World of Gothic Archiv > Rollenspiel
[Q] Das Land Gorthar # 7
Seite 10 von 15 « Erste 6  7  8  9  10  11  12  13  14  15 
26.02.2004, 18:32 #226
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Nun ja, in ihrem Gesichtsausdruck sahen die ungefähr genauso blöd aus, jedenfalls glaubte er nicht, dass er viel besser dreinblickte als der Mann vor ihm. Aber konnte das wirklich Druid sein? Er kannte ihn noch von der Zeit als Schürfer und dann war da ja noch diese Vision. Er konnte sich noch gut daran erinnern, es war ein traumartiger Zustand, eher mit einem Delirium vergleichbar. Er lag damals in einem schweren Fieber hatte ihm seine Schwester noch erzählt, deswegen war es nicht sonderbar, dass er abstruse Bilder sah. Doch damals hatte er wirklich gedacht, die Dinge wären real passiert. In diesem Traumzustand kam auch der alte Schürferfreund vor, doch davon wollte er besser nichts erzählen, am Ende hielt Druid ihn noch für verrückt.

Es war schon lange her, seit sie sich das letzte Mal in der Realität begegnet waren, inzwischen war eine Menge aus dem einstigen Steinmetz geworden. Er hatte ihn als starken Mann in Erinnerung, Muskel bepackt und breitschultrig und daran hatte sich auch nichts geändert. Nur komisch, dass er dieselbe Rüstung anhatte, wie auch in seinen Visionen. Diese Banditenrüstungen. Wie gut, dass Prix keine Ahnung von Khorinis hatte, wenn er gewusst hätte, was diese Rüstung bedeutete, dann hätte er ihnen wohl bestimmt keinen Platz angeboten und genau danach sah es für ihn zumindest aus. Aber dieses winzige Detail sollte ihm egal sein, er scherte sich einen Dreck um die Rüstungen von anderen Leuten, da er sowieso nur seine eigenen Interessen wahrte.

Natürlich freute er sich auch den einstigen Weggefährten wieder zusehen und vor allem, er war am Leben. Nicht unbedingt selbstverständlich, aber der verstand es eben am Leben zu bleiben. Doch es hegten sich auch Zweifel unter ihm, damals wusste er schließlich noch nicht, wer er wirklich war. Das ganze war ihm unangenehm, aber er hatte sich im Griff – hoffte er zumindest.

Seine Mimik entspannte sich wieder. Er zog ein geduldiges Grinsen auf. Dann nahm er auch den kleineren Mann hinter Druid wahr. Ein ziemlich uninteressanter Anblick, zumindest im Glanze des Kriegers vor ihm. Er schien nicht mehr an den Hof gebunden. Doch was in Innos Namen machte er in Gorthar? Das alles konnte nur er ihm erzählen.

Einen Geist gesehen? Hähähä, hahaha. Sein Lachen klang kurz höhnisch, denn ihm gefiel der verdutzte Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers, doch dann formte es sich wieder zu dem nun schon bekannten Grinsen. Wie geht’s dir denn so, alter Freund? Bist du hier in Gorthar, weil du wieder irgendein Ding drehen willst, oder wolltest du mich nur mal in meinem Lager besuchen? Wahrhaftig, du hättest dir keinen besseren, oder soll ich eher sagen, schlechteren Zeitpunkt aussuchen können! Es ist jedenfalls schön zusehen, dass wenigstens einer noch am Leben ist.
26.02.2004, 19:06 #227
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

"Naja... ich hab hier so einiges zu erledigen, weißt du? Mal nach hier, mal nach dort... Bei Lee bin ich schon lange nicht mehr. Ein paar Monate, nachdem du weg warst, hab ich mich auch von da verzogen. Es war nichts für mich, ständig nur auf einem Bauernhof zu hocken und mich zu Tode zu langweilen.
Aber das nennt sich wohl mal einen Zufall. Nichtsahnend ziehen mein Schüler", er deutete auf Marquez, "und ich durchs Land, auf der Suche Nach einem Nachtlager kommen wir dann hier an. Und wer lebt hier? Pergamo...", ein Lächekn bildete sich auf seinem Gesicht. Ein ehrliches, ernstgemeintes Lächeln. Es war lange her, dass er das letzte Mal so gelächelt hatte, zu lange vielleicht. Kritisch beäugte Druid sein Gegenüber. Er hatte wahrlich etwas aus sich gemacht, man konnte es nicht anders ausdrücken.
"Aber warum ist es gerade ein schlechter Zeitpunkt? Überhaupt scheinen deine Kumpanen", er nickte kurz in ihre Richtung, "etwas nervös zu sein..."
26.02.2004, 19:50 #228
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Ach na ja. Eigentlich dürfte ich jetzt gar nicht mit dir reden. Mich erwartet jemand und ich fühle mich schon richtig schlecht, dass ich noch so lange hier rum stehe. Und dass meine Kameraden nervös sind kann ich verstehen. Einerseits sind die Wälder von Gorthar voller Banditen, im Frühling, im Sommer, im Herbst wie auch im Winter. Fremde sind hier ungewöhnlich. Und besonders solche Fremde. Aber ich denke, dass es an etwas anderem liegt. Wir haben da gerade ein paar Probleme mit einer Sekte. Ein paar Spinner, die uns umbringen wollen. Na ja, nicht so wichtig.

Sag, hast du Lust noch ein wenig zu bleiben? Ich würde mich gerne ein wenig über alte Zeiten unterhalten. Ich bin seit sehr vielen Mondjahren nicht mehr in Khorinis gewesen und wer weiß, ein wenig Klatsch in der tristen Zeit tut doch immer gut. Nicht viel Zeit bleibt dafür, die Zeit ist rau und auch in Gorthar ist man nicht sicher. Selbstverständlich nur, wenn du nicht dringend weg musst, ihr beide wolltet gerade aufbrechen? Du willst mir doch nicht weismachen, dass ihr hier zum spazieren hergekommen seid. Nach Gorthar kommt man nur, wenn man den Tod sucht oder gezwungen wird. Niemand kommt freiwillig nach Gorthar. Aber wie du dich auch entscheidest, ich muss wirklich jemanden aufsuchen...


Er dachte dabei an Isabell, Druid hatte da mehr oder weniger einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Jetzt war er all die Meilen gereist und hatte diese Schmerzen auf sich genommen, hastete jeder verlorenen Sekunde hinterher und nun redete er in aller Seelenruhe mit jemand. Druid war kein Niemand, sondern durchaus ein Freund und doch war es nicht richtig. Aber er konnte doch nicht einfach einen Freund dastehen lassen oder? Es war eine verzwickte Situation und der junge Fürst hoffte, dass der freie Krieger sein Angebot annehmen würde, doch war er auch fest entschlossen ins Lager zu kehren, egal was er nun sagen sollte.
Sein Herz würde sonst zerspringen...
27.02.2004, 16:09 #229
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Mit einem Nicken bedeutete Druid seinem dem alten Kumpanen, dass er ruhig gehen sollte und ohne ein weiteres Wort schritt dieser an ihm vorbei, weiter in das Lager hinein. Der Krieger blieb noch eine Weile stehen. Im Grunde hatte er nicht viel Zeit, Ankhraghas Anhänger warteten nicht, wenn er sie aufhalten wollte, müsste er sich sputen, doch er haderte mit sich. Zwar war er nicht wirklich daran interessiert, über alte Zeiten zu plaudern, doch eines brannte ihm auf der Seele. Dieser Traum, wenn es denn wirklich einer war. Mit einem ganzen Trupp, geleitet von der Schwarzmagierin Meditate waren sie darin aufgebrochen, die Wiederkehr der alten Götter zu verhindern. Im Grunde nichts Besonderes, sollte es einfacher Traum gewesen sein, denn während des Schlafens geschahen viele Dinge, die nicht sein konnten. Was ihn aber stutzig machte war die Tatsache, dass Pergamo während der Geschehnisse des Traumes die gleichen Kleider getragen hatte, wie auch jetzt. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass das nur ein Zufall sein sollte, wenn Druid es sich auch nicht erklären konnte.
Ein Windstoß ging durch die Blätter weit über ihnen, jagte den Schnee davon, ließ ihn haltlos zu Boden fallen. Geräuschlos trafen die kalten Flocken auf ihre Brüder, die regungslos auf dem Boden verharrten, fügten sich in das ebenmäßige Bild aus geschwungenem Weiß.
Der Krieger überlegte. Sollte er nicht vielleicht doch noch etwas bleiben, versuchen, die Sache zu klären? Sollten die Kultisten wirklich das Grab erreichen, bevor er sie stoppen konnte, müssten sie ohnehin noch zurück und an dem Krieger vorbei, spätestens dann würde er sie stellen können.
Er hatte sich entschieden.
„Wir bleiben“, ertönte seine Stimme, während er sich umwandte. Für einen kurzen Moment blieb sein Blick auf Marquez hängen, der Bandit hatte die ganze Zeit unbeteiligt neben ihm gestanden. Zusammen gingen sie wieder zurück in Richtung des Lagerfeuers.
27.02.2004, 17:06 #230
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Mit hastigen Schritten betrat Rociel das Lager, Prix stand da und begrüßte ihn flüchtig mit einem Na endlich zurück? doch er achtete gar nicht so sehr darauf. Na ihr macht’s mir hier Sachen. Lädst hier einfach einen alten Freund von mir ein. Ach übrigens, ich hab dir was mitgebracht. Rociel fummelte hastig an seinem Rucksack herum, das Lederteil mochte sich nicht öffnen, doch nach ein bisschen Hilfe von Prix ging das schon. Er holte die drei Schätze heraus, umwickelt in seine Tücher waren sie. Daneben glänzten duzende Schuppen der Königstiere, sauber abgetrennt ließen sie Prix erstaunen. Du hast es also wirklich geschafft? Hätte ich mir ja denken können, dass du sonst nicht zurückgekehrt wärst. sagte er mit seiner kräftigen Stimme. Ja aber sieh dir mal die Tücher genauer an. Hehe, das ist doch was du wolltest oder? Drei Flammenzungen, aber ich weiß noch nicht genau, was ich mit ihnen machen soll. Aber eine kannste bestimmt haben, dein Fleisch hat mir schließlich sehr geholfen. Aber jetzt zu was anderem, sag, wo ist meine Schwester? Ich habe sie noch nicht gesehen? Der Jägermeister sah sich ein wenig hilflos um, doch die Blicke des Fürsten waren tödlich. Anscheinend war sie nicht mehr hier. Sie ist noch vor den Fremden los... lautete seine spärliche Erklärung. Das Gesicht des Mannes wurde farbloser, für einen Moment kamen ihm üble Gedanken, alles nur das nicht. Sie konnte doch nicht einfach aufbrechen. Am Ende suchte sie ihn noch. Ich vermute mal, sie ist in der Nacht aufgebrochen.

Hm. Im Kopf des Mannes war es so leer, er hörte dieses Lied, dieses melancholisch-pessimistische Lied auf der hellen Harfe. Er konnte sich wieder daran erinnern, an die Momente auf dieser rauen Klippe. Sein Kopf war so schwer, sein Schmerz war verdrängt und doch kam er wieder und wieder. Er war wie das Meer, das wieder und wieder an die Klippen strandete. Eine Welle nach der nächsten. Irgendetwas wollte er sagen, doch aus den geöffneten Mundwinkeln mochte kein Ton dringen. Die einsamen Winde wehten um sein Haar, sie schienen ihm alleine bestimmt und alleine zu gehören. Wieso nur ausgerechnet jetzt? Wieso hatte er diesen einen verdammten Tag verloren. Arghhhhh Ein gurgelndes Geräusch drang aus seiner Kehle, als er sich beugte, die bloßen Hände auf den harten Boden schlug, mit seinen Fingernägeln auf harter Erde entlang fuhr und geballte Fäuste auf ihm niedergingen. Erst Prix mochte ihn dabei stoppen. Auf einer Hand hatte ein spitzes Teil einer verlorenen Pfeilspitze eine dünne Schnittwunde verursacht, aus der nur mäßig rotes Blut kam. Doch genau dieses Blut brauchte er, um sich zu erinnern.

Nach dem Treffen mit Druid und der Hast der letzten Stunden war sein Kopf verwirrt, total zugenagelt und verbohrt musste er gewesen sein, dass er nicht mehr daran dachte. Genüsslich leckte er den roten Lebenssaft von der Seite der Hand und verzog dabei sein Gesicht zu einem unmissverständlich gemeinen Grinsen. Als er sich umdrehte, mochte er sogar schon einen Schatten vernehmen, mochte es auch nur der Wind sein. Hahahahaha, ich bin so blöd. Aber verzeih mir, du kennst die Umstände. Er hatte schon verstanden, doch für den Rest der Anwesenden blieb sein Verhalten übereis…merkwürdig. Alles in Ordnung? fragte Ra, der bisher still und versteckt in einer Ecke gestanden hatte. Hey Ra, wie geht’s dir, natürlich ist alles klar, was denkst du denn. Gar nichts war klar, zumindest wäre es so gekommen, hätte er nicht diesen Zufall zu Hilfe bekommen. Nun waren die Gesichtszüge entstand und weniger Falten mochten sich darauf breit machen. Er zwinkerte dem jungen Jägerlehrling zu. Es war immer noch irgendwann am Mittag und er hatte Hunger und vor allem eins, Durst. Hast du ein wenig Wasser, ich verdurste? Prix nickte, noch immer leicht verwirrt über die seltsamen Gefühlsschwankungen holte er einen Krug mit Wasser. Schnell war dieser geleert und ein zweiter gefüllt. Wenn es irgendwie geht, bitte ich dich die beiden auch noch zu bewirten, schließlich sind sie meine Gäste. Auch wenn ich Fremde noch weniger mag als du, ich kenne einen von ihnen, ich denke, sie sind in Ordnung. Er flüsterte dabei, mussten sie es ja nicht mitbekommen, das Lagerfeuer war nicht weit entfernt. Ein weiteres Mal nickte er und stellte seine Vorräte zur Verfügung. Die Aussicht auf eine Feuerzunge war einfach zu groß und überzeugend.

Rociel schritt schnell zurück zum Feuer und setzte sich auf einen Holzstumpf, dann verzog er wieder die Mimik und lächelte. Wie bei einem Puppenspieler konnte er sich darstellen. Er war jetzt sehr beruhigt, denn im Gegensatz zum Rest der hier Anwesenden wusste er, wo Isabell sich aufhielt. Zumindest war es beruhigend es zu wissen.

