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[GM] Licht und Schatten
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06.03.2004, 17:53 #101
Tarim
Beiträge: 189

Immer und immer wieder hatte Tarim zusammen mit Carras die Untoten zurückgedrängt. Veltrins Kurzschwert sei Dank, konnte Tarim halbwegs helfen sie zurückzudrängen. Sie waren langsam, dafür fast unbesiegbar. Er hatte zwar mehrere Körperteile abhacken können, doch half dies überhaupt nichts. Die Körper bewegten sich immer weiter. Selbst Carras hatte nur mäßig Erfolg gehabt sie in die ewige Ruhe zu schicken. Gerademal bei einem Zombie war dies geglückt und noch viele weitere waren übrig. Tarim spürte wie seine Kräfte immer weiter abnahmen. Er holte weit aus und lies sein Schwert durch den Arm eines weiteren Zombies gleiten, als er plötzlich von etwas harten getroffen wurde. Im nächsten Moment hörte er schon ein Niederfallen hinter sich. Carras hatte einen Zombie niedergeworfen. "Gehts?" Tarim bekam einen Moment lang keine Luft. Also war es das, was ihn getroffen hatte. Der Schüler nickte seinem Lehrmeister nur sachte zu. Ein Glück hatte er nochimmer das Kettenhemd an. Sonst wäre es vielleicht schlimmer ausgegangen, dachte er sich. Plötzlich drang von Hinten ein Schrei an seine Ohren:

"Es ist soweit! Rennt auf die andere Seite, schnell!"

Lange hätte er auch nicht mehr gekonnt. Noch einmal wehrte er einen Schlag ab und rannte mit den Anderen zusammen los. Sie rannten alle so schnell sie konnten, doch als die Flammen hinter ihnen aufblitzten hielten sie inne. Wenn das ihnen nicht den Rest geben würden, dachte Tarim mit einem Gedanken an seine Abenteuer mit Abaddon, bei dem sie ebenfalls die untoten Horden verbrannten. Doch nicht lange hatte er Zeit in Gedanken zu schwelgen, denn die Schrei eines Menschen, eines lebenen Menschen erreichten seine Ohren. Direkt von dort wo das Feuer loderte. Wer fehlte?, Tarim fuhr herum und durchfuhr mit einem hastigen Blick die Reihen. Veltrin! Nein, das konnte nicht sein. Tarim vernahm nur noch die Worte:

„GEHT WEITER. BEI ALLEN GÖTTERN UND DEN GESICHTERN EUER VÄTER, GEHT WEITER. ICH KOMME NACH!“

Danach noch einen Schrei und man hörte nur noch das Prasseln der lodernen Feuer. Tarim wollte zurückrennen, ihm zur Hilfe eilen, doch eine kräftige Hand hielt ihn zurück. Es war Carras. "Nein, Tarim. Du hast gehört wir sollen weitergehen. Er kommt nach. Das hat er selbst gesagt." Tarim glaubte nicht daran und bezweifelte das Carras daran glaubte. Doch er konnte Carras nicht ansehen, um es zu erfahren. Er blickte nur zum Feuer, zurück zu Veltrin.

"Wir müssen weiter", schallte es von Carras. Das war keine Feststellung, es war ein Befehl, denn nicht nur Tarim wollte zurückeilen...

"Hört ihr, kommt!", rief er erneut. Langsam machten sich die Ersten auf den Weg, doch Tarim sah mit Tränen gefüllten Augen zurück. War das sein Ende? Tarim spürte einen Zug an seiner Schulter.

Mussten sie ihn nun wirklich zurücklassen?

Tarim wischte sich möglichst unauffällig die Tränen aus den Augen und wand sich ab. Er lief mit Carras am Schluß des Zuges. Tarim lauschte in die Still, doch er hörte nichts, nichts von ihrem zurückgelassenen Gefährten.
06.03.2004, 18:20 #102
Ceron
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Ceron warf noch einen einzigen Blick zurück, zu Veltrin, dann schnitt sein Schrei plötzlich ab. Ceron konnte nicht hinsehen, deswegen beeilte er sich um mit Hilias und Rena schnell die Andern zu erreichen.

Erst als sich die Gefährten versammelten liessen die schuppigen Hände Hilias' Arm los. Ganz sanft wurde er auf den Boden gelegt. Der Verlust schien alle zu bedrücken, ob dieser Teufelskerl es wohl schaffen würde? Nun, die Gruppe setzte sich in Bewegung, hinunter von den Bergen in Richtung der Ebene.

Der Wind peitschte auf dieser Seite nicht so unangenehm gegen die Wandernden, nein im Gegenteil, ein sanfter Wind wehte ihnen ständig im Rücken, was den Abstieg noch ein wenig mehr erleichterte. Langsam bahnte sich die Gruppe ihren Weg, alle liessen ihre Köpfe irgendwie niedergeschlagen hängen, sie alle dachten wohl an den strengen Führer, der sie seit der Abreise immer im Griff hatte, immer das Kommando übernahm und niemals einen Fehler zugegeben hätte. Dieser Mann, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannten, hatte schon einen Platz in ihren Herzen gefunden, der nun leer stand. Würde er wiederkommen? Wahrscheinlich schon dachte sich Ceron. Er würde genau im richtigen Moment auftauchen und das ganze Geschehen herumreissen, diesen Untoten ein Ende bereiten. Oder war das bloss Cerons Hoffnung. Sosehr in der Verlust drückte so sehr spürte er auch die Hand des Steinmetzen, welche er beständig stützte, während sie den Abstieg bestritten.

Mit den ersten Steinen, die noch nicht von Schnee bedeckt waren, kamen auch Cerons erste positive Gedanken auf. Zuerst dachte er wieder an sein Äusseres, doch dies schien niemanden sehr zu missfallen, viel mehr akzeptierten sie es. Er war Ceron für sie und nicht eine Drachenbestie, dies verlieh dem jungen Lehrling der dunkeln Künste neue Hoffnung. Er liess Hilias los und dieser ging, wenn auch nicht sehr geradlinig, alleine weiter. Ceron hatte unterdessen die Zeit genutzt um sein Schuppengesicht mit klarem Wasser zu waschen, welches er aus seinem Sack nahm. Darauf kniete er nieder, er hatte einen Entschluss gefasst. Der Magier Rhodgar hatte beschlossen die Reise in einem Roman niederzuschreiben, Ceron wollte die Reise dokumentieren. Auf dem Boden wuchs nämlich eine Pflanze, seit sie diesen verwünschten Berg betraten hatte Ceron nichts solches mehr gesehen. Einmalig triumphierte das erste Grün von weit und breit. Der Drachenmensch hatte seinen Dolch gezückt und das Pflänzchen ausgegraben. Schnell wurde das Wunder der Natur in einen Wasserbehälter gesteckt, sodass ihm das Leben nicht ausgehen würde, dann schritt Ceron auch schon schnell wieder der Gruppe hinterher. Carras und Tarim, die letzten der Gruppe, hatte Ceron schon bald wieder eingeholt. Sie schienen den Sinn von Cerons Pflanzenkunde wohl nicht zu verstehen, doch das machte ja auch nichts. Ceron dachte sich immer, alles was Kämpfer mehr können als Kämpfen macht sie interessant, in diesen Tagen jedoch war er sehr froh, dass sie kämpfen konnten.

