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25.06.2003, 11:25 #576
Skeleon
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Rund um Khorinis # 8 -
Jetzt lagen die beiden nebeneinander im Gras der blühenden Wiese vor der Taverne "Zur toten Harpyie". Die Luft um sie herum war vom kräftigen Geruch der Kräuter gesättigt, kleine Insekten brummten herum und irgendwie kam dem jungen Dieb die ganze Szenerie lächerlich perfekt vor. War so etwas möglich?
Mit einem Glucksen setzte er den Weinschlauch ab und reichte ihn an Satura weiter, die sich regelrecht darauf stürzte. Vom Klosterwein konnte sie wirklich nicht genug bekommen, dachte Leon schmunzelnd. Während sie trank strich er ihr über die Haut und plötzlich gab sie ein erschrecktes Gluckern von sich, als sie anfing zu lachen und sich am Wein verschluckte. Prustend warf sie den Schlauch beiseite und wischte sich mit gespieltem Zorn über den Mund.
Der junge Dieb grinste nur und ließ sich ins Gras zurücksinken.
Einen Augenblick schloss er die Augen und sog die würzige Luft ein, ehe er zu sprechen ansetzte.
"Ich brauche noch Übung sagst du?" Er schmunzelte und fügte hinzu: "Mit dem Schwert?"
Sie nickte, ehe sie sagte: "Ich könnte dir noch so einiges beibringen ..."
Er nickte lächelnd.
"Ich weiß nicht recht. Gegen ein wenig Training hätte ich eigentlich nichts einzuwenden. Es darf nur nicht in Arbeit ausarten und ..."
Der Junge blickte sich überrascht um, als ihn Satura beim Kragen packte und in die Höhe zog. Unsicher wankte er auf seinen eingeschlafenen Beinen.
Ein kampflustiges, neckisches Blitzen trat in Satura's Augen, als sie ihre schlanke Klinge zog. Leon musterte sie etwas verstört. Na, sie war trotz allem eine Kämpfernatur und das war ihr Resort, dachte er grinsend. Zögerlich zog er sein Schwert und machte sich bereit für den Kampf ...
"Fang du an." forderte ihn Satura auf.

Mit einem schnellen Ausfallschritt begann der Junge den Kampf, die Klinge schoss vor, klirrend traf sie auf Saturas Schwert und wie beim letzten Mal lenkte sie seine Kraft in die Richtung ab, in die sie es wollte. Er wankte einen Moment als er das Gleichgewicht wieder zu finden suchte - dann konzentrierte er sich darauf, was sie selbst und dieser Frost ihm beigebracht hatten - und stürzte vor.
Kreischend kratzte Stahl auf Stahl, schnell wirbelte er seine Klinge beseite und verpasste ihrer Parade einen harten Stoss, vor dem sie einen Schritt zurückweichen musste, nur um mit einem Grinsen auf den Lippen selbst den Angriff zu beginnen.
Jetzt erst zeigte sich, um wieviel die Amazone ihm überlegen war, schlug und trümmerte sie doch geschickt und hart auf seine eigene Klinge ein. Verzweifelt versuchte er die Schläge abzulenken doch es gelang ihm nicht, und so musste er einen Schritt nach dem anderen zurückweichen.
Breitbeinig blieb er stehen, hielt die Klinge an Griff und Spitze und wehrte Satura's nächsten Angriff mit aller Kraft ab, schwer wurde sie von ihrem eigenen Schwung zurückgeworfen, ehe sie sich im nächsten Augenblick fing, nach unten hin wegtauchte und ihm einen Tritt in die Magengrube verpasste. Keuchend taumelte der Dieb ein Stück zurück, stützte sich mit dem linken Bein an einem Felsbrocken ab und stürzte erneut vor, schlug mit der Rechten nach Satura's Klinge, versagte natürlich bei dieser Attacke, zumal sie lässig aus dem Handgelenk ihr eigenes Schwert dem entgegensetzte, er packte jedoch im selben Augenblick ihr noch immer ausgestrecktes Bein mit der Linken, warf sich zu Boden und zog sie mit sich.
Er rollte sich über sie hinweg blickte ihr nun von oben direkt ins Gesicht. Einen Moment zögerte er, ehe er ihr einen innigen Kuss gab. Beobachter würden sie kaum für Lehrmeisterin und Schüler halten, aber das war ihm gleich.
Sie wehrte den Kuss diesmal jedoch ab, darum warf Leon sich zur Seite weg und erhob sich, während Satura es ihm gleich tat.
"Nicht während dem Training." griente sie mit drohendem Zeigefinger.
Ohne weitere Vorwarnung stürzte sie wieder auf ihn zu und hieb kräftig und schnell auf seine eher lächerliche Parade ein. Schien als würde sie es ihm nicht leicht machen ... ein kampflustiges Feuer loderte in seinen Augen auf, als er selbst zum Angriff überging ...
25.06.2003, 13:05 #577
Skeleon
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Rund um Khorinis # 8 -
Leon fühlte sich unsicher. Die Waffe folgte zwar seinen Gedanken wie sein eigener Arm seinem Willen, aber blind schien ihm das Ganze trotzdem unmöglich.
"Versuche, dir die Klinge vorzustellen, jede ihrer Bewegungen zu erahnen." warf Satura ein.
Er zuckte ein wenig mit dem Arm herum und spürte, wie die Klinge mit einer minimalen Verzögerung folgte. Gut, ohne Augenlicht war er in der Lage, sich an der Nase zu kratzen, aber fechten? Er blinzelte kurz und presste die Augen dann umso fester aufeinander, dann atmete er tief durch und machte sich bereit.
Nur langsam begann er das Schwert zu schwingen, lauschte auf Satura's leichte Fußtritte und folgte ihren Bewegungen. Klirrend trafen ihre Klingen schließlich aufeinander, ob das sein eigener Verdienst war oder Satura ihm nur einen kleinen Widerstand bieten wollte wusste er nicht. Einen Augenblick später zerschnitt die edle Schneide sirrend die Luft, der Junge konzentrierte sich völlig auf seinen Gehörsinn und bewegte sich langsam, fast tänzelnd auf die Amazone zu.
Einige Male trafen Stahl auf Stahl und das metallische Klirren gab Leon Halt, zeigte ihm die Richtung, aus der er Satura zu erwarten hatte.
Plötzlich ein Stoss in den Rücken, Leon öffnete die Augen und sah gerade noch die grüne Fläche auf sich zurasen, ehe er ins Gras fiel. Fluchend richtete er sich auf.
"Verlasse dich nicht allein auf deine Sinne. Sie können trügen." meinte die Amazone. "Du musst - ich weiß nicht recht - eine Art Gespür für die Reaktionen deines Gegners entwickeln. Hättest du es gemerkt, wie ich dich umrundet habe, hättest du mich ohne Probleme erwischen können."
"Aber ich habe nichts gesehen!" wandte der Dieb ein, woraufhin Satura nur den Kopf schüttelte.
"Darum geht es nicht, es geht um's Prinzip. Deine Sinne können dich täuschen also vertraue auf deinen Instinkt."
Der eher bodenständige Junge blickte sie zweifelnd an, nickte dann aber zögerlich.
"Wirst schon noch verstehen." lächelte Satura. "Also nochmal von vorne!"
Und wieder schloss Leon die Augen und versuchte, Satura auszumachen. Als er hinter sich ein Rascheln im kniehohen Gras hörte, trat er prophylaktisch hinter sich, traf nur ins Leere, wankte, wurde dann aber von vorne umgestossen und landete mit dem Hintern im Gras. Verärgert machte er die Augen auf und blickte Satura an. "Aber du hast doch gesagt ..."
