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[GM] Licht und Schatten
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24.03.2004, 16:25 #226
Estragon
Beiträge: 507

Dunkle Fetzen und wilde Bilder begleiteten Hilias und seinen Seelenpartner durch den finsteren Irrgarten der Bewusstlosigkeit.
Während der Gehängte immer weiter ins Bodenlose absackte, stieg Hilias langsam, aber stetig auf. Geriet an den Rand des Bewusstseins.

Dann fühlte er warmes Wasser auf seiner Stirn. Er öffnete die Augen. Langsam. Schmerz jagte wild durch seine rechte Gesichtshälfte und er merkte, das sich nur das linke Auge öffnen ließ. Das ist neu... dachte er mit einem Anflug von grimmigen Humor.

Seine Begleiter standen oder knieten in einem lockeren Kreis um ihn. Alle atmeten schwer und schien sehr aufgeregt. Hilias setze sich auf und blickte in die Runde.
"Was ist?"

Seraphin kam in den Kreis und sah herab. "Wie gehts dir?"
"Ich sterbe, wie stehts mit dir?" sagte Hilias. Doch seinen Freunden schien der Humor abhanden gekommen zu sein.
"Tu es nicht weh?" sagte Ceron verwundert. Lama und Tarim wendeten sich mit blassen Gesichtern ab. Carras schüttelte nur den Kopf.
"Was?" fragte Hilias zögernd.
Ceron nickte zu Hilias rechter Schulter.

Der Steinmetz sah hin...und war eigendlich nicht sehr überrascht. "Zum Glück spiele ich links." grinste er. "Was ist passiert? Ich kann mich an fliegende Kugeln erinner, aber der Rest..."
"Eine von denen hat deinen Arm...verdampfen lassen." Carras nickte Hilias ins Gesicht.
"Vielleicht sogar die, die du jetzt als Gesichtsschmuck trägst."

Hilias fingerte über seine rechte Gesichthälfte, zog überrascht die Hand zurück. "Heiß.." sagte er knapp. "Fühlt sich fasst wie Metall an." Carras nickte und wandte sich ab. Tarim und Lama folgtem ihm. Sie gingen nach Renata sehen.

Der Steinmetz klärte seinen Kopf mit einem kurzen Schütteln und ließ sich von Seraphin auifhelfen.
"Wie gehts dir nun wurklich?" fragte der Magier mit besorgter Mine.
"Ich verliere den Verstand. Ich werde nicht verrückt oder so. Nicht mehr als sonst," sagte Hilias beim gehen und regestierte erfreut, das er mit diesen Worten Seraphin und Ceron zum Lächeln bracht. Müde, erschöpft, aber immerhin lächelnd. Hilias fuhr fort und hinkte, auf Ceron Schulter gestüzt auf Renata zu. Sie hielt jemanden im Arm. War es etwar...
"aber dennoch büße ich mehr und mehr von meiner Denkkraft ein. Ach und nach was."
Die drei waren bei den anderen angelangt. "Ich weiß nicht weiter. Wie haben uns verirrt."
"Also doch." sagte Carras missmutig und spuckte einen dicken Brocken ins Wasser.
"Tja, wir sollte vielleicht dem Pfad weiter folgen und sehen, wo er uns hinführt." dachte laut Hilias nach und schaute abwesend auf Rhodgar, der bewusstlos und fiebrig in Renatas Armen lag.
"Ich weiß was besseres, glaub ich jedenfalls." Sie hielt ein seltsam, kreisendes Medallion hoch. "Folgen wir dem hier."
Die anderen sahen Hilias an. Der starrte nur kurz auf die wirbelne Schreibe, dann wieder auf Rhodgar. Er dachte an den Streit zurück. Es kann nie wieder werden wie vorher... dachte er betrübt.
Dann bemerkte er die erwartungsvollen Blicke der anderen.
Er hob den Arm, als wolle er sagen: Was fragte ihr mich?
"Es ist genauso gut, dem zu folgen. Ich weiß nicht mehr weiter. Und da wir unserem Ziel schon sehr nahe sind, das spüre ich einfach, brauchen wir keinen Anführer mehr. Wir folgen dem da." Er deutete auf die Scheibe in Renatas Händen.

Die anderen nickten. Hilias rechte Hand tat weh, was unmöglich war. Doch er kannte diese Phantomschmerzen. Männer aus den Sägewerken seiner Heimat hatten ihm davon berichtet. Geister...meine Hand und mein Arm, mein Fleisch...sind jetzt Geister und rufen nach mir... grübelte er und sah die anderen fragend an. "Wir sollten nicht warten, bis er wieder aufwacht, wenn er wieder aufwacht." Die Kastellmagier sahen Hilias mit erschrockenen, missbilligenden Blicken an.
Hilias hielt ihnen stand, nur Renatas Blick nicht. Da war etwas. Mehr als die Antipartie der beiden Kräfte die sie trugen. Ihr blick war durchdringend, forschend. Als suche sie nach etwas.
"Also, wer trägt ihn? Freiwillige bitte die rechte Hand heben." sagte er ernsthaft. Die anderen sahen verblüfft auf seinen Armstumpf, blickten sich ratlos an, dann brach Carras LAchen die peinliche Stimmung. Hilias stimmte mit ein, dann die anderen. Das Lachen klang in dieser üblen Landschaft seltsam deplatziert. Doch es half. Es brachte den Mut zurück. Teilweise...
Bitte, Innos...lass unseren Mut auserreichen, zutun, was zutun ist... dachte der Steinmetz und lachte so herzhaft wie schon lange nicht mehr.
24.03.2004, 19:00 #227
Seraphin
Beiträge: 318

Hilias Schmerzempfinden musste gänzlich verschwunden sein. Anders konnte Seraphin sich den, trotz allen schrecklichen Wunden , immer noch stehenden Waffenknecht nicht mehr erklären. Und seinen Humor... nun ja, scheinbar war er wieder vorhanden. Dass dieser dabei ungefähr so schwarz ausfiel wie die Roben der Jünger Beliars war ihm in seinem Zustand einfach nicht zu verübeln. Nein. Außerdem, Seraphin konnte nicht bestreiten dass Hilias ihm vorhin ein Grinsen ins Gesicht stiegen ließ, ein sehr breites sogar. Und nicht nur der Magier, nein alle hatten sie gelacht. Und das an so einem Ort...
Ja, vielleicht war es das. Gerade an so einem Ort. Sie lachten dem Tod ins Gesicht, irgendwie. Auch oder viel mehr weil sie ihm zuvor noch knapp entronnen waren. Und zum ersten Mal hatte Seraphin das Gefühl, das sie wirklich eine Gruppe waren, eine Gemeinschaft, die trotz allen Steinen die ihnen in den Weg gelegt wurden selbigen nicht verlassen hatte. Doch einem der Ihren ging es nicht sehr gut, er konnte weder lachen noch weinen und ob er sich überhaupt noch auf dem selben Weg wie sie befand, fürchtete Seraphin, war er sich mittlerweile nicht mehr sicher...

Rhodgar hing mehr in Rena's Armen als das sie ihn stützte. Sein Freund war nicht mehr bei Bewusstsein, wenn Seraphin ehrlich war hatte er im Chaos des Kampfes gar nicht mitbekommen wie sich der junge Schwarzmagier näherte. Erst als die letzte der drei Kugeln in einem bizarren Ballett des Todes zusammen mit seiner beschworenen Dienerin verstrickt war, wurde ihm klar, das sich der junge Schwarzmagier wieder unter ihnen befand. Noch all zu deutlich konnte sich Seraphin daran erinnern, wie ihre Wege am Rande des Sumpfes auseinandergegangen waren. Die fast greifbare Wut welche in der stickigen Luft und den stinkenden Gasen des Morast geschwebt und seinen Blick verschleiert hatte. Die spürbare Bereitschaft Dinge zu tun die ihm vielleicht später Leid täten und den Zorn, welche sein Freund plötzlich ausgestrahlt hatte und die Seraphin seinerseits darin gehindert hatten, ihm zu folgen. Doch so sehr er sich freute ihn jetzt wiederzusehen wuchs auch im gleichen Maße seine Besorgnis. Von dem, wenn auch wütenden, energiegeladenen und gefährlichen Mitstreiter ihre Gruppe war nichts mehr übrig geblieben. Langsam ging er auf Rena zu und betrachtete mit ernster Miene den zitternden Körper des jungen Schwarzmagiers. Seine Kleidung war schlammverkrustet und die einst so prächtig anzusehene Robe einens Zirkelmitglieds fast nicht mehr zu erkennen. Allerdings hatte Rhodgar keine äußeren Verletzungen die von einem Kampf oder Blutverlust zeugten. Seufzend legte Seraphin die Stirn in Falten und tauschte einen besorgten Blick mit Rena. Es war klar zu erkennen, womit ihr gemeinsamer Freund zu kämpfen hatte. Fieber. Sein Körper zitterte, schwach aber beständig und seine einst glänzenden Haare hingen stumpf und verklebt über den jetzt flatternden Augenliedern. Die Lunge hob sich in seltsamen, arhythmischen Bewegungen und der Atem war fast nicht mehr zu spüren während Seraphin seine Hand behutsam vor Rhodgar's Mund schob. Es sah nicht gut aus. Der junge Schwarzmagier hatte sich ganz alleine durch die schlammige Hölle geschlagen und dass er dabei nicht angegriffen worden oder in irgendeiner Untiefe jämmerlich versunken war, grenzte schon an ein Wunder.

Doch schien ihr Meister plötzlich großes Interesse an Rhodgar zu zeigen. Ob er sich einfach nicht gedulden konnte so einen treuen Jünger möglichst schnell bei sich zu wissen oder ob vielleicht sogar der dunkle Gott einmal Fehler beging, wusste er nicht. Doch eines war ihm klar, Seraphin würde nicht zulassen dass dem Herrn der Unterwelt, sofern er ihn denn hegte, dieser Wunsch erfüllt wurde. Nein, diesmal würde er sich sogar gegen denjenigen wenden, in dessem Dienste er doch eigentlich stand. Er würde ihn mit allen Mitteln davon abhalten, das einzufordern, was ihm zwar schon gehörte aber trotzdem noch nicht sein war: Rhodgar's Leben.
Und ein Blick in Rena's verzweifelte Augen sagte ihm, dass er nicht alleine mit dieser Meinung stand, dass er sich nicht alleine gegen ihren Herrn stellen müsste und würde. Auch die Anderen, welche sich jetzt von Hilias abgewandt und ihr Interesse dem jungen Schwarzmagier widmeten, blickten besorgt. Und nachdem das Lachen verstummt war stellte Hilias die Frage, welche sowieso schon lange im Raum stand.

"Also, wer trägt ihn? Freiwillige bitte die rechte Hand heben."

Einen Moment herrschte Schweigen, dann sah Seraphin wie Carras zu einer Antwort ansetzte. Aber der Magier kam ihm zu vor, ohne sich umzudrehen hob er die rechte Hand.

"Ich trage ihn..."

sagte er bestimmt. Ohne auf eine Reaktion zu warten ging er noch näher auf Rena zu. Sie mühte sich sichtlich damit, den bewusstlosen Schwarzmagier zu stützen und nicht auf den schlammigen Grund sinken zu lassen. Als er sich näherte, blickte seine Freundin ihn ein wenig erstaunt an, wäre es doch für den riesigen Templer ein leichtes gewesen Rhodgar zu schultern und einfach weiter zu marschieren. Doch hatte dieser für Seraphins Geschmack schon genug geholfen. Und da war noch etwas Anderes. Für den Templer war Rhodgar vielleicht nur ein Mitglied ihrer Gruppe, nett, sympathisch, möglicherweise auch das Gegenteil, wie auch immer er es sehen mochte. Doch in keinem Fall mehr. Er konnte für ihn nicht das bedeuten, was der junge Schwarzmagier für Seraphin bedeutete. Ganz einfach schon deshalb weil er ihn noch gar nicht so lange kannte wie der Magier. Und ein Blick in Rena's Augen zeigte ihm, das sie verstanden hatte...

Langsam, fast widerwillig ließ sie Rhodgar los und in seine Arme gleiten. Dann trat sie noch ein paar Schritte zu Seite, doch nicht ohne vorher noch einmal ganz nahe bei ihm stehnzublieben. Überrascht merkte er, wie sie für einen kurzen Moment seine Hand suchte, fand und einfach nur festhielt. Doch in dieser unscheinbaren Geste lag soviel wohltuende Wärme, die sich plötzlich von seinen Fingern durch den ganzen Körper ausbreitete und außerdem... noch etwas Anderes... dunkel und machtvoll, aber nicht böse. Es war wie die Nacht, welche einem Angst einjagt und dich gleichzeitig schützen kann. Fast schien es, als würde Irgendetwas ihren Körper verlassen, nur ein Bruchteil dessen, was sie in sich trug, doch so eindringlich dass Seraphin für einen Augenblick der Atem stockte. Einen Moment sah er sie an und sie blickte auf schwer zu deutenden Art und Weise zurück. Dann nickte er unmerklich und drückte kurz und dankbar zu, bevor sie ihre Finger wieder löste und endgültig zur Seite trat.

Vorsichtig fing Seraphin das Gewicht seines Freundes auf und ging langsam in die Knie. Mit einem Ruck schulterte er den bewusstlosen Körper, rückte ihn in die richtige Position und erhob sich wieder. Dann drehte er sich um und stand, die Augen unter dem Schatten der Hutkrempe, vor der Gruppe. Keiner sagte etwas, wozu auch. Mit der neuen Last trat er einen Schritt vor und richtete dann das Wort an die restlichen Kämpfer und Mitstreiter, allen voran Hilias, welcher sich jetzt mit einem blutigen Verband an der Stelle wo ehemals sein Arm hing, vor ihm positioniert hatte.

