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14.02.2004, 21:41 #351
Dumak
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Sängerwettstreit der Magier -
Gepostet von mir beim gleichen Sumpffest.

Schläfers Macht

Durch des Lenzes laue Lüfte
Schwaden schweben Schwalben gleich,
kein dunkles Gräuel grauer Grüfte,
nicht niedrer Nebel wallt vom Teich.

Sumpfkraut ruft die röchelnd Raucher,
sein duftend Dunst das Dasein süßt,
wie trockner Tritt den nassen Taucher
das grüne Gras den Bruder grüßt.

Visionen schon der Schläfer schickte,
mit Zauber durch den Zaun der Zeit
und bebend blaues Auge blickte,
was einst soll sein, wenn’s ist soweit.

Und während ihres Weges wandern
Sonne, Sterne, Sichelmond,
vielleicht auch einst das Aug’ von andern
sieht, daß sich der Schläfer lohnt.

Mit Schläfers Macht kann nichts sich messen,
drum trocknen Wegs und trabend Tritts
und Lieb und Leid lasst uns vergessen,
kommt zum Sumpfe, schnellen Schritts.
14.02.2004, 21:42 #352
Dumak
Beiträge: 465
Sängerwettstreit der Magier -
Das auch

Der Nix und seine Töchter

Wenn der Mond am Himmel steht
und die Sonne untergeht,
dann kannst du an manchen Nächten
den Nix, den Barte voller Flechten,
aus dem Weiher steigen sehn.
Nach ihm seine Töchter gehen.
Und zum Bade sie nun schreiten,
lassen sich vom Mondlicht leiten.

In aus Schilf gewachsnen Hallen
lassen sie anmutig fallen
ihre algengrünen Kleider.
Doch der alte Nix wacht leider
über ihre Badestelle
an erlenbruchgesäumter Quelle.
Und so wird’s dir kaum gelingen,
bis zu ihnen vorzudringen.

Sticht dich jedoch der Übermut,
so rat ich dir, doch höre gut,
schneid aus Weide dir zwei Pfropfen,
die mußt du in die Ohren stopfen,
denn wenn du hörst die Nixen singen,
wird es dir nicht mehr gelingen
ihren Armen zu entkommen,
keiner ist jemals entronnen.

In die Tiefe ziehn sie dich
Das Wasser braust ganz fürchterlich,
nie wieder lassen sie dich ruhn,
mußt ewig für sie Dienste tun.
Wer nachts sich an den Teich begab,
fand oft im Ried sein nasses Grab.
Drum solltest du den Weiher fliehn,
eh sie dich unter Wasser ziehn.

Doch hast du meinen Rat befolgt
und das Glücke war dir hold,
erreichst du taub für ihre Lieder
eins der moosbestickten Mieder,
so nimm es an dich still und leise,
denn nur auf diese eine Weise
ihren Zauber hältst du aus,
kannst sie dann führen in dein Haus.

Doch auch bei tränenreichem Flehen
laß sie niemals wieder gehen,
denn kehrt zum Teiche sie zurück
schwindet sofort auch dein Glück.
Drum halt die Kleider gut versteckt,
daß sie niemals mehr entdeckt
was ihr Herz an deines bindet.
Aus ist’s, wenn sie’s wiederfindet.
14.02.2004, 21:44 #353
Dumak
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Sängerwettstreit der Magier -
Und dann noch das hier:

Die Bestellung

Ein einsam Humpen steht auf dem Tisch,
es dauert mich, ihn so allein zu sehn.
Drum bringt mir ein Bier und zapft es ganz frisch,
laßt neben dem ersten Bierkrug es stehn.

Jetzt hab ich zwei Bier, nichts halbes - nichts ganzes,
ich glaub, ich brauch noch ein drittes dazu,
erst recht nach der großen Hitze des Tanzes
läßt mich der Gedanke nicht mehr in Ruh.

Drei Bier, das ist ja ganz unsymmetrisch,
das sieht mein gelehrter Magen nicht ein
und deshalb kipp ich mit mächtigem zisch
den vierten Bierkrug mir ganz schnell noch rein.

Fünf ist doch auch ne ganz nette Zahl,
das wollt ich schon immer mal wieder sagen.
Das nächste Bier bringt mir auch gar keine Qual,
im Gegenteil: mein Bauch gluckst vor Behagen.

Doch die Behaglichkeit könnt größer noch sein,
ich hab da noch so eine fixe Idee:
wäre ein sechstes Bier doch nur mein,
die als nächstes Ziel ich anseh.

Zum Glück ist der Wirt heute flink auf den Beinen,
Nummer sechs findet den Weg zu den andern fünf Bier.
Jetzt geht’s mir gut, das will ich doch meinen.
Ja, doch, ich fühl mich ganz wohle hier.

Der Wirt, der ist nun mein bester Freund,
er liest ab mir die Wünsche aus meinen Augen.
Die nächste Bestellung er nicht versäumt,
Bier sieben und acht gewiss etwas taugen.

Und damit sie nicht ganz so alleine sind,
kommt auch das neunte Bier zu mir schon.
Irgendwie ich meinen Mund nicht mehr find.
Lacht etwa jemand vor lauter Hohn?

Und endlich kommt auch das zehnte Bier,
worauf ich ja ewig lange schon wart.
Nur eins erscheint plötzlich seltsam mir,
doch noch bin ins Bier ich ganz schrecklich vernarrt.

Jetzt wend ich mich meinem Problem aber zu
und zwar ist die Decke vollkommen schief.
Ich glaub, ich leg mich besser zur Ruh,
eben der Wirt schon abgewinkelt lief.

Und warum klebt mir der Boden anner Backe?
Und das Bier fließt mir an der Nase vorbei.
Ich glaub, ich bin voll und ziemlich hacke,
ach was solls, mir doch einerlei.

Hey, ich kann fliegen, das ist ja toll.
Autsch, die Landung war mächtig hart.
Jetzt lieg ich im Dreck, bin sternhagelvoll,
rausgeworfen und das nicht mal zart.

