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> Rollenspiel [Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 |
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18.05.2003, 13:47 | #176 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Mit ausdruckslosem Gesicht musterte Frost den Krieger, der seinen Weg durch seine hochgewachsene Gestalt versperrte. Der breitkrempige Hut schnitt einen guten Teil seines Gesichts ab, ließ gerade noch genug Platz um zwei entschlossen blitzende Augen unter seinem Rand hervorstechen zu lassen. Dunkle Bartstoppel stritten sich um den Platz an Kinn und Wangen des Mannes, bereicherten die wettergegerbte, lederartige Haut um unzählige schwarze Pünktchen. Als er sprach, konnte Frost neben dem Geruch von frisch gekippten Bier und aufgerauchten Tabak unzählige stark alkoholische Getränke der unteren Preisklasse im Hauch der Worte erkennen. Die ruhige, gefühllose Stimme des Mannes ließ auf einen Menschen schließen, der sich das Töten anderer zum Geschäft gemacht hatte. Für ihn waren Menschen nichts als wandelnde Goldkühe, die er aufschlitzen musste um an ihren wertvollen Inhalt zu gelangen. "Geht mir aus dem Weg, Fremder. Ich werde mit euch nicht meine Klingen kreuzen." Im Gegensatz zu seinem Gegenüber ließ Frost seinen Mantel weiterhin über den Schwertgriffen ruhen. Er würde in dieser Taverne keinen Kampf beginnen. "Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Meines Wissens nach weilt Tak nicht einmal in der Stadt." |
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18.05.2003, 14:02 | #177 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Tak? Wer bei allen verfluchten Göttern dieser erbärmlichen Welt war Tak? In Guthwulfs Augen blitzte es. Der schwarze Krieger konnte mit diesem Namen nur den Tavernenkiller meinen. Das hieß im Klartext, er kannte ihn. Das wiederum hieß, dass er dem Wolf jetzt alles über ihn erzählen würde, auf die eine oder die andere Weise. So rührte sich der Kopfgeldjäger keinen Zentimeter, als der schwarze Mann ihn dazu aufforderte, sondern blieb weiter reglos, die Hände nur wenige Fingerbreit von den Griffen der Schwerter entfernt, inmitten des Schankraumes stehen. "Nicht so schnell, Gringo." Der Tabakstengel in Guthwulfs Mundwinkel glühte auf. Bläulicher Qualm stieg gen Schankraumdecke. "Du kennst den Tavernenkiller? Sprich, was hast du mit ihm zu schaffen?" Der Wolf musterte den Krieger. Er trug eine schwarze Rüstung, war er vielleicht ein Komplize des gesuchten Mörders? Ein Freund? Ein Bruder? Konnte man ihn als Druckmittel benutzen, um die Zielperson aus ihrem Unterschlupf zu locken? Die nächsten Worte des Burschen würden ihm Aufschluss darüber geben. |
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18.05.2003, 14:17 | #178 | ||||||||||||
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"Ich habe ihn ausgebildet", kam die Antwort mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit. "Und jetzt tretet zur Seite. Greift mich an und ihr könntet erstaunliche Probleme mit dem Stadtrat von Gorthar bekommen. Zufälligerweise scheinen wir die selben Ziele zu verfolgen." Ruhigen Schrittes trat Frost auf den Kopfgeldjäger zu und schob sich an ihm vorbei, um sich schließlich an einem der Schemel an der Theke niederzulassen. Er machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen doch er spürte die mißtrauischen Blicke des Fremden in seinem Rücken. Ebenso wusste er, dass er ein gefährliches Spiel spielte. Jemand hatte diesen Mann angeheuert um zu töten. Um ein Haar wäre er selbst einer Verwechslung zum Opfer gefallen. Doch beim Erwähnen des Stadtrats hatte er ein schwaches Blitzen in den Augen des Mannes erkennen können. Schwach genug, um eine Lichtreflexion sein zu können. Und dennoch deutlich genug, um Frost versuchen zu lassen, die gespannte Situation im Raum aufzulösen. Wenn dieser Kerl etwas von ihm wollte, sollte er es ohne Waffeneinsatz versuchen. |
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18.05.2003, 14:42 | #179 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Du ähnelst diesem Tak mehr, als dir lieb sein könnte, Gringo." Die Tatsache, dass der Mann sich offensichtlich nicht gegen ihn zur Wehr setzen wollte, ärgerte Guthwulf ein wenig. Er mochte es nicht besonders, wehrlosen Menschen den Kopf abzuschlagen. Wenn dieser Kopf allerdings 5000 Goldstücke wert war, machte er jedoch eine Ausnahme. "Ich hoffe du hast bessere Gründe als den Stadtrat, um deinen Hals zu retten." Der Wolf hatte auf seinem Weg in die Taverne keinerlei Sonderpatroullien der gorthanischen Soldaten gesehen. Falls dieser Typ die hohen Tiere innerhalb der Burg also kannte, konnte er ihnen nicht sonderlich viel wert sein. Abgesehen davon war der Kopfgeldjäger ein bekannter Mann in bestimmten, sehr armen, sehr unsicheren Regionen dieser Stadt. Die Wachen würden sich dreimal überlegen, nach einem schwer bewaffneten Krieger mitten in den schmutzigen Gossen des Hurenviertels zu suchen. Guthwulf trat an die Theke heran und stellte sich direkt neben den schwarzen Recken. Seine Bewegungen waren gelassen, seine Stimme klang weder bedrohlich noch schneidend. Diese ganze Angelegenheit berührte ihn nicht persönlich, es war seine Arbeit, seine Art, am Leben zu bleiben. Ihm ging das Schicksal des Tavernenkillers ebenso nahe wie die Zukunft dieses Mannes, es kümmerte ihn nicht mehr als ein Schuster sich um sein neustes Paar Schuhe sorgte. Sein einziges Ziel war, Profit daraus zu schlagen. Mit routinierten Bewegungen nahm der Wolf den Tabakstengel aus dem Mund und drückte den Stummel auf der hölzernen Theke aus, griff dann nach seinem halbgeleerten Bierkrug. Sein Blick war auf die schillernde Flüssigkeit innerhalb des einfachen Tongefäßes gerichtet. "Du hast nun drei Möglichkeiten, Gringo. Erstens." Der behandschuhte Zeigefinger der linken Hand hob sich. "Du sagst mir deinen Namen und deine Herkunft. Du erzählst mir alles, was du über den Tavernenkiller weißt, was du mit ihm zu schaffen hast und erklärst mir, warum ich dir glauben sollte. Zweitens." Der Mittelfinger wurde gestreckt. "Du gehst nach draußen, und wir regeln diese Angelegenheit wie Krieger. Solltest du versuchen zu fliehen, gib es auf. Ich finde jeden, und zwar immer. Drittens." Der Ringfinger gesellte sich zu seinen beiden Vorgänger. "Du bleibst schweigend hier sitzen und ich schlage dir deinen Schädel von den Schultern, da ich dann annehmen muss, dass du gelogen hast." Die drei Finger krümmten sich, und die Hand wurde langsam wieder auf die Theke gelegt. Der Kopfjäger nahm einen bedächtigen Schluck aus seinem Bierkrug, bevor er weitersprach. Noch immer war seine Stimme bar jeder persönlichen Anteilnahme an dieser Angelegenheit. "Was darf's sein, Gringo?" |
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18.05.2003, 15:03 | #180 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Ein unterdrücktes Lachen drang aus der Kehle des Waffenmeisters. Dieser Kopfgeldjäger wollte es wohl einfach nicht einsehen. Und er hatte ganz andere Gedanken im Kopf, als sich mit einem abgewrackten Auftragsmörder einzulassen. Als er antwortete, machte er sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu wenden. "Erstens", meinte er in gleichgültigem Tonfall, während sich seine Rechte um die tönerne Tasse schloss, die ihm der Wirt zuschob. Der Inhaber des Gasthofes warf dem Fremden einen kurzen Blick zu, dann verdrückte er sich in eine weit entfernte Ecke seiner Theke. "Gebe ich mich nicht ohne guten Grund mit Euresgleichen ab. Erst recht nicht, wenn sie sich einbilden, dass sie mich mit Waffengewalt auch nur im Entferntesten beeindrucken können. Es ist mir gleich, wie glorreich ihr euren Sold verdient habt. Für mich bleibt ihr nichts anderes als gewöhnlicher Söldnerabschaum." Ein leises Klimpern druchbrach die Stille, als Frost mit dem Löffel in seinem Tee herumrührte. "Zweitens", fuhr er ruhig fort, "Werde ich euch nicht die Ehre erweisen, mit mir die Klingen zu kreuzen. Meine Schwerter sind mir zu wertvoll, um ihre edlen Klingen mit eurem Blut zu besudeln." Frost nahm einen tiefen Schluck von dem Kräutertee. "Drittens gebe ich euch trotzdem eine Gelegenheit, mich von euren Absichten zu überzeugen." Seine Linke glitt zu seiner Seite und warf den Mantel ein Stück zur Seite. Zum Vorschein kam der lederumwickelte, im schwachen Licht bösartig blitzende Knauf der Flammenschneide. Ein Klacken, dann löste sich die Schwertscheide von Frosts Gürtel. Auffordernd hielt Frost dem Kopfgeldjäger den Griff der Klinge hin. "Zieht diese Klinge und haltet sie zwei Minuten lang ruhig in eurer Hand. Verletzt ihr jemanden, werdet ihr euch wohl auf eine Unterhaltung mit der Stadtgarde gefasst machen dürfen. Doch ich warne euch, mein Schwert lässt sich nicht gerne anfassen. Nicht einmal von mir. Falls ihr es wirklich schaffen solltet, werde ich euch erzählen was ich über den 'Tavernenkiller' oder wie ihr ihn nennt, weiß." |