"Meinetwegen kann es weitergehen."
24.03.2004, 19:46 #228
Tarim
Beiträge: 189

Sie liefen nun schon wieder eine Weile durch den Sumpf. Sie folgten immer dem Schmuckstück von Renata. Tarim hätte das ganze für ein Witz gehalten, doch nachdem, was er in den letzten Tagen gesehen hatte, wunderte ihn gar nichts mehr. Tarim versank mit jedem Schritt den er machte tiefer in seinen Gedanken. Er erinnerte sich an die letzten Tage. An die Hünnen von Schiffsmanschaft, an das Training mit Carras und Lama, an das Meer und vieles mehr. Doch eines machte ihm ganz besonders Sorgen, die Metallkugel von denen sie Angegriffen wurden. Scheinbar waren sie von magischer Natur. Tarim hoffte inständig, dass dort, wo diese erkamen nicht noch mehr von ihnen waren oder das sie noch das kleine Übel waren. Was sollte bloss noch auf sie zukommen? Er konnte es sich nicht vorstellen, doch wär er froh das er bei Carras das Training begonnen hatte. Ohne dieses wäre es sehr gefährlich für ihn geworden in der letzten Zeit und in der Zeit die vor ihm stand. Auf dem Schiff hatte Carras ihm gezeigt, wie er welche Schläge womit parrieren sollte und wie er am besten ausweichen konnte. Lama unf Carras konnte dies um einiges besser als er, doch er hatte es sich fert vorgenommen, dass er e eines Tages auch so können würde wie diese Beiden. Tarim starrte, während er nachdachte, die ganze Zeit auf den Boden. Langsam aber sicher fand er wieder aus einen Gedanken zurück. Ihm taten die Beine weh.

Er sah sich um. Die Anderen sahen zum großen Teil auch erschöpft aus, genau wie er. Hoffentlich würden sie bald rasten. Nach nur wenigen Meter kamen sie zu einem Punkt an dem der Steinpfad breiter wurde. Tarim griff sich ein Herz. Er konnte kaum noch weiter, sodass er wirklich rasten wollte und fragte laut: "Können wir rasten? Ich kann nicht mehr." "Ja, dass wäre gut", kam es von hinter Tarim. Von mehreren Seiten vernahm Tari nun zustimmen, sodass sie rasteten. Hoffentlich haben sie diesmal ein wenige Ruhe.
24.03.2004, 20:33 #229
Ceron
Beiträge: 379

Tarim schlug eine Rast vor, eigentlich wollte Ceron nicht, er wollte vielmehr schnell aus diesem Sumpf raus. Doch da die meisten dafür waren, wollte auch der Drachling keine Extrawurst. Rhodgar, der sehr wahrscheinlich an Fieber oder sogar Schwarzfieber litt, wurde von Seraphin zu Boden gelegt, sanft wie die Mutter, die ihr Kind in die Wiege legt. Ceron setzte sich neben den kranken, doch er war ihm ungeheuer, der Kranke hatte einen sehr heissen Atem, wie er so bewusstlos dalag. Ceron fühlte schon das Kranke in ihm. Cerons Mutter hätte ihn sicher ermahnt, nicht in die Nähe Erkrankter zu gehen, doch Rhodgar war mehr als nur ein Erkrankter, er war ein Mitglied der Gilde. So redete Ceron sich ein, er brauche keine Angst zu haben, denn Ansteckungsgefahr bestehe keine. Als der Jüngling seinen Rücken an den nahen Baumstamm legte und in den Wald hineinschaute bemerkte er zum ersten Mal, dass der Wald sich ein wenig öffnete. Der Sumpfweg wurde ja auch breiter, sie mussten also ihrem Ziel schon ziemlich nahe sein. Noch war für Ceron ja die Zeit umzukehren, do er würde es nicht tun, nein, ein Drachling musste sich allen Schwierigkeiten stellen. Ceron blickte zurück, dorthin wo der Sumpf sich langsam öffnete. Er sah wie sich das Blätterdach öffnete und er sah wieder nackten Fels. Ceron sprang auf, er wollte noch etwas aus diesem Sumpf mitnehmen. Augenblicklich sprang er auf. Er entfernte sich ein wenig von der Gruppe, um kurz danach vor einem riesigen Baum zu stehen. Dort zückte er seinen Erzdolch und trennte einen dicken Brettpilz vom Stamm, diesen steckte er in einen Leinensack. Daraufhin trennte das liess er den Dolch, den Kaligulas ihm gefertigt hatte, wieder in seinen Ärmel schnellen, wo er auch bis zur nächsten Rast verharren sollte.

So schritt Ceron zurück zu den Rastenden, er hatte jedoch nicht wirklich Lust sich auszuruhen, vielmehr wollte er etwas Nützliches tun. Doch von der Kunst der Heilung verstand er ja nichts, so begnügte er sich damit, den Rücken an den Baumstamm gelehnt etwas aus einem schönen Stück Tropenholz zu schnitzen, ein kleiner Ceron sollte es werden
25.03.2004, 07:53 #230
Renata
Beiträge: 455

Die Gruppe war noch vor Sonnenaufgang wieder aufgebrochen. Sie mussten schnellstmöglich aus diesem Sumpf heraus. Ihr Trinkwasser ging zur Neige, in der fauligen Brühe des Sumpfes hatten sie ihre Reserven nicht auffüllen können.

Rhodgar war immer noch nicht aufgewacht, so dass Seraphin es wieder übernommen hatte, ihn zu tragen. Das Gewicht seines Freundes zehrte zusehends an Seraphins Kräften.

Hilias´ zerfetzter Arm war - soweit möglich und soweit nötig - versorgt, doch viel Blut war aus der schrecklichen Wunde ohnehin nicht mehr ausgetreten, wahrscheinlich zirkulierte nicht mehr allzu viel davon in dem Untoten.

Das kreiselnde Amulett hatte sie weiter nach Westen geführt, der Boden schien jetzt leicht anzusteigen und der Wald wurde bereits lichter. Endlich traten sie aus dem Dschungel heraus. Der Hügel, der vor ihnen lag, war ohne Baum und Strauch, allerdings plätscherten einige klare Bäche von seinen sanften Hängen, an denen die Abenteurer ihre Feldflaschen und -schläuche füllen konnten. Am höchsten Punkt des Hügels verharrten sie eine kleine Weile, um die endlich wieder frische Luft zu genießen und einen Blick zurück über die Sumpfebene werfen, die sie nicht unversehrt aber zumindest lebend durchquert hatten.
25.03.2004, 18:44 #231
Seraphin
Beiträge: 318

Seraphin spürte schon seit geraumer Zeit seine Schultern nicht mehr. Dort, wo sich diese bei einem normalen Menschen befanden, war für den Magier nur noch einziger verkrampfter Muskel vorhanden welcher ihn mit immer stärkeren Schmerzwellen daran zu erinnern begann, dass auch Schwarzmagier nicht unendlich belastbar waren. Doch solange es ging, würde er weiter maschieren. Und Seraphin kannte seine Grenzen. Noch ging es.

Rhodgar's Zustand schien sich zu verschlimmern. Er war bis jetzt weder erwacht noch hatte er irgendein anderes Zeichen von sich gegeben, das auf Besserung schließen lassen konnte. Nein, eher das Gegenteil war der Fall. Schweißausbrüche, begleitet von einem stetigen, unrhythmischen Zittern und leisen, schwachen Atemzügen dominierten schon seit ihrem Aufbruch vom Kampfplatz den Zustand des Schwarzmagiers. Seraphin's Sorge verband sich mit dem erschöpften Zustand seines Körpers zu einer gefährlichen Mischung aus Resignation und Zweifeln. Und sie alle wussten mittlerweile, woran Rhodgar litt, doch keiner traute sich es auszusprechen. Denn der Gedanke brachte Schmerz, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Doch konnte sich niemand davor verstecken. Der junge Schwarzmagier focht einen verbitterten Kampf gegen eine der schlimmsten Krankheiten auf Khorinis:

Schwarzfieber.

Das gefährlichste und gnadenloseste Fieber, welches ihm bekannt war. Sicherlich, er zweifelte nicht daran, dass seinem Freund im Kastell geholfen werden könnte. Nein, die Hüterin würde es schaffen. Doch war diese derzeit um die 14 Tagesmärsche von ihrem jetzigen Aufenthaltsort entfernt. Zu weit, viel zu weit. Und innerhalb ihrer kleinen Gemeinschaft gab es keinen ausgebildeten Heiler. Sie hatten zwar hervorragende Krieger aber niemanden, der sich darauf verstand Leben zu erhalten anstatt es zu vernichten. Und dass grausame an der ganzen Situation war, das Rhodgar gerade diesen Weg anstrebte. Er selbst war es gewesen, der Seraphin in so manchem Gespräch klargemacht hatte, das viel zu wenige Leute sich auf die Kunst des Heilens verstanden. Und nun, wo er darauf aus war, diese Tatsache zu verändern, würde sein Vorhaben vielleicht gerade an diesem Umstand scheitern. Aber konnte Beliar denn wirklich solch einen Fehler begehen? Einen seiner treuesten Anhänger, jung, kraftvoll und mit einer großartigen Zukunft, schon jetzt zu sich rufen?

Wo er ihm doch im Reich der Lebenden viel fantastischere Dienste leisten konnte...

Mittlerweile lichtete sich der Dschungel, die letzten Lianen wichen langsam zurück und das Sonnenlicht brach immer mehr und mehr durch die pflanzenbehangenen Baumkronen. Ein spürbares Aufatmen ging durch die kleine Gruppe. Das mochte einerseits an der plötzlich viel besser werdenden Luft liegen, welche ihre Nasen nun wie ein sanfter Frühlingshauch umspielte, doch vielmehr an der Hoffnung welche sie mit sich brachte, nämlich dass sie den Sumpf bezwungen hatten.
Und so war es auch. Jeder beschleunigte seine Schritte merklich und mit einem erleichterten Seufzer erblickten sie den festen, grünen Hang des Hügels, welchen sie vor einer scheinbaren Unendlichkeit am gegenüberliegenden Sumpfende erspäht hatten. Ein letztes Mal mobilisierten sie die restlichen, noch verbliebenen Kraftreserven und kletterten den Hügel hinauf.

Oben angekommen strahlte ihnen die milde Frühlingssonne auf die lachenden Gesichter und einige ließen sich einfach mit einem erleichterten Laut auf den grünen, lebenden Teppich fallen. Irgendetwas schien von Ihnen abzufallen. Mit den letzten Schritten die sie aus dem Sumpf heraus getan hatten, waren auch die nervöse Unruhe und die düsteren Gedanken verschwunden. Jetzt standen sie an der Kuppe des Hügels, welcher sich wie eine natürliche Mauer am Rande der stickigen Hölle dort unten erhob. Von hier oben betrachtet wirkte das Sumpfgebiet wie ein drohender Schatten, den sie mit den letzten, hartnäckigen Moskitos endgültig hinter sich gelassen hatten. Auf unheimliche Art und Weise kamen ihm die zahlreichen, braun und schmutziggrün gemusterten Landstriche der unter ihm liegenden Landschaft wie der Körper eines einzigen, gewaltigen Tieres vor, welches gerade seine Beute verloren hatte und ihnen immer noch lauernd nach zu starren schien...

Nachdem die anfängliche Erleichterung sich in enstpannten Mienen und feundlichen Worten geäußert hatte, begannen sie sich nach und nach dort wo sie waren einfach in das grüne Gras fallen zu lassen und sich zu stärken, oder einfach nur dem Kitzeln der sanften Brise in ihren Gesichtern vollste Aufmerksamkeit zu zollen. Ein leichtes Lächeln umspielte auch Seraphins Lippen, bevor sie sich wieder sorgenvoll aufeinander presste während er Rhodgar vorsichtig auf den Boden gleiten ließ. Der Körper unter der dunklen Robe zitterte immer noch und der Kopf viel mehr oder weniger haltlos zur Seite. Langsam brachte er den Schwarzmagier in eine richtige Position und bettete sein schweißverklebtes Haupt auf eine ihrer Decken. Eine weitere warf er zusätzlich über sein schwarzes Gewand, bevor er es wagte sich zu entfernen. Allerdings nicht ohne sich zuvor von Rena mit einem sorgenvollen Kopfnicken ablösen zu lassen.

Jetzt saß er nachdenklich auf der Kuppe und starrte auf die unter ihm liegende Ebene hinab, während er ein bisschen Proviant aus seinem Rucksack hervorkramte. Er genoss den warmen Lufthauch, der, im Gegensatz zu der schwülen Hitze in dem unter ihm liegenden Sumpf, angenehm sanft über sein Gesicht huschte. Keine Steckenbleiben im Morast, keine Angst vor teuflischen Löchern unter der schlammigen Oberfläche, keine Moskitos mehr die einem regelrecht das Leben aus dem Leib sogen... einfach nichts.
Doch konnte er diesen Moment nicht wirklich genießen. Jemand fehlte. Jemand, der jetzt in dieser idyllischen Szenierie auf schon fast groteske Art und Weise trotz allem um sein Leben kämpfen musste. Mit ihrem gemeinsamen Meister...

Einen gefährlichen Krieger hatte Beliar ausgesandt, einen seiner stärksten Streiter um Leben zu schwächen, zu lähmen und schlussendlich endgültig in seinen Besitz bringen zu können. Aber es musste doch irgendetwas geben was sie tun konnten, irgendetwas. Verzweifelt blickte er zu Rena zurück. Die Schwarzmagierin hatten ihren Freund wie ein kleines Kind zu sich heran gezogen und bettete sein Haupt liebevoll in ihren Schoß. Sanft strich sie immer wieder die schweißverklebten Haare zur Seite und blickte mit sorgenvollen Augen auf Rhodgars zitternden Körper. Mit einem Seufzer wandte Seraphin sich wieder um und starrte verbissen den Hang hinab.

Irgendetwas...

Angestrengt nach einer Lösung suchend kramte er gedankenverloren in seinen Manteltaschen und.. stockte plötzlich. Langsam, fast ehrfurchtsvoll zog er das kleine Paket aus dem schwarzen Stoff. Natürlich... warum war er noch nicht eher drauf gekommen? Er hatte die Pflanzen einfach vergessen, ja seit der Überfahrt gar nicht mehr an sie gedacht. Es war zuviel passiert in zu kurzer Zeit so dass er sie schlichtweg verdrängt hatte. Jetzt drehte er das unscheinbare Päcken prüfend von einer Seite auf die Andere während die Worte der jungen Nomadin aus dem Nebel der Vergessenheit wieder in seinen Geist zurückfanden...

Wir nennen es Schattenkraut...

Die Blätter besitzen eine starke Heilkraft und helfen gegen fast Alles. Sie lindern Schmerzen, Fieber, Krankheiten und schützen vor Wundbrand und Entzündungen aller Art...


Und wenn es...?
Immerhin, was konnten sie schon verlieren? Mit einem Ruck erhob sich Seraphin und warf einen letzten Blick auf den verdammten Sumpf unter ihm. Nein, sie waren ihm entkommen und kein einziges Leben würde er bealten, soweit er seine gierigen Klauen auch ausstreckte. Kein Einziges...
Langsam drehte er sich um und schritt auf die knieende Rena zu, welche Rhodgar immernoch in ihren Armen hielt. Als er herantrat, hob sie müde den Kopf. Einen Moment lang meinte Seraphin ein feuchtes Schimmern erkennen zu können, doch wenn, dann hatte sich die Schwarzmagierin schnell wieder in ihrer Gewalt. Trotzdem zitterte ihre Stimme leicht, als sie ohne zu Zögern das Wort an ihn richtete.

