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13.06.2003, 21:30 | #476 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb wog eine der leichten Klingen abschätzend in der Hand - der Feuerschein einer nahen Fackel spiegelte sich tanzend auf der glänzenden Oberfläche. Leon nickte und steckte sich zwei der Wurfmesser ein. Dann zog er sein altes Schwert aus der Lederscheide und hielt es dem Schmied hin. "Was krieg' ich hierfür?" "'Nen Tritt in den Hintern. Das Ding ist wertlos!" Ein Fluch kam zischelnd von Leons Lippen. "Dafür habe ich immerhin fünfzig Goldstücke bezahlt!" "Das ist nicht mein Problem, wenn du reingelegt wurdest. Willst du was kaufen oder nicht? Wenn nicht, scher' dich davon." Ein weiterer Fluch. Leon setzte das Lederknäuel auf seinem Rücken ab, löste die Schnüre und kramte ein wenig in seinen Habseligkeiten herum. Drei rohe Erzklumpen, ein Beutel mit Splittern des magischen Metalls, ein paar Goldmünzen ... Der junge Dieb schichtete alles vor dem Mann auf. "Was kann ich dafür bekommen?" Der Schmied blickte interessiert das Erz an. "Nun, zusammen mit dem Gold könntest du für die Erzbrocken schon eine taugliche Waffe bekommen. Was suchst du?" "Eine leichte Klinge." Leon's Blick fiel auf die silbern verziehrte Scheide an Saturas Gürtel. Währenddessen wandte sich der Schmied ab und kramte in einer großen Truhe herum. Wenig später brachte er eine einfache Lederscheide mit einem langen, schmucklosen Schwert zum Vorschein. "Sehr edel verarbeitet, hält garantiert ein Leben und zwei Tage." was nicht viel heißt, bei dir dachte er grinsend bei Leon's Anblick. Der blickte die Klinge mit gespielter Skepsis an, fuhr mit dem Finger die Schneide entlang und entdecktete überrascht den feinen, tiefen Schnitt an seiner Fingerkuppe. Das Schwert war dermaßen scharf, dass er sich das Fleisch zerteilt hatte, ohne einen Schmerz zu fühlen. Wieder Skepsis. "Hast du noch etwas ... anderes da?" Der andere nickte, wie um zu sagen: klar, ist ja nicht jeder so ein armer Schlucker wie du. Dann wandte er sich um und fuhrwerkte erneut in der Kiste herum. Wenig später förderte er eine reich verziehrte, breite und seltsam plump wirkende Klinge zum Vorschein. Der junge Dieb schüttelte nur den Kopf. "Ich habe es mir anders überlegt. Vielleicht später mal." Der Schmied fluchte unüberhörbar - da verschwendete er schon seine Zeit mit einem wie Leon und dann kaufte der nichtmal was. Kopfschüttelnd packte er das reichverziehrte Schwert und die Lederscheide mit dem Langschwert wieder zusammen und schaffte alles in die Truhe. Auf Saturas fragende Blicke sagte Leon nur: "Komm, wir sehen uns woanders um." Nur ein paar Meter waren sie gelaufen, als Leon scharrend sein Schwert aus der Scheide zog - dumpf schillerte das Langschwert im düster werdenderen Licht. Währenddessen packte der Schmied die schartige Klinge in der Lederscheide verborgen zurück in seine Lagertruhe, zu den anderen Schätzen seines Handwerkes. "Du sagtest doch 'eintauschen'." griente Leon mit gespielter Verwunderung. |
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13.06.2003, 22:06 | #477 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon grinste. Er zog die Klinge und mit der Eleganz eines Kartoffelsacks wirbelte er sie durch die Luft. "Eng' Gart'!" rief er Satura zu. Die blieb irritiert stehen. "Was soll das denn?" "Keine Ahnung, hat irgendein Betrunkener in Khorinis gerufen, ehe er mit dem Knüppel auf mich los ist." Ein verschmitztes Grinsen schlich sich über Leons Gesicht. Ein Pech, dass der Alkohol die Reaktionsfähigkeit einschränkte. Er verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich aufs hier und jetzt. Satura begann langsam im Halbkreis vor dem jungen Dieb hin und her zu laufen, die Klinge auf Hüfthöhe und die Schwertspitze nach unten weisend. Wieso brachte es eine Molerat nicht fertig, so gut auszusehen, bei ihren komischen Manövern? Da würde die Jagd gleich viel mehr Spaß machen, dachte Leon schmunzelnd. Das Grinsen verging ihm jedoch, als Satura vorschnellte und der Junge gerade noch die Zeit fand, die Klinge hoch zu reißen. Scheppernd prallten die beiden Langschwerter aufeinander und Leon fühlte, bereits zum zweiten Mal, wie seine Kraft gegen ihn verwand wurde. Satura führte Leon's Klinge dorthin, wo sie wollte. Da half auch all das Training in den Minen nichts. Wenn man die Kraft nicht richtig einzusetzen - ... Satura riss ihn aus seinen Gedänkengängen als sie ihm einen Stoß mit der flachen Hand vor die Brust versetzte. "Wehr dich doch endlich!" Nachdem der junge Dieb seinen Atem wieder gefunden hatte brachte er ein kampfeslustiges Grinsen zustande. Er holte weit aus, schlug mit einem schweren Schlag gegen Saturas Klinge, brach seinen Angriff ab, als sie seinen Schlag wieder abzulenken drohte und setzte sofort mit einer Acht hinterher ... |
