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07.06.2003, 08:10 | #451 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Ein grauer Schleier hing über den hoch aufgetürmten Gesteinsmassen. Staub und Sand wurden vom Wind bis hinauf auf die schneebedeckten Gipfel der südlichen Bergkette getragen. Der Nebel, der das ganze Land einzuhüllen schien, ließ diese steinernen Riesen noch größer, mächtiger, noch bedrohlicher wirken und das Wabern der nasskalten Schlieren wie lebende, atmende Geschöpfe. Kreaturen, die still und ruhig dalagen, doch auf irgendetwas zu lauern schienen ... Der junge Dieb wischte sich über die Augen, streckte sich noch einmal und wandte sich vom Fenster ab. Wie kam er beim Anblick eines simplen Gebirges überhaupt auf solche Gedanken?! Noch immer etwas schlaftrunken machte er sich auf den Weg zur Schankstube. Hier hatten Satura und er sich noch viel erzählt - von Saturas Erlebnissen mit Frost, von Leons halsbrecherischer Flucht. Aber auch von späteren Ereignissen, beispielsweise dem Mineneinbruch, der Leon noch immer sauer aufstieß. Gerade stolperte er in den Vorraum der Taverne, als er an einem länglichen, hölzernen Tisch bereits Satura sitzen sah. Sie war über ihre Klinge gebeugt, die sie vor sich in der Hand hin und her wandte, die reichverziehrte Lederscheide lag ein Stück rechts von ihr. Als sie Leon hereinkommen hörte, blickte sie auf, grinste und fing mit der blanken Klinge das helle Licht des Morgens ein, um es direkt in Leons Augen zu werfen. "Uh, ich bin noch nicht ganz wach ..." war das einzige, was Leon rausbrachte. "Umso wichtiger ist das für dich." grinste sie. Schließlich senkte sie das Schwert, steckte es zurück in die Scheide und gürtete diese fest. Etwas zögerlich und sich die Augen reibend ließ sich der junge Dieb neben ihr nieder. "Was willst du zuerst machen?" sagte Satura plötzlich. Leon blickte sie ein wenig unverstehend an. "Das Training! Schon vergessen? Deshalb sind wir doch hier ..." ... hoffe ich .... Nach kurzem Überlegen nickte Leon. "Ja, natürlich, Training ..." Er schien mit den Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein. Dann nickte er erneut. "Gut, fangen wir gleich an. Aber ich brauche erst ein Schwert!" Daraufhin blickte Satura an seinen Gürtel - zwei Dolche hingen daran. "Nimm' doch einen von denen!" Aber Leon schüttelte nur den Kopf. Satura erhob sich mit einem Achselzucken, ging hinüber zur Theke und bestellte sich bei dem schmierigen Wirt ein Frühstück. Schon wieder nur alter Fisch und schales Bier. Zum Frühstück! dachte sie missgelaunt. Nachdem ihre Bestellung abgeliefert war trottete sie zurück zum Tisch. "Willst du nicht auch was zum Frühstück?" "Nein, lass' nur. Ich habe nicht so recht Appetit. Ich werd' mal Gorthar nach einem Waffenschmied absuchen, dürfte nicht so schwer sein, oder?" Sie nickte. "Ich werde meine Kräutervorräte ein wenig aufstocken, die Wälder von Gorthar quellen über vor Heilgräsern und Beeren und Blättern. Ich schlage vor, wir treffen uns mittags wieder hier." Diesmal war es an Leon, zuzustimmen. "Gut, aber geh' nicht zu weit weg. Wir wissen ja, wozu das führt." "Ja, zu einem guten Mittagessen." griente sie. Er zwinkerte, wandte sich dann ab, verließ die Taverne und stapfte den Weg zur Handelsstraße entlang. Satura blickte ihm einen Moment nach. Schien, dass er endlich wieder fröhlich war, ein wenig wie früher. Kopfschüttelnd verwarf sie den Gedanken. Ganz so würde es nicht mehr sein, nach dem, was hier geschehen war. Aber man konnte versuchen, so zu tun, dachte sie schmunzelnd. Freudig empfing sie den strahlenden Sonnenschein als sie die muffige Taverne verließ. Hier in Gorthar war alles grau, düster, furchtsam. Doch die Sonne schien sich nicht darum zu kümmern. Zufrieden lächelnd machte sie sich auf den Weg zu den südlichen Stadttoren, an die sich direkt der Wald anschloss. |
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07.06.2003, 09:55 | #452 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon blickte sie ein wenig verwundert an, zog das Schwert aber dann aus der Scheide, fasste es an der Klinge und hielt ihr den Griff hin. Es war ein einfaches, breites Schwert. Es sah alt aus, man konnte noch überschliffene Scharten erkennen. Aber zu mehr hatte sein Geld nicht gereicht, und bei dem Aufruhr in der Stadt waren die Händler allesamt übervorsichtig ... es sah richtig schäbig aus ihm Vergleich zu Saturas langer, schlanker und schimmernden Klinge. Trotzdem griff Satura nach dem Schwert und schwang es achtförmig durch die Luft, was nicht mehr als ein stumpfes Glänzen bewirkte. Leon war erstaunt darüber, wie geschickt sie mit dem alten Schwert umging. Plötzlich stoppte die fließende Bewegung, Satura kehrte die Schwertspitze nach unten und rammte die Klinge in den weichen, von Moos bedeckten Boden. "Das brauchen wir erstmal nicht." sagte sie lächelnd. Sie machte ein paar Schritte hinüber zu den großen Ästen und winkte Leon nachzukommen. Er kratzte sich am Kopf, als Satura die Holzstücke aufhob und ihm ohne Vorwarnung eines zuwarf und er es fast in die Magengrube bekommen hätte. "Hey ..." "Immer aufmerksam sein." griente sie. "Dann lass' uns mal anfangen! Versuch' mich zu treffen." "Sicher?!" Leon legte den Kopf schief. "Sicher." Der junge Dieb zuckte die Achseln, packte den Ast mit beiden Händen und stellte sich breitbeinig hin. Satura hielt ihr Holzstück mit der Rechten, ein wenig unterhalb der Hüfte und zum Boden weisend. "So fest du kannst." Leon schaute sie zweifelnd an, doch dann hob er den Ast über den Kopf und stürmte auf sie zu. Er zielte auf ihre rechte Schulter, so würde sie den Ast fallen lassen müssen um ... Satura ließ ihren Pflock hochschnellen und Holz traf auf Holz. Krachend flog Leon der Ast aus der Hand und er schrie auf vor Schmerz und Überraschung. "Was zur ...!" Er hielt sich die Rechte mit der anderen Hand und starrte Satura verwirrt an, die ihre Angriffsbewegung eben zu Ende führte und den Ast wieder in die Ausgangstellung zurückbrachte. "Wie hast du ..." "Du hast zuviel Kraft verwand und zu wenig auf meine Bewegungen geachtet. Ich brauchte nicht einmal zuzuschlagen, damit du dir den Ast selbst aus der Hand haust." Er grummelte. Hatte er denn in der Mine nicht einiges an Kraft gewonnen? War das kein gutes Training gewesen? Und da kam sie her und benutzte seine eigene Kraft gegen ihn. Kopfschüttelnd ging er einen Schritt auf den Ast zu, bückte sich und hob ihn auf. Er stellte sich so hin wie vorher, den Ast in beiden Händen. "Wenn du den Ast so hälst bist du viel zu unbeweglich. Halte in mit einer Hand, so wie ich." Leon folgte ihrem Rat, doch bei ihm sah diese Haltung nicht besonders elegant aus. "Gut, dann nochmal von vorne!" griente sie. |
