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03.12.2002, 23:21 #451
Nienor
Beiträge: 631
Taverne "Zum Schattenläufer" #5 -
Nienor kam die Treppe herunter. Im Schankraum selber war nicht viel los. Ein Faß stand noch auf der Theke, aus dem Zapfhahn tropfte hin und wieder etwas gelber Gerstensaft. "Pass auf, dein Bier geht dir durch die Lappen." Sador wis sie allrdings darauf hin, daß es keineswegs 'sein' Bier war, sondern das dr Söldnerin. Außerdem sei das Faß leer und die letzen paar Tropfen ergaben sowieso keinen Krug mehr.

Sador schien gut gelaunt. Anscheinend hatte ihm das Freibiergelage gestern jede Menge Kohle (oder besser Erz) eingebracht.
"Wo ist der Schatten, mit dem ich gestern gekommen bin?", fragte sie den Wirt, doch der gab ihr neben einer abfälligen Geste, die erkennen ließ, daß er nicht allzuviel von dem Dieb hielt, außerdem zu verstehen, daß dieser schon am Morgen das Wirtshaus verlassen hatte. Wohin, hatte er nicht gesagt.

Nienor zuckte mit den Schultern und bestellte sich erstmal eine Portion. Nachdenklich verschlang sie sie, an der Theke sitzend und darüber sinnierend, was sie jetzt wohl tun sollte. Das Kästchen war jetzt leer, der Schatz war nicht aufgetaucht. Vielleicht würde sie es sich in ihre Hütte stellen. Dort war sie schon seit einer Weile nicht mehr gewesen. Vielleicht würde sie auch nach Alagarus gehen. Dort war sie noch nie gewesen.

Ein Krug von Sadors bestem Bier spülte sowohl die Mahlzeit als auch gleichzeitig die grüblerischen Gedanken der Söldnerin hinunter. Nienor schob den Teller und den Krug von sich, nestelte ihren Erzbeutel vom Gürtel, zahlte und verließ dann mit einem 'Adanos vergelt's' die recht leere Taverne. Wohin sie ihr Weg führen würde? Immer der Nase nach.
11.12.2002, 00:16 #452
Nienor
Beiträge: 631
Das alte Lager nach dem Kuppelcrash -
quote:
Zitat von Clay
Don, du bist genial. Diese Ränge sollte man wirklich nehmen. Das hört sich gut. Willst du nicht zu uns kommen? Als Paladin(a):D

Nö, der Don nicht, aber ich vielleicht. Ich überleg noch.
15.12.2002, 16:44 #453
Nienor
Beiträge: 631
Gilden Name -
Jünger des Lee, falls ZA's mit abstimmen dürfen.
Ansonsten halt einfach diese Stimme ignorieren.:)
25.12.2002, 02:48 #454
Nienor
Beiträge: 631
Umzug nach Khorinis -
Ich bin wechselwillig. (Müßte mich aber dann erstmal bei den Lees abmelden.)

Rang: Ritter (oder Milizsoldat[In?] mit Option auf rasche Beförderung.)

Bemerkung: Nienor de Brethil passt als Tochter eines Adeligen besser zu den Paladinen, als zu Onars Rebellen.

Bei der Gelegenheit:
Dumak und Sador werden dann wohl das Weite suchen (sprich austreten). Sador wird sein Leben als einfacher Bürger mit einem Skillpunkt fristen und Dumak... der alte Gauner wird wohl gildenlos werden.
27.12.2002, 18:55 #455
Nienor
Beiträge: 631
Umzug nach Khorinis -
Mein eventueller Antrag auf Mitgliedschaft hat sich dann übrigens erledigt.
Ich hab nicht vor, mit Warman gemeinsam in der gleichen Gilde zu sein.
Nienor wird dann gildenlos.
27.12.2002, 19:04 #456
Nienor
Beiträge: 631
Die Gildenlosen #2 -
Nienor ist ab jetzt gildenlos. Rang Jägerin, 4 Skillpunkte.
(Und das nach 13 Monaten RPG...)
29.12.2002, 03:36 #457
Nienor
Beiträge: 631
Gemeinsam zum großen Knall -
Ich würde gerne mitkommen, um den Schläfertempel auszukehren.
Tränenbringer, der beste Bogen der Barriere und mein Schwert sind bereit dafür.
Außerdem muß ich in Übung bleiben.

Ich bitte um eine genaue Zeit und einen Treffpunkt. Und nehme mal an, daß das Ulu-Mulu für die Ganze Gruppe funktioniert. (Oder muß sich jeder außer dem Held den Weg durchs Orkdorf freikämpfen?)
29.12.2002, 23:18 #458
Nienor
Beiträge: 631
Zwischen den Lagern # 16 -
Nienor hörte Stimmen. Seit Tagen war sie hier, im Orkgebiet, unterwegs. Sie hatte nicht vor, den Orks in die Hände zu fallen und ging deshalb sorgsam allen Patroullien der haarigen Gesellen aus dem Wege. Soweit sie es bis jetzt überblicken konnte, war das Territorium der Orks ein gutes Jagdgebiet. Anscheinend wußten die Orks um die Bedeutung von guter Jagdbeute und achteten darauf, daß sie ihr Gebiet nicht überjagten. Für jemanden wie Nienor, die bisher nur an Fleisch interessiert war, war allerdings klar geworden, daß hier richtige Reichtümer herumliefen.

Wenn sie all den Tieren, die sich hier jagen ließen, das entfernen könnte, was Erz brachte, wäre sie wohl aller Geldsorgen ledig. Doch jetzt lenkten sie die Stimmen ab. Stimmen von Menschen, die über den schläfer sprachen, Also Sumpfler. Nienor schälte sich aus der Dunkelheit und sprach die Gruppe an.
"Zu dieser späten Stunde mitten im Gebiet der Orks noch unterwegs? Ist das nicht gefährlich? Erlaubt mir, mich euch anzuschließen"
30.12.2002, 01:33 #459
Nienor
Beiträge: 631
Das Orkgebiet #1 -
Nienor dachte sich ihren Teil. Und das waren bestimmt nicht Gedanken wie "Das könnte lustig werden". Sie hatte von diesem sagenhaften Ulu-Mulu gehört, doch daß es die Orks, die sie als unbarmherzige Feinde kennengelernt hatte, dazu brachte, Menschen friedlich passieren zu lassen, erschien ihr mehr als unglaubwürdig. So saß denn ihr Schwert nur locker in der Scheide, als die mit einem mulmigen Gefühl dem Söldner folgte.

Sie hatte ihn noch nie gesehen, all die Zeit, die sie in der Bariere weilte. Sie hatte viele Leute gesehe und so viele söldner gab es nicht, dieser hier mußte noch recht neu sein. Umso erstaunlicher, daß er es in so kurzer Zeit geschafft hatte. Noch dazu das Ulu-Mulu. An diesem Kerl war irgendetwas ungewöhnliches. Er wollte den Schläfer besiegen? Soweit Nienor alles mitbekommen hatte, hielt er den für die Ursache der Barriere so wie sie war.

Vor Aufregung kribbelte es ihr in der Nase, als die Gruppe mit dem ihr fremden Söldner an der Spitze in Richtung des Orkdorfes loszog. Nienor war zum Kampf bereit. Sie wußte, Orks waren nicht zu unterschätzen. Mit einer Hand am Schwertgriff folgte sie den anderen durch die Dunkelheit, um auf die Brücke zuzugehen, auf der wie immer starke Orkwachen standen, um jeden Eindringling sofort zu überwältigen. Ob das gut ging?
30.12.2002, 15:07 #460
Nienor
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[GM] Der Tempel des Schläfers -
Nienor konnte sich eines sonderbaren Gefühls der Kleinheit nicht erwehren. Diese Hallen waren so gewaltig, uralt und erhaben. Sollten das wirklich die grobschlächtigen Orks erschaffen haben? Es mußte schon sehr lange her sein, daß hier das erste Mal Orks zum Schläfer beteten. Wie sagte der namensole Söldner doch? Ein alter Ork-Schamane hätte ihm erzählt, daß fünf Brüder den Tempel errichtet hätten.