Bald hatte Seraphin ein Plateau gesichtet, noch ein kleines Stück weiter unten, aber noch weit vor der Waldgrenze. Schnell ging die neue Information durch die Gruppe, in absehbarer Zeit würden sie also wieder in einigermassen lebensfreundliches Gebiet eintauchen, wie Ceron sich darauf freute. Er hatte langsam aber sicher eine Rast verdient.
06.03.2004, 18:36 #103
Estragon
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Brennende Flecken tanzten noch vor seinen Augen. Sein Glieder waren steif und seine Ohren klingelten. Doch die hässlichen Visonen waren vorbei. Waren ausgestanden. Er sah das besorgte Geschicht von Renata vor sich.
"Wie geht es euch?" fragte sie.
"Beschießen..." krächzte der Steinmetz wahrheitsgemäss. "Wo sind iwr? Was ist geschehen?" fragte er und sah sich verwirrt um.
Renata erzählte das Erlebte in kurzen Sätzen. "Also habt auch ihr es gespührt?" fragte Hilias nachdenklich.
Die Frau nickte langsam. Ihr Augen waren ängstlich. Hilias hatte ebenfalls Angst. Sogar große Angst. Was da auf sie zurollte einfach zu groß für sie. Einfach zu gewaltig.
"Wo ist Veltrin?" fragte Hilias plötzlich und schrack hoch.
Rhodgar sah von seinem Pergament auf, die anderen schwiegen betrofen.
"Wo ist er?" bellte der Steinmetz, wollte aufspringen, doch Schwindel bracht ihn schnell wieder zu Boden.
"Wir gehen ihn suchen." sagte Lama knapp. Seraphin und Tarim erhoben sich ebenfalls.
"Ich komme mit eu..."
Lama drehte sich um. "Kommt nbicht in Frage." sagte er scharf, vielleicht schärfer als beabsichtig. "Veltrin gab vielleicht sein Leben für euch. Ihr werdet jetzt nicht seinen möglichen Tod mit Füßen treten, in dem ihr euch toll selbst in die Gefahr stürzt."
Seraphin kniete nieder und sprach sanfter, aber auch ihn traf das ungewissen Schicksal des Anführers: "Ihr seid zu wichtig. Begreift das endlich."
Die Männer machten sich wortlos an den Aufstieg.
Hilias sah ihnen nach.
Ich hab es mir nicht ausgesucht...
06.03.2004, 18:47 #104
Teufelslama
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Es hatte ihm gar nicht gepasst einen Gefährten im Stich zu lassen, einzig sein Respekt vor Veltrin hatte ihn dazu veranlasst dem Befehl folge zu leisten und sich mit den anderen zurück zu ziehen. Sollte oben am Pass noch irgend etwas untotes exestieren würden sie es finden und auslöcschen, ihr Anführer sollte gerächt werden.

Nur wenig Hoffnung trug der Soldat noch für Veltrin in seinem Herzen, er hatte den Körper in den Flammen gesehen, hatte die Zombies über ihn gesehen, hatte gesehen wie sie über ihn hergefallen waren.



Schnell teilte sich die Gruppe, die Auserwählten sollten zurückbleiben und ausser Seraphin, Tarim, Carras und ihm selbst sollte der Rest auch zurück bleiben um sie zu schützen. Der Aufstieg war nach dem langen Tag beschwerlich und der tiefe Schnee tat sein Übriges. Nichts desto trotz liefen sie den langen Weg, alle schienen sie innerlich zerfressen und zugleich wild entschlossen alles zu tun was nötig sein würde.

Langsam bahnten sie sich ihren Weg und die Kuppe auf der der Pass ruhte war fast erreicht, nur noch wenige Schritte trennten sie vom Schlachtfeld und da hörten sie ein Stöhnen, Veltrin oder überlebende Untote? Entschlossen traten die vier Gefährten dem entgegen was sie erwarten würde.
06.03.2004, 19:49 #105
Tarim
Beiträge: 189

Zügigen Schrittes kam sie immer näher an das Schlachtfeld. Schon von weitem konnten sie den immer noch berennenden Feuerring erspähen. Ihre Schritte wurden immer schneller und schneller. Sie hatten gerade noch einen Stöhnen vernommen. War es Veltrin?, durchzuckte sie ein Gedanke. Sie kamen an den Ring aus lodernden Flammen, welche noch knöchelhoch züngelten. Es war ein Anblick des Grauens, was sich den Vieren bot. Überall lagen verkohlte Leichen von den ehemals Untoten herum. Ihnen fehlten Gliedmaßen, wie Arme und Beine. Die Stümpfe waren schwarz, Pech schwarz, sodass Tarim schon beim Anblick ein Brechreiz überkam. Doch er fasste sich. Ein reizender Geruch nach verkohltem Fleisch kroch ihnen in die Nase. Ein widerlicher Gestank war das. Kein Einziger der Angreifer war mehr am Leben. „Dieser Teufelskerl. Er hat sie alle vernichtet, jeden einzelnen.“, sprach Tarim laut aus. Doch nur wo war er? Sie trennten sich um ihn zu suchen. Tarim trat gegen die kräftig gegen die verkohlen Überreste eines Zombies. Einzelne verkohlte Hautfetzen stiegen von dem Körper nach oben. Bei dem Trittstelle war nun ein großes Loch. Tarim dachte daran, was sie ihnen antun wollte. Beherzt trat er noch einmal zu. Die Leiche verlor ihren Kopf und flog ein Stück durch die Luft. Tarim entdeckte darunter die Lanze ihres Führers. Ihrem Retters. Langsam ging er in die Knie und nahm sie auf. Man ist die schwer. Tarim rammte sie durch den Schädel eines weiteren Untoten. Er musste leicht grinsen und zog sie wieder raus. Er wollte gerade noch einmal ausholen, als sie erneut ein Stöhnen vernahmen. Hier rief Seraphin. Carras, Lama und Tarim eilten zu ihm. Er hatte Veltrin gefunden und stützte seinen Kopf hoch. Die vier Suchenden knieten um Veltrin herum, der langsam seinen Augen öffnete. Tarim konnte auf den ersten Blick, bis auf eine Verletzung am Hals und Verbrennungen an den Händen, keinen nennenswerten Verletzungen erkennen.

„Was macht ihr hier? Ich sagte doch geht weiter.“, sprach Veltrin mit dünner Stimme. Keiner von ihnen antwortete. Veltrin lächelte, doch nicht so wie Tarim es am Morgen gesehen hatte, sondern schmerzverzerrt. „Habe ich es geschafft. Sind sie vernichtet?“ Seraphin erhob die Stimm: „Ja das sind sie. Sie sind vernichtet. Das ist nur eher verdienst.“ Tarim nickte nur lächelnd. Ob es nun stimmte oder nicht. Er gab Seraphin Recht. Veltrin war wirklich ein Held. Selbst in diese Situation wollte er noch wissen ob er sie bezwungen hatte. Ob sein Plan aufgegangen war. Ja, wahrlich, das war er....
06.03.2004, 20:12 #106
Renata
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Nachdem die Vier sich von der Gruppe entfernt hatten, war kein Gespräch mehr aufgekommen. Die Zurückbleibenden hingen jeder für sich ihren Gedanken nach, wahrscheinlich fragten sich alle, wie sie ihre ohnehin unlösbar scheinende Aufgabe wohl ohne Veltrin schaffen würden - denn nach dem Gesehenen glaubte wohl niemand mehr so recht daran, dass ihr Führer das Feuer überlebt hatte.

Renata setzte sich auf der Suche nach Ablenkung von ihren finsteren Gedanken neben Ceron, der sich mit hängendem Kopf auf einem Felsen niedergelassen hatte. Scheinbar konzentriert sammelte er winzige Steinchen zu seinen Füssen zusammen, um sie ordentlich auf ein kleines Häufchen zu schichten. Eine sinnlose Beschäftigung, die wohl ebenfalls nur der Ablenkung diente. Die Veränderung seiner Haut war ihr heute bei der Flucht vor den Untoten aufgefallen. “Willst Du mir erzählen, was mit Deinem Gesicht passiert ist?”
06.03.2004, 20:17 #107
Veltrin
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Diese hirnlosen Thore waren wirklich zurück gekehrt. Doch Veltrin konnte ihnen nicht böse sein.
„ Steht da nicht rum und glotzt. Wir müssen zu den anderen zurück.“ Er erhob sich und klopfte seine Sachen ab. Dann sah er zu dem gespenstisch tanzendem Feuer, das irre Schatten an die Felswände warf.
„Gehen wir, hier gibt es nicht als Tod und Wahn für uns. Erinnert euch gut an diese Nacht. Jetzt wisst ihr, mit was wir es zutun haben.“
Die Männer wollten schon gehen, da hörten sie Kriechlaut. Veltrin wandte sich um, die anderen sahen ihm zu, wie er auf den letzten Zombie zu schritt.
„Er ist verloren. Er kann nicht sterben, sondern wird langsam vergehen. Ein furchtbarer Tod…“ sprach Veltrin mit verträumten Augen. Er kniete vor dem zerstörten Gesicht.
„Ich glaube, dieser hier hieß Fallas. War Bootsjunge auf unserem Boot. Er hatte keine 17 Sommer auf dem Holz.“
„Erlös ihn doch.“ kam es von hinten.
Doch ungelaubliche Härte trat ins Gesicht des Kriegers.
„Nein. Der Dreckskerl darf die Jahrhunderte zählen und sich in Qualen winden auf diesem toten Stück Land.“ Hass und Kälte war in Veltrin Augen getreten. Als er die anderen ansah, wichen sie etwas unsicher zurück.
„Gehen wir.“ Sagte er und schritt voran. Den Seelenlosen ließen sie zurück.
06.03.2004, 20:28 #108
Ceron
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"Also wenn es nur das Gesicht wäre" seufzte Ceron.
"Es ist wie folgt passiert: Vor unserer Abreise aus dem Kastell wollte ich noch einmal ein Bad geniessen. Dann sah ich plötzlich eine hoch gelegene Wanne, geradezu perfekt für ein Warmwasserbad. Ich stieg also hinauf und sofort fiel mir ein Badeelixier auf, Drachenbad genannt. Nun ja, so geduldig ich bin habe ich natürlich nicht erst die Anleitung gelesen sondern habe gleich die hälfte in den Kopf der Gargoyle hineingeschüttet. Darauf färbte sich das Wasser in den Farben des Regenbogens, ich entspannte mich und liess meinen ermüdeten Körper treiben, als ich plötzlich bemerkte wie meine Haut sich färbte, ich riss schnell das Elixierfläschchen an mich und las "Bitte nur eine Verschlusskappe beigeben, für Nebenwirkungen übernehmen wir keine Verantwortung." Tja und da war es schon zu spät, ich sprang noch in das untere Bad, doch das half nichts mehr, eine Stunde danach hatten sich die Schuppen schon auf den ganzen Körper verteilt. Ich rannte in die Bibliothek und nach einigen Fehlschlägen segelte dann wirklich ein Papier auf den Boden vor den Regalen. Es war ein böser Scherz, der sich jemand erlaubte, mutwillige Zerstörung der Körper der Schwarzmagier, nimm dich ja in Acht vor solchem Zeug. Doch meine Mutation hat auch Vorteile, ich kann die Schuppen mit meinem Erzdolch schon fast nicht mehr knacken. Das bildet eine Art von Hautschutz."

