trat dicht daran gedrängt den Weg nach vorne an. Den Drachen wollte sie hinter sich lassen und mit ihm den üblen Gletscher. Doch so schnell kam sie hier nicht weg, das wurde ihr spätestens klar als sie das kalte Gestein unter ihren Fingern spürte. Der Gletscher war einfach überall, wie ein riesiges Parasit hatte er sich über die Landschaft gelegt und den bösesten Kreaturen Zuflucht geboten. Und sie, alleine, ohne Fackel, mittendrin.
Das Hörnchen quiekte leicht auf. Stimmt, ganz alleine war sie nicht. Doch was konnte ein Hörnchen schon ausrichten inmitten der ganzen dunklen Gänge und Spalten des Gletschers? Und da war ja immer noch der Schläfer, aus dem sie nicht ganz schlau wurde. Hatte er nicht versprochen sie zu beschützen? Hatte er nicht über die Gruppe wachen und sie stärken wollen? Und jetzt das, sie alleine irgendwo in einem großen Gletschermassiv und ihre Freunde dort draußen, vielleicht gerade in größter Not, entzweit, zerstritten oder gar noch dezimierter. Warum ließ er das alles zu?
Das Hörnchen quiekte erneut.
"Was ist denn?", fragte Samantha leise.
Das Tier verließ ihre Schulter und sprang in der Dunkelheit ein paar Schritte vor. Die Vorderpfoten stupsten etwas an und ein hölzerner Klang schabte über den felsigen Boden. Samantha zog die Stirn kraus und bückte sich, um nach dem Fundstück des Hörnchens zu tasten. Sie fühlte einen langen hölzernen Stock, an dessen Ende eine rauhe Stelle war.
"Eine Fackel!", rief die Templerin erstaund und fröhlicher. Doch gleich darauf fiel ihr ein dass sie ja gar kein Feuer hatte. Toll, eine Fackel aber kein Feuer. Der Schläfer meinte es wirklich nicht gut mit ihr.
Energisch fuhr sie wieder in die höhe, die Fackel fest in Händen. Dabei schabte das Holzende laut am Felsen entlang und ein plötzliches helles Licht blendete sie. Das Hörnchen flüchtete erschrocken zurück auf ihre Schulter und Samantha hielt eine Hand vor die Augen, um sich vor der plötzlichen Helligkeit zu schützen. Die Fackel brannte.
Argwöhnisch beäugte die hohe Templerin den Fels. Kein Zweifel, er hatte die Fackel entzündet. Wirklich ein merkwürdiges Phänomen.
Doch sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, sie musste das Leuchten der Fackel so gut wie möglich ausnutzen.
Der Weg nach vorn war nun umso leichter, da sie jeden Winkel ausleuchte konnte und sich nicht mehr vortasten musste. Keine plötzlichen Felsvorsprünge mehr, an denen man sich den Kopf stieß. Bald hatte sie den Gang hinter sich gelassen und vor ihr tauchte eine Abzweigung auf. Kurz überlegte sie, links oder rechts? Doch das Hörnchen nahm ihr die Entscheidung ab. Es hatte die ewige Dunkelheit satt, es wollte raus an die frische Luft. Zielsicher dem Näschen folgend sprang es in den rechten Gang und hüpfte vorwärts. Samantha hatte Mühe ihm zu folgen.

Und ganz plötzlich öffnete sich der Gang in ein Loch und sie stand draußen. Die Dämmerung hatte sich weiter fortgesetzt und ein paar Sterne funkelten bereits am Himmel. Was aber noch mehr funkelte war das paar ungläubig starrender Augen, das sich direkt vor ihrem Gesicht befand. Die Augen gehörten zu einem Baal.
Das Hörnchen hüpfte freudig über das Wiedersehen auf der Stelle auf und ab und Samantha bekam nichts weiter mehr als ein Grinsen zustande. Die anderen starrten sie an als wäre sie ein Geist, der da gerade aus einer Felsspalte gekrochen war. Zugegeben, ihr Aussehen mochte etwas beängstigend wirken im fahlen Licht. Doch durch ihre Adern floß immer noch warmes Blut und sie hatte eine durchaus feste Konsistenz beibehalten.
Sie grinste breiter.
"Huhu, ich bin wieder da!", verkündete sie überflüssigerweise in die Stille. Ein leichter Schwefelduft umgab ihre Gestalt, doch ansonsten war sie unversehrt.
15.09.2003, 13:46 #210
Trulek
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Mühsam schleppte sich Trulek den Pfad hinauf. Da die Sonne schien, konnte man den Gipfel des Gletschers wage erkennen. Sie würden den Gletscher wahrscheinlich noch heute erzwingen, aber sicherlich nicht vor heute Abend. Keiner schien Lust zu haben ein wenig zu plaudern oder zu quatschen, deswegen schritt sich Trulek am Ende der Gruppe und vertiefte sich in seine Gedanken. Komischerweise ging ihm fast gar nichts durch den Kopf. Wahsceinlich würden sie heute noch Daschnaver gegenüberstehen, bei diesem Gedanken graute es ihn und er musste immer wieder daran denken. Nicht selten kontrollierte er die Sehne seines Bogens und schaute nach seinen Pfeilen. In kurzen Worten beschrieben: Trulek war sichtlich nervös. Sicher lich war er da nicht der einzige, alle waren nervös. Am meisten schien es aber Angroth erwischt zu haben. Trulek wollte ihm helfen, aber er wusste nicht wie er das anstellen konnte, deshalb dachte er sich seinen Teil und hoffte, dass Angroth irgendwie Kenntnis von seinen guten Absichten nehmen würde.

Der Schnee war dick hier oben, aber Die Gruppe kam schneller voran, als sich Trulek das vorgestellt hatte. Allesamt hatten sie Ausdauer und Hoffnung. Letzteres war übertrieben gewesen, Hoffnung hatten vielleicht nicht mehr alle, aber Trulek hatte sie. Er würde die Hoffnung nicht aufgeben, keineswegs. Seine Hoffnung hatte sich zumindest in einer Form bestätigt. Samantha war auf einmal aus eie
ner Felsspalte gekommen und hatte sie nicht schlecht staunen lassen. Sie wurde überhäuft mit Fragen, antwortete aber nicht, weil sie wahrscheinlich kein Wort verstanden hatte. Die Gruppe hatte nun angehalten, froh darüber, dass sie wenigstens Samantha wiederhatten. Trulek hatte nicht daran gezweifelt, dass sie noch lebte und hier hatte er den Beweis in Fleisch und Blut. Die Gruppe hatte nun angehalten und schickte sich an eine kleine Pause einzulegen, sie hatten sie alle verdient, erst recht Samantha. Natürlich wollten alle genau wissen was passiert war.
15.09.2003, 17:43 #211
Samantha
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Samantha ließ sich auf einem Fell nieder und streckte die Beine in den Schnee aus. Die anderen überhäuften sie mit Fragen und sie musste immer wieder der Reihe nach erzählen, was ihr wiederfahren war. Ständig hatte einer wieder eine Frage, keiner konnte so recht glauben dass sie einem Eisdrachen entkommen war. Doch der leichte Schwefelgeruch, der die anderen unwillkürlich etwas Abstand halten ließ, zeugte von der Wahrheit ihrer Geschichte. Und schließlich hatten sie ja auch alle gesehen, wie der Drache sie mit sich gerissen hatte und nun hockte sie unversehrt vor ihnen, die Arme locker auf die Knie gestützt. Stolz reckte sie den Kopf nach hinten und zeigte den anderen das goldene Halsband, welches sie aus dem Drachenhort hatte mitgehen lassen. Eigentlich hatte es ja das Hörnchen geklaut, aber man musste es ja nicht immer so genau nehmen..