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13.06.2003, 22:43 | #478 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie war einfach zu schnell gewesen. Er schob das Schwert in die etwas ... falsch anheimelnde Lederscheide und blickte Satura hinterher. Leon schüttelte verwirrt den Kopf. Sie war nicht nur schnell, sondern auch durchsetzungsfähig. Ein weiteres Kopfschütteln - und dann trottete der Dieb hinter ihr her. Was blieb ihm schon übrig? Satura stiefelte voran, noch immer gut gelaunt und fröhlich. Der Wald um sie herum war düster und bedrohlich, er schien zu wachen. Aber sie störte das nicht. Sie schien schrecklich guter Dinge zu sein, dachte der Junge. Nach einigem Wandern auf flachen Waldwegen begann der Pfad leicht anzusteigen. In weit ausladenden Serpentinen führte der Weg den immer steiler werdenden Berghang empor, mitten durch den Wald, der sich hier in der felsigen Gegend ins Gestein krallte. Irgendwie kam Leon der Weg bekannt vor. Es erinnerte ihn an ein großes Tunnelsystem, in dem er vor einer Weile gewesen war. Plötzlich und wie ein Hammerschlag traf in die Erkenntnis, dass sie sich auf dem Weg zur Kultistenfestung befanden. Satura stiefelte den Weg entlang, immer weiter, scheinbar nicht wissend, auf was sie sich einließ. Doch dann zweigte ein schmaler Bergpfad ab. Ab hier kam Leon das Gebiet unbekannt vor - doch die Richtung war eindeutig. Satura führte ihn in Richtung altes Schlachtfeld. Der Junge erschauerte schon bei dem Gedanken daran. Schließlich sprach er Satura darauf an, doch sie sagte nur: "Keine Sorge, ich weiß, wo wir guten Schutz für die Nacht finden können." Dabei dachte sie an die Höhle, in der sie und die Verstärkung für die Kultisten Unterschlupf gesucht hatten. Nur noch wenige Meter trennten sie von ihrem Ziel für diese Nacht ... |
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13.06.2003, 23:32 | #479 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon blickte zwischen dem sich bedrohlich aufbauenden Schatten und der Gestalt von Satura hin und her. Sie hatte ihr Schwert gezogen, es schimmerte im Mondlicht. Doch der junge Dieb war nur einen Augenblick von dem Anblick gefangen. Im nächsten Moment stürmte er auf Satura zu, packte sie ihm Vorbeigehen an der Schulter und zog sie mit sich, ins Unterholz. Krachend landeten die beiden auf einem Haufen dürrer Äste. "Hast du mir nicht mal gesagt, Kampf sollte die letzte Option sein? Jetzt würde sich erstmal Flucht anbieten!" Mit einem Dröhnen brach der Schattenläufer durch das Gebüsch und preschte nur knapp an ihnen vorbei. Nur einen Augenblick später hatte er sie mit seiner feinen Nase schon wieder ausgemacht. Leon hievte Satura wieder auf die Beine und riss sie mit sich - was der stolzen Amazone gar nicht gefiel. Breitbeining stellte sie sich hin und ... Der Schattenläufer jagte auf die beiden zu ... Fast flüsterte sie es: "Richtig. Weg hier." Sofort war ihre Lähmung wie verflogen und die beiden sprangen seitlich davon, als der Schattenläufer mit seinem tödlichen Horn nach vorne gereckt auf sie zu stürzte. Quer durch Gebüsche, Unterholz und mannshohe Sträucher bahnten sie sich ihren Weg, immer verfolgt von dem Schnauben der schwarzen Kreatur. Leon strauchelte und blieb dann abrupt stehen, als er vor sich den dunklen Schlund ausmachte. Eine mehrere Meter tiefe Felsspalte zog sich hier durch das Gebirge, wie eine Narbe. Der junge Dieb folgte dem Riss und erreichte schließlich, was er zu finden gehofft hatte: eine provisorische Brücke, ein einfacher Baumstamm an beiden Seiten mit gespannten Seilen gesichert. Ein Wegweiser zeigte in die entgegengesetzte Richtung 'Gorthar' an. Geschwind brachten sie den Abgrund hinter sich und wandten sich nocheinmal um: Der Schattenläufer setzte ein stampfendes Bein auf, das Holz barst und mit einem wütenden Schnauben wich die Kreatur zurück. Unmöglich. Wie konnte er versagt haben? Wie konnte er diese sichere Beute verlieren? Satura und Leon hatten sich nicht die Zeit genommen, nochmal auf den Schattenläufer zu warten. Sie liefen, den Pfad entlang und versuchten einfach möglichst viel Abstand zu gewinnen. Plötzlich hielt Satura inne. Vor ihnen lag ein See, in dem sich das matte Mondlicht spiegelte. "Hier war ich schon einmal!" Es war der See, an dem Satura und die Kultisten ihre Rast gemacht hatten. Ein schöner Zufall, dass sie ausgerechnet hierher gerannt waren, dachte sie schmunzelnd. Sie trat in den Schatten des großen Baumes, der so nah am Ufer stand und darüber hinausragte und ließ sich an ihm niedersinken. Leon folgte ihr nach und tat es ihr gleich. "Das war verflucht knapp." zischte er. Sie nickte nur. Dann sagte sie noch: "Aber wir sind davon gekommen. Und außerdem ... ist eine Nacht unterm Sternenhimmel sowieso viel schöner als in einer muffigen Höhle." Sie atmete entspannt aus und lehnte sich, zusammengerollt an den Baumstamm, der hier von weichem Moos überwuchert war. Leon blickte sie zweifelnd an. "Was wenn er wiederkommt?" Satura antwortete nicht mehr. Er fluchte leise. Dann streckte er sich und tat es ihr gleich. Sollte doch der Teufel die Kreatur holen, dachte er gleichgültig. Heute nacht würde er gut schlafen, egal wieviele 'Schnauber' da draußen lauerten. |
