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Das Kastell des ZuX # 24
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03.12.2003, 19:19 #101
shark1259
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Am Ende ist alles das selbe. Die Tränen rinnen an den Wangen herunter, und Gefühle überwältigen einen. Schmerz ist das einzige was bleibt, das einzig nachhaltige.

Ob man etwas nun wollte oder nicht, das machte keinen Unterschied, wie auch? Das Leben nimmt seinen Weg und man kann nur versuchen zu verstumpfen, sich nichts mehr daraus zu machen und im Alltag unterzugehen, um nicht von den Schmerzen und der Angst aufgefressen zu werden.

Im schlimmsten Moment traf es einen wie ein Schlag. "Es gibt keinen Sinn. Es gibt keinen Gott. Es gibt keine Erlösung. Nur das Ende, nur die Pein."
03.12.2003, 19:20 #102
Don-Esteban
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Und so war es auch. Don-Esteban, gerade wieder einmal vergeblich damit beschäftigt, die Ordnung der Bibliothek zu verstehen, wurde von einem der Dämonen aus seinen Gedanken geweckt.
»Jaja, Ruhe! Beinahe hatte ich es«, reagierte er gewohnt unwirsch - wie immer, wenn er sich gestört fühlte. Dem Dämon war's egal.
Die neueste Theorie, die sich der Magier zurechtgelegt hatte, besagte, daß die Bücher der Bibliothek in der Art geordnet waren, daß man, wenn man sie alle in der richtigen Reihenfolge las und den Ort jedes Buches in der richtigen Reihenfolge auf einer Karte eintrug, das Zeichen für die Beschwörung Beliars selber erscheinen sollte. Das Zeichen, nach dem alle Magier suchten (oder zumindest einige, etwas verrücktere).
Doch so verließ er die bibliothekl und begab sich in die Eingangshalle, wo ihm ein Gast angekündigt worden war, der nach ihm gerufen hatte. Und so war es dann auch. Ein Baal des Sumpfes stand vor der Statue. Der Magier trat heran.
»Was kann ich für dich tun?«
03.12.2003, 19:26 #103
stressi
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"Oh, der Don persönlich. Ich habe ein Problem allerhöchster Priorität."

Stressi setzte sich auf die sTufen zum Obergeschoss und begann Don die ganze Geschichte des Schwertes zu erzählen. Der Magier hatte zwar mehrfach versucht, Stressis Redefluss zu unterbrechen um ihm zu bedeuten, sich doch einen bequemeren Platz zu suchen, hatte dann aber irgendwann resignierend aufgegeben und einen Dämon herbeigewinkt, der sofort zwie Sessel anschleppte.

Die Bequeme Sitzgelegenheit entfachte das Redefeuer des Baal umso mehr, so dass Don schon mutmaßte, dass der Baal wohl nur noch mit Geistern und Spinnen redete und es genoss, mal wieder einen Menschen zu sehn.

Als Stressi endlich endete und den Don fragend ansah, ob er denn ein Dämonenfeuer verfügbar hätte, meinte der nur:
03.12.2003, 19:49 #104
Don-Esteban
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»Laß mich zuerst meinen Wein abstellen«, denn da Stressi stundenlang geredet hatte, hatten hilfreiche Dämonen nicht nur Sitzgelegenheiten gebracht, sondern auch noch einen Tisch, etwas zu essen und zu trinken.
»Du willst also Dämonenfeuer. Nichts leichter als das. Ich vermute, die Forderung nach Dämonenfeuer ist nur ein verklausulierter Wunsch nach magischen Flammen im Zusammenhang mit Dämonen. Und da Dämonen das Refugium der Schwarzmagier sind, bist du durchaus richtig hier im Kastell. Eine Schattenflamme sollte für deine Zwecke ausreichen. Wenn du jedoch eine schriftrolle erwerben willst, muß ich dich enttäuschen. Schriftrollen hat meditate in Verwahrung. Da kann ich leider nichts machen. Sie ist im Moment nämlich nicht im Kastell. Leider weiß ich nicht, wo sie abgeblieben ist. Aber wie ich sie kenne, muß ich mir keinerlei Sorgen machen.« Ob das der Wahrheit entsprach, war aus dem Gesicht des Magiers nicht herauszulesen.
Er winkte nebensächlich und einige Dämonen räumten die Möbel wieder weg.
»Kann das Kastell sonst noch irgendetwas für dich tun?«
03.12.2003, 20:07 #105
stressi
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"Naja, ganz so einfach ist es nicht. Wirf mal einen Blick in dieses Buch. Hier steht, ich soll das Schwert in Dämonenfeuer schmelzen und mit der Glut eine Schriftrolle beschreiben. Ich stell mir das so vor, dass ich mit dem flüssigen Metall schreiben soll.

Und azu brauche ich ein Gefäß, ein Dämonenfeuer und ein Schreibgerät, dass die Prozedur mitmacht. Eine leere Schriftrolle hab ich mitgebracht. Ich bin selbst Schriftgelehrter genug um das hinzubekommen."

Stressi stieß den letzten Satz etwas schnippisch aus. Immerhin hatte dieser Don ihn schon mal zum Tode verurteilen wollen. Und jetzt war er ein ebenbürtiger Fachkollege geworden. Das wollte er mal festgestellt wissen.
03.12.2003, 20:23 #106
Don-Esteban
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»Ah, du willst also ein Labor zur Verfügung gestellt haben. Sag das doch gleich. Spende etwas, was dir angemessen erscheint und dann folge mir. Ich werde dich zu einem von dir benutzbaren Laborraum führen.«
Stressis Blick sagte genug.
»Ah, du hast schon gespendet. Dann folge mir.«
Und er führte den Baal in den Labor-Trakt des Kastells.
»Ein Dämon wird sich dir für die Dauer deines Experimentes zur Verfügung stellen. Hier sind wir.«
Er wies den Baal auf eine angelehnte Tür hin.
03.12.2003, 20:35 #107
stressi
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Prüfend sah sich Stressi um. Das Labor war ja nicht so die Wucht. Es stand nur ein Tisch drin und ein paar Regale mit Kram.

"Ich würde ja etwas vorzeihen, was wie ein Schmiedefeuer aussieht."