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07.06.2003, 12:10 | #453 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Wild und etwas unkoordiniert schwang Leon den Ast durch die Luft. Wann immer er etwas Kraft in den Schlag hatte legen können musste er abstoppen und eine Wendung vollbringen. Das war nicht nur schwierig, das Gewicht der Klinge, beziehungsweise des Astes, umzulenken und gleich wieder Kraft hineinzulegen, sondern auch ungemein nervig und schweißtreibend. Dennoch machte er weiter, schwang den Ast hierhin und dort hin und stach und stocherte mit dem stumpfen Ende in der Luft herum. Anstrengungen und Schweiß war er inzwischen ja mehr als gewöhnt, von seiner kurzen aber erschöpfenden Zeit als Schürfer. Ein wenig missmutig blickte er drein, als er Satura bemerkte, die es sich auf einem sonnengewärmten Felsblock gemütlich gemacht hatte und nur beiläufig zusah, wie er sich abrackerte ... aber er machte weiter, irgendwann wäre dieser Teil des Trainings vorbei und er würde mit dem Schwert beginnen können. |
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07.06.2003, 16:07 | #454 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"So richtig?" rief Leon Satura zu, ohne sich nach ihr umzublicken. Inzwischen bekam er die Acht mit dem Ausfallschritt ganz gut hin, auch wenn ihm der Arm schmerzte und er erschöpft und verschwitzt war. Als Satura nicht antwortete wandte sich der junge Dieb zu ihr um - und erstarrte. Der Söldner, den er im Amazonenlager getroffen hatte, hatte Satura fest in der Mangel und hielt ihr drohend den Axtkopf an die Kehle. Leon stürzte seitwärts auf das noch immer im Boden steckende Schwert zu und riss es heraus. Kleine Erdbrocken flogen in alle Richtungen davon, jetzt hielt er die schartige Klinge drohend empor. Seine und Saturas Blicke trafen sich und sie schüttelte stumm den Kopf. Er war zu ungeübt und nun noch dazu erschöpft und ausgelaugt, begriff der junge Dieb. Zähneknirschend ließ er die Klinge sinken und warf dem anderen tödliche Blicke zu. Was hatte der Kerl vor?! |
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07.06.2003, 17:38 | #455 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"So war es aber." rief Satura empört. "Woher hätten wir wissen sollen, dass sie ohne Lee's Wissen gehandelt haben? Dass sie gegen seinen Willen den Frieden zwischen unseren Lagern gefährdet haben?" Sie versuchte sich aus seinem Griff zu lösen und schob die Axt ein Stück beiseite, doch Sly hielt sie ihr nur mit noch größerem Druck an den Hals. "Lee hat uns geholfen, die entführte Schwester und zumindest einen Teil des geraubten Goldes zurückzuholen. Und das war der Grund, wieso ihr wieder freigelassen wurdet. Nur, damit du mich jetzt bedrohst?! Verflucht, lass mich endlich los! Ich habe dir alles gesagt!" Zornig wandt sie sich in seinem Griff. Leon stand schweigend und unbeweglich da. Er konnte nichts tun. Und er hasste sich dafür. |
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07.06.2003, 18:20 | #456 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon atmete einen Moment erleichtert auf, als der Söldner Satura los ließ. Mit einem metallenen Scharren riss sie ihr Schwert aus der Scheide und stand nun vor Zorn bebend dem Söldner gegenüber. Nun war Leon wieder weniger erleichtert - der junge Dieb hatte sie noch nie so wütend erlebt. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und drückte ihren Waffenarm sanft nach unten. "Verschwinden wir." Doch Satura schien anderer Meinung zu sein, riss ihren Arm empor und Leon hatte seine liebe Mühe sie zurück zu halten, doch schließlich schaffte er es sie ein Stück wegzuziehen und mit jedem Meter, den sie Abstand von dem Söldner gewann schien ihr Ärger zu schrumpfen. Schließlich schob sie in einem Dutzend Meter Entfernung ihr Schwert wieder in die Lederscheide, warf dem Söldner noch einen bösen Blick zu und wollte sich zum Gehen wenden. "Gehen wir." sagte sie kalt. "Dein Training ist wichtiger." Leon zuckte nur die Achseln und machte sich daran, hinter ihr her zu stapfen. Satura fühlte sich unsicher. Es war lange hergewesen, seit ihre Wut sie das letzte Mal übermannt hatte. Hätte Leon sie nicht zurückgehalten wäre sie blind auf den Mann losgestürmt. Gerade verließen sie die Lichtung, als der Kerl sie nocheinmal ansprach ... "Wie süß. Wie wäre es mit einem kleinen Übungskampf? Ich glaub das würde dir und mir ganz gut tuen." Satura blickte noch einmal über die Schulter, das Schwert hielt sie etwas erhoben in der Hand. Dann schüttelte sie knapp den Kopf, schob die schlanke Klinge scharrend zurück in die Lederscheide und wandte sich von dem Söldner ab. Im Gehen sagte sie zu Leon: "Komm, wir gehen zurück zur Lichtung. Dort können wir mit deinem Training weitermachen - merke dir dafür gleich: man kämpft nicht nur eines falschen Ehrbegriffs wegen. Kampf sollte immer die letzte Lösung sein." Der junge Dieb nickte verstehend und trottete hinter ihr her. Sly blieb mit der Wegelagerin am Bachufer zurück. |