"Ein Gegner wird selten den gleichen Fehler zweimal machen. Jetzt wo du darauf vorbereitet warst, wäre es zu offensichtlich gewesen, hätte ich dich nochmal umrundet." Sie lächelte, wie jemand, der einem kleinen Kind Fragen nach dem Wind oder den Sternen oder so erklären muss. Leon fühlte sich ihr in diesem Punkt nicht ganz gewachsen.
Seufzend fasste er die Klinge wieder fester, hielt sie waagrecht etwa auf Hüfthöhe und schloss die Augen.
Ein Rascheln hinter sich, doch diesmal reagierte er nicht darauf und stürzte nach vorne, wirbelte die Klinge umher und stolperte haltlos weiter, bis ihn eine Hand am Kragen packte.
Er blickte sich um und sah in Satura's grinsendes Gesicht.
"Du wirst noch etwas brauchen, um den Punkt zu verstehen, fürchte ich." Sie lächelte dennoch aufmunternd.
Nur Sekunden später begann das Spiel von Neuem ... und diesmal ließ sich Leon nicht von seinen Sinnen oder seinen Gedanken ablenken sondern vertraute auf seinen Instinkt. Erleichtert atmete er aus, als er mit einem schnellen Klingenschlag zur Seite die Parade von Satura scheppernd entgegennahm.
"Gut!" raunte sie ihm zu. "Dann lass uns jetzt kämpfen! Behalte die Augen geschlossen ..."
25.06.2003, 17:11 #578
Skeleon
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Rund um Khorinis # 8 -
Ächzend ließ sich der junge Dieb ins Gras fallen.
Mit dem Handrücken wischte er den Schweiß auf seiner Stirn beiseite und blickte dann zu Satura hoch, die immer noch sein Langschwert in Händen hielt.
"Reicht das nicht langsam?" murmelte Leon, während er die Augen vor der einfallenden Abendsonne beschattete. Den ganzen Nachmittag hatten sie weiter trainiert, hatte er Blinde Kuh spielen und wie blöde um sich schlagen müssen. Die Amazone warf ihm einen aufmunternden Blick zu.
"War doch schon ganz gut." Sie machte ein paar Schritte zur Seite, bückte sich und hob den halbleeren Weinschlauch vom Vormittag auf, schlenderte zu Leon hinüber und bot ihn ihm an. Der nahm ihn ohne zu zögern entgegen und trank gierig ein paar Schlucke.
"Morgen müssen wir dann mit dem richtigen Training beginnen." meinte Satura beiläufig und der Junge verschluckte sich fast. Er blickte sie entsetzt an aber sie kicherte nur. Sie ließ sich neben ihn ins Gras fallen und lehnte sich schweigend an ihn.
"Was meinst du - ich würde gerne das Lager meiner Schwestern wiedersehen." sagte sie schließlich und stupste ihn in die Seite.
Leon protestierte nicht sondern gab nur ein undefinierbares Stöhnen von sich. Sein Arm fühlte sich an, als wolle er gleich abfallen - und allmählich wünschte er sich, dass er genau das tat und ihn dann nicht weiter belästigte ...
Schließlich fasste die Amazone nach seiner Hand - ein Ächzen -, erhob sich und zog ihn einfach mit sich. Sie tauschten ihre Waffen aus und machten sich daran, in Richtung Khorinis davonzumarschieren. Er schlang seinen Arm um sie und gab ihr einen ausgetrockneten Kuss ehe sie sich schweigend auf den Weg machten. Ihrem Wunsch einfach Folge zu leisten war bestimmt weniger anstrengend als irgendetwas einzuwenden ...
25.06.2003, 17:28 #579
Skeleon
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Die Stadt Khorinis # 14 -
Noch immer ohne ein Wort zu wechseln näherten sich die beiden dem Stadttor. Der Weinschlauch war inzwischen leer getrunken und achtlos in ein Gebüsch geworfen worden. Leon fühlte sich wieder prächtig, die Dürre war verflogen und der Schritt beflügelt.
Als sie das Stadttor durchschritten zog der junge Dieb die Amazone ein Stück an sich, wie um sie vor den misstrauischen Blicken der Wachen zu bewahren. Noch immer schweigend aber rege Blicke austauschend näherten sich die beiden den Docks von Khorinis, blieben am Pier stehen und blickten zu einem Fischernachen hinunter.
Die beiden jungen Männer, die sich gerade stritten, wie herum das Segel angebracht werden musste blickten auf und boten nach einigem Zaudern ihre Hilfe an. Ein Ausflug ins Amazonenlager war eigentlich nie zu verachten, dachte der eine grinsend.
Ein paar Goldmünzen wechselten die Besitzer ehe die beiden Fischer wieder begannen, sich darum zu streiten, wie das Segel richtig anzubringen sei. Kostbare Minuten gingen so verloren - Leon blickte der Amazone sehnsüchtig in die Augen, sagte aber auch jetzt nichts weiter. Schließlich einigten sich die jungen Männer.
Am Ende stellte sich nämlich heraus, dass das Segel gleichschenklig geformt war und Leon wäre den beiden am liebsten an die Gurgel gegangen - Satura hielt ihn sanft zurück.
"Erinner dich an die erste Lektion: Kämpfe nur, wenn es nicht vermeidbar ist."
Der junge Dieb lächelte gequält und setzte sich zusammen mit ihr auf das Heck des Kahns. Nur wenig später schafften es die Fischer, sich zu einigen, wer das Tau zu kappen und wer das Ruder zu übernehmen hatte und so legten sie gerade mal eine Stunde später als geplant ab. Alsbald verfing sich eine steife Brise im Segel des Nachens und trieb ihn auf den Fjord hinaus ...
25.06.2003, 17:32 #580
Skeleon
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Auf dem Fjord #1 -
Erneut befanden sich die beiden in einem kleinen Fischerboot auf dem Weg über den Fjord, diesmal begleitet von zwei ewig streitenden, jungen Männern die gerade herauszuarbeiten versuchten, ob brünette oder blonde Amazonen einfacher zu haben seien - um sich auf ihren Ausflug bereits vorzubereiten befragten sie dazu Satura, die jedoch nur mit einer flachen Hand darauf reagierte.
Den Rest der Strecke legte die kleine Gruppe in absolutem Schweigen zurück, die Amazone und der Dieb, weil sie einander in den Armen lagen und die beiden jungen Fischer, weil sie beleidigt in Richtung des Amazonenlagers spähten ...
25.06.2003, 17:37 #581
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Dumpf schlug das Holz des Nachens auf den Balken des Bootsstegs auf, ehe sich einer der beiden jungen Fischer an Land schwang, das Seil, das ihm der zweite zuwarf auffing und geschwind an einem der Pfosten festknotete. Leon bot Satura höflich seine Hilfe an - egal ob er es ernst meinte oder nicht, bei ihm sah es lächerlich und furchtbar übertrieben aus - und führte sie dann über den Holzsteg weg vom Pier und hinein ins eigentliche Amazonenlager.
Er warf nochmal einen Blick über die Schulter, und sah, wie einer der Fischer gerade eine Ohrfeige von einer Amazonenwächterin geschallert bekam, bisher war deren Ausflug ja nicht von Erfolg gekrönt gewesen.
Mit einem Kopfschütteln wandte er sich wieder ab und schlenderte neben Satura her, seinen Arm vorsichtig um ihre Hüfte gelegt.
