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01.10.2002, 15:46 #401
Nienor
Beiträge: 631
[GM] Der Gletscher -
Langsam war das Floß davon geglitten und Nienor blieb mit dem Rest der Gruppe zurück am Ufer des Sees. Still lag die Wasserfläche vor ihr, spiegelte klar und deutlich den majestätischen Gletscher. Nienor hatte noch nie so etwas gesehen. Diese Menge an Eis und Schnee, die schon aus der Ferne eine tötliche Kälte ausstrahlte. Mächtig lag die gewaltige Zunge aus Eis über dem Land. Links und rechts erhoben sich Bergriesen gen Himmel, den Gletscher umschließend. An seinem Fuße der blauschimmernde, klare See, in dem sich die über der Gruppe ziehenden Wolken spiegelten und dann der Gletscher selber.

Mittlerweile war das Floß in einer Öffnung am Fuß des Gletschers verschwunden. Nienor staunte immernoch. Daß dieser Gletscher so groß sein würde, hatte sie nie im Leben für möglich gehalten. Dort onben im Gebirge lebte sicher ein riesiges Ungeheuer, dem der Gletscher aus dem Maul floß. War das das Ende der Welt. Hatten sie eine der umschlingenden Bestien gefunden, von denen die alten Geschichten erzählten?
"Ob dies das Werk der Ekkeia ist?", fragte sie leise sich selber, doch Stressi hatte das gehört und wollte mehr wissen.

Nienor war gerne bereit, ihr Wissen über alte Geschichten zu teilen.
"Man erzählt sich, daß die Götter vor langer Zeit im Streit miteinander lagen, wer von ihnen die Erde mit allem lebenden und toten darauf beherrschen sollte. Ganze Zeitalter stritten die Götter gegeneinander. Sie erschufen immer schrecklichere und mächtigere Geschöpfe, die an ihrer Stelle gegeneinander kämpften. Als es schon fast zu spät war und sie fast alles zerstört hatten, bemerkten sie, wie dumm doch ihr Tun war und beschlossen, sich gütlich zu einigen.

Innos bekam die Welt der Lebenden, Beliar die der Toten und Adanos wacht als Schiedsrichter darüber, daß keiner seiner beiden Brüder einen Vorteil bekommt. Die schrecklichen Monster aber, die zum Kampf erschaffen worden waren, wurden an den Rand der Welt verbannt. Ihnen wurde alles zugesprochen, was dort herunterfällt." Nienor verstummte kurz. "Seht ihr, diese Gletscherzunge sieht doch aus, als würde eine dieser Kreaturen ihr Maul aufgerissen haben und alle, die auf dem Gletscher entlangwandern, dazu einladen, geradewegs auf seiner Zunge entlang hinein in die Schnauze zu wandern."

"Ich bin jedenfalls sehr vorsichtig, und werde mich hüten, mit dem Schwert in die Zunge hineinzustechen, wenn wir auf diesem Gletscher entlangwandern", meinte sie. "Wer weiß, was passiert, wenn wir dieses Wesen, zu dem die Zunge gehört, verletzen. Mit einem Haps sind wir alle weg." Hatte die Söldnerin das jetzt ernst gemeint oder war das nur eine alte Geschichte, die ihr gerade wieder eingefallen war? Wer weiß... Doch für Überlegungen war jetzt sowieso nicht die richtige Zeit, denn das floß kam wieder zum Vorschein.

Und kaum war es ein Stück von dem steil aufragendem Ende des Gletschers entfernt, brach von diesem ein Teil ab und stürzte ins Wasser. Ein Donnern kam über den See und man sah, wie sich eine Flutwelle fortpflanzte und das Floß mit seinen Insassen durchschüttelte. An den Strand kam kurze Zeit später eine kleine Welle, die die Kieselsteine benetzte und alle einen Schritt zurückgehen ließ. Was hatten die drei im Inneren entdeckt?
01.10.2002, 20:23 #402
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Nachdem sich die mutigen Eiswasserschwimmer leidlich gewärmt hatten, berstürmten die anderen sie mit ihren Fragen. "Was habt ihr gesehen? Ist es dort drüben noch kälter? Konntet ihr nicht aufpassen?" Und so weiter und so fort. nienor lächelte still über den Wissensdurst der Gruppe - war sie doch selber auch neugierig darauf, was es zu berichten gab. Derweil legte sie noch etwas holz nach, die Holzsucher hatten genug gefunden. Meist seltsam ausgebleichtes Holz, das aussah, als ob es schon uralt sei. Aber es brannte und knackte beim brennen genauso, wie richtiges Holz, also konnte daran nichts falsch sein.
02.10.2002, 22:37 #403
Nienor
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Was war, was wird ? -
Saleph leitet das Lager und manmouse bleibt toter General.

Behaltet manmouse in guter Erinnerung, aber die Ära ist nunmal vorbei. Jetzt bekommt ihr es auch ohne ihn hin. Solltet ihr zumindest. Oder glaubt ihr, ihr schafft das nicht? (Das glaubt ihr) Doch wohl eher nicht!

Jemanden an seine Stelle zu setzen und dann zu erwarten, daß denjenigen dann alle als zweiten manmouse ansehen, ist Blödsinn. Sowas kann man nicht ersetzen, weil sich manmouse den Respekt und die Akzeptanz der Mitglieder lange erarbeitet hat. Das kann man doch nicht auf irgendjemanden anderen übertragen. Auch nicht auf Saleph. manmouse ist nicht ersetzbar. Das ist niemand, so wie ihr (oder einige von euch)es sich vorstellen.

manmouse ist manmouse und Saleph ist Saleph. Zwei vollkommen unterschiedliche Leute. Nicht austauschbar. Der eine ersetzt nicht den anderen. Jemanden hinzustellen und zu sagen: Hier, das ist manmouse Nummer 2, schaut zu ihm auf, zeigt Respekt und hört gefälligst auf ihn, funktioniert nicht. Jeder muß sich seinen Status im Forum selber erarbeiten.

Es kommt mir schon fast wie ein Heiligenkult vor, wenn hier um jeden Preis jemand den Posten eines Generals haben soll, damit wenigstens ein schwacher Abglanz manmousescher Größe (oder was auch immer) auf ihn fällt. In dem Sinne: *lol*

@Argos: He, du hast das Copyright vergessen.:D:D
02.10.2002, 23:38 #404
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Nienor saß schweigend in ihren Mantel gehüllt im Zelt, als Wardrag herein kam. "Willst du nach mir schauen? Keine Sorge, mir geht es gut. Ich hab mich am Feuer schon wieder aufgewärmt. Als ich in dieser Spalte hing, dachte ich wirklich, jetzt sei es zu Ende. Es gab keinen Weg zurück, unter mir hing blutfeuer und zog mich durch ihr Gewicht immer tiefer in die Spalte hinein. Und ringsum diese Kälte. Es war, als würde uns ein Frostriese ins Gesicht atmen und uns damit töten wollen."

