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16.06.2003, 13:56 | #2876 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Die Khorinis Times des WoG Forums -
Meld dich bei Gelegenheit bei mir, ich bin der Sklaventreiber. ICQ# steht im Profil. |
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16.06.2003, 19:38 | #2877 | ||||||||||||
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[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Suchend rutschten behandschuhte Finger über den zerklüfteten Rand einer Felsspalte, erinnerten an die feingliedrigen Beine einer Spinne, die vorsichtig den Untergrund abtasteten um dem Körper festen Halt zu sichern. Endlich hakten sich die durch schwarzes Leder geschützten Fingerkuppen in der schmalen Spalte ein, die Handfläche drückte die rauhe Wurmhaut fest auf den Fels. Schnaufend zog sich Frost ein Stück weiter in die Höhe, setzte seinen Stiefel auf einem Felsvorsprung fest und stützte sich mit dem zweiten Fuß an der Wand ab, bevor er mit der Linken nach einer vorstehenden Felsnadel griff. Erneut schob sich der Krieger an dem Berghang in die Höhe. Hastig sicherte er seinen Halt mit den Füßen ab, bevor er sich mit der Armbeuge bei der Felsnadel einhakte und sich eine kurze Verschnaufspause gönnte. Sein Atem erinnerte den Krieger an das schwere Schnaufen eines Blasebalgs, die Adern an seinen Unterarmen traten wie fettleibige Würmer deutlich hervor. Die Schläfe pochte im wummernden Takt seines Herzens. Aufatmend wischte sich Frost mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Diesen Fels als hartnäckig zu bezeichnen, war wohl die Untertreibung des Monats. Selbst an der Flanke des Göttersitzes fiel die Felswand größtenteils noch senkrecht ab, bildete einen Höhenunterschied von mehreren hundert Schritt und glänzte teilweise durch Überhang. Diesen hatte Frost glücklicherweise schon hinter sich gebracht. Vor ihm lag das letzte Stück des Aufstiegs. Gut zweihundert Schritt hohes, pures Granit. In diesem Urgestein Ansatzpunkte zu finden, an denen er die Kletterhaken in den felsigen Leib des Berges rammen konnte, war ein Abenteuer für sich. Noch einmal versicherte sich Frost von seinem festen Halt. Einige Steinpartikel lösten sich und rieselten leise in die Tiefe. Die freie Hand des Kriegers schob sich unter seinen Mantel zu der ledernen Tasche mit den Kletterhaken. Das Klimpern von aneinanderschabenden Metall machte Frost klar, dass er das richtige Werkzeug erwischt hatte. Ruhig zog er den Haken aus der Tasche, fasste ihn mit der Linken und ließ den festgehakten Arm etwas abgleiten, um die Spitze des Kletterhakens in einer Rille im Fels festsetzen zu können. Dann zog er sein Schwert, peilte mit dem Schwertknauf die Verbreiterung des Hakens an und stieß dann kraftvoll zu. Die Eisenspitze grub sich klackend ein Stück weit in den Fels, zerbröseltes Gestein suchte sich seinen Weg in den Abgrund. Nachdem der Haken festsaß, klammerte sich Frost an der Felsnadel fest, um ihn noch tiefer in das Gestein treiben zu können. Erst nur noch das Ende des Hakens aus dem Fels lugte, steckte Frost den Eisbrecher ein, zog das Seil nach und schlang es fest um den Haken. Seufzend lehnte er sich nach hinten, nur mit den Füßen an der Steilwand abstützend. Als er nach unten blickte, schien ihm der Abgrund wie ein hungriger Luzkan entgegenzuspringen. Suchend blickte er sich um. Deutlich konnte er den Fluss erkennen, wie er am Fuße der eisigen Einöde entsprang und sich wie eine monströse Schlange quer durch das Land wand. Von hier oben wirkten die Wälder wie grüne Farbflecken, die ein unvorsichtiges Kind auf einen braunen Teppich gespritzt hatte. Zwischen den einzelnen Waldinseln breiteten sich die weiten Ebenen und das am Gebirge angerenzende Hügelland aus. Ebenso war das staubgraue Schlachtfeld zu erkennen, totes Land, das einem Krebsgeschwür ähnelnd inmitten der blühenden Ebene lag. Irgendwo dort unten striffen wahrscheinlich gerade im Moment seine beiden Schüler durch die Lande. Hoffentlich hatten sie nicht eben solche Probleme, wie er hier oben am Gletscher. Ebenso hoffte der Krieger, dass Gardiff sein Versprechen hielt und nicht zu sehr auf seinen Hitzkopf hörte. Er selbst würde es zwar lieber mit zehn Inquisitionsgardisten gleichzeitig anstatt dieses verfluchten Berges aufnehmen, doch schien Gardiff im Gegensatz zu ihm doch etwas an seinem Leben zu hängen. Die Inquisition, der Kult, Tak... Alles Dinge, die er seit dem Betreten des Gletschers verdrängt hatte. Seine Reise hatte ihn sämtliche Konzentration gefordert und tat es noch immer. Da konnte er keinen verrückten Tannenberg gebrauchen, der im Hintergrund seine Intrigen sponn um weitere Morde begehen zu können. Doch diesem Wahnsinnigen würde das Lachen schon noch vergehen.... Angespornt von diesem Gedanken arbeitete sich Frost weiter die Klippe empor. Stück für Stück, Meter für Meter schob er sich weiter, klammerte sich in schmalen Ritzen im Fels fest, verlor mehrfach den Halt wenn massiv erscheinende Felsvorsprünge unerwartet abbröckelten, konnte sich jedoch jedes Mal wieder fangen. "Dieser Fels...", erneut reckte sich seine Hand dem stahlblauen Himmel entgegen, damit sich seine ausgestreckten Finger um einen steinernen Zacken schließen konnten. "...wird mich nicht...", Frosts zweite Hand fand sicheren Halt in einem Spalt zwischen zwei granitenen Felsplatten. "...auf...", ein letztes Mal zwang er seinen erschöpften Körper, sich zu strecken, presste sein schmerzendes Bein fest gegen den Fels, um das zweite nachzuziehen, den tauben Fuß zwischen Bergwand und dem Felszacken zu zwängen, seine Rechte nach der Kante der Klippe auszustrecken und sich mit aller verbleibenden Kraft festzuklammern. "...halten...!" Ein Ruck riss den Krieger in die Höhe, verkrampfte Armmuskeln zogen sich schmerzhaft zusammen, hievten den schweren Körper in einem verzweifelten Kraftaufwand in die Höhe und über die Kante des Felsplateaus. Keuchend schwang Frost die Beine auf sicheren Boden, rollte sich dann auf den Rücken und blieb schwer atmend liegen. Sein Brustkorb hob sich in schweren Stößen, um dann schnaufend in sich zusammenzufallen. Kleine Lichtpunkte zeichnete sich über ihm in der Unendlichkeit des blauen Himmelszeltes ab. Stumme Zeugen der hereinbrechenden Abenddämmerung. Er hatte es geschafft. Er hatte es wirklich geschafft. Zwar war er schweißüberströmt, seine Kehle glich dem toten Schlachtfeld und schrie nach Flüssigkeit und seine Glieder schmerzten, als ob wütende Trolle stundenlang auf ihnen herumgesprungen wären, aber er hatte den Göttersitz erklommen. Den Gedanken an den Abstieg verdrängte er augenblicklich wieder. Ermutigt von seinem Erfolg wälzte sich Frost herum und stemmte sich ächzend in die Höhe. Ihm bot sich ein erstaunliches Bild. Der Gipfel des Berges war wirklich nichts weiter als ein flaches, ausladendes Plateau. An verschiedenen Stellen wuchsen mächtige Kristalle aus dem Fels, die Oberflächen abgeschliffen als wären sie von einem kunstfertigen Handwerker nachbearbeitet worden. Feurig rotes Licht der Abenddämmerung brach sich dutzendfach auf den spiegelnden Kristallkörpern und entfesselte ein prächtiges Farbenspiel. Bunte Lichtreflexionen wanderten langsam über den Felsboden, als sich die Sonne langsam dem Ende ihrer heutigen Reise näherte. Teilweise erreichten die Kristalle eine Höhe von über zwei Schritt, spalteten sich auf um ein baumgleiches Geäst zu entwickeln oder besaßen seltsame, gebogene Formen. Fast exakt in der Mitte des Plateaus schossen vier besonders mächtige Kristalle in die Höhe, krümmten sich leicht je höher sie wuchsen und näherten sich wie die Finger einer gewaltigen Klaue aneinander an. Ein leises Knistern lag in der Luft. Von Zeit zu Zeit liefen bläuliche Entladungen durch kristalline Gefängnisse, sprangen peitschend von den Spitzen der Kristalle auf andere über. Tatsächlich schien es, als wären die Kristalle direkt aus dem Fels herausgewachsen. Um die Austrittsstellen herum lagen kleinere Felsbrocken verstreut. Doch wie auch immer dieser Ort entstanden sein mochte, er war uralt. Und dennoch war seine Macht noch immer am gesamten Körper spürbar. Die in der Luft liegende Spannung griff unaufhaltsam auch auf Frost über, wand sich Zitteraalen gleich durch seinen Leib und brachte seine Nackenhaare zum Stehen. Erst jetzt bemerkte der Waffenmeister die knochige Gestalt eines alten Mannes, die direkt in der Mitte der vier Kristallzacken stand. "Du hast dir Zeit gelassen", begrüßte ihn der Greis. |
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17.06.2003, 20:40 | #2878 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Regeldiskussion #10 -
quote: Da sag ich Pfui. Das wär ja ne reichlich einfältige Auswahl. Stabwaffen sind so gut wie nicht existent, der Großteil des gothicschen Arsenals beschränkt sich auf die unterschiedlichsten (Und teils ziemlich abenteuerlichen) Variationen von Schwertern. Schonmal versucht, dich mit nem Zweihänder zu rasieren? ;) Allerdings bin ich mit unserer jetzigen Auswahl recht zufrieden. Läuft doch alles ganz gut und soweit ich weiß, hat sich bisher noch niemand über die Hauwerkzeuge beschwert. Achja, der Herrscherstab (Reislordknüppel) lässt stark auf asiatische Herkunft schließen |
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17.06.2003, 21:25 | #2879 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
"Ich wurde aufgehalten." Kühl musterte Frost den alten Mann, während er sich ihm langsam näherte. Viel hatte sich seit ihrer letzten Begegnung nicht verändert. Der lange, eisig graue Bart hing in zwei sorgfältig gepflegten bis zum Kragenansatz, die wenigen verbleibenden Haare bildeten einen spärlichen Kranz um das Haupt des Greises. Die knochigen Finger lagen locker um den Schaft eines langen, eisenbeschlagenen Stabes. Mit dieser Waffe hatte Frost schon mehr als schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Trotz seiner gebrechlich wirkenden Gestalt führte der Alte den Kampfstab wie kein anderer. Der Krieger schwor im Stillen, sich dieses Mal nicht von äußeren Eindrücken täuschen zu lassen. Einzige Veränderung an dem Alten stellte die Rüstung aus schwarzem Leder dar, die den Platz seiner schlichten Robe eingenommen hatte. Auf der Brustpartie prangte das stilisierte Abbild zweier ineinander verschlungener Seeschlangen, die sich um die schlanke Klinge eines Schwertes wanden. Während die eine das Maul weit aufgerissen hatte, um den Knauf zu verschlingen, hatte die andere ihren Kopf auf der Schwertspitze zur Ruhe gelegt und die Augen geschlossen. Obwohl es sich lediglich um eine in das Leder eingearbeitete Verzierung handelte, wirkten die Schlangen auf geradezu unheimliche Art und Weise lebendig. Die hungrige Schlange schien Frost bösartig anzufunkeln, eine stille Warnung, auf keinen Fall den Griff des Schwertes unter ihrem gewundenen Leib zu berühren. "Ihr schuldet mir Antworten", fuhr Frost fort, als er den Alten erreicht hatte. Dieser erwiderte seinen eisigen Blick mit völliger Gelassenheit. "Erst musst du beweisen, dass du sie auch verdienst." Ein leises Knurren befreite sich aus Frosts Kehle. Er hatte diesen verdammten Berg nicht erklommen, um sich auf die Spiele eines alten Mannes einzulassen. "Hast du die Flammenschneide bei dir?", fragte der Alte. Wortlos warf der Waffenmeister den Mantel zurück. Der schwarze Stoff wogte flappend zur Seite und gab den Blick auf die beiden verborgen liegenden Schwerter frei. Woher wusste der Greis eigentlich von dem Namen der Klinge? Frost konnte sich nicht erinnern, ihm jemals von der Waffe erzählt zu haben. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie nicht einmal bei sich getragen. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Krieger, ob sein Gegenüber nicht in der Lage war, seine Gedanken zu lesen. Eine beunruhigende Vorstellung... "Was ist mit ihr?", wollte Frost wissen, als er die Schwertscheide vom Waffengurt löste und dem Alten hinhielt. Doch der Greis machte keinerlei Anstalten, nach ihr zu greifen. Aufmerksam musterten die unter buschigen Augenbrauen liegenden, dunklen Pupillen die Waffe, arbeiteten sich vom Griff aus über die doppelten und gezackten Parierstangen bis hin zu der in der Scheide aus blauem Samt steckenden Schwertklinge. Seltsamerweise schien es Frost, als ob der Alte geradewegs durch sie hindurch sehen würde. Je weiter sein Blick wanderte, desto tiefer wurden die Falten auf der Stirn des Greises. Nach einigen Minuten begann er schließlich, mit den Fingern die Strähnen seines Bartes nachzufahren. "Sie will sich nicht von dir führen lassen, nicht wahr?", wandte er sich an Frost. Frosts Miene verdüsterte sich. Die Erinnerung an die Begegnung mit Tak auf dem Schlachtfeld erhob sich aus ihrem Grab in seinem Gedächtnis. "Doch. Nur treibt sie mich gleichzeitig in den Kampfrausch." Der Alte lachte sein heiseres Lachen. "Das ist nur, was du denkst. Es ist ihr Wille, den du spürst sobald du sie ziehst. Sie kontrolliert dich, nicht umgekehrt." Langsamen Schrittes entfernte sich der Alte von Frost und näherte sich einem der hochgewachsenen Kristalle. Das metallene Ende seines Stabes klackte bei jedem seiner Schritte auf dem Fels. "Du ähnelst wirklich stark deinem Vater", meinte er nach einigen Sekunden des Schweigens. Trauer schwang in seiner Stimme mit. Auf einmal war er nicht mehr der unberechenbare Stabkämpfer sondern wieder ein alter Mann. Der Krieger blickte auf. "Woher...", begann er, wurde jedoch gleich von dem Alten unterbrochen, welcher unbeirrt weitersprach. "Auch er ließ sich mit Mächten ein, denen er nicht gewachsen war. Du weißt selbst, wie es geendet hat." Ja, das wusste Frost zu gut. Sein Vater hatte sich nach Monaten der geistigen Umnachtung aus dem Fenster hinaus in den Tod gestürzt. Niemand wusste was den alten Vater in den Wahnsinn getrieben hatte. Ein beunruhigender Verdacht drängte sich in Frosts Denken. "Ihr wollt sagen, dass...?", versuchte er seine Gedanken in Worte zu fassen. Der Alte nickte. "Sein Schwert verlieh ihm große Macht. Doch nährte es sich als Ausgleich für seine Dienste an seiner Seele. Ich hatte deinen Vater gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören. Am Ende war er nichts weiter als eine ausgebrannte Hülle, verzehrt vom unstillbaren Hunger der Klinge." Ruckartig drehte sich der Greis herum. Das Stabende stieß in Frosts Richtung. "Du hast ihren Durst selbst gespürt. Und bist ebenfalls an ihr zerbrochen." Frost starrte auf einen imaginären Punkt zwischen seinen Stiefeln. Langsam ergab die Vergangenheit einen grausigen Sinn zu ergeben. Der Alte hatte Recht. Damals, in der Unterwelt, hatte er gefühlt, wie sich das Schwert an seiner Lebensenergie gelabt hatte. Ein mächtiger Moloch, stark wie zwanzig Trolle doch ungleich hungriger. Ein Vampir, der seine unheiligen Fänge in seinen Hals grub, um ihm unaufhaltsam das Leben auszusaugen. Irgendwann war