25.06.2003, 19:41 #582
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Der junge Dieb sog scharf die kühle Abendluft ein und warf Satura noch ein Lächeln zu. Er fühlte sich einfach frei, frei und glücklich mit ihr zusammen zu sein.
Mit einem Mal erstarb sein Lächeln.
Mit beiden Händen griff er sich an die Schläfen, sein Gesicht schmerzverzerrt sank er auf die Knie. Ein unbeschreibliches Gefühl, ein Schmerz, tief in seinem Inneren, tiefer als in seinem Geiste, verbreitete sich mit grauenhafter Intensität in seinem Körper. Seine Erinnerungen, seine Gedanken, entrissen, begutachtetet und beiseite gelegt.
Satura sah ihn entsetzt an, als er mit einem tonlosen Stöhnen nach vorne überfiel und mit dem Gesicht im Dreck landete.
... er gab sich dem Schmerz hin, eher das, als wahnsinnig zu werden vor Qual ...
Und dann verebbte das Gefühl so plötzlich wie es gekommen war. Satura half ihm hoch und etwas irritiert blickte er sich um.
Er war noch immer im Lager der Amazonen, doch etwas war ... anders.
Ein sanfter Schleier lag über allem und in irgendeiner Weise fühlte er sich unbeteiligt, losgelöst. Ein Funkeln in seinem Augenwinkel erregte seine Aufmerksamkeit und als er hinsah verwandelte sich die einfache Hütte, die eben noch dort stand, vor seinen Augen in schimmernden Diamant. Mit einem debilen Lächeln auf dem Gesicht wankte er darauf zu und fuhr vorsichtig mit der Hand über die glatte Oberfläche - Satura sah verwirrt zu, wie er sich die Hand am rauhen Putz des Hauses regelrecht wund scheuerte, sie zerrte ihn zurück und sah ihn völlig entgeistert an.
Leon's Blick fiel auf die Amazone vor ihm und er verzog das Gesicht zu einem freudigen Grinsen, erkannte er sie doch, als sie splitternackt vor ihm stand, als die Nebelfee aus dem Wald von Khorinis. Wabernde Schleier umspielten Satura's Körper und der Junge strich ihr sanft über die Rundungen.
Irgendetwas sonderbares ging hier vor sich, aber es war nichts, was Leon missfiel, nein ...
Er löste seinen Blick wieder von ihr und beglotzte begeistert die anderen Wunder des Amazonenlagers: Häuser aus Edelmetallen, kristallene Blumen und Blüten und Gold und Reichtum, über und über und er konnte sich nicht daran satt sehen.
Mit einem Mal setzte ein dumpfes Pochen in seinem Hinterkopf ein. Vor sich sah er den Leib Lehna's in ihrem eigenen Blute liegen, ermordet mit ihren eigenen Dolchen. Da erkannte er, dass er der Hexe nicht verziehen hatte. Angewidert wandte er den Blick ab und erstarrte bei dem neuerlichen Aufkeimen der Schmerzen. Er wusste nicht, was es war doch es gewann an Kraft und einen Augenblick später war es wieder die tödliche Qual geworden, die ihm den Geist zu zerreissen drohte und -
Leon war erneut auf die Knie gekippt und wankte nun ein wenig. Der Zauber war vorbei. Die Schmerzen gelindert. Die Welt wieder wie immer. Er fiel vorn über und stützte sich auf die Hände.
Ein Geschmack von Eisen lag auf seiner Zunge und als er ausspuckte war sein Speichel rötlich gefärbt. Doch er war sicher, es war nicht sein Blut. Es war das Blut der zahllosen Menschen, die wegen Lehna um Rache schrieen. Ein bitteres Lächeln huschte über Leon's Gesicht als er versuchte, sich aufzurichten. Er würde sie nicht rächen. Er war kein Monster wie Lehna.
25.06.2003, 21:42 #583
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Was zum Henker ging hier vor sich?
Der junge Dieb hielt sich den brummenden Schädel. Er hatte diese Schmerzen noch allzugut in seinem Gedächtnis, ein Gefühl als würde sein Verstand langsam und gründlich entzwei gerissen. Ein wenig unsicher auf den Beinen sah er zu, wie Satura auf Saria einredete.
Sich noch immer die Schläfen massierend hob er die freie Hand und erwiderte stumm ihren Gruß.
Was war nur los mit ihm?
25.06.2003, 23:19 #584
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Der junge Dieb realisierte nur langsam, was hier gerade vor sich gegangen war. Dann zuckte sein Arm vor und packte Saria fest an der Schulter, gerade an der, die schon ein wenig angeschlagen war.
"Du hast mir diese Schmerzen zugefügt? Du bist ..."
Er schüttelte sie durch, ehe er verwirrt inne hielt und sie los ließ.
Wo er stand sank er in die Hocke und presste sich die Hände gegen die Schläfen.
"Ihr macht mich alle noch ganz krank ..." grummelte er leise vor sich hin. Er dachte an Lehna und Saria zugleich. Gab es hier nur kleine Bestien? Ein Blick auf Satura überzeugte ihn vom Gegenteil.
Trotzdem ...
Scharf sog er die Luft durch die Zähne ein, ehe er sich wieder aufrichtete und von den beiden Amazonen abwandte.
"Ich brauche erstmal ein Bier ..." murmelte er, hob unbestimmt die Hand, wie zum Abschied und stapfte in Richtung Gästehaus.
Sollten ihm doch alle mal den Buckel runterrutschen, was er jetzt brauchte war eine Mass und dann eine Mütze voll Schlaf.
26.06.2003, 07:56 #585
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Dunkelheit.
Licht.
Dunkelheit.
Dunkelheit.
Licht.
Zorn.
Gähnend richtete sich der Junge auf und blinzelte ärgerlich gegen das grelle Sonnenlicht, das durch's Fenster hereinfiel. Als er Satura erblickte huschte ein Lächeln über sein Gesicht, er strich ihr vorsichtig über die Wange und glitt dann seitlich aus dem Bett heraus.
Seine Kopfschmerzen waren wie weggeblasen und er erinnerte sich düster, recht schöne Träume gehabt zu haben - Leon's Tatendrang war mal wieder auf einem Höchstpunkt angelangt.
Leise stahl er sich aus dem Zimmer davon, durchquerte der Wirtin stumm zunickend die Gaststube und trottete dann über den Platz im Amazonenlager, Richtung Hafen.
Wild blickte er sich um. Wo steckte diese kleine Hexe? Er würde es ihr nochmal heimzahlen und - aber im Moment gab es wichtigeres, dachte er, als sein Blick aufs Gasthaus fiel.
Seine Schritte führten ihn ein Stück abseits des Hafens zu einem weitläufigen, feinkieseligen Strand.
Hier entledigte er sich seiner Kleidung und zog vorsichtig den Verband von seinen Wunden. Inzwischen waren sie völlig zugeheilt und nur noch blaue Flecke, Blutergüsse und schmale Blutgrinde zierten seine Hüfte. Er konnte es riskieren, in salziges Wasser zu gehen, beschloss er und damit watete er in das noch kühle Meerwasser.
Ein wenig ungeschickt verrenkte er sich während er den Schmutz und das Blut besonders um seine Verletzung herum wegwischte und dann mit dem ganzen Körper untertauchte. Der Druck erzeugte ein angenehmes, schweres Gefühl in seinen Ohren und als er auftauchte fühlte er sich erleichtert und erfrischt.