Ceron hatte inzwischen das Steinchenbeigen aufgegeben und verbrachte nun seine Zeit mit Sterne zählen, er lag auf dem Rücken als er aufhörte zu sprechen auf seinem Schattenläuferfell, das sehr viel Platz bietet, lag er und betrachtete die Sterne, stillschweigend, wartend auf eine Reaktion.
06.03.2004, 20:48 #109
Renata
Beiträge: 455

So lange also schon. Die Farbe der Schuppen war jetzt nur noch als Rot zu erkennen, vorhin, im helleren Licht, glaubte die Magierin sie rotgolden schimmern gesehen zu haben.

"Für uns ist dieser Anblick vielleicht neu, es ist aber nichts, an das man sich nicht gewöhnen könnte. Wüssten die Krieger um die Vorteile der Schuppen, würden sie Dich wohl um diesen Panzer beneiden."

Ihr Blick fiel auf seine Hand, deren Handrücken ebenfalls mit den Schuppen bedeckt war. Vorsichtig tastete sie über die gleichmässig angeordneten Erhebungen. Sehr glatt waren sie, wie poliertes Horn. "Und die Rüstungsschmiede würden Dich wahrscheinlich hassen."
06.03.2004, 20:59 #110
Ceron
Beiträge: 379

Ceron spürte wie ihre Hand über die Schuppen auf dem Handrücken fuhr.
"Ja die würden mir wohl die Haut abziehen und mich wieder und wieder darin baden lassen, doch kein Mensch, der bei vollem Verstand ist, tut sich solch eine Qual zweimal an."

Ceron, der sich selbst schon wie der Proviantmeister fühlte kramte in seinem Sack herum und seine Hand kam mit einem triumphierenden Schwung und was noch wichtiger ist, mit zwei fetten Schinken wieder hervor. Er legte zudem noch seinen Wasserschlauch auf das weiche Fell. Rena bot er an, sie solle sich doch bedienen und auch Hilias warf er eine grosse Keule und einen Reisschnaps zu.

"Nun werde ich das Zeug aus der Stadt endlich los, sonst fault das noch." Ceron füllte ein wenig Wasser in das Trinkhorn und leerte dieses in wenigen Zügen. Ziemlich erschöpft legte er sich nieder, er deckte sich mit seiner Robe zu und blickte in den offenen Sternenhimmel, so offen wie die Zukunft des jungen Lehrlings.
06.03.2004, 21:00 #111
Seraphin
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Er lebte tatsächlich noch. Seraphin betrachtete den Körper des Hühnen, die jetzt blut- und rußverschmierte Rüstung und den grimmigen Gesichtsausdruck in den von Schmerz verzerrten Zügen. Die Anderen wandten sich um und marschierten wieder in Richtung Lager, einer von Ihnen bot Veltrin seine Hilfe an doch er wurde mit einem schroffen Wort abgewiesen. Seraphin allerdings blieb noch kurz stehen. Sein Blick wanderte ausdruckslos über den jetzt im unbeständigen Schein der Flammen daliegenden Pass. Das flackernden Licht des Feuers enthüllte unbarmherzig die grausamen Überreste ihrer kleinen Schlacht. Der Boden war aufgewühlt, überall lagen Gliedmaßen und schwarze, verstümmelte Körper herum. Der blutig rote Schein der Flammen ersparte ihm keine Einzelheit...

...und er lief weiter, stolperte fassungslos durch die Trümmer während der süßliche Geruch des Todes unaufhaltsam in seine Nase stieg. Ungläubig betrachtete er die verkohlten Überreste des Stalls, das komplette Dach war abgebrannt und Teile der lockeren Wände in sich zusammengefallen. Verstümmelte Tiere tränkten den Boden mit ihrem Blut, eine Kuh, seltsam verrenkt als ob sie noch versucht hätte zu fliehen und ihr Körper... fast zur Gänze gespalten. Die schartige Klinge der riesigen Kampfaxt war in das weiche Fleisch gedrungen und hatte es brutal auseinandergerissen. Das Tier war sozusagen an dem Boden geheftet und in den erlöschenden Augen... flackerte noch Leben. Übelkeit stieg in ihm auf und er stolperte hastig zurück, wandte sich um und fiel hin. Einen Moment blieb er liegen, atmete hektisch und viel zu schnell. Dann ballte er seine Fäuste und erhob sich wieder. Er musste wissen was hier passiert war. Langsam richtete er sich auf und zwang sich den Blick weiter über den zerstörten Hof kreisen zu lassen. Das Hauptgebäude stand ebenfalls in Flammen und gerade brach wieder einer der Dachbalken in einem Funkenregen zusammen. Fassungslos ging er weiter, wie in Trance marschierte er auf die Eingangstür zu... und erstarrte. Der Ork wart tot. Das riesige Beil lag blutvermschiert am Boden. Die Bestie hatte keine Chance gehabt, der muskulöse, fellbedeckte Körper war regelrecht an die Tür genagelt. Mindestens ein Dutzend Pfeile steckten in dem regungslosen Körper und hielten den Ork davon ab an dem Holz hinunterzurutschen und leblos auf dem Boden liegenzubleiben. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Schrecken betrachtete er die gewaltigen Muskeln und knotigen Sehnenstränge welche jetzt schlaff herunterhingen. Hier und da schwelte das Fell bereits und der flackernde Schein der Flammen hauchte der Bestie auf bizarre Art und Weise wieder Leben ein. Die gewaltigen Arme schiene sich im unbeständigen Licht des Feuers wieder zu bewegen, es war als ob er sich jeden Moment von den massiven Bohlen losreissen wollte und auf ihn los stürmen würde. Hastig bewegte er sich ein paar Schritte zurück und stolperte über irgendetwas. Benommen blieb er liegen, dann richtete er sich ganz langsam auf, aus Angst, das zu sehen, was er schon die ganze Zeit befürchtete. Doch das grausame Schicksal ersparte ihm nichts. Tränen stiegen in seine Augen als er den blutigen Körper seines Vaters erkannte. Die Arme seltsam verrenkt, den Kopf zur Seite gelegt und die ehemals weißen Haare jetzt rotgetränkt und ohne ihren einstigen Schimmer kraftlos in der schmutzigen Erde. Der schöne Langbogen war in zwei Teile zerbrochen und lag jetzt, zusammen mit dem nie mehr abgeschossenen Pfeil neben ihm. Er musste sich gewehrt haben wie ein wahrer Krieger, in der Nähe konnte er noch zwei weitere mit fellbedeckte Gestalten erkennen welche jetzt regungslos und tot auf dem Boden lagen. Doch letzendlich hatte er verloren. Der Blick der dunklen Augen war gebrochen und kein Leben spiegelte sich mehr in ihnen...