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18.05.2003, 15:27 | #181 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Guthwulf wandte nicht einmal den Kopf, um einen Blick auf die Klinge zu werfen. Stattdessen setzte er sich schweigend seinen Bierkrug an die Lippen und ließ sich den kleinen Rest, welcher dem Durst des Wolfes bis dahin entkommen war, auch noch durch seine Kehle rinnen. Klackend stellte er das Gefäß wieder auf den Tisch, um sich dann ohne Eile zu erheben. "Du hattest deine Chance, Gringo." Die Stimme des Kopfjägers hatte sich um keine Nuance verändert, sie klang noch immer, als unterhielte man sich über den Ablauf eines ereignislosen Tages, anstatt über Leben und Tod. Langsam trat er hinter den schwarzen Krieger, warf die Flügel seines Capes mit einer bedächtigen Bewegung über die Schultern, um so die Arme frei zu haben. Die behandschuhten Finger glitten an die Griffe seiner Schwerter, schlossen sich um den kalten, lederumwickelten Stahl. Die Muskeln des Wolfes spannten sich. Der Blick der kalten Augen war starr auf den schwarzen Burschen gerichtet, jede noch so kleine Bewegung würde ihm nicht entgehen. Er hoffte, dass er sich wehren würde, dass er seinerseits die Schwerter ziehen und ihm wenigstens einen ordentlichen Kampf liefern würde. Wenn Guthwulf eines nicht leiden konnte, dann waren es großmäulige Schwätzer, deren Köpfe dann allerdings schon nach einigen Sekunden über den Fußboden rollten, wenn es hart auf hart kam. "Wehr dich, Gringo." In einer einzigen, fließenden Bewegung zischten die Schwerter aus ihren ledernen Betten, zwei silbergraue Blitze durchschnitten die Luft, ihre dünnen, tödlich scharfen Leiber machten sich auf den Weg, ihr blutiges Werk zu verrichten. Doch es schien, als würde der ältere Kopfgeldjäger nicht enttäuscht werden... |
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18.05.2003, 15:46 | #182 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
... denn der Schemel auf dem der Waffenmeister Platz genommen hatte, machte sich urplötzlich selbstständig als Frosts Stiefel hart gegen ihn kickten. Polternd krachte der hölzerne Hocker gegen das Schienbein des Kopfgeldjägers. Frost selbst entlud die kurz zuvor aufgestaute Spannung blitzartig, trat mit dem Fuß gegen die Theke und warf sich herum. Eines der Schwerter hackte den Bruchteil einer Sekunde später in das Holz der Theke und ließ Holzsplitter in die Höhe stieben. Erfüllt von plötzlicher Panik sprang der Wirt hinter seiner Theke in Deckung und die wenigen verbliebenen Besucher suchten ihr Heil in der Flucht. Der zweite Arm des Fremden führte seine Bewegung nie zu Ende. Blitzschnell packte Frost zu, fasste den Arm des Kopfgeldjägers an Hand und Ellenbogen und schwang sein rechtes Bein in die Höhe, um es fest auf die Schulter des Angreifers zu pressen. "Entweder ihr lasst auf der Stelle eure Waffen fallen, oder ihr könnt für den Rest eures Lebens jedem Krüppel Konkurrenz machen!", fauchte Frost kühl. Der Fremde hatte noch immer die andere Hand frei. Doch sein Arm befand sich fest in dem eisernem Griff des Waffenmeisters. Eine kurze Bewegung würde ausreichen, um den Arm mehr als nur einmal zu brechen. |
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18.05.2003, 16:09 | #183 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Guthwulf erstarrte in der Bewegung, sein freier, linker Arm hing unbewegt in der Luft, das Klingenblatt des glänzenden Erzschwertes befand sich nur wenige Zentimeter vom Körper des schwarzen Mannes entfernt. Im Schatten der Hutkrempe verengten sich die faltigen Augenlider des Kopfjägerds zu schmalen Schlitzen, das hagere Gesicht blieb jedoch weiterhin ausdruckslos. Der Wolf fing den Blick des Kriegers mit seinen Augen, nagelte ihn fest, ließ ihn nicht mehr los. Schweigend starrten die beiden Männer sich an, ihre Leiber schienen erfroren, das lebensgroße Kunstwerk eines Bildhauers mit Sinn für das Dramatische. Guthwulf war zu allem bereit. Er dachte nicht daran, seine Schwerter fallen zu lassen, niemals würde er sich freiwillig der Gnade eines dahergelaufenen Gringos ausliefern. Das hatte er noch nie getan, und das würde er auch nie tun. Sollte ihm dieser Welpe seinen Arm tatsächlich brechen, würde ihn das zweite Schwert des Kopfjägers noch im selben Sekundenbruchteil durchbohren. Eine Pattsitiuation, wie sie klassischer nicht sein konnte. Der Wolf mochte die Spannung. Sie gab ihm das Gefühl, wirklich am Leben zu sein. Als er das Wort ergriff, schwang ein ironischer Unterton in seiner Stimme. "Sieht mir ganz danach aus, als würde das hier länger dauern. Erzähl mir solange doch was über diesen Tak, Gringo." Der Kopfjäger war selbst fast überrascht. Hatte er da tatsächlich eine humorvolle Bemerkung gemacht? Bei den Göttern, er schien langsam wirklich alt zu werden. Die Anspannung der drahtigen Muskeln musste jeden Gedanken an einen alten Mann jedoch als Lüge strafen. Der Wolf war weder schwach, noch müde. Zur Not würde er die ganze Woche in dieser Taverne stehen und darauf warten, dass dieser dunkle Gringo den nächsten Zug tat. Im Warten hatte der Jäger Erfahrung... |
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18.05.2003, 16:23 | #184 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
"Er war mein Schüler", antwortete Frost ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Obwohl sich nur noch eines seiner Beine auf dem Holzboden befand, war sein Stand fest wie der einer Säule. Wenn es darauf ankam, könnte er Tage in dieser Pose ausharren. Jedoch glaubte er nicht, dass er so lange warten würde. Er hatte wichtigeres zu tun. Zum Beispiel Tak erwischen, bevor es dieser dahergelaufene Straßenköter tat. Bei dem Gedanken musste Frost unwillkürlich an das Gespräch denken, dass er vor wenigen Tagen mit Satura geführt hatte. Dieser Köter hatte ihm tatsächlich ans Bein gepinkelt. Zugetreten hatte er auch schon. Alles was fehlte, war ein kurzer, entscheidender Ruck. Wenn er genug Kraft hineinlegte, würde er seinem Gegenüber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit neben dem Arm auch noch das Schlüsselbein zermalmen und dabei die Splitter des Knochens so großzügig in der Schulter des Kopfgeldjägers verteilen, dass die daraus resultierenden, inneren Verletzungen durchaus lebensgefährlich werden würden. "Und genau aus diesem Grund werdet ihr auch an ihm scheitern. Ich habe ihm beigebracht, zu überleben." |
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18.05.2003, 16:40 | #185 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Du bildest Mörder aus, Gringo?" Ein schiefes Grinsen huschte über Guthwulfs hagere Züge, nicht mehr als ein flüchtiger Windhauch, bevor der Wolf wieder in seine übliche Ausdruckslosigkeit verfiel. "Du bist ehrloser als ich dachte." Die Klinge des Kopfgeldjägers schwebte in der Luft, ein tödlicher Stachel geronnenen Silbers, bereit den angespannten Körper des schwarzen Mannes in seine blutigen Einzelteile zu zerlegen. Innerlich bedauerte Guthwulf seine Fehleinschätzung. Er hatte diesen Krieger für einen Menschen mit Prinzipien, auch wenn sich diese Prinzipien von denen des Wolfs deutlich unterschieden. Anscheinend hatte er sich getäuscht. Nach allem, was man sich über diesen Tavernenkiller erzählte, handelte es sich bei ihm um einen gewissenlosen Schlächter, der aus reinem Vergnügen tötete. Der Wolf betrachtete das Kriegshandwerk als notweniges Übel und verachtete somit jeden, der wirklichen Gefallen an dem Tod anderer Menschen fand. Und dieser Welpe dort hatte ein solch niederes Wesen zu dem gemacht, was er war. Guthwulf spuckte auf den Boden. "Lass meinen Arm los, Gringo, ich werde dir Zeit geben, deine Waffen zu ziehen und dich zu wehren, bevor ich dich töte. Für ehrlose Frauenmörder wie dich verlange ich nichteinmal ein Kopfgeld." |
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18.05.2003, 16:59 | #186 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
"Lasst die Waffen fallen oder ihr werdet nicht einmal mehr die Zeit haben, euren Beschluss zu bedauern." Frosts Stimme war noch immer eisig wie der Wind des Gletschers der Luzkanzacken. Doch jetzt zeichnete sich eine Bewegung in seinen Zügen ab. Langsam verzog er die Lippen verächtlich nach unten. "Von Gesindel wie euch habe ich nichts besseres erwartet. Natürlich kommt ihr nicht einmal auf den Gedanken, Taks Beweggründe zu hinterfragen. Deshalb würdet ihr eine Begegnung mit ihm auch nicht überleben. Ihr unterschätzt ihn. Er mag ein kaltblütiger Mörder sein, aber er ist nicht dumm. Das war er nie. Kennt euren Gegner und ihr rückt dem Sieg ein beträchtliches Stück näher. So wie ich euch einschätze, wisst ihr rein gar nichts über Taks Hintergründe. Haltet ihr es nicht für etwas leichtsinnig, in einen Kampf zu ziehen ohne überhaupt zu wissen gegen wen ihr antretet?" Frost lachte leise. "Ihr seid wirklich ein Narr. Und ein leichtsinniger dazu. Allein die Tatsache, dass wir uns begegnet sind, spricht dafür dass ihr nichts als ein blutiger Anfänger seid. Ihr wisst ja nicht einmal, mit wem ihr es überhaupt zu tun habt! Tak war nicht immer so. Sonst hätte ich ihn niemals ausgebildet. Etwas hat ihn verändert, und das von Grund auf. Ich werde herausfinden, was es war. Falls ich es nicht schaffen sollte, Tak auf den rechten Weg zurückzuführen, könnt ihr ihn gerne töten. Wer weiß, vielleicht werde ich euch sogar dabei helfen." |
