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28.03.2004, 19:10 #376
Estragon
Beiträge: 507
Raucher -
Ich bin leidenschaftlicher Raucher. Ich qualme zwei Schachteln pro Tag.
Bevor jetzt alle Leute angerannt kommen, das sowas echt mies auf die Gesundheit geht, denn sage ich meinen Dank und wünsche ihnen noch weiterhin glück bei der Bekehrung der restliche Bevölkerung zu einer glücklicheren Daseinsform.

Ich bin mir darüber im klaren, das Rauchen schädlich ist. Doch werde ich nicht damit aufhören. Warum? Weil ich den Entzug nicht durchhalten würde. Ich brauche Nektotin genauso sehr wie Koffein (meine zweite Sucht) und wie ich Sauerstoff zum atmen brauche. Ich werde mir das von keinem nehmen lassen.

Doch wenn es um Rauchen in der Öffentlichkeit geht, nehme ich größtmögliche Rücksicht. Zu Festen, wo ich weiß das nicht geraucht werden darf, höre ich einen Woche vorher auf und trage ein Nekotinpfalster an dem Abend.
In der Gaststätte rauche ich eine vor dem Essen und eine danach. Nicht mehr.
Wer mich in einem höflichen und angemessenem Tonfall darum bittet, das ich nicht rauchen soll, schmeiße ich selbst gerade angezündete Kippen weg.
Wer nicht raucht, will auch nicht passivrauchen. So ist das und daran halte ich mich ohne Diskutionen.
Im Gegenzug lehne ich jede Form von gutwilligen Belehrungen über die Gefahren des Rauchens ab, weil ich das alles selber weiß und keinerlei Interesse an weiteren Ratschlägen habe.

So, macht euch einen Reim dadrauf.
28.03.2004, 19:12 #377
Estragon
Beiträge: 507
piercing? -
kommt drauf an wo du dich stechen lässt. Augenbrauen (hab ich mir sagen lassen) tunen am wenigsten weh.
ZUnge und Intim sollen da schon heftiger sein.
28.03.2004, 19:44 #378
Estragon
Beiträge: 507
NamensÄnderungen -
Ja, ich weiß der Name ist ungewöhnlich :D , aber ich habe meine Gründe. Und letzten Ende ist das sicher nicht der ungewöhnlichste Name hier im WOG oder?
28.03.2004, 21:20 #379
Estragon
Beiträge: 507
NamensÄnderungen -

Jetzt bin ich ein wenig verwirrt. Ist der Tod meines Chars kein trifftiger Grund, um den Namen zuwechseln, damit ich weiter schreiben kann?
Ich denke schon.

EDIT:
Thx.
28.03.2004, 21:56 #380
Estragon
Beiträge: 507
Neue Geburtstagsliste -
Geb.Tag: 18.07.1985

mail: frostbartRPG@gmx.de

ICQ: 217-851-709
29.03.2004, 12:16 #381
Estragon
Beiträge: 507
Gruppensitzung der Schwarzmagier [OT] #9 -
Eigendlich wollte ich ja Urlaub machen und nur über ICQ gratulieren, aber ich will es mir dann doch nicht nehmen lassen, meiner linken Hand, Seraphin tiefen Respeckt zu zollen.

Also, sera.
Ein steiniger Weg ist oft besser als die ausgetrampelten Pfade. Denn nur dort wo viel Geröll liegt, kann man die schönsten Diamanten finden. Du bist ein solcher Diamant und wirst von Tag zu Tag besser.

Ich hoffe, wenn ich mit dir und Rhodgar (rechte Hand ^^) wieder auf reisen gehe, bist du dann noch einen Rang höher! Doch in dem Punkt bin ich zuversichtlich. :)
01.04.2004, 20:06 #382
Estragon
Beiträge: 507
OT zur Quest Licht und Schatten (Hilias) -
Tja, Carras. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie hinderlich das Reallife manchmal sein kann.
Ich war schon etwas enttäuscht, das du nicht aktiver warst gegen ende. Da will ich ganz ehrlich sein. Doch letzten Endes kann ich dir aus der zeitlichen Enge deines Alttages schlecht einen Vorwurfsstirk drehen. Das wäre unfair. Zum Mal es dich selber schon genug ärgern düfte, das dir in der Quest viele Chancen zum Posten versagt blieben. Nun, es ist nicht zu ändern und ich bin nicht nachtragend. :)
02.04.2004, 15:01 #383
Estragon
Beiträge: 507
UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #3 -
Name wurde von Hilias in Estragon geändert (thx @ Medi für die schnelle Umsetzung :) )
Skill:

Desweiteren lege ich den Nebenskill Steinmetz ab.

Und wähle keinen neuen Nebenskill.

Skillpoints: 0/3
02.04.2004, 16:34 #384
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Nichts vermag den Lauf des Schicksals vorher zu sehen oder gar zu schätzen. Und doch ist alle vorbestimmt, alles unveränderlich in die Gestirne des Kosmos geätzt mit dem Blut der Götter die starben um ihren tausenden Werken einen Sinn zu geben. Die Götter oder Dämonen die ihren Platz einnehmen, lenken nur den Willen derer, die sie beerbt haben. Um am Ende ihres Zenites selbst eine Bestimmung zu Hinterlassen.

Doch jeder Gott oder Dämon legt alles zu seinen Teilen. Und manchmal unterscheiden sich Götter von Dämonen nur der Bezeichnung nach. Kriege stehen bevor, so wie sie es immer tun. Denn Krieg ist eine Konstante sowie Tod und Wiedergeburt. Krieg ist die letzte Instanz der allgegenwärtigen Kreisläufe, die von Beginn zum Ende und wieder zum Beginn führen.
So überlebt im Krieg nur das Starke und Harte. In welche Hüllen es sich kleidet, wie es zu den Waffen greift oder was ihm zur Verteidigung seiner Existenzberechtigung billig und möglich ist, wird es einsetzen oder in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Denn Krieg ist die Probe. Im Einzelnen ist es der Kampf. Alles ist ein fortwährender Kampf, eine Probe täglich aufs Neue. Am Ende steht der Sieg, um sich dem nächsten Kampf zu stellen, oder die Niederlage. Die Bedeutungslosigkeit. Das Vergessen.

Der Beginn, die Probe, der Tod. Keiner kann diesem blutigen Machwerk entrinnen. Doch man kann sein Dasein so gestallten, das ein würdiges Zeugnis seiner eigenen Existenz die Zeit solange wie Möglich überdauert. Denn nur darum geht es, den Kreislauf durch seine Zeugnisse zu überwinden.

Auch Götter und Dämonen stehen unter jener Probe. Sie ziehen gehen alles und jeden in den Krieg, nur um ihre Zeugnisse zu setzen und das Unvermeidliche ein kleines Stück in der Unendlichkeit heraus zu zögern.
Und ihre stärksten Waffen sind die Jünger. Die sterblichen, die ihnen Huldigen. Sie wirken und bewegen den Kreislauf ständig fort. Selbst in ihrer Verleumdung des Allmächtigen, können sie unbewusst selbigen in die Hände spielen. Am Ende dienen sie doch den Göttern oder Dämonen, die wiederum dem Kreislauf als Indikator und Generator dienen.
Als letztes steht der Titan. Der Vieläugige. Der alles Vernichtende. Der Tod. Zusammen mit seiner Schwester, der Zeit. Der Kalten. Der Blinden. Der Gleichgültigen. Und sie gebaren ein Kind. Jenes Kind, das wirkt im Kleinsten, aber auch größten Ding. Der Wiedergeburt.

Ein Gott auf einem Planeten hat einen kühnen Plan gefasst. Dazu wirkt er etwas, was bei Göttern als Trumpfwaffe schlechthin gilt. Einen Knotenpunkt seines Willens. Viele dieser Knotenpunkte unterstehen den Göttern und Dämonen. So wird auch dieser Punkt wandern, wie die anderen und wirken, was noch keiner sah.
Beliar, Gott des Todes und der Dunkelheit, kehrte nach Myrthana zurück. Dort senkte er seine Augen auf den Teil der Welt, die man Gorthar nennt. Er greift ins Nichts hinaus und wirkt.

Sein Wille durchstößt unsichtbar die Wolken, jagt über das tiefblaue Meer, über Berge und Wälder. Es durchpflügt den Himmel, unter sich eine dichten Dschungelsumpf hinter sich lassend. Am Horizont ist ein gigantischer Friedhof in den Formen und Zwängen einer leblosen Stadt gefangen. Ohne jenes grausame Schlachtfeld zu beachten, setzt die Macht Beliars ihren Weg fort, denn dort unten ist Vergangenheit. Voraus liegt Zukunft. Mächtige Zukunft.