Rund um gesäubert kroch er an den Strand zurück und warf sich seine einfachen Schürferklamotten über. Den Stofffetzen befestigte er mit ein paar unsauberen Nadelstichen, um die Risse zu überdecken, die Rüstung legte er fein säuberlich zusammen und band sie sich mit dem Lederbündel auf den Rücken. Nur die schweren Stiefel und die Ellenbogen- und Knieschützer behielt er an.
Dann trottete er zurück zum Amazonenlager, setzte Kurs auf das Gästehaus, ließ sich an einem Tisch nahe der Treppe niedersinken und bestellte bei Jamira - in der Frühe, kein Bier, sondern - einen Krug voll kühler Ziegenmilch. Dumpf scheppernd stellte sie ihn vor ihm ab, kassierte zwei Goldmünzen und verschwand freundlich lächelnd wieder hinter der Theke.
Der junge Dieb nahm ein paar Schluck. Ob Satura wohl inzwischen wach wäre?
26.06.2003, 17:02 #586
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Leon lächelte sie glücklich an.
Als sie Saria erwähnte verdüsterte sich seine Miene ein wenig, ehe er sagte:
"Naja, ich habe es schon fast wieder vergessen ..."
Mit der Rechten winkte er ab, als sei's nicht weiter schlimm.
"Abgesehen von den unbeschreibbaren, schauderhaften Schmerzen, dem Taumel von Wahnwitz und einem Verfall zurück in die Qualen war ja nichts weiter."
Ein Blinder mit Krückstock hätte an seinem Blick erkannt, wie übel er es Saria nahm. Doch schließlich entspannten sich seine Züge und er lehnte sich ein Stück zurück, gegen die Wand, nahe der er saß.
"Aber was ist mit dir? Willst du länger ... hier bleiben?"
Er ließ seinen Blick einen Augenblick schweifen, ehe er hinzufügte:
"Wir haben soviel Gold, soviel gibt's gar nicht. Was möchtest du denn unternehmen?"
Im nächsten Moment hätte er sich dafür ohrfeigen können. Am Ende ließ sie ihn wieder trainieren ... obwohl ihm das gestern sicher gut getan hatte, wie er zugeben musste.
26.06.2003, 17:47 #587
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Satura erwiderte Esterons Begrüßung herzlich, musterte ihn von oben bis unten und war mit dem Heilungsprozess seiner Wunden soweit zufrieden. Nach allem, was bei ihren beiden Zusammentreffen in Gorthar geschehen war schien sie sich ein wenig verantwortlich für ihn zu fühlen, dachte der Dieb schmunzelnd.
Leon schüttelte dem jungen Wanderer die Hand, nickte grüßend, zeigte aber sonst weder große Begeisterung noch Ablehnung.
Sein Blick fiel auf Lehna, wie sie dicht an Esteron gedrängt und etwas hinter ihm stehend ihnen unsicher zunickte.
Er tauschte einen Blick mit Satura aus - irgendwie war ihnen beiden das Mädchen nicht ganz geheuer, aber letztlich nickten sie freundlich zurück.
Seinen merkwürdigen ... Traum gestern verdrängte der Junge einen Augenblick. Irgendwie war er sich immer noch nicht sicher, ob es nicht doch war, wie sie sagte - und sie keine Kontrolle hatte. Wie auch immer, es war nicht an ihm darüber zu urteilen.
Satura fragte lächelnd: "Seit wann seid ihr denn schon hier?" und als sie antworteten, noch am letzten Abend angekommen zu sein blickte sie die beiden ein wenig überrascht an. Wie hatten sie sich verpassen können? Aber dann fiel ihr ein, was nach der kleinen Aktion von Saria passiert war.
"Und was habt ihr jetzt hier vor?" fragte Satura schließlich.
Irgendwie fürchtete Leon, dass es in irgendeiner Weise mit ihnen zusammenhängen könnte. Misstrauisch blickte er zwischen dem Wanderer und Lehna hin und her.
26.06.2003, 19:41 #588
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Ein peinliches Schweigen senkte sich über die vier. Beziehungsweise, über die drei, denn Leon hatte ohnehin nicht vorgehabt, etwas zu sagen. Er fing einen unsicheren Blick Satura's auf. Diese kleine Hexe Lehna schaffte es immer wieder, so richtig Mitleid zu erregen, dachte der Dieb missgelaunt. Er fragte sich, wieso Esteron zu ihr hielt. Vielleicht steckte mehr hinter dem Gesicht des jungen Wanderers, als Leon erahnte. Vielleicht ...
Durch ein Räuspern wurde Leon aus seinen Gedanken gerissen. Satura machte sich langsam daran sich zu erheben. Irgendwie war die Unterhaltung versickert und wollte nicht mehr so recht in Schwung kommen - und ehe sich die vier, beziehungsweise, drei minutenlang schweigend anstarrten konnten sie ihre Zeit sinnvoller verbringen.
"Wisst ihr, ich bin doch Lehrmeisterin hier im Lager ..." fing Satura zögerlich an. "Nun, und Leon ... lernt bei mir."
An ihn gewandt fügte sie mit gespielter Strenge hinzu:
"Komm', es wird Zeit für dein Training. Du bist schon viel zu lange so faul."
Sie verabschiedete sich herzlich von den beiden, herzlicher als sie sich begrüßt hatten, warf noch einen Blick auf die Überbleibsel von Esterons Verletzungen und verließ dann gemessenen Schrittes das Gästehaus.
Kopfschüttelnd, aber mit einem Grinsen auf den Lippen erhob sich der Dieb und folgte ihr nach. Im Türrahmen wandte er sich nocheinmal um und nickte den beiden zu, ehe er über den Platz inmitten des Amazonenlagers lief, um zu Satura aufzuholen, die bereits in Richtung Strand davon ging. Dort war viel Platz, dort würde der Junge gut weitertrainieren können.
26.06.2003, 20:19 #589
Skeleon
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Arson macht ne Zwangspause -
kenne dich auch nicht wirklich, nur als den yakuza halbjapaner aus dem storyforum :)
aber in jedem fall ist es schade, wenn einer geht
sorg dafür, dass dein vaterland stolz auf dich sein kann und töte ein paar holländerschweine ...
oh mist, sind ja unsere verbündeten - na, mach einfach das beste draus :D
also viel glück da draußen ...
27.06.2003, 08:12 #590
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 - Noch am letzten Abend ...
Mit einem Platscher fiel der Junge zurück ins seichte Wasser und kam unsanft auf den Kieseln darunter auf. Nur einen Augenblick später stand er ächzend wieder auf und kraxelte erneut auf den Felsblock.

Satura hatte ihn zielstrebig zum Strand geführt. Er bestand aus mehr oder weniger feinem Kiesel, alles jedoch rund und weich vom stetigen Hin und Her der Wellen. Mit knirschenden Schritten waren die beiden ein Stück an der Küste entlang gegangen, bis Satura etwas brauchbares für ihre nächste Übung entdeckt hatte: Ein großer, abgeflachter aber ansonsten recht unförmiger Felsbrocken, offensichtlich von der Steilküste zur Linken herabgestürzt, lag mitten auf dem Kiesbett. Kurzerhand hatte sich die Amazone emporgeschwungen und Leon folgte ihr Augenblicke später nach. Knapp hatte sie den Sinn dieser Übung erklärt: Standvermögen.
Beide hatten ihre Klingen gezogen und dann zu fechten begonnen, wie bereits am Vortag einmal.