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18.05.2003, 18:09 | #187 | ||||||||||||
Phoenixfee Beiträge: 1.572 |
Bergauf immer nur bergauf, der Pfad war teilweise so schmal das die Personen, die sich im anvertraut hatten immer nur nacheinander gehen konnten. Die Soldaten, Dorrien und Phoenixfee waren im Morgengrauen aufgebrochen, zum Gletscher, Erst über eine mit Gras und Büschen bewachsene Anhöhe dann durch einen dichten Bergurwald. Hinter dem Wald durchschritten sie eine Geröllhalde, Nur Steine, Staub und Dreck, wo nur einige Spärliche Pflanzen zwischen den Steinen, gediehen. Bei einer kleinen Rast gegen Mittag auf einem Hochplatau über der Baumgrenze, zog Phoenixfee sich Ihren Gletschermantel an da die Temperatur schon ziemlich im Keller war und Sie trotz gepolsterter Rüstung, anfing zu Frösteln. Von der Hochebene ging es dann Über einen Bergpfad immer höher hinauf in Richtung Gletscher. Auf dem immer schmaller werdenden Bergpfad traten die ersten Hindernisse auf. Von Lawinen stammende Geröllhindernisse oder Pfad Abbrüche hielten das Vorankommen der Männer, sowie Phoenixfee und Samtpfote, auf. Am schwersten hatten es die Rekruten und Waffenknechte, die Hindernisse zu meistern, da sie die zweifache Last trugen, an Vorräten und Material. Am späten Nachmittag war es dann endlich geschafft, der Gletscher lag vor den Soldaten, Dorrien und Phoenixfee. Eine Unübersichtliche Weiße, in der Sonne glitzernde Schnee und Eisfläche, die weiter südlich in einem Dunst verschwand, aber nun wusste Phoenixfee, woher ein Teil des Namens kam. Die Eisfläche war schon hier am Anfang mit, von wenige Zentimeter bis zu einige Meter hohe, Eiszacken gespickt, Phoenixfee schaute sich um und lies dieses Atemberaubende Panorama auf sich Wirken, bis Dorrien sie ansprach. |
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19.05.2003, 12:15 | #188 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Wie gütig von dir Gringo." Guthwulfs Stimme klang weder dankbar noch hatte sie überhaupt einen freundlichen Unterton. Genau genommen hatte sie gar keinen Unterton, sondern war von der unnahbaren Gleichgültigkeit eines uralten Felsblocks. Die Waffe des Kopfgeldjägers bewegte sich um keinen Millimeter. "Ich lehne dein Angebot aber ab." Weitere Erklärungen schienen dem Wolf müßig. Einem großspurigen Schwätzer die Welt der Erwachsenen darzulegen war die Aufgabe eines Vaters, der bei diesem weltfremden Burschen ganz offensichtlich versagt hatte. Dass ihn Taks Beweggründe so wenig interessierten wie den Fisch im Teich die politische Situation in Myrthana, das verstand der dunkel gekleidete Recke anscheinend nicht. Er war hinter dem Gold her, dass auf den Kopf des Tavernenkillers ausgesetzt war. Nur die bare Münze war für ihn von Bedeutung. Selbst wenn sich herausstellte dass dieser Tak ein weiser Mönch war der die Tavernen lediglich von dämonischen Unwesen befreit hatte, so blieb sein bleicher Schädel trotzdem stattliche 5000 Goldstücke wert. Das einzige, was Guthwulf also dazu bewegen konnte, seine Jagd zu beenden war die Sicherheit, dass Taks Kopf wertlos geworden war. So simpel war die Welt, und der Wolf hatte nicht vor sie durch leere Hüllen der Schwäche wie Moral und Glauben unnötig zu verkomplizieren. Früher, ja früher war das einmal anders gewesen. Damals waren die Umstände aber auch völlig andere. Menschen, die lange tot waren, hatten gelebt, Menschen, die den alten Krieger hassten, hatten ihn geliebt und Menschen, deren Köpfe der Jäger längst gegen klimperndes Metall eingetauscht hatte, hatten ihn gejagt. Damals war er jung und unerfahren gewesen, ein Welpe, leichte Beute in einer von Geiern und Hyänen regierten Welt. Aber er hatte überlebt, hatte sich auch ohne schützendes Rudel durch seine Jugend gekämpft und war zu dem geworden, was er war... Plötzlich flog die Tavernentür mit einem lauten Knall aus den Angeln, krachte auf den schmutzigen Holzboden, wirbelte dicke Wolken alten Staubes in die Luft. Guthwulf starrte dem schwarzen Burschen ungerührt weiter in das bärtige Gesicht, nahm aber aus den Augenwinkeln wahr, wie eine Gruppe von etwa fünf oder sechs Personen durch die aufgesprengte Tür trat. Das Klacken schwerer Stiefelsohlen erfüllte den Raum, als sich die unbekannten Gestalten in der Schenke verteilten. Einer baute sich einige Meter hinter dem Kontrahenten des Wolfs auf, so dass dieser einen Blick auf ihn werfen konnte. Schmutzige Stoffhose, grobes Lederwams, schwere Eisenkeule, das narbige Gesicht zu einem dumpfen, zahnlückigen Grinsen verzogen. Primitive Schläger, wie man sie im Hurenviertel zuhauf antraf. Für zehn Goldstücke brachten diese Typen ihre eigene Mutter um, sofern sie das noch nicht getan hatten. Der alte Krieger kannte nur eine Person, die dumm genug war, diese Ratten anzuheuern. "Ah, schau doch mal an. Der Wolf hat sich doch tatsächlich von seinen Wunden erholt. Gratulation, eine reife Leistung." Ein affektiertes Lachen unterbrach den Fluss der wohlartikulierten Worte. Guthwulf kannte diese Stimme. Ihrem Besitzer hatte er vor nicht allzu langer Zeit einen sehr unschönen Tod versprochen. Der Kopfjäger wandte den Kopf immer noch um keinen Deut. "Zieh Leine Kid." Wieder dieses affektierte Lachen. Die Finger des Wolfes schlangen sich fester um die beiden Schwertgriffe. "Ich denke nicht dass ich das tun werde, alter Mann. Da du so unendlich nett warst, den Tavernenkiller für mich aufzuspüren, bleibt mir eine Menge Arbeit erspart. Mein Auftraggeber wird sehr erfreut sein." -"Ich war eben schon immer schneller als du, Kid." Irgendwo in Guthwulfs Rücken erhob sich jemand von seinem Stuhl. Der Kopfjäger blickte dem schwarzen Recken schweigend in die Augen. Seine Lippen bewegten sich nicht, doch trotzdem musste die dunkle Stimme des Jägers für seinen bärtigen Kontrahenten zu hören sein. "Zwei hinter dir, Gringo. Jetzt kannste mal zeigen ob deine Klingen schärfer sind als dein Verstand." Schritte näherten sich den beiden reglosen Kriegern. "Nun gut Wolf, dann wollen wir diese unwürdige Farce doch beenden. Bort wird hoch erfreut sein." Stahl wurde mit einem schabenden Geräusch aus einer ledernen Scheide gezogen. Die Augen des Kopfjägers blitzten auf als er seinen Körper drehte und mit der freien Hand das Schwert zur Seite schwang, um einen herankommenden Hieb abzublocken. "Jetzt Gringo!" |
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19.05.2003, 16:55 | #189 | ||||||||||||
Arson Beiträge: 687 |
An der Grenze zur Grafschaft Utanyeat
Klackernd kullerten die vier Steinwürfel über die alten Reste einer Baumrinde, kamen in einem strukturlosen Muster zum Stillstand und präsentierten den erwartungsvollen Augen dreier Menschen ihre grob in den Stein geschlagenen Augen. "Hoho, ich habe schon wieder gewonnen!" Brüllend vor Lachen schlug sich Haestan auf die breiten Oberschenkel und wäre um ein Haar von dem alten Baumstamm gekippt, auf dem er sich niedergelassen hatte. Einskaldir beäugte den bärtigen Ritter misstrauisch. "Spielst du auch ehrlich, Kamerad?" -"Selbstverständlich, Innos sei mein Zeuge." Der alte Streiter des Lichts zwinkerte seinen beiden Mitspielern vergnügt zu. "Es gehört halt etwas mehr dazu, den guten Haestan im Knobeln zu schlagen. Mein Würfelglück hat mich noch nie im Stich gelassen." Arson musste lächeln. Seufzend griff er nach den Steinwürfeln, verbarg sie in beiden Händen und schüttelte kräftig, bevor er sie klickend und klackend über die Baumrinde tanzen ließ. Resignierend betrachtete er das Ergebnis seines Wurfes. "Tja, Bruder, ich wünschte ich könnte dasselbe von mir sagen. Aus irgendeinem Grund scheint Innos nicht zu wollen, dass ich meinen Geldbeutel aufbessere." Mit diesen Worten griff der junge Paladin an seinen Gürtel und öffnete besagtes Lederbehältnis, um seinem bärtigen Kameraden einige Münzen in die geöffneten Pranken zu drücken. Grinsend steckte der Ritter sie ein, um dann seine Gefährten erwartungsvoll anzusehen. "Na, wer hat Lust sich sein Geld zurück zu holen? Ich würde noch weiterspielen, auch wenn ich für heute eigentlich genug eingenommen habe." Wieder ein schelmisches Zwinkern. Arson erhob sich von seinem Platz am Rande des Baumstammes und streckte seine Glieder. "Tut mir leid dich zu enttäuschen, Kamerad, aber ich denke für heute lass ich es gut sein. Ausserdem ist die Rastzeit ohnehin bald vorbei. Seht..." Der Krieger deutete auf die sinkende Sonnenscheibe am Horizont. "...es dämmert bereits, und wir haben noch einen guten Marsch vor uns, wollen wir die nächste Siedlung erreichen." Einskaldir nickte und kam ebenfalls auf die Füße. "Da hast du recht. Wohlan, ich schlage vor, wir schultern unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Herr Sludig?!" Eine hochgewachsene Gestalt kam aus einem nahen Waldstück auf die zu und hantierte dabei an den Verschlüssen seines Unterleibspanzers. "Bei Innos, ich sage euch, es ist eine einzige Qual mit diesen Stahleimern austreten zu gehen." Sludig lachte. "Ich dachte schon, ich müsste meine Notdurft in der Hose verrichten." Grinsend schlug Arson dem Paladin auf die Schulter. "Na da habe ich ja noch einmal Glück gehabt, ich muss schließlich noch einige Stunden neben dir marschieren." Die drei Ordensbrüder des jungen Streiters quittierten die Bemerkung mit schallendem Gelächter. Gemeinsam packten sie ihre Vorräte zusammen und unterrichteten auch die gorthanischen Soldaten von ihrer Absicht weiter zu reisen. Noch war das Wetter gut, auch wenn sich am Horizont bereits dunkle Gewitterwolken zu sammeln begannen, um ihre nasse Last auf die hügelige, mit ausufernden Wiesen und kleinen Waldstücken übersähte Grafschaft herniederprasseln zu lassen. Arson zurrte die Gurte fester um seine Schultern. Wenn sie das nächste Dorf, das den Namen Herstedt tragen sollte, trockenen Fußes erreichen wollten, dann mussten sie sich sputen... |