Ein leeres Tal wird sichtbar. Es ist leer, der Grund ist mit Knochen unzählbarer Lebewesen bedeckt. Doch das chaotische Böse wurde des Ortes verwiesen. Es hatte die Probe nicht bestanden. Andere waren als Siegreiche vom Schlachtfeld zurückgekehrt, um sich neuen Kämpfen und Proben zu stellen.
Doch das alles hatte keinen Belang für die Essenz des finsteren Totengottes. Er war hungrig auf etwas, was noch vor ihm lag. Die Schnüre seines Willens würden an etwas geknüpft, was hätte seinem Bruder ein mächtiges Werkzeug und ihm einen lästigen Dorn im Auge sein können. Tatsächlich war er nur knapp einem Feldzug der Truppen Innos gegen seine Jünger entgangen. Viel hätte er verlieren können. Jetzt würde sein Bruder eine Menge verlieren.

Eine grüngraue Hügellandschaft zeigte sich am Boden, dort sein ganzes Sterben war nur auf einen Punkt fokussiert. Es lag in den tiefen Eingeweiden, die dem Bau am Horizont innewohnten.
Die schwarze Abtei, jetzt nur noch die vergehende Abtei, liegt nun geistlos und ohne Kraft unter ihm. Wie ein Drache ohne Atem. Wehrlos dem Zahn der Zeit ausgesetzt. Und mit unnatürlichem Hunger stürzt er sich auf den nackten Fels. Hatte ihn zuvor Magie abgehalten, war nun freie Bahn für den Verfall gegeben. So brechen die Steine und Mauern im Sonnenlicht zu Staub, wie Schnee der in der Wüste schmilzt. Bald würde hier nur noch versuchter Boden von dem einstigen Übel künden.

Beliar jagte in die Tiefe, durchstieß die Dächer der Abtei mühelos. Er machte sich weder die Mühe, dem Gängen zu folgen, noch musste er lange suchen. Wände waren kein Halt für ihn und er kannte den Weg genau.

Das Schiff der Kappel liegt glanzlos im einfallenden Sonnenlicht. Löcher klafften in der Decke bis hoch zum Dachstuhl. Das schwarze Glas der Fenster ist gebrochen und im Tagesschein tanzen die Staubflocken ihren Sinnesbetörenden Tanz von Verlockung und Unerreichbarkeit.

Beliar fährt auf eine Ecke des Schiffes zu, ohne bei den mächtigen Artefakten auf dem Boden Rast zu machen. Sandartiger Staub wirbelt auf, Beliars nistete sich ein. Wirkt seine Kräfte in die leblose erdige Asche. Findet einige Tabaksammen. Dort bricht Leben auf. Erde aus den Gegenden von Khorines (wer weiß schon zu sagen, wie sie dort hingelangen können, oder besser wohl, was spielt es für eine Rolle, wenn Schicksal am Werke ist) bietet Nährboden für die Samen. Der Aschestaub wird regelrecht inhaliert und mit Erde und wachsenden Pflanzensträngen vermengt. Bald schwellen die unheiligen Keime zu einem lichtlosen Lebewesen heran, fingern suchend über den Steinboden und die Mauern der Ecke empor. Blätter sprießen in giftigvioletten Farbtönen. Smaragdgrüne Dornen hebelten sich aus den schon holzigen Stängeln. Die Wurzeln drängen spielend zwischen die Fugen der Steinfließen, bohren sich schnell und tief. Treffen auf giftiges Wasser. Saugen gierig. Bekommen Kraft. Wachsen. Erstarken.
Beliar hat den Anstoß gegeben und zieht sich langsam zurück Andere Geschicke verlangen seiner Aufmerksamkeit. Wie immer gibt es keine Pause. Pausen bedeuten Vergessen. Vergessen bedeutet Vergehen.

Die Ecke ist völlig von wabernden, bösartig schillernden Leben erfüllt. Dicke Wurzelstränge haben die Steinfließen vom Boden gepresst. Die Blätter haben an Spannweite und Stärke gewonnen.
Seit Beliars eintreffen sind etwa sieben Minuten vergangen. Und die Pflanze breitet sich immer schneller aus. Bleibt nur im lichtlosen Schatten. Meidet das Tageslicht. Greift um sich wie eine Pest auf schnellen, ledrigen Schlingarmen.
Was kann nur der Zweck sein? Was kann aus solch einem…widernatürlichen Ding nur entstehen? Eines gewiss nicht. Etwas Gutes.
02.04.2004, 16:59 #385
Estragon
Beiträge: 507
UPDATEWÜNSCHE ZUR CHAR-LIST #3 -
Als Bürger hat man nur einen Skillpoint? Nun, dann sei es so. Wenn nur Gildenmitglieder in die Charcatarliste eingetragen werden, erklärt das, warum Hilias am Ende auch nicht mehr darin verzeichnet war.
Gut, dann seht meinen oberen Post als hinfällig an.
02.04.2004, 23:24 #386
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Schatten dehnten sich mit der fortschreitenden Abenddämmerung immer weiter aus. Waren ihre Grenzen zuvor noch scharf gezogen, so wurden sie bald schwammig, das Licht wich einem diesigem Dunstschleier. Bald war auch die letzte Spur des Tages aus dem gewaltigen Mittelschiff gewichen.

Die pulsierenden Wurzeln der Pflanze hatten in wenigen Stunden das ganze Mittelschiff erobert. Überall wiegten sich breit gefächerte Blätter in tiefen Violett und scharfem Grün im Wind der lauen Nacht. Mit dem letzten Licht waren auch die letzten Barrieren für das mächtige Kraut gefallen. Nicht hielt es mehr auf.
Die dicken Stränge kletterten mit fast Krakenhaftanmutenden Griffen die letzten Wände empor. Sie durchbrachen und durchwirkten die Felsen, brachen in die oberen und unteren Stockwerke der Abtei ein. Unterhalb des Kapellenschiffes labten sie sich in giftiger Erde und ätzenden Tümpeln. Gierig schienen sie nach aller negativen Energie zu forschen, um sie auf zu saugen und sich einzuverleiben.

Die Glasrosette, wodurch früher das Licht blutrot auf die Erde gefallen war, war das erste Tor zur Außenwelt. Dort die Pflanze schien noch kein Interesse daran zu haben ihren schattigen Hort zu verlassen. Tatsächlich konzentrierte sie sich voll und ganz drauf, in die tiefen, lichtlosen Kerker der Abtei einzudringen. All wüsste sie, das die Sonne wiederkehren würde.

Aber als dann doch eine ihrer Triebe vorsichtig die Kante des Rundfensters erklommen hatte, da schien das Sternenlicht auf ihre Feuchtglänzende Lederhaut. Die Sterne, schon auf Motoren für allerlei Spuck, Fluch und Hexerei, wirkte auch hier nicht anders.
Der schon fast armdicke Strang begann unter dem sanften, toten Licht der Sterne zu zittern. Wasser pumpte sich vom Kern, der bereits tief unter der Abtei schlummerte, hinauf in den Strang.
Mehr und mehr schwoll das Ding an. Die Haut spannte sich zum zerreisen, wurde fast glasig. Das platzte der Trieb wie eine überreife Frucht. Blutrote Säuere ergoss sich aus dem Fenster in die Außenwelt, der Stein begann sich sofort unter dem ätzenden Saft der Pflanze aufzulösen.
Der geplatzte Trieb blutete noch ein wenig aus, dann schob sie mit vorsichtig tastenden Bewegungen eine Schote ins Freie. Sie reckte ihren Kopf, wie ein kleines Tier, das aus seinem Bau schauen will, um nach Feinden zu spähen.

Das Sternenlicht sprenkelte die pergamentartige Haut der Schote. Saturn und Merkur standen sich genau in ihrer Laufbahn gegenüber, die Erde dazwischen. Der Saturn war der letzte Anstoß. Weder Beliar noch das Schicksal jener Welt hatte dies geplant. Alle Götter wirbelten einen kurzen Augenblick nach Gorthar um und die Kräfte des Chaos erbeten für Bruchteile eines Herzschlages. Das war es geschehen. Unter dem harten, kalten Glanz eines Planeten, der nicht mal einen nadelspitzen Punkt auf dem gewaltigen Himmel einnahm, begann sich die grünweißliche Schotenhaut in dunkles Blauviolett zu wandeln. Die Knospe bildete feste Kanten aus. Sie wurde größer, begann in einem wilden Rückmuss zu pulsieren. Das Beben setzte sich bis in das Zentrum des Kapellenschiffes fort.

Dann, begleitet von einem reisenden Geräusch, sprengte die Knospe ihre schützende Hülle, entfaltete die seidigen Blütenblätter. Außen fast schwarz, nach innen in Scharlach übergehend, reckte sie sich dem Saturn förmlich entgegen.
Saturn Energie hämmerte ungebremste auf die Blüte ein, die wie ein Trichter seine Kräfte auffing und über die fleischigen Arme ins Zentrum leitete.