Nun bin ich beruhigt. Er nahm einen tiefen Schluck Wasser aus dem Krug. Also, wie geht es denn dem Hof? Und in der Stadt, immer noch so viel los? Keine Orks und Schwarzmagier hoffe ich mal? Ach ja, du wolltest mir erzählen, warum du hier bist. Er zwinkerte den ehemaligen Steinmetz an und bat ihn auch einen Krug zu nehmen. Sein Schüler schien ja nicht sehr lebhaft zu sein, sagte er doch kein Wort. Lag vielleicht an den misstrauischen Blicken, die er hier überall nachgeschmissen bekam. Oder er war stumm. Vielleicht die Zunge raus geschnitten? Schlimme Zeiten waren das, wirklich schlimm...
27.02.2004, 17:53 #231
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Gleichgültig beobachtete Druid die plötzlichen Verhaltensschwankungen Pergamos, maß ihnen jedoch keine weitere Bedeutung zu, er schien seine Gründe zu haben, jedenfalls ließ sich das aus dem vorhergegangenen Gespräch mir dem Jäger schließen. Er suchte wohl die junge Frau, die am gestrigen Abend noch bei ihnen gewesen war. Seine Schwester, der Krieger wusste gar nicht, dass Pergamo eine hatte. Aber was interessierten ihn schon die familiären Angelegenheiten anderer Leute?
Nach einer Weile gesellte sich der junge Fürst wieder zu den beiden Sitzenden, bot jedem einen Krug Wasser an, dankend nahm Druid an. Ich gleichen Moment näherten sich auch Prix und Ra, diese beiden Namen hatte er mittlerweile mitbekommen, dem Feuer, ließen sich auf den Stämmen nieder, die rings um die knisternde Hitzequelle verteilt waren. Bevor er antwortete griff der ehemalige Bandit in seine Tasche, beförderte eine in zwei Teile zerbrochene Holzpfeife zu Tage, augenscheinlich hatte sie irgendeine feindliche Begegnung nicht unbeschadet überstanden. Ohne mit einer Wimper zu zucken warf er den nicht mehr zu gebrauchenden Gegenstand in die rötlichen Flammen, packte kurzerhand ein einen Beutel, der an seinem Gürtel hing und zog sie, beladen mit einigen Tabakblättern, wieder heraus. Gemächlich begann er die getrockneten, schmutzigbraunen Blätter zu einem ungefähr fingerlangen Tabakstängel zusammenzurollen, während er anfing, zu erzählen.
„Über den Hof kann ich dir nicht viel erzählen. Vor einigen Wochen war ich das letzte Mal dort, es schien sich nicht viel verändert zu haben. Die Stadt hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen, doch wüsste ich keinen Grund, weshalb sich etwas geändert haben sollte. Die letzte Zeit trieb ich mich vornehmlich im Minental herum, die Orks allerdings sind von den Paladinen stark dezimiert worden, wenn es andersherum aber auch nicht viel anders war.“ Ohne erkennbare Gefühlsregung sprach Druid, all das scherte ihn wenig. Ob es nun ein paar mehr oder weniger Paladine und Ritter gab, die in Khorinis ihr ehrenvolles Dasein fristeten...
„Im Grunde bin ich einfach nur hier, weil ich auf der Suche nach jemandem bin. Er besitzt etwas, das... mir gehört und er vergaß es mir wiederzugeben.“, der Krieger war vorsichtig. Pergamo alleine hätte er vielleicht etwas mehr erzählt, doch in Gegenwart der beiden Jäger erzählte er lieber nichts genaueres...
27.02.2004, 19:15 #232
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Du rauchst? Ich kann mich gar nicht mehr dran erinnern, dass ich dich mal rauchen gesehen hab? Das Feuer knackte leise und bedächtig, am Tage ließ man es klein brennen, schließlich sollte kein Holz verschwendet werden. Er spielte ein wenig mit einem Stock, ritzte Zeichen in den Aschesand und ließ seine Spitze in der Glut ankokeln, nicht lange blieb er ohne Flamme. Während er die Flamme dicht vor seine Augen führte und einige Leute sich weiter giftige Blicke zusendeten, überlegte er ein wenig. Schwelgte in alten Erinnerungen. Die Situation mochte vielleicht nicht die beste sein, doch solange sich die beiden Duos nicht angriffen war ja alles in bester Ordnung. Man musste ja nicht gleich fröhlich sein. Die einen mochten die Fremden nicht und die Fremden mochten die einen nicht. Er kannte sie alle, bis auf den komischen Stummen, sie waren alle in Ordnung. Allerdings konnte er sich schon denken, dass es eine Zumutung für Ra und wohl auch für Prix sein musste, dass diese Typen immer noch da waren und sich hier ordentlich bedienten. Noch immer auf den Feuerball konzentriert, sprach er dann zu den beiden Jägerfreunden. Ich glaube, die Fleisch und Holzvorräte sind etwas arg geschröpft worden in letzter Zeit. Dafür entschuldige ich mich. Aber es hat keinen Sinn hier herumzustehen und sich misstrauisch zu beobachten oder? Was wir zu besprechen haben ist sowieso nur altes Zeug. Ihr könnt ruhig gehen. Ich werde schon dafür sorgen, dass die beiden nichts anstellen.

Die Flamme machte im aufziehenden Wind einen Austritt nach rechts und kam näher auf ihn zu. Der Wind fachte die kleine Feuerquelle noch zusätzlich an. Wie das Maul eines großen Monsters fraß sich die Flamme nach vorne. Je länger er sie mit den Augen fixierte, je mehr spielten sich andere Spiele in seinem Kopf ab. Die Augen verschmolzen mit dem Feuerzahn und ließen ein verschwommenes Bild entstehen.

Gerne mach ich das nicht. Ich hoffe, du weißt, was du tust. Aber du hast Recht. Es geht mir tierisch auf die Nerven, hier nur herumzustehen. Komm Ra, wir brauchen etwas Fleisch. Wehe mein Lager steht danach nicht mehr!
Die Jäger schnappten sich Bogen und Köcher und rannten aus dem Lagereingang, durch die Mulde, doch zuvor griff er noch instinktiv Prix rechten Arm und zog seinen Kopf herunter, ehe er ihm etwas ins Ohr flüsterte. Du kannst dich ganz auf mich verlassen. Wie eine falsche Schlange züngelten die Worte durch die Luft. Es dauerte nicht lange, dann waren sie in den hinteren Wäldern verschwunden. Sie würden bestimmt gute Jagd machen. Vielleicht ja die zwei Scavenger, die er gesehen hatte. Auf jeden Fall waren sie weg und das Lager war nun allein.

Immer noch – oder besser gesagt wieder – blickten seine Augen auf den züngelnden Ast, der immer kleiner und kleiner wurde. Die Flamme tanzte wie die großen Tänzer auf den Maienfesten, oder bei großen Feiern. Als Kind der oberen Schicht hatte er sie oft gesehen, doch oft waren sie allen anderen Menschen auch zugänglich. Das Tanzen leitete ihn direkt zurück zu Khorinis. Die Tänzer konnten immer so schön tanzen, so gut wollte er auch einmal werden. Vielleicht hätte er es auch geschafft, wären da nicht die scharfen Scherben des Spiegels der Vergangenheit. Auch diese kleine Nebensache wurde ihm zerstört. Khorinis. Das Minental hatte also Orks getötet gesehen. Und auch die mutigen Männer des Königs. Des Innos. Wieder landete die Flamme in Khorinis, in der sich so viele falsche Schlangen aufhielten. Khorinis war ein Ort von Leuten, die keinen Glauben an Innos mehr hatten und sich unter seiner Sonne aalten.

Knackkk, der Ast zerbrach in zwei Teile, als er aus seiner Meditation erwachte, blitzschnell sah er auf Druid, mit weit aufgerissenen Augen und die zwei Stücke ins Feuer schmeißend. Sein Schüler flüsterte dem Krieger etwas ins Ohr, doch der machte eine abweisende Handbewegung. Das er sprechen konnte, eigentlich schon klar, war eher Nebensache, sorgte nicht etwa für eine Beachtung seinerseits, seine Augen waren auf Druid fixiert. Khorinis, ich hasse und verachte diese Stadt, doch gleichzeitig liebe ich sie. Khorinis ist inzwischen ein Dreckloch geworden. Man muss sehr verblendet sein, wenn man es nicht sieht, in dieser Stadt lebt mehr Abschaum als in Gorthar. Verlogener Abschaum. Und das schlimmste. Im Dienste des Königs stehen... er stockte, nein, das würde er ihnen nicht anvertrauen. Egal, nicht so wichtig. Jedenfalls ist jeder gefallene Paladin ein Verlust für die Menschen...aber letzten Endes…muss doch jeder seinen eigenen Weg gehen. Ich bin mir sicher, dass sie alle ihren Weg gehen werden. Doch mich interessiert das nicht mehr.

Der Rauch von Druids Stängel drang in seine Atemhöhlen und ließ ihn kurz aufhusten. Dann nahm er einen weiteren Ast und stocherte wieder in der Erde herum. Kurz dachte er an sie, hoffentlich konnte sie es auch spüren, genau wie er auch. Dann aber stand der ehemalige Schürfer wieder im Mittepunkt.

Riecht ja schrecklich, ich hab’s ja immer geahnt, dass du mich umbringen willst war mir klar, aber auf so hinterhältige Weise doch nicht. Rociel lachte kurz, ehe er wieder ernsthaft wurde. Aber erzähl mir mal mehr zu deiner Sache. Scheint ja interessant zu sein.
27.02.2004, 22:41 #233
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Das Wort „umbringen“ verdunkelte für einen Sekundenbruchteil unmerklich Druids Mine, doch sofort schwenkte sie in ihre typische, ausdruckslose Art zurück. Nachdenklich starrte er in die züngelnden Flammen vor sich, beobachtete die Glut, die sich dicken Würmern gleich um die brennenden Holzscheite rankte, ein dämonisches Rot auf die Gesichter der Sitzenden warf, ab und an fuhr ein kleiner, seichter Windstoß in das Feuer, ließ die rötlich glühenden Bahnen hell aufleuchten.

Tanzend spiegelten sich die leckenden Feuerzungen auf den pechschwarzen Augäpfeln des dunklen Kriegers, zuckten fröhlich bald hierhin, bald dorthin. Leise knisternd arbeitete sich das Glimmen der Jägerpfeife den trockenen Tabak entlang, kleine, sich kräuselnde, bläulich graue Dunstschwaden stiegen von ihr auf, mischten sich mit der Rauchsäule des mit Steinen eingefassten Lagerfeuers.

Innos. Er hätte nicht gedacht, dass der Fürst ihn verehrte und seine fanatische Garde noch dazu. Der Gott des Feuers scherte sich einen Dreck um das Schicksal der Menschen, er kümmerte sich nur dann um sie, wenn er sie mal besonders dringend brauchte. War das noch immer nicht oft genug bewiesen worden? Doch wegen so etwas Unwichtigem wollte er keinen Streit vom Zaun brechen...

„Selbst dir kann ich nicht viel sagen, Pergamo, im Grunde sollte ich gerade hier in Gorthar gar nicht darüber Reden...“ In einem dicken Strom bahnte sich der Rauch einen Weg durch die Luftröhre Druids, sammelte sich in seinen Lungenflügeln, nur um kurz darauf wieder hinausgestoßen zu werden. Nur soviel: Es geht um ein uraltes Artefakt von immenser Macht, deren derzeitige Besitzer, einige Kultisten, sich darauf verstehen, durch dieses Artefakt etwas zu beschwören, was diese Welt sicher nicht mehr sehen will. Und nach denen, die das Stück nun haben, suche ich.“, instinktiv schaute der Kämpfer sich um, beugte sich einige Zentimeter vor, bevor er weitersprach, „Nimm dich vor dem Kult in Acht. Soweit ich das beurteilen kann, haben sie ihre Leute fast überall.“ Druid erinnerte sich an die Flucht aus dem Außenposten der Ankhragha-Anhänger. Wie konnte es geschehen, dass eine derartige Menge von Kriegern, die aus dem Haus geströmt waren, unbehelligt blieben? Sicher, es war Nacht, viele Stadtsoldaten waren wohl nicht unterwegs gewesen, doch das war in diesem Fall auch keine ausreichende Erklärung...
28.02.2004, 09:53 #234
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Ein Kult? Hahaha, ein Kult und eine Sekte. Sehr seltsam. Kommt mir bekannt vor. Hm…und du gedenkst diesen Kult zu jagen und ihnen das Artefakt wieder abzunehmen? Interessant...ich finde es seltsam, dass es diese Leute hier in Gorthar so vermehrt gibt. Ich kenne noch so eine Sekte, bin damals nur mehr oder weniger glücklich entkommen. Wer weiß, vielleicht gehören die ja zu deinen Kultisten. Oder zu meiner Sekte. Wer weiß...
Aber mach dir mal um mich keine Sorgen. Mal ganz abgesehen davon, dass die sowieso nichts von mir wollen können, bin ich was Sekten und Kulte angeht ganz gut ausgelastet.


Ein weiteres Mal verging eine lange Zeit des Schweigens, der Wasserkrug war leer, der Mund trotzdem noch trocken. Es war langsam Zeit die ganze Sache zu Ende zu bringen und dafür hatte er eigentlich gar keine Zeit zu verlieren. Er war auch ein wenig kaputt, die letzte Zeit war doch anstrengender als erwartet, so brauchte er nun langsam die Sicherheit wieder. Nun wusste er, was Druid und sein Schüler also vorhatten, doch es mochte ihn in keinerlei Weise interessieren. Das hieß, interessieren tat es ihn schon, nur riss es nicht so vom Hocker. Kulte und Sekten waren ja beinahe das Gleiche und man nannte sie so im Volksmund, weil sie meistens anderen Religionen und Göttern huldigten, die nichts mit Innos, Adanos und Beliar zutun hatten. Wenn Druid nun so einen Kult jagte, dann hatte das sicherlich seine Gründe. Er mochte sich nicht vorstellen, um welches Artefakt es dabei gingen mochte, doch es war für seinen Freund anscheinend von enormer Bedeutung. So führten die Wege wieder zusammen, sie waren alle nicht freiwillig in Gorthar, doch er war gerne hier gefangen, was konnte Khorinis schon noch aufbieten...

Die Feuerflamme hatte auch den zweiten Ast fast vollständig verbrannt, dennoch hielt sich ein schwarzes Kohlegerippe, ein Ascheskelett, das wie ein echter Ast wirkte. Doch mit der Zeit zog der gefürchtete Wind wieder auf und löschte die kleine Flamme, die so mutig nach oben gelaufen war. Stille und Ratlosigkeit machte sich breit. Anscheinend hielt Druid auch nicht mehr viel von Khorinis, jedenfalls hielt Rociel nicht sehr viel Begeisterung und Freude in seiner Stimme fest. Überhaupt hatte er sich mehr zum ruhigeren entwickelt, aber selbst in Schürferzeiten war er nie sehr auffällig gewesen. Vielleicht hätte es etwas gebracht, das Gespräch neu zu entfachen, indem er ihn auf seine finstere Aura angesprochen hätte, doch er sah darin keinen großen Sinn, so etwas behielt man wohl besser für sich. Vielleicht hätte es auch was gebracht, seinen Schüler mal zu fragen, ob er denn einen Namen hätte, doch so etwas banales schien ebenfalls unnötig zu sein, der junge Mann hatte wohl seine Gründe zu schweigen, so sollte ihm dies gewährt sein. Aber eigentlich sah er sogar älter als er aus. Aber jeder sah älter als er aus.

Bis auf das Knacken war es ruhig geworden, fast zu ruhig...

Er mochte diese Stille nicht, nicht hier im Wald, denn sie kündete meist von Unheil. Er kannte diese Stille, sie war immer dann losgetreten, wenn irgendetwas kam und er konnte sich auch schon fast denken was. Vielleicht war es ja wirklich nur eine schöne Wintersstille, aber keine Tierstimmen zu hören und einen eben noch so starken Wind verstummen zu lassen war seltsam. Rociel wollte seinen alten Freund nicht mit seinen Problemen belästigen, schon gar nicht in Dinge verwickeln, die ihn nichts angingen, außerdem schien er auch in Eile zu sein. So deutete er schon einmal vorsichtig an, dass es Zeit war. Er hatte keine Ahnung, ob die dunklen Vermummten sich auch trauten in Anwesenheit von Fremden anzugreifen, doch wusste er auch nicht, wann sie denn da sein würden.