Ich bette mein Haupt auf ein Büschel voll Gras,
am Himmel funkeln die leuchtenden Sterne.
Ein netter Regen, der pieselt mich naß.
Morgen früh geh ich wieder hin zur Taverne.
14.02.2004, 21:45 #354
Dumak
Beiträge: 465
Sängerwettstreit der Magier -
Und das hab ich vor ein paar Tagen in der Taverne "Zur toten Harpyie" gepostet:

Ein unbedachtes, falsches Wort,
zu schnell ist es laut verbreitet.
Kommt aus Empfindens dunklem Hort,
fliegt rasch von der Zunge fort,
wenn Zorn die Gedanken leitet.

Wenn umwölkt die Stirne ist,
des Geistes Dunkelheit fortschreitet
und du im Griff des Schlechten bist,
dann die Vernunft du nicht vermisst,
wenn Zorn die Gedanken leitet.

Schnell ist viel kaputtgemacht,
wenn dich des Zornes Dämon reitet.
Mit Worten hast du unbedacht
in Freunden Bitterkeit entfacht,
wenn Zorn die Gedanken leitet.

Drum halte eine Weile ein,
bis dein Blick sich wieder weitet
und Klarheit zieht ins Haupt dir ein,
denn du wirst schlecht beraten sein,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
20.02.2004, 20:43 #355
Dumak
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Thekengespräche #16 -
Ah, ein Desktop-Bilder-Thread.
http://worldofgothic.de/sigs/don-es...esktop-bild.jpg
Und den hab ich schon lange. Mindestens ein halbes Jahr.
21.02.2004, 18:59 #356
Dumak
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Die Stadt Khorinis #27 -
Die frühe Winterdämmerung hatte die Insel schon fest im Griff und auch die Stadt an der Küste war ihr nicht entgangen, als ein einsamer Wanderer die Zugbrücke des Stadttores betrat. Dumak grüßte leutselig die Wachen, die es allerdings für unter ihrer Würde hielten, ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Nunja, er war ja auch keine Gefahr. Auf dem Fuße folgte dem Barden sein großer, schwarzer Hund.
»Aahhh, ein Warg! Die Stadt wird angegriffen, die Orks kommen.« Einer der beiden Wachsoldaten zog blank und stürmte voller Panik über die Brücke in den Wald. Der andere schaute verdutzt und rief seinem Kollegen noch hinterher. »He, du Saftnase. Hier sind keine Orks. Nur dieser komische Köter. Also reiß dich zusammen!«
Aber sein Kumpan war wohl schon über alle Berge. Von irgendwo tief aus dem Wald hörte man noch leise sein Geschrei hervorschallen.
Dumak hatte sich umgedreht und schaute den Hund vorwurfsvoll an. Der setzte sich auf sein Hinterteil und blickte treuherzig mit schiefgelegtem Kopf zurück. Dumak wandte sich an den verbliebenen Wachsoldaten. »Das ist kein Warg. Das ist ein reinrassiger Jagdhund. Vor allem jagt er Warge«, behauptete er kühn.
»Reinrassig, soso. Dafür sieht er aber ziemlich heruntergekommen aus.« Der Soldat war skeptisch.
»Naja, er tollt eben gerne herum. Was glaubst du, was das immer für eine Arbeit ist, ihn zu baden und zu waschen, zu kämmen und zu parfümieren.«
Jetzt hatte er wohl etwas zu dick aufgetragen. Der Soldat war nicht blöd.
»Verschwinde bloß, ehe ich dich wegen Landstreicherei in den Kerker schmeißen lasse.«
»Bin schon weg.« Dumak pfiff den Hund herbei und rief dem Wachmann zum Abschied noch ein »Hoffentlich kommt dein Kamerad bald von seinem Ausflug wieder« zu, ehe er sich der Stadt zuwandte.
»Jaja, der geht nicht verloren, der hat sowas öfter. Komischer Kerl.«
Dumak betrat die Stadt.
22.02.2004, 17:35 #357
Dumak
Beiträge: 465
Die Stadt Khorinis #27 -
Dumak saß in einer Kneipe und hörte sich um, als er die Trommeln vernahm, die in der ganzen Stadt erklangen.
»Was ist denn da los?«, wandte er sich an seinen Tischnachbarn, der wie er für ein paar Bier und die neuesten Gerüchte hierhergekommen war.
Der schaute ihn skeptisch an. »Wo kommst du denn her? Das weiß doch die ganze Stadt! Gestern Nacht wurde ein übler Verbrecher gefangen und heute wird er seiner gerechten Strafe zugeführt.« Kopfschüttelnd griff der Mann nach seinem Bierkrug.
»Und was ist seine gerechte Strafe?« Dumak blieb dran.
Der Mann verleierte seine Augen. »Na was wohl, er wird an seinem Hals aufgehängt, bis das der Lebensatem seinen Körper verläßt. Und das zu Recht! Prost!«
Er hob den Becher und Dumak ließ seinen gegen den des Gastes knallen. Danach nahmen beide einen tiefen Zug, währenddem sich Dumak seinen Teil dachte. Typen wie diesen kannte er, die beschwerten sich ständig über die Miliz, über ihre Faulheit, die hohen Steuern, die Korruptheit und so weiter, aber wenn sie dann mal irgendeinen armen Kerl schnappten und aufhingen, dann kuschten sie und riefen laut bravo, in der Hoffnung, daß ihr Beifall gnädige Ohren erreichte.