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19.05.2003, 21:55 | #190 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Der Waffenmeister reagierte schneller als erwartet. Binnen eines einzigen Augenblicks löste er sich aus der reglosen Umklammerung, schwang sich in einem Rad von dem Kopfgeldjäger weg und drehte den Körper zur Seite. Klackend entlud eine Armbrust ihre tödliche Fracht und schleuderte sie wummernd in einen der hölzernen Stützbalken, als ihr Ziel plötzlich aus der Schusslinie verschwand. Ein Blitzen in Frosts Augenwinkel ließ eine Warnglocke in seinem Kopf schrillen. Doch entgegen der Erwartung des Angreifers warf er sich nicht zur Seite sondern sprang direkt auf den Gegner zu. Der Gildenlose fiel dem Kopfgeldjäger direkt in den schlagbereit erhobenen Arm, packte ihn an der Schulter und stieß sich kräftig vom Boden ab. Mit einem Überschlag setzte er über den Angreifer hinweg, ließ dabei seinen eigenen Arm zur Seite gleiten und schlang ihn um den Hals des taumelnden Kopfgeldjägers. Im selben Moment in dem Frost auf dem Boden aufsetzte, verlor sein Gegner durch den plötzlichen Ruck selbigen unter den Füßen. Den röchelnden Kerl fest im Griff nutzte Frost den Schwung der Bewegung um herumzuwirbeln und dann ohne Vorwarnung loszulassen. Während die Armbrust erneut ein unheilverkündendes Klacken vernehmen ließ, krachte Frosts Gegner gegen den zweiten Angreifer und riss ihn mit sich zu Boden. Dumpfer Schmerz fuhr durch Frosts Bein. Holzsplitter sirrten durch die Luft, dicht gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Glücklicherweise war der Bolzen an den Panzerplatten seiner Beinschienen abgeglitten, dabei zerborsten und die Spitze gegen eines der Tischbeine gekracht. Diese Idioten... Dachten sie doch tatsächlich, sie hätten den echten Tavernenmörder erwischt. Doch so wie es aussah, würden sie für diesen Fehler büßen müssen. Frost hatte nicht vor, seine Waffen zum Einsatz zu bringen. Die Angreifer waren noch jung. Vielleicht brauchten sie ja diese Lektion. Tänzelnd umkreiste der Waffenmeister die zwei Kopfjäger. Dabei näherte er sich unaufhaltsam weiter dem Armbrustschützen. Für noch einen Schuss würde er nicht genug Zeit haben. |
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19.05.2003, 22:24 | #191 | ||||||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Utanyeat
Es war bereits tiefe Nacht, als die kleine Soldatentruppe in der beschaulichen Bauernsiedlung namens Herstedt eintraf. Durch vom Schein einiger auf langen Holzpfählen steckenden Fackeln beleuchteten Häuseransammlungen lief eine breite, ungepflasterte Hauptstraße von der einige schmale Gassen abzweigten, die eigentlich eher die Bezeichnung Trampelpfad verdient hätten, kleine Mulden, im Laufe der Jahre von dutzenden Füßen ausgetreten. Das gesamte Dorf duckte sich in den Schatten eines steil ansteigenden Hügels, auf dessen Spitze sich der schwarze Umriss einer kleinen Burg gegen den hellen Sternenhimmel abzeichnete. Arson hob die Hand, bedeutete den hinter ihm marschierenden Mannen anzuhalten. In Reih und Glied stand das gute dutzend Soldaten auf der Hauptstraße Herstedts und blickte sich vorsichtig um, die Hände fest um die Speerschäfte oder die Schwertknäufe geschlossen. "Still ist es hier." Einskaldir trat neben den jungen Paladin. Das doppelte Stichblatt seiner Kriegsaxt blitzte bedrohlich im flackernden Fackellicht. Das Gesicht des Rimmersmannes war verkniffen, die Augenlider zu schmalen Schlitzen verengt. "Das gefällt mir alles garnicht." Dem konnte Arson nicht widersprechen. Langsam öffnete er den Heltegurt seines Zweihandschwertes, nahm die große Klinge von seinem Rücken, um den Stahl anschließend von seiner schützenden Lederhülle zu befreien. Das polierte Metall lag schwer und beruhigend in der gepanzerten Hand. "Die Fackeln brennen." Der junge Paladin deutete auf einen der Holzpfähle. "Jemand muss sie angezündet haben. Es muss hier also noch jemand wohnen." -"Das ist wohl wahr." Jetzt gesellte sich auch Sludig zu den beiden Recken. Im Gegensatz zu Arson hatte er seine Waffe nicht gezogen. Sein Gesicht war jedoch so angespannt wie die seiner Ordensbrüder. Der junge Krieger Innos' packte sein Schwert fester. "Wohlan, es gibt nur einen Weg, der Wahrheit auf den Grund zu gehen." Langsam stapfte der Paladin auf den Eingang des am nächsten gelegenen Hauses zu. "Ich begleite dich, mein Freund." Entschlossen trat Einskaldir neben Arson, wurde jedoch von diesem mit einer schnellen Bewegung zurückhalten. "Nein, Kamerad, halte mir nur meinen Rücken frei. Falls es hier tatsächlich noch Menschen gibt, dann möchte ich sie nicht verschrecken." Im Gesicht des Rimmersmannes arbeitete es, dann nickte er widerstrebend. "Na schön, so sei es." Der hochgewachsene Axtkämpfer trat zurück, bot Arson somit Gelegenheit mit Nachdruck an die Holzbohlen der Tür zu klopfen. "Hier spricht Arson, ehrenwerter Paladin des Königs! Im Namen Innos, öffnet die Tür, ihr Bürger dieses Dorfes!" Geduldig horchte Arson in die Stille hinein. Das Rauschen des Windes in den Blättern der vereinzelt zwischen den Häusern stehenden Bäume war die einzige Antwort, die der heilige Streiter erhielt. Er wollte die Tür schon gewaltsam aufsprengen, als das Geräusch von Schritten Arson in der Bewegung innehalten ließ. Etwas oder jemand trat von innen an die Tür heran, es klickte und Klimperte, dann wurde die Klinke heruntergedrückt, und der Paladin blickte durch einen schmalen Türspalt in das runzlige Gesicht eines verängstigt aussehenden Mannes. "Ihr...seid...Menschen?" Die Stimme des Bauern zitterte wie Espenlaub. Er war offensichtlich, dass er um sein Leben bangte. Arson bemühte sich, ein möglichst warmes Lächeln auf seine Lippen zu bekommen. "Natürlich sind wir das. Ich bin Paladin des Königs, und das dort hinten sind weitere tapfere Recken des Reiches." Vorsichtig steckte der Greis seine Nase durch die Tür, um einen Blick auf die Soldatengruppe zu werfen, überlegte einen Moment, und schob die Tür dann endlich vollends auf, um vor dem völlig überraschten Arson plötzlich auf die Knie zu fallen. "Ohr Herr, endlich seit Ihr gekommen, uns zu eretten! Ich danke Euch, vielen Dank!" Der Mann machte Anstalten, die Kampfstiefel des jungen Kriegers zu küssen, doch dieser zog den hageren Kerl mühelos wieder auf die Beine. "Ho, guter Mann, so beruhigt Euch doch! Ihr seid in Sicherheit." Der Blick des Väterchens flackerte, doch langsam begann er tatsächlich, ruhiger zu werden. Schweigend trat er einige Schritte vor seine Haustür, nur um dann aus vollen Hals zu brüllen:"Kommt heraus Leute, die Kämpfer des Lichts sind uns zur Hilfe geeilt!" [i]Verdutzt schaute Arson zu Einskaldir, dann zu Sludig hinüber. Beide zuckten nur mit den Schultern. Und tatsächlich, kurz nachdem der Schrei verklungen war, kam Leben in das Dorf. Langsam wurden Türen geöffnet, zerzauste Gestalten traten aus dem Dunkel der Seitengassen, verängstigte Gesichter wurden auf die Soldatenhorde gerichtet. Ein Murmeln und Raunen erfüllte die Straße, verstummte jedoch, als Sludig seine hand hob und die Menschen um Ruhe bat. Er räusperte sich, bevor er zum Reden ansetzte. "Bürger von Herstedt! Mein Name ist Sludig, und dies ist mein Ordensbrüder Arson! Wir sind Paladine des Königs und wurden hierher entsandt, um den ehrlichen Menschen dieser Grafschaft den Frieden und die Sicherheit wiederzugeben! Mit uns ziehen ein dutzend der besten Krieger Gorthars, tapfere Soldaten im Dienste des Herzogtums, bereit, Euch mit ihrem Leben zu schützen! Fürchtet Euch nicht, denn jetzt seid ihr alle in Sicherheit!" Hochrufe wurden laut, und plötzlich jubelte das ganze Dorf, besang die Ankunft der Krieger mit wild dahergebrüllten Lobliedern. Arson konnte es kaum fassen, wie glücklich diese Menschen waren. Die letzten Tage mussten für sie eine wahre Qual gewesen sein. "Nun schau sich einer dieser armen Männer und Frauen an." Haestan schüttelte den Kopf. "Preis sei Innos, dass wir uns beeilt haben, hierher zu kommen." Arson nickte stumm und starrte gedankenverloren in die Menge. Was immer hier passiert war, es musste schrecklich gewesen sein. Und der Paladin wusste, es war noch nicht vorüber... |
