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29.05.2003, 18:00 | #2826 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Zwei wuchtige Schläge trieben den Angreifer zurück in die Defensive. Eine geschmeidige Drehung auf dem Absatz brachte Frost aus der Reichweite eines schnell geführten Ausfallschlages. Seine eigene Klinge blitzte auf. Wie von einem Windhauch getragen schnitt der Eisbrecher sirrend durch die Luft, wich mit einem blitzartigen Haken dem Schwert seines Gegners aus und krachte wuchtig in die Seite des Mannes. Keuchend taumelte der Angreifer zurück und presste eine Hand auf seine Rippen. Zwar hatte der Schlag nicht genug Kraft gehabt um die Rüstung zu durchschlagen, doch das machte den Treffer nicht weniger schmerzvoll. Spielerisch schwang Frost seine Waffe herum, packte den Griff erneut mit beiden Händen und blickte seinem zurückgewichenen Gegner in die Augen. Eisige Ruhe traf auf lodernde Wut. Kalt schimmernde der Stahl des Eisbrechers im schwachen Licht, die scharfe Schneide befand sich wenige Fingerbreit vor Frosts Gesicht, die Spitze deutete direkt auf das Gesicht seines Kontrahenten. "Ihr habt euch den falschen Mann zum Spielen ausgesucht. Gebt jetzt auf und ich lasse euch am Leben. Anderenfalls garantiere ich für nichts." Ein zorniges Knurren von Seiten seines Gegners brachte eine eindeutige Antwort. Frost seufzte. Aber er hatte nichts anderes erwartet. Als der Mann nach vorne sprang, stieß Frost zu und duckte sich gleichzeitig unter einem Hieb weg. Doch auch sein Gegner reagierte rechtzeitig und drehte seinen Körper zur Seite. Beide Klingen gingen ins Leere. Während der Kultist versuchte, den Schwung seines Schlages auszugleichen, ließ Frost die Waffe fahren. Zwar wurde sein Arm nach vorne gerissen, doch er nutzte die Bewegung, um blitzschnell herumzufahren und sein Bein in die Höhe zu reißen. Krachend wurde der Kopf des Angreifers in den Nacken geschmettert, als das gepanzerte Bein gegen seine Schläfe hämmerte. Im selben Moment in dem der Stiefel wieder auf dem Boden aufsetzte, schwang das zweite Bein hoch und Frosts Fuß traf den Kultisten hart in die Rippen. Gleichzeitig schnitt der Eisbrecher in hohem Bogen auf den Angreifer zu. Ein lautes Klirren, Funken sprangen durch die Dunkelheit. Scharrend glitt Stahl über Stahl, kleinere Funken tanzten über die Schneiden. "Ich gebe euch eine letzte Chance - gebt auf!", zischte Frost während er unbarmherzig die Klinge seines Kontrahenten zu Boden zwang. Schweiß perlte von der Stirn der ungleichen Gegner, eine Ader pulsierte deutlich sichtbar an der Schläfe des Kultisten. Muskeln spannten sich zu Stahlseilen, als Frost den Druck verstärkte. Sein Gegner hatte sich überschätzt. Dieser Fehler würde er nun teuer bezahlen... |
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29.05.2003, 23:11 | #2827 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Im selben Moment trafen die beiden Klingen erneut aufeinander. Doch anstatt sich erneut auf ein Kräftemessen einzulassen, gab Frost plötzlich nach. Der Kultist taumelte haltlos nach vorne, fing sich jedoch gleich wieder - allerdings nicht schnell genug. Der Waffenmeister hatte sich zu Boden fallen lassen, knickte kurz ein, drehte sich zur Seite und schlitterte direkt zwischen den Beinen seines Gegner hindurch. Kaum berührte sein Rücken das Gras, da hob sich auch schon sein Stiefel um in einer Kreisbewegung hochzuschwingen und wuchtig in den Rücken des Feindes zu krachen. Der Krieger krümmte den Rücken durch, zog die Beine an den Körper und vollführte vom eigenen Schwung getragen eine Rückwärtsrolle, während sein Gegner erneut ins Straucheln geriet. Einen Wimpernschlag später flog ein schwerer Körper über den Waffenmeister hinweg und krachte mit einem matschigen Geräusch direkt in das Rückgrat des Kultisten. Von dem unerwarteten Aufprall aus dem Gleichgewicht geworfen, ging er vollends zu Boden und wurde halb von der Leiche begraben. Diese Hunde waren noch ehrloser als Frost erwartet hatte. Nicht einmal vor den Toten machten sie Halt. Da der erste Gegner offensichtlich Probleme hatte, wieder aufzustehen, konnte sich der Waffenmeister dem zweiten Kerl zuwenden. Alternativ hätte er dem gestürzten Feind auch die Klinge in den Rücken jagen können. Doch auf das selbe Niveau wie diese ehrlosen Bastarde würde er sich nicht hinabgeben. Die schimmernde Klinge fest in der Hand, näherte sich Frost dem Hammerschwinger. Kalte, eisblaue Augen musterten den stämmigen Kerl unter dunklen Augenbrauen hervor, verfolgten jede seiner Bewegungen, versuchten unermüdlich ein Anzeichen der Schwäche zu erkennen. Sein Gegner führte einen gewaltigen und äußerst massiven Kriegshammer. Zusammen mit seiner Größe machte ihn die Waffenwahl recht schwerfällig - ein nicht zu unterschätzender Vorteil für Frost. Treffer konnte er sich nicht leisten, wenn er nicht erneut gebrochene Knochen riskieren wollte. Eine direkte Konfrontation brachte zu viele Gefahren mit sich. Es war besser, seine überlegene Beweglichkeit und Waffenreichweite auszuspielen. Besonders viel Zeit würde er nicht haben, um seinen Gegner zu besiegen. Ewig würde der andere Kultist nicht brauchen, um sich unter der Leiche hervorzuarbeiten. Mit schnellen Seitwärtsschritten umkreiste Frost den Hammerschwinger. Erst als er ihn zwischen sich und den zweiten Feind gebracht hatte, wich er mit tänzelnden Schritten zurück. Nur allmählich ließ er seinen Gegner näherkommen. Dann sprang er unvermittelt nach vorne, wirbelte auf dem Absatz herum und zur Seite. Der Eisbrecher zuckte fast unmerklich. Ein dünner Blutfluss tropfte vom Bein des Hammerkämpfers zu Boden. Die Spitze des Eisbrechers glitzerte feucht und rot. Erneut begann Frost, dem Kultisten geradezu spielerisch auszuweichen. Noch zwei Mal schnellte sein Schwert einer zuschnappenden Schlange gleich nach vorne, nur um sich augenblicklich wieder zurückzuziehen und dabei blutige Wunden im Körper seines Feindes zu hinterlassen. Brüllend stürmte dieser auf einmal nach vorne und schwang den Hammer. Frost wich auf der Stelle zurück und duckte sich unter mehreren wütend geführten Hieben hinweg. Dann traf ihn der Hammer unerwartet am Fuß und riss ihn von den Beinen. Stechender Schmerz fuhr durch seinen Knöchel, sein Körper wurde von der Wucht des Schlages herumgeschleudert. Innerlich fluchte der Krieger in sich hinein. Der Schlag war zu schnell gekommen - selbst für ihn. Geistesgegenwärtig fing sich Frost mit der linken Hand auf, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte, drehte ruckartig die Hand auf der Erde herum und warf sich herum, um seinerseits nach den Beinen seines Gegners zu treten. Er war sich nicht sicher, wessen Knochen geknackt hatten, doch sein Stiefel traf exakt das Knie seines Kontrahenten und schickte ihn zu Boden. Stöhnend stemmte sich Frost in die Höhe und humpelte ein paar Schritte zurück. Sein Knöchel jagte noch immer weitere Schmerzwellen durch seinen Körper, doch schien er nicht gebrochen zu sein. Schmerz... ja, er fühlte den Schmerz. Spürte wie er versuchte, seine Bewegungen zu lähmen und gleichzeitig sein Herz dazu trieb, mehr Adrenalin in seinen Kreislauf zu pumpen. Entweder er riss sich zusammen und unterdrückte den Schmerz, oder er ging unter. Es war eine einfache Rechnung, nur umso schwerer durchzuführen. Sein Körper schrie ihn an, seinen Fuß nicht weiter zu belasten. Doch sein Kämpferinstinkt sagte ihm, dass er keine andere Wahl haben würde, wenn er den Kampf überleben wollte. Was hatte der Alte gleich wieder gesagt? Kontrolliere deinen Körper, lass dich nicht von ihm kontrollieren. Mit zusammengebissenen Zähnen erwartete Frost den nächsten Angriff seines Gegners. Stahl blitzte im Zwielicht, als der Kultist den Hammer hoch über den Kopf hob und zum Angriff ansetzte. Sein markerschütterndes