Eben kam der Junge wieder zum Stehen auf der Oberseite des Felsens. Ein oder zweimal war er bereits hinuntergestürzt, als sein Standvermögen ihn kurzzeitig im Stich gelassen hatte, aber jetzt war er wieder voll da. Erleichtert hatte er realisiert, wie wenig ihn seine Wunden noch schmerzten, und so traute er sich inzwischen wieder einiges zu - mit metallischem Klirren trafen die beiden, langen Klingen aufeinander. Scharrend schob die Amazone Leon's Schwert beiseite und ging dann selbst zum Angriff über.
Inzwischen hatte der Junge selbst eine Möglichkeit gefunden, gut abzublocken, indem er Satura's Technik annahm und ein Stück weiterentwickelte: Sowie die Klingen aufeinandertrafen gab er etwas in seiner Kraft nach und ließ das Schwert des Angreifers geradewegs an seinem eigenen herunterrutschen, das Ganze musste dem Ähneln, was Satura tat. Mit Entzücken fiel ihm auf, dass das bei ihr mehr oder minder funktionierte, und sie war immerhin Meisterin!
Mit einem Kreischen kratzte Satura's Schwert an Leon's entlang, bis sie ihren Angriff abbrach und es von vorne probieren wollte. In dem Augenblick schnellte Leon vor und gab einige kurze Schläge auf ihre eigene Parade - schnell genug, um nicht von ihr abgelenkt zu werden, aber zu schnell um wirklich Schaden anzurichten. Sie reagierte geschwind, stieß ihn mit der Linken vor die Brust und versetzte seinem Schwert mit dem ihrem einen heftigen Schlag. Leon geriet aus dem Gleichgewicht, taumelte ein Stück zurück - und trat ins Leere.
Erneut purzelte er rückwärts ins seichte Wasser.
Grinsend sprang Satura hinterher, kam platschend im Wasser auf und ließ sich neben ihn fallen. Das Meer ging ihnen nur bis zu den Knöcheln und so blieben sie einfach darin sitzen. Fast zeitgleich schoben ihre Klingen beiseite.
"Ich glaube, wir haben genug genug geschafft, heute." raunte ihm die Amazone zu und lehnte sich an ihn. Der Junge legte seinen Arm um sie, zog sie zu sich heran und gab ihr einen innigen Kuss.
Dann saßen sie einen Moment schweigend da und spähten auf's Meer hinaus. Inzwischen war es fast Nacht geworden und die Sonne versank gerade am Horizont, während der Mond bereits im Begriff war, aufzusteigen.
Als die Sonne schließlich restlos untergegangen war und eine Kälte vom Meer her aufstieg erhoben sie sich fröstelnd, aber zögerlich. Arm in Arm machten sie sich auf den Rückweg ins Gästehaus.
27.06.2003, 14:42 #591
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Völlig unvorbereitet traf ihn der heftige Tritt gegen seine Brust. Die Amazone war zwar klein und drahtig und dementsprechend leicht, doch was ihr an Gewicht fehlte machte sie mit der Geschwindigkeit des Aufschlags wett - die Wucht mit der sie ihn getroffen hatte ließ den jungen Dieb zurücktaumeln und überrascht ächzend versuchte er wieder zu einem festen Stand zu kommen.
Doch im nächsten Augenblick setzte ihm die Amazone bereits nach, riss ihre Klinge durch die Luft und der junge Dieb musste sich seitlich abrollen um ihr zu entgehen. Im nächsten Moment stand er wieder einigermaßen gerade da, die junge Amazone hielt einen Augenblick inne und musterte ihn abschätzend. Leon rieb sich über die schmerzende Brust mit der freien Hand, während er seine Klinge mit der anderen fester umklammerte. Nochmal würde sie ihn nicht so überraschen. Nochmal -
Nathalie stürzte vor, versetzte seiner Parade mit ihrem kurzen Schwert einen schnellen Hieb und tauchte dann nach unten hin weg, mit ausgestrecktem Bein. Schmerzhaft - für sie - kollidierte es mit Leon's eisernen Knieschützern und einen Moment schien sie aus ihrem Konzept gebracht. Geschwind rutschte sie rückwärts davon während der Dieb sich endlich daran machte, einen Gegenangriff zu starten.
Einen Rückwärtssalto später stand die junge Amazone wieder auf ihren Füßen und stürmte dem Jungen entgegen.
Erst zum zweiten Mal in diesem Kampf trafen die Klingen aufeinander, schnell und hart, aber Leon hatte beim gestrigen Training viel übers Blocken gelernt und seit dem Blindentraining reagierte er fast reflexartig. Kreischend und scharrend schlitterte die Klinge der jungen Amazone an Leon's langem Schwert herunter, ehe er es zurück zog, ausholte und es schwer auf die Parade des Mädchen scheppern ließ.
Und wieder eine Überraschung:
Ihren Schwertarm über den Kopf erhoben und so parierend warf sich die junge Amazone zu Boden und trat in schneller Folge gegen Leons Schienbeine. Völlig überrascht riss der Junge die Klinge viel zu weit nach oben durch, verfehlte sie vollkommen, taumelte zurück und stürzte schließlich, als die junge Amazone sein rechtes Bein in den ihren verhedderte und erst losließ, als er bereits nach hinten überfiel.
Blitzschnell sprang sie auf und hielt ihm die Klinge an den Hals. Er schüttelte stumm Flüche ausspuckend den Kopf und stieß sie mit seinem Ellenbogenschützer klirrend beiseite, ehe er ihr seinerseits die Beine wegriss und mit einem heftigen Schlag mit dem Knie auf den Oberarm schließlich die Waffe entwandt.
Achtlos schleuderte er sie hinter sich und sie schlug klirrend an einer nahen Steinmauer auf. Nathalies wache Augen zuckten zwischen ihrem Schwert und der Klinge an ihrer Kehle hin und her.
Leon lächelte siegessicher. Nach zahlreichen Fährnissen hatte er sie bezwungen.
Im nächsten Augenblick lag er mit schmerzendem Unterleib am Boden. Nathalie hielt ihm sein eigenes Schwert an den Hals und schüttelte stumm den Kopf - Nochmal nicht schien sie zu sagen.
Seufzend gab der Junge schließlich auf und kam ächzend und mit Schmerzen im Schritt wieder auf die Beine. Nathalie überreichte ihm stumm sein Schwert und immer noch schweigend trottete sie zu ihrem eigenen hinüber, hob es auf, schob es beiseite und verschwand ohne sich noch einmal nach Satura oder ihm umzusehen.
Wie der Junge so dastand und sich den Unterleib hielt musste Satura einfach grinsen, umarmte ihn dann aber und gab ihm einen innigen Kuss. "Hoffentlich ist nichts gebrochen." schmunzelte sie.
"Komisches Mädchen." presste Leon hervor, ihre Stichelei demonstrativ ignorierend.
Dann humpelte der Junge, von Satura ein wenig gestützt, zurück ins Gästehaus, wo er sich erstmal ein Bier und 'irgendetwas zum Kühlen' bestellte.
Als er nun so da saß, den Bierkrug in der Hand, einen Eimer kaltes Meerwasser in der anderen im Schritt haltend und Satura an ihn gelehnt musste er unwillkürlich grinsend.
"Ich weiß jetzt, wieso die Söldner allesamt schwere Eisenbleche an ihrer Rüstung am Unterleib tragen. Ich kann es kaum erwarten, auch so eine Rüstung zu besitzen."