Sie machte eine Pause und nippte von dem heißen Kräutertee, der in einem Topf über einem kleinen Feuer vor sich hin blubberte. Das wärmte wunderbar. "Viel länger hätte ich nicht mehr ausgehalten", meinte sie nachdenklich mehr zu sich selbst, als zu Wardrag. "Aber zum Glück habt ihr uns wieder herausgezogen. Ich wußte nicht, daß dieser Gletscher so gefährlich ist, und das ganz ohne diese Luszkans." [i]Sie nahm noch einen Schluck, dann war ihr Bescher leer.
03.10.2002, 00:19 #405
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Nienor lächelte. "Ja, ich weiß, wir kommen aus dem selben Lager und begegnen uns doch erst fernab des Lagers. Schon ungewöhnlich. Was willst du einmal werden? Magier oder Söldner? Ich selbst habe es nicht so mit der Magie. Ich bin geschickter im Umgang mit der Waffe, als im Lernen von Zaubersprüchen." Sie deutete auf ihre Waffen, die hinter ihr lagen. "Das sind meine besten Freunde. Sie helfen mir, zu überleben, beschützen mich vor Feinden und sind immer zur Stelle, wenn ich sie brauche." Dann wechselte sie das Thema. "Sag, was hältst du von den Erzählungen über Luszkans?"
03.10.2002, 21:12 #406
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Der Vorfall mit den Wölfen hatte Nienor wachsam gemacht. Anfangs hatte sie, nachdem das Lager zusammengepackt worden war, still ihren Teil des Gepäcks getragen. Nachdem die Wölfe Yenai angegriffen hatten, nahm sie ihren Bogen vom Rücken und hielt ihn und ein Paar Pfeile griffbereit. Sah die weiße Einöde auch noch so leer aus, scheinbar gab es doch Leben hier. Die Gruppe war nicht allein.

Seid Stunden waren sie jetzt unterwegs. Pfeifend entwich der Atem ihrer Lunge, weiße Wolken aus gefrorenem Wasserdampf bildend. An ihren zu einem Zopf geflochtenen Haaren hatte sich ein dichter weißer Belag aus Eis gebildet, der sie von weitem zu einer dieser weißhaarigen Alten machte, die in den Städten des Königreiches bettelnd durch die Straßen zogen und auf milde Gaben hofften. Zum Glück war dies hier nur eine Täuschung.

Das Gepäck war schwer. Der Schnee unter ihren Füßen locker. Es schien erst vor kurzem geschneit zu haben. Durch das zusätzliche Gewicht sank Nienor bei jedem Schritt tief ein, durchbrach hin und wieder eine ältere Schicht verharrschten Schnees, die unter dem frischen Schnee verborgen lag und mühte sich redlich ab, den Anschluß nicht zu verlieren.

Sie drehte sich zu dem Schwarzmagier um.
"Könnte der Herr Magier nicht einen Golem beschwören, der uns den Weg freistapft? Dann ginge es sich sicher leichter." Doch sie erhielt nur die mürrische Antwort, daß schon noch früh genug auf einen beschwörten Golem zurückkgegriffen werden müßte. Was der Magier damit meinte, wußte sie nicht. so plagte sie sich weiter durch den wadenhohen Schnee.

Mittlerweile hatte ein unangenehmer Wind eingesetzt, der durch alle Ritzen pfiff und jeden Hauch von Wärme erfolgreich aufspürte und davon trug. Nienor wickelte sich dichter in die Sachen ein, die sie von dem Templer im Sumpf erhalten hatte. Jetzt war sie froh, so dicke Sachen zu haben. Die Rüstungsteile aus Metall hatte sie heute schon gar nicht mehr angelegt. Das Eisen übertrug nur die eisige Kälte und froh an der Haut fest, da, wo es sie erreichte.

Ein Stoßseufzer entrang sich ihr.
"Wie lange werden wir heute noch unterwegs sein?" Den ganzen Tag schon stapften sie durch den Schnee. "Seid ihr sicher, daß wir überhaupt auf dem richtigen Weg sind?", fragte sie in die Gruppe, ohne eine bestimmte Person angesprochen zu haben. Das schwere Gepäck behinderte nicht nur beim Kämpfen, es saugte einem auch die Kraft aus den Knochen.
03.10.2002, 23:35 #407
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Endlich war die Lauferei für heute zu Ende. Nienor schnalle schnell ihr Gepäck ab und half, die Zelte aufzustellen. Ihr ganzes Sehnen galt heute während des Tages einem warmen Feuer. Und jetzt war es endlich so weit. Nach einem kalten Mahl und einem Becher heißen Tees sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Plötzlich hörte sie etwas, was nicht zu den typischen Geräuschen gehörte, die eine Gruppe erschöpfter und müder Abenteurer verursachte.

Es kam von draußen, aus der Kälte. Nienor entschloß sich trotzdem, hinaus zu gehen. blutfeuer stand schon draußen. Sie hatte es auch gehört.
"Was war das?", flüsterte Nienor der Amazone zu. Vorsichtshalber war sie in Deckung gegangen, rein instinktiv. Das Geräusch klang nach Ärger. "Wieder diese Wölfe? Oder diesmal etwas anderes? Etwas schlimmeres.." Wenn Nienor gekonnt hätte, hätte sie ihren Atem für eine lange Zeit angehalten, nur um keine Geräusche zu verursachen.
04.10.2002, 00:45 #408
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Sobald der Umriß des Luszkans erschien, hatte Nienor den ersten Pfeil auf die Sehne gelegt und den Bogen gespannt. Wartend auf die richtige Schußposition sah sie, wie das Untier schnüffelnd näher kam, dabei den Körper hierhin und dorthin drehte und scheinbar keine Angst hatte. Es kannte wohl keine ebenbürtigen Gegner. Jetzt war es soweit. Nienor riß den Bogen hoch und schoß. Ein langgezogener Schrei, von dumpf bis schrill sagte ihr, daß sie getroffen hatte.

Schnell legte sie noch einen Pfeil nach und schoß auf den Kopf. Der Luszkan drehte durch. Gepeinigt vom plötzlichen Schmerz, hervorgerufen durch die Treffer der beiden Bogenschützinnen, waltze es ohne Rücksicht auf Verluste mitten auf die Gruppe zu, brüllte dabei markerschütternd - das Gebrüll war in der Dunkelheit sicher meilenweit zu hören - und suchte wuterfüllt nach dem Gegner, der ihm diesen Schmerz zugefügt hatte.

Der Rest der Gruppe lief schleunigst auseinander und suchte Deck ung und eine bessere Kampfposition. Ein solches Ungetüm wollte also Yenai mit bloßen Händen getötet haben? Das war doch eher unwahrscheinlich. Da der Bogen jetzt nicht zu gebrauchen war, schmiß Nienor ihn fort und zog ihr Schwert, das mit einem hellen Klirren aus der Scheide glitt. Alleine hatte sie keine Chance gegen das Monster, aber in der Gruppe könnte es gelingen, es zu besiegen. Es mußte gelingen.
04.10.2002, 01:55 #409
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Dies war die Stunde des Magiers. Er beschwor, dunkle Worte murmelnd, die eine Ahnung von der Düsternis in Beliars Reich gaben, einen der mächtigen Zauber des Kastells. Magie zuckte aus seinem Zauberstab und traf den Luszkan. Beliars Hauch berührte ihn und hielt ihn fest, verbrannte sein Fleisch und sein Fell, überall da, wo sie ihn traf. Wieder begann das Monster, zu brüllen, schlug mit seinen Pranken um sich und versuchte, einen unsichtbaren Gegner zu treffen.