Zwischen dem ganzen Trubel um ihr kurzes Abenteuer spürte Samantha deutlich eine eigenartige Stimmung zwischen ihren Freunden. Es war anders als bei ihrer letzten Begegnung, irgendwas musste vorgefallen sein. Ihr Blick glitt durch die Reihen der mutigen Krieger und Magier. Angroth fehlte. Ein Streit? Schien etwa die Gemeinschaft zu bröckeln, fragten sich die ersten was sie hier überhaupt sollten? Sie selbst hatte sich nicht selten diese Frage gestellt, still und verborgen für sich. Doch sie hatte immer wieder einen Grund gefunden weiterzukämpfen, auch wenn es noch so aussichtslos erschienen war. Und den hatte sie jetzt auch.

"Wo ist Angroth?", fragte sie in die Gespräche hinein.
Stille brach herein, alle schauten sie zu ihr hinüber. Keiner hatte das Fehlen des Templers bemerkt, alle waren sie so konzentriert auf ihre Rückkehr gewesen.
Samantha suchte mit den Augen den Berg ab. Im weißen Licht des Eises war es nicht schwer, den kleinen schwarzen Punkt ausfindig zu machen, der sich zielsicher in Richtung des Gipfels bewegte.
"Dort oben! Er ist weitergelaufen, dieser Lebensmüde!", rief sie und sprang auf. Wie konnte das passieren, wie konnten sie nicht bemerken dass Angroth nicht mit ihnen gerastet hatte? Und noch seltsamer, warum hatte der Templer selbst es nicht bemerkt?
Samantha zog die Stirn kraus. Er war nicht mehr er selbst, so kannte sie ihren Bruder gar nicht. Es musste die Nähe des Dämons sein, die sein Verhalten so unbegreiflich für sie machte.
"Wir müssen ihn einholen, schnell!"
Die Gruppe sammelte eilig ihre Sachen zusammen und das kurzfristige Lager löste sich wieder auf. Eilig brachen sie auf, Samantha an der Spitze, den Blick stets zum Hang gerichtet. Angroth hatte schon einen enormen Vorsprung, sie mussten sich anstrengen. Er war schon so weit vorn, er würde den Gipfel ohne sie erreichen. Oh was war er doch so töricht...Samantha raufte sich die Haare vor Verzweiflung, hier unten, wo sie nichts tun als zuschauen konnte. Dennoch stieg sie tapfer weiter, Angroth als kleiner Punkt weit über ihnen im Auge und das Schnaufen der restlichen Gefährten hinter sich.
15.09.2003, 19:35 #212
Angroth
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Die Dunkelheit über dem Gipfel schien alle Helligkeit in sich aufzunehmen, selbst der Schnee hatte sein makelloses Weiß hergegeben, wurde mit steigender Höhe auch immer dünner. Ein widernatürlicher, warmer Wind magischer Natur wehte hier oben, war offensichtlich auch Ursache für den faulig wirkendem Wolkentrichter, der wie ein knochiger Finger an einen Ort des Gipfelplateaus zu deuten schien. Schneestaub trieb schmilzend im Wind, wurde sachte über den Boden geschleift und traf schillern auf zu glatter Eisschicht gefrierendem weissem Puder auf. Der warmfeuchte Wind strich durch die Wolfsfelle und das Haar des Kriegers. Er hatte die Augen zu engen Schlitzen zusammengekniffen, teils aus Grimm, teils um sich vor dem Wind zu schützen.
Die anderen hatte er zurückgelassen, nur kurz hatte er bemerkt, wie sie zu ihm aufgeschlossen hatten; wusste jedoch nicht, was sie von ihm gewollt hatten, denn er hatte ihnen keine Beachtung mehr geschenkt. Er war verraten worden, hatte Samantha verloren. Der Glaube an den Schläfer, die Ehre seines Clans, das war alles was er noch besaß, alles andere hatte ihm den Rücken gekehrt. Mittlerweile gewöhnte er sich daran, alles was er anfasste auch verloren zu wissen. Der scharfe Blick war auf die Deutung fixiert, und seine Füße fassten steinernen Boden. Das Knautschen des Schnees unter seinem Gewicht ward verklungen, feuchter, kalter Stein hatte ihn abgelöst. Beinahe Geräuschlos lief er darüber hinweg, konnte das Feuer in seinem Geist lodern spüren. Die Trauer wurde langsam aber stetig in einen wilden, entschlossenen Zorn umgewandelt, der immer mehr Besitz von seinem Körper ergriff. Die Gedanken an das, was er nicht mehr halten konnte, waren verschwunden. Gebete an den Schläfer drangen mit zittriger, zorngeschwängerter und kaum kontrollierter Stimme von seinen Lippen, die den Beistand des Gottes in dieser nahenden Stunde erhaschen sollten. Die Ehre der Ruchká sollte wieder hergestellt werden, sie sollten durch den Ruhm unsterblich werden, er würde seiner Familie die Schmach der Vergangenheit tilgen! Hier, heute, nach Generationen des demütigenden Versteckens, nach Generationen der Verfolgung und der Angst vor der Entdeckung, nach Generationen die das Blut der Ruchká langsam ausdünnten, da ihrer nicht mehr viele gewesen waren. Nun war er hier um zu beweisen, dass sehr wohl noch das Blut des Zorns und der Rache in demselben Geschlecht vorhanden war, welches Daschnavar schon einmal zurückgetrieben hatte! Das ungezügelte Feuer loderte heiss in den dunklen Augen des Templers, und in Erwartung auf baldige Rache lag unruhig seine Schwerthand auf dem Knauf der mächtigen Erzklinge Glaubenshüter. Dunkel war der Fels über den er lief, dunkel war der Himmel, der über ihm schwebte, dunkel war seine Vergangenheit, dunkel war sein Pfad und dunkel würde sein Ziel sein; dennoch brachte sein Feuer Licht in diese allumfassende Depression. Eine Flamme der Hoffnung, die seit dem Hinterhalt der Orks brannte, bei denen sie alle bis auf ein einziges Kind ausgelöscht worden waren. Dieser kleine Fehler sollte es sein, der Daschnavar letztendlich kalten Stahl und heisse Wut spüren lassen sollte.
Weiter ging er über den Gipfel dahin, sah für einen Moment dort hinab, von wo er gekommen sein mochte - er sah nichts als Schnee. Ein Grollen kündigte an, dass ein weiteres Gewitter beginnen sollte, und kurz nach diesem Donner zuckten auch schon helle Blitze vom Wolkendach hinab. Der magische Wind fegte mit einer noch intensiveren Wärme hinweg, was nicht angehend festgewachsen oder -gefroren war, machte eine Weitsicht schier unmöglich. Einzig und allein der Zipfel aus schwarzen Wolken zeigte den Weg zum Ziel.
Das hatte Angroth Ruchká, Templer der Bruderschaft des Schläfers und letzter bekannter Überlebender des Ruchká Clans nun erreicht. Unmittelbar unter seinem Wegweise befand er sich nun, nur wenige Fuß über ihm war der niedrigste Punkt der Wolken, beinahe anzufassen schien er möglich, doch zu weit weg für seine Hände, sodass er es gar nicht erst versuchte. Mit einem Male ward er aus dem Wind herausgetrieben und in ein Zentrum gelangt, in dem absolute Ruhe herrschte, selbst das Donnergrollen war nicht vernehmbar.
Hier saß er. Wie ein Ruck ging es durch den Krieger, als er den seltsamen Thron erkannte, der da nicht weit von ihm stand. Die Rückenlehne war ihm zugewandt, sodass er nicht sehen konnte, ob jemand darauf saß oder nicht. In erregter Erwartung machte er einige Schritte auf das wahrlich schauerliche Möbelstück zu, und musste erschrocken feststellen, dass ihn aus der Lehne ein Angsterfülltes und besorgtes Gesicht anstarrte, den Kopf schüttelte und immer wieder das Wort "Nein!" formte. Jetzt erkannte er auch, dass hier und dort ein Arm oder ein Bein, gar ein ganzer Körper erkennbar war! Ein Thron aus Sklaven, der Dämon hatte mehr Grausamkeit aufzuzeigen, als Angroth je in seinem Leben hätte zusammenfantasieren können. Angewidert rümpfte er die Nase, als könne er Gestank von Wochenlang nicht gewaschenen Leibern riechen, doch tat er es nicht wirklich.
Unvermittelt und rasch durchschnitt ein metallenes Klirren die Stille des Magischen Windzentrums, und der Templer hielt seine Waffe in der Hand. Langsam umschritt er nun, alle Warnungen des Stuhls abweisend, selbigen um den darauf sitzenden sehen zu können.
Was der Clansmann fühlte, als er das Geschöpf sah, ist unbeschreiblich, und kann niemals schriftlich gebannt werden, doch litt er neben der Verachtung auch zunächst Schreckensqualen, solch Entstellung angesehen zu haben. Das Ungetüm, ein mit Sicherheit zwei nordische Recken langes, mit Klauen - die so wirkten als könnten sie einen Kopf in der Hand knacken, wie wir ein Ei in der Hand zerspringen lassen - bewehrtes Monstrum hockte mit schmalen Augen und lippenlosem Maul auf dem Thron. Ein überraschtes Schnaufen ging von ihm aus, und plötzlich kam Leben in die starr dasitzende Widernatürlichkeit, Daschnavar sah auf. Seine Augen erfassten die Gestalt des Mannes unter sich, und ein grausam wirkendes, lippenloses Lächeln wurde jenem drohend gesandt, während sich ein leises, abgrundtiefes Lachen auftürmte, welches langsam zu einem wahren Sturm anschwoll, überheblich und übermächtig. Wut packte daraufhin Angroth, doch die Stimme des Dämonen ließ ihn in seinen Kampfvorbereitungen innehalten. "Ich sehe, du hast es endlich geschafft. Allerdings muss ich ebenfalls sehen, dass du alleine gekommen bist! Haben dich deine Freunde im Stich gelassen?" die widerwärtige Stimme brach mit einem weiteren, schallenden Lachen, bevor er sich wieder den Worten widmete: "So seid ihr Menschen, launisch und kurzlebig, leicht für etwas zu begeistern und noch leichter zu enttäuschen. Aber ich denke, du bist nicht gekommen, um mit mir zu reden. Du hast ja eine Familie zu rächen, kleiner Mensch. Hast du sie auch schon getroffen? Ich weiss, ihr wart in der Stadt gewesen, sage mir, hast du sie gesehen?" Trotz all dem Hass, der Krieger blickte fest in die Augen seines Erzfeindes, während er ihm antwortete: "Ich habe deine Spielereien gesehen, nicht meine Mutter, Daschnavar! Mein Clan ist tot, und deshalb bin ich hier. Ich werde dich hier vernichten!" Die Stimme war entschlossen, Glaubenshüter dürstete schon nach Dämonenblut. Irgendwie schaffte es das Monstrum, überrascht zu schauen, als es die letzten Worte sprach: "Wie du meinst, Ruchká!" wobei er den Clansnamen mit Verachtung beglückte.
Nun hob er eine der Klauen, sie begann zu zittern und roter Rauch schlängelte sich aus ihr hervor, der Boden begann zu zittern. Von überall her drang nun Gekreische und hellstes Brüllen, der Dämon hatte seine Diener gerufen. Wachsam wandte sich der Templer nach allen Richtungen, seine Augen suchten den Feind, den er aus jeder Richtung erwarten durfte. Wäre er ein Vogel gewesen, wäre er wahrscheinlich an der großen Zahl der Wesen verzweifelt, die sich in einem immer enger werdenden Kreis zum Gipfel emporjagten, gegenseitig anstachelten. Dämonen jeder erdenklichen Art, aus den tiefsten Tiefen Beliars Reich entfleucht, seinem Willen abtrünnig geworden. Daschnavar hatte sich in der Zwischenzeit erhoben, war mit wenigen Schritten weit von seinem Sterblichen Feind gewichen um auf seine Verteidiger zu warten. Immer noch zitterte sein Arm, bebte die Erde, quoll der Rauch. Die Kreatur schrie unter der magischen Entfesselung ihrerseits auf, warf den Kopf in den Nacken und spie die Anstrengung hinaus in die Ewigkeit. Dann hatten die ersten Wesen das Plateau erreicht, drängten sich an ihrem Meister vorbei und stürzten sich Zähnefletschend auf den einsamen Angroth. Jener begann ebenfalls zu kämpfen, über seine Erfolgschancen machte er sich keine Gedanken, er glaubte an den Schläfer!
15.09.2003, 20:49 #213
doooom
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Die Freude über die unerwartete Rückkehr Samanthas aus den Fängen des Drachen und dem sicher geglaubten Tot hielt nur kurz und auch die Geschichte ihrer Flucht vor dem schuppigen Ungetüm konnte die Templerin nicht zu Ende erzählen, da Angroth sich unmerklich vom Rest der Gruppe entfernt hatte. Der Templer war ihnen einige Dutzend Meter vorausgeeilt und kurz davor die Spitze dieses unheimlichen Berges des Uralten Gletschers zu erklimmen. Er hatte nicht einmal gestoppt als Samantha zurück zur Gruppe stieß, wahrscheinlich hatte er es noch nicht einmal gemerkt, das die Sumpflerin noch nicht in Beliars Reich eingegangen war, was vielleicht an seiner blinden Trauer über den Verlust der Templerin, eventuell aber auch wegen starker Rachegelüste, die er aus welchen Gründen auch immer gegenüber diesem Dämon hegte, lag. Unbeirrt ob der Rufe seiner Kameraden, die ihm so schnell wie nur irgend möglich hinterher eilten erklomm er in den nächsten Sekunden auch den Rest des Berges, wo Sekunden später ein heftiges Gewitter wie aus dem nichts entstand.