Stressi hatte es kaum ausgesprochen, da krümmte sich der Tisch und veränderte sein Aussehen. Es zischte und brodelte und dann stand vor den beiden verblüfften Magiern eine perfekte Schmiedeesse.

"Na bitte, geht doch!"

Dann griff sich Stressi das Schwert und wühlte in den Regalen nach einm passenden Griffel, mit dem man schreiben konnte mit flüssigem Metall.

"Einen Stift brauche ich - dringend zum Schreiben mit lavaheißem Metall."

Wieder machte es *plinggg* und auf dem Schmiedetisch lag ein Metallstab mit einer Öse, in der sich wohl das flüssige Metall fangen sollte.

"Das ist ja das reinste Wunderland. Und nun noch ein feuerfestes Gefäß zum Auffangen der flüssigen Glut."

Es schepperte einmal und eine Schüssel kreiselte auf dem dunklen Kastellboden, bis sie genau vor den Füßen von Stressi zum Stillstand kam.

"Toll Don, also wie du das gemacht hast - einsame Spitze. Ich muss sagen, ihr Kastellfritzen habt wirklich was auf dem Kasten. Und nun - Feuer marsch!"
03.12.2003, 20:59 #108
Don-Esteban
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»Nun, wir arbeiten jeden Tag auf diese Weise«, beeilte sich der Magier zu beeilen.
»Feuer marsch? Wie darf ich das verstehen? Soll ich mit einer Schattenflamme einheizen? Ist es zu kalt?«
Der Baal klärte den Schwarzmagier über seine verworrenen Gedanken auf. Es lag ihm weniger an einer Erhöhung der Raumtemperatur, sondern viel mehr daran, einen Feuerdämon zur Verfügung zu haben.
»Ah... liegt das vielleicht an zu viel Sumpfkrautgenuß, diese schwammige Ausdrucksweise?«
Der Baal wollte gerade seine einwände gegen diese wissenschaftlich überhaupt nicht abgesicherte Theorie äußern, indem er die Durchführung von Meßreihen an Unschuld... äh Freiwilligen vorschlug, doch ein dumpfes Grollen mit anschließender Materialisierung eines Prachtexemplares von Feuerdämon unterbrach den vorbereiteten Redestrom, ehe er noch die Zunge erreichte. So klappte der Ball nur den mund auf und wieder zu.
Der Magier deutete das höfliche Schweigen fälschlicherweise als Sprachlosigkeit.
»Fang an. Wenn der Dämon etwas machen soll, sag mir bescheid, ich werde ihn dazu veranlassen. Solange es nichts ungebührliches ist«, fügte er vorsichtshalber hinzu.
03.12.2003, 21:12 #109
stressi
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"Achwas, er soll mir Feuer pusten, das ist alles. Ich weiß schon, was ich will."

Stressi griff zu der dicken Lederschürze, die an einem Haken hing, stellte die Schale auf einen Dreibein, der da rumstand, wollte dem Dämon freundscahftlich in die Seite boxen, unterließ es aber gerade noch im rechten Augenblick.

Dann griff er das Schwert mit beiden Händen und brüllte dem Don zu, dass er jetzt den Dämonen Feuerspeien lassen sollte.

Don wollte erst noch was sagen, aber dann seufzte er nur und rief dem dämonen irgendwas zu. Daraufhin pustete der schön gleichmäßig seinen feurigen Atem oder was das auch immer war, gegen das Schwert.

Das Lichtschwert bäumte sich auf und man konnte hören, wie die Mächte, die in diesem Schwert wohnten, sich gegen das Feuer wehren wollten, aber Stressi hielt fest wie ein Fels. Erst nachem die Feuerglut das Schwert zu schmelzen begann und das Metall in die Schale tropfte, ließ er das Schwert fallen. Es schepperte blattlos auf den Boden und Stressi legte die Schriftrolle zurecht.

"Schick das Feuerbiest weg, das Papier kokelt an."

Dann tunkte der Baal den Stift in die Glut und hielt ihn dann über die leere Schriftrolle. In einem langen Faden floss das Metall auf das pergament und formte ein Wort. Und das wiederholte Stressi so lange, bis die ganze Rolle vollgeschrieben war und die Schale gänzlich leer war. Dann schnellte die Rolle plötzlich zusammen und ein Band legte sich von selbst darum.

"he, warst du das? Den Trick musst du mir mal verraten."

Stressi drehte sich um, um sich bei dem Don zu bedanken, aber der war schon weg. Er hatte seinen Feuerdämon mitgenommen und es interessierte ihn offensichtlich nicht die Bohne, was Stressi heir bahnbrechendes erschaffen hatte.

Etwas verwirrt griff der Baal zur Spruchrolle, raffte seine Sachen zusammen und teleprotierte sich zurück in den Sumpf.
04.12.2003, 01:16 #110
Renata
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Es war still im Kastell. Viele waren außerhalb, Verpflichtungen nachzukommen oder Abenteuer zu bestehen. Die wenigen Zurückgebliebenen verliefen sich in der Weitläufigkeit. Selbst jetzt, zur Stunde eines sonst regen Treibens, schien das Heim der Schwarzmagier wie ausgestorben.

Lediglich in der großen Halle waren noch zwei dunkle Gestalten. Ein Fremder hätte beide für Statuen halten können, reglos, wie sie dort standen. Doch letztendlich bewegte sich die kleinere der beiden dann doch. Renata ging in den Innenhof.

Der für diese Berglage viel zu hohe Wasserstand des Brunnens war glatt, von keiner Bewegung berührt. Der Halbmond des Himmels spiegelte sich darin. Unversehens fiel ihr der Anfang eines einmal gehörten Gedichtes ein:

Wer Schmetterlinge lachen hört
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken. (*)

Leider wollte ihr der Rest partout nicht einfallen. Egal.

Trotzdem schön.

* von Novalis
04.12.2003, 16:20 #111
Rhodgar
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Sichtlich erschöpft und gut gesättet aufgrund des Festmahls legte Rhodgar sein Besteck beiseite und lehnte sich entspannt zurück.
Syrus war unermüdlich, er kämpfte immer noch mit einer Sahnetorte, in der linken Hand hielt er die Gabel, während seine rechten eine angefangene Hähnchenkeule umklammerte.
Noch immer war niemand im Refektorium eingetroffen, keiner der Magier, keiner der anderen Lehrlinge... wo mochten sie alle nur stecken?

