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Das Kastell des ZuX # 19
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11.06.2003, 00:40 #201
Scipio Cicero
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Eigentlich war Scipio einer von denen, die nicht so schnell aufgeben. Dabei war es egal um was es sich handelt, aber heute hatte ihn die Lust den Don zu suchen schnell verlassen.
Also zog sich der Waldstreicher wieder in die Bibliothek zurück und überlegte welches Thema noch interessant wäre.

Kampftechniken Ja das könnte für den Kämpfer noch interessant sein. Seine Technik war nicht schlecht, schließlich hatte er lange daran gearbeitet, doch jetzt da er schon einige Monate nicht mehr gekämpft hatte konnte er sich vielleicht eine bessere Art angewöhnen.
Wie üblich flogen im ganzen Raum Bücher zu diesem Thema zu Boden und der Gildenlose begann sie sich anzusehen. Nur weniges was ihm vielleicht helfen würde. Doch, wie auch sonst, fand er weiter hinten in der Bibliothek wieder ein Buch das ihm besonders zu sein schien.

Der Titel auf dem Einband war nicht mehr zu erkennen und die Seiten waren kaum noch zu lesen. Von jedem einzelnen Buchstaben musste man erst mal eine ungewöhnlich große Staubschicht weg wischen. Doch das was man entziffern konnte war schon mehr als interessant. Wie gebannt lass Scipio Seite um Seite. Er achtete gar nicht mehr das was in seiner Umgebung geschah, sondern war nur noch an die alte Schrift gebunden.

Kapitel: Der Kampf mit dem einhändigen Schwert
Dies ist wohl eine der elegantesten Arten des Kampfes. Seit langem jedoch werden seine ganzen Möglichkeiten nicht mehr vollends ausgeschöpft. Es gibt viele Krieger die die Waffe als ein Teil ihres Körpers betrachten, doch damit kann man kein wahrer Meister werden. Sie wissen zwar, dass das Schwert das sie führen eine Verlängerung ihres Armes ist, doch sind sie dann noch nicht eins mit ihrer Waffe. Die Klinge muss ein Teil ihres Geistes werden. Nur so ist sie ein Teil eines Ganzen. Wenn man das Schwert als ein Teil von sich ansieht, ihren Schmerz fühlt wenn sie getroffen wird, sich mit ihr freut wenn sie trifft, wenn man ermüdet weil viel gekämpft wurde, wenn man gespannt ist wann der nächste Kampf beginnt solang das Schwert in der Scheide steckt, dann ist man eins mit der Waffe. Dann und nur dann sind die Grundvoraussetzungen erfüllt um ein wahrer Meister zu werden.
Die folgenden Kampftechniken sind schnell und tödlich. Jede von ihnen wird nur noch von wenigen angewandt. Sie sind alt und effektiver als alles andere bisher bekannte. Wer sie perfekt beherrscht und einen ganzen Kampf nach diesen Prinzipien bestreitet wird nicht verlieren. Das was auf den folgenden Seiten zu lesen ist, sind keine Kampftechniken, sondern eine Lebenseinstellung.


Das folgende beschrieb verschiedene Bewegungen, doch das meiste war, wie schon zuvor, eher eine andere Lehre. Es war die pure Weisheit der Kampfkunst. Es beschrieb welche Einstellung man im Kampf haben musste. Es öffnete Scipio die Augen. Sobald er wieder zwei Arme hat, wird er nach diesen Regeln kämpfen. Der Kampfstil der beschrieben wurde war in der Tat ungewöhnlich und einen Schlag abzublocken war beinahe eine Todsünde. Das ganze ließ die Waffe zwar beinahe schon überflüssig erscheinen und doch war sie der wesentliche Baustein, der den Kampf entschied. Das ganze war einfach schwer zu beschreiben und selbst wenn man das Geschriebene verstand konnte man es sich selbst nicht erklären. Obwohl es viele Bewegungen zu sein schienen, musste man es sich nur vorstellen um zu begreifen, dass sich das ganze in sekundenschnelle abspielte. Das Buch war faszinierend und bald würde er auf einen Schlag einer der besten Kämpfer von Khorinis sein. So zumindest erhoffte er es sich. Das ganze Buch musste er nur noch umsetzen und das wird wohl einiges an Training erfordern. Er musste wieder viel kämpfen um sich den neuen Stil perfekt anzueignen. Die Suche nach dem Windfetzer war ihm jetzt noch willkommener als zuvor.
11.06.2003, 01:43 #202
Don-Esteban
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Eine Gestalt erschien im Portal, das den Saal des Refektoriums mit den sich mannigfaltig verzweigenden und wieder aufeinander treffenden Gängen verband, die schon so viele Besucher in tiefster Verwirrung zurückgelassen hatten. Der Fremde, denn um einen solchen mußte es sich handeln, ging man nach dem Schattenriß, in den ihn die Fackeln draußen im Gang verwandelten, sah sich suchend um.
Als dann der Name Don-Esteban fiel, ließ eben dieser die bis zu diesem Augenblick noch so spielerisch beschworene Lichtkugel verlöschen und Arctus, der ihm fasziniert zugesehen hatte, zuckte überrascht zurück.

"Du willst zu Don-Esteban?", fragte er den Fremden, nachdem er sich von seinem Platz erhoben hatte.
"Du stehst vor ihm." Und leise raschelte der Stoff der Robe dazu, als sich Brokat und Seide wiedermal in Falten fanden. Immer anders waren die Windungen, die der Stoff beschrieb. Und jedesmal anders wurde das auf die Robe fallende Licht reflektiert.
Das Knistern des Stoffes verebbte, wurde verschluckt vom Gespräch. Der Gast, er stellte sich als Scipio Cicero vor und war ungewöhnlich klein, ja selbst Don-Esteban, der wahrlich kein Riese von Gestalt war, überragte ihn um Haupteslänge, lobte zur Einleitung die Fülle der Bibliothek, aus der er eben käme. Doch seit wann mußte man ein Hüne sein, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen? Wer wußte das besser, als Don-Esteban selber. Der Gast machte - vielleicht gerade wegen seiner Statur - einen überaus agilen und flinken Eindruck. Die metallenen Beschläge einiger interessanter und kostbar aussehender Waffen glitzerten im Schein der Fackelflammen an seinem Körper. Er war ein Krieger.
Und dann zeigte er seinen hölzernen Arm, klopfte darauf und berichtete, was ihn hierhergeführt hatte. Also deswegen war er gekommen. Interessant.

"Ich kann dir helfen", antwortete der Nekromant zum Schluß, als Scipio seine Rede beendet hatte und den Magier erwartungsvoll ansah. "Und du darfst Beliar danken, ich werde es auch tun."
Dann wandte er sich an den Magier, mit dem er eben noch am Tisch gesessen hatte. "Und Arctus hier wird mir assistieren. Denn schon morgen wird das Holz in deinem Arm in lebendes Fleisch verwandelt. Für etwaige andere hölzerne Stellen kann ich allerdings nichts tun." Oha, die hier und da aufgetauchten Gerüchte stimmten also: Der Don besaß so etwas ähnliches wie Humor! Wenn auch einen überaus seltsamen.
Arctus, der gerade zusah, wie eine neugierige Motte ihrer ungeahnten Todessehnsucht dadurch Ausdruck verlieh, daß sie in wunderbaren Schnörkeln zuerst um und letztendlich in die Flamme einer Kerze flog, sah auf und sein Gesicht drückte so etwas wie stumme Freude über diese Wendung der Ereignisse aus. Er durfte mitmachen! Währenddessen knisterte die Flamme der Kerze kurz, verlor für den Zeitraum, den man für ein Zwinkern braucht, ein wenig von ihrer Leuchtkraft, doch dann erstrahlte sie wieder in neuem Glanz. Die Motte war nur noch ein kleines verkohltes, in flüssigem Wachs schwimmendes Häufchen. Doch wer vermisste schon eine Motte. Beliars Hunger wurde täglich durch ganz andere Opfer gestillt.
Scipio wurde ein Gästequartier zugewiesen und ihm beschieden, sich dort aufzuhalten bis zum nächsten Abend, um dann abgeholt zu werden. Mehr verriet ihm Don-Esteban nicht. Wahrscheinlich würde er die tieferen Zusammenhänge sowieso nicht verstehen. Sie waren für den Krieger auch nicht von geringstem Belang.
Der Hohepriester machte eine unwirsche Handbewegung und Arctus folgte ihm. Beide verließen das Refektorium nun. Den langen, gleichmäßigen Schritten, die mit dem typischen klack-klack von eisenbeschlagenen Sohlen vom Marmorboden widerhallten, folgten kleinere, leisere Schritte, die von weicherem Schuhwerk herrührten. Flink folgte Arctus dem Magier.