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14.06.2003, 09:53 | #480 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Mit einem Grunzen öffnete der junge Dieb die Augen. Was für ein seltsamer Traum - Satura und er brachen durch einen endlosen Wald, auf der Flucht vor einem schwarzen Schatten und ... Er blickte sich verwirrt um. Es war kein Traum gewesen. Leon lag unter dem Baum im weichen Moos, nahe des Sees, an dem Satura mit den Kultisten schon einmal gewesen war - Leon, der eine mehr in den Bergen gelegene Route gegangen war, war dieser Ort völlig unbekannt. Etwas unsicher auf den Beinen schob er sich am Baumstamm entlang in die Höhe. Wo steckte Satura? Ein Platschen und Plätschern machte Leon auf sich aufmerksam. Er schlenderte hinüber zum See und sah, wie Satura lange Bahnen entgegen des Stromes schwomm und sich dann einfach wieder zurücktreiben ließ, wie zur Entspannung. Leon blickte interessiert zu - nicht wegen ihrer Nacktheit, sondern weil er selbst kein so guter Schwimmer gewesen war und sich ein paar Tricks abgucken wollte. So sagte er sich. Allmählich schien Satura die Lust am Schwimmen zu vergehen - sie ließ sich treiben und schwamm dann auf der Stelle. Ihr Blick schweifte durch die Wälder nahe des Sees und entlang des Flusses. In dem Augenblick zog sich Leon zurück. Er war ja kein Spanner. Nun wirklich nicht. Er trottete an dem Baumstamm, unter dem er geschlummert hatte vorbei und setzte sich auf einen Felsblock etwas entfernt vom Fluß. Der junge Dieb zog den Kampfdolch aus seinem Halfter und legte ihn sich flach in die Hand. Wie er ihn hin und herwandte blitze er ihm heller werdenden Sonnenlicht. In dem Augenblick kam Satura die Steile Furt emporgeklettert. Ihr nasses Haar hing ihr in der Stirn und mit einer wütenden Bewegung schob sie es beiseite. Ihre Kleidung hatte sie inzwischen wieder an, wie Leon feststellte. Sie richtete sich auf und schlenderte auf den jungen Dieb zu. Sie schien ausgesprochen erholt zu sein ... mit einem Scharren und Blitzen schob Leon den Dolch zurück in sein Halfter. |
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14.06.2003, 10:27 | #481 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Er nickte stumm. Im selben Augenblick betraten sie das graue Brachland vor ihnen. Bis in die Ferne erstreckte sich die tote Fläche, durchzogen von bleichen Knochen, rostendem Eisen und schimmerndem Stahl. Ein Wind, wie das Heulen der Toten zog über die Ebene und wirbelte den durstigen Staub auf. Nichts, weder Innos noch Beliar gefälliges war hier in der Lage zu überleben. Die wenigen Kreaturen, die das Schlachtfeld bewohnten waren allesamt korrumpiert und weder Licht- noch Schattenwesen. Erleichtert stellte Leon fest, dass nichts in Sicht war - weder Getier, noch Vogel. Sie scheuten das Licht und waren zugleich schrecklicher als die Dunkelheit. Leon verdrängte diese Gedanken. Es würde noch ein langer Marsch werden. Aus den Augenwinkeln blickte er Satura an, die neben ihm herlief und er grübelte über die vergangenen Tage nach. Sie ... es war wunderschön gewesen. Abrupt blieb er stehen. Er zog den Kampfdolch, mit dem er Satura vor Wochen verwundet hatte, aus seinem Halfter, rammte ihn in die tote Erde und schritt weiter, ohne sich noch einmal danach umzusehen. |
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14.06.2003, 10:46 | #482 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon schüttelte nur den Kopf - sein Mund war zu einem bitteren Lächeln verzogen. Aus den Augenwinkeln sah er Satura, wie sie nahe das Dolches dastand, ihr Haar und Gewand vom heulenden Wind in alle Richtungen gewirbelt. Er konnte es gar nicht fassen, etwas so wunderschönes verwundet zu haben. Mit einer auffordernden Handbewegung und ohne ein Wort zu verlieren schritt er weiter. |
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14.06.2003, 12:11 | #483 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb sah sie etwas unsicher an, als zweifele er an sich selbst. "Das ... weiß ich nicht." Er versuchte aufmunternd zu lächeln, scheiterte jedoch kläglich. "Komm, lass' uns weitergehen. Es ist noch ein ganzes Stück zur Minensiedlung und die Sonne hat ihren Zenit bereits überschritten." Mit einem Grinsen warf er ihr einen der Äpfel zu, die er in Gorthar eingesteckt hatte. Satura fing ihn auf, ganz ähnlich wie damals vor Khorinis. Unwillkürlich musste der Junge wieder lächeln. Dann beschleunigte Leon seinen Schritt und konzentrierte sich auf den würzigen, fast scharfen Geschmack des Krautblattes unter seiner Zunge. Er brauchte Zeit zum Nachdenken - und hoffte, Satura würde das verstehen. Eine ganze Weile marschierten sie so durch die Ebene, umgeben von völliger Totenstille, abgesehen vom Heulen des Windes und dem unregelmäßigen Knurpseln, mit dem Satura ihren Apfel verzehrte. Leon wandte sich um und blickte zurück. Wenn er es richtig einschätzte, hatten sie bereits die Hälfte des Weges, quer durch das Schlachtfeld hinter sich gebracht. An dieser Stelle war es auf beiden Seiten von Bergketten begrenzt, wodurch es ein ganzes Stück schmäler war. Dennoch hatten sie noch ein langes Stück Weg vor sich. Er lächelte Satura freundlich an und wandte sich dann wieder dem Weg vor ihm zu. Je mehr sie sich jetzt zur Eile drängten, desto eher würden sie dieses Wegstück hinter sich haben. Und falls sie vom Weg abgekommen waren, so konnten sie immer noch am Rand des Schlachtfeldes entlangmarschieren, anstatt jetzt ihren Kurs zu korrigieren. |