Vielleicht solltet ihr langsam gehen. Ich erwarte anscheinend noch Besuch.
28.02.2004, 12:42 #235
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Knisternd fraß sich sie Glut den Tabakstängel entlang, als der Krieger ihn ein weiteres Mal zum Mund führte. Nur wenige Sekunden später segelte er zu Boden, schlug funkenschlagend auf und wurde sogleich von der Stiefelspitze Druids zertreten. Kurz blickte er ins Feuer, den Kopf auf den geballten Händen abgelegt.
„Du hast Recht, wir müssen sehr bald weiter, wenn es dir aber nichts ausmachen sollte, würde ich gerne diese Nacht noch hier verbringen. Denn es dunkelt langsam wieder und ich bin mir nicht sicher, ob wir schnell genug eine geeignete Unterkunft finden.“ Gorthar war eine raue Gegend, die Nächte waren kühl und wilde Tiere trieben sich überall herum, gerade nun im Winter waren sie auf Futtersuche, war doch in den kalten Monaten bei weitem nicht genug Nahrung für sie vorhanden. Auf offener Flur zu schlafen schien für zwei Männer, wenn sie auch kampferprobt sein mochten, zu gefährlich.
Langsam glitt Trauerschatten aus seiner ledernen Ruhestätte, nicht zum Kampf, wie man eindeutig an der Art des Ziehens erkennen konnte. Die nachtschwarze Klinge wurde in den Schoß des Kriegers gebettet, langsam und sorgfältig begann er, sie zu polieren, fuhr mit geübten, vorsichtigen Bewegungen die Seiten des dunklen Stahls mit einem Tuch auf und ab. Er hatte dieses Schwert niemals geschliffen und doch war es schärfer als alles andere, was er vormals in Händen halten durfte. Keine Scharte, kein Kratzer trübte das makellose Bild der schlanken, langen Klinge, sooft er sie auch im Kampfe verwendet hatte. Fasziniert, beinahe liebevoll stich er über das Schwert, auf dem sich matt der Schein des Feuers spiegelte...
28.02.2004, 13:47 #236
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Rociel sah sich nur flüchtig das Schwert von Druid an, es sah recht gut aus, doch etwas anderes konnte man von einem ehemaligen Hofbewohner nicht erwarten. Aber wer weiß, wo er die Klinge herhatte. Doch seine Gedanken waren mehr auf die Stille gerichtet, lange Zeit war nichts passiert und er konnte annehmen, dass es tatsächlich nur eine Laune der Natur war, doch daraus wurde nichts. Ein scharfer Wind zog kurz nach den bittenden Worten von Druid auf, so dass er die beiden Gäste nicht mal mehr wegschicken konnte. Ihm passte das gar nicht, dass ausgerechnet jetzt ein Angriff kam und noch weniger passte es ihm, dass seine Schwester nicht bei ihm war, doch zunächst einmal beobachtete er nun sorgsam die Umgebung. In den Bäumen sah er Nadeln baumeln und trotz des Schneefalls waren keine Schritte zuhören, natürlich nicht. Es blieb dabei, er wollte die Gäste nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen und so blieb ihm nichts anderes übrig als schnell zu handeln.

Wartet hier. Ich muss kurz was erledigen.

Das Wort "kurz" war herrlich unpräzise, denn eigentlich hatte er keine Ahnung, was denn überhaupt los war. Die Zauberer der Sekte waren äußerst geschickte Männer, er nahm sie immer erst wahr, wenn sie sich bemerkbar machten. Schnell huschte er aus der Mulde, ohne zu wissen, wann er zum Lager zurückkehren sollte. Doch sehr weit kam er nicht. Einige Meter war er erst gegangen, als er im Wald die Formation sah. Wie die Gezeiten, so bauten sie sich auf, bekamen Hände, einen Kopf, Arme. Zum Schluss standen die fünf Vermummten wieder da, still und regungslos. Noch schienen sie nichts zu merken, also ging er vorsichtig auf sie zu. Als er genau in der Mitte der Formation und seinem ursprünglichen Standort stand, schnappte die Falle zu, zwei weitere Formationen huschten aus Sträuchern und sprangen aus Bäumen. Die fünfzehn Mann umfassende Truppe griff zu den Waffen, doch er erkannte schnell, dass es genau dieselben Zauber waren, wie schon beim ersten Angriff.
Wieder begannen sich die Wipfel der Bäume stark zu biegen und der Wind ließ seinen Umhang gefährlich flattern, die Haare wild umher biegen und brechen, die Vermummten blieben stehen. Da schoss mitten aus dem Wipfel ein Gegenstand auf ihn zu, dem er gerade noch ausweichen konnte.

Diesmal bist du dran!

Mehr sagte die Stimme nicht, doch er hatte auch keine Möglichkeit mehr auf irgendetwas zu reagieren, denn im selben Moment, in dem die Vermummten sich wieder bewegten – und das recht schnell – kamen zwei Gestalten die Mulde hinauf.

Rociel hatte keine Zeit mehr sie wegzuschicken, er zog seine Waffe und verpasste zwei seiner Angreifer einen tödlichen Stich, wie schon gewohnt verschwanden die Zauberbilder zu Staub, der durch den Wald flog. Ohne sich um Druid und den Anderen zu kümmern, hatte er schon genug mit den Schwertern, Äxten und Messern zu tun, wenigstens gelang es, eine kleine Schneise zu schlagen, so dass die Falle der Umzingelung nicht gelang. In unmittelbarer Nähe hörte er klirrende Schwerter und Worte von Druid an den Schüler, doch sie gingen unter. Während er sich noch fünf Angreifern erwehrte, zog er sich immer mehr zurück. Sein Gehör ließ nach und die Augen wurden träger, so wie er meistens kämpfte schienen die Bewegungen seines Schwertes nicht seine zu sein. Die ganze Zeit sah er zu den Vermummten, studierte ihre Bewegungen. Obwohl er sie noch nicht so lange kannte, schienen die Bewegungen einprägsam zu sein. Plötzlich erwachte er aus seinem "Studium", blitzschnell durchdrang sein Schwert die Brust eines Vermummten, blieb dort stecken und fiel durch die Asche auf den Boden, ehe die beiden Dolche in seine Hände sprangen und die zwei nächststehenden sie zwischen den Rippen spürten, danach blockte er die Angriffe von Schwert und Axt, ehe einer der beiden mit einem Tritt in die Magengrube kehrt machte. Der andere spürte kurzzeitig noch den Dolch in seiner Kehle, ehe die Verletzung tödlich wurde und auch dieser Zauber verging. Noch ehe sich der Niedergeworfene erwehren konnte, war schon wieder sein Schwert in seinen Händen und zwischen den Rippenflügeln. Der Rest der Truppe hatte sich auf die Störenfriede gestürzt und so konnte er kurz durchatmen und zusehen, wie einer nach dem anderen zu Asche wurde. Druid und sein Schüler schienen das ganz gut hinzukriegen, bedurften also keiner Hilfe. Dennoch fielen bald zwei scheppernde Metalle neben den Kriegern zu Boden, seine Dolche waren gut geflogen.

Noch während der Kampfeslärm tobte und langsam leiser wurde, ging er zu dem Objekt, dass ihn so knapp verfehlt hatte. Er hob es auf und blickte kurzzeitig zu dem Baum, doch der Nekromant war ihm schon wieder entkommen. Eine schwarze Rose, murmelte er leise vor sich hin, bevor er das Stück auf dem Boden zertrat. Als er sich wieder umdrehte sah er, dass alle Vermummten besiegt worden waren, der Schüler von Druid pustete ganz schön im Gegensatz zu seinem Meister, der nur seine Klinge zurücksteckte. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, dafür aber einiger Worte, hob er seine Waffen auf und ging er zurück zum Lager und ließ den wiedergekehrten Wind die Asche verteilen.

Ich hab doch gesagt, ihr sollt warten!

Innerlich war er froh darüber, dass es nur wieder diese komischen Gestalten waren, doch es machte ihm auch große Sorgen, dass sie anscheinend immer mehr wurden. Irgendwann war auch der einfachste Kämpfer nicht mehr zu stoppen, würde er in einer ganzen Armee laufen. Und genau auf das schien es herauszulaufen.
29.02.2004, 00:33 #237
Marquez
Beiträge: 370

»Oh, wir sind absolut untröstlich...«, rief Marquez dem Vorbeigehenden hinterher, während er ein Schlückchen aus seiner Feldflasche nahm und es genüsslich seine Kehle durchspülen ließ.
Dieser undankbare Pergamo konnte wirklich froh sein, dass er den Kampf überhaupt ohne einen Kratzer überstanden hatte. Jedenfalls hätte Marquez gern einmal erfahren, wie sich ihr Gastgeber allein gegen dieses gute Dutzend Kämpfer zur Wehr setzen wollte – und in wie vielen Einzelteilen sie ihn dann hätten aufsammeln dürfen, egal ob diese Kerle nun aus Staub, Asche und sonstigem Quark bestanden oder echte Menschen waren...
Alles in allem wirkten sie zwar nicht allzu fähig, das hatte selbst der Bandit sofort bemerkt, aber ihre Anzahl allein machte sie trotzdem zu einer nicht gerade unwesentlichen Bedrohung. Er hätte nur gern gewusst, woher diese Wesen wohl kamen. Ob es vielleicht solche Untoten waren wie Zombies?
Marquez seufzte und schüttelte schließlich resigniert mit dem Kopf.
»Die Geheimnisse dieser Welt sind unergründlich...«, murmelte er gelangweilt und machte sich nun auch daran, ins Lager zurückzugehen. Er hatte nun keine Lust mehr, über diese Belanglosigkeiten nachzudenken. Wenn das Auftauchen dieser Kerle auch nur in irgendeiner Form wichtig war, würden sich seine Fragen sicherlich von selbst durch Druid und Pergamo klären. Die beiden alten Freunde hatten zuvor ja ohnehin schon die ganze Zeit geredet und Marquez dabei ganz nebenbei allein durch die Tatsache, dass sie alte Freunde waren, den letzten Antrieb geraubt, sich am Gespräch zu beteiligen. Was hätte er als irgendein dahergelaufener Schüler auch schon Sinnvolles beitragen sollen? Von irgendwelchen Trivialia zu reden wäre doch geradezu unwürdig gewesen...

Um sich also wenigstens jetzt nicht zu langweilen, wenn er schon den ganzen bisherigen Tag so brav abwarten musste, beschloss er, wie auch in der Nacht zuvor, ein wenig in seinem neuen Buch zu lesen. Schon gestern hatte ihn ob der verschachtelten Nummerierung im Inhaltsverzeichnis der Schlag getroffen, reichte sie doch von »1.1 Materialbeschaffung« über »2.3.1 Funktionsweise einer Nuss« bis hin zu »2.4.6.2 Die richtige Dicke der Sehne« und ähnlich komplizierteren Ziffernketten, aber was eben ein echter Armbrustbauer sein wollte, durfte sich von solchen Unwegsamkeiten einfach nicht abschrecken lassen.
Vertieft in Kapitel 1.3 schritt Marquez nun langsam an den anderen beiden vorbei, setzte sich etwas abseits auf einen der freien Plätze und überließ »die beiden Großen« wieder ungestört ihrer gegenseitigen Aufmerksamkeit.
29.02.2004, 11:17 #238
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Am nächsten Morgen...

Die Nacht war ruhig geblieben, spät in der Nacht waren auch die beiden Jäger wieder ins Lager zurückgekehrt, dabei hatten sie zwei große Scavenger, als ob er es geahnt hätte. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen, keine Überraschungen mehr zu bieten. Es war alles so vorhersehbar. Immer wieder hatten sie lange geschwiegen und an eigene Probleme gedacht. Eigentlich war es auch ganz gut so. Das Feuer brannte auch nicht mehr lange. Nur wenig Holz wurde nachgelegt, geradeso viel, dass es für die Nacht reichen sollte.

Als die Sonne wieder aufgegangen war, da schien nur ein weiterer Tag anzufangen, absolut gleich und absolut langweilig. Vielleicht würde heute ein weiterer Angriff der Sekte folgen, wer weiß. Rociel spürte, dass er sich vorbereiten musste und deswegen musste er sich unbedingt wieder mit seiner Schwester vereinen. Und auch Druid und sein Schüler mussten ihre eigenen Wege gehen. Beim obligatorischen Frühstück zu fünft war es wie schon so oft zuvor, doch so wirklich dran stören tat sich niemand mehr. Was für eine nette Runde...
Es ist an der Zeit, dass ihr aufbrecht. Die Zeit bleibt nicht stehen und wer weiß, wie lange euch dieser Kult noch Zeit gewährt. Ich begleite euch noch ein Stückchen, dann trennen sich unsere Wege wieder. Niemand hatte einen Einwand einzubringen und so führte man das Mahl, das hauptsächlich aus Trockenzwieback, gebratenem Fleisch und Wasser bestand, fort.
Kurz vor ihrem Aufbruch folgte dann die übliche Abschiedsprozedere, wobei es für Rociel natürlich viel persönlicher war, als für die anderen. Es tat richtig gut ein paar Tage hier im Lager zu sein. Früher war er hier Stammgast, doch selbst früher war er nicht lange hier gewesen. Doch so vieles hatte sich geändert. Die Lockerheit und die Freiheit war eingeschränkt worden, selbst Prix und Ra konnte er sein Geheimnis nicht anvertrauen, selbst die alten Freunde wie Druid musste er fürchten. Das alles war nicht ganz so leicht, doch er war stark, irgendwie klappte doch alles. Zum Abschied gab es neben dem Schulter klopfen und die Hände schütteln auch ein bisschen Trauerstimmung, denn wer wusste schon, ob man sich noch mal lebend wieder sah.

Hey warte, hast du nicht was vergessen?
R: Hm?
Die Zungen!
R: Ja stimmt. Drei Stück sind es. Du kannst zwei haben, eine würde ich gerne behalten. Als Andenken an die Zeit.
In Ordnung, hier. Ich geb dir für die beiden fünfhundert Goldstücke. Das sollte ein kleiner Ausgleich sein.
R: Klar, kein Problem. Also mach’s gut.
Mach’s lieber besser.
R: Und pass ein wenig auf Ra auf.
Wieso?
R: Er wird langsam besser als du, hehe.
Ja, er wird besser und besser.


Irgendwann waren alle Hände mehr als dreimal geschüttelt und dann standen sie schon wieder an der Mulde zum Lager. Druid und sein Schüler gingen schon weiter, als er sich noch einmal umdrehte. Seine Blicke schweiften über die Zelte, die Feuerstelle, die Holzklötze und das kleine Tal in der Mulde des Hügels, als ihm die beiden noch einmal zuwinkten. Ein wenig in Gedanken winkte er zurück, bis er sich auch umdrehte und wieder zum Duo vor ihm aufschloss.

