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> Rollenspiel [GM] Licht und Schatten |
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11.03.2004, 21:42 | #151 | ||||||||||||
Teufelslama Beiträge: 2.779 |
Hilias hatte sich zum neuen Anführer erkoren, warum auch nicht. Ging es, zumindest für den Soldaten, doch in erster Linie ohnehin um ihn. Dumm war nur die Unsicherheit die ihm anhaftete, der Steinmetz war wahrich keine Führungsgestalt und gemessen mit einem charismatischen Krieger wie Veltrin konnte er nur verblassen. Hoffentlich würde er ihr Ziel nicht schon vor ihrer Ankunft am Bestimmungsort ihrer Reise zunichte machen. Doch war ihm Hilias lieber als jeder andere wenn es um die Führung der Gruppe ging, wer von ihnen wusste schon worum es eigentlich bei der ganzen Sache ging. Zwei Medien, von den Göttern auserkoren die Welt vor einer Armee der Untoten zu retten. Nicht gerade ausufernde Informationen, eher spärlich wenn man es genau nahm. Lama hatte das Gefühl dem Steinmetz zuzureden müssen, ihm irgendwie beistehen zu sollen doch wusste er beim besten Willen nicht wie ihm dies gelingen sollte. So war es ihm nur mehr als Recht das Carras ihn zur Seite zog und mit dem Training des Einhändigen Kampfes begann. "Erzähl mir zuerst wie du später einmal kämpfen können mchtest, ob zum Beispiel mit dem Schwert oder mit der Axt oder ob du besondere Vorbilder hast was den Einhandkampf angeht an deren Kampfstyl ich mich bei deinem Unterricht halten kann, auch wenn du keinen Kampfstyl von irgend jemanden imitieren solltest...." Mit der Axt? Er wollte doch kein Holzfäller werden, ein Schwert würde natürlich seine Wahl sein, doch dann viel ihm seine liebgewonnene Keule ein die Seit den Ereignissen am Piratenschiff seinen Gürtel zierte. "Ich möchte mich auf den Schwertkampf konzentrieren, aber die Führung eines Flegels würde mich auch interessieren." Vorbilder, hm er hatte einige Male beim Training der Milizsoldaten zugesehen doch ein Vorbild war dort nicht wirklich vertreten. Es kostete einige Momente um sich zu überlegen was er denn nun wirklich wollte. "Rohe Kraft alleine liegt mir nicht Technik und Geschwindigkeit sind mir ebenso wichtig. Am liebsten würde ich Kraft und Geschwindigkeit optimal kombinieren um mich auf alle Sitationen einstellen zu können. Mit einem Breitschwert sollte ich ebenso gut kämfpen können wie mit einem filigranen Langschwert." |
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12.03.2004, 12:06 | #152 | ||||||||||||
Carras Beiträge: 1.377 |
Ein Schmunzeln zog über sein Gesicht. Da wusste jemand was er wollte. jetzt konnten sie noch kein Training machen, nein, erst wenn siue das nächste mal Rast machen würden und ein wenig Ruhe haben würden. Dann könnte Carras anfangen Lama die Grundschläge beizubringen... "Mit dem Flegel auch,hm? Das ist sehr einfach, man muss nicht auf soviele Feinheiten wie bei dem Schwert achten. Du scheinst zu wissen was du willst....." |
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12.03.2004, 18:26 | #153 | ||||||||||||
Abt_Seronius Beiträge: 8 |
Es war alles in bleierne Farben gehüllt. Alles Denken hatte sich zu zähflüssigen Strängen gedehnt. Der Abt strich wie so oft durch die toten Gänge seiner Abtei. Einst hatten sich hier die Schreie und Rufe der Sklaven und Kranken gemischt, waren als irre tanzenden Echos durch die stollenartigen Tunnel gejagt. Ob Morgens oder Abends. Nie hatten ihre Qualen ein Ende gefunden. Sehnsüchtig dachte der Abt an die alten Zeit zurück, wo noch jeden Tag die Erde des Innenhofes feucht gewesen, von dem Lebenssaft der Gepfählten. Er erinnerte sich an die konzentrieten Gesichter der Novitzen, die eifrig mit Stundenglas und Pergament die Eigenarten der Schmerzen und Reaktionen auf Feuerfolter aufgeschrieben hatten. Ach wenn es doch so wie früher wieder hättte sein können... Der Abt gelangt in den verfallen Innenhof an. Auf den Zinnen saßen mehre Gestallten, in die Dunkelheit der Schatten getaucht. Normalsterbliche hätten sie für einfache Wasserspeier halten können, hätte sogar gebetet, das sie nur besonders hässliche Figuren aus leblosem Stein gewesen sein mögen. Der Abt wusste es besser. Eine der Figuren drehte den massigen Schädel zu ihm, der Reiter auf dem Rücken der Kreatur nickte nur knapp, dann verfielen beide wieder in ihr übliche Lauerhaltung. Der Abt grinste boshaft. "Selbst wenn sie die Sümpfe durchqueren können..." senierte er, doch ein lautes Gekrächtze unterbrach ihn schrill. Ein Vogel schwebte mit harten Fügelschlägen heran. Der Abt streckte den Arm aus. Das Tier landete linkisch. Der Tod hatte dem einst stolzen Raubvogel alle Eleganz genommen. Sein Meister stand, mit schief gelegten Kopf, einige Zeit reglos da, schien der lautlose Stimme des Vogels zulauschen und reckte sich dann auf. Verträumt blickte er nach Nordosten, eine großen Loch in der Wehrmauer gab den Blick auf den Horizont preis. "Acht also...Nur noch acht...." Er sah den Vogel an, fuhr mit zärtlichen Bewegungen über desen verfliztes Gefieder, stricht sanft an Kopf und Hals entlang. "So wollen wir hoffen, das wenigstens sie noch ihr Ziel erreichen. Was würde das für eine Welt sein, wenn sie nicht mal im Angesicht ihres Schicksales ihr Leben aushauchen dürften?" Der Abt kicherte glucksend. Der Vogel schlug unbeholfen mit den Flügeln. "ShhhsssT, mein kleiner Freund," sprach sein Meister beruhigend auf das bemitleidenswerte Geschöpf. " du wirst bald befreit sein, so wie wir alle." Er schritt an die großen Flügeltore, die an der Ostseite in die hohen Mauern eingelassen waren und drückte mit der freien Hand das rechte Tor weit auf. "Ich werde dir eine besondere Aufgabe zugedenken. Was wäre wir für Sportsmänner, wenn wir unserem Gegner nicht eine kleine Chance ließen? Wir werden blind und taub auf sie warten. Mit Spannung darauf hoffen, das wenigstens einer von ihnen unsere Tore erreicht. Du wirst diesen dann, hier an der Pforte begrüssen, mein kleiner Freund." Die Hand, eben noch zärtlich um den Hals des Vogels streichend, wandelte sich in ein mordgierige Klaue. Der Abt riss das wehrlose Wesen von seinem Arm, schüttelte es wie einen Staublappen und ramte es gegen die schweren Holzbalken der Tür. Der Vogel quiete und zeterte, mehr aus Überraschung und Zorn, als aus Schmerzen. Doch das würde kommen. Die Schmerzen kamen immer. Aber den Zeitpunkt rauszuzögern, die Spannung bis ins Unermessliche zu steigern, bis man denkt, man halte es kaum noch aus. Es war herrlich. Unbeschreiblich. Ein Universum aus Emotionen. Der Abt spreizte die Flügel mit Gewalt und hörte genüssliche zu, wie der Rechte brach. Das geräusch von trockenen Zweigen, die knackten wie Anmachholz im Feuer. Plötzlich hatte er mehre lange Nägel aus seiner Robe hervor gezaubert und auch schon einen schweren Hammer zur Hand. Der Vogel zappelte elendig hin und her. Das beste war, er konnte nicht sterben, doch die Schmerzen waren ihm gelassen worden. Nicht ganz ohne Geist war er also. Hirntote Zombies ließen sich steuern, aber man konnte ihre Gedanken nicht mehr lesen. "Das hier sollte dir eine Ehre sein, mein Freund. Du wirst der erste sein, der die hohen Gäste zu sehen bekommt. Ein Türglocke sozusagen." Der Abt setzte den ersten Nagel an, der Schatten des erhoben Hammer wurde vom blutroten Licht der untergehenden Sonne scharf in die länge gezogen, als würde die Hand einem Riesen gehören. Der Tier schrie, die weißgelblichen Augen des Abtes blitzten lustern. Der Hammer landete auf dem Schreibtisch. Dunkle Flüssigkeit war darum angetrocknet. Der Abt tart ans Fenster. Er fühlte sich jetzt schon viel besser. Sozusagen in Stimmung. Ach, wenn sich diese erbrämlichen Thore nur beeilen würden. Er konnte ihre Ankunft kaum noch erwarten. Es gab so viele Nägel, die noch keinen Platz gefunden hatten. |
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12.03.2004, 20:11 | #154 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Hilias hatte zwei Stunden Rast zum schlafen verordnet. Er schlief nicht mehr. Auch wenn ihm irgendetwas kurzzeitig Kraft und Hoffnung gegeben haben mochte, verschloss er nicht mehr die Augen davor, was für Gefahren noch auf dem Weg lauern würden. So saß er im letzten Schein der glimmenden Holzscheite und versuchte die Zeit zu schätzen, wann sie wieder aufbrechen sollten. Sein Blick glitt über die anderen. Einige schienen zu Schlafen, andere fanden wohl nicht solche Erlösung und starrten mit offenen Augen in die Glut oder ins Feuer. "Ich glaube, es gibt einiges zu sagen. Doch nicht von Tod oder Verlust, von Gefahr und den wenigen Chancen, die wir haben. Das alles ist uns bewusst, jedem ist es klar." sprach Hilias leise, während seine Finger über die scharfen Seiten der Speerspitze glitten. Er würde sie vor der Abtei niederlegen, wenn alles getan war. Veltrins letzte Ehrung, so dachte der Auserwählte. "Ich will zu euch sprechen, als Freund. Veltrin hat mir das hier gegeben." Er hob die Dublette vor sich, damit jeder sie sehen konnte. Es schlief wohl doch keiner. Augenpaare und Köpfe wanderten zu der silberrötlich glänzenden Scheibe. "Er sagte, ich solle euch zum Schiff führen. Das, was uns übersetzen soll. Dies hier schneit mir ein Pfand zu sein, der unsere Überfahrt entgelten soll." Er sah nach Westen. "Weit kann es nicht mehr sein." Dann wieder ins Feuer. "Und unsere Chancen stehen gar nicht so schlecht, denn ich fange an, das Schicksal als unseren Verbündeten zu betrachten. Die Götter haben sich sicher nicht solche Mühe gegeben, in dem sie uns alle zusammen führten, um uns dann einfach scheitern zu lassen." Er sah auf. Er war sich seiner Worte nicht völlig sicher. Fast aber nicht völlig. Die anderen sahen ihn an. Weder Zuspruch noch Verweigerung. Sie nahmen es einfach nur auf. Das war gut, dann sollte ihr Kopf frei sein. Frei von irgendwelchen Loyalitätsverpflichtungen oder zu viel Stolz. Sie mussten nämlich sachlich abwägen wie ihre Chancen standen. Und nicht zum letzten Mal kam Hilias zu dem Schluss, das sie verschwindend gering waren, alles zu überleben. Seine Möglichkeit darauf bestand gar nicht. Er war schon tot. Doch für die anderen bestand nicht viel mehr Hoffnung. "Aber eines schneit mir gewiss. Wir erreichen die Abtei und tun, was dort zutun ist. Und dann..." Er räusperte sich. "Dann glaube ich, dass wir alle sterben werden. Vielleicht entkommen einige von euch. Ich aber werde vergehen." Warum er dessen so sicher war, der letzte Beweiß für seine so klaren Vorstellungen, behielt er für sich. Es wäre schwer gewesen, sie dann noch zu bewegen. Doch er wollte auch, so weit ihm möglich, aufrichtig sein und bleiben. Das hier waren keine Fremden mehr. Sie waren seine Kameraden und Vertrauten geworden. Sie teilen mit ihm und er mit ihnen. "Wir sollten aufbrechen." sagte Hilias schließlich und schaute wieder nach Westen. Die Gruppe erhob sich nach ein paar Augenblicken des Schweigens. Schnell packten alle ihr Zeug zusammen. Klaren Geistes und mit geschärften Sinnen schritten sie wieder über den Sand. Aufmerksamer und fähiger den je. Sie liefen, bis der Mond sich am Nachthimmel schon wieder zur Neige wendete, da hielt Hilias plötzlich inne. "Seht ihr das auch?" fragte er. Sie sahen hoch, einige zustimmende Antworten. "Lichterschein vielleicht?" fragte jemand. "Neue Monster?" stöhnte es von weiter hinten, doch Hilias vermutete, das die Gruppe im Augenblick nur wenig zu fürchten brauchte. Jeder hatte Veltrins gehängten