"...es ...es sieht nicht gut aus. Wir haben keine ausreichenden Mittel um es zu bekämpfen, und auch keine Heiler..."

"Ich weiß..."

antwortete Seraphin kraftlos mit einem Blick auf den, ihren Augen verborgenen Kampf, welchen Rhodgar gerade gegen die körperlosen Krieger ihres Meisters focht.

"Aber villeicht..."

setzte er wieder an, nur um kurz darauf wieder zu stoppen, als er dass hoffnungsvolle Funkeln in Rena's Augen erblickte. Was wenn es nicht stimmte? Wenn es nicht helfen würde? War es ein Fehler, ihre Hoffnungen neu zu wecken nur damit sie später vielleicht um so grausamer zusammenbrachen...?

"Was vielleicht?"

erwiderte sie mit fester Stimme und das Zittern ihrer Stimme war jetzt deutlich nicht mehr nur eingebildet.

"Vielleicht... gibt es da noch etwas."

entgegnete Seraphin trocken während er langsam das Päcken öffnete und ihr die Sicht auf die nachtschwarzen Blätter des Schattenkrauts freigab. Augenblicklich breitete sich das seltsame Aroma der fremden Pflanze wie eine Wolke in de Luft aus.

"Was ist das?"

fragte Rena mit einem schwer zu deutenden Blick auf die dunklen, flaumigen Blätter.

"Die Nomaden nannten es Schattenkraut. Eine von Ihnen hat es mir geschenkt, sie erzählte etwas von starken Heilkräften und das sie hoffen würde, es hilft uns im Kampf gegen das Böse..."

antwortet Seraphin seiner Freundin mit ruhigen Worten und betrachtete nachdenklich ihr Gesicht. Vergeblich versuchte er, irgendeine Haltung daraus zu erkennen. Es schien, als ob plötzlich ein unsichtbarer Schleier vor ihm schwebte, der jeglichen Versuch irgendein Gefühl davon abzulesen schon im Vorfeld vereitelte. Doch nach einem letzten, sorgenvollen Blick auf ihren gemeinsamen Freund wandte sie schließlich den Kopf. Dann nickte sie. Und mehr brauchte es nicht...

Innerhalb kürzester Zeit hatte Seraphin ein Feuer entfacht und brachte ein wenig Wasser zum Kochen. Zum Glück waren in der Nähe einige Quellen so dass sie nicht um ihren Trinkwasservorrat fürchten brauchten, im Gegenteil. Langsam gab er ein paar der schwarzen Blätter hinein und fast augenblicklich färbte sich das Wasser dunkel. Dünne, schwarze Fäden schlängelten sich plötzlich durch die Flüssigkeit und färbten sie binnen weniger Sekunden pechschwarz. Nach wenigen Minuten bildete sie schließlich Schaum auf der Oberfläche und er fischte vorsichtig die, mittlerweile farblos bis grau gewordenen Reste der Blätter aus dem Krug. Rena war inzwischen ebenfalls nicht untätig gewesen. Vorsichtig hatte sie Rhodgar's Oberkörper entblößt und von all dem überflüssigen Schmutz und Schweiß der vergangenen Tage befreit. Jetzt saß sie da und tupfte sanft die Stirn des jungen Schwarzmagiers ab, während sie ihn gleichzeitig in Decken gehüllt so warm wie möglich hielt. Immer wieder jagte ein Zittern in unregelmäßigen Abständen durch Rhodgar's Körper und bewies erneut, wie fest das Fieber ihn in seinem unerbittlichen Griff hielt. Seraphin füllte unterdessen die Flüssigkeit in einen zweiten Krug um, während er den erstaunliche festen Schaum zuvor von der Oberfläche kratzte und in einem weiteren Behältnis positionierte. Dann ging er mit dein beiden Krügen auf Rena zu und ließ sich langsam neben ihr in die Hocke sinken. Erschrocken hielt er für einen Moment inne, als er das Gesicht ihres Freundes erblickte und damit die erschreckenden Spuren welche das Fieber immer weiter in seine Züge grub. Die einst so kraftvoll-farbige Haut war verschwunden und glich einem wächsernen Leichentuch. Dünne Schweißperlen rannen immer wieder über sein Gesicht und die Augen waren eingefallen und von dunklen Ringen umrahmt. Es wurde allerhöchste Zeit.

Noch einmal nickte er Rena zu, bevor er sich langsam über den Kopf des jungen Schwarzmagiers beugte und vorsichtig seine Lippen auseinander zwang. Dann flößte er ihm die schwarze Flüssigkeit ein, immer ein kleinen Schlucken und sorgsam darauf bedacht, ihm nicht die Lippen zu verbrennen. Zuerst verschluckte er sich und hustete qualvoll einen Teil des Saftes wieder hinaus, aber dann folgte der Rest ohne weitere Probleme. Als nächstes griff Seraphin sich den Krug mit dem seltsam festen Schaum. Einen Moment überlegte er, was er damit eigentlich anfangen konnte. Dann begann er schließlich damit die schwarze, mittlerweile dickflüssige Masse vorsichtig auf Rhodgars Brust zu verstreichen. So hatte es seine Mutter damals immer gemacht wenn er Atemprobleme oder Fieber hatte und was Besseres fiel im in diesem Moment einfach nicht ein. Unterdessen tupfte Renata die Stirn des jungen Schwarzmagiers immer wieder mit einem Lappen und kühlen Quellwasser ab. Schließlich hatte Seraphin seine Arbeit beendet und half seiner Freundin, Rhodgar vorsichtig und sorgfältig wieder in Decken zu hüllen. Anschließend brachten sie ihn in eine vernünftige Lage und ließen sich schließlich zu beiden Seiten des Schwarzmagiers nieder.


Sie hatten ihr Möglichstes versucht. Mehr konnten sie nicht tun, außer hoffen und nachdenklich den schwachen Atemzügen ihres Freundes zu lauschen...
25.03.2004, 19:40 #232
Abt_Seronius
Beiträge: 8

Der Abt hatte fast eineinhalb Tage vor dem Fenster verbreit und mit gierigen Blicken den nordöstlichen Horizont abgesucht. Seine Kugel waren nicht zurück gekehrt. Das war bedeutungslos. Sie waren nicht zum Wiederverwenden konzipiert gewesen, obwohl die Mönche nie wirklich hinter ihre Funktion und Bauweise gekommen waren. Sie hatte nur immer den Handelskaravanen aus dem Westen abgekauft.

Der Abt hatte den Kampf wie hinter einem dicken, grauen Schleier aus der Ferne verfolgen können. Hatte mit wachsendem Unbehagen wahrgenommen, das weder das erhoffte Sterben unter den Gefolge der Medien eingetreten, noch diese nervöse Unruhe von ihm gewichen war.
Und dann hatte er die Esenzs Beliars gespurt. Kurz, aber sehr deutlich. Fast noch deutlicher als bei ersten Mal die Macht Innos. Seine Finger hatten den Stein des Fensterbrettes umklammert und sein Gesicht war ein verschlossene Maske aus Furcht, Hass und Frustration gewesen.

Die Gruppe hatte den Sumpf gerade verlassen, als die Tür zur Kammer geöffnet und einer der Hydrareiter ins Zimmer kam. Sein dunkler Kaputzenumhang schleifte über den Boden. Sein Knüppel aus den Beigelknochen einer Hydra gefertigt, schepperte an seiner Hüfte. Die Sense lauerte zusammengeklappt auf seinem Rücken in einem Halfter.

Der seelenlose Krieger trat ohne zögern in den Raum und blieb dicht hinter seinem Meister stehen.
Der Abt hatte den Kopf gesenkt und murmelte hasstriefende Flüche und Verwünschungen. Dann hob er den Kopf.
Ein irres Grinsen stand ihm im Gesicht.
So, ihr wollt mich also herrausfordern? Wollt ihr das? Ihr hab keine Vorstellung davon, mit wem ihr euch anlegt!

Der Hydrareiter wartete geduldig auf Order. Der Abt erteilte sie umgehen.
"Nimm drei deiner Krieger und erwarte sie auf der Brücke. Lasst keinem am Leben, stehlt all ihren Besitz und bringt ihm mir." sagte der Abt tonlos.
Der Krieger strafte sich kurz und wollte den Raum verlassen, als die Stimme des Abtes, wie aus der Hölle ihn zurück hielt.
"Und wenn es sich einrichten lässt, bringt mir die Frau. Lebend. Ich brauche ein wenig Zeitvertreib." Wahnsinn und tierische Gier durchzuckten die eitriegen Augen des Abtes.
Der Krieger nahm alles ohne Wertung auf. Er nickte knapp und verließ das Zimmer, den Turm und kam in den Innenhof. Der Atb beobachtete den Ausritt der vier Krieger.

Sie schwangen sich auf ihre muskulösen Echsen, die wie Klapperschlagen, rasselnde Geräusche von sich gaben. Das erste Tier übersprang mit einem Satz die Mauer der Abtei. Der Rest folgte. Es dauerte vielleicht drei Minuten, dann waren die Todesagenten, wie sie früher genannt wurden, verschwunden. Der Abt sah nachdenklich nach Nordosten.
Das wird reichen...sie mögen den Sumpf durchquert haben, doch da kann ihnen Fortunar einen Schubs gegeben haben. Gehen die Hydraen werden sie nicht ankommen... das könnne sie gar nicht...
Und noch bevor sein schwarzes Herz Zweifel hinzufügen konnte, würgte er alles Denken ab und begab sich im Stechschritt in die Tiefen der Abtei.
Zeit, ein paar längst überfällige Vorkerhungen zu trefen. Sie waren unnötig, weil die Medinen niemals die Abtei erreichen würden, aber Vorsicht war bekanntlich die Mutter jedes Glaskolbens.
25.03.2004, 19:49 #233
Rhodgar
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Dunkelheit, Schwärze, Finsternis, oder wie man es noch auszudrücken vermochte. Dies umgarnte den Schwarzmagus, zumindest jenes Abbild seiner selbst, dass in dem Fieberwahn, von dem die mittlerweile fast leblose Hülle Rhodgars heimgesucht worden war, orientiereungslos im Dunkeln umher tappte. Eine Reise im Geiste war es wohl, es war nicht das erste Mal dass er soetwas durchlebte. Schon nach seiner ersten Begegnung mit Hilias war er auf mysteriöse Art und Weise in eine Art Schlaf gefallen, doch nicht seine Seele. Nein, die war bewusst geblieben, und hatte sich auf eine Wanderung durch eine eigenartige Traumwelt begeben. Vielen Metaphern war der Schwarzmagier in dieser Art Traum begegnet, vieles in jener Dimension ´hatte in direkter Verbindung mit seinem wirklichen Leben gestanden. Und beinahe so ähnlich ging es ihm auch jetzt. Ohne den leisesten Schimmer, wo er sich befand, tastete Rhodgar sich im Dunkeln eine Wand entlang. Kalt und rau war sie, noch dazu schien es, als würde die hier herrschende Feuchtigkeit das Moos nur dazu einladen, über die Steine zu wuchern.
Rhodgar wollte nach einem seiner Runensteine greifen, um Licht ins Düster zu bringen, das zu erhellen, was die totale Finsternis zu sein schien. Doch was er mit seiner Hand ertasten konnte, war nicht etwa das ledrige Material, aus welchem der Gürtel bestand, an dem er seine Runen jederzeit mit sich trug. Seine Fingerspitzen fuhren über nackte Haut, nicht nur am Hüftbereich, mit Hilfe der zweiten Hand stellte er fest, sein Oberkörper wie die Beine ebenfalls freigelegt waren. Er war nackt. Ein kurzes Röcheln entfuhr ihm, doch mehr aufgrund des Schocks als gar wegen Kältegefühlen. Genauer gesagt, überhaupt nicht aufgrund von Kälte, denn hier, was immer hier auch bedeuten mochte, herrschte nichts, weder Kälte noch Wärme. Es war seltsam, doch Rhodgar konnte nicht unterscheiden, was er fühlte.
Äußerst seltsam. Langsam tat er ein paar Schritte vorwärts, mit den Händen noch immer die Mauer abtastend. Dann, plötzlich, tauchte ein kleiner, oranger Punkt vor ihm auf, der mit zunehmender Geschwindigkeit immer weiter anwuchs. Licht, da war Licht! Rhodgar lief darauf zu, kam immer näher. Doch auf einmal war es, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen, ja, nach einem prüfenden Blick stellte er fest, dass nun wirklich nichts mehr unter ihm war, außer... brodelnder Lava. Verschreckt machte der Schwarzmagier ein paar gehörige Sätze zurück, doch was sollte das schon nützen? Auch dort, ein paar Meter weiter weg, war nichts, auf dem er hätte stehen können. Doch seltsamerweise fiel er nicht, nein er schien in der Luft zu schweben. Langsam überkamen ihn leise Zweifel, ob er langsam verrückt wurde, wobei, auf dieser Reise war schon so viel Unvorhergesehenes geschehen, warum sollte er da nicht einfach mal über einer kochenden Gesteinsmaße schweben? Aber ihm blieb (leider, wie er sagen musste, denn allmählich begann er sich an das Gefühl zu gewöhnen, es nach und nach sogar zu begrüßen) keine Zeit mehr, um dies alles zu bestaunen, denn von einer auf die nächste Sekunde wurde er wieder ruckartig herumgewirbelt. Diesmal ging er gar nciht erst das Risiko ein, seinen Augen zu trauen, sondern kniff sie einfach zu. Denn nun rasten schemenhafte Bilder an ihm vorbei, oder er an ihnen, wie man es betrachten wollte. Fakt war aber, dass er nicht die geringsten Anstalten gemacht hatte, sich in irgendeiner Weise zu bewegen, und doch schleuderte es ihn mit gewaltiger Kraft nach vorne. Da half nur Augen schließen, und darauf hoffen, dass sein sowieso schon verhältnismäßig leerer Magen sich nicht daran machte, auch noch die letzten Überreste von einstigem Essen von sich zu stoßen.
Rhodgar hatte aufgehört, die Minuten zu zählen, die er in diesem Zustand überdauerte. Wie so oft in der letzten Zeit war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen, doch fühlte es sich wie zwei Ewigkeiten an, bis plötzlich das erlösende Ende eintraf. Wiedereinmal wurde der Schwarzmagus mit einem kraftvollen Ruck gebremst. Erst öffnete Rhodgar das rechte, dann das linke Auge, und bereute es dann auch schon wieder. Er schwebte nicht mehr, oh nein, nun hatte er wahrlich festen Boden unter den Füßen. Ebenfalls aus Stein. Eigentlich ein Grund zum Jubeln, doch auch hier existierte ein Haken. Unter ihm erneut ein Lavafluss.



