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Das Kastell des ZuX #28
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04.04.2004, 21:55 #326
Sazabi
Beiträge: 138

Sazabi war eigentlich gerade viel zu beschäftigt, um Verachtung oder gar Spott und Hohn für seinen armseligen Bruder übrig zu haben, doch er konnte es sich dennoch nicht verkneifen, auf sehr düstere und geheimnisvolle Weise die Stirn zu runzeln. Offenbar hatte Inachos nicht daran gedacht, einen Dämonen die Betten schleppen zu lassen. Selbst schuld. Aus Fehlern lernte man schließlich.
Er beschäftigte sich wieder mit seiner neuesten Erfindung: Ein Apparat, in dem man Fleisch faulig werden lassen konnte, damit es genießbar für seine geliebten Maden wurde. Auf den ersten Blick konnte man es für ein schlichtes, leicht verrußtes Holzbrett halten, doch der Schein trog. In Wahrheit war es unter Einsatz von Menschenleben hergestellt (schließlich hätte sich Sazabi beim Zurechtsägen des Holzes die Pulsadern durchtrennen können) und es steckte eine Menge schwarzer Magie darin. Jedenfalls hoffte er das, schließlich hatte er sich alle Mühe gegeben: Eine geschlagene Stunde lang hatte er das Brett mit Schattenflammen bombardiert, in der Hoffnung, etwas von der Magie hineinzubringen.
Die Anwendung war teuflisch einfach: Man legte das Fleisch darauf und wartete einige Wochen. Anschließend war es faulig genug, um seinen weißen Lieblingen ein Festmahl zu bieten. Sie würden groß und mächtig werden, wahre Prinzen unter den Maden.
Ein düsteres Lächeln umspielte die Lippen des Magiers (er hatte lange vor dem Spiegel geübt, um diesen Effekt zu erzielen) und er rieb sich in diabolischer Weise die Hände. Dies war erst der Anfang....
05.04.2004, 17:52 #327
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

»Was?!«
Der Hohepriester echauffierte sich.
»Schaffen es diese Innosler nichteinmal, ihre Magie in ihrem eigenen Kloster zu erlernen? Müssen sie dazu auch noch ins Kastell kommen?«
Der Schattendämon, der drohend hinter dem Magier aufragte, gleichmäßig mit seinen ledernen Schwingen flappte und dem Hohepriester auf seinem Gang durch das Kastell folgte, erlaubte sich den wie immer unausgesprochenen, gleichwohl deutlich vermittelten Hinweis, daß es sich bei dem fremden Magier nicht um einen Anhänger des Innos handelte, sondern um einen Adanospriester.
»Pah. Was macht das für einen Unterschied? Was würden die Magier des Klosters wohl sagen, wenn ich mit Rhodgar oder irgendeinem anderen Schüler bei ihnen auftauchen würde, um die Magie Beliars auszuüben. Ob sie ein paar beschworene Dämonen tolerieren würden?«
Der Dämon antwortete nicht.
»Wo steckt der überhaupt?«
Der Dämon klärte den Hohepriester auf.
»Achja, richtig, Welt retten oder so... diese jungen Magier haben ja ständig solche Flausen im Kopf. Zu meinen Zeiten hat es noch gereicht, wenn man sich erstmal selbst gerettet hat. Heutzutage muß es schon die ganze Welt sein. Tze.« Er schüttelte mißbilligend mit dem Kopf.
»Und pass auf, daß dieser Wassermagier nicht allzuviel kaputt macht. Die kosten für die Reperaturen trägt er selber.«
Der Magier verschwand im Refektorium. Eine leichte Suppe zum Frühmahl war genau das richtige. Komisch nur, daß die Sonne heute morgen tief im Westen stand. Ging sie sonst nicht immer im Osten auf? Doch darüber konnte man sich ein anderes mal den Kopf zerbrechen.
05.04.2004, 19:50 #328
Rhodgar
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In der Badestube des Kastells, mit seinen mollig warmen Schwimmbecken, den Massageliegen und sprudelnden Quellen spritzte einmal mehr das Wasser derart auf. Dies war in der letzten Stunde schon so oft passiert, dass die feinen Kacheln bereits überflutet waren. Doch es war für Rhodgar einfach zu verlockend, immer wieder den Turm aus selbst aufgestapelten Kisten zu erklimmen, um danach aus gut zwei Metern Höhe in das erfrischende Nass zu springen. Dabei kamen ihm die verschiedensten Ideen. Mal tauchte er, den Kopf allem voran, ins Wasser ein, doch sein Favorit war immer noch, mit dem Hinterteil voran zu springen. Das ließ das Wasser nur so aufschäumen, und jedesmal reichte die Fontäne, die aufgrund dieses Sprunges nach oben schoss, beinahe bis zur Decke. Hier und da war dieselbige bereits mit ein paar Wasserflecken vesehen. Doch stundenlanges Raus-und-wieder-rein-Tauchen forderten irgendwann nun einmal auch ihren Preis. Eher zufällig fiel Rhodgars Blick auf seine Fingerkuppen, dafür weiteten sich seine Augen umso mehr. Vor Schreck, vor Überraschung, vor Fassungslosigkeit. Da, wo früher einmal glatte, jugendlich weiche Haut gelegen hatte, zeichneten sich jetzt verdammt viele Falten ab, die Haut knitterte geradezu ein. Was war nur mit ihm passiert? Dieses Wasser war doch nicht etwa mit einem Fluch belegt, welcher ihn übernatürlich schnell altern ließ? Auch das noch... nichts wie raus aus diesem Teufelszeug. Rasch ergriff der Schwarzmagier eines der Handtücher, die an der Wand hingen, und trocknete sich ab. Schnell die Robe wieder übergestreift, die lästigen Haare aus dem Gesicht gewischt, und schon war er wieder soweit, dass er unter Menschen treten konnte. Zum Glück hatte ihn etwas den eben durchlebten Schock ganz schnell vergessen lassen. So eine Stunde im Wasser, so vergnüglich sie auch gewesen sein mochte, zerrte doch ganz schön an Kräften. Höchste Zeit sich ein wenig zu stärken. Ja, ein saftiges Steak würde ihm jetzt Munden.