Und diese Brüder würden den Tempel jetzt bewachen. Der Schamane eben war wohl der erste von ihnen gewesen. Gedankenverloren wischte Nienor das Blut von ihrem Schwert. Schon dieser Kampf war nicht einfach gewesen. Wer weiß, was noch folgte. Doch zuerst überwand die Gruppe um den Helden nur einige Skelette, die dank der Mitstreiter nicht allzu schwer zu überwinden waren. Immer tiefer ging der Weg in den Tempel hinein.

Die Luft roch muffig und abgestanden. die Webfäden von Minecrawlern hingen hier und da von der Decke. auch das noch. Blieb man in diesem unheiligen Tempel denn von gar nichts verschont. Obwohl, ein erhabenes Bauwerk war er schon. Das war also das Herzstück dessen, woran die Supmler glaubten. Was würden sie sagen, wenn sie dem Schläfer gegenüber stünden?
31.12.2002, 16:42 #461
Nienor
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[GM] Der Tempel des Schläfers -
Nienor nahm ihren Bogen von der Schulter. "Diese Templer da scheinen gemeinsame Sache mit mit den Orks zu machen. Ich hätte nicht geglaubt, daß man so fanatisch sein kann. Sie bewachen gemeinsam den weiteren Weg." Sie seufzte. "Das wird ein harter Kampf." Und ehe die Templer dort noch bemerkten, daß sich eine Gruppe von Kämpfern näherte, hatte sie einen Pfeil eingelegt und schoß ohne Verzögerung einem der Bewacher den schwarz gefiederten Pfeil in den Hals.

Mit einem hellen Pfeifen, daß das brütende Schweigen der Höhle beendete, zog der Todesbringer seine Bahn und traf nur einen Wimpernschlag später den Templer dahin, wo Nienor es haben wollte. Der Gegner brach röchelnd zusammen. Der Pfeil war tuief in den nur schlecht von der Rüstung geschützten Halss eingedrungen. Doch jetzt wurden die restlichen Gegner aufmerksam und kamen angelaufen, die Waffen kampfbereit erhoben. So blieb nichts weiter übrig, als den bogen wegzustecken und sich, das schwert kampfbereit in der Hand, den Gegnern zu stellen. Der Kampf begann.
01.01.2003, 04:34 #462
Nienor
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[GM] Der Tempel des Schläfers -
Nienor hörte mit einem Ohr zu, als blutfeuer, die noch zu ihnen gestoßen war, über den bevorstehenden Orkaufmarsch berichtete. Trotzdem ließ ihre Aufmerksamkeit im Kampf nicht nach. Denn dies hätte tödlich sein können. Gerade rannte ein Ork mit hoch über dem Kopf erhobener Waffe auf sie zu. Gekonnt unterlief sie ihn und befand sich wenige Augenblicke im Rücken des Gegners. Trotzdem hatte es ihre volle Erfahrung gebraucht, der niedersausenden Waffe auszuweichen.

Sie wußte nun, daß sie es nicht mit einem Anfänger zu tun hatte. Hier war ein augebildeter Kämpfer ihr Gegner, der wußte, wie man erfolgreich angreift. Doch Nienor hatte keine Zeit, um die Waffenkünste des grünfelligen Gesellen zu bewundern. Zuerst einmal war sie vor allem damit beschäftigt, den Hieben des Gegners auszuweichen. Als Nächstes suchte sie eine Lücke in seiner Deckung, danach erst griff sie an.

Unvermittelt, so daß der Ork nicht ahnte, was auf ihn zu kam. Die Funken sprühten nur so, als ihr Schwert und das Krash-Dingsbums des Orks aufeinander prallten. Doch die Gildenlose hielt stand. Hier war ein Kampf nach ihrem Herzen entbrannt. Auge in Auge mit dem Gegner, den sie zu bezwingen gedachte. Schlag um Schlag drängte sie den Ork in die Defensive, wandte Finten an, die sie im Laufe ihres Lebens in der Barriere gelernt hatte, stach zu, wenn es am wenigsten den Anschein hatte, daß ein Angriff erfolgen würde und wich gleichzeitig den Angriffen des Orks aus.

Seine grobschlächtige Waffe behinderte ihn. Nienor schaffte es ein ums andere Mal, sich aus dem Gefahrenbereich herauszumanövrieren. Und immer wieder traf ihr Schwert. Bald blutete der Gegner aus vielen Wunden. Zumeist kleinere, denn Orks waren zäh. Doch ein paar tiefe Hiebe konnte die Kämpferin auch anbringen. Der Ork wurde immer wütender und bald spürte sie, daß seine Koordination nachließ.

Irgendwann hatte die Wut überhand genommen und er hieb nur noch wild zu, darauf versessen, Nienor zu treffen. Und jetzt war er endgültig zum Spielball Nienors geworden. Sie tanzte leichtfüßig um ihn herum und ihr Schwert traf ihn an immer empfindlicheren Stellen. Und dann setzte sie zum finalen Stoß an. Die Grünhaut hob gerade erneut die schwere Waffe über dem kopf empor, als Nienor mit ihrem Schwert vorsprang und es tief in die ungedeckte Brust des Gegners bohrte.

Mit einem lauten Brüllen, daß wohl seine Kameraden alarmieren sollte, brach der Ork zusammen und röchelte einen letzten Atemzug. Wer immer der Schöpfer dieser Kreaturen war, jetzt war zumindest dieser Ork wieder zu ihm zurückgekehrt. Schwer atmend kniete Nienor neben dem Toten und stützte sich auf ihr Schwert. Ein Gegner weniger, doch lagen noch viele Gefahren vor den Gefährten. Doch wenn es wahr war, dann würde am Ende der Reise tatsächlich der Schläfer auf sie warten.
01.01.2003, 18:11 #463
Nienor
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Gemeinsam zum großen Knall -
Öhm...Hallo?
01.01.2003, 20:34 #464
Nienor
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[GM] Der Tempel des Schläfers -
Nienor hielt sich zuerst im Hintergrund. Die Welle der heranstürmenden von Cor Kalom und seinem fanatischen Glauben an den Schläfer verdorbenen Novizen brach sich an der Schar derer, die den Namenlosen begleiteten. Wildes Kampfgeschrei ertönte, als die Waffen aufeinanderklirrten. Mittendrin Cor Kaloms sonore Stimme, die die Fanatiker zum Kampf anfeuerte. "Vernichtet die Ungläubigen. Sie wollen uns den Schläfer nehmen. Vertraut seiner Macht. Er wird euch schützen."

So stand er in der Mitte der Schar seiner Anhänger und peitschte sie zum Kampf auf. Aber nur, bis der Namenlose ihm begegnete. Nach einem erbitterten Kampf teilte Uriziel, das Schwert, daß den Schläfer besiegen konnte, den Baal entzwei. Und weiter tobte der Kampf. Nienor vermied es, gegen die Novizen und Templer zu kämpfen, von denen sie einige von Sehen her kannte. Doch es ließ sich nicht ganz umgehen.

Immer wieder stürmte einer der aufgestachelten Anhänger des Dämons auf sie zu, um mit wildem Geheul oder auch ganz leise - so wie es seiner persönlichen Kampfesweise entsprach, um sie davon abzuhalten, dem Schläfer etwas anzutun. In manchen Augen blitzte Haß, in manchen Wut. Einige schauten nur traurig. Nienor kämpfte wie mechanisch. Sie hob das Schwert und parierte. Und wie sie es gelernt hate, stach sie zu und verletzte die Angreifer.

Manche schauten ihr erstaunt ins Gesicht, als sie sahen, daß ihr eigenes blut vergossen wurde. Es war eine blutige, unwürdige Arbeit. Kein heroischer Kampf. Hier starben Menschen, die an etwas so sehr glaubten, daß sie dafür in den tod gingen, ohne zu Überlegen. Es war traurig. Was in der weklt war es schon wert, sein Leben dafür hinzugeben. Konnte das ein Schläfer, der gütig war, zulassen? Sahen sie denn nicht selber, daß sie irregeleitet waren und aufhören sollten.