Irgendwann war das magische Feuer erloschen. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Der Luszkan hatte sich auf alle viere niedergelassen, atmete schwer, man konnte förmlich die Dampfwolken, die sofort kondensierten und gefroren, sehen. Nienor entschloß sich zu einem angriff, solange der Luszkan noch so leicht zu attakieren war. Schnell sprang sie auf und rannte zu ihrem Gegner hin, der sie auch jetzt überragte.

Mit flinken Schritten näherte sie sich ihm von hinten. Ohne zu zögern sprang sie auf die eingeknickten Hinterbeine des Ungetüms und von da auf den Rücken, bis sie im Nacken des Tieres saß. Hier vollendete sie das, was Scatty und Stressi angefangen hatten. Mit beiden Händen umklammerte sie ihr Schwert, hob es hoch über ihren Kopf und stieß mit aller Wucht zu, in den Hals des Luszkans. Jetzt endlich war er tötlich getroffen und brach zusammen.

Nienor sprang schnell hinunter, eh sie noch unter den Getroffenen geriet und so von dem fallenden Monster erschlagen wurde. Der Luszkan stürzte in sich zusammen und röchelte noch einmal. Dann war er still. Nienor wischte sich den Schweiß, der trotz der Kälte an ihrer Stirn entlanglief, mit dem Handrücken weg. Dann suchte sie sich ihren Bogen.
"Er ist tot, wir haben es geschafft", keuchte sie.
04.10.2002, 19:39 #410
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Der dritte Luszkan war damit erledigt. Doch zum Aufatmen blieb keine Zeit. Der von dem Steingolem des Schwarzmagiers weggelockte Luszkan kam wieder zurück. Nicht in gerader Linie, er erschnüffelte sein Ziel, durch das helle Sonnenlicht hielt er die Augen immernoch geschlossen. Der Golem war irgendwo zerfallen, doch wohl nicht weit genug weg, so daß die Bestie umkehrte und zurück kam. Nienor ließ wieder ihren Bogen singen.

Einen Pfeil um den anderen schoß sie in den Gegner, der bald aussah, wie ein gespickter Braten. Ein Braten, der noch herumlief. Und immer wütender wurde. Blind versuchte er, den Gegner zu fassen, schmiß mit Eisschollen um sich und brüllte wild. Das Tageslicht war der Verbündete der Gruppe. Ohne zu sehen, war der Luszkan zwar kein ungefährlicherer Gegner, aber es war einfacher, ihm auszuweichen, solange man nicht zu nah an ihn herankam.

Nienor schoß immer wieder auf ihn. Jedesmal heulte der Luszkan, der wieder und wieder von einem ihm unbekannten Gegner getroffen wurde, auf und wurde immer wilder. Seine Bewegungen wurden zusehends unkoordinierter. Auch blutfeuer hatte fleißig ihre Pfeile auf ihn geschossen. Irgendwann mußte er doch mal in die Knie gehen, damit ihm einer der Kämpfer den Todesstoß versetzen konnte.
05.10.2002, 23:21 #411
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Während einige, mit dem Schwert Hiebe austeilend, mitten im Wolfsrudel standen und sich von allen Seiten der angreifenden Wölfe erwehren mußten, hielt sich Nienor im Hintergund und verließ sich auf ihren Bogen. Etliche Treffer zeugten von ihrem Können. Wölfe waren für ihre Pfeile ein besseres Ziel, als die großen Luszkans, für die Pfeile nur Nadelstiche waren. Mehrere der weißen Wölfe lagen getroffen von Nienors schwarzen Pfeilen und stellten keine Bedrohung mehr dar.

Nebenbei blieb noch der eine oder andere Augenblick Zeit, um dem Eisgolem, den der Schwarzmagier beschworen hatte, zuzusehen. Die Magie der Dämonenbeschwörer war wirklich bemerkenswert. Maximus selber stand etwas abseits, geschützt vor Angriffen der Wölfe und ließ den Golem die Arbeit erledigen. Endlich waren alle angreifenden Wölfe erledigt und der Rest geflüchtet. blutfeuer machte sich daran, die Felle abzuziehen und auch nienor würde ein paar davon abbekommen. Sie wußte schon, was sie sich daraus anfertigen lassen würde.
06.10.2002, 19:13 #412
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Da keinem etwas einfiel, mußte wohl wieder der Schwarzmagier mit seinen Zaubern aushelfen. Maximus hatte auch gleich eine Idee. Mit beeidruckenden Gesten beschwor er eine der Kreaturen des Zirkels, diesmal einen Feuergolem, der durch seine Hitze sofort das Eis unter seinen Füßen schmolz und so tiefer und tiefer einsank. Gewaltige dampffolken strömten an seinem Körper entlang. Die ganze Gruppe hatte sich etwas von ihm entfernt, um das großartige Schauspiel zu sehen.

Im Schein der Fackeln sahen sie zu, wie der unbewegliche Feuergolem vor ihren Augen verschwand und hinter Dampfwolken das rote Glühen seines Körpers immer schwächer wurde. In der Dunkelheit war der Anblick nahezu unheimlich. Irgendwann war der Golem verschwunden und nur noch riesige Dampfwolken steigen aus dem Loch, das er sich selber schmolz, dann war Ruhe. Er war erkaltet. Nachdem die Dampfwolken sich verzogen hatten, näherten sich die Mitglieder der Abenteuergruppe dem Loch im Eis und schauten hinab.

Das Licht der Fackeln brach sich an den glatten Wänden des Loches und erhellte weit unten die schwarzen Reste des Golems. Doch direkt darunter befand sich der Kristall. Maximus hatte es mit seinem Golem geschafft. Irgendwer mußte nach unten und nach dem Kristall sehen. nienor war die erste, die sich ein Seil griff und es Wardrag und Scatty zuwarf.
"Haltet es gut fest. Ich schau mal unten nach." Und ohne noch lange zu warten, fing sie an, in das Loch abzusteigen.

Bald kam ein Ruf von unten, daß alles in Ordnung sei. Mit einem Tritt gegen die verkohlten Reste des Golems zerbarst dieser zu Asche. Nienor sprang ab und landete auf dem Boden. Sie wischte den Dreck beiseite und vor ihr funkelte der Kristall.
"Er hängt fest", rief sie nach oben. Dann hörte man, wie ihr Schwert aus der Scheide gezogen wurde und sie es als Werkzeug zum buddeln mißbrauchte. "Ich habs! Es hat sich grad bewegt."