Der einzige Ort, wo seinem Wunsch nachgekommen werden konnte, war nun einmal das Refektorium, dessen Türen er just in diesesm Moment aufschwang, und seinen Blick einmal suchend durch die Runde schickte. Nicht selten kam es gerade in diesem Raum zu den aussergewöhnlichsten Begegnungen, warum nicht so heute? Doch niemand, der es wert war, mit ihm eine Konversation zu beginnen, war anwesend. Genaugenommen saß niemand an den Tischen, und genoss zur Dämmerstunde noch ein köstliches Mal, ausser dem Don, der in einer Ecke lümmelte. Nun... halt, der Don, hier? Verwunderlich. Hatte er sich in letzter Zeit doch gar nicht mehr so häufig unter die Leute gemischt. War offensichtlich auch nicht seine Art, doch trotzdem, irgendwann musste wohl auch er aus seinem finsteren Labor hinauskommen, aufhören irgendwelchen Experimenten nach zu gehen.

Schweigend setzte sich Rhodgar an den nächstbesten Tisch, der ihm in den Sinn gekommen war, und wartete auf sein Essen. Irgendwie war ihm unwohl in seiner Haut. Wusste der Geier, warum.
So führte der Schwarzmagus sein Mahl fort, allerdings nicht ohne zwischendurch immer mal wieder einen Blick hinüber zu seinem einstigen Mentor zu werfen. Eigentlich... eigentlich fühlte er sich langsam bereit, sich an die nächsthöhere Stufe der Beliarschen Magie zu begeben. Ganz klar, wenn der Zeitpunkt kommen sollte, dann würde er sich wünschen wieder von dem Don in die Geheimnisse der Magie eingeweiht zu werden. Aber bis dahin war es wohl noch ein bisschen hin. Ein Gähnen entfuhr ihm, ein eindeutiges Zeichen. Erschöpft tappte Rhodgar aus dem Speisesaal.
05.04.2004, 20:34 #329
Azathot
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Ohne einen Laut zu verursachen trat ein Schatten hinaus auf den Innenhof des Kastells. Totale Dunkelheit hüllte den Schwarzmagier Azathot ein, der helle silberne Mond war verdeckt von einer dichten und düsteren Wolkenschicht, also eigentlich genau das Wetter wie er es mochte.
Ein kurzer Griff an seinen Gürtel um an die Lichtrune zu gelangen und der Innenhof wurde erleuchtet von einer kleinen Kugel die einen ebenso Lichtspender abgab wie der verhüllte Mond.
Nur schwach drangen die Lichtstrahlen bis zur riesigen Esche in der Mitte des Hofes, doch trotzdem waren sie stark genug die lichtempfindlichen Augen Azathots erkennen zu lassen, dass die Dämonen Recht behalten hatten- Hìrgalad lehnte an dem gigantischen Stammund schlummerte vor sich hin, doch nicht mehr lange. Der Lehrmeister hatte seine beiden Schüler nun lange genug beobachtet und war zu dem Schluß gekommen, dass beide fleissig genug geübt hatten und nun sich wahre Meister des Schwertkampfes nennen konnten- zumindest bald, eine einzigste Prüfung stand noch zwischen den beiden Schülern und ihrer Meisterhaftigkeit.
Mit langsamen Schritten ging der Schwarzmagier auf seinen ruhig schlafenden Schüler zu, er hatte Zeit, zumindest so lange bis Dûhn ebenfalls auf dem Innenhof aufgetaucht war und die Prüfung beginnen konnte.
So leise wie er konnte setzte sich Azathot zu seinem Schüler der unverständliche Worte vor sich hinmurmelte.
Es vergingen nur wenige Minuten, die Azathot damit verbrachte seine Lichtkugel beim jagen von Insekten zu beobachten, bis ein gewaltiger Umriss auf dem Hof erschien und auf die Esche zustapfte während der schlafende Hìrgalad mit einem, wenig freundlichen aber effektiven, Rippenstoß geweckt wurde
„Wach auf Schlafmütze!“, befahl ihm liebevoll sein Lehrmeister, „ Es wird Zeit dass endlich eure Ausbildung zu Ende geführt wird.“
Dies lies Hìrgalad sich nicht zweimal sagen, mit einem Ruck riss er die Augen auf und sprang mit gezogenem Schwert auf.
„ Welch ein Eifer!“, dachte Azathot bewundernd bei sich, bevor auch er aufstand und sich dem Riesen näherte
„Sei mir gegrüßt, Dûhn. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber ich hoffe du nimmst es deinem armen Lehrmeister nicht übel, dass er dich trotzdem prüfen wird.“, dann wandte er sich wieder an beide Schüler, „ Und jetzt kommen wir zu eurer Aufgabe, die doch recht einfach gehalten ist: Greift euch gegenseitig an und kämpft so lange bis euer Gegner entwaffnet ist und lasst euch Zeit dabei, ihr sollt mir nicht beweisen wie schnell ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagen könnte, sondern ich will sehen, dass ihr in der Zeit auch ein paar Kampfmanöver gelernt habt und es durchaus beherrscht Zweikämpfe zu gewinnen ohne dabei Leichenberge zu hinterlassen.“
Nachdem er seinen beiden Schülern die Aufgabe und eine kleine Moralpredigt mit auf den Weg gegeben hatte trat Azathot wieder unter die Esche und setzte sich hin, lediglih die Lichtkugel lies er um die beiden Kontrahenten schweben damit diese ihren jeweiligen Gegner auch sehen konnten.
05.04.2004, 21:47 #330
Hîrgalad
Beiträge: 354

Endlich war es so weit. Seine letzte Prüfung. Nun gut, Hírgalad war kampfbereit. Jedenfalls fast. Er bedeutete seinem Freund Dûhn noch kurz zu warten, und ging zum Brunnen der nur schwach von der Lichtkugel Azathots erhellt wurde. Ziemlich praktisch so ein Lichtzauber, ich sollte vielleicht auch bald mal anfangen mit der Magieausbildung. dachte sich der junge Schwarzmagier während er seinen Kopf in das kalte Wasser des Brunnens tauchte. Dank dem Klima im Innenhof würde er sich zwar nicht erkälten, aber sehr angenehm waren die Wassertropfen die nun langsam an ihm herunterliefen auch nicht. Egal, sie sollten ihn halbwegs wach bekommen, und das hatte funktioniert.

