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> Rollenspiel [Q] Das Land Gorthar # 7 |
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15.04.2004, 22:37 | #326 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Nach einiger Zeit des Wartes, des Erinnerns, des Genießens, drückte sie seine Arme stärker gegen ihren Körper. Es war kalt, sehr kalt, aber die Hände ihres Bruders waren fast immer kalt. Nur selten hatte sie dort Wärme gespürt. Und doch war Rociel an anderen Stellen warm. Nichts desto trotz umschloss sie seine Handflächen nun, ihre Hände waren warm, das totale Gegenteil, fast nie waren sie kalt, nur selten. Droben, dort in Teljarsfeld, wo ihnen fast die Nase abgefroren wäre, dort war es kalt, oh ja, aber ansonsten…immer warme Hände. Doch sie umschloss seine Hände nicht, um ihm Wärme zu spenden, wenn dann noch, um ihm Wärme zu zeigen, doch auch das war es nicht. Eher Aufmerksamkeit. Wollte auch ihren Bruder aus den Erinnerungen reißen, wollte ihn „empfänglicher“ für die Worte machen. Ein kleines, gut gemeintes Zeichen…nicht mehr…nicht weniger. I: Schön hier, nicht? R: Sehr schön. Was gibt es Schöneres, als hier zu sein, allein. Nur wir beide und das Meer. I: Und die Möwen. R: Hehe, ja, und die Möwen. I: Ich wünschte, wir könnten ewig hier bleiben. R: Bei Innos, bloß nicht! I: Warum? R: Es ist zwar wunderschön hier, aber es gibt noch so viele andere schöne Orte, an manche will ich zurückkehren, zu anderen bin ich noch nie gekommen. Und außerdem…wäre es doch eine Schande, wenn wir so dreckig und stinkend hier sitzen bleiben würden. Ich möchte so gerne noch an den See. Im Wald. I: Ja stimmt. Da möchte ich auch gerne hin… Für ein paar Minuten kehrte wieder Schweigen ein, komischerweise hörte sie ausgerechnet in diesem Moment das Meeresrauschen und die Schreie der Möwen ungewöhnlich intensiv, bis wieder Zungenlaute die Stille durchdrangen. R: Denkst du viel über die Zukunft nach? I: Hm… R: Ich auch… I: Und was denkst du so? R: Ich weiß nicht. Irgendwie passt es nicht, aber es wird sich schon aufklären… I: Ja, das wird es. Irgendwann werden wir schon eine Antwort auf alles bekommen. R: Manchmal sehne ich mich nach dem Tal. Und den Wolken. Und der Freiheit. I: Das Tal? Glaubst du wirklich, dass es mehr war, als ein Traum? R: Aber sicher. Es war unsere Zukunft. I: Das wäre schön. Hoffentlich kommt sie bald, die Zukunft. R: Aber sicher wird sie das, ganz bestimmt… |
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16.04.2004, 14:05 | #327 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Rociel hätte seine Schwester jetzt am liebsten umarmt, wenn er das nicht schon längst getan hätte, er war glücklich und keine Wünsche mehr, nur für diese paar Momente, danach würde alles wieder normal werden und auch die Wünsche würden zurückkehren, aber diese Zeit hatte er unterhalb der Erde, weg von der Sonne, schmerzlich vermisst. Natürlich hätten sie auch in einem Kellerloch, neben Skelettknochen und faulenden Gedärmen verweilen können, es gab ja sogar Orte, an denen nicht mal diese Annehmlichkeiten waren und nur einfacher Stein sein Dasein fristete, doch wie sollte man sich entspannen, wenn man von jeder Seite Angst haben musste, zumindest Angriffe fürchten? Er musste diese Missionen sicher führen, konnte niemals die Augen in Ruhe schließen, nie hätte er seine Schwester mit diesen Augen dort unten gesehen, mit denen er sie jetzt ansah. Allein das Gefühl war immer hektisch und erregt, war nervös und zappelig, hier war es ruhig, als ob es sich mit Samthandschuhen auf seine Haut legte, wie eine zweite Hülle, wie die von einer Schlange. Nur, dass man sie nicht wechseln konnte, sie kam und ging, wie es ihr gerade passte, doch er hatte das seltene Glück sie öfter spüren zu können, das Kribbeln zu genießen. War er noch immer so naiv, so naiv verliebt wie am ersten Tag, als er dieses Gefühl der Liebe wieder in sich entdeckte, das seit dem Tod von Mutter und Vater von ihm gegangen waren? Oh ja, er war es und noch viel mehr. Blind war er, mit den besten Augen eines Menschen ausgestattet, mit den scharfen Sinnen eines Dämons darin und doch sah er sie nicht, die Naivität dieser Gefühle. Er wollte sie nicht sehen, er hasste sie. Wie Eiter klebte sie gefangen in einer Außenkammer seines Körpers, verbannt wurden der gelbe Neid und die farblose Missgunst. Zu lange schon hatten sie in seinem Körper gewütet, ihn zu einem Scheusal gemacht, kräftig unterstützt von den zweiten Genen dämonischem Ursprungs. Doch auch die menschliche Seite hatte großes Interesse gehabt, da Menschen nicht automatisch gut waren, auch Menschen konnten "dämonisch" sein. Abgrundtief böse. Beliar mochte es lieben, der Hass mochte es lieben. Doch für Innos und die Liebe war es Gift. Grünes Gift, das in die unschuldigen Herzen geträufelt wurde. Gift, das er erfolgreich lindern konnte, Gift, das er gegen die Schlange einsetzte. Er wollte nicht zerstören, er wollte erschaffen. Neue Gefühle schaffen, Gefühle, die sich in seinem Körper anfühlten wie…Isabell… |
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16.04.2004, 14:42 | #328 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Eine Möwe fiel hinab in das Meer, so machte es den Anschein. Im vollem Flug stürzte sie sich hinein und dann kam sie mit voller Wucht wieder heraus, war nicht mal voll im Wasser, nur zur Hälfte, nur ein bisschen. Im Schnabel hatte sie einen kleinen Fisch, die schuppige Haut spiegelte sich in der Sonne, bald würde sie den Fisch wohl essen, vielleicht auch schon jetzt, in dieser Sekunde. Die Tierwelt war einmalig, ließ sich so einfach beobachten, ohne Hemmungen, ohne gemeine Reize. Aber war es denn wirklich in Ordnung, dass sie dabei zusahen? Waren all diese schönen Beobachtungen nicht einfach nur starrende Blicke? Sie wollten schließlich auch nicht dabei beobachtet werden, wenn sie schliefen oder aßen, oder was auch immer. Aber vielleicht war ja diese Distanz die Entschuldigung. Niemanden dabei verletzen zu wollen, nie zu starren, sondern nur zu träumen. War das ein gerechtes Angebot. Nie zu starren, sondern nur zu träumen?... In den Träumen der Erde sah sie ihren Bruder und selbst dort, wo sie ihn nicht mehr mit den Augen sah, sah sie ihn mit dem Herzen. Irgendwo auf dieser Welt war ein Tal, ein kleines Tal, die Natur lebte dort in absoluter Vollkommenheit, die grünen Wiesen, so saftig und genährt, platzten aus allen Nähten. Die Tiere führten ein glückliches Leben und doch mussten sie sterben. Mal wurden ganze Tierfamilien ausgerottet, aber nur von anderen Tieren und nur selten, nur wenn es der Lauf der Natur es so wollte, was auch gleichzeitig der Lauf des Schicksals war. Dennoch waren selbst die toten Seelen glücklich mit ihrem Leben, gab es doch keinen schöneren Platz zu leben. Sie hatte nicht viel gesehen, es gab bisher nur diesen einen Traum, doch sie hatte viel darüber nachgedacht, wie es denn weiter aussehen konnte. Eines war sicher, sie waren auch da. Und die Wolken und der Regenbogen. Sie waren alle eine Familie und die Tiere sahen sie nicht als Menschen, obwohl sie in dieser Gestalt auch dort existierten. Schicksal?... Isabell drehte sich plötzlich um. Unerwartet, auch für sie. Sie wollte in die Augen von Rociel schauen, lange genug hatte sie ihn gespürt, aber das reichte jetzt nicht mehr, sie wollte es wirklich spüren. Seine Liebe… Sie gab ihm einen tiefen Kuss…schon wieder…selten. Diese langen Berührungen, diese Zweisamkeit in Perfektion, viel zu selten war sie in ihren Gefühlen zu spüren. Aber jetzt schon…und wieder. Doch kein Kuss konnte an den in Drakia heranreichen. Sie spürte es ganz genau. Rociel dachte dasselbe wie sie, für diesen Moment, das Blut verriet ihn…beide. Der Kuss in Drakia. Als…Fremde. Vor der Tür ihres Hauses, bitterkalt war es, eisiger Frost schlich sich ihre Blutbahn hoch. Bis zum Herz. Da stoppte es. Und doch war dieser Kuss anders gewesen. Anders als jetzt, total, absolut, nimmergleich… Darf ich die Fürstin zum Essen einladen? Isabell nickte…lächelnd…grinsend…glücklich… |