es zuviel für ihn geworden, die Macht des Schwertes wie eine Lawine über ihm zusammengeschlagen und seine Seele gewaltsam aus dem Körper gerissen. Gleichzeitig hatte sie sich aus einem Frost unbekannten Grund selbst vernichtet. Und die Flammenschneide sollte die selbe Natur wie die Klinge seines Vaters teilen? "Was soll ich tun?, fragte Frost schließlich, "Das Schwert vernichten?" Ein heftiges Kopfschütteln von Seiten des alten Mannes war die Folge. "Das kannst du nicht. Dein Weg ist auf ewig mit dem deiner Schwerter verbunden. Du hast dir dieses Leben selbst ausgesucht, als du die Waffen erschufst. Sie sind ebenso ein Teil von dir, wie du einer von ihnen bist." "Dann werde ich also das Schicksal meines Vaters teilen müssen? Was ist mit dem Eisbrecher? Warum spüre ich keine derartigen Gefühle, wenn ich mit ihm kämpfe?" Noch während er sprach, hallte die Antwort in seinem Geist wider. "Im Gegensatz zur Flammenschneide wurde er in der Stunde der Not erschaffen, um das Leben anderer zu retten. Sein Wille ist es, zu bewahren, während die Flammenschneide nur Leid in die Welt tragen will." Frost nickte. So stand es in den alten Schriften geschrieben. Er hatte ähnliche Worte in den Aufzeichnungen eines Unbekannten gelesen, auf die er in der Bibliothek des Zirkels gestoßen war. Ein unbekannter Autor... Erschrocken blickte er dem Alten in die Augen. Bisher hatte er sich noch nie großartig Gedanken über den eigentlichen Verfasser der Schriften gemacht. Sollte etwa...? "Also ist mein Schicksal besiegelt. Irgendwann werde ich das Schwert erneut in den Kampf tragen müssen. Ich muss gestehen, dass es geradezu danach verlangt." Erneut zupfte der Alte an seinem Bart herum. Hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten. "Es gibt einen Weg. Lerne, die Klinge zu beherrschen. Sei stärker als sie. Breche ihren Willen. Mache sie dir Untertan." Ein ungutes Gefühl machte sich in Frosts Magengrube breit, lag schwer wie ein Sack Steine in seinem Magen, versuchte ihm die Kehle wie der Strick eines Galgens zuzuschnüren. "Sagt mir, was zu tun ist", presste er schließlich hervor. Der Stab des Alten zerschnitt wirbelnd die Luft, bis er in der Armbeuge des alten Kämpfers zum Stillstand kam. "Zieh deine Waffe", forderte er. Schweigend legte Frost Rucksack und Mantel ab, kurz gefolgt von seiner ledernen Tragetasche. Entschlossen nahm er dem Greis gegenüber Stellung ein, direkt unter einem der vier riesigen Kristallzacken. Doch als seine Finger den Griff der Flammenschneide berührten, zögerte er. Er spürte, wie das Schwert durch die bloße Berührung seiner Finger aus seinem Schlummer gerissen wurde, sich glühende Klauen seinen Arm hinauftasteten um sich nach seinem Geist auszustrecken. Noch konnten sie ihn nicht erreichen. Eine unsichtbare Blockade hinderte das Schwert, die Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen. Dies würde sich jedoch schlagartig ändern, sobald er die Waffe aus ihrem samtenen Gefängnis befreite. Im selben Moment, in der sie freikam, würde sie ihre Giftzähne in seinem Geist versenken, in einem unkontrollierbaren Blutrausches seine Gedanken davonspülen und seinen Körper in eine rasende Kampfmaschine verwandeln, die nur noch ein Ziel kannte : Die Klinge in warmes Fleisch zu stoßen um Tod und Verderben zu säen. Unsicher blickte er zu dem Alten. Dieser nickte nur. "Du kannst es schaffen. Dein Vater wollte nicht auf mich hören. Begehe nicht den selben Fehler." Noch einmal atmete Frost tief durch, sog die erfrischende Bergluft in seine Lungen, versuchte sich voll und ganz auf die Klinge zu konzentrieren. Er konnte förmlich spüren, wie das Schwert unter der Berührung seiner Finger freudig zu erzittern begann. Dann befreite er die Flammenschneide mit einem entschlossenen Ruck. |
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18.06.2003, 12:58 | #2880 | ||||||||||||
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[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Im selben Moment in dem sich zum ersten Mal das blasse Licht des Vollmonds auf der schwarzen Klinge der Flammenschneide brach, fühlte Frost einen kräftigen Ruck durch seinen Arm gehen. Leise heulend beschrieb die Klinge einen Bogen in der Luft und fand festen Halt in Frosts Händen. Ein Zittern lief durch die matt schimmernde Klinge. Für einen Moment schienen lodernde Flammen die Schneide entlang zu laufen, ein kurzes Aufatmen des Drachens, in dessen Herzen das Schwert geschmiedet worden war. Einen Wimpernschlag später erwachte der Dämon zu neuem Leben, schüttelte seine Ketten wie lästige Insekten ab und griff mit feurigen Pranken nach Frosts Geist. Glühende Tentakel schienen sich seine Arme hinauf zu winden, ließen den Krieger bei jeder Berührung wie unter Stromschlägen zusammenzucken. Ein Strom warmer Luft entwich zischend zwischen Frosts Lippen, mit schmerzverzerrtem Gesicht biss der Waffenmeister die Zähne zusammen. Die Muskeln seiner Arme verkrampften sich, unter den mattschwarzen Panzerplatten seiner Rüstung hoben sich Adern wie die Leiber mächtiger Klippenwürmer aus der Haut hervor. Schlagartig erstarrte das Blut in seinen Adern zu Eis, nur um sich dann unter einer Woge von Adrenalin in einen Strom heißen Magmas zu verwandeln. Fauchend wallte die Glut durch seinen Körper, drohte sein Bewusstsein wie einen Ast in einem reißenden Strom einfach fortzuspülen. "Kämpfe dagegen an!" Die Worte des Alten drangen wie durch einen Vorhang aus Watte an Frosts Ohren, wurden fast vollständig durch das Rauschen in seinem Kopf davongerissen. Gleichzeitig spürte er, dass er der Macht des Schwertes nicht gewachsen war. Er würde untergehen wie ein Ruderboot auf sturmgebeutelter See. "Wehr dich gegen seine Macht! Lass nicht zu, dass es -" Der Rest des Satzes ging in dem Tosen des Sturmes in Frosts Schädel unter. Wie unter schmerzhaften Krämpfen begann sich sein Körper zu schütteln, das Schwert in seinen Händen vibrierte stärker. Eine stählerne Klammer legte sich um seinen Brustkorb, presste unbarmherzig die Luft aus Frosts Lungen. Keuchend rang er nach Atem, sank auf ein Knie herab, kämpfte mit aller Macht um die Kontrolle. Die feinen Äderchen in Frosts Augen platzten. Rötliche Seen bildeten sich in dem Meer aus Weiß und eisigem Blau und wuchsen schlierenhaft weiter an. Der Geschmack von Blut lag bitter auf seiner Zunge. Schmerz, Leid, Tod und Verderben erschienen ihm auf einmal höchst erstrebenswert. Donnernd kolliderte ein metallbeschlagenes Stabende mit Frosts Schläfe, ließ ihn haltlos zurücktaumeln und seinen Kopf in einem blitzenden Orkan aus Schmerzen explodieren. "Gib nicht nach!", fauchte der Alte, "Du kannst es schaffen! Du bist stärker als das Schwert! Du bist die Klinge!" Stöhnend hob Frost die Flammenschneide. Die Vibration der Klinge hatte weiter an Stärke zugenommen, inzwischen war sie nur noch als singender, verschwommener Schemen zu erkennen. Es kostete ihn Mühe, die Waffe weiterhin festzuhalten, immer wieder drohte sie, sich wie ein glitschiger Aal seinem Griff zu entwinden. Er durfte nicht nachgeben. Wenn er jetzt versagte, war er für immer verloren. Dies war die Stunde der Entscheidung. Falls er es jetzt nicht schaffte, den Willen des Schwertes zu brechen, war alles umsonst gewesen. Die gesamte Reise zum Herzen des Feuers, der kräftezehrende Kampf gegen den Drachen, das Opfer, das jeder seiner Gefährten gebracht hatte, um ihm die Möglichkeit zu gewähren, die Waffe zu schmieden. Die Flammenschneide wollte töten. Sich im Blut seiner Feinde wälzen. Doch Frost war kein Mörder. Wenn er kämpfe, dann um zu siegen, nicht um zu töten. Es war falsch. Er durfte seine eigene Identität nicht aufgeben. Er hatte das Schwert geschaffen, es mit seinen eigenen Händen und seinem eigenem Blut geschmiedet. Es sollte ihm dienen, nicht umgekehrt! Knurrend zwang er die Klinge tiefer, drückte die auf das Gesicht des Alten deutende Spitze nieder und dem Felsboden entgegen. Stechende Schmerzen peinigten sein Gehirn. Etwas warmes, klebriges lief an seinen Ohren und dem Hals herab. Kein weiteres Blutvergießen. Er war nicht wie Tak oder Tannenberg... Langsam, wie ein Schwimmer der gegen einen reißenden Strom ankämpfte, drückte er das Schwert weiter nach unten, löste eine Hand vom Schwertgriff, um ihn verkehrt herum zu fassen. Er war Frost, kein zweiter Großinquisitor. Seinen Schülern brachte er bei, zu überleben und sich selbst zu verteidigen. Bläute ihnen ein, nur im äußersten Notfall zu töten. Doch er selbst, als ihr Lehrmeister war zu schwach? Nein, er musste stärker als sein eigener Hass sein. Denn mehr war die Flammenschneide nicht. Sein personifizierter, in Form gepresster Hass, seine gesamte Wut die, unfreiwillig von seinem Körper getrennt, versuchte, die Kontrolle über seinen Geist zurückzugewinnen. Endlich spürte Frost, wie die Hammerschläge des berserkerhaften Schmiedes in seinem Kopf schwächer wurden. Die Schmerzen gingen zurück. Gleichzeitig fühlte er seine alte Kraft zurückkehren, sich wie ein Strom pulsierenden Lebens durch seine Adern winden um die glühende Lava zurückzudrängen. Unendlich langsam kehrte sich die Spitze der Flammenschneide gen Boden. Ja, er konnte förmlich spüren, wie er die Klinge in eine Ecke drängte. Ihr Einfluss auf sein Denken ging zurück, Schritt für Schritt verlor sie an Boden, gewährte dem Waffenmeister somit Platz, um selbst zum Angriff überzugehen. Das Zittern in seinen Armen ging zurück. Doch die Flammenschneide selbst vibrierte nur noch heftiger, als ob sie sich gegen Frosts stärker werdenden Einfluss wehren wollte. Dann hob sich die Waffe erneut. Fest im Griff des Kriegers, schwebte ihre auf den Fels deutende Spitze einen halben Schritt über dem schwarzen Gestein. Noch einmal peitschte ein elektrisierender Schlag Frosts Gehirnwindungen, dann war es still in seinem Kopf. Statt dessen spürte er ein völlig neues Gefühl. Das Schwert schien nicht mehr wie bloßer, in Klingenform gezwungener Stahl, sondern vielmehr wie ein Teil seines Körpers, eine Verlängerung seiner Arme, ein zusätzliches Glied. Ungewohnt, doch gleichzeitig seltsam vertraut, als ob es vor langer Zeit einmal verloren gegangen war und nun zu seinem Körper zurückgefunden hatte. Mit einem gellenden Schrei riss Frost das Schwert in die Höhe, um es dann kraftvoll in die Tiefe und in den Fels zu rammen. Knirschend gab das Gestein nach, der schwarze Fels zersprang knackend. Klirrend barst schillernder, unter der granitenen Oberfläche verborgen liegender Kristall, als sich die Schwertklinge ungebremst weiter in den Göttersitz bohrte. Völlig außer Atem blieb Frost stehen, die Hände immer noch fest um den Schwertgriff gelegt. Blutstropfen lösten sich von seinem Kinn und tropften leise platschend neben der Bruchstelle im Fels zu Boden. "Du hast es tatsächlich geschafft", meldete sich der Alte nach einigen Minuten zu Wort. Noch immer klang seine Fistelstimme seltsam gedämpft, das Rauschen in Frosts Ohren büßte nur allmählich an Stärke ein. "Das Schwert hat dich als seinen wahren Träger akzeptiert. Alles, was jetzt noch fehlt, ist die Taufe." Die Taufe... Obwohl er noch nie zuvor von einem derartigen Brauch gehört hatte, wusste Frost mit an Sicherheit grenzender Gewissheit, von was der Alte sprach. "Hier, trink das", sprach der Greis und warf ihm ein kleines Fläschchen mit einer violetten Flüssigkeit zu. Frost wunderte sich selbst, dass er trotz der Erschöpfung schnell genug zugriff, um das Fläschchen aufzufangen. "Dieser Trank wird dir helfen, wieder zu Kräften zu kommen", erklärte der Alte, während Frost die seltsame Flüssigkeit betrachtete. "Für die Taufe wirst du all deine Kraft benötigen." Ohne ein Wort zu erwidern, nickte Frost. Ploppend löste er den Korken der kleinen Phiole und kippte ohne zu Zögern den Inhalt herunter. |
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19.06.2003, 11:49 | #2881 | ||||||||||||
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Regeldiskussion #10 -
Naja, zur eigentlichen Diskussion will ich hier jetzt gar nicht viel sagen. Nur mal was zur Definition des eigentlichen Speerskills. Dabei beziehe ich mich auf Kriggas Definition, der den Skill ja immerhin vor fast zwei Jahren eingeführt hat. Damals fielen Stangenwaffen ebenfalls in die Sparte des von ihm definierten Skills Speer. Das hatte auch einen einfachen Grund, da er unter anderem vorgeschlug, dass die Gilden ihre Wachen mit Hellebarden oder anderen Stangenwaffen ausrüsten sollten. Zu den Zweililien : Diese Waffe wird ähnlich wie "normale" Stabwaffen geführt. Das heißt, mittig mit beiden Händen gefasst und mit beiden Schaftenden zugeschlagen. Dabei eignet sie sich hauptsächlich gegen ungepanzerte/leicht gepanzerte Ziele, da ihre Schadenswirkung durch die gebogene Klingenform in etwa der eines Krummschwertes gleichkommt. |
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19.06.2003, 12:08 | #2882 | ||||||||||||
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Regeldiskussion #10 -
Ist doch schon längst passiert. Nur lässt sich das eigentliche Diskussionsproblem wohl kaum durch die schlichte Einsicht lösen. Oder willst du etwa, dass mindestens acht alteingesessene Poster einfach mal so ihre Waffen wegwerfen (Die sie inzwischen seit über nem Jahr benutzen)? |