Brüllen brachte den Erdboden zum Vibrieren, die Pfähle wackelten im Takt seiner stampfenden Schritte. Schwer atmend starrte Frost der anrollenden Lawine aus Fleisch und Muskeln entgegen. Das Schwert hob und senkte sich synchron zu seinen Schultern, kalter Schweiß tropfte von seinem Kinn. Dieser Mann wollte töten. In seinen Augen brannte die pure Mordlust. Frisches Blut klebte an den mörderischen Zähnen des gewaltigen Hammerkopfes. Mit Sicherheit hatte er schon Dutzende Menschen umgebracht, hinterhältig erstochen. Allein schon seine Bereitschaft, sich an einer hilflosen Frau zu vergehen, machte ihn zu nichts besserem als einem vogelfreien Banditen, der den Tod verdiente. Dennoch war er ein Mensch. Für die Dauer zweier Sekunden schloss Frost die Augen. Seine Lippen bebten, als er die Schulter senkte und das Schwert in Angriffsposition brachte. "Vergib mir." Nur mühsam brachten seine Lippen die Worte hervor. Dann katapultierten seine Beine den Waffenmeister nach vorne. Ein einzelner, verirrter Lichtstrahl brach sich auf mehrfach gehärtetem Stahl. Als die Klinge mit brachialer Gewalt nach vorne getrieben wurde, wanderte der Lichtpunkt mit rasender Geschwindigkeit die scharfe Schneide entlang, sprang über die ausladenden Parierstangen und verblasste. Der Hammerschwinger erstarrte mitten in der Bewegung. Ein Ausdruck zutiefsten Erstaunens trat in seinen Blick. Ungläubig starrte er auf die schlanke Klinge, die seinen Harnisch durchschlagen und ihn wie einen Schmetterling aufgespießt hatte. Mehrere Sekunden lang standen die beiden Krieger reglosen Statuen gleich da. In weiter Ferne wurde der Himmel von lautlosen Blitzen erleuchtet. Langsam entglitt der gewaltige Hammer den kraftlos gewordenen Fingern und fiel mit einem dumpfen Aufschlag ins zertrampelte Gras. Mit offenem Mund starrte der Kultist den Waffenmeister an. Seine Mundwinkel zitterten, Blut floss in einem Sturzbach an seinem Kinn herab. Frost wich seinem Blick aus. Nein, es lag keine Ehre in diesem Kampf, egal wie man ihn gewann... |
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30.05.2003, 14:42 | #2828 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Der Waffenmeister rührte sich nicht. Seine Lippe war aufgesprungen und warmes Blut lief an seinem Mundwinkel herab, doch er machte sich weder die Mühe, das Blut wegzuwischen, noch das Schwert zu heben. Ebenso wie er seinen schmerzenden Schädel kaum spürte. Es hatte alles keinen Zweck. Er hatte es wieder getan. Lange Zeit war er dem Tod davongelaufen, hatte sich bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr zurückgezogen. Doch es half alles nichts. Er folgte ihm wie sein eigener Schatten, lautlos, so gut wie unsichtbar und doch stets in seiner Nähe. Ihm zu entkommen war unmöglich. Wohin auch immer er floh, er würde ihm folgen, immer bereit seine Feinde mit sich zu reißen. Er war der Richter, sein Schwert der Henker. Ein Teufelskreis. Unbarmherzig, tödlich, unendlich. Bis in alle Ewigkeit. "Werft eure Waffe weg!", forderte er mit bebender Stimme. Es war zu viel. Zu viel! Alles umsonst... All die Zeit über hatte er geglaubt, er könnte etwas an seinem Schicksal ändern. Doch wohin auch immer er schritt, er brachte den Tod mit sich. Ewige Verdammnis! |
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30.05.2003, 16:26 | #2829 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Währenddessen starrte Frost mit leerem Blick auf den gefallenen Kultisten. Sein Blick wanderte von einem der Bolzen zum nächsten, ohne die tödlichen Geschosse wirklich zu sehen. Mehrere Blutbäche liefen unter dem Körper des Toten zu einem zutiefst rot schillernden See zusammen. Der Kultist lag reglos in der stetig anwachsenden Blutlache und sah mit gebrochenen Augen zu, wie sein Körper den kümmerlichen, letzten Rest an Leben aushauchte. Es war jedes Mal der selbe Anblick. Schmerz, Leid, Tod und Verderben suchten sich als breiter, roter Strom ihren Weg in das trockene Erdreich um für kurze Zeit vergessen zu werden. Doch mit Sicherheit würde schon bald an anderer Stelle ein lebloser Körper auf den Boden klatschen, um dort ein unrühmliches Ende zu finden. Und er trug seinen Teil zu dieser blutigen Ernte bei. Eigentlich sollte er stolz auf sich sein. Stolz, diesen Abschaum vom Angesicht der Erde getilgt zu haben. Nur wollte sich das Triumphgefühl nicht einstellen, egal wie oft er seinem Verstand vorlog, dass er einen schlechten Menschen getötet hatte. Warum hatte er früher nicht derartige Probleme gehabt? War es etwa das erste Mal, dass er einen Menschen getötet hatte? Der Krieger lachte bitter. Nein, ganz bestimmt nicht. Und er hatte es auch schon damals gespürt. Jedes Mal, nachdem seine blutenden Feinde ihren letzten Atem zu seinen Füßen ausgehaucht hatten. Feinde... bah. Ja, er sollte besser wirklich stolz sein, abermals einen Menschen um sein Leben gebracht zu haben. Was für eine Heldentat. Andere Menschen hätten für eine derart glorreiche Tat sicherlich einen Orden erhalten. Verdammt sei diese Welt. Verdammt sei diese Existenz! Oh wie er sich doch selbst für sein Tun hasste! Egal wie sehr er sich dagegen sträubte, egal was er unternahm, immer wieder starben Menschen durch seine Hand. Es war das Leben des Kriegers, das ihn verfolgte. Er hatte es sich selbst ausgesucht, als er damals dem Vorbild seines Vaters folgte und in die königliche Armee eintrat. Doch hatte er wirklich eine Wahl gehabt? Die blutbesudelte Klinge noch immer in der Hand, wandte sich der Waffenmeister herum und schritt mit starrem Blick den Hügel herab. Auf in die weite Welt. Ja, dort draußen wartet noch viel Blut darauf, vergossen zu werden... |
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31.05.2003, 15:02 | #2830 | ||||||||||||
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Die Gildenlosen #3 -
Lehrmeister der Körperbeherrschung bin ich. Allerdings warne ich davor, dass ich momentan vier bis sechs Schüler auf der Liste stehen habe. Natürlich kann sich da noch das eine oder andere ändern, aber falls jemand von mir ausgebildet werden will, sollte er sich auf Wartezeiten einstellen und sich auch regelmäßig mal erkunden. Wenn ihr damit klar kommt, steht einer Ausbildung nichts im Wege. |
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31.05.2003, 16:24 | #2831 | ||||||||||||
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Mitglieder, Ränge und Abwesenheiten der Amazonen -
Im Lager vielleicht, aber nicht im Forum ;) Dafür hab ich gesorgt. |
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31.05.2003, 16:53 | #2832 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Lautlos schoben sich die Zweige vorm Höhleneingang zur Seite und gaben den Weg für das schwache Licht des Tages frei. Dann wurde es plötzlich von einem dunklen Schatten geschluckt, der sich geräuschlos in die Höhle schob. Schweigend ließ Frost seinen Blick durch das Halbdunkel wandern. Der unverkennbare Geruch einer Schattenläuferhöhle lag in der Luft. Ein seltsames Gemisch aus vergammelten Knochen, Blut und dem dichten Fell des mystischen Jägers. Und dicht aneinandergerückt hoben sich zwei menschliche Gestalten von dem tristen Grau der Felsen ab. Esteron und die Kleine aus der Taverne. In Frosts Gesicht war keinerlei Regung erkennbar, als er die Schlafenden musterte. Wie friedlich sie doch dalagen... Das Tappen von Frosts Schuhsohlen war kaum zu hören, als er neben das in einen Mantel gewickelte Mädchen trat. In aller Seelenruhe sank er auf die Knie herab und legte einen Stapel sorgfältig zusammengelegter Kleider auf den Boden. Sich schwer auf das Schwert in seiner Hand stützend, stemmte sich Frost wieder in die Höhe und verschwand ebenso lautlos wie er gekommen war aus der Höhle. Einige Schritt von dem düsteren Schlund entfernt, lehnte er sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und förderte einen dunklen Lappen aus der Tasche zu Tage. Ein Schwall Wasser aus der altgedienten Feldflasche wurde gierig von dem trockenen Lappen aufgesogen. Geschmeidig fuhr das Stück Stoff über die schlanke Klinge. Wasser... Neues Leben vernichtet die Reste von vergangenem... |