Er ging langsam zurück zu Dûhn, blickte ihm kurz in die Augen, und nach einem kurzen Nicken beider Kämpfer zogen sie ihre Waffen.
"Na dann mal viel Glück." meinte Hírgalad mit einem Lächeln zu seinem besten Freund. Dieser lächelte zurück und meinte nur "Leg los."
Hírgalad ging in den Angriff über, eine leichte Kombination für den Anfang, Rechts-Links-Rechts-Ausfallschritt und das selbe gleich nochmal. Allerdings war das keine wirklich Herausforderung für Dûhn, schließlich hatte dieser sehr gut trainiert, deutlich besser als sein "kleiner" Freund. Er blockte alle Schläge mit Leichtigkeit ab, und ging dann zum Gegenangriff über. Hírgalad merkte sofort dass er an Kraft deutlich unterlegen war, diesen Nachteil galt es auf andere Weise wieder wett zu machen. Doch erst einmal musste er sich den sehr kraftvoll geführten Schlägen Dûhns erwehren, was ihm nicht ganz so leicht fiel wie er es eigentlich vermutet hatte. Nach einer ähnlichen Kombination wie sie Hírgalad benutzt hatte, fiel Dûhn wieder einige Schritte zurück, und die beiden Freunde umkreisten sich gegenseitig, lauernd, nach einer Möglichkeit für den Angriff suchend.

Der junge Schwarzmagier musste sich etwas einfallen lassen, wie er seine Wendigkeit, die gegen den Riesen der gesuchte Vorteil war, am besten einsetzen konnte. Doch bevor er zum Angriff kam, griff sein Gegenüber auch schon wieder an, ließ heftige Schlagkombinationen auf das Schwert Hírgalads niedergehen, dass er ihm vor einigen Monaten selbst geschenkt hatte. Nachdem er die ersten Schläge abgeblockt hatte, erkannte Hírgalad seine Chance, ließ sich seitlich zu Boden fallen, rollte über eine Schulte ab, und schlug schnell zu, bremste sein Schwert jedoch ab, kurz bevor es die ungeschützte Seite Dûhns treffen konnte, er hatte Spaß an der Sache gefunden, und in diesem Moment hätte er Dûhn entwaffnen können, doch er wollte nicht dass der Kampf schon vorbei war. Der junge Blondschopf grinste seinen Freund an, doch der meinte nur lächelnd "Nicht schlecht." Er entfernte sich einige Schritte und stellte sich neu auf. Immer noch lächelnd sagte er zu seinem Freund:
"Wirklich nicht schlecht, für einen räudigen Köter wie dich" und griff den perplexen Hírgalad wieder an.
05.04.2004, 22:21 #331
Estragon
Beiträge: 507

Wer zum Henker bist du denn? Deine Visage kenn ich doch von irgendwoher? Der rechte Totenschädel fluchte drauf los. Der linke fixierte Estragon lediglich stumm.
Wer immer du bist, dein Gesicht gefällt mir nicht, du kommst hier nicht rein!!! Stimmt’s?!?!
Der rechte suchte Hilfe beim linken. Doch der schwieg nur. Sein bohrender Blick ruhte weiter auf Estragon.

Der Krautkauer kümmerte sich wenig um das belanglose Geschnatter der Geister. Er ging ohne Zögern auf das Tor zu und hämmerte dreimal mit der Faust dagegen. Das Echo pflanzte sich lawinenartig in der großen Eingangshalle fort.
Vergiss es, Larenzo Lamass. Schwing dich auf deine Harlye und jag weiter böse Buben. Hier kommste nich rein! zeterte der rechte Knochenbruder weiter. Sein linker Zwilling schwieg immer noch.
Estragon schaute mit kalten Augen hinter den nun Bronzefarbenen Gläsern hervor. „Schweig still, Hohlkopf. Oder du frisst mal wieder eine Packung Schlamm.“
Der rechte unterbrach verdattert seine Flucharien. Der linke hingegen begann nun zu wettern. Ich wusste es!!! Ich habs genau gesehen. Den Kerl kennste irgendwoher!!! Habs genau gewusst!!!

Estragon schaltete auf Durchzug und feuerte noch einmal drei trockene Faustschläge gegen die Tore.
05.04.2004, 22:38 #332
Renata
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Die Magie-Lehrbücher lagen noch genau dort, wo Renata sie vor über einem Monat zurückgelassen hatte: auf ihrem Lesepult. Merkwürdig, dass die Dämonen wohl wussten, dass sie noch in Gebrauch waren und sie deshalb liegen gelassen hatten. Normalerweise wären sie längst weggeräumt worden.

Etwas unschlüssig blätterte die Magierin in den Folianten herum, sie fand es schwer, sich in diese Texte wieder einzulesen, zumal jetzt, da sie schon ein wenig Erfahrung in der Verwendung der Schattenflamme hatte. Übung, das war es, was ihr fehlte. Ja genau, “Äktschn”, auf in den Übungsraum.