Auf einmal ein überraschter Ausruf von unten. Plötzlich brachen sich Lichtlanzen ihre Bahn, trafen auf die sechs Steinplatten, hüllten die gesamte Gruppe ein, die um das Loch herum stand und tauchte alles in ein gleißendes Licht, daß jeden die Augen zukneifen ließ. Nienor fühlte sich auf einmal gepackt, weggezogen, ganz seltam, ob es den anderen auch so ging. Ein langgezogenner schrei verlor sich in der Ferne. Es war ihr eigener.
08.10.2002, 22:44 #413
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Nienor war allein losgezogen. Bald nachdem sie hier im Inneren des seltsamen Gebäudekomplexes angelangt war, hatte sie ihre Rüstung nocheinmal neu verschnürt, ihr Schwert überprüft und ihren Bogen geschultert. Die restlichen Teilnehmer an der Gletscherwanderung waren dann auch alle wohlbehalten eingetrudelt. blutfeuers Vorschlag stimmte sie zu und machte sich sogleich daran, die nähere Umgebung zu erforschen.

Da das seltsame Licht sicher nicht überall leuchten würde, suchte Nienor sich ein paar Fackeln aus dem mitgebrachten Vorrat und verschwand, da keiner mitkommen wollte, alleine im Gewirr der Gänge und versuchte dabei, sich zu merken, wo sie in welche Richtung abgebogen war. Wenn das man gut ging... Die seltsamen Muster, die die Wände der Halle zierten, in der die Gruppe nach dem Teleport gelandet war, verschwanden und machten anderen Mustern Platz.

Endlose Bänder, deren in den Stein gehauene ziselierte Linien sich in immer neuen Formen ineinander verschlangen und phantastische Fabelwesen bildeten. Schlangen, Rehe, Fische, Löwen, Greifen, ja selbst Drachen wurden durch kunstvolle Kurven und Wendungen. Alle mittels dünner Linien geformt. Irgendwann blieb Nienor stehen und strich behutsam über die reliefartigen Verzierungen hinweg. Sie erkannte, daß hier eine Geschichte erzählt wurde.

Jedes Tier oder Fabelwesen stellte eine handelnde Person dar, deren Eigenschaften durch das Tier verkörpert wurden. Ein löwenartiges Tier war wohl der mutige Held, ein Reh jemand, den er retten mußte, denn es wurde von einem vielarmigen Fabelwesen fast umschlungen. Das Relief aus Linien war wie eine Bildergeschichte. Fasziniert folgte Nienor ihrem Verlauf und vergaß dabei ganz, wo sie herkam und wie es dorthin zurückging.
09.10.2002, 23:28 #414
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Das Wandrelief hatte Nienor über lange Strecken begleitet. Atemlos war sie den Stationen der Geschichte gefolgt, hatte mit den Protagonisten mitgelitten, wenn etwas schreckliches dargestellt war und sich mitgefreut, falls es doch noch zu einem guten Ende kam. Doch auf einmal, als gerade über das Schicksal einer Frau (?) entschieden werden sollte, jedenfalls verstand sie die entsprechenden Abschnitte des Reliefs so, war Schluß.

Plötzlich machte es nämlich einen Schwenk und ging in den Boden über, wo es sich verbreitete und zu einem Mosaik wurde, daß einen größeren Raum einnahm. Merkwürdig. Nienor war fasziniert und folgte mit gesenktem Kopf, die Fackel vor sich haltend, der nun auf dem Boden weitererzählten Geschichte. Dabei murmelte sie vor sich hin
"Wie geht die Geschichte nur aus?"
"Hier geht sie aus, Ich bin der Ausgang der Geschichte."

Nienor fiel die Fackel aus der Hand und erlosch fast. Zu Tode erschrocken fiel die Söldnerin rückwärts hinterher und setzte sich unsanft auf den Hintern.
"Meine Güte W...was bist du? Oder vielmehr: WER bist du?"
Eine kupferfarben schimmernde Statue, lebensgroß, eine Frau darstellend, stand auf einem kleinen runden Sockel vor ihr und glitzerte im Licht der Fackel. Das Kupfer war poliert. Es war keine Spur einer Patina zu entdecken.

Doch das ungeheuerlichste war nicht die unglaubliche Lebendigkeit, die diese Statue ausstrahlte, es war die Tatsache, daß diese Statue wirklich lebendig war. Oder zumindest schien es so. Sie bewegte sich. Es waren keinerlei mechanische Vorrichtungen wie Scharniere oder ähnliches zu sehen.

"Ich bin das Orakel. Ich bin das Ende der Geschichte. Ich bin die Lösung. Und ich warte auf Erlösung.

Du bist der richtigen Geschichte an den Wänden gefolgt. Ihr Ende hat dich hierher gebracht, zu mir. Andere Geschichten, eingemeißelt für die Ewigkeit in Stein, bringen dich zu anderen Orten, doch diese hier ist meine Geschichte. Und dieser Geschichte bist du gefolgt, ohne abzuzweigen, bis zu ihrem Ende"
Die Statue, die sich "Das Orakel" nannte, beugte sich vor und schaute der Besucherin mit einem leichten Lächeln ins Gesicht.

Das Kleid der Figur raschelte metallisch und der Faltenwurf veränderte sich.

"Das Orakel? Heißt das, du beantwortest mir meine Fragen?"
"Ja, ich beantworte jedem, der zu mir kommt, einmal in seinem Leben drei Fragen. Doch stelle die Fragen weise, denn meine Antworten können deine Fragen eher vermehren, als vermindern."
"Drei Fragen? Gut, kann ich anfangen?"
"Beginne, ich bin bereit."
"Wie kommst du hierher?"

"Ich lebte vor langer Zeit, ja ich lebte. Damals hieß das Land, in dem dieser Tempel steht, Begarion. Es war reich und weithin berühmt für seinen Reichtum. Doch nicht für immer sollte dieser bestehen bleiben. Denn die Akallabeth bedrohte das Land. Die Akallabeth war eine unmeimliche Macht der Finsternis, deren wirklichen Namen niemand kannte. Jeder, der ihn erfuhr, starb unter Schmerzen und so wollte niemand jemals wissen, was sich hinter diesem Namen verbarg."

Jetzt verstand Nienor. Die Geschichte, der sie gefolgt war, war die Geschichte des Kampfes des Volkes von Begarion gegen das Fremde, Böse. Und der Schlüssel war die Statue, denn sie stand am Ende der Geschichte. Alle Bilder hörten rund um den Sockel auf.
"Am Ende kämpfte unser ganzes Volk in einer großen Schlacht gegen die Akallabeth. Jeder sah sie vor sich. Und jeder in einer anderen Gestalt. Jeder erkannte in ihr das, was für ihn das verabscheuenswürdigste war."

Die Bilder auf dem Boden. Nienor hob die Fackel und sah, wie überall Menschen gegen Monster kämpften, gegen andere Menschen, gegen Tiere, gegen Feuer und Wasser, selbst gegen nichts. Jeder in diesem Mosaik hatte einen anderen Gegner vor sich.
"Doch die Schlacht war nur ein letztes verzweifeltes Aufbegehren gegen das Unvermeidliche. Jeder wußte es und trotzdem blieb uns keine Wahl. Das Ende war der Tod, so oder so."

Nienor hatte den Atem angehalten. Das Orakel sprach weiter. Es hatte eine angenehme Stimme, fand Nienor.
"Doch ein kluger Kopf hatte im letzten Moment eine Lösung gefunden. Mittels bisher unbekannter Magie gelang es ihm, eine junge Frau zum Gefäß für die Akallabeth zu machen, in das sie eingeschlossen wurde."
Eine junge Frau? Wurde die für ihr Volk geopfert? Die lebende Statue lächelte Nienor an.