Körper in Erinnerung. Zu gut, um nicht mit dem Zorn der rechtschaffenen Rache, auf jedwede Art von Untotem Fleisch Gulasch á la Nemesis zu machen. "Nein, ich denke nicht, dass Zombies Feuer machen würden. Vor allem keines auf Fackeln." sagte Seraphin langsam. Hilias war überrascht von den guten Augen des Magiers, doch auch Rena und Lama stimmten zu. "Und stellen auch keine Zelte auf." kam es aus ihrer Richtung. Jetzt werd ich auch noch altersschwach auf den beschissenen Glupschen... in einem Anflug von bitterem Humor, der allerdings einen schalen Beigeschmacks hatte. Tote Augen sehen schlecht, oder? Hilias grimmiges Grinsen verzog sich schnell. "Was nun?" fragte Ceron ihn. "Was?" Hilias schrak etwas auf. Sie sahen ihn an, als erwarteten sie eine Entscheidung von ihm. Und natürlich taten sie das. Er war der neue Anführer. Unschlüssig stand er da, kratzte sich am Kopf und überlegte lange. "Vielleicht können wir das Lager umgehen?" fragte er sich mit halblauter Stimme selber. "Sollte wir nicht erstmal nachsehen, wer jene da sind, bevor wir einfach davon rennen?" fragte Carras vorsichtig. Hilias sah ihn an, als wäre ihm diese Idee nie in den Sinn gekommen. "Ja, gut. Dann also gehen wir sie besuchen." Mit zerstreuter Mine schritt er voran. Die anderen tauschten etwas ratlose, unsichere Blicke. Nicht wegen der Entscheidung, sondern wie sie zustande gekommen war. Veltrin hätte gar nicht lange nachgedacht. Er hätte "RAUS DIE WAFFEN UND REIN DA MIT EUCH IHR NUTZLOSES PACK VON TAGEDIEBEN!" zu ihnen gebrüllt und keiner hätte sich dem Kampf verwehrt. Hilias wären sie auch gefolgt, doch wie sehr hätten sie hinter ihm gestanden? Wie sehr, wenn er so planlos und verloren wirkte. Hilias selbst hatte das Lager schon fast erreicht. Eine große feste Feuerstelle, ein großes Küchenzelt, zwei größere Schlafzelte, die zum Lüften geöffnete worden waren und einige kleinere Zelte, in denen wohl Werkzeug oder ähnliches lagerte. Sieben Männer saßen um das Feuer. Sie ließen einen kleinen Kessel kreisen, in den mehre Schläuche führten. Jeder sog an einem der dünnen Röhren und pustete dann eine kleine Ladung Rauch in die Außenwelt. "Hallo, ich bin Jeridin. Willkommen im Lager des blauen Sternes." Hilias schrak vor der unverhofften Stimme zurück. Jeridin, ein dunkelhäutiger, turmhoher Mann, mit mandelförmigen Augen und einem Tuchverband um Kopf und Gesicht, stand da. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, doch die Stimme war freundlich und zutraulich. Er überblickte kurz die Gruppe aus zerschlagenen Wanderern mit geschult, schnellem Blick eines Händlers und bot mit sanfter Stimme allen an, platz zu nehmen. "Wir sind Händler aus dem fernen Süden und heißen euch abermals willkommen. Setzt euch, lasst eure Wunden bei uns versorgen und" er blickte die Frau kurz entschuldigend an "nehmt doch bitte alle ein Bad in unserem Krankenzelt. Ihr habt es alle wohl nötig." Die Wanderer sahen sich unschlüssig an, doch dieses Mal machte ihr Anführer eine bessere Figur. "Legt die Rucksäcke ab, wir bleiben einstweilen hier. Versorgt euch und erhandelt alles, was wir brauch könnten." Die anderen ließen wie auf Kommando alles fallen, einige stürmten auf die gut richtenden Düfte des Badezeltes zu, der Rest nahm ums Feuer platz und ließ gerne mit allerlei guten Speisen verköstigen. Für Bescheidenheit hatten sie zulange kalten Proviant genagt und zuviel altes Wasser getrunken. Hier floss Wein und Honig. Hilias nahm nicht Platz. Er trat auf Jeridin, flüsterte dem etwas ins Ohr. Der Große machte ein überraschtes Gesicht, doch als Hilias ihm die Dublette vorzeigte, nickte er nur, klatschte zweimal in die Hände und sprach: "Seid unbesorgt, was ihr heute Nacht hier für euch tut und tunen lasst. Alles ist frei von Kosten. So sied auch ihr frei im Geist und Herzen. Musik soll erklingen und der Wein und das Fleisch soll serviert werden." Hilias bedankte sich, der Große winkte bloß ab, flüsterte seinerseits, dem kleinen, blassen Mann etwas ins Ohr. Hilias nickte ebenfalls bloß und das ungleiche Paar schritt davon, während Hilias Freunde endlich einmal Gelegenheit zum Ausspannen hatten |
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12.03.2004, 21:05 | #155 | ||||||||||||
Ceron Beiträge: 379 |
Na also, so bot sich doch noch eine Möglichkeit für Ceron auszuspannen. Wenn auch nur für kurz, denn als sie an die Händler herantraten, nahm deren Führer, ein gewisser Jeridin, auch schon das Wort Bad in den Mund. Dieser Quacksalber konnte ihm gestohlen bleiben, danach würde er wohl noch als Schleimkröte hinaussteigen, nein diese Heilbäder und all das moderne Zeug waren nichts für Ceron. Doch sich einfach so an das Feuer setzen wollte er auch nicht. Ceron stapfte also durch das Lager des blauen Sterns, als ihm ein Zelt auffiel, gegen oben war es geöffnet. Es stieg Rauch zum Sternenhimmel empor. Ceron betrat das kleine Zelt und fand sich in einer einmaligen botanischen Welt wieder, überall hingen Pflanzen, grosse, kleine, feine, starke, fleischfressende, zarte, stämmige… jede erdenkliche Pflanzenart. Der Drachling trat in die Mitte des Zeltes, dort war ein kleiner Büschel, der sich bewegte. Als er näher heran kam entpuppte sich der Büschel zu einem Menschenhintern. Als das Geschöpf sich dann aufrichtete und Ceron mit einem skeptischen Blick musterte sagte es: „Was suchst du denn hier? Die Raufbolde haben hier keinen Zutritt, sie verstehen doch nichts, verschwinden sie.“ Ceron jedoch entgegnete wortgewandt: „Meine liebe Dame, woher wollt ihr wissen wer ich bin? Könnte ich nicht ein Pflanzenkenner von Welt sein?“ Die Frau: „Nein, das könntet ihr nicht, sonst wäret ihr nicht mit diesem Gesindel hierher gekommen.“ – „Nun hört es aber auf! Und zwar sofort. Das ist kein Gesindel das sind…, ach ungebildete Botaniker, die sich in ihre Pflanzenwelt zurückziehen würden das sowieso nicht verstehen.“ Die Frau: „Ach nein? Nun gut, ich mache euch ein Angebot. Ihr scheint doch nicht so ein Raufbold zu sein wie mir zuerst schien. Also, ich schlage euch folgendes vor: Wenn ihr mich das nächste mal seht, dann habt ihr aus diesen Pflanzen einen Heiltrank gebraut, wisst ihr überhaupt was das ist? Das wird Jahre dauern bis ihr das könnt. Und genau nach diesen vergangenen Jahren werde ich euch aufsuchen und mich eurer Aufgabe stellen! Lebet wohl und jetzt raus hier, ich muss noch arbeiten.“ Soeben hat die Frau Ceron ein Pflanzenpaket übergeben, als jener schon zur Klapptür hinausgeschoben wurde, eine seltsame Frau. Doch wie war ihr Name? Ceron drehte sich um und wollte gerade zum Feuerplatz zurückkehren, als er an der Zeltwand die Aufschrift “Laila-Alchemistin“ erkannte. Eine waschechte Alchemistin also, da musste sie es wohl wissen, es würde Jahre dauern bis er ihre Aufgabe lösen konnte, wenn nicht Jahrzehnte. Ceron wollte aber noch ein Andenken an dieses Lager mitnehmen, etwas bestimmtes, was er dann in seinem Kastellzimmer einräumen würde. Er konnte sich den Ort schon genau vorstellen, er würde es über dem Kaminsims aufstellen. So ganz in seine Gedanken versunken, bemerkte Ceron gar nicht, das er das Objekt seiner Begierde schon gefunden hatte. Er hatte nämlich einen der Händler angerempelt, welcher obszöne Wasserpfeifen anbot. Ceron setzte sich zu dem Mann und fragte ihn über die Pfeifen aus. Der Mann schien sehr interessiert an Ceron, da dieser auch heges Interesse an den Pfeifen zeigte. Ceron nahm eine der Wasserpfeifen in seine Hände, mit den Fingern fuhr er über all die Kanten der Wasserpfeife. Dieses Ding erweckte eine Wahnsinnige Neugierde in Ceron. Er wusste sogleich, dass er sie haben musste. So ging er auf das Angebot des Händlers ein. Dieser meinte „Das macht dann 80 Goldstücke.“ Ceron energisch: „Ihr habt doch einen Knall, das ist Wucher, 20 ist angemessen.“ „Hör mir gut zu, Freund ich sage nun 50, und du wirst nichts mehr sagen.“ „Nene, da hast du dich aber in einem Nordländer getäuscht, das was wir hier betreiben nennt man Feilschen und da gibt es keine Gesetzte. Ich sage 30.“ Ceron nahm einen Reisschnaps aus der Tasche und begann die Flasche zu leeren. Dies schien dem Händler Eindruck zu machen, Ceron der schon seine Chance sah, reichte dem Händler schnell die Flasche. – „Gutes Zeug ist das, damit könnte Abujan auch was für die Wasserpfeife machen. Woher hast du das?“ „Nanana, mal nicht so gierig, wir wollen doch beide im Geschäft bleiben. Du gibst mir die wunderschöne Wasserpfeife und ich gebe dir 5 Flaschen Reisschnaps.“ Hehe, dachte sich Ceron, werde ich das Gardezeug doch noch los. Schnell hatte er Abujan die fünf Flaschen übergeben und die Wasserpfeife in seine Arme genommen. Der Händler warf ihm noch einen dankbaren Blick zu, doch Ceron war schon wieder am Lagerfeuer. Entspannt legte er sich nieder und liess den Einkauf in eine der vielen Robentaschen gleiten, das Pflanzenpaket kam in eine spezielle Tasche, eine Tasche die sich dehnte bei grossem Inhalt. So lag der Drachling am Feuer des Lagers, in die Sterne blickend, einen Blick in die Zukunft erhoffend. Wie würde es weiter gehen? Ohne Veltrin? Würde die Überfahrt glatt verlaufen? All diese Fragen hätte Ceron nun gerne beantwortet, doch von wem wusste er nicht. Er drehte sich um und blickte in das flackernde Feuer, wie alle anderen die dort sassen. |
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12.03.2004, 21:34 | #156 | ||||||||||||
Renata Beiträge: 455 |
Das Lager der Dunkelhäutigen hatte etwas Heimeliges. Der erste Platz seit ihrem Aufbruch, der nicht den zweifelhaften Charme einer Notbehausung unter freiem Himmel hatte. Sogar ein Badezelt stand ihnen zur Verfügung. Aber zuerst lockte ein Getränk, dass die um das Feuer Sitzenden bereits bei ihrer Ankunft schlürften und das köstlich und würzig duftete. Die angebotene Wasserpfeife hatte die Magierin bereits ausgeschlagen (die Wirkung war ihr noch vom Fest im Sumpflager allzu bewusst, jetzt zog sie es vor, einen klaren Kopf zu behalten), doch dieser heiße Aufguss von irgendwelchen grünen Blättern verströmte einen frischen und belebenden Geruch, das wollte sie unbedingt probieren. Einer der Männer nahm eine kleine Kanne, gefüllt mit kochend heißem Wasser, und gab ein paar der Kräuter hinzu. Dann goß er aus dieser Kanne den Aufguss aus mindestens zwei Ellen Abstand sehr geschickt in ein gläsernes Trinkgefäß. Doch war dies scheinbar noch nicht zum Trinken gedacht, statt dessen schüttete er die Brühe zurück in die Kanne und wiederholte das Ganze noch einmal. Renata vermutete eine Art Ritual darin. Erst beim dritten Eingiessen wurden mehrere Bröckchen brauner Zucker in den Sud gegeben und das Glas an die Durstige weitergereicht. Sehr süß und anregend war diese Köstlichkeit, genau das richtige für die erschöpften Abtenteurer. Pfefferminztee. Ob die Dämonen im Kastell das wohl schon kannten? |
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12.03.2004, 21:51 | #157 | ||||||||||||
Rhodgar Beiträge: 1.307 |