Auf halbem Wege hörte sie, wie von draußen gegen das Tor gewummert wurde. Schon wieder jemand, dem die Goblins einen Streich spielten. Also erst mal kehrt gemacht und nachsehen, wer da um Einlass trommelte. Als sie um die Ecke bog, rannte sie in Rhodgar hinein, der dem Klopfen auch auf den Grund gehen wollte. “Ah, machen wir heute beide Tordienst, wies aussieht. Komm, lass uns nachsehen, wem die Goblins da wieder auf der Nase herumtanzen.”

Beide nahmen den Griff eines Torflügels und zogen ihn mit Schwung auf, zu schauen, wer da kam, das Kastell und die Diener Beliars zu besuchen...
05.04.2004, 22:48 #333
Estragon
Beiträge: 507

Die Tore wurden endlich geöffnet. Estragon schaute durch seine farbigen Augengläser in das Innere des Kastells. Renata und Rhodgar schauten Estragon neugierig entgegen.
„Ja? Kann ich euch helfen?“ begann Rhodgar das Gespräch. Estragon lächelte frostig. Was würden sie nicht schlecht kucken, wenn er gleich jetzt und hier, alles erzählen würde. Was würde sie das nicht glatt aus den Socken hauen.
„Bringt mich fürs erste von diesen untoten Waschweibern weg, das würde fürs erste schon ausreichen.“ sagte er und deutete auf die beiden Skelette, die sich wild zankten, wer der Fremdling nun sei und wo er herkomme.

Rhodgar nickte ebenfalls lächelnd. Doch ein etwas unsicheres Lächeln. „Gern, wenn ihr mir eueren Namen verratet.“
„Im Refektorium lässt sich das leichter, als hier in der Kälte.“
Die beiden Magier warfen sich schnelle Seitenblicke zu. Misstrauen trat in ihre Gesichter. „Kennt ihr diesen Ort?“ fragte Renata.
„Zum Teil.“ sagte Estragon knapp. Seine Augengläser hatte nun die Farbe von frischem Lachs.
05.04.2004, 23:05 #334
Rhodgar
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Höchst sonderbar, das. Eigentlich hatte sich Rhodgar auf in den ersten Stock machen wollen, um sich nur noch auf sein Bett zu werfen und mit einem zufriedenen Lächeln ins Traumreich einzugehen. Doch kaum war er in der Eingangshalle angekommen, da hatte es schon wie wild an dem massiven Tor (heute übrigens mal ohne jegliche Verzierungen, weder mystische Runenzeichen noch dicke Metallbeschläge) geklopft. Zu so später Stunde, wer konnte da noch so verrückt sein und freiwillig zum Kastell kommen? Auf alle Fälle musste es jemand sein, in dessen Herz großer Mut schlummerte. Oder große Dummheit, je nachdem. Allerdings war Rhodgar zunächst nicht weit gekommen, war er doch nicht der einzige, der um diese nachtschlafende Stunde noch durch die Korridore gepspensterte. Ohne jegliche Vorwarnung, sogar ohne irgendeinen Laut zu verursachen, war plötzlich Rena um die Ecke geschossen, und war buchstäblich mit ihm über einen Haufen gepurzelt. Eine kurzes "Hallo", und schon waren beide am Tor angelangt.

"Und Ich kenne ihn doch!" "Alle, die du kennst, sind erbärmliche Versager, dass die sich mit einem wie dir abgegeben haben!" "Ha, warum kennst du mich dann?" "Du bist mein Bruder, das ist was anderes!" "Ha, beleidige nicht meine Frau Mutter, Beliar habe sie selig!" "Wir hatten keine Mutter!" "Ach halt den Schnabel!"

Von solchem Gezeter begleitet, trat ein Mann in die pompöse Halle. Nicht viel größer als Rhodgar, gleichgroß sogar. Deshalb fiel dem Schwarzmagus auch das seltsame Ding auf, was der Fremde sich da auf die Nase gesetzt hatte. Ein kleines Metallgestell, mit zwei pinken Glasscheiben dazwischen. Was das wohl für eine Aparaur sein mochte?
Gerne hätte sich Rhodgar den Mann noch ein wenig näher angeschaut, doch entfuhr diesem eine Aussage, welche ihn hellhörig werden ließ, und zwar gewaltig. Hatte er da gerade vom Refektorium gesprochen? Wie war denn das möglich? Es war nicht gerade üblich, dass hier jemand hinein spazierte, und sich sofort den diversen Räumlichkeiten bewusst war. Irgendetwas war an diesem Mann... etwas Vertrautes. Doch es wollte dem Schwarzmagus partout nicht über die Zunge, was dieses ominöse Etwas wohl sein konnte. Also war es wohl besser, einfach mal zu schauen, wie sich die Geschichte entwickeln würde.

"Na dann folgt mir mal. Wir werden garantiert niemanden bei dieser Eiseskälte draußen vor der Türe stehen lassen."
05.04.2004, 23:27 #335
Estragon
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Sie führten Estragon in das Refektorium. Am Eingang wollten die beiden kurz anhalten, scheinbar um ihrem Gast die Räumlichkeiten zu erklären oder etwas in der Art. Doch der Krautkauer schritt einfach weiter. Wie selbstverständlich setzte er sich in einen der hohen Sessel, legte seinen Mantel und die Rucksäcke ab und legte auch noch das Hemd ab, um der frischen Tätowierung Luft zu lassen. Mit einem sauberen Unterhemd saß er nun am Tisch und warf eine fragenden Blick zu den Magiern. „Wollt ihr euch nicht setzen?“ fragte er tonlos.
Die Magier sahen sich verwunderter den ja an und gingen dann zögerlich auf den Tisch zu.