"Diese Frau war ich. Ich habe mich freiwillig geopfert, damit mein Volk weiterleben konnte, denn der Kampf ging schon mehrere Tage und das Ende für uns war abzusehen. So wurde ich zur letzten Hoffnung meines Volkes, des Volkes von Begarion. Es gelang ihm, all das Böse der Akallabeth zu sammeln aund in ein Gefäß zu schleusen. Das Gefäß war ich. Bin ich. Und werde ich solange sein, bis sich die Prophezeiung erfüllt."

"Die Prophezeiung? Welche Prophezeiung? Ich bitte dich sprich." Zu spät merkte Nienor, daß dies ein Fehler war.
"Dies ist deine zweite Frage. Jetzt bleibt dir noch eine."
Tatsächlich, sie hatte es geahnt. Jetzt hatte sie eine kostbare Frage verschenkt.
"Die Prophezeiung besagt, daß jemand kommen wird, und die richtigen Fragen stellen wird, so daß ich frei sein werde. Frei sein heißt sterben, denn ich bin in Wirklichkeit schon lange tot."

War das jetzt ein Rätsel? Nienor biß sich auf die Zunge. Was waren nur die richtigen Fragen. Sie hatte ja schon zwei davon gestellt, und die waren garantiert nicht die richtigen. Und wenn sie es doch waren. Vermutlich konnte man das Orakel auch nicht danach fragen, denn sonst wäre es ja ohne Sinn gewesen. Doch die grübelnde Söldnerin wurde aus ihren Gedanken gerissen, denn die Statue sprach weiter.

"Doch derjenige, der kommen wird, muß alleine auf die richtigen Fragen kommen, denn ich kenne sie auch nicht. Wenn er sie stellt, werde ich endlich eingehen in die Unendlichkeit. Mein Leib aus Metall, nur geschaffen zu dem Zweck, das Böse so lange wie nur möglich in sich zu belassen, mein eigenes Dasein zu verlängern und die Akallabeth festzuhalten, wird sich zu dem Staub auflösen, der er sonst schon lange wäre, in Grünspan zerfallen und von einem Luftzug davongetragen werden.

Wisse, ich trage die Akallabeth in mir und sie verleiht mir die Fähigkeit, Dinge zu erkennen, die noch nicht geschehen sind, denn für die Akallabeth sind sie alle schon gewesen. Für sie ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins. nicht getrennt wie für uns Menschen, für euch Menschen. Und wisse auch: Wer die falschen Fragen stellt, wird die Akallabeth befreien und sie wird erneut vernichten. Alles, was sie erreicht."


Nienor biss sich auf die Lippen. Jetzt hatte sie nur noch eine Frage und eigentlich hatte sie bis jetzt nur etwas über diese seltsame rötlich schimmernde Statue erfahren. Da fand sie schon einmal ein Orakel und dann sowas! Fieberhaft suchte sie nach einer möglichst allumfassenden Frage, die ihr so viel Wissen wie nur irgend möglich bescherte. Doch je länger sie überlegte, desto weniger fiel ihr ein.

"Werde ich reich werden?", war alles, was ihr schließlich einfiel und im selben Moment, wo sie diese Frage ausgesprochen hatte, bereute sie sie auch schon wieder. 'Werde ich reich sein, was für ein Mist!', schalt sie sich in Gedanken selber, doch die Frage galt. Das Orakel antwortete mit einem wissenden Lächeln: "Am Ende deines Lebens wirst du reich sein. so reich, wie nie zuvor."

Na also ,das war doch mal was. Jetzt wußte sie, daß sie erst sterben würde, wen nsie jemals wirklich reich war. Was lag näher, als ganz einfach arm zu bleiben, ohne großes Vermögen. So ließ sich jede Schlacht überleben. Das war also doch noch ein wertvoller Rat gewesen.
"Ich danke dir, du hast mir mit dieser einen Antwort mehr geholfen, als du ahnst." Naja, eigentlich ein widersinniger Satz. Das Orakel ahnte ja eigentlich alles.

"Das war die dritte und letzte Frage. Schade, das waren nicht die richtigen Fragen. Doch es waren aich nicht die falschen Fragen. Es waren irgendwelche Fragen. Du warst nicht der Besucher, auf den ich gewartet habe. Nun werde ich dir keine weiteren Fragen mehr beantworten. Nur dies bedenke noch: Die Antwort eines Orakels hat oft einen anderen Sinn, als es scheint. Gehe also weise mit dem Wissen um, das du hier erworben hast. Und jetzt leb wohl." Die Statue verlor den lebendigen Ausdruck, sie wurde zu einer wirklichen Statue, aus glänzendem Kupfer.

Nienor ging nachdenklich wieder den Weg entlang des Reliefs zurück. Sie hatte ausgerechnet den Weg hierher gefunden, um von längst vergessenen Völkern und Reichen zu hören, Geschichten über alte Kämpfe zu lauschen und etwas über das Schicksal von ihr fremden Personen zu erfahren. Jetzt war das Orakel ihr nicht mehr fremd. Sie hätte es nach ihrem Namen fragen sollen. Vielleicht war das ja eine der richtigen Fragen gewesen?
10.10.2002, 17:26 #415
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Auf dem Rückweg grübelte Nienor noch lange über die Worte des Orakels nach. Sollte sie jetzt den anderen davon erzählen oder lieber doch nicht. Würden die sie auslachen, weil sie nicht die richtigen Fragen gewußt hatte? Die Söldnerin leuchtete den Weg mit der Fackel aus, als sie dem Relief, das sie an den merkwürdigen Ort geführt hatte, folgte, um den Weg zurück zum Ausgangspunkt zu finden. Die Gänge waren menschenleer.

Kein Monster versperrte den Weg und keine unheimlichen Geräusche versuchten, ihr Angst einzujagen. Diese weitläufigen Bauten waren seit vielen Jahren verlassen. Leider hatten die ehemaligen Bewohner wohl auch ihre komplette Habe mitgenommen. So führte der Weg der Söldnerin durch leere Gänge und Zimmer, nur erhellt durch die Fackel in ihrer Hand. Es war die vorletzte, die sie mit genommen hatte. Viel Zeit zum umherstreifen blieb ihr nicht mehr.

Bald würde das Licht ausgehen. Komischerweise hatte sie nirgendwo Fenster, Deckenluken oder Fackelhalterungen bemerkt. Wo kam hier einmal das Licht her? Oder waren die früheren Bewohner genauso lichtscheu, wie die Luszkans gewesen und hatten lieber im Dunkel gehaust? Ein leichtes Frösteln überkam sie. Wer weiß, wie die ausgesehen hatten. Vielleicht waren das so Kreuzungen aus Menschen und Maulwürfen gewesen. Igitt!