Die letzte Nacht hatte es zum Glück nicht geschneit und so waren nur noch wenige Stellen weiß, dennoch war der Wald immer noch nicht voll und ganz zum Frühling erwacht. Kalt war es auch, doch dicke Kleidung brachte zumindest ihm eine wollige Wärme auf die Haut. Knackend gaben manchmal die Äste unter ihnen nach, oder aber sie hörten die dumpfen Geräusche auf Steinen, harten Erdboden oder Moos. Eigentlich hatte er keine Ahnung, wo Druid sie hinführte, aber eigentlich war es ihm sowieso egal, denn jetzt wo er sich endlich vom Lager gelöst hatte, brauchte er nur noch den passenden Zeitpunkt abzuwarten, bis er sich von der Gruppe lösen wollte. Jedenfalls wartete Isabell hier irgendwo im Wald, es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn sie ihn die ganze Zeit beobachten würde. Obwohl er sie nicht verstand, war er sich zumindest die ganze Zeit sicher, dass es ihr gut ging und das war die Hauptsache. Er konnte es kaum noch erwarten sie wieder zu sehen und deshalb beobachtete er die Umgebung genau, schließlich war ein Ort besser als der andere. Doch sie waren auch in der Nähe der Bibliothek. Vielleicht war die Zeit ja schon gekommen. Er war sich unsicher, doch noch gab es keinen Anlass zum Meister zurückzukehren. Eher lief er noch etwas weiter. Doch selbst Rociel war nicht so blind, als das er nicht erkennen würde, wie sehr Meister und Schüler vor ihm wieder auf ihrer Suche bedacht waren. Man konnte besonders dem Schüler anmerken, dass er sichtlich erleichtert war, wieder weg aus dem fremden Lager zu sein. Nun ja, bald sollte er Druid wieder ganz für sich haben, denn bald war es soweit.
29.02.2004, 17:56 #239
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Leise pfeifend fuhr der kalte Wind durch den Wald, kahle Äste und Zweige wiegten sich sanft hin und her, ab und an fielen ihm einige der letzten, zähesten Blätter zum Opfer und segelten langsam zum noch teilweise Schneebedeckten Boden. Die höchsten Wipfel der Nadelbäume, noch immer in ihrer vollen, grünen Pracht stehend, bogen sich im seichten Wehen leicht, wurden bisweilen, wenn der Wind seine Richtung wendete, zur anderen Seite gedrückt, nur um wenig später wieder herumzuschnellen. Hoch oben, nur knapp unter den hellgrauen Wolkenbergen waren einige Vögel, vermutlich Raben, zu erkennen, wie sie ihre weiten, langgezogenen Kreise zogen. Ihre schwarzen Silhouetten zeichneten sich leicht verschwommen von dem tristen Grau in Grau des Himmels ab.
Schweigend stapften die drei durch das immer noch dichte Unterholz, Büsche und Sträucher säumten ihren Weg, vereinzelte hingen rote Beeren darin, noch verfehlt von den scharfen, hungrigen Schnäbeln der Vögel, die nicht weiter in den Süden, in wärmere Gebiete geflogen waren. Druid ging vorran, den Blick stur geradeaus gerichtet. Irgendwo dort vorne, sicherlich Dutzende von Meilen entfernt war sein Ziel, die Krone. Und mit ihr eine Gruppe aus kampferfahrenen Kriegern. Doch davon würde er sich nicht aufhalten lassen, nicht er.
Er spürte eine gewisse Unruhe bei Pergamo, es schien als suche er nach etwas. Druid brauchte sich nicht umzudrehen um zu bemerken, wie seine Augen forschend die Umgebung absuchten. Womöglich nach weiteren dieser seltsamen Geschöpfe, die ihn gestern angegriffen hatten. Es waren komische Wesen, scheinbar genauso „sterblich“ wie ein Mensch, doch tödlich verwundet zerfielen sie zu Staub, nicht weiter blieb von ihren Körpern übrig – nicht einmal ein einzelner Tropfen Blut auf der Klinge. Und doch bewegten sie sich so, als wären sie menschlich, nichts in ihrer Kampfesweise ließ darauf schließen, einen Untoten vor sich zu haben...
Abermals schweiften seine Gedanken ab, richteten sich auf seinen Auftrag. Unablässig näherten sie sich dem Schlachtfeld. Druid hatte davon gehört, seltsame Dinge sollten des Nachts dort vor sich gehen, nicht wenige, die sich nach der großen Schlacht zur Zeiten der Barriere daraufgewagt hatten, waren niemals mehr gesehen worden und wenn doch, dann oft als psychische Wracks, verängstigt, paranoid. Selbst mutigen Männern sollte es so ergangen sein. Und doch war der Weg über dieses trostloses Fleckchen Erde der schnellste Weg und es galt, ihn zu nehmen...
01.03.2004, 15:07 #240
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Es war immer offensichtlicher, dass Druid und sein Schüler weitersuchten, sich wieder ganz auf ihre Suche konzentrierten, nach diesem geheimnisvollen Artefakt und diesen Kult und das war auch richtig so. Noch wenige halbe Stunden begleitete er sie, doch gegen Mittag spürte er das Ende kommen. Sie waren nicht mehr in der Nähe der Bibliothek und stellten somit keine Gefahr mehr da. So konnte auch er endlich in die Tiefen des Waldes verschwinden. Nicht mehr lange begleitete sie der schwarze Schatten, der ehemalige Mitschürfer von Druid. Er blieb stehen und blickte den kleiner werdenden Männer, vor ihm, hinterher. Ihr Eifer war schon wieder zurückgekehrt, so nahmen sie es gar nicht wahr, dass er nicht mehr hinter ihnen lief. Da verschwand er langsam, der alte Krieger und mit ihm der andere, den er nie so richtig kennen gelernt hatte, aber auch nicht kennen lernen durfte. Ihre Silhouetten waren im dichten Wald nicht mehr lange zu sehen, durch die Sträucher und die dicht bei dicht stehenden Tannen und Fichten gelang es ihnen bald zu verschwinden. Auch die Geräusche ihrer Stiefel verklangen recht schnell und so sah er nur noch auf zwei Bäume, viele Sträucher, den Waldboden und immer wieder kleine Lichtstrahlen, die den Weg durch die Baumkronen gefunden hatte. Noch ein wenig blieb er dabei, in alten und auch den neuen Erinnerungen schwelgend. Irgendwie hatte er es doch geschafft den Traum tunlichst zu vermeiden und das war auch gut so. Doch dann erwachte er wieder aus den Erinnerungen und lächelte zufrieden. Es hatte auch etwas gutes, dass er jetzt wieder alleine war. Jetzt konnten sie endlich das zu Ende bringen, was sie schon lange angefangen hatten. Endlich sollte die legendäre Rüstung erschaffen werden.

Mit einem leisen Klirren fuhr sein Schwert aus der Scheide und nachdem er es lange Zeit vor den Augen hin und herkreisen ließ fuhr er blitzschnell nach vorne und vollführte ein paar Schläge. Mal links, mal rechts, mal mitten ins Herz. Mal über Kopf, mal geblockt, mal gedreht. Das ganze passierte dieses Mal ohne Gegner und war auch in keinerlei Weise für jemandes Augen bestimmt, ein reines Kurztraining, um fit zu bleiben. Doch während da noch die Klingenwirbel und Schwertstreiche von statten gingen, dachte er schon wieder über die Zukunft nach. Vielmehr über die Bedrohung dieser Sekte und den folgenden Kämpfen. Das er sich im Kampf gegen die Schneewölfe verletzt hatte, das war in Ordnung. Ein wenig war er froh darüber. Doch auch die anderen Kämpfe in der Vergangenheit waren allesamt seltsam verlaufen. Zwar waren am Ende immer sie die Sieger und blieben meistens auch von Verletzungen verschont, kämpften souverän und gekonnt, doch etwas lief trotzdem schief. Irgendwie reifte die Idee, daran weiterzuarbeiten. Er hatte zwar vor einigen Mondjahren schon seine Meisterprüfung bei seinem alten Freund Long abgelegt, doch noch lange nicht fühlte er sich wie ein Meister im Kampfe. Auch wenn das Schwert längst nicht nur ein lebloses Stück Metall für ihn war, ein perfekter Kämpfer war er noch lange nicht. Er musste besser werden und weitertrainieren. Immer wieder fuhr die Klinge durch seine Hände, blieb elegant vor Baumstämmen stehen und rotierte mit seinem Körper. Die Bewegungen wirkten sanft und geschmeidig und die Klinge so unscheinbar harmlos und dabei waren es eben jene Bewegungen, die in einer Kampfsituation den Tod brachten und Blut vergossen. Auch wenn nicht immer Blut floss, wie bei diesen seltsamen Zaubern, die Bewegung blieb doch immer die Gleiche. In seiner Meditation fiel ihm aber noch mehr auf. Er sah Bilder von älteren Kämpfen vor sich und immer wieder fiel es ihm auf, dass er und Isabell einsame Kämpfe führten. Sicherlich war es schwierig dicht an dicht seine gesamte Kampfkunst zu entfalten, doch diese Einsamkeit im Kampf irritierte ihn so sehr, dass er aus Versehen seine Klinge gegen den Baumstamm schlug, den er bis dato immer galant umgangen hatte. Während er nun aufhörte zu trainieren und sein Schwert wegsteckte, grübelte er weiter darüber nach, doch die Antwort hatte er sich schon sehr früh zurechtgelegt, bis er sie am Ende auch akzeptierte. Jedenfalls durfte das so nicht weitergehen, denn immer wieder tobte an einer Stelle noch ein Kampf, während anderswo schon alles vorbei war. Das meistens noch über Meter erstreckt. So konnte das nicht weitergehen.

Als letzten Punkt auf seiner Liste der abzuhackenden Gedächtniseinfälle stand dann der Gelirkas Orden, von ihm liebevoll Sekte genannt. Vielleicht hatte er da ja auch einiges falsch gesehen. Von einem Orden oder einer Sekte zu sprechen war nur möglich, wenn es ernsthaft eine große Anzahl von Mitgliedern gäbe. Das Problem war nur, dass er bisher nur einen einzigen "Menschen" gesehen hatte. Erst war da dieses Attentat, das misslungene, da war nur einer dran beteiligt, doch auch bei den immer wiederkehrenden Angriffen der Vermummten gab es nur einen einzigen, der wirklich da war. Wenn es noch mehr Leute gab, dann tarnten sie sich zu geschickt, als von ihm erfasst zu werden, er hatte sie nicht wahrgenommen. Eventuell musste man die Aussage korrigieren und nur von wenigen, oder gar nur einer Person sprechen, womit das Feindesbild weniger, aber nicht ungefährlicher wurde. Damit war er auch schon beim letzten Punkt seines Programms angelangt. Die Gefährlichkeit von Gelirkas. Am Anfang hatte er noch halb ironisch gemeint, dass von diesen Leuten keine Gefahr ausgehe, doch langsam korrigierte sich sein Wahrnehmungsbild. Er nahm diese Gefahr jetzt sehr ernst, denn er spürte förmlich, dass sich dort neue dunkle Wolken am Firmament bildeten.

Ein nachdenklicher, gar gequälter Gesichtsausdruck hatte das Lächeln ersetzt und zog noch eine Weile mit ihm. Es gab aber auch nichts als Ärger und Schwierigkeiten, aber das war wohl normal, wenn man ein Mensch war, der kein Mensch ist, aber gerne einer wäre. Wenigstens gab es noch die Natur, dieses Mal insbesondere zwei Lärchen, die mit ihrem Gesang wieder das Lächeln, zumindest Ansatzweise, auf sein Gesicht zauberten. Der laue Wind und die ersten Frühlingsanzeichen in spe waren weitere Faktoren, dass seine schlechte Laune gar nicht erst antrat ihren Dienst zu tun, denn eigentlich hatte er gar keine schlechte Laune. Außerdem war er nun froh, endlich wieder seine Schwester zu sehen. Doch eigentlich wusste er gar nicht, wo er sie suchen sollte. Er war sich zwar in den letzten Tagen immer wieder sicher, ihre Anwesenheit im Blute gespürt zu haben, doch wenn er jetzt schon so nachdenklich war, schweiften auch Gedanken an sie ab. Ob er sich nicht geirrt hatte? Denn was sollte man aus Blutbahnen und Blutströmen wissen? Ein wenig Sorge machte sich auf seinem Gesicht breit, doch trotzdem ging er weiter durch die Wälder. In welche Richtung war eigentlich egal, denn eigentlich war jede Richtung gut.

Immer weiter ging es, zwei Stunden lang, in denen die Natur es schaffte, ihn in ihren Bann zu ziehen. Er war gerade an einer kleinen Lichtung vorbei, da verließ er sie auch schon, ringsherum dichte Bäume und Sträucher, Dickicht und Dunkelheit durch den grauen Himmel, da hörte er ein zischendes Geräusch, doch ehe er sich umdrehen konnte, spürte er einen Druck auf seinem Mund und wurde gleichzeitig ins Dickicht gezogen. Banditen?
02.03.2004, 17:28 #241
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Unsanft landete er mit dem Rücken auf dem harten Boden, gleichzeitig presste sich die Hand immer noch stark auf seinen Mund und als er schon seine Kraft nutzen wollte um hochzuschrecken, hatte er eine Klinge am Hals. Dennoch, die Person lachte nur und zog das Schwert schnell wieder zurück. Du? Was soll der Mist, willst du mich umbringen? Wütend stand er auf, wurde er doch gerade von seiner Schwester mehr oder weniger klassisch aufs Kreuz gelegt. Doch er verstand nicht, was das soll und sah sie mit großen Augen an. Wieso begrüßte sie ihn nicht einfach und ließ es dann dabei. Auf diese Art von Begrüßung hätte er echt verzichten können. Ein kleiner Spaß wird ja noch erlaubt sein. Du hast dir übrigens ganz schön viel Zeit gelassen, schönen Dank auch. Ein wirklich toller Empfang, wirklich toll, anstatt sich zu freuen, fingen sie gleich mit einem Streit an, das hatte er jetzt wirklich gebraucht. Zeit gelassen? Ich glaub ich hör nicht Recht. Gut, ich habe einen Tag länger gebraucht als angekündigt, aber woher sollte ich wissen, wie weit ich gehen muss und was mich dort erwartet. Ich habe alles getan, hab mich auf dem Rückweg fast in den Tod gerannt und hab selbst meinen alten Freund für dich stehen lassen, weil ich dich so sehr sehen wollte und als du dann nicht da warst, klasse, echt klasse. Hast du ne Ahnung, wie ich mich die ganze Zeit gefühlt hab. Weißt du wie... Isabell gab ihm einen Kuss. Erst noch waren seine Gesichtszüge angespannt, doch mit der Zeit wurden sie gelöster. Lass uns nicht streiten, ja? Auch Rociel gab ihr einen Kuss, oh ja, wie sehr hatte er das alles vermisst, ihr Geruch, ihre langen, vollen Haare, ihre sanften Lippen und ihre Stimme. Alles war wieder da, die Einsamkeit hatte keine Chance mehr. Auch wenn ihre Haut kalt war, so war ihr Inneres doch noch viel wärmer. Er wollte wirklich keinen Streit, nicht wegen so belanglosen Dingen, nicht dafür. Viel mehr wollte er sie bei sich fühlen, erst jetzt fühlte er sich wieder wohl, sicher, lebendig. Die ganze Zeit hatte ihm das gefehlt, aber jetzt war es wieder da.

Nach einiger Zeit setzten sie sich hin, an einem schönen, dicken Stamm einer Fichte gelehnt, hatten sie sich so viel zu erzählen. Vielleicht war der Himmel grau und vielleicht erklangen im Moment keine Stimmen der Fauna und Flora, dennoch war es auch an diesem einsamen Fleckchen, mitten im tiefsten Wald sehr schön. Zwar trugen erst die dicken Nadelbäume eine matte, grüne Pracht, doch an den Laubbäumen hatten sich schon überall erste Knospen an den Ästen gebildet und bald würde sicher auch der Wald wieder grün sein. Es konnte nur noch eine Frage von Wochen sein, bis der Frühling anfing, doch für Rociel war schon heute ein Frühlingstag. Während sie so redeten, streichelte er ihre Hand und fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare, so wie er es früher immer machte. Spontan gaben sie sich auch kurze Küsse, doch nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Minuten. Es gab wahrlich viel zu reden, doch am wichtigsten war, dass sie wieder zusammen waren, nichts mehr sollte sie in baldiger Zeit trennen, das versprach er ihr hoch und heilig bei Innos Namen.