Estragon lehnte sich ein wenig zurück. Es reizte ihn, endlich einmal auszuprobieren, wie es war, mit einem der hier ansässigen Dämonen, Kontakt aufzunehmen. Hilias Erinnerung sprachen von furchtbaren Kopfschmerzen, aber sie sprach häufig von Schmerzen aller Art. Estragon verfolgte Rhodgar und Renata, wie sie sich niederließen. Dann reckte er sich im Sessel auf, nahm die nun kobaltblauen Gläser von seiner Nase und rieb sich die Augen. In seinem Kopf rief er nach einem der Dämonen. Sofort tauche neben dem Tisch eines der fliegenden Ungeheuer auf.
Ich will ein einfaches Mahl haben und einen Kräutertee. Aus frisch gekochtem Estragon mit etwas Honig. dachte er schlicht.
Der Dämon teilte Estragon stimmlos mit, dass alles sofort bereitstehen würde. Die Kopfschmerzen waren nicht gerade unerträglich. Im Sonnenlicht tat Estragons Kopf mehr weh. Aber dennoch zuckte er etwas zusammen.

Die beiden Magier starrten mit offenen Mündern auf den Fremden, wie er selbstverständlich mit der Anwesenheit des Dämons umging. Doch was sie wirklich fast aus den Socken haute, wie Estragon es vorhin vermutete hatte, war der Teller mit belegten Brotschnitten und der Tasse Tee, die plötzlich vor ihm auftauchten.
Estragon begann zu essen. Und erwartete ihre Frage. Seine Augengläser lagen neben dem Silberteller. Die stahlgrauen Augen blickten kalt und berechend, doch nicht völlig unfreundlich auf die Magier.
05.04.2004, 23:43 #336
Renata
Beiträge: 455

Dass dieser Fremde mit dem merkwürdigen Visier aus farbigem Glas vor den Augen - obwohl augenscheinlich zum allerersten mal im Kastell - so zielstrebig und selbstverständlich das Refektorum fand und betrat, war verwunderlich, um nicht zu sagen: befremdlich.

Dass er aber wußte, wie mann Speiss und Trank bei den Dämonen orderte, war fast schon unheimlich. Nicht nur bei Renata klingelten die Alarmglocken, auch Rhodgars Blicke sprachen von seiner Verwirrung ob des selbstbewussten Handelns dieses Mannes.

Es war sicher alles andere als falsch, dem Besucher ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Vorsichtig, denn es konnte ja durchaus ein alter Bekannter des Kastells sein. "Interessanter Aufguss, den Ihr als Tee tringt. Er duftet recht ... außergewöhnlich. Ihr seid schon einmal hier zu Besuch gewesen? Und was sagtet ihr, ist Euer Name?.."
05.04.2004, 23:46 #337
Estragon
Beiträge: 507

"Estragon. So nennt man mich." Er nippte an dem Tee und schmeckte den herbsüßen Mischton von Senf und Zimt. Legierter Zucker. Es schmeckt wie Karamell mit Stahl vermischt.
05.04.2004, 23:55 #338
Rhodgar
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"Estragon, soso... hmm, mir ist, als hätte ich davon schon einmal gelesen." ließ Rhodgar beiläufig vernehmen. Und das war keineswegs gelogen. Irgendwann einmal hatte er sich ein Buch über Kräuterkunde aus der Bibliothek mit hinauf in sein Zimmer genommen (gerade fiel ihm ein, dass er peinlicherweise vergessen hatte, es wieder an den Ort, wo es eigentlich hingehörte, zu bringen). Inmitten des darin enthaltenen Wissens hatte er, so ihn sein Gedächtnis nicht täuschte, einmal das Wort "Estragon" gelesen. Doch wer würde seinem Kind freiwillig der Schmach aussetzen, nach einem Kraut bennant worden zu sein? Oder nannte er sich selbst so, weil er dauern auf irgendeinem Grünzeug herumkaute? Genau jenes fiel dem Schwarzmagus nämlich just in diesem Moment auf. Naja, Rhodgar ist auch nicht gerade ein Allerweltsname. dachte er sich schmunzelnd.

"Nun, ihr scheint euch in unserem Gemäuer gut aus zu kennen. Zu gut würde ich fast meinen. Und eins der Skelette meinte, es würde euch wiedererkennen. Da ich zu überrascht war, bin ich vorhin nicht weiter darauf eingegangen. Habt ihr unser Kastell schon einmal mit eurer Anwesenheit beehrt?"
06.04.2004, 00:00 #339
Estragon
Beiträge: 507

„Ja.“ antwortete der Mann wahrheitsgemäß. „Und nein. Das ist im Grunde sehr leicht zu erklären, aber es zu verstehen dürfte euch viel schwer fallen. Rhodgar und Renata.“
Estragon nippte wieder an seiner Tasse und ließ die eben gesprochen Namen erstmal verdauen. Nach einem kurzen Augenblick des donnernden Schweigens, setzte Estragon seine Augengläser wieder auf. Das matte Silber wandelte sich umgehend in einen tiefen rubinroten Farbton.
06.04.2004, 00:19 #340
Renata
Beiträge: 455

Hatte bis jetzt noch die Möglichkeit bestanden, dass dieser Besucher die Räumlichkeiten des Kastells noch aus einer Zeit kannte, zu der weder Rhodgar noch Renata dem Zirkel angehörten, nun, diese Idee war nun perdü, in diesem Falle hätte der Fremde ihre Namen nicht kennen können.

Die Alarmglocken klingelten immer lautern, die Nackenhaare der Magieren begannen bereits sich aufzurichten. Auch passte ihr nicht, dass dieses gläserene Visier die Augen des Mannes nicht sehen liess. Es schien im Wechsel des einfallenden Lichtes die Farbe zu ändern, aber das war kein Ersatz dafür, in den Augen des Gegenübers Emotionen oder Gedanken zu erkennen...