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07.06.2003, 18:50 | #457 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Sie verließen das Flußufer und machten sich auf den Weg zurück zur Lichtung, an der sie ihr Training begonnen hatten. Ein Stück stolperten sie durch den langsam düster werdenden Wald. Die Tiere begannen laut zu werden, Zirpen, Krächzen und Vogelgesang war rund um sie herum zu hören. Schließlich traten sie aus dem Wald heraus und suchten sich ihren weg hinunter auf ihren Trainingsplatz. In der Mitte der bemoosten Kuhle blieben sie stehen. Der würzige Duft von Kräutern umgab sie hier. Satura ließ sich ihren Ärger nicht weiter anmerken. Was glaubte der Kerl, dass sie war? Ein Trainingsdummy? Sie verdrängte ihn aus seinen Gedanken und wandte sich dem jungen Dieb zu. Sie deutete auf Leons Schwert. "Du hast inzwischen genug mit Holzstückchen rumgespielt. Üb' die Acht jetzt mit deinem Schwert und versuche, eigene Techniken einfließen zu lassen. Ich habe nämlich auch nicht alles genauso von Milena übernommen, wie ich es jetzt anwende. Jeder muss seine eigene Technik haben, glaube ich." Sie lächelte freundlich und ließ sich nur einen Moment später auf einem der Steinbrocken nieder. Der strahlende Sonnenschein hatte ihn aufgeheizt und auch nun, wo der Feuerball bereits im Westen hinter den Bergen zu versinken begann spendete er noch wohlige Wärme. Leon zog scharrend das alte Schwert. Es war schwerer als der Ast, aber schnittiger und insgesamt leichter zu führen wie er nach der ersten Acht feststellte. Und so begann er wieder zu trainieren, diesmal mit dem Stahl in seiner Hand. Er vollführte eine Acht, stach in die Luft, tat einen Ausfallschritt kombiniert mit einem Stich auf Hüfthöhe und riss die Klinge zischend durch die Luft nach oben. Nach und nach kombinierte er mehr und immer mehr verschiedene Attacken und Schritte und Satura beobachtete ihn interessiert. Immerhin war er ihr erster Schüler und sie war sich selbst nicht ganz sicher, wie die Ausbildung zu verlaufen hatte. Bisher schien alles ganz gut zu gehen ... Der junge Dieb ignorierte den Schweiß auf seiner Stirn und das Stechen in seinem Waffenarm und trainierte stets weiter. |
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07.06.2003, 19:35 | #458 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon bemühte sich sehr, das merkte Satura. Seine Bewegungen waren noch etwas eckig, doch das würde sich bald gegeben haben. Offensichtlich schmerzte sein rechter Arm schon... aber es war sicher nicht gut, ihn zu fragen - er würde es nicht zugeben. Satura erinnerte sich, als sie anfangs mit Isgaron gekämpft hatte, und ihre Linke benutzt hatte; das war von Vorteil, wenn die Rechte mal verletzt sein würde. "Das geht schon ganz gut, aber probier mal, wie es mit der linken Hand geht. Sollte deine Rechte einmal verletzt sein, ist es gut, wenn du mit der anderen Hand mindestens gleich gut kämpfen kannst." Der junge Dieb warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie mit einem Nicken erwiderte. Er nahm die Klinge in die linke Hand und ballte seine Rechte zur Faust. Mit dem ersten Schlag, den er führte riss es ihm die Waffe regelrecht aus der Hand. "Das funktioniert nicht!" rief Leon. "Ich bin Rechtshänder!" Vor sich hin grummelnd hob er das Schwert auf und packte es wieder mit der Rechten. Mit der Linken fingerte er fast beiläufig nach dem geschliffenen Erzbrocken in seiner Tasche. Das sanfte Pulsieren mischte sich mit dem Pochen seines Herzens, das ihm hektisch und schnell in den Ohren dröhnte. Doch es schien, wie schon zuvor, dass sich beide Geräusche verbanden, verschmolzen und Leon spürte wie er ruhiger und konzentrierter wurde. Er begriff noch immer nicht ganz, was es mit dem Erz auf sich hatte. Doch er verstand nun, warum aus diesem Material geschmiedete Waffen als die besten im Land galten. |
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07.06.2003, 20:00 | #459 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura beobachtete Leon mit wachsendem Erstaunen - auch jetzt noch, ausgelaugt nach ständigem Training führte er die Waffe nicht schlecht, dafür, dass er noch nicht lange trainierte. "Ja, das ist gar nicht übel!" nickte sie anerkennend. "Hm, haben wir eigentlich schon ein Abendessen?" Die Amazone grinste neckisch. "Lust auf ein kleines Molerat? Hier gibt es viele kleine Höhlen, in irgendeiner müssten wir fast eine von diesen nackten Ratten finden. Aber gibt acht, dass du keinen Schattenläufer aufweckst..." Leon nickte. "Wenn wir wieder ein paar Kräuter auftreiben können - und du dein Zunder-Zeug dabei hast." Er grinste sie an, während er immer noch Achter in die Luft schnitt. Dann löste er seinen Griff um den Erzbrocken, das Pulsieren erstarb und im nächsten Augenblick verlor der junge Dieb die Konzentration. In einem weiten Bogen schleuderte er die Klinge beiseite, bis sie scheppernd an einem der Steinbrocken abprallte. Leon stolperte hinterher, während Satura sich ein neckisches Lachen nicht verkneifen konnte. "Achte immer darauf, was du tust. Das sollte ich dir bei deinem Handwerk nicht mehr sagen brauchen." Der junge Dieb hob die Klinge auf, die jetzt von einer weiteren Kerbe geziehrt wurde. "Na, eine mehr oder weniger macht auch nichts mehr aus." Mit einem metallenen Scharren schob er das Schwert zurück in die Scheide, dann machten Satura und er sich daran, zu den Berghängen zu gehen. In einer der Höhlen würde sich sicher eine Molerat finden lassen ... und Kräuter gab es hier in Gorthar sowieso in Hülle und Fülle. |