Nienor zwang sich, an etwas anderes zu denken. Plötzlich wurde sie durch eine Art Erdbeben aus ihren Gedanken von einer albtraumhaften Rasse unterirdischer Baumeister gerissen. Irgendwo mußte etwas eingestürzt sein. Oder hatte sich der Berg über ihenn bewegt? Nein, es klang so, als seien Teile des Gebäudekomplexes, die auch noch ganz in der Nähe lagen, zusammengefallen. Wenn da bloß nicht dieser unselige Schatten aus dem Alten Lager dran schuld war. Der fand immer den falschen Hebel.

Schnell lief Nienor in die Richtung, in der sie die Quelle des Lärms vermutete - schließlich mußte sie helfen, auch wnen ihr die Leute aus dem Alten Lager eher unsympathiasch waren, doch nach ein paar Abzweigungen und Wendungen im Gang stand sie vor einer Sackgasse. Enttäuscht leuchtete sie mit der Fackel an der Wand entlang. Halt! Da war doch was. Feine Risse durchzogen die Wand. Sie machten den Eindruck, als seien sie zufällig entstanden.

Doch bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich als Fugen genau behauener Steine, die mörtellos aufeinander gesetzt waren. Das konnte kein Zufall sein. Jemand hatte sich viel mühe gegeben, eine künstliche Wand als massiv darzustellen, die Fugen als feine Risse im Fels getarnt. Jetzt erwachte die Abenteuerin in Nienor. Fieberhaft suchte sie mit der Fackel die Wand am Ende des Ganges ab. Auch hier gab es wieder diese Reliefs.

Scheinbar gab es die überall in diesem Teil des Komplexes. Sie zeigten Heerscharen von Kriegern in Reih und Glied, die in eine unbestimmte Ferne marschierten. Nienor fuhr mit den Fingern darauf entlang. Plötzlich ertönte ein Klacken und die schnell hochgerissene Fackel beleuchtete noch die letzten Reste der verschwindenden Wand. Das Fackellicht verlor sich in einer großen Dunkelheit. Nienor ging mit hallenden Schritten in einen großen Saal hinein.
10.10.2002, 22:53 #416
Nienor
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Der Saal war zwar groß, doch nicht leer. Bald nachdem Nienor etwas tiefer in ihn hineingegangen war, tauchten in den halbdunklen Ausläufern des von der Fackel erhellten Umkreises Waffengestelle auf. Bald war sie umgeben von diesen Halterungen. Dort war Platz für viele hundert Speere, Schwerter und Äxte, und daneben waren noch Gehänge für Rüstungen vorhanden. Doch leider waren all diese Waffenbänke leer. Jemand hatte nichts zurückgelassen.

Es war, als sei eine Armee damit ausgerüstet wurden und dann nie wieder zurückgekehrt. Ausgerüstet für einen letzten Kampf? Waren sie ausgezogen, um in den Tod zu gehen? Oder hatten sie nur diese Gebäude verlassen? Vor einer langen Zeit. Weggegangen für immer. Die Söldnerin schritt durch schier endlose Reihen dieser leeren Waffenbänke. Nirgends eine Waffe, nirgends eine Rüstung. Reihe um Reihe schritt sie ab.

Irgendwann mußte sie doch an eine Wand kommen! Oder wenigstens an eine Säule, wie sollte denn sonst die Decke halten? Naja, vielleicht gab es ja gar keine Decke, sie konnte jedenfalls keine erkennen. Es war ja dunkel außerhalb des kleinen von der Fackel erhellten Bereiches. Doch Moment, da vorne glitzerte etwas. Schnell lief sie dem Lichtpunkt entgegen, passierte noch einige leere Gestelle und stand dann vor einem wunderschönen Schwert.

Kein Makel trübte dessen Aussehen, es wirkte wie gerade erst fertiggeworden. Eine wunderbar verzierte Griffpartie ging in eine schwungvoll gebogene Klinge über, der Korb zum Schutz der Hand war mit funkelnden Steinen besetzt. Nienor konnte nicht widerstehen und nahm das Schwert mit. Weiter hinten funkelte es wieder. War dort noch ein Schwert? Tatsächlich, wieder ein einzigartig schönes Exemplar, unberührt.

Die silbrig glänzende Klinge schien ihr zuzuflüstern "Nimm mich, nimm ich". Und Nienor hörte auf die Stimme und nahm es. So ging es noch zwei, drei mal, jedesmal fand sie eine weitere bemerkenswerte Waffe. Doch ganz zum Schluß bemerkte sie ein besonders helles Glitzern. Was mochte das wohl sein? Bald hatte sie es herausgefunden. Eine Rüstung! Dort hing doch tatsächlich zwischen all den leeren Halterungen eine Rüstung.

Und das Beste war: Es war eine Rüstung nicht für einen Mann, sondern für eine Frau. Es konnten wohl doch keine grausligen Maulwurfswesen hier gelebt haben. Die hätten niemals solch prächtige Waffen und Rüstungen schmieden können, die das Auge erfreuten. Ganz fasziniert stand die junge Frau vor der Rüstung, scheinbar der einzigen, die hier noch übriggeblieben war. Vorsichtig nahm sie sie herunter und bemerkte, daß sie für ihr trutziges Aussehen bemerkenswert leicht war.

Schnell waren die Schnallen der eigenen, abgetragenen Rüstung noch aus Amazonentagen geöffnet und die Teile fielen herab und trafen mit einem weithin hallenden Scheppern auf den Boden. Sofort wurde die neue Rüstung anprobiert. Sie saß perfekt, wie für Nienor gemacht. Die Verarbeitung war perfekt. Alle Teile griffen so sinnig ineinander, daß kaum eine Lücke blieb, durch die eine Waffe ihren Weg finden konnte.

Ganz entzückt von dieser neuen tollen Rüstung sammelte sie die Teile der alten ein und hängte sie anstelle der ursprünglich dort befindlichen Rüstung hin. Dann raffte sie die Schwerter zusammen, die konnte Shadow als Bezahlung bekommen und wollte zum Ausgang stürmen. Herrje! Der ausgang. wo war er bloß? Nienor stand mitten in einer dunklen Halle, weit von jeder Wand entfernt. Oder befand sich in einer Richtung vielleicht doch eine Wand ganz dicht vor ihr?

Nur wo? Es konnte jede sein oder auch keine. Moment, die Rüstung schaute in diese Richtung, von da war sie also gekommen, etwa fünf, sechs Waffenbänke vorher hing das letzte Schwert, von da aus leicht links und wieder etwa so die gleiche Entfernung weiter. Hoffentlich verschätzte sie sich nicht zu sehr. Aufkommende Panik schluckte Nienor runter. Es würde schon alles gutgehen. Und wenn nicht? Ach was. Bald rannte sie fast zurück. Ihre neue Rüstung war so... leicht.
13.10.2002, 02:40 #417
Nienor
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Nienor war nahe an einer Panik. Es war ihr, als liefe sie schon seit einer Ewigkeit durch diese vermaledeite Halle. Wenn sie gewußt hätte, daß der Fund von ein paar Schwertern und einer Rüstung so gefährliche Folgen nach sich ziehen würde, hätte sie sich das ganze zweimal überlegt. Doch nun war es zu spät. Nachdem sie immer unruhiger in alle möglichen Richtungen gelaufen war, mußte sie sich eingestehen, daß sie sich verlaufen hatte.