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14.06.2003, 12:39 | #484 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb starrte in die scheinbar endlose Einöde vor ihnen. Keine Erhebung. Kein vertrockneter Strauch. Kein nichts. Nur immer und immer wieder Gebeine und Waffen. Er blickte nach Links vorne, also etwas abseits ihres eigentlichen Kures und wurde plötzlich einer Unregelmäßigkeit in der sonst so immer gleichen Ebene gewahr. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete er darauf, doch Satura's Augen waren Leon's in einigen Punkten unterlegen. Seine Sicht war einfach geübter, das kam davon, wenn man sich ständig wie verfolgt umblicken und Gefahren fast schon riechen musste ... er änderte seinen Kurs und Satura folgte ihm, zwar mit fragendem Blick aber ohne größere Einwände. Mehrere Dutzend Schritte später erkannte auch Satura, was Leon's Aufmerksamkeit erweckt hatte: Ein großer, unförmiger Felsbrocken stand hier, leicht schräg und spendete ein wenig Schatten. Darunter war das verknorpelte Gerippe eines Baumes zu erkennen, der das Glück gehabt hatte, ausgerechnet in der Dunkelheit des Felsens aufzukeimen. Die beiden beschleunigten ihre Schritte und nach und nach offenbarten sich ihnen mehr und mehr Details. Erleichtert tauchten sie in dem Schatten ein und mit einem Mal schienen sie wie von einem schweren Gewicht erlöst zu sein. Nahe des bleichen, fast toten Baumstammes befand sich eine niedrige Kuhle, die sich vom Felsen aus in die Ebene zog und dort verlor - offenbar war das früher ein Wasserlauf gewesen. Erleichtert aufatmend ließen sich die beiden im Schatten des Felsens nieder und lehnten sich an das kühle Gestein. Der junge Dieb räusperte sich, spuckte aus und sah zu wie sein Speichel zischend im Sand außerhalb des Schattens versickerte. "Ich denke, wir können uns eine Pause genehmigen - auch wenn wir bald wieder weiter müssen." Es waren die ersten Worte seit langem, die er sprach. Er legte sein Bündel ab und packte die Verpflegung aus. Ein schönes Picknick würde das nicht werden, aber irgendwie hatte er das Gefühl, Satura hatte etwas auf dem Herzen. Vielleicht schuldete er ihr noch Antworten? |
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14.06.2003, 13:03 | #485 | ||||||||||||
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Action für die Schürfer -
Wär jedenfalls auch alltagsgetreuer als ein Eisgolem ... bin wie Mercenary eher für "übliche" Probleme im Schürferdasein. Minecrawler hatten wir, Feldräuber auch. Wassereinbruch und Trockenheit ... warum nicht? Kann man sogar kombinieren, dass sich der Fluß nen neuen Weg sucht - durch die Minen. :D Und darum einige Probleme beim Minenarbeiten und Felderbestellen zugleich auftreten. ;) EDIT: Naja ok, so gesehen ... Andererseits weiß ich nicht, ob man bei solchen Verhältnissen gern in die Mine geht. Könnte ja ne Abstützung weggespült werden oder so ... |
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14.06.2003, 13:35 | #486 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Seine Hand schloss sich fest um das Amulett des Drachen, er spürte wie sich die feinen Zacken tief in seine Haut bohrten, doch er drückte nur noch fester. Er blickte sie schweigend an, doch sie wich seinem Blick aus. Vorsichtig löste er seinen Griff um das Amulett, wandte die Hand und umfasste Satura's Rechte. Seine Finger und Handfläche brannten noch nach von den Stichen des metallenen Drachen und zugleich fühlte er Saturas weiche Haut und so mischten sich Schmerz und Freude. Er wünschte sich fast, ihr dieses Gefühl erklären zu können. Seine Augen wanderte wieder zu ihr nach oben und ihre Blicke trafen sich - und er begriff, dass sie bereits verstandt. Eine Weile saßen sie so da - im Schatten eines grauen Felsbrockens, umgeben von einer braunen, brachen Einöde und nichts als Tod. Und Leon fühlte sich so lebendig wie noch nie. Langsam fandt seine Hand ihren Weg und strich Satura eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Junge beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Endlich sagte er etwas: "Du bist am wenigsten schuld, an dem was geschehen ist. Ich sollte dir dankbar sein. Es tut mir so leid - der Stich, meine Vorwürfe, einfach alles." Er blickte vor sich auf den alten Baum und starrte ihn an, als könne er aus diesem Bild irgendeine Lebensweisheit schließen. "Irgendwie schafft es dieser dürre Baum zu überleben. Es gibt immer einen Weg." Er lächelte schief und hatte das Gefühl, etwas vollkommen Deplatziertes gesagt zu haben. Dennoch hielt er weiterhin ihre Hand umschlossen. |
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14.06.2003, 14:11 | #487 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Er hatte es versaut. Schweigend blickte er zu Boden. Sicher, es war irgendwo lächerlich gewesen. Aber so war das nunmal. Leon sog scharf die Luft ein und richtete sich langsam auf. Irgendwie wollte ihm das Ganze nicht in den Kopf. Mal so, mal wieder anders. So schien Satura zu sein, dachte er traurig lächelnd. Andererseits war das bei ihm wohl genauso. Satura blickte besorgt zum Himmel. Er war düster und wolkenverhangen und es schien, als wäre die Dämmerung vor ihrer Zeit angekommen. Etwas zeitverzögert nickte der Dieb auf Saturas Aufforderung, schnürte sein Hab und Gut zusammen auf seinen Rücken und machte sich daran den schützenden Schatten des Felsens zu verlassen. Schattig war es nun überall auf der Ebene. Eine Weile lang marschierten sie schweigend weiter. Dann, wie um die bedrohliche Stimmung zu entkräften brach der Junge das Schweigen: "Wegen dem Kuss, das ... tut mir leid." Er grinste etwas hilflos, dann sagte er noch, nachdem er seinen Blick hatte schweifen lassen: "Wir sind nur noch ein oder zwei Stunden von der Bergkette da hinten entfernt. In spätestens dreien sollten wir die Siedlung erreicht haben ..." Irgendwie hatte er das Gefühl nichts Gescheites rauszubringen. Er brach ab und blickte schweigend auf den ausgedörrten Boden vor sich. Wie durstig er schien - und direkt über ihren Köpfen braute sich ein Gewitter zusammen. Es wurde wirklich Zeit, dieses Todesloch hinter sich zu lassen. |