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19.06.2003, 14:03 | #2883 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Bitter erfüllte die violettene Flüssigkeit des Trankes Frosts Mundraum und hinterließ einen würzigen, leicht scharfen Nachgeschmack, der sich in seine Stirnhöhlen brannte. Als der Trank seinen Magen erreichte, flutete eine Woge aus Wärme seinen Körper, dicht gefolgt von eisiger Kälte. Frost schüttelte sich. Doch verging die Kälte ebenso schnell wie sie gekommen war und machte Platz für neue Kraft. Er konnte regelrecht spüren, wie sich seine verkrampten Muskeln entspannten, das Ziehen seiner Sehnen nachließ, sich völlige Gelassenheit in seinem Geist auszubreiten begann. Klimpernd prallte die Phiole auf den Felsen auf, erhob sich mit einem deutlichen Ping erneut in die Luft, überschlug sich zweimal bevor es abermals auf dem Boden aufschlug, zur Seite wegsprang und klirrend davonrollte. Die von schwarzem Leder geschützte Linke des Kriegers fiel auf den Knauf der Flammenschneide. "Ich bin bereit", verkündete er mit ruhiger Stimme. Der Alte hatte mittlerweile seine Position unter dem gegenüberliegenden Riesenkristall eingenommen. Sein Kampfstab ruhte wieder in seiner Armbeuge, das Ende locker unter die Achsel geklemmt. Der Harnisch aus schwarzem Leder wurde in ein sanftes, blutrotes Licht getaucht. Das Funkeln der Schlangenaugen wirkte durch das Dämmerlicht noch um ein gutes Stück unheimlicher. Erst jetzt fiel dem Waffenmeister auf, dass sich der Himmel verdunkelt hatte. Wo wenige Minuten zuvor noch ein grelles Gestirn am stahlblauen Himmel blitzte, zogen jetzt graue Wolkenmassen ihre Kreise. Düsteren Heerscharen gleich rasten sie von allen Himmelsrichtungen heran, schienen dabei allesamt auf ein bestimmtes Ziel zuzuhalten - Den Göttersitz. Ein schummriges, rötliches Licht brach durch Ritzen in der dichten Wolkendecke, zeichnete die Umrisse der Wolkenberge als glühende Linien nach und verwandelte den dunklen Granit des Gipfels in ein sanft gewelltes Meer aus Blut. Direkt über den Köpfen der beiden Männer begannen die Wolkenmassen zu kreisen. Der Wind frischte auf, ließ Frosts Haarsträhnen in der Luft flattern, zerrte mit unsichtbaren Fingern an seiner Gestalt. Ein peitschender Knall zerriss die Stille, knisternd sprangen gleißende Lichtbögen zwischen den vier Spitzen der kristallenen Riesenklaue umher. Die Spannung erfüllte Frosts Körper, lief schaudernd seine Wirbelsäule herab und brachte jedes einzelne Härchen an seinem Körper zum Stehen. "Die Taufe ist ein Ritual aus längst vergessenen Zeiten", erklärte der Greis mit an Donnergroll erinnernder Stimme, "Die alten Waffenmeister vollzogen es, um den Bund mit ihren Klingen zu vollenden. Es ist ein heiliger Ritus, der nur ein einziges Mal durchgeführt wird. Danach ist dein Weg auf ewig mit dem deiner Waffen verbunden. Das Ritual selbst besteht aus einem zeremoniellen Duell mit einem vertrauten Waffenmeister. Gekämpft wird bis zur völligen Erschöpfung, jedoch nicht bis zum Tode eines der Kämpfer." Nach einer mehrere Minuten andauernden Pause, in der Frost die Worte des Greises auf sich wirken ließ, fuhr der alte Mann fort. "Frost, bist du bereit, die Taufe zu empfangen und als Schwertmeister für deine Ideale einzutreten?" Der Krieger öffnete die Schnallen seiner beiden Schwertscheiden, befreite den Eisbrecher aus seinem ledernen Ruhebett und warf die Schutzhüllen achtlos zur Seite. Seine Linke lag fest um den Griff der Flammenschneide, während die Finger seiner rechten Hand das Heft des Eisbrechers umschlossen. "Ich bin bereit", sprach er entschlossen. "Erkennst du mich als deinen vertrauten Duellpartner an?", fragte der Alte. "Ja, prüfe mich ob ich würdig bin, die Taufe zu empfangen!", antwortete Frost ohne zu zögern. Zwar kannte er den Alten kaum, doch er wusste einfach, dass er ihm vertrauen konnte. So sicher, wie er seinen eigenen Namen kannte. Mittlerweile hatte ihm sein Gefühl mehr als oft genug bewiesen, dass er auf es hören konnte. "Dann lass uns mit dem Duell beginnen!", donnerte der Alte schließlich. Blitze liefen durch die Kristalle, wanden sich wie die zuckenden Leiber von Schlangen in ihrem durchscheinenden Gefängnis nach oben, um sich in einer peitschenden Entladung an ihrer Spitze zu befreien. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Göttersitz in gleißendes Licht getaucht. Die eisige Kälte des Gletschers füllte Frosts Denken aus, als er sich mit erhobenen Waffen der Mitte des Kampfplatzes näherte. Die Spitze der Flammenschneide deutete am Ende seines gestreckten Armes direkt auf den Alten, während der Eisbrecher an Frosts Gesicht vorbei in die selbe Richtung zeigte. Der Greis hingegen bewegte sich nur auf den Fußspitzen tänzelnd unruhig von einer Seite zur anderen und wechselte beständig die Hand, mit der er den Stab hielt. Ansatzlos sprang er dann nach vorne, wirbelte den Stab um das linke Handgelenk und schlug aus der selben Bewegung zu. Frost hatte den Angriff jedoch vorhergesehen und war rechtzeitig zur Seite ausgewichen - hatte sein Gegner doch ihren ersten Kampf auf ähnliche Art und Weise eröffnet. Die Geschwisterklingen sprangen nach vorne und auf den Greis zu, welcher mit einem Bein vom Boden abfederte, sich in der Luft auf die Seite rollte und den Stab fahren ließ, um die Schwerter zur Seite zu schmettern. Frost ignorierte das betäubende Kribbeln, das sich seine Arme hinaufwand, wirbelte seinerseits herum und sprang nach vorne. In schneller Folge sirrten zuerst seine Schwerter, dann das rechte Bein und kurz darauf das linke auf den Alten zu. Seiner alten Knochen zum Hohen, bog sich der Greis nach hinten, schwang die Beine nach oben und ließ das Stabende klackend auf den Steinboden prallen. Ein Ruck riss die Waffe zur Seite, hakte sie zwischen Frosts Kniekehlen ein und brachte den Krieger mit einer weiteren, ruckartigen Bewegung aus dem Gleichgewicht. Im letzten Moment drückte Frost die Flammenschneide mit der flachen Hand auf den Fels, um sich abzufangen, winkelte die Beine an und klemmte somit den Kampfstab seines Gegners fest und ließ sich mit einer erneuten Drehung nach hinten kippen. Der Alte dachte jedoch nicht daran, seinen Stab freizugeben. Haltlos wurde er nach vorne gerissen, segelte über Frosts gekrümmten Körper hinweg, riss jedoch gleichzeitig das Stabende herum, um es wuchtig mit Frosts Kinn kollidieren zu lassen. Leuchtende Sterne explodierten in seinem Sichtfeld, sofort ließ er den Stab frei und rollte sich über den Rücken ab, um in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine zu kommen. Zum Verschnaufen hatte er keine Zeit. Erneut blitzten die eisenbeschlagenen Schaftenden im Dämmerlicht auf, ließen in rasender Rotation Luftwirbel entstehen und schnellten geradewegs auf Frosts Gesicht zu. Blitzschnell riss er die Flammenschneide nach oben, spürte wie harter Stahl miteinander kollidierte und warf im selben Herzschlag sein gesamtes Körpergewicht nach vorne. Sirrend zerschnitt die lange Schneide des Eisbrechers die elektrisierte Luft, zischte direkt auf die ungedeckte Seite des Alten zu. Blitzschnell riss sein Gegner das freie Stabende herum, blockte auch die zweite Klinge mit einer kaum mehr sichtbaren Bewegung ab. Augenblicklich verstärkte Frost den Druck seiner Klingen, versuchte den Greis durch seine überlegene Kraft zurückzudrängen und vielleicht sogar zu Fall zu bringen. Brennender Schweiß lief in seine Augenwinkel, funkensprühend schabte Metall aneinander, knurrend kämpften die beiden Männer gegen den Druck des jeweils anderen an. Zuckend zerschnitten grelle Blitze den wolkenverhangenen Himmel über ihren Köpfen, krachend schickte der Donner seinen ohrenbetäubenden Schlag hinterher. Mittlerweile hatte sich in der Mitte der grauen Masse der Sturmfront der Ansatz eines nach oben gewölbten Trichters gebildet, um den die Wolken mit zunehmender Geschwindigkeit kreisten. Ein Aufschrei, dann schmetterte der Alte mit einem harten Ruck Frosts Schwerter zur Seite und befreite seine eigene Waffe. Während sich der Krieger in einem Rückwärtssalto vor dem nachfolgenden Schlag rettete, fuhr der Greis mit beachtlicher Geschwindigkeit herum, fasste den Stab mit beiden Händen an seinem Ende und zog ihn am Ende der Drehbewegung über die Schulter, um kraftvoll zuzuschlagen. Doch Frost hatte nicht untätig zugesehen. Einem verschwommenem Schemen gleich schnellte er nach vorne und riss die Schwerter nach oben, um den Angriff abzublocken. Pochender Schmerz zuckte durch seine Arme, dohrte jegliches Gefühl mit Hammerschlägen aus ihnen zu prügeln. Gerade als Frost eine Klinge aus dem Block lösen wollte um seinerseits zuzuschlagen, wurde der Himmel in ein feuriges Rot gebadet. Der Wolkentrichter hatte inzwischen eine beachtliche Größe erreicht, glühendes Feuer schien zwischen den rotierenden Wolkenmassen zu lodern. Dann erbebte der Berg unter einem gewaltigen Donnerschlag, als der Sturm in einem roten Blitz seine Macht demonstrierte. Als ob er an einer unsichtbaren Leiter herabkletterte, zischte der Blitz in die Tiefe, zuckte wie wild umher und spreizte feine Geäste aus dürren, ebenfalls roten Fingern zu den Seiten. Donnernd erreichte er die sich ihm entgegenstreckenden Riesenkristalle. Lichtbahnen tanzten zwischen den eng beeinanderliegenden Spitzen umher, Verästelungen des Blitzes krochen durch die kristallinen Leiber der Steine. Ungebremst schlug die sich windende Entladung im hoch erhobenen Stab des Alten ein. Der beißende Gestank von verbranntem Haar lag schwer in der Luft, als sich die Lichtfinger um den Schaft der Waffe wanden und schließlich auf Frosts Klingen übersprangen. Doch der erwartete Schmerz blieb aus. Stattdessen fühlte Frost, wie sich die elektrische Entladung bei seinen Händen beginnend durch seinen Körper fraß, sein Herz antrieb, mehr Adrenalin in seinen überlasteten Kreislauf zu pumpen, den Krieger in einen Zustand freudiger Extase versetzte und sämtliche vom Kampf abweichenden Gedanken in seinem Kopf wie eine Böe des Sturms davonfegte. Als der Donnerhall in seinen Ohren langsam abklang und sich die beiden Kontrahenten mit schnellen Sprüngen voneinander lösten, erlebte Frost das Geschehen wie im Rausch. Die unglaublich schnellen Bewegungen des Alten wirkten, als ob er sich durch zähen Sirup bewegen wirkte, in dem sich die Zeit selbst verfing und dabei begann, langsamer zu fließen. Das Klirren der erneut aufeinandertreffenden Klingen hallte seltsam verzerrt und langgezogen in seinen Gehörgängen, wie in Zeitlupe holte er mit dem Eisbrecher aus, während er mit der Flammenschneide den Stab des Alten zur Seite schmetterte. Wuchtig wurde sein Kopf nach hinten geschleudert, als der vorschnellende Stiefel seines Gegners schmerzhaft mit seinem Kinn kollidierte. Gleichzeitig fühlte er, wie seine Hand - nein, vielmehr der Eisbrecher selbst dem zur Parade herabschnellenden Stab auswich, blitzschnell zur Seite sprang um dann wie ein Pfeil in die Seite des Alten zu fahren. Geschliffener Ironiastahl schrammte hart über das alte Leder der Rüstung, hinterließ eine neue Narbe in dem von vielen Kämpfen gekennzeichneten Material des Harnischs. Beinahe zeitgleich schlug der Alte mit dem zweiten Stabende zu. Frosts Abwehrbewegung kam zu spät, der metallbewehrte Schaft traf wuchtig die Seite seines Halses. Einen Wimpernschlag später raste auch schon die andere Stabseite heran, hämmerte gegen die Schläfe des Kriegers und brachte ihn ins Taumeln, bevor ihn ein erneuter Treffer am Kinn zu Boden schmetterte. Hart krachte er auf den unnachgiebigen Fels, schlitterte einen halben Schritt weit über den Boden und blieb liegen. Sein Schädel dröhnte, als hätten ihn sämtliche Schmiede Myrthanas als Amboss missbraucht. Doch schon wenige Sekunden später sprang der Krieger erneut auf, fuhr mit schlagbereit erhobenen Waffen herum und funkelte seinen Kontrahenten kampffreudig an. Blut lief aus seinem Mundwinkel, um sich am Kinn zu sammeln und von dort aus in die Tiefe zu stürzen. Doch dieser Kampf war noch nicht vorbei. |
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20.06.2003, 12:25 | #2884 | ||||||||||||
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[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Dichter Regen prasselte in Frosts Gesicht, vermischte sich mit kaltem Schweiß und dem Blut einer hässlichen Platzwunde an seiner Stirn zu rötlich gefärbten Sturzbächen. Dennoch lag ein grimmiges Lächeln auf seinen Zügen, trotzte dem Zustand seines erschöpften Körpers auf geradezu paradoxe Weise. Kampflustig war sein Kinn nach vorne gereckt, durchscheinende Atemwölkchen stießen zwischen seinen Zähnen hervor und stiegen nebelartig dem wolkenverhangenen Himmel entgegen. Die langen Haarsträhnen klebten feucht an seiner Haut, mit einem wilden Kopfschütteln scheuchte er eine besonders widerspenstige Strähne aus seinem Sichtfeld. Der Sturm hatte weiterhin an Stärke zugenommen und sich zu einem Unwetter von apokalyptischen Ausmaßen entwickelt. Heftige Sturmböen peitschten den Göttersitz, versuchten vergeblich, die Kämpfenden von der steinernen Kampfplattform zu reißen. Blitze jagten über den Himmel, liefen in unkontrollierten Zick-Zack-Bahnen an dem mächtigen Wolkentrichter entlang, der sich wie ein gewaltiger Schlund in dem Meer aus Grau aufgetan hatte, um sich beständig tiefer zu senken und die Duellanten schließlich zu verschlingen. Mittlerweile hatte der Wirbel aus Luftmassen die Spitze des Göttersitzes fast erreicht, sein schauerliches Heulen erfüllte die Luft, ein dichter Vorhang aus herabprasselnden Regentropfen beschränkte die Sicht auf wenige Schritt und verwandelte die Welt außerhalb des Sichtbereiches in eine wogende, graue Masse. Wieder wurde der Berg von mächtigem Donnerhall erschüttert. Blitze spiegelten sich auf Frosts Klingen, blühten für die Dauer eines Lidzuckens wie ein feines Gespinst aus rot leuchtenden Adern auf dem kalten Stahl auf, um dann ebenso schnell zu verblassen, wie sie erschienen waren. Wasser spritzte über den rauhen Fels, als Frost einen wirbelnden Schemen in seinen Augenwinkeln bemerkte und geschmeidig wie ein Panther zur Seite schnellte, dabei in eine der unzähligen Pfützen trat und ihren wässrigen Inhalt quer über den Kampfplatz verteilte. Cobras gleich schnappten die Geschwisterklingen in einer Zangenbewegung zu, als der Kampfstab des Alten anstatt Frosts Kopf nur harten Fels traf und ein Bombardement aus Steinsplittern auf das nähere Umfeld herabregnen ließ. Doch der erfahrene Kämpfer reagierte mit unglaublicher Schnelligkeit, stemmte das Stabende in den Boden um sich kraftvoll über seine Waffe hinwegzuschwingen, entging somit den tödlichen Klingen, musste jedoch einen Treffer von Frosts vorschnellenden Stiefel einstecken, der ihm in die Seite hämmerte. In einer Rolle glich der Alte die Wucht des Tritts aus, drückte sich mit einer Hand vom Boden hoch und kam in der selben Bewegung wieder auf die Beine. Ansatzlos erhob er sich erneut in die Luft, der Stab wirbelte blitzend um seinen Körper herum, zuckte kurz vor dem Landen zweimal schnell nach vorne. Klirrend wurden die beiden Schläge mit den Schwertern abgefangen, wummernd der nachfolgende Tritt mit der Unterarmpanzerung abgeblockt. Im selben Moment, in dem Frosts Ellenbogen mit dem Brustkorb des Alten kollidierte, glitt der Kampfstab an der Klinge des Eisbrechers ab und fuhr ihm schmerzhaft in die Magengrube. Ungeachtet der Schmerzen warf sich Frost nach hinten, krümmte seinen Körper und vollführte einen kompletten Radschlag über eine Hand, als die Faust des Alten gegen seinen Wangenknochen hämmerte. Genussvoll ließ der angehende Schwertmeister das Pochen der Schmerzen auf sich wirken. Der Trank des Alten hatte ihm nicht nur seine Kräfte zurückgegeben, sondern ihn auch noch in einen Zustand versetzt, in dem er den Schmerz nicht mehr als schwächend empfand. Vielmehr wirkte er wie eine Droge auf seinen Geist, stachelte seinen Kampftrieb wie das Anfeuern einer schaulustigen Zuschauermenge an, pumpte weitere Adrenalinwellen in seinen Kreislauf und ließ ihn wieder und wieder aufstehen, egal mit welcher Kraft er zu Boden geschmettert wurde. Es gab nur noch den Kampf. Ihn und den Alten. Die beiden Geschwisterklingen und den Kampfstab. Das Heulen des Sturms bildete die wilden Rufe der Zuschauermenge, die Luftwirbel die brüllenden Zuschauerränge. In der Zwischenzeit hatte der Wolkentrichter den Kampfplatz vollends erreicht, hüllte die Szenerie in einen Mantel stetig kreisender Luftmassen. Der Regen hatte im selben Moment aufgehört, doch die