Doch wie so oft wurde der gelernte Schmied, er hatte von diesem Handwerk endgültig abgeschworen, der Gedanke, wieder mit einem Hammer auf glühendes Metall einzuschlagen, die stickige Luft, all die Aufwendung, nur um ein Instrument des Tötens und der Zerstörung herzustellen, widerte ihn förmlich an, aus seinen Gedanken gerissen, als Syrus geräuschvoll seinen Bierkrug auf den hölzernen Tisch knallen ließ, und einen Laut der Sättigung von sich gab.
Anscheinend hatte er nun genug gespeist, zumindest sah er so aus.
Nun konnten sie noch einmal in Ruhe über das Erlebte der letzten Tage nachdenken, jedes Detail des beängstigenden Kellers auswerten, sich in Fantasien über mögliche Zusammenhänge verlieren.
Doch Rhodgar wollte dies nicht im Refektorium tun. Der einzig geeignete Platz dafür, so schien es ihm, war die Bibliothek, die er seit ihrem Absteig in die unerforschten Katakomben des Kastells nicht mehr aufgesucht hatte.
Syrus jedoch verweigerte, er musste erst einmal kräftig ausspannen, und wollte für die nächste Zeit nicht mehr über die Todesängste, die er da unten durchlebt hatte, nachdenken.

Also machte Rhodgar sich alleine auf, um in der Bibliothek nach diversen Antworten zu suchen.
Die schier unendlichen Hallen der Bibliothek lagen genauso leblos vor ihm wie das Refektorium, überhaupt wie das gesamte Kastell. Bis auf Syrus war er tatsächlich niemandem mehr begegnet, seitdem die beiden wieder aus dem Keller zurückgekehrt waren.
Rhodgar blickte nun auf die Regale, die in ihrer einheitlichen Formation wie Felsen dastanden, unmöglich war es, sie bis ins letzte Detail zu ergründen, unmöglich war es, ihre gesamte Weisheit, die sie im Wandel der Jahre und Jahrzente gesammelt haben mussten, zu verstehen.
Der junge Lehrling überlegte ein paar Augenblicke, welches Schlagwort er zur Ergründung der Geheimnisse, die unter ihm lagen, wählen sollte. Schließlich sprach er laut und deutlich: "Kreaturen im Keller."
Nichts geschah, das sonst übliche Ploppen und die Geräusche, die verursacht wurden, wenn ein Buch zu Boden flog, blieben aus. Rhodgar wartete ein paar Sekunden, doch es tat sich nichts. Erneut startete er einen Versuch. "Lichtwesen in den Katakomben."
Und erneut blieb die Stille, kein Geräusch von fallenden und aufschlagenden Büchern, nichts.
Ich bin zu erschöpft, um mich jetzt auch noch damit auseinander zu setzen, welche Wörter ich zu wählen habe, um Auskunft erhalten zu können.
Rhodgar beschloss, an den Ort zu gehen, an dem er immer die meiste Erholung gefunden hatte, den Ort, der ihm Kraft gab und ihm, falls nötig, auch Trost gespendet hatte. Er lenkte seine Schritte in Richtung Innenhof, um den restlichen Tag am Stamm der alten Esche lehnend ausklingen zu lassen. Ihm wurde warm ums Herz, als er daran dachte, endlich einmal wieder den Klängen der rauschenden Blätter lauschen zu können, während er in dem angenehmen Schatten der Baumkrone saß.
Doch eine Person stach ihm ins Auge, die es sich anscheinend bereits unter der Esche bequem gemacht hatte. Schon von weitem erkannte Rhodgar die Kleidung, die die besagte Person an dem Körper trug.
Es war eine Lehrlingsrobe, genau wie er eine trug (wobei seine mittlerweile schmutzig und staubbedeckt aussah, während die seines Gegenüber noch in ihrem vollen Glanz erstrahlte).
Er ging auf die Frau zu, die er bereits ein paar mal im Vorbeigehen hier im Kastell gesehen hatte, deren Namen er jedoch nicht wusste.

Im Gegensatz zu ihm sah die Frau nicht gerade jung aus, mit ihrem bereits an einigen Stellen leicht ergrautem Haar erinnerte sie ihn auf eine seltsame Art und Weise an Don-Esteban, dessen Haare ebenfalls an Farbe verloren hatten, falls sie diese jemals besessen hatten.
Die Frau blickte nicht auf, als er näher an sie herantrat. Verträumt war ihr Blick zur Seite gerichtet, so fuhr sie erst auf, als Rhodgar ein Räuspern vernehmen ließ.
"Einen schönen Abend wünsche ich euch, werte Dame. Wie ich sehe, tragt ihr ebenfalls die Robe eines Lehrlings, dass heißt, ihr seit nun auch ein Mitglied des ehrwürdigen Zirkels. Das freut mich sehr. Wie seit ihr denn zu dieser Entscheidung gekommen?"
Wohl darüber erfreut, endlich jemanden außer Syrus im Kastell anzutreffen (was nicht heißt das ihm Syrus´ Gesellschaft in irgendeiner Weise nicht zusagt), wartete Rhodgar gebannt auf die Antwort auf seine Frage...
04.12.2003, 20:07 #112
Renata
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Renata bedauerte, so zusammengezuckt zu sein. Sie hatte geglaubt, wie schon an den vorhergehenden Abenden alleine hier zu sein. Ein junger Lehrling des Zirkels war es, der sie da ansprach.

“Auch Euch einen guten Abend, junger Herr. Verzeiht bitte, dass ich so erschrak. Was mich hier herbrachte? Das ist fürwahr eine lange merkwürdige Geschichte.

Begonnen hat sie mit dem Wunsch, etwas frische Luft zu bekommen, führte dann zu einer wirklich denkwürdigen Begegnung mit dem Magus HoraXeduS, der mich hierher führte. Einmal hier angekommen, zog mich die Bibliothek in ihren Bann. So kam eins zum anderen.” Renata deutete auf ihre Robe “Und jetzt bin ich Lehrling. Genau wie Ihr. Obwohl” hier vertieften sich ihre Lachfalten in den Augenwinkeln “ich altersmäßig nicht unbedingt dem Bild des typischen Lehrlings entspreche.