Nur sehr kurz blieb der noch immer barfüßige linke Fuß Dooooms auf dem eiskalten Schnee, bevor er sich wieder einige Zentimeter in die Luft erhob und der anderen seiner recht kleinen Füße einen großen Schritt weiter vorn den Boden berührte. Dies wiederholte sich mehrere mal innerhalb einer Sekunde, so das sich der Baal schnell in Richtung der Bergspitze vorwärts bewegte. Ein kurzer Blick auf die anderen zeigte, das auch wenn einige von ihnen, ja eigentlich auch er selbst vorhin noch einer anderen Meinung waren als der Templer, sie ihm nun alle so schnell wie möglich folgten, denn man konnte spüren, das sich dort oben etwas befand. Der Blick des Baals richtete sich in Richtung Angroth, der mittlerweile ein kleine Ebene auf der Bergspitze erreicht haben musste und so aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Einzig die Pechschwarzen Wolken, welche über dem Gletscher schwebten waren noch deutlich zu erkennen und in beinahe regelmäßigen abständen von einigen Sekunden ein heller Lichtblitz, der von einem ohrenbetäubenden Donnern nur noch den obligatorischen Regen auf sich warten lies.
15.09.2003, 21:28 #214
HoraXeduS
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Horaxedus' Lunge brannte. Sowohl Maximus als auch Zavalon hatten ihn einst gelehrt, dass der Schmerz des Gehetzten etwas besonderes war: Nichts als Dreck! Wer beim Laufen seinem Atem und schliesslich seinem Körper nachgab, der war es nicht wert, seinen Blick nach vorne zu richten.