Lange hatte er einfach nur dagesessen, wie in Trance, unfähig zu denken, zu handeln, ja selbst zu weinen. Dann schließlich erhob er sich. Durch den Schleier der Tränen erblickte er die Überreste des Haupthauses und langsam wankte er darauf zu. Er musste weiter, nachsehen ob irgendjemand überlebt hatte und gleichzeitig kannte er bereits die Antwort. Seine Mutter... und seine kleine Schwester... sie waren alle...


"Wo bleibst du, verdammt?"

schallte die schneidende Stimme Lamas durch die Nacht und riss ihn aus seinen Erinnerungen. Irritiert sah er auf.

"Lass uns nicht länger an diesem Ort des Todes verweilen als nötig."

setzte der Waffenknecht hinterher, und Seraphin wandte sich um. Ein letzter Blick auf die flammende Kampfstätte und die schmerzhaften Erinnerungen zogen sich wieder in das dunkle Innere seines Geistes zurück. Langsam trottete er hinter den anderen her und sie erreichten Bald den Rest der kleinen Gruppe, von dem Veltrin mit großer Freude wieder gesehen wurde. Seraphin hingegen verharrte etwas abseits, starrte nachdenklich zum Pass zurück und das schwache Leuchten der brennenden Schlucht spiegelte sich in seinen dunklen Augen...
06.03.2004, 21:22 #112
Rhodgar
Beiträge: 1.307

-Kapitel 1-

Die Höhe der Teufelszähne zerrte an unseren Kräften, Kälte und Unwohlsein nagten an unseren Leibern. Wahrlich, die Überquerung dieser Gebirge ist nichts, was man anderen wünschen sollte. Knietief sanken wir mit jedem Schritt in den immerwährenden Schnee, die Kleider durchnässt, mit den Nerven am Ende. Doch wir wurden vom Winde getragen, schafften es irgendwie, den angestrebten Gebirgspass zu erreichen, um unsere Reise fortzusetzen. Das Ziel in unser Hirn eingebrannt, liefen wir blind für alle Geschehnisse durch das ewige Weiß, so tief und weit. Existierte der azurblaue Himmel heute nicht, ich hätte den Sinn dafür verloren, was noch real und was nur Täuschung war. Ich hätte mein Selbst inmitten dieses Mysteriums verloren.
Du wirst dich fragen, warum schreibt er so betrübt, der Autor dieses Werkes? War doch bisher alles wunderbar gelaufen? Nun, das ist nur ein Teil der Wahrheit. Es drehte sich um Veltrin, unseren Führer und Leiter auf dieser Expedition. Was er uns doch bedeutete, was wir ihm zu verdanken hatten und was wir ihm doch schuldig waren.
Sie sind plötzlich da gewesen. Wankend und torkelnd waren die Kreaturen auf uns zugeschlichen, inmitten dunkler Nebelschwaden, so finster wie die Nacht, die wohl bald hereinbrechen würde. Allen Vorsichtsmaßnahmen unsererseits zum Trotz war dieser tapfere Krieger auf die Meute zugegangen, war er doch im Glauben gewesen, dies sei seine angeheuerte Mannschaft, die uns sicher nach Gorthar bringen würde. Nichtsahnend hatte sich unser Anführer in seines Schicksals Hände begeben. Die Vision, die unsere beiden Auserwählten der Götter zur gleichen Zeit empfangen hatten, war zu nichts nütze gewesen. Dass es sich bei den Gestalten um Untote gehandelt hatte, um solche von der Sorte die nicht einmal wir Beliardiener zu beherrschen wussten, diese Erkenntnis kam zu spät. Zu spät für uns, zu spät für Veltrin.
Der Ernst der Lage war lediglich schnell begriffen, doch das Unheil war nicht mehr abzuwenden, waren die Hälse der Zombies zu allem Überfluss auch noch mit Metallkrausen geschützt, sodass der fein geschmiedete Stahl einer jeden Klinge einfach daran abprallte, nichts bewirkte. Todesmutig stürzten sich aber jene, die des Kampfes geschult waren, in die Schlacht, und fochten den verbitterten Krieg gegen einen schier unbesiegbaren Feind. Blut? Nein, Blut gab es nicht in diesen seelenlosen Hüllen einstiger Menschen. Dort, wo einmal der rote Lebenssaft gewesen war, quoll nun dickflüssiger, schwarzer Schleim, mit Madengewürm garniert. Der Schnee war schon bald gekennzeichnet von dieser Masse, war voll mit Armen und anderen Gliedmaßen, die vermodert wie eh und je ihr lebloses Dasein fristeten. Ich selbst habe nur indirekt am Kampf teilgenommen, habe meine Dienerkreatur, die reanimierten Gebeine einer Blutfliege, in die Schlacht geschickt, um jene zu unterstützen, die ihr Leben riskierten, nur um uns eine sichere Flucht zu ermöglichen.
Wie dieser aussichtslose Zwist zuende gegangen ist? Nun, ein weiteres Mal hatten wir es Veltrins Verstand zu verdanken, dass wir uns sicher auf die andere Seite des Passes hatten retten können. Sein Geistreichtum und das schnelle Handeln des Seraphin ermöglichten es unserem Anführer, uns in Sicherheit zu bringen. Doch musste er dafür sich selber zurücklassen, eingekreist von den Untoten und gefangen in einem scheinbar ewig und gierig brennenden Kreis aus züngelnden Flammen. Und es war an uns übrigen acht Gefährten, zusehen zu müssen, wie uns unser Freund mit ein paar letzten, gellenden Rufen dazu antrieb, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, nicht zurückzuschauen und vor allem die Medien zu schützen. Sie wären der Schlüssel zu allem. Und dann schob sich eine Stichflamme vor meine Sicht, und es war mir nicht länger möglich seine Konturen inmitten des Infernos auszumachen...
Doch halt, was war das? Unmöglich, völlig ausgeschlossen, aber... das konnte nicht sein. Fassungslosigkeit und zugleich unendliche Erleichterung und Freude trafen in meinem Kopf aufeinander. Aus den qualmenden Ruinen des Schlachtfelds kehrten fünf Männer zu uns zurück. Vier waren aber zuvor nur aufgebrochen, der fünfte... ja, als sie näher kamen, verdeutlichten sich ihre Konturen, nun war es klar zu erkennen. Veltrin, der Teufelskerl, hatte diese Infernowoge überlebt, war mit einem blauen Auge davon gekommen, wie man so schön sagt. Neben ihm die Diener des Innos, des Schläfers und der meines Herren. Schon waren sie zu uns gestoßen, und sogleich hatte Veltrin dafür gesorgt, dass alle Euphorie aus unseren Herzen verschwand. Davon sollten wir uns nicht blenden lassen, sollten uns auf das Wesentliche konzentrieren, und unseren Marsch, der sich noch lange hinziehen würde, fortsetzen. Und das taten wir...


Immer wieder fuhr Rhodgar mit seinen Blicken über den eben vollendeten Text. So langsam war die grobe Struktur seines Werkes zu erkennen, das Buch nahm langsam Form an. Er freute sich schon auf den Tag, an dem sie glorreich ins Kastell zurückkehren würden, und an dem es soweit wäre. Wenn er diese Zusammenstellung ihrer Erlebnisse in der Bibliothek der schwaren Festung wiederfinden könnte.
07.03.2004, 13:17 #113
Ceron
Beiträge: 379

Am vergangenen Abend fielen Cerons Augenlieder dann sehr schnell zu, der junge Lehrling schlief unter der Bettdecke des Himmels, den Sternen ein. Sein Fell hielt ihn schön war, wenn auch nicht für besonders lange zeit. Denn nachdem sich die andern auch ausgeruht hatten, sie kamen ja noch in dieser Nacht mit Veltrin zurück, konnte der Trupp seinen Weg durch die karge Lande fortsetzen.

Ceron war es mulmig zumute, das war wohl auch der Grund wieso er sich während dem Marsch immer bei Carras aufhielt, dort hätte er Schutz wann immer er ihn brauchte. Als die Gruppe dann endlich am anderen Fuss des Berges ankam blickten sie alle hoch, hoch auf den Berg der sie beinahe einen Kameraden gekostet hätte.