Doch wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Renata, wie ist der Eure?“
04.12.2003, 21:48 #113
Rhodgar
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Diese Frau... von ihr ging etwas aus etwas... etwas, das Rhodgar seit seiner Kindheit nicht mehr begegnet war. Von ihr ging etwas, ja, etwas mütterliches aus. Mit Sicherheit lag es teilweise auch daran, dass sie mit Abstand die älteste Person war, der Rhodgar in den letzten Wochen begegnet war.
"Man nennt mich Rhodgar. Nun, ganz recht, ich bin ebenfalls Lehrling der dunklen Magie, ich wurde vor etwa zwei Wochen aufgenommen.
Seitdem bin ich hier zuhause, und versuche, mich der Ehre und der Verantwortung ein Diener Beliars zu sein, würdig zu erweisen.
So habe ich die Schriften bereits ein wenig studiert, auch wenn es vielleicht erst ein minimaler Bruchteil dessen war, was mich noch erwartet."
Renata blickte mit interessiertem Blick zu Rhodgar, der sich mittlerweile ebenfalls an den Stamm gelehnt hatte, und dann mit einem charmanten Lächeln in die grün-braunen Augen des wohl neuesten Mitglieds des Zirkels blickte: "Und was euer Aussehen betrifft, soetwas sagt hier wirklich kein bisschen aus. Seit ihr schon dem Don begegnet? Niemand weiß, wie alt er wirklich ist, aber rein von seiner äußerlichen Erscheinung würde ich schätzen, dass er mindestens seit 60 Jahren auf der Erde wandelt."
Schnell sah Rhodgar sich um, um sich zu vergewissern, dass nicht entweder der Don persönlich in der Nähe war, noch dass einer seiner beiden Raben Hugin und Munin, die ihr Nest hoch oben in der Baumkrone der Esche erbaut hatten, ihn hätte belauschen können.

Doch nun wandte er sich wieder Renata zu. "Um euch von Anfang an eine wirklich unangenehme Erfahrung zu ersparen, möchte ich euch darauf hinweisen, dass ihr die Kellergewölbe nur in Begleitung eines anderen Lehrlings oder besser noch eines Magiers betreten solltet, wenn ihr daran interessiert seid.
Syrus, er ist ebenfalls ein Lehrling hier, ihr habt ihn mit Sicherheit schon einmal gesehen, feuerrote, lange Haare, ein eleganter Zopf..."
Renata nickte kaum merklich, und bedeutete Rhodgar, seine Erzählung fort zu setzen.
"Nun ja, Syrus und ich waren so unvorsichtig, uns fast unbewaffnet dort hinein zu begeben, auf der Suche nach einem mysteriösen Raum, und wir sind zweimal nur knapp dem Einzug in Beliars dunkles Reich entkommen. Also hütet euch, auch nur einen Schritt allein in diese dunklen Gemäuer zu setzen, wenn euch euer Leben lieb ist."
04.12.2003, 22:25 #114
Renata
Beiträge: 455

“Danke für die Warnung, junger Rhodgar. Ich hatte tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt, den Keller zu betreten. Vielleicht werde ich Euch einmal um Geleitschutz für einem Besuch dort unten bitten.” Sie deutete auf die Bank, die die Esche umgab: “Kommt, setzen wir uns dorthin und Ihr erzählt mir mehr über Eure Abenteuer”.

Es gab in der Tat viel zu erzählen. So sprachen sie bis nach Mitternacht.
05.12.2003, 14:03 #115
Rhodgar
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Rhodgar nickte, als Renata schließlich mit ihrer Geschichte geendet hatte.
Fürwahr, sie hatten bis in den Morgen hinein geredet, es war weitaus später als Mitternacht geworden. Alles, wirklich alles war beredet worden, von dem frühen Tod Rhodgar´s Eltern bis zu seiner Aufnahme.
Der Aufforderung, er solle Renata von seinen Abenteuern berichten, konnte er nur schwer nachkommen.
"Soviele Abenteuer habe ich noch nicht erlebt, als dass ich mir anmaßen könnte, euch Heldengeschichten zu erzählen, werte Freundin."
Tief in seiner Seele dachte Rhodgar nun: Und ich bin in nächster Zeit und auch nicht mehr darauf aus, mich der Gefahr wie auf einem Tablett zu präsentieren. Das Kellergewölbe hat mir gereicht...

Doch auch Renata hatte vieles zu erzählen, mitunter berichtete sie Rhodgar von ihren fehlenden Erinnerung an ihr früheres Leben, an Angehörige oder sogar an eine Familie.
"Da haben wir ja etwas gemeinsam." zischte Rhodgar verbittert, seine Aussage beruhte auf der Tatsache, dass auch er nichts mehr hatte, dass man Familie nennen könnte. Er hoffte nur, dass er eines Tages wieder im Stande war, den Zirkel als eine Art Familie anzusehen, was er jedoch zu dem Zeitpunkt stark bezweifelte. Zu tief saß der Schmerz, zu tief saßen die Erinnerungen an das längst Vergangene, zu tief saß die Wut. Eine Wut, die in Rhodgar von jeher geköchelt hatte, und nur darauf wartete, herausgelassen zu werden...
Von all dem bekam Renata jedoch nichts mit, Rhodgar blieb undurchschaubar.