"Wir haben einiges vorzubereiten.", sagte der Schwarzmagier im Gehen rückwärts gewandt zu dem ihm Folgenden. "Wie du dir sicher denken kannst, muß der tote Arm gegen lebendes Fleisch ausgetauscht werden. Wenn ich ein Scharlatan, ein Betrüger wäre" (an dieser Stelle dachte Don-Esteban daran, daß er dem wissensdurstigen Arctus auch nicht gerade ehrlich über sich selber, über Beliar und sein Verhältnis zu ihm aufgeklärt hatte,) "dann würde ich ganz einfach den Arm irgendeines Zombies nehmen. Aber wir brauchen den eines lebenden Menschen, keiner Leiche. Wir haben Zeit bis morgen Abend, uns jemanden zu besorgen."
Er zog noch einmal das Tempo an und murmelte dann vor sich hin, so daß ihn Arctus kaum vernehmen konnte "Ich hasse es, wenn ich derlei Vorbereitungen selber treffen muß, aber ich kann bei dieser Sache kein Aufsehen gebrauchen."
Dann ließ er den jungen Magier zurück und versprach ihm, morgen rechtzeitig bescheid zu geben. Als er alleine durch das Kastell wanderte - wie schon so oft zuvor - dachte er darüber nach, wo denn am schnellsten ein Spender für den Arm zu finden sei. Ihm fiel das Wirtshaus auf halbem Wege nach Khorinis ein. Ja, dort würde er suchen.
Morgen.
11.06.2003, 12:22 #203
Don-Esteban
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Zu ungewöhnlicher Zeit hallten Schritte durch die Gänge des Kastells, verloren sich in der immerwährenden Dunkelheit, in der die Hallen des Kastells lagen. Sie bedeckte viele Dinge, die dem unkundigen Beobachter Dinge beschert hätten, von denen Kopfschmerzen noch die harmlosesten waren. Mit unwirschen Handbewegungen raffte Don-Esteban seine bei seinem schnellen Gang durch die Flure auseinanderfallenden Robe zusammen. Der Stoff fiel in zahlreichen Falten, gehalten durch den linken Arm herab und schleifte auf dem Boden nach. Doch da sich in den Gängen, zumindest denen, die zu den oft benutzen zählten, keinerlei Dreck ansammelte, war dies nicht weiter tragisch und die Würde des Hohepriesters wurde nicht durch eine schmutzige Robe beeinträchtigt.
Die Eingangshalle war durchschritten und der kurze Weg zum Tor auch vollendet. Leise knarrend, viel zu leise für ein Tor dieser Größe, öffneten sich die Flügel. Die beiden Skelette an den Außenseiten lamentierten wie üblich über die Ruhestörung, daß das ständige Öffnen und Schließen. Doch als sie sahen, wer durch das Tor ging, verstummten sie widerwillig. Der Magier beachtete sie nicht weiter. Zielstrebig folgte er dem Pfad, der den steilen Berghang hinunter führte, hinab in den den Bergfuß umschließenden Wald. Im selben war er auch bald verschwunden.
11.06.2003, 23:32 #204
Arctus
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Ein leichter Juckreiz überkam Arctus’ Handgelenk. Instinktiv fuhr die mit spitzen Nägeln bewaffnete Hand zu diesem, und scharbte an der blasen Papierhaut, den Huckreiz zu entfernen, holte jedoch nur schwarzes Blut aus der tiefe hervor, dass sich wohlig warm um das Handgelenk legte und in Arctus ein Gefühl von klebrigen Honig im Mund auslöste. Sanft strich sich Arctus über die verursachte Wunde, betrachtete diese voller Neugier. Ein Dämon kam herbei, die Tropfen des Blutes vom Boden zu entfernen. Arctus ließ sich von ihm ein Tuch geben, um sich einen Verband zu machen, damit ihm das, sowieso schon so wenige, Blut in seinem Körper nicht so entrann. Der Junge nickte dem Geschöpf Beliars zu, worauf hin dies sich materialisierte. Die Robe des jungen Magus war nun nicht nur zerrissen, sondern auch noch mit Blut besudelt. Wenn kümmerts?
Arctus schritt in der Eingangshalle hin und her, um die Statue mit der Schale in der Hand und wieder zurück zum Refektorium. Wollte Don-Esteban diese Nacht nicht mit dem Arm für den einen Krieger ankommen? Wenn es nach Arctus ging, hätte dieser schwertgeile Protz ruhig weiter als Krüppel leben können, doch der Drang diesen Arm anzubringen, stellte sich einfach nicht ein, zumal der Don in der Kunst des Heilens bestimmt meisterlich war, hatte Arctus den wohl auf seienden Rock ja bereits gesehen. „Verdammtes Interesse!“, fluchte der Junge und stampfte gegen eine Mauer. Er war nun höchst ungeduldig, da ihm zunehmst langweiliger wurde. Ein Geräusch drang in des Ohr des Magiers. Es klang wie ein Klappern. Arctus trat vor, öffnete die Tür, in der Hoffnung eine frische Leiche auf der Schulter des Dons zusehen, doch die Geräusche hatten ihren Ursprung bei den beiden Skeletten, die an die Tore genagelt waren. Anscheinend spielte der Wind ein Lied und nahm dabei ihre Knochen als Instrumente. Arctus sah gehässig zu den beiden Geschöpfen, „na, gemütlich da oben?“ Ein Kopf knarschte in seine Richtung, lange knochige Finger streckten sich nach dem Jungen aus. „Keine Angst, du kleiner Mensch, irgendwann wirst du auch so enden. Ein Lachen folgte, dass jedoch im Wind unterging. Das andere Skelett regte sich plötzlich und drehte sich zu seinem Kumpanen. „Vielleicht wird er uns ja bald Gesellschaft leisten.“, brachte das Skelett hervor. Das andre sah das eine aus den hohlen Augenhöhlen an, „lieber nicht, soll er doch dem Don auf die Nerven gehen!“ Ein Stein flog. Arctus hatte ihn geworfen, an den Schädel des einen Skelettes. Kleine Risse bildeten sich und breiteten sich über eine Gesichtshälfte aus. „Tja, deine Knochen waren mal glatt und glänzend. Jetzt sind sie spröde, rissig und grau! Ich glaube du wirst alt, Skelett!“ Arctus drehte sich um. Irgendwie versucht sich das Skelett aus seiner Pein zu lösen, schaffte dies jedoch nicht und es kam eher dazu, dass dessen Schlüsselbein den Geist aufgab und zu Boden polterte. Arctus lachte laut. Es war kein normales Lachen! Eher ein hinterlistiges und schadenfrohes, hohes Lachen, dass sich ins Hirn brannte. Zum Glück hatten die beide Skelette keins mehr, ansonsten wären sie wohl in den nächsten Abgrund gesprungen.
Plötzlich wurde es Still. Aus dem Dunklen schlängelte sich eine Robe im Wind und trat in den Lichtkegel des offenstehenden Tores. Es war Don-Esteban, der den Weg entlang schritt, mit zwei weiteren Begleitern. Arctus musste grinsen. Gleich vier Arme hatte der Hohepriester mitgebracht. Alle Achtung. Noch bevor die Fremden das Gesicht des Jungen erhaschen konnten, setzte er ein kindliches fröhliches Lächeln auf. Die perfekte Fassade, um die Fliegen ins Spinnennetz zu locken. „Seid gegrüßt Meister Don-Esteban!“, rief er ihm entgegen, doch dieser zischte ihn nur an. Langsam näherte sich das Trio dem Jungen. Als sie schließlich diesen erreicht hatten, schickte der Don die beiden Mitbringsel in die Eingangshalle und flüsterte, so bald die anderen aus seinem Geräuschradius hinausgetreten sind, Arctus zu, „ich bin ein Händler! Denk dran, ich handle mit Stoffen und derlei Ware!“ Arctus nickte und beide traten nun auch in die Eingangshalle. Mit einem lauen Poltern flog das schwere To zu und die Neulinge zuckten vor Schreck zusammen. Der eine Jüngling sah sich ängstlich um, „das sieht mir aber nicht aus, wie eine Händlerbude!“ Arctus nahm sich der Sache an. „Keine Angst mein Freund! Ich gehöre mit hier her!“, flüsterte Arctus und streichelte dem Jüngling sanft den Arm. Mit begierigen Blicken betrachtete Arctus die Muskelfasern, die sich anspannten, als die spitzen Fingernägel die Haut streiften. „Er ist perfekt!“, dachte sich der Magus.
„Lasst uns etwas essen gehen und unser Fleisch und Muskeln stärken!“, schlug Arctus vor, wobei er das Wort Muskeln besonders betonte und abermals auf den Arm des Jünglings geiferte. Der andere Fremde, der sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hatte, berichtete noch von seinem mordsmäßigen Hunger. Arctus musste schon wieder grinsen. Leider wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dieser Typ nicht als Opfer galt.
So marschierte das Vierergespann durchs Kastell in Richtung Refektorium ...
11.06.2003, 23:37 #205
HoraXeduS
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Als Horaxedus' Wut verflogen war, liess er den Kampfstab zu Boden fallen und starrte auf seinen Ofen. Sollte diese Werkstatt seine erste ernstzunehmende Niederlage seit seiner Ankunft im Kastell werden? Er war zu schwach, es sich vorzustellen. Unendlich müde wanderte sein Blick durch den dunklen Raum, der nur von einer einzigen schwachen Kerze erhellt wurde, die auf der blitzblanken Werkbank stand.

Der Schwarzmagier schaute auf seiner Hände. Noch immer waren sie kräftig und unempfindlich. Doch waren das noch die Hände eines Handwerkers? Oder waren es bereits die Klauen eines Kämpfers geworden, der den Stab zu seinem ständigen Begleiter gemacht hatte? Oder waren es gar die Finger eines wahrhaftigen Magiers, die er da am Ende seiner Extremitäten anstarrte? Wer war er überhaupt? "Wer ist Horaxedus?" sprach der gebeugte, müde Glasmacher in den dunklen Raum, und erschöpft wie er war, brachte er es nicht einmal mehr fertig, sich vor diesem Gedanken, dieser Frage zu erschrecken. Oder gar zu fürchten.

Horaxedus näherte sich langsam der Kerze, um ihre Flamme auszublasen und langsam, Schritt für Schritt, aus der dunklen Werkstatt zu schlurfen. Wie eine Ewigkeit schien es ihm, bis er das nahe Refektorium erreicht hatte, wo er sich einen grossen Krug Pampelmusensaft reichen liess, von dem er hoffte, er würde diese unglaubliche Schwere aus seinen Gliedern spülen können. Der Schwarzmagier nahm einen grossen Schluck und fühlte, wie ihm das kalte Getränk wohlig frisch die Speiseröhre hinunterlief. Doch die tiefe Müdigkeit blieb bestehen, als der Glasmacher sich längst, den Krug noch immer bei sich tragend, Stufe um Stufe in das erste Stockwerk hinaufkämpfte.

Als die Tür zu seinem Schlafgemacht endlich erreicht war, trat Horaxedus hinein und warf seine Trainingskleidung einfach auf den Tisch. Schliesslich nahm er einen letzten Zug Saft aus dem Krug und liess sich rücklings auf sein Bett fallen. Augenblicklich wurde es stockfinster im Raum und den Schwarzmagier überfiel endlich die so sehnlichst herbeigewünschte tiefe, schwere Ruhe, die er in den vergangenen Wochen so sehr vermisst hatte.

"Wer bin ich?" dachte Horaxedus noch ein letztes Mal, doch diesmal lächelte er dabei, während er gleichmässig atmend einschlief.
12.06.2003, 00:40 #206
Scipio Cicero
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Schon mehrere Minuten stand Scipio im Übungsraum...und das nur auf seinem einem Arm. Es war ein gutes Training und da es ihm inzwischen leicht fiel konnte er nebenbei auch über das eine oder andere nachdenken. Außerdem konnte er seinen zweiten Arm schon garnicht mehr erwarten. Zugegeben, mit nur einem Arm forderte ihn der Alltag deutlich mehr und das hatte auch sein gutes, doch insgesamt war es doch schöner zwei zu haben.
Auch interessierte es ihn ob der neue Arm genauso sein wird, wie der Alte, oder würde man den Unterschied spüren? Vielleicht wird er ja sogar besser? Schließlich wäre es nicht das erste Wunder, das Magie mit sich zieht. Doch nicht mehr lange und seine Fragen würden sich von selbst beantworten.