»Was hat dieser üble Verbrecher denn so alles verbrochen?«
Der Mann schaute etwas skeptisch, geriet dann aber ins Erzählen, als ihm Dumak einen neuen Krug ausgab.
»Man erzählt sich«, er neigte sich gemeimnistuerisch zu dem Barden herüber und seine Stimme wurde zu einem Wispern, »daß er letzte Nacht vier (!) Leute der Miliz umgebracht hat und die halbe Miliz auf der Jagd nach ihm war. Und dann, nach langem Kampf, der Anführer der Milizen, konnte ihn nicht dingfest machen, hat ihn endlich einer besiegt. Es heißt, der Sieger höre auf den seltsamen Namen Teufelslama. Ich glaube aber, daß ist nur ein Deckname.«
Dumak schaute den Mann von der Seite an. »Deckname? Wozu das?«
»Na hör mal! So ein Held wie dieser muß sich doch schützen. Wenn das ganze Verbrechergesindel mitbekommt, das der einen der stärksten von ihnen besiegt hat, machen die doch Jagd auf ihn. Wenn du mich fragst, ist das ausgesprochen clever, seinen richtigen Namen zu verschweigen.«
Dumak hatte eine andere Theorie. »Ach, und um seine Tarnung perfekt zu machen, versteckt sich dieser strahlende Held bei den Stadtwachen? Na klar! Ich glaube eher, Teufelslama ist ein Kampfname. Der kämpft wahrscheinlich wie ein Teufelslama.«
Der Mann brummte unzufrieden. »Teufelslama, so ein Quatsch, davon hab ich ja noch nie gehört.«
Dumak wirkte eifrig. »Aber wenn ichs dir doch erzähle! Teufelslamas kommen tief im Süden vor, das sind riesige Kreaturen mit zwei Köpfen und fünf Armen, die zerreißen einen Reiter glatt in Stücke. Samt Pferd.« Er nickte bekräftigend.
Der Mann jedoch verzog das Gesicht. »Willst du mich etwa auf den Arm nehmen?«
»Achwas, Gevatter, ich doch nicht... ich doch nicht.«
Und damit stand Dumak auf und verließ lachend die Taverne, um zum Galgenplatz zu gelangen.
Er kam geradenoch rechtzeitig, um die Ankjlageverlesung zu hören:
»Der ehemalige Waffenknecht Hilias wird der folgenden Verbrechen angeklagt:
Heimtückischer, brutaler Mord an drei Gardisten des Königs;
Angriff auf den Hauptmann der Garde...ähm, also mich;
Widerstand gegen die königliche Gewalt;
Verrat an der Garde des Königs; Verrat an Innos;
Verrat an der Stadt Khorinis;
Teufelsanbetung.«
Der Ausrufer legte eine kurze, wichtige Pause ein und das versammelte Volk schmetterte dem Verurteilten einige abfällige Rufe entgegen, dann fuhr er fort. »Das Urteil lautet: Tod durch den Strick! Vollstrecker, wenn ich bitten darf...«
Dumak wühlte sich durch die Menge, um einen einigermaßen guten Platz zu ergattern.
22.02.2004, 18:04 #358
Dumak
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Die Stadt Khorinis #27 -
Atemlos schaute der Barde dem Geschehen zu. Der Verurteilte war zum Galgen geführt worden, dann war ihm der Strick über den Kopf gestreift worden und einer der Milizionäre betätigte den Hebel der Klappe, die den Verurteilten durch ihr Beiseiteschwingen den Boden unter den Füßen wegriß. Durch die Menge ging ein Raunen, als der Mann am Strick baumelte, um so für seine Untaten zu büßen. Die Miliz hatte Recht gesprochen. Und gehängt wurde nicht alle Tage. Von diesem Ereignis würde sicher noch eine Weile geredet werden.
22.02.2004, 19:04 #359
Dumak
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Die Stadt Khorinis #27 -
Die Menge hatte sich wieder verzogen. Der Tote war vom Galgen abgenommen und weggeschafft worden. Es gab nichts mehr zu sehen. Nur noch der Galgen stach in den Himmel, wie ein mahnender Zeigefinger, daß der König und in seinem Namen die Stadtwache es nicht duldeten, daß Recht und Ordnung verletzt wurden. Auch Dumak trollte sich, um sich wieder in eine Taverne zu verziehen und über das eben Gesehene zu sprechen, Gerüchte zu hören und Meinungen auszutauschen. Die Anklagelatte war ja ziemlich lang gewesen. Jede Menge Platz für Spekulationen. Grinsend über die sicher bald zu hörenden hitzigen Diskussionen, angetrieben durch zu viel süffiges Bier im Kopf trat er in eine Taverne in der Nähe des Magiertempelchens, bei dem gerade ein Bewaffneter mit Vatras redete, ein.
22.02.2004, 19:34 #360
Dumak
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Reaktionen auf die Bekanntgebungen des Rates #7 -
quote:
Zitat von Gorr
(Seht ihr, das ist ein Grund warum man kein Ratler werden sollte ! ;))