Um die Mittagszeit erhob sich Rhodgar dann plötzlich, und wollte seinem Verlangen nach einer köstlichen Hühnerbrust nachgeben. So lud er Renata ein, mit ins Refekorium zu kommen und dort mit ihm zusammen zu speisen.
Sie nickte, und erhob sich, wenn ein wenig langsamer als Rhodgar selbst, was sicherlich auf ihr zunehmendes Alter zurückzuführen war.
So schlenderten die beiden von der Esche durch den Innehof, auf dem Weg in den Speisesaal, und noch einmal sah Rhodgar über seine Schulter zurück, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich keiner der beiden Raben des Don ihr Gespräch hätte belauschen können.
05.12.2003, 23:29 #116
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Die beiden waren im Refektorium angekommen, hatten sich an einem Tisch niedergelassen, sich schließlich die Speisen bringen lassen und letztendlich ziemlich reingehauen. Rhodgar, der sonst natürlich nicht gierig wie ein Eber über sein Essen herfiel, verspürte desweilen immer noch dieses Gefühl der Unsättigung. Doch konnte er die Ebende, von der dieses Gefühl auszugehen schien, nicht einordnen.
Kamen diese Emotionen nur aus seinem Bauch, der seit einigen Tagen nicht mehr in der Regelmäßigkeit gefüllt worden war, wie er es gewöhnt war, oder kamen sie von einer anderen Stelle? Vielleicht aus Rhodgars Seele? Doch was könnte ihn etwas derartiges fühlen lassen?
War es die Wut oder die Enttäuschung, dass Syrus und er im Kellergewölbe nichts wesentliches erreicht hatten, bis auf dass Syrus seine Lehrlingsrobe hatte nachbessern lassen müssen?
Noch immer war sich Rhodar über dieses Gefühl nicht im klaren.
Und er beschloss, sich damit abzufinden, zumindest vorerst. Konnte man sich innerlich wirklich so leer fühlen? War es einem Menschen möglich, in einen Zustand tiefsitzender Abneigung gegen alles und jeden zu verfallen? Denn genau so fühlte sich Rhodgar im nächsten Moment, und die Begegnung mit Renata erschien ihm plötzlich so unwichtig, er blickte geradezu auf sie hinunter. Dieses alte, närrische Weib, wollte sie es sich tatsächlich anmaßen, die Dämonenmagie zu erlernen? Was wollte sie überhaupt hier? Sie war nur ein altes, klappriges Weib, sie gehörte hinter den Herd, und nicht in das ehrwürdige Kastell...
Verschreckt blickte Rhodgar auf, als wäre er gerade aus einer Traumwelt aufgewacht. Blinzelnd blickte er sich um. Renata hatte aufgehört zu reden, und blickte ihn interessiert an.
"Was hast du da gesagt? Hinter, Herd...? Ich verstehe nicht..."
Eine rötliche Farbe schoss in Rhodgars Gesicht, er schämte sich, er schämte sich dermaßen, dass er schnell vom Tisch aufsprang, alles stehen und liegen ließ und hastig aus dem Refektorium huschte.
Hinter einer Säule im Gang, in dessen Wand die Tür zum Speisesaal eingeelassen war, sank er völlig verzweifelt zusammen? Wieso schwirrten solche Gedanken in seinem Kopf herum, und warum bei Beliar hatte Renata etwas davon mitbekommen? Hatte er etwa, ohne es zu wissen, leise vor sich hin gemurmelt, während ihm diese wirren Ilusionen durch den Kopf gingen? Und das Beängstigendste war die Tatsache, dass dies nicht das erste Mal war, bei dem Rhodgar sich so eigenartig verhielt, so... er fand keinen Ausdruck für diese Abscheu, die er immoment gegenüber sich selbst empfand. Er wollte nicht so denken, so handeln wie ein Mensch, der keinerlei Mitleid, keinerlei Respekt oder Anstand in sich trug, er wollte einfach nur wieder der Rhodgar sein, der er vorher war. Der nette junge Mann von nebenan, der er einmal gewesen war, bevor... bevor sich seine Seele zweigespalten hatte, aus unerdenklichen Gründen hatte sich durch sein Denken ein langer Riss gezogen, man konnte es beinahe schon eine multiple Persönlichkeit nennen, diesen Zwist seines Geistes.

Schritte... sie hallten durch den Gang, kamen aus der Richtung des Refektoriums. Renata hatte nicht tatenlos zusehen wollen, wie Rhodgar überstürzt und aus unerklärlichen Gründen einfach aufgesprungen war, und sich entfernt hatte. Diesen jungen Mann hatte sie beinahe schon richtig ins Herz geschlossen, und nun dies. Sie wusste nicht, was sie davon zu halten hatte.
Nun war sie auf der Suche nach ihm, und tatsächlich fand sie Rhodgar nur ein paar Schritte weiter an einer Säule lehnend, den Tränen nahe. Offennar bedrückte ihn etwas sehr. Und in ihr stieg etwas auf, eine Art Instinkt, den sie nicht beschreiben konnte, und dem sie dann schließlich auch nachgab, zu Rhodgar hin eilte und ihn in die Arme schloss...
06.12.2003, 00:02 #117
Renata
Beiträge: 455

Was war das jetzt? Was war es, was den jungen Rhodgar aufspringen und fast schon in Panik aus dem Refektorium rennen ließ? Denn Panik musste es sein, so ungestüm, wie er seinen Stuhl umwerfend aufsprang und sogar Teile des Geschirrs mit sich riss. Oder war es eher ungebändigter Zorn? An dem unverfänglichen Gespräch konnte es nicht gelegen haben. Auch befand sich nichts und niemand im Refektorium, was diesen Ausbruch verursacht haben könnte.

Nach ein paar Schrecksekunden, während derer sie dem Wegrennenden nachgesehen hatte, stand Renata auf, ihm zu folgen.

Sie fand ihn in der großen Halle, unweit der Statue, neben einer Säule. Zusammengekauert. Mit Tränen in den Augen. Kleines Kind trotz seines Mannesalters. Kurzerhand setze sie sich einfach neben ihn, legte einen Arm um ihn und zog seinen Kopf an ihre Schulter. “Schon gut. Schon gut. Ssssschhhhht.... Niemand tut Dir etwas. Schon gut. Komm, weine ruhig. Das hilft. Schon gut. Schon gut.” Es dauerte eine Weile, bis das Schluchzen des Jungen nachließ.
06.12.2003, 00:26 #118
Aylen
Beiträge: 527

Dunkelheit legte sich über das Land, als die Sonne sich hinter den dicken Wolken zum Horizont neigte und schließlich darin verschwand. Die Feuchtigkeit stieg aus den Wäldern hinauf, dicht und zäh, und legte sich wie eine Glocke über die sanften Hügel der Insel. Krächzen erscholl durch den dicken Nebel und zwei große Krähen flogen dicht über das Kastell hinweg, dessen alte Mauern wie aus dem Nichts aus dem Dunst emporragten.
Es war eine ruhiger Nachmittag und noch ehe es sich Aylen versah, war der Abend hereingebrochen. Der Himmel was dunkel und grau, die leuchtenden Sterne waren alle hinter dem Meer aus dicken Wolken verborgen. Schade eigentlich.