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20.05.2003, 10:40 | #192 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
Taverne in Gorthar
Guthwulf ging bei seinem Handeln in der zugigen Schenke weit weniger behutsam vor als sein schwarzgekleideter Kampfgefährte wider Willen. Kaum hatte der bärtige Mann seinen Arm losgelassen, als der Wolf auch schon mit einem kurzen Satz an die Theke sprang, den rechten Fuß auf die hölzerne Thekenwand knallte und sich dann kraftvoll abstieß. In hohem Bogen wurde er nach hinten katapultiert, drückte seinen Rücken durch, um sich so einmal in der Luft zu überschlagen und schließlich krachend auf einem der runden Tische in der Raummitte aufzukommen. Augenblicklich rammte er seine beiden Erzschwerter in die schartige Tischplatte, löste die Hände von den Griffen und ließ die Finger an den breiten Ledergurt schnellen, der sich quer über die hagere Brust des alten Kopfgeldjägers spannte. Mit einem blitzschnellen Ruck kamen sie wieder frei, Stahl blinkte auf, und zwei der schmutzigen Angreifer wurden von den Füßen gerissen. In ihren Brustkörben zitterten jeweils drei kleine Wurfmesserschäfte. Guthwulf hatte die Bewegung kaum zuende geführt, als er sich auch schon wieder vom Tisch abstieß, im Flug nach den Griffen seiner Schwerter langte und die beiden Mordwerkzeuge splitternd und berstend aus dem Holz riss. Mit einem hellen Klingen traf Metall auf Metall als der Wolf eine heransausende Keule abwehrte, ging jedoch sofort in das häßliche Knacken brechender Knochen über, da der Angreifer anscheinend mit einem beidhändig kämpfenden Gegner nicht zurechtkam. In einer Gischt aus Blut und Eingeweiden schnitt der Kopfjäger seinem Kontrahenten den Bauch von Unterleib bis zum Schlüsselbein auf, knickte dann fließend in die Knie, nur um sich augenblicklich noch einmal durch die Luft zu katapultieren. Unter ihm sackte der tödlich verwundete Schläger röchelnd zusammen, zwischen seinen auf den Bauch gepressten Händen quollen pulsierende Blutströme hervor, ergossen sich auf den Fußboden, wo sie eine sich rasch ausbreitende Lache bildeten. Guthwulf jedoch landete krachend auf der Theke, hinter deren Wand einer der vom schwarzen Krieger niedergestreckten Burschen stöhnend wieder auf die Füße kam. Ohne zu zögern trat ihm der Wolf mit seiner stahlbeschlagenen Stiefelspitze wuchtig in das narbige Gesicht. Wieder barst Knochen, Blut spritzte, benetzte das flatternde Ledercape des Kopfjägers, dann donnerte der getroffene Schläger in einem Regen aus zersplitterndem Ton gegen das hintere Regal des Wirtshauses. Kraftlos sank er an der Wand zu Boden, hinterließ dabei einen breiten Blutstreifen an den hölzernen Planken. Guthwulf drehte den Kopf und schaute dem dunklen Recken schweigend dabei zu, wie er den letzten Gegner, einen Armbrustschützen, mit einem raschen Sicheltritt von den Füßen fegte um ihm anschließend einen Faustschlag verpasste, der den Mann ins Reich der Träume schickte. Vier Tote, zwei Verletzte. Von Kid keine Spur. Der Wolf spuckte aus, sprang dann von der Theke auf den Boden, um sich anschließend zu den beiden von Wurfmessern getroffenen Männern zu begeben und die kleinen Klingen nacheinander aus den leblosen Körpern zu ziehen, natürlich nicht ohne ihre Stichblätter vorher an den Hemden ihrer Opfer abzuwischen. Gelassen steckte er die Messer wieder in die Schlaufen seines Ledergurtes, zog dann seinen Hut langsam wieder tiefer in die Stirn. Er war während des Kampfes leicht verrutscht. "Verdammte Hyänen. Keinen Tag Ruhe vor ihnen." |
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20.05.2003, 14:24 | #193 | ||||||||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Langsam öffnete sich Frosts Linke, um sich kurz darauf wieder zur Faust zu ballen. Die Haut an seinen Knöcheln war nach einem harten Schlag aufgeplatzt. Mit einem Blick voller Gleichgültigkeit betrachtete Frost die drei hellen, roten Punkte an den Knöcheln. Einer der Angreifer musste das passende Pendant auf der Stirn prangen haben. "Ihr kennt die Kerle?", fragte Frost ohne aufzusehen. Etwas klapperte hinter der Theke, polternd stürzten die letzten Regalbretter zusammen und entließen ihre Fracht krachend auf den Boden der Taverne. Eine einzelne Tonflasche hatte das Chaos überstanden und kullerte heillos über den Boden, um schließlich vom Stiefel des Kopfgeldjägers gestoppt zu werden. Klatschend fiel Frosts zur Faust geballte Linke in seine offene Hand. Unter einem der niedergestreckten Schläger sickerte helles Blut hervor, stürzte in schmalen Rinnsalen in die Ritzen zwischen den einzelnen Holzdielen und färbte das dunkle Holz rot. Nein, sein huttragender 'Freund' hielt definitiv nichts von sauberem Spiel. Diese Kerle waren keine professionellen Auftragsmörder gewesen, sondern einfache Schläger. Rabauken, wie man sie zuhauf in den niederen Vierteln der Stadt traf. Dennoch waren sie teils noch halbe Kinder. Es lag keine Ehre darin, diese armen Schweine abzuschlachten. Eine Tracht Prügel sollte ihnen als Lektion reichen. Wahrscheinlich würden sie ohnehin noch unliebsame Gespräche mit der Stadtgarde führen dürfen. Ruhigen Schrittes durchquerte Frost den verwüsteten Raum, um sich an der Theke auf einem der wenigen heil gebliebenen Schemeln niederzulassen. Verdammt, sein Tee war dem allgemeinen Chaos zum Opfer gefallen... |
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20.05.2003, 14:49 | #194 | ||||||||||||
Die Inquisition Beiträge: 35 |
Tannenbergs gefühlloser Blick wanderte von einem Kultisten zum anderen. Seine Hände ruhten auf Balken, die das Geländer seines grob aus einigen Brettern zusammengehämmerten und mit den Fahnen Myrthanas und Gorthars behängten Podestes bildeten. Auf dem Platz vor der Burg war ein riesiger Scheiterhaufen errichtet worden, ein Berg extra getrockneten Holzes. An einigen Pfählen, die aus seiner Mitte ragten, waren die Kultisten angekettet worden. Es handelte sich um sechs Männer und eine Frau mittleren Alters - diejenigen, die geständig gewesen waren. Diejenigen, denen der Inquisitor gnädigerweise den Tod auf dem Scheiterhaufen gönnte. Die Kultisten trugen allesamt lange Kutten aus weißem, billigem Stoff, die vor allem dazu gedacht waren, die Spuren der Folter vor den anwesenden Bürgern zu verbergen - eine weitere gnädige Geste Tannenbergs. Das Volk Gorthars würde es wahrscheinlich anders sehen, doch hier auf dem Scheiterhaufen standen diejenigen Kultisten, zu denen der Inquisitor geradezu gnädig war... Die Verurteilten waren allesamt ruhig und gefasst, sie wussten was kommen würde und sie wussten, dass es ihnen schlimmer hätte gehen können. Die Bürger der stadt drängten sich auf dem Platz und starrten zu dem Scheiterhaufen, der von Stadtgardisten umringt war. Einige jubelten, andere verfluchten die Inquisition (jedoch nicht Innos, dazu fehlte ihnen dann doch der Mut...), wieder andere standen einfach nur stumm da und beobachteten die Szene. Tannenberg entrollte ohne Eile eine Pergamentrolle, während er dies tat kehrete Ruhe ein, alle Blicke waren auf den Hexenjäger gerichtet. "Im Namen Innos', des Reiches Myrthana und des Ordo Haereticus werden diese Männer und Frauen für schuldig befunden, sich der Verbrechen der Häresie, Ketzerei und des Hochverrats an Innos, dem König und dem Volk schuldig gemacht zu haben. Wie es das göttliche und weltliche Gesetz vorschreiben, sollen sie ihre Sünden im reinigenden Feuer des Allmächtigen bereuhen. Möge Innos ihnen vergeben - ich kann es nicht." Die Stimme des Hexenjägers klang völlig trocken und sachlich, als würde er einen Vortrag über die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine halten. Langsam rollte er das Pergament wieder zusammen und sah noch einmal zu den gefesselten Ketzern. Seine geistigen Fühler unterdessen griffen nach der Rune an seinem breiten Ledergürtel, entfesselten die Macht, die in diesem Stein schlummerte. Die Luft um seine erhobene Rechte herum begann sich zu erhitzen, fing Feuer. Wenig später zischte ein Feuerball über die Köpfe der Bürger hinweg und schlug im trockenen Geäst des Scheiterhaufens ein, das sofort in Flammen aufging. Ein zweiter Feuerball folgte, ein dritter... Es dauerte nicht lange, bis der beißende Gestank brennenden Fleisches sich über den Platz verteilte. |
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20.05.2003, 15:03 | #195 | ||||||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Utanyeat