Im ZuX schafft es das Gremium, über ICQ heimlich vier ja-Stimmen für die Beförderung des fünften Mitglieds zu bekommen. ;)
Tja, ZuX: it's magic. :D ;)
22.02.2004, 20:39 #361
Dumak
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Reaktionen auf die Bekanntgebungen des Rates #7 -
Ein Barde singt nunmal für den, der ihn am besten bezahlt. :D
Die Welt ist schlecht. ;)
25.02.2004, 17:56 #362
Dumak
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Onars Hof # 16 -
Mit leichtem Schritt traf ein Mann ein. Pfeifend war er an den Wachen vorbeigestiefelt, hatte sie mit einer Handbewegung und einem Lachen gegrüßt. Doch nach Lachen war ihm eigentlich gar nicht zumute. Nicht, weil ihm noch die Ereignisse in Khorinis in Gedanken waren. Eine Hinrichtung war zwar nichts alltägliches, doch solange es irgendein Fremder war, ging ihm solch ein Ereignis nicht sonderlich nahe. Im Gegenteil, er benutzte das Ereignis, um ein schauerliches Lied zu dichten, an dem er schon den ganzen Weg von der Stadt bis hierher feilte.

»Und als er hingemordet hatte
die arglos Wächter in der Nacht,
nach großem Ringen zuletzt wurde
zum Galgenplatz er hingebracht.«

Nein, er war viel mehr betrübt, weil er nicht so recht wußte, wie er Lee davon überzeugen sollte, daß er sein schändliches Leben geändert hatte und nun ihm dienen wollte. Auch als einfacher Bandit. Doch war er überhaupt noch ein Bandit? Nein, nicht wirklich. Er hatte dem rechtlosen Leben eines Diebes, Hehlers und Banditen adé gesagt. Es war vorbei für Dumak. Und dies hatte ihm ausgerechnet das Ereignis gezeigt, das er zuerst für seinen größten Coup gehalten hatte: Die Entführung von Aeryn. Das hätte sein großer Einstieg in den Sklavenhandel werden können. Die ganz große Kohle hatte gelockt, Penunzen, Moos, Kies, Schotter...
Aber nein, da mußte sich ja plötzlich, nach all den Jahren, das Gewissen melden und gleich noch den Verstand mitbringen. Da konnte man ja nichts mehr gegen sagen. Ach, es war wohl besser so. Nur, wie sollte er jemals friedlich mit dieser Aeryn auskommen? Er war sicher, sie war mittlerweile wieder auf dem Hof und schäumte über vor Rachedurst. Ach, diese dumme Rache. Dumak hoffte einfach, daß sie nicht so dumm war und ihr Leben unter das schwarze Banner der trotzigen Vergeltung stellte, denn damit traf sie letztenendes nur sich selber, wie Dumak fand.
»Ja, ich glaub, so gehts«, murmelte er gerade, als er an den Wachen vorbeilief, die das Haupthaus bewachten und meinte den Text des Liedes damit, den er gerade noch vor sich hin gesummt hatte.
»Halt! Wohin?« Die Söldner hielten ihn an.
»Zu Lee«, antwortete Dumak einsilbig. »Hab ihm was zu sagen.«
»In Ordnung, aber mach keine Dummheiten. Wir mögen keine Dummheiten. Und die hier«, der eine Wächter wies auf seine Keule, »mag Dummheiten noch viel weniger, wenn du weißt, was ich meine.«
Er lachte dreckig.
»Ja, ich denke, ich weiß es. Ihr und eure hochgelehrte Waffe mögt nur studierte Leute, nicht die dummen Nichtsnutze von der Straße, wie sie besonders oft vor Eingängen und Toren herumlungern. Gut so!
Nun denn, gehabt euch wohl.«
Und damit trat Dumak zwischen den Wachen hindurch und betrat das Haus, um vor Lee zu treten.
Der Gesuchte saß mit seinen höchsten Männern an einem Tisch vor dem Kamin, der das Zimmer mehr schlecht als recht erwärmte. Ein Ofen wäre sicher besser gewesen, aber dieser Onar hielt wohl noch Kamine für den letzten Schrei. Da konnte man nichts machen.
»Ähem... Seid gegrüßt, General Lee.«
Die Männer sahen auf.
»Ihr kennt mich nicht, doch ich kenne euch.«
Oh scheiße, was für ein abgedroschener Spruch. Das fing ja gut an.
»Also, weswegen ich hier bin...«
Verdammt, wo waren all die galanten Worte, die allglatten Formulierungen, die treffenden Bemerkungen, die Dumak sonst von der Zunge flogen, wie ein Schwarm Spatzen.
Stell dich gerade!
Er straffte sich.
»Ich sag es frank und frei, doch laßt mich bis zu Ende sprechen und entscheidet dann.«
Lee nickte kurz, die anderen setzten eine mehr oder weniger interessierte Mine auf.
»Ich war an der Entführung eurer zukünftigen Kriegerin Aeryn beteiligt. Ich habe die Frau im Minental von einem mir unbekannten Manne erstanden für den Preis von fünfunddreißig Münzen und einem Messingknopf.«
Die Gesichter von einigen der Männer verzogen sich zu einem Grinsen, als sie das hörten »Höhöhöhö, hört Ihr, Lee, eure Krieger werden jetzt mit Messingknöpfen bezahlt. Das spart viel Geld.«
»Ja, aber dafür werden jetzt die Knöpfe knapp«, antwortete ein anderer und alle lachten.
Bis auf Lee. »Schweigt! Laßt diesen Mann zu Ende sprechen«, sagte er ernst.
Dumak deutete mit einem Kopfnicken eine Verbeugung an.
»Nun, obwohl es in meiner Macht stand, die Kriegerin zu jedem Punkt der Insel zu verschleppen, mit ihr zu tun, was mir beliebte und ich keinen einzigen Gedanken an sie verschwenden hätte müssen, habe ich sie nicht verschleppt, ihr nichts angetan und ständig an sie gedacht.«
»Höhöhö Kleiner, hast dich wohl in sie verguckt?«
»Ruhe!« Lee donnerte mit der Faust auf den Tisch. Der Söldner zog den Kopf ein und war still. »Weiter«, befahl er Dumak.
»Nein, verguckt hab ich mich nicht in sie. Ich hab mir ihre Geschichte durch den Kopf gehen lassen. Sie hat ein Ziel, das sie verfolgt, ich hatte keins. Sie wußte, wo sie hingehört, ich wußte es nicht. Sie konnte Recht von Unrecht unterscheiden, ich konnte es nicht.
Und so mußte ich einsehen, daß ich irrte, was mein bisheriges Leben betraf. Von nun an will ich ein Ziel haben, von nun an weiß ich, wo ich gern hingehören will und von nun an sehe ich klar, was den Unterschied zwischen Recht und Unrecht angeht.
Und so frage ich euch, ich Dumak, der viele Jahre irrte und in tumber Selbstsucht verharrte und jetzt erwacht ist aus dieser Torheit, wollt ihr meine Dienste in Anspruch nehmen, die ich euch anbiete aus freien Stücken und mit ebensolchem Herzen.«
(Ja, das klang doch nicht schlecht. Dumak hatte seine Selbstsicherheit wiedergefunden.)
»Ihr fragt, worin die Dienste eines kleinen unbedeutenden Mannes, wie ich es bin, bestehen können? Ich sage es Euch. Ich bin ein Kämpfer, einer der besten. Nicht mit dem Schwert, nicht mit der Keule und auch nicht mit einer anderen derartigen Waffe.
Ich kämpfe mit der Zunge, denn sie ist manchmal schärfer als das beste Schwert und das Wort trägt manchmal glänzendere Siege davon, als die beste Schlachttaktik.
Als Beispiel meines Könnens soll dieses Lied dienen, gereimt in dem alten Hofmaß, das die eitlen Barden der nicht weniger eitlen edlen Herren von Myrtana so kunstvoll beherrschen.«
(Hatte Lee tatsächlich ein wenig gelächelt beim letzten Satz des Wortedrechslers?)
Dumak zauberte mit einer gekonnten Bewegung seine alte, abgegriffene Laute von irgendwo im Rücken hervor und hub ohne noch eine Pause zuzulassen, in der womöglich einer der Männer einen Einspruch hätte vorbringen können an, zu singen:

»Auf hohen Turmes Zinne ∙ einst König Rhobar stand
Die Stirne furchten Falten ∙ als er sah übers Land.
Zum Führer seines Heeres ∙ hub er zu sprechen an
und richtete die Worte ∙ an seinen treuen Mann:

›Mein Reich, das ist zerrissen ∙ seit allzulanger Zeit.
Schon Feinde sich einschiffen ∙ und es ist nicht mehr weit
mit meiner Königsherrschaft, ∙ die Feinde sind zu stark.‹
Des Königs Seufzer trafen ∙ den Recken bis ins Mark.

›Darum nimm deine Brünne ∙ und gehe nun zum Heer
Sollst deine Mannen leiten. ∙ Nimm Schwert dir, Helm und Speer.‹
Sogleich der tapf’re Hüne ∙ den Helm setzt’ auf sein Haupt
und sagte dann: ›Ich reite, ∙ wenn ihr es mir erlaubt.‹

So zog er denn von dannen ∙ in eine blut’ge Schlacht
und siegt’ nach langem Kampfe, ∙ den er nicht hat entfacht.
Das Streitroß schweißbehangen, ∙ die Nüstern voller Dampf
kam er zurück gegangen ∙ als Sieger aus dem Kampf.

Das Schicksal ihm nun reichte ∙ den Kelch des Niedergangs.
Er trank ihn bis zur Neige: ∙ ein Opfer seines Rangs.
Am Königshofe Neider, ∙ sie planten den Verrat,
gedung’ne Mörder führten ∙ aus die verruchte Tat.

So wurde er gefangen ∙ als grad er kam zurück,
das sie ihn nicht gleich hingen, ∙ das war sein großes Glück.
Von Häschern eingekerkert ∙ er wußte nicht den Grund.
Ins Loche sie ihn zwangen, ∙ gleich einem räudig Hund.

Er saß an manchen Tagen ∙ in dämmrig Dunkelheit
durch Neidlings falsche Lügen ∙ in Kerkereinsamkeit.
Bis das mit einem Schlage ∙ auffunkelt Tageslicht,
sein Ohr mußt es ertragen, ∙ was nun der Richter spricht.

›Hart sollt ich dich bestrafen ∙ an Leben und an Leib.
Ein Diener dich gesehen ∙ bei unsres Königs Weib.
Die hohe Frau gemordet, ∙ ein gräßlich Bild sich bot,
vom Blut rot deine Hände, ∙ verdient hast du den Tod.‹

›Zur magischen Barriere ∙ verurteil’ ich dich nun,
das bis zu deiner Bahre, ∙ du niemals mehr kannst ruh’n.
In tiefen Schächten schlagen ∙ sollst du das magisch Erz,
auf daß dies Urteil ehre ∙ des Königs gütig Herz.‹

Solch niedere Intrigen ∙ die brachten so den Held,
an den heranzuragen ∙ an Mut in dieser Welt,
an ungezählten Siegen ∙ des Adels feige Brut
nie jemals konnte wagen, ∙ in der Minen Glut.

Sein Wunsch nach künft’ger Freiheit, ∙ der ward zu seinem Gral
und oft er nachgesonnen: ∙ wie flüchten aus dem Tal?
Doch ungezählte Wochen ∙ blieb er gefangen lang,
es wurde nicht gebrochen ∙ der Zauberkräfte Bann.

Doch blieb er seinen Zielen ∙ ergeben fest und treu,
auch Söldner für ihn kämpften ∙ so tapfer wie der Leu.
Die Freiheit sie erstrebten ∙ nicht minder sie an Zahl.
Die Treue sie ihm schworen ∙ das sollt’ sein ihre Wahl.

Die Stirn er hat geboten ∙ der Erzbaronen Macht,
daß sie nur noch mit Wachen ∙ ruhig schliefen in der Nacht.
Ein kleines Stück von Freiheit ∙ schuf er mit harter Hand,
die Wachsamkeit der Söldner ∙ der Stärke Unterpfand.

Selbst Magier für ihn stritten ∙ verfolgten einen Plan,
das Erz, das wurd gesammelt ∙ zu Bergen es getan.
Mit magisch Formelwerken ∙ durchbrechen wollten sie
die Mauern der Barriere, ∙ doch gelang es nie.

Als die ersehnte Freiheit ∙ dann eines Tages kam
- ein Wunder schien es allen, ∙ denn es war wundersam -
hat ihn und seine Mannen ∙ das Tal nicht mehr gesehn.
Bei Onar er seitdem sitzt. ∙ Sag Lee, was soll geschehn?«

Das Lied war aus, Dumak verstummte und verbeugte sich leicht.
»Laßt mich für Euch mit meinen Worten kämpfen, laßt mich Euren Mann sein. Ich will für Euch einsteh'n.«
Hatte Lee der Gesang über ihn gefallen, die alten Zeiten waren darin angeklungen? Dumak wartete gespannt auf Lees Antwort.
25.02.2004, 18:00 #363
Dumak
Beiträge: 465
Absprachen fürs RPG #4 [SFZ] -
Hallo Leute vom Rat. Ich hab hier:
http://forum.gamesweb.com/forums/sh...839#post3340839
mit Dumak Lee angesprochen und hätte gerne eine (möglichst positive) Antwort von ihm. Wer auch immer Zugriff auf den Lee-Account hat, den möchte ich mal bitten, was zu schreiben, darf ruhig kurz sein.