Blitze zuckten noch immer als rote Schlangen zwischen den Wänden des Schlundes umher, verfingen sich in den Kristallen und liefen knisternd an ihren Oberflächen entlang. Als der Alte das nächste Mal zum Angriff ansetzte und hoch in die Luft sprang, stieß sich Frost ebenfalls vom Boden ab. Seine Beine knickten kurz ein, um den gepanzerten Körper den Bruchteil einer Sekunde später dem greisen Kämpfer entgegenzuschleudern. Blitzschnell warf der Waffenmeister seine Klingen hoch in die Luft, packte den auf ihn zuschießenden Kampfstab mit beiden Händen und setzte den Stiefel auf die Brust des alten Mannes. Wuchtig traf ihn ein Schaftende in die Seite, presste keuchend die Luft zwischen seinen Zähnen hindurch, konnte ihn jedoch nicht aufhalten. Mit aller Macht warf sich der Krieger in der Luft herum, zog das Bein an um es schlagartig wieder auszustrecken. Gleichzeitig entließen seine Finger den Kampfstab. Der Alte wurde von ihm weggestoßen, drehte sich halb in der Luft und prallte hart auf dem Boden auf. Den durch das Abstoßen gewonnen Schwung ausnutzend, schlug Frost einen kompletten Salto und kam ebenfalls auf den Felsen auf, wenn auch deutlich sanfter. Zwei sirrende Schemen schnitten durch die sturmgeschwängerte Luft, augenblicklich griff Frost zu und fing die herabstürzenden Schwerter mit traumwandlerischer Sicherheit an den Griffen auf. Ohne zu Zögern sprang er nach vorn, wirbelte auf dem Absatz herum und schlug zu. Die Flammenschneide krachte dem Alten im selben Augenblick in die Seite, in dem ein Stabende den Eisbrecher abblockte und das andere Frost an der Schulter traf. Ein starkes Prickeln lief seinen Arm hinab, drohte ihn zu lähmen. Frost beachtete ihn nicht weiter. Schmerzen waren in dieser Phase des Duells relativ. In schneller, kaum mit bloßem Auge zu folgender Folge tauschten die Kontrahenten Schläge aus, parierten mit ruckartigen Bewegungen Angriffe, ließen in stakattoartigen Ausfällen Hiebe auf den anderen niederprasseln, schleuderten sich gegenseitig mit heftigen Tritten zu Boden und fingen sich mit erstaunlicher Gewandtheit ab, um gleich wieder auf die Beine zu kommen und den Kampf fortzuführen. Längst hatte sich das Wasser in den Pfützen rot von ihrem Blut gefärbt. Doch die Kämpfer ließen sich davon nicht abschrecken. Vielmehr schien jeder Treffer den Kampf noch weiter anzutreiben. Frost duckte sich hastig unter dem nach seinem Gesicht stocherndem Kampfstab weg, als der Alte auf ihn zusprang, mit einem Salto über ihn hinwegsetzte, für einen Wimpernschlag mit einem Bein an dem Riesenkristall in Frosts Rücken hängen blieb, sich dann kraftvoll von seinem Halt wegdrückte und den Stab doch noch gegen Frosts Hinterkopf knallen ließ. Der Krieger ließ sich nach vorne fallen, rollte sich über die Schulter ab und katapultierte sich in die Luft. Klackend schlug der Kampfstab an der Stelle auf den Fels, an der sich Frost einen Moment zuvor noch befunden hatte und zersprengte kleinere Gesteinsbrocken. Frosts aus der Drehung heraus vorschnellender Stiefel traf den Greis an der gepanzerten Brust und schleuderte ihn gegen den Kristall. Ein lautes, langgezogenes Ping hallte über das Plateau, als der Kristall unter der Erschütterung zu schwingen begann. Erneut zuckten Blitze durch das gläsern wirkende Gebilde, sprangen von seiner Spitze aus auf seine Geschwister über. Ein dichtes Netz aus peitschenden Energieentladungen bildete sich über den Köpfen der Kontrahenten, streckte sich nach den rotierenden Wänden des Wolkentrichters aus und lief an ihnen empor. Das Donnern und Knistern der Blitze erfüllte die Luft, ein unnachgiebiger Strom aus sich windender Energie entlud sich in das Auge des Sturms. Flackernd brachen sich Lichtreflexionen in den Wasserlachen der Felsen sowie auf den Waffen der Kämpfer. "Du hast viel gelernt!", donnerte die Stimme des Alten über das Toben des Sturmes hinweg. Der Schmutz sowie das aus Platzwunden quellende Blut in seinem Gesicht unterstrichen den Wahrheitsgehalt seiner Worte. Immerhin hatte ihn Frost bei ihrem ersten Treffen vielleicht ein einziges Mal überhaupt getroffen. Doch er selbst gab kein besseres Bild ab. Warmes Blut verklebte seine Haare, kalter Schweiß brannte in den Wunden. Keine von ihnen war wirklich gefährlich, doch unter normalen Umständen würden sie nach der Zeit seine Kraft wie Egel absaugen. "Ihr seid ein guter Lehrer!", rief Frost zurück. Ein mächtiger Donnerhall schien seine Worte bestätigen und den Berg aus seinem Grundgestein reißen zu wollen. Flackernde Lichter tanzten über den Himmel. Die beiden Bartsträhnen hoben sich, als der Alte lächelte. "Ich weiß, dass du noch mehr kannst!", brüllte er schließlich. "Du musst alles geben, wenn du die Taufe bestehen willst!" Ja, Frost spürte, dass er noch nicht an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angelangt war. Ebenso wusste er, dass der Alte sich nur seinem Können anpasste. Es wurde Zeit, den Kampf dem Höhepunkt entgegenzutreiben. |
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20.06.2003, 19:14 | #2885 | ||||||||||||
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[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Das laute Krachen rasch aufeinander folgender Donnerschläge ließ kleine Glöckchen in Frosts Ohren klingeln. Steine rieselten leise an den Kanten des Felsplateaus herab, die Schwingung der Kristalle wurde stärker. Ihr beständiger, leiser Singsang wurde lauter und gleichzeitig intensiver, als mehr und mehr Steine zu vibrieren begannen. In gleichem Maße verkürzten sich die Intervalle der die Kristalle durchlaufenden Blitze. Schon nach wenigen Sekunden war nur ein durchgehender, pulsierender Strom von einer blutroten Farbe zu erkennen, der sich durch die kristallenen Leiber wand, um sich an ihren Spitzen zu einem gewaltigen Strahl zu bündeln. Sowohl Frost wie auch der Alte sprangen erschrocken zurück, als sich der gut baumstammdicke Strahl mit einem ohrenbetäubenden Knall exakt in der Mitte der vier Riesenkristalle in den Fels grub. Ein Beben lief durch den Berg wurde schnell stärker und riss die Kontrahenten fast von den Beinen. Der Boden unter Frosts Stiefeln bockte wie ein wildes Pferd, das Knirschen von Fels und das Donnern und Knallen der Entladungen bildete eine apokalyptische Geräuschskulisse. Risse bildeten sich in dem Granit, breiteten sich in gezackten Linien rasch aus. Ein unheimliches, rotes Licht drang aus der Tiefe des Berges hervor, stach in schummrigen Lichtlanzen aus dem steinernen Leib des Göttersitzes ans vom Sturm getrübte Tageslicht. Steinsplitter wirbelten durch die Luft und regneten prasselnd zu Boden, prallten klackend von Rüstung und Haut des Kriegers ab ohne ihn ernsthaft verletzen zu können. Von der Mitte des Kampfplatzes ausgehend durchzogen die Risse den Fels wie ein stilisiertes Kreuz aus Blut, welches von einem doppelten Kreis eingerahmt wurde. Erst bei genauerem Hinsehen konnte Frost erkennen, dass es sich wirklich um ein Symbol handelte. Die weggesprengten Steine hatten den Blick auf ein riesiges Runensymbol freigegeben, rote Blitze liefen die feinen Linien entlang und tauchten die Umgebung in ein schauriges Licht. Als der mächtige Energiestrom langsam abebbte, prangte in der Einschlagsstelle ein große, kreisrunde Rune. Ebenso waren sowohl die Streben des Kreuzes wie auch der äußere Kreis von pulsierenden Schriftzeichen verziert. Die aufgewirbelten Gesteinsbrocken wurden kurz darauf von den Sturmböen erfasst und mitten in den tobenden Wirbel geschleudert, in die Höhe gerissen und verschwanden inmitten des stürmischen Meers aus Grau. Während Frost beeindruckt das Schauspiel beobachtet hatte, war der Alte auf den nur noch armdicken Energiestrahl zugetreten, der in der Mitte des Platzes auf den Fels traf und pulsierende Ströme magischer Energie durch das Linienmuster im Granit trieb. Einen halben Schritt vor dem reißenden Strom blieb der Alte stehen und streckte dann vorsichtig die Arme aus. Der Stab tauchte in den Lichtstrom ein, knisternd wanden sich die astralen Ströme um die Waffe, schlängelten sich an den Armen des Greises empor und hüllten für einige Sekunden seinen gesamten Körper ein. Als der Alte seinen Stab zurückzog, konnte Frost noch immer rote Blitze erkennen, die um den Schaft der Waffe tanzten, ab und zu mit peitschenden Schlägen ihr feines Geäst in die umliegende Luft ausstreckten, um dann zu zerfasern und an anderer Stelle das Spielchen zu wiederholen. "Zeig mir, was du gelernt hast!", rief der Alte und schnellte zum wiederholten Male auf Frost zu. Der Kampfstab bildete einen blitzenden Kreis über seinem Kopf, um das Handgelenk des Alten kreisend schoss er auf den Krieger zu, zog sich blitzschnell wieder zurück, als er auf die abwehrbereit erhobene Klinge der Flammenschneide traf und wirbelte abermals auf Frost zu. Obwohl er jeden der kraftvoll geführen Schläge parieren konnte, griffen die sich um den Stab windenden Blitze über die Schwerter auf seine Hände über. Ein schmerzhaftes Prickeln machte sich in seinem Brustkorb bemerkbar, unzählige Insekten schienen einen wilden Tanz auf seiner Lunge zu vollführen. Keuchend taumelte Frost zurück, fing sich jedoch gleich wieder und schlug selbst zu. Wie erwartet blockte der Alte den Hieb mit dem eisenbeschlagenen Stabende ab und wendete das andere Ende um zum Gegenangriff überzugehen. Doch anstatt zu versuchen, den Schlag abzuwehren oder erneut zuzuschlagen, warf sich Frost nach vorne. Sein Stiefel schoss knapp über dem Erdboden heran, schob sich zwischen die Beine seines Gegners und brachte ihn mit einem Ruck zu Fall. Der Alte reagierte blitzschnell, riss den Stab mitten in der Schlagbewegung herum und rammte ein Ende in den Fels, um sich an ihm abzustützen und einen Sturz zu verhindern. Das Manöver glückte, brachte jedoch nicht den erwünschten Erfolg, da sich einen Wimpernschlag später Frosts gepanzerte Schulter in den Brustkorb des Alten bohrte. Selbst die übermenschlich schnelle Reaktion des Greises kam zu spät, um zu verhindern, dass sich Frosts Arme fest um den zerbrechlich wirkenden Körper seines Gegners schlungen und ihn kurzerhand vom Boden hoben. In tödlicher Umklammerung wuchtete der Krieger seinen Kontrahenten in die Luft und wollte ihn gerade wuchtig auf den Fels donnern, als der Stab seinen Hinterkopf berührte. Plötzlich ging sein Schädel in Flammen der Agonie auf, Farbblitze tanzten vor seinen Augen umher, erinnerten an die glimmenden Umrisse von Glühwürmchen. Glühende Lanzen schienen sich in sein Gehirn zu bohren, brannten sich langsam ihren Weg Frosts Rückgrat herab, um in seinem Brustkorb mit der Gewalt einer Supernova zu zerbersten. Brüllend vor Schmerz ließ Frost den Alten los, fühlte, wie die Schwertgriffe seinen kraftlos gewordenen Fingern entglitten und sank auf die Knie, während die Geschwisterklingen klirrend auf dem Fels aufschlugen. Blut quoll in warmen Strömen unter seinen Fingernägeln hervor und lief dunklen Flüssen gleich aus seinen Handschuhen. Der Alte rang schnaufend nach Atem, zögerte jedoch nicht lange um dem gestürzten Krieger nachzusetzen und seine Waffe mehrfach in seinen Rücken niederfahren zu lassen. Trotz der Rüstung spürte Frost die Treffer wie Hammerschläge, seine Lunge pfeifte als er nach Luft schnappte und durch die Wucht der Hiebe auf dem Felsboden aufschlug. Nur zögernd wichen die Schmerzen in seinem Körper, vergingen in einem unangenehmen Kribbeln. Als der Schatten des Alten auf ihn fiel, rollte sich Frost geschmeidig auf den Rücken. Sein Fuß hackte sensengleich nach den Beinen seines Gegners, traf hart die Kniekehle und ließ den Alten für den Bruchteil einer Sekunde nach vorne taumeln. Lange genug für den Krieger. Seine Hände drückten seinen Körper vom Boden hoch, während er die Beine nach oben schwang, um aus dem Handstand heraus zuzutreten. Während sein rechtes Bein den Stab zur Seite drückte, hämmerte das linke gegen die Brust des alten Mannes und schleuderte ihn zurück. Scheinbar näherten sich auch seine Kräfte allmählich ihren Grenzen, denn bis er erneut aufgesprungen war, hatte Frost bereits seine Schwerter aufgerafft und war mehrere Schritt zurückgewichen. Der Alte schüttelte wie ein Stier, dem man vor den Kopf gestoßen hatte, benommen den Kopf, dann fasste er seinen Stab fester und begann Frost in einigem Abstand zu umkreisen. Frost wich langsam zurück. Ein leises Knistern drang an sein Ohr. Der Energiestrom. Der Krieger wirbelte auf dem Absatz herum und streckte die Klingen aus. Ein leichtes Kribbeln lief seine Arme herab, als seine Hände in den pulsierenden Strom eintauchten. Er spürte leichten Widerstand, einem Wasserfall gleich umspielte die magische Energie die Schwerter sowie seine Arme. Grelles Licht ließ ihn geblendet die Augen schließen, das Kribbeln griff auf seinen Körper über, breitete sich wie eine Flutwelle in ihm aus und erreichte schließlich sein Gehirn. Eine unsichtbare, fremde Macht schien nach seinem Geist zu greifen, tastete sich auf dünnen Spinnenbeinen durch seine Seele, tauchte in die tiefsten Abgründe seiner Selbst hinab, erforschte Winkel seines Seins, die ihm selbst unbekannt waren und ließ ihn als ausgebrannte Hülle zurück, als sie sich schließlich zurückzog. Als das Kribbeln schließlich abebbte, fühlte er es. Es war, als ob er von einem langen Traum erwachte. Auf einmal schien alles so klar. All die Jahre in hoffnungsloser Dunkelheit waren vergessen. Nein, nicht vergessen. Vergangen. Ihm war, als ob jemand in seinem Inneren ordentlich aufgeräumt hatte. Die Vergangenheit sollte besser ruhen, was zählte, war die Gegenwart und die Zukunft. Es half nichts, den Schatten längst vergangener Tage hinterherzuhetzen. Einholen konnte er sie ohnehin nicht. Doch die Zukunft wartete auf ihn. Langsam schlug Frost die Augen auf. Er hatte nicht gemerkt, wie er auf die Knie gesunken war. Als er die Schwerter aus dem Strom pulsierenden Lichtes nahm, konnte er das unscheinbare Runensymbol über den Parierstangen des Eisbrechers glühen sehen. Ohne allzu große Verwunderung stellte er fest, dass die Flammenschneide von einem fast identischen Symbol verziert wurde. Wie schon bei dem Stab des Alten umtanzten feurige Blitze die Klingen, ein Strang der magischen Energie verband sie an den Spitzen. Frost glaubte zu spüren, wie sich die Gestalt gewordene Astralenergie um die stählernen Leiber der Schwerter wand, ein sanftes Kribbeln auf ihrer metallenen Haut auslöste und sie mit innerem Feuer erfüllte. Das leise Tappen lederner Stiefel auf rauhem Fels ließ Frost aufspringen und herumfahren. Das Lodern der Blitze spiegelte sich in seinen eisblauen Augen, als ob sich seine in neuem Lebenswillen entflammte Seele einen Weg in die Freiheit suchen würde. Der Alte warf sich nach vorne, holte kurz Schwung um sich dann in blitzartiger Rotation in die Luft zu schrauben. Der Stab beschrieb singende Kreisbahnen in der knisternden Luft, feingliedrige