Mit einem kleinen Sprung beendete der Waldläufer nun den Handstand und er verließ den Raum.
Schon eigenartig wie schnell man sich an etwas gewöhnen konnte. Obwohl er bestimmt eine halbe Stunde im Handstand verbracht hatte, spürte er nicht den geringsten Schmerz im Arm. Inzwischen hatte er wohl doch so etwas wie Körperbeherrschung.
Wie dem auch sei. Er war so etwas wie Gast im Kastell und so wird wohl keiner etwas dagegen haben wenn er in diesem Eesszimmer, Refektorium oder so, etwas zu sich nahm oder sich zumindest setzte.

Es war bereits jemand anwesend, aber Scipio setzte sich erst einmal weg von ihnen. Still begann er die drei zu mustern und besonders einer von ihnen schien ihm interessant. Seine Haut war blass und seine Augen tief in die Höhlen eingesunken. Seine Nase erinnerte ihn irgendwie an den Don. War das nicht sowieso der Typ, der dem Don bei seinem Arm helfen sollte? Ja das war er. Arctus war sein Name. Der Gildenlose begann sich zu erinnern. Seine leicht blutverschmierte und an einigen Stellen zerissene Robe ließ immernoch deutlich erkennen dass er auch dem Kastell angehörte.
Dieser Mann hatte eine gewisse Ausstrahlung von...Kälte. Er wirkte in der Tat kühl und er schien nicht besonders emotional veranlagt zu sein. Die Augenhöhlen ließen beinahe kein Licht auf die eigentlichen Augen falen. Ein Mann nach Scipios Geschmack, den meistens waren eben diese bessere Menschen als diese freundlichen Kerle ie beim kleinsten Blutstropfen geschockt zusammenbrechen. Arctus schien klug zu sein, Scipio sah es ihm einfach an. Eine große magischen Zukunft stand ihm bevor. Darin war sich der Gildenlose sicher.

Und so vergingen einige Minuten in denen der Waldstreicher die Blicke von ihm nicht lassen konnte.
12.06.2003, 01:01 #207
Don-Esteban
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Langsam ließ sich der Hohepriester wieder nieder. Eben hatte er Svein, den Jungen, den er mit ins Kastell gebracht hatte, ein Gästezimmer zugewiesen und ihn noch etwas beruhigt. ein Lächeln wirkte oft Wunder. Warum erkannten die Menschen nie, ob es falsch war? Warum waren sie so leicht zu täuschen. Sie wollten es wohl so. Das war die Erkenntnis, die sich beim sorgfältigem Aufblättern des Gedankens, Schicht um Schicht herausstellte.
Nun saß er also hier, mit Arctus und dem bislang namenlosen.