Sorry, daß mein Post so lang ist, hätte das wohl lieber auf mehrere aufteilen sollen, aber die Länge hab ich vorher nicht absehen können.
25.02.2004, 18:05 #364
Dumak
Beiträge: 465
Thekengespräche #16 -
quote:
Zitat von Carthos
bevor es da klingelt sollte es aber schon bei deep purple klingeln ;)
wohl die bekannteste band die da aufgelistet wurde :D

Er hört doch gar nicht Deep Purple sondern angeblich "Deep Pulple" - wer immer das auch seien mag. :D
Vielleicht ne Coverband. ;)
25.02.2004, 18:09 #365
Dumak
Beiträge: 465
Die Guten Geister - Hilfe für jeden -
quote:
Zitat von Ernesto
Habt ihr einen Thread wo alles drinsteht?

Klar gibts den. Er hat den überaus irreführenden Namen "Wie sieht Khorinis in unserem RPG wirklich aus" :D
(Das hätteste jetzt nicht gedacht, oder?)
25.02.2004, 21:30 #366
Dumak
Beiträge: 465
Onars Hof # 16 -
»Die Sache mit Aeryn werde ich versuchen, selbst zu bereinigen. Ich werde sie aufsuchen und mit ihr reden. Naja, ich werds zumindest versuchen.«
Dumak grinste verlegen. Dann verbeugte er sich noch einmal und verließ dann den Raum. Das war doch gar nicht so schlecht gelaufen. Aber der schwierige Teil kam noch: Aeryn. Wahrscheinlich würde sie sofort mit dem Schwert auf ihn zustürzen, um ihn zu rasieren. Und zwar die Art von Rasur, die entgültig war. Hoffentlich kam es nicht ganz so schlimm.
Was für eine Aufgabe das sein sollte, die Lee ihm aufgab, war Dumak schleierhaft. Er hatte dem General gesagt, womit er dienen könnte: Mit wohlgesetzten Worten wollte er für ihn und seine Sache werben. Das Angebot sollte sich Lee nicht durch die Lappen gehen lassen. Und was seine Vorgeschichte anging, naja... wenn er so daran dachte, was von den Söldnern damals in der Barrierenzeit so alles erzählt wurde, das waren doch auch alles keine Weicheier und Unschuldslämmer gewesen, da war Dumaks Vorgeschichte doch eigentlich gar nicht so schlimm, fand er. Nunja, das nächste Problem hieß erstmal Aeryn. Zwar hatte er sich schon ein Lied für sie zurechtgelegt, doch würde er Gelegenheit erhalten, ihr dies überhaupt vorzutragen?
25.02.2004, 21:42 #367
Dumak
Beiträge: 465
Absprachen fürs RPG #4 [SFZ] -
Danke, war alles super. :)
26.02.2004, 15:50 #368
Dumak
Beiträge: 465
was haltet ihr dafon??? -
He, laßt ihn doch. Wer hat sich nicht als Junge im Wald ne Bude gebaut?
Besser, als gelangweilt mit ner Fluppe an der Ecke stehen und alte Omis anzumachen.
Ok, Rüstungen (aus alten Buffet-Platten?) und Holzschwerter haben wir damals weggelassen... :D
26.02.2004, 16:21 #369
Dumak
Beiträge: 465
Onars Hof # 16 -
»Nun denn. Gehen wir's an.«
Dumak schritt die Rampe, die ins Haus führte, hinab, um auf dem Hofgelände nach der Kriegerin zu suchen. Wo mochte sie wohl sein? In der Taverne? Wohl kaum. Sie war niemand von denen, die sich vollaufen ließen. Vielleicht im Haus gegenüber? Nein, sie war auch niemand, der einfach seelenruhig schlief, wenn man genausogut Wache halten konnte.
Dumak beschloß, am besten einen der hier herumlungernden Söldner zu fragen. So viele Frauen gabs ja auf dem Hof nicht, da würde Aeryn sicher bekannt sein. Da hinten, halb hinter der nächsten Tavernenecke stand schon einer. Der zog zwar grad an nem Stengel Sumpfkraut, sofern Dumak das aus der Ferne erkennen konnte, aber das hieß ja nur, daß ihm langweilig war.
Frohen Mutes schritt Dumak auf ihn zu. Doch kam er nicht weit. Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Kopf und dann wurde alles dunkel. Oder wurde zuerst alle dunkel und dann kam der Schmerz? Das herauszufinden, blieb keine Zeit. schon war der Barde benommen und halb bewußtlos darniedergesunken.
26.02.2004, 17:19 #370
Dumak
Beiträge: 465
Onars Hof # 16 -
»Ah, gut, daß ich dich gefunden habe«, röchelte er. »Hab dich schon überall gesucht.«
Er hatte sie sofort erkannt. Jetzt ließ auch endlich der Druck auf seinen Hals etwas nach. Wenn nur nicht das Blut in den Schläfen so laut pochen würde. Dadurch platzte noch der Kopf. Dumak befürchtete das Schlimmste. Trotzdem rang er sich noch ein »Schicke Rüstung, die du da trägst« ab.
Doch dann kam er endlich zum Thema. War auch höchste Zeit, denn die Augen Aeryns flackerten schon wieder wütend auf, wenn sie je damit aufgehört hatten... »Was ich hier will? Na mit dir reden. Denkst du, ich latsch hier einfach so durch die Gegend, weils mir Spaß macht, mein Leben zu riskieren? Und jetzt geh runter von mir. Sonst denken sich irgendwelche Beobachter noch was Falsches.«
Schwupps, schon war sie über ihm und packte ihn wieder fester am Hals, diesmal mit der Hand, so daß er nur noch röcheln konnte. die Augen verdrehten sich und langsam lief das Gesicht des Barden blau an.
»Hrch ... nicht ... hrr ... warte.«
Der eiseren Griff ließ wieder nach.
»Das war doch nur...«, ein Hustenanfall unterbrach den am Boden liegenden. »Nur ein dummer Witz. Laß mich los, ich will mit dir reden.«
Erneut schüttelte Husten, hervorgerufen durch den festen Griff um die Luftröhre, der die Lunge krampfhaft nach Luft rufen ließ, den Barden.
26.02.2004, 19:04 #371
Dumak
Beiträge: 465
Onars Hof # 16 -
Dumak räusperte sich, hustete noch einmal probeweise und als er bemerkte, daß das Atmen wieder ganz passabel funktionierte, klopfte er sich den Dreck von den Sachen, um nicht ganz so bedeppert dazustehen.
»Wo ist dieser Köter nur, wenn man ihn einmal braucht«, knurrte er noch zu sich selber, als er an seinen großen schwarzen Hund dachte, der doch sicher ein passables Mittel zur Einschüchterung anderer war.
»Also, zuerst mal, mein Name ist nicht Scipio, wie du anscheinend schon mitbekommen hast. Bist wohl dem echten begegnet, nehme ich an. Ich heiße Dumak. Schon immer und werds auch immer bleiben. Und als zweites: Ich hab mir die Mühe gemacht - obwohl, es war mir keine Mühe, eher ein Bedürfnis - dir ein Lied zu widmen. Mit einem Lied kann ich am besten ausdrücken, was mich bewegt, hab ich gemerkt. Hör gut zu und denke drüber nach. Denke auch gleich daran, warum ich wohl so tollkühn war, und freiwillig auf den Hof gekommen bin, wo ich doch schon längst über alle Berge hätte sein können und nie wieder hier hätte auftauchen müssen.
Doch erstmal das Lied. Ich nenne es: Edelmut.«
Die Laute hatte zum Glück nichts abbekommen, obwohl sie schon so schäbig aussah, war sie hart im nehmen. Dumak lächelte ein wenig und fing eine leise dahinplätschernde Melodie zu spielen an. Nur wenige Augenblicke später sang er mit seinem wohlklingendem Bariton dazu folgenden Text:

»Was ich dir sag, das höre gut:
Manch Kämpfer ist schon ausgezogen,
sah sich als Held, dank Waffen Kraft
und hat sich damit selbst belogen.

Ein wahrer Held ist nicht nur stark
und kann mit Waffen um sich stechen,
er sollte auch verzeihen könn’n,
darauf verzichten, sich zu rächen.

Dies nenn ich wahren Edelmut,
der jedem guten Manne stünde.
Herr über niedren Wunsch zu sein,
das war noch niemals eine Sünde.

Denn was bringt Rache außer Leid,
aus dem nur Zorn und Hass erwachen?
Sie wird in einem endlos Kreis,
die Kämpfe immer neu entfachen.

Darum beweise deinen Mut,
nicht länger laß vom Zorn dich leiten.
Leg fort das Schwert aus deiner Hand,
denn besser ist’s für alle Seiten.

Die größten Recken, die man kennt,
war’n edel auch in ihrem Denken,
drum bitt ich dich und mein es ernst,
laß dich von ihrem Vorbild lenken.

Vielleicht nach großen Taten einst
auch über dich die Barden dichten
und wenn es denn so kommen mag
eins soll beherrschen die Geschichten.

Wenn nämlich Lieder überall
einst werden über dich gesungen,
dann wird dein Ruhm der höchste sein,
wenn er durch Edelmut errungen.«

Der letzte Ton war verhallt, das letzte Wort gesungen, die Laute verstummte.
»Ich bin hier, weil ich dich um Verzeihung bitten will für mein schändliches Verhalten. Die Ereignisse, die uns vor kurzem für einige Tage zusammengebracht hatten, haben in mir etwas ausgelöst, ein großes Nachdenken und ich mußte mit eingestehen, daß ich mein Leben bisher nutzlos und selbstsüchtig vergeudet habe. Doch damit ist es nun vorbei. Ich will ab nun für Lee kämpfen. Denn ich bin der Meinung, daß er für etwas steht, was ich als lohnenswert erachte. Er steht dafür, daß man seine eigene Entscheidung treffen kann. Er steht dafür, daß man sich nicht unter die Knute des Königs und seiner Kriegsbande beugen muß. Er steht für seinen eigenen, unabhängigen Weg. Und diesem Weg werde ich von nun an folgen. Doch um das tun zu können, mußt du den von mir eben besungenen Edelmut zeigen und auf deine Rache zu verzichten.«
Dumak verstummte. Er hatte das gesagt, was ihm unter den Nägeln brannte. Wenigstens hatte sie ihm so lange geduldig schweigend zugehört.
26.02.2004, 19:11 #372
Dumak
Beiträge: 465
Sängerwettstreit der Magier -
Thread: Onars Hof
Datum: 25.02.2004
Link: http://forum.gamesweb.com/forums/sh...839#post3340839

Lee

Auf hohen Turmes Zinne ∙ einst König Rhobar stand
Die Stirne furchten Falten ∙ als er sah übers Land.
Zum Führer seines Heeres ∙ hub er zu sprechen an
und richtete die Worte ∙ an seinen treuen Mann:

›Mein Reich, das ist zerrissen ∙ seit allzulanger Zeit.
Schon Feinde sich einschiffen ∙ und es ist nicht mehr weit
mit meiner Königsherrschaft, ∙ die Feinde sind zu stark.‹
Des Königs Seufzer trafen ∙ den Recken bis ins Mark.

›Darum nimm deine Brünne ∙ und gehe nun zum Heer
Sollst deine Mannen leiten. ∙ Nimm Schwert dir, Helm und Speer.‹
Sogleich der tapf’re Hüne ∙ den Helm setzt’ auf sein Haupt
und sagte dann: ›Ich reite, ∙ wenn ihr es mir erlaubt.‹

So zog er denn von dannen ∙ in eine blut’ge Schlacht
und siegt’ nach langem Kampfe, ∙ den er nicht hat entfacht.
Das Streitroß schweißbehangen, ∙ die Nüstern voller Dampf
kam er zurück gegangen ∙ als Sieger aus dem Kampf.

Das Schicksal ihm nun reichte ∙ den Kelch des Niedergangs.
Er trank ihn bis zur Neige: ∙ ein Opfer seines Rangs.
Am Königshofe Neider, ∙ sie planten den Verrat,
gedung’ne Mörder führten ∙ aus die verruchte Tat.