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16.04.2004, 20:57 | #329 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Nun schwerlich konnten sie sich von den Klippen lösen, da ging es seiner Schwester wohl genauso wie ihm, doch irgendwie riss er sie dann weg, so wie er es auch mit sich selber tat. Einen kleinen Ruck geben war nicht schwer, würden sie doch noch oft hierher kommen können und schöne Orte gab es wie Sand am Meer, man musste sie nur finden und möglichst von menschlichen Behausungen weggehen. Sie waren der Tod der Natur, Gorthar war dafür das beste Beispiel, denn in der Stadt selbst gab es nichts schönes, Orte an denen man sich gerne aufhielt. Im Gehen gab er seiner Schwester noch einen weiteren Kuss, nur kurz, auf die Wange, ihm war so danach, er war total glücklich. Die ersten Gebäude von Gorthar kamen bereits näher, die alte Taverne, die kannte er nur zu gut. Der Wirt schuldete ihm noch einen Gefallen, aber er wollte ihn nicht jetzt einlösen. Diese Hafenspelunke, die es sicherlich war, sie genügte ihren hohen Maßstäben nicht, sie wollten richtig gutes, köstliches Essen, das nicht schon älter als die Gäste aussah. Zwar würde man in dieser Stadt wohl nirgends perfektes Essen finden, außer vielleicht im Schloss, wo sie sowieso nicht hinkamen, aber sie kannten da ja eine Taverne, bei der es sich lohnte zu speisen. Dort schmeckte es immer ausgezeichnet und man hatte vor allem seine Ruhe. Genau dorthin waren sie nun unterwegs, in ein kleines, ruhiges, gemütliches Gasthaus. Danach sollte der Schmied dran glauben, besser gesagt an eine Kette, die der fähige Mann anfertigen sollte, aber das hatte ja noch Zeit und gebührte keiner Hektik. Sie ließen sich nicht mehr hetzen, nicht mehr hier, in Gorthar. Ein bissiger Fischgestank kam zu ihnen herüber geweht, ein paar Fischer fuhren letzte Netze ein, kamen mit frischem Fang von den Booten, einige arbeiteten schon seit Stunden und dieses Mal schien es sich gelohnt zu haben. Zumindest sah der Fang sehr groß aus, aber er verstand nichts vom Fischen, vielleicht irrte er sich ja auch. Die ersten Augenpaare sahen sie an, jetzt, wo sie nur noch ruhig und normal schritten, nicht mehr lachten, manchmal nuschelten. Egal, na und? Seine Augen waren sowieso nur bei seiner Schwester. Nun, manchmal auch auf dem Weg, den sie gehen mussten. Ihr Lächeln…ihre weißen Zähne. Nur eine Seraphim konnte so schöne Zähne haben. Ob er auch weiße Zähne hatte? Er wusste es gar nicht mehr so genau, dabei hatte er doch erst vor kurzem die Gelegenheit gehabt, in einen magischen Spiegel zu schauen… |
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16.04.2004, 20:58 | #330 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Isabell ging mit ihrem Bruder die Gasse hinauf, die große Hafenstraße, die sie nun auch schon kennen gelernt hatte. Aber über die waren sie nicht gekommen, über viele kleinere Seitengassen waren sie gegangen. Schön war es nicht immer gewesen, manchmal lagen Müllberge im Weg, aber zum Glück war das eher die Seltenheit, die Stadtverwaltung schien wohl doch daran interessiert zu sein, dass es einigermaßen nach etwas aussah. Aber vielleicht gab es so was ja hier auch gar nicht, in Drakia hatten sie so was schon immer gehabt. Die junge Frau wunderte sich, dass sie nie hier war, dabei lag Gorthar doch gar nicht mal so weit entfernt von ihrer Heimatstadt. Aber sie hatte nicht einmal was davon gehört. Schon seltsam, was es so alles gab. Inzwischen kam ihr Gorthar fast schon so vertraut vor, wie es Rociel gehen musste. Sie lernte von ihm, konnte man sagen. Schade, dass es ihr überhaupt nichts brachte, dass sie die Kanalisation so ausgiebig besucht hatte. Aber daran hatte sie auch gar nicht mehr gedacht, was sollte es in einem stinkenden Loch schon groß zu sehen geben. Ein bärtiger Mann fiel ihr ins Auge, der geistig abwesend wirkte, seine Pfeife im Mund steckend, kleine Qualmwölkchen dort heraus kommend. Eine ältere Frau mit Kopftuch und Schürze nahm große Teile des Fanges entgegen, unterstützt von den Fischern verschwanden hunderte Fische in einem Hauseingang, direkt am Hafen. Ein junger Bursche lehnte schlaksig an einer zerbröckelten Häuserwand, die kleinen Steine konnte man noch sehen. Er hatte einen Dolch in den Händen, spielte damit herum, schien aber niemanden zu bedrohen oder angreifen zu wollen, im Gegenteil. Der stets gesenkte Kopf des jungen Mannes erhob sich in dem Moment, als sie zu ihm sah und ein breites, erhabenes Grinsen wich ihm aus den Gesichtszügen. Sie lächelte milde zurück, war sie doch heute in Stimmung dazu, zog dann aber wieder zurück, bloß nicht zulange auf andere Menschen sehen, dachte sie sich. Und dann kamen sie wieder, die kleinen Häuser mit den komischen Namen, die Tavernen, die man durch eine Hintertür betrat, dort, wo immer ein Schläger im einzigen, engen Gang stand und wo vorne die Gäste hinein gingen um sich zu betrinken. Tavernen nannten sie sich, doch hinten waren es kleine Bordelle, nicht zu vergleichen mit den edlen Häusern, die jedoch kein Deut besser waren. Schon immer hatte sie diese Strecke gehasst, nicht immer hatten sie Pech, aber heute schon, denn heute waren sie wieder da. Warum ausgerechnet heute… |
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16.04.2004, 21:00 | #331 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Wie eifersüchtig sie doch war. Immer schon gewesen. Und doch war er kein bisschen besser, konnte er es doch fühlen, als er sah, wie sie dem fremden Schönling einen freundlichen Blick zuwarf. Aber nein, hehe. Ein selbiges Lächeln hatte er aufgezogen und sich zur Seite gewand, was waren das auch für Gefühle, die es nur wieder versuchten. Sie waren nicht schlecht, das musste man ihnen schon lassen, aber Erfolg konnten sie dennoch nie haben. Nicht bei ihm. Wieso sollte er auf Eifersucht hereinfallen. Sie war wirklich eine der schwächsten Kämpferinnen. Nein, auf Eifersucht würde Rociel nie reinfallen, dafür war er gewappnet. Es gab andere…die ihm schwer zu schaffen machten. Und dann waren sie wieder an die berühmten Stellen gekommen. Zwischen dem "seriösen" Altstadtviertel, dem Marktplatz und den "besseren" Tavernen und dem schmutzigem Hafenviertel, dort wo der Abschaum hauste. Entweder zu Abschaum gemacht, indem man liebliche, unschuldige Seelen dorthin verbannte, weil man ihnen jede Lebensgrundlage nahm, oder aber der wahre Abschaum, die ganzen Banditen, Diebe, Mörder, Vergewaltiger. Was waren da schon Säufer und Bettler. Am schlimmsten betroffen waren jedoch die Frauen, die in mehr als einem halben Duzend dubiosen Lokalitäten angeboten wurden. Manchmal machten sie es auch freiwillig, eine neue Form des Bettelns sozusagen, aber die meisten verkauften ihre Seelen dort nicht aus freien Stücken. Sicher, sie boten ihren Körper an, doch was war denn mit ihrer Seele? An diese dachten die wenigsten, sie wurde doch zerstört. Und den Körper gab man als Zugabe darauf. Für diese Frauen empfand er immer noch ein wenig Mitleid. Sicher, er konnte es nicht verstehen, war nie in einer vergleichbaren Situation, kannte die Verhältnisse nicht, ward nicht in Gorthar geboren oder aufgewachsen, aber dennoch hätte er es geschafft. Unabhängig von Bestimmungen und Schicksalsprophezeiungen, er wäre nicht so geendet wie die meisten hier. Trotzdem, er hatte Mitleid für menschliche Subjekte, alleine das war nur einer von tausenden Fehlern in einem eigentlich perfekten Blutlinie. Aber diesen Fehler bereute er nicht, dennoch tat er nichts dagegen. Sicher, er hätte mit ausreichend Zeit und genügend Geduld jede Frau retten können, sogar zu reicheren Frauen machen können, als die jetzigen "Reichen", aber hier war nun mal der Punkt, dass er sich nicht darauf verstand Menschen zu helfen, Menschen die ihm fremd waren, die er nicht kannte. Er hatte nichts davon. Rociel hielt sich da schön raus. Außerdem hatte er diese Zeit nicht. Und wenn hier, warum nicht auch woanders? Helfen…helfen konnte nur die Zeit und die Gebete an die zerstörten Seelen, Innos würde sich ihnen annehmen…bestimmt. Aber trotz seines Mitleids, heute war er ausnahmslos zurückhaltend. Ja, schon fast distanziert. Die Frauen, sie waren alle sehr „knapp“ bekleidet und auch durchaus ansehnlich, auch wenn man den meisten ansah, dass beides, Körper und Seele kaputt waren. Dennoch, er vermied die Blicke und sah häufig auf den Boden, zur Seite, gen Himmel. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, ein paar Goldmünzen geschickt fallen zu lassen. Man hatte ja schließlich Stil. Und hieß es nicht, wer habe soll geben? Auch wenn er kein Freund dieser Sätze war, diese Frauen bettelten nach Liebe, wollten sie jedoch nicht, sie wollten Gold. Er wollte ihre Liebe auch nicht und er gab ihnen Gold. So gesehen…ward er auch heute wieder zum Kunden der Dirnen, auch wenn die Münzen keine Summe waren, sie hatten großen Wert für "seine" Frauen. Und so führte sie die Gasse weg von diesem brisanten Bereich, kein Gespräch, keine Blicke, keine Eifersucht. Meisterhaft gelöst, findest du nicht auch Sternchen? |