Die junge Schwarzmagierin schloß den Fensterflügel und wandt sich davon ab. Es war gemütlich warm in ihrem Zimmer, hatte sie doch den Kamin zu ihrer Rechten mit Feuerholz gefüllt und mit Hilfe einer kleinen Schattenflamme zum Erleuchten gebracht. Nun setzte sie sich davor und beobachtete das Spiel der Flammen. Die Wärme breitete sich rasch aus, benetzte ihr blasses Gesicht und ließ ihr dunkles Haar angenehm leuchten. Die braunen Augen schienen sich fast endlos mit Energie zu füllen, um den nächsten Tag voller Kraft und Ausdauer mit einem strahlenden Blick zu überstehen. Die Wärme tat gut.
Wohlwollend streckte sie die Füsse aus und lehnte sich in dem weichen Sessel zurück. Es war ein Geschenk Beliars, dieses Zimmer. Abgesehen von der magischen Regalwand machte es einen ganz normalen Eindruck, gemütlich eingerichtet mit einem Kamin, einem Tisch, mehreren Regalen und ihrem Bett. Zu ihren Füssen suchte sich ein Läufer seinen Weg durch den Raum, ein recht breiter, in Rottönen gehalten. Das Zimmer war der gemütlichste Ort den Aylen je gesehen hatte.
Sie schloß die Augen und genoß den Augenblick noch ein wenig. Bald graute der Morgen und die Harmonie war dahin. Noch hatte sie Zeit.
06.12.2003, 21:02 #119
Sengert
Beiträge: 102

Der Tag hatte sich bereits dem Ende zugeneigt, als ein scharf umrissener Schatten sich dem Kastell näherte. Sengert war frei von Furcht, obwohl er schon einmal hier gewesen war. Doch auch diesmal wußte er nicht, wohin sein Innerstes ihn trieb. Dunkle, hohe Mauern bauten sich vor dem Fremden in der Dunkelheit auf, der insgeheim froh war, daß er vor Einbruch der tieferen Nacht ein Ziel erreicht hatte, wenn auch eines, das zu suchen ihm niemals von alleine in den manchmal durchaus etwas einfältigen Sinn gekommen wäre.

Die kleine Seele des Kaufmanns war dieses Mal offenbar gut vorbereitet worden.. Kein Stechen, kein Zusammenbruch vor dem Tor des Kastells der Schwarzmagier. Unbefangen, als wüßte er tatsächlich nicht, was ihn hier erwartete, näherte sich Sengert dem Tor. Die Skelette, die daran angeschlagen hingen, waren tot, so sagte er sich leise und schlug unruhig aber aufmerksam mit der Faust gegen das schwere Holz. Ein leises Knarren durchbrach die Dunkelheit und durch das nunmehr weit aufgeschwungene Tor betrat einer das Kastell, der besser daran gehindert worden wäre. Den er suchte, würde er finden. Ein Dämon schwirrte gelangweilt an dem Gast vorüber, der nichts anderes erwartet hatte. Die Schwarzmagier, sie waren zu arglos. Hier war sie, ihre Bedrohung. Und keiner von Xardas' Ignoranten machte sich die Mühe, sie wahrzunehmen. Sengert war nicht Herr seiner selbst. Und schon bald würden sie sein Schicksal teilen.
06.12.2003, 21:33 #120
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Rhodgars anfängliches Gefühl, seine anfängliche Vorahnung der Geborgenheit, hatte sich mittlerweile zur Gewissheit entwickelt. Diese Frau verstand ihn, darüber war er sich seit dem ersten Moment klar gewesen. Er hatte seinen scheinbar überschweren Kopf, in dem nun allerlei verwirrte emotionale Dinge herumgeisterten, immer noch an Renatas Schulter gelehtn. Er verspürte etwas, dass er nun mittlerweile seit sechs Jahren nicht mehr erfahren hatte. Ihm wurde mütterliche Liebe zuteil, und er fühlte sich wohl bie dem Gedanken, Renata könnte eines Tages eventuell die Mutterrolle übernehmen, die er doch seit Jahren so schmerzlich vermisst hatte. Es war nicht so, dass Rhodgar nie eine Mutter gehabt hatte, nur hatte er eine schwerere Kindheit durchmachen müssen, als die meisten hier im Kastell, und von denjenigen, über deren Vergangenheit er bescheid wusste, konnte er sagen, dass er es mit abstand am schlechtesten gehabt hatte.
Mit gequälten Blicken erinnerte er sich an die schmerzliche Ausbildung, die schmerzlichen sechs Jahre, die er mit einem Mann aus dem Osten verbracht hatte, nachdem Rhodgars Heimatdorf in einen Haufen qualmender Ruinen verwandelt wurde. Es war nicht immer leicht gewesen, den hohen Ansprüchen des seltsamen Mannes zu genügen, und an den Lagerfeuern hatte er sich oftmals alleine gefühlt, hatte daran gedacht, sich einfach aufzugeben, vielleicht von einer Klippe zu springen...
Doch nun fühlte er erneut Renatas warme Finger, die saft über seine Wange streichelten. "Na, gehts wieder?" Mit einen Blick, der in Rhodgar etwas wie Hoffnung aufleben ließ, ihm den Glauben an das Leben wieder gab, schaute sie in seine Augen. Und tatsächlich, es wurde ihm wieder wärmer ums Herz, aus seiner verkauerten Haltung richtete er sich auf, und lehnte sich einmal laut aufatmend gerade an die Wand.
"Ja, vielen Dank. Es ist nur..." Und von da an erzählte Rhodgar Renata seine Sorgen, die Gedanken, die er sich machte, und seine Zukunftspläne. "..., aber ich möchte nicht in zwei Hälften gespalten sein, ich will keine eventuelle Gefahr sein, so unberechenbar wie ich dann sein werde. Du hast es ja selber gemerkt, im Refektorium. Ich hatte mit einem Mal eine solche Wut auf dich, ohne Grund... das kann ich nicht in Worte fassen. Aber ich..." Weiter kam er nicht, da Renata mit sanfter Gewalt ihre Finger auf seinen Mund legte.
06.12.2003, 22:02 #121
Renata
Beiträge: 455

“Pscht. Schon gut. Mach Dir keine Sorgen. Ich sehe wie Du dich quälst. Was immer Dich treibt, wenn diese Ausbrüche kommen, ich werde wissen, dass nicht Du es bist sondern etwas Fremdes, Dunkles Dich beherrscht.” Der junge Mann schien am Rande seiner Kräfte, vollkommen ausgelaugt.