Befand er sich etwa inmitten eines verdammten Vulkans? Das an sich hätte ja schon ausgereicht, um so manch hart gesonnenen Menschen zur Verzweiflung zu treiben, wenn nicht gar in die unendlichen Weiten des Wahnsinns. Aber erschwerend kam auch noch hinzu, dass er auf einer, schätzungsweise zwanzig bis fünfundzwanzig Meter hohen Plattform kauerte, deren einziger Halt eine einzelne, nicht gerade stabil ausschauende Säule war. Verängstigt schaute sich der Entblößte um. Wo zur flammenden Hölle Beliars war er hier nur? Oder... war es dies etwa? War er... war er tot? War dies die Unterwelt, das Reich des dunklen Gottes? Gut vorstellbar. Ja, die Flammen, die von der Lavamasse her ausschlugen, waren sie nicht von schwarzer Farbe? Ja, kein Zweifel mehr, das musste es also sein. Das Ende alles Denkens, aller Gefühle (jetzt würde ihm auch klar, warum er vorhin weder Wärme noch Kälte gespürt hatte. Wie auch, wenn er tot war?). Nun war es also beschlossen, beschlossen und besiegelt. Er war aus der Welt der Sterblichen gewichen, sein Meister hatte ihn zu sich geholt. Von nun an würde er wohl hier unten Verweilen, verdammt bis in die Ewigkeit. Er... ZACK! Ein weiteres und letztes Mal wurde er von den Füßen geholt, nach hinten gestoßen. Er spürte absolut gar nichts, als er mit der Haut über die rauhe Oberfläche der Plattform striff, obwohl sich sichtbare Schürfwunden auf seiner Haut abzeichneten. Und dann fiel er. Herab vom Stein, hinab in die Tiefe. Und noch immer empfand er nichts. Weder die Hitze der Lavafluten, noch die Aufschürfungen auf der Haut konnten seinem Schmerzempfinden etwas anhaben. Existierte es überhaupt noch? Schwer zu sagen, schließlich war er ja tot. Alleine der überraschte, und dabei doch sehnsüchtige Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass noch ein Hauch von Leben in dem Schwarzmagier steckte. Und dann war er da, der Moment, der alles entscheiden würde. Die Sekunde, in der die Wogen der Lava über ihm zusammenpreschen würden. Aber er kam nie unten an...


Mit einem entsetzten Aufschrei richtete Rhodgar sich auf, wieder zurück in der realen Welt, in dem Reich des Lebens, der Lebenden. Die ansonsten bräunliche Färbung seiner Iris war mittlerweile einem mattgrau gewichen, kaum vom Weiß der Augäpfel zu unterscheide. Es würde vermutlich nicht lange dauern, bis die ursprüngliche Farbe wieder zurückgekehrt war. Seine Augen stierten ziellos geradeaus, und er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu orientieren, an ein Zurückerlangen seines Gedächnisses war aber noch lange nicht zu denken. Langsam ließ sich der Schwarzmagier wieder nach hinten sinken, wobei seine Atmung eher einem tierischen Hecheln glich. Die Augen geschlossen und den Kopf auf etwas Weiches gelegt, lag er da. Das einzige, was er in diesem Augenblick wahr nahm, war der bittere Geschmack irgendeiner Flüssigkeit in seinem Mund, und einen beißenden Geruch. Mehr nicht.
25.03.2004, 19:55 #234
erzähler
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3.Kapitel
Verdammnis
Der Sumpf lag hinter den wenigen, die auszogen, das Schicksal zu suchen. Doch ihre Reise, so schwer und blutig sie auch schon gewesen sein mochte, sollte noch um ein vielfaches schwerer und blutiger werden.
Denn am Horizont erhoben sich noch fein und unscheinbar, die Ruienen der Stadt Naltar. Rauch kräuselte sich über den Dächern und Strassen, feingliederigen Gebilde hingen an den Fasaden der Häuser, Skelette der Bevölkerung. Aus ewig war die Stadt dazu verdammt worden, zu verbrennen und doch nie zu vergehen.
Und in mitten der Häuserschluchten brach plötzlich das Stadtbild auf und ein Klippe fiel steil herab.
Darüber spannte sich die Brücke der tausend Schädel. Sie verknüfte das Reich der Verdammten mit dem Reich der Toten.
Die Wahl des Unterganges blieb jedem selbst zu Wahl offen, doch der Untergang war allen gewiss, die einen Fuß auf den verderbten Boden dieses Bauwerkes setzten.

Aber Verdammnis und Tod sind oft von Wahrhaftigkeit und Heldentaten nur einen kleines Stück entfernt.
25.03.2004, 20:13 #235
Estragon
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Die Gruppe hatte sich ins weiche, mattgrüne Gras eines Hügelrückens niedergelassen und ein kleines wiederpenztiges Feuer entfachen können. Das Gesprüp aus dem Sumpf konnte sicher auf hunderte von Arten töten, aber fürs Feuer taugenten sie wenig.

Die Gruppenmitglieder hatten mit freude erkannt, das Seraphins Medizin angeschlagen und Rhodgar erwacht war. Hilias saß auf der Hügelkuppe über ihnen und regestriete es mit einem wohlwollenden Lächeln.
Dennoch konnte er Rhodgar den Vertrauensbruch nicht einfach so nachsehen, weshalb er sitzen blieb und weiter den Horizont betrachtete.

Eine Stadt. Wahrscheinlich erst vor kurzem geplündert und gebranntschatzt worden. Durch wenn auch immer. Hilias hatte die dumpfe Vorahnung, das sie das bald erfahren würden, denn der Molloch von einer schwelenden Ruine lag dirket auf ihren Weg.

Er seufezte missmutig, rupfte Gras mit der linken Hand aus und vermisste seine rechte.
Sicher, es tat nicht sehr weh. Nicht so, wie es sollte, doch das wahr nur ein weiterer Beweis dafür, das er immer mehr an den Abgrund geriet. Sie mussten weiter. So schnell es ging. Doch Hilias wollte den Anderen noch etwas Zeit gegeben. Der Sumpf hatte das meiste ihrer Kräfte dezimniert und die Stadt, so wie sie aussah, würde ebenfalls kein leichtes Hindernis sein.
Der Steinmetz zog seine Pfeife hervor und rupfte etwas Gras aus. Sein Tabakbeutel lag unten, er wollte ihn jetzt nicht hohlen. So paffte er das Gras, weil es mehr um den Akt des Rauchens, als noch des Geschmackes ging. Und wie immer schmeckte er nichts als Staub, Trockenheit und sinnlosen Verfall.
Doch er ließ sich davon nicht mehr entmutigen. Sie würden ihren Weg beenden, so oder so. Selbst wenn sie scheiterten, war das ihr vorbestimmtes Schicksal.
Es gibt keine Zufälle. Wer sich an solche klammert, war ein Narr ohne Hirn und Verstand.
Hilias bließ noch etwas Rauch in die Luft. Die Sonne war bereits am Sinken. Sie würden bei Nacht in der Stadt eintrefen, was dem Steinmetz nicht sonderlich behagte, aber unvermeidlich war. Noch mehr Zeit zu verschwenden, hieße wahrhaftig, das Schicksal auf die Probe zu stellen.
25.03.2004, 20:35 #236
Ceron
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Die Gruppe kam zum Stehen in einer kleinen Mulde, zwischen Steinen. Dort setzte sich Ceron auf den leicht feuchten grasigen Untergrund. Seine Blicke schweiften immer zwischen Rhodgar und Hilias hin und her. Ob sie sich wieder vertragen würden? Der eine sass auf einem erhöhten Stein, der andere war gerade im Aufstehen. Dieses Schattenkraut von Seraphin schien das Schwarzfieber ausgetrieben zu haben. Ceron Fuhr sich mit der Hand an die Stirn, er wurde müde, sehr müde. Dieses tropische Klima schien ihm nicht gut zu tun. Es ermüdete ihn sehr stark, doch er war gerade noch genug wach um sich seine, im Lager des Sterns erworbene, handliche Wasserpfeife hervor zu nehmen. Eines der Aromen hatte er schon in der Hand, doch dieses Mal wollte er sich vergewissern, ob das nicht auch Transmutationen mit sich bringen konnte, nein, es war reines Eucalyptusaroma. Er füllte das Wasser ab, und begann an dem Schlauch genüsslich zu ziehen. Dies versetzte ihn in eine ganz andere Welt. Die Freunde verschwanden und an ihren Stellen erschienen kleine Rauchgeister, alle sie wollten mit dem Drachling spielen. Sie hüpften lustig über die Wiese. Lustig spielten sie mit einander, lustig bewegten sie sich fort, wie Rauchwölkchen. Mal verschwanden sie alle, dann kamen sie wieder, sie schienen keine Form zu haben. Mal in der Gestalt eines Raben, dann ein lustiges Kaninchen. Alles drehte sich um Ceron, der in Wirklichkeit nur da sass und in einer Eucalyptuswolke versank. Doch plötzlich wurde es schwarz über Ceron. Die ganze Welt voller Wölkchen verschwand und alles war nur noch ein loderndes Inferno. Ceron sass alleine im Dunkeln. Plötzlich begann sich die Realität wieder zwischen die Rauchwolken zu schieben, jemand schien gegen die Wolken anzukämpfen. Wie Ceron später an der Stimme erkannte war es Hilias. Hilias, der in seiner witzigen Art sagte: „Ähm, Ceron, ich denke ihr, oder ich darf doch du sagen, du solltest wohl weniger von dem Zeug nehmen. Das kann zu Vergiftungen führen, du warst in einer riesigen Wolke eingehüllt.“
Dankend winkte Ceron und stand hustend auf. Hilias hatte Recht, wo Ceron gerade noch lag, war ein einziges Wolkenmeer zu sehen.

Hilias drehte sich um und sagte zur Gruppe: „Nun kommt weiter, sonst verfällt unser Kleiner nochmals dem Genuss des Eucalyptusgeruchs, und wir wollen den ja nicht auch noch krank, oder?“ Hilias drehte nochmals zu Ceron: „Und solange du nicht klar sehen, denken, oder was auch immer du da machst, kannst, wirst du dich brav einreihen und keine Erlebniswege mehr unternehmen.“

Ceron wusste zwar nicht warum, doch es hörte sich vernünftig an, so reihte er sich hinter dem Hünen ein und wartete darauf, dass Hilias eine neue Richtungsangabe bekannt gab.
25.03.2004, 21:39 #237
Tarim
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Und so ging es wieder weiter mit den acht Gefährten. Einen hatten sie auf den Weg zu ihrem Schicksal schon verloren (das erinnert mich an etwas), doch Tarim hoffte das es der Letzte war. Langsam lies er seinen Blick über das Land vor innen schweifen. Am Horizont konnte er eine Stadt erkennen. Karg und trostlos wirkte sie. Langsam wurde das Gras immer höher das an ihren Beinen hochstand. Sie liefen alle wiedermal in eine Reihe. Hilias wieder vorn, dahinter Carras, Ceron, Lama, Renata, Rhodgar und am Schluss Seraphin. Nur Tarim lief nicht mit den Anderen in ihrem Zug. Er wollte das Gras an seinen Beinen spüren und nicht dem von seinem Vordermann ausgetretenem Pfad folgen. Lange hatte er schon nicht mehr an das Pyramidental gedacht, doch nun, nachdem sie den Sumpf verlassen hatten, kamen die Erinnerungen an seine Heimat wieder auf. Das Letzte was er dort gemacht hatte, war das Training mit Carras. Viel Schmerz verband er damit. Langsam glitt sein Blick an seinem Körper herab. Das extraschwere Kettenhemd von Carras trug er immernoch. Er spürte es schon gar nicht mehr. Als wenn es nichts wiegen würde. Wenn er da an die Zeit vor den Training, erst wenige Wochen zuvor, dachte, konnte er erst nicht begreifen wie er sich verändert hatte. Die Welt stand wirklich nicht still und die letzte Zeiten, die er durchlebte, werden sicher ihre Spuren hinterlassen. Plötzlich spürte Tarim wie das Gras unter seinen Füßen verschwand und er auf festgetretenen Boden auftrat. Sie hatte eine Straße erreicht. Tiefe Spuren von Fuhrwerken waren zu erkennen, doch nun war die Straße verlassen und fest wie Stein. Kein Fuhrwerk könnte hier noch Spuren hinter sich herziehen. Sie waren ein ganzes Stück herangekommen an die Stadt und Tarims erster Eindruck verstärkte sich. Die Stadt war trostlos. Keine Fahnen wehten im Wind nicht war zu erkennen, was an eine Bewegung erinnern würde. Nur eines wurde Tarim klar. Die Stadt war groß, sehr groß sogar. Wie kann es nur sein, dass eine solch große Stadt ausgestorben ist? Außer..., Tarim stockte in seinem Gedankengang, außer natürlich wir kommen für diese Menschen zu spät...

Tarims Augen würden blass und glanzlos. Bitte nicht.... Tarim meinte eingrissene Mauern in der Ferne zu erkennen. Ihm würde unwohl. Ein schwerer Schatten legte sich auf sein Gemüd. Er wollte die Stadt nicht mehr weiter beobachten und so reihte er sich wieder ein...
25.03.2004, 22:20 #238
Renata
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Plötzlich schlug Rhodgar die Augen auf..... Würgte zum Gotterbarmen, wandte sich zur Seite und erbrach sich lautstark. Am liebsten hätte Renata vor Erleichterung laut heraus gelacht. Er mochte sich ja jetzt furchtbar elend fühlen, aber er war wieder wach und unüberhörbar zurück unter den Lebenden. Sie sandte im Stillen ein ganz dickes Danke an Seraphin, dass er diese wundersamen Kräuter mit auf den Weg genommen hatte.

Als hätte dieses Geräusch einen jeden aus seinen Gedanken gerissen, war plötzlich alles im Aufbruch begriffen. Seraphin und Renata taten ihr Bestes, ihren Bruder wieder auf die Beine zu stellen, damit der den Weg auf seinen eigenen Füssen fortsetzen konnte statt auf Seraphins Schulter. Doch ohne dessen Arm, den er stützend um Rhodgars Schulter gelegt hatte, hätte er es wohl nicht geschafft, weiterzugehen.