Wie so oft in letzter Zeit hatte sich Rhodgar ziemlich schnell seiner Lust nach Einsamkeit und Stille hingegeben, und sich bereits ziemlich schnell von der Gruppe abgeseilt. Nunja, nicht ohne zuvor seinen Magen ausgiebig gefüllt zu haben. Den einen oder anderen verblüfften Blick hatte er wohl auf sich gezogen ob seines Appetits. Rena und Seraphin allerdings ließen sich davon kein Stückchen mehr beirren, sie kannten es ja zu Genüge, der Schwarzmagus aß was ihm vorgesetzt wurde, und dies nicht zu knapp. Zu lange hatte er nur trockenes Brot, eingelegtes Fleisch und ranziges Wasser zu sich genommen. Da erschien ihm sogar der, im Gegensatz zu jenem Rotwein, den es im Kastell zu genießen galt, mäßige Jahrgang, der hier im Lager eingeschänkt wurde, wie eine von Beliar persönlich geschickte Wohltat. Doch irgendwann war halt auch sein Hunger gestillt, und schon kehrte auch schon wieder dies bedrückende Gefühl zu ihm zurück, Veltrin ihren Anführer im Stich gelassen zu haben, in gewisser Weise schuld an seinem Tode zu sein. Gleichzeitig kehrte auch das Verlangen nach der so beruhigenden Einsamkeit zurück, dem Dämonenbeschwörer war zur Zeit einfach nicht wohl an prasselnden Lagerfeuern, in gefüllten Schänken oder in lustigen Runden. So hatte er sich alleine auf den Weg gemacht, um diese Zufluchtsstätte für gestrandete oder eben nicht gestrandete Seeleute auf eigene Faust zu erkunden. Mit dem Hintergedanken, an einem der zahlreichen Stände auf eventuell antike Artefakte zu stoßen, wanderte er durch die Gassen, begutachtete hier und da ein paar alte Vasen und Zeichnungen, doch es war ihm nicht vergönnt etwas zu finden, was ihn wirklich ansprach. Nichts materielles zumindest. Es gab da allerdings noch diese Frauenstimme, die ihm urplötzlich aus einer verborgenen Nische etwas zu wisperte. "Na, junger Krieger? Du warst doch sicherlich lange unterwegs, und die liebe Ronja könnte dir helfen, ein wenig zur Ruhe zu kommen." Erst ein wenig orientierungslos dreinschauend, drehte sich der Schwarzmagier einmal um sich selbst, doch konnte er niemanden entdecken, zumindest nicht auf dem schmalen Weg (wie gesagt, das Mädchen hielt sich verborgen). Schnell eine seiner Runen gegriffen, eine Lichtkugel über seinen Kopf beordert, und schon hatte sich Rhodgar Klarheit über das Geschehen verschaffen können. Wahrhaftig, da lehnte an einer Wand eine Frau, ein wenig kleiner als er, jedoch von entzückendem Gesicht, wie Rhodgar sich eingestehen musste. Doch waren Frauen noch nie eine seiner Stärken gewesen, im Gegenteil, wenn es etwas gab, worin er deutliche Unkenntnis zu offenbaren hatte, dann war es das andere Geschlecht. Unterdessen war das Mädchen näher an ihn heran getreten, hatte sich ihm schon beinahe um den Hals geworfen, was allerdings wohl nicht den erwünschten Effekt hatte. Sanft stieß Rhodgar die Anmutige von sich, bestand seinerseits doch keinerlei Interesse an... "Hier, gute Frau, nehmt meine 50 Goldmünzen, doch nun lasst mich ziehen, i... umpf!" Schon hatten sich ihre weichen Lippen auf die seinen gepresst, und er konnte ihren geschmeidigen Körper sogar durch den Stoff seiner Robe noch deutlich spüren. Nach anfänglicher, nicht zu leugnender Erregung folgte nun ein starkes Beklemmungsgefühl, was den Schwarzmagus dazu brachte, die Schönheit erneut von sich zu stoßen, diesmal härter und, vor allem, bestimmter. "Was habt ihr denn? Ein stolzer Krieger... oh ich vergaß, ihr seid ein Magier, so wie es den Anschein hat. Ziemlich starker Fummel, den ihr da tragt! Untersagt euch euer Glaube denn auch ein paar... neckische Spielchen?" Hinterlistig, ob es gespielt war oder nicht, grinste dir Göre. Dies gab Rhodgar nun endgültig den Rest. Unbeholfen stolperte er ein paar Schritte rückwärts, wurde aber prompt und abruppt aufgehalten, und zwar von eine Brust, so hart wie die stärksten Mauern. Ein Mann, mindestens zwei Köpfe größer als er selbst, hatte sich ihm in den Weg gestellt, und funkelte ihn aus dunkeln Augen an. "Du bezahlst, Ronja macht." klang es aus seiner Kehle, und er machte keine Anstalten, auch nur den kleinsten Schritt zur Seite zu tun. Wollte er etwa...? "Guter Mann, wenn ihr nicht beiseite geht, seid gewiss, der Zorn Beliars, des unbestrittenen Herrschers der Finsternis, der Gefallene der großen Drei, der dunkelste aller Götter, seid gewiss, sein Zorn wird euch treffen, seine Macht durch mich materialisiert. Wenn ihr wisst was gut für euch ist..." Den letzten Satz ließ er unvollendet, und hoffte einfach mal darauf, dass dieses Riesenbaby den Sinngehalt des Spruches auch nur annähernd begreifen würde. Dem war offenbar aber nicht so. Noch immer rührte sich der Koloss nicht vom Fleck. Dann eben anders... Und wieder einmal erwies es sich als ziemlich nützlich, der Beschwörungsmagie mächtig zu sein. Schnell sammelte Rhodgar alle seine geistigen Energien, und holte ein weiteres Mal die Gebeine einer Blutfliege aus dem Reiche Beliars zu sich hinauf auf Erden, auf dass sie ihm getreue Dienste leisten würde. Doch war jenes nicht weiter nötig. Alleine der Anblick der flatternden Knochen, die im dunkeln auf eine mysteriöse Art und Weise irgendwie angefangen hatten, drohend zu leuchten, machte bei solch gewöhnlichen Menschen wohl schon viel aus. Die bis dato zu engen Schlitzen zusammen gezogenen Augen des Hühnens wurden größer und größer, ein paar Stotterer entfuhren seiner Kehle, und schon tat er, wohl instinktiv, ein paar Schritte zur Seite, sodass Rhodgar ohne weitere Umstände passieren konnte. Ja, es war schon des öfteren von Vorteil, dem dunklen Gotte Treue geschworen zu haben, stellte er beinahe belustigt über die Einfältigkeit des Mannes, fest. Doch führt das Dasein als Schwarzmagier auch viel Verantwortung und Leid mit sich... schoss es ihm durch den Kopf, und zurückgekehrt waren die Erinnerungen und die seelische Pein. Schon zerfiel seine fast fröhliche Stimmung, genauso wie die Knochen der Blutfliege, deren Asche sofort vom Wind hinfort geweht wurden. Wäre des doch mit seinen Sorgen und Gedanken auch möglich, sie einfach dem Wind preis zu geben, seinen Kopf von ihnen zu befreien. Wäre es doch nur möglich! |
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13.03.2004, 00:12 | #158 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Hilias und Jeridin betraten ein kleines, gemütliches Zelt, das knapp an der Wasserline erbaut war. Sanfte Nebeldünste stiegen aus seltsamen Kannen, Seidekissen polsterten den Boden. Der Luxsus sprang einem über all an. "Also, ihr sagt, ihr habt das Siegel von einem Freund erhalten. Den habt ihr aber am Strand zurück lassen müssen." Der Hühne setzte sich in die Mitte des Zeltes und zog seine Stiefel von den Füßen. "Es war ein Kampf und unsere Flucht erkauften wir teuer. Seinem Opfer verdanken wir unser Überleben." Jeridin nickte mitfühlend, doch die Anteilnahme erreichte nicht seine Augen. Überhaupt lächelte dieser Mann viel -nach der Stimme zu urteilen, das Tuch gab seine Lippen nicht preis, garade deshalb vielen die Augen so ins Gewicht-, aber nie schien es mehr als eine Floskel zu sein. Er war eben ein Händler, der in diesen harten Zeiten auf seinen Vorteil bedacht war. "Sagt, warum versorgt ihr uns so großzügig. Das ganze Essen und der gleichen. Warum verlangt ihr nicht Lohn dafür." Jeridin, der die Dublette an sich genommen hatte, rollte die Scheibe nun zwischen seinen Handflächen. "Diese Scheibe ist vom größerem Wert, als ihr vielleicht denkt. Für euch wäre sie nutzlos. Aber für uns stellt sie eine Art Vertarg dar. Nicht auf Pergament, wie in eueren Gefilden Handel und Vertrag verbrieft werden, aber dem Sinn her sehr ähnlich. Diese Scheibe wird uns zu reichen Männern machen." Hilias nickte, aber es war wegwerfend. Er hatte kein Interesse an den Wegen der Südländer. "Mein Freund sprach von einer Überfahrt nach Gortar? Wo liegt euer Schiff? Ich würde..." Jeridin hob die Hände zu einer abwehrenden Geste. "Wir haben kein Schiff. Wir bringen euch auch nirgendwo hin. Wir haben jedoch eine tapfere Mannschaft aufgetan, die euch nach Gorthar bringen soll. Erfahrene Seemänner aus dem hohen Norden. Viel weiter Nördlich als ihr es euch jemalas hätte denken können. Dort leben diese Wilden. Breit und grob sind sie. Beten zu heidnischen Götzen und vielen Göttern. Drachenköpfe aus Holz schmücken ihre seltsamen Schiff. Doch schnellere als ihre werdet ihr nirgens finden. Einer von ihnen kann die gemeine Gelertensprache, die auch im Orden der Schwarzmagier bekannt sein dürfte. Ihr werdet also keine Probleme haben. Proviant und Überfahrt für euch werden Morgen an..." "Morgen?" stutzte Hilias mit hochgezogen Augenbrauen. "Morgen." schloss Jeridin. "Ihr Schiff lag schon vor Anker, aber etwas schien sie mitten in der Nacht vorgezogen zu haben. Doch sie ließen den Gelerten zurück, der uns sagte, das sie morgen wieder kommen würden. Oder besser heute Nacht noch. Diese wilden Kerle werden dann mal wieder über meine Vorräte herfallen, aber ich lass sie gewären. Streit ist schlecht für den Beutel." Er klopfte an seine Hütte und ein schepperndes Geräusch von Münzen wurde hörbar. Der Hühne grinste mit funkelnden Augen. Hilias erkannte, das viele Probleme aus der Welt geschaft wären, wenn man solche Augen ausbrennen würde, egal wem sie gehörten. Die Händler waren wie eine schleichende Seuche, lärmend in den Städten, doch unerkannt im Morden. Das Klippern von Münzrändern auf dem Holz der Zinstische waren ihre Gebetslieder und sie kannten nur den Gott des Profites. Aber er behielt als das für sich. Er hatte jetzt Verantwortung zu tragen und würde nicht andere mit ins Verderben stürzen, nur weil er die Feilscherseelen nicht ab konnte. "Morgen also?" fragte er erneut. "Habt ihr es etwar eilig?" konterte der Dunkelhäutige. Heiterkeit schwang in den Worten mit wie ein süßer Hauch Rosenöl, doch Hilias sah die Augen. Die Augen eines Killers, wie Veltrin sie gehabt hatte. Doch tötete dieser hier anders. Für Hilias Geschmack auf eine viel brutalere und effizientere Weise als es der Krieger der wilden Länder Gorthars je gekonnt hätte. "Nun, sagen wir, das wir es gerne sehen würden, das alles bereit steht. Im Morgengrauen will ich auf See sein." Jeridin nickte geschäfftsmässig. "Nun, dann lasse ich schon mal alles bereit machen. Wenn das Schiff erst..." Ein dunkelgekleideter Mann tauchte plötzlich ins Zelt ein. Er sprach einige schnelle Worte mit Jeridin in einer fremdartigen, aber wohlklingenden Sprache. Man hatte das unwirkliche Gefühl, fast dahinter zukommen, was ide Worte bedeuteten. Aber am Ende war man doch völlig ratlos. Jeridin unterhielt sich kurz, nickte ein paar Mal und schien dann Anweißungen zu geben, weil der andere sofort verschwand, als Jeridin mit einem kurzen Wortschwall fertig war. "Probleme?"fragte Hilias. "Die gibt es immer." sagte der Mann bitter und erstmals wurde das harte, dunkle Gemut des sonst so entwaffend freundlichen Mannes sichtbar. "Aber auch erfreuliches. Euer Schiff ist gerade beim Anlanden." Hilias und Jeridin verließen das Zelt und traten an den Strand. Dort lag ein Schiff, wie Hilias es noch nie gesehen hatte. Es war schmal, sehr lang und hatte nur einen einzelnen Mast. Vorne schien tatsächliche eine Figur aus dem Bug heraus zuwachsen, die man als Drache einordnen konnte. Viele Rundschilder prangten an den Seiten des Schiffes. Doch wohl er zum Schmuck, als im Kampf zu gebrauchen, zwei Mann wären nötig gewesen, solche Wagenrände von Schilden anzuheben. Doch Hilias musste seinen Gedanken zurück nehmen, als er die ersten Seemänner vom Schiff springen sah. Wilde Bärte, laute Stimmen, kräftige, massige Körper. Das waren die offensichtlichsten Merkmal dieser Männer. Sie alle lachten mit alles beherschenden Bässen durch die Nacht und stampften ohne Gruss an Hilias und Jeridin vorbei. Wie ein riesiges, chaotisches Ungeheuer brache diese Rotte aus Wilden über das Lager herein, drägnten sich sofort ans Feuer und rissen alles Ess und Trinkbare an sich. Die Händler des Lagers blieben bewunderswert geduldig und höflich. Die Huren des Lager würde heute ähnliche Fähigkeiten beweißen müssen. "Bei Innos, man würde ihnen kaum zutrauen, das sie ein Haus bauen könnten. Geschweige den ein Schiff zu segeln." Jeridin nickte und sah mit grinsenden, missbilligenden Augen zum Feuer. "Ja, sie sind wahrlich rohe Subjekte der Schöpfung. Doch täuschte euch nicht. Meisterliche Seefahrer, geschickte Handwerker und gute Bauern sollen sie sein. Von ihrer Kriegskunst wissen nur Sagen und Legenden zu berichten. Solche von denen man nur wenig glauben kann." Jeridin verabschiedete sich damit von Hilias -er wolle die Verladung aufs Schiff vorbereiten - und lief eiliegen Schrittes davon. Hilias kehrte ans Lagerfeuer zurück und sagte allen seiner Gruppe- die er finden konnte- Bescheid, das man Morgen aufbrechen würde. Alle Anwesenden schauten halb belustigt, halb fassungslos auf die Trink-Ess-Lachwut der Neuankömmlinge. Als galt es, sich ihre Lebenfäden durchs lärmende Feiern verlängern zu können, tobte ein bizzar fröhlicher Schwung durch das Lager, immer nur einen Schritt vor einer handfesten Balgerei entfernt. Hilias würde wohl keinen Schlafen finden können. Selbst wenn er ihn noch gebraucht hätte. |