Äste aus freigesetzter Magie bahnten sich ihren Weg ins Freie. Dann fasste er ihn mit beiden Händen, schwang die Waffe über den Kopf und schlug zu. Der schwarzgepanzerte Krieger ließ sich auf ein Knie fallen und hob die Schwerter, um den Hieb mit gekreuzten Klingen aufzufangen. Der sich windende Energiestrahl zwischen den Schneiden verdichtete sich. Gleichzeitig fühlte Frost einen stärker werdenden Sog an den Schwertklingen, als ob sie sich wie die entgegengesetzten Pole von Magneten gegenseitig anziehen würden. Unaufhaltsam näherten sich die Klingen einander an, der Kampfstab des Alten raste direkt auf Frosts Gesicht zu - Und kam klirrend zum Stehen, als sich die Schwerter berührten und den Stab abblockten. Die Zeit schien stehenzubleiben. Lichtbögen tanzten knisternd und zischend zwischen den Schneiden umher, bildeten ein Gespinst gleißender, weißer Fäden, das sich wie ein Spinnennetz langsam ausbreitete. Ein Aufblitzen, dann verging die Welt in weißem Licht, zerfaserte langsam in schemenhafte Fetzen und ging in einem gewaltigen Rauschen unter. Frost hatte das Gefühl, als ob sich die unsichtbare Faust eines Riesen um seinen Leib schloss, um ihn in einen bodenlosen Abgrund zu zerren. Der Sturz schien Ewigkeiten anzudauern. Und der erwartete Aufprall blieb aus. Stattdessen fand er sich unvermittelt auf einer Ebene aus miteinander verfließenden Grau- und Schwarztönen wieder. Allerdings begann der Boden ständig seine Form zu verändern - Mal sah er die Umrisse gewaltiger Berge in der Ferne, dann klaffte der Erdboden wenige Schritt neben ihm auseinander um einen gähnenden Schlund zu bilden und sich kurz darauf wieder zu schließen. Die Klingen in seiner Hand waren nicht mehr als verschwommene, weiße Schemen, standen in krassem Kontrast zu der pechschwarzen Rüstung. Er fühlte sich seltsam schwerelos, als ob er noch immer in den bodenlosen Abgrund stürzen würde, nur befanden sich seine Stiefel fest auf dem hin und her wogenden Untergrund. "Erstaunlich", durchbrach eine kräftige Männerstimme die Stille, hallte für die Dauer einiger Sekunden in Frosts Geist, um sich dann in der Unendlichkeit der Ebene zu verlieren. Sofort drehte sich Frost herum. Wenige Schritt vor ihm stand der Alte. Doch war er kein alter Mann mehr. Anstatt des vom Alter leicht gebeugten Greises musterten ihn die wachen Augen eines hochgewachsenen Mannes mittleren Alters. Langes, rabenschwarzes Haar fiel in Strähnen über seine Schultern, ein gepflegt wirkender Bart zierte sein Kinn. So musste der Alte in seinen besten Jahren ausgesehen haben. "Du hast es tatsächlich geschafft", fuhr Frosts Gegenüber nach kurzem Schweigen fort, "Du bist eins mit den Schwertern geworden." Nachdem er seinen Blick über die sich ständig veränderte Umgebung hatte schweigen lassen, sprach der "Alte" weiter. "Du fragst dich sicherlich, was passiert ist. Nun, man könnte sagen, du hast zu dir selbst gefunden." |
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21.06.2003, 15:56 | #2886 | ||||||||||||
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[GM] Sturm auf dem Göttersitz -
Der Krieger nickte. Er glaubte zu verstehen, was der "Alte" ihm sagen wollte. Die Schwerter waren ein Teil seiner Selbst. Schon immer. Seit dem Zeitpunkt, zu dem er sie aus dem glühenden Schmiedefeuer gezogen hatte, waren sie auf ewig an ihn gebunden. Doch hatten sie ihn noch nicht vollständig als ihren Träger anerkannt. Der Eisbrecher hatte ihm bisher zwar stets gedient, doch gehorcht hatte er nicht. Bei der Flammenschneide war diese Weigerung um einiges extremer ausgefallen. Im Gegensatz zum Eisbrecher nutzte sie ihre geistige Verbindung, um ihren Willen direkt in Frosts Denken einzuspeisen. Diese Waffe war gefährlicher als er zuerst angenommen hatte. Zwar hatte er jetzt ihren Widerstand gebrochen, jedoch blieb die Natur der Klinge die selbe. Allerdings erklärte dies nicht den seltsamen Vorfall beim Zusammentreffen der Waffen. Was war passiert? Und was war dies für eine fremdartige Umgebung? Sie kam Frost auf mysteriöse Art und Weise vertraut vor... "Aber wie ist das hier möglich?", fasste Frost seine Gedanken in Worte und schloss in einer Geste das gesamte, wogende Umfeld mit ein. "Erklärt mir was passiert ist", forderte er den Alten auf. Dieser reagierte mit einem Stirnrunzeln und stützte seine Rechte auf den Stab, während er sich mit der Linken den Bart rieb. "Ich kann es selbst nicht genau erklären", gab er schließlich zu, "Bisher habe ich etwas derartiges noch nie selbst erlebt." "Aber davon gehört?", hakte Frost nach. Der Alte lehnte sich schwer auf seinen Stab, während er erneut die Umgebung musterte. Offensichtlich eine Angewohnheit, die er trotz seines verjüngten Körpers nicht ohne weiteres ablegen konnte. Schließlich nickte er. "Ja. Ist allerdings lange Zeit her. Es gibt nicht allzu oft Menschen, die diese Fähigkeit in sich tragen." "Ihr meint, ich bin schuld an diesem...", Frost suchte einige Sekunden lang nach einem treffenden Wort für das Bild vor seinen Augen, brach dann jedoch erfolglos ab. Der Alte nickte eifrig. "Definitiv. Ich versuche es dir so gut wie möglich zu erklären. Was du hier siehst, ist wie du bereits festgestellt hast nicht mehr der Göttersitz. Leider weiß ich selbst nicht genau, was es letztendlich wirklich ist. Vielleicht eine Zwischenwelt, eine andere Realität oder gar eine paralelle Dimension. So wie ich dir hier erscheine, sehe ich mich selbst noch immer in meinen Erinnerungen und somit meiner Selbst. Es sind nicht unsere Körper, die miteinander kommunizieren, sondern unsere Seelen." Frost brauchte einige Sekunden, um das Gehörte halbwegs zu verarbeiten. "Und wie ist das möglich?", fragte er stirnrunzelnd. "Da fragst du mich zu viel", antwortete der Alte schulterzuckend. "Vielleicht hängt es mit der grundverschiedenen Natur deiner Schwerter zusammen. Du könntest auch selbst der Grund dafür sein." Abermals dauerte es einige Zeit, bevor Frost erneut sprach. "Und... was wenn hier jemand sterben sollte?", fragte er mit einem Blick auf die Schwerter in seinen Händen. "Dann wird er wahrscheinlich auch in der normalen Welt sterben. Vielleicht wird er auch als seelenlose Hülle weiterhin umherstreifen. Ich weiß es nicht genau." Die Falten auf Frosts Stirn vertieften sich. Gegen seinen Willen musste er an den Moment zurückdenken, an dem seine Seele gewaltsam aus seinem Körper gerissen worden war. Keine schöne Erinnerung... Nach einigen Minuten sprach der Alte weiter. "Lass uns zurückkehren. Ich fühle mich hier so... verwundbar", meinte er mit einem verschmitzten Lächeln. "Sagt mir wie", fragte Frost und blickte sich um. Er konnte nirgends einen Ausgang oder ähnliches erkennen. "Fass meine Hände", forderte ihn sein Gegenüber auf. Wortlos trat Frost zu ihm und nahm die ihm entgegengestreckten Hände entgegen. "Konzentrier dich auf den Kampfplatz. Den Ort, an dem du dich zuletzt befunden hast. Du musst selbst zurückkehren wollen." Ja, das wollte er durchaus. Diese Umgebung war mehr als fremdartig. Auf seltsame Weise wirkte sie sogar bedrohlich. Und er konnte dem Alten nur zustimmen, wenn er meinte, dass er sich hier verwundbar fühlte. Er spürte es ebenfalls. So rief er das Bild des Felsplateas vor sein inneres Auge. Zeichnete im Geist das rätselhafte Runensymbol nach, stellte sich das Zucken der durch die Kristalle rasenden Blitze vor. Im selben Moment spürte er einen sanften Sog, sah, wie das Abbild des Alten verschwamm und schließlich wie Nebel auseinandertrieb. Ein Lidzucken später fand er sich auf harten Fels liegend wieder. Verwundert schüttelte Frost den Kopf, stemmte sich auf die Knie hoch und griff nach den neben ihm liegenden Schwertern, bevor er sich vollends aufrichtete. Neben ihm tat es der Alte ihm gleich. "Da wären wir ja wieder", grinste der Greis und klopfte einige Wassertropfen von seiner ledernen Rüstung. "Die Taufe ist vollzogen", kündigte er mit einem Blick in den Himmel an. Mittlerweile hatte sich der Wolkentrichter aufgelöst. Nur eine trübe Masse an vorbeiziehenden Wolken zeugte noch von dem heftigen Unwetter. Vereinzelt klatschten noch einzelne Regentropfen auf den nassen Fels, doch die Sonne streckte bereits ihre wärmenden Lichtfinger durch Lücken in der Wolkendecke. Die Runen im Granit schimmerten noch immer in einem sanften Rot, doch von den Blitzen war nichts mehr zu sehen. Ebenso hatten die Kristalle aufgehört, zu schwingen. "Was ist das für ein Ort", fragte der Krieger nach kurzem Schweigen, "Was hat es mit ihm auf sich?" "Das ist der Göttersitz", grinste der Alte schelmisch, sprach jedoch weiter, als Frost entnervt die Augen verdrehte. "Niemand weiß genau, wie er eigentlich entstanden ist. Einige behaupten, die Götter selbst regierten früher von hier aus die Welt, andere wiederum meinen, dass er mächtigen Zauberern diente, um die Mächte des Kosmos zu beschwören. Sicher ist, dass der Berg uralt ist. Um ein vielfaches älter als der Gletscher. Wie du selbst gesehen hast, wohnt ihm eine immense Magie inne. Selbst nach all den Jahrhunderten hat er nichts von seiner Macht eingebüßt. Vielleicht ist er deshalb so schwer zu erreichen. Ein Werk der Götter? Wer weiß..." Schade, Frost hatte gehofft, mehr über den mysteriösen Gipfel herausfinden zu können. Doch scheinbar wusste der Alte auch nicht sehr viel mehr als er selbst. "Da ich eure Prüfung bestanden habe, werdet ihr mir nun endlich Antworten auf meine Fragen geben?", drang die Neugier und der eigentliche Grund seines Kommens in Frost durch. "Nein", antwortete der Alte nach kurzem Überlegen. Im selben Augenblick, in dem Frosts Augenbrauen verärgert näher zusammenrückten, fuhr er fort. "Zumindest nicht, solange du nicht mit diesen Formalitäten aufhörst. So spricht man doch nicht mit einem alten Freund", tadelte ihn der Greis. "Alter Freund, hm?", brummte Frost. Die Verärgerung hatte mißtrauischer Neugierde Platz gemacht. "Dann klärt doch erstmal auf, woher ich euch überhaupt kennen sollte." Das Grinsen des Alten schien sein Gesicht sprengen zu wollen, als er lachend den Kopf schüttelte. "Im Kampf lernst du schneller", grinste er fröhlich vor sich hin, während er zu dem Kreissymbol in der Mitte des Platzes wanderte. "Wärst du so freundlich, mich aufzuklären wer du eigentlich bist?", seufzte Frost. "Gestatten, Sturm, meines Zeichens Waffenmeister und ehemaliger Kampfgefährte deines Vaters", stellte sich der Alte mit einer spöttischen Verbeugung vor. Die Erkenntnis fiel Frost wie Schuppen von den Augen. Als er den jungen Alten vor sich stehen hatte sehen, war eine blasse Erinnerung in seinem Geist erwacht. Bei den Göttern, wie lange war es her... "Bei den Allmächtigen, ich habe euch - dich wirklich nicht erkannt", keuchte der Krieger und ging auf den alten Freund seines Vaters zu. "Jetzt erinnere ich mich. Du warst früher oft zu Besuch. Damals, bevor Vater starb..." Ein sanftes Lächeln huschte über die Züge des alten Mannes. "Du erinnerst dich wirklich noch an mich? Als ich euch das letzte Mal besuchte, hast du mir kaum bis zur Hüfte gereicht." "Es ist so verflucht lange her...", murmelte Frost, "Was hast du in all der Zeit getrieben? Und warum bist du uns nicht mehr besuchen gekommen?" Für die Dauer weniger Augenblicke war ein Schatten auf Sturms Zügen zu erkennen. Doch er verflog ebenso schnell, wie er gekommen war. "Ich habe dir erzählt, dass ich deinen Vater vor dem Schwert gewarnt hatte. Wir... haben uns gestritten. Und wie du inzwischen weißt, wollte er nicht auf mich hören." Er seufzte lang in der Erinnerung an vergangene Zeiten. "Es ist eine traurige Geschichte", sprach er weiter, "Und man sollte die Vergangenheit ruhen lassen. An ihr können wir nichts mehr ändern. Das solltest du selbst inzwischen am besten wissen." Damit hatte er wohl Recht. Er hatte ihm selbst die Augen geöffnet. "Du solltest langsam zu deinen Gefährten zurückkehren", brach Sturm das Schweigen. "In der Zwischenzeit ist viel passiert. Sie stecken in Schwierigkeiten." Erneut rutschte Frosts Augenbraue nach oben. Woher nahm Sturm all sein Wissen? Sein Blick schien auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet zu sein, er schien den Krieger vor sich nicht zu bemerken. "Die Inquisition?", fragte Frost lauernd. "Nein", der Alte schüttelte den Kopf, "Neue Gefahren werfen ihre Schatten auf das Land. Eine ist gerade erst von einer langen Reise zurückgekehrt. Eine andere zeigt sich in vielen Formen überall in Gorthar. Die Inquisition ist nicht viel mehr als ein Instrument, welches sich nicht bewusst ist, dass es nur benutzt wird. Lass uns gehen. Wir können uns auf dem Weg weiter unterhalten." Sturm bedeutete Frost mit einem Wink, näher zu kommen. "Komm her. Ich kenne einen schnelleren Weg." Frost tat wie ihm geheißen und trat neben den greisen Waffenmeister. Der hob seinen Stab und ließ ihn zweimal klackend in die Mitte des Runenkreises schlagen. Das rote Leuchten wurde intensiver, Lichtbahnen brachen aus dem Fels hervor, ein leichtes Beben erschütterte den Boden. Die Rune in der Mitte des Platzes flammte auf, dann löste sich ein heller Lichtimpuls und begann rasende Kreisbahnen in dem riesigen Symbol zu beschreiben, bildete eine blutrote Spirale und begann zu verblassen, als er den äußeren Kreis des Symbols erreichte. Die Welt vor Frosts Augen begann zu verschwimmen, sich gleichzeitig zu einer stetig enger werdenden Spirale zu formen und stürzte dann vollends in sich zusammen. Schon im nächsten Augenblick hörte Frost Schnee unter seinen Stiefeln knirschen. Als er sich umsah, stellte er fest, dass er sich zusammen mit dem Alten am Fuß des Gletschers befand. "Beachtlich", kommentierte er die rasche Reise, "Seid ihr auf diesem Weg auch auf den Göttersitz gelangt?" "Da war schon wieder das böse "I"-Wort", grinste Sturm. "Zu deiner Frage - Diese alten Knochen mögen zwar gebrechlich sein, doch kennen sie noch so einige Tricks", zwinkerte er. "Hätte ich mehr erfahren, wenn ich dich geduzt hätte?" "Sieh an, da wird doch nicht etwa jemand zu seinem alten Humor zurückgefunden haben?", lachte der Alte in gespieltem Tadel. "Nenn es Sarkasmus", erwiderte Frost trocken. Der Alte lachte abermals, während er sich daran machte, dem sanften Hügelland entgegenzuschreiten. "Immerhin etwas. Wenn ich bedenke, was du sonst für eine traurige Gestalt abgibst..." "Nur weil ich nicht vor Freude sprühend durch die Lande springe, heißt das noch lange nicht, dass ich ein Griesgram bin", schoss Frost zurück und folgte dem Alten. "Nein, kein Griesgram. Nur durchgehend schlecht gelaunt." Das Lachen des alten Mannes verlor sich in den Weiten des Gebirges. "Wann findest du endlich deine Lebensfreude zurück?", fragte Sturm als Frost zu ihm aufgeschlossen hatte. Sein Blick drang tief in Frosts Augen ein. "Ist es Esthera?", hakte er nach, als der Krieger keinerlei Anstalten machte, zu antworten. Das erneute Schweigen schien ihm Antwort genug zu sein. "Du denkst