"Arctus, dies ist vielleicht jemand, der unsere Hilfe benötigt. Jemand, der seine Hände zu Beliar ausstreckt. Wir sollten ihm weiterhelfen. Vielleicht nicht aus Nächstenliebe, so doch aus Gehorsam gegenüber Beliar."
Die Gedanken des Schwarzmagiers schweiften ab. Doch vorher empfahl er dem Gast noch, sich bei den Dämonen, die er ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, als harmlos beschrieb. Das Refektorium mit seinen so ziemlich jeden kulinarischen Wunsch erfüllenden Dämonen war für einfache Gemüter immer wieder ein Grund zur Freude. Less gehörte sicher nicht zu dieser Sorte Mensch. Irgendetwas bedrückte ihn. Auf dem Weg ins Kastell hatte er jedoch nichts darüber gesagt, was ihn umtrieb. Und Don-Esteban war klug genug, ihn auch nicht dazu zu drängen, etwas über seine Beweggründe preiszugeben. Stattdessen ließ er ihn jetzt, damit er beschäftigt und abgeleknt war, die Dämonen, denen er anfangs scheu, ja gar ängstlich auswich mit Essenswünschen eindecken.
Don Esteban begnügte sich mit mit etwas Brot, Käse und erlesenem Obst. Das obligatorische Glas Wein durfte auch nicht fehlen. Doch diesmal betrachtete er es lange, ehe er es in die Hand nahm. Der Schein der Lichter des Refektoriums brach sich in den Faccetten des Kristalls. Der Stil des Glases war mit einem Knoten verziert, der in einem der üblichen Brilliantenschliffe gestaltet war. Das Glas spiegelte den Schein von Fackeln und Kerzen in wohl jedem möglichen Winkel wieder. Der helle Wein selber schimmerte im Licht wie göttlicher Nektar. Hellgolden wie Ambrosia und duftete süß und schwer wie berauschendes Parfüm. Endlich, als das Verlangen nach einem Schluck ins unermeßliche wuchs, nippte er von dem Glas, ließ einen kleinen Schluck über Zunge und Gaumen in die Kehle rinnen und genoß ihn.
12.06.2003, 09:43 #208
Arctus
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Der einarmige Bob in der hinteren Ecke des Tisches begaffte Arctus sonderlich. Die prüfenden Augen des Krieger fuhren Zentimeter für Zentimeter die Äußerlichkeiten des Jungen ab. Arctus saß mit den Knien auf dem Stuhl, wodurch er sehr viel größer erschien, als er eigentlich war. Nur kurz hatte er den Blick des holzarmigen Typen erwiedert, dann lehnte er sich zurück, in den wohligen Schatten des Stuhles. Nur die feine Nasenspitze lugte noch ins Helle und deutete die Blickrichtung des Jungen an. Tiefblaue Augen musterten den anderen Neuling, den Beliarsanbeter. Irgendwie sah er aus, wie ein armer Landstreicher. Nasse verschwitzte Kleidung hing an ihm herab, seine Haare klebten am Gesicht fest und unter den halb geschlossenen Augenliedern lugten müde Augen hervor, die ins Nichts starten. Vielleicht suchte er einfach eine Unterkunft und hatte deswegen dem vermeindlichen Händler etwas vorgegaukelt. Arctus betrachtete ihn mit Skepsis. Irgendwie war ihm der Mann nicht geheuer. Vielleicht wurde er genau aus diesem Grund mit ins Kastell geschleppt.
Den Gestank konnte man sich jedoch nicht lange antun. Arctus nahm ein Schluck aus seinem Milchglas. Das gebratene Stück Fleisch vor ihm schob er Naserümpfend von sich. Der Appetit war dem Jungen eindeutig vergangen. Überhaupt empfand er die ganze Gesellschaft um sich herum überdrüssig. „Ihr scheint weit gewandert zu sein, Fremder!“, sprach er zu dem Landstreicher. Dieser nickte nur. Arctus erhob sich und schritt langsam, mit den Füßen auf dem Boden schlürfend, um den Tisch herum, packte den Fremden am vorsichtig am Arm und führte ihn hinaus aus dem Refektorium. Der lange Gang vor ihnen wurde immer kürzer, und schließlich erwartete sic eine Treppe. Zu den Waschräumen gehend, erklärte Arctus dem Fremden, dass er sich in dem vor ihm liegenden Raum ausgiebig putzen können und sich dann den Weg von einem Dämon in ein Schlafgemach zeigen lassen sollte. „Dort wartetet bestimmt schon frische Kleidung auf dich! Ihr braucht ruhe. Wir werden Morgen über alles weitere reden.“
So entließ der junge Magus den Fremden und machte sich wieder zurück ins Refektorium. Es herrschte immer noch eisernes Schweigen in dem Raum. Der Don saß mal wieder gedankevertieft mit seinem Glas Wein da und starrte ins Nichts. Der andere pulte an seinem Arm herum und stieß sich einen Splitter in den Finger. „Sein Problem“, dachte sich Arctus, setzte sich wieder hin und nippte an seinem Glas Milch.
Nach langem Schweigen fragte er dem Don nach den beiden Mitbringseln und was es mit ihnen auf sich habe ...
12.06.2003, 17:17 #209
Linky
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Wie verzaubert wirkte die ganze Gegend hier. Nein, hier konnte Linky nicht seine schlecht vorgetragenen Witze reißen.
Es war mühsam den vollbepackten Handelskarren den engen und stetig bewucherten Weg hinaufzuziehen. Pflanzen und Flechten aller Art hatten sich an dem recht steilen Weg ein Zuhause gesucht. Nach jedem sanften Auftreten entstand ein knackendes Geräusch. Es beruhigte den ängstlichen Söldner. Er hatte nun wirklich schon viel mitgemacht: sich mit Trollen angelegt, gegen überdimensionale Feldräuber gekämpft und was man sonst noch so erlebte. Doch all das war nichts im Vergleich zu diesem Aufstieg. Ein unbeschreibliches Gefühl quälte ihn den langen Aufstieg lange. Linkys Schritt wurde schneller, der Schweiß tropfte aus den Poren. Er wusste nicht was mit ihm geschah, er lief nur noch.
Als er nach einem schier endlosen Marsch diesen unwegsamen Pfad hinauf oben stand, atmete er zu aller erst tief durch. Das war wahrscheinlich erst der Anfang.
Mystisch erhob sich nun ein dreistöckiges Bauwerk. Es war mächtig und unbedeutend, anziehend und abstössig, gigantisch und doch nur winzig im Vergleich zu dieser riesigen Welt. Es war einfach unberschreiblich.
Linky war schon immer ein Naturliebhaber gewesen, doch dass ihn nun dieses wirklich tolle Gebäude faszinierte hatte er nicht für möglich gehalten. Wider allen seinen Ängsten schlenderte er ganz gelassen den breiten Weg zum Eingang des Kastells entlang. Die Angst beim Aufstieg war vollständig entwichen, nur noch Faszination regierte über Linkys Denken. Seine Augen mussten übergroßes Ausmaß angenommen haben, so glotzte er auf die reich verzierte Fassade des Kastells. Nach jedem Schritt vermochte er ein erneutes Detail zu erkennen und bald war auch die Tür mit all ihren Kunstwerken zu betrachten.
"Sei gegrüßt Fremder", ertönte es plötzlich für Linky unerklärlich, "was ist? Angst?"
Linky verspürte wieder Angst und sah sich panisch um. Nach genauem Hinsehen erkannte er schließlich, dass nur ein vermodertes Skellet, das an die Kastelltore genagelt war, zu ihm gesprochen hatte.
"Äh, Hallo, Skellet", begann der Söldner stotternd, "lässt du mich rein?"
Aus unergründlichem Grund musste das Knochenwesen laut Lachen und antwortete ihm dann: "Klopfe an und warte. Wenn es das Kastell gut mit dir meint, trete ein, wenn es keinen Bedarf verspührt, dich einzulassen, dann verschwinde..."
Irgendwie hatte Linky das Gefühl, dass ihn das Skellet verarschte. Aber er tat wie ihm geraten wurde und klopfte dreimal an. Nichts. Er klopfte nochmal dreimal an. Wieder nichts.
"Sesam, öffne dich!", murmelte er, doch es geschah ebenfalls nichts. "Verdammt, will es mich etwa nicht?"
"Es will dich, doch vielleicht willst du nicht?!"
"Na klar will ich!"
Zugegeben, das klang nicht wirklich überzeugend.
"Willst du nicht! Und wenn wirklich willst, zeige ihm, dass du willst."
Gesagt, getan. Linky tat einige Schritte nach hinten und rannte anschließend nach vorne. Mit zwei saftigen Tritten wollte er die liebe Tür überreden - und er hatte Erfolg.
Knatschend und quietschend öffnete sich das große Portal und der Kaufmann ging mit seinem Karren im Schlepptau hindurch. Vor ihm erschien nun eine große Steinfigur, ähnlich einem dämonartigen Wesen. Herausfordernd hielt die Statue einen Teller in der Hand. Wie als wäre es in Linkys Gehirn geschrieben erkannte er sofort, dass diese Statue wohl etwas haben wollte.
"Geldgierige Magier", grummelte er und legte 20 Gold auf den Teller und bemerkte dann sauer, "das berechne ich diesem HoraXedus."
Darauf setzte er seinen Weg ins Innere des Kastells fort...
12.06.2003, 18:26 #210
The_Nameless
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Die Mauern des Kastells ragten in die Tiefe Dunkelheit der Nacht, ihre alles verschlingende Schwärze brachten seine Gefühle in Wallung, ein leichtes Kribbeln erwachte tief in seinem Inneren, es war keine Angst, auch keine Ehrfurcht oder Respekt, es war nur eine dunkle Vorahnung von dem, was wohlmöglich passieren würde. Von all den Veränderungen, die das Betreten dieser düsteren Gemäuer vielleicht mit sich bringen würden.
Ein einziger, bedrohlich anmutender Turm ragte seine Spitze gen Himmel und verschlang selbst das bisschen Licht, welches der Mond auf die unwirkliche Dunkelheit des Kastells warf.
Langsam schritten die drei Gestalten auf das riesige Tor zu. Die großen massiven Holzplatten waren verziert mit Runen und Schriften, deren Bedeutung Less nicht einmal erahnen konnte, doch war er wie gebannt von ihrer fast magischen Ausstrahlung, auch wenn sie das manifestierte Böse darstellten...
Die schweren Türen schwangen gemächlich nach innen auf, ein leises Knarren war zu hören, unter normalen Umständen hätte er es niemals vernommen, doch die Laute drangen nun schon fast schmerzhaft an sein Ohr. Voller Qualen verzog er sein Gesicht, er verspürte das extreme Verlangen wegzurennen, doch wurde er immer mehr von der Schwärze, die aus dem nun geöffneten Tor herausdrang, angezogen.
Widerwillig folgte er dem seltsamen Fremden, der eine solch unnatürliche Aufregung in seiner Seele verursacht hatte, in die Dunkelheit.
Von einem abscheulichen Nichts umgeben trat Less vor, seine Augen waren vollkommen blind, alleine das seltsame Vertrauen in den Fremden hinderte ihn daran, in wilder Panik auszubrechen und laut schreiend umherzuirren.
Aber er folgte den Schritten seines Führers mit einer zwanghaften Ruhe, deren Sinn und Ursprung er selbst nicht verstand, seit langem hatte er endlich einmal wieder das Gefühl, in Sicherheit zu sein, er fühlte sich fast...heimisch...
Ein leichter Windzug streifte seine Wange, zitternd wandte er den Kopf hin und her, doch das seltsame Gefühl in ihm kam nicht zur Ruhe.
Nur seinem Gefühl und dem Fremden vertrauend folgte er diesem Tiefer in das alte, unheimliche Gebäude. Die Umrisse in seinen Augen nahmen langsam wieder Gestalt an, lange Schatten trafen seinen Blick, dünne weiße Kerzen erhellten den langen Gang etwas, und doch schien es fast, als würden sie eher Kälte und Dunkelheit als Wärme und Licht ausstrahlen. Die goldenen Linien, welche gleichmäßig die dunklen Wände durchzogen, glänzten sanft im Schein der Kerzen.
Sie erreichten einen großen Raum, einige wenige Fackeln beleuchteten der Saal, während der Mond einen Teil seines Schimmers durch das Fenster warf.
Erstaunt, doch ohne jeglichen Anflug von Angst betrachtete Less das unfassbare Schauspiel, dass sich nun vor seinen Augen abspielte. Eine dichte Nebelschwade, welche mit ihrer düsteren Aura perfekt zu der restlichen Umgebung passte, begann, sich langsam zu verfestigen, es schien fast, als sei sie wahrhaftig lebendig.
Seine Augen weiteten sich durch die Unkenntnis über das, was soeben passierte, die Wolke fiel blitzartig in sich zusammen.
Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, fremde Gedanken, Dinge die er vorher noch nie vernommen hatte, schlugen schlagartig auf sein Bewusstsein ein.
Noch nie hatte er ein Wesen der Art gesehen, wie es soeben aus dem Nebel entstanden war. Seine Farbe war unbeschreiblich, mit jedem neuen Augenblick schien sie zu wechseln, während es mit seinen kräftigen Schwingen den Raum durchquerte.
Fasziniert von der unglaublichen Macht dieses Wesens bemerkte Less nicht einmal das Verschwinden seiner beiden Begleiter, überhörte die an ihn gerichteten Worte und blickte weiter dem sich nähernden Wesen zu.
Panisch wich er in diesem Moment zurück während die Kreatur ausdruckslos an ihm vorbeischwebte. Die wenigen Dinge, die er je über Dämonen erfahren hatte, reichten aus, um zu erkennen, welche Art von Wesen vor ihm stand...
Während der Abwesenheit des dunkelhäutigen Fremden registrierte Less nun die Anwesenheit eines weiteren Menschen, ebenfalls umgeben von dieser seltsamen Aura, auch wenn ihre Intensität lange nicht an die des Anderen heranreichte.
Den Blick auf den Boden gewandt setzte er sich auf einen der Stühle welche sauber angeordnet in dem dunklen Saal standen.
Ohne wirklich aufgefordert zu werden versorgten ihn die Dämonen mit allerlei bekannten sowie unbekannten Speisen, als können sie seine Wünsche von den Lippen ablesen.
„Ihr scheint weit gewandert zu sein, Fremder!“
Der Mann sah ihn aufmerksam an, musterte sein komplettes Äußeres und versuchte sich damit, ein halbwegs zutreffendes Bild von Less Persönlichkeit zu machen.
Dieser warf ihm einen langen Blick zu, sah tief in seine Augen. Dennoch brachte er nur ein schüchternes Nicken zustande.
Langsam erhob sich der andere, das Schleifen seiner Füße auf dem Boden hallte im ganzen Raum wider, unpassend anmutend durchbrach es die traurige Stille.
Sanft griff er Less Arm und zwang ihn damit, langsam von seinem Platz aufzustehen. Er spürte kein Verlangen sich dagegen zu wehren, irgendetwas gab ihm das Gefühl, an diesem Ort in Sicherheit zu sein.
Unbeachtet von dem bereits zurückgekehrten dunkelhäutigen Fremden mit den langen Weißen Haare führte ihn der Mann aus dem Raum heraus.
Abermals durchquerten sie die langen Gänge des scheinbar endlosen Kastells, und obgleich seiner Größe schien das Gebäude menschenleer zu sein. Keine andere Person kreuzte ihren Weg, welcher sie letztendlich an eine tiefe Treppe in die Dunkelheit führte.
Sie erreichten einen geräumigen Waschraum, es war eine recht direkte Andeutung auf seinen schweißigen Gestank, welchen Less in der ganzen Aufregung nicht einmal mehr bemerkt hatte.
Er war wieder alleine, verlassen in einem riesigen Gebäude, umgeben von seltsamen Wesen welche selbst über keinerlei Emotionen oder gar über einen eigenen Willen verfügten.
Und zwischen alledem schwebte die unüberfehlbare Anwesenheit des reinen Bösen.
Und doch verspürte Less keine Angst.
Nachdem er sich ausgiebig gewaschen hatte, schlang er sich ein Handtuch über den, durch die Seife eigenartig duftenden Körper, und ließ sich, wie von dem fremden Mann vorgeschlagen, auf ein Zimmer führen...

Ein kleines Regal mit dicken, staubigen Büchern gefüllt, lehnt an der Wand der kleinen Kammer, ein bequem ausschauendes Bett stand in der gegenüberliegenden Ecke, und in der Mitte des Raumes befand sich ein kleiner Tisch, auf welchem eine dicke Kerze, welche sich beim eintreten auf unverständliche Weise entzündete. Ihr mattes Licht legte das ganze Zimmer in einen schwachen weißen Schimmer.
Ohne nachzudenken legte er sich in die dunkele Decke des weichen Bettes, die frische Kleidung auf dem Boden nicht einmal beachtend. Letztendlich bezwang seine Müdigkeit doch die kindliche Neugierde, welche seit dem Betreten des Kastells sein Handeln beherrschte.
Frei von allen Gedanken versank er in einem tiefen Schlaf...
12.06.2003, 19:14 #211
Erzengel
Beiträge: 1.667

"Erwache!" Noch immer dröhnte die Worte des Geflügelten Wesen, welches ihn selbst verkörperte, in seinem Kopf. Kain schnellte aus den Betten heraus und zog sich seine Novicenrüstung über, dann legte er seine Sichel an und verließ das Gästezimmer. Obwohl er ein festes Ziel vor Augen hatte, machte Kain noch einen Abstecher in die Terme.