Es war nicht die alte, oft vernachlässigte Freundschaft zu dem Braumeister des Sumpfes, die den Schwarzmagier überhaupt laufen machte. Es waren auch nicht Blitz und Donner, die den Magier hiessen, die Beine in die Hand und den Gletscher gradewegs im Sturm zu nehmen. Doch neben Horaxedus, zur linken und zur rechten, rannten zwei, deren Nähe er in dieser Zeit der Zweifel und der Ungewissheit nicht wider Willen missen mochte. Da war zum einen shark, Mitwisser um Geheimnisse, die Horaxedus selbst noch nicht entschlüsselt hatte. Und auf der anderen Seite Zloin, der vielleicht besonnenste unter den Schwarzmagiern, die der Glasmacher überhaupt kannte. Seite an Seite rannten, liefen hasteten diese drei, und stellten doch fest, dass die Reihe, die sie schlossen, längst nicht nur eine Linie der Magier war. Templer, Baals, sie alle rannten wild, zum Teil wutentbrannt gegen den Gipfel, und waren sich einer Sache womöglich nie so sicher wie in diesem ungestümen Lauf: Der, der sie geeint hatte, hierhergeführt und wenn auch nicht an ihrem übergrossen Gegner, so doch fast an ihren Zweifeln selbst beinahe erst zerbrochen war, der stand nun dort am Gipfel. Und er war, sie wussten es längst, spürten es mit jedem Donnergroll, der sich über den Gletscher bis ins Tal hinunterquälte: er war nicht allein.

Plötzlich, die wüste Gruppe hatte fast in ihrem Lauf den Gipfel erreicht, als einer unter ihnen plötzlich innehielt: Mit schnellem, einstudierten Griff führte Trulek einen Pfeil vor die Sehne, spannte, schoss. Überrascht folgte Horaxedus wie in Trance dem feinen Sirren, mühte sich, das Ziehl zu fassen. Was hatte der Schütze da erspäht? Der Magier griff im Laufen seinen Kampfstab fester, hörte, wie Klingen neben ihm aus ihrer Scheide glitten und leise Stimmen wohlbekannte Formeln der Beschwörung murmelten. Dann sah er, was sie alle sahen. Und keiner, nicht ein einziger unter ihnen, dachte daran, umzukehren.
15.09.2003, 21:56 #215
Trulek
Beiträge: 1.337

Kaum hatten sie den Berg erzwungen hatte es auch schon begonnen. Trulek hatte sofort die Lage erkannt und einen Pfeil abgefeuert, gewiss würde er sein Zeil treffen. Es war ein Ziel, eins von vielen anderen. Sie hatten das Versteck Daschnavers gefunden und mussten nun sehen, was für eine Menge Dienerkreaturen dieser um sich geschart hatte. Dämonen, viele Dämonen waren es. Daschnaver selbst würde erst eingreifen wenn es nötig war. Alle großen machten es so, ließen ihre Diener kämpfen, selbst aber warteten sie bis es keinen anderen Weg mehr gab.

Alle waren nun kampfbereit, hatten ihre Schwerter gezogen, hielten die Magie bereit. Zusammen stürmeten sie vorwärts auf dem nun nassen steinigen Boden. Der seltsame warme Wind hier oben hatte allen Schnee schmelzen lassen und den nackten Fels zum Vorschein kommen lassen. Immer näher rückten sie den Dienern Daschnavers. Angroth war nirgends zu erblicken, die Kreaturen hatten sich um ihn geschart. So konnte er das niemals überstehen, er würde Beistand brauchen, Beistand von seinen Gefährten, sie wie Wild auf die Schar zurannte in der Hoffnung nicht zu spät zu kommen.

Einige wurden Aufmerksam auf die Gruppe aus Sumpflern und Schwarzmagiern. Diese Diener waren schnell, nicht so wie Untote, sich mühsam dahinschleppend. Trulek wich ein paar Schritt zurück und spannte seinen Bogen erneut. Es zischte und es verging nicht viel Zeit bis einer der Dämonen einen Schaft aus Holz in Kopf gebohrt bekam. Er zuckte, aber es machte nicht den Anschein, dass er schon aufgeben wollte, nein er kam auf Trulek zu. In der Hektik feuerte dieser noch einen Pfeil in des Dämons Leib, was diesen aber wieder nicht weiter beeindruckte. Das konnte nicht sein, irgendwo musste diese Ungetüm doch leichter verletzbar sein. Doch an diesem Dämon konnte der Templer nichts mehr testen, denn er war entschieden zu nah gekommen. Ein Schwart besaß Trulek nicht, da er damit nicht umgehen konnte aber irgendwie musste er sich nun helfen, irgendetwas musste es geben. Bewusst nahm er einen Pfeil und rammte ihn mit aller Kraft in den Unterleib des schrecklichen Wesens. Der Templer nutze die Zeit, während sein Gegner den Schmerz verarbeitete und wischte an der Seite schnell vorbei. Schleppend drehte der Dämon sich um, aber nun war er sichtlich verletzt. Nur noch langsam kam dieser auf Trulek zu, zu langsam um weiterzuleben. Der Pfeil seinen Todesurteils schwirrte von Truleks Sehne und bohrte sich tief in das Fleisch. Dies schien der Dämon nicht auszuhalten und sackte leblos zu Boden. Trulek wischte sich schnell die Stirn und wendete sich dann an seinen Gefährten, die auch in den Kampf vertieft waren: "Zähe Biester sind das, unglaublich. Hat jemand schon Angroth gesehen?"
16.09.2003, 16:07 #216
shark1259
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Blut, Schmerz, Leid und Tod. Beliar hatte sich wieder zu ihnen gesellt und er stand seinen Schwarzmagiern und sogar den Bewohnern des Sumpfes mit aller Macht bei. sharks Blick war von einem roten Schleier überzogen, er befand sich im Rausch, jeder einzelne seine Sinne war geschärft und alles in ihm nur mehr auf das töten ausgerichtet. Es war nicht nur ein Kampf, es ging hier viel mehr zu beweisen was sie waren. Wie sie waren? Angroth stand nicht alleine, es war längst nicht mehr so, dass dies seine Schlacht, und seine allein war, es ging sie alle etwas an. Die Gruppe hatte sich zusammengeschlossen um diesen Dämonen zu töten, und das würden sie auch fertigbringen, oder wenigstens dabei sterben es zu versuchen. Plötzlich machten all die unstimmigkeiten keinen unterschied mehr, es war uninteressant, es gab nur mehr töten oder getötet werden.

Des Schwarzmagiers Augen fuhren prüfend um sich. HoraXeduS kämpfte endlich wieder an seiner Seite, die ganze Reise über, hatte der Lehrmeister für den einhändigen Schwertkampf nur wenig von seinem Freund mitbekommen. Dieser hatte sich in einen Mantel des Schweigens gehüllt und war klugerweise immer im Hintergrund geblieben. Und jetzt, genau in dem Moment, in dem man seine Hilfe brauchte, war er da und stand einem zur Seite. Genau das war es, was sich shark unter einer richtigen Freundschaft vorstellte, man konnte sich auf den anderen verlassen, egal was sein möge.