Wieviele Biere hätten all diese Menschen noch in Sadors Kneipe trinken könne, gemeinsam mit denen, die hier gegen sie kämpften. Vielleicht waren Freunde darunter, doch alle waren Leute, die das gleiche Schicksal teilten: gefangen in der Barriere zu sein. Der Kampf geriet in Nienors Augen zur Zeitlupe, Quälend lange Augenblicke brauchte sie, um ihr Schwert zur Abwehr zu erheben, dann schlug es klirrend gegen das eines Templers, der damit auf sie eindrosch.

Wütend funkelnde Augen blitzten ihr entgegen. Der Mund des Mannes war verzerrt. Irgendein Kampfschrei verließ gerade seine Kehle, der speichel verließ in einem kurzen Faden die Zunge und flog atemberaubend langsam davon. Das Gesicht des Templers war bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Nienor parierte, wie sie es imemr tat bei dergleichen Angriffen. Irgendwann mußte man nicht mehr überlegen, sondern die Hiebe und Finten kamen automatisch.

Diese Phase erreichte jeder Schwertkämpfer, der nur lange genug übte. Wieder ein Schlag des großen Templerschwertes, diesmal von der Seite. Begleitet vom wildem Gebrüll driftete der Zweihänder durch die Luft, unaufhaltsam auf Nienor zu. Sie wich aus. warum war alles so langsam? Sie bewegte sich gar nicht von der Stelle, hatte sie den Eindruck. Und doch gelang es ihr, auszuweichen. Und plötzlich explodierte die Zeit.

Alles war wieder normal. Jetzt hörte sie auch die wilden Schreie des Templers wieder. Sie unterlief seinen Angriff und stieß zu. Von unten in den Bauch, die Rüstung des Templers nützte ihm dabei wenig, denn dort wo sich die Rüstungsteile überlappten, kam ein gut plaziertes Schwert durch. Nienor erinnerte sich noch lange später an das erstaunte Gesicht des Templers, der in diesem Augenblick überhaupt nicht damit gerechnet hatte, daß sein Leben nun zu Ende war.

Und meist erinnerte sie sich des Nachts, wenn sie geschüttelt von Albträumen aufwachte und schweißnaß im Bett lag. Dann wußte sie, daß die Barriere ihre Spuren hinterlassne hatte. Daß keiner unbeschadet davongekommen war. Egal was er anderen erzählte. Sie veränderte jeden, diese schreckliche Barriere. Denn nichts Gutes war daran, daß sie hier Novizen und Templer tötete, nichts Gutes.

Bitterkeit stieg in ihr auf und sie geriet in eine kalte Wut auf diesen Schläfer, der es schaffte, daß sich hier Leidensgenossen gegenseitig abschlachteten, anstatt zusammenzustehen. Wann war dieser unselige Kampf endlich zu Ende? Wann war die Macht des Erzdämonen endlich gebrochen? Nienor schaute sich um. Der Namenlose hantierte an den Schreinen, die den Platz des Schläfers umgaben. Da hockte er in seiner ganzen Häßlichkeit und schleuderte seine Feuerbälle umher.
01.01.2003, 21:42 #465
Nienor
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[GM] Der Tempel des Schläfers -
Nienor, die eben noch gegen einen Dämonenlord gekämpft hatte, wurde durch das Grollen mitten im Kampf überrascht. Plötzlich verschwand der Gegner mit einem Brüllen, daß in einen hohen Schrei überging. Der Tempel erbebte. Die Menschen um sie herum brüllen. "Raus hier" Und Nienor ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit einem letzten Blick über die Schulter sah sie zu dem Namenlosen hinüber, der für sie alle sein Leben gewagt hatte.

Er stand unbeweglich vor dem, was einst das Lager des Schläfers gewesen war. Wohin dieser jetzt auch hinabgezogen worden war. Er war verbannt. Schon wollte sie zu dem Helden laufen und ihn mit sich ziehen, doch da stürzten auch schon die ersten Felsbrocken herab und trennten sie von ihm. alles stürzte ein. Ach die Barriere? War sie endlich weg? Nun erst stürzte die Gildenlose mit all den anderen Überlebenden davon, in Richtung Ausgang.

Nur weg hier, in schneller Flucht, ehe alles in sich zusammenbrach. Wild durcheinander liefen alle. Konnten sie noch den Ausgang erreichen? Sie schafften es. Nienor hatte wie die anderen die beine in die Hand genommen und war, vorbei an den auf dem Weg in die Tiefen des Tempels getöteten Feinden, zurück zum Eingang gelaufen. Nach einem endlos erscheinenden Lauf durch das Gewirr der Gänge und Höhlen stand sie endlich am Eingang des Tempels, am Fuße des Berges.
03.01.2003, 04:30 #466
Nienor
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Das Neue Lager # 29 -
Nienor kam ins Lager. Oder zumindest zu den Überresten dessen, was einst das neue Lager gewesen war. Auf dem Weg zu ihrer ehemaligen Hütte kam sie an den Resten der Taverne vorbei. Sie war abgebrannt. "Was ist hier nur passiert?" Keine Menschenseele begegnete ihr. Schon der Eingang des Lagers war verlassen. Auf dem Damm stand nicht, wie sonst immer, Homer. Am Tor davor hielt nicht Jarvis Wache und in der Wohnhöhle angekommen ging Cronos nicht seine übliche Runde.

Mit einem beklemmenden Gefühl schritt sie in Richtung ihrer alten Hütte. Und tatsächlich war diese noch unberührt. Freudentränen schossen der Gildenlosen in die Augen, als sie vor ihrer Truhe stand und alles, was sie an Habseligkeiten besaß, vor sich sah. Das so verrufene Lager der Banditen war wohl doch ehrlicher, als es den Anschein hatte. Alles war noch da. Das Kleid, mit dem sie damals in die Barriere gekommen war.

Nienor setzte sich und hielt es in den Händen, an die Zeit damals denkend, als sie ihrer Schwester Nellas gefolgt war. Nellas. Sie hatte wohl doch irgendeinen bösen Dämonen im Leibe. So, wie sie sich veränderte. So haßerfüllt war sie am Schluß. So schrecklich. Nienor verdrängtre die Gedasnken an ihre tote Schwester. Sie wühlte weiter. Ein Beutel mit Erz, die Notration für ganz harte Zeiten. Ein altes Messer, ihre erste Waffe.

Damit hätte sie ja nichtmal einen Molerat töten können. Unwillkürkich mußte sie lächeln. Was für ein naives Mädchen war sie doch gewesen. Und jetzt? Jetzt hockte sie hier in einer Rüstung, für die man woanders ein paar Dörfer kaufen konnte, so kostbar war sie. Ein prächtiges Schwert an der Seite, den legendären Tränenbringer auf dem Rücken. Eine Kriegerin, erprobt in zahllosen Schlachten. Bezwingerin von schrecklichen Monstern.

Ganz unten in der Kiste befand sich ein Medaillon. Ein Bildnis ihrer Mutter.
"Bei Innos. es ist noch da." Sie drückte es an ihre Brust. Dann begann sie, alles in einen Reisesack zu packen. Medaillon, Kleid, Dolch, Erz, ein paar alte, zerfledderte Bücher, die sie in der Barriere erworben hatte, Pergamente mit Notizen, das Futteral für den Bogen. Als sie fertig war, war die Kiste leer und der Rucksack schwer.

Trotzdem hievte sie ihn sich über und wollte dann das leere Lager wieder verlassen. Alle waren sie schon weg. Verstreut in alle Winde. Ob sie es schafften, frei zu bleiben? Oder würden sie die königlichen Gardisten bald wieder aufgreifen und in irgendeinem finsteren Verlies vermodern lassen. Manche würden sich sicher die vermeintliche Freiheit der Barriere zurückwünschen, wenn sie ihr Stroh mit den Ratten teilten. Nienor hielt noch einmal inne.