Er gab Satura noch einen Kuss, trank einen Schluck Bier und bestelle für die Amazone einen Weinschlauch Klosterwein, teuer importiert, aber jetzt konnten sie es sich ja leisten. In Gedanken machte sich der Junge eine Notiz. Er ließ nach. Es wurde Zeit, mal wieder was für die alten Talente zu tun.
Als sich Satura enger an ihn schmiegte kam ihm der Gedanke, das könne auch bis nächste Woche oder so warten.
27.06.2003, 18:46 #592
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Der junge Dieb blickte auf und sah sie misstrauisch an.
Ich... wusste nicht wie er wirken würde
"So, so. Und da hast du wohl an mich gedacht, du kleine Hex-..."
Satura knuffte ihn in die Seite.
Leon sog scharf die Luft ein, zählte in kürzester Zeit bis zu einer recht hohen Zahl, wobei er die, die er nicht mochte, ausließ und sah Saria dann erneut an.
"Lass es einfach bleiben, okay? Ist nicht so schlimm. Aber nochmal lass' ich das nicht mit mir machen, klar?"
Er dachte einen Moment an die Bilder, die er zwischen den Qualen gesehen hatte. Sein Blick fiel auf Satura und ein Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er sich wieder seinem Bier zuwandte.
Die Amazone bot Saria den Sitzplatz den beiden gegenüber an mit einer einladenden Handbewegung. Leon kam in den Sinn, dass Satura wohl noch immer nicht wusste, womit die liebe, kleine Saria ihr Geld verdiente. Sollte er vielleicht ...?
"Nay." murmelte er völlig aus dem Zusammenhang gerissen
Er verwarf den Gedanken und dachte an seine drei Grundprinzipien.
Einen Schluck später setzte Leon den Bierkrug wieder ab, während Satura sich einen Becher mit Klosterwein eingoss. Als er randvoll war verpropfte sie den Weinschlauch und bot ihn Saria an.
27.06.2003, 19:21 #593
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Leon fing einen Blick von Satura auf und seufzte leise.
Irgendwie schien ihm das Mädchen die Wahrheit zu sagen. Vielleicht war es wirklich nicht so gewesen, wie er vermutet hatte.
Ein Lächeln kam auf seine Lippen, verharrte dort einen Augenblick und stahl sich langsam wieder davon.
"Schon okay. Mach's nicht mehr und gut. Und jetzt vergessen wir die Sache einfach."
Grinsend trank er noch einen Schluck Bier.
"Was tust du denn sonst so, wenn du nicht gerade mit Magie experimentierst?" griente er schließlich.
Der Junge ließ seinen Blick durch die Gaststube schweifen, außer ihnen dreien und Jamira, der Wirtin, war niemand hier.
"All zuviel scheint hier nämlich nicht los zu sein." fügte er noch hinzu.
27.06.2003, 20:49 #594
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Leon nickte knapp und sagte dann:
"Ich lerne bei Satura fechten."
Er lächelte die Amazone kurz an, ehe er sich wieder an Saria wandte.
"Unter anderem deshalb sind wir hier. In den nächsten Tagen werden wir wohl hier im Lager oder rund drum herum unterwegs sein. Nicht wahr?"
Satura nickte.
"Der Strand ist eigentlich kein schlechter Platz zum Trainieren." fügte sie noch hinzu.
"Naja. Wenn du in Khorinis warst -" er verdrehte ein wenig die Augen, wie um zu sagen "Warum auch immer ...", achtete jedoch darauf, dass Satura das nicht merkte "- dann weißt du ja, wo du uns später findest."
Saria blickte ihn noch immer etwas trübsinnig an.
"Ich nehm's dir nicht weiter übel, kein Meister ist vom Himmel gefallen."
Irgendwie kam ihm dieser Spruch ziemlich lahm vor, aber was sollte er sonst sagen? Dass er die Qualen wohl nicht so schnell vergessen könnte und es ihr am liebsten heimzahlen würde? Er ohrfeigte sich in Gedanken. Saria schien genug Probleme zu haben, da brauchte er nicht noch mitmischen. Auch wenn sie ihm in der letzten Zeit genug Probleme gemacht hatte, hatte er Mitleid mit ihr. Immerhin war sie kein mordendes Monster wie diese Lehna. Er verdrängte den Gedanken und grinste unbeholfen.
"Dann wünsch' ich dir viel Erfolg bei deinen Unternehmungen und pass auf dich auf."
Satura verabschiedete sich noch herzlich von ihrer Schwester und dann trottete die junge Amazone aus dem Gästehaus hinaus. Satura und Leon blieben noch eine Weile am Tisch sitzen. Nun, wo sie etwas ungestörter waren küssten sie sich ausgiebig, wie um etwas nachzuholen. Der Junge fragte sich, wie lange es so einfach und gut bleiben konnte, denn irgendwie sah er über allem eine drohende Gewitterwolke hängen und -
Mit einem Seufzen verdrängte er die düsteren Gedanken, zog Satura etwas enger an sich und gab ihr einen weiteren Kuss.
28.06.2003, 09:07 #595
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
In der letzten Nacht war nichts weiter passiert - Leon war offensichtlich nach dem Kampf mit Nathalie nicht so recht in Stimmung gewesen. Als der junge Dieb am nächsten Morgen seine Augen öffnete lag die Amazone trotzdem eng an ihn geschmiegt. Er lächelte, als er sah, dass sie schon eine Weile wach war und die beiden küssten sich, ehe sie langsam aus dem Bett krochen.
Der vormittägliche Sonnenschein brannte schon wieder grell durch das kleine Fenster in den Gastraum und so gab es keine Möglichkeit sich länger vor dem Tag zu drücken. Gähnend stiefelte Leon die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Satura.
Am nächstbesten Tisch ließen sie sich nieder, saßen dort eine Weile Arm in Arm und - wie Jamira enttäuscht feststellte - erhoben sich schließlich wieder, ohne etwas gekauft zu haben.
Schweigend schlenderten die beiden durch das Amazonenlager, als dem jungen Dieb auffiel, wie Satura seine Schritte lenkte. In Richtung Strand mal wieder. Seufzend stellte er sich bereits darauf ein, wieder mit Prellungen am ganzen Körper zurückzukehren, als er mit knirschendem Kies unter den Füßen neben Satura herschritt.
Doch schließlich ließ sie sich an dem Felsen, an dem sie vor zwei Tagen trainiert hatten, niedersinken, atmete weit aus und gebot Leon, sich neben sie zu setzen.
Noch immer stumm saßen sie eine Weile so nebeneinander und genossen die kühle, salzige Luft, die vom Meer her aufstieg, die Stille und den Blick über den Fjord. Irgendwo am Horizont bildete sich der Junge ein, die vernebelten Berggipfel Gorthar's zu sehen ...
28.06.2003, 16:28 #596
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Der junge Dieb holte weit aus, eher er seine Klinge schwer mit dem Schwert Satura's zusammenprallen ließ. Einen Augenblick wich sie zurück, ehe sie selbst wieder zum Gegenangriff überging. Zögerlich wich Leon Schritt um Schritt zurück und näherte sich dem Abgrund. Schließlich hielt die Amazone ihm gegenüber kurz inne, spannte sämtliche Muskeln an und stürzte vor, zum vernichtenden Schlag.
Kreischend und Klirrend kollidierten die Schwerter, bis Leon einen schnellen Seitenschritt tat, die Kraft aus seinem Schwertarm nahm und Satura in ungebremstem Schwung an ihm vorbeirennen ließ. Mit einem gellenden Schrei stürzte sie über die Kante des Felsens hinweg und stürzte, stürzte, stürzte und kam platschend und prustend einen halben Meter weiter unten im seichten Wasser auf.