Doch Veltrin trieb die Gruppe nun wieder ohne Gnade voran, keine Zeit für lange Unterbrüche und die Luft vom Schwatzen sollen sie aufs Laufen konzentrieren. Bald schon trieb sie der Weg ein kleines Tälchen hinunter, welchem oben ein Bach entsprang. Veltrin ordnete an hier noch einmal alles aufzufüllen und dann weiter zuziehen.

Alle taten wie Veltrin es befohlen hat, sie waren auch alle froh darüber wieder einen selbstsicheren Anführer zu haben. Veltrin gab ihnen Sicherheit, dass sie das richtige tun würden wenn sie auf den erfahrenen Kämpfer hörten und das liess jedem einzelnen einige Fünkchen von Hoffnung, dass dieses Himmelfahrtskommando doch noch gelingen könnte. Verluste würden keine Rolle spielen, die Medien müssen zur Abtei gelangen, koste es was es wolle. Dies hat der Führer noch einmal klar gemacht, indem er sie hat ziehen lassen.

Der Trupp trottete darauf weiter bis sie über einer kleinen Klippe standen. Ceron, der sehr scharfe Augen hat, konnte das Meer schon erkennen. Er rief: "Freunde, das Meer, ich sehe es, es kann nicht mehr lange dauern!"
Tarim trat schnell heran, ein Funkeln war in seinen Augen zu sehen, ein Funkeln wie Ceron es noch nie zuvor gesehen hat.
Auch Rena trat an den Abgrund, darauf kam Carras, der sich hinter Tarim stellte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Nach und nach stand die ganze Gruppe da, sogar Veltrin. Dieser jedoch konnte nicht lange stehen bleiben und befahl: "Dort links runter dann über das angeschwemmte Geröll des letzten Hochwassers an den Stand runter, schnell beeilt euch, die Zeit wartet nicht um Emotionen einzufangen!"

Tarim rannte an die Spitze der Gruppe, der Junge konnte es wohl nicht mehr erwarten das andere Element zu berühren.
07.03.2004, 15:19 #114
Renata
Beiträge: 455

Nachdem sie die Abhang - mehr rutschend als kletternd - überwunden hatten, fanden sie sich auf einer weiten Ebene wieder. Das Meer, das vorhin von der Kante des Abhangs bereits zu sehen gewesen war, verschwand jetzt hinter der Grenze des Sichtbaren. Die Ebene, die sie sich jetzt anschickten zu durchqueren, bestand aus dicht nebeneinander liegenden gewaltigen Steinplatten, jede einzelne mit Rinnen und Spalten übersäht, die Zeit und Wasser gefressen hatten. Größere Pflanzen hatten hier keine Chance, lediglich struppiges Gras wuchs in den Ritzen. In diesen steinernen Rinnen versickerte gluckernd der Regen, der inzwischen eingesetzt hatte, schräg prasselten die vom Wind getriebenen Regentropfen auf sie ein. Die kalte Nässe setzte der Gruppe zu, kaum einer sprach.

Lediglich Tarim schien es nicht erwarten zu können. Er lief bereits weit voraus und hatte als erster die Küstenlinie erreicht. Ein Glück, dass gerade in diesem Augenblick die Nachmittagssonne durch die Regenwolken brach. Hier wies Veltrin sie an, dem Strand in westlicher Richtung zu folgen.
07.03.2004, 19:56 #115
Ceron
Beiträge: 379

An der breiten Küste schien die Gruppe ein wenig auseinander zu gehen. Ceron suchte weiter nach interessanten Werken der Natur, einige Wasserpfützen machten den jungen Lehrling aufmerksam. Er berührte mit seiner Hand das Wasser und fuhr dann zu seinem Mund, Süsswasser, es musste hier irgendwo eine Quelle geben. Doch wie kann das hierher kommen?

Ceron lief ein wenig vom Meer weg, er suchte weitere Hinweise auf eine Quelle, eine Quelle des Lebens. Als der Drachenmensch fast mit seinen Lederstiefeln in einer, durch pflanzliche Erosion entstandener, Rinne stecken blieb, kam sein Gesicht sehr nahe auf den sandigen Boden. Für seinen Geschmack fast zu nahe, doch das brachte wie vieles, auch etwas Gutes mit sich. Denn als er mit dem Kopf im Sand lag, wurde der junge Lehrling auf Spuren von Kleintieren aufmerksam, das müssen fast Ratten sein, dachte er sich. In seinem Kopf schnitt er nun die Gerade, die die Abdrücke bildeten mit der des Baches, welcher dort oben in den Bergen entspringt. Es hätte nicht besser kommen können, genau auf dem Schnittpunkt lag ein kleines Loch in der Wand. Ceron rief schnell einige der Anderen, welchen es wohl auch langweilig war, zu sich es gäbe etwas zu entdecken. Auch Rena und Rhodgar suchten beschäftigen und eilten so schnell zu Ceron.

"Schaut mal da oben, da in der Höhle muss es Süsswasser geben. Lasst uns das näher ansehen. Kommt schon!"

Mit diesen Worten eilte Ceron voller Tatendrang auf die Höhle zu, dieses vorhin beschriebene Loch wurde je näher man kam umso grösser. Als die Drei vor der Höhle angekommen waren war die Öffnung schon mannshoch.

"Lasst uns eintreten, ich will wissen was da vorgeht!"
07.03.2004, 20:39 #116
Renata
Beiträge: 455

Ihr gestrenger Anführer hatte noch gar nicht bemerkt, dass sich drei aus seiner Gruppe etwas abgesetzt hatten. Schnell, schnell, damit sie nicht allzuweit zurück blieben.

Die Höhle war nicht sehr groß; lang und schmal wie sie war, lag ihr hinteres Ende schon in fast völliger Dunkelheit, erst eine Lichtkugel offenbarte einen niedrigen Durchgang, der von der Haupthöhle abging. Ceron war schon hindurchgekrochen. Bald war von ihm ein erfreuter Ausruf zu hören, er schien dort etwas gefunden zu haben. Schon zwängte er sich rückwärts kriechend zurück und zog etwas schweres aus der Öffnung: eine kleine Truhe, wohl die Hinterlassenschaft von Schmugglern oder Piraten. Verschlossen allerdings.

Ob eine Schattenflamme hier als Öffner dienen konnte?
07.03.2004, 21:00 #117
Rhodgar
Beiträge: 1.307

Verblüfft schaute Rhodgar auf das Behältnis, welches von ihrem halbblütigen Mitstreiter aus der Höhle gezogen worden war. Vom Meersalz angefressen war das Holz, doch machte es trotzdem einen recht massiven Eindruck. Bei genauerer Betrachtung wären den dreien wohl die feinen Zeichen aufgefallen, die in die Kiste eingeritzt worden waren. Was sie wohl bedeuten mochten? Vielleicht eine von diversen Schurken genutzte Geheimsprache, um sich gegenseitig Nachrichten zukommen zu lassen, ohne das Risiko einzugehen, von den hiesigen Häschern geschnappt zu werden? Möglich war alles.

Doch nun hieß es, wie war an den Inhalt heran zu kommen? Ein Blick untereinander hatte genügt um klar zu stellen, dass jeder einzelne daran interessiert war, die Kiste zu öffnen und zu schauen was sich in ihr befand. Bei der Gelegenheit musste Rhodgar zwangsläufig an seinen alten Freund un Kumpanen Syrus denken. Jener hätte einfach einen seiner Dietriche gezückt, das Schloss bearbeitet und nur Sekunden später einen überlegenen Gesichtsausdruck ob der bewältigten Herausforderung aufgesetzt. Mit träumerischen Augen erinnerte sich der Schwarzmagier daran, wie er und Syrus damals im Kellergeschoss des Kastells umhergegeistert waren, alles nur aus dem einen Grund. Rhodgar selber hatte zu der Zeit nämlich ebenfalls eine Vision gehabt, mehrmals sogar. In etwa vergleichbar mit jenen, die Rena und Hilias von Zeit zu Zeit heimsuchten. Die damaligen Lehrlinge hatten so manches Rätsel gelöst, so manche Gefahr überwunden, doch hatten sie schließlich umkehren müssen. Ein Wächter aus reinem Licht hatte ihnen letztenendes den Weg versperrt, sie daran gehindert dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Er war zwar gewiss nur eines der Mysterien, die im Kastell beheimatet waren, doch gingen dem Schwarzmagus bis heute seine Worte nicht aus dem Kopf. "Kehrt zurück, wenn ihr euch als würdig erwiesen habt." Hatte zumindest er dies schon erledigt? Wenn dem so war, dann wusste er schon was zu tun war, wenn die Gruppe am Tag X wieder im Kastell angelangen würde. Sie würden...