Nachdem er seine Kleider abgelegt hatte, ließ er sich von dem heißen Dampf verwöhnen. Dies war die letzte Entspannung, vor beginn seiner Reise, wer weiß, wann er das nächste Mal Gelegenheit dazu haben würde. Nach einer vorerst letzten Massage entfernte sich Kain aus der Terme und begab sich zum Refektorium, selbst wenn dort Anwesende wären, so nahm er sie nicht wahrnehmen, seine Entschlossenheit ließ es nicht zu, er empfing ein Brot von Dämon und verstaute dieses in einer seiner Taschen. Schnellen Schrittes ging er zum Tor des Kastells, wo er ungeduldig auf eine Bewegung wartete. Als dann Tor endlich einen ausreichenden Spalt auswies quetschte sich Kain hindurch, er hatte keine Sekunde übrig, um auf irgendetwas zu warten. Hastig folgte er nun dem Pfad zum Lager der Sumpfbruderschaft.
12.06.2003, 20:43 #212
Arctus
Beiträge: 531

Ominöse Geräusche hallten den langen Gang des Kastells entlang. Kleine Hände klatschten auf eine gebrechlich erscheinende Brust, machten dumpf Laute, Schnipsgeräusche folgten und Hände klatschten zusammen. Ein düsterer Klang der Körperteile Arctus’ breitete sich Stück für Stück aus. Es war ganz klar zu sehen, dass der Junge hibbelig war, denn die bevorstehende Armtransplantation stellte eine Herausforderung dar.
Auf einmal hielt Arctus in der Bewegung inne, verstummte und lauschte. „War da nicht was?“ Ein lausig leises Stöhnen. „Oder nicht?“ Arctus hielt den Atem an. „Schon wieder!“ Leise voranschleichend ging er der Geräuschquelle nach, lugte um die nächste Ecke und entdeckte eine Tür. Wieder stieß dieses Geräusch hervor und es kam eindeutig von der Tür vor ihm. Die hölzernen Fasern schienen sich nach außen zu biegen, splitterte kleine Teilchen ab, welche durch die Luft schleuderten. Arctus zog Schützend die Hand vors Gesicht und näherte sich der Türe. Vorsichtig tasteten sich die schmalen Finger um den Türgriff, drückten ihn hinunter und entfernten sich wieder. Die Tür knarrte ganz langsam auf. Ein spartanisch eingerichteter Raum kam zum Vorschein, in dem sich der Mann von gestern aufhielt. Er sprach im Schlaf unverständliche Worte. „Eine andere Sprache oder einfach dahingenuscheltest?“, ging es Arctus durch den Kopf. Auf Zehenspitzen schlich er sich zu dem Schlafenden und stellte sich schließlich genau vor ihn, um seine Gesichtsausdrücke studieren zu können. „Seltsam verzogen und verspannt ist alles!“, flüsterte Arctus vor sich dahin. Plötzlich flog die Tür laut zu. Ein Urknall fluchte im Raum und ließ den Schlafenden erwachen. Arctus stand immer noch davor, denn in des Fremden Gesichtes spiegelte sich komisches Entsetzen. Die kühlen blauen Augen musterten jedes Detail ...
12.06.2003, 21:23 #213
The_Nameless
Beiträge: 1.130

Unruhig wälzte sich Less Körper von einer Seite auf die Andere, erneut plagten ihn diese schrecklichen Albträume, immer wieder sah er ihn vor sich, den grauenvollen Tod seines Bruders. Vielleicht sorgte die eigenartige Atmosphäre an diesem Ort des Bösen dafür, dass ihm auch in dieser Nacht die nötige Erholung von den vergangenen Ereignissen verwehrt blieb, doch gab es nichts was er dagegen tun konnte.
Ein leichter Wind ließ ihn den mystischen Geruch, der im ganzen Kastell verbreitet war, verspüren, ob er nun natürlichen oder magischen Ursprungs war konnte er man nur erahnen.
Dennoch war er viel zu müde um weiter darauf einzugehen, also versuchte er wenigstens noch etwas schlafen zu können, selbst wenn es unter diesen Umständen geschehen musste.
Langsam schloss er seine dunklen Augen und kehrte abermals ein in die Vergangenheit...

Es war sehr früh am Morgen, die Sonne tauchte den Gipfel, auf welchem das Kastell lag, in einen warmen roten Schein, ganz unpassend zu der dunklen Ausstrahlung der alten Gemäuer.
Einige warme Strahlen fielen durch das einzige Fenster in die kleine Kammer, und doch war es ihnen unmöglich den Raum zu erhellen. Als würden sie von dem kalten Schwarz der Wände absorbiert verging ihr heller Glanz ohne jegliche Wirkung zu zeigen.
Less war noch immer gefangen in seinen eigenen grausamen Erinnerungen, als seines sein Schicksal dass sie ihn auf ewig verfolgen.
Während sein Körper sich gleichmäßig mit seinem Atem auf und ab bewegte herrschten in seinem Gesicht die gleichen schmerzverzerrten Züge wie so oft.
Sein gequältes Unterbewusstsein bemerkte nichts von dem, was in seiner Umgebung geschah,
selbst die sich Knarren öffnende Tür erlöste ihn nicht von seinen Gedanken.
Sekunden später, mit einem donnernden Krachen, das mit Sicherheit noch einige Male in dem engen Raum nachhallte, fiel die schwere Holztür zu.
Erschrocken öffnete Less seine Augen und blickte hektisch durch den Raum.
In den kalten blauen Augen seines Gegenüber blieb sein Blick stehen, lange sahen sie sich einfach nur an, musterten jeweils den Anderen um auch jede noch so kleine Veränderung seines Ausdrucks zu registrieren.
Während er sich langsam aus dem starren Blick des fremden Mannes wandte, begannen auch seine Lippen langsam wieder zum sprechen fähig zu werden.
„Wer bist du?“
Mehr fiel ihm in diesem Moment nicht ein, von seiner früheren Redseeligkeit war nicht mehr viel übrig geblieben, er hatte sich schon verändert...
Während ihn der andere weiterhin ansah, ergriff Less noch einmal das Wort.
„Ich bin Less.“
Suchend sah er ihm in die Augen, versuchte, irgendeine Reaktion auf seine Frage zu erkennen, doch die tiefblauen Augen des Fremden zuckten nur unmerklich...
12.06.2003, 23:22 #214
HoraXeduS
Beiträge: 1.113

Es war noch früh in dieser Nacht, als Horaxedus auf seinem unbeherrschbaren Bett erwachte und die Augen aufschlug. Wie verflogen waren die Zweifel an sich selbst, die Fragen nach dem Ich und all das, was ihn tief in seinem Kopf geplagt hatte, bevor er sich zu Bett getrieben hatte. Es war richtig gewesen, nach all den Tagen endlich mal wieder schlafen zu gehen.

Der Schwarzmagier schwang sich aus dem Bett und stand sogleich vor seinem Fenster, um nach den Fliegen zu sehen. Nur ein Schatten des Molerat-Kadavers auf dem Fenstersims war in der Finsternis auszumachen, doch erste helle Knochen kamen bereits zum Vorschein und hiessen dem Glasmacher, woher das zufriedene, vielfache Summen in seinen Ohren stammte.
Erfreut über seine neuen Mitbewohner auf der anderen Seite des Fensters vollzog Horaxedus eine ausgiebige Katzenwäsche und schlüpfte anschliessend in die frische Robe, die ordentlich über seinem Stuhl lag. Unternehmungslustig verliess der Schwarzmagier schliesslich sein Zimmer und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoss.

Kaum, dass sein Fuss die letzte Stufe der Treppe verlassen hatte, entdeckte Horaxedus einen Karren in der Eingangshalle. Der ihm zugehörige Mann schien soeben im Begriff, dem Steinernen Dämonen eine kleine Spende darzubieten. Leise, wie es nur ein des Schleichens Mächtiger zu tun vermochte, schlich sich der Schwarzmagier von hinten an den Grosszügigen heran und schlug ihm dann hemmungslos überraschend auf die Schulter: "Linky, das ist ja ein Ding! Wie grosszügig von Dir!" lächelte der Glasmacher und deutete mit einem Zucken seines Kinns auf den Teller des Steinernen Dämonen, von dem soeben die Goldstücke des Händlers verschwanden. "Weisst Du, wenn Du meinetwegen hergekommen sein solltest", fuhr Horaxedus fort und legte jovial den Arm um die Schulter des Söldners, "dann wäre es nicht nötig gewesen, etwas zu spenden, denn Du willst ja nicht die Dienste des Kastells in Anspruch nehmen, sondern umgekehrt. Umso mehr freut uns Deine grosszügige Gabe." schmunzelte der Magier und liess es sich nicht nehmen, das Zähneknirschen des Händlers aus allernächster Nähe zu betrachten.

"Weisst Du, Linky", setzte Horaxedus eine Spur zu laut bereits wieder an und liess seinem Gesprächspartner nicht den Hauch einer Chance, selber etwas zum Besten zu geben, "es ist wirklich witzig: Erst kürzlich habe ich an Dich gedacht. Was für ein netter und zuverlässiger Kerl, dieser Linky, habe ich gedacht." Und im selben Moment schlug der Glasmacher dem Händler wie einem alten Vertrauten heftigst mit der flachen Hand auf den Rücken, dass es nur so klatschte.

"Komm, ich will Dir was zeigen!" rief Horaxedus freundlich aus und zog den sichtlich nervösen Söldner am Ärmel hinter sich her durch die Eingangshalle, "Toller Karren übrigens, Linky, wirklich." An der Werkstatt angekommen, riss der Schwarzmagier gewandt die Tür auf und schob seinen Begleiter hinein. "Das ist mein neuer Ofen." sprach Horaxedus freundlich, aber eine spur zu laut und wies mit der Rechten auf seinen neuen Ofen: "Leider konnte ich ihn noch immer nicht einweihen, denn -glaub es oder glaub es nicht- mir fehlt doch tatsächlich das nötige Werkzeug. Ist das nicht verrückt?" Und mit derselben Geschwindigkeit, mit der Horaxedus sichtlich an Gesichtsfarbe zunahm, wurde Linky nochmals blasser.