R: Hast du die Sachen dabei?
I: Ja, sie liegen auf einem Baum, schließlich konnte ich sie nicht immer tragen, alleine die Felle sind schwer genug.
R: Schon in Ordnung, hauptsache sie sind da.
I: Erzähl mir von deiner Zeit. Was hast du alles erlebt?
R: Eine ganze Menge. Soll ich wirklich alles erzählen?
I: Wir haben doch Zeit, oder haben wir die nicht?
R: Unendlich viel. Wir haben alle Zeit dieser Welt. Also gut. Ich habe mich an die Anweisungen von Prix gehalten und bin die ganze Zeit an der Küste entlang gelatscht. Es war keine üppige Natur, aber ich habe jeden Tag das Meer gesehen, Seevögel und an den Küsten rauschte das Meer in meinem Ohr. Es war sehr einsam, es gab – bis auf die Vögel – keine Tiere und erstrecht keine Menschen. Ich war also ganz alleine dort. Ich hatte viel Zeit zum nachdenken, habe viele persönliche Erkenntnisse gewonnen, bin mir auch bei manchen Dingen klar geworden, dass es so nicht weitergehen kann. Alles in allem muss ich sagen, hab ich die Zeit nicht bereut. Ich habe oft an dich gedacht, aber auch oft an die Feuerwarane. Nach drei Tagen, oder vier, wie man es sieht, hab ich diesen Turm dann erreicht. Er ist unglaublich groß, na ja, zumindest recht beeindruckend, es gibt aber noch Nebenhäuser wie Stallungen und so, aber alles ziemlich zerfallen. Und vor dem Turm war so ne Art Sandbank, allerdings mit vielen Steinen und natürlich die Klippen, die fast die ganze Küste entlang gehen. Ich erspare mir mal die Details, aber der Kampf war schwerer als andere Kämpfe bisher. Ich habe mal wieder verdammt großes Glück gehabt. Es waren drei Warane und dieser Viecher tragen den Zusatz in ihrem Namen nicht, weil sie rote Haut haben, sondern weil sie wirklich Feuer spucken können. Hast du schon mal gegen einen Feuerwaran gekämpft?
I: Nein, bisher noch nicht.
R: Vielleicht haben wir, oder hast du, eines Tages mal die Gelegenheit, auch wenn ich nicht scharf drauf bin. So was vergisst man nicht so schnell. Ich sag dir, es hat mir in der Seele wehgetan sie zu töten. Aber schlussendlich gelang der dreifache Streich, wobei der Regen nicht ganz unbeteiligt war. Aber das Beste kommt ja noch. Nach dem Kampf war ich total fertig und kann mich nur noch daran erinnern, irgendetwas gesagt zu haben und dann – am nächsten Morgen – wach ich doch allen Ernstes in einem Bett auf, mitten in diesem Turm. Ich habe keine Ahnung, wie ich dort rein gekommen bin, doch es wird noch viel, viel besser. Oder sollte ich eher sagen, schlimmer? Jedenfalls hab ich den Turm erkundet, alte Bücherregale, eine Küche, eine Abstellkammer, ach was weiß ich, auf jeden Fall war das untere Stockwerk vollkommen eingerichtet, absolut seltsam. Ich bin dann noch in die anderen Stockwerke, doch weder im ersten noch im zweiten konnte ich irgendetwas betreten. Doch der Hammer kommt ja jetzt erst. Oben auf den Zinnen war eine kleine Truhe. Wirklich nicht sehr groß. Ich hab sie geöffnet und fand einen wunderschönen, hell leuchtenden Stein, dazu noch einen Brief. Ich schwör dir, ich war noch nie in diesem Turm drinnen und doch war der Brief an mich gerichtet. Zumindest trug er meinen Namen in sich. Ich habe den Brief gelesen, doch dann verloren, deswegen bin ich mir immer noch unsicher, ob ich nicht phantasiert habe. Aber die Worte hab ich mir gemerkt. Rückkehr in der Zukunft, Ein Stein von zwei, Tor durch das ich gehen muss. Irgendwo muss noch so ein Stein sein, ich hab ihn jedenfalls erst mal mitgenommen.
I: Darf ich ihn mal sehen?
R: Natürlich, selbstverständlich. Er ist in meinem Allesbeutel…hier…wunderschön nicht wahr?
I: Wie ein…Smaragd.
R: Ja, wie ein Smaragd. Und doch ist es keiner. Es ist etwas anderes. Jedenfalls könnte es sein, dass ich diesen Stein einmal brauche, vielleicht ja auch du. Deswegen nehmen wir ihn auf jeden Fall mit und geben ihn nicht mehr aus der Hand…
Der Rest ist nicht so wichtig. Ich habe diesen einen Tag verschenkt, weil ich erst spät aufgewacht bin, die Feuerwarane ausnehmen, den Turm erkunden und am Ende hab ich sie auch noch begraben, ich wollte nicht, dass sie die Geier holen. So hab ich den einen Tag verloren. Ich hab auf dem Rückweg alles versucht, aber es klappte nicht die verlorene Zeit aufzuholen. Tut mir leid.
I: Ach na ja. Ich hab mir zwar Sorgen gemacht, aber ich hab mir schon gedacht, dass du mich nicht absichtlich solange warten lässt…
R: Aber warum bist du so kurz vor meiner Ankunft weg vom Lager. Ohne Abschied, ohne alles. Ich war doch fast da.
I: Da waren diese Fremden, ich wusste nicht, ob ich ihnen trauen konnte. Außerdem wollte ich die Sache mit dem Blut testen, ob das wirklich funktioniert und nicht nur in meinem Kopf herumspukt. Ich hab dich wirklich gespürt, tief in mir.
R: Ich auch, sonst wäre ich wahnsinnig geworden. Doch der Schrecken war groß. Ich weiß nicht, ob ich mich für mein Blut hassen oder lieben soll. Ist es ein Fluch, oder ein Segen? Jedenfalls war es richtig, sich von Fremden fernzuhalten.
I: Aber wer war denn dieser Fremde, mit dem du dich unterhalten hattest?
R: Du hast uns gesehen? Ich hab’s mir doch gedacht. Na ja, Druid ist kein Fremder für mich. Ich kenne ihn schon lange, sehr lange. Länger als ich dich kenne. Obwohl das ja nicht ganz richtig ist. Jedenfalls haben wir uns ewig nicht gesehen, aber eines ist komisch…
I: Was?
R: Erinnerst du dich noch an die Zeit, wo ich in Drakia im Bett mit Fieber lag?
I: Ja…traurige Zeit.
R: Durchaus. Nur komischerweise hatte ich ja in meinem Fieber einen Traum. Keinen kurzen, keinen unrealistischen Traum, sondern ein Traum, eine Vision, die sich über meine ganze Krankheit zog und täuschend realistisch wirkte. Druid kam auch in ihm vor, dabei hatte ich ihn vor langer Zeit schon aus den Augen verloren. Ich musste einfach mal wieder mit ihm reden, alte Zeiten und so. Der andere war ein Schüler von ihm, ich hab mich nicht weiter damit beschäftigt.
I: Aber am Ende ist doch alles gut gegangen.
R: Ja, zum Glück ist es das.


Die Hand seiner Schwester war so sanft auf seiner Handfläche und wie hatte er doch diese Intensität von Gefühlen vermisst. Auch im fahlen, dunklen Licht sah sie noch wunderschön aus und doch so ungeschützt und zerbrechlich, keine Kämpferin, sondern eine Frau. So schön das auch war, dafür war sie die falsche Person, hatte das falsche Blut, den falschen Freund, den falschen Bruder und sie war am falschen Ort. Eine Rüstung war unabdingbar und jetzt endlich war es geschafft die Ressourcen zusammenzuklauben, endlich würde sie nicht nur schön, sondern auch wieder sicher sein. Dies alleine beruhigte ihn immens und so schweifte sein nachdenklicher Blick von ihrem Oberkörper wieder zurück zu ihrem Gesicht, dass ihn wieder lächeln ließ.
03.03.2004, 15:44 #242
Raven the 4th
Beiträge: 1.342

Leise gleitete der kleine Kahn gen Ufer. Das einzige was die kalte Luft, die sich an den Weidenbüschen des Ufers festkrallte, durchschnitt war die keuchende Stimme des Kapitäns und das leise Knarzen des Holzes unter dem Druck, der nun von den Rudern auf die Planken wirkte.

Der Drachenjäger hatte schon vor langer Zeit sein Hirn ausgeschaltet und auf Durchzug geschaltet. Dieser alte Mann redet wahrlich in einem durch. Zwar waren die Geschichten von riesigen Orkgaleeren und mächtigen menschlichen Streitkräften, sowie fernen Ländern, seltsamer Tiere und großen Schätzen teilweise sehr interessant und Grehat war ein wahrlich guter Geschichtenerzähler, doch nach sieben Stunden Segelfahrt, qualmte selbst Raven, der sehr gerne Geschichten lauschte, der Kopf.
Ausserdem erzählte der alte Mann zwischendurch auch Geschichten völlig anderer Art, welche der Jäger einfach nicht hören wollte.

Nun war es endlich in wenigen Augenblicken vorbei und ein erleichtertes Grinsen legte sich auf das Gesicht des Leelers.
Der Nebel hing knapp über der ruhigen Wasseroberfläche und die harten Planken der kleinen Nußschale durchschnitten ihn wie das Messer eines Kochs einen saftigen Braten (welcher natürlich nicht halb so gut schmeckte, wie Ravens gebratene Scavengerkeulen).
Als nur noch wenige Meter die beiden vom Ufer trennten, holte Raven seine Tasche hervor und krammte darin herum.
nach kurzem Suchen, zog er ein prächtiges Wolfsfell und die dazugehörigen Krallen und Zähne dazu hervor.
"Hier, die sind für dich! Ich kann dich nicht einfach mit meiner bloßen Anwesenheit bezahlen, das ist mir unangenehm...", sagte der Jäger grinsend und unterbrach damit eine weitere Geschichte über eine Liebschaft des alten Grehat.
Dieser nickte nur kurz und holte dann die Ruder ein. Er drehte sich in Fahrtrichtung und sobald eine großer Ast eines Weidenbusches, die weit über die Wassergrenze reichten, in Reichweite war, ergriff er diesen und brachte das kleine Boot somit zum Stillstand.
Raven war mittlerweile aufgestanden und hatte seine müden Glieder durch ein langes Gähnen ein wenig erquickt. Vor lauter Geschichtenhorchen müssen, hatte er die ganze Fahrt lang nicht geschlafen und die Müdigkeit war deutlich zu erkennen.

Mit einem gekonnten Satz sprang er schließlich von Board. Musste sich jedoch sogleich an einem der Büsche festkrallen, um nicht gleich wieder rückwärts in das kalte Nass zu fallen.
"Adieu! Und lebwohl!", keuchte der Alte noch und stieß sich dann vom Ufer ab.
Raven sah ihm noch eine Weile schmunzelnd nach und spazierte dann durch den dichten Wald in Richtung Landesinnere. Dieser Alte war ein lustiges Kerlchen, doch war er auch zu bemitleiden; so ganz alleine den ganzen Tag am Kai herumzusitzen und darauf zu warten, dass jemand vorbeikommt, dem man seine Geschichten erzählen kann, das kann nicht das Wahre sein.
Nun ja, Raven war froh, das sein angestrengtes Gehör endlich wieder Ruhe hatte und leise vor sich hin summend setzte er seinen Weg fort.
04.03.2004, 19:58 #243
Isabell
Beiträge: 307

Es tat so gut seine Wärme wieder bei ihr zu spüren. Es war so ungewohnt neu das alles, obwohl sie doch schon so lange zusammen waren, doch die langen Wochen kamen ihr vor, wie wenige Tage. Die Streicheleinheiten und die Küsse gaben ihr wieder neue Kraft zu lächeln und glücklich zu sein. Es waren Momente wie diese, die sie hoffen ließen, dass irgendwann doch einmal alles aufhören würde, dass sie so ewig glücklich bleiben könnten. Niemand konnte es ihnen verbieten und niemand konnte ihnen Befehle erteilen, doch man konnte ihr Glück zerstören und das wollte sie verhindern. Sie wollte sich, aber vor allem ihren Bruder schützen. Mögliche Aufgaben mussten erledigt werden, durchaus war sie in die Sache mit den SIEBEN eingeweiht und hatte die Sache auch verinnerlicht, aber das war alles nicht so wichtig, hauptsache sie hatten sich, der Rest konnte ihr gestohlen bleiben. Einfach nur dasitzen, die Seele baumeln lassen, ein klein wenig reden, mehr genießen und sich nahe sein, das war es, auf das sie Jahre lang gewartet hatte. Es war unwahrscheinlich schön, dass man niemanden anders brauchte. Keine Freunde, keine Stadt, keine Häuser, nur den eigenen Bruder. Das Leben so viel freier auslebte. Wie viele schon konnten sich dies leisten. Vielleicht waren sie hier draußen den wilden Tieren ausgesetzt, mussten sich das Gold und die Nahrung selber verdienen, aber wie viele schon hatten diese Freiheit? In einer Stadt wie Gorthar oder Khorinis war man doch ein Gefangener seiner selbst. Es gab doch nichts Schöneres, als hier zu sein. Zumindest für diesen Moment, doch die Schattenmomente waren alle nicht lang anhaltend, dafür aber meist grausam und wirkten noch nach.

Jetzt erzähl du mir mal, was in der Woche hier alles passiert ist. Isabell wurde wieder ein klein wenig in die Realität geholt, doch nur ein klein wenig. Um das alles zu erzählen brauchte sie allerdings noch ein paar Sachen. Warte kurz. Geschwind schwang sie an einem Ast hoch, der an dem Baum hing, unter dem sie saßen und von dem sie ihren Bruder auch gefunden hatte. Dort oben, im Geäst der alten, maroden Fichte, da waren sie aufbewahrt, die Kostbarkeiten, an denen sie ganz schön zu schleppen hatte. Die Wolfsfelle, die Drachenschuppen und auch die neuen Stiefel. Als alles unten war, überreichte sie ihrem Bruder erst mal das neue Schuhwerk und bekam dafür großes Lob und einen dicken Kuss auf die rechte Wange. Sie passten wie an gegossen und waren wirklich rein weiß. Nur die Schnallen und die Bänder waren schwarz, dies verlieh ihnen ein dunkles Aussehen, viel dunkler, als sie eigentlich waren, doch der Weißanteil war trotzdem sehr hoch. Sie glänzten fast wie die Sonne im Schnee, obwohl die Sonne gar nicht schien.