Trist und traurig zogen die grauen Regenwolken über den Nachmittagshimmel, getrieben von der kalten Hand des Windes setzten sie ihre endlose Reise in weit entfernte Länder fort, um auch dort das leuchtende Blau eines sonnigen Tages durch ihre behäbigen Leiber aus gestaltgewordenem Trübsinn zu verdecken. Leise pfiffen die gelegentlichen Sturmböen über die saftigen Weiden Utanyeats, brachten das hohe Gras zu Wogen, verfingen sich in den Mänteln der selten anzutreffenden Reisen. Auch die Mäntel der gorthanischen Gardisten wurden aufgebauscht, während sich die Kriegergruppe langsam den schmalen Hügelpfad Richtung Burg hocharbeiteten. An ihrer Spitze marschierten vier Männer, deren Rüstungen nicht aus geschwärztem Leder, sondern aus blinkendem Stahl gefertigt waren. Auf den breiten Brustpanzern prangte das stolze Wappen des königlichen Paladinordens. Sämtliche Kämpfer hielten ihre Waffen in den Händen, die Mienen verrieten Anspannung, ständig blickten sie sich nach allen Seiten um. Den Geschichten nach zu urteilen, die den tapferen Recken von den Dorfbewohnern erzählt worden war, hatten sie auch allen Grund zur Aufmerksamkeit. Allzu deutlich erinnerte Arson sich an die furchtsam geweiteten Augen des Bürgermeisters, als er von dem Schrecken berichtete, der sich in den alten Gemäuern von Burg Utanyeat eingenistet haben sollte. Ein einziges Wesen, bleich und doch von abgrundtiefer Schwärze hatte sich der Festung bemächtigt und angeblich die komplette Belegschaft niedergemetzelt. Nur ein verwundeter Wachsoldat war entkommen, später jedoch ebenfalls an dem Schock verstorben, den er sich bei der Begegnung mit der Bestie zugezogen haben sollte. Die Krieger waren also auf alles gefasst, als sie durch das aufgesprengte Burgtor schritten. "Schutzformation einnehmen." Arsons Stimme klang ruhig, doch seine Hände waren um den Schwertgriff gekrampft, als er sich umsah. Der lehmige Boden des Hofes war übersäht mit den verkohlten Überresten des schweren Holztores, die Wände rußgeschwärzt, die Handelskarren umgestürzt, Obstkörbe, Strohbündel und Mehlsäcke überall verstreut. Zwischen diesen Trümmern lagen mehrere Menschenkadaver, die bleiche Haut aufgerissen, die Gliedmaßen seltsam verkrümmt. Ganze Krähenschwärme saßen auf den leblosen Leibern und den Zinnen rundherum, ihre rauhen, krächzenden Schreie erfüllten die nach Verwesung stinkende Luft. Die Gardisten rückten enger zusammen, bildeten einen unregelmäßigen Kreis, die Speere bedrohlich gesenkt, die Körper angespannt. Sekunden des Abwartens verstrichen, zogen sich in die Länge bis sie Arson wie eine komplette Ewigkeit vorkamen. Nichts rührte sich, kein Dämon erschien, kein Wesen der Unterwelt erhob sich aus der lehmigen Erde. Lediglich die Krähen machten sich flatternd und kreischend über ihre Beute her. "Ausschwärmen." Wie von der Sehne geschossen verteilten sich die Soldaten, nahmen Positionen vor den beiden wuchtigen Holztüren ein, die vom Hof in das Innere der Burg führten. "Haestan, geh mit Sludig und prüft den Nebeneinfang. Einskaldir, wir beide nehmen die Hauptpforte." Der Rimmersmann hob seine Kriegsaxt. Seine Stimme klang entschlossen. "Direkt nach vorn. So wie ich es gerne hab." Die Gruppe der Streiter splitterte in zwei Gruppen, auf ein Kommando wurden die beiden Türen synchron eingeschlagen und die Menschenkämpfer ergossen sich in die angrenzenden Räume. Die Empfangshalle war dunkel und klein, wie es bei einer Burg mit diesen geringen Ausmaßen nicht weiter verwunderlich war. Die Fackeln in den stählernen Wandhaltern waren allesamt erloschen, die Fenster rußgeschwärzt. Nur die geöffnete Haupttür, durch die Arson und seine Kameraden eingetreten waren, diente als Lichtquelle, tauchte den Raum in schummrige Dämmerung. Langsam stapften die Krieger die Halle entlang. Wie im Hof lagen hatte das Böse auch hier gewütet, auf den Stühlen und Bänken lagen weitere Leichen, ja selbst in einem der erloschenen Kronleuchter an der Decke baumelte der zerfetzte Leib einer Magd. "Gemütlich hier." Einskaldir stieß einen quer über den Steinboden gefallenen Dienstboten zur Seite, dem man sowohl den rechten Arm als auch die Hälfte seines Kopfes abgerissen hatte. Langsam verstand Arson, warum die Dorfbewohner so verängstigt waren. Eine Tür quietschte in ihren rostigen Angeln. Augenblicklich richteten sechs Augenpaare sich auf den dunklen Umriss der Öffnung, Speere, Schwerter und Äxte wurden kampfbereit erhoben. "Hier Sludig!" Eine schwer gepanzerte Gestalt löste sich aus dem Schatten des angrenzenden Raumes, gefolgt von weiteren Soldaten der gorthanischen Armee. Arson entspannte sich wieder. "Alles ruhig hier. Habt ihr was gefunden?" Der Paladin schüttelte den Kopf. "Dunkle Zimmer und stinkende Leichen. Von einem Monster fehlt jede Spur." -"Nun, wir haben ja auch den Thronsaal noch nicht geprüft." Einskaldirs Axt deutete vielsagend auf die breite Flügeltür am Ende der Empfangshalle. "Dahinter befinden sich die Zugänge zu den Türmen und den Verliesen. Wenn ich eine Wette abschließen sollte, dann würde ich sagen, wir finden dieses Biest im nächsten Raum." -"Da stimme ich dir zu mein Freund." Arson nickte, wandte sich dann ab, um zu den Soldaten der Hafenstadt zu sprechen. "Was immer jetzt passieren wird, bleibt zusammen und tut, was wir euch sagen. Wir hatten mit diesem Gesocks schon öfters zu tun." Das war eine glatte Lüge, zumindest was den jungen Streiter Innos betraf, doch er wollte die Recken nicht weiter verunsichern. Die Gesichter der Männer sahen schon jetzt nicht gerade glücklich aus. Langsam näherten sie sich der Flügeltür, gingen vor den dicken Holzbohlen in Stellung, bevor der Rimmersmann sie mit einem kräftigen Fußtritt aufschwingen ließ. In geschlossener Formation rückten die Kämpfer vor, blieben dann jedoch ruckartig stehen, als plötzlich sämtliche Wandfackeln und alle Kerzen der vier Kronleuchter Feuer fingen, und den weitläufigen Raum in warmes Licht tauchten. Im Gegensatz zu den vorigen Zimmern konnte die trübe Nachmittagssonne hier ungehindert durch die geöffneten Fensterläden scheinen, so dass der Thronsaal in all seiner schreckliche Pracht erstrahlen konnte. "Bei Innos..." Haestans Mund öffnete sich zu einem Ausdruck des Unglaubens. Auch Einskaldir stieß einen angewiderten Grunzlaut aus. "Schweinerei." Das war eine Untertreibung, wie sie größer nicht hätte sein können. Arson fand, "perverses Blutbad" würde die Sache viel eher treffen. Den an Blut war wirklich nicht gespart worden. Sämtliche Wände war über und über bespritzt mit den bräunlichen Flecken des geronnenen Lebenssaftes, deutlich konnte man die Rinnen sehen, in denen die Flüssigkeit von den zahlreichen, mit ausgestreckten Armen und Beinen an die Wände genagelten Menschen herabgetropft war, um sich schließlich zu großen Lachen auf dem Steinboden zu vereinigen. Die Leiber der toten Menschen waren furchtbar entstellt, man hatte ihnen den Brustkorb geöffnet und ihre Organe entfernt. Die zerbrochenen Rippen ragten geöffneten Blütenblättern gleich aus ihren Körpern. Es war abartig. Einer der gorthanischen Soldaten erbrach sich würgend auf den Fußboden, die restlichen Mannen rückten enger zusammen. Arson sah, wie sich Sludigs Hand um den ledernen Runenbeutel an seinem Waffengurt legte. "Oh, ich habe Besuch." Die Köpfe der Krieger ruckten herum, richteten sich auf den wuchtigen Thronsessel am Kopfende der langen Tafel, welche den Raum beherrschte. Der junge Paladin hätte schwören können, dass er eben noch leer gewesen war. Jetzt hingegen hatte sich eine hagere Gestalt auf den blutverschmierten Polstern niedergelassen, ihre dünnen Ellenbogen waren auf die Tischplatte gestützt, die feingliedrigen Finger gefaltet. Gekleidet war sie in ein wallendes Leinenhemd, über dem zwei lederne Gurte verliefen und sich genau in der Mitte der schmalen Brust kreuzten. Hose und Stiefel waren unter dem Tisch verborgen, doch Arson reichten die beiden Schwertgriffe, links und rechts neben dem Hals des unbekannten Wesens zu erkennen waren. Das bizarrste an der gestalt war jedoch ihr Gesicht. Die bleiche Haut des unendlich feinen, asketischen Antlitzes war durchzogen von dünnen, pechschwarzen Linien, ebenso wie das weiße Haar mehrere dunkle Strähnen aufwies. Die mandelförmigen Augen blitzten in einem eiskalten Blauton. "Im Namen Innos, wer bist du, und warst du es, der dieses Gemetzel angerichtet hat?" Sludigs Stimme dröhnte durch den Raum. Der erfahrene Paladin hatte seine Haltung gestreckt und sich an die Spitze der Gruppe gestellt. Seine Miene wirkte entschlossen und furchtlos. Das Wesen jedoch schien wenig beeindruckt. "Nun, Paladin, ja, ich war es, der diese Maden hier ihrem gerechten Schicksal überliefert hat." Die Stimme der Gestalt war sanft und wohlklingend, stand in furchtbarem Kontrast zu den Worten, die sie formte. "Dasselbe Schicksal, das euch alle übrigens ebenfalls erwartet." -"Ha, das wollen wir doch einmal sehen, doch Ausgeburt des Wahnsinns." Einskaldir hob drohend seine Axt. "Ich werde deinen dürren Körper zerbrechen wie einen alten Ast." Das Wesen stieß ein glockenhelles Lachen aus. "Das sehe ich anders. Kein Material dieser Welt kann mich verletzen, Menschling. Mein Meister hat mich mit einem sehr starken Schutzzauber behaftet. Es ist sein Geist, der mich vor Allem schützt, was dem Schoß dieser Erde entsprungen ist." Arson hob seine Zweihandklinge. Sein Gesicht finster. "Lassen wir es auf einen Test ankommen, du Bestie." -"Gerne doch!" Ansatzlos stieß sich die Gestalt vom Boden ab, wirbelte