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14.06.2003, 14:40 | #488 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb nahm schweigend den Lederschlauch entgegen, öffnete den Stutzen und spülte sich den Staub aus der Kehle. Dann griff er nach einem losen Strick an seinem Lederbündel und befestigte ihn mit einem unsauberen Knoten. Inzwischen hatte Leon es aufgegeben, Satura noch einmal anzusprechen. Schweigend marschierten die beiden nebeneinander her, auf die langsam näherkommende, düstere Bergkette. Nebelschwaden hingen in den hohen Gipfeln und zogen von Felszacke zu Felszacke. Irgendwie zog ihn dieser gespenstische Anblick in seinen Bann. Wie er so vor sich hinstarrte und -marschierte versuchte der Junge alles zu rekapitulieren, was in den letzten Wochen geschehen war ... |
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14.06.2003, 15:06 | #489 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb blieb am Waldrand stehen, blickte nach Links und nach Rechts und versuchte sich zu erinnern. Schließlich wandte er sich nach Osten und trottete knapp unter dem Schatten der Bäume entlang, auf der Grenze zwischen Wald und Schlachtfeld. Es konnte nicht weit sein, bis sie die bewaldete Kuhle erreichen würden, wo Leon sich von Satura und Frost getrennt hatte. Und von dort war es vielleicht noch eine Meile bis zum Bergarbeiterlager. Erneut atmete er erleichtert auf, als der Wald die Sicht freigab auf den grünen Kessel. An allen Seiten zog sich ein unregelmäßiger Gebirgswald empor und am Grund des Trogtales war der Blick auf den Erdboden restlos von grünen Kronen verdeckt. Satura schloss zu ihm auf und gemeinsam machten sie sich daran, am südlichen Hang der Kuhle entlang zu wandern. Irgendwo hier in der Nähe müsste der Zugang zur Bergarbeitersiedlung sein. |
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14.06.2003, 16:05 | #490 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Er hatte es wohl wirklich versaut, dachte Leon missgelaunt. Seine Blicke wanderten zwischen Lehna und Esteron hin und her. Die beiden waren also mit Frost unterwegs? Ein seltsamer Kerl war das ... Es schien als wären die beiden vor kurzem ziemlich beschäftigt gewesen. Innerlich zuckte er mit den Achseln, reichte Lehna dafür die Hand. "Ja, mein Onkel lebt in Gorthar und als ich von seiner Krankheit gehört habe bin ich sofort von Khorinis aus hierhergereist ... aber jetzt geht es ihm wieder besser, weshalb ich unterwegs bin, die Wälder zu erkunden. Soll ja eine beachtliche Flora und Faune hier geben." Warum Satura ihn hätte begleiten sollen wusste er nicht zu erklären - vor allem nicht auf eine Weise, die sie nicht noch weiter verunsicherte, also schnitt er dieses Thema gar nicht weiter an. Er warf sein Lederbündel ab und ließ sich daneben ins Gras fallen. Jetzt brauchte er erstmal was zu essen ... Nachdem er sich selbst ein Stück Brot abgerissen hatte hielt er den restlichen Laib mit fragendem Blick in die Runde. |
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14.06.2003, 17:02 | #491 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der junge Dieb blickte fragend zwischen Satura und Lehna hin und her. Frost hatte sich gegen die Inquisition aufgelehnt? Ein Sumpfling war hier? Okay, vielleicht hatte er Lehna und diesem Esteron unrecht getan und sie waren einfach nur völlig fertig - wie die andren beiden auch. Er schmunzelte ein wenig. Dann mischte sich der Junge ein: "Und was hast du hier so vor? Begleitest du die anderen oder begutachtest du auch die Flora und Fauna?" machte er sich über Satura's und seine eigene Ausrede lustig - ihm war klar, dass Lehna auf soetwas Dummdreistes nicht wirklich reinfallen konnte. "Und wo vermutet ihr die Inquisition? Und ist ein gewisser Dorrien mit ihnen unterwegs? Wo sucht ihr, wenn ihr nicht gerade beschäftigt seit?" Dabei blickte er etwas abfällig auf die Halbleichen. Irgendwie hatte er seinen Alltagsdrogenkonsum immer recht gering gehalten - behinderte das doch nur bei der Arbeit. Nach Satura's Berührung fand Leon's Hand zögerlich ihren Weg zu ihrer Rechten und strich wie zufällig über den Handrücken - er sagte nichts zu ihr, blickte sie jedoch einen Augenblick an, wie um eine Antwort auf eine Frage zu erhalten. |
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14.06.2003, 17:41 | #492 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon fiel ein Stein vom Herzen. Einen Augenblick huschte ein Lächeln über sein Gesicht, ehe es wieder ausdruckslos wurde. Bevor Lehna weitererzählen konnte warf er noch ein, möglichst ruhig: "Dorrien - der Inquisitor, von dem ich dir erzählt habe." Sie würde schon verstehen ... der junge Dieb blickte sie noch einen Moment an, dann sah er wieder zu Lehna und wartete ab, was sie noch berichten würde. Esteron ist eine dieser Sumpfkrautleichen? Wenn das erholt ist, bin ich lieber krank. dachte er, innerlich schmunzelnd. |