So wurde er gefangen ∙ als grad er kam zurück,
das sie ihn nicht gleich hingen, ∙ das war sein großes Glück.
Von Häschern eingekerkert ∙ er wußte nicht den Grund.
Ins Loche sie ihn zwangen, ∙ gleich einem räudig Hund.

Er saß an manchen Tagen ∙ in dämmrig Dunkelheit
durch Neidlings falsche Lügen ∙ in Kerkereinsamkeit.
Bis das mit einem Schlage ∙ auffunkelt Tageslicht,
sein Ohr mußt es ertragen, ∙ was nun der Richter spricht.

›Hart sollt ich dich bestrafen ∙ an Leben und an Leib.
Ein Diener dich gesehen ∙ bei unsres Königs Weib.
Die hohe Frau gemordet, ∙ ein gräßlich Bild sich bot,
vom Blut rot deine Hände, ∙ verdient hast du den Tod.‹

›Zur magischen Barriere ∙ verurteil’ ich dich nun,
das bis zu deiner Bahre, ∙ du niemals mehr kannst ruh’n.
In tiefen Schächten schlagen ∙ sollst du das magisch Erz,
auf daß dies Urteil ehre ∙ des Königs gütig Herz.‹

Solch niedere Intrigen ∙ die brachten so den Held,
an den heranzuragen ∙ an Mut in dieser Welt,
an ungezählten Siegen ∙ des Adels feige Brut
nie jemals konnte wagen, ∙ in der Minen Glut.

Sein Wunsch nach künft’ger Freiheit, ∙ der ward zu seinem Gral
und oft er nachgesonnen: ∙ wie flüchten aus dem Tal?
Doch ungezählte Wochen ∙ blieb er gefangen lang,
es wurde nicht gebrochen ∙ der Zauberkräfte Bann.

Doch blieb er seinen Zielen ∙ ergeben fest und treu,
auch Söldner für ihn kämpften ∙ so tapfer wie der Leu.
Die Freiheit sie erstrebten ∙ nicht minder sie an Zahl.
Die Treue sie ihm schworen ∙ das sollt’ sein ihre Wahl.

Die Stirn er hat geboten ∙ der Erzbaronen Macht,
daß sie nur noch mit Wachen ∙ ruhig schliefen in der Nacht.
Ein kleines Stück von Freiheit ∙ schuf er mit harter Hand,
die Wachsamkeit der Söldner ∙ der Stärke Unterpfand.

Selbst Magier für ihn stritten ∙ verfolgten einen Plan,
das Erz, das wurd gesammelt ∙ zu Bergen es getan.
Mit magisch Formelwerken ∙ durchbrechen wollten sie
die Mauern der Barriere, ∙ doch gelang es nie.

Als die ersehnte Freiheit ∙ dann eines Tages kam
- ein Wunder schien es allen, ∙ denn es war wundersam -
hat ihn und seine Mannen ∙ das Tal nicht mehr gesehn.
Bei Onar er seitdem sitzt. ∙ Sag Lee, was soll geschehn?
26.02.2004, 19:45 #373
Dumak
Beiträge: 465
Die Gildenlosen #4 -
Die Gildenlosen sind vielmehr ein Verband von irgendwelchen Knallern, bei denen die Gilden froh sein sollten, daß sie sich nicht mit ihren ständigen Sonderwünschen - wie nichtgildenkonformem Verhalten - belasten müssen, die aber trotzdem ihr Gnadenbrot bei den Gildenlosen fristen dürfen und so aus reiner Güte die Möglichkeit haben, an diesem glorreichen RPG teilzunehmen.

Amen

:D
26.02.2004, 20:27 #374
Dumak
Beiträge: 465
Die Guten Geister - Hilfe für jeden -
Existierende Magie und Monster haben in dem Sinne nichts mit Logik zu tun.
Aber Hüllpapier von Sumpfkrautjoints, das mal eben so aus dem Nichts entsteht, hat schon was damit zu tun.
So war das gemeint. Aber nicht so wichtig.
26.02.2004, 20:49 #375
Dumak
Beiträge: 465
Onars Hof # 16 -
Hatte Dumak zuerst in einem Anflug wilder Panik nach hinten stolpern wollen, so sah er dann, daß ihm die Kriegerin nichts antun wollte. Selbst wenn, etwas hielt ihn fest, ließ ihn nicht vom Fleck kommen. Wie hinterhältig Wurzelwerk schlang es sich um seine Beine. Und dann sah sie ihm in die Augen, prüfend, skeptisch, doch suchend auch. Und endlich die erlösenden Worte. Sie glaubte ihm, Innos oder wem auch immer sei Dank dafür.
Dumak beugte erleichtert das Knie vor ihr und senkte das Haupt. Dann sah er wieder auf.
»Für Lee und eine ehrenhafte Freiheit«, sagte er laut und voller Überzeugung in der Stimme und erhob sich wieder.
»Ich danke dir, daß du dich besonnen hast und dich freigemacht hast von den schlechten Beratern in deinem Inneren. Ich glaube, dadurch bist du selbst eine bessere Kriegerin geworden, ganz ohne Waffentraining.«
Er lächelte leicht, wurde dann jedoch wieder ernst.
»Doch nun bitte ich darum, daß du mich entläßt, denn ich will mir einen bequemen Baum - vielleicht mit etwas weichem Moos - suchen, unter dem ich ich meines neuen Lebens erfreuen kann. Ich fühle mich wie neu geboren. Der alte Dumak ist tot und ein neuer ist erstanden.«
Und so verließ er Aeryn für diesen Abend, um sich irgendwo in der Nähe alleine seinen Gedanken hinzugeben. Lee wollte ihn erst noch prüfen, doch Aeryn hatte ihm vergeben. So wie er die vorsichtige Haltung des Generals verstand, der - wie im Krieg - kein unnötiges Risiko eingehen wollte, so bewunderte er auch den schnellen Entschluß von Aeryn, die sich dazudurchgerungen hatte, gegen ihre alten Prinzipien zu handeln. Das empfand er als besonders bemerkenswert.
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