oft an sie, nicht wahr?" Frost nickte zögerlich und starrte auf das zwischen seinen Stiefeln dahinfliegende Geröll. "Ja. Jeden Abend wenn mir die Erinnerung meinen Schlaf raubt, jedes Mal wenn ich im Kampf dem Tod ins Auge blicke. Jedes Mal wenn ich an die verschneiten Ebenen Hammerfoldts denke." Sturm nickte verständig. "Es ist gut, dass du sie nicht aufgibst. Irgendwann wirst du sie wiedersehen. Da bin ich mir sicher", lächelte er aufmunternd. Der Schwertmeister erwiderte das Lächeln schwach. Irgendwann... "Es hilft nichts, wenn du dir ständig den Kopf darüber zerbrichst, was hätte sein können. Ebenso bringt es dir keinen Frieden, wenn du dir selbst die Schuld für den Tod der Menschen gibst, die unter deinem Kommando gestorben sind." Der Kopf des Kriegers ruckte herum. "Woher nimmst du all dein Wissen?", fragte er mit unverhohlenem Misstrauen. "Ich lese es in deinen Augen", antwortete der Alte, "Andererseits hat der Wind nicht sonderlich viele Menschen, die sich mit ihm unterhalten." Frost konnte nur den Kopf schütteln. "Du wirst mir wohl immer ein Rätsel bleiben..." "Ist es nicht gerade das Ungewisse, das das Leben lebenswert macht?", meinte Sturm geheimnisvoll. "Hör auf meinen Rat", führte er das Gespräch fort, als Frost abermals nicht antwortete, "Du machst dich nur selbst fertig, wenn du dir dauernd selbst Vorwürfe machst. Die Entscheidungen wurden schon längst gefällt, ändern kannst du sie ohnehin nicht mehr. Fass lieber neuen Mut, um der Zukunft entgegenzutreten." "Da hast du wohl Recht". Ein Seufzer entfloh aus Frosts Kehle. Sturm hatte wirklich Recht. Er hatte noch einige Jahre vor sich und mehr als genug Aufgaben zu erfüllen. Und von alleine würde sich ihm sicherlich kein Weg in den hohen Norden öffnen. Es wurde Zeit, die Gräber vergangener Zeiten ruhen zu lassen. "Warum bist du eigentlich nicht verheiratet?", begann Frost ein neues Thema anzuschneiden, als sie die saftigen Gräser der Hügel erreichten. "Ich? Nun, ich...", der Alte suchte sichtbar nach Worten. Mit einer derartigen Frage hatte er offensichtlich kaum gerechnet. "Weißt du, manche Menschen wissen einfach, dass sie für die Einsamkeit geboren sind. Und vielleicht finde ich ja noch die Frau meines Lebens", grinste Sturm verschmitzt. Dieses Mal war es Frost, der herzhaft lachen musste. |
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21.06.2003, 16:18 | #2887 | ||||||||||||
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UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #2 -
Ha! Nach nur knapp vier Monaten hat Frost schon die Klingenmystik erlernt. |
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21.06.2003, 17:23 | #2888 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"So, hier werden sich unsere Wege wohl trennen müssen." Enttäuscht drehte sich Frost zu seinem Begleiter um, der an der Weggabelung stehengeblieben war und mit einem Ausdruck des Bedauerns in seinen Augen zu ihm blickte. "Bist du dir sicher, dass du schon weiter musst?", fragte Frost in stiller Hoffnung. Er hatte gewusst, dass Sturm ihn nicht lange würde begleiten können. Und doch gehofft, dass sie zumindest noch ein paar Tage lang zusammenbleiben konnten. Ihm brannten noch unzählige Fragen auf der Zunge und liebend gerne würde er sich mit dem alten Mann über die vergangene Zeit unterhalten. Er hätte zu gerne gewusst, wo er sich all die Jahre über herumgetrieben und was ihn überhaupt dazu gebracht hatte, ihn aufzusuchen. Obwohl, auf diese Frage kannte er bereits die Antwort : Er war es seinem Vater schuldig gewesen. "Ja, ich muss gehen. Auch ein alter Mann wie ich hat noch einige Aufgaben zu erfüllen." Erneut stahl sich das verschmitzte Grinsen in Sturms Gesicht. "Dann ist es wohl an der Zeit, Lebewohl zu sagen", schloss Frost mit leicht bitterem Unterton. "Auf Wiedersehen wäre mir lieber", lächelte der Alte. "Ich bin mit sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden. Die Welt ist klein. Und du weißt ja, ich bin überall." "Viel Glück auf deiner Reise", meinte Frost und umarmte den alten Freund seines Vaters herzhaft. "Ich habe das Gefühl, du könntest es besser gebrauchen", grinste Sturm und erwiderte die Umarmung. "Ich brauche kein Glück, solange ich meine Schwerter habe", meinte Frost mit gespieltem Selbstbewusstsein. "Dann sollte ich es vielleicht besser ihnen wünschen", lachte Sturm und rückte dann seine Rüstung zurecht. "Mach's gut Frost, und pass auf dich auf. Und bleib deinen Zielen treu." "Wehe du stirbst mir weg, bevor wir uns wiedersehen", drohte Frost dem Alten, als er sich auf den Weg machte. "So schnell brechen diese alten Knochen nicht", lachte Sturm in die Abenddämmerung hinein. Den Kampfstab als Wanderstock benutzend, schritt der Veteran in Richtung der in der Abendsonne glühenden Hauptstadt. Frost blickte dem alten Waffenmeister noch lange hinterher, bevor er seinen deutlich leichter gewordenen Rucksack sowie den Mantel zurechtrückte und ebenfalls seines Weges ging. Nach all den Strapazen der Reise sehnte er sich nach einem ruhigen Plätzchen. Er erinnerte sich an den kleinen Bachlauf, an dem er zusammen mit Gardiff und Esteron geübt hatte. Festen Schrittes marschierte der Krieger los, direkt auf eine der großen Waldinseln zu, deren hoch aufragende Wipfel im sanften Rot der untergehenden Sonne erstrahlten. Er brauchte nicht lange suchen, um das leise vor sich hin plätschernde Bächlein zu finden, das sich seinen Weg durch eine von Moos umsäumtes Schneise im unebenen Waldboden bahnte. Erleichternd aufatmend ließ sich Frost auf einem gut hüfthohen Stein am Bach nieder. Der Rucksack glitt von seinen Schultern und wurde im angenässten Moos neben dem Stein abgeladen, leise klackend öffneten sich die Schnallen der beiden Schwertscheiden, als Frost sie vom Gürtel löste und neben sich an den Stein lehnte. Während er nach seiner Feldflasche griff, beobachtete er die schillernden Wasser, die seine Stiefel umspielten, sich an dem schwarzen Leder vorbeischoben um irgendwo in nicht allzu weiter Distanz unter dem Baumstamm hindurchzuschlüpfen, über den Frosts Schüler balanciert waren. Das lauwarme Wasser seiner Feldflasche spülte die Trockenheit in seiner Kehle hinfort und hinterließ einen leicht würzigen Geschmack auf seiner Zunge. Ein Überbleibsel der zerriebenen Kräuter, die Frost bei Gelegenheit in die Flasche zu geben pflegte. Als er die Wasserflasche sinken ließ, stach ihm eine Bewegung am Rande seines Sichtfeldes ins Auge. Augenblicklich wandte er den Kopf und kniff die Augen leicht zusammen, um genaueres erkennen zu können. Es handelte sich um einen Menschen, der sich alleine seinen Weg durch das Unterholz bahnte. Langes Haar ließ auf eine Frau schließen, der lange, schlanke Umriss an ihrer Hüfte auf ein Schwert. Erst als das rote Licht der Abenddämmerung ihr Gesicht striff, erkannte Frost die Frau. "Satura?", kam es verwundert über seine Lippen. |
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21.06.2003, 18:40 | #2889 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Frost, meines Zeichens Schwertmeister und ehemaliger General König Rhobars des Zweiten, Herrscher über Myrthana", stellte sich Frost mit einem schmalen Lächeln vor und konnte sich nicht verkneifen, die spöttische Verbeugung des Alten nachzuahmen, als er ihm einige Stunden zuvor seinen Namen verraten hatte. Aufmerksam musterte Frost die Neuankömmlinge, bevor er sich geschmeidig von dem Stein abstieß und auf die kleine Gruppe zuging. Dabei machte er keinerlei Anstalten, die Schwerter aufzuheben. Er glaubte kaum, dass ihm einer der Vier gefährlich werden würde. Und selbst wenn, er würde früh genug merken, was er davon hatte. "Satura...", begann Frost und musterte die junge Frau eingehend von Kopf bis Fuß, "Es ist einige Zeit her, seit ich euch zum letzten Mal in diesen Landen gesehen habe." Sein Blick fiel auf Pergamo. Für einen Fürsten gab er sich aber mit reichlich schäbigen Gesindel ab. Zudem glaubte Frost einen Hauch von Kanalisationsgestank erkennen zu können, der die kleine Gruppe wie eine unsichtbare Aura begleitete. "Wir hatten ja schon das Vergnügen", wandte er sich mit einem schwer deutbaren Lächeln kurz an den Fürsten, bevor er sich Saturas Hagel an Fragen widmete. "Auch ich freue mich, euch wohlbehalten wiederzusehen. Wie ihr ja offensichtlich schon wisst, war ich auf dem Gletscher. Genauer gesagt, auf dem Göttersitz. Und wie ihr seht, bin ich noch immer am Leben - Mehr oder weniger zumindest", fügte er leicht grinsend hinzu. Bei den Göttern, Sturm hatte tatsächlich Recht gehabt. Er hatte einen Teil seines trockenen Humors zurückgewonnen. "Wenn ihr euch fragt, was ich dort oben getrieben habe - Nun, findet ihr nicht dass es sich um einen vortrefflichen Platz handelt, um alten Freunde wiederzubegegnen? Natürlich war der Aufstieg etwas schwierig, doch ebenso war er die Mühe wert gewesen. Ihr habt nicht zufällig einen kleinen Sturm gesehen?" Die Zweideutigkeit seiner Frage blieb den anderen wohl verschlossen. "Was meine derzeitigen Ziele betrifft", fuhr der Waffenmeister fort, "Ich wollte mich eigentlich mit Esteron und Gardiff treffen, sobald ich aus dem Gebirge zurück bin. Es ist Zufall, dass wir uns hier getroffen haben. Doch erzählt, was treibt ihr hier? Ich dachte, ihr wolltet nach Khorinis zurück? Und wo habt ihr Leon gelassen?" |
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22.06.2003, 13:48 | #2890 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Ruhig lehnte Frost an der kalten, vom Wind abgeschrofften Felswand. Seine Augen waren halb geschlossen, ein Ausdruck der Melancholie hatte sich in seinen Blick gemischt, als er das fein gearbeitete Amulett aus seinem Kragen gefischt hatte und es langsam zwischen den Fingern drehte. "Ich... Dein Vater wollte, dass ihr dir das hier gebe, wenn du dich als würdig erwiesen hast." Er griff in eine in den Brustpanzer eingenähte Tasche und zog ein unscheinbares, nicht ganz handflächengroßes Amulett hervor, um es Frost in die Hand zu drücken. "Ich denke, nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen." Schweigend musterte Frost das Kleinod. Es hatte die selbe Form wie das Emblem auf dem ledernen Harnisch Sturms. Zwei Schlangen, die ihre geschuppten Körper um sich selbst und eine schlanke Schwertklinge wanden. Die Augen über dem weit aufgerissenen Maul der wachenden Schlange funkelten in einem sanften Rot, das restliche Amulett war aus einem matt schimmernden Silber gearbeitet. Als er es im Sonnenlicht drehte, erwachten die Schlangenleiber zu schlängelnder Bewegung, ihre Schuppen glänzten lebendig im grellen Schein des Himmelgestirns. "Denke immer daran : Ein guter Kämpfer zeichnet sich nicht nur durch Schnelligkeit aus, sondern ebenso durch die Ruhe, mit der er seinen Gegnern begegnet. Nimm dieses Amulett, damit du dich stets an meine Worte erinnern kannst. Es gehörte einst deinem Vater. Er wollte, dass ich es dir gebe, wenn du alt genug bist. Ich denke, du wirst seinem Andenken keine Schande bringen." Leise klirrend verschwand das Amulett unter Frosts schwarzem Panzer. Natürlich hatte der Alte mit seinen Worten vollkommen Recht. Vorschnelle Handlungen brachten selten den erwünschten Erfolg. Im Gespräch mit Satura hatte er gespürt, dass sie ihm etwas verheimlichte. Ihr Blick hatte es verraten, zu schnell hatte sie sich zu den restlichen Begleitern umgeschaut, zu schnell das Thema totgeschwiegen. Frost hatte darauf verzichtet, nachzuhaken. Und er war auch so zu dem gewünschten Ergebnis gekommen. Jetzt konnte sie ihm schlecht weiter ausweichen. Langsam erhob sich der Schwertmeister von seinem Platz und ging zu der noch immer ruhig daliegenden Satura, um sich neben ihr auf die Knie sinken zu lassen. "Warum habt ihr mir nicht die Wahrheit erzählt?", fragte er mit sanfter, ruhiger Stimme. Er wusste, dass sie wach war. Dennoch brauchte nicht jeder mithören. In seiner Stimme lag keinerlei Tadel, nur gelassene Feststellung. "Der Brief, den ihr überbringen sollt - Er ist an die Inquisition adressiert, nicht wahr? Erzählt mir die gesamte Geschichte." |
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22.06.2003, 14:23 | #2891 | ||||||||||||
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[G][M-Story]Suicide Commando -
Knatternd heulte der Motor der schweren Kawasaki auf, verwandelte sich kurz darauf in ein donnerndes Jaulen, als Frost den Gashebel durchdrückte. Schlitternd rutschte das Hinterrad weg, Steine wurden davongeschleudert, ein hastiger Tritt brachte das ausbrechende Motorrad wieder unter Kontrolle und ließ es mit zunehmender Geschwindigkeit den steilen Hang herunterrasen. Der Fahrtwind ließ Frosts lange Haarsträhnen synchron zu seinem weiten Ledermantel flattern, die dunkle Sonnenbrille sowie die Windschutzscheibe der schnittigen Maschine schützten seine Augen vor dem scharfen Luftzug. Eine gewaltige Staubwolke stieg in den Himmel, als er das Motorrad durch die enge, von der Sonne ausgedörrte Felsenschlucht jagte, mit geübten Lenkbewegungen hervorstechenden Felsnadeln auswich und sich unaufhaltsam seinem Ziel näherte : Den bedrohlich in den Himmel ragenden, gezackten Mauern des Kastells, das von der khorinischen Mafia als Unterschlupf auserkoren worden war. Der Ganghebel rastete klackend durch, das Jaulen des leistungsstarken Motors wurde lauter. Frost duckte sich tiefer in den Schutz der Scheibe und spannte die Beinmuskeln an, als er direkt auf die senkrecht abfallende Klippe am Ende des schmalen Canyons zuraste. Kreischend drehten die wild rotierenden Reifen durch, als sie den Halt unter der rauhen Gummibeschichtung verloren. Ein schnittiger, nachtschwarzer Schatten setzte in einem gewaltigen Satz über den hohen, mit Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzaun hinweg, setzte jaulend ein gutes Stück hinter dem Wachhäuschen auf dem Asphalt der Straße auf und brach mit quietschenden Reifen erneut aus. Bevor der wachhabende Mafiosi reagieren konnte, hob sich das Vorderrad auch schon in die Luft, die gesamte Maschine machte einen Satz nach vorne, um einen schwarzen Streifen auf dem Pflaster hinterlassend weiterzujagen. Frosts Hand glitt zur Seite der Kawasaki, die geballte Faust hämmerte kurz auf einen Schalter der nachträglich angebrachten Halterung. Ploppend spuckte das kurzläufige Rohr an der Seite der Maschine ein fast rundes Geschoss aus, dass in leichtem Bogen und eine dichte Rauchwolke hinter sich herziehend auf das gewaltige Tor des Kastells zuschoss. Im selben Moment sprengten winzige Sprengkapseln die klobige Konstruktion der Marke Eigenbau ab, das Motorrad gewann erneut an Geschwindigkeit. Eine ohrenbetäubende Explosion schlug Frost entgegen, als die abgefeuerte Granate das Tor zerfetzte, dicker Qualm und lodernde Flammen schlugen ihm entgegen, als seine Maschine mit einem Satz über die Trümmer des zerborstenen Tores hinwegsetzte, jaulend in der dahinterliegenden Halle aufsetzte und vollends aus dem Gleichgewicht kam. Gerade noch rechtzeitig warf sich Frost aus dem Sattel der kippenden Kawasaki und rollte sich geistesgegenwärtig über die Schulter ab und in den Schutz einer der marmornen Säulen. Kreischend schlitterte das Motorrad über den spiegelnden Boden, Funken stieben in die Luft. Er war drin. |