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14.06.2003, 22:36 | #493 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon hatte die ganze Szene mit einer Mischung aus Ekel und Schadenfreude verfolgt - in den letzten Momenten überwog eindeutig der Ekel. Lehna wirkte entnervt, der Templer und der junge Wanderer 'übernächtigt' und der letzte als einziger ziemlich frisch. Nacheinander schüttelten Satura und Leon ihm die Hand. "Ihr wollt uns also begleiten?" fragte der Mann, der sich als Gardiff vorgestellt hatte. Leon murmelte irgendetwas mehr oder weniger unfreundliches, doch Satura schien von der Idee begeistert. "Ja, wir sind auf der Suche ... nach jemandem. Und es scheint, als wär's nicht mehr angebracht, allein durch die Wälder zu wandern." Wieder grummelte der junge Dieb etwas vor sich hin, diesmal klang es trotzig. Der Mann namens Gardiff willigte ein - immerhin war es halb sein Vorschlag. Es schien, dass er der Anführer der Gruppe war oder zumindest die Gruppe durch die Wälder führte - was letztlich aufs Gleiche hinauslief. "Wir warten nur noch auf Krieger, dann ..." In dem Augenblick wankte der Templer aus dem Wald hervor. Er pustete sich gegen die Hand und roch daran. Angeekelt verzog er sofort das Gesicht, kramte in einer Tasche nach einem Sumpfkrautstängel und entzündete ihn, einerseits um den Geruch von Erbrochenem loszuwerden, andererseits um sein Zittern zu beruhigen. Sichtlich entspannter gesellte er sich zu der Gruppe und stellte sich knapp, aber debil lächelnd vor. Gardiff nickte zufrieden. Schien als könnte es losgehen. |
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14.06.2003, 23:50 | #494 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Leon war die ganze Zeit schweigend fast auf gleicher Höhe mit Satura marschiert. Irgendwie schien sie sich nicht wohl zu fühlen. Sie blickte sich unsicher nach ihm um, wandte ihren Blick wie ertappt wieder ab oder trottete mit gesenktem Blick und in Schweigen gehüllt weiter. Der junge Dieb warf ihr besorgte Blicke zu, aber als sie nicht darauf reagierte legte er sanft seine Hand auf ihre Schulter. Verwirrt bemerkte er, wie sie unter der Berührung regelrecht zusammenzuckte. Vorsichtig ließ er sie wieder los. Ihre Aufmerksamkeit hatte er jedenfalls ... "Du ... ist alles in Ordnung mit dir?" fing er etwas plump an. "Wenn du darüber reden willst, sag' es mir einfach. Ist es wegen dem Fremden? Hattest du wieder eine Vis- ..." Aber Satura schüttelte nur den Kopf. Er wusste nicht, ob ihn das beruhigen oder noch mehr alarmieren sollte. Bislang hatte er geglaubt, seit ihrer neuerlichen Zusammenkunft hätten sie keine Geheimnisse mehr voreinander gehabt? Leon atmete weit aus und ging mit gesenktem Blick weiter. Hatte er sie verletzt, vorher auf dem Schlachtfeld? Nicht körperlich zwar, aber ... Ungestüm wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er in den jungen Wanderer vor sich lief, der abrupt stehengeblieben war. Esteron keuchte und taumelte ein Stück vorwärts, Lehna hielt ihn mit fester Hand zurück. Der junge Dieb lauschte. Es war sehr still. Und nicht nur er hatte es bemerkt. Gardiff und Esteron standen da und blickten aufmerksam in die Bäume und Dickichte um sie herum. Irgendetwas lag dort versteckt auf der Lauer. Oder irgendjemand. Leon warf Satura einen Blick zu, die gebannt auf ihr kleines Amulett blickte - ein helles Pulsieren ging von dem rötlichen Kristall aus und sie blickte auf. Gerade als sie die anderen warnen wollte ging ein Pfeilschauer auf den Waldweg nieder - mit einem dumpfen Schlag bohrten sich die Geschosse in einem engen Kreis rund um die kleine Gruppe in den Boden. Der Waldläufer und Krieger, der Templer, machten sich bereit zum Kampf, während die anderen etwas verwirrt dastanden. Aus dem Schatten des Waldes traten mehrere vermummte Gestalten hervor - offensichtlich Banditen. Ein paar hatten Langbögen geschultert, andere trugen Schwerter und Knüppel, sie waren mindestens in einem Dutzend unterwegs, wenn sich nicht noch mehr in den Bäumen verbargen. Einer von ihnen erhob seine Stimme. "Dies war eine Warnung. Glaubt nicht, dass wir euch nocheinmal eine Chance geben, das Ganze friedlich zu beenden. Her mit eurem Gold, Schmuck und anderem Plunder! Mit so schwerem Gepäck kommt ihr sowieso nicht gut voran ..." Gardiff und Krieger ließen ihre Waffen ein Stück sinken. Sollten sie angreifen? Und was würde aus den anderen? Die Banditen hatten gezeigt, dass sie sehr geschickt im Umgang mit ihren Bögen waren ... |
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15.06.2003, 07:31 | #495 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Leon blickte sich fassungslos um. Zwischen den Bewußtlosen lagen einige Leichen. Die meisten anderen Banditen waren verwundet davongestürzt oder lagen wimmernd auf dem Boden zusammengekauert da, unfähig sich zu bewegen. Der junge Dieb brachte kaum ein Wort heraus, als er zwischen den Toten und Verletzten auf und ab marschierte. Er selbst hatte genau zwei Banditen angegriffen, beide mit einem schweren Holzstück, beide ohnmächtig geprügelt und nicht weiter verwundet. Was er hier sah ... Da lag einer, durchbohrt von den Pfeilen seiner Kameraden. Ein anderer hielt sich wimmernd die leeren Augenhöhlen. Stumm gestikulierend lief Leon zwischen seinen Begleitern hin und her, bis er endlich seine Sprache wiederfand, die Arme über den Kopf nahm und wieder herunterriss. "Ihr könnt sie doch nicht einfach umbringen und verstümmeln! Herr Gott, sie wollten keinem von uns wehtun! Ihr- ... das sind auch Menschen, ihr Bastarde!" Mit einem verzweifelten Kopfschütteln bückte sich der Junge zu einem Banditen herunter, der sich ächzend den aufgeschlitzten Oberschenkel hielt. Der Wunde nach zu urteilen würde er nicht mehr lange zu Wimmern brauchen. Der junge Dieb warf Satura einen zweifelnden, oder fast verzweifelten Blick zu. |