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07.06.2003, 20:26 | #460 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Satura und Leon stolperten durch den düsteren Wald und suchten sich ihren Weg in Richtung der steinigen Hügellandschaften, nicht weit im Osten. Was scheinbar früher einmal ein Gebirge gewesen war, war nun nicht mehr als eine niedrige Anhäufung von Granit. All das andere Gestein war in den Jahrhunderten restlos von Erosion, Wind und Wetter abgetragen worden. Dennoch gab es hier auf niedrigem Niveau noch Höhlen und uralte Stollen. Es hatte nur kurze Zeit gedauert, bis die beiden einen Eingang in einen dieser Tunnels gefunden hatten. Er war von allen Seiten mit Büschen und wilden Gräsern überwuchert gewesen, aber die tiefe Schwärze dahinter hatte sie magisch angezogen. Leon griff in das Bündel auf seinem Rücken und fingerte nach den beiden Bienenwachskerzen. "Hier, die habe ich extra für soetwas aufgehoben." griente er. "Hoffentlich herrscht da drinen nicht zuviel Wind. Ich habe gehört, in solchen Höhlen solls manchmal zu regelrechten Stürmen kommen." Satura winkte ab. "Wir gehen ja nicht tief rein. Die Molerat halten sich eh immer nahe des Eingangs auf." Mit ihrem Zunderstein entfachte Satura in Windeseile einen kleinen Haufen altes Gras, das sie rasch aufgehäuft hatte. Leon gab ihr eine der Kerzen und beide entzündeten sie am Feuer, ehe sie es wieder austraten. Dann machten sie sich daran die Höhle zu betreten. |
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08.06.2003, 12:15 | #461 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Ihre Schritte auf dem nasskalten Boden hallten durch den gesamten Stollen, wurden an irgendeiner Wand aufgehalten und einen Sekundenbruchteil später zu ihnen zurückgeworfen. Geräusche wie von zwei Dutzend marschierenden Soldaten dröhnten ihnen in den Ohren. Die Kerzen verbreiteten nur dämmrigen Lichtschein und von ihnen stieg schwarzer Ruß bis an die Stollendecke auf. "Sicher, dass es hier Molerats gibt?" fragte Leon nach einiger Zeit. Ein schrilles Quieken war die Antwort, doch Satura sagte noch: "Ja, ganz sicher." Sie setzten ihren Weg fort und suchten die Quelle des Quiekens. Eindeutig eine oder mehrere Molerats. Da könnte Leon gleichzeitig üben und Mittagessen beschaffen. Der Stollen wandt sich noch einmal und verzweigte sich dann. Zur Rechten führte der Weg in noch tiefere Dunkelheit, doch zur Linken konnten Satura und Leon im matten Kerzenlicht bereits das Stollenende erkennen. Sie leuchteten die Kuhle aus. Etwas Stroh, Blätter und alte Äste waren hier aufgehäuft und zwei Molerat lagen hier auf der Lauer. Ihre Augen glänzten im Kerzenschein bedrohlich und aus ihrem normalen, nervtötenden Quieken wurde ein schriller Warnschrei. Satura blieb ruhig stehen, während Leon ein Stück zurückwich. "Los, hol uns ein Stück Moleratkeule." forderte sie ihn auf. Er gab ihr die zweite Kerze und zog dann sein altes Schwert. Das Licht wurde von der stumpfen Klinge kaum reflektiert, trotzdem schienen die Molerat die Bedrohung erkannt zu haben. Die beiden Kreaturen begann im Halbkreis vor Leon hin und herzukriechen und stießen dabei warnende Laute aus, so als wollten sie sagen: 'Bleib uns weg, du Monster, du kriegst unseren Speck nicht!' Der junge Dieb stürzte vor, vollführte einen Achter und stach auf Kniehöhe - auf Höchst-Molerathöhe - zu. Die angegriffene Molerat schrie auf, wich vor dieser stupiden Attacke zurück und schnellte mit einem Grunzer wieder vor. Währenddessen war die zweite auch nicht faul und griff Leon von der Seite her an. "So ein Mistding ..." fluchte Leon auf sein klobiges Schwert und trat nach der angreifenden Molerat, anstatt sie mit der Klinge zu attackieren. Von dem schweren Schürferstiefel direkt ins Gesicht getroffen quiekte die Molerat laut und wich zurück, Blut rann ihr aus dem nasenähnlichen Vorbau. Der junge Dieb machte einen Seitenschritt um der zweiten Molerat auszuweichen und versetzte ihr, während sie vorbeistürzte einen Hieb auf den breiten Rücken. Die Klinge prallte von der dicken, felllosen Haut ab und hinterließ keine Wunde, doch die Wucht mit der Leon zugeschlagen hatte drückte sie zu Boden. Mit einem Tritt beförderte er jetzt diese Molerat auf die Seite und während sie noch quiekend versuchte, wieder auf alle Viere zu kommen stach Leon mit der Klinge zu. Wieder prallte das Schwert nutzlos ab und führte nur dazu, dass die Molerat ein ächzendes Kreischen von sich gab. Mit einer Handbewegung war Leon an seinen Dolchen, hielt der anderen Molerat den Paradedolch vor die Schnauze während er mit dem Kampfdolch in das Bauchfleisch der ersten stach. Ein gurgelndes Quieken, dann Stille. Die zweite Molerat wich vorsichtig vor Leon zurück, ehe sie zurück in ihr Nest flüchtete und sich dort drohend aufbaute. Eben wollte der junge Dieb ihr nachfolgen, als er von Satura an der Schulter festgehalten wurde. "Das reicht, wir haben unser Abendessen." griente sie. "Hast du ganz gut gemacht. Wir schleifen das Viech jetzt raus und grillen es, wie das erste Mal." Leon nickte und grinste vor Vorfreude. Es hatte rustikal, aber unheimlich würzig geschmeckt, bei ihrem Mahl nahe der Brücke vor Khorinis. Leon schob seine Dolche zurück in ihre Halfter am Gürtel, steckte das Schwert zurück in die Scheide und hievte sich die Molerat auf den Rücken. "Soll ich dir nicht helfen?" meinte Satura. "Ich war Schürfer, schon vergessen?" meinte er neckisch. Den Rest des Weges sprach er nicht mehr - sondern verwandte seinen Atem und seine Kraft darauf, das fette Viech zu schleppen. Würde er sie jetzt darum bitten, ihm zu helfen wäre es einfach zu lächerlich. Erleichtert atmeten sie auf, als sie schließlich die Höhle wieder verließen. Leon ließ die Ratte auf den begrasten Boden nahe des Tunneleingangs fallen und machte sich daran, sie zu zerlegen, während Satura Feuerholz zusammensammelte. Bald prasselte ein hübsches Feuerchen und Satura brachte ihre Kräuter dazu. Bald hätten sie ein ordentliches Essen, dachte Leon grinsend. Besser als das, was sie in Gorthar bekommen hatten zumindest. |
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08.06.2003, 12:29 | #462 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Action für die Schürfer -