Sie beschloß, dem toten Führer des Lagers noch ihre Referenz zu erweisen. Sie hatte ihn kaum gekannt, doch in den Erzählungen der anderen war er imemr das leuchtende vorbild gewesen. Jeder wollte so werden, wie er und sagte im gleichen Atemzug, daß es ihm nie gelingen würde. So ging sie denn hinauf, den Weg in die freie Mine entlang, bis sie über der Wohnhöhle stand. Hier, am Grab des Generals hielt sie einen Augenblick inne.

Sie wühlte in ihrer Tasche, auf der Suche nach einer Gabe, doch fand sie nichts, was ihr passend erschien. So beugte sie denn nur den Kopf und verharrte einige Augenblicke. Dann wandte sie sich wieder um und verließ das Lager. Sie schaute nicht zurück. Vor dem Lager schlug sie den Weg in Richtung des Alten Lagers ein. Sie würde aber von dort aus nicht zur Austauschstelle gehen, so wie alle anderen.

Nein, Ihr Weg führte sie von da aus in Richtung des südlichen Passes, des Passes nach Drakia. Dort würde ihre neue Heimat sein. Der Ort brauchte Menschen, so hatte sie erfahren. Und dort waren sie sicher über jedes Schwert dankbar, daß tapfer geführt wurde. Nein, Nienors Ziel hieß nicht Khorinis, ihr Ziel war Drakia. Mit frischem Mut machte sie sich auf. Sie wollte keine Zeit verlieren.
05.01.2003, 01:47 #467
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
Dunkelheit umarmte die Berge, die in der Ferne lagen und Drakia vor kalten Nordwinden beschützten. Das Klima war hier wirklich relativ mild. Schnee lag keiner. So wurde die Ebene auch nicht vom zurückgeworfenen Mondlicht erhellt. Nienor fand den Weg trotzdem. Sie kannte ihn. Das hohe Gras des somemrs war schon lange vertrocknet und von den Herbststürmen geknickt worden.

So hatten Snapper und Scavanger keinen Schutz mehr vor den Blicken anderer, was beide veranlaßte, im Winter ihr Dasein in den geschützten Gebirgstälern zu fristen. Erst wenn wieder Futter da war, kamen die Scavanger wieder hervor. Und die Snapper, ihre Jäger, folgten ihnen. Das hohe, im wind wogende Gras des neuen Jahres würde ihnen dann Deckung beim anpirschen an die beute geben. Doch jetzt war von alledem nichts zu erahnen.

Es war Winter und vor der einsamen Wanderin lag Drakia, das Nest, das vor wenigen Monaten von den Orks fast ausgelöscht worden war. Soweit sie wußte, hatten die Bewohner beschlossen, ihren Ort wieder aufzubauen. Jetzt, als sie näher kam, sah sie, daß sie zusätzlich damit begonnen hatten, eine Mauer um den Ort zu bauen. Dieser Wall zog sich über beide Hänge, schloß das Tal ein, indem der Ort lag und endete an den Ufern des Meeres.

Nur ein Tor durchbrach die begonnene Ummauerung. Doch das konnte man erst bei Tageslicht erkennen. Der Turm des Schwarzmagiers stand allerdings immernoch knapp außerhalb der Mauern. Er war nicht mit einbezogen worden in den Verteidigungswall. Nur ein paar Schritte waren zwischen der angefangenen Mauer und dem Turm. Die Bewohner hatten sich wohl nicht getraut, ihn anzutasten. Und noch war die Mauer an vielen Stellen so niedrig, daß man einfach so drüberspringen konnte.

Die Kosten eines Mauerbaus waren nicht unbeträchtlich. Woher nahmen die Einwohner das Geld dafür? Nienor, beschloß, nachzufragen. Die Hauptstraße oder lieber -gasse war menschenleer, als sie den Ort durch das erwähnte To, bzw. die Torbaustelle betrat. Irgendwo bellte ein Hund. Hier und da brannte noch Licht in den Hütten. Obwohl schon wieder eine Anzahl an mehr oder weniger ordentlichen Häusern stand, sah man noch jede Menge Baulücken, die vom Orküberfall herrührten.

Doch auch eine Taverne stand schon wieder. Nienor steuerte darauf zu. Sie öffnete die Tür. Zu ihrer Überraschung war hier richtig was los. Anscheinend wurde der Fall der Barriere gefeiert. Ein Musikant, der auf einem Dudelsack, der eher eine Art große Quäke war, eine einfache, fröhliche Melodie spielte, war der Mittelpunkt des Hauses. Um ihn herum tanzten einige Paare einen der in der Gegend üblichen Bauerntänze. Nienor arbeitete sich zum Wirt vor.


"Habt Ihr ein Zimmer frei?"
"Waaas? Es ist so laut hier? Ob ich ein Zipperlein habe? Achso, ein Zimmer. Ja, oben, das Zweite links. Was zu essen? Ja, kommt sofort. Ja, auch ein Bier."
Nienor suchte sich einen Tisch in einer ruhigeren Ecke. Anscheinend ging es den Leuten hier gar nicht allzuschlecht. Durch den Fall der Barriere waren sie nun auch nicht mehr vom Rest der Welt abgeschnitten und die Lage am Meer war für den Handel sicher auch nicht ohne Vorteile.

Man würde sehen, ob die Orks wiederkamen oder den Ort nun in Ruhe ließen. Der Wirt kam und brachte Nienor einen Teller mit dampfendem Fleisch und einen großen Krug voller Bier. Die Kämpferin biß herzhaft zu. Nachdem sie kurze Zeit später gesättigt war, ließ sie die Feiernden alleine und machte sich auf in ihr Zimmer. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ertönte der Lärm nur noch sehr gedämpft.

Müde ließ sie sich auf das mit einer strohgefüllten Matratze belegte Bettgestell fallen, nachdem sie ihre Rüstung abgeschnallt hatte. Die Druckstellen schmerzten leicht, aber das war schon normal geworden. Sie dachte an die Zukunft. Was würde sie jetzt tun? Nienor wußte es nicht. In der Barriere war man vor allem damit beschäftigt gewesen, zu überleben. Es war dumm von ihr gewesen, damals vor so langer Zeit einfach hineinzuspringen. Doch jetzt war sie wieder frei. Und wußte nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. So ging es sicher vielen der ehemaligen Gefangenen. Gnade Innos den Bewohnern von Khorinis, war ihr letzter Gedanke, bevor sie einschlief.
05.01.2003, 23:54 #468
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
am nächsten Tag machte sich Nienor auf, um im halbwegs wiederaufgebauten Rathaus nachzufragen, ob es vielleicht Bedarf an Helfern gab. Der Ort brauchte sicher jede Hand, die eine Waffe führen konnte. In einem einigermaßen intakten Zimmer saß ein Mann hinter einem großen Tisch und studierte Papiere.

"Innos zum Gruß." Nienor trat ein.
"Ja, was gibts?" Der Mann tat geschäftig.
"Nun, um es geradeheraus zu sagen: ich bin in diesen Ort gekommen und habe mich gefragt, ob Ihr hier noch ein Schwert gebrauchen könntet. Daß die Verteidigung verbessert werden muß, wißt Ihr ja selbst, wie unschwer am Bau der Mauer zu sehen ist."

"Mhm, was könnt Ihr denn?" Der Mann sah Nienor von oben bis unten an. Die blitzende Rüstung, das prächtige Schwert und der große Bogen auf dem Rücken überzeugten ihn anscheinend, denn er sagte "Scheinbar seid Ihr recht geübt im Umgang mit euren Waffen. Ich gebe Euch bis auf Weiteres den Befehl über die Bürgermiliz hier. Trainiert sie und zeigt den Leuten, was sie wissen müssen." Er wandete sich wieder seinen Papieren zu. "Achso, Sold gibts keinen. Aber Ihr könnt Euch auf Kosten des Ortes im Gasthaus einquartieren. Und falls mal Geld da ist, wird Euch ein Haus gestellt."