Die Magierin gesellte sich unterdessen zu Hilias an die Spitze der Gruppe, das kreiselnde Amulett immer in der ausgestreckten Hand. Auf dem jenseitigen Hügel war eine Stadt aus grauem Stein errichtet, groß und in der Mitte hoch aufragend. Die zentralen Gebäude, wohl die wichtigsten und prächtigsten der Stadt, waren von schlanken Türmen flankiert. Um die Stadt, die fast den ganzen Hügel bedeckte, lief eine Mauer mit Zinnen und Wehrgang herum, in der aus der Richtung aus der sich die Gefährten näherten zwei Tore auszumachen waren.

Ein leicht rauchiger Geruch wehte zu den Näherkommenden herüber. Einzelne Rauchfahnen standen über den der Stadtmauer am nächsten stehenden Häusern. Mit jedem Schritt den sie weiter voran gingen, wurde deutlicher, dass dies keine Feuer aus den beheizten Kaminen der Bewohner war, dort wo es noch rauchte, hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Feuer das Haus zerstört. Mehr als ein Haus. Häuser. Die ganze Reihe hinter der Mauer. Und die dahinterliegenden auch.

Immer wieder zogen Wolken vor die Sonne, doch wenn sie dazwischen hindurch schien, erhellte sie die Stadt. Wie jetzt, da Licht offenbarte, dass alle Häuser zerstört waren. Diese Stadt war tot und verbrannt, und - wovon dieser neue Geruch zeugte - ihre einstigen Bewohner auch.
25.03.2004, 23:08 #239
Estragon
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Die Stadt hatte das Schicksal von allen Stadten auf besonders erschreckende Weise genohmen. Sie war eine gigantische, schwelende Ruine. Nicht mehr. Hilias nährte sich mit immer kleineren Schritten den einst mächtigen Stadtmauern, die jetzt nur noch furcheinflösende Gefühle von Verlust, Vergänglichkeit und Schrecken verbreiteten.

Die Tore waren aus den Angel gerissen worden, lagen wie Teile eines übergroßen Grabsteines um. Der Torbogen war zersprengt und über den Vorplatz in großen Brocken verteilt.
Zwei Ochsen waren immer noch in ihren dicken Geschirren verhedert und lagen vor einem ausgebrannten Planwagen da, wie zwei mahende Wegsteine.
Ein Bauer (er trug jedenfalls Bauernkleidung) lehnte auf dem Boden an den Wagen.
Ein paar Krähen hüpften gescheftig auf dem Toten umher, pickten in desen Augen und begrüsten die Wanderer mit missbliegenden Krätzchen und misstrauischen Blicken.
Hilias Schritt halten ungewohnt laut auf dem Kopfsteinplaster wieder. Sie durchquerten das Tor und er hätte beschworen, beim Grab seines Großvaters, das er nicht weniger Gänsehaut hatte, als seine Freunde.
Jeder sah sich mit entsetzten oder misstrauschen Blicken um.
Hilias sah, das die meisten Kämpfer ihre Hände auf den Schwertheften ruhen ließen.
Nervös bewegten sie sich tastend durch den Häuserdschungel weiter, die Strassen verliefen Spinnennetzförmig von dem Tor weg. Hilias warf einen Blick auf Renata. Sie hielt kurz den kreisenden Anhänger hoch, überprüfte dieb Richtung und nickte dann gerade aus.

Hilias wählte den dirketen Weg durch die Mitte. Er wollte enge, schattige Gassen meiden. Für Geister und Zombies schien diese schwelende Vorhölle eine Paradies sein zu müssen.
Dabei konnte man an einigen Stellen sogar noch die einstmalige Prächtigkeit dieses ORtes erahnen. Die Häuser waren hoch und hatten reichverzierte Fasaden. Die Strassen waren breit und ausladend. Bäume bildeten einen Mittelsaum, wo immer wieder verstümmelte oder entstellte Büsten, Statureten oder Denkmäler auftaucheten.

Hilias bewegte sich weiter vorwärts. Sein Geruchsinn war mit dem Geschmack schon vor Tagen (konnten es wirklich schon Wochen sein) verschwunden. Deshalb nahm er den süssen, zimtigmalzigen Gestank der Luft nicht wahr.
Ceron, der in seinen Augenwinkeln lief, hielt sich angewidert die schuppige Hand vors Gesicht.
Lama räusperte sich kräftig. Allen stand der Ekel und die entsetzte Übelkeit deutlich an. Egal wie müde sind oder es wären, sie würden hier ums verrecken nicht halt machen... dachte Hilias betrübt.
"Allmächtiger Schläfer sei barmherzig. Seht nur dort." sprach Tarim langsam. Seine Stimme fiel wie toter Wind auf den steineren Boden der Strasse. Doch das Geräusch war unwichtig, sobald alle seinem Blick folgten.
Die Atmophäre war fast glasartig. Wenn sie sprang, würden aus jedem die Emotionen und nervlichen Belastungen der Reise herraus brechen, wie Eiter aus einer nässenden Wunde.
So was konnte reinigend und stärkend wirken, doch an diesem Ort würde es tödlich sein.

Die Gruppe hielt an, sie konnte nicht anders. Der Anblick war zu gewaltig, so eindringlich. Hilias sah die anderen mit betäubter Mine an. "Kenn irgendeiner jene dort?" fragte er und deutete auf das Bild, das sich ihnen bot.
Fast schon glaubt er, keine Reaktion von seinen Begleitern zu bekommen, da sprach Seraphin mit rostigbelegter Stimme:
"Du weißt, das wir keinen von ihnen kennen. Doch das ist..." Er deutete vor sich und ließ dann erratlos und irgendwie überfordert die Arme an die Seiten fallen.
"Warum? Aus welchen Grund. Selbst Beliar hätte sowas nicht veranstaltet!" schloss er. Hilias merkte, das einige nickten, der Rest konnte nur stumm auf der lautlosschreiende Entsetzen, das sich vor ihnen langsam bewegte, starren.
"Versuchen wir keinen Sinn darin zu suchen." schlug Lama vor. "Es würde nichts bringen. Dieser Ort ist verdammt."

Diesmal nickten alle. "Das ist einfach unmenschlich." sagte Renata leise. Zwei einzelne Tränen, wie Tauperlen, rannten ihr Gesicht hinab.
Das brachte es deutlich auf den Punkt.
"Dort ist ne Brücke. Da werden wir jetzt rüber gehen. Denk dran, es sind Leichen. Wir kennen sie nicht. Totes Fleisch ohne Gesichte für uns. Ohne Wert. Es widert mich an, so denken zu müssen, aber es ist notwendig. Weil es uns sonst zerreisen würde." sagte Hilias und schluckte schwer.
Die Anderen stimmten weder zu noch lehnten sie das Gesagte ab. Der Steinmetz machte den Anfang. Er lief mit schnellen Schritten auf die kleine Brücke zu, die sich über den Graben spannte.
Eine Art Kanal, der die Stadtbevölkerung wohl einst mit Frischwasser versorgt haben musste. Für einen Abwasserkanal lag er zu offen, war zu prächtig geschmuckt. Wasserspeier waren in die Marmorwände eingelassen und einige flossen immer noch. Grünbraunbrackiges Wasser wälzte sich wie ein schleimiger Wurm durch die Wasserstrasse. Darin schwammen Körper. Viele Körper. Ihre ausgedunsenen Leiber trieben wie weiße Korken auf dem Wasserspiegel. Hilias entdeckte zwei Kinder, nicht älter als 10, die eng umschlungen im Schlam trieben. Er wandte hastig den Blick auf die Brücke. Jetzt glaubte er auch, wieder riechen zu können. Schwach, aber wahrnehmbar. Ein Geruch wie faule Gewürze einer Süssbäckerei. Zimt, Anise, Nelken und tausend andere Geruchsfareb wiederstritten um die faulige Vorherschaft des Verwesungsgeruches. Wie eine feuchte Schichte legte sich dieser Gestank auf die Haut des Steinmetzes. Er hatte die Brücke erreicht und stieg hinauf.
Auf der anderen Seite setzte kurzseitig seine Beherrschung aus. Er musste den wilden Panikimpuls unterdrücken, schreien durch die Gassen der Stadt zu flüchten, nur um einen Ort zum Verkriechen zu suchen.
Nur Fleisch...nur totes Fleisch...
Unschuldiges totes Flesich von mehr als zwanzig Säuglingen. Oder mehr. Sie waren wie Holzklafter vor der Brücke aufgestappelt. Hilias ging mit geschlossenen Augen, am Geländer der Brücke tastend, vorwärts. Sein Fuß stieß an etwas weiches, nachgibiges. Er biss einen spitzen Schrei nider und ging weiter.

Drei Schritte tappte er, nach dem das Geländer endete, vorwärts und wagte kaum die Augen zu öffnen. Dann machte er sie auf und atmete seufezend durch.
Dann wurde ihm schwindlig. Er stützte den linken Arm auf das Knie und wartete ab. Er drehte sich zu den anderen um und setzte sich, bevor ihn eine Ohnmacht niederreisen konnte.
Die anderen kamen. Langsam, tapfer und blass. Hilias holte mit zitternder Hand seine PFeife vor und stopfte sie linkisch. Das Rauchen würde helfen, so hoffte er.
26.03.2004, 20:04 #240
Rhodgar
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Müde und erschöpft war Rhodgar, doch zugleich ließ irgendetwas in ihm Kräfte aufsteigen. Es war, als würde man inmitten einer eisigen Winternacht blitzschnell einen heißen Becher Tee hinunterschlucken, um dann genüßlich das wohlige Gefühl wahrzunehmen, wenn die heiße Flüssigkeit ihre Wirkung tat und deie Haut mit einer angenehmen Gänsehaut überzogen wurde. Doch war sie in diesem Fall in keinster Weise angenehm. Wer beim Anblick eines solchen Chaoses, einer solch wahnwitzigen Zerstörung in der Lage war, auch nur den Hauch von positiven Gefühlen zu empfinden, den würde der Schwarzmagier als komplett übergeschnappt, als verdorben und als durch und durch schlecht bezeichnen. Sicher, viele gespaltene Zungen wurden behaupten, gerade das wäre es, an was sich ein Schwarzjünger zu weiden hatte. Es wurde unter Garantie gemunkelt, es gebe für sie nichts schöneres, als Zerstörung, Tod und Leid in einem zu sehen, und je ausgeprägter, desto besser. Auf einige mochte dies wohl auch zutreffen, zugegeben. Aber wie konnte man über etwas urteilen, wenn man nicht einmal ansatzweise den Kern einer Sache durchschaut geschweige denn kennen gelernt hat. Zumindest Lama, Tarim und Carras würden nach diesem Abenteuer anders über die Schwarzmagier denken. Denn sie waren es, die die Verletzbarkeit und die Emotionalität dieser schwarzen Gestalten miterlebt hatten. Sie hatten erfahren, was es bedeutete, die Bürde des dunklen Daseins mit sich zu tragen. Sie hatten verstanden.

Nach und nach hatte sich Rhodgars Zustand, der am Vortag noch so aussichtslos erschienen war, weiter gebessert, obwohl er noch immer auf die stützenden Hände seines Freundes Seraphin angewiesen war. Diese Situation war unvergleichbar, unbeschreiblich. Es waren solche Momente wie diese, in denen man merkt, wie geborgen man doch eigentlich ist. Nein, nicht in dem Sinne, das Rhodgar vielleicht irgendwelche Gefühle für seinen Gefährten hegte, die eines stärkeren Ursprunges als Freundschaft entstanden, das nicht. Aber trotzdem war es nicht bloß eine einfache Freundschaft, das fühlte er, genau in der Sekunde, als sich ihre Augen getroffen hatten, während sie hinkend durch die verwüstete Stadt gelaufen waren. Die beiden ergänzten sich, waren ein Team, hatten gute wie schlechte Zeiten miteinander durchgemacht, obwohl es noch gar nichtmal solange her war, dass sie sich unter der immer blühenden Esche getroffen hatten. Doch auch die kleinste Zeit konnte wie eine Ewigkeit wirken, wenn man jemanden an seiner Seite wusste, auf den man sich verlassen konnte, der einem stets Kraft gab, einen alleine schon durch seine Präsenz aufmunterte, wenn sich der Himmel verfinsterte, die Wolken grau wurden und der Regen trist zu fallen begann. Es war einfach meh als Freundschaft. Es war ein Bund, eine Art Pakt, abgeschlossen und unterzeichnet in dem Moment, als sich ihre Wege das erste Mal gekreuzt hatten.

Umso trauriger war der Schwarzmagus auch darüber, dass er seine Zügel derart hatte entgleiten lassen. Dass er für den Bruchteil eines Lidschlages bereit gewesen war, seinen Freund anzugreifen, ließ ihn niedergeschlagen über den staubigen Boden der Straße schlurfen. Was hatte ihn da nur geritten? Es war unerklärlich, zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht mehr vorstellbar, dass er eine solche Bereitschaft hatte hervorbringen können. Er fühlte sich schuldig. Was wäre denn zum Beispiel passiert, wenn Seraphin sein rationales Denken ebenfalls aufgeben hätte, wenn er nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätte, und ein paar weitere Schritte heran gekommen wäre? Wäre Rhodgar dann wirklich bereit gewesen, seine Schattenflamme aus dem unsichtbaren Käfig zu befreien, ihrem finsteren Zorn freien Lauf zu lassen... ihn anzugreifen? Wie konnte er das noch sagen, was er getan hätte und was nicht? Er konnte seine Taten ja selbst nicht mehr einschätzen.
"Seraphin, ich..."
Ihm war klar, dass er irgendwie versuchen musste, das Vertrauen wie das Verständnis seines Kumpanen wieder für sich zu gewinnen. Aber wie sollte dies jemals funktionieren? Konnte man in Seraphins Lage überhaupt dazu fähig sein, etwas Derartiges zu vergeben?
"Lass es gut sein, Rhodgar..."
Erstaunt blickte er in Seraphins warmherzige Augen, die nun unter der (übrigens gewaltigen) Hutkrempe hervorschauten. Sie stachen durch die weißen Haarsträhnen, die dem Magus über die Stirn hingen. In erkannte Rhodgar eine Wärme, der er wohl nur selten zuvor begegnet war. Das Gesicht des Magiers war überzogenen mit einem leidenschaftlichen Grinsen, das Vergebung ausdrückte. Schnell drehte Rhodgar sich um, damit er eine kleine Träne aus seinem Gesicht wischen konnte, die er vor lauter Freude vergossen hatte. Eigentlich hatte er das ja gar nicht verdient, und trotzdem zögerte sein Freund keine Sekunde, ihm seine Vergebung zu schenken. Einfach unbeschreiblich.
26.03.2004, 21:35 #241
Teufelslama
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Die Stadt so groß, so riesig, so verlassen und tot. Die Steine lagen dort wie ein erschlagenes Tier vor ihnen. Die Leichen der Menschen boten ein furchtbares Schauspiel schlimmer als manch Schlachtfeld. Zuviel Tot und Verwüstung lag hinter ihnen, doch verglichen mit dem was noch bevorstand war es wohl doch nur ein Kinderspiel gewesen, ein Gähnen am Morgen und nicht mehr. Sie durften hier nicht zu lange verweilen, zu schwer würden Geist und Seele an diesem Ort und mit ihnen würden auch die Glieder bleiern bis selbst die Hoffnung in Ketten geschlagen war, das konnten, nein das durften sie sich einfach nicht leisten.