Eine Entscheidung mußte her. Sie beschloß, an den leeren Waffenbänken entlang zu gehen, immer in eine Richtung, egal wie lange es dauern würde. Und so geschah es dann auch, die Söldnerin lief immer in die gleiche Richtung. Es war unheimlich. Es fanden sich weder Pfeiler oder Säulen, noch kam irgendwann eine Wand in Sicht. Was waren das hier nur für Hallen. Vielleicht lief sie ja unmerklich im Kreis. In einem riesigen Kreis mit so großem Durchmesser, daß man die Krümmung nicht bemerkte.

Es wurden ja immer nur die nächsten paar Schritte erhellt. Ob sie nicht doch abbiegen und lieber eine andere Richtung einschlagen sollte? Wieder blieb Nienor stehen. Mißmutig schaute sie auf den Boden... und bemerkte eine Art Muster. Die Steine des Bodens waren Pfeilartig angeorndet und zeigten alle in eine Richtung. Natürlich eine völlig andere, als ihre bisherige Laufrichtung. Seufzend nahm Nienor ihren Lauf wieder auf, diesmal in die Richtung der Bodenkacheln.

Bald bemerkte sie, daß die Pfeile leicht nach links abschweiften. Nienor folgte der weiten Kurve, die immer enger wurde. Plötzlich rutschte sie weg. Der Fußboden fehlte. Oder er war zumindest sehr abschüssig. Nienor war in eine Art Loch gefallen, jedoch hatte sie die Wand eines riesigen Trichters aufgefangen, an der sie jetzt einem unbekannten Ziel entgegenrutschte. Die Fahrt war nicht zu stoppen. Im Gegenteil, Nienor spürte, wie sie immer schneller wurde. Und weit und breit nichts, um sich festzuhalten.

Die Fackel lag irgendwo weit hinter ihr, so daß sie nun in vollkommener Dunkelheit in irgendeinen neuen Schlamassel hineinschlidderte. Die Rutschpartie wurde noch schneller. Das war ja nicht zum aushalten. Mit einem Entsetzendschrei glitt sie durch die Dunkelheit. Und plötzlich hallte ihre Stimme. Nienor schwebte. Doch nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann packte sie die unbarmherzige Hand der Schwerkraft und zerrte sie nach unten.

Einem tiefen Fall entgegen? Zum Glück nicht. Nienors Entsetzensschrei endete abrupt, als sie auf dem Boden aufschlug. Ein paar Gesichter drehten sich zu ihr um und schauten sie entgeistert an. Es mußte wohl seltsam ausgesehen haben, wie plötzlich jemand aus einer Öffnung in der Wand geflutscht kam und mit einem Scheppern auf dem Boden aufschlug. Doch Nienor hatte asich nichts getan, sie stand auf, schaute etwas betreten und klopfte sich den Staub von ihrer neuen Rüstung.
13.10.2002, 21:11 #418
Nienor
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quote:
Zitat von Tuan
Ich hab mal ne Frage: Mir ist aufgefallen, dass die letzten beiden Neulinge bei ihrer Ankunft in der Barriere schon irgendwelche Waffen besassen. Aber beide haben geschrieben, sie seien gefangen genommen und dann als Strafe in die Barriere geschmissen worden. Wie können sie dann im Besitz einer Waffe sein?

Ich will nicht Spielverderber spielen, aber ist das logisch?

Naja, laut Anmeldeformular kann man sich aus ner kleinen Auswahl einfacher Waffen eine rausuchen. Buddlerschwert und Keule und sowas...
Ich hatte die Befürchtung, daß sich sonst die Leute aufregen, wenn sie gar keine Waffe haben dürfen. Im Spiel selbst kann man ja auch rostige Schwerter und Spitzhacken und sowas finden. Und mit irgendwas müssen sich die Leute ja auch verteidigen am Anfang.
13.10.2002, 23:38 #419
Nienor
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Erschreckt hatte Nienor beobachtet, was vor sich gegangen war. Das gleiche seltsame Monster, daß auch schon in die schlacht um Gorthar eingegriffen hatte, war auf einmal aus dem Nichts herausgetreten und griff blutfeuer an. Nienor zückte den Bogen und legte einen Pfeil ein, aber wartete noch. Irgendwie schien dieses spinnebeinige Etwas blutfeuer nicht wirklich töten zu wollen. Es wollte nur die Handschuhe beschützen.

Nienor erinnerte sich an den Kampf der Kreaturen auf dem Schlachtfeld. Damals waren alle geflohen, vor diesem Sorim, der über mächtige Magien zu verfügen schien, und dann waren diese Monster gekommen. Nienor erwartete jeden Augenblick die Ankunft weiterer schrecklicher Kreaturen, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen war die Aufmerksamkeit des Spinnenbeins auf diese Handschuhe gerichtet, die er von der Amazone fortschleuderte.

Irgendwie schien er eine Art Wächter zu sein und diese viel zu neugierige blutfeuer, die im wahrsten Sinne des Wortes ständig gierig auf Neues war, hatte seine Aufmerksamkeit erregt, weil sie die blitzenden Handschuhe für sich haben wollte. Plötzlich war der ganze Spuk vorbei. Der Wächter war durch eine Wand gegangen. Nienor traute ihren Augen nicht. Doch blutfeuer schien das alles einigermaßen gut bewältigt zu haben. Sie legte sich gerade nieder, um sich von dem Schreck zu erholen, doch war sonst nicht verletzt.
14.10.2002, 11:11 #420
Nienor
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Offenbar hatte blutfeuer die Bwegegnung mit dem unheimlichen Wächter doch nicht so schadlos überstanden, wie zuerst gedacht. Nienor hatte ihren Bogen wieder weggesteckt und war mit ein paar flinken Schritten bei der Amazone, die schon von Stressi und Champ versorgt wurde. "Hat ihr diese Kreatur das Leben ausgesaugt? Ich hätte doch schießen sollen." Naja, das hätte wohl keine große Wirkung gehabt, Nach allem, was sie eben gesehen hatte, war dies ein Gegner, der mächtiger war, als sie alle zusammen. "Champ, kannst du ihr nicht helfen?" Die ganze Gruppe war auf die Fertigkeiten des Baals angewiesen. Hoffentlich kamen nicht doch noch mehr dieser Wesen hier an, das eine hatte gereicht. Nienor hätte ja gerne die Wand untersucht, durch die der Wächter verschwunden war, aber sie hielt es für besser, erstmal bei der Gruppe zu bleiben, um blutfeuer im Falle eines Angriffes verteidigen zu können. Bogen und Schwert waren in Reichweite...
14.10.2002, 23:40 #421
Nienor
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Das letzte, was Nienor fand, war ein Kanten harten Brotes. Doch den wollte niemand haben, so mußte sie ihn selber essen und biß sich fast die Zähne dran aus. Satt machte der auch nicht. "Wißt ihr, woran ich gerade denke? An einen saftigen und zarten Moleratbraten, gegart am Spieß, wo das Fett noch raustropft und dazu gibts das beste Bier der Barriere, wie es Sador..." Nienor verstummte.