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31.05.2003, 20:16 | #2833 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Es dauerte mehrere Minuten, bevor sich von Seiten Frosts eine Regung zeigte. Ruhig wie zuvor stand er da, den Rücken am Baum und putzte mit geradezu chirurgischer Präzision die letzten Blutreste von der Klinge. Die Schatten unter seiner Kapuze schienen im letzten Licht der Abendsonne zu eigenem Leben zu erwachen. Je weiter die Sonne hinter den Berggipfeln versank, desto weiter kletterten das weitgefächerte Netzmuster des durch das Blätterdach einfallenden Lichtes über den düsteren Stoff seines Mantels und brachte mit jedem Millimeter die Schwärze vor Frosts Gesicht zum Wogen. Nur unscharf war das Profil seines Kopfes erkennbar. Einzig die Augen stachen durch ihr kaltes Blau aus dem Meer der Dunkelheit hervor. Schließlich, es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, die allein von den monotonen Bewegungen des Putzlappens geprägt wurden, ließ Frost das Schwert sinken und verstaute den Stofffetzen in seinem Gepäck. Kurz darauf verschwand auch der Eisbrecher in seinem ledernen Ruhebett. "Meine Taten verdienen keinen Dank", meinte er mit emotionsloser, leiser Stimme. "Ich habe Leben genommen um Leben zu geben. Doch wer sagt mir, dass es recht war?" Ein tiefes Durchatmen war zu hören. "An meinen Händen klebt frisches Blut. Egal wie viele Menschen mein Gegner getötet hat, ich habe es ebenso getan. Meine Hand entscheidet über Leben sowie über Tod. Wer gibt mir das Recht für solch ein Tun? Warum führt das Leben der einen über den Tod der anderen?" |
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01.06.2003, 15:13 | #2834 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Das Knacken eines Astes riss Frost aus seinen Gedanken. Nein, kein Zweifel - der Ast war unter dem Gewicht eines schweren Körpers gebrochen, nicht durch den Aufprall auf dem Waldboden. Dafür war das Geräusch zu laut und nicht dumpf genug gewesen. Jemand näherte sich. Geschmeidig ließ sich der Waffenmeister in den Schatten des Baumes gleiten. Kurz darauf war ein Schemen zu erkennen, der lautlos zwischen den dunklen Säulen des Waldes umherhuschte. Geschützt von dem Stamm einer mächtigen Tanne verharrte der Krieger. Dicht an die rauhe Rinde des Stammes gepresst, wagte er einen Blick über die Schulter. Er hatte sich nicht getäuscht. Unschwer konnte er die gedrungene Gestalt erkennen, die durch das Unterholz stolperte. Ihr Kopf war in ständiger Bewegung, unruhig drehte er sich von einer Seite zur anderen. Offensichtlich suchte sie nach etwas. Oder jemanden. Sie sah nicht aus wie ein Jäger. Bis auf ein gewöhnliches Schwert am Gürtel der Person konnte Frost keine weiteren Waffen ausmachen. Geduldig wartete der Krieger weiter ab. Als sich die Gestalt weiter näherte, konnte er erkennen, dass es sich um einen Mann jüngeren Alters handelte. Und er trug den Waffenrock eines Stadtgardisten. Mit Sicherheit einer der Rekruten. Doch was machte er hier im Wald, immerhin ein gutes Stück abseits der Hauptstadt? Frost entschloss sich, seine Tarnung aufzugeben und trat direkt in das Sichtfeld des Jungen. "Sucht ihr jemanden?", fragte er mit einem leicht lauernden Unterton. Der Junge blieb erschrocken stehen und starrte mit offenem Mund auf den wie aus dem Boden gewachsenen Waffenmeister. "Ich... ich...", begann er verwirrt, fasste sich dann jedoch halbwegs, "Ich meine, ja!" "So?" Frost näherte sich dem Rekruten bis auf einen Schritt und musterte ihn aus seinen kalten, eisblauen Augen. Der Junge war gut anderthalb Köpfe kleiner als er. Schwarzes Haar klebte feucht an seiner Stirn, seine Schultern fielen bei jedem Atemstoß herab. Offensichtlich war er die gesamte Strecke gelaufen. "Sagt mir wen ihr sucht. Vielleicht kann ich euch weiterhelfen", sprach Frost mit ruhiger Stimme. Es war unschwer zu erkennen, dass sich der Junge nicht wohl in seiner Haut fühlte. Sein Blick wanderte unruhig umher, verharrte sekundenlang auf dem Waffenmeister um dann gehetzt die Umgebung abzusuchen. Die Hand des Rekruten lag auf dem Schwertgriff, der Krieger konnte sehen wie sehr sie zitterte. Er konnte ihm seine Angst nicht verübeln. Wäre er in seinem Alter und ein dunkel gekleideter Kerl würde aus dem Nichts vor ihm erscheinen, hätte er wohl auch leichte Panik bekommen. "Ein... einen Mann!", platzte der Junge heraus. Sofort wurde ihm bewusst, dass er damit keine wirkliche Aussage gemacht hatte. "Ähm, ich meine... sein Name ist Frost! Glaube ich... doch, Frost war sein Name!" Ruhig griff Frost nach seiner Kapuze und schlug sie zurück. "Das bin ich", meinte er mit der selben Ruhe, "Ihr habt mich also gefunden. Wie lautet euer Name und warum sucht ihr nach mir?" Der Junge strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, welche jedoch einige Sekunden darauf gleich wieder herabfiel. Doch immerhin schien er sich langsam zu beruhigen. "Ihr seid Frost?", fragte er unsicher, "Innos sei Dank, dass ich euch gefunden habe! Der Rat, ähm... Torjan - Torjan ist mein Name." Erneut bugsierte der Rekrut die widerspenstige Haarsträhne aus seinem Gesicht. "Der Rat hat mich geschickt - um euch zu warnen!" Jetzt rutschte Frosts Augenbraue ein Stück nach oben. "Warnen? Sprecht, wovor wollt ihr mich warnen? Gibt es Probleme?" Eine dunkle Vorahnung schien sich wie ein Schatten über Frosts Gesicht zu legen. Und wurde bestätigt, als Torjan fortfuhr. "Die Inquisition... sie hat einen Teil des Rates festnehmen lassen! Herr Sprenger, Ratsherr Garfeld, der Graf von Draken, Minor, ja sogar der ehrenwerte Herr Norlin! Sie sollen schon bald hingerichtet werden!" Der Waffenmeister atmete tief durch. Er hatte etwas in der Art befürchtet. "Erzählt mir, wie es passiert ist", forderte er den Jungen auf. "Sie haben Beweise gefunden, dass die Ratsherren mit dem Kult in Verbindung stehen! Sie haben ihre Häuser durchsucht und Symbolringe gefunden. Ich weiß auch nicht, wie das geschehen konnte!" "Diese falschen Bastarde...", knurrte Frost. Torjan wich erschrocken zurück. Für ein paar Sekunden schloss der Waffenmeister die Augen. Er konnte sich schon vorstellen wie die Sache abgelaufen war. Falsche Beweise verteilen und die Verdächtigen dann so schnell wie möglich hinrichten lassen. Eisiger Zorn fraß sich durch Frosts Venen. Es war schon einige Zeit her, dass er einem ähnlichen Intrigenspiel zum Dank in die Barriere geworfen worden war. "Bleibt bei mir", meinte er schließlich an Torjan gewandt, bevor er sich umwandte und zur Höhle zurückeilte. "Esteron! Wir müssen so schnell wie möglich zur Stadt zurück. Packt eure Sachen und folgt mir. Uns bleibt nicht viel Zeit." "Zurück zur Stadt?", keuchte Torjan erschrocken, "Seid ihr verrückt? Sie werden euch umbringen! Das kann doch nicht euer Ernst sein!" Frost fuhr herum und hob warnend den Finger. "Das ist mein voller Ernst. Ich werde ein derartiges Verbrechen nicht zulassen. Es ist an der Zeit, diesen Inquisitionshunden ihre Grenzen aufzuzeigen!" Mit diesen Worten schob er sich an Torjan vorbei aus der Höhle. Ja, die Inquisiton würde ihr blaues Wunder erleben. Dieses Mal war sie zu weit gegangen... |