Den Ruf Truleks hörte shark beinahe gar nicht, geschweige denn konnte er groß darauf eingehen, der Gedanke, wo Angroth steckte drang zwar kurz in ihm hoch, doch versuchte der Schwarzmagier ihn zunächst zu unterdrücken, Sorgen halfen nun auch nicht weiter, er musste handeln um seinem Freund zu helfen.

Das Schlagen von riesigen Flügeln wurde hinter ihm laut. Bevor er sich umdrehte schloss der Lehrmeister noch einmal die Augen, nur für einen Bruchteil einer Sekunde, und schöpfte aus seinem Glauben die Kraft die er hier auf alle Fälle gebrauchen konnte, sein Schwert fuhr beinahe unbewusst zu seiner Stirn.

Plötzlich sah sich der Schwarzmagier wieder in seine Träume und Ängste versetzt. Er sah wie ihm Schmerzen zugefügt wurden und er gequält worden war, hilflos und ängstlich. Doch diese Zeit war vorbei.


shark hatte keine Angst mehr vor dem Tod, er verbreitete ihn...

Die Hand des Schwarzmagiers spannte sich und mit einem Ruck fuhr er herum, nützte den Schwung um den Dämonen mit seinem Schwert quer über dessen Rumpf zu schlitzen, streckte in der gleichen Bewegung noch seine linke aus. Mit einem leichten zündenen Geräusch, entflammte eine Schattenflamme daraus, heiß und tödlich, machte sich auf den Weg genau in die schreckliche Fratze dieses Dämonens, der durch beide Angriffe, die nur Augenblicke nacheinander ausgeführt wurden, tot zu Boden sackte. Bevor er jedoch ankam, duckte sich shark unter seinem fallenden Körper hindurch und befand sich schon wieder vor dem nächsten. Da fiel sein Blick auf einen anderen kämpfenden und für nur einen Moment blieb shark wie vom Blitz getroffen stehen. Angroth kämpfte nur Meter von ihm entfernt, er befand sich völlig außer sich, sein Gesicht drückte Rackgelüste aus, Schmerz und Angst, die durch keine Worte je beschrieben hätten können.

Der Schwarzmagier wich getroffen zurück, dieser Augenblick war genug gewesen um einen Dämonen den ersten Zug zu gönnen, shark hatte nur glück gehabt, dass er nur schwach an der Seite getroffen worden war, doch nun hatte er eine schlechte ausgangssituation, es würde schwer werden hier wieder rauszukommen.
16.09.2003, 16:56 #217
Rango
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...Rango stand im Hintergrund. Ließ die anderen voran, ließ die voran, die genau wie er selbst dem Templer Angroth gefolgt waren. Nun waren sie am Ziel. An dem Punkt, nach dem sie sich alle gesehnt hatten.
Wie in Trance zeigte des Fischers eisiger Blick Kerzengerade nach vorn, in die Blutspritzer, in die schwingenden Klingen und aufleuchtenden Runen. In eine riesige Schar von Monstern und Dämonen. War das ihr Ende? Sollten sie nur einige Schritte von ihrem Ziel entfernt…versagen? Konnten sie dieser Armee standhalten? „Es ist aussichtslos“ flüsterte der hohe Novize in den warmen Wind. Dann ein Hauchen. Ein Hauchen in seinem Schädel…Die Stimme war zurückgekehrt und fing leise und langsam zu reden.
„Was? Ich soll nicht aufgeben? Ich habe nicht vor aufzugeben…“ antwortete Rango und im selbigen Moment, war die vertraute Stimme so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war.
Der Sumpfler erhob den Blick, erwachte aus seinen Träumen und versuchte sich zu sammeln. Das Kampfgeräusch, drang nun lauter zu Rango vor. Seine Ohren und Augen fingen wieder an zu registrieren. Er wurde wieder er und ergriff mit festem Willen seinen Kriegshammer. Das Adrenalin schoss ihm durch den Körper und er fühlte sich in diesen Minuten wie in einem Blutrausch. Alles was nicht nach Mensch aussah bekam seinen Hammer zu spüren, während sich der Sumpfler weiter in das getummelt hineinbewegte. Grässlichen Bestien standen in seinen wilden Blicken. Monster die sich Rango in seinen schlimmsten Albträumen nicht hätte vorstellen können. Manche groß wie zwei Orks, andere klein wie ein Goblin, doch alle samt so hässlich wie der Haufen eines Lurkers.

Nun kämpfte er Seite an Seite mit seinen Kameraden gegen die Ausgeburt der der Hölle. Nicht selten sah er zu den anderen hinüber, die sich einem nach dem anderen Dämonen stellten und alles Taten was in ihrer Macht stand um jene zu richten. Selbst den Anführer Angroth hatte er einmal erblicken können, doch kurz darauf wieder komplett aus seinen Hasserfüllten Augen verloren. In Sekunden der Unachtsamkeit wurde der Fischer vom Feind umzingelt, der seine Krallen in sein Fleisch bohrte und ihm seine Novizen Robe vom Körper riss. Nun stand er da, seinen Hammer schwingend und nur noch seinen Novizenrock tragend, und versuchte sich aus den unzähligen Fängen der Dämonen zu lösen…
16.09.2003, 17:58 #218
Samantha
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Samantha stand starr am Rande des Gipfels und ließ das Bild auf sich wirken. Ein schreckliches Bild, was sich ihr bot. Überall böse Kreaturen, verschwommen im dichten dunklen Nebel des aufgeballten Gewitters. Blitze zuckten über den Himmel, Donner ergrollten. Und immer noch hallte das Lachen des Dämons nach, ein fieses, siegessicheres Lachen, welches das Blut in ihren Adern gefrieren ließ. Ein Schauer kroch ihren Rücken hinunter. Das Böse, es hatte Gestalt angenommen. Die Kreatur auf dem lebenden Thron voller Sklaven blickte zufrieden auf das Gemetzel im Vordergrund. Ihr Äußeres war ein Bildnis aus Hässlichkeit, aller Abschaum des Universums hatte sich in diesem Wesen wiedergefunden. Das Böse stand ihm auf den Leib geschrieben.