"Woher kennt ihr unsere Namen, Estragon? Mir ist nicht bewusst, Euch schon einmal begegnet zu sein. Obwohl Ihr Euch hier auf eine Art und Weise auszukennen scheint, die Euch als Kenner des Kastells ausweist. Und, um der Wahrheit die Ehre zu geben: mir ist etwas unwohl dabei, auf farbiges Glas statt in Eure Augen zu sehen. Was versteckt ihr hinter diesen bunten Scheiben?"
06.04.2004, 00:24 #341
Estragon
Beiträge: 507

"Augen, Renata. Nur Augen." antwortete Estragon kalt. Er musste vorallem Rhodgar Zeit geben. Dem impulsiven Rhodgar. Wenn dieser irgendetwas an der Situation falsch verstand, konnte er Estragon ganz leicht zu einem Häuflein Asche zerblasen. Vorsichtig...ganz vorsichtig jetzt...
Er tranke die Tasse aus und bestellt umgehend eine neue.
06.04.2004, 00:41 #342
Rhodgar
Beiträge: 1.307

"AUGEN, PAH!" Rhodgar hatte mit der Faust auf den Holztisch gehauen, während er aufgestanden war. "Ich glaube kaum, dass ihr dahinter Goldmünzen versteckt! Gebt gefälligst vernünftige Antwort!"
Warum reagierte der Schwarzmagus so über? Was machte ihn an der Situation so fertig, dass er sofort ausrastete? Er wusste es nicht ganz genau, doch vermutete er etwas. Aber irgendwie doch nicht. Dieser Fremde schien sie zu kennen. Schien sie sogar sehr genau zu kennen. So blieb er achtlos sitzen, während Rhodgar selbst wütete. Jeder andere, so vermutete der Jungmagier zumindest, hätte sich zumindest ein klines bisschen erschreckt. Als ob er es vorher gesehen hatte... gruselig!

"Könnt... könnt ihr Gedanken lesen, in unsere Herzen und schwarzen Seelen schauen?"
06.04.2004, 00:59 #343
Estragon
Beiträge: 507

Es war gefährlich zu Lachen. Aber Estragon war von Rhodgars Annahme, er könne Gedankenlesen, so überrumpelt worden, dass er es nicht zurück halten konnte. Er hob den Kopf und lachte schallend. Es war ein seltsam lebloser Laut und wenig Freude schwang darin. Mehr eine bitterscharfe Ironie. Es war jedoch nicht ganz klar, wem das Lachen galt.
Dann senkte der Krautkauer seinen Kopf wieder. Das Lächeln erlosch auf seinem Gesicht. Wurde fast weggewischt.
„Verzeiht, ich habe mich gehen lassen.“ sagte er knapp. Die Magier sahen sie ratlos an.
„Ihr habt sicher viele Fragen. Wenn ich versuchen würde, es euch lang und breit zu erklären, kommt ihr am Ende vollends durcheinander.“ Der Mann sammelte sich. Seine Augen schlossen sich kurz hinter den, jetzt safranfarbigen Gläsern.
Dann nickte er entschlossen, als habe er eine schwere Entscheidung endlich gefällt. Er zog die feine Kette mit dem Kristall der Hüterin aus der Tasche. „Wisst ihr, was das ist?“ Die Magier sahen mit zusammen gekniffenen Augen auf den Stein. Rhodgar brauchte etwas länger, Renata erkannte es, kaum nach dem Estragon es unter dem Tisch hervor gezogen hatte.
„Wie…“ stammelte sie. Estragon warf den Stein mit einem spitzen Klirren auf den Tisch und begann in harten, schnellen Worten zu sagen, was er zu sagen hatte. Er musste sie ins kalte Wasser werfen. Lange Reden sind zum verwirren, nicht zum klären geeignet.
„Ich habe es von einem Bekannten. Sein Name war Hilias. Er zog einst mit euch aus, um die Welt zu retten. Dabei starb er. In der Abtei. Der schwarzen Abtei.“
Er machte eine kurze Trinkpause. Die Stille war erdrückend. Estragon füllte sich jedoch völlig ausgeglichen. Der Tee war gut. Er schärfte die Sinne.
„Ich wurde in der Abtei geboren. Fragt mich nicht wie oder warum. Ich bin selbst auf der Suche nach diesen Antworten. Aber eines ist gewiss. Ich trage Teile des verstorbenen Steinmetz in mir. Sein Erinnerungen, seine Kraft, Teile seines Baugeschickes.“
Rhodgar und Renata starrten unablässig auf den Kristall, der friedlich auf der Tischplatte ruhte. Dieses Artefakt…es war der unumstößliche Beweiß. Das Symbol für die greifbare Wahrhaftigkeit.
„Hilias sah in euch Freunde. Mehr als das…Ich hingegen bin lediglich mit seine Erinnerungen ausgestattet worden und ich würde gerne wissen, warum ich in einer toten Abtei geboren wurde, mit fremden Erinnerungen eines toten in mir. Deshalb bin ich hier.“ Estragon schloss seine kleine Ansprache, in dem er die Kette langsam zu sich zog und wieder in seiner Tasche verstaute.
Die beiden Magier sahen ihn geschockt an. Er erwartete den Sturm, der folgen würde. Folgen musste.
06.04.2004, 01:21 #344
Renata
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Die Magierin hatte instiktiv nach dem Ärmel des impulsiv aufgesprungenen Rhodgars gegriffen, um ihn zum Wiederhinsetzen zu bewegen. Doch mitten in der Bewegeung - als Estragon das Wort wieder ergriffen hatte - hielt sie inne. Nun wäre es an ihr gewesen, aufzugspringen und den Besucher, der dort mit der größten Selbstverändlichkeit saß und geradezu gleichgültig an seinem Kräuteraufguss schlürfte, anzuschreien.

Wie konnte er es wagen.... "Wie... Wieso tut Ihr das? Es ist erst eine Woche her, dass Hilias starb. In dieser einen kurzen Woche wollt ihr geboren und zum Mann herangewachsen sein, von der Zeit vor Eurer Geburt, die Dauer des Reifens, einmal ganz abgesehen. DAS IST UNMÖGLICH..." Tief in ihr war aber ein Fünkchen des Zeifelns, ein Zugeständnis, dass dieser Besucher die Wahrheit sagen KÖNNTE. Zuviel hatte sie in den letzten Wochen gesehen, als dass sie diese Möglichkeit einfach hätte verwerfen können. Der Kristall, der Anhänger, das Artefakt: es war ein Beweis, wenn auch kein unumstößlicher.