naja, allzuviele versteckte stollen und minecrawlernester kanns nicht mehr geben im minenberg wie wärs also mit einfluss von außen? bestes bsp. wäre wohl der feldräuberüberfall vorner weile, wo ja auch die schürfer zum palisadenbauen abkommandiert wurden --- konkrete idee habe ich jetzt keine, aber ich würde vorschlagen, irgendwie etwas von außen einfließen zu lassen vielleicht kriegt ihr ja milizionäre dazu, die banditenburg anzugreifen? heldenhafter kampf wegelagerer, schürfer, banditen versus milizionäre, die erz haben wollen. die banditenburg-leute müssten dann aushalten bis söldner vom hof als verstärkung kommen oder so --- naja, das wär schon eher ne zu weitgelegte quest, denke ich, net nur was für schürfer. außerdem müsste man da was mit der garde ausmachen ... --- ich bleib dabei, außeneinfluss *g* habe nur keine wirklich passende idee derzeit. ich hielte es nur für merkwürdig, wenn es noch einen stollen gibt, noch eine minecrawler plage oder einsturz ... --- außer ihr bringts vielleicht was mit nem unterirdischen flußlauf? irgendwie ist dieser post vollkommen widersprüchlich geworden ... MfG Skeleon |
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09.06.2003, 12:03 | #463 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb saß etwas abseits des Lagerfeuers auf einem großen Steinbrocken. Mit der Linken rieb er sich über den rechten Arm und hoffte so den Muskelkater vertreiben zu können. Sein Blick fiel auf den Kranz winziger Narben an seinem Unterarm. Die Wunde war dank Saturas Salbe in Minuten verheilt, eine Narbenbildung hatte die Heilmixtur aber nicht verhindern können. Leon sah sich um. Sie hatten ihr Lager etwa ein Dutzend Schritte weit von dem Höhleneingang aufgeschlagen, in dessen Tunnels der junge Dieb die Molerat erdolcht hatte. Die bleichen Knochen, die neben dem Lagerfeuer lagen waren die einzigen Zeugen. Die Flammen waren erloschen und aus der schwelenden Asche stieg dünner Qualm auf. Satura saß von seiner Sicht aus hinter dem Lagerplatz und manschte irgendwelche Kräuter in einem steinernen Mörser klein. Sie blickte auf und lächelte ihm aufmunternd zu - ihm fiel auf, dass sein Gesicht schmerzverzerrt war. Schnell und diskret überspielte er das mit einem erwidernden Lächeln. Irgendwie erinnerte ihn dieses Bild wieder an den Tag im Wald - die Nebelfee, dachte er grinsend. Zu Leons Leidwesen wandte sich Satura wieder ihren Kräutern zu und in ihm kam das Gefühl auf, nichts zu tun zu haben. Trotz seines schmerzenden Armes zog er das alte Schwert aus seiner Scheide und vollführte, jetzt bereits etwas geübter, eine Acht. Dumpf schlug die Klinge auf den Felsbrocken auf, als Leon zu weit ausholte um den nächsten Schlag zu tun. Der Junge musterte das Schwert misstrauisch. Nein, das gefiel ihm ganz und gar nicht. Die Klinge war stumpf und im Grunde genauso gefährlich wie der Ast, mit dem er gestern geübt hatte - das hatte er beim Kampf gegen die Molerat gemerkt. Kurzerhand schnappte er sich zwei Steine, Kniff den einen zwischen die Knie, legte die Klinge darauf und begann etwas unkoordiniert mit dem anderen Stein darüber zu schaben. Er hatte mal einen Mann in der Hafenkneipe sein Schwert so wieder in Schuss bringen sehen. Ob man dazu aber eine bestimmte Technik oder Steinsorte brauchte, wusste Leon nicht. Also probierte er es einfach. Mehr als kaputtgehen konnte das Schwert nicht, und das wäre kein großer Verlust ... |
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10.06.2003, 20:54 | #464 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Mit einem Gähnen öffnete der junge Dieb die Augen. Ächzend richtete er sich auf - sein Kreuz schmerzte höllisch. Irgendwie hatte er es fertig gebracht sich auf dem weichen Moosbett zu verrenken. Als er sich aufstützte spürte er einen dumpfen Schmerz durch seinen rechten Arm zucken. Sein Gewicht auf den Linken verlagernd begann er sich mühsam aufzurichten. Jetzt stand er da, etwas gebeugt und voller Blessuren. Trotzdem - auf dem Wald rund um ihn herum lag eine idyllische Stille, nur durchbrochen vom Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Baumkronen. Etwas ungelenk humpelte Leon ein Stück weg von seinem Lagerplatz und sah sich um. Wo steckte Satura? Ein leises Kichern zeigte ihm, wohin er zu blicken hatte. Vor dem düsteren Tunneleingang saß sie im Moos und er starrte in der Weltgeschichte umher. Verzweifelt grinsend schüttelte er den Kopf, ächzte nocheinmal und zwang sich mehr oder weniger gerade zu stehen. Langsam ging er zu Satura hinüber, die nun wieder vor sich hinblickte, ihren Blick durch den Wald schweifen ließ und entspannt und zufrieden wirkte. Grunzend ließ sich der junge Dieb neben ihr ins Moos fallen. "Na, gut geschlafen?" fragte er. Sein Gesichtsausdruck zeigte wohl, dass er selbst das nicht hatte. Aber trotzdem versuchte er gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wer konnte wissen, ob sich nicht alles noch zum Guten wandeln würde? Die Vorraussetzungen dafür hatte der Tag ja wohl, dachte Leon zufrieden lächelnd, als er neben Satura so da saß und ebenfalls ziellos vor sich hinblickte. |
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10.06.2003, 21:21 | #465 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon blickte sie lange an. Er fühlte sich, als würde er in einen Strudel gesogen. Als würde ihm der Boden weggezogen. Der junge Dieb schluckte schwer und nickte dann, als wäre das seine Schuldigkeit. Doch wusste er nicht, was er sonst viel mehr tun sollte. Er musste ihr erzählen, von der Inquisition, wie er dazu gekommen war und alles andere. Insbesondere betreffs dessen, was nahe des Hofs des Großbauern in einer Erdmulde verscharrt lag. Er hatte aus der Sache noch Gewinn geschlagen! Sollte er es ihr erzählen? Er fühlte, dass dann wohl alles zerstört würde an Vertrauen, dass sie wieder zu ihm aufgebaut hatte. Aber war das schlimmer als Vertrauen auf einer Lüge bestehen zu lassen? Er schaute auf und blickte wieder in diese tiefen, dunklen Teiche, umrandet von reinem grün. Er würde es ihr erzählen - er würde es müssen! Er blickte sie traurig an. Er würde es ihr erzählen. |