"Du bist blass?" griff der Glasmacher seinen Begleiter am Arm, zog ihn behende aus der Werkstatt und nur wenige Schritte weiter ins Refektorium, wo die beiden an einem Tisch mitten im Saal einander gegenüber Platz nahmen. Und während der Magier bereits von einem stillen Dämonen das blutige Steak und das dunkle Bier serviert bekam, das er sich in Gedanken gewünscht hatte, richtete er den Blick auf den Händler, der sich immerhin seinetwegen auf den beschwerlichen Weg den Berg hinauf hierher ins Kastell gemacht zu haben schien. Und so verflog die Wut des Glasmachers allmählich: "Was wollt Ihr Essen, werter Linky? Wünscht Euch doch was."
13.06.2003, 03:12 #215
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Das Refektorium lag hinter ihm. Die zahlreichen Gänge des Kastells lagen hinter ihm. Und ebenso die brüchige Treppe, die in den Keller des Kastells führte. Den Keller, den keiner je in seinem vollen Ausmaß durchschritten hatte. Auch Don-Esteban nicht. Er kannte nur einige Bereiche. In einen von diesen führten ihn seine Schritte. Allein, doch nicht einsam, sondern in freiwillig gewählter Abwesenheit von Begleitern schritt der Hohepriester durch die verwinkelten und Unkundige leicht zum Verirren verführenden Gänge, um letztendlich nach langem March an eine Türe zu kommen, die er mit seinen langen, dünnen Fingern berührte. die weiten Säume der Ärmel glitten über die Oberfläche der tür, als er sie an bestimmten Stellen berührte und dabei wie durch Zauberei verschiedene, ineinander verschlungene Linien zum Leuchten brachte. Meist handelte es sich um helle, fast Weiße Muster, die durch ihre Schnörkel mehr zur Verwirrung des Beobachters als zur Aufklärung der Szenerie beitrugen. Nachdem dies eine ganze Weile andauerte, öffnete sich die Tür lautlos. Der Hohepriester trat ein. Hier war sein Reich.

Lang ausgestreckt lag sie da, die weiße, blasse Haut schimmerte hell wo keine Decke ihre Blöße bedeckte. Überall dort, wo die Würmer noch nicht ihre Arbeit getan hatten, über ihren makellosen Körper.
Ja, er beherrschte die Magie. Er suchte sich aus, was er wollte und sie war gekommen. Um ihm für einige Stunden der Nacht die Langeweile zu nehmen. Ihr wohlgestalteter Körper war eine Augenweide. Langes dunkles Haare hingen noch feucht vom Grab über ihr Gesicht und fiel bis über die Schultern. Ihre blassen Lippen lächelten kalt und emotionslos, als sie bemerkte, wie er sie taxierte. Wie zufällig rutschte die Decke an ihrem Körper ab und gab sden Blick auf mehr frei. So blaß und schön lag sie da, den Kopf auf die Hand gestützt.
An einigen Stellen hatte der letzte Verfall schon begonnen, doch was gab es schöneres, als im Angesicht der Vergänglichkeit einen Hauch von Ewigkeit zu erleben?
Don-Esteban stellte das Weinglas beiseite und ließ seine Robe fallen. Ein Schlanker, fast ausgemergelter Körper, auf dem sich deutlich einzelne Muskelstränge abzeichneten, kam zum Vorschein. Der Körper hätte wohl eher zu einem Asketen gepasst. An den Armen sah man die tätowierten Linien, die irgendwo auf dem Rücken und im Nacken entsprangen und an den Fingern endeten. Durch sie wurde die Magie kanalisiert und konzentriert, so daß sie gebündelt aus den Fingerspitzen austreten konnte, wenn sie einmal benötigt werden würde.
Der Magier setzte sich auf den Rand des Bettes, nahm die Hand in die seine und führte sie zu seinen Lippen. Gierig sog er den kalten, erdigen Geruch ihrer Haut durch die Nase in sich auf. Dann glitt er in ihre Arme. Die kalte Berührung ihrer Hände erregte ihn. Verzweifelt versuchte er, in den kalten, gebrochenen Augen auch nur die Spur einer Emotion zu entdecken. Doch weder Verlangen, Neugier, noch nicht einmasl Gleichgültigkeit war in ihnen zu entdecken. Sie war tot. Und dieses Fehlen jedweder Emotionen steigerte nur noch mehr sein Verlangen nach ihr. Sie war nicht wie andere beeinflußbar, verriet nicht, was sie gerade berührte, beschäftigte, erfreute oder verärgerte - es gab nichts, das sie berührte.
Ihr modriger Geruch stieg ihm in die Nase und verwirrte seine Sinne.
Das Licht des Mondes, hierhergeleitet durch irgendein Fenster, spiegelte sich in einem einsamen Weinglas auf dem Tisch wider, der abseits stand.
13.06.2003, 13:45 #216
shark1259
Beiträge: 1.033

In einer dunklen Ecke. Noch dünkler als der dünkelste Ort den man sich vorstellen kann. Finsterer. Düsterer. Geheimnisvoller.
Ein leichtes Röcheln war zu hören. Es war ein Husten. Nicht ein mal ein Husten. Nur ganz kurz, nur dass man merkte, dass jemand da war. Und wenn man nun genau hinhörte. Ganz genau. Dann konnte man ein leichtes Lachen vernehmen. Doch alleinig durch dieses kaum hörbare Lachen, würde man Angst bekommen.

Die Gänge des Kastells waren lang und finster. Sie lagen in der nachmittagsruhe. Kaum etwas wagte die Stille zu durchbrechen. Hin und wieder sah man Dämonen, doch keine Geräusche gaben sie von sich, nicht den leisesten Hauch. Gar nichts. Nur dieses leise kurze Lachen, doch niemand war da um es zu erhören.

"Frisch Fleisch. Ein neuer verlorener. Und doch ein neuer, der den richtigen Weg eingeschlagen hat. Wir werden sehen was er davon hat."

Ein stimmloses geflüstere. Nur ein Krächzen war es. Doch trotzdem mächtig und erhaben.

Dann war wieder stille in den langen Gängen.
13.06.2003, 17:48 #217
Zloin
Beiträge: 998
Freitag der 13.
Zloin wachte nach einem langen Schlaf auf. Endlich hatte er wieder einmal Zeit, so richtig auszuschlafen. Seine Prognose: Ein wunderschöner Tag mit Sommervögeln und entspannenden Einlagen. Seine Augen hatte er bei den Gedanken geschlossen und wusste auch nicht, was für Wetter war. Plötzlich flog ihm eine Fliege auf die Nase und schnupperte mit dem Rüssel an seiner Haut. Mit der Hand verscheuchte er das Insekt. Doch das half nicht viel, denn wieder und wieder kam das Tier und nervte den Schwarzmagier, dass er genervt aufstand und den Fliegenklatscher hohlte und dem Blödsinn ein Ende machte. Den Kadaver warf er aus dem Fenster, wo er seinen Augen nicht mehr trauen konnte. Der Himmel war voller schwarzer Wolken, es blitzte und donnerte als würde Beliar sich verkörpern und in einem apokalyptischen Ritual auf die Erde bewegen.
Schnell schloss Zloin das Fenster, denn der Regen fiel in Strömen und machte sein Zimmer total nass.
Er schaute auf und erkannte, dass heute Freitag der 13. war. Unfug, dachte sich Zloin! Der Schwarzmagier mochte an vieles glauben, doch an diesen Aberglauben des dreizehnten Freitags doch nicht. Mehr Gedanken machte sich Zloin gar nicht mehr und zog sich die Robe über. Das ging allerdings nicht so leicht wie immer. Sie war irgendwie enger geworden - oder Zloin dicker?! Auf jeden Fall hatte die Robe nun einen dicken Riss!

"Himmerherrgott! Warum das?! Das muss doch einfach nicht sein. Beschissener Taganfang; Ich bin wohl mit dem falschen Bein aufgestanden meinte Zloin gereizt und ging die Treppe hinunter. Eine schwarze Katze lief ihm von rechts nach links über die Beine! Unglück ist nahe - würde jetzt die hohen Propheten sagen. Ein wenig verunsicherte das Zloin schon, denn so viel Pech konnte ein Mensch an einem Morgen doch nicht haben; doch er war sich immer noch sicher, dass der Freitag der 13. nur ein Amenmärchen war.

Im Refektorium bestellte er sich Erdbeerjoghurt und Brot. Durch die Gedanken war das Bestellte auch schon an seinem Morgentisch und zeigte sich nicht von schmackhafter Seite: Der Joghurt war voll mit Schimmeln, während das Brot vorgekaut war und von Sabber geprägt war.
Zloin warf das Morgenessen voller Wucht über den Tisch wo es am Boden zerschellte und einen schönen Flecken hinterliess. Im Comicstil würde man jetzt sehen wie eine schwarze Wolke über Zloins Kopf schweben würde und auf ihn herabpissen würde.
13.06.2003, 19:05 #218
Linky
Beiträge: 3.168

Kurz überlegte der überrumpelte Linky, wie er seinen immensen Hunger vornehm ausdrücken konnte. Schließlich kam ihm die passende Lösung.
"Gut, was zu Essen soll ich mir wünschen. Ich wünsche mir einen saftigen Eintopf ala Thekla und dazu einen großen Krug Koma Bier von Schmok", quasselte er und sprach für einen Schwarzmagier anscheinend in Hieroglyphen. Zumindest ließ HoraXedus Blick darauf schließen.
"Ähm", murmelte jener leicht verlegen, "mehr nicht?"
Etwas verzeifeltes lag in seinem Blick, er wollte schließlich das Kastell hier nicht blamieren. Der Schwarzmagier hatte wohl mit einem 5 Sterne Menü gerechnet und wollte dem Händler mal zeigen, was man nobel nannte, aber mit dem hatte er ganz und gar nicht gerechnet.
Doch plötzlich erschien auf mysteriöse Art und Weise zuerst ein randvoll gefüllter Krug mit höchstwahrscheinlich Wein und ein Teller über und über bedeckt mit grässlichem Gemüse. Vom Brokkoli bis zum saftigen Tomätchen war wirklich alles dabei. Linky musste sich beherrschen, um den Brechreizen nicht nachzugehen, verzehrte dann aber wider Willen das Mal.
Jedesmal wenn sich sein Gesicht zu HoraXedus wandte, setzte er sein Händlergrinsen auf, sonst machte er ein weniger erfreutes Gesicht. Nachdem diese wirklich scheusliche Mahlzeit verdrückt war, schob er den Teller samt entleertem Krug ein wenig nach vorne und breitete die angeforderten Waren auf dem Tisch aus.
"Nun, um zum Geschäftlichen zu kommen. Ich denke die Schmiedearbeit wird dich zufriedenstellen", sprach der Geschäftsmann und begutachtete selbst noch einmal die wunderbaren Werke Gorrs.
Auch HoraXedus nahm sich das Rohr und die Zange unters Gesicht und schien zufrieden zu sein - so schien er zumindest...
13.06.2003, 19:56 #219
Arctus
Beiträge: 531