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16.04.2004, 22:02 | #332 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Hm? Was?...Ach so...hm. Noch immer war Isabell ganz in Gedanken gehüllt, sie mochte diesen Ort einfach nicht gut leiden. Aber jetzt war es ja nicht mehr so wichtig, denn die schönere Gegend kam zu ihnen, besser gesagt sie kamen zu ihr, denn die Häuser bewegten sich schließlich nicht. Die Gassen wurden freundlicher und vor allem menschenleerer, doch die Häuser hatten nun einen weitaus besseren Putz als noch weiter unten. Kleine Blumen hingen schon von so manch herausgeputztem Balkon, doch die richtig schönen Häuser kamen ja erst auf der Gegenseite des Marktplatzes zum Vorschein, die Bauten die sich dem Schloss zugewandt hatten. Der Markplatz war fast so wie eine natürliche Barriere, auch wenn es eben auch schöne Häuser auf der Meeresseite gab, die aber zunehmend verfielen. Nur ganz am Marktplatz waren die richtigen gorthanischen Häuser zu erkennen. Die prachtvollen Bogenhäuser mit den alten Statuen. Dort, wo nicht selten rote Blumen herab regnen wollten, wo sich die Anwohner an den Balkonen zeigten und wo die Holzverkleidungen von den besten Schreinern und Tischlern, Schnitzern und Handwerksmeistern gemacht wurden. Auch der ein oder andere Handwerker selbst hatte hier seinen Sitz, es gab keine speziellen Plätze, wo sich die Handwerker aufhielten, das war anders als in Khorinis. Aber davon wusste sie ohnehin nicht viel, sie hatte es nur einmal gehört. Khorinis lag ohnehin weit weg, eine vergessene Stadt, mit der sie nur noch das Obere Viertel in Verbindung brachte, dort wo ihr Vater, ihr Bruder und seine Mutter lebten. Doch das war passe, nun blickte sie auf ein dickes Eichenschild auf dem der Name eines Tischlers eingraviert war. Wunderschöne Arbeit, wirklich begnadete Schnitzkunst. Ausgehöhlt mit schwarzem Marmorsand. Dazu Kupferguss in die Hohlräume. Wirklich nicht schlecht. Aber in Gorthar fand man ohnehin alles, was man finden wollte, wenn man denn genug des gelben Edelmetalls hatte. Wahrscheinlich brauchte man nicht einmal das mehr, es zählten längst schon andere Währungen, hier in der Hafenstadt. Schau mal dort! Und sie zeigte auf das riesige Tor, das doppelt und dreifach verstärkte, hinter den riesigen Steinmauern mit den Wehrgängen und Zinnen. Dahinter siehst du den Wald? Schön dort. Rociel nickte eifrig. Ja und schon bald werden wir da sein, es ist keine Frage von Tagen, sondern nur noch von Stunden. Und ich bin froh, wenn ich endlich mal wieder ausschlafen kann. Aber dann schlafen wir lange ja, ganz lange. Nun war sie es, die ihm Zustimmung durch ein Nicken, verbunden mit einem Lächeln, zeigte. Ist gut. Ausschlafen, oh ja. Wann hatten sie das schon das letzte Mal? Es musste Ewigkeiten her sein, ohne Gefahr im Nacken zu schlafen. Obwohl, diese Gefahr gab es auch hier, in Gorthar, aber längst nicht so sehr wie in einer Kanalisation, ohne von Zopar zu sprechen. Die Freiheit kam immer mehr und ihr Glücksgefühl hielt noch immer. Schön war es, wirklich schön. |
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16.04.2004, 23:02 | #333 | ||||||||
Squall_L Beiträge: 1.067 |
Nun sollte Squall herausfinden für wer die Kette die er so gerne haben wollte gekauft hatte. Es standen mehrer Leute am Stand aber Squall konnte erkennen das der Händler zu der bestimmten Kette griff. Dann übergab er sie an eine Frau. Squall war etwas verwirrt, das war ein Kunde den man nicht verärgerte. Eigentlich hatte Squall mit einem großen Krieger oder einen reichen alten Sack gerevchnet. Aber eine Frau, das konnte er nicht glauben. Diese Frau sah nicht aus als wäre sie besonders reich oder eine große Kriegerin. Sie schaute sich dann noch etwas am Stand um und machte sich dann auf den Weg davon. Squall sprang auf und machte sie auf den Weg hinter der Frau her. Sie maschierte durch die ganze Stadt und Squall wusste nicht was sie vor hatte. Doch dann plötzlich verlor er die Frau aus den Augen. Das konnte doch nicht sein nun war die Kette weg, für ein und alle mal weg. Squall setzte erschöpft und verärgert auf eine Bank. Das ihn soetwas passierte war ja kalr, irgendwie hatte ihn in letzter Zeit das Glück verlassen. Dann plötzlich setzte sich jemand an Squalls Seite. Es war die Frau die jene Kette gekauft hatte. "Fremder sag mir warum verfolgst du mich?". Squall war erschrocken, war er ihr so auffällig gefolgt? "Diese Kette die sie gekauft haben." "Ja was ist mit ihr?" "Ich würde sie gerne haben!" Die Frau begann etwas zu lachen "Und warum sollte ich sie ihnen geben?". Squall überlegte ob er es mit einer Drohung versuchen sollte oder ob er sein lassen sollte. Immerhin kannte er die Gegend und die Menschen hier nicht. Auch wenn die Frau nicht wie eine Kriegerin aussah hatte Squall es im Gefühl das er von ihr einiges erwarten könnte. "Das weiß ich nicht, aber ich würde ihnen mehr dafür als sie bezahlt haben." "Also das ist wirklich kein guter Grund, überleg dir lieber etwas vernünftiges und dann können wir uns weiter unterhalten." Die Frau stand auf und drehte sich zu Squall um. "Wenn dir ein guter Tausch einfällt, dann kannst du mich ja wieder aufsuchen." Sie zeigte auf ein Haus und verschwand dann in dasselbe. Irgendwie kam das alles Squall komisch vor, aber Squall war klar das seine Chance die Kette zu bekommen relativ hoch waren, wenn er sich etwas vernünftiges überlegen würde, denn sonst hätte die Frau ihn sicherlich nicht eingeladen. |
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17.04.2004, 10:52 | #334 | ||||||||
Squall_L Beiträge: 1.067 |
Squall saß auf der Bank und ihm fiel kein vernünftiger Tausch ein, was könnte er der Frau für die Kette geben und war es diese Kette überhaupt wert. Vielleicht würde er sie nach einigen Tagen nicht mehr tragen da sie ihm nicht mehr gefällt. Er hatte aber irgendwie im Gefühl das es nicht so sein würde. Also wollte er weiter überlegen. Vielleicht sollte er ihr etwas von seiner Magie zeigen? Vielleicht würde das ja ausreichen so als ein Art Unterhaltung. Doch das wäre nicht richtig so, Beliar hatte den Schwarzmagiern die Magie für andere Dinge gegeben und nicht um damit herumzuspielen. Dann kam Squall eine Idee, warum bat er ihr nicht an sie mit auf Reise zu nehmen, vielleicht kannte sie Khorinis noch nicht und wenn er alle Kosten übernehmen würde, dann würde sie das Angebot vielleicht auch annehmen. Squall klopfte an die Tür und wurde hereingebeten. „Und hast du dir einen vernünftigen Tausch überlegt?“. Squall schritt in das Haus und sah die Frau auf einen Stuhl sitzen. „Ja einen einigermaßen guten, wie wäre es wenn ich sie mitnehmen nach Khorinis und alle Kosten für die Fahrt und alles andere übernehmen?“ „Khorinis da war ich schon lange nicht mehr, das letzte mal als ich da war, da war ich noch ein Kind.“ „Also heißt das ....“ „Nicht ganz, ich will nicht das du mir die Fahrt und alles bezahlst, du sollst mir dort die Stadt zeigen, dann sollte deine Schuld getan sein.“ Squall willigte ein, das war besser als er es sich vorgestellt hatte. Die Frau stand auf und ging zur Tür hin „Ich werde uns ein Schiff für die Überfahrt besorgen.“ Gesagt getan, schon stand Squall auf einem Schiff und sie waren zum abfahren bereit. Irgendwie war diese Frau sehr komisch und Squall wurde nicht schlau aus ihr, warum tat sie das alles, er hatte keine Antwort darauf. |
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17.04.2004, 11:43 | #335 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Die eifrigen Leute wuselten um sie herum, man fühlte ich kaum mehr alleine hier auf dem Marktplatz, wo die großen Stände neben den kleineren standen. Man konnte wahrlich alles in Gorthar bekommen, wenn man denn nur wollte. Nicht jeder Händler hatte sein ganzes Angebot immer auf seinen Ständen und Tischen ausgebreitet, manchmal brauchte es auch gute Kontakte, um an eine besondere Ware heranzukommen. Die Stadtwachen an den Toren sahen manchmal zu ihnen, doch sie hatten keinen Grund auf sie zuzukommen. Ihre Flucht war offenbar gelungen, auch wenn es mittlerweile aufgefallen sein musste, dass nicht alles stimmte. Aber dies ignorierte der Fürst nun, ging mit seiner Schwester auf dem Markt schlendern und spazieren. Die Taverne, wohin er wollte, lag etwa fünfzig Meter entfernt, aber warum sollten sie nicht noch ein wenig die Auslagen der Händler bestaunen. Es roch nach guten Gewürzen, wenn auch längst nicht mehr die Auswahl da war, die man mal vor dem Krieg hier sehen konnte. Gorthar, die Gewürzstadt des Nordens. Aber auch Stoffe fielen ins Auge, mal von edlerem Ausmaß, mal auch für das einfache Volk, zu bezahlende Ware. Ein paar Fleischer boten frisch Geschlachtetes an, zwei Bäcker kämpften um die Brotkundschaft und auch ein Eiermann preiste seine Eier an. Daneben gab es noch ein paar Bauern, die frisches Gemüse und Obst feilboten. Einen Stand mit Schmiedekunst sah man, wo schwere Waffen und Helme und Rüstungen lagerten, der aber gut abgeschottet wurde von zwei grimmigen Wachen, die wohl jeden Dieb abschreckten. Auch der Verkäufer passte sich an, viele Muskeln, stämmiger Oberkörper, Vollbart. Ein fremd wirkender Mann saß auf seinen Teppichen, hatte ein paar Wasserpfeifen vor sich stehen und zog an ihnen, andere gesellten sich zu ihm und lauschten seinen Geschichten. Auch sie wurden das ein oder andere Mal angesprochen, ob sie nicht dies oder das gebrauchen könnten. Immer lehnten sie ab, komischerweise waren sie freundlich. Rociel wunderte sich nicht einmal, sie waren schließlich auch gekommen, der netten Atmosphäre wegen. Der Taschendieb hatte jedoch Pech, sein gut getarnter Goldbeutel war eine zu große Herausforderung für die kleine Ratte. Der Fürst hatte den Mann am Handgelenk gepackt und wieder fortgeworfen, so dass er nach hinten taumelte. Unauffällig, schließlich durften sie hier nichts in Schutt und Asche legen. Aber so schnell ließ er sich nicht bestehlen, soweit kam es noch. Gold bedeutete ihm primär nichts, aber sekundär war es auch für ihn wichtig, wie sollte er sonst das gute Essen bezahlen. Als sie endlich bei der Taverne angekommen waren, stand wie gewohnt die Wache neben dem Türeingang. Gerade wollten sie hindurch, wurden sie unhöflich aufgehalten. Halt! Bettler haben keinen Zutritt. Empört nahm er den Arm des Mannes weg und sah sich theatralisch um. Wo sind denn hier Bettler?, war seine grinsende Antwort darauf. Wer so aussieht und so stinkt hat bestimmt kein Gold, um hier zu bezahlen, hier gibt es nichts umsonst! Unfähig war dieser Kerl, unfähig. Erkannte er denn nicht den Prunk ihrer Rüstungen. Sah er nicht die adligen Züge? Verdammt, lassen sie uns endlich rein., bemerkte seine Schwester mit spitzer Zunge, zurecht. Ich hoffe das reicht und nun aus dem Weg! Ungern aber gezwungenermaßen gab er der Wache eine handvoll Goldstücke. Der Wächter bekam glänzende Augen und musste seine Meinung wohl revidieren. Er wich zur Seite, ohne noch einen Blick auf sie zu verschwenden und so konnten sie endlich rein. Wie es sich gehörte, reichte er seiner Schwester die Hand, als sie sich zu Tisch begaben. |