Dort begannen sich neue Sprösslinge zu bilden. Viele Stängel und harte, dolchartige Dornen erhoben, wickelten sie um einander, wie die viele Fäden um die Narbe einer Spindel.
So schraubte sich ein mächtiger, kokonartiger Stamm in die Höhe. In fast vier Metern Höhe stoppte er sein Wachstum. Eine Krone aus rasiermesserscharfen Stacheln, lang wie Degenklingen, wuchs unter den wispernden Geräuschen der restlichen, wachsenden Stränge, Wurzeln und Blätter.

In der Mitte schwoll dieser Kokon an, dehnte sich rasch und härtete nach etwa drei Metern eine Rinde aus. Neue, winzige Dornen und Stacheln bedeckten diese hölzerne Rinde. Wie eine überdimensionale Diestel stand das Gebilde schlussendlich auf einem geschraubten Stamm.
Die Blüte am Fenster hatte sich schon wieder geschlossen und der Trieb war zurück in die raschelenden Schatten der Kapelle gewuchert. In der Mitte erhob sich nun diese Knolle wie ein bösartiges Geschwür in der Realität.
02.04.2004, 23:34 #387
Estragon
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Tor ins alte Kastell - Eintritt in den ZuX -
Wertes Gremium, weil ich es schon zulange hinausgeschobene habe, setzte ich mir nun eine Frist. Ich will am Mittwochabend gerne die Prüfung ablegen.
04.04.2004, 16:35 #388
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Das Sonnenlicht war in die Abtei zurückgekehrt. Die feinen Strahlen durchfluteten die schwarzen Hallen, in der sich die Pflanzenstränge zu einem komplizierten Netz ausgebreitete hatten. Im Zentrum die große Diestelknolle, die wie ein grünledernes Drachenei dalag. Die Haut des Pflanzenkokons dehnte sich gleichmäßig aus, als ob die üble Frucht atmete.
Seit das Tageslicht in die Hallen fiel, hatten sich viele der Pflanzenteile in den Schatten zurückgezogen oder waren im Sonneschein zu trockenen, toten Zweigen verdörrt.

Als auch der Kokon von den ersten Strahlen erfasst wurde, begann sich dessen Haut sofort in ein zorniges Scharlachviolett zu färben. Bald erfüllte sich der Kappelensaal mit einem beißenden Geruch von Schwefel und fauligem Zimt.
Die Wurzeln der Knolle waren stark, doch auch sie begann unter den erbarmungslos würgenden Fingern der Sonne, auszutrocknen. Der Kokon war dem Absterben ausgeliefert. So beschleunigte sich die innere Entwicklung des Gewächses um ein Vielfaches. Eine Notgeburt stand bevor, doch das Kind musste noch so viel Zeit wie möglich haben, um voll auszureifen.

So begann das Innere der kugelförmigen Pflanzenfrucht zu pulsieren. Ein schwaches Glimmen schwoll in schnellen Taktschlägen zu einer Serie von Blitzlichtern an. Für Bruchteile von Sekunden hätte man durch die glasige Haut erahnen können, was in dem Kokon heran wuchs. Es hatte Arme und Füße. Einen Kopf. Es sah fast aus wie ein menschliches Wesen. Doch das konnte nicht sein. Das war völlig ausgeschlossen…oder etwa doch ni…

Ein Knall jagte durch die wispernde Stille der Abtei. Die Haut des Kokons war an der Rückseite gerissen. Heiße Flüssigkeit schoss unter hohen Druck dampfend aus der Wunde. Die Sonne brannte weiter. Versuchte verzweifelt der Geburt des Scheusales zuvorzukommen. Innos letzter Versuch, doch noch einen Keil zwischen seinen Bruder Beliar und dem Schicksal zu treiben.
Aber es war vergebens. Die Hülle war geplatzt, doch die Geburt konnte nicht mehr verhindert werden. Das Wesen würde überlebensfähig sein.
Ein zweiter Riss jagte durch den Kokonmantel, der langsam unförmig wurde und in sich zusammen sackte.
Dann durchstieß plötzlich eine menschliche Hand den Riss, griff panisch in die dampfende Luft, schloss sich, öffnete sich. Eine schleimige Schicht bedeckte die blasse Haut des Armes, der jetzt zum Vorschein kam. Der Arm war angespannt, starke Muskeln hoben sich unter der ungesundblassen Haut. Ein zweiter Arm kam zum Vorschein. Dann ging alles sehr schnell. Ein letzter Riss trennte die Kugel förmlich entzwei. Ein Schwall grüngelben Schleims erbrach sich dickflüssig auf die Erde. Darin war eine menschliche Gestalt auszumachen.
Mit einem fleischigen Klang schlug der Körper auf.

Einen Augenblick lag das Wesen wie tot auf der Erde. Dann riss es den Körper hoch, hechtete auf die Knie und schrie erstickt auf. Sein Gesicht war eine Mischung aus Überraschung, Verwirrung und blankem Entsetzen.
Es war ein Mann. Ein männlicher Mensch vom Körperbau her. Der Mann hatte breite Schultern, die mit genug Training, einmal mächtige Muskeln aufbauen würden. Seine Hüfte war schlank und seine Schenkel massiv. Doch alle das nutzte nicht viel, wenn man nicht atmen konnte.
Der Mann schrie immer noch erstickt, gurgelte wie ein Ertrinkender. Der Kokon, die ehemalige Gebärmutter, aus der er entstammte, war bereits unter der hellen Sonne in sich versunken und dem Austrocknungstod anheim geliefert.

Der Mann ließ beugte sich vor, seine Knie rutschten vor. Er würgte schwer und übergab sich endlich. Der letzte Schleim wurde aus den Lungenflügeln und der Luftröhre gerissen. Luft strömte ungehindert in seinen Körper.
Seine Augen öffneten sich langsam und vorsichtig.
Alles schwamm mit wabernder Unwirklichkeit vor ihm. Er wollte aufstehen, fiel sogleich wieder hin.
Es half nichts. Er musste kriechen. Der Geburtsschleim machte das einfach. Der Frischgeborene robbte sich langsam vorwärts. Instinktiv steuerte er eine dunkle Ecke an. Dort, wo die Pflanze ursprünglich ihren Ausgangspunkt gehabt hatte. In der Ecke angekommen, kauerte er sich nackt und frierend zusammen. Sein Kopf lehnte an den Felsen der Mauer. Seine Augen, noch in ein tiefgrünes Smaragd gehüllt, verloren langsam die frische Farbe. Wurde zu einem blass grünem Grau. Hart wie Stein. Kalt wie ein Gletscher. Ein Geltscher, den dieser Mann erst kürzlich überquert hatte.
Erinnerungen fluteten durch den neuen, fast unbeschrieben Verstand. Erinnerungen eines Toten. Der Mann schloss gequält die Augen, doch es half nichts. Die Erinnerungen kamen unaufhaltsam.
So saß der Mann drei volle Stunden in der dunklen Ecke, wartete darauf, dass seine Muskeln bald voll zur Arbeit fähig sein würden und ertrug die fremden Bilder, die sich in seinem Kopf ausbreiteten. Doch nisteten wie üble Geister, um zu spucken und zu peinigen.
04.04.2004, 18:04 #389
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Der Mann hatte sich endlich aus der Ecke gewagt. Die aufkommende Dunkelheit gab ihm etwas mehr Selbstvertrauen, obwohl die Kälte der Nacht mit ihr kam. Die Pflanzen, unter den vielen Stunden des Martyriums aus Sonnenlicht leidend, waren nun völlig aus dem Kirchenschiff zurückgewichen.

Der Mann hatte seinen Körper genug Zeit gegeben, sein Herz schlug kraftvoll und gleichmäßig. Seine Muskeln waren geschmierte Stahlbänder auf harten Knochen. Seine Augen, nun völlig grau, mit einem leichten Stich von Grün an den Rändern der Iris, blickten wachsam und furchtlos.
Doch sein Verstand war noch völlig verstrickt in der Ordnung seiner eigenen und der fremden Erfahrungen, die ihm, durch welche Kräfte auch immer, -Beliar- verliehen worden waren.
Hilias…der war ich früher. Doch Hilias ist tot. Ist gestorben…ich lebe…weil irgendeine Kraft mich wiedererweckt hat …
Aber welche Kraft? Und warum? Der Mann schob diese Fragen einstweilen beiseite. Sie würden sicher später Beantwortung finden. Jetzt musste er sich erst einmal orientieren.
Er suchte einen Augenblick in dem diesigen Halbdunkel des toten Kappelenschiffes nach Auffälligkeiten oder Anhaltspunkten, welcher Natur sie auch sein mochten.