„Less also“, vernahm Arctus, drehte sich um und ging zur Tür. Diesmal leise und nicht knarschend, öffnete sich das Holzkunstwerk, aus dem der Junge kurz danach austrat, die Tür wieder hinter sich schließend. Leichtfüßig begab er sich neben die Tür und lehnte sich gegen das kalte Mauerwerk. Die feste Stütze, die er gerade brauchte, denn ein leichtes Schindelgefühl umgab ihn, brachte schwarze Punkte auf seine Augen und verhinderte die Sicht auf irgendwelche Objekte. Wie wenn man zu heiß badet und schnell aufsteht, fühlte sich der Junge gerade und sank hinunter an der Wand hinunter, die Knie angewinkelt und den Kopf darauf platziert, versuchte er nur sich darauf zu konzentrieren bei Besinnung zu bleiben. Die blase Haut wurde noch viel blasser und die dünnen Ärmchen fingen an zu zittern. Die seichten Windgeräusche um ihn herum, verzehrte sich und es hörte sich an, als seie er in einem Rohr, dass nur an einem ganz kleinen Schlitz geöffnet war, durch den der Wind unaufhaltsam hindurchrauschte und unheimliche Geräusche von sich gab. Schwarze Haare vielen dem Jungen ins Gesicht und die blauen Augen leuchteten gefährlich auf.
Plötzlich öffnete sich die Tür. Less kam frisch angezogen herausgestampft. Komischerweise verflogen jegliche Sympthome Arctus’ spurlos, ohne jegliche Nachwirkungen zu hinterlassen. Krampfhaft versuchte der Junge das eben erlebte zu verbergen, fuhr sich nervös durchs Haar und rappelte sich wieder vom Boden auf. Flüsternd gab er von sich, „ich bin Arctus“, verstummte dann jedoch...
13.06.2003, 20:15 #220
Zloin
Beiträge: 998

Enttäuscht vom Tag hatte Zloin das Teleportationsbuch noch mit einem Flecken bekleckert, als er es, wo er es schon fertig gelesen hatte, weglegen wollte. Dumm gelaufen; dafür hatte er das Buch gelesen. Nun war der praktische Teil an der Reihe.

Er nahm sich die Rune für den Lavaturm. Zloin stieg die Treppe hinunter. Auf der letzten Stufe hatte er den Halt nicht mehr und landete schräg auf dem rechten Fuss, total verstaucht.
"Verdammter Mist!!! Warum zum Teufel ist die letzte Stufe nicht eben?! Blöde Dämonen! SOLLEN DAS GEFAELLIGST JETZT MACHEN! ARRRR!" schrie Zloin durch die Gänge des Kastells und hummpelte zum Pentagramm.

Er musste nur einen klaren Kopf behalten und sich mithilfe der Rune einfach teleportieren. Da er das schon mit einer Schriftrolle gemacht hatte, würde das problemlos gehen. Er nahm sich die Rune und wollte beginnen... doch hatte er die Rune für die Rückkehr im Zimmer
vergessen! Zloin fluchte wie wild bis er in seinem Zimmer war, die Rune geschnappt hatte und nun durch Unkonzentriertheit auf der Mitte der Treppe ausrutsche und nach unten rollte. Das Gefluchte war wieder einmal unüberhörbar und ist für normale Ohren nicht etragbar - von der Lautstärke und vom Inhalt.

Wieder befand er sich im Pentagramm und versuchte sich zu teleportieren. Durch den Spruch schebte er einen halben Meter in der Luft und dann machte es kurz *flub* er landete wieder am Boden und ehe er es bemerkt hatte, war seine Unterhose wegteleportiert!
"Ach Mist! Was wohl die Turmbewohner zu meiner Unterhose sagen. Verdammte Mist, ich bring heute einfach nichts auf die Reihe, am besten, ich gehe nochwas essen!" meinte Zloin übergenervt.
13.06.2003, 21:01 #221
The_Nameless
Beiträge: 1.130

Stumm sah der junge Mann weiter in Less’ Augen, doch es schien, als würde er ihn gar nicht beachten, als würde er einfach in Gedanken versunken in die weite Leere schauen...
Leichte Sonnenstrahlen spiegelten sich in seinen Augen, endlos tief drang Less in dieses kalte blau Funkeln ein, versuchte, die geheimsten Gedanken des Menschen vor ihm zu erreichen.
Doch sollte es nicht dazu kommen, und so starrte er, ebenso wie sein Gegenüber in die sonderbare Schwärze des Nichts, das diesen Raum für sich in Anspruch nahm.
Die Lippen des Fremden bewegten sich auf seltsame Weise und gaben leise, fast unhörbar einige Worte von sich.
„Less also...“
Less nickte ihm langsam zu, erwartet wenigsten jetzt eine annähernd menschliche Reaktion.
Schlagartig verdunkelte sich der helle Schein der Sonne, pechschwarze Wolken schoben sich vor die warmen Strahlen und verhinderten jeglichen ihrer Versuche, die dunklen Mauern des Kastells zu berühren. Sanft prasselte der Regen an die dünne Scheibe, wo sich die kleinen Wassertropfen rasch sammelten und ungesteuert, fast sogar frei, um an dem Glas entlang in die Tiefe zu fließen.
Als Less sich wieder seinem Besucher zuwandte, war dessen Platz leer, wo vor einigen Sekunden noch ein Mensch gesessen hatte, zumindest hatte er wie ein Mensch ausgesehen, war nun nur noch die leichte Macht seiner dunklen Aura zu verspüren.
Den Kopf schüttelnd sah sich Less um. Das Zimmer hatte sich im Vergleich zum Vortag nicht verändert, die Einrichtung stand noch genau an den Orten, wo sie auch bei seinem ersten Eintreten vorzufinden war. Einzig und alleine die Kerze, welche am Abend noch ihr düsteres Licht verbreitete, war nun erloschen. Die einzige Lichtquelle war nun das Tageslicht, welches, durch das plötzliche Unwetter extrem verdunkelt, ins Zimmer schien, grau und trüb.
Während er sich aus seinem Bett erhob, griff er sich die soeben entdeckten Kleidungsstücke, die für ihn bereit gestellt wurden.
Allmählich streifte er sich das graue Hemd und die schwarze Tunika über den Körper. Sie bestanden nur aus sehr dünnem Stoff, dennoch hatte er das Gefühl einer angenehmen Wärme, die langsam seine Haut überzog.
Kritisch sah er an sich herab, er hatte nicht erwartet, dass diese dunkle, düstere Kleidung zu seiner Ausstrahlung passen würden, doch fühlte er sich komischerweise sehr wohl darin.
Mit dem festen Gedanken, vielleicht mehr über seine Suche, oder gar über seine Bestimmung zu erfahre, verließ er lautlos die kleine Kammer.

Der junge Mann, der geradeeben so blitzartig aus seinem Gemach verschwunden war, saß, den Kopf in den Knien versenkt, gelehnt an die mit reichlichen goldenen Zeichen und Schriften verzierten Wand, auf dem Boden.
Scheinbar sehr mit sich selbst beschäftigt blickte er auf die marmornen Fußplatten.
Erschrocken durch das leise poltern der zugefallenen Tür sah er auf.
„Ich bin Arctus...“
Less betrachtete ihn genauer, seine Gesichtszüge waren ließen auf einige, verändernde Erfahrungen in seinen Leben schließen, und dennoch sah er sehr jung aus, höchstwahrscheinlich war er jünger als Less selbst.
Sein tiefschwarzes Haar fiel lässig über sein Gesicht, hin und wieder verdeckte es das eisige blitzen seiner blauen Augen...
„Erzähl mir über Beliar.“
Arctus sah ihn erstaunt an, überlegte wieso sich dieser fremde Besucher für die Lehren des Gottes der Finsternis interessierte.
„Er ist unser aller Gebieter,“ er machte eine lange Pause, andächtig und ehrfürchtig sprach er weiter, „und wir sind seine ergebenen Diener.“
Less sah ihn fragend an, er verstand noch Nichts von dem, was gerade über Arctus Lippen gekommen war.
Als würde er die Ratlosigkeit seines Gegenüber erahnen, setzte dieser rasch seine Worte fort.
„Ich werde dich zur Quelle allen Wissens führen, denn Wissen ist Macht, und diese scheinst du zu erstreben.“
Er erhob sich von dem kalten Marmorboden. Langsam streckte er seine Hand und forderte Less auf, ihm zu folgen.
„Komm mit, ich führe dich zu unserer Bibliothek.“
Less stand regungslos in dem langen Gang, sollte er tatsächlich einige Antworten auf seine vielen Fragen bekommen.
Arctus Schatten zog weiter den dunklen Gang entlang. Langsam setzte sich Less in Bewegung und folgte seinem Führer...
13.06.2003, 21:30 #222
Arctus
Beiträge: 531

Wie ein Stummfilm spielte sich alles ab. Arctus schritt voran und Less ging hinterher. Nichts Besonderes war an der Situation zu erkennen, außer vielleicht Arctus komisch verzerrtes Gesicht, dass er jedoch in der Dunkelheit verbarg. Irgendetwas lag auf dem Jungen. Etwas für ihn nicht begreifbares. Doch das stand nun nicht zur Debatte.
Arctus wandte sich Less zu, bevor sie die Bibliothek betraten.
„Das mag die hier wie ein kleiner Raum vorkommen, doch lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen.“
Wahrscheinlich war der Mann nun verwirrter als Vorher, doch er würde schon begreifen, wenn er es sieht. Arctus trat hindurch und schlagartig breitete sich der Raum über das gesamte Erdgeschoss aus. Bücherregale en Mass füllten den Raum, neben den bequemen Sesseln und kleinen Lesetischen. Zögerlich trat der Neue nach vorn und betrachtete mit offen stehendem Mund das Meer aus Schriften, wie es wohl nirgendwo anders zu finden war.
Gesammeltes Wissen, über Jahrmillionen alte Werke, fand man hier.
„Wie soll man hier ein spezielles Buch finden?“, japste Less hervor.
„Sprich den Titel oder ein Stichwort, die Bücher dazu wirst du dann auf dem Boden finden.“, sprach Arctus leise, „bücken musst du dich jedoch selbst!“
Less zögerte, machte den Mund auf, schloss ihn dann jedoch wieder. In seinen Gedanken formten sich Fragen und der Ausprobierdrang drückte ihm, sodass er schließlich den Mund öffnete und ein Wort von sich gab ...
13.06.2003, 21:45 #223
Zloin
Beiträge: 998

Zloin hatte einigermassen gut gegessen. Anscheinend war doch nicht ganz alles so schlecht an diesem Tag. Doch nun wollte er dem ganzen Übel ein Ende setzen: schlafen.