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17.04.2004, 12:09 | #336 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
So eine unverschämte Pfeife, sieht der denn nicht, dass wir keine Bettler sind… Isabell war noch immer erzürnt von solch einer Ignoranz, beruhigte sich aber wieder, als sie in der Taverne waren. Dankend nahm sie die Hand ihres Bruders und gemeinsam wollten sie sich dann einen schönen Platz zum essen suchen. Die Taverne war schön verwinkelt und hatte fast noch prächtigere Holzverkleidungen als der Tischler. Kleinere, ausgestopfte Tiere vervollständigten das schöne Bild. Kleine Blumenranken und Blumenköpfe lagen auf den einzelnen Tischen verstreut, hingen an den Verkleidungen und fielen geradezu herunter. Ein großer Kamin in der Mitte der Taverne lenkte kurzzeitig ihre Blicke auf sich. Die Glut wirkte magisch anziehend und es wurde auch schon vom Hinsehen heiß. Der Kamin musste sehr alt sein, er wirkte zumindest so. Es war wie ein Ort, an dem man hundert neue Sachen sah und wenn man sich umdrehte war schon wieder alles anders. Überall gab es kleinere Überraschungen, die wirklich auf einen romantischen Moment hoffen ließen. Kleinere Fenster strahlten intensives Sonnenlicht auf die Tische, die mit strahlend weißen Tischdecken garniert waren. Man merkte schon recht schnell, dass es keine normale Kneipe war, bei der die Bierkrüge auf die öden Eichentische gedonnert wurden und das Fleisch auch vom Boden noch gegessen wurde. Wollen wir den nehmen, der ist schön. Isabell hatte sich entschieden, ein kleiner Tisch für zwei Personen, mitten an einem Fenster, das verwinkelt auf den Marktplatz gerichtet war. Man konnte sie nicht sehen, aber sie konnten das rege Treiben beobachten, wenn man richtig gerichtet saß. Zudem stand auf dem Tisch eine schöne Vase, mit Verzierungen mit Goldblattfarbe. Blumenranken höhlten den Platz fast ein und zwei Töpfe mit immergrünen Ranken verfeinerten zusätzlich den positiven Eindruck. Eine Mischung aus Natur und Stil. Alles was du willst Sternchen, nehmen wir ihn. Isabell lächelte, ihr Bruder rückte den Stuhl nach hinten und wartete, bis sie Platz genommen hatte, erst dann setzte er sich auf seinen Platz, genau gegenüber von ihr. |
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18.04.2004, 03:08 | #337 | ||||||||
Dark-Druid Beiträge: 2.190 |
Langsam arbeitete sich die kleine Gruppe ostwärts, Raven hatte sich Druid und Marquez angeschlossen, nachdem ihm erklärt worden war, was ihre Aufgabe in diesen Landen war. Druid dachte nach, während er, wie immer einen gewissen Abstand haltend, die anderen führte, noch eine weitere neue Seele hatte sich zu ihnen gesellt, schien sie im Kampf gegen den Kult zu unterstützen. Rovan. Marquez hatte den dunkelhaarigen, hochgewachsenen Mann scheinbar im Wald gefunden, während er auf der Jagd war und schien ihn zu kennen. Das Auffälligste äußere Merkmal des in eine schwarze Rüstung und ein Lederwams gehüllten Kriegers waren wohl die giftgrünen, unter den langen, schwarzen Haaren hervorstechenden Augen. Wie zwei wachsame Smaragde saßen sie in den Augenhöhlen, streiften immer aufmerksam über die Umgebung. Druid wusste nicht viel über ihn, doch störte er sich auch nicht daran. Marquez würde ihm wohl das nötigste mitgeteilt haben, ansonsten sprach der Fremde nicht viel, hielt sich sogar meist eher etwas abseits der anderen, sei es während des Marsches oder aber der Rast. Was dem ehemaligen Söldner aber nur recht war. So störte er ihn nicht und stellte wenn es darauf ankam auch eine brauchbare Hilfe im Kampf dar. Aufmerksam durchforsteten Druids Blicke die umliegenden, licht stehenden Bäume. Es war nichts auffälliges in den sich hin und herwiegenden Ästen zu entdecken, nur der Wind strich mild durch die langsam sprießenden Blätter. Hier und da bahnte sich ein kleiner Vogel oder ein anderes, ähnliches Geschöpf seinen Weg durch die Flora mal laute, warnende Schreie ausstoßend, mal ein Balzlied auf den zahnlosen Schnäbeln. Doch der Krieger hatte keine Augen dafür. So, wie er sie unter normalen Umständen kaum hatte, so hatte er sie nun erst recht nicht. Vor ihnen lag das Schlachtfeld, ein sprichwörtlicher Hort des Bösen und Gefährlichen. Doch sie mussten es überqueren, es gab keinen Weg dem kargen Ödland auszuweichen und trotzdem schnell genug zu sein. Es war nicht so, dass Druid eine wirkliche Furcht beim Gedanken an die Ehemalige Kampfstätte empfand, vielmehr war es ein großer, begründeter Respekt, der sich in seinem Kopf breit gemacht hatte. Wenn in den zugegebener Maßen oftmals wohl übertriebenen Berichten über jenes Gebiet auch nur ein Funken Wahrheit steckte, und dieser steckte mit erschlagender Sicherheit darin, dann war selbiger auch mehr als angebracht. Ein letzter grünender Hügel wurde erklommen, als Druid stehen blieb, den Blick ausdruckslos nach vorne gerichtet. Nur wenige Sekunden später, als sie ihn erreicht hatten, sahen den Grund dafür auch die anderen drei. Dort vorne, nur noch wenige hundert Meter entfernt, lag es. Das Schlachtfeld. |
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18.04.2004, 03:20 | #338 | ||||||||
Dunkle Legionen Beiträge: 4 |
Klackend entlud die Armbrust ihre tödliche Fracht, schleuderte sie mit brachialer Gewalt ihrem Ziel, dem riesenhaften, schwarzen Leib des monströsen Insektoiden entgegen, der sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Mit unmenschlicher Wucht schlug der Bolzen durch die dicken Chitinplatten, die mit einem lauten Knall barsten, bohrte sich tief in den Körper des Käfers, schien ihm jedoch kaum zu schaden. Vielmehr steigerte der Treffer die Wut des Wesens, das einen zischenden Schrei ausstieß und mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Gruppe erfahrener Krieger zuraste. Mit beinahe stoischer Gelassenheit spannte Romul die gewaltige Armbrust, die er sein Eigen nannte, ein weiteres Mal, legte das nächste Geschoss in die geschnitzte Führungsrinne, hob sie auf, legte an und schickte den Bolzen auf seine tödliche Reise. Bis auf einige Dutzend Meter war der Feind nun heran, nah genug, dass die Nahkämpfer der kleinen Kriegertruppe zum Zuge kommen konnten. Mit einem ohrenbetäubenden, wütenden Kreischen richtete das unselige Tier sich auf, als Kalors Klinge zum ersten Mal den Weg auf die harte Panzerung des Gegners fand, schabend daran hinabglitt. Ein weiterer nutzloser Hieb bestätigte die Ahnung des Kämpfers. Mit seinem Schwert war es sinnlos zu versuchen, die Körperplatten des Insekts durchdringen zu wollen – die Stellen zwischen den einzelnen Bändern waren seine Ziele, während Hetrak mit seinem Hammer und Migal, der Stabkämpfer, viel eher in der Lage waren, das Chitinkorsett zu durchschlagen. Vor allem unter den Hieben des rothaarigen Riesen musste es sich beugen, jeder Schlag forderte seinen Tribut in Form von geborstenen Platten und wild umherfliegenden Hornstücken. Nicht viel Zeit blieb dem erfahrenen Mann, seine Erkenntnis zu verarbeiten, als die gefährlichen Zangen des Ungetüms genau an der Stelle zusammenschlugen, an der er vor einigen Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte und von der er sich mit einem gewagten Hechtsprung einem Reflex folgend entfernt hatte. Geschickt rollte er sich über die Schulter ab, als plötzlich ein Bolzen nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeizischte. Ruckartig wandte er sich zu dem kleinen Romul um, doch dieser schien ihn gar nicht zu beachten. Mit routinierten Bewegungen machte er sich daran, seine Waffe wieder schussbereit zu machen. Krachend barst eine weitere der Platten unter den schnell und rhythmisch kommenden, harten Schlägen Migals Kampfstab. Geschickt tänzelte der Mann vor dem Biest, Sand spritzte auf, als sich eins der Gliederbeine in den Boden grub und der beschlagene Stab ein weiteres Mal niederzuckte. Der Kampf war in vollem Gange und es schien, als wäre die Kämpfergruppe in klarem Vorteil, als plötzlich etwas Unerwartetes geschah. Wie von Geisterhand beschworen, kam Wind auf, entwickelte sich innerhalb weniger Sekunden zu einem wahren Sturm. Mit einem keuchenden Heulen fegte er über die Ebene, riss den Sand mit sich, schleuderte ihn in Wildem Tanz durch die Luft, jagte sie den Kriegern entgegen ... |