"Rhodgar, was ist, träumst du?"

Ein leichter Stoß in die Seite ließ ihn aus seinen Gedanken fahren. Mit kleinen Sternchen vor den Augen musste er sich eingestehen, dass er wirklich ein bisschen abwesend gewesen war, war es doch nun an der Zeit, endlich hinter das Geheimnis der Kiste zu kommen. Schnell war alles abgesprochen, er und der junge Drachling traten zwei Schritte zurück, während Rena damit begann, eine Schattenflamme über ihrer Hand tanzen zu lassen. Immer weiter und weiter, bis schließlich... ja, mit einem Knall zersprang das angerostete Schloss, welches ihnen im Weg gestanden hatte. Nun war jener frei, und Rhodgar wagte sich als erster daran, den massiven Deckel anzu heben. Ein anfänglicher Schock ließ seine Adern und seinen Herzschlag pulsieren, denn das erste was er sah, kam diesem Bilde sehr nah.
07.03.2004, 21:27 #118
Ceron
Beiträge: 379

Der Schwarzmagier schien ganz besessen von seinem Fund die anderen schon vergessen zu haben. Den Schädel in der Hand drehte er sich ab, jedoch nicht ohne den Truhendeckel wieder zugeknallt zu haben.

Nun kniete auch Ceron vor der Truhe nieder, was sie wohl noch so alles barg? Seine Finger fuhren über die verschwommen noch sichtbaren Runeninschriften. Ganz schwach konnte man sie noch fühlen, dies konnte jedoch auch an Cerons schuppiger Haut liegen.
Als dann die Hand ihr Ziel, den Hebel, erreichte und die Truhe öffnete, traute Ceron seinen eigenen Augen nicht. Wieso hatte dieser Magier bloss diesen Schädel gewählt, da lag doch noch... Nein sogar, da lagen noch 2 eiserne Beinschienen. Ceron wollte die beiden Prachtstücke gerade aus ihrem Gehäuse befreien als er gewaltigen Druck spürte. Diese Dinger waren vielleicht schwer, und dies soll auch noch jemanden schützen, das behinderte doch nur.

Ceron dachte wieder an das Konditionsbuch, stand da nicht man solle immer mit Gewichten trainieren, wenn man sie dann abnehme würde man sich wie ein Vogel, frei wie der Wind fühlen. Das wollte Ceron nun tun, sogleich band er sich die brutal schweren Dinger um die Schienbeine und war bereit wieder zu marschieren, wenn auch begrenzt schnell. Rena schien eher die Truhe zu faszinieren, sie schien sich nichts aus Schatzsuchen zu machen, mitgekommen war sie sicher gerne.

Die kleine Dreiergruppe hatte heillos den Anschluss verpasst, Rena packte den immer noch in seinen Schädel vertieften Rhodgar am Arm und Ceron bemühte sich, selbst mit den Beinschienen aus schwerem Erz, dem Medium Beliars zu folgen. Allmählich gewann er ein Gefühl für die Gewichte und er konnte sogar mit den anderen Schritt halten.
Nicht lange dauerte es, da konnten die total erschöpften Schatzsucher auch schon wieder ein wenig ausatmen. Veltrin war nur noch wenige Meter vor ihnen, er schien noch nichts bemerkt zu haben.
08.03.2004, 16:09 #119
Tarim
Beiträge: 189

Sie liefen nun schon einige Zeit den Strand entlang. Die meisten der Gruppe eher weiter vom Meer weg, doch Tarim lief direkt dort, wo die Gischt endete. Er war ganz in seinem Element hier am Meer, schließlich hatte er viel Meer als sein halbes Leben an diesem verbracht. Sein Kopf war durchflutet mit Gedanken und Erinnerungen an alte Zeiten…



…es war eine stürmische Nacht. Tarim saß in einer Ecke eines Raumes, des komplett mit holz verkleidet war. Alles um ihn schwankte….er rannte von Deck zu Deck….doch er fand nichts, niemanden den er suchte.

Das Meer lag still da. Scheinbar zufrieden mit sich selbst oder trauernd über seine Macht. An seiner Küste saßen zwei Gestalten. Ein alter Bekannt und ein junges Kind. Sie sprachen kein Wort und starrten es nur an. Der Junge mit hasserfüllten Augen…


…ein junger Fischer zum ersten Mal mit seinem Meister auf dem Meer…ein guter Fang…


….Sturm…Flaute…Sonnenschein….Ruhe….Frieden…




….ob nun schöne oder schlechte. Das Meer hat ihm viel genommen, das wurde ihm nun wieder klar. Doch dafür gab es ihm in seinem Leben auch soviel. Durch es traf er Abaddon und durch ihn kam er zum Sumpf lernte Carras kennen und war dadurch nun hier. Ein ewiger Kreislauf, wie es schien. Der junge Mann blieb stehen und atmete tief durch. Ja, das Meer war ein Teil seines Herzen. Tarim sah auf. Die Gruppe war ohne ihn weitergegangen, sodass er hinterher rennen musste. Doch schon bald hatte er die Gruppe wieder erreicht. Hoffentlich würden sie ihr nächstes Ziel bald erreichen.
08.03.2004, 16:34 #120
Veltrin
Beiträge: 35
Umbruch
Der Recke war erleichtert, als die salzige Luft zum ersten Mal seine kurzen, harten Barthaare durchfuhr- So unendlich erleichtert. Sie hatten ein gutes Stück hinter sich gebracht und waren alle noch am Leben. Sie hatten den Pass, die Kimme des Teufels, wie Veltrin sie im derben Tonfall bezeichnete, durchquert und die Teufelzähne überschritten. Die Küste war kalt, feucht, doch eine Erholung für alle.
So ließ der Krieger es auch drei Schwarzmagiern durchgehen, das sie sich einfach von der Gruppe entfernten. Er sah es ihnen nach. Wenn man die Zügel eines Pferdes lokcer lässt, wird es dich nirgendwo hinbringen, doch zerrst du zu sehr daran, wird das Pferd fallen und dir das Genick brechen. Diese Weisheit aus seiner Heimat traf hier voll zu, obwohl es lange her war, das er ein Pferd mit eigenen Augen gesehen hatte. Im Westen sollte es sie wohl noch geben, doch die Pferde waren in den ersten Orkkriegen zu solch hohen Zahlen im Felde geblieben, das ganze Zuchtlinen aus den Provinzen verschwanden und man den Leuten nur Ackergäule und Rindvieh daließ.

Veltrin hatte nicht das Interesse, den Mitgliedern der Gruppe noch mehr abzufordern, als irgend nötig. Wenn sie der Abtei nähr waren, würde es anders aussehen, aber noch konnten sich die Getreuen einige Freiheiten erlauben.
So überraschte er alle, in dem er plötzlich den Kopf hob und mit unverhofft klarer Stimme ein Lied zu singen begann. Es war in der hohen Kriegersprache verfasst, bei der es sich in Wirklichkeit nicht mehr als um einen Dialekt der alten Gelehrtensprachen handelte. Doch er erinnerte sich gut, wie er das Lied zum ersten Mal gehört hatte. Auf dem riesigen Platz, nah beim der heute niedergebrannten Hafenstadt Mir Talbash. Dort hatte er seine Weih von den Druiden seines Ordens erhalten und zum ersten Mal auf die heilige Prophezeiung schwören dürfen, das er, wenn die Zeit reif war, den Willen des Windgottes zu erfüllen und die drei Gesalbten des Dreigestirns aus dem Norden zur Abtei zu geleiten. Damit sie dort tun konnten, was sie zutun hatten.

So hielt Veltrin an und ging auf die brausende Gischt der Flut zu, donnerte das Lied in die brüllende Luft des Meeres. Von allen hätte Tarim seinen Blick wohl am ehsten verstanden, dann Veltrins Volk verband eben so viel Leidenschaft und Stolz für die See, diese kalte, unendliche Viele, die wie eine grausame Geliebte übereinen kam und nicht mehr los ließ, wie sie Stolz und Kraft aus dem Wind und der Schlacht gegen die Übel des Chaos zogen.
Und Veltrin hörte noch den Choral der Männer, wie sie über die Heimat, die See und den Wind sagen, während er, auf Knie liegend, dem Windgott und der heiligen Prophezeiung ewige Treue gelobte.