Leon trat auf den Rand des Felsbrockens zu, grinste und sprang der Amazone hinterher. Das Wasser stob beiseite als die schweren Schürferstiefel knirschend auf dem Kies aufkamen.
Galant half er Satura wieder auf die Beine, die ihn böse anblitzte.
"Das war nicht fair!"
Leon blickte sie fast gekränkt an, ehe er erwiderte:
"Hey, du hast mich mehr als ein Dutzend Mal ins kalte Nass befördert, da wird dir das eine Mal doch keinen Abbruch tun, oder?"
Satura's Gesicht wandelte sich fast auf der Stelle zu einem fröhlichen Grinsen.

Sie waren noch eine Weile dort gesessen und hatten auf das Meer rausgeblickt, bis die Amazone schließlich aufgesprungen war und ihn an sein Training erinnert hatte: "Die Pflicht ruft!"
Den ganzen Mittag und den größten Teil des Nachmittags hatten sie auf dem Felsblock trainiert, Leon hatte seine Pariertechnik verfeinert und ein paar Tricks erlernt. Trotzdem war er immer noch der Leidtragende gewesen, bis auf diesen letzten, kleinen Sieg.

Er nahm sie in den Arm, gab ihr einen sanften Kuss - nach all den Schwertschlägen - und zog sie mit sich, weg vom Trainingsplatz. Mit diesem kleinen Sieg in der Tasche war Leon schon wieder um einiges besser drauf. Vergessen die Qualen, die Saria ihm bereitet hatten, vergessen die ... Schmerzen nach seinem Kampf mit Nathalie.
Wissend lächelnd gestattete Satura ihm diesen kleinen Erfolg, hatte er doch in der letzten Zeit mehr Prügel bezogen als je zuvor.
Wie zur Belohnung und Entschädigung gab sie ihm bei diesen Gedanken unvermittelt einen Kuss auf die Wange, fasste seine Hand und zog ihn zum Gästehaus.
Ein ordentliches Abendessen, Leon's obligatorisches Bier und Satura's Klosterwein und etwas Zeit alleine würden ihnen gut tun.
29.06.2003, 12:44 #597
Skeleon
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Satura blickte dem jungen Dieb neugierig über die Schulter.
Der saß noch immer auf dem Bett im Schlafraum des Gasthauses und hielt einen vergilbten Fetzen Papier vor sich und krickelte mit einem Griffel darauf herum.

Nach der letzten Nacht waren sie den ganzen Vormittag über aneinandergeschmiegt im Bett gelegen und hatten die träge dahinziehende Zeit genossen.
Doch schließlich war Leon aufgestanden, hatte sich gewaschen und angezogen und saß nun da und studierte die alte Karte, die er in Khorinis gefunden hatte.
Es war eine einfache Karte. Nichts besonderes, außer dass sie alt, lange nicht mehr aktuell und mit Sicherheit wertvoll war.
Mit dem Griffel verunstaltete der junge Dieb sie so gut er konnte, indem er beispielsweise im Pyramidental eine skizzenhafte Zeichnung des Sumpflagers anfertigte, das Amazonenlager hinzufügte und am südlichen Kartenrand Gorthar nachzeichnete, soweit er es erkundet hatte.
Satura kleidete sich gerade an, als der Junge die Karte zusammenrollte und in den unergründlichen Tiefen seines Lederbündels verschwinden ließ. Gerade rechtzeitig war die Amazone fertig und bandt sich gerade noch den Schwertgurt um, ehe die beiden gemeinsam den Schlafraum verließen, die Gaststube durchquerten und sie schließlich in den mittäglichen Sonnenschein hinaustraten.
29.06.2003, 16:00 #598
Skeleon
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Nun schon zum dritten Mal standen sich Satura und Leon auf dem Felsblock am Strand gegenüber, beide hatten sie ihre Waffe gezogen und bereiteten sich auf den Kampf vor.
Satura formte mit dem Mund ein "okay?", der Junge nickte stumm - und im nächsten Augenblick trafen ihre Klingen bereits aufeinander.
Leon versuchte auszuweichen, abzutauchen, ihre Schläge abzuwehren und ihre eigene Kraft gegen sie zu nutzen - genau wie sie selbst.
Wild wirbelten die Schwerter durch die Luft, trafen für Sekundenbruchteile klirrend aufeinander, kratzten und scharrten und wurden zurückgezogen.
Innerlich fluchte der junge Dieb.
Er war zwar flink und auch nicht mehr allzu schlecht im Umgang mit dem Schwert, aber gegen die Amazone kam er immer noch nicht an. Schnelle, harte Schläge zwangen Leon zum Rückzug, zwangen ihn, auszuweichen, nahe des Abgrundes zu laufen und Seitwärtsschritte in seine Attacken einzubauen.
Schließlich schlug die Amazone zu, wirbelte die Klinge über den Kopf in die andere Richtung und hieb aus der Richtung zu, in die der Junge zurückzuweichen versucht hatte. Klirrend traf ihre Klinge die seine und von der Wucht getrieben machte er einen weiteren Schritt zurück.
Er trat ins Leere, schwankte, versuchte sich wieder zu fangen - ein weiterer Schlag Satura's auf seine Parade - und da rutschte er am Gestein herunter, kam in dem Wasser auf und taumelte ein Stück zurück, sich wieder aufzurichten versuchend.
Satura trat an die Kante heran und grinste ihn an.
"Schon ganz gut, aber du bist immer noch nicht flexibel genug. Du hättest auf meinen Angriff vorbereitet sein müssen und -"
Leon nickte stumm, weniger zur Zustimmung als um ihr den Satz abzuschneiden, kletterte wieder auf den Felsblock und begab sich an seine Position.
Mit einem weiteren Nicken deutete er seine Bereitschaft an - und einen Augenblick später begann das Spiel von vorne.
29.06.2003, 20:09 #599
Skeleon
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Das Amazonenlager # 11 -
Leise vor sich hinfluchend versuchte der Junge den körnigen Sand aus seinen Augen zu bekommen. Er watete ins Wasser und spülte sich die Augen aus - das Salzwasser brannte zwar ein wenig, aber wenigstens konnte er wieder vor seine eigenen Füße sehen.
Er blickte Satura hinterher, die Gerade zwischen den Hütten des Amazonenlagers verschwand und grummelnd trat er einen Schwall Kiesel vor sich in die Luft. Plätschernd gingen sie im seichten Wasser unter.
Mit einem Seufzer wandte sich der Dieb vom Sonnenuntergang ab und machte sich daran, Satura hinterherzustapfen.

Ein, zwei Minuten später übertrat auch er die Schwelle des Gästehauses und landete im Schankraum. In der Nähe der Treppe sah er Satura sitzend, bereits einen schmalen Tonbecher mit Klosterwein vor sich. Leon näherte sich ihr, bestellte im Vorbeigehen bei Jamira einen Krug Bier und ließ sich dann neben ihr auf die grobgeschnitzte Holzbank sinken. Mit der Rechten kratzte er sich ein letztes Staubkorn aus den Augen, die Linke legte er um Satura's Schulter und zog sie ein Stück an sich.
"Sag mal, das war kein sehr fairer Kampf. Mit allen Tricks?" sagte er schließlich.
Sie sah kurz auf.
"Wegen dem Sand?"
Der junge Dieb nickte.
Und die Amazone lächelte herausfordernd.