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22.06.2003, 14:45 | #2892 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Die einzige Reaktion des Kriegers bestand darin, sich mit dem Handrücken durch den Bart zu fahren, bevor er bedächtig den Kopf schüttelte. "Nein, da täuscht ihr euch", bestätigte er Saturas Gedankengänge. "Ich habe in der letzten Zeit viel nachgedacht, doch meine Meinung der Inquisition gegenüber hat sich nicht sonderlich geändert. Für die meisten von ihnen sind Menschen nichts weiter als Werkzeuge - Zwar nützlich, doch sobald sie nicht mehr gebraucht werden, müssen sie entsorgt werden." Die Hand des Kriegers glitt zu seiner Tasche, um die ledernen, mit Wurmhaut verstärkten Handschuhe hervorzuholen. Mit routinierten Bewegungen striff er die Lederhandschuhe über, bevor er den Sitz seines Schwertgurts kontrollierte. "Ich hatte Gardiff eingeschärft, kein Risiko einzugehen. Trotzdem glaube ich nicht, dass er die Schuld an dem Desaster trägt." Eine kurze Pause folgte. "Vielleicht habe ich den beiden auch zu viel zugemutet. Jedenfalls ist es passiert und allein der Gedanke an das, was sie Esteron angetan haben, erfüllt mich mit Trauer. Umso wichtiger ist es, dass ihr mir die Wahrheit erzählt habt. Die Inquisition aus Gorthar zu vertreiben, hat die Leben von guten Männern gekostet. Euch sollte klar sein, dass sie den Brief niemals erhalten darf." Erneut rieb sich Frost das Kinn. Gut zu wissen, auf welcher Seite der Innospriester stand. Somit würde sich ein weiteres Problem für die Stadt in Bälde neutralisieren lassen. "Gebt mir den Brief", forderte er schließlich Satura auf. |
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23.06.2003, 07:50 | #2893 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Einige Sekunden lang betrachtete Frost zuerst das Amulett, dann den Brief in seiner Hand. Mehrere Momente lang spielte er mit dem Gedanken, den Brief einfach zu zerreißen und zu verbrennen oder zumindest das Siegel zu brechen, um herauszufinden was der scheinheilige Innospriester der Inquisition so wichtiges mitzuteilen hatte. Dann beschloss er jedoch, dass er dafür auch noch später Zeit haben würde. Zudem stellte der Brief das Beweismaterial dar, dass Glycolus die Stadt verraten hatte. Er war sich sicher, dass sich die Garde und insbesondere Telaron sehr für das Schriftstück interessieren würden. Lautlos klappte Frosts Mantel zur Seite, der Brief verschwand in der verborgen liegenden Ledertasche, kurz darauf auch das Amulett. Klackend rastete die metallene Schnalle zu und Frost wandte sich mit einem milden Lächeln an Satura. "Ja, ihr hättet es mir sagen sollen, oder vielmehr können." Ein belustigter Ausdruck mischte sich in das Meer aus eisigem Blau seiner Augen. "Aber viel hätte es auch nicht geändert. Außer, dass wir nun ein kleines Stück Weg mehr zurückzulegen haben. Denn wir sollten so schnell wie möglich zur Stadt zurück. Ich muss den General über den Verrat informieren. Macht euch um Esteron mal keine Sorgen. Glycolus weiß nicht, dass der Brief sein Ziel niemals erreichen wird. Und bis er dahinter kommt, sitzt er bereits hinter Gittern." Das Glitzern in Frosts Augen bekam zunehmend einen spöttischen Glanz. "Ich bin mir sicher, er wird sich freuen, mich zu sehen." Das Lächeln auf seinen Zügen verschwand, als er sich aufrichtete und mit dem Handrücken den Staub von seinem Mantel klopfte. Sein Blick suchte nach ihren restlichen Begleitern. "Wir sollten möglichst bald aufbrechen. Ich hoffe ihr wisst noch, wo ihr Esteron und die anderen zurückgelassen habt?", fragte Frost während er Satura die Hand reichte, um ihr beim Aufstehen zu helfen. |
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23.06.2003, 16:10 | #2894 | ||||||||||||
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[G][M-Story]Suicide Commando -
Partiell umzingelt, sehr interessant. Frost konnte obgleich der Aufforderung der Polizei nur den Kopf schütteln. Die nahmen sich ja selbst nicht mehr ernst. Zudem war auf die Bullerei von Khorinis ohnehin kein Verlass mehr, seitdem die Verbrecherbosse begonnen hatten, ihre Schmiergelder großzügig zu verteilen. Also seit der Gründung der ersten Polizeidienststelle. Weitere Explosionen beutelten das alte Gemäuer, der kalte Marmor der Säule in Frosts Rücken erbebte unter den Einschlägen der Explosivgeschosse, er konnte das Gestein knirschen hören. Ein dünner Vorhang aus Staub löste sich aus der Decke und rieselte auf dem blitzblank polierten Fußboden der Eingangshalle. Zurück blieb ein hässlicher, feinkörniger Fleck direkt auf einer der spiegelnden, weißen Platten des Schachbrettmusters. Verdammt, langsam wurde die Zone doch etwas heiß. Die Polizei hantierte jedenfalls nicht mit derartigen Geschossen. Es wurde Zeit, hier zu verschwinden. Geschmeidig wirbelte Frost aus seiner Deckung, das Licht der Deckenbeleuchtung brach sich auf einem mattschwarz glänzenden, länglichen und klobig wirkenden Stab in seiner Hand. Der Finger des Söldners streichelte über einen in der Oberfläche eingelassenen Knopf, mit einem leisen Klacken sprengte sich eine kleine Kapsel am vorderen Ende des Stabes ab, flog direkt auf einen Punkt gut einen Meter oberhalb einer der Aufzugstüren zu und zog dabei ein festes, aus miteinander verwobenen Stahldrähten gefertigtes Seil wie einen glänzenden Schwanz hinter sich her. Hastig lief Frost hinter der Klebekapsel her, stieß sich vom Boden ab und stützte sich mit beiden Beinen an der Aufzugstür ab, während er den Knopf nach unten schob. Leise erwachten die leistungsstarken Motoren in dem Kletterstab zu sirrendem Leben, behende kletterte der Söldner mit seiner Hilfe ein gutes Stück wie eine Spinne an der Wand empor, um dort regungslos zu verharren. Die abgefeuerte Kapsel enthielt ein schnell wirkenden, äußerst wirksamen Klebstoff, zerplatzte beim Auftreffen und setzte sich an der betreffenden Oberfläche fest. Leider ließ sich das Klebegeschoss nur ein einziges Mal verwenden. Das Zeugs aufzutreiben war eine teure Angelegenheit, Frosts Vorrat an Klebekapseln stark beschränkt. Ein leises Klacken kündigte vom Umschlagen der altmodischen Etagennummer ein kleines Stück über den Aufzugstüren. Frost lockerte den Sitz seiner Pistole, fasste die Waffe fest und machte sich bereit, im Falle eines Falles ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen. Spätestens sobald die Sicherheitskräfte der Familie merkten, dass die Torwachen wohl nicht mehr unter den Trümmern des zerschossenen Tores hervorkommen würden, konnte es schnell eng werden. Zuerst ein deutliches Ping, dann glitten die Türen der vier Aufzüge mit leisem Schaben auseinander. Gut zwei Dutzend mit Maschinenpistolen bewaffneter Männer samt Schutzwesten und Helmen stürmte in die Halle, Befehle wurden gebellt, augenblicklich teilten sich die Trupps auf um die Halle abzusichern. Drei von ihnen näherten sich mit den Waffen im Anschlag dem umgestürzten Motorrad. Einer der Reifen hing haltlos in der Luft und drehte sich allmählich aus. Kein sonderlich freundlicher Empfang, dachte sich Frost als er einen Trigger an der Seite des Stabes presste. Das Seil wurde ausgeklinkt, der Söldner fiel in die Tiefe und ging tief in die Knie, um sanft wie eine Feder auf den Zehenspitzen zu landen. Ebenso lautlos wirbelte er an der sich schließenden Aufzugstür vorbei in die Kabine. Soweit lief alles gut. Doch er wusste, dass die Burschen dort draußen nicht lange brauchen würden, um zu merken, dass sie gehörig verarscht worden waren. Bis dahin wollte er allerdings schon längst ein gutes Stück zwischen sich und die unfreundlichen Herren gebracht haben. Während sich der Aufzug mit leisem Sirren in Bewegung setzte und den Söldner aufwärts trug, kramte Frost eine neue Klebekapsel aus der Tasche hervor, ließ eine Abdeckung an der Seite des Kletterstabes aufschnappen und legte die leicht längliche Kapsel hinein. Das an ihrem Ende angebrachte Seil klinkte er an dem kleinen Haken im Inneren des Stabes ein. Die Klappe fiel zu, der Stab verschwand in den unergründlichen Tiefen von Frosts Manteltasche. Die behandschuhten Hände rutschten unter dem Ledermantel zu Frosts Hüften. Mit den Daumen ließ Frost die Halfterschnallen aufschnappen, kurz darauf kamen zwei handliche 9mm-Pistolen zum Vorschein. Ihre Läufe waren ungewöhnlich lang - Den aufgesetzten Schalldämpfern zum Dank. Noch einmal kontrollierte der Söldner die Magazine, dann verscheuchte er mit dem Handrücken eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und rückte die Sonnenbrille zurecht. Die Aufzugstüren glitten fast lautlos auseinander, ohne auch nur eine Wimper zu verziehen, trat Frost nach draußen in den Korridor. "Was zum - ?" Die Pistolen gaben je ein kaum hörbares Pfft von sich, der Wachmann brach mitten im Satz ab, als eine rote Blume auf seiner Stirn aufblühte, sich einen Wimpernschlag später in einen Sturzbach verwandelte und rote Perlen auf die Kevlarweste tropften. Auch sein ihm gegenüber stehender Kamerad erstarrte mitten in der Bewegung, ein Ausdruck zutiefster Verwirrung lag in seinen Augen. Dann klappten die beiden Wachmänner wie sandgefüllte Säcke synchron zusammen. Klimpernd trafen zwei Patronenhülsen auf den Fliesen auf, überschlugen sich mehrmals als sie erneut in die Luft sprangen und rollten dann haltlos über den Boden. Eine von ihnen blieb neben dem Ohr des toten Wächters liegen, während die andere unter einen Getränkeautomaten rollte. Unnötig, doch sie standen in seinem Weg. Als sie bei den Mafiosi anheuerten, wussten sie, worauf sie sich einließen. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet hatten, dass wirklich jemand ihren Hauptsitz direkt angreifen würde. "Folge dem Gang zu deiner Linken", meldete sich eine sanfte Frauenstimme in Frosts Ohr zu Wort. Der Söldner blickte nach links. Hinter der Wachstube zweigte ein langer, von Neonlampen erhellter Korridor ab. Mehrere Türen waren in die Seitenwände eingelassen. "Die vierte Tür links", fuhr Nightsky am anderen Ende der Leitung fort. Der Söldner folgte ihrer Anweisung ohne zu zögern. Es war nicht das erste Mal, dass er mit seiner Freundin zusammenarbeitete. Nightsky verstand sich auf alle erdenklichen Arten der elektronischen Überwachung, stellte eine geborene Hackerin dar und wurde dank ihrer Fähigkeiten zu einer wertvollen Verbündeten, wenn es ums Infiltrieren feindlicher Einrichtungen ging. So brauchte sich der Söldner zumindest für die nächsten zwei Minuten auch keine Sorgen um die Überwachungskameras zu machen. Denn solange würden die Sicherheitskräfte nach seiner Schätzung noch brauchen, um den elektronischen Störsender aufzuspüren, der in seiner Kawasaki versteckt war. "Die Tür wird verschlossen sein", warnte sie Frost übers Mikro vor. Wortlos zog Frost eine kleine Phiole aus der Tasche. An ihr aufgesetzt war ein längliches, dünnes Röhrchen. Vorsichtig führte der Söldner das Röhrchen in das Türschloss. Kurz wurde ein kleiner Knopf gedrückt und die konzentrierte Säure in das Innenleben des Schlosses gespritzt. Ein leises Zischen und ein beißender Gestank kündigte vom Ableben der Mechanik. "Die nachfolgenden Räume werden von der Familie nicht benutzt. Halte nach einer kleinen Bibliothek Ausschau." Die Tür wurde zugezogen, das leise Tappen von Frosts Stiefeln hallte durch den engen Gang. Bis hierhin zu kommen war noch recht simpel gewesen. Interessanter wurden ohnehin erst die weiter oben liegenden Etagen. Und mit ihnen das Arsenal neuester Sicherheitstechnologien samt automatischen Wachkameras, Geräuschsensoren und tödlichen Selbstschussanlagen. |
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23.06.2003, 19:11 | #2895 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Der Waffenmeister hatte sich in der Zwischenzeit von seinem Mantel sowie der Tasche entledigt. Leon wirkte mit einem Schwert in der Hand nicht halb so selbstsicher wie er sonst auftrat. Scheinbar war es ihm mehr als unangenehm, gegen ihn anzutreten. Wenn er ehrlich war, konnte Frost es ihm nicht verübeln. Einen Moment lang grübelte Frost, welche der zwei Klingen er in den Kampf führen sollte. Schließlich entschied er sich für den Eisbrecher. Zwar war er mittlerweile mehr als nur im Stande, die Flammenschneide zu kontrollieren, doch war die längere Klinge des Eisbrechers besser für sein Vorhaben geeignet. Ein kurzer Blick zu dem Rest der Gruppe, der sich offensichtlich über das Abendbrot unterhielt, dann lächelte Frost Leon, wenn auch leicht verschmitzt, aufmunternd zu. "Jederzeit, wenn ihr bereit seid", beantwortete er die Frage seines Gegenübers. Mit leisem Singsang kam der Eisbrecher frei, das letzte Sonnenlicht brach sich funkelnd auf der schlanken Klinge. Augenblicklich fand das Schwert festen Halt in Frosts Händen, in aller Seelenruhe bereitete sich der Krieger auf Leons Angriff vor. Mal sehen, was Saturas Sprössling in der Zwischenzeit gelernt hatte. |
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23.06.2003, 19:43 | #2896 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Noch bevor Leon vollends ausgeholt hatte, fiel ihm Frost bereits in den Schlag. Sein Arm schnellte in die Höhe, der Unterarmpanzer blockte den Hieb ab, bevor er genug Schwung hatte. Eine leichte Drehung des Arms zur Seite, schon blieb die Schwertklinge zwischen den kleinen Hörnern an der Armschiene hängen. "Ihr konzentriert euch zu sehr auf eure Schläge und zu wenig auf die Koordination eurer Bewegungen", zwinkerte Frost Leon zu, bevor sein Bein einen blitzschnellen Halbkreis beschrieb und wuchtig gegen Leons Füße krachte. Noch während sein Gegner unsanft auf dem Hosenboden landete, führte Frost die Trittbewegung weiter, schraubte sich mit einem Satz in die Luft und setzte mit einer Schulterrolle in der Luft über den gestürzten Dieb hinweg. Kaum setzten seine Stiefel auf dem Boden auf, da stießen sie den Schwertmeister erneut vom Erdboden ab. Der Krieger vollführte eine halbe Drehung, schwang die Beine nach oben und hakte sich mit den Stiefelspitzen an einem recht tief hängenden Ast ein. Spielerisch wechselte er das Schwert in die linke Hand und erwartete kopfüber hängend den nächsten Angriff. "Kommt schon", forderte er Leon auf, "Ihr werdet euch von einem alten Knochen doch nicht so schnell beeindrucken lassen?" |