Obwohl er anscheinend keine Zustimmung zu erwarten schien, antwortete sie ihm "Ich werde meinen Posten morgen antreten. Entschuldigt mich." Sie verließ den Raum. Kurz vor dem Hinausgehen fiel ihr noch etwas ein. "Wie lautet Euer Name?"
"Ich bin Romuald, der Bürgermeister." Stolz klang es, wie er das Wort Bürgermeister aussprach. Die Leute hatten jetzt also ihren eigenen Bürgermeister.
07.01.2003, 23:40 #469
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
Nienor schlug der typische Geruch der Taverne mitsamt einem Schwall warmer Luft entgegen, als sie die Tür öffnete und eintrat. Mittlerweile war wieder Alltag eingekehrt, was bedeutete, daß nichts los war. Die Leute gingen ihren täglichen Verrichtungen nach und das hieß, daß sie mit den Hühnern zu Bett gingen. In aller Ruhe genoß die frischgebackene Chefin der Miliz von Drakia ihr Essen und den Krug frischer Milch.

Das Schönste war, daß sie dem Wirt dafür nichts schuldig war. Doch dem schien das nichts auszumachen. Anscheinend zahlte der Bürgermeister recht ordentlich. Ganz pleite konnte Drakia also nicht sein. Mit diesem beruhigenden Gedanken machte sich die Gildenlose über das dampfende Essen her. Das Brot war frisch, das Fleisch heiß und fettig. Nur die Schale mit Äpfeln führte wahrscheinlich noch dazu, daß sie weglief. Solche kleinen, schrumpeligen Dinger hatte sie ja noch nie gesehen.

Sie schob die Schale mit dem Obst weit weg. die Äfel rochen schon komisch. Hatte es der Wirt gut gemeint, weil er wußte, das sich jetzt jemand um die Verteidigung kümmern würde oder wollte er nur noch altes Kram loswerden? Nienor war sich nicht sicher. In vollkommener Ruhe räumte sie den Teller ab und sah sich dabei etwa um. Die Balken, die die Decke trugen, waren teilweise geschwärzt. Es waren sicher noch verwendbare Reste, die der große Orküberfall zurückgelassen hatte.

Hinter der Theke verbrauchte ein großer gemauerter Herd aus Feldsteinen mitsamt seinem Abzug eine Menge Platz. Der Abzug durchbrach die Decke des Schankraumes und mündete dann in einen hohen Schornstein. Man sah ihn draußen schon von weitem, er überragte die umliegenden Dächer um mehrere Klafter. Am Herd machte sich der Schankwirt zu schaffen. Tiegel klapperten, ab und zu schmiss er einen dicken Buchenholzscheit in das Feuer, das unter dem Herd loderte und ein leises Knacken unterbrach die Stille. Irgendwo hinter Nienor wurde ein Stuhl zurückgeschoben.
08.01.2003, 00:28 #470
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
"Dumak?" Nienor konnte es kaum glauben. "He, du alter Langfinger." (Der Wirt schaute besorgt auf.) "Du hast es also tatsächlich geschafft, aus dieser Hölle herauszukommen." Dumak hatte sich umgedreht. Sobald er Nienor erblickte, hellte sich sein zuvor abweisendes, verschlossenes Gesicht etwas auf. Er kam heran und setzte sich zu ihr an den Tisch. "Ein Bier noch, Wirt." Und zu Nienor: "Ja, aber es war knapp. Hast du die Bestien gesehen, die das Tal überflutet haben?"

Nienor nickte mit sorgenvoller Miene. "Ja. Diese... Echsenmenschen. Und natürlich Orks. Jede Menge dieser verfluchten Orks. Aber das ist nicht das Schlimmste." Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern und sie beugte sich über den Tisch, ganz nahe an Dumaks Gesicht. "Es sind Drachen gekommen. Mindestens zwei. Wenn nicht noch mehr. Und ich hoffe, sie bleiben im Minental. Die Leute hier hätten dem nichts entgegenzusetzen. Ich habe gesehen, wie die Drachen das Alte Lager in Schutt und Asche gelegt haben. Es war grauenvoll. Sei froh, daß du nicht da gewesen bist. Wo warst du überhaupt?"

Jetzt hatte sie doch einen dieser Äfel genommen. Es mußte ein Reflex gewesen sein. Aber jetzt war es zu spät. Der Apfel schmeckte süß. Viel besser als er aussah. So konnte man sich täuschen. Dumak nippte derweil vorsichtig von dem Bier, das der Wirt inzwischen gebracht hatte, ehe er einen tiefen Zug wagte. Er sah abgekämpft aus. Jetzt rann Bier über sein unrasiertes Kinn, die dunklen Haare rahmten das blasse Gesicht des Diebes ein. Sie waren fettig und strähnig. Wer weiß, wo er sich die letzten Tage rumgetrieben hatte.
08.01.2003, 01:01 #471
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
"Das war auch gut so, daß du es bis hierher geschafft hast" Nienor lächelte. "Mit wem sollte ich sonst all die Monster jagen, die das Minental jetzt bevölkern." Ein entsetzter Blick Dumaks brachte sie vollends zum lachen. "Keine Angst, das war ein Scherz. Ich werde dich in sowas nicht mit reinziehen." Sie wurde wieder ernst. "Die Barriere ist gefallen, weil der Schläfer besiegt wurde. Es heißt, er wurde verbannt, dorthin wo er herkam. Wo immer das auch ist, ich will's gar nicht wissen.

Eine Gruppe unter so einem Kerl, er konnte übrigens ziemlich gut kämpfen, ist in den Tempel bei der Orkstadt eingedrungen und hat ihn dort im Kampf besiegt. Und ich war dabei." Nienor biß ein letztes Mal von dem Apfel ab, ehe sie den Griebsch auf ihren leeren zinnenen Teller legte. Dann meinte sie mit gespielter Gleichgültigkeit "Übrigens bin ich jetzt die Befehlshaberin der Bürgermiliz von Drakia und..." Weiter kam sie nicht. Das schallende Gelächter Dumaks unterbrach sie "Du? Drakia muß ja echt arm dran sein."

Nienors Arm schoß vor und sie packte Dumak am Kragen, ließ dann aber sofort wieder los, als ihr bewußt wurde, was sie grade tat. "Hey, pass bloß auf. Ich achte auch darauf, daß Diebe ihre Finger in den Taschen behalten. In den eigenen wohlgemerkt. Sonst sind sie sie womöglich noch los, die Finger. Und bei dir werd ich ganz bestimmt keine Ausnahme machen." Sie entspannte sich wieder.