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14.03.2004, 02:17 | #159 | ||||||||||||
Seraphin Beiträge: 318 |
Seraphin marschierte zusammen mit dem Rest ihrer kleinen Gruppe zwischen die Zelte und ließ sich auf einer der Bänke nieder. Aufmerksam ließ er seinen Blick durch die scheinbar so gebrechlichen Bauten aus Stoff wandern, deren Wände jetzt mit der, schon die ganze Zeit vorherrschenden Brise hier am Strand, sanft hin und her wankten. Die Anderen hatten sich teilweise im Lager zerstreut oder saßen jetzt zusammen mit ihm am Feuer, während er sich immer noch neugierig umsah. Offenbar hatten sie großes Glück gehabt, hier auf Menschen zu treffen und noch ein bisschen mehr, dass diese ihnen freundlich gesonnen waren. Jedenfalls kannten sie die Regeln der Gastfreundschaft und Seraphin konnte ihnen dafür im Moment gar nicht genug danken, während er erneut in die saftige Fleischkeule biss und seinen knurrenden Magen beruhigte. Zwar reichten die von den Dämonen eingepackten Vorräte noch lange, doch, so gut sie auch schmeckten, war es jetzt was ganz anderes mal wieder ein wenig frischgebratenes Molerat zwischen die Zähne zu bekommen. Fahrende Händler also. Sein Blick schweifte über die Zelte, welche jetzt vom flackernden Licht einzelner Fackeln und dem großen Lagerfeuer in ihrer Mitte beleuchtet wurden. Hinter dem Stoff hoben sich deutlich die Umrisse ihrer Gastgeber ab, Männer, Frauen und Kinder aus dem fernen Süden. Interessiert betrachtete er die eigentlichen Herrscher dieses Lagers welche sie so nett aufgenommen hatten, aber Händler waren dafür bekannt nett zu sein, jedenfalls solange sie eine Chance sahen einem später irgendwann noch einmal etwas andrehen zu können. Doch warum sollte es nicht noch Menschen geben, die sich an die alten Regeln hielten? Seraphin hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber das Feuer welches ihn jetzt wärmte nährte im selben Maße die schwache Flamme in seinem Inneren. Irgendetwas Vertrautes schwebte zwischen den dünnen Tüchern dieser Zelte und umgab sie wie ein schützender Geist. Vielleicht war es einfach die Tatsache, nach langer Zeit mal wieder „lebenden“ Menschen zu begegnen und keinen längst verblichenen Geschöpfen, welche nichts Anderes im Sinn hatten als sie zu töten. Außerdem konnten sie jetzt endlich mal wieder sicher schlafen, nicht das er sich bei den Anderen nicht geborgen gefühlt hätte, aber bei einer so großen Ansammlung von Menschen fühlte es sich einfach noch besser an. Auch wenn sie Jeridin und seine Freunde gerade erst kennen gelernt hatten rechnete Seraphin jedenfalls nicht mehr damit, dass sie ihnen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, die Kehle durchschneiden würden. Beruhigt drehte er den Kopf und starrte nachdenklich ins Feuer… Das Rauschen der Wellen machte nicht an der Gezeitenlinie halt sondern drang den Strand hinauf und schwebte durch das Lager. Mit sich brachte es die salzige Meerluft und den Geruch nach Ferne. Plätschernd rollte das Wasser den feuchten Sand hoch, bevor es schließlich wie von einer unsichtbaren Hand wieder zurück ins Meer gezogen wurde. Als ob Adanos jedes Mal auf's Neue versuchte an Land zu klettern und es sich dann doch wieder anders überlegte. Nach Osten hin wich das tiefdunkle Blau der Nacht und wurde immer heller, bis es schließlich die Horizontlinie erreichte, welche bereits in einem sanften Rot Ton schimmerte. Der Morgen graute aber es würde noch einige Zeit dauern bis sich die Sonne endgültig ihren Platz am Himmel zurückerobert hatte. Die ersten Sterne verschwanden bereits zaghaft unter den Vorboten ihrer Strahlen, aber der Rest weigerte sich beharrlich, gegen ihr Licht zu verblassen. Eine immerwährende Schlacht seit Anbeginn der Zeit und dennoch, keiner konnte für ewig gewinnen. Und keiner verlieren… Es war gut, dass sie nach so langer Zeit wieder ernsthaft rasteten. Die letzten Tage hatten jedem von ihnen viel abverlangt, erst die Überquerung der Teufelszähne und der Kampf gegen die untote Schiffsmannschaft, dann die schreckliche Falle auf dem Schiffswrack und den Preis, den sie für ihre Rettung hatten zahlen müssen. Einen Moment schienen die Flammen etwas höher zu schlagen und das Rauschen der Wellen eine Spur eindringlicher zu werden… Der Tod des schweigsamen Kriegers hatte eine seltsame Stimmung unter die kleine Gruppe gebracht. Irgendwie hatten sie ihn schon lange akzeptiert, ihm sein rüdes Auftreten bei ihrem Kennen lernen verziehen und auch die anstrengenden Tage danach. Sie hatten nie viel über ihn erfahren, nur das er eine Aufgabe hatte. Wer er selbst war, wie seine Vergangenheit aussah, all dass wurde nicht gesagt. Und jetzt würden sie auch wohl nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen… nie mehr. Nur zu gut konnte Seraphin sich an jenen schicksalhaften Moment erinnern. Er hatte ihnen zugerufen, dass er nachkommen würde. Und trotz ihrer Bedenken hatten sie ihn zurückgelassen, nicht aus Feigheit oder Angst, sondern aus Respekt vor ihm und seinem Wort. Nur hatte er Es an diesem Tag zum ersten Mal gebrochen… Einen Moment schluckte der Magier, als ihm das seltsame, ja fast unwirkliche Bild dieses schicksalhaften Morgens wieder in den Sinn kam. Wie sie sich plötzlich einer nach dem Anderen umdrehten und der grausamen Wahrheit ins Gesicht sehen mussten. Das Geisterschiff schwebte regelrecht auf den Wellen dahin und ließ sich scheinbar Zeit, damit sie das Bild in vollen Zügen betrachten konnten. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne welche sich einen Weg durch die vermoderte Takelage bahnten, vorbei an den alten Masten, den zerrissenen Fetzen welche sich einst Segel nannten und schließlich an dem leblosen Körper ihres Anführers… Die Skelette standen ausdruckslos an der Reeling und schienen sich an den fassungslosen Gesichtern ihrer ehemaligen Gegner zu weiden. Bis zum Schluss hatten sie verzweifelt darauf gehofft, den stillen Krieger doch noch im nächsten Moment um die Ecke biegen zu sehen. Ihn freudig zu begrüßen, nur um mit einem schroffen, nicht wirklich böse gemeinten Satz wieder zurückgeschickt zu werden, als ob nichts gewesen wäre. Doch das Schicksal oder wer auch immer hatte etwas Anderes im Sinn gehabt. Der leblose Körper wiegte sich sanft im Wind hin und her und die baumelnden Arme schienen ihnen ein letztes Mal zuzuwinken… Keiner hatte etwas gesagt, Niemand konnte es glauben und doch mussten sie sich alle damit abfinden: Veltrin, Krieger der wilden Länder Gorthar’s, war tot. Es war schwer zu verstehen und es lag eine Endgültigkeit in diesem Gedanken, die auf grausame Weise all ihren Mut und den Willen zum Weitermachen mit einem Schlag zersplittern ließ. Zerschmettert in tausende von Scherben, die selbst der geduldigste Geist nicht wieder kitten konnte. Niemand hatte damit gerechnet, dass gerade er sie als Erster verlassen würde. Das erste Opfer, welches ihnen diese Reise abverlangt hatte, war schon gleich ihr Anführer gewesen. Derjenige, welcher am besten über Sinn und Zweck des Ganzen Bescheid zu wissen schien, hatte seine Gedanken mit in den Tod genommen. Sie würden sein Andenken in Ehren halten, das war sicher. Selbst Seraphin hätte sich bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem rüden Krieger niemals träumen lassen, das er jemals irgendetwas außer Wut und Verachtung über sein ungeschlachtes Verhalten und die Respektlosigkeit gegenüber ihm empfinden würde. Doch er vermisste schon jetzt die groben, aber trotz allem gut gemeinten Worte ihres Anführers, welcher sie stets weitergetrieben hatte. Wenn auch nicht immer mit Samthandschuhen dann doch wenigstens sicher und mit festen Händen. Nein, er hatte eine Lücke hinterlassen die nur schwer auszufüllen war. Hilias versuchte sich zwar an dieser Aufgabe und sie würden ihn akzeptieren, auch Seraphin würde ihm Fehler verzeihen, doch er konnte sich einfach nicht so gut auskennen wie Veltrin. Schließlich wusste der rotbärtige Waffenknecht selber nicht wo er da rein geschlittert war. Außerdem hatte er wohl mit ganz anderen Problemen zu kämpfen… Niemandem konnte der stetige Verfall seines Körpers entgehen, es schien fast als ob man dabei zusehen konnte. Sein Antlitz schwand von Tag zu Tag mehr dahin, der kahle Schädel wies bereits dunkle Flecken auf und die wenigen Zahnstummel hielten sich nur noch mit großer Mühe in dem schwachen Zahnfleisch. Der einst kräftige Körper, welche unter fremden Einfluss mühelos gemordet hatte, verlor jetzt erschreckend an Substanz. Seraphin konnte sich nicht vorstellen, wie es mit Hilias weitergehen sollte und er selbst wusste es wohl auch nicht. Es musste eine schreckliche Bürde sein, zusehen zu müssen wie man mit jedem Tag mehr und mehr stirbt, ein Tod der sich über Wochen hinzieht und jedes grausame Detail des Vergehens unendlich in die Länge zog… Und Seraphin hatte Angst, Angst dass Veltrin nicht der einzige Verlust auf ihrer Reise sein Würde. Das Heer von Untoten, welches zur gleichen Zeit gen Norden, nach Khorinis marschierte, hatte er bis jetzt noch gar nicht richtig bedacht. Es klang eh zu fantastisch, als das er seinen Geist zwingen würde diesen Gedanken in seinen ganzen Ausmaßen erfassen zu wollen. Nein, das würde er erst tun, wenn er es selbst sehe… falls sie überhaupt soweit kommen würden. Der Verlust ihres Anführers hatte ihre Stimmung quasi auf den Nullpunkt zurückgeworfen. Glücklicherweise hatte die kleine Gruppe dieses Lager erreicht, hier würden sie sich sammeln können und die Mutlosigkeit der letzten Tage durch die angenehme Nähe von anderen Menschen verdrängen. Es war Zeit geworden, dass sie sich erholten und im Lager des blauen Sternes schien ihnen vorerst keine Gefahr zu drohen… Der Magier fuhr erschrocken aus seinen Gedanken hoch, als er bemerkte wie sich eine Gestalt neben ihm auf der Bank niederließ. Schnell beherrschte er sich und versuchte so unauffällig wie möglich einen Blick auf seinem neuen Sitznachbarn zu werfen. Doch hatte er es viel mehr mit einer Sitznachbarin zu tun, welche jetzt scheinbar ebenso gedankenverloren wie er selbst, noch wenige Augenblicke zuvor, ins Feuer starrte. Neugierig ließ Seraphin seinen Blick über den wohlgeformten Körper des jungen Mädchens wandern. Die dunklen Haare waren dicht, kräftig und hingen in vielen kleinen Locken vom Haupt herab. Ihr Gesicht war makellos schön, die Flammen spiegelten sich regelrecht auf der glatten, braunen Haut und ihre mandelförmigen Augen leuchteten im unbeständigen Schein der Feuerstätte, als ob sie selbst zwei kleine Lichter wären. Seraphin versuchte erfolglos, ihr Alter einzuschätzen, die exotischen Gesichtszüge und das irreführende Licht der tanzenden Flammen hinderten ihn an einem genauen Ergebnis. Zwanzig, vielleicht auch fünfundzwanzig Jahre, nicht mehr. Doch in ihren braunen Augen war etwas, dass ihr augenscheinliches Alter lügen strafte. Eine Mischung aus Weisheit und Sehnsucht, die es ihm unmöglich machte seinen Blick abzuwenden, bis sie den seinen schließlich bemerkte und er hastig seine Aufmerksamkeit wieder dem flackernden Feuer zuwandte. “Warum schaust du mich nicht an?