Aber dieser glattrasierte, emotionsarme junge Mann, die Reinkarnation Hilias´? Geradezu unfaßbar, unmöglich, allein der Gedanke...

"Nein, ich glaube Euch nicht. Ich will und brauche mehr Beweise" Ein Zupfen machte sie darauf aufmerksam, dass sie noch immer Rhodgars Ärmel festhielt...
06.04.2004, 01:26 #345
Estragon
Beiträge: 507

Estragon zog die Augenbrauen hoch und sagte, fast beiläufig, nur ein Wort. Renata hörte es und wurde leichenblass.
"Goldstück." hallte es in der Stille des Refektoriums wieder.
06.04.2004, 01:34 #346
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Was gerade passiert war, haute Rhodgar um. Ja, es haute ihn schlichtweg um. Was war anderes zu erwarten? Natürlich trug er noch immer die Trauer in sich, die Trauer um Hilias. Stellte man sich diese Trauer als eine Streitmacht vor, eine Streitmacht in Rhodgars Geist. So. Diese Streitmacht zieht herum und herum, ohne auf etwas besonderes zu stoßen. Und irgendwann klingt sie ab. Dann war die Trauer verarbeitet und überwunden. Doch dies war eben noch nicht der Fall. Und durch die Worte und den unwiderlegbaren Beweis der Wahrheit des Gesprochenen erreichte eine zweite Streitmacht, ein Gemisch aus unendlicher Überraschung, Freude und Misstrauen, einen bestimmten Platz in Rhodgars Seele. Dort, wo schon die erste Streitmacht postiert worden war. Und nun war die logische Konsequenz, dass zwangsläufig eine Konfrontation und Eskalation folgen musste. Die beiden Heerscharen würden aufeinander eindreschen, hier und da würde es explodieren, eine schier unerträgliche Spannung läge in der Luft. Natürlich nur bildlich gesprochen. Kurzum, zwei Dinge prallten im Inneren des Schwarzmagiers aufeinander, Dinge, die unterschiedlicher ncht sein konnten, sich aber doch so ähnlich waren. Beide standen sie in Verbindung mit Hilias. Auf der einen Seite der Verlust und die damit verbundene Trauer, doch jetzt das Neue, die plötzliche Nachricht, dass ihr Freund quasi... wiedergeboren worden war. Wessen Werk oder Teufelei das auch immer war. Rhodgar wusste es nicht. Überhaupt, es war alles so verwirrend. Konnte man den Worten wirklich Glauben schenken? Aber warum denn nicht? Immerhin hatte Estragon, oder wer zur Hölle Beliars dieser Mann auch immer war, einen unanfechtbaren Beweis geliefert. Dieses Artefakt, dass er es in den Händen gehalten hatte, bedeutete wohl, dass er die Wahrheit sprach. Oder nicht?

Kreidebleich im Gesicht ließ Rhodgar sich wieder auf den Schemmel zurücksinken, von dem er gerade erst aufgesprungen war. Eigentlich hätte er ja froh sein können, sich freuen müssen. Immerhin hatte die Welt den Steinmetz auf irgendeine komische Art wiedergewonnen. Das war an sich etwas Gutes. Aber... ach es half nichts, jetzt nach Erklärungen zu suchen. Die würden schon noch folgen. Irgendwann.

"W-wenn ihr wirklich Hilias seid, irgendwie zumindest, dann... sagt mir was ihr hier zu finden hofft. Warum seid ihr hier her gekommen? WARUM?" Der Lautstärke des Schwarzmagus erhöhte sich von Wort zu Wort. Noch immer tobte die unsägliche Schlacht in ihm, und dies löste Verzweiflung aus. So langsam überkamen ihn doch wieder Zweifel.
"Hilias ist tod. TOD! Nichts kann ihn wieder zurückrufen. Wer sagt mir dass ihr dieses Schmuckstück nicht jemandem abgenommen hat, der es zufällig in den Ruinen der Abtei gefunden hat? IHR SEID WAHRSCHEINLICH NICHTS MEHR ALS EIN DRECKIGER DIEB!" Dass Estragon dies in keinem Fall sein konnte (wie sollte er denn sonst über alles im Kastell bescheid wissen), übersah Rhodgar in seiner Wut. "Wer sagt mir, dass ihr die Wahrheit sprecht. Wahrheit, was ist das überhaupt? Das ganze Leben ist ein einziges Netz aus Lügen und Intriegen, gesponnen von der Spinne Schicksal. Und Hilias ist ihr ins Netz gegangen..." sprach er, nun leiser.
06.04.2004, 01:40 #347
Renata
Beiträge: 455

Ja das war ein Beweis. Ein anderer als alles, was sie erwartet hatte. Ein Beweis, der zu einer Schlußfolgerung führen musste, die der Magierin den Magen umdrehte.