Die anderen verharrten stumm. Einigen zuckte ein unsicheres Lächeln über die Lippen. Ihr sonst stets so harter, Kaltwirkender Anführer, stand da am Meer und sang mit glockenklarem Bass gegen die bleigrauen Weiten an. Und als hätte der Windgott es selbst gehört, öffneten sich die Wolken und warme Sonnenstrahlen zeugten vom nahenden Frühling.

Dann verschallte die letzte Note, klang noch einen Augenblick nach…dann erlosch sie, wie Kerzeschein in der Finsternis.
Veltrin drehte sich wortlos auf den Weg zurück und marschierte weiter. Sein Gesicht war hart und ausdruckslos. Doch man konnte meinen, das es von Tränen feucht zu glänzen schien, oder waren es doch nur die sanften Schaumkronen der Gischt gewesen, die das trockene Antlitz seit wer weiß wie vielen Jahren, zum ersten Mal wieder mit dem salzigen Nass benetzt hatten?
08.03.2004, 18:18 #121
Rhodgar
Beiträge: 1.307

So schön... fasziniert blickte Rhodgar auf das weite Meer hinaus. Die untergehende Sonne warf ihre letzten Strahlen quer über den Ozean, und jener reflektierte sie in einem wundervollen dunkelorange. Ein Bild, welches sich lohnte festgehalten zu werden, doch hatte der Schwarzmagus die Ölfarben, welche er sich einst von einem der Dämonen hatte zusammenstellen lassen, in seinem Zimmer im Kastell zurückgelassen. Denn nie hatte er damit gerechnet, solch bezaubernden Motiven zu begegnen. Er zuckte leicht mit den Schultern, stieß einen leichten Seufzer aus, und wandte sich wieder der Gruppe zu.

Jeder einzelne von ihnen schien froh darüber zu sein, die Teufelszähne hinter sich gelassen zu haben. Verständlich. Schließlich war es beileibe kein Vergnügen gewesen, das Gebirge zu bezwingen, um schließlich sicher auf der anderen Seite heruntersteigen zu können. Doch wo waren sie nun eigentlich? In jedem Fall weiter fort, als es Rhodgar je von seinem Zuhause gewesen war. Geschwind griff er nach seinem Wanderbündel, welches mittlerweile um einen stolzen Totenschädel bereichert worden war (aus irgendeinem Grund ging eine gewisse Anziehungskraft von diesem Stück aus... seltsam). Jener grinste ihn aus seinen dunklen und entleerten Augenhöhlen an, mit fehlendem Unterkiefer. Wessen Überreste das wohl sein mochten? Bestimmt ein berüchtigter Pirat, der sein Unwesen auf dem Meer getrieben hatte, pausenlos Galeeren und andere Schiffe überfallen hatte und sein Leben zwischen Seeschlachten und barbarischen Fressorgien verbracht hatte. Solche Leute sollte es ja geben. Grinsend schüttelte Rhodgar den Kopf, kaum merklich. Nein, für ihn wäre ein derartiges Leben in Saus und Braus nicht, er liebte die Stille. Schon am Vortag hatte er sich fest vorgenommen, sich nach ihrem Abenteuer wieder ganz den alltäglichen Dingen zu widmen, sein Magiestudium fortzuführen und bei Gelegenheit endlich einmal seine Heilkenntnisse aufzubessern.

Behutsam legte der Schwarzmagier seinen grinsenden Freund wieder zurück, und zog stattdessen die Karte hervor, die den Gefährten von Meditate nachträglich zugeschickt worden war. Zur Orientierung, wie es in dem kurzen Brief geheißen hatte. Langsam fuhr er mit dem Zeigefinger den Weg auf dem Pergament entlang, von dem er in etwa wusste, dass sie ihn gegangen waren. Der Pass über die Teufelszähne war ebenfalls eingezeichnet, und den hatten sie ja hinter sich gelassen. Folglich mussten sie sich in etwa hier befinden, genau an der Stelle, die er nun mit dem Finger immer wieder antippte. Hier irgendwo mussten sie nach Gorthar übersetzen.
08.03.2004, 18:21 #122
Seraphin
Beiträge: 318

Es war wunderschön. Das Meer erstreckte sich soweit man sehen konnte um irgendwann mit dem fast gleichfarbenen Horizont zu verschmelzen. Der salzige Geruch von frischem Seewasser umgab die kleine Gruppe und das monotone, ruhige Plätschern der Wellen war wie eine Entschädigung für das gestrige Szenario. Anstatt Schreien und Feuer herrschte jetzt Ruhe und Wasser, während jeder für sich seinen Gedanken nachhing. Sogar Veltrin hatte sich von den Gefühlen überrumpeln lassen und bewiesen, das auch er ein Mensch war. Der klare Bass des Kriegers war für wenige Moment durch die Stille gebrochen und hatte sich mit dem Klang der Wellen zu einer einzigen, schöne Melodie verbunden. Sie zeugte davon, dass er nicht immer so hart gewesen war, aber auch dass er seine Gründe hatte so zu werden. Niemand konnte den Hauch Bitterkeit, die unterschwellige zweite Stimme in seinem Lied, überhört haben. Aber vielleicht war das auch gut so…

Seraphin selbst hing auch seinen eigenen Gedanken nach. Doch diese waren ebenfalls mit Schmerz verbunden. Schmerz und Trauer, die sich über die Jahre zu der tödlichsten Mischung überhaupt verbunden hatten: Hass.
Hass auf die Orks, welche ihm seine Familie genommen hatten, Hass auf das Schicksal, welches sie zu ihrem Hof geführt hatte und Hass auf sich selbst, dass er als einzigster überleben durfte. Aber sie würden irgendwann bezahlen, dafür dass sie noch nicht mal vor Frauen und Kindern halt machten, unschuldigen Seelen, die mit diesem sinnlosen Blutvergießen nie etwas zu tun hatten und auch nie etwas damit zu tun haben wollten. Doch sie wurden nicht gefragt…

Einen Moment blieb er stehen und wandte seinen Körper zu Meer. Langsam schritt er immer weiter auf die Gezeitenlinie zu, über sie hinweg bis die anrollenden Wellen schließlich seine Stiefel benetzten. Mit leisem Plätschern umspülten sie die ledernen Sohlen und vereinigten sich hinter ihnen wieder zu der unaufhörlichen Bewegung des Wassers. Die Dämmerung hatte eingesetzt und die steinernen Felsen im seichten Wasser wurden zu dunklen Schatten, Seevögel ließen ihre Rufe weit über das Meer schallen und irgendwo im Westen hinter der Bergkette ging die Sonne bereits unter. Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust des Magiers, schien einen Moment in der Luft zu verharren und sich dann auf leisen Flügeln bis zum Horizont auszubreiten. Als wolle er die gesamte Welt in sich aufnehmen, wie ein kleines Kind, das erfahren musste wie groß das Leben der Erwachsenen doch war. Das Wasser schien für einen Augenblick still zu stehen, den ewigen Kreislauf des Plätscherns zu unterbrechen und seine Aufmerksamkeit dem dastehenden jungen Mann zu widmen, welcher mit geschlossenen Augen da stand und nichts mehr außer dem Meer um sich herum wahr zu nehmen vermochte. Dann war der unsichtbare Bann gebrochen, von einem Moment auf den Anderen nahm das Rauschen der Wellen wieder zu und riss den Magier aus seinen Gedanken. Ein letzter, schwer zu deutender Blick, dann wandte er sich um und stapfte mit langsamen Schritten wieder auf den Strand zurück um sich der weitergerückten Gruppe wieder anzuschließen.