I: Freut mich, dass sie dir gefallen. War ne ganz schöne Arbeit, zum Glück hatte dein Freund genügend Flickteile.
Na ja, das war auch das einzige was wir so gemacht haben. Schuhe schustern und am Lagerfeuer sitzen. Viel geredet und so. Aber es gibt da etwas, was du wissen solltest.
R: Was?
I: Wir wurden erneut von diesen Aschemännern angegriffen. Du weißt schon, diese Typen im Namen dieses Ordens…
R: Diese Sekte? Sie hat euch angegriffen? Als ich nicht dabei war?
I: Aye. Wir konnten sie aber ohne Probleme zurückschlagen. Trotzdem, wir sollten darüber noch mal reden…
R: Allerdings, das ist jetzt schon der dritte Angriff. Mich haben sie auch gestern angegriffen. Im Wald. Sie waren zwar nicht stark…aber trotzdem, mir hat es gereicht.
I: Dann ist es also doch ernster, als zunächst gedacht. Haben sie auch eine schwarze Rose geworfen bei dir?
R: Allerdings. Scheint deren Erkennungszeichen zu sein. Eine schwarze Rose…seltsam.
I: Wieso seltsam?
R: Mit einer schwarzen Rose verbinde ich den Tod von etwas Schönem. Auch Hass, aber auch Stärke und Macht. Überleg doch mal, schwarze Rosen gibt es nicht in der Natur. Das heißt, man lässt diese schönen roten Blumen welken, oder malt sie schwarz an. Die schöne Rose stirbt. Tod. Dunkelheit. Hass. Es steht nicht für etwas Positives. Mag sein, dass die Sekte diese Rose als Zeichen für unseren Tod führt, mag sein, dass sie aber auch für die Richtlinien der Sekte steht.
I: Schon möglich. Also nehmen wir sie doch nicht auf die leichte Schulter?
R: Nein, auf keinen Fall. Aber meine Ideen haben noch ein wenig Zeit, morgen…
I: Wie du meinst…

R: Die Schuppen des Drachen, die Felle der Schneewölfe…
I: Hm? Was meinst du?
R: Da liegen sie…die Sachen. Zwei von drei Ressourcen, so kostbares Zeug. Es ist an der Zeit, mein Versprechen war zu machen.
I: Du hast Recht, wir müssen die Rüstung endlich erbauen. Heute Abend ist die richtige Zeit dafür. Ich habe eine schöne Stelle gefunden.
R: Brauchst du dafür eigentlich Stahl? Zum verbinden?
I: Nein, diese Rüstung hat keinen Stahl.
R: Und wie lange wird es dauern.
I: Drei Tage. Aber ich werde nicht ununterbrochen arbeiten müssen.
R: Das ist gut. Sehr gut.
I: Was ist gut?
R: Ach nichts, ich erzähle es dir morgen.


Ein sanfter Kuss beendete das Gespräch und ließ wieder Ruhe einkehren. Es war jede Sekunde schöner. Obwohl die Zeit so kontraproduktiv und sinnlos schien. Doch es tat gut zu träumen, zu fliegen, die Welt hier zu haben, so allein und doch nicht einsam…
06.03.2004, 01:08 #244
Marquez
Beiträge: 370

Verdammt, da war es schon wieder. Und das nun markerschütternder als jemals zuvor. Gellender als der Schlachtruf eines Schattenläufers hallte es durch die mondlose Nacht. Dieses unheimliche Geräusch verfolgte sie nun schon seit mehreren Stunden und es trieb Marquez in den Wahnsinn.
Oftmals blickte er in seiner Nervosität zu Druid hinüber, doch der kümmerte sich nicht darum. Immer war sein Blick starr nach vorne gerichtet und er dachte wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten daran, anzuhalten und sich der drohenden Gefahr zu stellen. Ob er es wohl nicht hörte?
Nein, das war unmöglich. Man konnte sich diesem grauenvollen Geräusch nicht entziehen, was man auch anstellen mochte. Man konnte einfach nicht überhören, dass Marquez der Magen knurrte...

»Versprich mir bitte...«, seufzte der Bandit, deutlich vom Hunger gezeichnet, auf, »dass wir demnächst mal anhalten und einen kleinen Mitternachtsimbiss zu uns nehmen, ja? Ich bin hier noch kurz davor, verrückt zu werden...«
Aber Druid reagierte nicht. Offenbar konnte oder wollte er den Ernst der Lage nicht verstehen.
Aber bitte, wenn er wollte, dass sein Schüler verhungerte...
So knurrte der Magen im Laufe der Nacht weiter. Und das blieb auch das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht durchbrechen konnte: So recht wollte sich nämlich kein Lüftchen bewegen.
Der ganze Waldabschnitt stand still. Vielleicht hier und da mal ein Rascheln im dichten Unterholz, bedingt durch einen Igel oder sonstiges Getier, aber sonst gespenstisches Schweigen. Nur die zwei Jäger der Krone inmitten von Dunkelheit. Nichts, das es wahrzunehmen gab.

Doch plötzlich änderte sich dieser Zustand, denn Marquez vernahm ganz unerwartet ein Geräusch aus der Finsternis, das ausnahmsweise einmal nicht sein Magen war, und blieb misstrauisch lauschend stehend. Fast wie ein heiseres Flüstern klang es - als ob jemand im Gebüsch hockte und sie beobachtete. Gepaart mit der Atmosphäre, die dieser Wald in dieser Nacht versprühte, war das natürlich nicht gerade zuträglich für das Nervenkostüm des Banditen, und so bewegte sich die rechte Hand langsam aber sicher für den Fall der Fälle zum Griff des am Gürtel ruhenden Schwertes, an dem sie die nächste Zeit verharren würde.
»Sag mal...«, flüsterte er seinem Lehrmeister zu, der nun auch inzwischen stehen geblieben war, »du hast das doch sicher auch gehört, oder? Glaubst du...«
Doch jäh wurde er von einem Pfeil unterbrochen, der geräuschvoll am Baum zwischen ihnen einschlug. Auf der Stelle war Marquez in eine Deckung abgetaucht, jedoch sprang sofort ein Schwertkämpfer vor ihm aus dem Gebüsch und begann, mit kraftvollen Hieben auf ihn einzuschlagen. Noch halb am Boden warf Marquez diesem jedoch postwendend seine Klinge entgegen, mit der er mühevoll Schlag um Schlag zu parieren versuchte, aber schließlich zog er es dann doch vor, nun lieber aufzuspringen, den nächsten Schlag des Angreifers souverän ins Leere gehen zu lassen und ihm stattdessen einen Tritt in die Magengrube mit auf den Weg zu geben. Drei oder vier Ellenbogenhiebe später lag der verwirrte Widersacher schließlich kampfunfähig am nächsten Baum, doch der Heckenschütze fuhr jetzt damit fort, Marquez fröhlich unter Feuer zu nehmen. Der Kerl musste dringend weg, und der einzig sichere Weg dorthin war der durch das Buschwerk, in das er sich nun mit einer Hechtrolle verabschiedete...
06.03.2004, 16:17 #245
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Mit einem schwungvollen Seitwärtssalto katapultierte sich Druid aus dem Gefahrenbereich, nur Sekundenbruchteile später zischte ein Pfeil durch die Stelle, an der er zuvor gestanden hatte. Noch in der Luft verließ Trauerschatten sein in Leder gefasstes Bett, prangte aufrecht in der Hand des Kriegers. Er verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Lage.
Ein gutes Dutzend Banditen war aus dem dichten Buschwerk gebrochen, bewaffnet mit Keulen, Beilen und Schwertern, abgewetzte Lederpanzer und Fellrüstungen schützten ihre Körper. Einige von ihnen hatten sich bereits auf Marquez gestürzt, dessen Ellebogen schon Bekanntschaft mit dem unschön verformten Kiefer eines Schwertkämpfers gemacht hatte, andere der Angreifer hatten sich in der Botanik versteckt und beharkten die beiden Wanderer mit Pfeilen.
Mittlerweile waren einige der Wegelagerer auf den etwas abseits stehenden Mantelträger aufmerksam geworden, näherten sich ihm mit schnellen Schritten. Während er den ersten über sein plötzlich ausgestrecktes Bein stolpern ließ und mit einem harten Schlag an die Schläfe zu Boden schickte, drehte er den Oberkörper beiseite, sodass der zweite mit seinem Schwerthieb nur wirkungslos in den Boden hackte. Blitzartig riss Druid sein rechtes Bein in die Höhe und rammte die Ferse seiner Kampfstiefel schmerzhaft zwischen die Rippen des Banditen, der mit einem keuchenden Aufschrei zurück geworfen wurde. Noch in der selben Bewegung ruckte der dunkle Krieger herum, versetzte dem zuvor gestolperten, der sich wankend wieder aufrichtete einen weiteren Tritt in den Magen, sodass er sich krümmend ein weiteres Mal zu Boden ging.
Schwarze Augen fixierten einen dritten Menschen, der sich Druid mit erhobenem Kurzschwert näherte. Klirrend traf die Waffe auf schwarzen Stahl, als der Krieger den Trauerschatten kraftvoll in die Höhe riss, zwei weitere Angriffe vergingen ohne Wirkung an der Parade, bevor der ehemalige Söldner vorschoss, seine Klinge frei von jeder Emotion im weichen Fleisch seines Opfers versenkte. Ungläubig blickte der Bandit hoch, schockiert aufgerissene Augen trafen auf zwei scheinbar endlos kalte, rabenschwarze Löcher, dann sackte der leblose Körper in sich zusammen, schlug begleitet vom schmatzenden Geräusch der zurückgezogenen Klinge auf der harten Erde auf, während sich unaufhaltsam eine Blutlache um den durchstoßenen Leib ausbreitete.
Ohne dem Toten weitere Beachtung zu schenken ruckte der Kopf des Kämpfers herum, der zweite der Banditen kniete hustend auf dem Boden, sich die angeschlagenen Rippen haltend, richtete sich langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf. Ein fast unsichtbares, wölfisches Grinsen huschte für den Bruchteil einer Sekunde über die starren Züge Druids, während er auf den wankenden Gesetzlosen zuging, seinen Gang schließlich zu schnellem Sprint beschleunigte. Kurz vor seinem Ziel drückte er sich kraftvoll vom Boden ab, streckte ein Bein durch, während er das andere anzog. Mit dem Eindrehen der Hüfte kollidierte sein Fuß mit den schon gepeinigten Rippen seines Gegners, mit einem hörbaren Knacken barsten diese vollends, mit einem lauten Aufschrei verabschiedete sich der Schwertkämpfer vom Boden, segelte haltlos durch die Luft und schlug mit einem dumpfen Aufprall an einem dicken Baumstamm auf. Kraftlos sank er an der rauen Rinde hinab, blieb reglos am Boden liegen.

Plötzlich machte der Krieger einen schwarzen Schemen hinter sich aus. Instinktiv knickte er das rechte Bein ein und duckte sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh. In dem Moment, in dem er sich vom Boden abstieß sirrte ein silbriger Blitz auf ihn zu, schnitt ob des unerwarteten Ausweichens nur in die ungeschützte Stelle zwischen Unterarmpanzerung und Oberarmschutz. Geschickt rollte er sich über die Schulter ab und brachte sich in eine kniende Position. Er spürte, wie sein warmes Blut aus der Wunde sprudelte, sich in einem heißen Strom seinen Weg den Arm herunter suchte, im Einklang mit seinem Herzschlag schoss ein dumpfes Pochen von der Wunde aus durch seine Nervenbahnen.
Druid fixierte den Angreifer. Niemand anders war es, als der erste der Räuber, die ihn angegriffen hatten.
Seine Hand schloss sich fester um den lederumwickelten Griff Trauerschattens, langsam drückte er sich hoch, stand etwas breitbeinig, den Kopf zu den Boden gesenkt. Ansatzlos schnellte er nach vorne, sprang auf den verdutzten Banditen zu, der mit Mühe und Not den ersten, kraftvollen Hieb Druids parierte. In schneller Folge trafen die Schläge nun die brüchige Verteidigung des Räubers, ließen ihn wanken. Mit einem Mal stolperte der zurückgedrängte Wegelagerer über eine aus dem Boden hervorstechende Wurzel, brauchte ein wenig zeit um sich zu fangen. Diesen Moment nutzte der Krieger, wirbelte herum, riss das gepanzerte Bein in die Höhe, hämmerte es wuchtig gegen die Schulter seines Gegenübers, der mit einem erstickenden Schrei den Boden unter den Füßen verlor, kurz danach hart auf selbigem Aufschlug. Sofort war Druid über ihm, die schwarze Klinge hoch erhoben. Mit einem Ruck trieb er sie durch den Hals des liegenden, der gurgelnd seien letzen Atemzug tat. Kaltblütig wurde das Schwert wieder herausgerissen, auf dem das Blut der Opfer noch leicht rötlich schimmerte.
Ein leises Pfeifen, das schnell lauter wurde, wurde ein weiteres Mal hörbar, Geistesgegenwärtig warf sich der Mantelträger zur Seite. Ein heißer Windhauch streifte seinen Hals, hinterließ ein seichtes Brennen auf der Haut. Verdammt, er hatte nicht mehr an die Bogenschützen gedacht...
06.03.2004, 21:24 #246
Marquez
Beiträge: 370

Völlig unbemerkt kämpfte sich Marquez Meter um Meter zur vermeintlichen Position der feindlichen Bogenschützen vor. Vermeintlich deshalb, weil die Sicht in diesem dichten Unterholz natürlich reichlich beschränkt war, besonders wenn man die ganze Zeit nur kroch. Aber wenn sein Orientierungssinn nicht gerade vorhatte, ihm Streiche der ganz üblen Sorte zu spielen, dann würde er die Übeltäter eigentlich ohne große Probleme finden können. Das, was ihm da schon viel mehr Kopfschmerzen bereitete, war, dass er nicht wusste, wie viele es denn überhaupt waren. Was würde er nur machen, wenn dort vor ihm noch einmal ein Dutzend Fernkämpfer auf ihn wartete, begleitet von bis an die Zähne bewaffneten Schutztruppe? Sehr unschön wäre das...

Fast so unschön wie dieses Knacken eines zertretenen Astes, das er gerade dicht hinter sich gehört hatte... Keinen Sekundenbruchteil später rollte er sich auch schon zur Seite auf den Rücken, um den eventuellen Angreifer rechtzeitig erspähen zu können – und das war auch gut so, denn im selben Moment fuhr ein Schwert direkt dort, wo er eben noch gelegen hatte, in den hartgefrorenen Boden.
Zunächst zu Tode erschrocken, dann aber nur noch berechnend und abgeklärt, sprang Marquez sofort auf und nutzte den kurzen Augenblick der Verwirrung, in dem sein Feind die Klinge wild fluchend wieder aus der Erde zu ziehen versuchte, um auf sichere Distanz zum Wegelagerer zu gehen und sich auf dessen nächsten Angriff vorzubereiten, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Unglücklicherweise hatte dieser Kerl aber, was die Künste im Schwertkampf betraf, wesentlich mehr auf dem Kasten als sein Kollege von vorhin, und so war Marquez mehr in Rückwärts- und Ausweichbewegungen verstrickt, als auch nur in irgendeiner Form in den Angriff übergehen zu können. Doch plötzlich sah der Bandit im Dienste Lees sein Chance: Der Strauchdieb schien sich seiner Sache vielleicht etwas zu sicher zu werden, und so packte ihn Marquez schlicht und ergreifend am rechten Arm, als der gerade kurz in einer Ausholbewegung weit über dem Kopf des Aggressors verharrte. Es hagelte nur so Beschimpfungen und Flüche, doch nach einer schnellen Drehung samt Armbruch auf der Schulter Marquez’ war auch das vorbei und der Besiegte sank laut aufschreiend zu Boden. Ein wuchtiger Tritt in die Rippen folgte, dann noch einer, und nach einem verhöhnenden Kommentar a la »Du solltest dringend mal einen Arzt aufsuchen...« wand sich Marquez schließlich vom Daniederliegenden ab, um weiter auf die Suche nach den Schützen zu gehen - diesmal aber im Laufschritt, um Druid nicht noch länger warten lassen zu müssen.