in hohem Bogen durch die Luft, die dünnen Hände um die Griffe der beiden Schwerter geschlossen. "Für Innos!" Brüllend setzten sich die Menschenkrieger in Bewegung, fächerten sich auf, um den Feind von allen Seiten in die Zange nehmen. Niemand konnte die Schnelligkeit des Monstrums voraussehen. Kaum hatten sie zwei Schritte getan, da war es mitten unter ihnen, die stählernen Klingen seiner gebogenen Schwerter sirrten durch die Luft, und die ersten beiden Soldaten gingen blutend zu Boden. Die Gestalt schien den Boden kaum zu berühren, blitzschnell katapultierte sie sich wieder durch die Luft, stieß sich von den beschmierten Hallenwänden ab, um erneut zum Angriff anzusetzen. Instinktiv schleuderte Arson mehrere Energiesalven nach dem bleichen Wesen, musste jedoch mit Schrecken feststellen, dann das bläuliche Licht wirkungslos am hageren Körper verpuffte. "Stiiiirb!" Kraftvoll ließ Einskaldir seine Axt auf die Stelle herniedersausen, an der die Bestie eben nach gestanden hatte. Krachend fraß sich das Stichblatt durch den hölzernen Tisch, kam in einem Regen aus Splittern wieder zum Vorschein, nur um nocheinmal sichelartig durch die Luft geschwungen zu werden. Das Wesen duckte sich, rollte geschmeidig über den Boden, nur um sich augenblicklich wieder abzustoßen. Metall blitzte Auf, und der Kopf eines gorthanischen Soldaten fiel blutend von seinem angestammten Rumpf. Arson brüllte auf. Das Schwert mit aller Gewalt durch die Luft schwingend, stürmte er auf die Gestalt zu, welche sich gerade in einem rasanten Zweikampf mit Haestan und zwei weiteren Soldaten befand. Die Recken bedrängten es nun von allen Seiten, verhinderte so, dass er ihnen durch einen Sprung wieder entwischte. Das Monstrum wahrte die Attacken jedoch mit unglaublichem Geschick ab. Seine Klingen waren silbrige Schemen, die immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein schienen. Mit einem Satz sprang Arson über die Überrest der Tischplatte, stürzte dann schreiend nach vorn, um das zweihändige Schwert mit seinem gesamten Gewicht in den Leib des Wesens zu stoßen. Es war, als hätte er versucht, eine Kutsche zu rammen. Kaum berührte der Stahl seiner Waffen den dürren Körper des Wesens, da züngelte ein schwarzer Blitz das Metall entlang, traf den jungen Paladin mit solcher Wucht, dann er mehrere Meter nach hinten geschleudert wurde. Donnernd kollidierte er mit der steinernen Hallenwand, zerschmetterte dabei die verstümmelte Leiche eines festgenagelten Menschen unter den harten Platten seiner Rüstung, bevor er benommen zu Boden sacke. Bunte Lichtflecken tanzten vor seinen Augen, das Blut schien durch seinen Kopf zu rauschen, machte es unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwo lachte jemand in hellem, amüsierten Tonfall. "Maden, ich sagte doch, ihr könnt mich nicht verwunden!" -"Es hat keinen Zweck. Wir müssen hier raus!" War das Einskaldir? Der junge Paladin meinte die hochgewachsene Gestalt des Nordmannes erkennen zu kommen. "Lauft! ich halte es auf!" Haestans Worte klangen entschlossen. Arson fragte sich, wen er aufhalten wollte. Seine Gedanken waren zäh wie Magma. Langsam rappelte er sich auf, kam zitternd auf die Füße. Schwindelkrämpfe peitschten seinen Körper, dann klärte sich die Sicht langsam, gerade rechtzeitig, um einen schwitzenden Sludig zu sehen, der ihn grob an den Schultern packte und anschrie. "Raus hier Arson! Los!" Dunkle Blitze züngelten um die Hände des heiligen Kriegers, als er von seiner Magie Gebrauch machte und so den Rückzug der Recken deckte. Arson stolperte vorwärts, drehte sich jedoch immer wieder um, um nach seinen Kameraden zu sehen. "Haestan, zieh dich zurück!" Gemeinsam mit drei Soldaten der gorthanischen Armee stürzte Arson ins Freie, dicht gefolgt von Einskaldir und Sludig. Der erfahrene Krieger wirkte immer noch die unglaublich bizarre Magie des Ordens der Sieben, tauchte den angrenzenden Raum damit in ein apokalyptisches Höllenfeuer. Durch den Rauch sah Arson, wie Haestan nun ebenfalls auf den Ausgang zuspurtete hinter ihm schälte sich ein dünner, pechschwarzer Schemen aus der Dunkelheit. "Haestan! Pass auf!" Zu spät. Als der bärtige Ritter sich umdrehte, fuhren die beiden blitzenden Klingen in seinen Körper, durchdrangen den Kettenpanzer so mühelos wie warme Butter, um dann in einer Fontaine aus Blut wieder zum Vorschein zu kommen. "Haestan!" Arson schrie auf und stürzte nach vorne, wurde jedoch von starken Händen zurückgerissen. "Neeeiiiin!" Wieder dröhnte dieses Lachen über den Burghof, laut wie tausend Glocken brachte es das gesamte Bollwerk zum Erbeben. Die Flügeltüren des Thronsaals schlossen sich mit einem ohrenbetäubenden Knall, verbargen das schreckliche Schauspiel vor den Augen der flüchtenden Menschenkrieger. Die meisten Soldaten waren tot, Haestan gefallen, der kümmerliche Rest demoralisiert. Die Niederlage hätte schlimmer nicht sein können. |
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20.05.2003, 15:16 | #196 | ||||||||||||
manmouse Beiträge: 6.742 |
Esteron hatte die letzten Tage in seinem Zimmer verbracht. Er hatte versucht wieder zu Kräften zu kommen. Sein Körper war ausgelaugt. Ausgelaugt von den riesigen Wegmärschen, von der Hast und der Angst. Wie lange hatte er geschlafen? Seinen Wunden Füßen die Pause gegönnt die sie brauchten? Der Wanderer wusste es nicht. Immer noch verschlafen (gar überschlafen), schwang sich der junge Mann aus seinem weichen Bett. Sein Magen knurrte. Hunger! Immer noch behäbig legte sich der Wanderer seine Kleidung an und schlürfte dann langsam zur Tür. Was war das? Von unten Drang ein ungeheurer Lärm nach oben. Krach, Schreie, Poltern. „Nicht schon wieder!“, dachte sich Esteron. Langsam und mit aller Vorsicht, öffnete er die Tür seiner Kammer und schritt die Treppe die in den Schankraum führte hinunter. Der Krach hatte nachgelassen. Doch alles was Esteron unten erblickte, war ein vollkommen verwüsteter Schankraum. Und wie sollte es anders sein? Mitten drin Frost. Aber da war noch einer. So ein komischer Kerl. Mit einem breitem Hut. Und einem ziemlich ungepflegtem Erscheinungsbild. “ Oh Frost. Ihr wütet geradezu wie schwangeres Trollweibchen. Müsst ihr immer so einen Krach machen? Da kann man nicht schlafen.“ Esteron grübelte. Er hatte versucht es dem Kerl zu geben, seine Schmach der Wanderung zurück zuzahlen. Aber irgendwie war es ihm nicht sonderlich gut gelungen. Der Wanderer schritt nun Vollendens in den Schankraum, setzte sich mit einem Nicken neben Frost und blickte auf den verschüchterten Tavernenwirt. Weswegen war Esteron überhaupt runter gekommen? Dann geschah etwas das ihm ein wenig auf die Sprünge helfen sollte. Durch die offene Tavernentür drang der Duft von gebratenem Fleisch. Verbranntem Holz. Hunger! Ja, das war es. Esteron hatte Hunger wie ein ausgehungerter Wolf. Erst jetzt drang der sich wechselnden Duft in die Nase von Esteron. Der wohltuende Appetitanregende Duft hatte sich gewandelt. Jetzt stank es. Es stank nach, hm ..... . Esteron grübelte. Der Gestank war undefinierbar. Und sein Hungergefühl war mit einemmal wieder weg. |
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20.05.2003, 16:38 | #197 | ||||||||||||
I-Guthwulf-I Beiträge: 58 |
"Ja, ich kenne sie. Hätten mich fast umgebracht, die Ratten." Gelassen fingerte Guthwulf an einigen Tabakblättern herum, drehte sie zu einem fingerlangen Stengel, den er sich in den Mundwinkel steckte. "Hab den Spieß jetzt wohl umgedreht. Der Anführer hat Fersengeld gegeben." Der Kopfjäger griff nach einer Kerze und entzündete damit die Spitze seiner Jägerpfeife. Bläulicher Rauch kräuselte sich um die orangene Glut, als der Wolf an dem Stengel zog. Die Augen des alten Kriegers verengten sich zu schmalen Schlitzen, dann glitten seine behandschuhten Finger an die spröden Lippen und entfernten den Stengel wieder aus dem Mund. Nachdenklich starrte Guthwulf den qualmenden Tabak an. Hatte man ihm schlechte Ware angedreht, oder warum stach der Rauch ihm so in der Kehle? Prüfend rümpfte der Wolf die Nase. Nein, der Gestank verpestete die gesamte Luft, die Jägerpfeife war in Ordnung. Langsam durchquerte der Kopfjäger den Raum, wollte gerade auf die Straße hinaustreten, als eine weitere Person die Schenke betrat. Junges Gesicht, blondes Haar, blaue Augen - dieser Bursche gehörte sicher nicht zu Kids Schlägern. Die Finger des Wolfs lösten sich wieder von den Griffen der Wurfmesser. Guthwulf duckte sich unter dem Türrahmen hinweg und blickte die Gasse hinauf. Selbst von hier konnte er die dunkle Rauchwolke am Horizont ausmachen. Jemand veranstaltete in der Burg wohl ein Grillfest. Der Wolf kehrte in den Schankraum zurück, trat an die Theke heran und sprach zu dem Wirt. Der feiste Mann war inzwischen aus seiner Deckung hervorgekrochen, blickte dem Kopfgeldjäger vorwurfsvoll in die grauen Augen. "Wieso musst du meine Taverne jedesmal in ein Schlachtfeld verwandeln" Guthwulf zog die Krempe seines Hutes tiefer in das stoppelbärtige Gesicht. "So verdien' ich meinen Lebensunterhalt. Bis zum nächsten Mal." -"Oh, prächtig >bis zum nächsten Mal<, und wer soll diese Sauerei wieder wegräumen?" "Du." Der Wolf stieß sich vom Tresen ab und stapfte langsam wieder Richtung Ausgang. Seine Augen waren zu Boden gerichtet, seine Worte waren jedoch eindeutig für den dunklen Kämpfer bestimmt. "Danke für die Informationen, Gringo. Ich habe jetzt eine Verabredung mit der Inquisition. Wir sehen uns." Die Worte verhallten, die schweren Stiefelschritte verklangen. Zurück blieb das helle Klimpern der über den Fußboden rollenden Goldmünzen. Es sollte doch niemand sagen, dass der Kopfgeldjäger für Neuigkeiten nicht bezahlen würde... |