Nachdenklich bildete er den Schluss ihrer kleinen Gemeinschaft und reihte sich in die Kette von leise dahinmarschierenden Kämpfern, Magiern und Abenteurern ein. Er war froh mitgekommen zu sein, das was sie bis jetzt schon erlebt hatten konnte nicht jeder von sich behaupten und hatte sie zusammengeschweißt, irgendwie. Wer wusste das schon, vielleicht würden sich ja einzelne Bünde bis über ihr Abenteuer hinaus halten…
08.03.2004, 20:05 #123
Estragon
Beiträge: 507

Hilias hatte dem Lied andächtig gelauscht. Der harte Brocken schien wirklich so was wie Gefühle zu besitzen. Die Wunder und Zeichen, sie endeten wohl nie.
Der Steinmetz lächelte dünn und die Gruppe setzte sich weiter in Bewegung. Die Sonne war gerade hinter dem Horizont verschwunden, als er seinen Schatten beäugte.
Scharf geknickte, verlief er über den Sand, folgte ihm ^wie ein sanfter, stummer Geist.
Hilias lächelte breiter, dann gefror sein Lächeln zu einer Maske des Entsetzens. Der Wind frischte von See her auf, fegte Land einwärts. Die anderen zogen ihre Kleidung eng an den Körper. Dann nahm Lama den Kopf hoch, er lief direkt hinter Hilias und erstarrte ebenfalls.
„Was zum…“
Bis eben war die Gruppe noch halbwegs entspannt gewesen. Das Wetter war besser geworden, die Monster besiegt, die Sonne machte gute Laune. Doch jetzt der schneidende Wind und der rasche Nebel, der über die Wasseroberfläche kroch. Einige waren stirnrunzelnd langsamer gelaufen. Nebel und solche starker Wind passten zusammen wie Schneefall in einer Dünnenwüste. Beides schloss sich aus.
Doch nach Lamas Ausruf, kippte die Stimmung von angespannt nervös bis zapplig verwirrt, in offene Bereitschaft, alles zu erschlagen was sich ihnen in den Weg stellen sollte.
Jeder hatte seine Waffe zur Hand oder zog sie gerade. Nur Hilias und Lama nicht.

„Hilias, brennt ihr..?“ stammelte der Waffenknecht. Die anderen ließen mit offenen Mündern die Waffen sinken. Rhodgar und Seraphin waren nicht ganz so verblüfft, hatten sie es doch schon mehre Mal beobachten können, doch nie so heftig.

Der Steinmetz war völlig ruhig. Sein Schatten war verschwunden. Zu viel Licht ging von ihm aus. Sein Haar, hatte es bisher in einem strengen Geflecht aus kleinen Zöpfen in einem großen Verbund gehalten, loderte nun wild tanzend um sein Haupt. Es sah aus, als brenne er wirklich. Doch werde Rauch noch Asche war zu erkennen. Nur das wilde Tanzen der Hellglühenden Haare.
„Wie lange noch?“ fragte Seraphin bitter.
Hilias sah seine Hand an, hielt sie in den Wind. Die obere Hautschicht pellte sich ab, wie Holz, das zu Sand verrottet war. Es tat nicht weh. Es brachte aber auch keine Erlösung.
„Zwei Wochen…vielleicht weniger. Ich esse seit drei Tagen nicht mehr. Das Trinken muss ich wohl auch einstellen. Nahrung und Wasser scheinen den Verfall zu beschleunigen.“
Rhodgar trat nähr an Hilias. Der Haarschopf war schon merklich kürzer geworden.
„Können wir irgendetw…“
Hilias lächelte und schüttelte sanft den Kopf. Das Haar war verschwunden. Spiegelglatte Kopfhaut krönte nun den Schädel des Wiedergekehrten. Sein Bart, blass, schon fast graurosa, hielt sich weiter trotzig, doch auch er würde gehen. Wie alles andere. Der Steinmetz gab sich in diesem Punkt keinen Illusionen hin. „Grämt euch nicht, Meister Rhod…“
„Ich störe euch bei euerem Tiefbewegenden Wortwechsel nur ungern, Zombie des Innos. Aber würden die Herrschaften bitte alle die Augen auf unseren Weg vor uns richten.“
Die Magier, die schon seit; wie lange schon, nur ein paar Wochen, höchstens zwei Monate, doch hätten wohl sie, als auch Hilias von Jahren gesprochen; zusammen waren, sah sich böse nach dem kaltherzigen Killer um, doch ihr Zorn verrauchte, ebenso überraschend, wie der Nebel gekommen war.
Dieser bedeckte nun die ganze Küste, trotz des wehenden Windes. Aber vor ihn, da war etwas. Eine Art Insel, die aus einem Meer aus Nebel ragt. Etwas schwarzes. Stein oder Holz vielleicht. War es ein Schiff?
08.03.2004, 20:37 #124
Veltrin
Beiträge: 35

Veltrin hatte das Ereignis um den Zombie des Feuergottes schnell als Belanglos abgetan. Das Medium würde nicht vor seiner Zeit selbst vergehen. Die Götter, fragte man sich warum, Veltrin wusste es nicht zu sagen, hatten diesem Mann ein Schicksal zugedacht. Er würde es erfüllen oder durch andere, höhere Mächte das Ende finden.
Deshalb wandte sich der Krieger mit entnervt rollenden Augen wieder nach Westen und stutzte.
Der Nebel hatte bereits mit seinen körperlosen, Gierigtastenden Fingern, den gesamten Strand erobert. Doch da vorne war etwas. Veltrin war ein Trockenkind, doch im Westen Gortars wuchs keine Junge auf, ohne die Siluete eines Schiffes erkenn zu können. Der Vorpresch*, die lange Nase des Schiffes, ragte über dem feinen Sand. Veltrin ging ein Stück nähr auf das Holzmonstrum zu, denn der Kahn war in einem erschreckenden Zustand. Speige und Kielmitte waren gerissen, über all prangerten kleine Lecks das Alter dieses Wracks an. Verfaulende Tagelage und Segelzeug gaben im Wind ein gespenstisches Flüstern von sich.
Leichen waren keine zu sehen.
Veltrin war ein nüchterner Mensch, doch seit seiner Kindheit; die nur vier Jahre gedauert hatte und mit dem Eintritt in den Orden geendet war; hatte man ihm Geistergeschichten und Fluchmythen über die Schicksale der Schiffe und ihrer Crews erzählt. Nicht als Unterhaltung oder zum Erschrecken, sonder als sachliche Gegebenheit, so wahr und richtig wie die Zyklen von Mond und Sonne, Wind und Gezeiten.

„Heiliger Wind sein barmherzig deiner Dienerschaft.“ flüsterte der Krieger. Käseweiß war sein Gesicht und seine Knie zitterten merklich. Er machte keinen Hehl draus.
„Wenn ihr clever seid, nehmt die nutzlosen Beine in die Hand und lauf geschwind um das Ding. Verschwendet keinen Blick danach. Ich werde keinen daraus helfen, wenn er verschlappt wird. Gegen Geister beißen Klinge und Stock nicht.“
Er sah sie alle mit eindringlichem Blick an. Seine Augen, die schon im Alter von 12 mehr einem dämonischen Killer, als einem Menschen glichen, blickten aus starrgrauer Tiefe hervor.
„Gehen wir…“

Er war schon bei Ansetzen des ersten Schrittes, da erschalte hinter ihm, deutlich. „Wartet. Wir gehen nicht.“
Veltrin verfluchte jetzt schon das Antlitz des Sprechers, weil er genau so etwas geahnt hatte.
„Sagts nichts, wir müssen darein.“ Er deutete auf das Schiff.
08.03.2004, 20:41 #125
Renata
Beiträge: 455

Die Gruppe hatte sich bereits daran gemacht, den Schiffsrumpf buchstäblich links liegen zu lassen. Plötzlich durchfuhr die Magierin ein Gefühl von Übelkeit, nur kurz, dann schien alles wieder normal. Sofern es denn als normal zu bezeichnen war, dass sie scheinbar durch die Außenwand des Schiffes sehen konnte. Sie sah in Richtung Heck, ihr Blick fiel auf eine Kajüte, eine geschlossene Tür, die im Takt eines Herzschlags zu pulsieren schien, poch-poch...poch-poch...poch-poch, so, als würde das Geräusch in Wellen an das Holz weitergegeben.

Das Pochen steigerte sich, wurde nicht lauter, sondern stärker, heftiger, die Tür vibrierte mehr und mehr, schien schon das Schloss und die Angeln zu sprengen, bis sie letztendlich mit Schwung aufflog und die Sicht auf etwas Leuchtendes freigab, auf .....


Auf was? Was war das, was war hinter der Tür? "Ich glaube, wir müssen auf das Schiff" sagte sie wie zu sich selbst. Veltrin hatte es schon vorweg genommen. "und ich glaube, dass es wichtig ist. Fragt nicht warum, es ist nur ein Gefühl, aber es ist WICHTIG!".
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