Dabei bemerkte der Mann eine Unregelmässigkeit in seinem Denkprozess. Sie drängte sich förmlich auf. Wie ein kalter Schauer.
Ich sehe den Ort des Todes meines früheren Ichs… dachte der Mann unbestimmt. Und empfinde nichts…keine Trauer, keine Furcht, keine Wut…
Und als er diese Tatsache erkannte, nahm er sie einfach als gegeben hin. Er wunderte sich nicht einmal lange darüber. Er hatte es schon fast vergessen, als er einige interessante Entdeckungen machte.
Als Erstes fand er den Rucksack des Hilias. Ohne auch nur eine Spur von Melancholie oder Sehnsucht zu verspüren, kippte er den Rucksack auf der Erde aus und beäugte den sich ergießenden Inhalt mit kaltem Interesse eines Insektensammlers, der ein paar schöne, aber gewöhnliche Käfer unter dem Vergrößerungsglas hat.
Da war der Funkenzünder…das seltsame Werkzeug, das einem das Feuer machen erleichterte.

Dort das Schwefelblech, das aus Hochpoliertem Feinstahl gefertigt, beim Aromatieren von Rauchkraut helfen sollte. Als der Mann es zwischen den Fingern drehte, überkam ihn ein primitives Verlangen, eine Pfeife zu rauchen. Doch diese war nirgends zu sehen. Der Mann suchte in dem toten Erinnerung des Hilias nach einem Anhaltspunkt dafür, wo die Pfeife hätte sein können. Doch Fehlanzeige. Hilias Erinnerungen wussten es nicht zu sagen. Für den Mann es, als blätterte er in einem Lexikon, das über das Leben eines Fremden geschrieben worden war. Sein scharfer Verstand war schon dabei, das durcheinander nach Kategorien wie Nützlich, Wichtig, Interessant oder Belanglos einzustufen. Was Hilias gerne gegessen hatte oder was seine Lieblingsfarbe war, das er einmal mit vier sich den Ellenbogen beim Spielen gebrochen hatte oder er Wiesen im Morgentau, für das schönste der Welt hielt, das waren Dinge, die der Mann sofort als Unwichtig abstempelte und tief in den Mülleimer seines Gedächtnis verfrachtete. Dort wurde es bleiben und doch keine Platz verschwenden.

Er fand noch einige andere Sachen. Zum Beispiel das alte Rasiermesser, von Hilias oftmals ehr als Waffe, den als Werkzeug verwandt. Es hatte einige Rostblüten angesetzt, war aber immer noch scharf und zu verwenden.
Dann fand er noch ein Seil von etwa 20 Fuß. Eine Fackel, und vier Lederbeutel. Einer war sogar noch mit Tabakkraut gefüllt.

Der Mann sortierte alles, was er noch brauchen konnte, wieder in den Rucksack ein, verschnürte ihn sorgfältig und nickte knapp. Er hatte gemerkt, dass er doch etwas empfand. Eine Art Grundstimmung, fast schon nicht mehr als Emotion zu bezeichnen, von rationaler Zufriedenheit und Harmonie. Er war ruhig und ausgeglichen, entspannt, aber dennoch wachsam und mit dem Verstand ohne Pause denkend, planend, analysierend.

Die Luft wurde immer kälter. Das Mauerwerk selbst schien den Frost anzuziehen. Der Mann fand einen, der zwei Mäntel, die in Hilias besitz gewesen waren. Es war der aus rotem Leder. Hilias Erinnerungslexikon sagte ihm, das er Filzmantel wohl nicht mehr zu gebrauchen sei, weil er im Sumpf von einer der Stahlkugeln völlig zerrissen worden war.
So schlüpfte der Mann in den Mantel –er ging ihm knapp bis zu den Knien, war in den Schultern aber genau passend. Nur die Ärmel waren zu kurz. Er würde sie später abtrennen. Dann würde dieser Mantel ganz passabel ausschauen.
Der Mann hievte den Rucksack auf seine Schulter, überlegte kurz und schritt dann auf den Ausgang zu.

Er stieß auf Höhe des Lichtkreises, in dem die verdorrten Reste des Kokons, gegen einen festen Gegenstand. Mit hochgezogen Augenbrauen kniete er sich nieder. Als er erkannte, was dort lag, lächelte er. Doch es war eine mechanische Geste, ohne Humor oder Wärme. Es erreichte einfach nicht die Augen.
Es war der Schaft vom Speer des Veltrin. Die Klingen waren sicher in den Sumpfen verloren gegangen, obwohl die Hilias-Erinnerungsenzyklopädie diesen Gedanken weder bestätigte noch widerlegte.
Aber der Schaft war hier. Ein etwa 1, 90 Meter hoher Stab aus gehärtetem Eisenholz. Die Enden waren mit Metall ummantelt, wahrscheinlich die Klingenhalterung. Im Augenblick war der Speer als ein nützlicher Kampfstab zu gebrauchen, ob der Mann wusste, dass es ihm an der nötigen Übung fehlte, dieses Ding effektiv zu führen.
Er wollte sich schon mit dem Stab in der Hand erheben, als eine schwache Lichtreflektion im Staub seine Augen kurz blendete. Er fühlte einen Stich aus Kopfschmerzen, die aber schnell wieder verschwanden.
Er griff ohne Zögern in den Staub und fischte nach kurzem tasten, eine feine Kette von der Erde. Daran hing ein Kristall. Klar und rein.
Das magische Auge der Meditate. Sofort schloss der Mann seine Faust um den Stein. Er wollte nicht, dass die Hüterin ihn durch den Stein sehen konnte. Das wäre zu führ gewesen, sagte ihm sein Verstand.
Er erhob sich und ließ den Stein in der Manteltasche verschwinden. In der lichtlosen Verhüllung des Leders war er von neugierigen Blicken aus dem Kastell gefeit.

Er sah sich ein letztes Mal um. Vielleicht waren ja noch mehr Schätze zu finden. Doch der Boden hütete lediglich Staub und trockene Pflanzenreste.
Der Mann verließ die Kapelle mit schnellen Schritten.
04.04.2004, 19:13 #390
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Gänge waren finster und der Boden voller tückischer Bruchstücke vom Mauerwerk der Decke und Wände gespickt. Der Mann hatte eine Fackel entzündet und suchte sich ohne Zögern, aber auch ohne Hast einen Weg durch das Labyrinth aus Gängen. Er spähte in einige Räume, fand allerlei Plunder, der verdächtig nach Folterung aussah, ließ das meiste aber als Belanglos zurück. Einzig Bücher und Schriftstücke erweckten seine Neugier. Er schaute sich viel an, ohne auf die Zeit zu achten. Warum auch darauf achten. Keiner vermisste ihn. Und Hilias, den manche gekannt hatten, war tot und blieb es auch. Selbst wenn der Mann dessen Erinnerungen in sich trug.

Er selbst empfand nur wenig für Hilias. Nicht mehr als eine wegwerfende Geringschätzung seiner Taten und seiner vergangenen Existenz. Lediglich überraschte ihn die Tatsache, dass dieser kleine Sterbliche es bis hier hin geschafft und getan hatte, was tat.

Der Mann durchstreifte noch einige weitere Räume, hielt sich aber von den unteren Stockwerken der Abtei fern. Dort war es sicher immer noch gefährlich, selbst wenn alle Untoten vernichtet worden waren. Ungeziefer muss nicht immer Untot sein, kann aber genauso gefährlich werden.

Nach einigen Biegungen entdeckte er ein Treppenhaus, das in die oberen Bereiche zu führen schien.
Der obere Flügel der Abtei war früher wohl das Schlaf und Lebenszentrum der Mönche gewesen, denn hier entdeckte der Mann mehre große Schlafräume und einige kleinere, die dafür etwas luxuriöser ausgestattet waren.
Hier räuberte der Mann hemmungslos die Bücherregale. Einiges war in unverständlichen Runen verfasst. anderes nur teilweise zu lesen.
Aber es gab auch Bücher, die der Mann imstande war, zu entziffern. In einer Kammer entdeckte er einen Schreibtisch mit vielen Briefen, die er gleich an Ort und Stelle öffnete. Ein Dolch lag praktischerweise auf dem Schreibtisch. Ohne es wirklich wahr zunehme, steckte er ihn in die Manteltasche, nach dem er einige Briefe geöffnet hatte. Dass diesem Gegenstand etwas Magisches anhaften könnte, daran dachte er nicht.

Die Briefe waren in der Gemeinsprache verfasst und beschrieben einige höchstbemerkenswerte Sachen. Da war von einem großen Handel die Rede, mit einigen Waffenhändlern aus dem Süden. Die Augen dass Mannes weiteten sich verblüfft, als er die Skizzen der Waffen entdeckte, um die sich der Handel zu drehen schien.
Die Kugeln. Die fliegenden Todeskugeln aus dem Sumpf. Sie waren also keine Hauseigene Erfindung der Abtei gewesen, sondern kamen aus dem Süden? Sehr interessant.
Der Mann steckte die Briefe ein, die er für am wichtigsten und aufschlussreichsten erachtete und machte sich in den zweiten Stock auf. Denn dort sollte, laut der Korrespondenz ein Lager mit ersten Waffenproben und der Vergütung für die Händler liegen.