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10.06.2003, 21:58 | #466 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb hätte fast laut aufgelacht, wäre ihm nicht so zum Heulen zumute. Das war's? Das war alles, worum sie sich sorgte? Wegen ein paar Prügeleien, die die Amazonen angezettelt hatten? Die Kerle auf dem Hof waren Schlimmeres gewohnt. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte beschlossen es ihr zu erzählen, und jetzt gab es kein zurück mehr. Sie hatte ihm vertraut, einem dreckigen Dieb. Sie verdiente zumindest zu wissen, was geschehen war. Ein Krächzen verließ Leon's Kehle, er räusperte sich ausgiebig und begann langsam und noch immer zu Boden blickend zu erzählen. "Du ... du hast mich öfter gefragt, warum ich überhaupt nach Gorthar gekommen bin. Es war wegen einem Inquisitor." Leon seufzte. Die ganze Wahrheit. "Ich habe ihn in der Taverne getroffen. Der Idiot trug seine Geldbörse offen am Gürtel. Leider hatte ich ihn unterschätzt und er hat mich erwischt. Mit einem Trick entkam ich ihm, aber er hat mich nur wenige Meter vor der Taverne aufgehalten. Er hat mich erpresst. Entweder ihm helfen, oder der Garde ausgeliefert werden." Satura blickte ihn etwas verwirrt an. Was hatte das für eine Bedeutung? "Nun, der Kerl hatte eine Amazone im Schlepptau, als Schülerin. Während ihrer Absens gab er mir meinen Auftrag, den ich auszuführen hätte, wenn ich mit dem Leben davon kommen wollte. Der Inquisitor hat Telma, so hieß seine Schülerin, die ganze Zeit lang an der Nase herumgeführt. Ich sollte für ihn das Amazonenlager auskundschaften, wozu er selbst als bekannter Inquisitor nicht in der Lage war, um mehr über ihre Religion herauszufinden. Du weißt schon, Innos-gefällig und so. Nun, das war einer der Gründe, warum ich mit dir ins Amazonenlager gekommen bin. Der Hauptgrund, um ehrlich zu sein." Was die anderen Gründe waren, griff er nicht mehr auf. "Nun ... nach getaner Arbeit kehrte ich zu ihm zurück. Anstatt mich der Garde auszuliefern belohnte er mich mit Gold. Und nur Augenblicke später bot er mir einen zweiten Auftrag an, diesmal auf freiwilliger Basis." Saturas Blick verdüsterte sich. Freiwillige Basis ... sie ahnte schon, was kommen würde, wollte es aber wohl noch nicht wahr haben. "Es war mein Auftrag, mich bei den Kultisten in Gorthar einzuschleusen. Dinge über sie herausfinden - was planen sie, wieviele sind es, gibt es wichtige Personen, wo liegen ihre Lagerräume und Befestigungsanlagen?" Er lächelte seltsam zufrieden, fast debil, als er fortfuhr: "Als ich mich ihnen schließlich anschloss fandt ich jedoch soviel mehr. Ich vergas den schnöden Mammon, den mir der Inquisitor geboten hatte und wurde ein Teil des Ordens." Jetzt senkte er seinen Blick wieder und sprach leiser und trauriger. "Bis du aufgetaucht bist. Ich ..." Er brach stotternd ab, räusperte sich und versuchte an anderer Stelle wieder einzusteigen. "Ich verließ dich und diesen Frost um dich nicht weiter in Gefahr zu bringen. Dieser Tavernenkiller war hinter mir her, die Kultisten, die Inquisition." Er grinste gequält. "Will nie wieder so gefragt sein. Ich schaffte es, mich über das alte Schlachtfeld zu kämpfen und traf etwa auf halbem Wege auf den Inquisitor. Ich erinnerte mich an meinen alten Auftrag. Ich gab ihm was er haben wollte, er gab mir den vor Wochen versprochenen Lohn. Und so kehrte ich nach Khorinis zurück." Er starrte noch immer traurig zu Boden trat einen Schritt zurück, wie um einer Ohrfeige auszuweichen und blickte dann zu Satura auf, die bis zu diesem Moment seinen Erzählungen gelauscht hatte. Er konnte nicht einschätzen, wie sie sich jetzt fühlte und so blickte er sie stumm an. |
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10.06.2003, 22:27 | #467 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Jetzt verstand sie ihn, dachte er. Jetzt verstand sie, warum er sich fast gewünscht hatte, sie hätte den Dolch genommen, als er ihn ihr angeboten hatte. Leon ließ sich plump ins Moos fallen und sah sie an. Mehr wusste er nicht zu tun. Sie hatte recht, mit allem was sie sagte. Er saß einfach da und sah sie an. Traurig, aber unfähig ihr Trost zu zu sprechen. Mehrere Minuten saßen sie so da, bis der junge Dieb schließlich versuchte, die Sprache wieder zu finden. "... du ... du wolltest Ehrlichkeit und das war das einzige, was ich dir noch geben konnte. Tu', was immer dir beliebt." fügte er zögerlich hinzu und ließ sich langsam ins Moos zurücksinken. In diesem Moment wünschte er sich, auf dem Schlachtfeld oder sonstwo umgekommen zu sein und seine Schuld mit ins Grab genommen zu haben. So hätte er sie nicht wiedersehen brauchen, ihr nicht die Wahrheit erzählen müssen, dachte er trübsinnig. Was war sein elendiges Leben schon im Vergleich zu ihrer Trauer? Er verstand sie nicht. Schweigend stolperte er zu ihr hinüber und ließ sich vor ihr nieder. Sie hatte ihr Gesicht noch immer in den Händen verborgen und schluchzte. Zweifelnd blickte er sie an. Dann, ganz langsam, näherte er sich ihr, strich ihr sanft über die Stirn und versuchte dann, sie sanft zu umarmen. Sie wehrte sich nicht, und so umfasste er sie und lächelte sie traurig an. Jetzt war es an ihr, ihn abzustechen oder zu umarmen, dachte er. |