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18.04.2004, 18:15 | #339 | ||||||||
Marquez Beiträge: 370 |
Inzwischen war es Nachmittag geworden und die Gruppe hatte sich weit ins Schlachtfeld vorgearbeitet. Auf Dämonen oder ähnliches Gesocks, wie es Druid in seinen Schauermärchen erwähnt hatte, waren sie nicht getroffen, jedoch schien Marquez’ Lehrmeister auch ohne derlei Begegnungen mit jedem Schritt, den er in diesem wüsten Land machte, unruhiger zu werden, als ob er spürte, dass der Sturm nach der Ruhe dabei war, immer näher zu rücken. Und wie unerträglich die Ruhe doch war – das Land war nämlich absolut tot: Nicht eine Pflanze spross aus dem aschgrauen, trockenen Boden und die einzigen Bäume auf dem Weg waren erstens abgestorben und blattlos und zweitens an einer Hand abzählbar. Tiere trauten sich schon gar nicht in diese Gegend, allerhöchstens mal ein Geier, der aus großer Höhe nach unvorsichtigen Abenteurern in Leichenform suchte, aber das blieb die Ausnahme. So war selbst der Himmel, an dem nicht eine Wolke zu sehen war, genau so leblos wie das Land unter ihm. Nur die Sonne wanderte langsam aber beständig vom Osten in den Westen und brannte dabei erbarmungslos auf die Vier hernieder. Dazu kam noch, dass sich die meiste Zeit kein Lüftchen regte, und wenn das dann doch mal passierte, dann war es nur ein heißer Fallwind aus dem Gebirge, das sich im Süden erstreckte. Marquez jedenfalls hatte nur noch wenig Lust, unter diesen Bedingungen weiterzumarschieren und wünschte sich sehnlichst, dass sein Aufenthalt in Gorthar bald vorbei sein würde. Es war nur zu hoffen, dass Druid wusste, wo er die Leute, die ihm da folgten, hinführte. Die Gruppe, die die Krone bei sich hatte, war unter Garantie schon längst über alle Berge, zumal die Suche nach Spuren in dieser Einöde unweigerlich an die berühmt-berüchtigte Nadel im Heuhaufen erinnerte. Wenigstens hatte Marquez aber noch seine Feldflasche bei sich, die er nun gierig im festen Glauben, dass sie vor Sonnenuntergang wieder vom Schlachtfeld herunter sein würden, leerte. Noch kurz die Schweißtröpfchen von der Stirn gewischt und weiter ging die Plackerei auf dem Wege durch das Ödland. Kurze Zeit später glaubte Marquez jedoch in der Ferne ein leises Geräusch zu hören, eine Art Pfeifen oder Heulen, und es wurde mit der Zeit lauter. Eine Quelle dafür war zwar weit und breit nicht zu entdecken, aber genau das war es, was ihn misstrauisch machte. Kurz blickt er zu den anderen, doch ob auch sie es hörten, war durch bloßen Blickkontakt nicht in Erfahrung zu bringen und zum Nachfragen hatte der Bandit keine Lust. Stattdessen richtete er seinen Blick wieder nach vorn auf den kleinen Hügel, der vor ihnen lag. Vielleicht würde er von dort erspähen können, was für dieses Geräusch verantwortlich war. Wenig später hatten sie den Hügel auch schon erklommen, und sofort fuhr Marquez aufgrund des Anblicks zusammen: Mächtige, graue Staubwolken wirbelten dort einige hundert Meter vor ihnen mit eben diesem lauten Heulen umher und machten einen Ausblick auf das, was dahinter lag unmöglich, so dicht waren sie. Und das allerbeste daran: Das ganze Gebilde bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf die Gruppe zu – so schnell, dass sie gerade noch die Gelegenheit hatten, sich die Arme als Schutz gegen den Staub vor die Augen zu halten, bevor sie von den ersten kräftigen Böen des pfeifenden Sturmes in einem plötzlichen Schlag erfasst wurde und die mitgetragenen Schmutzwolken um sie herum zu tanzen begannen. Der erste Atemzug im Sturm endete für Marquez in einem Hustenreiz, sodass er sich schnell seinen Hemdkragen unter der Lederrüstung hervorzog und ihn über seinen Mund spannte, um wieder möglichst frei durchatmen zu können. »Oh, verdammt, ist das widerlich!«, entfuhr es ihm. Doch einen kurzen Augenblick später hatte er sich wieder vom Schock erholt und wandte sich an seinen Lehrmeister: »Was werden wir jetzt machen?«, rief er ihm in einem Tonfall zu, der deutlich machte, dass ihm das Ganze hier gewaltig stank. |
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20.04.2004, 15:39 | #340 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Sie sahen ein wenig auf die Verzierungen ihres Tisches, hatten Platz genommen und warteten. Während seine Schwester aus dem Fenster sah, blickte Rociel immer wieder auf ihren Kopf, er wusste nicht warum, aber noch nie war ihm aufgefallen, dass seine Schwester so schöne Ohren hatte. Wieso fiel ihm das erst jetzt, in einem gehobenen Gasthaus auf. Sie warteten auf die Bedienung, wusste er doch genau, dass es so etwas hier gab, schließlich waren sie nicht zum ersten Mal hier. Doch die Wache schien sie nicht erkannt zu haben, nun gut, er hatte auch noch nie ein gutes Gedächtnis zu unwichtigen Personen gehabt. Total schrecklich war das, er konnte sich nicht einmal mehr an das Gesicht des Wirtes erinnern. Oder der Bedienung. Seltsam, wirklich seltsam. Auf einmal kam dann jemand, ein junger Mann, glattes, schwarzes Haar, kurz geschnitten. Eine Schürze hatte er um den Bauch gebunden, darüber ein schwarzes Hemd mit zugeknöpften Kragen. Während Isabell von all dem noch nichts bemerkte, sah der Fürst in den Augenwinkeln, wie die Bedienung angewidert das Gesicht verzog, rochen sie wirklich so schlimm? Er machte sich schon mal auf dumme Sprüche bereit, rollte die Augen und schenkte dem jungen Mann ein abweisendes Lächeln zur Begrüßung, was dieser mit einem schleimigen Dank entgegennahm. Er konnte froh sein, dass die Taverne so schön und das Essen so gut war, denn ansonsten wäre er wohl nicht so zimperlich mit einem Menschen umgegangen, das mindeste wäre eine Entschuldigung gewesen. Dann trat er an den Tisch und auch Isabell sah ihn. Was gedenken sie zu speisen? Rociel hatte es sich schon überlegt, er wollte endlich mal wieder sein Leibgericht essen. Ich hätte gerne einfachen Fisch, von mir aus Forelle oder Karpfen, was eben da ist, ohne Gräten, mit frischen Kräutern, sowohl innen als auch außen. Dazu noch ein Wasser, frisch versteht sich. Die Bedienung nickte nur und gab zu verstehen, dass sie verstanden hatte und wandte sich dann wieder zu Isabell, die auch schon darauf wartete ihre Bestellung abzugeben. Ich nehme ein Moleratragout, dazu Pilzsauce und Knödel. Dazu eine kalte Milch. Ein zweites Mal nickte der Mann und verschwand dann wieder in irgendeinen Winkel des Gasthauses. |
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20.04.2004, 15:56 | #341 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Der Markt draußen endete noch lange nicht, als derselbe Mann ihnen die Getränke brachte. Sie stießen an, lächelten kurz und nahmen einen Schluck von ihren Getränken, ehe sie sich wieder ihrem Gespräch widmeten. Mit dem Zeigefinger spielte Isabell an einer der Blumenranken, es roch nach Orchideen, wo immer man die auch in Gorthar herbekam. In freier Natur hatte sie diese noch nicht hier gesehen. Ein flüchtiger Blick fiel auf den silbernen Ring, der am Ringfinger ihres Bruders lag, er hatte ihn noch immer. Die Zeit, sie war lange her und doch gab es immer noch kleine Details, die sie daran erinnern ließen, der Ring, ein Beweis ihrer Liebe, er war noch immer da und machte keine Anstalten zu verschwinden. ?und dann werden wir noch mal kurz nen Schmied aufsuchen, der macht uns schnell ne Kette und dann können wir endlich raus hier. Ihr Bruder wiederholte sich, er merkte es nur nicht, aber Isabell lächelte dennoch und wartete. Dann endlich kam ihr Essen, zwei schöne Platten, zwar nicht Silber, aber etwas anderes, das genauso aussah. Es duftete lecker und war reichlich, den Preis wollte sie gar nicht wissen, letztes Mal war es schon unverschämt teuer gewesen, doch an Gold wollte man nun nicht denken, man wollte mal wieder seinen Gaumen erfreuen. Es schmeckte, wie es aussah. Delikat. Das zarte Fleisch zerging förmlich auf der Zunge, man brauchte es fast nicht mehr kauen. Die Knödel waren ohnehin zart und hatten sogar ein bisschen Petersilie als Füllung, was sie sehr aufmerksam fand. Die Pilzsauce jedoch war am besten, kleine Stücke eines Waldröhrlings mussten darin gewesen sein, vielleicht war es auch Steinpilz, aber sie vermutete schon den Röhrling. Das Essen genossen sie jedoch, lange brauchten sie dafür. Rociel schien es auch zu schmecken, aber keiner von beiden hatte es nötig den guten Geschmack mit Schlingen und Stopfen zu beweisen, wie man es gerne unter den Bauern und Gesindel sah. Lass mich mal von deinem Ragout probieren Schwester. Sie war überrascht, nickte aber und reiche ihm ein kleines Stück des Fleisches in der Sauce herüber und er gab zu, dass es auch sehr gut war. Jetzt musst du mich aber auch mal kosten lassen ja? Rociel grinste. Klar doch. und reichte auch ihr ein Stückchen des hoffentlich frischen Fisches rüber, das sie genüsslich von der Kabel aß. Es war wirklich sehr frischer Fisch, Petersilie, Knoblauch, Zwiebeln, Sellerie, Schnittlauch und Zitronengras schmeckte sie, aber es waren sicher noch andere Kräuter dabei gewesen. Schmeckt sehr gut. Eine ehrliche Meinung, aber als ihr Bruder musste man schließlich Geschmack haben grinste sie in sich hinein. |