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01.06.2003, 20:27 | #2835 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Frosts Miene blieb unbewegt. Trotz der heftigen Widersprüche marschierte er zügig weiter, direkt auf den Waldrand zu. Torjan und Esteron hatten leichte Probleme, Schritt zu halten. "Hört mir gut zu", wandte er sich im Laufen an Lehna ohne ihr den Kopf zuzuwenden, "Ich werde nicht zulassen, dass erneut Menschen getötet werden, nur weil sie diesen feigen Schweinen im Wege stehen. Wenn die Inquisition wirklich dumm genug sein sollte, auch nur im Entferntesten zu glauben, dass sie damit durchkommt, dann wird sie ihr blaues Wunder erleben." Knackend gaben tiefhängende Zweige eines Baumes nach, als Frost geradewegs durch sie hindurchlief. Dann trat er aus den Schatten des Waldes in das saftige Grasland hinaus. Sein Blick fiel auf die Silhouette der Hauptstadt. Dunkel zeichneten sich die mächtigen Mauern Gorthars am Horizont ab, deutlich war der Schemen der Feste zu erkennen, die sich nahe dem Hafen über die Stadt erhob. Momentan hausten eindeutig zu viele Ratten in dem einst prächtigen Herzogssitz. Die Inquisition spielte gerne mit Feuer. Jetzt würden sie sich gewaltig daran verbrennen. Das Rot der Abendsonne ließ den Himmel über der Stadt in einem infernalen Schein erstrahlen. Unwillkürlich fühlte sich Frost an jene Nacht zurückerinnert, in der er zusammen mit Kaszan Toras und seinen Begleitern an Bord der Sturmbringer gestanden hatte, um dem größenwahnsinnigen Hofmagier Sorim Einhalt zu gebieten. In dieser Nacht hatte er den Tod gefunden. Und war im selben Moment zu neuem Leben erwacht. Ein Leben für ein neues. Doch er hatte nicht vor, noch einmal das Schicksal herauszufordern. Dieses Mal nicht... "Frost, hört doch auf sie!", mischte sich Torjan ein. Seine Stimme klang geradezu flehend. "Diese Leute sind verrückt! Es nützt niemanden etwas, wenn ihr geradewegs in euer Verderben rennt! Bitte, geht nicht!" Der Waffenmeister atmete tief durch und schloss die Augen. Dann blieb er abrupt stehen und drehte sich zu seinen Begleitern um. In seinem Blick stand zutiefste Entschlossenheit. "Ich sage es ein letztes Mal. Ich werde nicht zusehen, wie diese Diener Innos'", er spie das Wort geradezu aus, "erneut unschuldige Menschen hinrichten." Sein Blick bohrte sich direkt in Lehnas. "Ihr habt den Schlächterhügel gesehen. Beinahe hättet ihr das Schicksal seiner Opfer geteilt. Und ihr wollt diese Ratsmänner wirklich diesem Tod überlassen?" Der Mantel sprang zurück und Frosts Hand fiel genau auf den Griff des Eisbrechers. "Ohne mich." Sein Blick sprach Bände. Stille legte sich über die Szenerie. Niemand sprach ein Wort. Keiner regte sich. Einzig und allein Frosts Mantel bewegte sich leise flatternd im Wind. "Tannenberg will mich aus der Defensive locken. Gut, das hat er geschafft. Doch werde ich ihm nicht das Feld freiwillig überlassen. Wenn er denkt, er würde so leichtes Spiel haben, dann irrt er gewaltig." Frosts Finger lösten sich vom Schwertgriff und fuhren zärtlich über das Leder seiner unter dem Mantel verborgen liegenden Umhängetasche. "Falls er es wirklich wagen sollte mich anzugreifen, riskiert er einen ausgewachsenen Bürgerkrieg. Diese Stadt hat unter der Herrschaft Sorims genug gelitten, auch wenn sie nur äußerst kurz war. Tannenberg ist ein Narr, wenn er denkt mit der Sense regieren zu können. Vielleicht zählt mein Wort allein nicht genug, doch gab es vor nicht allzu langer Zeit einen General, dessen Name allein ausreichte, um die Armee zu vereinigen." Der Krieger ließ seinen Blick über die Gesichter seiner Begleiter wandern. Scheinbar wusste niemand so recht, was er sagen sollte. So brach er selbst erneut das Schweigen. "Ihr braucht mich nicht zu begleiten. Ich kann euch nur zu gut verstehen, wenn ihr euch von der Stadt fernhalten wollt. Vielleicht habt ihr ja Recht, und ich laufe geradewegs in den Tod. Doch dann sterbe ich wenigstens im Kampf gegen dieses Maskenregime eines verrückten Inquisitors und warte nicht mit eingezogenem Schwanz in einem Loch darauf, dass sich der Sturm legt. Ihr seid noch jung und habt ein ganzes Leben vor euch. Es wäre besser, es nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Wie dem auch sei, es ist eure Entscheidung und ich werde sie respektieren. Doch ich werde nicht umkehren." Ohne sich auf eine erneute Diskussion einzulassen, wandte sich der Krieger herum und schritt geradewegs auf die Hauptstadt zu. Torjan blickte unentschlossen erst zu Lehna, dann zu Esteron und schließlich auf den davonschreitenden Waffenmeister. Zögernd machte er einen Schritt nach vorn, bevor er zu den beiden anderen zurückblickte. Dann beeilte er sich, zu Frost aufzuschließen. |
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03.06.2003, 17:57 | #2836 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Es dauerte nicht lange, bis der schwarzgepanzerte Krieger das Stadttor erreichte. Er hatte seinen Schritt etwas verlangsamt, um Esteron und seiner Freundin Gelegenheit zum Aufschließen zu gewähren. Nun ragte das gewaltige Stadttor vor ihm auf. Schon nach wenigen Schritten legte sich der Schatten des Bauwerkes um die Gestalt des Waffenmeisters und schien sie geradezu zu verschlucken. Bedrohlich hingen die Zacken des eisernen Fallgatters über seinem Kopf, ließen das Tor zu einem gierig aufgerissenen Schlund werden, jederzeit bereit zuzuschnappen. Schwere Schritte hallten in dem breiten Torgang. Zwei Gestalten lösten sich von ihren Positionen am Rande des Tores, rückten ihre Hellebarden zurecht und bewegten sich zielstrebig auf die Mitte der Straße zu, als sie den Waffenmeister bemerkten. "Halt, ihr müsst euch zu erkennen geben, bevor ihr passieren dürft", sprach eine der Torwachen mit geradezu monotoner Stimme. Kein Wunder, bei dieser Hitze den halben Tag das Tor zu bewachen und Reisende zu überprüfen, war keine sonderlich spannende Arbeit. Frosts Miene schien wie aus Stein gemeißelt, als er aus den Schatten trat. Er konnte hören, wie hinter ihm Torjan erschrocken zusammenfuhr. "Ihr... seid ihr nicht Frost?!", entfuhr es der zweiten Wache. "Wo versteckt sich dieser Schlächter, der sich selbst einen Diener Innos nennt?", antwortete Frost kühl. Die Wachen wechselten einen kurzen Blick. Offensichtlich wussten sie nicht so recht, wie sie reagieren sollten. "Wir... Inquisitor Tannenberg gab Befehl, unverzüglich auf euch zu schießen..." "So, hat er das?", schnappte der Waffenmeister. "Und ihr führt seine Befehle aus, ohne sie in Frage zu stellen?" Der Krieger lachte düster. "Was ist nur aus diesem Land geworden...", meinte er kopfschüttelnd, "Ich erinnere mich noch gut, wie vor wenigen Monaten die Menschen von Gorthar zusammenstanden, um sich gegen die Terrorherrschaft Sorims aufzulehnen. Und jetzt lasst ihr euch von einem Inquisitor aus Torin, einem menschenverachtendem Bastard, herumkommandieren? Er lässt euren gewählten Rat verhaften und ihr unternehmt nichts dagegen? Bah!" Der Wachmann öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch dann schloss er ihn wieder und senkte den Blick. Erst nach mehreren Sekunden meldete sich sein Kamerad zu Wort. "Der Rat...", er schluckte schwer. Die Spitze seines Stiefels fuhr unruhig über das staubtrockene Pflaster. "Sie sind tot. Tannenberg hat alle hinrichten lassen. Wir... es..." Er brach ab. Scheinbar fehlten ihm einfach die Worte. Stille. Frosts Blick schien sich direkt durch den Kopf des Soldatens bohren zu wollen. Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel war zu sehen, seine Rechte öffnete und schloss sich in einem unregelmäßigen Takt. Krampfhaft zwang er seine Hand zur Faust. "Dieser... Dieser Sohn einer torinischen ********!" Die Höllenglut selbst schien sich in Frosts Augen zu spiegeln, als seine Hand zum Schwertgriff glitt. "Das war sein letzter Fehler. Ich werde diesem Schwein persönlich die Eingeweide aus dem Leib reißen. Damit kommt er nicht durch!" Mit aller Macht kämpfte Frost um seine Beherrschung. Liebend gerne hätte er sein Schwert gezogen, um sie in Blut zu tränken. Einfach nur, um seiner Wut einen Puffer geben zu können. An die Torwachen gewandt fuhr er fort. "Gebt den Weg frei. Bei den Dreien, gebt den Weg frei!" Geradezu panisch wichen die beiden Wachtposten zurück. Einem in Rage geratenen Luzkan gleich stampfte Frost durch das Tor, die Hauptstraße entlang. Die Torwachen wechselten einige schnelle Worte, dann hörte er das Klacken von Kampfstiefeln auf dem Pflaster. Rücksichstlos stieß Frost im Weg stehende Passanten zur Seite, kümmerte sich nicht um die wütenden Beschimpfungen, die ihm hinterhergerufen wurden. Sein Ziel stand fest. Zielstrebig wie einer der gefürchteten Rachegeister aus uralten Sagen hielt er auf die Festung zu. Sein Mantel schien diesen Eindruck noch verstärken zu wollen, schwarzen Schwingen gleich flatterte er im Wind. Der Anblick der sich hoch über der Stadt erhebenden Feste ließ erneut die Erinnerung an die letzte Schlacht gegen Sorim in seinem Gedächtnis aufsteigen. Die sonst so stolz auf der Klippe sitzende Festung kam ihm wie ein gewaltiges Ungeheuer vor, das sich mit gebleckten Fängen in den Fels krallte. Es wurde Zeit, die Ratten auszutreiben. Als er sich dem Sitz des Rates näherte, konnte er das leise und dumpfe Läuten einer Glocke hören. Zuerst dachte er, es würde vom Hafen her kommen. Ganz falsch war seine Vermutung auch nicht. Allerdings handelte es sich eher um den Kriegshafen. Eine Alarmglocke. Zum ersten Mal seit dem Betreten der Stadt blickte der Waffenmeister über die Schulter zu seinen Begleitern zurück. Torjan fehlte. Der Krieger machte sich keine allzu großen Gedanken um den Jungen. Wahrscheinlich war es besser, wenn er nicht zusammen mit ihm gesehen wurde. Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, setzte er seinen Weg fort. Je näher er der Feste kam, desto lauter wurde das Glockenläuten. Kein Wunder, befanden sich der Exerzierplatz doch direkt vor dem Aufgang zur Festung. Als Frost um die Hausecke der Kaserne bog und den Platz betreten wollte, bot sich ihm eine Überraschung. Erstaunt blieb er stehen, behielt die Hand jedoch dicht am Schwertgriff. Auf dem Platz hatte sich eine beachtliche Anzahl gorthanischer Gardisten eingefunden. Stahl blitzte in der Sonne, es war richtiggehend unangenehm, die kampfgerüsteten Krieger direkt anzusehen. Ständig stach eine der Lichtreflexionen in Frosts Auge. Frosts Haltung spannte sich. War das eine Falle? Hatte Tannenberg auf ihn gewartet? Jede Sekunde rechnete er damit, das unheilvolle Klacken einer Armbrust zu hören. Mittlerweile hatte sich die gesamte Aufmerksamkeit des Platzes auf den Waffenmeister gerichtet. Frost konnte die abschätzenden Blick der Soldaten geradezu auf der Haut spüren. Doch niemand machte Anstalten, ihn anzugreifen. Das Klirren von Ketten durchbrach die Stille, einige Gardisten traten zur Seite und bildeten eine schmale Gasse. Ein breitschultriger Krieger in einem schweren Plattenpanzer trat nach vorne. Langes, schwarzes Haar fiel nass über seine Schultern, wurde nur an wenigen Stellen durch graue Strähnen durchbrochen. Wache, dunkelbraune Pupillen musterten den Waffenmeister, ein Helm der gorthanischen Armee klemmte locker unter seinem Arm. Schweißperlen glitzerten feucht auf der Stirn des Mannes, sein Brustkorb hob sich in schweren Stößen. Unter den beiden weißen Schwänen des Wappens auf seiner Brust kreuzten sich zwei goldene Schwerter. "Ihr seid Frost?", brach er schließlich das Schweigen. Der Waffenmeister nickte. "Der bin ich. Und um wen handelt es sich bei euch?" Zu Frosts Erstaunen trat der Offizier direkt auf ihn zu, striff den Panzerhandschuh von der Hand und streckte sie ihm mit einem schmalen Lächeln entgegen. "Telaron, derzeitiger General der Armee von Gorthar. Freut mich eure Bekanntschaft zu machen, ich habe schon einiges von euch gehört." Nach kurzem Zögern ergriff Frost die ihm angebotene Hand. "Ich wünschte, ich könnte das gleiche behaupten. Doch leider lehrte mich die Vergangenheit, dass ich nicht überall willkommen bin." Das Lächeln des Generals verbreiterte sich. "Ihr habt nichts zu befürchten. Torjan hat mir alles erzählt. Die Torwachen ebenfalls. Und ihr habt vollkommen Recht. Wir können uns dieses Gemetzel nicht länger mit ansehen. Sorim war damals schlimm genug, doch dieser Inquisitor scheint mit allen Mitteln versuchen zu wollen, ihm, den Rang abzulaufen." Frost erwiderte das Lächeln, wenn auch deutlich grimmiger. "Tannenberg ist zu weit gegangen. Wenn er unbedingt einen Krieg mit dem Kult ausfechten will, dann nicht auf den Rücken unschuldiger Bürger! Die von euch, dem Volk, gewählten Vertreter mussten bereits mit ihren Leben bezahlen! In seinem Wahn richtet er ein Blutbad unter Unschuldigen an. Ihr habt den Schlächterhügel gesehen. Diese Menschen waren nicht gefährlicher als gewöhnliche Bauern! Arme Schlucker, die sich in ihrer Not dem Hilfe versprechenden Kult hingaben. Nun verrotten ihre verstümmelten Leichen vor der Stadtmauer. Wollt ihr genauso enden? Wer Tannenberg im Wege steht, wird beseitigt. Er ist ein Fanatiker, ein Wolf im Schafspelz! Doch noch ist es nicht zu spät. Wenn wir jetzt zuschlagen, können wir ihn tödlich treffen, bevor er sich vorbereiten kann!" Der Krieger hatte laut genug gesprochen, dass jeder Anwesende seine Worte verstehen konnte. Zustimmendes Raunen machte sich breit, vereinzelt wurden Schwerter aus ihren Scheiden gerissen. "Auf zur Feste!", brüllte Telaron schließlich. Mit stampfenden Schritten und wütenden Rufen machte sich die gewaltig angewachsene Truppe auf den Weg zur Burg. |
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03.06.2003, 22:09 | #2837 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Situationsbericht!", bellte Telaron, als sich einer der Berichterstatter näherte. Der Soldat blickte auf einen Pergamentfetzen, während er sich mit der freien Hand durch die kurzgeschnittenen Haare fuhr. Es schien als ob er sich am liebsten hinter dem Papierfetzen versteckt hätte. "Nun, wir... haben gut vierzehn Männer verloren, dazu noch mehrere Verletzte, die meisten schwer." Telarons Augenbraue rutschte ein Stück nach oben. "Was sagt ihr da? Wieviele von diesen Hunden habt ihr erwischt?" Der berichterstattende Soldat schien sich alles andere als wohl in seiner Haut zu fühlen. Sein Blick wich dem des Generals aus und heftete sich fest auf das Pergamentstück. "Gar keinen", gestand er kleinlaut. Der General atmete hörbar aus, während Frost die Augen schloss und seine Stirn zwischen Daumen und Zeigefinger stützte. "Es... es handelt sich hauptsächlich um Rekruten...", stammelte der Soldat. "Sie waren wohl etwas übermütig und wollten unbedingt einen dieser Bastarde erwischen..." Erneut fuhr die Hand des Berichterstatters begleitet von einem kaum hörbaren Schaben über seinen Hinterkopf. "Nun gut", seufzte Telaron schließlich, ?Schickt sofort einen Medicus, der sich um die Verwundeten kümmern soll." Mit einem knappen Nicken verabschiedete sich der Soldat und verschwand sichtlich erleichtert mit schnellen Schritten in dem auf den Wehrgang hinausführenden Gang. Der General drehte sich um und lehnte sich schwer auf die Zinnen der Burgmauer. Eine schwache Brise trug salzige Meeresluft heran und umspielte seine schwarzen Haare. "Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich nicht zu alt für diesen Posten bin", sprach er schließlich, den Blick starr auf die wogende See hinaus gerichtet. Frost löste sich von der Wand, an der er bis eben gelehnt hatte und stellte sich neben den General. Seine silbergrauen Haare und die nachtschwarze Rüstung bildeten einen krassen Kontrast zu der Gestalt Telarons. Es war ein seltsames Bild. Die beiden Männer glichen personifizierten Gegenpolen. Telarons Rüstung glänzte hell im Sonnenlicht, während Frosts Gestalt stets von einer Aura der Dunkelheit umgeben schien. Ein General und ein ehemaliger. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Und doch verband sie das selbe Schicksal. "Das hatte ich mich damals auch oft genug gefragt." Seine Stimme war leise. Schweigend betrachteten die beiden Krieger die in der Abendsonne feuerrot glitzernden Wogen des Fjordes. Einige Fischerboote schoben sich über die sanften Wellen, vorbei an den wie Dornen in die Höhe ragenden Wachttürmen des Hafens, zurück in die Sicherheit der schützenden Hauptstadt. Winzige, weiße Schemen kreisten um den nördlichen Turm, das schrille Kreischen der Möwen war selbst auf der Burg noch zu hören. "Macht euch keine Vorwürfe", sprach Frost nach einigen Minuten der Ruhe weiter. "Es war nicht eure Schuld. Ihr wisst, wie schwer das Temperament der Jungen zu zügeln ist. Dass die Inquisitoren warnungslos das Feuer eröffnet haben, zeigt nur wie rücksichtslos sie wirklich sind. Sie hatten von Anfang mit einer derartigen Situation gerechnet. Stellt euch vor was hätte passieren können, wenn sie noch länger die Stadt verpestet hätten." Der General rieb sich mit dem Zeigefinger die Augen. So wie er jetzt dastand, wirkte er um einiges älter als noch vor kurzer Zeit auf dem Platz. Selbst seine rabenschwarzen Haare schienen etwas von ihrem Glanz eingebüßt zu haben. "Da habt ihr wohl Recht", seufzte er und löste sich endlich vom Anblick der schillernden Wellen. "Dennoch, das Gefühl gute Männer zu verlieren ist einfach kaum zu ertragen. Gerade dann, wenn sie noch so jung sind." Auch Frost drehte sich herum und beobachtete das Treiben auf dem Burghof. Auf dem gegenüberliegenden Wehrgang stützte ein Soldat seinen Kameraden, der sich an der Mauer festhaltend auf eine Treppe zuschleppte. Aus einem Loch in seinem Brustpanzer sickerte dunkles Blut. Einer der anderen Soldaten im Hof bemerkte den Verwundeten und stürmte die Treppe hinauf, um ihm zur Hilfe zu kommen. "Ich kann euch nur zu gut verstehen." Frosts Augen schimmerten in stiller Trauer. Ein bohrender Schmerz erfüllte seine Brust, ließ sich nur schwerlich zurückdrängen und vermittelte ihm das Gefühl, jeden Moment ersticken zu müssen. Gierig sog der Krieger die kühle, salzige Luft in seine Lungen. "Die Toten kann uns niemand zurückbringen. Wir können nur hoffen, dass unsere Entscheidungen anderen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Doch egal wie man es betrachtet, eine wirkliche Lösung gibt es nicht. Am Ende wird stets ein Mensch sein Leben lassen müssen." Erneut hing das Schweigen wie eine schwere Decke über den beiden Kriegern. Keiner der beiden schien so recht zu wissen, was er sagen sollte. Es gab nichts mehr zu sagen. Die Schmerzensschreie der Verwundeten machten sämtliche Worte überflüssig. Erst als am Tor ein reges Gedränge entstand, wurden die Männer aus ihren Gedanken gerissen. "Was ist denn da los?", murmelte Telaron. "Ich werde es mir mal genauer ansehen", beschloss Frost, stieg die steile Treppe in den Hof herab und näherte sich dem Geschehen. Die Soldaten hatten zwei Fremde aufgehalten - Einen Mann jüngeren Alters und eine ebenfalls recht Junge Frau. Die Rüstung des Mannes ließ Frost stutzen. Was machte ein Söldner Lees hier? Die Frau hingegen wirkte deutlich unauffälliger. Vielleicht eine neugierige Bürgerin, die von dem regen Treiben angelockt worden war. Sanft schob Frost einen der Soldaten zur Seite und arbeitete sich zu den Fremden vor. "Entschuldigt mein forsches Auftreten, doch ich muss euch bitten, die Festung wieder zu verlassen. Hier gab es ein paar Probleme mit den Ratten, doch es ist alles unter Kontrolle. Dennoch dürfen nur Soldaten Gorthars die Burg ohne ausdrückliche Erlaubnis des Rates oder des Generals betreten." Frost glaubte nicht, dass ihm der Söldner die Rattengeschichte abnahm. Ihm ging es einzig und allein darum, dass die Bürger der Stadt von dem Vorfall nicht allzu schnell Wind bekamen. Spätestens morgen war das zwar auch egal, doch bis dahin würde sich die Lage etwas stabilisiert haben. |
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03.06.2003, 22:30 | #2838 | ||||||||||||
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UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #2 -
Ich bin jetzt Waffenmeister. Hatte ich bisher glaube ich noch nicht erwähnt. |
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03.06.2003, 22:45 | #2839 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Frost", antwortete der Waffenmeister nach längerem Schweigen ungerührt. "Und ihr habt Recht - Diese Soldaten unterstehen nicht meinem Kommando. Ich arbeite derzeit für den Stadtrat von Gorthar und helfe von Zeit zu Zeit auch bei dem Aufräumen, wie ihr unschwer erkennen könnt." Auf einen Wink hin senkten die Wachen ihre Waffen und kehrten zurück an ihre Arbeit. Frost ergriff Sly und Redsonja sanft an den Schultern und schob sie mit leichtem Druck aus dem Burghof. "Was die Moral anbelangt - Nun, niemand ist sonderlich glücklich wenn er den Mist beseitigen darf, den die Ratten hinterlassen haben. Ich danke euch für eure Hilfe, doch sind die Ratten wie ich schon sagte inzwischen ausgewandert. Und sie werden sicherlich nicht so schnell zurückkommen." Nachdem er die beiden zum Tor bugsiert hatte, verschränkte der Krieger die Arme vor der Brust und seufzte leise. "Wenn ihr unbedingt in die Burg wollt, dann lasst euch vom Rat eine Ermächtigung geben. Falls ihr nicht über ein derartiges Schreiben verfügt, muss ich euch bitten, zu gehen. Die Ratten haben einigen Schaden angerichtet, den es nun zu beheben gilt." |
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04.06.2003, 07:59 | #2840 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"Wir haben die Schiffe." Telaron nahm einen Schluck aus seinem Zinnbecher. Der dunkle, rote Wein drang an seine Lippen und verschwand nach kurzem Schlucken in seiner Kehle. Mit einem leisen Ping wurde der Becher auf der Tischplatte abgestellt. "Sie wurden im Kriegshafen auf das Trockendock gelegt. Falls diese Inquisitoren nach Torin zurückkehren wollen, dürfen sie entweder lange paddeln oder sich mit den anderen Haien vergnügen." Kratzend fuhr die Schreibfeder über ein an den Ecken leicht angerissenes Pergament und hinterließ auf ihrem Weg eine geschwungene Spur aus schwarzer Tinte. Nachdem er die Zeile beendet hatte, stellte der General das Schreibgerät zurück in das Tintenfass und blickte den ihm gegenübersitzenden Waffenmeiser ernst an. "Lange wird es nicht dauern, bis Torin von der Angelegenheit erfährt. Was glaubt ihr, wie wird das Reich reagieren?" Frost sank ein Stück in dem hochlehnigen Stuhl zurück und faltete seine Hände im Schoß. "Gar nicht", meinte er nach kurzem Überlegen. "Selbst für die Verhältnisse der Inquisition ist Tannenberg etwas über das Ziel hinausgeschossen. Sie werden sicherlich alles andere als erfreut über die Lage sein, doch eingreifen werden sie nicht. Wahrscheinlich wird Tannenberg zusammen mit seinem Gefolge als Abtrünnige oder Splittergruppe abgestempelt werden, damit sich das Reich von ihm distanzieren und nicht noch weiter in Verruf geraten kann." Der Krieger nahm sich die Zeit, an seinem eigenem Wein zu nippen, bevor er weitersprach. "Einer von Tannenbergs Handlangern hat sich gestellt?", fragte er mit gehobener Augenbraue. Der General nickte. "Ein einfacher Dieb, allerdings scheint er sein Handwerk durchaus zu verstehen. Tannenberg wollte ihn wohl beseitigen lassen, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte. Doch er konnte entkommen. Als er von der Hinrichtung der Ratsherren erfuhr, stellte er sich. Falls ihr ihn sprechen wollt, er sitzt im Kerker." "Das wird nicht nötig sein", winkte Frost ab. "Was konntet ihr durch ihn erfahren?" Telaron schob das eben unterzeichnete Schriftstück zur Seite der Tischplatte und förderte dann aus einer der Schubladen des Schreibtisches einige Aufzeichnungen zu Tage. "Nun, bei den Siegelringen die in den Residenzen der Ratsherren gefunden wurden, handelt es sich um Imitate. Nur Defays Ring scheint keine Fälschung zu sein. Ich habe die Ringe von einem Freund untersuchen lassen, er bestätigte die Aufzeichnung. Offensichtlich handelt es sich um unterschiedliche Materialien, auch wenn der Unterschied mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist. Auf der Innenseite von Dafays Ring finden sich winzige Reste von khorinischem Erz. Bei den anderen Ringen handelt es sich um normalen, gorthanischen Schwarzstahl." Frost nickte und stützte sich mit dem Ellenbogen auf der Armlehne des Stuhls ab, um sanft durch seinen Bart zu streichen. "Als ob die voreilig vollzogene Hinrichtung nicht auffällig genug gewesen wäre. Damit habt ihr den Beweis, dass Tannenberg falsch spielt." General Telaron schob seinen Sessel ein Stück zurück, dann erhob er sich von seinem Platz und ging zum Fenster. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen starrte er auf den Burghof hinaus. "Ich habe Tannenberg zusammen mit seinem Gefolge als Feinde des Reiches deklarieren lassen. Er hat nicht nur den Willen des Volkes hintergangen sondern auch noch gorthanische Soldaten getötet. Wenn er sich in der Nähe der Stadt blicken lässt, ist er auf der Stelle festzunehmen oder im Falle von Widerstand auch zu töten. Die Wachen an den Toren wurden verstärkt, obwohl ich nicht glaube, dass Tannenberg töricht genug ist, die Stadt anzugreifen. Das wäre sein sicherer Tod." Tannenberg hatte sich selbst die Vogelfreiheit erkauft. Auch wenn Frost nicht glaubte, dass der Inquisitor so schnell aufgeben würde, falls er sich wirklich noch einmal in die Stadt wagen sollte, hatte er wohl mehr Probleme am Hals als ihm lieb war. Er hatte Gorthar unterschätzt. "Und ihr wollt wirklich schon weiterziehen?" Telarons Frage riss den Waffenmeister aus seinen Gedanken. "Ja", bestätigte er die Frage, "Ich muss noch einen alten Bekannten besuchen. Und auch wenn Tannenberg fürs Erste aus dem Weg ist, Tak ist noch immer dort draußen. Auch wenn diejenigen, die mich beauftragt hatten, tot sind, ist mein Auftrag noch nicht erfüllt. Er braucht meine Hilfe eher als die Stadt." Der General nickte verständlich. "Ich habe einen meiner Männer angewiesen, die von euch angeforderte Ausrüstung zu besorgen. Er wird am Tor auf euch warten." "Ich schulde euch etwas", sprach Frost, als er ebenfalls aufstand. Doch der General winkte ab. "Bleibt einfach am Leben. Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ein alter General so gut seine Gedanken teilen kann." Obwohl Teleron noch immer mit dem Rücken zu ihm stand, glaubte Frost in seiner Stimme ein warmes Lächeln erkennen zu können. "Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise, Frost." "Gehabt euch wohl, Telaron. Und noch einmal vielen Dank für eure Hilfe. Richtet meinen Dank bitte auch an Torjan weiter. Er hat das Herz am richtigen Fleck, mit der richtigen Ausbildung könnte aus ihm ein guter Kämpfer werden." "Ich werde es weiterleiten. Lebt wohl und noch einmal viel Glück." Kurze Zeit später trat Frost aus dem Hauptgebäude der Burg hinaus in den durch die Sonne deutlich aufgeheizten Burghof hinaus. Geblendet kniff der Krieger die Augen etwas zusammen. Trotz der frühen Stunde brannten die Berührung der Sonnenstrahlen deutlich spürbar auf seiner Haut. Die morgendliche Hitze war nur der Vorbote für einen noch heißeren Tag. Dank der Gletscherausrüstung würde die Reise sicherlich kein Spaziergang werden. |
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04.06.2003, 13:32 | #2841 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Kritisch überprüfte Frost die Taschen des schweren Wanderrucksacks. Eine feste, widerstandsfähige Decke war zu einem Bündel zusammengerollt und festgezurrt worden, an Proviant mangelte es kaum. Dennoch würde er niemals für den Gletscher reichen. Ein guter Teil des Innenraums wurde von unterschiedlicher Winterausrüstung beansprucht. Bevor er nicht auf dem Gletscher war, würde die wärmende Fellkleidung sowie das dunkel gegerbte Leder auch sicher dort verstaut bleiben. Anderenfalls riskierte er, auf der Stelle an einem Hitzschlag zu sterben. Zusätzlich zu seinem eigenem Kletterset, befanden sich einige weitere Kletterhaken sowie zwei lange Seile im Gepäck. Ebenso fand sich das nötige Gerät, um selbst auf Eis ein sichere Feuer entfachen zu können. Noch einmal ging Frost in Gedanken die Ausrüstung durch. Bevor er sich endgültig an die Besteigung des Göttersitzes heranwagte, würde er noch mehr Proviant sowie einiges an brennbaren Materialien benötigen. Im Dorf der Bergarbeiter sollte er dieses Defizit ausgleichen können. Mit einem dankbaren Nicken schickte er den Soldaten, der ihm die Ausrüstung gebracht hatte, fort und kniete sich hin, um das schwere Gepäck auf seine Schultern zu laden. Nachdem der Rucksack einigermaßen bequem saß, wandte er sich zu einem Schatten zu, der sich in seinem Augenwinkel näherte. Ohne allzu großes Erstaunen erkannte er Lehna. "Auf den Göttersitz", antwortete er ernst auf ihre Frage hin. "Denkt gar nicht erst daran, mich dort hinauf zu begleiten. Das ist eine Angelegenheit, die ich alleine zu bewältigen habe. Doch zuvor muss ich noch etwas anderes erledigen. Trifft sich gut, dass ich dazu ohnehin in den Süden muss." Noch einmal rückte Frost den Rucksack zurecht, bevor er sich zu dem Burgtor herumdrehte. "Esteron? Seid ihr soweit? Wir haben einen langen Weg vor uns." |
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04.06.2003, 15:03 | #2842 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Gerade als Frost aufbrechen wollte, sprang Gardiff um die Ecke des Tores und brüllte lautstark seinen Namen. Eine der Wachen, die ihn aufgehalten hatte, fasste mit verzogenem Gesicht an ihr Ohr. Bei den Göttern, was war denn in den Jungen gefahren? Der schrie ja, als ob sein Leben davon abhängen würde. "Da seid ihr ja wieder", begrüßte Frost den Burschen und machte den Wachen mit einem Kopfnicken klar, dass es sich bei dem Jungen um keine Bedrohung handelte. "Ich habe mich schon gefragt, wo ihr steckt. Aber das ist noch lange kein Grund, die gesamte Burg aus dem Schlaf zu brüllen." Dicht gefolgt von seinem Schüler Esteron trat Frost durch auf die Burgstraße hinaus und folgte dem Weg zur Stadt hinunter. Gardiff folgte ihm ebenfalls. Lehna stand noch immer sichtlich unentschlossen im Schatten des gewaltigen Tores. "Ihr habt Glück, wir wollten gerade eben wieder aufbrechen. Ein paar Minuten später und ihr hättet mich verpasst. Doch sagt, habt ihr die Aufgabe erfüllt, die ich euch auftrug?" |
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04.06.2003, 17:13 | #2843 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Urplötzlich blieb Frost stehen und starrte auf die Trophäen, die Gardiff ihm entgegenhielt. Unverkennbar die Klaue eines Luzkan. Hatte sich der Junge tatsächlich mit einer der Gletscherbestien angelegt? Entweder war er verdammt mutig oder unglaublich dumm. Vielleicht auch beides. "Ihr habt mit einem Totengräber gekämpft?", fragte Frost. Seine Stirn legte sich in Falten. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Hat euch Beliar persönlich geritten?" Frost packte den Jungen an den Schultern und sah ihm tief in die Augen. "Ich sagte doch nicht, dass ihr einen Luzkan erlegen sollt! Liegt euch gar nichts an eurem Leben? Bei den Göttern, was habt ihr euch nur dabei gedacht..." Der Waffenmeister drehte sich herum und blickte in den Himmel. Das durfte doch nicht wahr sein... Nach einer guten Minute wandte er sich erneut an Gardiff. "Nun gut, ihr habt mich wirklich beeindruckt. In vielerlei Hinsicht. Wenn ihr es noch immer wünscht, werde ich euch unterrichten. Doch nur, wenn ihr mir versprecht in Zukunft euren Kopf zu benutzen. Ich kann keinen Schüler gebrauchen, der bindlings in sein Verderben rennt." |