Gerade als Samantha sich rühren wollte schwang der Kopf des Dämons herum und seine tiefroten Augen blickten sie direkt an. Die hohe Templerin schnappte nach Luft. Der Blick des Dämons lastete auf ihr, füllte ihren Kopf mit Schwere und ließ ihre Waden erzittern. Es war als drangen die Augen des Wesens in ihren Körper und ihren Geist, als konnten sie genau darin lesen, was in ihr vorging.
Du suchst deinen Freund, nicht wahr mein Kind?
Samantha schaute gehetzt auf, erwiderte mit großer Mühe den Blick des bösen Geschöpfes. Er war in ihre Gedanken eingedrungen, er hatte sie durchbohrt und ihre wunde Stelle entdeckt.
Nun ist er mein...
"NEEIIN!", schrie Samantha hinaus und zog ihr Schwert. "So einfach kommst du nicht davon!"
Zornig wuchtete sie ihren Einhänder in die Höhe und schlitzte einem herannahenden Geschöpf den Bauch auf. Wütend starrte sie den Dämon an.
"So werde ich es mit allen deiner Freunde machen!", brüllte sie, doch ihr Geschrei ging im Kampfgeschehen unter. Neben ihr kämpften ihre Gefährten gegen die Übermacht an dämonischen Dienern, die ihren Meister beschützen wollten. Einer nach dem anderen würde sterben, sie würde ihn rächen, alles was er ihm angetan hatte, das war sie ihm schuldig. Wo war er überhaupt?
Samantha fand sich vor einem besonders großen Diener wieder. Die Gestalt war in Fetzen gehüllt, der Körper rötlich gefärbt und die Muskeln lose aus dem Körper ragend. Zacken spickten sein Haupt und aus den Fingern schossen Krallen, welche sich schabend in ihre Rüstung bohren wollten. Samantha trennte mit ihrem Schwert die greifende Klaue ab und stieß dem Gegenüber das Schwert in den Magen. Viel schien ihm das jedoch nicht auszumachen, er verlor ein bisschen grüne Flüssigkeit und griff weiter unbarmherzig mit der übrigen scharfen Klaue nach ihrer Gestalt. Samantha begann eine Reihe schneller Schläge, trat immer wieder den angreifenden Dämon, sodass dieser keine Gelegenheit hatte bis zu ihr vorzudringen. Inzwischen hörte sie von hinten schon das heftige Schnaufen einer anderen Kreatur. Sie waren überall, so viele, so mächtig...
16.09.2003, 21:15 #219
Tomekk
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Nebel... Dichte Schwaden umgaben ihn, schnitten ihn ab vom Geschehen der Wirklichkeit. War da nicht...? Nein, er mußte sich täuschen. Stille... Absolute Stille. Solche Stille konnte kein Mensch jemals erleben. Selbst sein eigener Atem und sein Herz verursachten keine Geräusche. War er tot? Etwas stieß ihn an, und für den Bruchteil einer Sekunde konnte er etwas durch den Nebel erkennen. Dort war ein Gesicht, das er früher einmal gekannt hatte. Er kannte auch den Namen, der zu dem Gesicht gehörte, aber wie war der nochmal? Wieder stieß jemand gegen ihn, und das Gesicht zeigte sich ihm wieder. Angroth...

Ja, Angroth war der Name. Früher einmal waren sie gute Freunde gewesen... und dann? Sie waren mit einem großen Schiff gefahren, waren in fremde Gefilde eingedrungen. Waren sie jemals zurückgekehrt? Er wußte es nicht mehr.

Ein merkwürdiger Duft stieg ihm in die Nase. Auch ihn hatte er früher einmal gut gekannt, aber diese Erinnerung war sogar noch älter als die, die er gerade wiedergewonnen hatte. Etwas blitze im Nebel auf. Ein Schwert...? Der salzige Geruch ging unterdess nicht mehr weg und machte die Luft schwer, die er atmete. Es dauerte weitere zwei Minuten, bis er die Antwort kannte. Es war Blut...

Zögerlich lösste sich der Nebel nun gänzlich auf und gab seine Augen wieder frei. Als hätte der Nebel auch alle Geräusche verschluckt, nahm Tomekk erst jetzt wieder das Klirren von Waffen und das unmenschliche Gebrüll der Dämonen wahr. Eine Schlacht? Sie waren also nicht zurückgekehrt. Der Baal sah sich kurz um, konnte den Templer aber nirgends entdecken, den er eben noch gesehen hatte. Gut zu wissen, dass Daschnavars Schergen ihn noch nicht erwischt hatten. Es bestand noch Hoffnung.

Der erste Dämon, der sich ihm entgegenstellte, fand ein schnelles Ende. Daschnavars Diener zögerte kurz, als der Baal vor seinen Augen verschwand und wurde kurz darauf von der Pyrokinese innerlich verbrannt. Egal, wie stark ein Wesen auch war, in seinem Innern hatte jeder Gegner einen Schwachpunkt. Da half keine Rüstung dieser Welt. Den nächsten Dämonen schleuderte Tomekk im hohen Bogen über das Schlachtfeld, bevor er sich wieder umsah. Wo waren die anderen bloss geblieben?
17.09.2003, 15:14 #220
Daschnavar
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Eigentlich waren sie ja ein wenig zu früh, der Verlust der Sklaven hatte Daschnavar geschwächt und verwirrt, es war nicht Teil seines komplexen Planes gewesen. Dennoch hatte er sich in der Zeit genug erholen können, die seine erbärmlichen Widersacher benötigten um ihn zu erreichen. Mit der Macht, die er in dieser Zeit sammeln konnte, ward er mächtig genug gewesen, die Dämonen zu rufen.

Dämonen, welche seit Jahrhunderten versteckt gelebt hatten. Dämonen, die für Daschnavars Übernahme der Orkstreitkräfte in Gorthar vor vielen Generationen ebneten und den loyalen Kriegsherren den Willen des bösen Intriganten einzuflüstern wussten.
Doch auch im offenen Kampfe waren sie mächtig, furchteinflößend, gebieterisch. Nur ihr Meister selbst, der Uralte Dämon Daschnavar, übertraf sie in allen Belangen - vergleichbar mit den Jahren, die er schon existierte.

Mit seinen durchdringenden, rubinroten Augen glitt sein Blick über das kleine Schlachtfeld, er hatte seine Beschwörung beendet. Sein Arm zitterte nicht mehr, kein blutiger Dampf stieg mehr aus ihm empor. Er befand sich nicht fern von dem Ruchká, der da so heissblütig durch die Reihen der Wesen wütete, aber eben durch jene Kreaturen war er unerreichbar.

Auch das Erscheinen der anderen Menschen im Kampf brachte keine Beunruhigung in die schreckliche Fratze des undurchschaubaren Daschnavar. Im Gegenteil, sein zwar leicht ins Wanken geratener Plan hatte sich selbst wieder gefangen! Das Spiel ging weiter, und die armen Menschlein wussten nicht einmal, dass sie in seinem Sinne handelten.

Sein Entzücken wurde von einer starken Konzentration vertrieben, und das Rot in den Augen erlosch, als er sie schloss. Die kaum vorhandenen Brauen zogen sich zusammen, und ein Zittern ging über seine Lefzen, seine Fänge blitzten drohend darunter hervor.
Er begann ein magisches Ritual, und als wenn sein Körper aus Wasser wäre, in das man einen Stein geworfen hatte, um den schönen Wasserwellen zu zu sehen, begannen solche Wellen von seiner Brust über den ganzen Körper zu schlagen.

Ein schnaufen entrang sich ihm, während er in magischer Anstrengung langsam den Bodenkontakt verlor, sich gleitend immer weiter empor hob. Mit einem Male versiegten die Wellen und Daschnavar riss die Augen auf, sein Kopf schlug hart auf die Brust und dann wieder in den Nacken, von magischer Energie durchströmt wurde sein Maul aufgerissen und er brüllte, laut und unerträglich. Es klang nicht wie ein lebendes Wesen, es klang unbeschreiblich böse und bedrohlich.

Er spürte die Spannung in seinem Körper, das pulsieren boshaftigster Magie durch jede einzelne Faser seines ebenfalls magischen Körpers. Er brüllte die Energie immer noch hinaus, ihr musste Platz gemacht werden; andernfalls wäre seine Hülle nicht imstande, sie zu fassen. Langsam fing der Fels an jener Stelle an zu glühen, da er gerade noch gestanden hatte ...
17.09.2003, 20:03 #221
shark1259
Beiträge: 1.033

Es passierte etwas, shark spürte genau wie die Erde erbebte, eine tiefe Furcht in die Menschen, ja sogar in die Dämonen schlich, und wie von einem fernen Stern hörte er auch dieses, nicht menschliche, nicht tierische, nicht lebendige Geräusch, einem Schrei ähnlich, nur noch tausend mal schrecklicher und angsteinflößender. Doch dies alles war für shark weit entfernt, nicht real, nicht von bedeutung, einfach uninteressant. Vor ihm schwebte mit langsamen Flügelschlägen ein Dämon, der gerade zum Angriff ausholte, um ihn herum wurde gekämpft, wo man hinsah. DAS war die Realität, ob jetzt dieses Monstrum, welches sie bekämpften schrie oder nicht, war komplett belanglos.