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20.04.2004, 15:58 | #342 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
In aller Ruhe, ohne Hatz und Eile wischte er sich möglichen Dreck mit dem Taschentuch aus Samt ab, legte es dann vorsichtig auf den leeren Teller. Nachdem er einen Schluck Wasser genommen hatte, spürte er einen leichten Druck in seinem Hals, doch er verkniff es sich mühevoll. Ein gutes Zeichen, dass es geschmeckt hatte und das hatte es wirklich. Er war mit dem Essen überaus zufrieden gewesen und würde die Bude auf der Stelle weiterempfehlen. Aber das wollte er auch schon das letzte Mal. Rociel fiel auf, dass es kaum Gäste in der Taverne gab, viele Tische blieben leer, in ihrer Ecke war sogar niemand anzutreffen, doch das war auch das schöne. Der Fürst rief nach der Bedienung, die dann auch nach ein paar Sekunden kam. Sie räumte das Geschirr ab und erkundigte sich nach einem Nachtisch, den er doch nicht ausschlagen wollte. Was Süßes hatte er schon ewig nicht mehr gegessen. Was können sie denn empfehlen?, fragte er ratlos in Richtung des schwarzhaarigen Mannes. Apfeltorte ist derzeit sehr beliebt., antwortete dieser. Dann bringen sie uns doch zwei Stück davon, aber keine ganzen Torten, nur zwei Stück. Warum er jetzt diesen Zusatz gebracht hatte, fragte er sich auch noch eine Minute danach, aber man wusste ja nie, am Ende brachten die wirklich noch zwei Torten. Gesättigt war er auf jeden Fall, also hatte das Essen nicht nur einen Gaumensinn gehabt. Es tat wirklich gut mal wieder Fisch zu essen, das hatte er wirklich vermisst. Für ein paar Momente war die Welt wieder in Ordnung, es ging nichts über leckeren Fisch. In der Einsamkeit der Taverne fing auch er jetzt an, an den Blüten der Blumen zu spielen, roch er an den duftenden Kelchen ein paar Mal, ehe er seinen Blick wieder total auf Isabell fixierte. Noch immer beachtete er ihre Ohren mehr als den Rest, da ihn dies unglaublich faszinierte. Vorsichtig griff er über ihre Hand, die ruhig auf dem Tisch lag. Er streichelte die Haut, die an den Händen nichts von ihrer Geschmeidigkeit verloren hatte und langsam drang er in ihre Zwischenräume ein, und hielt die Hand mit seiner fest. Ein breites Lächeln begleitete die Tat, ehe sich seine Finger wieder blitzschnell lösten, sahen die spähenden Augen doch den Mann mit der Torte kommen. Auch der Nachtisch war fantastisch, ein Traum aus Zucker konnte man sagen. Er fühlte sich an die alten Torten seiner Mutter erinnert, eine traurig-süße Erinnerung. Nach dem sie gespeist und sich noch etwas zurückgelehnt hatten, kam die Bedienung ein viertes Mal, wozu war ihm, Rociel, auch klar. Aber Gold spielte keine Rolle, diese eine Stunde, die sie wohl hier waren, das war es ihm wert. So gutes Essen würden sie so schnell nicht im Wald bekommen, eine kleine Gaumenreise war es ihm wert. So, das macht dann…mal zwei…fünfundneunzig Goldstücke. Eine stolze Summe, die ihm der Kerl da nannte, aber sie ging in Ordnung, er konnte mit dem Verlust leben. Sagen wir hundert., meinte er noch grinsend und zog einen hundert Goldstücke Beutel vom Gürtel, streute die Münzen aus und zählte sie dem Mann in die Hand. Der Rest war selbstverständlich Trinkgeld. Dann aber verließen sie das schöne Gebäude, wobei sie noch die eine oder andere Blume bestaunten. Ein schöner Abschluss ihres Gortharaufenthalts, der ja noch nicht ganz vorbei war, jetzt musste der Schmied gefunden werden, der eine Kette auf Lager hatte. |
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20.04.2004, 16:02 | #343 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die klare Frühlingsluft fand selbst einen Weg in die tiefen Wege, die nach Gorthar führten, ließen sie aufhorchen was sie zu berichten hatten, fühlten sich gut an. Ihre Finger tänzelten umeinander, ehe sie sich doch entschlossen getrennt zu bleiben, das Essen spürte sie noch immer im Magen und auf der Zunge. Es war ein sehr bekömmliches Mahl gewesen, aber ein wenig Bewegung würde dem Verdauungsprozess sicherlich nicht schaden. Der Marktplatz war noch immer voller Regen und Treiben, die Händler feilschten um Goldmünzen und lockten Kunden mit preisendem Geschrei an ihre Stände. Ein zweites Mal, dieses Mal aber nicht direkt durch die Stände, sondern etwas abseits, passierten sie die Promenade und kehrten dann zurück in die gut betuchte Gegend von Gorthar. Hier wollten sie nun einen Schmied finden, einen Schmied für eine simple Kette, doch erst jetzt fiel Isabell ein, dass sie sich ja aussuchen musste, ob sie lieber Gold oder Silber haben wollte. Wahrscheinlich war sogar noch mehr möglich, doch es sollte schließlich kein Schmuckstück sein, sondern nur eine Kette. Sie entschied sich dann für Silber, da ihr Gold zu aufdringlich war, Silber war da anders, sie mochte Silber, hatte sie Rociel doch auch einen Ring aus Silber geschenkt. Den Schmied fanden sie recht schnell, schon in den ersten Gassen hörte man den Amboss, wie er seine Arbeit verrichtete, kleine Dampf stieg vom Ofen nach oben, es wurde rasch gearbeitet. Sie fanden einen Mann, Schweißperlen satt und überströmt davon. Sein Name musste Igor sein, denn am Schild des Hauses stand "Igors Schmiede", also war der Mann wohl jener Herr. Die Schmiede lag nach außen, man arbeitete also vor dem Haus, doch dies schien hier niemanden zu stören, der Mann arbeitete an Schwertern, man konnte sehen, dass ein Duzend Rohlinge vor ihm lag, erst zwei Stück schon fertig aussahen. Eine Menge Arbeit, die da auf den Schmied zukam, doch zuerst wollten sie einmal die Kette erwerben. Warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen war eine gute, wenn auch sinnlose Frage, denn eine direkte Antwort hatten sie darauf nicht. Als sich der Schmied den beiden Fremden angenommen hatte, fragte sie auch gleich nach der Kette. Sagt Schmied, könntet ihr mir eine schöne Silberkette machen oder verkaufen? Der grobe Mann sah nur kurz auf und zuckte mit den Augenbrauen, eher er ein grollendes Lachen von sich gab und wieder zurück zum Amboss hinkte, sein rechtes Bein war taub wie es schien. Eine Kette? Ich bin Waffenschmied und kein Goldschmied. Geht zu Bratis, der hat so ziemlich jeden Plunder, den ich nicht habe. Ihr findet ihn gleich hier in der Gasse, dreißig Meter weiter. Die beiden bedankten sich und nahmen den Ratschlag an, allerdings fragte sie sich noch einmal, warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen, aber diese Frage war eben sinnlos. Bratis Laden zeichnete sich durch ein kleines Schild aus, das auf einen Goldschmied hindeutete. Auch hier traten sie vorsichtig ein und erspähten einen kleinen Zwerg hinter der Theke. Gut drei Köpfe größer als sie war er und das wollte was heißen. Mit großen Augen sah Bratis sie an. Ohhh, Kundschaft, fein. Was darf es sein? Ein Ring mit Rubinen, Smaragden oder Diamanten, oder lieber doch ein Saphircollier, ein Armband aus Gold und Topas oder doch lieber etwas für den Hals? Isabell grinste, das klang nicht gerade billig, aber Hals traf es ganz gut. Sie kramte in ihren Taschen und nahm das kühle Amulett heraus, legte es auf den Tresen und erntete sofort einen wütenden Blick ihres Bruders dafür. Eine Silberkette für dieses gute Stück., entgegnete sie dann. Ohhhh, darf ich mal sehen, ein sehr, sehr schönes Stück und diese Kraft, die es ausstrahlt. ? Finger weg! Ihr Bruder schnappte gierig nach dem guten Stück und entriss es dem kleinen Zwerg. Es war wohl doch keine so gute Idee es herauszuholen. Dennoch, anlegen wollte sie es ja schon. Wie lang? Bis zum Becken, Bauch oder Brust? Ich nehme Maßeinheiten gerne. Gutes Silber, schlechtes Silber? Große Ösen, kleine Ösen? Verschnörkelungen? Isabell überlegte, es sollte so klein wie möglich sein. Bis zum Hals, sehr klein. Und noch etwas. Der Verschluss muss sicher sein. Gutes Silber natürlich und ansonsten schlicht. Bratis hüpfte förmlich auf seinem großen Hocker und eilte in den Hinterraum und wuselte sogleich schon wieder hervor. So, eine wunderschöne Kette. Sie wird euer Schmuckstück in ein schönes Licht setzen. Bestes Silber, rein wie das Wasser der Quellen. Schmiegt sich eng um den Hals, muss deswegen hinten festgemacht werden. Wie ihr es gewünscht habt. Isabell nahm die Kette und bemerkte, dass sie wirklich schön war. Sie legte sie an und sah kurz zu Rociel, der lächelte zuvorkommend. Gefällt sie dir?, fragte er daraufhin. Ja, sehr sogar, war ihre ehrliche