“ hallte ihre Stimme plötzlich leise durch die Nacht. Sie klang bestimmt, selbstbewusst aber auch unendlich sanft und ehrlich. “Warum… ich dich nicht anschaue? Nun ja, ich…“ „Bei meinem Volk sagt man, nur die Augen verraten Dir wie ein Mensch wirklich ist. Sie sind der Eingang zu seiner Seele und in ihnen spiegelt sich alles Gute und Schlechte wieder.“ “Und… was siehst du, wenn du mich anblickst?“ entgegnete Seraphin, während er seine Augen jetzt direkt auf die der exotischen Schönheit richtete. “Sie sind von einem dunklen Braun, fast Schwarz. Alles könnte in ihnen verborgen sein… …aber du machst keinen bösen Eindruck auf mich.“ lächelte sie ihn ohne Scheu an und auch Seraphins Züge wurden eine Spur freundlicher. “Wie ist dein Name?“ fragte der Magier und wartete neugierig auf eine Antwort. “Shadya… mein Name ist Shadya. Ich bin eine der Heilerinnen in unserer Sippe. Und wie lautet deiner?“ entgegnete sie, den Blick wieder in die Flammen gerichtet. “Das ist ein schöner Name… ich heiße Seraphin und bin angehender Schwarzmagier.“ erwiderte er mit einem freundlichen Grinsen und einer spielerischen Verbeugung, welche prompt mit einem kleinen Lächeln belohnt wurde. “Und was ist euer Weg, Seraphin? Ihr seht nicht so aus als ob ihr nur für einen Spaziergang gerüstet seit.“ „Nein, ein Spaziergang ist es wirklich nicht. Ich und meine Begleiter kommen aus dem Norden von Khorinis und… nun, wir sind auf dem Weg zu einer Abtei, besser gesagt zu dem, was davon übrig ist. In unserer Gruppe sind zwei Auserwählte mit deren Macht wir… naja, um ehrlich zu sein, wollen wir ein ganzes Heer von Untoten aufhalten und…“ er brach ab. Das Ganze klang nicht gerade glaubhaft und mit einem Seufzer hob er seinen Blick wieder in Erwartung ein spöttisches Schmunzeln in Shadyas Augen zu sehen. Doch er fand etwas ganz anderes vor, etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte und das ihn zutiefst erschreckte. Angst. Ihre Züge hatten auf einmal ihren angestammten Platz der Ruhe und Schönheit verlassen und waren stattdessen von Sorge gezeichnet. Sorge gepaart mit einem dunklen Wissen… “…ihr wollt wirklich in die Abtei…?“ flüsterte sie leise. Dabei sprach sie den Namen ihres Zieles aus als wäre es etwas Verbotenes, das Böse persönlich und wenn man nur davon redete würde es einen auf der Stelle töten. “Ja, dort müssen wir hin.“ entgegnete er, etwas unsicher geworden. Bei seiner Antwort schien sie noch ein bisschen weiter zusammenzuzucken. Langsam drehte sie sich endgültig zu ihm, ihr Gewand raschelte leise und vermischte sich für einen Moment mit dem Knistern der Flammen, bevor sie erneut zu Sprechen ansetzte. “Tut es nicht…. Geht nicht dort hin, auf keinen Fall. Böses ist dort geschehen, jahrelang. Der Boden ist mit Blut getränkt und die Schreie der unschuldigen Seelen hallen für ewig in den Überresten dieses Gemäuers wieder. Mein Volk kennt die Geschichten über diesen Ort, sie wurden von Generation von Generation weitergegeben und haben über die Jahrhunderte nichts von ihrem Schrecken verloren. Keiner von uns war jemals dort und keiner wird jemals dorthin gehen. Sie sind als Warnung gedacht. Das Böse ist nicht verschwunden, es ist wie die Pest und klammert sich an jeden Strang, alles was dort kreucht und fleucht. Es weigert sich zu gehen und hält Ausschau nach weiteren Opfern. Ich bitte euch, hört auf mich, geht nicht dorthin. Das ist kein Ort für Lebende…“ flüsterte Shadya und der letzte Satz wurde fast flehend. Seraphin hatte mit steinernem Gesicht gelauscht und während er jetzt in ihre Augen sah, spürte er wieder diese Unsicherheit in sich aufsteigen. Sie war keine billige Schwarzseherin, das spürte er. Sie erzählte die Wahrheit, obwohl er sich von ganzem Herzen wünschte sie würde lügen… “Ich muss gehen. Es ist schon zuviel passiert, einer von uns hat bereits sein Leben gelassen und wenn sein Opfer nicht umsonst gewesen sein soll, müssen wir weitermachen. Außerdem gibt es noch eine viel größere Gefahr, und…wir können einfach nicht mehr zurück, nach all dem was passiert ist.“ entgegnete Seraphin, während er versuchte ihrem durchdringenden Blick standzuhalten. Einen Moment sah sie wirklich aus als wüsste sie nicht was sie von soviel augenscheinlicher Dummheit halten solle, aber dann begriff sie, dass er es wirklich ernst meinte. Sie musterte ihn noch einmal und ihr Blick schwankte zwischen Sorge, Bewunderung und Unverständnis. Dann seufzte sie tief und holte einen alten Lederbeutel hinter ihrem Rücken hervor. Seraphin hatte ihn bis jetzt gar nicht bemerkt. Nach kurzem Suchen hielt Shadya ihm schließlich einen Ballen zusammengeschnürter Blätter hin und die Luft wurde plötzlich von einem tiefen, alles durchdringenden Aroma erfüllt, welches offenbar von den nachtschwarzen Blättern dieser Pflanze ausging. Zögernd betrachtete er die junge Nomadin, dann griff er zu. Es fühlte sich weich, fast lebendig an aber war eindeutig eine Pflanze… “Was ist das…?“ fragte er vorsichtig, während er die Blätter von einer Seite auf die andere wendete und neugierig dem feinen Geflecht von Adern unter der schwarzen Oberfläche folgte. Es sah fast aus als würden sie in einem fremden Rhythmus pulsieren… “Wir nennen es Schattenkraut. Es stammt aus meiner Heimat, hier im Norden ist es extrem selten, da die Pflanze nur im Süden wächst. Die Blätter besitzen eine starke Heilkraft und helfen gegen fast Alles. Sie lindern Schmerzen, Fieber, Krankheiten und schützen vor Wundbrand und Entzündungen aller Art. Vieles jedoch wurde noch nicht ausprobiert, ich glaube es ist in der Lage noch weitaus mehr zu wirken… Nimm, ich habe genug davon…“ antwortete die Nomadin mit einem schwer zu deutenden Blick, während sie den Beutel wieder schloss und unter ihr Gewand schob. Einen Moment starrte Seraphin sie verwirrt an, doch bevor er etwas erwidern konnte, schallte eine Stimme durch die Nacht und Worte in einer fremden Sprache erklangen. Shadya wandte sofort ihren Kopf und setzte zu einer Antwort an. ”Sálo, sálo, nar tebê…“ rief sie in die Dunkelheit zu einem der Zelte hinüber, bevor sie sich wieder an Seraphin wandte. “Meine Mutter ruft, sie ist ebenfalls Heilerin und braucht meine Hilfe, einer unserer Leute wurde gestern von einem Schattenläufer angefallen… Nimm die Pflanzen, sieh es als ein Geschenk von mir. Sie sind kostbar, aber solange sie dazu helfen das Böse in der Abtei zu besiegen und sei es nur, um seine Gegner zu stärken, ist es nicht umsonst. Ich hoffe, ihr werdet erfolgreich sein, von ganzem Herzen… Viel Glück, Magier Seraphin…“ entgegnete Shadya. Einen Moment hielt sie seine Hand, ganz fest, bevor sie ihn einfach stehen ließ und in der Dunkelheit verschwand. Er wollte ihr noch etwas hinterher rufen, aber schon war sie um die nächste Zeltwand und nicht mehr zu sehen. Nachdenklich betrachtete er die schwarzen Blätter zwischen seinen Fingern. Dann schob er sie vorsichtig in eine Tasche unter seinem Mantel, sorgsam darauf achtend, dass sie nicht gequetscht oder beschädigt wurden. Ob er sie noch einmal wiedersehen würde? Er wollte sich bedanken, nicht flüchtig, sondern angemessen. Auch wenn sie ihm das Geschenk nur gemacht hatte, weil sie sich selber wünschte dass das Dunkle in der Abtei für immer wich, so war es trotzdem eine Sache, die ihnen half. Kurz überlegte Seraphin ernsthaft, ihr zu folgen. Dann verscheuchte er den Gedanken, sie waren fremd hier und vielleicht würde es falsch verstanden werden. Er sollte sein Glück nicht unnötig herausfordern, wenn es ihm doch vorhin schon in Form der schönen Nomadin erschienen war… Und von einen Augenblick auf den Anderen waren die Trauer und der Schmerz der letzten Tage vergessen. Von irgendwo her schien ihn plötzlich eine neue Kraft zu durchfluten und ein Lächeln erschien auf den Zügen des Magiers. Veltrins Tod würde nicht umsonst gewesen sein. Der Krieger war nicht der einzige, dem an der Bekämpfung der Abtei etwas lag, es gab noch Andere. Und sie würden sie nicht enttäuschen... Zufrieden kramte er etwas Proviant aus seinem Rucksack hervor. Während er aß und dabei den ersten morgendlichen Gesängen der Vögel lauschte, genoss er das Gefühl der Zuversicht, welches ihn plötzlich wie ein frischer Wind umspielte und seinen Geist aus dem trüben Gefängnis der Hoffnungslosigkeit befreite… |
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14.03.2004, 04:23 | #160 | ||||||||||||
Renata Beiträge: 455 |
Der Tee war längst getrunken, als ein schweigsamer Hilias zur Gruppe zurück kam. Einer ihrer dunkelhäutigen Gastgeber hatte gerade ein Lied in einer unbekannten Sprache angestimmt, als eine lärmende Gruppe von kräftig gebauten hellhaarigen und rotwangigen Kriegern das etwas abseits brennende Küchenfeuer ansteuerten, an dem etwas großes tierisches auf einem Spieß gedreht und gebraten wurde. Die Küchenmagd, die gerade noch den Braten wendete, wurde kurzerhand gepackt und buchstäblich auf die Seite gestellt. Dann blitzten auch schon die ersten Messer und innerhalb kurzer Zeit war der Grillspieß leer - bis auf das Skelett des Tieres. Die derb-fröhliche Ausgelassenheit der meist gelb- oder rothaarigen Krieger hatte etwas Ansteckendes und ließ die Gruppe eine kleine Weile aufhorchen und den vor ihnen liegenden düsteren Pfad vergessen. Eine kleine Weile nur - solange, bis Hilias ihren baldigen Aufbruch am nahen Morgen kund tat. Die meisten versuchten danach, eingeschmiegt in den weichen trockenen Sand in der Nähe des Feuers und eingerollt in ihre Decken noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Ein fast aussichtsloses Unterfangen angesichts der lärmenden Gruppe Nordmänner. Trotzdem schien die Magierin eingeschlafen zu sein, denn allzu bald holte einer der Gefährten sie durch ein leichtes Schütteln zurück in den gerade dämmernden Tag. Der Aufbruch war schnell und ohne große Umstände. Hilias führte die Gruppe zu ihrem Ziel, einem drachengeschmückten Schiff, das im seichten Flachwasser unweit des Zeltlagers dümpelte. Die Besatzung, die in der Nacht noch so fröhlich lärmenden Nordmänner, waren jetzt schweigend damit beschäftigt, die Passagiere an Bord zu hieven und das Segel in den Wind zu drehen. Nur einer der Seeleute redete auf die Gruppe in einem unverständlichen Kauderwelsch ein, das niemand zu verstehen schien. Das allgemeine Unverständnis in den Gesichtern der Gefährten war es wohl, das den Krieger dazu brachte, seine Rede auf einzelne Schlagworte zu kürzen und diese auch sehr langsam auszusprechen. Erst dann war es den Magiern möglich, in seinen Worten eine alte, lange nicht gehörte und fast vergessene Sprache zu erkennen: darin enthalten war lediglich die schlichte Aufforderung, nicht im Weg herum zu stehen und sich zum Bug des Schiffes zu begeben. Das Holz des Schiffsmastes knarrte und knarzte, als der Wind das Segel blähte und das Schiff in südliche Richtung Fahrt aufnahm. Mit den ersten Wellen begann der Horizont auf und ab zu wippen - und der Magen Renatas wollte es ihm partout gleich tun. Da war es besser, sich einfach mit dem Rücken an der Reling auf den Boden zu setzen und sich dem Anblick des schwankenden Meeres zu entziehen. Hilias stand nicht weit entfernt, das brachte ihr die Muße, die körperlichen Veränderungen, die Hilias in den letzten Tagen erfahren hatte, genauer und aus der Nähe zu betrachten: die Haut war lehmfarben, von seinem einst roten Haar war nicht mehr viel übrig, die kümmerlichen Reste waren ebenfalls eher gräulich. Die feinen Strukturen seiner Ohrmuscheln waren fast nicht mehr vorhanden, flach und wie abgeschliffen wirkten sie. Als er sich in Richtung Heck wandte, sah sie, dass eine Hand etwas festhielt, was an einer Kette um seinen Hals hing. Auf seinem Handrücken begann die Haut bereits, in Schuppen abzublättern. Er schwand zusehens. Nein, viel Zeit blieb ihm und damit der Gruppe wohl nicht mehr. |