Wieder parierte der Schwarzmagier einen schlag, hieb zum Konter aus, scheiterte jedoch an der harten Abwehr seines Gegners. Wie viele der Lehrmeister von ihnen schon getötet hatte, wusste er nicht mehr, einige waren es gewesen, doch natürlich ging das ganze auch an shark nicht gerade ohne jegliches Zeichen eines Kampfes vorüber. An seiner linken Schulter klaffte eine offene Wunde, sie blutete leicht, und schmerzte enorm, doch auch dieser Schmerz, der seinen Körper langsamer und schwächer machte, konnte shark von nichts mehr abhalten, er hatte sich entschlossen zu kämpfen, wenn es sein musste bis zum bitteren Ende, oder wäre süß doch besser ausgedrückt?

Direkt neben ihm war wieder sein Freund und Kollege HoraX getreten, sie kämpften beinahe rücken an Rücken, hielten sich so die Gegner mehr oder minder erfolgreich fern, und musste nie Angst haben, von hinten direkt angegriffen zu werden. Außerdem hatte es den Vorteil, dass wenn einer von ihnen beiden in großen schwierigkeiten war der andere sofort einspringen konnte.

Das scharfe Eisen fuhr wieder in das Fleisch eines dieser Biester, welches nach einem weiterem schnellen Hieb zu Boden sackte. Die Hand sharks fuhr unbewusst zu seiner Schulter. Noch war es auszuhalten, noch.
17.09.2003, 21:33 #222
Tomekk
Beiträge: 2.456

Ein lauter Schrei drang durch die Halle des Todes, in der sie ihren Kampf auf Leben und Tod austrugen. Der Baal sah sich kurz um, konnte aber die Quelle des Schreis nicht finden, oder vielleicht sah er auch einfach nicht in die richtige Richtung. Egal, zur Zeit hatte er andere Probleme.

Tomekk wich etwas zurück, als ein besonders großer Dämon ihm gegenüber trat. Eine Windfaust schleuderte Tomekk dem Dämonen entgegen, kurz bevor er den Dämon erreichte, verschwand der Baal plötzlich. Der Dämon schrie und schlug mit seiner Pranke, zerteilte die Luft, wo eigentlich der Baal hätte sein müßen. Als der Dämon sich umdrehte, sah er den Mensch wieder. Dieser kniete etwas abseits von ihm, richtete sich langsam wieder auf und drehte sich um, denn er stand mit dem Rücken zum Dämonen.

Langsam floß das Blut an Tomekks Robe herunter, aus einer Wunde an seiner rechten Schulter. Des Dämonen Augen blitzen auf, als er die Wunde sah und ein erfreutes Grunzen entrang sich seiner Kehle. "Was? Bist du so erfreut über einen so kleinen Kratzer?" Ein Schrei war zu hören und der Dämon griff wieder an. Schnell wurde Tomekk wieder in die Luft geschleudert, über den Kopf des Dämonen hinweg, und traf dessen Kopf geradeaus von oben mit einer Sturmfaust. Lautes Knacken war zu hören, als die Genickknocken den Gewalten nicht länger standhalten konnten, die auf sie wirkten. Mit einem lauten Knall fiel der tote Körper des Dämonen zu Boden und bewegte sich nicht mehr.
17.09.2003, 23:13 #223
HoraXeduS
Beiträge: 1.113

Das Schreien des Daschnavar hatte Horaxedus nicht sonderlich aus der Konzentration geworfen. Irgendwas musste der düstere Dämon ja tun. Und da er es offenbar vorzog, seine stinkenden Lakaien dem Gegner entgegenzuwerfen, hatten die Gefährten denn auch alle Hände voll zu tun. Die Feinde drängten sich dermassen eng um die Abenteurer, dass sich keiner Gedanken darum machen musste, ob er wohl als Held aus dieser Schlacht hervorgehen würde. Wenn er denn daraus hervorginge.

Ausgerechnet sharks Rückendeckung im Kampfe nutzen zu können, war ein echtes Glück, wenngleich kein reiner Zufall. Seit einiger Zeit bereits wichen sich die drei verbliebenen Schwarzmagier dieser Expedition nicht von der Seite. Und so wussten shark und Horaxedus denn auch um einen weiteren Kampfgefährten in ihrer Nähe: Zloin. Dieser hatte sich offensichtlich entschieden, sich seinerseits von einem mehr als nur fähigen Skelett im Gefecht beistehen zu lassen.

Nur einen Schritt weiter lehnte Horaxedus nun seinen Kampfstab an seine Schulter und griff mit der linken Hand eilig, doch nicht hektisch zu einer seiner Runen. Eine vielleicht etwas eitle Idee, den Dämonen einen kräftigen, aber langsamen Zombie entgegen zu stellen, doch als der Untote erst einmal seinen Platz im Kreis der Magier und Skelette eingenommen hatte, erwies er sich als erstaunlich behende in der Abwehr besonders der kleineren Dämonen, welche flink wie Wiesel ihre Opfer in Hüfthöhe zu verletzen suchten und bei dem Versuch, sich Horaxedus unauffälig von der Seite zu nähern, ihrer verkümmerten Flügel durch die kräftigen Hände eines Zombies verlustig wurden. Lautes Quieken, mehr vernahm der Glasmacher nicht von ihnen. Und mehr gab es fortan auch nicht von ihnen zu hören.

Das Gemetzel auf dem Gipfel des Gletschers wogte bereits seit geraumer Zeit, und die Zahl der Gegner der Gefährten Angroths schien kaum zu reduzieren. Hin und wieder einmal gelang es Horaxedus, einen Blick auf den gar nicht weit entfernt verbittert kämpfenden Templer zu werfen. Er schien noch gut beisammen zu sein. Der Magier selbst allerdings spürte bereits, wie seine Kräfte schwanden. Doch sie alle hielten durch. Soeben duckte sich Zloin unter einem wilden Hammerhieb Rangos hindurch. Schwein gehabt.
18.09.2003, 15:25 #224
Die Sklaven
Beiträge: 8