Der Mann fand das Lager nach kurzem Suchen. Es war ein hoher Raum, voll gestopft mit Regalen, Kisten, Behältern, Gläsern, Schaukästen, Beuteln die an der Decke festgemacht waren, Truhen und Amphoren. Der Mann entdeckte gleich beim eintreten den großen Kleiderschrank. Es roch nach Mottengift. Er ging erleichtert auf den Schrank zu, von dem man die Fronttüren abgenommen hatte. Womöglich wurden die Sachen früher oft gewechselt und Türen hätten nur Zeit und Bewegungsspielraum des Raumes verbraucht.
Der Mann wählte mit Bedacht aus. Er entschied sich für eine lange, weiche Robe, die sich hauteng an seinen Körper schmiegte. Darüber zog er ein schlichtes blaugraues Hemd an. Einen Gehrock in der Farbe Dunkelgrün hielt er für angemessen. Am Ende zog er einen schweren Mantel aus dem Schrank. Er war aus dichten Maschen gewebt, doch der Stoff war dem Mann unbekannt. Das Schwarz strahlte allerdings eine starke Faszination auf ihn aus. Desweiteren nahm er noch einge Ballen Stoff mit, die im unteren Teil des Schrankes rumlagen. Vielleicht waren sie nochmal nützlich. Neu eingekleidet, sah er sich nun in den restlichen Regalgängen um.
Der Reichtum ihm förmlich entgegen sprang war unglaublich. Gold in prallen Säcken, Silber in schweren Kisten. Juwelen und kostbare Geschmeide funkelten im Fackelschein. Der Mann sah alles mit unbeeindruckten Augen. Er sammelte sich wahllos einige Edelsteine aus den Schalen und Krügen und füllte seine Lederbeutel mit ihnen. Noch ein wenig Gold wanderte in seine Taschen, dann war sein Raubzug am Materiellen schon beendet.
Er glaubte einfach nicht, das Reichtum seine weiteren Wege schwer beeinflussen würde.

Was ihm allerdings ungleich mehr beeindruckte, das war die vielen Schriftrollen und Zaubersprüche die er hier fand.
Skelettarme, Feuergolem, Drachengas und vieles mehr. Er wählte nur jene Sprüche, die er auch zu beherrschen glaubte. Doch er hielt sich zurück. Magie war eine gefährliche Sache, wenn man sie nicht vollends beherrschte. So beäugte er einige der Rollen, nahme aber keine an sich. So würde er erst gar nicht in die Versuchung geraten, irgendwo eine kleine untote Arme zu entfesseln, damit man ihn später als Hexer und Ketzer verbrennen konnte.

Außerdem entdeckte er noch einen Silberteller, auf dem, in Seide gehüllt, sich einige stahlfarbene Kugeln verbargen. Er erkannte sie sofort. Die fliegenden Todeskugeln vom Sumpf. Im Augenblick waren sie inaktiv. Er steckte vier Stück davon ein. Den Rest ließ er lieber liegen. Daneben lag ein weiter riechverzirrter Dolch. Er steckte ihn ebenfalls ein. Tauschwaren konnte man nie genug haben.

Aber an einer Kostbarkeit kam er einfach nicht vorbei. Auf einem blauen Samtkissen, unter einer gläsernen Glocke geschützt, lag ein Paar Augengläser, die durch einen feinen, silberfarbenem Bügel mit einander verbunden waren. Das Glas war farbig. Es schimmerte leicht grüngrau. Er hob die Glocke an und berührte das schlanke Metall der Bügel. Die Gläser verfärbten sich sofort in ein kräftiges Blau.
Stimmungsglas…es nimmt meine Stimmungen auf und reagiert entsprechend…
Der Mann fand das auf höchstem Masse anregend. Er griff die Augengläser unter der Glocke hervor und setzte sie auf. Ein angenehm matter Farbton senkte sich über seine Sicht. Die Farbe von Perlmut, wie er glaubte. So müssen Muscheln ihre Welt sehen… dachte er völlig ernsthaft.
04.04.2004, 19:48 #391
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Der Mann stand vor den Toren der Abtei. Die umliegende Hügellandschaft war in ein sanftes Abendrot gehaucht, obwohl es schon sehr spät sein musste.
Das muss von den Augengläsern kommen… dachte Estragon und kaute auf einem Stängel des selbigem Gewürzes.
Es wuchs wild, hier gleich am Rand der Abtei mauer und verströmte einen kühlen, süßherben Duft. Der Mann hatte mehr aus einer Laune heraus, als aus einem festen Plan geboren, sich diesen Namen gegeben.
Namen waren im Grunde bedeutungslos. Die Taten sprachen für einen. Aber in der Welt der Sterblichen waren Namen wichtig. Erst Namen schienen den Dingen Formen und Farben zu gegen. Es wenn etwas betitelt wurde, wurde es Realität in den Köpfen der Menschen. Das fand Estragon sowohl belustigend, als auch irrationell.
Denn er hatte festgestellt, dass er neben den wenigen Grundstimmungen auch noch eine harte, sehr bittere Form der Belustigung empfinden konnte.

Estragon kaute weiter auf dem saftigen Stängel, schmeckte das Kraut im Mund. Wie süßes Metall. Dann sah er auf sein Schwert runter, das zwischen den Händen hielt.
Er hatte es im Innenhof gefunden. Diese magische Klinge, die Hilias einst mit Freunden in einem versteckten Tal gefunden hatte. Auch sie konnte Stimmungen empfangen und anzeigen. Doch waren diese ehr negativer Natur. Schmerz und Leid waren die Motoren für die Klinge.
Estragon sah zum Himmel empor.
Saturn…er müsste im Zenit stehen… dachte er und wusste gleich, das diese Eingebung nicht von ungefähr stammen konnte. Das ging tiefer…sehr viel tiefer. Estragon beschloss, sich mit dieser Sache genauer zu befassen, wenn er erst die Zeit dafür hatte.

Erst einmal ging es darum, nach Khorines zurück zukehren und dort ein paar Antworten einzuholen. Soviel er wusste –oder besser gesagt, sich zusammen reinem konnte- hatte nur Beliar die Macht, einen Toten neues Leben zu schenken. Auch, so vermutete Estragon, bei dieser Sache nicht nur die Kräfte Beliars am Werke sein konnten. Er sah wieder zum Himmel, wo er den Saturn zu sehen glaubte. Nein, wahrlich, hier sind noch andere Kräfte am Werk…nur welche fragte sich der Gewürzkauer.


Die Abtei lag schon verrottend hinter ihm, als Estragon nach Norden ziehend, die ersten Hügelkuppen überquerte. Das Meer lag in weiter Ferne. Der Horizont war erfüllt davon. Der Neugeborenen ging sicher, ohne zaudern, seinen Weg. Er hatte noch zwei weitere Beutel aus der Abtei mitgenommen, um darin Reichtümer und jede Menge Bücher verstauen zu können. Ein dicker Wurzelballen schaute aus einem der Rucksäcke hervor. Estragon.
Der, der bald als Kräuterkauer in Khorines bekannt sein würde, hatte nicht widerstehen können und eine Staude von dem Gewürz mitgenommen. Es würde das Rauchen ersetzen…eine Weile jedenfalls.
04.04.2004, 23:37 #392
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Estragon folgte dem blassen Mondschein durch eine lebende, atmende Graslandschaft. Ein lauer Südwest strich mit flüsternder Stimme durch die Hügel. Glitt über sie, wie eine zarte Stimme über die haarigen Häupter schlafender Kinder.
Glühwürmer tanzten in ihren müden Drehungen. Zwei Kaninchen nutzten die dunkle Nacht, um im Unterholz ein kleines Mahl einzunehmen.
Und obwohl diese Tiere zum scheuesten Wild überhaupt zählt, zuckten sie nicht einmal zusammen, als Estragon den Fuß direkt neben ihnen im Gras aufsetzte.
Der Krautkauer lief mit leisen, fast schlendernden Bewegungen durch die Nacht. Hier und dann streckte er die Hände aus, ließ die Grashalme durch seine Finger spielen und schloss die Augen.
Er genoss den Frieden der Nacht. Die Ruhe. Die Harmonie. Hier draus, in der freien Natur. Dort, wo die einzigen Gesetze, die des Überlebens und Koexistenz bestehen. Nicht die durch Moral und Ethik aufgeschwemmte Kodexen, die in ihrer bigotten Selbstherrlichkeit, doch den eigentlichen Sinn der Gerechtigkeit weder schützen noch waren, sonder lediglich über eines hinweg täuschen. Dass die Vernichtung der selbigen Freiheit des Geistes nur durch die Zwänge und zweidimensionalen Vorstellung von Recht und Wahrhaftigkeit unterminiert werden.

Doch hier war alles noch im Gleichgewicht. Jeder kannte das harte Gesetz der Natur hier draus. Jeder lebte damit. Niemand entzog sich durch Verrat oder Arglist. Keiner versuchte den anderen zu unterjochen, um seine Chancen fürs Überleben zu steigern.
Die Pflanzen…sie waren die Krone der Harmonie. Sie lebten und starben ohne Wehklagen oder Lamentieren. Vom ersten Keimen bis zum letzten Polenflug. Jeder Halm war über den Zeitraum seines vollen Daseins nur auf eines bedacht. Die Nachkommenschaft zu sichern und ihm den Weg zu bereiten. Keine Lebensformen widmeten sich dieser Aufgabe so zielstrebig und diszipliniert wie die Pflanzen.