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23.06.2003, 20:17 | #2897 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Verlasst euch nicht auf eure Augen", warnte Frost seinen Kampfpartner, täuschte einen Seitschritt an, um sich blitzschnell zur Seite zu werfen, und in Leons Rücken wieder aufzutauchen. Anstatt dem Krieger zerschnitt Leons Klinge nur aufgewirbelten Staub. "Denn sie lassen sich täuschen!" Ein kurzer, nicht unbedingt harter Tritt aus der Drehung ließ den Dieb nach vorne taumeln. Natürlich war es dem Waffenmeister nicht entgangen, dass Leon mit kaum verheilten Wunden zu kämpfen hatte. Es wäre mehr als unfair, ihn einfach auszuknocken. Zudem wollte er weitere Verletzungen vermeiden. "Folgt der Klinge!", rief er seinem Gegner zu. Immer wieder sprang der Eisbrecher zwischen seinen Händen hin und her, wirbelte einmal kurz umher, um sich dann in der anderen Hand wiederzufinden und spielerisch die Luft zu zerteilen. Nachdem er eine weitere Schlagfolge des Diebes abgewehrt hatte, sprang Frost zur Seite, rollte sich geschmeidig über die Schulter ab und drückte sich mit den Händen vom Boden hoch. Plötzlich blitzte eine zweite Klinge in seinen Händen. Bevor sich Leon versah, führte der Waffenmeister das Spielchen mit beiden Schwertern weiter. Mit beachtlicher Geschwindigkeit huschten die Schwerter aneinander vorbei, um die Waffenhand zu wechseln. "Sehr ihr? Eine oder zwei Klingen? Macht es einen Unterschied?" Einer zuschnappenden Schlange gleich zuckte die Flammenschneide nach vorne und kollidierte scheppernd mit Leons Parade. Einen Sekundenbruchteil später fand sie sich in Frosts Rechter wieder, um erneut zuzustoßen. |
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23.06.2003, 20:56 | #2898 | ||||||||||||
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[G][M-Story]Suicide Commando -
"Such nach dem Nekronomikum", meldete sich Nightsky in Frosts Ohr zu Wort, als er die Buchreihen abschritt. Erneut konnte Frost nur den Kopf schütteln. Manche Leute hatten wirklich einen seltsamen Humor. Die Bibliothek bestand nur aus einem einzelnen, grob quadratischen Raum. Die Mitte des Zimmers wurde komplett von einem mächtigen Bücherregal ausgefüllt, das wie eine überbreite Säule einen knapp zwei Meter breiten Gang zwischen seinem massigen Körper und den in die holzvertafelten Wände eingelassenen Bücherschränken frei ließ. "Versuch die Rückwand", spezifizierte seine Beraterin ihren Rat. Frosts Stiefel glitten lautlos über den mit roten Strichmustern bestickten Teppichboden, als sein Blick die mit den unterschiedlichsten Büchern vollgestellte Regalwand nach dem Buch absuchte. Ein spöttisches Lächeln umspielte Frosts Mundwinkel - Sein wachsamen Augen hatten ein in helles, spröde wirkendes Leder gebundenes Buch erspäht, auf dessen Rücken in blutroten Lettern Nekronomikum prangte und welches ein kleines Stück zu weit aus der Bücherreihe herausragte. "Lass mich raten", kam der Söldner seiner Freundin zuvor, "Drücken oder Kippen?" "Du hast's erfasst!" Frost konnte das Grinsen Nightskys beinahe hören. Dann griff er nach dem Buch und rückte es leicht in seiner Halterung umher. Wie erwartet ließ es sich leicht nach hinten drücken. Als das Buch vollständig in die Reihe zurückgedrückt worden war, kündigte ein Klacken vom Einsetzen eines versteckten Mechanismus. Welch Wunder, dachte sich Frost in einem Anflug von Sarkasmus. Knirschend schwang ein Teil der Regalwand zur Seite und gab einen verborgen liegenden, mit groben Mauersteinen verkleideten Gang frei. "Sesam öffne dich", grinste Frost und trat in das Halbdunkel des Geheimgangs. "Spar dir deinen Frohmut für später, jetzt wird's ernst", ermahnte ihn Nightsky zur Vorsicht. "Ja, Mutti", knurrte Frost und tauschte in einer fließenden Bewegung die Sonnenbrille gegen ein Nachtsichtgerät. Surrend erwachte das Gerät zum Leben, das Sichtfeld des Söldners wandelte sich in ein sanftes Grün, die eingebaute Wärmebildkamera zeigte vor ihm nur erkaltetes Gestein. "Hast du alles im Blick?", fragte er seine Navigatorin und rückte das Nachtsichtgerät etwas zurecht. Wie fast jeder von Frosts Ausrüstungsgegenständen war auch dieses Gerät mehr oder weniger stark modifiziert. An seiner Seite war eine winzige Kamera angebracht, kaum größer als sein kleiner Finger. Über diese und einige weitere Vorrichtungen blieb Nightsky stets über Frosts Vorgehen informiert. "Direkt über dir befindet sich ein Kamin", kündigte Nightsky Frosts weiteren Weg an, "Er wurde wohl früher zum Beheizen des Gebäudes benutzt. Natürlich hat die Familie das Ding abgesichert. Mehrere Wärmesensoren an der Außenseite sind mit Sprengfallen gekoppelt. Wenn du zu sehr ins Schwitzen kommst, wirst du vollends gebraten!" Ein leises Grummeln war Frosts einziger Kommentar. Anstatt nach einem anderem Weg zu suchen, durchstöberte Frost erneut seine Manteltaschen. Wenig später zog er eine dünne Maske über und nahm erneut den Kletterstab zur Hand. Die Maske war genau wie sein Mantel mit einem Gespinst feiner Kühldrähte durchsetzt. Mit dieser Ausrüstung war seine Wärmesignatur nicht mehr als ein verschwommener Fleck auf den Sensoren. Über ihm verlor sich der kaminähnliche Schacht in der flirrenden, leicht grünlich verfälschten Dunkelheit des Nachtsichtgeräts. Der unsichtbare Laserstrahl des ebenfalls im Gerät integrierten Entfernungsmessers maß die Schachthöhe auf knapp zwanzig Meter. Also würde er ein kleines Stückchen klettern müssen. Frost zielte kurz, dann schleuderte der Kletterstab eine kleine Klebekapsel in die Finsternis des Kamins. Erst als das fein eingestellte Lauschmikro ein kaum hörbares Klirren auffing, betätigte Frost den Knopf zum Einholen des Seils. Die Motoren des Stabes gaben einen beruhigenden Brummton von sich, mit einem Ruck wurde Frost in die Höhe gehoben. Die letzte vier Meter musste er kletternd zurücklegen, da das Seil nicht lang genug war. Ein nicht zu verachtender Schönheitsfehler des Geräts. Den Rücken fest an die Wand gepresst, arbeitete sich Frost Meter für Meter in die Höhe, bis er mit den Händen die Kante des darüberliegenden Ganges erreichen konnte. Geschmeidig zog er sich in die Höhe und stieß sich gleich unsanft den Kopf an der für seinen Geschmack viel zu niedrigen Decke. "Danke für die Warnung", maulte er zwischen zusammengepressten Zähnen seiner Freundin zu. "Wie war das? Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen? Vielleicht sollte ich dich öfters durch solche Gänge scheuchen", kam die vor Schadenfreude triefende Antwort zurück. "Ich hab dich auch gern", murmelte Frost und setzte seinen Kopf um einige Kopfschmerzen reicher fort. "Weiß ich doch", schoss Nightsky unvermittelt zurück, "Achja, du musst gleich rechts raus." Immerhin schien sie ihre eigentliche Aufgabe nicht vollkommen zu vernachlässigen. In der leicht grünlichen Welt des Nachtsichtgeräts konnte Frost eine breite Nische in der Seitenwand erkennen. Ebenso einen Schalter knapp neben ihr. Doch Frost zögerte, als seine Hand den Mechanismus schon beinahe ausgelöst hatte. Etwas hielt ihn zurück. Es war nicht mehr als ein Gefühl, doch er zögerte. "Was ist los?", fragte Nightsky über Funk. Der Söldner antwortete nicht. Stattdessen schob er seinen Kopf näher an die Wand des Ausgang heran. Einen Moment später dankte er Gott im Stillen dafür, dass er nicht sofort den Geheimgang geöffnet hatte. In sanftem Rotorange zeichneten sich die Wärmesignaturen mehrerer Personen hinter der dünnen Wand ab. Frost zählte ein gutes Dutzend. Allesamt mit leichten bis schweren Waffen ausgerüstet. "Kontakt", flüsterte Frost und schluckte gerade noch die ihm auf der Zunge liegenden Flüche herunter. "Sieht übel aus", meldete sich Nightsky. "Schaffst du die?" Beinahe hätte der Söldner laut aufgelacht. "Vergiss es, niemals. Ich will einen Blackout in zehn Sekunden. Kriegst du das gebacken?" "Warte, ich hab soeben den Polizeifunk geknackt", zögerte die Hackerin, "Offensichtlich haben die Bullen Probleme untereinander. Ich halt dich auf dem Laufenden. Wart kurz, ich schau was sich bei dir machen lässt." "Beeil dich besser, hier wird's langsam unangenehm heiß", knurrte Frost, während er die klobige Pistole vom Typen Desert Eagle hervorzog und entsicherte. Aus Erfahrung wusste der Söldner, dass die Geschosse aus diesem Monster einen bleibenden Eindruck hinterließen. Nach der Kontrolle des Magazins fingerte er nach dem Glasfaserkabel und stöpselte es in einer nachträglich angebrachten Buchse an der Pistole ein. Beim Einrichten dieses Spielzeugs hatte Nightsky abermals ihr Talent in Sachen Elektronik bewiesen. Ja, sie waren wirklich ein gutes Team. Nachdem das andere Ende des Kabels im Nachtsichtgerät eingesteckt war, flimmerte auch schon das auf seine Augen projizierte HUD in Frosts Sichtfeld. Prüfend bewegte er die Waffe und registrierte befriedigt, wie das Fadenkreuz vor seinen Augen der Bewegung folgte. "Wie weit bist du", fragte er, während er das Geschehen in dem Zimmer weiter beobachtete. "Gib mir zehn Sekunden", forderte Nightsky. Im Hintergrund der Übertragung konnte Frost hören, wie ihre Finger über die Tastatur hämmerten. Hoffentlich beeilte sie sich... |
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23.06.2003, 21:53 | #2899 | ||||||||||||
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Ein Hoch auf Shadak ! -
Holy s-word! (Über den Sinn dieses Satzes dürft ihr euch jetzt den Kopf zerbrechen) Hätte ich doch beinahe vergessen, dem alten Shaddi zu gratulieren. Na das wär aber nicht gutgegangen. Mein armer, kleiner Riesenhamster (Oder war das wer anders? Egal, the show must go on). Jedenfalls brat ich dir hiermit meine Glückwünsche vor den Latz. Einfach so, nichtmal aus reinem Prinzip. Und ich sage dir nur, nicht die Tonnage zählt, sondern der Pilot hinterm Kanzeldach. Da bringen dir auch zig Dutzend Autokanonen nichts Und vergiss nicht : Your soul is mine |
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24.06.2003, 15:38 | #2900 | ||||||||||||
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[G][M-Story]Suicide Commando -
"Licht aus!", kam Nightskys freudige Bestätigung über Funk. Den Bruchteil einer Sekunde später fing das Lauschmikro ein leises Knacken auf, dicht gefolgt vom donnernden Aufstoßen einer Tür und dem hallenden Rattern eines tragbaren Maschinengewehres. Verdammte Scheisse, das würde hässlich werden... Während auf Frosts Thermalsicht die langgestreckten und hell orange leuchtenden Schemen der Deckenbeleuchtung langsam zu einem dunkler werdenden Gelbton wechselten, begann sich die Waffe des MG-Schützen durch die steigende Erhitzung aufzuhellen. Der Kerl musste weg, das war klar. "Du hast maximal eine Minute", erinnerte ihn die Hackerin, als er kurzentschlossen den Schalter betätigte. Fast geräuschlos glitt das Wandgemälde zur Seite und Frost ließ sich behende ins Freie gleiten. Bevor einer der Mafiosi reagieren konnte, gab die Desert Eagle bereits ein lautes Bellen von sich. Einer der Leibwächter erschauderte mitten in der Bewegung. Das Kaliber 50-Geschoss sprengte Putz aus der Wand und hinterließ ein kinderfaustgroßes Loch im Mauerwerk, noch bevor das Blut vom Kopf des Wächters auf den Boden tropfte. Die Maschinenpistole entglitt seinen kraftlos gewordenen Händen, dann stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden. Erneut spie die Pistole in Frosts Händen eine gleißende Flammenzunge sowie ein todbringendes Projektil aus, als der Söldner zur Seite hechtete und sich im Sprung herumwarf. Ein weiterer Mann wurde durch die Wucht des Einschlags zurückgeworfen, taumelte haltlos nach hinten und fiel über einen porzellanen Blumentopf. Die Maschinenpistole gab ein dumpfes Knattern von sich, als sich seine Finger um den Abzug verkrampften. Unkontrolliert ruckte die MP herum und feuerte einen tödlichen Geschosshagel ungezielt in die Umgebung, bis ein wiederholtes Klacken vom leergeschossenen Magazin kündete. Wummernd verließ eine weitere Kugel den Lauf der wuchtigen Waffe. Holzsplitter stieben durch die Luft und regneten auf den, oder besser die, MG-Schützin herab. Frost fluchte still in sich hinein. Der Schuss hätte dieses Problem eigentlich aus der Welt schaffen sollen. Stattdessen hatte die Kugel das Holz der Türe glatt durchschlagen und war dann an der Wand abgeprallt, um als pfeifender Querschläger durch den Gang zu jagen. "Fünfundfünzig Sekunden", warnte Nightsky in Frosts Ohr. Dumpfer Schmerz pochte durch Frosts Schultern, als er auf dem harten Boden aufkam und sich nach hinten abrollte. Gerade einmal fünf Sekunden waren seit dem ersten Schuss vergangen. Und jetzt erwachten seine Gegner langsam aus ihrem Schock. Flackernder Feuerschein flammte auf der Sichtprojektion auf, als die Waffen der Mafiosi zu ratterndem Leben erwachten und einen wahren Kugelhagel ausspuckten. Zischend sirrten für das Auge unsichtbare Geschosse an dem Söldner vorbei, krachten klirrend in Fliesen und Wände und hinterließen nichts als zersiebten Putz und zerfetztes Mobiliar. Frost zog den Kopf zwischen die Schultern und sprang hinter einer Wandecke in Deckung. Eine verirrte Kugel ließ die Wandverkleidung wenige Millimeter neben seinem Kopf in einer Wolke aus Staub explodieren, heulend sirrte das Projektil in die Dunkelheit von Nightskys Blackout davon. Der Söldner bog den Waffenarm um die Ecke und stützte ihn mit der freien Hand. Dank des mit der Waffe verknüpften HUDs brauchte sich Frost nicht selbst in Gefahr zu bringen und konnte trotzdem zielsicher um das Hindernis feuern. Einer der Mafiosi versuchte in geduckter Haltung in die Deckung eines Schranks in der Nähe von Frosts Position zu huschen. Ein gellender Schmerzensschrei übertönte sogar den Waffenlärm, der Mann krachte hart gegen die Wand und blieb zitternd liegen, die Hände auf eine klaffende Wunde in seinem Oberschenkel gepresst. Noch drei Kugeln. "Dreißig Sekunden!" "Es sind zu viele", flüsterte Frost, während er nach einem neuen Ziel suchte. Seine Stimme zitterte leicht unter dem Adrenalinstoß, behielt aber nach wie vor ihre geisterhafte Ruhe. Erneut peitschte ein Schauer aus Geschossen durch den Gang und über Frosts Deckung und zwang den Söldner, seine Hand hastig zurückzuziehen. Elendige Scheisse..., fluchte Frost in sich hinein. Flüsternd sagte er : "Brauche Fluchtkorridor. Ziehe mich von Position zurück." Flackernd erwachte die Deckenbeleuchtung zu neuem Leben. Verdammt, das waren mindestens zwanzig Sekunden zu früh. "Gib mir fünf Sekunden!", hallte Nightskys Stimme in seinem Ohr. "Die habe ich nicht", meinte Frost als weitere Geschosse Löcher in die Wand sprengten und den Putz in die Luft schleuderten. Seine Hand glitt unter den Mantel und löste einen grob kastenförmigen, flachen Gegenstand von seinem Gürtel. Ein Flackern einer winzigen, roten Leuchtdiode bestätigte die Zündung des Sprengsatzes, mit einem metallischen Klicken blieb er an der Wand kleben. Augenblicklich löste sich Frost aus seiner Deckung und sprintete den Gang hinab. Seine Verfolger würden eine nette Überraschung erleben, wenn sie um die Ecke bogen und somit den Sprengsatz der Annäherungsmine detonieren ließen. |
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