"Ich werde den Leuten hier schon noch beibringen, wie sie zu kämpfen haben. Und du siehst dich besser nach einer anderen Wirkungsstätte um. Wieso bist du eigentlich nicht nach Khorinis gegangen? Soweit ich weiß, gibts da genug reiche Leute, die jemanden wie dich interessieren könnten. Ganz im Gegensatz zu so einem armen Ort wie Drakia."
09.01.2003, 03:24 #472
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
Ein schöner Tag. Die Sonne blinzelte durch das kleine Fenster in Nienors Zimmer und ließ den tanzenden Staub in einem hellen Schimmer erstrahlen. Nienor mußte unwillkürlich niesen. Dies sollte also der erste Tag in ihrem neuen Dienst werden. Angespornt durch den Gedanken an die neue Aufgabe sprang sie förmlich aus dem Bett. Im Gang vor dem Zimmer holte sie sich eine Kanne Wasser aus dem Faß und stand gutgelaunt die Morgenwäsche mit dem kalten Naß durch.
Zum Glück war ihr Zimmer ja beheizt. Der Gasthof war so gebaut, daß alle Zimmer des Obergeschosses um die mächtige Esse des Herdes angeordnet waren. So bekam jeder etwas von der Wärme ab, die dadurch nicht ungenutzt in den Himmel verflog. Mit geübten Griffen legte Nienor ihre Rüstung an, nachdem die zur Polsterung dienenden Unterkleider ihren Platz gefunden hatten. Zuletzt schnallte sie das Schwertgehänge um und schob ihr Schwert in seine Scheide. Das schleifende Geräusch der hineingleitenden Klinge erinnerte sie an die bevorstehende Aufgabe. Mit wenigen Schritten war sie an der Tür, polterte die Treppe hinab und ließ sich dann von dem schon wieder an seinem Herd werkelnden Gastwirt ein wenig Proviant in ein Leinentuch einpacken. Er schob ihr außerdem ein Schriftstück über die Theke.
"Hier, das hat der Bürgermeister gebracht."
Nienor schaute auf die mit einem roten Siegel verzierten Zeilen. "Ah, das ist meine Ernennung zur Befehlshaberin der Stadtmiliz. Sehr gut. Jetzt hat also alles seine Ordnung." Zufrieden verstaute sie den kostbaren Wisch an ihrer Brust und nickte dem Wirt noch einmal für das eingepackte Essen zu. Dann verließ sie die Taverne. Die kalte, klare Winterluft nahm ihr fast den Atem. Doch darauf achtete Nienor kaum, denn schon war sie auf dem Weg zur Torbaustelle.
Dort hielten sich eigentlich immer ein paar der Wachen auf, Und so war es auch diesmal. Schon von Weitem erkannte sie die Silouetten einiger Männer. Beim Näherkommen mußte sie dann jedoch feststellen, daß sie nur sehr schlecht ausgerüstet waren. Mit einem von einem Seufzer begleiteten mitleidigen Blick auf die mangelhaften Rüstungen und Waffen der Anwesenden stellte sie sich vor:
"Mein Name ist Nienor. Romuald hat mich als Befehlshaberin der Miliz eingestellt."
Die Männer schauten ungläubig. Zuerst antwortete keiner von ihnen. Dann löste sich einer von der drei oder vier Fuß hohen gemauerten Wand des bislang nur zu erahnenden Tores, an die er sich lässig gelehnt hatte und meinte zu ihr "Achja? Da kann ja jeder kommen." Und zu seinen Kameraden "Wenn Romuald es wirklich wagen sollte, mir eine Frau vor die Nase zu setzen, kann mir die Stadtwache gestohlen bleiben. Dann bin ich weg. Und das sage ich ihm auch in sein glattrasiertes Gesicht." Er schaute entschlossen aus seinen dunklen Augen, das kurze, strubbelige Haar unterstützte den Gesichtsausdruck nur noch mehr und gab ihm etwas leicht finsteres. So, wie er jetzt dastand, dachte man, daß er sofort zum Bürgermeister losstapfen würde.
Die anderen beiden, ein etwas kleinerer mit Hasenzähnen und langen Haaren und ein großer, schlaksiger und irgendwie blasser Typ traten unsicher vom einen Fuß auf den anderen und wußten anscheinend nicht so recht, was jetzt für sie am klügsten wäre. Schließlich entschieden sie sich dafür, ihrem Freund den Rücken zu stärken. Ihn kannten sie, diese Frau hier nicht.
"Hehe, ja, genau, wir auch" fiel dann auch die Antwort aus.
Nienor hatte eigentlich nicht erwartet, daß die Leute sie widerstandslos akzeptieren würden. Wohl deshalb kam ihre Antwort auch promt.
"Nagut. Ich sehe ein, daß ich erstmal zeigen muß, was ich kann. Wer will gegen mich antreten? Du vielleicht?" Sie schaute den ersten der drei Männer an, der wohl der Wortführer war. "Keine Angst, ich werde dich nicht verletzen."
Schallendes Gelächter war die Antwort. Die anderen beiden fielen auch mit ein. Die warteten wohl immer erst ab, was ihr Kumpan tat? "Du? mich verletzen?", antwortete er, nachdem er sich wieder gefangen hatte (rannen da etwa Lachtränen die Wangen hinab?) "Das ist gut. Man, so einen lustigen Morgen hatten wir schon lange nicht mehr. Sonst ist es nämlich immer ziemlich langweilig hier oben am Tor. Es kommt ja doch kaum jemand. Darum gehen wir manchmal auch einfach nach Hause. Juckt hier eh keinen."
Nienor schüttelte mit dem Kopf, als sie diese Worte hörte. "Also ich glaube, es wird höchste Zeit, daß euch mal eine beibringt, wie der Hase läuft." Und hast du nicht gesehen, zog sie ihr Schwert und piekte den Rädelsführer damit unsanft in den Bauch. "Los, verteidige dich."
Der zog nun endlich seinen säbel, eine alte rostige Plempe, der schon die Spitze fehlte und drosch wütend das Schwert der Kämpferin von sich weg. Wut blitzte in seinen Augen auf. "He, du spinnst wohl? Dir werd ich den Arsch versohlen, du Luder. Und danach wirds sicher lustig." Dieser Unterton im letzten Satz gefiel Nienor gar nicht. Schnell parierte sie einen harmlosen Angriff, was ihr keine Mühe machte und schon wieder war ihre Schwertspitze gefährlich nahe am Bauch des Kerles. Der verlor nun jede Vorsicht und stürzte sich mit einem Wutschrei auf sie. mit Leichtigkeit umtänzelte sie ihren Gegner und ließ ihn ins Leere laufen. Einen Schlag mit der flachen Klinge gabs obendrein noch auf sein Gesäß. Das war zuviel des Guten. Der Mann drehte um und mit hoch erhobenem Säbel rannte er auf Nienor zu und ließ ihn dann herabsausen. Dumm nur, daß diese schon wieder ganz woanders stand. Mit einem gekonnten Manöver griff sie an und mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Handgelenk hatte sie ihrem Gegner den Säbel aus der Hand gewunden. Der landete im hohen Bogen einige Schritt weit entfernt zwischen ein paar vertrockneten Grasbüscheln und blieb zitternd stecken.
Nienor hielt die Spitze ihres Schwertes unter das Kinn des Mannes.
"Ich denke, jetzt unterhalten wir uns nochmal."
"In Ordnung" Widerwillig beherrschte er sich und ging einen Schritt zurück, aus dem unmittelbaren Bereich der Schwertspitze heraus.
"Ich denke, ihr habt gesehen, daß es noch viel zu lernen gibt. Zumindest er", sie zeigte mit dem Schwert auf den eben Besiegten, "muß noch lernen, wie man richtig mit Waffen umgeht. Ich schätze, ihr beiden seid auch nicht besser. Ihr habt ja noch nicht mal ein Schwert, nur eure Dolche. Damit sind wir auch schon beim zweiten Punkt. Eure Ausrüstung ist einfach nur schlecht. Wir müssen versuchen, etwas besseres aufzutreiben. Sowohl an Rüstungen, als auch an Waffen. Und als letztes: Nach Hause gehen, wenn euch danach ist, gibt es nicht. Ihr schützt hier eure Familien. Die verlassen sich auf euch. Wenn etwas passiert und ihr seid nicht auf eurem Posten, dann tragt ihr eine Mitschuld an einem Angriff."
Der schlaksige Kerl kratzte sich am Kopf. "Ja und wo sollen wir die Waffen herbekommen? Romuald sagt immer nur, es wäre kein Geld da, wir sollen uns selber kümmern."