Vorsichtig hummpelte er die Treppe hoch und bemerkte am Fenster seines Zimmers, dass das Gewitter aufgehört hatte. Die Sonne ging gerade unter und verlieh dem Landstrich noch die letzte Hitze, denn in den letzten Stunde wurde es tropisch heiss, da das ganze Wasser verdunstete. Ein unangenehmes Gefühl, weil die Haut klebrig war und man weder sehr heiss noch kalt hatte.

Zloin legte sich das Nachtkleid an und ging ins Bett. Er zog sich die Decke über den Körper und schob sie langsam immer wieder nach unten, weil es so heiss war, bis sie mittlerweile ganz unten angekommen war.
Er drehte sich hin und her um noch ein kleines kühles Stückchen Matte zu finden. Doch von einschlafen war keine Spur. Normalerweise schlief der Magier schnell ein, doch diesmal hatte er sehr mühe.
Sein Kopf drehte sich nach links und nach rechts in einem unregelmässigen Rhythmus. Das Nachtkleid wurde langsam vom Schweiss ein wenig feucht. Unangenehm! Zloin stand auf.

"Mist, ich muss wohl etwas neues machen!" meinte Zloin. Er ging die Treppe hinunter wobei er diesmal so müde war, dass er sich nur den Ellbogen an der Steinwand aufschürfte.

"Verdreckte Scheissmauer! Kannst du nicht aufpassen?! Jetzt muss ich auch noch bluten. Es ist ja nicht zum AUSHALTEN!" schrie Zloin der Mauer zu. Es tat ihm ein gut durch das ganze Kastell zu schreien!
Aus der Küche besorgte er sich ein Glas Wasser mit Eis und einen wassergetränkten Lappen.

Auf dem Nachobenweg kam ihm noch ein Dämon entgegen, welcher ihm mit scherzhaftesten Kopfschmerzen, Gute Nacht wünschte.
Zloin konnte es nicht fassen und schrie den Dämon an: "Was?! Du SPINNST JA WOHL!!! VERSCHWINDE GEFAELLIGST ODER ICH ZIEH DIR DEINE FLUEGEL LANG!" kreischte Zloin und schlug dem Dämon mit dem Wasserlappen eins über seine Birne.

Als er wieder im Bett war, hatte er sich den Lappen auf die Stirne gelegt, was ein gutes Gefühl war. Ein Schluck vom Wasser und schon gings ans einschlafen.
Einmal Kehrt nach rechts, einmal Kehrt nach links, einmal nach rechts und dann fiel der Lappen auf den Boden. Wieder fielen unschöne Worte und der Lappen flog mit grosser Wucht durchs offene Fenster. Es war so schwül, dass Zloin kaum noch die Kraft hatte sich zu beherschen. Er war müde und traurig, denn nicht einschlafen zu können machte ihn total fertig.

Doch er liess sich doch noch nicht so früh unterkriegen und versuchte es noch einmal mit einem Schluck Wasser. Das Glas war halbleer. Eine Viertelstunde verging und er schaffte es fast, einzuschlafen. Doch eine Mücke stach ihm unter dem Bauchnabel und labte sich seines Blutes! Ein Schlag, kein Schrei dafür ein kleiner schöner Blutfleck mit einer verdrückten Mücke! Wenn das nicht ein Grund war, auszurasten, wenn man fast dabei war, zu schlafen!

Voller Wut griff Zloin zum Glas "FAHR ZUR HOELLE DU VERDAMMTER DREIZEHNTE FREITAG! MICH MACHST DU NICHT FERTIG! ICH KAEMPFE GEGEN DICH AN! EGAL WAS ES KOSTET! AARGHHHHHHHHHH!" und warf es mit voller Wucht an die Wand wo es zerschellte und einen schönen Haufen Scherben hinterliess.



Nach den vielen Versuchen vom Einschlafen hatte er es am Schluss doch noch gut geschafft, wobei der Schlaf von derben Alpträumen geprägt war.
13.06.2003, 23:35 #224
Alei
Beiträge: 569

Alei sass wieder einmal in der Bibliothek und brütete über einem Buch, dass ihm gar glückliche Kunde brachte. Es war ein Buch über Kräuterkunde, dass verstaubt und vergessen in einem der hintersten Regale gestanden hatte. Die Staubschicht war mindestens einen halben Meter dick gewesen und hatte mit dem Hammer bearbeitet werden müßen, bevor er an das Buch kommen konnte.

Trotzdem, die Mühe hatte sich gelohnt. Hier in diesem Buch stand, wie er es endlich fertigbringen konnte, dass seine Angebetete seine Liebe erwiederte, und zwar mit einem Feuer (wie das Buch versprach), dass es kaum vorstellbar war. Eilig las er weiter und merkte nun langsam, dass er eine ganze Menge ihm unbekannte Kräuter brauchte, von den er nicht einmal wußte, ob sie überhaupt hier auf der Insel vorkamen. Naja, versuchen konnte man es ja mal, dachte er sich, als er weiterlas. Morgen würde er sich einmal genauer umsehen. Beliar sei gelobt, in der Buch stand auch, wo die gesuchten Kräuter meistens zu finden waren. Eine lange Wanderung stand ihm bevor.
14.06.2003, 00:29 #225
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Die ewig gleichförmigen goldenen Streifen in Kopfhöhe begleiteten Don-Esteban, als er das Gästezimmer aufsuchte, in dem er den jungen Svein vor einigen Tagen abgesetzt hatte. Die Bilder an den Wänden mit ihren beunruhigenden Darstellungen bereiteten dem Magier schon lange keine Kopfschmerzen mehr. Was auf ihnen dargestellt war, blieb ihm jedoch weiterhin ein Rätsel. Handelte es sich um die surrealen Albträume eines zu Tode gemarterten Magiers, die er aus finsterster Hölle in das Hirn eines gequälten Malers schickte? Niemand, den er je gefragt hatte, wußte es. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden, daß die Herkunft und Bedeutung dieser Bilder eines der zahlreichen Geheimnisse des Kastells war. Und doch... nein, es war lächerlich. Aber manchmal glaubte er, das Paradies zu sehen, wenn er sich eines der Bilder ansah. Wenn er dann davor stand und es ewig anstarrte, erwachte es nur für ihn zum Leben und die Bilder verschmolzen mit seinen Gedanken. Sehen und denken, denken und sehen.
Doch heute war keine Zeit für die Bilder.
Dieser Waldläufer wollte einen Arm haben.
Er sollte ihn bekommen.
Ob ihn interessierte, daß dafür ein Mensch sterben mußte?
Sicher nicht.
Wenn er zimperlich gewesen wäre, wäre er nicht ins Kastell gekommen, sondern hätte sich irgendwo anders helfen lassen.
Wie Peitschenhiebe fuhren die Gedanken durch das Hirn des Nekromanten.
Moral?
Unpraktisch. Er hatte sich ihrer entledigt. Schon vor einer ganzen Weile. Beliar wollte es so. Es gab keine Ausflüchte mehr, keinen aufschub. Der Schattendämon wartete. Oh ja, Schattendämon - in der Schwärze des Schattens wartete er, bis er zuschlug. Schattendämon. Dämonisch waren seine Handlungen, dämonisch das, was er Don-Esteban tun ließ.
Genug.
Mit einer plötzlichen Handbewegung wischte der Magier die Gedanken hinfort, die unablässig in seinem Kopf kreisten. Der Klang seiner Schritte verstummte und das Echo in den dunklen Gängen rollte aus bis es nicht mehr zu vernehmen war.
Leise drückte er die Klinke hinunter, bis das türschloß mit einem leisen "Klack" öffnete. Die Tür gab nach und wurde nach innen aufgestoßen.
Auf dem Stuhl, der ebenso, wie ein Bett, ein Tisch und diverse Regale und Truhen zur Ausstattung des Zimmers gehörte, saß die zusammengesunkene Gestalt des Burschen.

"Svein, wie geht es dir?", fragte der Magier sanft und mit so viel honigsüßer Freundlichkeit, wie er nur aufbringen konnte.
"Es ist schrecklich langweilig hier. Ich denke, Ihr braucht mich. Und wo sind Eure Stoffe? Seid ich hier bin, bin ich nur in diesem Zimmer. Ich muß doch etwas Geld verdienen, um meiner Liebsten ein Kleid zu kaufen. Und meiner Mutter muß ich die Mietschulden bezahlen", sprudelte es aus ihm heraus.
Don-Esteban hob in gespielter Abwehr die Hände und lachte.

"Keine Sorge, jetzt brauche ich dich nämlich."
Svein sprang auf, froh, endlich etwas zu tun zu bekommen. Mit eiligen Schritten folgte er dem Magier, der sicher die gänge des Kastells durchmaß. Vielen Biegungen und Ecken folgten die beide, doch nie hielt Don-Esteban an. Er wußte, wohin ihn der Weg führte.
Ein weiterer Magier kreuzte den Weg der beiden.

"Halt, Arctus. Schön, daß ich dich treffe." Wie nett und höflich man doch miteinander umgehen konnte. "Hole mir bitte noch Scipio in meinen... Ankleideraum. Wir wollen sehen, ob ihm das Gewand passt, daß ich für ihn geschneidert habe."
Und damit trennten sich die Wege der beiden wieder und Don-Esteban setzte den seien, der ihn und seinen Gast ins Labor führen würde, fort.
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