Plötzlich hatten sich die Blicke der anderen auf sie gerichtet. Böse Blicke.
"Was habt ihr denn. Ich hab doch nur laut geträumt. Ich... ich werd es am besten sein lassen und still sein, in Ordnung?" Die anderen begrüßten diesen Vorschlag durchaus und wandten sich wieder ihren Dingen zu, doch Nienors Gedanken blieben bei dem Braten. Er drehte sich langsam über dem Feuer.

Glänzend lachte sie die knusprige Haut an, das saftige, weiße Fleisch flehte geradezu danach, abgebissen zu werden. Und dazu ein Krug schäumenden Bieres, frisch gezapft. Nienor stand mit geschlossenen Augen da und ihr entfuhr ein
"mhmmmm" Jemand räusperte sich. Sofort verdrängte sie die Gedanken an schönes Essen entfültig und sah sich nach einem Ausgang um, der die Gruppe von hier fortführen könnte.
15.10.2002, 00:59 #422
Nienor
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Ausbuddeln.
Verhackstücken.
Wieder einbuddeln.

(Geht allerdings nur, wenn man weiß, wo er eigentlich begraben liegt.)
:D
15.10.2002, 11:06 #423
Nienor
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Diese rot leuchtenden Äpfel ließen Nienor tatsächlich den Braten vergessen. So ein frischer, saftiger, knackiger Apfel war jetzt genau das Richtige. Schnell angelte sie sich einen der Äpfel, eh ein anderer ihn ihr vor der Nase wegschnappte, wischte ihn an ihrer Kleidung ab und biß herzhaft hinein, daß es nur so krachte. Dieser Apfel war süß, so süß. Und der Hunger war auf einmal wie fortgeblasen. Da hatte Yenai wirklich mal etwas gutes entdeckt. Das hätte niemand für möglich gehalten. Doch auf einmal kamen ihr seltsame Gedanken in den Sinn. Sie mußte an das Orakel denken. "Am Ende deines Lebens wirst du reicher sein, als je zuvor", hatte es gesagt. Nienor hatte das auf Reichtum an Gold oder Erz bezogen. Jetzt verstand sie. Wie ein Blitz traf sie die plötzliche Erkenntnis. Das Orakel hatte es ganz anders gemeint. Das Orakel sprach vom Reichtum an Lebenserfahrung. Doch ehe sich Nienor über die ihrer Meinung nach nun nutzlose Antwort des Orakels und darüber, daß sie deswegen kaum an das Aufstöbern von Schätzen gedacht hatte, ärgern konnte, wurde ihr auf einmal schwindelig und sie fiel, sich dabei um sich selbst drehend vor den Augen der anderen auf den Boden, wo sie einige Minuten bewußtlos liegenblieb, ehe sie wieder zu sich kam.
16.10.2002, 00:14 #424
Nienor
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Aufnahme ?? -
quote:
Zitat von Blackwyn
Ein Prob. gibts aber : Immer wenn ich auf ANMELDEN klicke und das Formular abschicke kommt eine Fehlermeldung

Dann schreib ne normale Mail mit den im Formular geforderten Daten an Don-Esteban@t-online.de oder hekathe@gmx.de.:)
16.10.2002, 22:17 #425
Nienor
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[GM] Der Gletscher -
Hinter der Gruppe rauschten die Wassermassen aus den Zerstörten Ruinen heran. Es gab kein zurück. Sie konnten froh sein, daß sie überhaupt noch irgendeine Chance gefunden hatten, dem Inferno zu entkommen. Sie waren doch entkommen? Jetzt, wo sich vor ihnen die Gletscherspalte öffnete, die ins Innere des Gletschers führte, ausgewaschen von den reißenden und sicher auch eiskalten Wassern des tosenden Gletscherflusses war sich Nienor nicht mehr so sicher.

Doch was blieb ihr übrig? Ohne noch lange über die möglichen Gefahren nachzusinnen, die ihr im Strom drohen konnten, tat sie es den anderen nach und sprang hinein, geradewegs in einen Strudel, der eine tiefe Wanne ins Eis gespült hatte. Ihr blieb die Luft weg, so eisig war das Wasser, doch noch stärker, als das Empfinden der Kälte war der Drang, wieder an die Oberfläche zu kommen. Panik stieg in ihr auf, als Nienor merkte, daß sie der Strudel festhalten wollte, griff er etwa sogar nach ihr?

Wild ruderte sie mit den Armen und schaffte es dann doch irgendwie, aus dem Sog des Wirbels hinauszukommen. Sofort wurde sie über eine durch die Kraft des Wassers rundgeschliffene Kante im Eis gespült und fiel einige Klafter bis ins nächste Becken voller Wirbel. Doch von dort ging es in schneller Fahrt über mehrere flache Teilstücke imemr wieder kleienre Wasserfälle und schräge Läufe hinunter. Nirgends fand sich halt.

Alle Kanten waren abgerundet durch das stetig darüber fließende Wasser, das Eis selbst war glatt und bot auch keinen Halt. Immer weiter rutschte Nienor über die Eisflächen, mitgerissen von der Kraft des Wassers. Es war so schrecklich kalt, ihr blieb ein ums andere mal die Luft weg. Ihre Glieder wurden gefühllos, bald spürte sie ihre Beine nicht mehr, ihre Bewegungen konnte sie sowieso nicht koordinieren, das Wasser hatte die Kontrolle übernommen.

Als ob das alles noch nicht genug war, hingen vopn der Decke auch noch bizzare Eisgebilde herab, die tief über das Wasser reichten. In wärmeren Zeiten mußte der fluß anschwellen und so weiter oben das Eis ausspülen, jetzt war etwas Luft und die Reste der Bildhauerarbeiten der Wassermassen hingen herunter und waren bereit, die Reisenden an sich zerschellen zu lassen.

Wie durch ein Wunder wurde Nienor von den tosenden Fluten immer wieder kurz vor dem Aufprall weggerissen, als ob der Fluß beschlossen hätte, noch eine Weile länger sein grausames Spiel mit dem schwachen Menschlein, daß sich in sein Reich verirrt hatte, zu treiben. Gerade noch konnte sie sich an die Oberfläche zurückbringen, wenn sie unter Wasser gedrückt wurde, um Luft zu holen.

Hier wollte sie nicht sterben, in einem letzten klaren Gedanken dachte sie an die Aussagen der alten Frau, die berichtet hatte, daß die Reste von unglücklichen Abenteuern manchmal vom Gletscherfluß hervorgespült wurden, dann wurde ihr Körper mit voller Wucht in einer scharfen Biegung des Flusses gegen eine Eiswand geschleudert. Nienor hörte noch das Knacken ihrer Rippenknochen, dann umfing sie nur noch Dunkel.

Einer leblosen Puppe gleich wurde ihr Körper über die Stufen aus Eis gespült, fiel in ausgewaschene Becken und trieb weiter den Fluß entlang, immer weiter und weiter. Doch nichts davon drang bis zu Nienor vor, sie war bewußtlos den Launen des Wassers ausgeliefert. Wie es den anderen erging, konnte sie schon von Beginn an nicht verfolgen, doch der unbarmherzige Fluß hatte genug Prüfungen für jeden von ihnen...
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