Antwort darauf. Also schön, verehrter Bratis, was wollt ihr für diese kostbare Blüte erlesener Goldschmiedskunst. Ihr sehr es an unserem Äußeren, wir sind arme Bettler, also rechnet nicht damit, dass wir den Preis der Idioten aus Gorthar zahlen. Wir könnten das Stück auch mit dem Schwert bezahlen, aber wir sind normalerweise ehrliche Kunden. Also, sagt mir einen gerechten Preis. Sie musste sich das Grinsen verkneifen, der Zwerg schluckte, hatte Rociel ihn durchschaut? Es war ja schon gemein, aber was soll?s niemand hatte gesagt, dass sie nett waren. Ähhmm, hehe?wären euch?vierzig Goldstücke recht? Eigentlich wollte Isabell schon ihren Goldbeutel zücken, aber ihr Bruder leerte schon wieder einen seiner Goldbeutel auf der Theke. Ich gebe euch ... dreißig, ja, dreißig. Dazu noch zwei extra, so, schönen Tag noch. Nachdem er achtzehn Münzen in den Lederbeutel gezählt hatte, verließen sie wieder den Laden, ohne auf einen Einspruch des Besitzers zu warten, der ja trotzdem noch Gewinn gemacht hatte. Die Kette behielt sie gleich um. Ein wirklich schönes Stück, aber warum hatte sie Rociel wieder bezahlt. Er war heute wirklich großzügig und schon wieder fühlte sie sich an das Gespräch mit Tolban erinnert. Der alte Mann meint, ich würde ihm durch meine Anwesenheit ein Geschenk machen, aber trotzdem fühl ich mich schlecht. Hm?ja?das könnte eine Idee sein? Den Gedanken jedoch behielt sie für sich? |
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20.04.2004, 16:03 | #344 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Als sie aus dem Laden kamen, nahm er einen tiefen Atemzug, die Luft war wirklich gut heute. Plötzlich spürte er die Hände seiner Schwester um seinen Hals, wie es ihn etwas nach links zog und ein Kuss auf seiner Wange sein Ziel fand. Wofür war der denn?, fragte er überrascht, doch Isabell strahlte nur und dabei fielen ihm ihre großen Kornblumenaugen auf, in die er sich fast reinlegen konnte. Versinken und nie wieder herauskommen, einschlafen und nie wieder aufwachen. Doch urplötzlich änderte sich die Szenerie, sein Amulett begann plötzlich zu glühen, keine einfache Wärme, kein Sonnenstrahl, der von einer Scherbe oder einem Spiegel reflektiert wurde. Es war wirklich das Amulett, er spürte es. Auch Isabell hätte es gespürt, doch sie trug das Amulett noch nicht um den Hals. Er sah sich hektisch um, eine Gestalt stand ein paar Meter von ihm entfernt, vermummt, zwei Schwerter an den Seiten. Wie im Wissen der Standorte sah er auf ein nahe liegendes Dach. Eine Gestalt, vermummt, zwei Schwerter an den Seiten. Sie waren in einer engen Gasse, wenn nun auch noch die dritte Befürchtung eintreten würde, sie saßen in der Falle. Irgendwo musste der Meister sein, der Nekromant, der Zauberer, doch einen Grund ihn zu suchen hatte er nicht. Sein Gesicht wurde kreidebleich, all die Freude der letzten Stunden verschwand fluchtartig, sie floh dank der Kraft des Schwertes an seiner Seite, blutdurstig war es noch immer und ein Kampf lag in der Luft. Was hast du denn? Er war stehen geblieben, hatte Isabell gar nicht mehr gesehen, wie sie weiterging. Verständlich ihre Frage, vorgetragen mit lieblicher Freudenstimme. Aber Rociel sah, wie sich die Gestalten nicht näherten, sie anscheinend nur beobachteten, auf etwas zu warten schienen. Er nahm den Arm seiner Schwester, bewegte sich erst schnell, dann schneller. Lauf! Wir müssen hier weg, schnell zum Tor. |
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20.04.2004, 16:04 | #345 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Unwillkürlich wurde sie mitgerissen, ohne es zu wollen rannte sie die ersten paar Meter, dann setzten sich ihre Beine selbstständig in Bewegung und gingen das Tempo von Rociel. Sie spürte, wie sich Reste des Essens noch bewegten, ein schlechtes Zeichen, doch das hielt sie nicht an, bzw. vom Rennen ab. Doch ihr Gesichtsausdruck deutete in die Fassungslosigkeit. Was war nur mit ihrem Bruder los. Sie wollte es unbedingt wissen, auch im Hinblick auf die Kondition, auf die Seitenkrämpfe im Magen, wenn man während eines Spurts redete, es war ihr egal, sie wollte es wissen. Warum rennen wir denn? Warum müssen wir weg? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, deutlich langsamer aber klar sprudelten die Worte aus dem Mund ihres Bruders. Der Gelirkas Orden?wieder da?hinter uns her. Wir saßen in?der Falle. Isabell sprach kein Wort mehr, rannte nur noch, sie waren schnell, doch Ausrüstung, Rüstung und Rucksack hemmten sie sehr. Doch trotzdem blieb sie dicht an der Seite ihres Bruders, aber einmal warf sie einen Blick zurück, wollte mögliche Verfolger erkennen und bemerkte den Schatten auf dem Dach. Die Gelirkas Sekte?sie hatte schon gar nicht mehr mit dieser Organisation gerechnet. Diese Spinner, die sie töten wollte, da sie wussten, wer sie waren. Sie hatten nichts mehr von sich hören lassen, seit sie in Gorthars Untergrund getaucht waren. Aber nun kamen sie wieder, hatten anscheinend nicht vergessen und griffen sogar in der Stadt, unter Menschen an. Es war unglaublich. Am liebsten hätte sie ihr Schwert gezogen und gekämpft, doch Isabell wusste, dass es nichts brachte gegen Puppen zu kämpfen. Sie mussten das Übel an der Wurzel packen, nur wo lag die Wurzel? Das war die große, alles entscheidende Frage. Aber auch das würden sie rausbekommen. Nun jedoch rannten sie, kamen sobald wieder auf den Marktplatz, tauchten durch den Tumult, versteckten sich in der Masse. Sie hechteten an Ständen vorbei, selbst Passanten fielen unter ihrer Eile, die Waren waren nicht mehr sicher, wenn sie in die Nähe kamen, sprangen über Fässer und Kisten, nutzten sie, um besser durchzukommen, dann schlug ihr Bruder den Weg in eine Seitengasse ein, zusammen hechteten sie um eine Häuserwand, klatschten ihre Körper daran. Ihre Körper schlugen auf und ab, die Brustkörbe fielen und stiegen, als ein grinsendes Gesicht neben ihr lachte ? nein, vielmehr kicherte. Grinsend und mit einer Augenbraue zuckend sah sie zu ihm und Rociel meinte nur stolz: Sie kriegen uns nie. Niemals, hihihi. Nun fing auch sie an, wurde von dem Kichern eingefangen und gezwungen mitzulachen. Gemeinsam drangen dann zwei abstrakte Geräusche aus der Gasse, sie lachten über den Orden und über ihre Gerissenheit, aber dann wurde es wieder still, ihr Brustkorb hatte sich beruhigt, der Atem normalisiert, der Herzschlag fast. Gemächlich schritten sie zum Tor, ignorierten die gorthanischen Wachen, senkten Kopf und Haupt, beeilten sich durch die Schwelle zu kommen. Keiner hielt sie auf, keiner...aber ein ungutes Gefühl lag in ihrer Hüfte?dort, wo auch das Amulett lag? |
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20.04.2004, 16:05 | #346 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Das erste Grün. Seit Ewigkeiten der Enthaltsamkeit wuchs wieder Gras unter ihren Füßen. Die beiden gingen ein paar Meter, seine weißen Stiefel, er hatte wieder nicht dran gedacht. Die Lasche, die musste er nun wann anders einnähen. Aber die Dolche störten ihn schon lange am Bauch. Vielleicht konnte er es bei Prix machen. Sie sollten zu ihm gehen, für diese Nacht. Dort würde es sicher auch wieder etwas zu essen geben. Zwar verspürte er keinen direkten Hunger, doch man wusste ja nie. Als die paar Meter hinter ihnen lagen sah er sich um, blieb stehen und wartete. Seine Augen wanderten über den Waldrand, nichts bewegte sich dort. Der Himmel war klar und blau, doch die Sonne war wieder gegangen. Weitergewandert. Der Boden war wunderschön, auch wenn es schönere Wiesen als diese gab. Also drehte er sich wieder um und musterte die Stadt. Die Mauern, die Wachen am Tor. Die Wiesen lagen schon seit jeher auf einem kleinen Hügel, alle Wiesen vor dem Tor waren so. Er konnte ein wenig in die Stadt hereinschauen. Und dann sah er es. Oder ihn. Egal. Die schwarze Gestalt, die kleiner wirkte, aber durchaus präsent war. Sie stand deutlich zu sehen auf einem Dach, sah vermutlich in ihre Richtung. Er beobachtet uns. Dann drehte sich der Fürst wieder um und legte einen Arm auf die Schulter seiner Schwester, die ihn auch gesehen hatte, zusammen verschwanden sie dann im Wald, weg von Gorthar, weg von den Menschen. Die Heimat rief, doch zunächst mussten ein paar Kleinigkeiten erledigt werden. Doch das würde leicht von der Hand gehen, ganz bestimmt würde es das. |