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14.03.2004, 15:20 | #161 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Das Schiff schnitt ruhig, fast gelassen durch die See. Möwen kreischten am Himmel. Hilias stand am Heck, seine Arme stüzten sich auf die Relling und er schaute verträumt auf die schwindene Küste am Horizont. Sein Geist war frei von Überlegungen, Gedanken oder Emotionen. Seine Augen, desen kräftiger Feuerrotton immer mehr ins Farblose Blassrosa abglitt, schienen ohne Leben, ohne Ziel umher zustreifen. Alles verliert den Halt...ich verliere den Halt zu allem... dachte er schleppend. Er wurde sich langsam bewusst, das er wirklich zu schnell sterben konnte. Sein Körper verging immer mehr. Seine Haut, blass, fast wächsern, bekamm langsam dunkle Stellen oder blätterte wie alte Farbe von einer Holzwand ab. Sein Bart war nun völlig ergraut, nur noch einzelne rosa Strähnen zeugten von der Kraft die mal in ihm gesteckt hatte. Er war dem Übergang nicht mehr fern. Bald war es geschehen. So oder so. Sein Blick fiel auf die ledernen Halsbänder, an denen die Suchsteine befestigt waren. Die Steine schlummerten friedlich in seinen gefalteten Händen. Zwei Steine für zwei Medien. Zwei Medinen eines Dreigestirns. Es überkamen ihn die alten Zweifel. Diese aussichtlose Mutlosigkeit. Was konnte er tun, außer hier stehen und der geistlosen Stille seines Verstandes zu lauschen. Hilias raffte sich auf. Das führte zu nichts. Er musste seine Karten öffnenen und sich Hilfe holen. Er kam allein nicht weiter. Er würde seine engsten Vertrauten einweihen und natürlich Renata. Obwohl er in letzter Zeit ihre Nähe scheute. Nicht weil er sie nicht leiden konnte oder etwas dergleichen. Es war ehr ein körperliches Wiederstreben. Ein Wiederwillen, der ihn fern hielt. Und er ahnte auch warum. Je nähr wir unserem Ziel kommen, desto fremder werden wir uns. Beliar und Innos stoßen sich nunmal ab...Wäre das anders, wenn wir vollzählig wären? Hilias hätte das nicht beschwören können, aber er war sich sicher, das es so gewesen wäre. Er verließ die erhöhte Plattform des Achterdecks und kletterte die niedriege Leiter runter. Er begab sich auf die Suche nach Rhodgar, Seraphin und Renata. Sie würde zu reden haben. Wahrscheinlich eine lange Unterhaltung. |
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14.03.2004, 17:07 | #162 | ||||||||||||
Renata Beiträge: 455 |
Jetzt, wo das Schiff vom Wind gen Süden getrieben wurde, hatte sich die Gruppe der Abenteurer über das ganze Deck verteilt. Unter dem geblähten Segel hindurch konnte sie von ihrem Platz am Bug das komplette Schiff überblicken: Carras, Tarim und Lama waren mit Schwertkampf-Übungen auf dem erhöhten Teil am Heck beschäftigt. Ceron unterhielt mit einem der Nordmänner. Hilias kam gerade die kleine Treppe von der Heckplattform herunter und steuerte auf Seraphin und Rhodgar zu, die plaudernd mittschiffs an der Reling lehnten. Eine kleine Weile redete er auf die beiden ein, dabei flogen immer wieder Blicke zu der Magierin herüber. Noch ein gegenseitiges Nicken der Drei, dann durchquerten sie den schwankenden Schiffrumpf in Richtung Bug, offensichtlich zu Renata hin. Sie war gespannt auf das, was sie zu sagen hatten. Irgendetwas was im Gange. Für diese Erkenntnis brauchte sie keine Visionen. |
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14.03.2004, 17:39 | #163 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Der Steinmetz hatte mit kurzen Worten Seraphin und Rhodgar erklärt, das es wichtiges zu besprechen gab. Die Magier hatten ernste Blicke getauscht und war neugierig dem Sterbenem gefolgt. Renata wartete schon am Bug. Sie sah besorgt aus. Ihre Intuition ist stark... Doch Hilias bemerkte mit jedem Schritt wie ein unbestimmte Unruhe seinen Geist ergriff. Alle Sinne war zum Zerreisen gespannt und ihr Quell schien die Frau zu sein. Er zwang sich zu festen Schritten, nickte der Frau zu und senkte schnell den Blick. Wenn sich ihre Augen trafen war es am Schlimmsten. Schwindel ergriff ihn dann und er roch verbranntes Metall in der Luft. Und Kupfer...der Gestank von gerinnem Blut. Aber es war körperlich. Er hatte seinen Gefühle unter Kontrolle. "Setzt euch, bitte." sprach er ernst und deutet auf den Boden. Die anderen sahen sich erneut besorgt an. "Es gibt viel zu besprechen. Es ist in letzter Zeit so viel geschehen..." begann Hilias, als es sich alle bequem gemacht hatten. "Das will ich meinen." sagte Rhodgar bitter Lächelnd. Seraphin und Renata sah Hilias nur gespannt an. Der Steinmetz sammelte seinen Gedanken. Wie sollte er beginnen? "Ihr habt die Geschichte über das Dreigestirn gehört. Veltrin hat sie uns erzählt, als wir vom Sumpflager aufgebrochen sind. Drei Medinen waren erwählt worden, um die Abtei nieder zu werfen." Die Zauberkundigen sagten nichts, warteten nur ab. Ihr Gesichter waren weiter neugierig. "Veltrin gab mir dies...an den Speer gebunden..." Hilias zog die Steine an den Lederschnürren hervor. Rot und schwarz. Er hielt sie in den Kreis. "Zwei Stein für zwei Medien. Zwei Medinen eines Dreigestirnes..." sprach Hilias düster. Und wartete. Das sie von allein drauf kamen, was falsch war. Er begann seelenruhig, sich seine Pfeife zu stopfen, während er die Gesichter der drei Freunde aufmerksam musterte. |
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14.03.2004, 17:42 | #164 | ||||||||||||
Ceron Beiträge: 379 |
Ceron hatte die ganze Zeit über, seit ihrer Abfahrt auf dem Deck, lässig an den Mast gelehnt. Von den Leuten im Lager hatte er gehört, dass sich unter den rauen Barbaren ein Gelehrter befinde, einer die eine weitum bekannte Sprache beherrschte. Sein Blick schweifte über die Nordmänner, vom Sehen her schaute keiner aus als ob er den Wortschatz eines Papageien übertraf. In seinem Rücken war das Klirren von Schwertern zu hören, vor sich fing sein Auge er die bildhübsche Magierin Rena ein, am Bug sitzend und in die Weiten der See blickend. Ceron wollte aufstehen und sich erheben, als sogleich ein stämmiger und grossgewachsener Nordmann aus dem Lagerraum kam. Er schien die Proviantliste zu führen, Ceron trat zu ihm. "Hallo, ich bin Ceron und wie nennt ihr euch?" Der Mann drehte sich ab, dies war wohl doch kein Gelehrter. Ceron betrat vorsichtig den Lagerraum, dort redeten zwei Männer in einer sehr unverständlichen Sprache miteinander. Ceron schlich sich an die Männer heran, hinter einer grossen Kiste voller Fleisch hielt er inne. Das Schiff bewegte sich hier unten viel stärker, da viel ein Gemüsekorb auf den unvorbereiteten Ceron und dieser schrie auf, oder wollte es zumindest. Denn sein Schrei verstummte an seinen Lippen, die Männer würden auf ihn aufmerksam. Ceron legte sachte den Korb beiseite, da kullerten aber einige Äpfel auf den Boden. Schnell hatte Ceron sie eingesammelt, als die Männer auch schon näher kamen. Der eine wies den anderen anscheinend an den blinden Passagier von Bord zu werfen. Einer der Hünen kam auf Ceron's versteck zu. Ceron lief es eiskalt den Rücken hinunter, ein Mann solchen Ausmasses brauchte keine zwei Hiebe um den Drachling einen Kopf kleiner zu machen. Der Mann griff mit der Hand zwischen die Kisten und ertastete wolligen Stoff, er schrie etwas. Ceron biss wie verrückt auf seinen Lippen herum, was würde der mit ihm anstellen? Ceron wurde in die Luft gehoben und unter lautem Gebrülle aufs Deck getragen, dort schmissen die beiden Riesen den Drachling vor die Füsse eines anderen Nordmannes. Dieser sprach zu ihnen, sie sollen verschwinden, oder so etwas ähnliches, Ceron verstand sie ja nicht. Bei diesem Nordmann handelte es sich um den Gelehrten, er packte Ceron an seiner Robe und wollte ihn in die Höhe wuchten als dieser dem Manne einen ganz finsteren Blick zuwarf. Seine eine Hand wanderte zum Erzdolch, die andere deutete auf die Robe. Würde es lange dauern bis dieser begreifen würde, dass Ceron keine Echse sondern ein Schwarzmagier war? Der Gelehrte bekam es langsam mit der Angst zu tun, sicherlich stellte er sich die gleichen Fragen, die sich auch Ceron in diesem Moment stellte. Wer ist er? Kann er meine Sprache? Diese Fragen wurden schon bald beantwortet, denn alsbald Ceron seine Robe vom Schmutz, durch einige Klopfbewegungen, gereinigt hatte, sprach der Nordmann: "Was suchst du hier, Wesen der Sonne?" Ceron begriff schnell welche Sprache ihn mit dem Nordmann verband, er hatte sie damals bei der Tochter des Dorfältesten gelernt. Die Frau, die ihn ausnutzte, ihn missbrauchte. Ceron antwortete weise: "Hör gut zu, alter Mann, ich sage es nicht zweimal. Der Schein trügt sich, du achtest zu sehr auf das Äussere. Du hast Recht, mein Körper liebt die Sonne, vor allem in dieser Echsenform, doch ich bin ein Diener der Finsternis. Also überdenke zuerst gut und weise bevor du mich deklassierst." Der Mann wiederum meinte: "Ach so, ihr gehört also zu der Gruppe, meine Krieger meinten sie hätten dich im Lagerraum gefunden, das erklärt also alles. Du hast Hunger. Weisst du was? Wir werden nun etwas essen gehen, ich habe nämlich auch Hunger. Und lass uns die Sache von vorhin vergessen, ja?" Das waren ja gute Neuigkeiten für Ceron, der wollte ihm gar nicht das Fell über die Ohren ziehen, und sogar zu einem Mahl lud er ihn ein. Der Gelehrte führte ihn zu einem kleinen Tisch an Bord. Er reichte Ceron einen Brotlaib und ein grosses Fleischstück, dieser liess seine spitzen Drachenzähne in die Beute schnellen und zerhackte das Stück in einigen Bissen. Dies schien dem Gelehrten Eindruck zu machen und er fragte Ceron, wie es zu der Transformation kam, worauf Ceron gleich sein Essen fallen liess. Stunden mussten sie da gesessen haben und über die Transformation, die Gestirne der Götter und ihre Herkunftsorte geredet haben. Ceron erfuhr so einiges über die Nordmänner und deren Herkunft. Erst als die Nacht hereinbrach hatten die Beiden ihr Gespräch beendet, der Nordmann setzte sich dann zu Ceron. Aus seiner Tasche zauberte er eine Art Flasche, aus welcher es eingehend nach Alkohol roch. Ceron winkte dankend ab, er würde sich nichts aus dem Zeug machen, oder wie der Gelehrte es zu nennen pflegte, der Schlachtentrunk, obwohl jener betonte dass es eine grosse Ehre sei aus dem Horn eines Nordmannes zu trinken. So blieb Ceron neben dem Gelehrten sitzen und starrte abwechselnd den Mann und den Himmel an. |