Estragon fand ihre Nähe als äußerst angenehm und befriedigend. Doch mehr als eine ausgeglichene Ruhe kam in ihm nicht auf. Wirkliches Glück oder Freude, das empfand Estragon nicht. Nicht im eigentlichem Sinne.
Der einsame Wanderer stieg einen weiteren Hügelrücken empor. Seine Brille war auf die Nase gerutscht, was ihm nichts ausmachte. Die Nacht war angenehm mit ihrer samtigen Dunkelheit. Er langte auf der Hügelspitze an und hörte endlich die Brandung des Meeres. Der Horizont war vom Glanz des Mondscheines erfüllt, der sich auf den Wellen des Ozeans brach.
Das Meer. Salzige, kalte Geliebte so vieler Männer. Sie mochte fesseln wie keine Zweite, aber auch töten wie kein Dämon grausiger es hätte vollbringen mögen.
Bezirzende Schönheit und Anmut schlief oft in einem Bett mit Tod und Verderben.
Estragon konnte dem Meer nur Neugier entgegen bringen. Ein Leben auf den nasskalten Fluten zu verbringen, angekettet auf eine hölzerne Nussschale, völlig den Willen der Winde ausgeliefert…das war nichts für ihn. Nicht auf Dauer.

Er erreichte den Strand, als der Mond schon fast hinter dem Horizont gesunken war. Das Meer schabte mit wispernden Seufzern aufs Land, die Wellen kämpften sich vorwärts, brachen in weißschaumigen Strudeln, versickerten oder liefen zurück.
Der Kräuterkauer sah einen Moment versunken in das Wellenspiel, dann raffte er sich auf und lief den Strand in östlicher Richtung entlang.

Die Sonne kündete gerade mit ihren ersten, blassvioletten Farbfächern am Himmel vom beginnenden Tag, da machte Estragon zum Schlafen halt. Er breitete sich in dem weichen Gras der Dünnen aus, nutzte eine der Rucksäcke als Kopfkissen, legte das Schwert zum Schlag bereit, neben sich. Nicht gegen Tiere. Die würden ihn in Frieden lassen, dessen war er sich gewiss.
Menschen allerdings…Er würde einfach bereit sein. Vorsicht war der Vater des Glasbläsers.
Keine fünf Minuten später schlief der seltsame Mann, dessen Herkunft so eigenartig wie seine Ziel war, einen traumlosen, leichten Schlaf.
05.04.2004, 00:02 #393
Estragon
Beiträge: 507
OT zur Quest Licht und Schatten (Hilias) -
So, meiner Meinung nach ist dieser Therad lange genug offen geblieben. Ich bitte daher einen der Mods, ihn zu schließen.

Wer noch etwas zu sagen hat, kann mir eine PM senden oder mich relativ regelmässig über ICQ erreichen.
05.04.2004, 09:54 #394
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Sonne stand schon hoch, das Meer rauschte, Möwen kreischten in der Brandung. Estragon schlief noch immer. Sein langes schwarzes Haar umspielte seine Schultern, einige Strähnen hingen in der frischen Brise wie die Bänder von Papierdrachen, die von Kindern und Seefahrern gleichermaßen genutzt wurden.

Eine Möwe kam auf den Strand geflattert, nicht weit von Estragons Schlafplatz entfernt. Ihr scharfer Schnabel leuchtete gelb, ihre dummen Glotzaugen blickten mit gieriger Neugier auf den Berg Fleisch. Ob es tot war? Und wenn, war es dann essbar?
Möwen sind nichts als die angemalten Geiger der See. Sie picken nach allem, was da kreucht und fleucht. Was sie nicht kennen, wird erst einmal als potenzielles Futter eingestuft.

Die Möwe watschelte heran, flog ein paar Schritte und landete direkt hinter Estragon. Der schlief immer noch. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Seine Augenlider waren fest verschlossen.
Möwen mögen nicht mehr Verstand als ein Sack Türklingen besitzen, aber sie sind vorsichtig und oft auf erstaunliche dreiste Weise, furchtlos.
Der Vogel kam noch ein paar seiner kleinen Watschelschritte an den Fleischberg heran. Okay, er lebte noch, doch schien wehrlos zu sein. Sonst hätte er sich sicher schon erhoben. Der scharfe Schnabel klappte leicht auf und zu. Die schwarzen Knopfaugen blickten voller, erbarmungsloser Gier.
Der Schnabel visierte das rechte Auge des Fleischberges an. Die Möwe stieß zu.

ZZFFINNN…

Der Kopf des Vogels landete im hohen Gras der Dünen. Einige Tropen Blut klebten am weichen Gefieder. Estragon steckte das Schwert wieder ganz in die Scheide. Er hatte es nicht einmal zur Hälfte ziehen müssen, so nahe war ihm die Nervensäge von Vogel gekommen. Er legte die Waffe wieder neben sich und erhob sich. Öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder.
Das Tageslicht trieb einen glühenden Bolzen aus Kopfschmerzen in seinen Schädel. Die Augen begannen zu tränen.
Estragon schob die Augengläser –sie war jetzt silberbläuliche gefärbt-dicht aufs Gesicht, strich sich über das lange, wild fallende Haar und sah zu dem toten Vogel hinüber.
Er bekam Hunger.


Ein kleines Feuer war schnell entfacht. Die Vogel in wenigen Minuten gerupft und schon bald verströmte das bratende Fleische eine saueren, tranigen Geruch. Das Fleisch würde zäh sein und nicht gerade ein Gaumenschmaus. Doch das war Estragon egal. Er musste Nahrung zu sich nehmen. Egal ob sie schmeckte oder nicht.
Nicht mehr dran als an einem Täubchen… dachte er und stellte ohne viel Überraschung fest, das seine Welt der Gefühle und Empfindungen sich um eine neue Fassette erweitert hatte. Eine Art verärgerte Missmut. Noch ein ganzes Stück von den kräftigen Emotionen wie Wut oder Zorn entfernt. Sicher eine halbe Galaxie von Hass weg. Aber immerhin eine Regung.

Er verspeiste das halb rohe Fleisch in wenigen Biss. Die Reste ließ er für die Krabben zurück, die in der Nacht mit der Flut kommen würden. Am Tag die Möwen, in der Nacht die Krabben.
So ging er weiter nach Osten.
05.04.2004, 15:53 #395
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Estragon wanderte an der Nordküste Gorthars nach Osten. Seine Füße treiben sich in den lockeren Sand. Möwen brüllten in der Luft. Er kaute auf einem Stängel des wilden Gewürzes, das er von der Abtei mitgenommen hatte.
Seine Gedanken waren klar und gradlinig. Er konnte nicht durch den Sumpf wandern. Das war ausgeschlossen. Nur mit Hilfe eines Freundes von Hilias, Wie hieß die Frau doch gleich? Sie war wichtig…Renata war ihr Name…, hatte man den Weg durch die Sumpfländer im Osten gefunden.
Estragon würde nicht so leicht durch das Chaos aus Brackwasser, modernen Steinpfaden und Schlingpflanzen finden. Das war ausgeschlossen.
Aber er konnte nicht ewig die Küste entlang wandern. Am Horizont zeichneten sich schon die ersten steilen Klippen ab. Der Strand würde sich vielleicht noch über ein paar Meilen erstrecken, dann gab es nur noch den Weg nach Südosten. Unweigerlich in den Sumpf.

Während er noch über seine Möglichkeiten sinnte, machten seine Augen eine überraschende Entdeckung. Er schob die Augengläser auf die Nasenspitze, worauf sich das Sonnenlicht mit heißen, blenden Strahlen bis in sein Gehirn bohrte. Kopfschmerzen flammten auf.
Doch ein kurzer Augenblick reichte aus, um Estragons Vermutung zu bestätigen. Er beschleunigte seine Schritte und setzte die Gläser wieder dicht vor die Augen. Sie waren jetzt in einen rostroten Farbton getaucht.

Ein Schiff, oder vielmehr ein kleines Boot mit Segel lag dort am Strand. Estragon nährte sich ohne Zaudern.
Der Besitzer, in einfache Arbeiterkleidung gehüllt, kniete vor einigen Netzen, den Rücken Estragon zugewandt. Leise Flüche vor sich hinbrabbelnd, bemerkte er die Ankunft des Krautkauers nicht.