Sie strich ihm eine Haarsträhne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht. “Komm her” damit drückte sie ihm einen mütterlichen Kuss auf die Stirn. “Wir sitzen schon viel zu lange hier. Du bist erschöpft, auch von Deinen gerade erst bestandenen Abenteuern. Du solltest auf Dein Zimmer gehen und dich ausruhen.”

Rhodgar schien kurz nachzudenken, seufzte dann und nickte Renata zu: “Du hast recht. Schlaf würde mir gut tun”. Damit war er auch schon auf den Beinen. Wohlerzogen hielt er Renata eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Sie verabschiedete ihn noch in der Halle und schaute ihm nach, wie er die Treppe in den ersten Stock hinauf ging.
06.12.2003, 22:18 #122
Renata
Beiträge: 455

Nun mochte es für einen jungen Menschen nichts außergewöhnlich Unbequemes sein, die ganze Nacht hindurch an eine Steinsäule gelehnt zu sitzen. Zumal da noch eine Schulter war, auf die der Kopf gebettet werden konnte. Beneidenswert. Doch wenn die beiden wesendlichsten Faktoren - Jugend und Schulter - abgingen, konnte diese Ruheposition doch erhebliche Beschwerden bereiten. Vor allem nach einigen Stunden des Verharrens auf kaltem harten Boden und an kalter harter Steinsäule. Autsch, um es mal so zu sagen.

Renata war ganz froh, dass Rhodgar schon fort war. So hatte sie keine Beobachter bei ihrem Bestreben, Muskeln und Gelenke wieder unter ihren Einfluss zu bringen. Zunächst versuchte sie, durch Bewegen der Zehen wieder Blut in ihre Beine zu pumpen. Die vollkommen verkrampfte Wirbelsäule sollte durch Strecken wieder beweglich gemacht werden. Ganz gelang ihr das nicht. Entsprechend langsamer als Rhodgar erklomm sie die Treppe zum ersten Stock.

“Ein wirklich netter Junge” dachte sie “trotz oder gerade wegen seiner Zerrissenheit”. Sie war gespannt, wie sich dieser junge Mann, den sie fast schon als Adoptivsohn ansah, entwickeln würde.
06.12.2003, 22:40 #123
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Tatsächlich, diese Frau war nun endgültig zu dem geworden, was Rhodgar seit jeher am schmerzlichsten vermisst hatte... eine Mutter.
Am Treppenansatz angelangt, drehte er sich nocheinmal um, und erblickte Renata, wie sie dort stand, wie jemand, der sichergehen will, dass sein Sohn gut an seinem Ziel ankommt...

Als er nun durch die Gänge des ersten Stockes wanderte, wurde ihm erst bewusst, wie lange er abwesend gewesen sein musste, er konnte sich nicht daran erinnern, in welches Zimmer er nun zu gehen hatte, um seine Ruhe zu finden.
So schlenderte er durch den Gang, die Augen starr auf alle Türen gerichtet, die etwas merkwürdiges an sich hatten. Er hatte sich, als er sein Zimmer das letzte Mal verlassen hatte, gemerkt, dass in seine Tür ein Ornament ins Holz geschnitzt war, schwer zu erkennen, so klein war es, jedoch unterscheidete es sich von denen, die an manch anderen Türen zu fidnen waren. Rhodgar vermutete, dass es sein Name in irgendeiner fremden Sprache sein musste, was da ins hölzerne der Tür eingeritzt war.

Doch seine Suche wurde schon rasch unterbrochen, als vor ihm eine minimale Nebelwolke aufzog, und, ähnlich wie das Wesen, dem er und Syrus in den Kellerkatakomben begegnet waren, sich zu materialisieren. Nur war dies für Rhodgar mittlerweile normalerweise nichts ungewöhnliches mehr, er hatte sich bereits an das ständige Kommen und Gehen der Dämonen gewöhnt. Um so verwunderter war er jedoch, als der Dämon, majestätisch mit seinen breiten Flügeln auf und ab schlagend, vor ihm halt machte, und seine Stimme in Rhodgars Kopf dröhnen ließ, der zusammenzuckte. Er hatte in der letzten Stunde schon genug Kopfschmerzen gehabt, da benötigte er jene, die aufgrund des Dämons entstanden, nicht auch noch.
"Gehe ein in deine Gemächer, und nutze, was du findest." Was sollte dies bedeuten? Was bezweckte der Dämon mit dieser Aussage, zumahl Rhodgar in der letzten Zeit nicht in seinem Zimmer gewesen war, und davon ausging, dass niemand sonst, mit Ausnahme von Olirie vielleicht, zu seinen Räumlichkeiten Zugriff hatte. Was sollte er dort denn schon gross finden? "Und was werde ich dort finden?" Rhodgar sprach diese Worte überflüssigerweise Laut aus, er konnte es sich nicht angewöhnen, einfach das zu Sagende nur zu denken, er sprach aus Gewohnheit mit den Dämonen. Doch eben dieser reagierte kein Stück, wurde mit wachsender Entfernung zu Rhodgar mehr und mehr zu Nebel, bis er schließlich in den Zustand der Unsichtbarkeit einging und davonschwebte.
Zu Rhodgars Müdigkeit kam nun eine Neugier hinzu, die ihn wieder um einiges munterer werden ließ. Er wollte der Frage, was der Dämon ihm hatte sagen wollen, nun nachgehen, und lenkte seine Schritte in die Richtung, aus der der Nebel erschienen war. Und tatsächlich, auf einer der nächsten Türen fand er dieses eigenartige Schriftzeichen, jedoch war er sich sicher, noch nie soweit in den ersten Stock vorgedrungen zu sein. Merkwürdig, anscheinend waren die Geschichten über die sich verschiebenen Zimmer doch nicht nur erfunden...
Er öffnete die Tür, die mit einem leisen Knarren aufsprang und ihm den Eintritt gewährte. Dunkelheit empfing ihn, aber dies änderte sich schlagartig, als Rhodgar den ersten Schritt in sein Gemach tat. Augenblicklich flammten die drei Fackeln, die an der Wand neben jeweils einem alten Gemälde angebracht waren, auf, und gaben eine gewisse Wärme und natürlich ihr Licht in den Raum ab. Und da stach es Rhodgar ins Auge, das glänzende, seidene Stück Stoff, das quer über sein Bett gelegt worden war, feinst säuberlich. Der jemand, der es gebracht haben musste, Rhodgar nahm richtigerweise an, dass es der Dämon gewesen war, den er eben getrofen hatte, hatte sich Mühe gegeben, das Kleidungsstück so hinzulegen, dass der Winkel, in dem das Licht der Fackeln darauf fiel, einfach perfekt war, es erstrahlte in einem unnatürlichen Glanz, doch was war im Kastell denn schon normal?
Da lag sie also nun, seine Erlaubnis, sich endlich die Magie Beliars aneignen zu können und diese auch zu wirken, dort lag sie, seine neue Magierrobe...
07.12.2003, 12:36 #124
Syrus
Beiträge: 241