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04.06.2003, 20:01 | #2844 | ||||||||||||
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Gedanklich konnte Frost nur weiterhin den Kopf schütteln. Der Junge war unerfahrener, als er im ersten Moment vermutet hatte. Es gab viel zu lernen, nicht nur die Körperbeherrschung betreffend. "Ihr wollt mir also erzählen, dass ihr in der Regel nicht so unvorsichtig seid. Nun, gegen einen Gegner in die Schlacht zu ziehen, den man nicht einmal ansatzweise kennt, ist meist glatter Selbstmord. Erzählt mir, warum ihr es dennoch getan habt." Gelassen setzte Frost seinen Weg fort. Noch immer hing die Hitze des Tages schwer über der Stadt, trieb die Bewohner, in den kühlen Schatten Zuflucht zu suchen. Am Horizont jedoch zeichneten sich dichte Wolkenberge ab, die vom Fjord aus rasch näher kamen. Der Marktplatz der Hauptstadt war schon vor Stunden geräumt worden, nur noch wenige Passanten liefen über das graue Pflaster. Der auffrischende Wind ließ die Planen der Stände lautstark flattern. Einzelne Papierfetzen wirbelten über den Platz. Die gesamte Stadt schien sich in Erwartung des heranbrausenden Sturmes ängstlich zusammenzukauern. Abschätzend musterte Frost das beeindruckende Wolkenmeer. Der Wind frischte weiter auf. Dennoch schätzte Frost, dass sie noch gut zwei Stunden hatten, bis der Sturm vollends losbrach. Die dichte, schmutzigweiße Wolkenmasse bildete nur den Vorreiter für den düsteren Kern des Unwetters. Mit etwas Glück würden sie es bis zum Wald schaffen, bevor der Regen einsetzte. Dort gab es genug Unterschlüpfe, um sich vor den Schauern zu schützen. |
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05.06.2003, 13:19 | #2845 | ||||||||||||
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Happy Birthday Satura -
Aufmerksame Leser werden feststellen, dass offensichtlich genau ein Forum existiert, in das ein User mit dem Decknamen "Superluemmel" regelmäßig hineinschaut. Deshalb postet er dort auch von Zeit zu Zeit seine Geburtstagsspamms. So auch an diesem Tag. Alles Gute Satura ;) Und du bist doch alt *fg* |
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06.06.2003, 12:00 | #2846 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Happy Birthday Satura -
quote: Reicht das als Antwort? *fg* Vielleicht doch grauer Star? Oder sogar schwarzer? *Diabolischlachenddavonhüpf* |
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06.06.2003, 14:16 | #2847 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
Der Waffenmeister führte die kleine Gruppe erneut mitten in den Wald. Reglos ragten die Baumriesen in die Höhe, bildeten mit ihren borkigen, schmutzigbraunen Stämmen richtiggehend Alleen. Nur die dichten Baumkronen bewegten sich leise raschelnd im Wind, bildeten unzählige Versteckmöglichkeiten für die im Vergleich winzig erscheinenden Vögel, die lautlos ihre Bahnen unter dem Blätterdach zogen. Vereinzelt stachen goldene Lichtlanzen durch Lücken in dem grünen Dach, kitzelten mit ihrer wärmenden Berührung auf der Haut und tauchten die Waldfluren in ein unstetes, flimmerndes Zwielicht. So ruhig wie der Wald dalag, wirkte er eher wie ein Heiligtum als wie eine bloße Laune der Natur. Staubpartikel glänzten im einfallenden Sonnenlich, ab und zu war ein Huschen im Schatten der braunen Säulen erkennbar. Geräuschlos glitten Frosts Stiefel über die ausladenden Moosbänke, als er an dem Bächlein entlangschritt, dessen Plätschern er schon bei der Rückkehr aus dem Gebirge gefolgt war. Die eisblauen Augen des Kriegers musterten abschätzend die Umgebung, wanderten die mehr als haushohen Stämme empor, fuhren die Schneise des Baches aufmerksam nach. Ohne Vorwarnung blieb Frost stehen, stemmte die Hände in die Hüften und ließ seinen Blick weiterhin über die Umgebung schweifen. Dann sank er auf ein Knie herab, legte den Ellenbogen auf sein Knie und fuhr sich mit den Fingern übers Kinn. Seine Pupillen wanderten zum Rand seines Sichtfeldes, blieben an der in der Sonne glitzernden Wasseroberfläche hängen. Das kühle Wasser umspielte seine Finger, als Frost die Hand ausstreckte und in das Bächlein gleiten ließ. Unter seinen Fingerkuppen spürte er etwas glattes, hartes. Zufrieden zog Frost die Hand zurück und betrachtete den flachen, vom Wasser geglätteten Stein. Er war nur etwas größer als eine Kupfermünze und von kaum spürbarem Gewicht. Perfekt für seine Zwecke. Zufrieden stellte der Krieger fest, dass unter der schillernden Wasseroberfläche noch unzählige weitere Steine verborgen lagen. "Gardiff", wandte er sich schließlich zu dem Junge, ohne sich zu ihm umzudrehen, "Seht ihr den umgestürzten Baumstamm dort drüben?" Der Waffenmeister deutete auf einen länglichen, vollständig von Moos überwucherten Baumriesen, der quer über dem Bach lag. Sah man nur kurz hin, konnte man ihn glatt für einen der zahlreichen Moosteppiche halten. Der Bach hatte sich eine kleine Furche unter dem Baumstamm gegraben und plätscherte dort fröhlich einen halben Schritt in die Tiefe, bevor er seinen Weg durch das Grün und Braun des Waldes fortsetzte. Wassertropfen schimmerten auf dem Moos des Stammes. Durch die Feuchtigkeit hatte sich die gesamte Rinde gelöst. Der Stamm musste glitschig wie Seife sein. "Esteron", fuhr der Waffenmeister fort, als sein Schüler aufgeschlossen hatte, "Ihr und Gardiff werdet euch nun jeweils an einem Ende des Baumstammes postieren und auf mein Signal versuchen, ihn zu überqueren. Damit das Ganze nicht zu einfach wird, werde ich euch etwas mit diesen Steinchen unterhalten." Die Steine mochten zwar vielleicht klein sein, doch auf dem nassen Baumstamm konnte ein Treffer leicht ausreichen, um das Gleichgewicht zu verlieren. Der Stamm war lang und Frost hatte genug Munition. Erschwerden kam hinzu, dass die beiden Burschen erst einmal aneinander vorbeikommen mussten. Ein gezielter Wurf und sie würden beide baden gehen. Mal sehen, wie sie sich anstellten. Frost würde die Übung so lange fortsetzen, bis beide das andere Ende des Stammes erreicht hatten. "Ein schönes Tier", meinte Frost als er den Falken in Lehnas Armen bemerkte. "Diese Tiere sind zwar stolze Jäger, auf dem Boden aber doch sehr verletzlich. Passt gut auf ihn auf, sonst wird er die Verletzung nicht überleben." Mit kritischem Blick betrachtete Frost den verletzten Vogel. Der gebogene Schnabel ruckte suchend umher, kluge Augen musterten den Waffenmeister. "Habt ihr ihm schon etwas zum Fressen gegeben? Die jungen Tiere können noch keine feste Nahrung schlucken. Vielleicht finde ich etwas geeignetes in meinem Proviant..." |
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06.06.2003, 14:29 | #2848 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Happy Birthday SLY -
Ich gratulier dir hier auch mal so rein prophylaktisch, weil ich grad ins Forum geschaut habe. Bist ja auch schon fast zwei Jahre dabei, und dass noch dazu in einer Gilde. Nicht schlecht, ich hoff doch mal, dass da noch ein paar Jährchen mehr gehen. ;) |
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06.06.2003, 15:24 | #2849 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
hundasch bürschtdaie -
Woppsala, hätte ich doch fast vergessen, dem Meister der Zerstreutheit zu gratulieren. Hiermit nachgeholt ;) |
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06.06.2003, 15:27 | #2850 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Happy Birthday, Erzengel! -
Gratulatione dann auch mal von mir. Weißt ja, niemals aufgeben, immer nach vorne schauen. Sonst übersieht man den Laternenpfahl und liegt mit gebrochener Nase und Hoffnung im Krankenhaus. Das wollen wir nicht, also mach mal schön weiter und bleib immer am Ball ;) |
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