Estragon räusperte sich. Der Fischer drehte sich erschrocken um und hatte in Windeseile einen Dolch aus dem Gürtel hervor gezaubert. Ein kleines, schäbiges Ding, aber immer hin ein Dolch.
Verflucht sei dein Antlitz, das es geboren wurde!!! schepperte der bärtige Mann. Seine Augen blitzten in wildem Grün. Estragon fand diesen Fluch auf erstaunliche Weise poethisch, für einen einfachen Fischer.
„Ich grüsse euch.“ sagte Estragon tonlos.
Der Mann ließ stirnrunzelnd das Messer halb sinken. „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ knasterte er misstrauisch und zog die Augen zu schmalen Schlitzen.

Estragon ignorierte die Frage vorerst und sah auf das Boot. „Ihr seid Fischer und das ist euer Boot?“ fragte er.
Der Angesprochene verzog leicht das Gesicht. „Nein, ich bin Schreiner und das ist mein Sägebock, Blindfisch. Ich arbeite nur so gerne am Wasser, weil das Klima hier so schön is.“ antwortete er säuerlich.
Estragon zog die Augenbrauen hoch. „Dann ist das nicht euer Boot?“ fragte er ernsthaft.

Der Fischer betrachte den Krautkauer mit einem entgeisterten Blick, als wolle er abwäge, ob dieser Kerl ihn mit dieser Nachfrage verarschen wollte.
„Doch, das ist mein SCHIFF.“ sagte er und betonte das Wort Schiff mit beleidigtem Nachdruck.

Estragon nickte zufrieden und war mit einem schnellen Satz ins Boot gehüpft. Der Fischer sah ihn nun gänzlich fassungslos an.
„Könntet ihr mich mal aufklären, was das werden soll?“
Estragon achtete nicht auf ihn, zog nur ein paar bunte Edelsteine aus der Manteltasche und warf sie dem Fischer zu.
„Das wird eure Kosten decken, denke ich. Ihr werdet mich fahren.“
Der Fischer fing die Steine geschickt, hielt sie misstrauisch gegen ins Licht, prüfte mit einem Biss ihre Härte. Dann hellte sich seine Mine auf. „Mann, das wird mir Zuhause keiner glauben. Ehrlich, potz Blitzt sage ich!“
„Sagte ihr das?“ fragte Estragon. Er hatte es sich bereits bequem gemacht. und die Rucksäcke ruhten zwischen seinen Füßen.
Der Fischer grinste ein löchriges Grinsen. Sein Misstrauen war wie weggeblasen. „Schlag drauf ein und trinkt aus, wohl gesagt, sage ich. Ich sag’s drei Mal, so ihr wollt.“
„Ich hab es etwas eilig, wenn wir dann bitte würden?“ drängte Estragon. Seine Augengläser hatten zu mattem Grün gewechselt.
„Natürlich, geht sofort los.“ Der Fischer sprang ins Boot, wollte sein Netz hinein hieven, dann sah er noch mal auf die fünf schlanken Edelsteine, die in seiner Hand funkelten und lachte laut auf.
„ Das vermalledeite Netz brauch ich eh nicht mehr.“ rief er freudig aus. Estragon nickte. Nicht weil er verstand, sonder um zu zeigen das er den Fischer gehört hatte. Sein Verstand war schon wieder mit ganz anderen Sachen beschäftigt. Er regelte das Geschnatter des Fischers auf belangloses Geflüster runter.

Der Fischer setzte schnell das kleine Segel und stieß das Boot mit einem langen Paddel vom Ufer ab.
„Wohin soll es eigentlich gehen?“ fragte er und spannte das Ruder ein.
„Khorines. Die Hafenstadt bitte.“ sagte Estragon beilaufig.
„Ay, Khorines die Hafensta…“ Das Lächeln des Fischer gefror in dem runden Gesicht. Der Backenbart bebte leicht.
„Khorines? Dazu noch die Hafenstadt? Habt ihr Landratte auch nur die geringste Vorstellung, wie weit das is?“ spuckte der Fischer.
Estragon antworte nicht, zog lediglich einen Lederbeutel aus der Manteltasche und schüttelte ihn in der Luft. Gold begann zu klimpern.
„Bei Ankunft gibt es noch mehr.“ sagte er.
Der Fischer starrte gierig auf den Beutel, leckte sich die rissigen Lippen und seufzte dann.
„Also Ay, von mir aus. Die Hafenstadt also.“ Er zog ein mehren kurzen Leinen, das Segel fing Wind auf, das Boot gewann an fahrt.
Estragon blieb regungslos sitzen. Die Augengläser waren zwei undurchsichtige, Orangerote Scheiben geworden.
05.04.2004, 16:39 #396
Estragon
Beiträge: 507
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Dort wo das Leben blüht, da zieht’s mich hin.

Drum lasst uns trinken und wohl lachen und fließen soll der Wein.

Wo die Fässer roll und Bier wohl läuft. Danach steht mir wohl fein der Sinn.

So will ich nie zurück zu Herd und Weib, denn nirgens kann es schöner sein!


Reim dich oder ich fress dich… dachte Estragon und rieb sich mit abgespanntem Gesicht die Schläfen.

Schon setzte der Fischer, der sich mit Namen Kobalt vorgestellt hatte, zu einer neuen, lallenden Strophe an. Das Meer war ruhig, der Himmel mit einigen Wolken bedeckt. Der Wind kam kräftig von Südosten.

Nichts soll uns lasten, nichts soll grämen uns Herz.


Hier ist Begegnung, hier Freude, nichts kann uns schrecken in so manch finster Nacht.

Ich will hören die Krüge knallen, den Prostgesang und manch derben Scherz.

Und wenn die Gardler kommen und uns nehmen wollen unsern Spaß, sag ich…


Vielleicht hätte ich schwimmen sollen…ja, das wäre sicher eine gute Idee gewesen… dachte Estragon. Hilias mochte viel Schlimmes durchgemacht haben, aber das hier…Diese Folter übersteig mit Sicherheit die gesamte versammelte Kunst der Abtei bei Weiten.
Die Stimme des Fischers brach in einem atonalen Missklang. Darüber lachte er, das die Bohlen seiner Nussschale nur zu schlackerten.
„Was wollte ihr eigentlich in Khorines?“ fragte er und riss das Segel rum. Der Wind faste neuen Halt in den Stoffen und das Boot machte einen weiten Satz nach vorne.
„Ich will dort jemanden besuchen.“ sagte Estragon knapp. Der Seegang wurde merklich rauer, aber das Boot, das musste er langsam zugeben, machte eine Teufelsfahrt.
„Wenn denn?“ bohrte Kobalt nach. Er hatte das Deck der Länge nach durchquert, um den vorderen Mast der Schallupe ebenfalls zu besegeln.
„Meine Mama.“ sagte Estragon noch knapper und deutete unmissverständlich an, das die Unterhaltung sofort einzustellen war.
Kobalt sah Estragon kurz an, dann lachte er noch schallender. „Tja, ihr habt eure Geheimnise. Das will ich euch lassen. Was ist ein Mann ohne Geheimnise? Na? NA?“
Estragon rollte die Augen hinter den blauen Augengläsern. Na schön, er tat dem Mann den Gefallen.
„Was?“ fragte er, ohne sein offenkundiges Desinteresse zu verstecken.
„EIN WEIBSBILD!!!“ donnerte Kobalt und stemmte die Hände in die breiten Hüften. Sein Lachen drang bis zum Himmel.
Der Kiel des Bootes durchschlug wie eine geölte Säge die Wellen.
Einen Augenblick stand es fast zur Gänze in der schäumenden Luft, dann schlug es auf und jagte weiter.
„JA, DAS IST EINE SEE NACH MEINEM GESCHMACK. WIE GESCHAFFEN FÜR DIE LADY!!! SIE LIEBT SOLCHE TAGE UND RENNT DANN IMMER BESONDERS SCHNELL!!!“ Die Hälfte von Kobalts Gebrüll ging in einer weiteren Welle unter. Estragon sah aufs Meer.
Die Wellen wurden höher. Der Himmel zog sich zu. Ein Sturm kam auf. Auch das noch… dachte er enttäuscht und wandte sich an Kobalt.
„Es kommt ein Sturm auf, oder? Wird uns das nicht verlangsamen?“ brüllte er gegen die tosende See.
„NUR WENN WIR ES WOLLEN! WOLLEN WIR? WIR KÖNNEN NOCH SCHNELLER!!! MEINE DICKE HAT SICH NOCH VON KEINEM WASSER BREMSEN LASSEN!!!“
Estragon schaute nachdenklich auf den Wellengang, aber die Möglichkeit, noch schneller nach Khorines zu gelangen, war einfach zu verlockend.
„Tu alles, dami…“ Ein breiter Schwall Salzwasser beendete den Satz, bevor er fertig war.
„WAS?“ brüllte Kobalt und reckte, etwas zu übertrieben theatralisch wie der Krautkauer fand, den Kopf nähr.
„Ich sagte: Tut alles damit wir Khorines so schnell wie möglich erreichen.