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15.06.2003, 09:01 | #496 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Wir ..." Er stockte kurz. Immerhin war er selbst ein Wegelagerer. "Die Kerle hatten nichts dergleichen im Sinn! Sie waren im Vorteil, sie hätten uns einfach mit Pfeilen spicken, sich das Gold nehmen und wieder verschwinden können! Sie sind - ..." Leon's Blick fiel auf einen toten Banditen, der in seinem eigenen Blut da lag, zusammengerollt wie ein Schutz suchendes Kind. "- ... waren keine Mörder! Aber ihr seid es!" Er schnaubte wild auf und wandte sich zum Gehen, zwischen Zorn, Ekel und Verständnislosigkeit hin- und hergerissen. Satura's Wunde bemerkte er nicht oder scherte sich im Moment nicht um sie. Ein seltsam tiefliegender Hass war in ihm aufgestiegen - auch wenn er es nicht gerne zugab, auf sich selbst, denn er erinnerte sich an seinen ersten Bruch im Hafengebiet. Als er den Wächter erdolcht hatte. Unsicher auf den Beiden ließ er sich auf einem Felsbrocken am Wegesrand nieder und besah sich das Schlachtfeld. Nur wenige Meter vor ihm hauchte ein verletzter Räuber seinen letzten Atem aus. Wer nicht schon tot oder im Sterben begriffen war, hatte sich inzwischen davon gemacht. Die anderen aus der kleinen Gruppe standen mit erhoben Waffen da und spähten in die Dickichte, auf der Suche nach verbliebenen Banditen. Es schien, als wäre es letztlich vorbei. Doch von Lehna fehlte jede Spur. |
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15.06.2003, 09:25 | #497 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Ja, ehe ich jemanden umbringe schon!" rief er. Er blickte erzürnt zu Boden, bis ihn Satura's Bitte wieder auf sie aufmerksam machte. Was denn nun schon wieder?! lag ihm auf der Zunge. Stattdessen grunzte er nur widerwillig, erhob sich und stapfte zu ihr hinüber. Auf halben Weg blieb er wie erstarrt stehen, als er ihre Wunde bemerkte. Dann rannte er regelrecht zu ihr. Sie tupfte sich gerade die Wunde mit Alkohol aus - eine schmerzhafte Angelegenheit, was sie sich jedoch nicht anmerken zu lassen versuchte. Satura verzerrte das Gesicht unter den Schmerzen und ächzte leise, gab jedoch kein Wort der Klage von sich. Nachdem sie geendet hatte hielt sie Leon einige Stofffetzen hin. "Hilf' mir bitte meinen Arm zu verbinden." Ja, sie wollten uns nicht wehtun grübelte sie fast amüsiert. Was dachte Leon eigentlich über Banditen, so wie er sich verhielt hätte man denken können, er wäre mit ihnen befreundet gewesen oder sowas ... Etwas zögerlich nahm der junge Dieb den Verband entgegen und begann ihn um Satura's Arm zu wickeln, so vorsichtig er konnte - was nicht besonders sanft war. Sie ertrug aber auch tapfer diese Schmerzen und lächelte gequält. Leon blickte sie mit schiefgelegtem Kopf an. "Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie dir den Arm ..." Er brach ab und blickte sich wütend nach Lehna um. Sie war es doch gewesen, die die meisten dieser armen Schweine auf dem Gewissen hatte. Vielleicht war sie jetzt im Moment damit beschäftigt einem Flüchtenden ihre Dolche in den Rücken zu bohren. Angewidert verzog der Junge das Gesicht, bei diesen Gedanken. |
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15.06.2003, 09:58 | #498 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Er lächelte bitter. Satura's Berührung realisierte er kaum. "Sag mir, wer dem Banditen dahinten die Augen ausgestochen hat und du hast den Namen." Der junge Dieb zögerte einen Moment. "Was deine Bedenken angeht - das ist eine Sache, die lange zurückliegt. Und dich eigentlich nicht betrifft." Dabei beließ er es. Entweder wollte er es ihr nicht erzählen oder zumindest nicht in der Nähe von all den anderen. Er setzte sich schweigend neben sie und blickte zwischen ihrem Gesicht und ihrer Wunde hin und her. |
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15.06.2003, 10:31 | #499 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
'Mit dem Schwert üben'. Leon schüttelte hilflos den Kopf. Was war nur in sie gefahren? Sah sie denn nicht, dass es hier um Menschen ging und nicht nur um dummes Getier, bereit auf die Schlachtbank geführt zu werden? Der junge Dieb ließ sich wieder auf den Felsbrocken sinken und überblickte das Schlachtfeld. Was für Monster in Menschengestalt waren zu solcher Grausamkeit fähig?! Er hatte einen einzigen Menschen getötet - und das war ein Unfall gewesen - und diese Tat ließ ihn nicht mehr los. Und nun blickte er auf die blutigen Überreste einer Schlacht. Und die Verantwortlichen teilten sich gerade einen Sumpfkrautstängel und schienen auf ihre Tat noch stolz zu sein. Nur ein wenig besorgt um den wahren Dämon, der mit blanken Dolchen in den Wald gerannt war. Esteron bedachte der junge Dieb in diesem Moment überhaupt nicht. Leon schloss die Augen und verbarg so den Anblick der toten Banditen vor sich selbst. Seine Rechte suchte sich ihren Weg in seine Tasche, mit dem Fingerspitzen fühlte er nach dem geschliffenen, sich beinahe weich anfühlenden