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10.06.2003, 22:55 | #468 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Er lächelte grimmig, und sprach dann langsam, fast beschwörerisch: "Du weißt nichts über mich. Ich wäre eher gestorben als mich deiner Folter noch länger zu unterziehen. Ja, der Orden hat mich verändert. Und vielleicht habe ich wie ein mieser Söldner gehandelt. Aber ich bin geflohen, um dich zu schützen. Wenn du das nicht verstehen willst oder kannst werde ich es aufgeben. Der einzige Grund, warum ich mir das Leben nicht genommen habe war, weil ich gehofft und zugleich gefürchtet hatte, dich wiederzusehen. Du hast mein Leben verändert." Plötzlich erkaltete seine Stimme. "Aber damit ist es nun wohl vorbei. Und ich kann es dir bei Innos nicht verdenken." Ruckartig wich er vor ihr zurück und erhob sich. Im Gehen sah er noch einmal über die Schulter: "Um dich zu beruhigen, es war ein hoher Preis den die Inqusition zahlen musste, um mich von den Gedanken an deine Schmerzen freizukaufen. Aber mein Söldnerherz giert ohnehin nur noch danach, junge Amazonen zu überfallen oder hinterlistig niederzustechen. Wenn es dir eine Freude bereitet kannst du das Geld haben. Oder euer Lager." Er zuckte mit den Achseln. Sein Blick fiel wieder auf Satura. Er erkannte mit erschreckender Klarheit, dass er eben wieder dabei war, davonzulaufen. In der Bewegung stockte er und stiefelte zurück zu ihr. Er bereute bereits wieder, was er gesagt hatte und bückte sich zu ihr herunter. "Hilf mir." raunte er ihr zu. "Sag' mir, wie ich es gut machen kann." Aus dem eiskalten Wegelagerer war innerhalb eines Augenblickes ein flehender Junge geworden. Der packte Satura bei den Schultern und wisperte: "Es ist zu spät, das Geschehene ungeschehen zu machen. Aber wenn ich es irgendwie wieder gut machen kann, so sag' mir wie!" |
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10.06.2003, 23:49 | #469 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Die Luft entwich aus Leon's Lungen, teils weil er vor Erleichterung ausatmete, teils weil Satura in halb zerquetschte. Er drückte sie seinerseits an sich, zerdrückte sie fast. Er schloss die Augen und hielt sie einfach nur fest. Langsam nur lösten sie sich von einander, ängstlich, im nächsten Augenblick wäre alles wieder zerstört. Ein wenig unsicher blickte Leon Satura an, doch sie lächelte freundlich und er war beruhigt. Vorsichtig ließ er sich ins Moos zurücksinken und blickte zum düsteren Himmel empor. Dieser Moment würde sich in sein Gedächtnis einbrennen, dessen war er sich sicher. Er lächelte. Nicht spöttisch, nicht amüsiert, einfach glücklich. Der junge Dieb sah hinüber zu Satura. Er würde sie nicht noch einmal enttäuschen oder verletzen. |
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11.06.2003, 13:51 | #470 | ||||||||||||
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Abwesenheitsthread 3.0 [SFZ] -
Weiß nicht ob es für diesen kurzen Zeitraum nötig ist, aber da ich es ohnehin schon weiß ... Bin morgen (Donnerstag) den ganzen Tag auf Schulsausflug, werde also erst Freitags oder frühestens Donnerstagnacht wieder verfügbar sein. EDIT: So wieder da, hat länger gedauert als geplant und bin ziemlich entnervt. *grr* |
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11.06.2003, 20:07 | #471 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb stimmte zögerlich zu. Irgendwie war es ihm nicht recht, sie gehen zu lassen. Andererseits, vielleicht brauchte sie Zeit zum Nachdenken. Er war froh, dass sie ihm überhaupt vergeben hatte. So schien es ihm zumindest. Missmutig sah er zu, wie Satura im Dickicht des Waldes verschwand. Er atmete weit aus, hörte auf ihr hinterher zu starren und wandte sich dem Höhleneingang zu. Seine Rechte fand ihren Weg zum Knauf des alten Schwertes. Mit einem Scharren zog er es hervor und hielt es vor sich - den Griff in der rechten Hand, die Schneide flach auf seine Linke aufgelegt. Der junge Dieb wendete sie ein wenig hin und her. Im rötlichen Licht blitzte sie nun regelrecht - die Steinekur war erfolgreich gewesen, dachte er schmunzelnd. Das alte Schwert war nun über und über von Kratzern und Scharten bedeckt, dafür schimmerte das 'freigelegte' Metall gleißend in der Sonne. Etwas zögerlich ließ er es durch die Luft schnellen, in Form der einzigen Kampfbewegung, die er inzwischen wirklich beherrschte: Einer Acht, mit folgendem Ausfallschritt. Naja, für Ratten reichte es, dachte er achselnzuckend. Die Klinge zerschnitt die Luft und gab ein leises Sirren und Zischen von sich, als Leon ihre Schwungrichtung änderte. Ja, jetzt würde sie ihm taugen. Der junge Dieb schob das Schwert zurück in seine abgegriffene Lederscheide und machte sich daran in die Höhle zu stapfen. Das schräg einfallende Abendlicht reichte bis tief in den Stollen hinein und beleuchtete alles, bis zur ersten Biegung. Vor der Schwelle zur Dunkelheit blieb er stehen. Hatte er nicht eben ein Geräusch gehört? Ein seltsames Fiepen drang an sein Ohr, blitzschnell wandte er sich um und erblickte eine monströse Ratte. Geschwind riss er die Klinge aus ihrem Halfter, ein helles Aufblitzen im rötlichen Abendlicht, ein Fiepen und die Ratte quiekte entsetzt auf. Leon fluchte. Er hatte das Rattenviech nicht einmal erwischt sondern nur ein wenig eingeschüchtert. Rasch setzte er ihr nach, wurde jedoch zu spät der Bewegung neben sich gewahr. Mit einem dumpfen Schlag wurde der junge Dieb zur Seite getrieben, er strauchelte und stützte sich an der Grottenwand ab. Zu der Ratte hatte sich eine Molerat gesellt - und dem bösen Blitzen in ihren Augen nach zu urteilen war es die Kreatur von Satura's und Leon's letztem Höhlenbesuch. Mit einem schrillen Quieken kam die Molerat auf Leon zugerast, der holte mit dem rechten Bein aus und wollte sie mit einem Tritt zurücktreiben, doch eben, als Leon zustieß blieb die Molerat abrupt stehen und Leon taumelte ohne Widerstand ein Stück weiter. Die rosa Ratte nutzte seine Verwirrung und versetzte Leons vorschnellendem Schürferstiefel einen heftigen Biss. Ihr Pech, dass er eisenverstärkt war. Augenblicklich fing sich der junge Dieb wieder - die Molerat hatte derweil andere Probleme -, packte die Klinge mit beiden Händen, holte über den Kopf aus und stach dann blitzschnell zu. Mit einem leiserwerdenden Gurgeln verendete die Molerat. Der junge Dieb blickte sich um und machte die Riesenratte aus. Die zischelte leise, blickte ihn aus ängstlichen, schwarzen Knopfaugen an und mit einem weiteren Zischeln verschwand sie in den Schatten des Stollens. Der junge Dieb lud sich die Molerat auf den Rücken und trottete zufrieden lächelnd zurück nach draußen. Diesmal würde er sie zerlegen, zubereiten und braten - mal schaun, was er so zustande brachte. Blieb nur zu hoffen, dass Satura rechtzeitig wieder da wäre. Dumpf fiel die tote Molerat neben dem Lagerfeuer ins Moos, plump ließ sich der junge Dieb daneben niederfallen. Er zückte seinen Dolch und machte sich an die Arbeit ... |