Das ließ sich Kobalt nicht Zweimal sagen. Er rieb sich freudig die Hände und feuerte seinen Pott immer lauter an. Estragon lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Bald ertönte auch das Säuferlied wieder. Diese Reise sollte bald ein rasches Ende nehmen, sonst hat’s bald einen Fischer weniger auf dieser Erde… dachte der Krautkauer angestrengt.
05.04.2004, 17:14 #397
Estragon
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Rund um Khorinis #17 -
„Wie kann es sein, das wir so schnell sind?“ brüllte Estragon. Das Boot machte einen gewaltigen Sprung, Wasser ergoss sich in wilden Schaumkronen auf das Deck.
„Liegt am Holz und der Bauweiße. Aber zu mehr als einem Vierzigender reichts es nie, weil es sonst zu schmal wird und das Holz nicht genug Wasser verdrängt!“ erklärte Kobalt und riss das Steuer rum. Das Boot kippte nach Steuerbord, sackte fast ganz auf die Seite und wich mit knapper Müh und Not einem riesigen Brecher aus, der das kleine Gefährt sicher zu Sägemehl verarbeitet hätte.
Dann wieder nach Backbord. Ein Spießrutenlauf auf See. Estragon hatte sich bereits erhoben und die Rucksäcke sicher am Mast festgebunden. So konnte nichts verloren gehen.
Wieder eine mächtige Welle, der sie nur grade so ausweichen konnten. Dann sah Estragon schon die Neue. Er rief warnend aus, Kobalt antwortete nicht. Sein Gesicht war hoch konzentriert, seine dicken Armmuskeln arbeiteten fieberhaft. Wieder riss er das Boot rum, diesmal touchierte es die Welle und wurde hart auf die Seite geschleudert.
Kobalt lenkte verzweifelt gegen, Estragon klammerte sich an den Mast, um nicht von Deck zu rutschen.
Und traute seinen Ohren kaum. Der Typ hinter ihm lacht. Der amüsierte sich köstlich!

Kobalt schaffte es doch noch irgendwie, den Kahn auf Kurs zu halten. Die Wellen nahmen merklich an Höhe und Kraft ab.
Der Fischer schnaufte laut. Auch Estragon war außer Atem gekommen. Das war eine wilde Fahrt ohne Zweifel. Doch viel mehr überraschte den Kräuterkauer, was er auf der Steurbordseite des Bootes zu sehen bekam.
„Kann das wirklich sein? Ist das etwa…“
“Nächster Halt, Khorines Hafenstadt.“ lachte Kobalt und zog das Ruder rum. Das Schiff schnitt durch die Wasseroberfläche. Am Horizont sah der völlig verblüffte Estragon die Küste von Khorines.


„Dort!“ rief der Fischer aus und deutete nach Norden. Estragon konnte es einfach nicht glauben. Hinter einer Felswand tauchte plötzlich, wie selbstverständlich, die Hafenstadt Khorines auf. Ihr verschlafenes Aussehen weckte in Estragon alle Geister. Pläne wurden umgeworfen wie Kartenhäuser.
Er hatte frühestens Morgen mit der Ankunft gerechnet. „Euer…Schiff ist wahrlich unglaublich, Kobalt.“
„Sagst dreimal, ich sag’s euch.“ grinste der Fischer. Estragon murmelte den Satz dreimal vor sich hin und musste immer wieder zum Horizont sehen. Er glaubte es einfach nicht. Erst heute Morgen waren sie von Gorthar aufgebrochen. Fantastisch.
05.04.2004, 17:43 #398
Estragon
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Die Stadt Khorinis #31 -
Estragon erkannte vieles wieder. Oder besser gesagt, er kannte die Erinnerungen des Hilias und glich sie nun mit dem Stadtbild ab.
Kobalt stand lässig mit einem Fuß auf der Reling und sah Estragon an. "Wie sieht’s aus? Bekomm ich meine Belohnung noch?" fragte der Fischer, aber er lächelte.
Estragon drehte sich zu ihm um und zog den Lederbeutel vor. Er sortierte noch fünf weitere Edelsteine aus, die übergab er dem Fischer.
"Eure Dienste waren sehr Hilfreich. Für wahr." Kobalt nickte, aber sein Blick haftete wie hypnotisiert an den Steinen.
Das Boot legte an. Estragon betrat den Boden der Stadt. Viele, üble Erinnerungen hatte Hilias an diesen Ort. Nur wenige waren schöner Natur.
Doch Estragon blieb offen und unvoreingenommen. Alles was er sah war für ihn so typisch Menschlich, das er schon gar keine Missbilligung mehr empfinden konnte. Einige der wenigen Empfindungen, die ihm noch geblieben waren.

Er trat vor, drehte sich noch einmal zu Kobalt um und verbeugte sich knapp. Seine Augengläser spiegelten in einem warmen Rot die Umgebung wieder. Der Fischer grinste fröhlich und stieß sein Boot sogleich von der Dockmauer ab. Er schien nicht viel Interesse an der Stadt zu haben.
Der Kräuterkauer ging vorwärts. Die Strasse empor. Langsam führten ihn seine Schritte weiter nach oben. Er passierte die Schmiede des Harads. Er kam an Konstantions Kräuterlabor vorbei. Alles war nicht neu für ihn, nur sah er es zum ersten Mal aus einem völlig neutralen Blickwinkel.
Nur beim Adanostempel blieb Estragon kurz stehen. Der Wassergott. Der schwächliche, unentschiedene Wassergott. Estragon verzog einen Moment das Gesicht, dann ging er auf den Galgenplatz zu und blickte an dem Tötungsgerät empor.
Sein Gesicht war in eine grübelnde Mine versunken. Hier bin ich zum ersten Mal gestorben…ein Teil von mir…oder jemand völlig fremdes?
Es spielte keine Rolle. Estragon wollte sich schon abwenden und die Stadt in Richtung Kastell verlassen, als er den Hauptmann der Stadt, Sir Iwein auf der Kasernentreppe stehen sah. Der Hauptmann überblickte die Stadt mit ruhigem Blick. Estragon starrte ihn unverhohlen an.
Dann trafen sich die Blicke der Beiden. Ohne das Iwein ihn erkannte, glitt der Blick des Hauptmannes zum Freibierstand und zurück.
Diesmal stockte der Blick bei Estragon. Wohl daher, das ihn der Fremde unentwegt anstarrte.

Der Kräuterkauer schob die Augengläser etwas nach unten. Der Hauptmann Sir Iwein. Er war es tatsächlich. Was hätte Hilias wohl getan, hätte er dem Kerl, der ihm an den Galgen gebracht hatte, noch einmal gegenüber gestanden? Aber war diese Frage nicht belanglos?
Estragon war neugierig, wie viel der Hauptmann noch von Hilias wusste. Wie gut er sich erinnern konnte. Eine kleine Feldstudie sozusagen.
Er winkte den Hauptmann zu sich runter. Der runzelte die Stirn, setzte sich aber mit langsamen Schritten in Bewegung.
05.04.2004, 18:16 #399
Estragon
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Die Stadt Khorinis #31 -
So arrogant und engstirnig wie eh und je. Estragon lächelte dünn. „Keineswegs, ich bin neu in der Stadt und wollte euch eine Frage stellen, wenn ihr es erlaubt…Heer.“ Das würde dem Innosler gefallen. Wenn man sie kraulte, wackelten sie mit ihren Schwänzen wie treudumme Hunde. Aber man musste vorsichtig sein, Es gab auch einige unter ihnen die clever waren. Wenige, eine Hand voll. Iwein gehört zu dieser Hand.
„Ich habe gerade diesen Galgen betrachtet. Ein wahrhaftig Respekteinflößendes Werkzeug der Rechtssprechung. Sicher oft im Einsatz in dieser Stadt. Denn die Zeit sind hart.“ Der Hauptmann sah stirnrunzelnd zu dem Galgen und dann wieder auf Estragon. Kalte Emotionslosigkeit in der Stimme des Fremden machte ihn wohl misstrauisch.
„Sagt mir eins, Herr. Wann ist dieses Ding das letzte Mal benutzt worden?“ Estragon wartete ab. Sein Gesicht war wie kaltes Eis, das Lächeln ohne jeden Humor. Die Gläser vor seinen Augen hatten begonnen, sich in helles grau zu wandeln.
05.04.2004, 18:42 #400
Estragon
Beiträge: 507
Die Stadt Khorinis #31 -
Estragon sah den Hauptmann aus stahlgrauen Augen an. Er empfand weder Mitleid noch Verständnis für ihn, Hilias oder der anderen Männer, die durch die Dämonenhände des Gehängten gelitten hatten.
Es waren Geschichten, die auf toter Erde lagen. „Ja, was weiß ich schon davon.“ sagte der Krautkauer langsam und zog einen Halm Estragon aus der Tasche und begann ihn zu kauen.
„Hilias...klingt, als wäre es ein hartes Stück Arbeit gewesen, ihn zu stellen. Wer konnte ihn am Ende überwinden?“
Mit gelassener Neugier betrachtete er Iwein trauriges Gesicht.
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