"Du weißt nicht, mit wem du es zu tun bekommst. Ein Feind würde auch nicht fair kämpfen. Du solltest auf alles vorbereitet sein."
Sie trank einen Schluck aus ihrem Becher.
"Auch, ihn zu töten?"
Satura's Lächeln verlöschte.
"Das musst du selbst wissen." antwortete sie nur und wandte sich erneut ihrem Wein zu.
In dem Augenblick stellte die Wirtin den Bierkrug vor Leon ab und der beließ es dabei.
30.06.2003, 07:42 #600
Skeleon
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[G][M-Story]Suicide Commando -
"Kampfaktivitäten nehmen zu!" rief ihm einer der jüngeren, pflichtbewußteren Bullen zu.
Der Trenchcoatler lauschte nur einen Augenblick - Gewehr- und Pistolenfeuer, Explosionen, Schreie ... - "Hör' ich selbst!"
Ein weiteres Mal rupfte er sein Walkietalkie aus seiner Tasche, schaltete es ein und brüllte - bevor sein Revier wieder mit Beschimpfungen über ihn hereinbrechen konnte - bereits hinein: "O'Reilly! Lagebericht!"
Einen Augenblick Stille, unterbrochen von statischem Rauschen.
Dann ein Zischen und O'Reilly meldete sich zu Wort:
"Sieht nicht gut aus, Chef. Haben mehrere Leichen entdeckt, Mafiosi, zwei vom Antiterrorteam und noch einer in schwarzer Ausrüstung."
Ein Geräusch, wie wenn jemandem Kleidung ausgezogen wird.
"Hab' ihm die Gesichtsmaske abgezogen, das ist'n Chinese ... oder Japse ... oder irgendwas aus der Ecke."
Der Trenchcoatler kratzte sich am Kinn. Die Spezialeinheit war bereits hier im Haus? Und hatte bereits Verluste hinnehmen müssen ... schien, als wäre er bald wieder die Referenz für Gesetz und Gerechtigkeit. Da wäre eine Gehaltserhöhung drin - von der Wiederaufnahme bei den Bullen ganz zu schweigen.
Er wandte sich wieder dem wichtigeren Thema zu:
"Ein Schlitzauge? Und was, Triaden? Yakuza? Was denn?"
"Keine Ahnung, Chef. Er trägt keinerlei Abzeichen, wie sonst üblich. Scheint eine verdeckte Racheaktion zu -"
Plötzlich verstummte O'Reilly, aber das Funkgerät war noch immer angeschaltet.
"Scheiße, was ist das?" hörte der Trenchcoatler ihn murmeln.
Dann - das Klacken einer Maschinenpistole. Sekundenbruchteile später ratterte sie los, dicht gefolgt von einer zweiten. Querschläger pfiffen durch die Luft, schlugen in Stahl, Stein, Glas und Holz ein und in ... Fleisch. Ein Geräusch wie reißende Sehnen drang widerlich genau zum Trenchcoatler hinüber.
"O'Reilly, was geht da vor?!"
Wieder einen Moment Stille. Es schienen Stunden zu vergehen, ehe das Zischen O'Reilly's Lagebericht ankündigte:
"... hatten Feindkontakt."
"Mit wem?"
"Ich ... wir kommen zu Ihnen zurück, Chef."
"Was zum Teufel geht da vor sich, O'Reilly?"
"Chef, der Kerl hier ist tot. Aber das hätte er seinen Verletzungen nach schon seit Tagen sein müssen."
Man hörte seine Stiefel quietschen, als er sich in die Hocke sinken ließ.
"Kein Blut, nur diese Krusten, dieses ..."
"Geronnenes Blut." warf sein Kollege ein, der wesentlich ruhiger klang.
"O'Reilly, sie kommen zurück und bringen die Leiche mit."
"Was, aber der Kerl stinkt gewaltig und ..."
"Los."
Ein trotziges Grummeln war das letzte, was der Trenchcoatler von ihm hörte, ehe das Walkietalkie verstummte und in der weiten Tasche seines Mantels verschwand.
Minuten später erschien O'Reilly's Kopf in der Tür. Alle waren so nervös, dass nur im letzten Augenblick ein Unglück verhindert werden konnte - "Waffen sichern!" schrie der Trenchcoatler, zwar wäre das für O'Reilly zu spät gewesen, aber man muss ja seine Position klar machen.
Wenig später folgte sein Kollege und zwischen sich trugen sie eine Leiche - O'Reilly an den Beinen voran, der andere an den Armen.
In der Mitte des Raumes ließen sie ihn unsanft auf den Boden fallen, ehe sie sich diskret von dem stinkenden Bündel zurückzogen.
Er war schmal gebaut, abgemagert und - schwer verletzt. Überall prankten Einschusslöcher, wo das vertrocknete Fleisch wie Pappmaché zerschlagen und durchschlagen worden war, an seiner Seite ragten mehrere bleiche Knochen aus einer großen Wunde, die aussah, als wäre sie mit dem Hammer traktiert worden.
"So war er schon, als er angekommen ist ..." meinte O'Reilly, indem er mit dem Zeigefinger auf die Wunde deutete. "Ich versteh' nicht, wie er überhaupt noch laufen konnte und ..."
Der Trenchcoatler brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und schickte den Gerichtsmediziner vor, den einzigen, medizinisch begabten in seiner Einheit.
Der ging zögerlich auf den Kadaver zu und begutachtete ihn angeekelt.
"Zweifel ausgeschlossen. Das Ding ist seit mindestens drei Wochen tot. Wenn nicht länger."
Er erhob sich und versuchte so schnell wie möglich wieder wegzukommen von der Leiche als plötzlich -
Eine knochige Hand schnellte vor und umklammerte das Bein des Mannes, der schrie auf und taumelte beiseite, wie um sich loszureißen.
"Ausschalten!" rief der Trenchcoatler, nur übertönt vom "Macht es mir ab! Weg damit! Macht es mir ab!" des Gerichtsmedizinirs und Augenblicke später dem schnellen Rattern eines Dutzends Maschinenpistolen.
Der Trenchcoalter blickte irritiert auf die Leiche.
Sie war restlos durchlöchert, vertrocknete Fleischfetzen stoben wie Staubflocken durch die Luft und kein Knochen in dem verrotteten Körper war noch an einem Stück.
Einer der Bullen half dem Mediziner, sich von der Klaue zu befreien, die sich noch immer um den Fuß klammerte - abgetrennt vom Rest des zertrümmerten Körpers.
Ein paar Schläge mit der Rückseite seiner Maschinenpistole zertrümmerten das mürbe Fleisch und der Mediziner atmete auf, wich einige Meter zurück und blieb dort stehen, den Blick auf die Überreste des Zombies gerichtet.
"Schafft ihn raus." ordnete der Trenchcoatler an.
Mit einem irren Grinsen auf dem Gesicht machte sich einer der Bullen daran, mit einem Besen, den er in einer Ecke entdeckt hatte, die zerfetzte Leiche zusammen zu kehren und vor die Tür zu schaffen. Er machte sich einen Spaß daraus, sie ordentlich unter dem Teppich zu verstauen, ehe er wieder in die Halle trat und die Doppeltür fest verriegelte.
"Scheint, dass da mehr dran ist ... O'Reilly, stellen Sie mir 'ne Verbindung zum HQ her."
"Ja, Chef."
Er hasste diese überheblichen Schreibtischhengste. Aber jetzt brauchte er ihre Hilfe. Irgendetwas stimmte nicht in diesem Haus und er wollte nicht riskieren, dass es ihm zum Nachteil gereichte ...
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