DU???
Du auch... ???
06.04.2004, 01:51 #348
Estragon
Beiträge: 507

Estragon lächelte sein dünnes, distanziertes Eislächeln. Er hörte auch die Vorwürfe und Zweifel von Rhodgar ohne große Überraschung. Seine Stimme erhob sich. Hart, kalt und nackt wie die eines Steingolems. Seine tiefe, kratzige Stimme wurde von den Wänden wieder und wieder abgestoßen, als ekelten sie sich vor den Worten.
„Warum? Warum ich geboren wurde? Wie ich eine Reinkarnation von Hilias sein kann, wo doch nur wenige Durchstücke des Steinmetz in mir aufgegangen sind? Weshalb ich hier bin, wo er doch eindeutig und unwiederbringlich tot ist?“

Estragon hielt kurz inne. „Ich sage euch, warum. Weil es eben so ist. Ich will auch das Wieso erfahren. Doch vorerst muss ich mich mit den Gegebenheiten abfinden. Meine Bestimmung ist mir noch verschlossen. Aber ich wurde nicht grundlos in diese Welt entlassen. Nicht grundlos gab man mir das Wissen eueres Freundes. Nichts geschieht zufällig. Alles hat einen Sinn. Nun will ich nur wissen, was der Sinn hinter meiner Existenz ist. Hilias ist Staub im Wind. Ich nicht. Also hadern Aufgaben meiner.“

Estragon klopfte auf seine Tasche. „Außerdem muss ich der Hüterin den Stein wiedergeben. Er gehört ihr. Auch das ist ein Grund warum ich hier bin. Jetzt bin ich erschöpft. ich werde mich von den Dämonen einquartieren lassen.“ Er hob die Tasse, leerte sie in einem Zug, schulterte seine Rucksäcke und steuerte den Ausgang des Refektoriums an.
Kurz vor der Tür blieb er stehen. „Und Renata? Der Geist, der einst in Hilias innewohnte ist genauso vergangen, wie die Seele des Steinmetz selbst. Beide werden nie wieder einen Fuß in das Reich der Sterblichen setzen. Mein Wort darauf.“

So verließ er die beiden verwirrten Magier.
06.04.2004, 02:35 #349
Renata
Beiträge: 455

Verwirrt war gar kein Ausdruck. Hätte Renata ihren Gemütszustand in diesem Augenblick beschreiben müssen, wäre die Umschreibung "verwirrt" darin eher nicht vorgekommen, hätte dieses Attribut doch nur sehr unzulänglich wiedergegeben, was sie gerade bewegte.

Sprach dieser Mann die Wahrheit - und darin gab es kaum noch Zweifel - war er weniger als eine Woche alt. Ein Kleinkind. Hatte dieses Kleinkind auch nicht Hilas´ Charakter, verfügte es doch über dessen Wissen.

Immer noch hing der Duft des Tees in der Luft, den Estragon getrunken hatte. Bei Beliar, was hatten sie morgen alles Seraphin und Ceron zu erzählen. Jede Wette, dass sie ihnen nicht glauben würden.
06.04.2004, 08:45 #350
Dûhn
Beiträge: 290

Fast hätte Dûhn gelacht, als er das erstaunte Gesicht seines Freundes sah.
Es war kaum zu glauben, aber Azathots 'Geheimtaktik' schien tatsächlich zu funktionieren.

Mit aufbauschendem und im Wind knatterndem Mantel stob die riesige Silhouette des Hühnen vorwärts und führte einen kräftigen Hieb von links nach rechts. Nichtsdestotrotz war dies ein Kampf gegen einen seiner Freunde und so fielen die Schläge des Kolosses nicht annähernd so kraftvoll aus wie in seinem Kampf gegen die mordlüstigen Knochenmänner.
Hírgalad indes, parierte den brutal gehackten Schlag mit einiger Leichtigkeit und führte, noch im Rückwärtssprung, seine Klinge elegant über das Bastardschwert seines Gegners. Fast schien der Stahl zu singen, als die beiden Schneiden aneinander vorbei jagten und funkensprühend aufleuchteten.
Doch Dûhn hatte nicht gegen eine Übermacht gekämpft um sich nun so leicht das Schwert aus der Hand treiben zu lassen. Mit einer schnellen Drehung des Handgelenks richtete der Riese seine enorme Klinge auf und stoppte den Schlag seines Freundes recht unsanft mit der Parierstange. Eine schnelle Drehung seitwärts und die Schneide seines Gegenüber war zwischen Parierstange und Klinge eingeklemmt. Mit einem leichtem Rütteln signalisierte Dûhn seinem Freund Hírgalad das er nun in der Lage wäre ihm das Schwert zu entreißen.
Die Antwort des blonden Schwarzmagiers bestand aus einem anerkennenden Nicken und einem schelmischen Zwinkern. Noch während der Riese zurücklächelte ließ sich Hírgalad fallen und bewegte sein Schwert entgegen der Hebelrichtung seines Gegenüber. Die Waffe befreite sich mit einem metallischen *KLANGGG* und beschreib einen schnellen, hart geführten Bogen, während Hírgalad sich zu einem von Rechts nach links eingedrehten Schlag fallen ließ.
Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern rammte Dûhn seine Waffe in den Boden vor ihm und stoppte so den blitzschnellen Schlag, der auf seine Beine zielte mit einem so plötzlichen Ruck, dass er Hírgalad fast das Schwert aus der Hand riß.

"Du Kämpfst wie eine Kuh!" lachte der Hühne und entfernte sein Schwert mit einem Ruck aus dem harten Untergrund. Hírgalad, immer noch verwirrt von Dûhns verbalen Ausschreitungen, aber langsam aber sicher amüsiert grinsend, rollte sich geschickt wieder auf die Beine und schlug einen Hieb überkopf, gegen die rechte Schulter des Riesen. Dieser indes parierte den Schlag mit Leichtigkeit.
Doch genau darauf hatte der Blondschopf gewartet. Ein seitlicher Tritt, meisterlich in die Kniekehle des riesigen Schwarzmagiers gezielt, lies diesen mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu Boden sinken und machte den Weg für Hírgalads Klinge frei.
Fast schon gemächlich und mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er die Klinge an Dûhns Hals. Dieser indes lies sich davon nicht beeindrucken und bewegte, gleichfalls lächelnd, seinen Schwertarm ein wenig auf und ab.
Hírgalad Blick war in diesem Moment wohl bühnenreif, als er bemerkte das die monströse Klinge seines großen Freundes sich mit der Schneide direkt unterhalb seins Gemächtes befand und nur einen Zoll davon entfernt war, seinen Tag um einiges schlechter zu gestalten.

Lachend erhoben sich die beiden Kämpen und wirbelten wieder zurück in ihre Ausgangsposition.
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