Nienor kannte die Probleme. "Ja, es ist nicht einfach, ich weiß. Aber wir werden es schaffen." Nebenbei war sie zu dem rostigen Säbel gegangen und hatte ihn herausgezogen. Sie gab ihm ihrem Trainingspartner zurück. "Nichts für ungut. Es war nur eine Demonstration. Eines Tages wirst du mich sicher besiegen können. Aber dafür mußt du üben. Lange üben." Der Mann steckte ihn hinter seinen Gürtel.
"Und jetzt sagt mir, wie eure Namen sind. Ich will euch nicht mit 'He, du' ansprechen."
Der mit den Hasenzähnen trat vor. "Ich bin Hazkor, der Lange neben mir heißt Bredir und dein Freund hier ist der schwarze Erulf. Der hat hier das Wort... oder hatte."
Nienor schaute sich die drei nochmal genau an. "Gut, Erulf, Bredir und Hazkor, wie viele Leute hat die Stadtwache insgesamt? Hazkor und Bredir, ihr trommelt sie alle zusammen. Sie sollen sich auf dem Platz vor dem Rathaus treffen. Ich werde mit ihnen allen reden. Danach sehen wir weiter." Sie nickte und lächelte freundlich. "Ich schaue mir derweile mit dem schwarzen Erulf die Mauerbaustelle an. Wir treffen uns dann vor dem Rathaus." Die Männer nickten und liefen los. Nienor und Erulf hingegen blieben noch etwas am Turm stehen. Sie ließ sich von ihm erklären, wie der Bau aussehen sollte, wenn er fertig war.
10.01.2003, 17:10 #473
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
"Und zwischen den beiden Türmen kommt ein Wehrgang hin, von dem man heißes Pech auf Angreifer schütten kann." Erulf hatte sich richtig in Begeisterung geredet, als er Nienor erklärte, wie es mal aussehen sollte, wenn die Bauarbeiten eines fernen Tages beendet waren. "Leider ist überhaupt kein Geld da. Romuald meint, wir müssen sparen."
Nienor nickte. "Ich weiß, ich war früher schon einige Male in Drakia, als es noch alles stand. Schon da war es nicht unbedingt gerade reich zu nennen." Sie schwieg und beide sahen den Atemfahnen nach, die ihre Münder verließen. "Ich werde mit Romuald reden", brach die Gildenlose das Schweigen. "Hat Drakia eigentlich irgendwelche Einnahmequellen? Gibt es irgendwas, weswegen die Leute hierherkommen, um es zu kaufen? Ich mein, irgendwoher muß doch Geld kommen."
Der Schwarze Erulf kratzte sich am Kinn. Durch die Stille war das schabende Geräusch deutlich zu hören. Er hielt inne, hatte es wohl selber mitbekommen. "Tjaaa", antwortete er gedehnt. "Wir hatten etwas Wein angebaut. Aber die Weinberge haben die Orks alle abgefackelt. Ansonsten gibts noch Harust, das ist der Schmied. Manche sagen auch Harust der Schwertfeger zu ihm. Er ist ein Waffenschmied. Wenn er Erz hat, schmiedet er die schönsten Schwerter, Dolche, Messer und weiß Beliar, was noch alles. Seine Sachen waren auch immer begehrt."
Nienor hatte interessiert zugehört. "Wo finde ich diesen Harust Schwertfeger? Ich glaub, ich muß mal mit ihm reden wegen seinen Waffen." Mittlerweile waren sie ein ganzes Stück an der Mauer entlanggelaufen. Besonders hoch war sie noch nicht, man konnte sie an allen Stellen problemlos überwinden.
"Der hat seine Werkstatt an der Hauptstraße, du müßtest da schon dran vorbeigelaufen sein. Kurz nach dem Wirtshaus, vom Hafen aus gesehen. Aber mach mit ihm bloß nicht das, was du mit mir gemacht hast, der is nich so ein gutmütiger Typ, wie ich." Erulf grinste schief. So sah er fast noch mehr zum fürchten aus, als wenn er einfach nur finster blickte. "Ich nehm es dir nicht übel, daß du mich so..." Er stockte.
"Besiegt hast?"half Nienor nach. Sie lachte hell. Das Lachen drang weit hinaus in die Ebene. "Ich hab das bloß gemacht, damit ihr mir zuhört. Außerdem... muß sich ein Befehlshaber nicht den Respekt seiner untergebenen verdienen?"
Erulf zog die Stirn kraus. "Ich weiß nicht, ja... doch, ich denke schon."
Sie erreichten eine weitere Turmbaustelle. Das runde Fundament war ausgehoben und einige Baumaterialien lagen daneben. Da es in der letzten Nacht geschneit hatte, lag auf allem eine Schicht leuchtendweißen Schnees. Der Bodenaushub war ebenso weiß bepudert wie die Stapel an Bauholz.
"Biegen wir hier ab. So sind wir schneller im Ort. Woanders wirst du auch bloß nicht mehr sehen. Es ist überall eine Baustelle." Erulf folgte einer Spur im Schnee, die zwei große mit Stiefeln bewehrte Füße hinterlassen hatten. Grinsend meinte er zu seiner Begleiterin "Pass auf, du wirst gleich Grimbald Zehnfinger kennenlernen. Es sind seine Stiefelabdrücke."
Nienor fragte, wer dieser Grimbald sei, doch der Schwarze Erulf schüttelte nur mit dem Kopf. Er wollte nichts verraten. So stapften sie denn nebeneinander in den Ort zurück und nur die Dampfwolken ihres Atems zeigten die Anstrengung an, die ihnen der in den Senken vom Wind hoch zusammengewehte Schnee abverlangte. Doch mit den Rauchwolken, die aus den Essen und Schornsteinen der Häuser drangen, konnten sie bei weitem nicht mithalten. Allen voran spuckte der große Kamin des Gasthofes eine beeindruckende Wolke an grauem Rauch aus, die sich in immer neuen Formen über die Dächer erhob und irgendwo in luftigen Höhen vom Wind, der vom Meer her wehte, erfasst und auseinandergetrieben wurde.
14.01.2003, 20:05 #474
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
Nienor war wütend. Nein, eigentlich nicht mehr. Noch vor einer Weile hatte sie ihren Waffengurt samt Schwert auf den Tisch, der in ihrem Zimmer stand, geworfen. Doch jetzt war sie einfach nur noch ärgerlich. Sie saß auf ihrem Bett und nestelte an den Riemen ihrer Rüstung herum. Die Schulterstücke fielen neben ihr aufs Bett und dann polternd auf den boden. Erst das linke, schwerere mit den geschmiedeten Spitzen, die den Hals an der Angriffsseite schützten, dann das rechte, leichtere Schulterstück. Was bildete sich dieser Grimbald Zehnfinger bloß ein. Nur weil er ein alter Orkkämpfer war, konnte er sich noch lange nicht über ihren Befehl hinwegsetzen. Anfangs war alles so gut verlaufen. Sie hatte die gesamte Wache auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus versammelt gesehen. Alle standen sie da. Und es war sogar etwas ähnliches wie militärische Ordnung zu erkennen gewesen. Jedenfalls hatten sie sich Mühe gegeben, in Reih und Glied zu stehen. Und mitten aus der Gruppe von achtzehn Leuten ragte dieser Grimbald und griente sie an. Da hatte sie noch an nichts schlechtes gedacht. Ausführlich hatte sie den Männern erklärt, was die Aufgabe einer Stadtwache sei, daß es nicht nur darauf ankam, die Stadt vor Angreifern von außen zu beschützen, sondern das mindestens ebenso wichtig die Sicherheit der Bürger vor Dieben und Verbrechern sei. Daß Patrouillen nicht nur auf den Mauern und Türmen notwendig seien, sondern auch in den Straßen. Sie hatte sich den Dienstplan der Männer erklären lassen, sie hatte darauf hingewiesen, daß ohne eine gute Ausrüstung die Aufgaben, die vor ihnen lagen, nicht bewältigt werden konnten. Sie hatte sich solche Mühe mit ihrer Rede gegeben. Und was war der Dank? Als sie geendet hatte, war alles, was dieser Grimbald sagte: „Romuald wird es noch bereuen, eine Frau angeheuert zu haben. Nicht mit einem wie mir – ich habe Gegner in vielen Schlachten besiegt, Feinde Myrtanas, Orks, und soll mich jetzt von einer Frau rumkommandieren lassen? Niemals!“ Dann hatte er seine große Axt über die schulter geschwungen und war davon gestapft. Nienor war sprachlos gewesen. Es klopfte.