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14.03.2004, 20:01 | #165 | ||||||||||||
Tarim Beiträge: 189 |
Tarim hatte die Gastfreundschaft des Händlerlagers genossen. Auch wenn es kein Sumpfkraut gab, hatte er sich Tabak besorgt. Irgendwie brauchte er immer etwas zu rauchen. Er freute sich auf die Bootsfahrt. Er würde endlich wieder mal dazu kommen zu angeln. Dafür hatte er sich noch Angelhaken und -sehne gekauft. Man wusste ja nie was passieren würde. Nur leicht schlummerte er am Lagerfeuer. Gedanken an Veltrin und der Lärm der Besatzung ihrer Transportmöglichkeit machte ihm zu schaffen. Er kannte nicht gut schlafen, jedoch war es halbwegs erholsam. Als sie auf dem Drachenboot lossegelten, genoss Tarim den frischen Wind, der ihm sein langes braunes Haar durcheinander blies. Erst dachte er darüber nach zu angeln, doch dann kam Carras zusammen mit Lama auf ihn zu. „Tarim, dort hinten“, Carras deutete auf den Bug, „ haben wir die Möglichkeit unser Training fortzuführen. Es ist auf jedenfalls genug Platz. Ob uns die Besatzung des Schiffes davon abhält werden wir noch sehen. Kommt.“ Tarim nickte nur und ging, genau wie Lama, Carras hinterher. Endlich ging es weiter. Das, was ich bisher gelernt habe, habe ich ja nun genug geübt. Tarim dachte zuversichtlich zurück an die letzten Kämpfe. |
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14.03.2004, 20:20 | #166 | ||||||||||||
Carras Beiträge: 1.377 |
Ein Grinsen spiegelte sich auf Carras´s Gesicht wieder, er freute sich. Es war einer der wenigen Momente wo ihn dieses Gefühl überkam: Training oder Unterricht. Er nickte Tarim und Lama zu, sie sollten aufpassen. genaugenommen nur Lama,Tarim kannte die Grundschläge schon. Er zog sein Edles Bastardschwert mit einem Sirren des Schwertes langsam heraus und begann die Grunschläge noch einmal zu schlagen. Er zog das Schwert herunter, nutze die Geschwindigkeit und zog es hoch. Dann ließ er es locker und schlug einen kleinen Haken nach rechts um kurz darauf wieder nach links abzuschweifen. Das wiederholte er noch ein paar mal in verschiedenen Variationen und erlaüterte Lama noch einmal langsam wie er das Schwert zu halten hatte und wie er die Beine am besten könnte. "Halt das Schwert fest, aber nimm nicht so viel Spannung in den unterarm, und nicht zu verkrampft. Ich denke du wirst es trotzdem falsch machen,hat bisher jeder. Deine Beine....das rechte am besten nach hinten, so dass du ein Standbein hast mit dem du dich abstützten kannst wenn du schlägst...." Er nickte Lama noch einmal zu, jetzt sollte er. |
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14.03.2004, 20:37 | #167 | ||||||||||||
Teufelslama Beiträge: 2.779 |
Südländische Händler, ein fröhliches und freundliches Völkchen, sofern sie ein Geschäft witterten, und diese mussten den Fang des Jahres gemacht haben. Dennoch genoß Lama die Wohnlichkeit des Lagers in vollen Zügen. Das würzige Fleisch, der gute Wein, das heisse Bad. Nur der Schlaf viel nicht so gut aus wie erwünscht. Die lärmenden Barbaren die in das Lager eingefallen waren wussten dies nur zu gut zu verhindern. Solange sie jedoch gute Seemänner waren und die Gruppe sicher an ihr Ziel führen würden sollte es dem Soldaten egal sein. Zumindest sollte es auf der Überfahrt nicht zu all zu großen Problemen kommen, wer würde sich schon mit solchen Fleischbergen anlegen? Naja, vielleicht die Armee der Untoten aber sonst? Mittlerweile waren sie seit einiger Zeit auf See, das lange und schmale Drachenboot durchschnitt die Wellen wie ein Messer warme Butter. Carras sammelte ihn auf und schritt gemeinsam mit Tarim zum Bug des Schiffes auf eine kleine Plattform, das eigentliche Training sollte nun wohl beginnen. Der Lehrmeister zeigte eine Schlagfolge, wieder und wieder damit Lama sie sich einprägen konnte. Dann erläuterte er wie sein Schüler das Schwert zu halten habe und wie er seine Beine positionieren sollte. Also gut, so schwer sah das ja gar nicht mal aus. Das Rekrutenschwert wurde aus der Scheide gezogen, wie war das nochmal? Rechtes Bein nach hinten, gut dann mal los. Wie sein Meister vor ihm zog er das Schwert hinunter doch hatte er viel zu viel Schwung aufgebaut und stolperte so seiner Waffe hinterher. Nochmal auf Anfang diesmal mit weniger Energie, seine Bewegungen glichen denen seines Meisters doch waren sie viel zu ungelenk und langsam. "Du hälst den Griff viel zu fest, lass etwas lockerer." Locker lassen? Auch gut. Wieder schwang er den kalten Stahl, als er einen Bogen beschrieb und die Waffe über seine Schulter hinweg sauste und zitternd im Mast stecken blieb. "Ähm ja, das war jetzt zu locker oder? Bin gleich wieder da." Das war es wohl was man peinlich bezeichnen konnte, nach einigen bösen Blicken der Seemänner die mitten in der Schussbahn gestanden hatten begnügten diese sich mit einem vom Bass schallenden Lachen. Als der Waffenknecht wieder zurück auf der Plattform war betrachtete er den Blick seines Lehrers erst gar nicht, lieber fing er gleich wieder an. Langsam hatte er den Dreh raus, ihm kam ein Gedanke der dabei half. Romos sein Rabe, man musste das Schwert halten wie einen Vogel. Griff man zu fest zu drückte man ihm die Luft ab und erstickte ihn, ließ man zu locker flog er einem davon. Ein ums andere mal vollführte er die Übungen, bekam langsam ein Gefühl für den Schwerpunkt der Waffe, für ihre Balance. Irgendwie war das ähnlich der Körperbeherrschung, es ging um Gleichgewicht, das Ausnutzen von Schwung, Kraft und Ausdauer. |
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14.03.2004, 21:09 | #168 | ||||||||||||
Tarim Beiträge: 189 |
Lama machte Fortschitte. Das sah selbst Tarim. Das irgendwie sah es nicht gerade schön aus. Tarim versank gerade in Gedanken als Carrs in anbröllte: "Hey, Tarim. Hörst du mich?" Langsam kam Tarim aus den Gedanken zurück:" Ja, was, was, was ist?" "Zeig Lama die Grundschläge." Tarim nickte nur knapp und zog das Kurzschwert, was er von Veltrin hatte. Veltrin Kurzschwert. Nicht oft benutzt, dadurch im tadellosen Zustand. Er starrte die Klinge so eine Weile an und stand einfach nur so da. "Tarim!!!", kam es mit genervter Stimme von Carras. Tarim erschauderte kurz und begab sich in Position. Hier, auf dem Meer, war er ganz in seinem Element. Er atmete Tief durch. Die Luft des Meeres erinnerte ihn wieder an die Gedanken, die er beim Training hatte. Wie das Angeln, schoß es ihm nocheinmal durch den Kopf. Schon lies er mehrmals die Klinge durch die Luft zischen. Immer mit kurzer Pause und danach einer anderen Kombination. Er war über sich selbst erstaund. Scheinbar fehlerfrei. Er konnte zumiendest nichts feststellen. |
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14.03.2004, 21:25 | #169 | ||||||||||||
Rhodgar Beiträge: 1.307 |
Die steife Brise, die dem Schwarzmagus an der Reling durch sein Gesicht fuhr und seine Haare in allerlei Richtungen umher wehen ließ, war genau das, was Rhodgar nun brauchte. Plötzlich waren seine Gedanken wieder aufgehellt, er war aus seiner tagelangen Melancholie erwacht. Veltrin war tot, das war nunmal so und daran konnte er nichts mehr ändern. Folglich half es auch nichts, ihm auf ewig nach zu klagen, seine Trauerpflicht hatte er bereits mehr als erfüllt. Nun galt es, vorwärts zu schauen, und jede Sekunde seine Gedanken und Emotionen unter Kontrolle und vollends bei sich zu haben, sonst würden sie den Krieger gar noch eher wiedersehen, als den Gefährten lieb war. Doch bewirkte der weite Ozean auch etwas anderes im Herzen des Schwarzmagiers. Beim Blick auf diese Herrlichkeit wurde ihm ganz anders, er verfiel in eine Art mystische Stimmung (noch konnte er sich das erlauben, schließlich hatten sie noch eine lange Seereise vor sich). Mit verträumten Augen summte er eine ferne Melodie, die er noch aus Kindertagen im Gedächtnis hatte, während sich sein Blick auf das prachtvolle Lichtspiel der untergehenden Sonne richtete. Eine Nacht mehr, um diesen Albtraum zu ertragen, Was muss ich mehr sagen? Weinen war für mich nie eine Träne wert, meine einsame Seele ist nur angefüllt mit Furcht Lange Stunden der Einsamkeit Zwischen mir und dem Meer Das Gefühl verlierend, die Hingabe findend. Soll ich mich in Weiß kleiden und den Ozean durchsuchen? Wie ich immer sein wollte... Eins mit den Wellen! Ozeanseele Auf der Gezeitenlinie gehend höre ich, dass dein Name Engelsgeflüster ist. Etwas so wunderschön, dass es weh tut. Ich wollte nur etwas wunderschönes werden. Durch meine Musik, durch meine stille Hingabe. Lange Stunden der Einsamkeit, zwischen mir und dem Meer...* *Text: Nightwish - Oceansoul (deutsche Übersetzung) |
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14.03.2004, 21:26 | #170 | ||||||||||||
Teufelslama Beiträge: 2.779 |
Carras unterbrach Lama, er hatte wohl gesehen das er so keine Fortschritte mehr machte. Nun wiess er Tarim an sein Wissen an den Soldaten der Miliz weiter zu geben. Doch irgendwie schien der Sumpfler im stehen eingeschlafen zu sein, der Hühne war schon kurz davor seinen anderen Schüler wach zu rütteln bis dieser sich endlich regte. Doch dann ging es auch schon los, Tarim machte einige flüssige Bewegungen vor. Lama zog anerkennend eine Augenbraue hoch, der Novize war schon um einiges weiter als er. Die Bewegungen des Soldaten waren hinkend im Vergleich zu seinem Mitschüler doch wurde er von Schlag zu Schlag besser, in kleinen Schritten zwar doch es wurde besser. Die Zeit verstrich schier endlos langsam und mittlerweile breitete sich Ermüdungsschmerz im Arm des Waffenknechtes aus. Ob das an fehlender Kraft oder doch an der noch unzureichenden Technik lag würde sich wohl noch herausstellen. |
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15.03.2004, 23:16 | #171 | ||||||||||||
Renata Beiträge: 455 |
Für einen Außenstehenden mochte ihr Zusammensitzen einen geradezu harmonischen Eindruck machen, dachte die Magierin: Hilias, wie er an seiner Pfeife zog und kunstvolle Ringe aus Rauch wieder entließ, Rhodgar, wie er vor sich hin summte, Seraphin und sie selbst, wie sie den beiden anderen zusahen oder -hörten. Aber ihr Anführer mied ihre Nähe, wich jedem Blickkontakt mit ihr aus. Er wich ihr aus. Gerade erst wieder: Hilias hatte immer noch - auch jetzt, während er seine Pfeife rauchte - die beiden Steine an ihren Lederbändern zwischen den Fingern baumeln. Als sie nach dem schwarzen Stein gegriffen hatte, war Hilias mehr als deutlich zurückgezuckt. Dabei hatte sie ihn nicht einmal annähernd berührt. Sie hatte den schwarzen Stein genommen, ohne lange nachzudenken, unwillkürlich, ein Instinkt vielleicht. Hielt ihn dicht vor die Augen, um seine Einzelheiten zu betrachten, sah über ihn hinweg zu ihrem Gegenüber: “Schwarz, die Dunkelheit. Symbol Beliars.“ Dann deutete sie auf den roten Stein, der in Hilias´ Hand geblieben war, auch er blank poliert: “Rot, die Farbe des Feuers. Die Farbe Innos´. Wenn diese Steine die Auserwählten repräsentieren, ist die Verteilung klar bis hierhin, denke ich. Doch Du sprichst von einem Dreigestirn. Was ist mit dem fehlenden Element? Wo finden wir es, wo ist der blaue Stein? Oder besser: wer ist es?” |