Hilias schien die gleiche Erkenntnis erlangt zu haben und so trieb er seine Gruppe an sich auf zu machen. Ja sie waren seine Gruppe, ob es Hilias oder ihnen selbst gefallen mochte er war ihr Führer und ihm würden sie folgen, bis in den Vorhof der Hölle und noch viel weiter würde er es verlangen.


Eine Brücke spannte sich über den Wasserlauf der die Versorgung der Stadt gewesen sein mochte. Jetzt war er ein Anblick des Schreckens wie alles andere auch, es gelang einem einfach nicht den Blick abzu wenden. Von den Toten, den Männern, den Frauen ... den Kindern. Gerechte und Ungerechte vor keinem wurde halt gemacht, allen waren sie nieder gemäht worden von der Macht des Chaos die von der Abtei ausging, es wurde Zeit dem Einhalt zu gebieten das Leben aller Menschen von Khorinis lag in ihren Händen. Das wurde Lama erst in diesem Moment wahrhaft bewusst, so wie hier würde alles Leben enden sollten sie Erfolglos sein. Die Verantwortung mochte lähmend wirken, doch konnte sie im richtigen Moment genau so Flügel verleihen, er hoffte inständig das dieser Moment eintreten würde bevor sie zitternd am Wegrand als verängstigtes Häufchen Elend, wartend auf den sicheren Tod enden würden.
26.03.2004, 21:58 #242
Renata
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Wann immer sie auf diesem Marsch durch die Stadt der Getöteten gedachte hatte, dass es schlimmer nicht kommen könne, hatte sie sich geirrt. Jetzt hielt die Magierin den Blick nur nur auf das Amuletet geheftet, beobachtete, wie die blinkende Scheibe in der Mitte schnell rotierte, jedoch nur um nicht links und rechts sehen zu müssen. Dennoch nahm sie aus den Augenwinkeln die Bewegungen der Aasfresser wahr, die hier reiche Beute fanden: Vögel und Fliegen.

Eine Hand vor Mund und Nase gepresst versuchte sie vergeblich den Gestank, klebrig und süss, so dicht, dass er schon Substanz hatte, abzuhalten.

Es schien Stunden zu dauern, bis sie die Brücke überquert hatten. Hinter der Brücke öffnete sich ein kleiner Platz, auf dem Hilias sich bereits erschöpft niedergelassen hatte. Leider befanden sie sich schon zu tief im Stadtkern, als dass ein Wind diesen Platz erreicht und den Gestank zummindest für eine kleine Weile hätte vertreiben können. Was erwartete sie wohl noch im Mittelpunkt der Stadt, von dem sie nicht mehr weit entfernt sein konnten.
26.03.2004, 23:13 #243
Seraphin
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Fassungslos lies Seraphin seinen Blick schweifen während die Gruppe langsam durch die jetzt leblosen Gassen schritt. Es war ein Bild des Grauens, welches sich ihnen bot und hartnäckig an den Grenzen des menschlichen Vorstellungsvermögens klopfte. Seine Hände zitterten, nur leicht und für die Anderen schwer zu bemerken, aber sie taten es. Ungläubig betrachtete er den gestaltgewordenen Wahnsinn, welcher hier gewütet haben musste. Wer konnte so etwas tun? Welche Wesen konnten so grausam sein? Immer und immer wieder folgten seine Augen den Spuren der Vernichtung und je mehr er sah, desto mehr hatte er das Gefühl jeden Moment seinen Verstand zu verlieren. Denn dass, was sich ihnen bot war einfach nicht mehr zu verstehen, so etwas durfte es nicht geben. Der menschliche Geist konnte soviel Grauen gar nicht aufnehmen ohne zu zerbrechen. Aber es war zu spät, entweder sie würden es überwinden oder überwältigt vor dem Unvorstellbaren kapitulieren und zitternd auf dem blutdurchtränkten Plflaster der Gasse zusammenbrechen.

Wer bei Beliar konnte so etwas getan haben? Und noch viel schlimmer, warum ließ er Meister so etwas zu? Dass konnten, nein durfte er niemals gut heißen.. niemals.

Männer, Frauen und... Kinder. Tot, alle tot. Doch keinen natürlichen Todes, nein noch nichtmal den in einer Schlacht waren sie gestorben. Niemand konnte sich den Eindrücken erwehren, aber je mehr des gestaltgewordenen Wahnsinns sie erblickten, desto deutlicher erkannten sie dass dieses Kabinett des Schreckens... einfach, einfach nur... sie waren nicht gestorben oder gefallen, sie waren regelrecht geschlachtet worden. Auf grausamste Art und Weise getötet, brutal, unmenschlich und sinnlos... absolut sinnlos.
Übelkeit stieg in ihm auf, während er seinen Geist zwang, den Schrecken in all seinen Einzelheiten zu verarbeiten. Da war eine Frau... oder das was von ihr übrig war. Durch den Hals ragte eine Art Keil, mit dem sie regelrecht an die hölzerne Hauswand genagelt worden war. Die Augen noch im Tode voller Panik und unbeschreiblicher Angst aufgerissen, waren mittlerweile zu milchigen Kratern geworden welche scheinbar anklagend auf die kleine Gruppe herabsahen. Die Beine und Arme des Leichnams waren von einer Unzahl an Wunden überseht, kleinere, größere, aber allesamt nicht schlimm genug...

...jedenfalls nicht, um sie schnell sterben zu lassen.

Bei Beliar, diese Wahnsinnigen hatten Spaß am Töten... sie kosteten es aus, ihnen gelüstete es nach den Schreien der Unschuldigen wie einem Verdurstenden in der Wüste ein Schluck Wasser. Unschuldige Seelen, welche die, sich in unvorstellbaren Schmerzen windenden Körper ihrer Besitzer verließen, waren ihr Lebenselexier. Und der Wahnsinn ihre Stärke. Fassungslos schritt Seraphin weiter. Zu seiner Rechten erkannte er einen ausgebrannten, halb zertrümmerten Wagen. Und die, sich mittlerweile schon im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung befindlichen Leichen. Es waren Kinder. Kinder, welche vielleicht gerade mal ihre vierzehn Winter erlebt hatten. Die Köpfe gesenkt, blutige Häupter und verfilztes, schmutziges Haar... und im Tode sich noch an den Händen haltend.

Mit einem Male verschwomm alles vor seinen Augen, die grauenhaften Bilder sammelten sich zu einem gewaltigen Sturm gegen seinen zitternden Geist, welcher sich nur noch mit Mühe gegen den Wahnsinn wehren konnte. Übelkeit stieg in ihm auf und der alles durchdringende, wiederwärtig süßliche Geruch welcher sie schon die ganze Zeit begleitete, drang plötzlich wie auf Befehl noch weiter in seine Atemwege und ließ ihn gepaart mit dem schrecklichen Anblick für einige Sekunden nach Luft ringen. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Auch den Anderen schien es ebenfalls so wie ihm zu ergehen, jeder zeigte es auf seine Weise aber keinen ließ es unberührt. Und das war gut so, denn nur wer selbst schon lange tot war konnte ob diesem unmenschlichen Anblick nichts empfinden.
Rhodgar ging, betäubt von dem ganzen Wahnsinn, neben ihm und seine Augen wandertem ebenfalls ungläubig flackernd durch das riesige Grab, welches sie durchschritten. Plötzlich durchbrach die Stimme seines Freundes das schreckliche Schweigen und riss Seraphin von dem grausigen Anblick los...

"Seraphin, ich..."

erklangen die Worte mit belegter Stimme. Und, obgleich es grotesk anmutete, stahl sich plötzlich ein vorsichtiges Lächeln auf das Gesicht des Magiers und trotzte verbissen dem gestaltgewordenen Schrecken um sie herum.

"Lass es gut sein, Rhodgar..."

antwortete Seraphin leise. Und plötzlich glaubte er noch etwas anderes außer Tod und Leid zu spüren. Wie ein Lichtstrahl der sich durch die unendliche Nacht kämpfte und doch nicht aufgab bis irgendjemand ihn erblickt hatte. Und dieses Gefühl brachte eine unbeschreibliche Wärme mit sich. Wärme... und Hoffnung. Denn er war nicht alleine. Nicht mehr. Und dafür war er dankbar...
27.03.2004, 00:01 #244
Estragon
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Hilias ließ den Dampf seiner Pfeife aus dem offenem Mund gleiten. Wie ein Schleier aus Blei umwölbte er sein Haupt, eine Krone aus körperloser Unbeständigkeit. Der Rauch verzog seine Masse zu seidigen Armen, wie Spinnenfäden, die in der Luft tanzten.

Die Anderen hatte Hilias erreicht. Fassungloses Schweigen hüllte sie ein. Nacktes Entsetzen, tiefe Erschütterung und blankes Unverständnis stand ihnen allen schwer im Gesicht.
Hilias bildete da wohl keine Ausnahme. Er erhob sich und schlug den erstbesten Weg ein, weg von dem Graben, weg von der Brücke.
Die Gruppe durchstreifte den Irrgarten der Zerzweiflung und der Vernichtung und trat bald aus den engstehenden Häuserzeilen hervor.
Ein Park öffnete sich vor den staunenden Augen der Wandernen. Baume, einst wohl prächtig von Schönheit und Kraft, streckten ihre toten Äste wie Krallen zum gleichgültigen Himmel. An den Baumen hingen vereinzelt, Leichen an Strängen und Ketten.

Die Gruppe setze den Weg durch den Park fort. Bei einem steineren Pavilong machten sie eine kurze Rast. Jeder setzte sich zerschlagen, mit verzweifelter Mine nieder. Hilias nahm an den Stufen des Steinbaues platz.
Seine Blick schweifte über die Landschaft. Seine linke Hand nesselte unter seinem Hemd nach dem Anhänger, der ihm am Strand auf seltsame Weise, Kraft und Mut gespenndet hatte.
Abwesend spielte Hilias Hand damit, ließ ihn durch die Finger gleiten, drehte die Kette auf und ab, ohne die Augen (das eine was noch zu sehen vermochte) von der Umgebung abzuwenden. Plötzlich glomm es schwach, als wäre ein Glühwurm auf Hilias Handfläche erwacht.
Er senkte irritiert den Blick. Was er in dem Stein erblickte, konnte er zunächst nicht einordnen.
Ein schmales Gesicht war zu erkennen. Eine Frau. Er glaubte sie fast zu kennen. Doch das lange schwarze Haar, das sie in sanften Kaskaden über die Schultern der Frau gelegt hatte, waren ihm völlig fremd.
Dann ging ihm ein Licht auf. Die Augen, die jetzt fast zart und zerbrechlich wirktent, hatte er schon mal gesehen. Nur härter, bestimmter blicktet.
Meditate. Die Hüterin des Kastells.
Das erste was ihm impulsiv durch den Kopf schoß, war: Sie sollte ihr Haar häufiger offen tragen...
Die Hüterin schien ihn ebenfalls sehen zu können. Hilias starrte mit einem verzücktem Lächeln in den Stein.
27.03.2004, 00:48 #245
Estragon
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Hilias pührte Wärme aus dem Kristall aufsteigen. Die gleiche Wärme, die ihm schon am Strand Kraft gegeben hatte. Doch schien sie ferner, schwächer, als damals zu sein. Hilias ahnte weshalb.
Sie waren einfach schon zu nah am Herzen des Bösen angelangt.

Aber Meditate war mit ihnen. Wachte ein Stück weit über sie. Das war mehr als ein Hoffnungsschimmer in solch finsteren Stunden. Es war ein Lichtpunkt, an den sich der Steinmetz aufrichten konnte. Für eine Weile.
Die Hüterin hielt etwas vor den Spiegel. Eine Kästchen? Ja, eine kleines Holzkästchen.
Hilias verstand nicht ganz. Was wollte sie ihm nur sagen? Er glaubte fast, es zu wissen.
Da erlösch das Bild im Kristall. Hilias seufzte enttäuscht, aber nicht völlig hoffnungslos.

Der Steinmetz hob den Kopf, sah die anderen an. Sie mussten weiter. Es konnte nicht mehr lange dauern. Dann würde beginnen, was das Schicksal geplant hatte. Er machte den Anfang. Wie so oft. Aber das war seine Aufgabe. Veltrin hatte sie geführt.
Dann Hilias. Dann Renata.
Nun war er es wieder, der den ersten Schritt zutun hatte. Ob es den anderen auch so schwer gefallen war? Oder tat nur ihm das Herz weh, wenn er einen weiteren Zug auf das sichere Verderben machte? Er würde Veltrin im Jenseits fragen.

Die Gruppe schlug sich weiter durch die leblosen Parkanlagen. Nichts schien sich zurühren, kein Vogel rief, kein Ast knarrte unter den unsichtbaren Händen des Windes, die toten Blätter raschelten kaum, wenn man sie mit den Füßen durchschnitt wie ein Pflug die Felderde.
Hilias merkte es mehr an einem unbehagen, das in ihm aufstieg, als das er es sah.
Die Anderen nahmen es mit den vorrangigen Sinnen aller Sehenden auf.
"Sagt mal, täusch ich mich, oder verliert alles irgendwie die Farbe?" fragte Ceron langsam.
Bestätigungen kamen von allen Seiten. "Was ist das für eine neue Teufelle.." wollte Lama ansetzen, doch Hilias brachte ihn mit einer heftigen Handbewegung zum schweigen.
"Still. Hört ihr das auch?" flüsterte er. Alle lauschten. Sie hörten es.
Ein Grollen. Dumpf und fiebrig. Wie das Seufzen eines Riesens.
Hilias bewegte sich langsam vorwärts. Mehre Baumkronen hatten mit ihren Krallenästen die Sicht versperrt. Jetzt brach die Gruppe aus den letzten Resten hervor. Das Grollen schwoll an. Doch es wurde schnell unwichtig. Alles wurde unwichtig und unglaublich nichtig, angesichts des Ausblickes, der sich der Gruppe nun bot.
Die Wunder und Zeichen hören bekanntlich nie auf, doch ihnen folgen oft hässliche Schrecken hundertfach auf dem Fuße.