Kurz darauf hatte er besagte Schützen auch schon gefunden: Fünf waren es, mit einfachen Jagdbögen bewaffnet, und noch hatten sie Marquez, der nun wieder ins Schleichen überging, nicht bemerkt. Zuerst war er zwar wegen ihrer bloßen Anzahl ratlos, aber dann löste sich schon ein Teil des Problems von selbst, als zwei der Schützen sich ein wenig von der Gruppe entfernten, um Druid, der offenbar Deckung gesucht hatte, nicht aus den Augen zu verlieren. Nun stand der Plan für Marquez fest: Wie eine Katze sprang er an den kahlen Baum, der zwischen ihm und den Feinden lag, kletterte möglichst lautlos an ihm hinauf und brachte sich schließlich auf einem Ast ein paar Meter über den Kontrahenten
in Position. Noch ein tiefer Atemzug, um den Respekt vor der Höhe zu überwinden, und die alte Entschlossenheit, die kurz verblasst war, trat wieder in seinen Blick. Ja, er musste sogar fast lächeln – womöglich war er gerade vollends verrückt geworden...
Nun ja... Er sprang. Arme voraus schnellte er auf die Schützen nieder und zog zwei von ihnen an den Schultern mit nach unten, um sie schließlich schmerzvoll mit ihren Gesichtern auf dem immer noch hartgefrorenen Boden aufschlagen zu lassen. Der dritte im Bunde drehte sich natürlich sofort um, doch da stand Marquez, der noch etwas benommen war, schon wieder, schlug ihm, den unglaublichen Schmerz in seinen Beinen unterdrückend, den Bogen aus der Hand, ergriff ihn kurz darauf und presste ihm schließlich eindringlich das Schwert gegen den Hals.
»Waffen weg!«, schrie er den letzten beiden Schützen, die nun auf ihn zu zielen begannen, schwer keuchend zu, wobei er sich etwas von den beiden schmerzerfüllt am Boden liegenden entfernte, um nicht noch hinterhältig überlistet zu werden.
»Bitte! Tut doch endlich, was er sagt!«, stimmte der panisch winselnde Wegelagerer zwischen seinen Armen schließlich nach ein paar Augenblicken des Schweigens ein, doch seine Kollegen machten immer noch keine Anstalten. Einer der beiden auf dem Boden wollte sogar gerade wieder aufstehen, doch er wurde von Marquez zurückgehalten:
»Hey! Habe ich dich gebeten aufzustehen? Denk nicht mal daran, ok? Und nur zur Erinnerung: Für euch da drüben gilt das mit dem Fallenlassen der Waffen immer noch. Also kommt dem jetzt langsam aber sicher mal nach, sonst...«
Doch das »Sonst« wurde jämmerlich von zwei plötzlichen Schlägen auf ihn erstickt. Die zwei aufgelegten Pfeile seiner erbarmungslosen Opponenten hatten sich in den Kopf seiner Geisel gebohrt und ließen sie sofort tot aus dem Griff Marquez’ zusammensacken. Er selbst konnte sich zwar noch unverletzt mit einer Drehung hinter den Baum retten, doch dort glitt er an ihm schließlich, hektisch atmend und gelähmt vor Bestürzung, zu Boden.
Diese Schweine hatten einfach geschossen...
Marquez konnte nicht mehr, er war kurz vor dem Zusammenbruch. Völlig entgeistert blickte er erst ins Leere und dann auf den leblosen Körper in der Blutlache. Diese Unmenschlichkeit machte ihn fertig.
Und bis sie ihn nun auch noch erwischen würden, schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
06.03.2004, 21:29 #247
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Sanft wehte der Wind um die Haare und selbst aufkommende Kälte ließ sie nicht schrecken, doch irgendwann rührten sich die schmiegsamen Glieder nach oben. Es war Zeit. Die Stiefel passten perfekt, sofort schnürte er sie fest an seine Beine. Die Würde des großen Alten war noch immer darin am Leben, doch nun wärmten sie zunächst einmal sein Beinwerk. Seine alten Stiefel standen da und wirkten so, wie vorm Schlafengehen, doch er hatte sie nun das letzte Mal angehabt. Ein wenig ungewohnt waren die ersten Bewegungen in dem neuen Schuhwerk, noch gab es kleine Ecken und Kanten, doch wie jedes paar Schuhe musste auch dies erst eingelaufen werden. Zusammen hatten sie diese Lichtung, ganz für sich, nur sie alleine. Es war ein guter Platz, ein äußerst guter Platz. Hier konnte er sich gut vorstellen die Kämpfe auszuführen, außerdem sollte man gute Feuer machen können. Rociel spürte, dass die Zeit unaufhaltsam lief, bald schon würde sie gekommen sein. Es konnten nur noch wenige Wochen hin sein, bis der Meister sie rufen würde, eher Tage. Noch hatte er keine Ahnung, was die Erwartungen von Tolban waren, wohin es sie führen sollte und wie es enden sollte, aber es würde um ein weiteres Amulett gehen, natürlich würde es das, war es doch die einzige, die wahre Aufgabe, die der Meister von ihnen verlangen würde. Er war bereit, physisch und psychisch. Selten war er im Geiste so stabil wie seit kurzem, Isabell hatte ihm so viel Kraft gegeben, so viel Stärke, so viel Vertrauen und doch war es die Sorge, die das Glück immer wieder erschütterte. Und physisch…er war gereift. Wie ein guter, alter Wein verbesserte er seine Waffentechnik. Besonders im Kampf mit dem Dolche gab es immer noch Fortschritte zu vermelden, da wo man schon fast nichts mehr verbessern konnte, gelangen ihm immer mehr Kniffe. Doch auch der Schwertarm lernte und lernte, doch es gab immer noch zu viele Fehler. Es durfte einfach nicht passieren, dass er das Schwert aus der Hand fallen ließ und auch die Schläge mussten viel energischer sein. Dennoch war er zufrieden und bereit, vor allem die geistige Feste gab ihm das Selbstvertrauen. Egal, wohin der Meister sie schicken würde, ihr Ziel war klar gelegt.
Seine Schwester und er standen auf der Lichtung, blickten sich um und schienen unschlüssig, was der Rest des Tages noch bringen sollte. Plötzlich packte sie Rociel und gab ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen, nur so, ohne Grund. Das hieß, einen Grund gab es schon. Er genoss den Geschmack ihrer süßen Lippen, doch noch viel mehr gab ihm dies die zauberhafte Leichtigkeit eines Vogels. Es war wirklich betörend. Dann lief er zurück zu dem Baum, der nur wenige Schritte neben ihnen stand und unter dem alles abgelegt war, die Felle, die Schuppen und sein Lederrucksack. Schnell hatte er das gefunden, nach dem er gesucht hatte. Die drei Holzschwerter waren noch immer da, wo sie auch hingehörten und schmiegten sich jetzt an seine Hand. Er ging lächelnd zurück und warf die Schwerter, die leicht Krumm an der Klinge waren, zu Isabell. Hier, hab ich geschnitzt. Ich hoffe sie gefallen dir. Es fehlen noch ein paar Details, doch die braucht es eh nicht. Der junge Fürst ging ruhig zurück und entledigte sich dann seiner Rüstung, die er vorsichtig gegen den Stamm des Baumes stellte, danach kehrte er zurück zu seiner Schwester, die ihre Schwerter scheinbar schon ausprobierte und den ein oder anderen Schlag ausführte. Die beiden sind wunderschön. Fast wie die echten Tharek’Ils. Das muss eine große Arbeit gewesen sein Mondschein. Aber sag mir, welchen Zweck dient es? Unterdessen vollführte auch Rociel die ersten Schläge mit dem viel leichteren Holzschwert, das aber aus extra schwerer Eiche gemacht wurde. So schnell sollten sie nicht brechen. Wenn die Schläge gegen den Wind brachen, hörte man das Flattern darin, obwohl es nur mäßig wehte, sein Umhang kräuselte sich nur wenig. Das will ich dir sagen Sternchen. Lass uns kurz hinsetzen. Die Geschwister setzten sich auf die üppige Grasfläche, auf der noch vereinzelte Tropfen waren, da der Schnee wieder getaut sein musste. Er hockte sich mit gekreuzten Beinen zu ihr gerichtet hin und begann dann eine etwas ernstere Mine aufzusetzen, was aber nur selten gelang, wenn man eigentlich keinen Grund hatte ernst zu sein, doch das Thema erforderte dies nun mal. Also…ich hab mir in letzter Zeit ein paar Gedanken gemacht und bin zu einem Entschluss gekommen. Lass mich eines vorweg nehmen. Wir kämpfen beide gut. Dennoch machen wir beide viel zu viele Fehler. Weniger direkt im Kampf, als in unseren Verhaltensmustern. Ich hab mir ein wenig Gedanken über die Zukunft gemacht. Natürlich würden wir am liebsten unsere Waffen weglegen, nie mehr anfassen. Aber das geht nun mal nicht. Die Aufgaben in der Zukunft werden uns zu ihrem Gebrauch zwingen. Weißt du, ich habe weniger Angst vor Tieren, als vor den Menschen und ihren Zaubern, sowie den Orks und Beliars Kreaturen. Tiere sind Geschöpfe der Natur, was sie nicht ungefährlicher Macht, doch ich fürchte mich nicht vor ihnen. Vielleicht, weil ich sie respektiere. Aber die Menschen, die Orks und die Zauber machen mir Angst. Große Angst. Ich sehe in die Zukunft und ich sehe, dass es nicht so weitergehen kann. Noch hatten wir Glück, meistens ohne Verletzungen, nicht mal blaue Flecke. Aber es war wirklich Glück und nicht so sehr unser Verdienst. Wie oft schon warst du in Gefahr und wie oft schon konnte ich mich nur mit Glück zurückretten? Für die Zukunft sehe ich schwarz. Dunkelschwarz. Ich halte mich noch längst nicht für einen guten Kämpfer, doch ich muss einer werden, denn sonst… kann ich dich nicht beschützen. Wir müssen besser werden, verstehst du? Unsere Feinde, sie alle, sie trachten uns nach dem Leben, ein Leben, dass es nicht gibt. Ich habe die Schwerter geschnitzt, weil ich denke, wir müssen besser werden, wir müssen wieder trainieren. Als ob es unser erstes Mal wäre. Wir müssen uns verbessern, viel besser zusammenarbeiten. Nur zusammen können wir es schaffen. Wir dürfen uns in Kämpfen nicht mehr auseinander treiben lassen, spalten uns die Gegner, haben wir bald verloren. Eigentlich wollte ich es dir erst morgen sagen, aber was nützt das schon. Dieser Moment ist dafür genauso gut geeignet, wie jeder andere auch.
06.03.2004, 23:24 #248
Isabell
Beiträge: 307

Sie war natürlich überrascht von den Worten ihres Bruders. Kaum hatten sie sich wieder, schon sprachen sie über so ernste Sachen, wie ihren ewigen Kampf. Doch es war in Ordnung, es war richtig. Zwar hätte sie so früh nicht darüber gesprochen, doch aufgefallen war es ihr natürlich auch, es war unmöglich, es zu übersehen. Die Kämpfe seit Wochen hatten eines gezeigt, sie waren zwar Geschwister, aber noch überhaupt kein gutes Kämpferpaar. So war die Entscheidung dies zu trainieren und zu verbessern durchaus lobenswert. Du hast absolut Recht Bruder. Mir ist das auch aufgefallen und ich finde es gut, dass du es ansprichst. Ich denke mal, deine zurückhaltende Kritik an mir ist nicht ganz richtig, mag sein, dass ich gut kämpfen kann, nur leider sehe ich davon selbst nicht sehr viel. Ich mache wohl auch noch zu viele Fehler, was wohl daran liegt, dass sich früher kaum gegen Menschen gekämpft habe, sondern hauptsächlich gegen Tiere. Wie du es schon sagtest, die sind einfacher zu schlagen. Ich denke, von einem intensiven Training können wir beide profitieren. Wenn wir es richtig angehen, sollte es eine enorme Stütze für die Zukunft sein. Aber du solltest eines bedenken, nicht nur die Schwertschläge sind wichtig, auch unsere Bewegungen. Das ganze ist ein sehr langer Prozess und spielt sich erst nach langer Zeit ein, der Kampf ist eben doch für Einzelgänger geschaffen. Aber man kann immer Stück für Stück besser werden. Aus ihr sprach es, wie aus dem Munde einer alten Kriegerin, dabei hatte sie wohl weniger Kämpfe geführt als ihr Bruder, dennoch maßte sie sich diese Worte an, hatte sie doch einfach Recht. Schließlich sollte sie sich auch auf Rociel verlassen können und dasselbe sollte er auch erwarten. Im Kampfe waren sie doch am verwundbarsten, trotz ihres außergewöhnlichen Talentes. Sollte es den Feinden jemals gelingen sie auseinander zutreiben, konnte dies das Ende bedeuten. Nicht immer waren die Feinde harmlose Staubkreaturen und würden es auch nicht sein.Lass uns mit dem Training anfangen. Wir sollten heute nicht mehr allzu viel machen und denk dran, ich muss noch die Rüstung zusammenbauen, aber dennoch sollte die Zeit ausreichen. Ich bin bereit Bruderherz.

Sofort schmiss sie die hölzernen Imitate ihrer Schwerter in die Luft, hechtete nach oben und fing sie wieder auf. Ehe sich ihr Bruder versah, stand sie schon an der einen Ecke der Lichtung und wartete, ehe sich Rociel zum Aufstehen bequemte. Gemächlich ließ er es angehen, als er sich in die andere Ecke begab und ebenfalls das Imitat seines Schwertes in Händen hielt, kurze Zeit hatte sie den Eindruck, dass er gelangweilt wäre, doch das war nur ein Spiel, wie sich schnell herausstellte. Die Sonne befand sich schon kurz vor Sonnenuntergang, bald schon würde es hier stockdunkel sein, doch das machte nichts, noch war es hell genug, um zu kämpfen. Langsam verstand sie auch den tieferen Sinn der Schwerter, waren ihre sonst so spitzen Enden jetzt abgestumpft, so dass sie nicht so schnell eine ernste Verletzung verursachten. Es sollte also endlich die ganze Kunst gefragt sein.
Ohne auf die lahmende Taktik ihres Bruders zu achten, griff Isabell nun an. Ihre Klingen blieben schwach und baumelnd, doch die Lockerheit ihres Griffes sollte sich schon bald ändern. Mit einem gewaltigen Sprung hechtete sie zu ihrem Bruder, doch der tat noch immer nichts. Doch so hatte sie es schon zahlreich oft beobachtet und war deshalb nicht verwundert. Erst im letzten Moment zog er sein Schwert hoch und blockte den Angriff, kurz darauf sprang sie nach hinten, um etwas Luft zwischen sich und Rociel zu bringen. Die ersten Holzsplitter hatten sich beim Zusammenprall der Schwerter gelöst, doch sie blieben ganz und schienen auch nicht zu zerbrechen. Es war gutes Holz, das er da verwendet hatte. Doch viel Zeit zum überlegen blieb nicht, denn nun schien ihr Bruder aus seinem „Schlaf“ erwacht zu sein und führte die Nachbildung seiner Klinge gegen ihre hölzernen Schwerter. Das Gefühl beim Kampf mit den Schwertern aus dem Material der Bäume war ein anderes, als mit Metall. Beim Eisen da gab es schrille, klingende Geräusche, die weit entfernt noch zu hören waren, nun aber hörte man nur dumpfes Pochen und leises Klopfen. Ihr Bruder ließ sich nicht lange bitten und reagierte seit dem ersten Schlag, wie sie es gewohnt war, aggressiv und schnell. Zunächst einmal blieb sie dabei seine Schläge abzuwehren, was mit zwei Schwertern wesentlich leichter fiel, dennoch ging sie Schritt um Schritt zurück, bis zur Mitte der Lichtung drängte er sie. Dann aber ging sie sich auf die Knie, hielt beide Schwerter in einer X-Form, so dass der Angriff ihres Bruders nicht hindurch kam, im selben Moment schlug sie ein Bein gegen sein linkes Schienbein und brachte ihn ins taumeln, doch noch im Fallen stützte er sich mit einer Hand zu Boden ab und griff mit Schwung erneut an. Damit hatte die junge Frau nicht gerechnet und musste klein beigeben, was weitere Mühen der Abwehr mit sich zog. Es war schade, dass sie den Sonnenuntergang nicht genießen konnten, aber so wahnsinnig schön war er auch nicht, also verpassten sie nicht so viel.
Nach einiger Zeit, in der immer wieder die Holzklingen aufeinander trafen und es keinen klaren Sieger gab, da sie mit zwei Schwertern in der Verteidigung kaum zu knacken war, entschied sie sich für den Angriff, doch schon die kleinsten Bemühungen wurden im Keim erstickt. Rociel führte sein Schwert ungewöhnlich geschickt und hatte ein einfaches Mittel gegen ihren Doppelblock, mit links-rechts Schlägen wehrte er ein Schwert ab und griff das nächste an. Die ganze Zeit über fand sie kein Mittel dagegen, doch der Kampf war alles andere als ein Vergnügen. Trotz der Kälte um sie herum tropften feine Schweißperlen die Stirn herab und fielen auf den nassen Boden. Das Keuchen wurde nur durch die dumpfen Geräusche übertönt, doch ihr Bruder keuchte lauter als sie. Dennoch hatte sie die Vermutung, dass dieser Kampf noch sehr lange hätte dauern können und er nicht an der Kondition enden würde. Noch einmal versuchte es Isabell und fuhr mit beiden Schwertern nach vorne, mitten in der Angriffsbewegung ihres Bruders stoppte sie nun das Schwert und warf ihn kurzzeitig zurück, die Klingen nahmen nun einen anderen Weg, sie führte mit ihrer rechten Hand, der offensiven Hand, das Schwert immer nach vorne und nutzte das zweite nur im Notfall, doch die Konzentration ihres Bruders war auf die rechte Hand forciert, da kam es natürlich unerwartet, als das Schwert der linken Hand nach vorne schnellte und sein Schwert aufs Korn nahm. Die Holzsplitter waren weniger geworden, doch nun flogen sie wieder, sie sah sich schon als Siegerin, als sie sein Schwert fest zwischen den ihrigen sah, doch als ob nichts passiert wäre, legte Rociel seine zweite, so arbeitslose Hand an den Griff und mit dem Druck der beiden Arme gelang es ihn schließlich sich zu befreien. Mit einem Ruck fuhren sie wieder auseinander, als sie seine Stimme vernahm. In Ordnung, genug für heute, gehen wir schlafen, sonst reicht uns die Zeit morgen nicht. Einverstanden? Natürlich war sie einverstanden, erleichtert über diese Entscheidung ließ sie die Schwerter wieder schlaff abwärts fallen und ging zu ihrem Bruder, der übler aussah, aber genauso gut gekämpft hatte, aber es war ja nur eine kleine Probe…Einverstanden.