„Ja, bitte?“ Unwirsch klang es. Herein kam der Wirt. Als er sah, wie nienors Augen ihn anblitzten, verkniff er sich den Spruch, der ihm gerade auf der Zunge lang und richtezte einfach nur schweigend das Mahl an. Hirsesuppe, Hammel, Eierauflauf, Dünnbier. Danach ging er mit betretenem Gesicht wieder. Er hatte mitbekommen, wie die Gildenlose ins wirtshaus kam. Die Tür hatte sie zugeknallt und war ohne ein Wort des Grußes nach oben gestiefelt. Dort war dann die nächste Tür geknallt. Jetzt schloß der Wirt die Tür ganz leise hinter sich, als ob er den Frevel, den Nienor vorhin an ihr begangen hatte, wiedergutmachen, und Nienor hörte, wie er langsam die Treppe nach unten ging.
Wenigstens hatten die anderen geschwiegen und manche, Hazkor und Erulf hatten ihr auf die Schulter geklopft. Sie hatte ihnen allen versprochen, sich um Waffen zu kümmern. Es mußten dringend Waffen her. Vielleicht würde das ja manche überzeugen. Doch sicher nicht diesen Grimbald Zehnfinger. Der hatte ja seine Axt, den Orkspalter, wie er sie nannte. Was suchte der überhaupt hier? Wenn er ein so großartiger Krieger war, was brachte ihn dazu, sich hier, in diesem von Innos verlassenen Nest niederzulassen? Was nur? Vielleicht gab es da ein Geheimnis, das sie für sich nutzen konnte.
Langsam kehrte die gute Laune wieder zurück. Sie würde es diesem Grimbald zeigen. Morgen würde sie den Schwarzen Erulf aushorchen und vielleicht noch ein paar andere. Zumindest wußte sie jetzt, wie der zu seinem Beinamen gekommen war. Die Leute erzählten, er würde mit seinen acht Fingern so zuhauen, wie andere mit zehn. Denn zwei seiner Finger, der Ringfinger und der kleine Finger der linken Hand waren ihm in einem Krieg vom Gegner abgetrennt worden. Er hatte wohl keine Panzerhandschuhe getragen. Näheres wußte niemand. Nur eins wußten alle. Er konnte zuhauen, wie sonst keiner.
Sie würde sich über Grimbald informieren und sie würde zu Romuald gehen und Waffen fordern. Ohne Waffen keine Stadtwache. Das mußte sie ihm klarmachen. Wenn die Männer sahen, daß sie ihre Ausrüstung von Nienor bekamen, würden sie ihr vertrauen und selbst Grimbald müßte anerkennen, daß ihr gelungen war, was sonst keiner bisher vermochte. Irgendwann würde sie aus diesem Haufen eine schlagkräftige kleine Truppe machen. Nein, ans Aufgeben dachte sie nicht mehr. Sie aß mit zurückgekehrter guter Laune das vom Wirt gebrachte. Nachher würde sie noch auf ein paar Worte zu ihm runtergehen, damit er beruhigt war. Es gab keinen Grund mehr, wütend zu sein.
18.01.2003, 23:21 #475
Nienor
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Die Siedlung Drakia #3 -
Für Nienor war das alles schon fast Routine. Nicht unbedingt der Kampf gegen Orks, doch der Griff nach dem Bogen erfolgte automatisch und ohne nachzudenken legte sie einen Pfeil ein und zielte. Der Weg des Pfeiles verschmolz in ihrem Auge mit dem Ziel. Das Sirren der Sehne holte sie wieder in die Realität zurück. Der Augenblick, wo man spürte, daß man das Ziel treffen würde, der Augenblick, von dem man wußte, daß man jetzt oder nie schießen mußte, war vorbei, der Pfeil auf dem Flug. Nienor schätzte kurz die Entfernung zu den beiden Gegnern ab und entschied sich dann, daß für einen weiteren gut platzierten Schuß noch ausreichte. Tränenbringer wurde wieder unvermittelt in den Anschlag gerissen, ein weiterer schwarzer Pfeil verließ die Sehne und bohrte sich wenige Augenblicke später in den Körper des Orks. Auf die wunderschönen und kostbaren Schnitzereien aus Elfenbein, die leuchtendweiß von dem Hintergrund des schwarzen Bogens aus Ebenholz hervorstachen, und die Geschichte von Nimrud, dem Jäger erzählten, achtete weder Nienor, noch ihr Gegner.
Nienor hatte im Wirtshaus gesessen und sich Gedanken über ihre Zukunft in diesem Nest gemacht. Eigentlich sah es düster aus. Ein armes Kaff ohn große Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse. Oder doch nicht? Sie zweifelte daran, ob sie es schaffen würde, die Bürgermiliz in eine schlagkräftige Truppe zu verwandeln.
Und da war mitten in ihre Gedankengänge der Ruf
"Orks!" erschollen. Sofort griff sie ihre Waffen und stürzte die holprige Treppe im Wirtshaus hinunter. Der besorgte Blick des Wirtes sprach Bände, doch Nienor gelang es trotz aller Eile, ihm aufmunternd zuzunicken und zu lächeln. Es würd schon nicht so schlimm werden, sollte das bedeuten. Der Wirt hatte es verstanden. Nienor war sich sicher. Auf dem Platz vor dem Wirtshaus waren schon etliche Milizenangehörige versammelt. Schnell teilte sie diejenigen, die wenigstens einigermaßen gut bewaffnet waren, in einen Trupp ein, den sie dann zum Tor hinausgeführt hatte. Selbst Grimbald war da ihrem Kommando gefolgt. alelrdings gab er sich große Mühe, es so aussehen zu lassen, als ob er nur ganz zufällig in ihre Richtung lief. Naja, vielleicht wars ja auch Zufall.
Vor dem Tor erblickte die kleine Schar die beiden Orks. Komischerweise war auch ein Mann in der Kleidung eines der Anhänger Innos' dabei. Der gehörte aber nicht zur Stadtwache? Egal, jetzt hieß es aufs Ganze gehen. Ein wildes Durcheinander für einen Augenblick. Grimbald schwang seine ungeheure Axt und stürzte los. Und Nienor zückte ihren Bogen...
Und jetzt rannte ein Ork direkt auf sie zu. Ihr Schwert befand sich plötzlich in ihrer Hand. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie es gezogen hatte. Mit wildem Gebrüll drang der Ork auf sie ein und zwang sie zu mehreren Abwehrschlägen. Doch irgendwann gelang es Nienor, zurückzugeben, was sie bekam. Der tänzelnde Kampfstil, den sie bei Nek vor einem Jahr gelernt hatte, brachte gegen den eher schwerfälligen Gegner gewisse Vorteile. Während der seine Waffe nach der Gildenlosen hieb, war Nienor schon wieder woanders und drang auf den Gegner ein. Der Kampf dauerte ewig, hatte Nienor das Gefühl. In Wirklichkeit war er nach wenigen Minuten vorbei. Der Ork lag blutend im welken Gras und die Reste des tauenden Schnees, die hier und da noch vorhanden waren, färbten sich dunkelrot von seinem Blut. Ein letzter Klagelaut in seiner mit gutturalen Lauten durchsetzten, durch und durch fremden Sprache entwich seiner Kehle, dann war er tot und kam in den Orkhimmel oder woran auch immer diese Grünhäute glaubten.
Vielleicht war er in der Hoffnung hierhergekommen, Ruhm und Ehre zu gewinnen, wollte vielleicht seiner Familie daheim mit der zu erringenden Beute ein besseres Leben ermöglichen oder einfach nur seine Pflicht als Ork erfüllen. Jetzt lag er hier tot zu Füßen von Nienor und niemand würde jemals erfahren, wie sein Leben endete, was das Schicksal mit ihm vor hatte. Nienor wischte ihr Schwert an einem vorjährigen Grasbüschel ab, das aus den verkrusteten Schneeresten ragte und wandte dann bedrückt den Blick ab. Freude über ihren Sieg konnte sie in diesem Augenblick nicht empfinden. So viel Tod hatte sie nun schon gesehen und immernoch kam kein Gefühl der Gewöhnung auf. Immernoch empfand sie es als schrecklich, in gebrochene Augen zu sehen, und zu wissen, daß irgendwo auf dieser Welt von irgendwem zerstörte Hoffnung in den Himmel geschrien wurde. Selbst wenn es die Hoffnung von Orks war. Doch sprach sie nicht darüber, denn verstanden hätte es sicher niemand. Grimbald Zehnfinger, der sich noch mit dem anderen Ork beschäftigte, unterstützt von diesem seltsmen Magier, sicher am allerwenigsten.
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