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11.06.2003, 20:42 | #472 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb war so ins Grillen vertieft, dass er Satura erst im letzten Augenblick bemerkte. Er zuckte erst zusammen, lächelte dann erleichtert und grinste über seine eigene Schreckhaftigkeit. Freund ... Als wären die schlimmen Dinge niemals geschehen? Leon fühlte, dass es so nicht richtig sein konnte. Aber er beließ es dabei und nahm den ledernen Weinschlauch entgegen. Mit einem Ploppen hebelte er den Korken aus dem gußeisernen Endstück, zauberte zwei silberne Becherchen hervor und füllte sie gleichmäßig mit Wein. Dass diese Mitbringsel aus der Oberstadt waren musste er Satura nicht gerade auf die Nase binden, aber sie dachte sich bestimmt schon ihren Teil, ihrem Grinsen nach zu urteilen. Der junge Dieb reichte ihr den im Abendlicht rötlich schimmernden Becher. Seinen eigenen stellte er einen Augenblick beiseite um nach dem Moleratfleisch zu sehen. Indem er es auf den Dolch aufspießte holte er zwei große Keulenstücke aus der glimmenden Asche hervor, schabte verkohlte Kräuterüberreste und Ruß mit einem peinlich berührten Grinsen ab und reichte Satura eines davon. "Mit Kräutern kenne ich mich nicht so gut aus wie du, aber ich habe einfach mal das drauf getan, was irgendwie gut roch." sagte er achselzuckend. "Hoffe es schmeckt!" Der junge Dieb hob seinen Becher und wartete ab, bis Satura ihm zu prostete. Ein paar Benimmregeln kannte er noch, wenn er sie auch selten beachtete. |
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11.06.2003, 21:27 | #473 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon schluckte schwer an dem Wein - mit einemmal, so bildete sich der junge Dieb ein, war er unerträglich sauer geworden. Er blickte Satura etwas verunsichert an. "Wa- ... warum willst du nach ihnen suchen?" brachte er hervor. "Ich will sie nicht wieder sehen ..." ... weil du weißt, dass du am liebsten bei ihnen bleiben würdest! schalt er sich selbst in Gedanken. "Können wir nicht einfach hier bleiben? - hier im Wald bleiben? Du könntest mir noch ein paar Tricks beibringen, wir genießen die Ruhe hier und ... brauchen nicht mehr an den Orden zu denken." Allmählich fasste er sich wieder. Warum wollte sie die Geschichte mit dem Kult wieder aufgreifen? Hatte sie nicht gemerkt, wie schwer ihm all das fiel? Er verfiel in Schweigen und nagte an seiner Moleratkeule herum. |
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13.06.2003, 14:41 | #474 | ||||||||||||
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Action für die Schürfer -
... dann sag Aquädukt. :) Ich finde aber, Garos hat recht. Sollten für Schürfer eher "Alltagsarbeiten" als Monsterprügeleien sein. Außerdem ist jede Abwechslung zum Minenschuften willkommen. Schon allein wenn man zum Holzhacken rausgeschickt wird kann man froh sein! *Garos also zustimm* Dürre ist ein übliches Problem für Bauern, warum also die Schürfer nicht als Tagelöhner abkommandieren? Könnte natürlich auch Mutterkorn umgehen, aber ob das so gut für die Hofpopulation ist? :D |
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13.06.2003, 21:01 | #475 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Zufrieden grinsend riss der junge Dieb die letzten Fleischstückchen vom Knochen der Moleratkeule. Sie war inzwischen eiskalt, aber noch immer würzig und schmackhaft. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und schleuderte dann den abgeknabberten Knochen hinter sich ins Gebüsch. Er lehnte sich zurück, atmete entspannt aus und ließ seinen Blick schweifen. Nach ihrem 'Grillfest', das so ein abruptes Ende genommen hatte war nicht mehr allzuviel passiert. Weder er noch Satura erwähnten den Kult nocheinmal, obwohl sie sich mit Sicherheit ihren Teil dazu dachte. Leon war das gleich gewesen. Schweigend hatten sie weitergegessen und sich dann ein Bett im Moos gesucht. Als der junge Dieb am nächsten Morgen aufgewacht war, hatte die Welt schon wieder heller ausgesehen. Weiße Wolkenfetzen waren über den sonst strahlend blauen Himmel gezogen und die Sonne hatte weiß auf das Waldstück heruntergebrannt. Den ganzen Tag hatte der junge Dieb gefaulenzt - 'die Muskeln entspannt', wie er es genannt hatte - und sich von den Überresten des gestrigen Mahls ernährt. Jetzt war der Himmel von Wolken verdeckt, die letzten Sonnenstrahlen erreichten die bemooste Fläche nur noch gedämpft und der junge Dieb blickte sich nach Satura um. Die meiste Zeit des Tages hatte er sie nicht gesehen, was ihm etwas Sorgen bereitete. War sie wütend wegen seiner Reaktion? Dachte sie darüber nach? Er schüttelte den Kopf. Keine Ahnung was jetzt in ihr vorging. In diesem Augenblick trat Satura aus dem Schatten der Wälder hervor, in der Rechten ein Bündel Kräuter, in der Linken einen Ledersack und am Gürtel sämtliche Beutelchen prall gefüllt. Der junge Dieb musste unwillkürlich grinsen. Wann immer sie sich allein aufmachte, war es wegen Kräuter oder Salben gewesen. Oder um nachzudenken? Leon lächelte sie freundlich an und bedeutete ihr, sich auch ins weiche Moos zu setzen. |
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