Erzbrocken und umschloss ihn dann mit der ganzen Faust. Das langsame, gleichmäßige Pulsieren des magischen Metalls glich seinen aufgehitzten Puls an sich an. Langsam sank Leon's Hass zurück in die Tiefen, aus denen er gekommen war - er würde Satura die Sache erklären müssen. Aber nicht jetzt, nicht in Begleitung dieser ... dieser Mordbrenner. Schweigend saß er mit geschlossenen Augen da und atmete tief ein und aus und versuchte die grässlichen Bilder aus seinem Geist zu verdrängen. Doch er wusste, sie wären wieder da, würde er die Augen öffnen. Irgendetwas verlief hier ganz und gar nicht nach Plan. Und er wäre froh, wenigstens zu wissen, was. Er öffnete die Augen und stellte mit grimmiger Zufriedenheit fest, dass das Schlachtfeld dasselbe geblieben war. Er löste seine Hand von dem Erzklumpen und ging vorsichtig auf den Waldrand zu. Hier, vom Schatten aus beobachtete er die anderen der Gruppe, wie sie auf Lehna und Esteron warteten. Satura würdigte ihn keines Blickes mehr - er konnte einfach nicht begreifen, wie sie die Dinge so völlig anders sehen konnte als er. Lag es an der Sache, die mit Saria und Isira geschehen war? Ganz bestimmt. Er lehnte sich gegen einen dick berindeten Baumstamm und spähte weiter zu der kleinen Gruppe hinüber, die Arme vor der Brust verschränkt. |
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15.06.2003, 14:21 | #500 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Der junge Dieb blickte ihn einen Augenblick verwirrt an, dann fiel sein Blick auf die Stofffetzen, die er noch immer in der Hand hielt. Mit der anderen nahm er den Stock entgegen und stapfte dann zu dem Mann hinüber, der sich inzwischen an einem nahen Felsbrocken hochgezogen und ein wenig aufgerichtet hatte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er wimmerte leise vor sich hin. Undeutlich vernahm Leon beim Näherkommen: "Meine Augen ... ich kann nichts sehen ... was ist ..." Der junge Dieb wandte den Blick ab um ihm nicht weiter in's Gesicht sehen zu müssen. Er würde für immer blind sein. Leon griff den Mann bei der Hand, der erschrocken zurück fuhr. Der junge Dieb führte dessen Rechte jedoch zu seiner Schulter und gebot ihm, sich aufzustützen. "Was ist ... wer bist du ..." Der Mann stand unter Schock - um so besser für ihn, es würde ihm bald noch gehörig dreckiger gehen, dachte Leon halb angeekelt, halb mitleidig. Ohne ein weiteres Wort wickelte er dem Blinden die Stofffetzen rund um den Kopf und verdeckte so die blutigen Augenhöhlen - er würde sie ohnehin nie wieder gebrauchen können, dachte er. Dann gab er ihm noch den schweren Stock in die andre Hand und half ihm, sich weiter aufzurichten. Während der ganzen Zeit murmelte der Bandit wirr vor sich hin, bis Leon das Wort an ihn richtete: "Woran erinnerst du dich?" Der Mann reagierte fast freudig auf diese Frage, endlich eine Stimme, endlich etwas, was er vernehmen und festhalten konnte. "Eine ... eine junge Frau. Schmerz. Schwärze." brachte er mit etwas Mühe heraus, langsam aber deutlich. Leon nickte - was dem Mann nicht wirklich weiterhalf. Schließlich sagte er: "Sie hat dich geblendet. Die meisten deiner Bande sind tot - du hattest noch Glück." Mit einem Mal verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Mannes. "Blind?" Leon nickte knapp. Er hätte fast gegrinst - das hätte der andere auch nicht realisiert, trotzdem unterdrückte er es - und fügte noch ein "Ja" hinzu. Der Bandit sog scharf die Luft ein. "Macht, dass ihr hier weg kommt." schrie er Leon unvermittelt an. "Ich werde meine Kameraden finden und dann werden wir euch suchen, euch finden und töten! Die kleine Hexe wird damit nicht davonkommen!" "Führ' dich hier nicht so auf. Pass' lieber auf, dass du nicht vom Weg abkommst. Du bist jetzt auf dich allein gestellt - Kamerad. Viel Glück." Der Bandit zeterte noch einen Moment, dann bemerkte er, dass Leon bereits außerhalb seiner Stockprügelreichweite war. Leise fluchend fügte er sich in sein Schicksal. Mit dem Stock tastete er sich vom Waldweg entlang durch sanften Abhang in den Wald davon. Schien als wolle er seine Drohung wahr machen und andere Überlebende seiner Bande finden. Leon war das egal - der Bandit würde Stunden brauchen, bis zum Lager zurückzufinden, egal wie nahe es lag. Falls er es überhaupt je schaffte. Und wieviele andere Banditen noch am Leben waren wusste der junge Dieb nicht - und wollte es gar nicht wissen. Er trottete hinüber zu den anderen, warf Lehna noch einen Blick zu, mit dem ein Exorzist sein nächstes, dämonisches Opfer begutachten würde und richtete sein Wort an Gardiff. "Bin zwar nicht in Medizin bewandert ..." er blickte kurz zu Satura "... aber was ich gesehen habe - sehen musste - lässt mich zweifeln, dass er je wieder sehen kann. Wie auch, ohne Augen." Er zischte die Worte fast. "In jedem Fall dürfte von ihm keine Gefahr ausgehen - wenn wir bald weitermarschieren." Der junge Dieb blickte zu den beiden Gefesselten an dem Baum. Noch ein paar weitere Banditen waren ohnmächtig und an Baumstümpfe gebunden worden - unter anderem der, den Satura mit dem Wurfmesser und die beiden, die Leon mit dem Knüppel erwischt hatten. "Was wird aus denen? Sollen wir sie nicht losbinden, ehe wir uns verziehen? So wie die aussehen sind sie für die nächste Zeit sowieso ausgeschaltet." |
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