Die paar Schritte zu dem einsamen Baum waren in kurzer Zeit gegangen, heute noch sollten sie ein Bett in der Wildnis haben. Noch waren die anderen Wolfsfelle unbearbeitet und geschmeidig, so lagen sie heute wieder wohl gebettet. Ein weiteres Fell für jeden diente als Decke und zudem entzündeten sie noch ein Feuerchen, das sich aber auf die Flamme der ewig brennenden Fackel ihres Bruders stützte, bis morgen sollten sie aber genügend Holz für ein richtiges Feuer haben. Andererseits war es auch sehr nass, man musste sehen, ob es noch trockenes Geäst gab. Den Sonnenuntergang hatten sie zwar verpasst, doch das kleine Aufwärmtraining hatte gut getan. Sie bewunderte ihren Bruder sehr, wie er doch mit einem einzigen Schwert umgehen konnte und das, obwohl er ja noch ein zweites bei sich trug. Doch auch Isabell hatte gehört, was Tolban über Tessaiga gesagt hatte und so konnte sie ihren Bruder durchaus verstehen, dass er es noch nie eingesetzt hatte, doch es tat gut, so ein Schwert bei sich zu haben. Doch morgen würde erst mal die Rüstung im Vordergrund stehen, denn die machte sich auch nicht von alleine, doch für heute hatten sie genug.
Es waren zwar nur wenige Tage gewesen, doch für sie war es wie eine halbe Ewigkeit, dass sie wieder zusammen einschliefen. Eng beisammen lagen sie unter und auf ihren Fellen, die sie schon wärmten. Die Fackel ließ ihre Gesichter seltsame Schattenkonturen annehmen und schimmerte Licht in das Schwarz der Nacht. Sie hatte eine Hand ihres Bruders genommen und fühlte sich wohl bei dem Gedanken, wieder zusammen einzuschlafen. Sie gaben sich noch unzählige kurze Küsse, bis sie endlich einschliefen, doch so ein Tag musste auch mal enden, so schön er auch war. Ein Tag ohne Angriff, welch ein Geschenk.

Wer träumt, dem wachsen Flügel.
07.03.2004, 13:50 #249
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Der nächste Morgen war noch nicht sehr alt, da standen sie schon frisch und munter auf ihren Beinen. Gestern war es doch früher als sonst, durch die kurze Anstrengung hatten sie gut schlafen können, doch mit den ersten Sonnenstrahlen wachte auch das Leben in ihnen so richtig auf. Die nächsten Tage sollten kein Zuckerschlecken werden, sowohl Rociel als auch seine Schwester schienen das verstanden zu haben. Doch es ging nicht nur um das trainieren mit dem Schwerte, es sollte ein echtes Training für ihre Körper werden, wenn sie fertig sein sollten, mussten nicht nur ihre Schwertstreiche zueinander passen, auch die Bewegungen mussten stimmen. Außerdem hatte sie beide lange kein Ausdauertraining gemacht. Früher, Rociel erinnerte sich gerne daran, war er jeden Morgen im Wald gelaufen, immer vor seiner Schicht in der Mine hatte er dort seine ersten Kilometer zurückgelegt, sich mit Wasser erfrischt und seine Gelenke belastet. Außerdem lernte er dort auch die ersten Tiere zu erlegen und sich eigenständig Fleisch zu besorgen, denn als Schürfer waren die Zeiten noch härter wie als Jäger. Zwar waren sie durch ihr anstrengendes Leben nach wie vor in Form und konnten sich auch nicht über zuviel Fett am Körper beklagen, doch die Kondition musste trotzdem dran glauben. Genauso wenig wie es passieren durfte, sein Schwert in einem Kampf zu verlieren, so musste man bei langen Kämpfen auch seine Kräfte einteilen können, man durfte nicht schlapp machen, die Knochen und die Muskeln durften nicht müde werden, denn sonst wäre das schon ein angekündigtes Ende. Außerdem stand die sagenhafte Rüstung von Isabell auf dem Plan. Er war schon sehr gespannt, wie sie denn aussehen würde, hatte sie doch im Vorfeld so davon geschwärmt. Es war also einiges zu tun und so begann dieser Morgen mit einem Dauerlauf. Zu gern wäre er ein wenig im Wald gelaufen, doch dies war nicht möglich, da sie ihr „Gepäck“ nicht außer Acht lassen durften. Es war zu gefährlich dermaßen wertvolle Trophäen im Wald von Gorthar unbewacht zu lassen. Den Banditen wäre es eine helle Freude, das Risiko wollten und durften sie nicht eingehen. Die Lichtung war zwar nicht sehr groß, vielleicht sechzig Fuß lang und die Hälfte davon breit, aber dennoch konnte man gut laufen. Allerdings legte er für den Lauf fast alles, was er am Körper trug ab, Rüstung sowieso, aber auch Waffengürtel, Allesbeutel und natürlich auch die beiden Klingen. Seine Schwester tat es ihm nach. Sie liefen die ganze Zeit im Kreise herum, wie viele Kreise sie liefen, das wollte er nicht so genau sagen, war es doch nicht mal eine halbe Minute, die sie für eine Umrund der Lichtung brauchten, aber dennoch, mit der Zeit erzielte es seine Wirkung. Sie schwiegen dabei, redeten kein Wort, schonten ihre Körper und liefen immer beständig. Dabei liefen sie nicht nebenher, sondern immer die Hälfte der Umdrehung hinter dem Anderen. Das ganze war kein Vergnügen, aber auch nicht nur leidige Pflicht. Es war, spätestens nach den ersten dreißig Minuten Dauerlauf, durchaus anstrengend, aber sie liefen noch eine weitere Dreiviertelstunde, immer rund herum. So sollte es die nächsten Tage öfters aussehen, aber nur so konnte man das harte Programm durchziehen. Sie hatten beide beschlossen diese paar Tage zu nutzen. Sicherlich würde es keine Perfektion mit sich ziehen, aber sie sollten endlich zueinander finden, auch im Kampf. Es war lange überfällig, denn die Zeit lief ihnen schon lange voraus, aber durch die Bemühungen zur aktuellen Zeit konnten sie den Zeiger kurzzeitig verlangsamen. Eine Uhr, die abzulaufen drohte, anhalten und überholen, nur das konnte ihr ehrgeiziges Ziel sein, dass es zu verwirklichen galt. Rociel wusste, dass die beiden Dämonenkinder viele Feinde hatten und noch viel mehr in der Vergangenheit haben sollten, doch er war erst zufrieden, wenn sie diesen Feinden kalt lächelnd ins Gesicht sehen würden und sich an ihnen rächen. Rache, das war es was ihn leitete, er wollte sich an all denen rächen, die sie töten wollten. Eine Kämpferseele, die niemals kämpfen wollte, die den Frieden lieber liebt als das sinnlose Blutvergießen, doch im Zwang wollte er nicht feige sein, im Zwang des Kampfes wollte er jeden besiegen. Jeden der es wagte sich ihnen in den Weg zu stellen, bei der einen, bei der einzigen Aufgabe.
Am Ende des Laufes stand die Sonne schon höher, ja es war die Sonne, die sie seit einer Ewigkeit mal wieder sahen. Das grelle Licht blendete die Lichtung und war so hell, dass man schon fast auf den Frühling hoffen konnte, doch es war immer noch eisig kalt, aber warmer Schweiß floss den Nacken hinab, aber auch an Armen und Beinen befand sich die klebrige Körperflüssigkeit. Sie hatten trotz der Kälte ganz schön viel davon abbekommen. Seine Haare waren so zerzaust, das man schon an Wasser denken musste, doch es war nur der Schweiß. Die Anstrengung des kurzen Dauerlaufes war sichtbar und Rociel war zufrieden, als seine Schwester um eine kleine Pause bat, die gleichzeitig das Ende des Laufes darstellen sollte. Für’s erste war das in Ordnung außerdem galt es nur als Aufwärmung. Während sie sich zum verschnaufen an den Baumstamm lehnten, keuchten sie noch lange, selbst die Küsse schmeckten salzig, doch der junge Fürst war unermüdlich, er wollte seinen Körper nicht schonen, er wollte ihm nicht mehr Pause als nötig gönnen. Schnell schon, nach fünf Minuten, stand er wieder und legte sich die prachtvolle Rüstung an. Gemeinsam mit dem Umhang war sie wieder geschehen, die Verwandlung des schmächtigen Jungen zum großen Krieger. Ihm war die äußere Verwandlung egal, er hatte was er wollte, seinen Überlebensschutz, das, was Isabell bald auch haben sollte. Er steckte den Waffengürtel an und kontrollierte, ob mit Todesodem alles in Ordnung war, doch es gab keine Beanstandungen. Wo willst du denn hin?, fragte Isabell mit immer noch leicht keuchender Stimme. Ich habe Hunger, den solltest du auch haben. Wir müssen sehr viel essen und trinken, wenn wir unser Programm durchhalten wollen, aye. Ebenfalls keuchend nahm er einen Schluck aus dem Wasserkrug, danach gab er seiner Schwester noch einen dicken Kuss auf die Stirn. Ruh dich noch ein wenig aus, ich bin bald wieder da, ich nehme das nächst beste, was ich kriegen kann, damit ich nicht solange weg bleibe. Du wolltest ja sowieso noch etwas anderes machen. Zwinkernd deutete er auf die Felle und verschwand dann mit gemächlichen Schritten im Wald. Er hatte wirklich Hunger und da sollten sie sich Abhilfe verschaffen. Es fiel ihm schwer schon wieder alleine loszuziehen, aber es war ja nur eine kleine Aufgabe und nichts Ernstes. Außerdem konnten sie dank der Trophäen gar nicht zusammen los, aber was machte er sich Gedanken, er wollte ja bloß einen Scavenger oder ein Molerat erlegen…
07.03.2004, 14:55 #250
Raven the 4th
Beiträge: 1.342

Ein Schmerzensschrei zerriss die Stille der Nacht. Instinktiv kniete sich der Jäger zu Bogen und seine kalte Hand griff nach seinem Bogen.
Raven konzentrierte sich, bis er schließlich leise das Klirren von Waffen und immer wiederkehrende Schmerzensschreie vernahm.

Ein kurzer Rundumblick verriet ihm, dass seine Position keine Gefahr bot und ohne weiter nach zu denken, sprang der Drachenjäger auf und sprintete in die Richtung, aus der der Kampfeslärm kam.
Schier endlos erschien ihm der Weg über gefrorene Moosschichten und abgestorbene Wurzeln, vorbei an kahlen Bäumen und den unheimlichen Schatten, welche jene auf die kalte Erde warfen.

Während er sich gerade wieder unter einem tiefhängenden Ast durchduckte, griff die Hand des Jägers gekonnt an dessen kunstvoll gearbeiteten Köcher, den er seit der Reise mit Legolas stets an seiner Hüfte trug.
Konnte er seinem Gehör vertrauen, so war das Kampfesgetümmel nur mehr wenige Meter entfernt; doch noch konnte das geschulte Auge in der Dunkelheit nichts ungewöhnliches ausmachen.

Plötzlich zerriss ein heißes Saußen die Luft neben Ravens Ohr und sogleich stoppte dieser seine Schritte abrupt und warf sich zu Boden.
Scheinbar war er dem Geschehen näher gekommen, als er ahnte. Doch schnell erkannte er, dass dieser Pfeil nicht ihm gegalten hatte, sondern sich nur im Dunkel des Waldes verirrt hatte.
Denn anhand der Flugbahn des Pfeiles konnte der Bogenschütze dessen Urheber ausmachen. Und dessen Blick war nicht auf Raven gerichtet, sondern einen Mann, den der Jäger nun in Deckung hinter einem dicken Baum erblickte. Hektisch musterte Raven die beiden Kontrahenten, ehe er zu der Erkenntnis kam, das der Hühne hinter dem Baum wohl ein Bandit Lees wäre und ein Grinsen legte sich auf das Gesicht des Drachenjägers; welches jedoch sofort wieder einem starren Blick weichen musste, da er nun einen weiteren Strauchdieb ausmachte, dessen aufgelegter Pfeil ebenfalls in Richtung des Banditen zeigte.

Noch immer hatte Raven Zweifel, wem er in dieser Situation helfen sollte, und ob sein Urteil über die Rüstungen, die er in dem Zwielicht des Mondes kaum erkennen konnte, richtig war, doch er wollte nicht einem seiner Kollegen nicht geholfen haben, nur weil er seinen eigenen Augen nicht mehr traute.

Langsam robte er näher an den Ort des Geschehens und, hinter einem großen umgefallenen Baum angekommen, richtete er sich langsam aus seiner liegenden in eine kniende Position auf und zielte.
Die beiden Schützen verharrten still und schienen auf eine unbedachte Bewegung des Banditen zu warten und so boten sie dem Drachenjäger ein gutes Ziel.
Einen kurzen Augenblick später surrte auch schon ein langer Pfeil durch die kalte Luft und durchbohrte die Lederrüstung eines der Wegelagerer im Bereich zwischen dessen Herz und Hals.
Seite 10 von 15 « Erste 6  7  8  9  10  11  12  13  14  15