Sorgfältig setzte der Lehrling, welcher an dem kleinen Schreibtisch aus dunklem Holz in seinem Zimmer saß, die Schreibfeder aus das neue Stück Pergament, welches vor ihm lag.Er war wieder einmal dabei, einen Eintrag in sein Tagebuch zu machen da er der Meinung war, dass er das kleine Abenteuer in den Katakomben dieses Kastells unbedingt dokumentieren musste.
Der Blick des jungen Diebes richtete sich auf den Kerzenstummel, dessen Flamme durch den geringen Luftzug wild herumtänzelte, und den ganzen Raum mit einem flackernden Licht erhallte, während er sich an jedes winzige Detail der Reise zu erinnern versuchte.Erst vor wenigen Minuten hatte er das Kapitel mit dem untoten Goblinskelett verfasst und musste dabei immer daran denken, wie knapp es doch gewesen war.Dieses Kastell, welches im ersten Augenblick wie ein stiller Ort des Gebetes und des Wissens aussah, barg also doch töfliche Geheimnisse, vor denen sich selbst ein Angehöriger des Zirkels in Acht nehmen sollte.
Währens Syrus gerade dabei war, das Öffnen der est verschlossenen Tür zu beschreiben, dachte er darüber nach, ob die Dämonen über dem Ausflug in die Tiefen des Kastells bescheid wussten, und ob Rhodgar und ihm deswegen vielleicht sogar eine Strafe drohte, schließlich hatte das Lichtwesen gesagt, dass es ihnen nicht gestatten war diese Räumlichkeiten zu betreten.Kopfschütelnd versuchte der Lehrling diese Gedanken zu unterdrücken und setzte seine Arbeit fort, bis er plötzlich von einem merkwürdigen Gefühl aus der Konzentration gerissen wurde.
Es war ihm, als hätte ihn eine eiskalte Hand unsanft an der Schulter gepackt, und zwang ihn nun sich von dem Stuhl zu erheben.Tranceartig schob er den Sessel beiseite und ging auf die Tür seines Zimemrs zu, die ihn scheinbar zu rufen schien.Ohne zu wissen, wieso er es tat, glitt seine Hand an den Türknauf und öffnete die Tür, woraufhin der junge Dieb kurzzeitig entsetzt zurücksprang.
Die gräßliche Fratze eines Dämonen, von denen es im Kastell so viele gab, hatte ihm so einen Schock versetzt, obwohl er eigentlich dachte, dass er sich langsam an die Eigenheiten des Kastells gewöhnt hatte.
Beide Hände des Lehrlings schnellten zu seinen Schläfen als das Wesen aus der Unterwelt zu sprechen begann, obwohl Syrus genau wusste, dass es sinnlos war.Aufgrund der Schmerzenm die an diesem Tage schlimmer denn je waren verstand der junge Dieb nicht alles, was der Dämon in seinen Kopf hämmerte, doch anhand des schwarzen Stoffes, welches der Dämon in seiner Klaue trug, konnte Syrus erahnen, was geschehen war.
Mit zitternden Händen griff er nach dem Stoffbündel und stellte fest, dass es sich dabei um eine Robe handelte, die ein paar Unterschiede zu Seiner aufwies.Um die Ränder der Ärmel zog sich ein schmales, goldenes Bändchen und an den Schultern war je ein Runenzeichen eingenäht, welches Syrus nicht entziffern konnte.
Verwundert fragte der junge Dieb den Dämon, ob dieses edle Kleidungsstück für ihn bestimmt war, und dieser Antwortete darauf, in dem er die Beförderung des Lehrlings verkündete, der sich von diesem Tage als Magier der Zirkels bezeichnen durfte.Wäre die Stimme von Beliars Diener nicht so schmerhaft gewesen, hätte Syrus darauf bestanden, dass er diese Worte ernaut aussprach, doch in diesem Fall verkniff sich der neue Magier diese Bitte und zog sich stattdessen in sein Zimmer zurück, wo er soglich seine neue Robe anprobierte, welche wie erwartet genau passte.
07.12.2003, 16:41 #125
Sengert
Beiträge: 102

Sengert stand der Sinn nach einer ordentlichen Mahlzeit. Noch immer wußte er nicht genau, wer oder was ihn eigentlich hierher getrieben hatte, in diese dunklen Mauern. Daher hatte er auch nichts besseres zu tun, als nichts zu tun. Müßiggang ist aller Tage Abend. sprach der kluge Kaufmann leise zu sich selbst. Schade, daß niemand zugegen war, ihn für seine Weisheit zu bewundern. Jetzt allerdings schob sich Sengert unauffällig an irgendwem vorbei, der hier in der Halle stand und ihn zu beobachten schien. In seiner Hand hielt er etwas. Entschuldigt, werter Herr. Ich sehe Euch gerade mit diesem Teller. Ist dies hier der Speisesaal? Der Fremde aber machte keine Anstalten, zu antworten. Sengert wollte ihn soeben für absolut unhöflich halten, doch stellte er bei einem näheren Blick fest, daß der Stumme irgendwie aussah wie ein Stein.

Der Magen des Händlers knurrte jedoch noch immer erbärmlich. Dieser schlimme Hunger! Irgendwo hier mußte es doch eine Gaststube geben oder wenigstens eine dieser kleinen Kochküchen ohne Kellner? Sengert schickte sich an, etwas zu essen zu bekommen und setzte seinen Weg durch das Kastell demzufolge einfach fort.
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