Die Stadt war weg. Das Land war weg. Selbst der Nachthimmel schien verschwunden.
27.03.2004, 01:16 #246
erzähler
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II. Zwischenspiel
Die Medien und ihre Verbündeten waren weiter gekommen, als es je ein Sterblicher wohl zu glaueb gewagt hätte.
Sie hatten die Nebelfinsternis erreicht. Eine gigantische Schlucht, desen Tiefe nicht mal zu schätzen war. Ein grauer Nebelteppich zog sich über den Abgrund, erstreckte sich bis zum Horizont und vielleicht weiter noch, als es die Vorstellungskraft der Sterblichen je erwogen hätte.

Die Stadt war wie mit einem Messer abgetrennt worden, hörte einfach auf zu sein. Die Nebelfinsternis, hort der verlorenen Seelen, die durch die blutigen Finger und widerlichen Pläne der Abtei umgekommen waren. Sie lagen ohne Zahl in diesem Abgrund. In Ketten aus Flüchen und Verdammnis. Ewige Qualen auch nach dem Tode leident.

Geisterhafte Wesen zogen dicht über dem Nebelspiegel umher. Monster, desen Körper aus sich bewegendem Rauch und Trug zu bestehen schien. Ihre Formen waren verschiedenster Art. Manche war flink und graziel, andere riesig und schwerfällig. Aber alle strahlten sie deutlich die chaotischen Kräfte von Wahnsinn und planloser Vernichtung aus.

Im Süden zog sich jedoch das eigendliche Wunder der Finsternis und Verderbtheit zusammen.
Ein Fall. Ein riesiger Wasserfall, nur das weder Wasser, noch Schlam oder Lava dort sich in die Nebelfinsternis wälzte.
Eine langgestreckter Fall aus Staub, Asche und Knochen jagte über eine unsichtbare Klippe in die Tiefe. Vielleicht tausend Meilen lang oder mehr.
Pulvrige Wolken stoben auf, der Nebel wich vor dem Fall zurück.
Der Lärm war unbeschreiblich. Der Anblick wohl noch mehr. Denn was auf den ersten, ungläubigen Blick wie Scheinbilder des Aschesturzes aussah, waren tatsächliche Bewegungen.
Genauer gesagt waren es menschlich Abbilder der gefallenen Seelen, die dort im wilden Taumel niederfuhren.
Sie streckten kurz noch hilfeflehend die Hände nach den Wanderern aus, dann verschwanden sie im Nebel der Finsternis. Wurden von weiteren Seelen abgelöst, die ebenfalls nach Errettung schrieen, die ihnen nicht einmal mehr das Dreigestirn hätte gewähren können.

Die Nebeldämonen strichen wie Haie im seichtem Wasser umher, stießen gierig auf die fallenden Leiber ein, schnappten sich ein oder zwei und verfetzten sie in der Luft. Für ihre Opfer war das jedoch keine Rettung durch Erlösung. Sie vielen in mehren Teilen verlegt in die Nebelfinsternis, wo sich der Kreislauf immer und immer wiederhohlen sollte.
Hilias zitterte am ganzen Körper. Seine Sinne waren völlig überlastet. Unfähig auch nur noch ein Quantum an Eindrücken aufzunehmen. Er klammerte sich mit panischer Inbrunst an das, was noch weit vor den Seelenfällen lag. Ein Pfad. Ein machtiger Bogen überspannte das Nebeltal.

Hilias ging mit tauben Füßen auf diesen Bogen zu. Langsam verfolgten gierige Augen jede seiner Bewegungen. Die Hydraenreiter hatten auf dem PFad bereits Stellung bezogen. Doch keiner aus Hilias Gruppe ahnte das.
Die Falle würde sie völlig überraschend treffen.
27.03.2004, 02:03 #247
Rhodgar
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Mittlerweile war es Rhodgar wieder möglich, seine Schritte ohne die Stütze durch Seraphin zu tun, ohne dass seine, zwar noch immer wackeligen, doch nach und nach stabiler werdenden Kniekehlen einknickten. Kurzum, er konnte wieder ohne fremde Unterstützung laufen. Doch trotzdem suchte der Schwarzmagier noch immer die Nähe seines Freundes, versuchte immer wieder, eine Möglichkeit zu finden, sich für seine Taten zu rechtfertigen. Aber immer wieder wurde er abgeblockt, ihm wurde versichert, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen konnte. Und nach dem dritten oder vierten Mal würgte Rhodgar dieses lästige Gefühl ab, jemandem etwas dringendst schuldig zu sein.

Die Ausmaße, die der blanke Wahnsinn in dieser Gegend angenommen hatte, übertrafen unterdessen alles, was innerhalb der Grenzen von Rhodgars Vorstellungskraft lag. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass sie auf viel Tod und Leid stoßen würden. Natürlich war er sich darüber im Klaren gewesen, dass etsetzliche Szenerien auf ihn warten würden. Das hatte er verdammt nochmal gewusst, bevor sie aufgebrochen waren. Und doch hatte er sich auf diese Reise eingelassen. Warum? Vielleicht hatte er gedacht, er als Schwarzmagier würde das massenhafte Verwesen besser verkraften... dann kam jetzt aber eine gehörige Ernüchterung, denn die Bilder die sich ihnen zeigten spottteten jeder Beschreibung, und lösten in jedem der Acht dasselbe aus, nämliches blankes Entsetzen. Entsetzen und Unverständnis. Jeder stellte sich die allesentscheidende Frage, wie konnte eine Kreatur, ganz gleich ob Mensch oder Dämon oder sonst irgendetwas, zu solch Greultaten fähig sein? Die Antwort darauf würde ihnen wohl auf ewig verborgen bleiben, verschlossen im Hirn eines Größenwahnsinnigen, dessen ganz offensichtlich sadistische Veranlagung ihn etwas Derartiges tun ließ. Eine der Dinge, die nicht dafür bestimmt waren, von sterblicher Seite aus nachvollzogen zu werden. Manche Dinge ließ man besser ungeklärt, unenthüllt. Das war besser so, ganz bestimmt.

Mit vor Schreck geweiteten Augen war die Gruppe Stück für Stück voran geschlichen, niemand hatte es gewagt auch nur ein Wort zu sprechen. Vielleicht fürchteten sie, ihre Stimmen würden die gespenstische Stille die in der Luft lag durchschneiden, und somit etwas aufwecken, was lieber verborgen und weiter schlafend bleiben sollte? Auf diesem Abenteuer war ja alles möglich.
Aber plötzlich hatten Rhodgars Füße aufgehört, seinem Willen zu gehorchen. Er war stehen geblieben, den Kopf in die Höhe gereckt, den Blick auf die Nebelschwaden gerichtet, die ihre unheimlichen Bahnen zogen. Hatten sich da nicht Konturen abgebildet, Konturen von menschlichen Körpern? Ungläubig kniff Rhodgar die Augen zusammen, um sich zu vergewissern dass er nicht an eventuellen Rückwirkungen seiner Krankheit litt. Da, schon wieder. Und diesmal war er sich sicher, es war keine Einbildung, von dort hinten kam etwas auf sie zu. Nein, nicht etwas, sondern jemand. Auch die anderen hatten von den Bewegungen in den feinen Rauchschleiern Notiz genommen, und schauten nun misstrauisch dabei zu, wie, eine nach der anderen, die Silhoutten immer deutlicher wurden, klar Formen annahmen, und schließlich erkennbar wurden, auch wenn es schwer zu glauben war, was nun geschah. Kleine Nebelgestalten, acht an der Zahl (komisch, genau wie sie... naja), kamen auf sie zu geschwebt, und machten ein paar Meter vor der Gruppe halt. Es lag etwas in der Luft, auf das der Begriff Anspannung nicht annähernd zu passen schien. Waren diese kleinen Dinger freundlich gesinnt, oder war es bloß ein weiteres Teufelswerk, welches sie daran hindern sollte ihr Ziel zu erreichen? Beides war gut möglich. Und die Antwort sollte schon bald in den Raum geworfen werden, nämlich mit den Bewegungen, die diese kleinen Viecher anstellten. Ihre äußere Erscheinung glich Kindern, Rhodgar würde sie auf zehn bis zwölf Jahre schätzen. Aber dass Kinder mit einem Mal krampfhaft zusammenzuckten, ihre dürren Ärmchen zitternd hin und her schwangen, das konnte man wohl kaum als normal bezeichnen. Welches Unheil mochte da wohl über die Knirpse gekommen sein? Auch dies sollte sich klären. Denn nach etwa zehn Sekunden Ausharrens, begannen sie ihre Münder zu öffnen, erst langsam, dann immer schneller, und bald war wohl der Punkt erreicht, an dem es die Knochenkonstruktion des Kieferbereichs einfach nicht mehr zuließ, dass man seinen Mund noch weiter öffnen konnte. Ein kurzes Knacken, welches allen (lebenden!) Anwesenden den Atem raumte, und schon wurden die kleinen Münder noch weiter auseinander geschoben, und nun erkannte man auch eindeutig, was dafür verantwortlich war. Aus dem Rauchen der Kleinen schossen plötzlich skelettene Hände hervor, klammerten sich außen um den eigenen Kopf, und versuchten so genügend Druck aufzubringen um... um eine Schädeldecke mitten durch den Mund zu zwängen. Etwas derart Abartiges war dem Shwarzmagus beileibe noch nicht untergekommen, aber trotzdem konnte er seinen Blick nicht abwenden, als mit einem Mal die ohnehin schon bis aufs Äußerste gespannte Haut der kleinen Geschöpfe riss, und sich ein paar Sekunden später zu glühender Asche verwandelte. Zurück bleiben nur die hinterhältig grinsenden Skelette, die mit ihren schwarzen Schwingen durch die Nebelschwaden flatterten, jene dabei seltsamerweise aber nicht weg wehten. Man stelle sich das vor, aus solch kleinen Geschöpfen erwachen derartige Kreaturen. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, schaute Rhodgar noch immer halb entsetzt, halb fasziniert auf die Knochengestalten. War dies eine Art Metapher? Sollte ihnen an dieser Stelle verdeutlicht werden, dass auch in einem noch so unschuldigen Geschöpf eine abgrundtief finstere Seele steckt? Wenn dem so war, warum das ganze? Zumindest die Schwarzmagier wussten dies bereits, und auch Hilias gehörte sicher nicht zu den Personen, die bei einem Menschen nur auf die Oberfläche schauen, das glauben, was man ihnen zu glauben gibt. Warum also?

Jedoch war dieses Gruselkabinett ebenso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Die schemenhaften Knochenflieger zogen noch ein letztes Mal eine Runde über den Köpfen der Gruppe, und verschwanden dann mit einem lauten PLOPP, verschmolzen wieder mit dem Nebel, wurden eins mit ihm. Besonders gefährlich waren sie ja nicht gewesen. Höchstens abschreckend. Doch was konnte die Gefährten, die bereits soviel gesehen und durchlebt hatten, denn wirklich noch dazu bewegen, sich eventuell wieder zurück zu ziehen, all das Aufgebaute zu zerstören? Jetzt, wo man nur noch gewinnen konnte, was könnte ihnen denn da noch im Wege stehenß Die Hydrareiter vielleicht?
27.03.2004, 10:51 #248
Renata
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Das, was von weitem wie das Zentrum der Stadt ausgehen hatte, war in Wahrheit ursprünglich wohl nur der Außenbereich des Stadtkerns gewesen. Die eigentliche Mitte war weg, verschwunden. Wie abgebissen vom übriggebliebenen Rest. Von dem, was einmal an dieser Stelle gestanden haben mochte, waren nur noch einige Mauern und Wände übrig geblieben, die jetzt vereinzelt die Abbruchkante säumten.

Die Gruppe hatte sich am Kraterrand eingefunden und betrachtete sprachlos dieses irrationale Bild, das sich ihnen bot. Der tosend in die Tiefe stürzende Geröllfall hinterließ auf dem Grund des Kraters dunstige Staubwolken, so dass man der Boden unsichtbar blieb und nicht ausgemacht werden konnte, wie tief dieser Abgrund in Wirklichkeit war. Der Lärm machte es unmöglich, Gesprochenes zu verstehen, daher folgten aller Augen dem aufgeregten Deuten von Tarim und Ceron, die immer wieder in die Tiefe zeigten. Dort bewegte sich etwas in der Staubwolke, durchmaß schwebend diesen Krater, nicht nur ein sondern mehrere Schatten bewegten sich durch den Dunst. Immer wieder tauchten die Schatten wie es schien auch durch den Geröllfall hindurch wie schwarze Eisvögel auf Beutefang. Aber auch noch andere Schatten hatte das, was diese Zerstörung geschaffen hatte, noch für die Wanderer bereit, doch ließen die bereits gesehenen Gräuel in den Gefährten wohl keinen Raum mehr für Angst.

Der hellgraue Steg, der über den Abgrund führte und den Hilias bereits betreten hatte, war zu schmal und zu lang, um wirklich Vertrauen in seine Stabilität wecken zu können. So lang war er, dass sein anderes Ende im Dunst verschwand. Dass er aus Gebeinen - Rippen, Schädel, Ellen, Schenkelknochen waren dicht an dicht zusammen gefügt - bestand, war wie es schien eher als höhnisches Willkommen denn als Warnung für alle, die ihn betraten, gedacht. Für die, die es durch die zerstörte Stadt bis hier hin geschafft hatten, kam eine Warnung wahrlich zu spät.

Aber jetzt, da ihr Anführer bereits den Anfang gemacht hatte, folgten die restlichen Gefährten, einer nach dem anderen.
27.03.2004, 13:37 #249
Estragon
Beiträge: 507

Hilias lief mit einem verkniffenem Gesichtausdruck über den Pfad. Der Boden war mit Staub bedeckt, seine schlurfenden Schritte hinterließ unförmige Spuren.
Die Anderen folgten. Carras und Tarim deckten ihren Rücken mit gezückten Schwertern. Überhaupt hatten die meisten bereits ihre Waffen gezogen. Das Schauspiel im Süden verlor nicht an Bedrohlichkeit, wenn auch wenig von seinem Schrecken.
Sie würden es auszuhalten. Hilias war froh und stolz darauf. In der Tat hatten seine Freunde mehr geleistet, als tausend Armen zusammen. Sie hatten gemeinsam gefochten, gemeinsam geblutet, gelacht, getrauert, alles hatten sie gemeinsam getan.