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20.05.2003, 20:11 | #198 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
"Verdammte Inquisition..." So schnell es ging drängelte sich Lehna durch den Menschenauflauf, der sich vor dem Scheiterhaufen gebildet hatte. Gardiff hatte Mühe ihr zu folgen. Sie musste weg, weg von all diesen Augen, unsichtbar werden. Hoffendlich war es nicht schon zu spät, wenn die Kultisten erfuhren dass sie wieder in der Stadt war könnte das unangenehm werden. Und das nur weil sie einmal in ihrem Leben Glück gehabt hatte - falls es Glück gewesen war... Endlich hatten sie den großen platz vor der Burg verlassen, Lehna rannte beinahe durch die Straßen und bog immer wieder in verwinkelte Gassen ein, die Gardiff vollkommen verwirren mussten. Sie schien allerdings ein Ziel zu haben. Langsam wandelte sich die Umgebung, die großen, protzigen Patrizierbauten wichen den kleineren Häusern der normalen Bürger und Handwerker und schließlich wurden diese von Vergammelten, windschiefen Bauten verdrängt. Meist nicht mehr als Holzhütten, in denen schon lange der Wurm war. Die Straßen waren dreckig, Bettler saßen in den Ecken und hofften auf Almosen. Der Gestank von Müll und Ausscheidungen plagte die Nase, eine fette Ratte, die ihre Scheu vor Menschen schon lange verlohren hatte, schlug sich den Bauch an einem Artgenossen voll, den auf offener Straße das Zeitliche gesegnet hatte. Eine Prostituierte, die am Straßenrand auf Freier hoffte, hob kurz die Hand als Lehna vorbeilief, diese erwiederte den Gruß mit einem flüchtigen Kopfnicken. "Ne ehemalige Kollegin... Willkomen im Mülleimer für menschlichen Dreck, Gardiff." Lehna lachte verbittert. Schließlich bog sie ein weiteres Mal ab, nach einer kurzen Passage über einen verwarlosten Hinterhof, auf dem der Kadaver eines Schafes wohl schon seit einigen Tagen vor sich hin gammelte, gelangten sie auf eine etwas breitete Straße, die von alten, meist ziemlich baufällig aussehenden Häusern gesäumt wurde. Schilder über den Eingangstüren, die meist mit Zeichnungen versehen waren, da hier wohl kaum einer lesen konnte, deuteten auf Händler, Handwerker, schmierige Spelunken und billige Bordelle hin. Lehna steuerte direkt eines der Gebäude an, öffnete die wurmstichige Tür (ein Wunder, dass sie nicht schon beim kleinsten Windhauch zu Segemehl zerfiel) und trat ins Halbdunkel des dahinterliegenden Raumes. Stickige, staubige Luft schlug ihr und Gardiff, der ihr folgte, entgegegen. Der Laden selbst war vollgestopft mit Regalen und Ständern aller Art, auf denen alle möglichen Waren zum Verkauf angeboten wurden. Abgetragene Kleidung, alte Waffen, zerfledderte Bücher und vor allem nutzloser Kram, jede Menge nutzloser Kram. Auf dem meisten davon hatte sich bereits eine gut sichtbare Staubschicht breitgemacht. Hinter einem kleinen Tisch, von dem aus er direkten Blick auf die Tür hatte, saß der Ladenbesitzer. Ein hagerer, blasser Mann um die vierzig, mit eingefallenen, stoppelbärtigen Wangen. Die ungepflegten Haare fielen ihm in fettigen Strähnen bis auf die Schultern, in den schmutzigen dürren Fingern hielt er eine Flasche Reiswein. Der Blick, den seine kleinen Augen aussandten, war stechend und einschätzend, gekleidet war er in schlichtes, grobes Leinen. "Sieh an." knurrte er nur, als Lehna den Laden betrat. Seine Stimme klang rau wie ein Reibeisen. "Ich bin garnicht hier. Nicht einmal in der Stadt. Verstanden?" antwortete sie und ging zu einer Kiste in der Ecke, in der einige teils mottenzerfressene Kleidungsstücke auf ihren Käufer warteten. "Du willst was kaufen?" fragte er, er klang dabei eher desinteressiert. "Und ich hatte gedacht du wärst endlich vernünftig geworden. Mensch Lehna, ein festes Einkommen..." "Vergiss es." meinte sie nur und hielt einen dunkelbraunen Umhang aus grobem Stoff in die Höhe. "Wie viel?" Der Ladenbesitzer musterte sie kühl, dann warf er einen kurzen Blick auf das Kleidungsstück. "Vier - Fünf." "Du spinnst, das Ding ist höchstens ein halbes Goldstück wert!" "Und wenn schon. Ich hänge an dem Stück..." Der Ladenbesitzer lachte hart und spöttisch. Erneut musterte er Lehna. "Du weißt doch, wie du den Preis senken kannst. Im Gegensatz zu den meisten anderen hast du sogar zwei Möglichkeiten." Sein ausdrucksloser Blick blieb auf ihren Rundungen hängen. "Vergiss es. Ich werde nicht wieder für dich 'arbeiten'. Und was das andere betrifft... Ich habe kein besonderes Interesse daran mir hinterher wieder die Seele aus dem Leib zu reihern. Fünfundvierzig, abgezählt." Sie kramte fünf Goldstücke aus dem Lederbeutel an ihrem Gürtel, die sie in ihrer Tasche verschwinden ließ, den restlichen Beutel warf sie auf den kleinen Tisch des Ladeninhabers. Daber fanden es so einige Münzen zu langweilig in dem noch offenen Behältnis und sprangen munter klimpernd über den Tisch und den Boden. Der Verkäufer machte allerdings keinerlei Anstalten aufzustehen. "Ach Lehna, übertreib doch nicht so. Mir ist jedenfalls kein bischen schlecht geworden damals. Und darauf kommt es doch an, oder?" "Ich bin garnicht hier." "Natürlich nicht. Bist trotzdem ein verlohrengegangenes Talent, meine Hübsche." "Arschloch..." Krachend flog die Tür hinter ihr ins Schloss, Lehna schlug sofort wieder den Weg in eine der zahlreichen engen Gassen ein, warf sich dabei den Umhang über die Schultern und schlug die Kapuze hoch, um so ihr Gesicht so weit wie möglich zu verbergen. "Glaub nicht dass der Typ eben ein stinknormaler Ladenbesitzer war, Gardiff. Wenn du irgendjemanden loswerden willst, dann organisiert er das - falls der Preis stimmt den du rüberschiebst. Er koordiniert ein ganzes Heer von Auftragskillern." Sie schwieg kurz. "Der Mantel muss sein... Du erinnerst dich doch an die Sumpftaverne damals? Hier laufen diese Typen zu Hauf rum. Wenn mich jemand von denen erkennt kann das böse enden." |
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20.05.2003, 21:01 | #199 | ||||||||||||
Waldläufer Beiträge: 792 |
Nickend und somit sein Verständnis zum Gebrach der Kutte ausdrückend lief Gardiff neben Lehna die grob gepflasterten Straßen entlang. Nicht unbeeindruckt hatte der Waldstreicher den Auftritt der jungen Dame in diesem Laden beobachtet bei dem er sich mehr im Hintergrund gehalten hatte. Lehna schien so als ob sie den Typen kennen würde und so unterließ es der Barde irgendwie in Aktion zutreten. „Wenn du bei mir Einhand lernen willst solltest du dir übrigens auch noch eine Einhandwaffe zulegen. Zum Anfang hab ich noch ein grobes Schwert welches du benutzen könntest.“ mit einem kurzen Blick zur Seite musterte der junge Vagabund noch mal die Statue seiner etwas älter als er selber seienden Schülerin. „Etwas eleganteres wäre für dich sicher besser geeignet als mein altes, wuchtiges und einfältiges Schwert.“ Gemäßigt klangen ihre Schritte auf dem Kopfsteinpflaster, der Gildenlose versuchte sich alles zumerken um sich ein andermal hier wieder zurecht zufinden. Doch jetzt lag das lenken seiner Schritte wohl eher in der Hand der jungen Frau. |
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20.05.2003, 21:37 | #200 | ||||||||||||
Lehna Beiträge: 397 |
Lehna seufzte leise. "Ja, sicherlich. Aber woher kriegen? Mit fünf Goldstücken werd ich nicht weit kommen. Und Geld auftreiben ist in dieser Gegend nicht einfach..." Sie hatte ihr Tempo inzwischen merklich gedrosselt und ging nun auch eher die 'normalen' Wege entlang, wobei sie allerdings immer den Kopf gesenkt hielt, so dass nur ab und zu mal eine Locke unter der Kapuze zum Vorschein kam. Eine Weile ging sie schweigend durch das Armenviertel von Gorthar, verließen es schließlich. Wanderten erneut durch das Bürgerviertel und gelangten letztendlich wieder zu den Patrizierbauten, die das Stadtbild in der Nähe der Burg prägten. Das waren die Orte an denen man am ehesten etwas verdienen konnte, vielleicht sogar mit stinknormaler, ehrlicher Arbeit. Plötzlich bemerkten sie hinter einer Wegbiegung eine recht große Ansammlung Stadtgardisten, die vor einem Gebäude herumstanden und ein paar Leichen sowie Gefangene hinausschafften. Die Typen sahen aus wie gewöhnliche Schläger. Sonderbar, was hatten die wohl in dem Gasthaus gesucht? Nun ja, lieber unwissend als gleich wieder bis zum Hals in der Scheiße. Lehna beschloss, das Ganze besser zu ignorieren. Es war nie gut, seine Nase zu tief in derartige Dinge zu stecken... |
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