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20.04.2004, 16:06 | #347 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die Gestalt vergaß sie bald wieder, konnte sie doch nichts richtig erkennen, nicht mal das Geschlecht des Mensches, kein Gesicht, nichts. Stattdessen fasste sie den Gedanken auf, sie durfte nun zum ersten Mal sehen. Der Frühling, von dem sie in Zopar und unter Gorthar geträumt hatte, er wurde nun endlich Realität. Sie sah den Frühling vor ihren eigenen Augen. Sie sah, wie die Sträucher und Büsche am Waldesrand und an den Baumstämmen zuerst gekommen waren, sah die Knospen, die Blüten. Die Bäume hatten mehr Äste als zuvor, kleine, dünne waren neu hinzugekommen. Die ersten trugen kleine, in sich verwachsene Blätterkugeln, die schon bald platzen würden und dann die schönen Blätter in alle Richtungen ausbreiten ließen. Einige Bäume waren auch schon grün, doch ganz so weit waren die meisten noch nicht. Die Tannen und Fichten kamen nun grau herüber, obwohl das nicht die Farbe ihres Nadelkleides war, doch in dem schillernden Grün der meisten Pflanzen wirkte ihr Grün wie ein dunkler Abklatsch des scheußlichen Graus. Sie hatten lange genug gedient, zwei Haareszeiten schön gewesen, hatten sie lange erfreut, nun aber sollten die Laubbäume wieder an die Macht und der Wald sollte hell erstrahlen, wenn die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach stießen und sie weckten. Selbst einen Kirschbaum sah sie, wie wunderschön die Kirschblüte doch aussah, sie war wahrhaft das Frühlingskind Nummer Eins, nichts Schöneres stand vor ihr im Moment. Sie stand direkt an einer kleinen Mulde und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie wohl bewusst zum Jägerlager von Prix und Ra gegangen waren. Vielleicht war das ja auch ganz gut, wenn sie in der ersten Nacht noch in einem sicheren Lager schliefen, ehe es dann weiter ging. |
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20.04.2004, 17:12 | #348 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Gemeinsam gingen sie dann den abfallenden Weg hinab, die Kirschblüte stach in diesem Lager jetzt wirklich ins Auge. Bis jetzt war da immer nur dieser Baum gewesen, er hatte nie irgendwelche Blüten gesehen. Waren sie so lange weg gewesen? Anscheinend ja. Er schüttelte den Kopf, wirklich unglaublich, was man so alles verpasste im Laufe der Zeit. Prix saß am Lagerfeuer, das zu ihm gehörte wie der Bogen und sah sie schon von weitem kommen. Na was haben wir denn hier? Mal wieder zu Besuch hm? Inzwischen war es ruhiger geworden, nicht die Lautstärke, das Amulett hatte sich beruhigt. Draußen aber sangen die Vögel tolle Lieder und auch sonst war es im Wald immer laut. Zumindest schien die Gefahr des Ordens für ein paar Momente gebannt. Na du oller Jäger, immer noch nicht ohne Arbeit? Wir haben mal gedacht, wenn wir schon in der Nähe sind, sagen wir mal hallo. Prix nahm einen Zug aus seiner Pfeife und bildete ein paar Rauchringe, ehe er das Gespräch fortführte. Hm. Dann seid willkommen. Du kannst dich gleich nützlich machen. Hol die Axt ausm Schuppen und hack die paar Stücke da vorn zu Brennholzscheite. Und dann werd ich wohl mal Ra suchen gehen. Isabell fuhr hervor. Wo ist er denn? Prix nahm wieder ein paar Züge und wies dann auf den Wald vor ihm. Ach, die Zeit macht’s. Bald brauch man ihm nichts mehr zeigen, er ist inzwischen schon weit genug, dass er alleine jagen kann, nicht nur kleinere Tiere, auch mittlere. Nur an die großen Brocken sollte er sich noch nicht wagen, aber so viele von dieser Kategorie gibt es hier sowieso nicht. Rociel tippte auf das Kinn seiner Schwester und gab ihr einen kurzen Kuss, dann wandte er sich dem Schuppen zu, ließ aber vorher noch den Rucksack von den Schultern gleiten und auf die hölzerne Bank fliegen. Nachdem er die Axt gefunden hatte, machte er sich zugleich an die Arbeit, er wollte fertig werden, um sich noch um die Schuhe kümmern zu können. |
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20.04.2004, 17:37 | #349 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die junge Frau hatte sich wieder dem Wald zugewandt, sah ihn lange und intensiv an. Er wirkte wie ein riesiges Lebewesen, als ob jeder Baum, jeder Strauch, jede Blume ein Teil von ihm wären. Sie nahm sich einen Apfel aus ihrem Rucksack, den sie noch aus den Vorräten des Schlosses hatten und legte auch ihren Rucksack ab, inzwischen war es erträglich geworden, das Gewicht, nur noch ein Viertel von dem Gewicht, dass sie bei ihrer Ausreise hatten. Der Apfel war süß, sein Fruchtfleisch war zart, es schmeckte gut, gleichzeitig war es wässrig, so dass sie auch noch einen guten Durstlöscher damit gefunden hatte. Ab und an schwenkte ihr Blick zu Rociel, der ohne Murren die Aufgabe von Prix angenommen hatte, fast so schien es, als ob es ihm noch Spaß machen würde. Der Jägersmann saß währenddessen einfach nur da und sah ab und an in den Himmel, paffte an seiner Pfeife und schloss die Augen. Ein wenig Ruhe für Geist und Seele, das würde ihnen auch gut tun und nichts anderes war in den nächsten Tagen geplant. Es würden sicherlich schöne Tage werden, wenn nichts mehr dazwischen kam, aber alleine die Ankündigung der Gelirkas Sekte ließ das Gegenteil befürchten. Sie seufzte, lächelte aber sogleich wieder, da sie zwei Vögel auf einem Ast fliegen sah und kurzzeitig ihr gelbes Gefieder bewundern konnte, ehe sie wieder weiterflogen. Diese kleinen Momente und Augenblicke, sie mochte das, mochte das sehr. Es war irgendwie Leben, nie dasselbe, monotone Grau. Der Alltag, ein schreckliches Bild, gemalt von einem stümperhaften Künstler, Natur jedoch war aus der Hand einer Göttin entstanden. Erst jetzt bemerkte sie, wie schrecklich die Zeit in den Labyrinthen unter der Erde doch gewesen war. Eine schreckliche Zeit, an die ihre Erinnerung verging. Die junge Frau nahm nun wieder ihre Kette und öffnete den Verschluss. Dann legte sie das Silberstück in ihren Schoß und griff in die Tasche an der Hüfte. Das Amulett kam zum Vorschein, das Stück, für das sie all diesen Mist auf sich genommen hatten. Es sah total unscheinbar aus, noch nicht einmal sonderlich wertvoll, doch der große Edelstein in der Mitte war wirklich prächtig. Sie merkte sofort, dass es kein einfaches Schmuckstück war. Es war mehr, viel mehr. Wenn man genau hinsah, dann erkannte man sogar eine Art Bewegung, man spürte etwas. Es hieß, es sei ein Relikt Innos. Nun, dann war es mehr als ein Schmuckstück, eine Reliquie. Sie blinzelte, ließ ihre Spannung abfallen und zog die Kette durch die dünne Öse, dann legte sie die Kette wieder um. Das Amulett machte sich kaum bemerkbar, lag an ihrem Hals kalt, doch man gewöhnte sich schnell daran. Isabell fuhr mit der Hand darüber und nahm den letzten Bissen vom Apfelgerippe, dann warf sie die Kerne und das Gerippe weg. Die Geschichte hat begonnen, sehet nur, wie sich die Teile zusammenfügen. Das Schicksal ist unaufhaltsam, die Bestimmung des Mädchens erfüllt sich, Innos Wille wird geschehen... |
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20.04.2004, 19:48 | #350 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Ein Stück nach dem anderen spaltete er mit der Axt in kleinere Teile, es ging mühelos, seine Kraft war noch lange nicht aufgebraucht. Sie hatten die letzten Stunden gut verbracht, erst bei dieser Tätigkeit bemerkte er, wie gut sich sein Körper doch erholt hatte. Einzelne Sehnen schmerzten noch immer, aber im Großen und Ganzen war er wieder im Soll. Am Ende der Arbeit legte er die fertigen Stücke wieder an ihren Platz und brachte die Axt zurück in den Schuppen, wobei er Prix einen grinsenden, selbstbewussten Blick zuwarf. Dieser aber paffte nur ein weiteres Mal und zog weiterhin seine Kreise. Hier fang! Isabell warf ihm einen Apfel zu und er fing ihn nur knapp. Er zwinkerte ihr zu und warf ihn wieder zu ihr zurück. Danke für den schönen Apfel, aber ich brauch jetzt beide Hände. Er setzte sich auf die Holzbank und zog beide Stiefel aus, das Innenfutter war kein bisschen kaputt, aber dafür endlich nach seinen Füßen geformt. Schmerzen hatte er keine mehr, er konnte jetzt problemlos damit gehen. Nur diese verfluchten Laschen fehlten. Was willst du denn damit? Isabell war neugierig, hatte sich zu ihm gesellt und die Stiefel und die restliche Prozedur betrachtet. Ich muss doch noch die beiden Stiefelscheiden anbringen, die Dolche am Bauch sind lästig und zu auffällig. Seine Schwester strahlte auf einmal und ihm fiel das wunderschöne Amulett an ihrem Hals auf. Es sah wirklich gut aus, der dicke, schwarze Stein schien zu beben. So ähnlich wie seines, nur eine andere Inschrift, andere Verzierungen. Lass mich das doch machen Bruderherzchen, dann kannst du doch noch deinen Apfel essen. Rociel war überrascht, aber nach ein paar Momenten des Überlegens willigte er ein. Na gut, wenn du unbedingt willst. Er stand auf und ging barfuss an Prix vorbei, mussten die Flickteile doch auch im kleinen Schuppen sein. Hey Prix, das Leder, ist das noch im Schuppen? Der Jagdmeister nickte nur zustimmend und so machte sich der Fürst auf in Richtung Schuppen. Er brauchte gegerbtes Leder oder Fell. Die passenden Stücke fanden sich schnell, war der Schuppen doch sehr ordentlich eingerichtet. Das war bestimmt Ra’s Verdienst. Rociel übergab seiner Schwester die Teile, Nadel und Faden hatte sie ja selber. Danach nahm er den Apfel und suchte sich ein schönes Fleckchen, wo die letzten hellen Strahlen des Tages drauf fielen, lehnte sich entspannt zurück, schloss die Augen und biss in das Obststück. Was für ein Tag…er war froh, dass es bald vorbei war. |
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