Hilias sah sich zu seinen Brüdern und seiner Schwester um, lächelte trostspendent und rief:
"Kommt, es ist nicht mehr weit. Ich glaube wir haben es bald geschaft.."

Dann drehte er sich um und erstarrte wie zu Salz. Vor ihm trümte sich eine Bestie auf, die ihn mit gebleckten Hauern angrinste. Wo kommt die denn her...? fragte er sich, erblickte den schwarzgekleideten Reiter der Bestie und schluckte schwer.
Er hörte seine Freunde eine Wahrnung ausstoßen, doch er war unfähig sich zu rühren.

DEr Reiter hob den linken Arm wie zum Gruss, doch Hilias bezweifelte, das selbst in diesen rauen Ländern, ein Speer zur begrüssungen geworfen wurde. Jedenfalls nicht zu einer wohlwollenden Begrüssungen.

Der Spree flog, traf den Steinmetz genau unterhalb des Brustbeines und durchschlug ihn ganzlich. Die Speerspitze grub sich die in den Boden des Pfades.
Hilias wurde förmlich angenagelt. Der riesige Reittier stieß einen gellenden Kampfschrei aus.
Hilias sah goldene Funken aus der Mitte seiner Brust aufsteigen. Er verging, undzwar mit rasender Geschwindigkeit.
Plötzlich waren Rhodgar, Seraphin, Ceron und Renata neben ihm. Die Magierin sah Hilias mit panischer Sorge an, während sich die drei Hexer ohne Furcht und Zaudern dem mächtigen Feind entgegen warfen. Rhodgars Schattenflamme züngelte, Seraphin Stab wirbelte umher, Cerons Augen ließen wahngleiches Drachenfeuer sehen.

Hinter Hilias hörte er Carras und Tarims Schlachtrufe. Er drehte den Kopf über die Schulter, eine dicke Wolke aus goldenem Staub schoß aus seinem Mund. Renata schlug die Hand vor ihren Mund, doch schnell faste sie sich.
"Nicht, du darfst nicht..."

Hilias wehrte sie ab, umfaste den Schaft des Speeres, direkt über dem Eintritt und brach ihn ab. Dann zog er sich vor und war frei.
Und erkannte schnell, des der Tod nun endglütig mit dem Spielen aufgehört und nun zur richtigen Jagt auf seinen Körper angesetzt hatte.
Die Wunde breitete sich rasendschnell aus. Die Haut riss wie nasse Erde unter einer brennenden Sonne auf, blätterte ab und erhob sich zu golden und roten Lichtern. Staub der Sterne... dachte Hilias verzückt und entsetzt zugleich.

Er sah sich um, die Krieger kämpften gegen zwei der Monster, am Anfang der Brücke.
Die Magier stritten hier gegen eins. Sie waren gefangen.
Der Steinmetz sackte zusammen, Renata stütze ihn. "Wir müssen uns beeilen Renata. Meine Zeit zerrinnt nun endglütig wie Wasser im Wüstensand." Die Magierin schüttelte den Kopf.
"Du wirst nicht..."

"Geh und hilf ihnen im Kampf. Dann komm wieder, wenn ich noch da sein sollte. Du musste mich mir helfen. Ich schaffe den restlichen Weg wohl nicht mehr allein."
Die Magierin sah Hilias schmerzhaft an, dann legte sie ihn vorsichtig ab und zog ebenfalls in den Kampf. Ihr Gesicht wurde schnell hart und unerbittlich. Eine Schattenflamme erwachte fast spielend in ihrer rechten Hand und sie jagte auf das Monster zu.
Hilias schloß die Augen und lauschte erschöpft dem Kampf.
Beeilt euch besser...ich hab nicht mehr viel Zeit... dacht er und legte den Kopf auf den Boden.
27.03.2004, 16:42 #250
Seraphin
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Seraphin hatte aufgegeben, die Sachen welche er hier und jetzt erblickte noch in normale Bahnen zu lenken und seinen Geist damit zu retten. Das alles konnte vielleicht einem seiner schlimmsten Alpträume entspringen, aber niemals der Realität. Allerdings war das alles kein Traum. Und es gab kein zurück mehr, man konnte nicht einfach aufwachen. Wenn sie hier raus wollten, dann mussten sie kämpfen. Und nicht gegen normale Gegner, sondern gegen Bestien die den Wahnisnn auf ihrer Seite hatten und keine Angst kannten. Wer schon tot war brauchte sich auch nicht mehr zu fürchten. Allerdings bevorzugte Seraphin es, am Leben zu bleiben.

Die Szenerie war einfach unglaublich. Die Brücke zog sich, soweit das Auge reichte über einen monströsen Abgrund, dessen Boden irgendwo in der Unendlichkeit des Nebels verschwand. Links von Ihnen der Seelenfall. Soweit sie sehen konnten zog sich der Kreislauf aus klagenden Geistern, welche immer und immer wieder in riesigen Mengen schwarzen Staubs und unmenschlichen Klagerufen im bodenlosen Abgrund verschwanden. Unter ihren Füßen schwebten seltsame Nebelgestalten umher, immer wieder wenn man versuchte sie zu erkennen veränderten sie scheinbar plötzlich ihre Form so dass man nie ein genaus Bild von Ihnen bekam. Aber vielleicht war das auch gut so. Ihr grausames Werk allein ließ Seraphin frösteln, während er erneut beobachtete wie eine der Nebelgestalten blitzartig hervorschnellte und die klagende Seele irgendeines armen Menschen zum unendlichsten Male in der staubigen Luft zeriss. Bei Beliar wo waren sie hier? Das Ende der knöchernen Brücke verschwand irgendwo im Nebel während sie an der Seite des riesigen Stromes der fallenden Seelen entlang lief. Sie befanden sich mittlerweile fast in der Mitte, ein paar Schritte fehlten ihnen noch. Aber so leicht konnte es nicht sein. Einfach nur im Angesicht dieses erschlagenden Schauspiels über eine knöcherne Brücke marschieren. Die Situation war wie geschaffen für einen Angriff. Sie waren geschwächt, nicht körperlich, sondern geistig. Ihre Augen hatten zu viel erblickt, Dinge die an die Grenzen des menschlichen Verstandes stießen und mit dem normalen Vorstellungsvermögen einfach nicht mehr vereinbar waren.

Es schien, als hätten sie mit der Stadt eine ganz andere Welt betreten. Eine Dimension des Todes, der gefallenen Seelen, des Wahnsinns... nichts von all diesen Dingen konnte für einen normal Sterblichen erträglich sein. Aber sie konnten nicht mehr zurück. Schon als sie den ersten Schritt in dieses Mahnmal des Schreckens getan hatten, war ihnen der Rückweg versperrt. Es war als wenn man als Kind durch einen dunklen Wald lief. Man versuchte, all die Ängste und eingebildeten Monster in seinem Geist zurückzuhalten. Doch wenn man zögerte, aufgab und schließlich umdrehte, war es um einen geschehen. Dann rannte man nur noch, weg von den Gestalten, glaubte heißen, fauligen Atem in seinem Nacken zu spüren und trommelnde Schritte die sich rasend Schnell näherten. Und so war es auch hier. Wenn sie jetzt umdrehten, war es um sie geschehen. Der Wahnsinn würde sie endgültig besiegen, nur weil sie als Gruppe zusammenhielten konnten sie überhaupt noch klar denken. Ein einzelner Geist war in dieser Hölle unweigerlich verloren und würde sich innerhalb kürzester Zeit in der Unendlichkeit der seelischen Aufgabe verlieren...

Auch den Anderen war ihre Beklommenheit anzusehen. Jeder kämpfte auf seine Weise gegen diesen, alle normalen Grenzen sprengenden Anblick und versuchte damit fertig zu werden. Jeder der eine Waffe besaß hatte sie gezogen und umklammerte sie teilweise so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Der Templer und sein Schüler deckten ihren Rücken und schritten, halb rückwärts halb seitwärts gehend mit wachsamen Augen hinter ihnen her. Dahinter folgte Lama und schließlich die Mitglieder des Zirkels und er selbst. Hilias lief an der Spitze. Er schien ebenfalls die beklemmende Stimmung zu spüren und drehte sich plötzlich zu Ihnen um.

"Kommt, es ist nicht mehr weit. Ich glaube wir haben es bald geschafft..."

versuchte er die erstickende Stille zu durchbrechen und einen anderen Laut als die Schreie der klagenden Seelen in ihren Geist zu pflanzen. Und fast wäre es ihm gelungen. Doch noch während seine Worte in der Unendlichen Weite des Abgrunds verhallten und schließlich vom Nebel verschluckt wurden, baute sich etwas hinter ihm auf. Etwas großes. Etwas gewaltiges. Und etwas eindeutig feindseliges. Seraphins Augen weiteten sich vor Schreck und Hilias blickte sie erschrocken an. Dann registrierte er, dass ihre Mienen nicht ihm galten und drehte sich blitzschnell herum. Trotzdem nicht schnell genug. Ein Aufschrei ging durch die kleine Gruppe, während ihr Anführer keuchend zusammenbrach und ungläubig den Speerschaft betrachtete, welcher jetzt aus seiner Brust ragte. Goldene Funken stiegen über dem Waffenknecht auf und es sah fast so aus, als versuchten sie dem gigantischen Etwas was sich vor ihm aufgebaut hatte ein bisschen seiner Schrecklichkeit zu nehmen. Allerings vergeblich. Schnell waren sie bei ihm und noch im Laufen regestrierte Seraphin aus den Augenwinkeln, das sich Ihnen zwei weitere dieser Bestien von hinten genähert hatten, während plötzlich die überaschten Schreie der Kämpfer erschallten. Nur Sekunden später hörten sie die ersten Schwertklingen, welche mit sirrenden Geräuschen durch die angsterfüllte Luft schnitten bevor sie auf schuppige Haut prallten. Und auch ihnen blieb nichts mehr anderes übrig als zu kämpfen.

Überwältigt betrachtete Seraphin die gewaltigen Muskelstränge dieses Dinges, welches sich so plötzlich vor Ihnen aufgebaut hatte. Es hatte ungefähr die Statur eines Schattenläufers, nur war es auf schwer zu beschreibende Art und Weise noch gewaltiger, noch breiter und wie sich gerade herausstellte noch sehr viel gefährlicher. Die Bestie hob ihren massigen Schädel und entblößte messerscharfe Fangzähne, während sie sie aus nichtvorhandenen Augen abschätzend musterte. Allerdings konnte so ein Vieh keinen Speer schleudern, und das hatte es auch nicht. Auf seinen Schultern trohnte ein Reiter, verhüllt in schwarze Umhänge und das Gesicht unter einer riesigen Kapuze verborgen. Unter dem Stoff schien pure Dunkelheit zu wabern die sich immer wieder Seraphins Blicken entzog, wenn er versuchte sie zu erfassen. Dafür blieb ihm aber eh keine Zeit mehr. Die Bestie zwang, begleitet von einem orhenbetäubenden Brüllen ihre massigen Kiefer auseinander und entblößte mindestens ein Dutzend gefährlich blitzender Zahnreihen. Doch die eigentlich Gefahr kündigte sich durch ein unheilvolles Grollen an, welches plötzlich irgendwo aus den Tiefen des stinkenden Rachens erschallte und sich immer weiter vorzuarbeiten schien. Und dann erkannte er den Grund dafür, allerdings fast zu spät. Fluchend sprang er zur Seite, während nur einen Augenblick später ein Schwall grauer, ätzender Säure dort auf den Boden traf, wo er gestanden hätte. Ein paar Spritzer davon schossen auf seinen Mantel und mit vor entsetzen geweiteten Augen beobachtete er, wie sich der Stoff an den betreffenden Stellen auflöste und begleitet von beißendem Rauch verschwand. Auch der knöcherne Boden der Brücke wies plötzlich eine graue Spur aus qualmenden Knochen auf, während die Bestie langsam, fast gemächlich wieder ihre Kiefer schloss und sich fast schon an den entsetzten Mienen der Magier zu freuen schien. Ein gewaltiges Brüllen und Augenblicke danach das zischende Geräusch von verdampfenden Knochen begleitet von erstaunten Kampfesrufen machte ihnen klar, das Carras, Lama und Tarim ebenfalls Bekanntschaft mit dem grauen Todessaft der gigantischen Monster geschlossen hatten.

Langsam wurde Seraphin sich der Lage erst richtig bewusst. Sie waren eingekreist, saßen förmlich in der Falle. Die Brücke war gerade mal zwei Manneslängen breit und wurde von diesem hässlichen Etwas versperrt, dessen Brüder, welches ihm in puncto Schönheit nichts nachstanden, ihnen auf der anderen Seite den Rückweg abgeschnitten hatten. Schnell tauschte er einen Blick mit seinen Freunden, welche aus schreckensgeweiteten Augen die Spuren betrachteten, welche die Bestie innerhalb kürzester Zeit gerissen hatte. Rena hatte sich vor dem verletzten Hilias postiert und eine Schattenflamme in den Händen. Rhodgar's Dienerin summte wütend um sie herum und diesmal war ihm wirklich ein Prachtexemplar gelungen, die Blutfliege hatte schon fast die Ausmaße eines jungen Scaverngers. Ceron stand mit gezücktem Dolch da und er selbst packte jetzt ebenfalls seinen Stab fester.

Seraphin schickte einen funkelnden Blick zu seinen Freunden, dann betrachtete er mit einem spöttischen Grinsen die Bestie. Die dunklen Heerscharen hatten einen Fehler gemacht. Bis jetzt hatte die Gruppe nichts ausrichten können, die schleichende Gewalt des Wahnsinns hatte ihre Seelen nach und nach vergiftet und ihren Geist geschwächt. Doch jetzt besaßen sie einen handfesten Gegner, etwas gegen das sie ich wehren konnten, so schrecklich es auch war. Es war nicht unsterblich. Und das zählte.

Einen Moment schien sich Unsicherheit in dem Verhalten der Bestie und ihres Reiters wiederzuspiegeln. Dann entblößte das Vieh wiederum seine gewaltigen Zähne zu einem tödlichen Grinsen und der Reiter spannte sich ebenfalls, während er sein Tier mit trommelnden Schritten auf sie zurennen ließ...
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