Beinahe lag der Gletscher hinter ihr, sie hatte bereits die Talebene erreicht. Wie alle anderen, hatte Angroth auch sie fortgeschickt, nicht eine Möglichkeit mit ihm zu reden hatte er gegeben. Glück über die wiedererlangte Freiheit hatte die Frau dennoch übermannt, nun war sie wie alle anderen auf dem Weg zur letzten Ruhestätte ihrer Existenz. Frieden herrschte endlich für sie alle, alle Verdammten.
Eine unbekannte Macht purer Magie voller Güte hatte sie den Fängen des dunklen Wesens entrissen, sie wusste ebenfalls nicht, was es gewesen war. Zu gerne hätte sie noch einmal mit dem Clansmann gesprochen, war er ihr doch das liebste auf der ganzen Welt.
Es hatte nicht sein sollen, und ein wenig enttäuscht, dennoch unendlich dankbar war sie auf dem Weg nach Khorinis, sie musste nur über das Meer kommen. Dort war sie gebettet worden, doch die Seele ward es nicht.
In freudiger Erwartung auf die allumspannende, endgültige Erlösung lief sie dahin, immer auf die Stadt Gorthar zu. Die Menschen würden sie nicht sehen, sie würden sie nicht spüren, sie würden sie nicht hören, denn sie war nur noch ein Geist.
Die Stadtmauern kamen in Sicht, die Freude wuchs. Doch plötzlich wurde sie getrübt!
Dunkelheit zog herauf, das Gefühl, jemand ergreife von ihr Besitz ward mit einem Mal wieder so Real wie noch vor einigen Tagen! Panik schlich sich in den Geist, der Drang zu fliehen wurde intensiver, die Frau schrie. Die beengende Schwärze griff wieder nach ihr, sie presste sich immer mehr wie eine unvorstellbar starke Faust um sie, fügte sie ihrem Willen.
Ängstliches Heulen entrang sich der Kehle der armen Frau, doch es war zu spät. Eine Stimme hallte in ihrem Kopf wider, genau nur ein höhnisches Lachen. Dieses Lachen allerdings hatte sie lange genug ertragen müssen, um es zu erkennen!
Ungläubig ob der kurzen Freiheit, die ihr nun wieder genommen war, resignierte sie feststellend: Daschnavar. Vor Trauer und Enttäuschung unterliess sie jeden Versuch sich zu widersetzen, und Schwärze umfing sie.
Der Dämon hatte sie gerufen, er brauchte wieder ein Spielzeug.
Heisser Schmerz, den sie mittlerweile so gut wie Regungslos vor Taubheit hinnahm, erschütterte die arme Seele auf ihrem magischen Weg zum Orte, den der Dämon für sie bestimmt hatte. Eine Explosion magischer Energie, hervorgerufen durch ihre Beschwörung erfüllte sie und den Ort, an den sie gebracht worden war, dann kam alles wieder zur Wirklichkeit.
Die Hitze ließ nach, wurde durch Kälte ersetzt; dennoch fegte ihr unvermittelt warmer Wind durch das vermoderte Haar, soe öffnete die Augen. Der Gletschergipfel! Und überall Dämonen! Diener des dunklen Meisters, die irgendetwas bekämpften! Irgendwen? Angroth!
In der Verwirrung spürte sie vor Angst, dass der niederträchtige Daschnavar ihr einen Körper geschenkt hatte. Einen Körper, der dem ihren zum Verwechseln ähnlich sah, leider auch genau so entstellt. "Kämpfe!" ertönte es unerbittlich und befehlend in ihrem Schädel, widerwillig fügte sich das Fleisch dem Willen. Angst und Sorge erfüllte sie, eine Frage quälte die Ohnmächtige:
Sollte eine Mutter so ihrem Sohn gegenübertreten?
18.09.2003, 15:58 #225
Angroth
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Der warme Wind, der den ganzen erbitterten Kampf begleitete, war plötzlich in eine einzige Richtung gesogen worden, auf das Zentrum, Daschnavar. Sein Brüllen war immer drängender geworden, immer lauter, immer grausamer. Mit der grellen Explosion magischer Energie aber kehrte Stille ein, und als der Templer wieder einen Blick auf den Dämon werfen wollte, war dieser fort. An seiner Stelle stand eine Frau, ein wenig in die Jahre gekommen, von bedachter Schönheit und ... vollkommen entstellt.
So entstellt wie seine Mutter es gewesen war. Wie auf einen unhörbaren Befehl hin liessen die Dämonen von ihm ab, weshalb noch einige der ihren von wütenden Schlägen des Kriegers aus dieser Welt gebannt wurden, bevor sie ausser Reichweite waren, sich etwas anderem zuwandten, anderen Wesen. Dort tobte der Kampf weiter, während der Platz geräumt und einsam erschien, da der Clansmann und die Frau standen.
Unglauben erfüllte ihn, warum sollte der Dämon ihn zu seiner verstorbenen Mutter führen? Diese ewigen undurchschaubaren Spiele, die nur Schmerz hervorzurufen im Sinn hatten, waren ein weiteres Mal von Erfolg gekrönt.
Erinnerungen an den Bauernhof erfüllten Angroth, daran, wie er seine Mutter erschlagen am Boden auffand, mit Wunden von Orkwaffen. Diese niederen Diener des Dämonen hatte er bisher nicht angetroffen, dennoch wusste er um ihre Dienerschaft. Verwirrung machte sich in seinem Geiste breit; was machte seine Mutter hier, hatte er sie nicht bereits einmal gewarnt, ihm fern zu bleiben?
Zweifel erfüllten ihn, eine Mutter würde niemals von ihrem Sohn ablassen, die Liebe war viel zu stark dafür.
War sie es nun?
Er liess die Klinge sinken, unsicher stand er da. Alles um ihn herum geriet in Vergessenheit, er sah nur noch sie. "Mutter ... bist du es?" Er bekam keine Antwort, sie stand für Augenblicke nur stumm da.
Er wusste es nicht, konnte sie es sein? Und wo war die verdammte Kreatur hin, die er mit allen Mitteln zu erreichen gesucht hatte? Ungeduld und Zorn paarten sich mit Neugierde, Angst und Unwissenheit, sein Geist war ein einziges Schlachtfeld der Gefühle.
Doch die Gedanken wurden jäh zu einem Ende gebracht, als die Frau sich in Bewegung setzte, was den Rest Kampfeslärm, der an das Ohr des Kriegers gedrungen war, vollends in den Hintergrund verschwinden liess.
Hatte er tatsächlich seine Mutter wiedergefunden? War der Dämon schon besiegt?
Die erneuten Fragen schossen ihm durch den Kopf, eine Sehnsucht wollte erfüllt werden; die Sehnsucht des jungen Mannes nach seiner Mutter.
Aber er sollte es anders erfahren! So stockend sie in Bewegung gekommen war, so rasch schnellte sie unmerklich vor, die Hände zum Angriff erhoben, abwechselnd Zorn und Angst in den getrübten Augen.
Reflexartig ging der Templer ihr aus dem Weg, nur um einem erneuten Angriff ausweichen zu müssen. Warum kämpfte sie gegen ihn? War sie doch nur eine Marionette des Feindes, nur eine Täuschung? Immer wieder griff sie ihn an, immer wieder wich er ihr aus.
Sie würde ihn nie auch nur berühren, er war viel gewandter als sie.
Unsicherheit sollte nun das Schicksal erfüllen.

Eine kleine Unebenheit im nassen Fels stellte sich dem sicheren Schritt des Templers in den Weg, brachte ihn zu Fall. Hart schlug er auf dem Boden auf, seine Klinge glitt ausser Reichweite. Erschrocken sah er auf, doch es war zu spät. Sie war über ihm, sprang ihm auf die Brust und schlug mit den Fäusten auf ihn ein, biss nach ihm. Schmerz erfüllte den Körper des Kriegers, und im Verteidigungsinstinkt griff er nach seinem Dolch am Gürtel.
Nur kurz blitzte das blanke Metall auf, dann sank sie auch schon in die entstellte Brust der Frau.
Die Schläge brachen abrupt ab, die Bisse hörten auf. Die ganze Welt zerfiel in Scherben, als Angroth merkte, was er getan hatte! Vor Schreck ließ er den Griff los, sah sich unsicher auf die Hand - blutig.
Ein leises Ächzen, dann sank die Frau nach hinten über, blieb auf dem Stein liegen. Unrythmisch und hastig ging ihr Brustkorb auf und ab, Blut quoll aus der Wunde. Die nächsten Momente wusste der Clansmann nciht in Zeit zu fassen, er riss sich vom Boden hoch und krabbelte an seine Mutter heran; der Schleier fiel ihm von den Augen. Sie war es wirklich!
Daschnavar hatte sein erstes Ziel erreicht, und es war, als konnte man seine widerwärtige Stimme über dem ganzen Gletscher lachen hören.
Fassungslos hing Angroth über der sterbenden Mutter.
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