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17.03.2004, 17:59 | #172 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Hilias war vor Renata Händen zurück gewichen, unwillkürlich, aber für alle deutlich. Jetzt sah er zu Boden. Das fehlene Element. Renata hatte es ausgesprochen. Es war aus dem Sack. Der Steinmetz seufzte schwer. "Ich weiß nicht, wo das dritte Medium ist. WEnn es wirklich Schicksal ist und unser Weg schon vorher bestimmt ist, werden wir es sicher noch auf unserem Weg finden." Seine drei Freunde sahen ihn mit fragenden Augen an. Hilias erkannte es deutlich. Die Zweifel, die sie hatten und die brennende Frage, die sich gleich auf die erste anschloss. Was, wenn es kein drittes Medium gab? Was, wenn das Medium des Gottes Adanos fehlte und weiter hin fehlen würde? Was würde das bewirken? "Ich hab keine Ahnung, was passiert, sollten wir das dritte Medium nicht finden. Aber das scheint mir auch nicht unsere" -er deutete auf Renata-" Aufgabe zu sein. Wir müssen es notfalls ohne Adanos Gesandten versuchen." Und werden dann ganz sicher den Tod finden...wir alle... Hilias sog an seiner Pfeife, der Rauch fühlte kalt und irgendwie verfallen an. Tod eben... "Wie schätzte du unsere Überlebenchancen, ohne Adaons Hilfe, Hilias. Sei ehrlich." fragte Seraphin mit blassem Gesicht. Die beiden anderen Magier schauten unbehaglich in das Gesicht des Steinmetzes. Rotglühende Punkte erwachten in den Augen Hilias. Das Feuer der Pfeife war heiß und noch lebte es. Ein wenig noch. "4 zu 100" sagte Hilias mit ausdrucksloser Stimme. Er wusste nicht, woran er das fest machen wollte. Es war einfach ein Gefühl. Und in letzter Zeit verließ er sich nur noch auf seine Gefühle. Den einzigen Kompass, dem er noch traute. Die Magier sahen ihn fassungslos an. "Ihr wollte mir nicht erzählen, das sich das in eueren Ohren nicht richtig, nicht wahrhaftig anhört. Ihr fühlt es doch auch. Wir alle spüren, wie schlecht unsere Chancen stehen." Seine drei Freunde sahen betreten zu Boden. "Tja, ich wollte euch nur sagen, wie ich die Dinge sehe." Hilias nahm einen weiteren Zug von der Pfeife. |
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17.03.2004, 19:48 | #173 | ||||||||||||
Rhodgar Beiträge: 1.307 |
Dem Schwarzmagier waren während der Zeit noch Unmengen von alten Melodien eingefallen, meist handelten sie alle von fernen Ländern, von tapferen Helden, die dort einen heroischen Tod gestorben waren, von Mythen und Legenden. Doch ging es immer wieder um den Abschied, um den Abschied vom Leben, von den alten Freunden, von der Welt... als wäre alles in dieser Welt zum endgültigen Scheitern verdammt. Schicksal eben, wie Rhodgar es schon seit langem predigte. Es existierte nun einmal, und das, was er von den rauen Nordmännern auf dem Schiff so aufgeschnappt hatte, stufte er als gar nichtmal so dumm ein. Von einer gewissen Schicksalsgöttin Adeoné war da die Rede gewesen, von den allesumfassenden Händen ihrerseits, wie sie das Weltgeschehen leitet und lenkt. Ein Götzenbild sondergleichen, so war Rhodgars Meinung dazu. Er glaubte an das Schicksal, ja, aber nicht an eine derartige Gottheit, noch weniger in Person materialisiert. Sein eniziger und überzeugter Glaube hing am Herrn der Finsternis, und daran würde niemals jemand etwas ändern können. Weder Innos, noch Adanos, noch sonst irgendeine Kraft, von der gemunkelt wurde, sie könne über Leben und Tod entscheiden, konnten den eisernen Mauern seiner Überzeugung auch nur den kleinsten Sprung beifügen. Doch dem Schwarzmagus war es zuwider, mit den Gedanken zu jonglieren, dass eben jene Bestimmung si finster für ihn und seine Mitstreiter aussehen könne. Einfach unmöglich, wo Beliar doch stets seine schützenden Klauen über sie halten würde, wo sie auch waren. Es konnte einfach überhaupt nicht sein, dass sie mit diesem Boot in Richtung Untergang segelten. Nein, nicht solange er noch Kraft und seine Runen besaß, er würde kämpfen, wenn es darauf ankäme. Würde sich nicht einfach geschlagen geben, man sollte ihn in den Büchern als denjenigen niederschreiben, der sich der Gefahr gestellt hatte, anstatt vor ihr zu flüchten. Der Mutige stirbt nur einen Tod, während der Feigling tausend qualvolle Tode erleiden wird. Ein altes Sprichwort, mit welchem er stets augewachsen war. Vielleicht war sein Vater gerade deshalb ums Leben gekommen, hatte sich für jemand anderes geopfert... aber das waren alte Geschichten. Nun galt es, ihre eigene Lage einmal zu erkennen. Was konnten ihnen alle Mächte der Welt denn anhaben? Sie waren Kämpfer, und das Band ihrer Freundschaft würde wie ein unsichtbarer Schild wirken, über sie erhoben, um jeglichen Attacken zu trotzden. Wenn einer am Boden lag, würde ihm stets eine Hand gereicht werden, um aufzustehen, wenn einer nicht mehr weiter weiß, so würde er immer mit dem Rat der anderen Rechnen können. Was konnte ihnen denn da geschehen? "...ja, was eigentlich?" Der Schwarzmagier war plötzlich aufgesprungen, hatte sich aus seiner Sitzhaltung erhoben und blickte nun in die erstaunte Runde. "Was kann uns denn schon passieren? Wir sind eins, wir können einander vertrauen und uns aufeinander verlassen. Warum Trübsal blasen?" Mittlerweile hatte er sich auf die kleine Kiste, an der er gelehnt hatte, gestellt, und redete nun in sozusagen poetischer Pose (man beachte die Alliteration) auf seine Gefährten ein. "Ich sage, was solls? Fahren wir dorthin, wo wir Antworten finden. Schauen wir der Gefahr ins Antlitz! Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, von so ein paar modrigen Leichen, denen die Würmer schon zum Halse raushängen! Dies sind wir allen schuldig, die ihre Hoffnung in uns setzen. Bedenkt, was mit ihnen geschieht, wenn wir scheitern, die Gemeinschaft zerbricht, und das graue Heer seinen Weg fortsetzen kann. Was ist mit jenem, der starb, weil er sein ganzes Denken und die Dimensionen seines Glaubens in uns setzte? ICH SAGE, TUN WIR ES FÜR VELTRIN!" Rhodgar war ziemlich überrascht von sich selbst, mit welchem Einsatz er diese Rede über die Lippen gebracht hatte. Einfach so, ohne groß darüber nachzudenken (hätte er dies getan, so wäre wahrscheinlich kein einziges Wort aus ihm herausgekommen). Mit erwartungsvollen Augen schaute er nun in die Gesichter jener, die sozusagen einen Rat bildeten, die mit geschmiedeten Klingen nichts anzufangen wussten, und daher beim Training der Kämpfer wohl nur fehl am Platze gewesen wären. |
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17.03.2004, 20:13 | #174 | ||||||||||||
Estragon Beiträge: 507 |
Hilias blickte auf. Rhodgars flammende Ansprache hatte einige Gesichter augschauen lassen. Sollte er die Hoffnung der Männer zerstören? Sollte er? War er schon so weit? "Ich höre dich reden wie einen Mann der in der Finsternis pfeift, weil er Angst vor den Schatten hat." sprach Hilias mit monotoner Stimme. Es kam fast lahm aus seinem Mund. Rhodgar trat auf Hilias zu. "Was könnte schon..." Mit einem schnellen Schwung erhob sich Hilias und trat auf den Magier zu. "Du weißt nicht was wir gesehen haben." sprach er mit der selben lahmen Stimme weiter, doch seine Augen brannten fast so rot wie früher. Rhodgar sah kurz Renata, die aber senkte zweifelnd den Blick. "Such nicht bei ihr Hilfe, Rhodgar. Hoffnungen sind gut. Doch wir können weder hohle Frasen noch deine albernen Reden hier gebrauchen. Klarheit brauch unser Blick. Nicht hochmütige Blendung. Mut mag eine starke Waffe sein, doch unterschätze nie mehr unseren Feind oder unseren Weg." Hilias Stimme war so leer, seine Augen verloren den kurzen Glanz des Feuers. Er starb wieder. So setzte er sich nieder und schaute betrübt auf seine Hände. |
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17.03.2004, 20:31 | #175 | ||||||||||||
Rhodgar Beiträge: 1.307 |
All der Enthusiasmus, der den Schwarzmagus eben noch voran getrieben hatte, seine aus Überzeugung gesprochenen Wörter preiszugeben, war mit einem Mal verflogen. Sofort begann etwas anderes in ihm überzuquellen, geradezu di Übermacht in ihm zu ergreifen. Es war die pure Wut. Wut, die sich seit längerem angestaut hatte, seitdem sie von Veltrin hatten Abschied nehmen müssen. Er hatte es in sich hinein gefressen, hatte versucht, seine Aggression durch das literarische Schreiben abzureagieren, was auch größtenteils geklappt hatte. Doch brannten sich ein solches Erlebnis un die damit verbundenen Emotionen natürlich in den Kopf eines jeden Menschen ein, und niemand war in der Lage soetwas einfach zu vergessen. Aber hinzu kam auch noch, dass Hilias ein weiteres Mal seinen Her und Gebieter angriff, dem Rhodgar doch geradezu fanatisch folgte, blind seinem Willen folgte. Im Schatten verkreichen nannte er also die ehrwürdige Macht, die den Schwarzmagiern verliehen worden war? Verkriechen? Es ging dem Zornigen weniger um den Angriff auf seine persönliche Ehre, doch wenn Hilias an diesem Vorwurf festhielt, so hieß das, dass zugleich Rena und Seraphin, überhaupt all die bewundernswertesten Mitglieder des Zirkels, er dachte dabei an Meditate, den Don, und viele andere noch, dass jene ein Haufen von Feiglingen waren? Es war, als ob ein Fass gefüllt mit roter Tinte vor seinen Augen umgekippt worden wäre, denn nach und nach nahm jene aggressive Farbe Besitz von seiner Sichtweise ein. "Das ist also der wahre Hilias? Ein Mann, der... nein, noch nichtmal ein Mann, ein lebender Toter, der noch zu Lebenszeiten noch nichteinmal fähig war, sich vor dem eindringen eines Dämons zu schützen? EINe KREATUR, ZUERST GIERIG HERANGEZOGEN VOM DUNKLEN HERRSCHER, DANN JEDOCH WIEDER AUSGESPUCKT? Ihr seid des Todes genauso unwürdig wie des Lebens. Wenn ihr mit einer solchen Einstellung an die Sache herangeht, dann... dann bindet euch doch gleich einen Stein um den Hals und springt in die Fluten, dann müssten wir euch wenigstens nicht länger ertragen. IHR KOMMT EUCH SO WICHTIG VOR, ZERFLIEßT QUASI IN SELBSTMITLEID! Aber ich vergaß, ihr ja soviele schreckliche Dinge gesehen... NA UND? Denkt ihr, mich würde dies alles gar nicht berühren? Denkt ihr, ich habe keine Furcht? Doch ich weiß mit jener umzugehen, sie zu verdrängen, und positive Gedanken in ihre Stelle zu setzen! Wenn ihr dazu nicht fähig seid, dann tut es mir Leid, dann verschwindet doch! VERSCHWINDET!" Eine Zornesträne rann dem Schwarzmagus über die Wange, während er wild mit dem Arm auf die ewigen Weiten des Ozeans deutete. "Da könnt ihr von mir aus hingehen, wir kommen auch ganz gut ohne euch zu recht. Ihr... IHR HÄTTET AN STELLE VELTRINS STERBEN SOLLEN, DANN WÄRE EURE BEMITLEIDENSWERTE SEELE WENIGSTENS NICHT LÄNGER GEPLAGT UND AN DIESEN JÄMMERLICHEN KÖRPER GEBUNDEN! VERDAMMT!" Ein Fußtritt gegen die Kiste, auf der er eben noch gestanden hatte, und schon war er abgerauscht, und hatte sich ein paar Meter weiter an die Kajüttenwand gelehnt, wo er zusammen sank und für sich hin wütete. Nun, das war eigentlich eher mehr ein Trauerspiel. Vergleichbar mit der Szene, als Rena ihn im Kastell verängstigt zusammengehockt an einer Säule lehnend aufgefunden hatte. Er war halt einfach verdammt emotional, dieser Schwarzmagus. Natürlich hatte er kein Wort dessen, was er gesagt hatte, wirklich so gemeint. Doch wie gesagt, er war einfach emotionsgelenkt und zusätzlich hatte es in der Vergangenheit ja auch schon einmal einen großen Konflikt zwischen ihm und Hilias gegeben. Doch das war momentan egal. Dies war einer der Momente, in dem die ganze Welt ungerecht war. |
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